Informationstechnologie Wo steht die Schweiz?
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UBS outlook<br />
Impulse zur Unternehmensführung<br />
<strong>Informationstechnologie</strong><br />
<strong>Wo</strong> <strong>steht</strong> <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>?<br />
Analyse<br />
Informatik als<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
ab<br />
Ausblick<br />
Herausforderungen<br />
und Chancen<br />
Lösungen<br />
Finanzierung und<br />
Beratung
2<br />
Inhalt<br />
Editorial ..........................................................................................................................3<br />
Auf einen Blick ...............................................................................................................4<br />
Teil 1 – Analyse<br />
Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />
Die <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche ................................................................................................6<br />
IT-Cluster <strong>Schweiz</strong> .........................................................................................................10<br />
Börsenkotierte Technologiefirmen .................................................................................13<br />
Klein, aber innovativ .....................................................................................................14<br />
Teil 2 – Ausblick<br />
Herausforderungen und Chancen<br />
Zwischen Mainstreet, Tornado und Abgrund .................................................................16<br />
Exkursion ins Land der <strong>Schweiz</strong>er Software ...................................................................22<br />
Interview mit Ruedi Noser, Präsident ITCswitzerland ......................................................26<br />
Security .........................................................................................................................30<br />
Interview mit Stefan Arn ...............................................................................................32<br />
Teil 3 – Lösungen<br />
Finanzierung und Beratung<br />
Private Equity als alternative Finanzierungsform ............................................................36<br />
Banken und Informatik – eine Symbiose ........................................................................40<br />
Ansprechpartner für kleine und mittelgrosse Unternehmenstransaktionen ....................44<br />
UBS outlook<br />
Titelbild: Violess / Photocase<br />
www.ubs.com/outlook<br />
SAP-Nr.<br />
83418D-1201<br />
83418F-1201
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser<br />
Editorial<br />
Die <strong>Schweiz</strong> – ein IT-Player<br />
mit Gewicht<br />
Bei der Einführung neuer Technologien hat <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> im weltweiten Vergleich <strong>die</strong> Nase vorn.<br />
Denken wir nur an das <strong>Wo</strong>rld Wide Web, dessen Basis am CERN in Genf gelegt wurde, oder<br />
an den Token Ring, einen Standard für lokale Netzwerke, der von IBM-Spezialisten in Zürich<br />
entwickelt wurde: Die hiesigen Zentren für Forschung und Entwicklung bringen seit Jahren<br />
immer wieder bahnbrechende technische Neuerungen hervor.<br />
<strong>Schweiz</strong>weit sind derzeit über 16 000 Informatikfirmen aktiv, mit einem Talentpool, der sich<br />
aus 250 000 hoch qualifizierten IT-Spezialisten zusammensetzt. Zwei Drittel davon beschäftigen<br />
sich mit der Entwicklung massgeschneiderter Software-Programme, was unserem Land<br />
in Nischensegmenten wie Bioinformatik, digitalen Me<strong>die</strong>n, künstlicher Intelligenz oder Informationssicherheit<br />
eine herausragende Wettbewerbsposition verleiht.<br />
Natürlich ist <strong>die</strong>ses einzigartige Know-how auch den weltweit führenden IT-Firmen nicht verborgen<br />
geblieben. Aufgrund des unkomplizierten Zugangs zur Spitzentechnologie und der<br />
unternehmensfreundlichen Politik haben Branchenriesen wie Google, eBay, HP, Yahoo oder<br />
Sony <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu ihrem regionalen Hauptsitz erkoren.<br />
Die meisten ihrer Kunden sehen sich heute mit enormen Datenmengen konfrontiert, <strong>die</strong> sie speichern,<br />
verwahren und auswerten müssen. Neue, noch effizientere Lösungen auf <strong>die</strong>sem Gebiet<br />
verspricht das sogenannte Cloud Computing, auf welches schon heute gegen 5 Prozent der<br />
inländischen Informatik-Ausgaben entfallen. Dass <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> auch hier beste Chancen besitzt,<br />
sich an der Weltspitze zu etablieren, verdankt sie ihrer politischen Stabilität und einer lückenlosen<br />
Stromverfügbarkeit – zwei grundlegende Voraussetzungen für den zuverlässigen Betrieb<br />
von Datenzentren.<br />
Die Ausgangslage, in der sich <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> in Sachen IT-Entwicklung befindet, ist exzellent.<br />
Machen wir das Beste daraus!<br />
In <strong>die</strong>sem Sinn wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre<br />
Christine Novakovic,<br />
Leiterin Corporate & Institutional Clients<br />
UBS outlook 3
4<br />
Auf einen Blick<br />
Teil 1 – Analyse:<br />
Informatik als Schlüssel<br />
zum Erfolg<br />
Die <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />
Die Informatikindustrie ist eine<br />
Boombranche. Auch in der <strong>Schweiz</strong><br />
entwickelt sich <strong>die</strong> Branche überaus<br />
dynamisch. In keinem anderen<br />
Wirtschaftszweig hat <strong>die</strong> Beschäftigung<br />
in den letzten 20 Jahren so<br />
stark zugenommen.<br />
Seite 6<br />
Im Wettbewerb mit London<br />
und Berlin<br />
Als Standort renommierter Hochschulen<br />
und Wahlheimat von<br />
Unternehmen wie Google und<br />
IBM verfügt Zürich über eine solide<br />
