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150 Jahre Sparkasse Vest Recklinghausen. Gut für die Region.

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Das Jubiläumsjahr<br />

Die Geschichte der <strong>Sparkasse</strong> im <strong>Vest</strong><br />

TreffpunkT<br />

ruhrfesTspiele<br />

9. März 2005<br />

Treffpunkt Ruhrfestspiele: Dr. Frank Hoffmann und Prof. Dr. Ferdinand Ullrich stellen das neue Ruhrfestspielprogramm 2005 vor.<br />

Aufruf zur Zeichnung einer<br />

Kriegsanleihe, hier der 6. vom<br />

März 1917.<br />

Trotz <strong>die</strong>ser Entwicklung hin zum Bankgeschäft wurde der Normalsparer nicht vergessen<br />

oder gar verdrängt. Im Gegenteil, mit besonderen Aktionen wie der Einführung<br />

des Schulsparens versuchten <strong>die</strong> <strong>Sparkasse</strong>n gerade auch den „kleinen Kunden“ an<br />

sich zu binden.<br />

Aber auch sonst tat man alles, um den Kunden den Zugang zur <strong>Sparkasse</strong> zu erleichtern.<br />

Die Kreissparkasse etwa machte nun aus ihren bisher nebenamtlich verwalteten<br />

Unterempfangsstellen in den anderen Orten des <strong>Vest</strong>es <strong>Recklinghausen</strong> noch vor<br />

Ausbruch des Ersten Weltkrieges hauptamtlich verwaltete Zweigstellen, <strong>die</strong> fortan<br />

jeden Tag <strong>für</strong> das Publikum geöffnet waren. 23<br />

Der Erste Weltkrieg markierte <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sparkasse</strong>n wie auch <strong>für</strong> alle anderen Institutionen<br />

und Lebensbereiche den Übergang in eine neue Zeit. Dabei ging man anfänglich<br />

eigentlich davon aus, daß sich nicht viel verändern würde. Eingedenk des schnellen<br />

Sieges über Frankreich im Krieg von 1870/71 gab es auch jetzt kaum Zweifel an einer<br />

kurzen bewaffneten Auseinandersetzung.<br />

Da Deutschland im Gegensatz zu den alliierten Mächten kaum auf ausländische Kredite<br />

zur Finanzierung des Krieges hoffen konnte und <strong>die</strong> eigens <strong>für</strong> einen solchen Fall<br />

nach der Auseinandersetzung von 1870/71 gehorteten Geld- und Goldreserven auch<br />

nicht ansatzweise ausreichten, borgte sich der deutsche Staat das notwendige Geld<br />

auf dem Weg der Anleihe. Das Reich war daran interessiert, möglichst viele Institutionen<br />

der Wirtschafts- und Finanzwelt, aber auch den normalen Bürger an <strong>die</strong>ser Politik<br />

zu beteiligen.<br />

Im Hinblick auf letztere spielten <strong>die</strong> <strong>Sparkasse</strong>n eine wichtige Rolle, denn gerade hier<br />

lag ein Großteil des Vermögens der „kleinen Leute“, denen alle Wege eröffnet werden<br />

sollten, sich mit ihrem „Vermögen“ einbringen zu können. Günstige Ratenzahlungen<br />

wurden angeboten, um z. B. den kleinsten Nennwert von 100 Reichsmark zeichnen<br />

zu können. Die Sparer machten von dem Angebot regen Gebrauch. Viele hoben ihr<br />

Erspartes von den Konten ab und investierten es in Kriegsanleihen. Erst gegen Ende<br />

des Krieges, als bei allen Beteiligten schon eine deutliche Kriegsmüdigkeit einsetzte<br />

und starke Zweifel auftraten, ob der Krieg überhaupt zu gewinnen sei, gingen <strong>die</strong><br />

Zeichnungsergebnisse zurück. 24<br />

Schulsparen<br />

Auf einer Kreislehrerkonferenz wurde durch den Schulrat Witte bereits 1907 angeregt, ein speziell auf Schüler zugeschnittenes<br />

Sparsystem zu schaffen. Eine führende Rolle spielte dabei der in <strong>Recklinghausen</strong>-Süd tätige Lehrer und<br />

spätere Schulleiter Pelster, der sich im März 1908 erstmals mit der Bitte um Unterstützung an <strong>die</strong> Verwaltung der<br />

Städtischen <strong>Sparkasse</strong> <strong>Recklinghausen</strong> wandte. Das von ihm entwickelte System sah innerhalb der Schule <strong>die</strong> Einrichtung<br />

einer Art Miniatursparkasse vor. An <strong>die</strong> Schüler wurden kleine Sparbücher ausgegeben, <strong>für</strong> <strong>die</strong> sie beim<br />

Lehrer Sparmarken kaufen und <strong>die</strong> sie dort einkleben konnten. Das Geld der Schulsparkasse wurde vom Lehrer auf ein<br />

<strong>Sparkasse</strong>nkonto eingezahlt, <strong>für</strong> das <strong>die</strong> Kasse einen bevorzugten Zins gewährte. Nach eingehender und kritischer<br />

Prüfung wurde das „System Pelster“ ab Anfang 1911 praktiziert.<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Sparkasse</strong>n, <strong>die</strong> selbst rund 85 Prozent der ihnen seit 1914 zufließenden<br />

Spargelder in Kriegsanleihen anlegten, bedeutete das Anleihegeschäft letztlich auch<br />

den Einstieg in das Wertpapierkommissions- und das Depotgeschäft. Dadurch bedingt<br />

bekam aber auch eine neue Dienstleistung, <strong>die</strong> den <strong>Sparkasse</strong>n schon seit 1905<br />

erlaubt war, immer mehr Gewicht, nämlich das Bereitstellen von „feuer- und <strong>die</strong>bessicheren<br />

Schrankfächern“, heute Schließfächer genannt, in denen Kunden ihre Papiere<br />

zur Aufbewahrung hinterließen. 25<br />

Im Krieg erhielten <strong>die</strong> <strong>Sparkasse</strong>n im Rahmen der Währungspolitik aber auch noch<br />

eine weitere wichtige Aufgabe. Sie wurden zu den Hauptsammelstellen <strong>für</strong> <strong>die</strong> noch<br />

im Umlauf befindlichen Goldmünzen, welche <strong>die</strong> Reichsbank zur Stabilisierung der<br />

zu einem Drittel durch ihre Goldreserven gedeckten Währung in ihren Besitz bringen<br />

mußte.<br />

Das böse Erwachen sollte mit Ende des Krieges eintreten. Sein Ausgang erlaubte es<br />

eben nicht, den Gegnern <strong>die</strong> Lasten der bewaffneten Auseinandersetzung aufzubürden;<br />

und letztlich war es auch <strong>die</strong> überstrapazierte Anleihepolitik, <strong>die</strong> im Verein mit<br />

anderen währungstechnisch leichtsinnigen Maßnahmen der Reichsbank den Keim <strong>für</strong><br />

eine inflationäre Entwicklung legte, <strong>die</strong> nach dem Krieg noch verheerendere Ausmaße<br />

annehmen sollte.<br />

Anteilschein <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

5. Kriegsanleihe.<br />

22<br />

23<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong>. <strong>Gut</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Region</strong>.

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