P 24_SPORTLICH Alles im Fluss <strong>Kampfsport</strong> <strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong>, <strong>Teil</strong> 4: Aikido Dojo und Hapkido Dojang <strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> Wer sich harte Kampftechniken für die Straße aneignen möchte, wird bei den Kampfkünsten Aiko do und Sh<strong>in</strong>son Hapkido enttäuscht. Denn sie werden als Wege der Harmonie verstanden. Dass sich e<strong>in</strong> fleißiger Schüler <strong>in</strong> jeder Lage selbst verteidigen kann, bleibt e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong>aspekt. Das P besuchte das Dojo und den Dojang <strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong>, den japanischen und koreanischen „Raum für den Weg“. Sich den Konflikten stellen – im Aikido Dojo Aikido entwickelte sich als „sanfte“ Kunst aus dem traditionellen japanischen Kampf. In engem Kon ta kt zum Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspartner werden Wurf- und Haltetechniken zu e<strong>in</strong>er langen Abfolge verkettet. Dabei hält der Verteidiger die direkte Bewegung des Angreifers an, <strong>in</strong>dem er sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e spiralförmige ablei - ten de Bewegung umwandelt. Diese Bewegung endet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Angriff se<strong>in</strong>erseits. So geht es h<strong>in</strong> und her – und die gegenseitigen Angriffe steigern sich stetig. Es entsteht e<strong>in</strong>e tänzerisch anmutende Sequenz, <strong>in</strong> der sich die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspartner abwechselnd als Angreifer und Verteidiger zeigen. Beide erfahren die Demut des Verlierens. Daraus entwickelt sich e<strong>in</strong>e Stärke, die das „Besiegen“ des Gegners unnötig werden lässt – er wird nicht auf die Matte geschickt, um damit den „Kampf“ zu beenden. „Wichtig ist es, dranzubleiben, den Kontakt her zustellen und zu halten, dem Konflikt nicht aus dem Weg zu gehen“, sagt Aikido-Meister<strong>in</strong> Anita Köhler. Die Darmstädter<strong>in</strong> ist Schüler<strong>in</strong> des hochrangigen französischen Großmeisters Christian Tissier. Inzwischen trägt sie den 5. Dan, den fünften schwarzen Gürtel. 1994 gründete Frau Köhler ihre eigene Schule, seit 2002 bef<strong>in</strong>det sich das Aikido Dojo <strong>in</strong> der Hügelstraße 75. Aikido als junge Form der Kampfkunst birgt viele Entwicklungsmöglichkeiten. Anita Köhler ergänzt ihr Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g beispielsweise mit Elementen des „Alle<strong>in</strong>übens“ aus der ch<strong>in</strong>esischen <strong>in</strong>neren Kampfkunst Baguazhang. Ch<strong>in</strong>esische Lehren wie „Das Buch des Wandels“ (I G<strong>in</strong>g) und „Die Kunst des Krieges“ (Sun zu) s<strong>in</strong>d ihr weitere Inspirationsquellen für e<strong>in</strong>en eigenen Stil. „Das Aikido me<strong>in</strong>es Meisters ist e<strong>in</strong>heitlich technisiert. Im Gegensatz dazu ermutige ich me<strong>in</strong>e Schüler, e<strong>in</strong>en eigenen <strong>in</strong>dividuellen Charakter zu entwickeln.“ Das ermöglicht auch älteren und sportlich nicht versierten Menschen Aikido auszuüben. Be g<strong>in</strong>nen kann man bereits mit sechs Jahren. Zusätzlich unterrichtet e<strong>in</strong> japanischer Schwertkampfmeister die Schüler des Dojo <strong>in</strong> Kenjutsu, den traditionellen Schwertkünsten. Dabei wird zu Beg<strong>in</strong>n mit Holzschwertern tra<strong>in</strong>iert. Erst später ziehen und schneiden die Schüler mit e<strong>in</strong>em scharfen Schwert, wofür e<strong>in</strong>e hohe Konzentration und absolute Präsenz nötig ist. Die Allgegenwärtigkeit des Todes und die Ause<strong>in</strong>andersetzung damit ist <strong>Teil</strong> der Lehre. Als studierter Philosoph vermittelt der Meister während des Unterrichts auch Aspekte der Kultur, des Geistes und der traditionellen Lehren des Landes der aufgehenden Sonne. Letztendlich führt Aikido zur Harmonisierung der Lebensenergien – der eigenen und der des Anderen. Wer sich körperlich e<strong>in</strong>em Konflikt stellt und auf der Matte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dialog mit e<strong>in</strong>em Gegner (oder Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspartner) tritt, lernt, dies auch im alltäglichen Leben auf geistiger Ebene zu tun. Erst umlegen, dann umarmen – im Hapkido Dojang Obwohl die Übersetzung des koreanischen Hapkido der des japanischen Aikido entspricht und sich die Philosophien sehr ähneln, wird die Harmonie im Hapkido mit anderen Techniken erstrebt. Re<strong>in</strong> sportlich gibt es zusätzlich Hand- und Fußtechniken wie Schläge und Tritte sowie Waffen, beispielsweise kurze und lange Stöcke. Auch die Bewegungsabläufe unterscheiden sich. Sie s<strong>in</strong>d zwar ebenfalls kreisförmig, jedoch kürzer und direkt zum Angreifer zurückführend, um den Kampf zu beenden. Zudem hat das Hapkido von Tieren <strong>in</strong>spirierte Formenläufe entwickelt. Alle<strong>in</strong> für sich tra<strong>in</strong>iert der Kämpfer zum Beispiel den Kranich- oder den Affentanz. 1983 eröffnete Großmeister Ko. Myong die erste Schule des von ihm entwickelten Sh<strong>in</strong>son Hapkido <strong>in</strong> der Liebigstraße <strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong>. Das ganzheitliche Konzept verb<strong>in</strong>det Kampfkunst mit Elementen des Zen und der asiatischen Naturheilkunde. Die Ziele s<strong>in</strong>d körperliche und geistige Gesundheit sowie e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftliches Zusammense<strong>in</strong> mite<strong>in</strong>ander und mit der Natur. Die Nähe des Großmeisters ist im Dojang allgegenwärtig. So werden e<strong>in</strong>erseits dessen Kurse und
Aikido: Ai = Harmonie, Ki = Lebensenergie, Do = Lebensweg Hapkido: Hap = Harmonie von Körper, Geist und Seele, Ki = <strong>in</strong>nere und äußere Kraft, Do = Weg SPORTLICH_P 25