Basis für einen IT-Cluster. Doch<br />
<strong>die</strong> Limmatstadt <strong>steht</strong> in harter<br />
Konkurrenz mit anderen europäischen<br />
Metropolen.<br />
Seite 10<br />
Erfolgreiche Nischenstrategie<br />
An der <strong>Schweiz</strong>er Börse wird das<br />
Segment der Telekom- und IT-<br />
Unternehmen von Swisscom<br />
dominiert. Doch im Schatten des<br />
nationalen Telekomriesen florieren<br />
auch kleinere, international<br />
erfolgreiche Nischenanbieter.<br />
Seite 13<br />
UBS outlook<br />
Teil 2 – Ausblick:<br />
Herausforderungen und Chancen<br />
für <strong>Schweiz</strong>er IT-Firmen<br />
Lebenszyklen in der Informatik<br />
Wie kaum ein zweiter Wirtschaftssektor<br />
unterliegt der IT-Markt dem<br />
Gesetz von Aufstieg, Verdrängung<br />
und Niedergang. Neue, bahnbrechende<br />
Technologien wie das sogenannte<br />
Cloud Computing sind<br />
für <strong>die</strong> Anbieter Risiko und Chance<br />
zugleich.<br />
Seite 16<br />
Die Zukunft von «swiss made»<br />
im IT-Bereich<br />
Werden <strong>Schweiz</strong>er Software-Anbieter<br />
wie Abacus, Appway, oder<br />
Netcetera nur als Nischenplayer<br />
überleben können? Oder haben<br />
sie das Potenzial, international erfolgreich<br />
zu sein?<br />
Seite 22<br />
Führend bei Datenzentren,<br />
App-Entwicklung und Security<br />
«Punkto Kreativität, Ideenreichtum<br />
und Motivation müssen wir<br />
uns nicht einmal vor Silicon Valley<br />
verstecken», sagt Branchenpräsident<br />
Ruedi Noser, einer der einflussreichsten<br />
<strong>Schweiz</strong>er IT-Unternehmer,<br />
im Gespräch mit UBS<br />
outlook.<br />
Seite 26<br />
Teil 3 – Lösungen:<br />
Finanzierung und Beratung<br />
Private Equity auf dem<br />
Vormarsch<br />
Gründer, Start-up-Firmen sowie<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) sehen sich oft mit der<br />
Herausforderung konfrontiert,<br />
Kapital zu beschaffen. Im Mittelpunkt<br />
<strong>steht</strong> dabei <strong>die</strong> Frage nach<br />
der geeigneten Finanzierungsform.<br />
Seite 36<br />
Banken und Informatik – eine<br />
Symbiose<br />
Eine Vielzahl von IT-Unternehmen<br />
unterstützt heute <strong>die</strong> Finanzindustrie<br />
bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.<br />
Umgekehrt ist aber auch jeder<br />
IT-Anbieter eine Firma, <strong>die</strong> in<br />
Sachen finanzielle Dienstleistungen<br />
ihre spezifischen Bedürfnisse hat.<br />
Seite 40<br />
Anlaufstelle für kleine und<br />
mittlere Dealmaker<br />
Bei Nachfolgeregelungen oder<br />
Firmenübernahmen sind KMU<br />
auf professionelle Unterstützung<br />
angewiesen. Zu <strong>die</strong>sem Zweck<br />
betreibt <strong>die</strong> UBS seit Mitte 2011<br />
in Zürich, Bern und Lausanne drei<br />
sogenannte «Transaction Advisory<br />
Hubs».<br />
Seite 44
Analyse<br />
Informatik<br />
als Schlüssel<br />
zum Erfolg<br />
Informatik als Schlüssel Thema<br />
Die Informatik boomt – auch<br />
in der <strong>Schweiz</strong>. Als Standort<br />
renommierter Hochschulen und<br />
Wahlheimat von Branchen riesen<br />
wie Google und IBM verfügt<br />
das Land über beste Voraussetzungen,<br />
um <strong>die</strong> rasante<br />
Entwicklung auf <strong>die</strong>sem Gebiet<br />
aktiv mitzugestalten. Der Strukturwandel<br />
in der IT-Branche<br />
wird sich zweifellos fortsetzen,<br />
was von den Unternehmen fortlaufend<br />
Anpassungen verlangt.<br />
Tendenziell werden es Hardware-Anbieter<br />
in der <strong>Schweiz</strong><br />
schwer haben, während kleine<br />
innovationsbasierte Software-<br />
Entwickler an Bedeutung gewinnen<br />
könnten.<br />
UBS outlook<br />
5
6<br />
Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />
Die <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />
Die Informatikindustrie entwickelt sich<br />
dank hoher Innovationsfähigkeit äusserst<br />
dynamisch. IT-Unternehmen gelten als<br />
wichtiger Motor des <strong>Schweiz</strong>er Wirtschaftslebens.<br />
Eine grosse Herausforderung<br />
bleibt der Strukturwandel, der sich<br />
innerhalb der Branche vollzieht. Die Erschliessung<br />
neuer Geschäftsfelder ist besonders<br />
wichtig.<br />
Die schwelende Schuldenkrise in Europa und<br />
<strong>die</strong> damit verbundene Unsicherheit haben sich<br />
auch auf <strong>die</strong> Geschäftslage in der Informatikindustrie<br />
niedergeschlagen. Während Griechenland<br />
oder Spanien 2011 mit einer Schrumpfung<br />
des IT-Marktes von 12 respektive 5% zu<br />
kämpfen hatten, erwies sich der <strong>Schweiz</strong>er<br />
IT-Markt hingegen als relativ robust. Dies liegt<br />
daran, dass <strong>die</strong>se Dienstleistungsbranche zu<br />
einem grossen Teil binnenorientiert ist und so<br />
durch <strong>die</strong> anhaltende Nachfrage im Inland<br />
gestützt wurde.<br />
Branche mit stärkstem Wachstum<br />
an Arbeitsplätzen<br />
Heute beschäftigt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />
72 000 Mitarbeiter. Dies entspricht einer Verdreifachung<br />
in den letzten 20 Jahren. Da viele<br />
Unternehmen eigene Informatikabteilungen<br />
unterhalten und <strong>die</strong>se Angestellten nicht als<br />
IT-Mitarbeiter erfasst werden, ist <strong>die</strong> Zahl der<br />
in der IT beschäftigten Personen tatsächlich<br />
viel höher. Insbesondere das Banken- und<br />
Versicherungswesen unterhält IT-Abteilungen<br />
mit schweizweit mehreren Tausend Arbeitsplätzen.<br />
In keiner anderen Branche wuchs <strong>die</strong><br />
Zahl der Beschäftigten im gleichen Zeitraum<br />
schneller. Der grosse Boom in der IT-Branche<br />
fand vor allem in den späten 1990er-Jahren<br />
statt, seither ist <strong>die</strong> Stellenzahl (auf Vollzeitstellen<br />
umgerechnet) im Nachgang der geplatzten<br />
Dotcom-Blase in der <strong>Schweiz</strong> wieder<br />
etwas gesunken. Der vorläufige Tiefpunkt<br />
