Beteiligte Ein vielbegehrtes Grundstück - Stadt Osnabrück
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<strong>Ein</strong> Bürgermahnmal<br />
Erinnern durch Beteiligung<br />
Mit Beteiligung der Bürgerschaft errichtet<br />
die <strong>Stadt</strong> <strong>Osnabrück</strong> 2004 ein Mahnmal am<br />
Ort des zerstörten jüdischen Gotteshauses.<br />
Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische<br />
Zusammenarbeit und weitere kulturpolitische<br />
Initiativen haben die vielfältigen Forderungen<br />
<strong>Osnabrück</strong>er Bürgerinnen und<br />
Bürger nach einem würdigen Gedenkort<br />
aufgegriffen und an die <strong>Stadt</strong> herangetragen.<br />
Das Mahnmal basiert auf einem Entwurf<br />
des Staatlichen Baumanagements <strong>Osnabrück</strong>.<br />
Der Entwurf eröffnet die Möglichkeit,<br />
das Mahnmal unter Beteiligung der<br />
Öffentlichkeit zu realisieren. Erfreulich war<br />
die große Bereitschaft <strong>Osnabrück</strong>er Unternehmen,<br />
Baumaterialien und verschiedene<br />
Sachleistungen bereitzustellen. Die Detailplanungen<br />
und maßgeblichen Arbeiten haben<br />
jedoch mit großem Engagement Schülerinnen<br />
und Schüler sowie Auszubildende<br />
übernommen.<br />
Engagement von jungen Menschen<br />
Die Fertigung der Fundamente und die<br />
Steinbearbeitung wurde von den Schülerinnen<br />
und Schülern der Berufsbildenden<br />
Schulen der <strong>Stadt</strong> an der Natruper Straße<br />
geleistet. Die Herausforderung, Kupferstäbe<br />
zu Drahtkörben, sogenannten Gabionen,<br />
zu verarbeiten, nahmen die Berufsbildenden<br />
Schulen des Landkreises an der Brink-<br />
straße an. Die Gabionen wurden mit Westerberg-Kalkstein<br />
befüllt, aus dem auch die<br />
Grundmauern der Synagoge bestanden.<br />
Die Ausbildungswerkstatt der Firma KM Europa<br />
Metal AG fertigte den gebrochenen<br />
Davidstern, der am Mahnmal und auf dem<br />
Bürgersteig angebracht ist. Auch die Bronzetafeln<br />
wurden hier geschnitten. Die Auszubildenden<br />
der Firma Wilhelm Karmann<br />
GmbH gravierten die Texte auf die Bronzetafeln<br />
und stellten den Zaun her. Dessen<br />
161 Stäbe stehen symbolisch für die 161<br />
ermordeten Juden aus <strong>Osnabrück</strong> und wurden<br />
individuell bearbeitet.<br />
Angehende Steinmetze der Betriebe Brüning<br />
Natursteine und Werner Paetzke waren<br />
bei dem Bau der <strong>Grundstück</strong>seinfriedung<br />
beteiligt und die Auszubildenden der<br />
Straßenbauerinnung <strong>Osnabrück</strong>-Emsland<br />
übernahmen die Pflasterarbeiten.<br />
<strong>Ein</strong>weihung<br />
Das Mahnmal wird am diesjährigen Gedenktag<br />
zur Pogromnacht, am 9. November<br />
2004, um 18.00 Uhr eingeweiht.<br />
Um 16.00 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung<br />
in der Aula des <strong>Osnabrück</strong>er<br />
Schlosses statt, die von den Berufsbildenden<br />
Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Osnabrück</strong> am<br />
Pottgraben gestaltet wird.<br />
Stimmen der beteiligten<br />
Schülerinnen, Schüler und<br />
Auszubildenden<br />
»Für mich wird durch die Arbeit am Mahnmal die<br />
Vergangenheit immer in Erinnerung bleiben und<br />