wurde im Jahr 2003 erreicht; seither ist <strong>die</strong><br />
Beschäftigtenzahl kontinuierlich, wenn auch<br />
langsamer als in den 90er-Jahren gestiegen.<br />
Lediglich 2% der IT-Unternehmen sind Grossunternehmen.<br />
Die meisten IT-Unternehmen<br />
UBS outlook<br />
sind lokal tätig und beschäftigen weniger als<br />
zehn Mitarbeiter.<br />
Heute generiert <strong>die</strong> IT-Branche eine Bruttowertschöpfung<br />
von rund 14 Milliarden Franken,<br />
was 2,5% des gesamten Bruttoinlandsproduktes<br />
(BIP) entspricht. Wichtige Abnehmer<br />
sind <strong>die</strong> Verwaltung und <strong>die</strong> Sozialversiche -<br />
rungen. Durch <strong>die</strong> hohe Selbstversorgung fragen<br />
Finanzinstitute verhältnismässig wenig<br />
Informatik<strong>die</strong>nste nach. Gemessen an der Entwicklung<br />
der realen Bruttowertschöpfung in<br />
den letzten 30 Jahren gehört <strong>die</strong> IT-Branche<br />
mit einem Wachstum von 255% bei den Branchen<br />
im Dienstleistungssektor zu den Gewinnern.<br />
Nur <strong>die</strong> Unternehmen in der Nachrichtenübermittlung<br />
mit einem Wachstum von 460%<br />
und in der Forschung und Entwicklung mit<br />
260% sind im Beobachtungszeitraum stärker<br />
gewachsen.<br />
Abbildung 1<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Sibille Duss<br />
Ökonomin, UBS AG<br />
Zunahme der Beschä�igten in der IT-Branche am höchsten<br />
Beschä�igung in Vollzeitäquivalenten, indexiert 3. Quartal 1991 = 100<br />
0<br />
1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009<br />
Verkehr und Lagerei<br />
Telekommunikation<br />
Erbringung von Finanz- und<br />
Versicherungs<strong>die</strong>nstleistungen<br />
Erbringung von sonstigen<br />
wirtscha�lichen Dienstleistungen<br />
Gesundheits- und Sozialwesen<br />
Quellen: BfS, UBS<br />
Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie<br />
<strong>Informationstechnologie</strong> und Informations<strong>die</strong>nstleistungen<br />
Erbringung von freiberuflichen, wissenscha�lichen<br />
und technischen Dienstleistungen<br />
Erziehung und Unterricht<br />
Kunst, Unterhaltung und Erholung
«Der Frauenanteil in der IT-Branche verharrt bei einem Fünftel.<br />
Die grosse Lohnschere von 24% zwischen den Geschlechtern<br />
könnte ein Grund für <strong>die</strong>se Situation sein.»<br />
Unterschiedliche Herausforderungen<br />
und Tendenzen<br />
Die Informatikbranche ist ausserordentlich vielfältig.<br />
Selbst nach einer Unterteilung in <strong>die</strong> einzelnen<br />
Teilsegmente bleibt ein sehr heterogenes<br />
Bild. So gibt es im Software-Bereich einerseits<br />
<strong>die</strong> internationalen Schwergewichte, <strong>die</strong> ihren<br />
Hauptsitz in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> verlegt haben. Andererseits<br />
kennt <strong>die</strong> schweizerische Softwareindustrie<br />
weit über 10 000 kleinere Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> erfolgreich Software entwickeln.<br />
Im Markt für Hardware und für Consumer<br />
Electronics (TV, Video, Hi-Fi etc.) ist seit geraumer<br />
Zeit ein starker Preiszerfall zu beobachten.<br />
So leidet das Segment Consumer Electronics<br />
seit 2007 unter einem rückläufigen Gesamtumsatz,<br />
der heute auf dem Niveau von 2004<br />
liegt. Die Wechselkurssituation hat den Preisdruck<br />
zusätzlich verstärkt, indem Anbieter aus<br />
dem grenznahen Ausland den Konkurrenzdruck<br />
erhöhen. Neben Rentabilitätsherausforderungen<br />
unterliegt der Hardware-Markt zudem<br />
einem einschneidenden Strukturwandel.<br />
So macht sich etwa eine Abschwächung der<br />
Abbildung 2<br />
680<br />
580<br />
480<br />
380<br />
280<br />
180<br />
80<br />
Nachfrage nach PCs bemerkbar. Die Gründe<br />
dafür liegen unter anderem in der Verschiebung<br />
hin zu mobilen Geräten, indem Computer<br />
zunehmend durch Tablets und Smartphones<br />
ersetzt werden. Zudem bemühen sich Unternehmen<br />
vermehrt, Ausgaben in Infrastruktur-<br />
Hardware zu reduzieren, was das Geschäft mit<br />
Servern stagnieren lässt. Verstärkt durch <strong>die</strong><br />
schwelende Krise bleibt <strong>die</strong> Nachfrage insbesondere<br />
von wichtigen Abnehmermärkten wie<br />
der Bankbranche aus. Wachstum hingegen<br />
verspüren weiterhin <strong>die</strong> service- und softwarelastigen<br />
Segmente. Während Unternehmen in<br />
konjunkturell schwierigen Zeiten Investitionen<br />
in <strong>die</strong> Hardware oft aufschieben, sind Software-Lösungen<br />
nach wie vor gefragt. Viele<br />
Unternehmen sehen wohl gerade in der IT <strong>die</strong><br />
Möglichkeit, Kosten durch <strong>die</strong> Optimierung der<br />
Prozesse einzusparen. Auch erhoffen sie durch<br />
innovative IT-Lösungen Wettbewerbsvorteile<br />
zu generieren und sich von Konkurrenten abzuheben.<br />
Dabei stehen Business-Intelligence-<br />
Lösungen im Vordergrund. Von <strong>die</strong>sen Impulsen<br />
kann gleichermassen das Consulting profitieren.<br />
IT-Branche an dritter Stelle beim Wachstum der realen Bruttowertschöpfung<br />
Reale Bruttowertschöpfung, indexiert 1980 = 100<br />
1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007<br />
2010<br />
Grosshandel<br />
Gastgewerbe<br />
Banken<br />
Informatik<strong>die</strong>nste<br />
Quellen: BAK Basel, UBS<br />
Unternehmensbezogene Dienstleistungen<br />
Gesundheits- und Sozialwesen<br />
Detailhandel<br />
Nachrichtenübermittlung<br />
Versicherungen<br />
Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Unterrichtswesen<br />
Persönliche Dienstleistungen<br />
UBS outlook 7
8<br />
Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />
Ein anderer Wachstumstreiber ist das Cloud<br />
Computing, welches rasant wächst (siehe Artikel<br />
auf Seite 16). Viele Unternehmen sind heute mit<br />
riesigen Datenmengen konfrontiert, <strong>die</strong> sie speichern,<br />
verwahren und auswerten müssen. In der<br />
Nutzung von Cloud Services sehen sie eine Möglichkeit,<br />
Kosten einzusparen. Bis 2015 wollen<br />
65% der Unternehmen auf Cloud Computing<br />
umstellen. Cloud Computing allerdings setzt<br />
turnhallengrosse Rechenzentren voraus. Dass <strong>die</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> hier beste Voraussetzungen hat, sich als<br />
Land der Rechenzentren zu etablieren, liegt an<br />
der Stabilität und der lückenlosen Stromverfügbarkeit,<br />
welche <strong>die</strong> wichtigsten Elemente für<br />
Rechenzentren bilden.<br />
Fachkräftemangel nach wie vor akut<br />
Zwischen 5000 und 6000 freie Stellen in der<br />
IT-Branche, <strong>die</strong> monatlich auf Stellenportalen<br />
ausgeschrieben werden, sind ein Indiz dafür,<br />
dass <strong>die</strong> Branche seit geraumer Zeit unter akutem<br />
Fachkräftemangel leidet. Eine Beruhigung<br />
der Lage ist nicht in Sicht. Allein der demografische<br />
Wandel führt zu einer Reduktion des<br />
UBS outlook<br />
Arbeitskräfteangebots. Die starken Jahrgänge<br />
gehen ins Pensionsalter und gleichzeitig kommen<br />
<strong>die</strong> geburtenschwachen Jahrgänge ins<br />
Berufsbildungsalter. Entsprechend muss <strong>die</strong><br />
Branche vermehrt auf ausländische Arbeitskräfte<br />
zurückgreifen. 2010 wurde vom Bundesrat<br />
auf Verlangen der <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche das<br />
Einreisekontingent für Fachleute aus Nicht-EU-<br />
Ländern erhöht. Gemäss einer Stu<strong>die</strong> von ICT<br />
fehlen der <strong>Schweiz</strong> in fünf Jahren rund 32 000<br />
IT-Fachkräfte. Betroffen vom ausgetrockneten<br />
Personalmarkt sind insbesondere <strong>die</strong> Teilsegmente<br />
Software-Entwicklung und Consulting.<br />
Dass <strong>die</strong> Wirtschaft ihre Schmerzensgrenze<br />
allmählich erreicht hat, zeigt <strong>die</strong> zunehmende<br />
Bereitschaft der Betriebe, mittels Schaffung<br />
von Lehrstellen selber Personal auszubilden.<br />
Bis anhin hatten IT-Firmen nämlich nur geringe<br />
Anreize, das Nachwuchsproblem selbst anzupacken.<br />
Der organisatorische Aufwand wurde<br />
als zu hoch eingeschätzt und <strong>die</strong> Eignung des<br />
Betriebs für Auszubildende oftmals infrage<br />
gestellt. So kamen bis anhin lediglich 3,7 Lehrlinge<br />
auf 100 Fachpersonen, was deutlich<br />
Getty Images
unter dem schweizerischen Durchschnittswert<br />
von 5,4 liegt. In Zürich, dem Kanton mit den<br />
meisten IT-Stellen, hat <strong>die</strong> Zahl der Ausbildungsplätze<br />
2011 um beeindruckende 23%<br />
zugenommen. Dieser Trend ist als äusserst<br />
positiv zu werten. Denn Lehrstellen bilden<br />
oftmals <strong>die</strong> Basis für eine anschliessende höhere<br />
Berufsbildung oder einen Fachhochschulabschluss,<br />
was wiederum <strong>die</strong> Zahl der höher<br />
qualifizierten Fachkräfte steigen lässt.<br />
Was macht <strong>die</strong> Informatikausbildung bei<br />
jungen <strong>Schweiz</strong>ern so unattraktiv? Für <strong>die</strong><br />
Informatiklehre müssen ähnliche schulische<br />
Anforderungen erfüllt werden wie für das<br />
Gymnasium. Somit <strong>steht</strong> <strong>die</strong> Informatiklehre<br />
klar in Konkurrenz zum Maturitätsabschluss.<br />
Hinzu kommt, dass Frauen in der Informatikbranche<br />
stark untervertreten sind. Der Frauenanteil<br />
verharrt auf einem Fünftel. Die grosse<br />
Lohnschere von 24% zwischen Mann und<br />
Frau könnte ein Grund für <strong>die</strong>se Situation sein,<br />
doch lässt sich <strong>die</strong>s nicht nachweisen. Betrachtet<br />
man <strong>die</strong> Durchschnitts-Bruttolöhne der<br />
Informatikbranche insgesamt, so liegen <strong>die</strong>se<br />
mit 8456 Franken (2010) höher als in den meisten<br />
Branchen. 2011 sind <strong>die</strong> Löhne in der IT-<br />
Branche nominal um 2,5% angestiegen. Im<br />
gleichen Zeitraum verzeichnete der Dienstleistungssektor<br />
ein Wachstum von 1%.<br />
<strong>Wo</strong>hin bewegt sich <strong>die</strong> Informatikbranche?<br />
Die IT-Produkte und -Dienstleistungen sind für<br />
den heutigen Anwender immer weniger greifbar.<br />
Der Strukturwandel innerhalb der IT wird<br />
sich fortsetzen, was von den Unternehmen<br />
fortlaufend Anpassungen verlangt. Der Hardware-Bereich<br />
dürfte dabei ins Hintertreffen<br />
geraten, während kleine innovationsbasierte<br />
Unternehmen an Bedeutung gewinnen könnten.<br />
Insgesamt ist zu erwarten, dass <strong>die</strong> IT-<br />
Branche in Zukunft zusätzliche Wertschöpfung<br />
generiert und übergreifend auf andere Branchen<br />
auch dort Wachstums- und Effizienzimpulse<br />
setzt.<br />
Quellen: BFS, EITO, IDC, ZLI, Swico, ICTswitzerland<br />
Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />
UBS Photo Database<br />
UBS outlook 9
10<br />
Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />
IT-Cluster <strong>Schweiz</strong>: Im Wettbewerb<br />
mit London und Berlin<br />
Als Standort von Unternehmen wie Google<br />
und IBM sowie der ETH und der Universität<br />
verfügt Zürich über eine solide Basis für<br />
einen IT-Cluster. Dazu kommen <strong>die</strong> Finanzbranche<br />
und zahlreiche Start-ups, <strong>die</strong> eine<br />
wachsende Zahl von IT-Spezialisten beschäftigen.<br />
Die Limmatstadt <strong>steht</strong> aber in<br />
harter Konkurrenz mit anderen europäischen<br />
Metropolen.<br />
Die IT-Branche gehört zu den am schnellsten<br />
wachsenden Industrien und bietet in der<br />
<strong>Schweiz</strong> 72 000 Stellen an (auf Vollzeitbasis<br />
gerechnet). Die Arbeitsplätze sind regional sehr<br />
unterschiedlich verteilt. Die Abbildung zeigt<br />
den Anteil der Beschäftigung in der IT-Branche<br />
an der Gesamtbeschäftigung der jeweiligen<br />
Wirtschaftsregion. Es lassen sich klar zwei<br />