ich hoffe, dass es den Menschen, die dort vorübergehen,<br />
auch so gehen wird.«<br />
»Es war eine Ehre für mich, gemeinsam mit anderen<br />
an einem so wichtigen Projekt, das bestimmt<br />
eine halbe Ewigkeit dort stehen wird, zu<br />
arbeiten. Vielleicht werde ich einmal mit meinen<br />
Kindern dort vorbeigehen. Dann kann ich ihnen<br />
die Arbeit und die Geschichte erklären.«<br />
»Es ist ganz wichtig, sich über die Vergangenheit<br />
eine Meinung zu bilden, sie zu vertreten, Kritik<br />
zu üben und sich dafür einzusetzen, dass so etwas<br />
nicht noch einmal geschieht.«<br />
»Denk mal nach was hier passiert ist! Dieses Ereignis<br />
ist für die noch Lebenden aus dieser Zeit<br />
Erinnerung, für uns Jugendliche ist es Mahnung.«<br />
»Es macht Sinn, nach so langer Zeit zu gedenken,<br />
denn eine Zeit ist nie lang genug, um daraus<br />
zu lernen.«<br />
»<strong>Ein</strong> Mahnmal ist deshalb sinnvoll, weil so die<br />
Ereignisse der Reichspogromnacht ständig vor<br />
Augen sind. Durch dieses Mahnmal erhalten die<br />
Geschehnisse eine größere Präsenz. Die Deutschen<br />
müssen sich mit ihrer Vergangenheit auseinander<br />
setzen. Durch das Mahnmal kann ein<br />
Zeichen gegen Grausamkeit und Extremismus<br />
gesetzt werden.«<br />
»Ich finde das Projekt gut, weil man die Leute<br />
erinnern kann, dass manche Leute umsonst gestorben<br />
sind. Diese Menschen haben keinem<br />
etwas getan und trotzdem wurden sie ermordet.<br />
Das Denkmal sagt auch, dass wir die Menschen<br />
nicht vergessen haben.«<br />
»Das Projekt ist interessant. <strong>Ein</strong>e Firma hätte es<br />
schneller geschafft, aber wir lernen auch dadurch.<br />
Durch das Denkmal versucht man wenigstens,<br />
etwas von früher wieder gut zu machen<br />
und das finde ich gut.«<br />
»Die Friedensstadt <strong>Osnabrück</strong> zeigt auch mit diesem<br />
Projekt, dass für Faschismus kein Platz auf<br />
der Welt ist.«<br />
»Damit die Menschen nicht einfach so am Mahnmal<br />
vorbei laufen, möchte ich am liebsten den<br />
Stern als Stolperstern in den Fußweg einlassen.«<br />
»Da wir mit unseren 161 Stäben der 161 ermordeten<br />
Juden in <strong>Osnabrück</strong> gedenken, wollte ich<br />
eine besonders gute Arbeit abliefern. Bei der Anfertigung<br />
muss man zwar technische Anforderungen<br />
bewältigen, aber ich hatte auch vor Augen,<br />
wie sehr Menschen gelitten haben. Vor mir<br />
tauchten auch Bilder von Fanatikern des Terrorismus<br />
auf. In einen Stab habe ich bewusst<br />
Löcher geschossen. Jedes <strong>Ein</strong>schussloch ist ein<br />
Symbol für die Erschießung von unzähligen Menschen.<br />
In einem weiteren Stab habe ich das<br />
Schicksal dieser Menschen mit anderen Verarbeitungen<br />
zum Ausdruck gebracht.«<br />
»Wie gut, dass so viele Auszubildende sich freiwillig<br />
gemeldet haben, um die Stäbe für das<br />
neue Mahnmal zu produzieren: alles in Handarbeit<br />
und jeder Auszubildende gestaltete nach<br />
seinen eigenen Empfindungen seinen Stab. 161<br />
Stäbe stehen symbolisch für 161 ermordete Juden<br />
in <strong>Osnabrück</strong>. Es war sehr wichtig, dass wir<br />
uns so intensiv mit dieser Zeit befassen mussten,<br />
damit sich so etwas nie wiederholt.«