Cluster identifizieren, auf <strong>die</strong> zusammen über<br />
50 Prozent der Beschäftigung entfallen: der<br />
Informatik-Hub am Genferseebogen und <strong>die</strong><br />
Region Zürich.<br />
Zwei IT-Cluster<br />
Beschäftigungsanteil in der IT-Branche, in Prozent<br />
n ≤ 0,5%<br />
n ≤ 1,0%<br />
n ≤ 1,75%<br />
n ≤ 2,5%<br />
n > 2,5%<br />
Quellen: BFS, UBS<br />
UBS outlook<br />
Der Cluster um Zürich erstreckt sich über weite<br />
Teile des Kantonsgebiets, schliesst aber auch<br />
den Kanton Zug, <strong>die</strong> March im Kanton Schwyz<br />
und <strong>die</strong> angrenzenden Wirtschafts regionen des<br />
Kantons Aargau mit ein. Wir schätzen, dass im<br />
Gebiet um Zürich gegen 30 000 Personen im<br />
IT-Sektor beschäftigt sind. Der Grossteil <strong>die</strong>ser<br />
Informatiker erbringt Dienstleistungen für lokale<br />
Unternehmen. Eine zunehmend wichtige Rolle<br />
spielt aber auch <strong>die</strong> Beschäftigung in der Entwicklung<br />
von innovativen Anwendungen.<br />
Die enge Betrachtung der Kernbranche unterschätzt<br />
<strong>die</strong> in der Informatik tätigen Personen,<br />
denn viele Unternehmen ausserhalb der Informatikbranche<br />
verfügen über eine eigene IT-<br />
Abteilung, speziell in der Finanzindustrie, einem<br />
der grössten Nachfrager von Informatik<strong>die</strong>nstleistungen.<br />
So beschäftigen alleine UBS, Credit<br />
Suisse und ZKB hierzulande zusammen gegen<br />
10 000 Informatiker. Bezogen auf <strong>die</strong> Gesamtbelegschaft<br />
arbeitet im Durchschnitt jeder<br />
Elias Hafner<br />
Ökonom, UBS AG
«Technische Hilfsmittel erleichtern unseren Alltag – und Zürich<br />
mischt bei <strong>die</strong>ser Entwicklung vorne mit.»<br />
fünfte Mitarbeiter in der Informatik. Rechnet<br />
man <strong>die</strong>ses Verhältnis auf <strong>die</strong> gesamte Finanz-<br />
und Versicherungsbranche hoch, so ergibt <strong>die</strong>s<br />
schweizweit rund 40 000 zusätzliche Informatiker.<br />
Etwa <strong>die</strong> Hälfte davon dürfte im Cluster<br />
der Region Zürich tätig sein.<br />
Zürich als Innovationsstandort<br />
Bereits in den 1950er-Jahren entstand im<br />
Raum Zürich ein IBM-Forschungszentrum.<br />
Dieses gelangte vor allem in den 1980er-Jahren<br />
zu Ruhm, als zwei Mitarbeiter mit ihren Forschungsprojekten<br />
Physik-Nobelpreise erhielten.<br />
Doch leider hat es <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> in der Folge<br />
verpasst, im Zuge der Computerrevolution eine<br />
führende Rolle einzunehmen. Einen entscheidenden<br />
Schritt nach vorne konnte Zürich mit<br />
der Ansiedelung von Google im Jahre 2004<br />
tun. Das US-Unternehmen, das <strong>die</strong> weltweit<br />
meistbenutzte Suchmaschine entwickelt hat,<br />
unterhält in Zürich ihr bedeutendstes europäisches<br />
Forschungszentrum, wo mitunter entscheidende<br />
Beiträge für <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />
von YouTube-Anwendungen, Gmail oder<br />
Google Maps erarbeitet werden (siehe Box).<br />
Die Anwesenheit von grossen und bekannten<br />
Namen führt zu einer positiven Dynamik. Einerseits<br />
geben Google & Co. dem IT-Cluster Zürich<br />
ein Gesicht und erhöhen so den Anreiz für<br />
ausländische Talente, ihrerseits in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
zu kommen. Andererseits bilden <strong>die</strong> IT-Forschungszentren<br />
Mitarbeiter aus, <strong>die</strong> sich später<br />
oftmals selbstständig machen, indem sie ihre<br />
eigenen Start-ups gründen. Mögliche negative<br />
Folgen <strong>die</strong>ser Entwicklung sollten aber nicht<br />
ausser Acht gelassen werden: Die beschränkte<br />
Verfügbarkeit von Fachkräften – <strong>die</strong> besten<br />
unter ihnen werden meist von den Branchenführern<br />
absorbiert – erschwert es den kleinen<br />
Firmen, ihre Ideen umzusetzen. Auch macht<br />
sich Zürich zu einem bestimmten Grade abhängig<br />
von klingenden Namen, sodass der plötzliche<br />
Wegzug eines renommierten Anbieters<br />
unabsehbare Folgen für den IT-Standort Zürich<br />
mit sich bringen könnte. Es stellt sich somit <strong>die</strong><br />
Frage, wie sich <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> und der IT-Cluster<br />
Zürich im Speziellen am wirkungsvollsten ge-<br />
Karten, Notizen, Termine<br />
und Adressen<br />
Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />
Technische Hilfsmittel erleichtern unseren Alltag – und<br />
<strong>die</strong> Region Zürich mischt bei <strong>die</strong>ser Entwicklung vorne<br />
mit. Infolge der Übernahme des Kartenspezialisten<br />
Endoxon hat Google einen Teil der Entwicklung von<br />
Google Maps nach Zürich verlegt. Der neueste Clou<br />
ist <strong>die</strong> Einführung von Indoor Maps in der <strong>Schweiz</strong>,<br />
eine Anwendung, <strong>die</strong> bisher nur in den USA und in<br />
Japan verfügbar war. Anhand interaktiver Gebäudepläne<br />
soll <strong>die</strong> Orientierung in grossen Gebäuden, wie<br />
Einkaufszentren, erleichtert werden. Weitere Innovationen<br />
aus der Limmatstadt sind beispielsweise <strong>die</strong><br />
Adressbuchverwaltungs-Applikation von Connex.io,<br />
das Terminfindungswerkzeug Doodle oder das Online-Notizbuch<br />
Memonic der Zürcher Firma Nektoon<br />
AG. Letzteres macht es möglich, Texte, Bilder oder<br />
Notizen aus Internet-Recherchen online zu speichern,<br />
sodass später von überall her darauf zugegriffen werden<br />
kann.<br />
Dreamstime<br />
UBS outlook 11
12<br />
Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />
gen <strong>die</strong> internationale Konkurrenz wappnen<br />
kann.<br />
Internationalität als Treiber<br />
Sich direkt mit den USA zu vergleichen, macht<br />
unseres Erachtens nur beschränkt Sinn. Zu weit<br />
erscheint der technologische Vorsprung und zu<br />
unterschiedlich sind <strong>die</strong> Grössenverhältnisse,<br />
speziell wenn man das Silicon Valley heranzieht.<br />
Zürich sollte sich daher vermehrt mit der<br />
Konkurrenz in Europa messen.<br />
Zu den schweizerischen Standortvorteilen<br />
zählen <strong>die</strong> rechtliche und politische Stabilität,<br />
das tiefe Steuerniveau, <strong>die</strong> unternehmerfreundliche<br />
Umgebung und der Zugang zu Kapital.<br />
Nicht zuletzt beeinflussen aber auch <strong>die</strong> zentrale<br />
Lage in Europa und <strong>die</strong> hohe Lebensqualität<br />
– Attraktivitätsfaktoren für qualifizierte<br />
Arbeitskräfte – <strong>die</strong> Chancen der <strong>Schweiz</strong> bei<br />
der Standortwahl positiv. Regional bieten der<br />
Genferseebogen und der Raum Zürich mit<br />
ihren international renommierten technischen<br />
Hochschulen EPFL und ETH <strong>die</strong> besten Voraussetzungen<br />
für <strong>die</strong> Weiterentwicklung der hiesigen<br />
IT-Industrie. Immer wieder entspringen<br />
den Hochschulen sogenannte Start-ups oder<br />
Spin-offs – neu gegründete Firmen, deren Ziel<br />
es meist ist, Forschungsergebnisse kommerziell<br />
auszuwerten. Für <strong>die</strong> Informatikindustrie ist<br />
<strong>die</strong> ausgeprägte internationale Ausrichtung<br />
der nationalen Forschungsanstalten ein entscheidender<br />
Vorteil. Die technischen Hochschulen<br />
ziehen Talente aus der ganzen Welt<br />
an, was neue Lösungsansätze fördert, <strong>die</strong> aus<br />
dem Zusammenspiel von unterschiedlichen<br />
Denkweisen und dem Wissensaustausch zwischen<br />
verschiedenen Kulturen entstehen.<br />
Durch <strong>die</strong> Ansiedelung von grossen Namen<br />
besitzt Zürich darüber hinaus einen First-Mover-Vorteil.<br />
Doch <strong>die</strong> anderen Städte schlafen nicht. London<br />
gilt schon lange als europäisches IT-Zentrum,<br />
und seit geraumer Zeit wird in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang auch immer wieder Berlin<br />
genannt. Ein Vorteil <strong>die</strong>ser Standorte gegenüber<br />
Zürich be<strong>steht</strong> vor allem in deren grossem<br />
UBS outlook<br />
Heimmarkt. Aber auch andere Länder wie<br />
Dänemark, Estland oder Polen verfügen über<br />
einen entwickelten IT-Cluster. Speziell Osteuropa<br />
lockt mit einem wesentlich tieferen Lohnniveau<br />
als <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>. Dies verleitet Firmen<br />
dazu, arbeitsintensive Aufgaben im IT-Support<br />
von der <strong>Schweiz</strong> ins Ausland zu verlagern. Bei<br />
komplexeren und kapitalintensiveren Arbeiten<br />
spielen Salärkosten indes eine untergeordnete<br />
Rolle. So gab Google unlängst bekannt, dass<br />
das Lohnniveau für den Konzern kein entscheidendes<br />
Kriterium sei, was längerfristig für Zürich<br />
sprechen könnte. Dass sich andere Standorte<br />
entwickeln, muss auch nicht zwangsläufig<br />
gegen Zürich sprechen. Die IT-Industrie bietet<br />
genügend Platz für verschiedene Nischen.<br />
Die Konkurrenz zum Feierabendbier<br />
treffen<br />
Wichtig für den Erfolg von Zürich wird sein,<br />
dass <strong>die</strong> Nähe zwischen den bereits hier ansässigen<br />
Unternehmen genutzt wird und der<br />
Clustermechanismus richtig funktioniert. So<br />
sagte etwa Phil Libin, CEO von Evernote – eine<br />
amerikanische IT-Firma, <strong>die</strong> ihre Europazentrale<br />
kürzlich in Zürich aufgeschlagen hat –, in der<br />
NZZ über einen seiner grössten Mitbewerber:<br />
«Es wird klasse sein, nun in der gleichen Gegend<br />
zu arbeiten und effektiver miteinander zu<br />
kommunizieren, zum Beispiel beim Feierabendbier.»
Börsenkotierte Technologiefirmen<br />
An der <strong>Schweiz</strong>er Börse wird das Seg -<br />
ment der Telekommunikations- und<br />
IT-Firmen von Swisscom dominiert. Im<br />
Schatten des nationalen Telekomriesen<br />
findet man aber auch international führende<br />
Nischenanbieter wie den Computerzubehör-Anbieter<br />
Logitech oder den<br />
Finanzsoftware-Spezialisten Temenos.<br />
An der <strong>Schweiz</strong>er Börse kommt man bei Telekommunikations-<br />
und <strong>Informationstechnologie</strong>unternehmen<br />
nicht an Swisscom vorbei: Gemessen<br />
am Aktienmarktwert repräsentiert der<br />
<strong>Schweiz</strong>er Telekomriese gut drei Viertel aller<br />
kotierten Telekom- und IT-Unternehmen. Die<br />
aggregierten Umsätze der kotierten <strong>Schweiz</strong>er<br />
Technologiefirmen fielen in den vergangenen<br />
zehn Jahren um 24%, und <strong>die</strong> Nettomarge lag<br />
bei durchschnittlich 14%. Während Swisscom<br />
eine Aktie mit unterdurchschnittlicher Aktienkursbewegung<br />
ist, zählen <strong>die</strong> übrigen Aktien<br />
aus dem Bereich Telekommunikation und <strong>Informationstechnologie</strong><br />
zu den Aktienanlagen mit<br />
einer überdurchschnittlichen Volatilität (Schwankungsanfälligkeit).<br />
Ohne <strong>die</strong> 2004 verkaufte 95%-Beteiligung<br />
am deutschen Mobilfunkunternehmen debitel<br />
hätte Swisscom in den vergangenen zehn<br />
Jahren einen praktisch unveränderten Umsatz<br />
ausgewiesen. Wegen des Verkaufs der Beteiligung<br />
an debitel sank der Gruppenumsatz<br />
zwischen 2002 und 2011 aber um 21%. Auch<br />
sonst ist in den vergangenen Jahren viel passiert:<br />
Swisscom verlor seine Monopolposition<br />
und musste sich nicht nur der Konkurrenz<br />
stellen, sondern auch signifikanten technologischen<br />
Fortschritten. Heute kontrolliert Swisscom<br />
rund 65% des <strong>Schweiz</strong>er Telekommarktes<br />
und generiert solide Cashflows. Für Anlegerinnen<br />
und Anleger ist das Unternehmen eine<br />
Renditeperle ohne nennenswertes Wachstumspotenzial.<br />
Logitech wies seit der Gründung im Jahre<br />
1981 bis 2007 ein rasantes Wachstum auf.<br />
Um <strong>die</strong> Expansion zu finanzieren, gab das<br />
Unternehmen bis ins Jahr 2002 regelmässig<br />
neue Aktien aus. Obwohl Logitech in den<br />
letzten Jahren wichtige Branchentrends wie<br />
<strong>die</strong> Einführung von Touchscreens verpasste,<br />
gilt <strong>die</strong> Firma nach wie vor als Weltmarktführer<br />
bei kabellosen Peripherie geräten mit digitaler<br />
Funktechnik und arbeitet hart, um das Verpasste<br />
rasch nachzuholen. Der König der Computermäuse<br />
setzt gegenwärtig alles daran, <strong>die</strong><br />
Lancierung von innovativen Produkten zu beschleunigen<br />
und gleichzeitig seine Kostenbasis<br />
um 80 Mio. USD pro Jahr zu senken. Für Investorinnen<br />
und Investoren ist Logitech somit<br />
eine Wette auf einen neuerlichen Wachstumskurs<br />
und <strong>die</strong> Rückkehr zweistelliger Nettomargen<br />
wie vor 2008.<br />
1993 kaufte der emigrierte Grieche George<br />
Koukis eine kleine, ums Überleben kämpfende<br />
<strong>Schweiz</strong>er Firma. Zusammen mit Wagniskapitalpartnern<br />
entstand daraus <strong>die</strong> heutige Temenos.<br />
Eine ausgeprägte Wachstumsdynamik brachte<br />
<strong>die</strong> Gruppe ab 2008 im Bereich Bankensoftware<br />
an <strong>die</strong> Weltspitze. Trotz Spitzenmarktposition<br />
und der in Europa und den USA schwelenden<br />
Bankenkrise befindet sich Temenos nach wie vor<br />
auf Wachstumskurs: Mögliche Akquisitionen<br />
und Fusionen bleiben für <strong>die</strong> Firma weiterhin ein<br />
Thema. Temenos ist eine volatile Wachstumsaktie.<br />
Für risikofähige Anleger stellt das Papier<br />
eine Wette auf eine mittelfristige Erholung der<br />
Marktnachfrage für Finanzsoftware dar.<br />
Stefan R. Meyer<br />
Analyst, UBS AG<br />
Börsenkotierte Telekom- und <strong>Informationstechnologie</strong>firmen<br />
Marktsegment Börsen-<br />
kapitalisierung<br />
in Mrd. CHF<br />
Swisscom Telekom<strong>die</strong>nstleistungen<br />
Umsatzwachstum<br />
2002–2011<br />
Netto marge<br />
Median<br />
2004–2011<br />
19,2 – 21% 16,0%<br />
Logitech Computerzubehör 2,0 45% 5,8%<br />
Temenos Bankensoftware 1,2 183% 16,0%<br />
ams Halbleitertechnik 0,9 159% 13,2%<br />
Huber+Suhner Kommunikationstechnik 0,8 29% 7,0%<br />
Kudelski Sicherheitssysteme 0,7 123% 5,4%<br />
Ascom Kommunikationstechnik 0,3 – 79% 5,5%<br />
Quellen: FactSet, UBS<br />
Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />
UBS outlook 13
14<br />
Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />
Klein, aber innovativ<br />
Trotz seiner beschränkten Grösse nimmt<br />
der schweizerische IT-Markt im internationalen<br />
Vergleich eine einzigartige Stellung<br />
ein. Der Einsatz von Spitzentechnologie<br />
und <strong>die</strong> Rolle des Landes als Innovationsstandort<br />
verleihen der <strong>Schweiz</strong> eine führende<br />
Rolle.<br />
Gemäss Schätzungen des amerikanischen Beratungsunternehmens<br />
Gartner beliefen sich <strong>die</strong><br />
IT-Ausgaben von <strong>Schweiz</strong>er Firmen 2011 auf<br />
insgesamt 25 Mrd. US-Dollar, was gerade einmal<br />
1% der globalen IT-Ausgaben entspricht.<br />
Es verwundert nicht, dass <strong>die</strong> Nachfrage hauptsächlich<br />
aus den beiden hierzulande dominierenden<br />
Wirtschaftssektoren Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
und Gesundheitswesen stammt: Zusammen<br />
entfallen fast 33% der IT-Gesamtausgaben auf<br />
<strong>die</strong>se beiden Branchen, während der globale<br />
Durchschnitt bei lediglich 20% liegt. Trotz ihrer<br />
geringen Grösse ist <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> für <strong>die</strong> meisten<br />
globalen IT-Firmen ein wichtiger Zielmarkt, was<br />
hauptsächlich auf <strong>die</strong> hoch dotierten IT-Aufträge<br />
von hier ansässigen Grossunternehmen zurückzuführen<br />
ist. Die steigende globale Präsenz<br />
<strong>die</strong>ser Unternehmen hat unter anderem zur<br />
Folge, dass IT-Aufträge immer öfter auch auf<br />
deren ausländische Tochtergesellschaften ausgeweitet<br />
werden. Neben neuen Trends wie mobilen<br />
und «sozialen» Daten sowie Big Data bietet<br />
Cloud Computing, auf das bereits knapp 5%<br />
der inländischen IT-Ausgaben entfallen, in der<br />
<strong>Schweiz</strong> eine riesige Chance.<br />
Nicht nur in internationalen Innovations-Ranglisten<br />
belegt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> regelmässig den Spitzenplatz<br />
(z.B. Nummer eins des Global Innovation<br />
Index der INSEAD im Jahr 2011). Auch bei<br />
der Einführung neuer Technologien hat sie im<br />
weltweiten Vergleich <strong>die</strong> Nase vorn. Laut dem<br />
Global Information Technology Report 2012<br />
des <strong>Wo</strong>rld Economic Forum rangiert <strong>die</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> hinsichtlich der Bereitschaft zur Nutzung<br />
moderner Technologien (Technology<br />
Network Readiness) auf Platz fünf. Bei den<br />
meisten Kriterien, <strong>die</strong> in der Stu<strong>die</strong> untersucht<br />
wurden, schneidet <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> ebenfalls sehr<br />
gut ab (Einzelheiten dazu siehe Abbildung).<br />
UBS outlook<br />
Aufgrund des Einsatzes von Spitzentechnologie,<br />
ihrer führenden Kompetenz und der unternehmensfreundlichen<br />
Politik ist <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> ein<br />
wichtiger Standort für Forschung und Entwicklung<br />
und für den regionalen Hauptsitz zahlreicher<br />
internationaler Firmen wie eBay, HP,<br />
Yahoo, Sony und Alibaba. Ob das <strong>Wo</strong>rld Wide<br />
Web, das Rückgrat des Internets, das seine<br />
Ursprünge am CERN (Europäische Organisation<br />
für Kernforschung) in Genf hat, oder der Token<br />
Ring, ein Standard für lokale Netzwerke, der<br />
vom IBM Research in Zürich entwickelt wurde:<br />
Die <strong>Schweiz</strong>er Zentren für Forschung und Entwicklung<br />
haben als Pioniere bedeutende technische<br />
Innovationen hervorgebracht.<br />
Wie <strong>die</strong>se Beispiele belegen, hat <strong>die</strong> heimische<br />
IT-Branche einen massgeblichen Einfluss auf<br />
bestimmte bahnbrechende Entwicklungen im<br />
globalen Technologiesektor. Die <strong>Schweiz</strong> beherbergt<br />
fast 16 500 IT-Unternehmen mit einem<br />
ausserordentlich grossen Talentpool, der sich<br />
aus knapp 250 000 hoch qualifizierten und qualitätsbewussten<br />
Erwerbstätigen zusammensetzt.<br />
Nahezu 70% <strong>die</strong>ser Arbeitskräfte sind in der<br />
innovationsgetriebenen Softwarebranche tätig,<br />
was <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu einem starken globalen<br />
Mitbewerber in Nischensegmenten wie Bioinformatik,<br />
digitalen Me<strong>die</strong>n, künstlicher Intelligenz<br />
und Informationssicherheit macht.<br />
Rang der <strong>Schweiz</strong> im weltweiten Vergleich<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
5<br />
Network<br />
Readiness<br />
Quellen: WEF, UBS<br />
1<br />
2<br />
Mobilfunk- Verfügbarkeit Schutz des<br />
abdeckung modernster geistigen<br />
Technologien Eigentums<br />
3<br />
4<br />
Übernahme<br />
von Technologien<br />
durch<br />
Unternehmen<br />
Sundeep Gantori<br />
Analyst, UBS AG<br />
9 9<br />
PC-Dichte<br />
in Privathaushalten<br />
Internetanschluss<br />
in Privathaushalten<br />
17<br />
Priorisierung<br />
der IT<br />
durch <strong>die</strong><br />
Regierung
Ausblick<br />
Informatik als Schlüssel Thema<br />
Herausforderungen<br />
und Chancen<br />
Trotz ihrer beschränkten Grösse<br />
nimmt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />
im internationalen Vergleich<br />
eine einzigartige Stellung ein.<br />
Beim Aufbau und beim Betrieb<br />
von grossen Datenzentren etwa<br />
oder bei der Entwicklung innovativer<br />
Sicherheitslösungen<br />
zählt sie heute unbestritten zur<br />
Weltspitze. Wie kaum ein zweiter<br />
Wirtschaftssektor unterliegt<br />
<strong>die</strong> IT-Industrie allerdings dem<br />
Diktat des technischen Fortschritts.<br />
Neue, bahnbrechende<br />
Technologien wie das sogenannte<br />
Cloud Computing drängen<br />
auf den Markt. Für <strong>die</strong><br />
etablierten Anbieter stellt der<br />
permanente Wandel eine grosse<br />
Herausforderung dar, <strong>die</strong> aber<br />
gleichzeitig auch aussergewöhnliche<br />
Chancen bereithält.<br />
UBS outlook<br />
15
16<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
Zwischen Mainstreet, Tornado<br />
und Abgrund<br />
Die Informatikindustrie unterliegt ausgeprägten<br />
Lebenszyklen. Innovationen kommen<br />
in rascher Folge auf den Markt, setzen<br />
sich bei den Anwendern durch und werden<br />
nach und nach durch neue, noch leistungsfähigere<br />
Lösungen wieder verdrängt. Wie<br />
kaum ein zweiter Wirtschaftssektor unterliegt<br />
der IT-Markt dem Gesetz von Aufstieg,<br />
Verdrängung und Niedergang.<br />
Um eine Aktienempfehlung abzugeben oder<br />
Investitionen zu tätigen, ist es unabdingbar,<br />
einen Sektor und dessen Marktgrundlagen<br />
umfassend zu verstehen. Genauso ist es notwendig,<br />
zuerst zu ermitteln, wie <strong>die</strong> Dynamik<br />
und <strong>die</strong> weltweiten IT-«Kräfte» sich entwickelt<br />
haben, bevor man sich mit den Chancen<br />
befasst, <strong>die</strong> einzelne Softwarefirmen bieten.<br />
Noch wichtiger ist indes das Verständnis dafür,<br />
wie sich <strong>die</strong>se Kräfte in Zukunft entwickeln<br />
werden. Daher werden wir unsere<br />
Analyse <strong>die</strong>ses Sektors zunächst aus der Vogelperspektive<br />
beginnen, bevor wir uns ins<br />
Detail begeben, um uns mit den Namen und<br />
Chancen der einzelnen Unternehmen zu befassen<br />
(siehe nächsten Artikel). Bitte beachten<br />
Sie, dass <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Dokument erwähnten<br />
Unternehmen in privater Hand sind und Finanzdaten<br />
als solche nicht publiziert werden.<br />
Das macht das Ab geben von Softwareempfehlungen<br />
jeglicher Art schwierig. Trotzdem:<br />
Die durchschnittliche Lebenserwartung von<br />
Anwendersoftware liegt bei etwa zehn bis<br />
fünfzehn Jahren, und der grosse Upgradezyklus<br />
ist in den späten 1990ern aufgrund der<br />
Millenniums-Umstellung erfolgt. Was wir<br />
während der nächsten fünf Jahre sehen werden,<br />
ist höchstwahrscheinlich ein Trend in der<br />
Anwendungsmodernisierung, <strong>die</strong> durch Ersatz-<br />
und Erweiterungszyklen sowohl bei B2B-<br />
als auch B2C-Implementierungen vorangetrieben<br />
wird. Insbesondere der CRM-Markt<br />
(Customer Relationship Management) dürfte<br />
Software-Anbietern das grösste zusätzliche<br />
Ertragswachstum bieten. Dabei können sich<br />
<strong>Schweiz</strong>er Player sogar global etablieren<br />
und internationale Präsenz und Reputation<br />
erreichen.<br />
UBS outlook<br />
Kontinuierliche und diskontinuierliche<br />
Innovation<br />
Die Märkte florieren bei der Einführung innovativer<br />
Produkte, wenn <strong>die</strong>se das Kaufver halten<br />
vieler Konsumenten stimulieren, <strong>die</strong> das Interesse<br />
am bisherigen Sortiment verloren haben.<br />
In den meisten Industrien erfolgen <strong>die</strong>se Innovationen<br />
kontinuierlich. Um zum Beispiel <strong>die</strong><br />
Vorteile eines Neuwagens zu geniessen, muss<br />
ein Kunde <strong>die</strong>sen nur kaufen und auf der Autobahn<br />
fahren. Der Kunde nutzt also <strong>die</strong> bestehenden<br />
Standards und Infrastrukturen. Auch<br />
wenn Sie etwa ein neues Telefon erwerben,<br />
sind Sie in der Lage, es sofort zu benutzen.<br />
Doch von Zeit zu Zeit ermöglicht ein technologischer<br />
Durchbruch ein völlig neuartiges Angebot,<br />
und das ist, was man eine Diskontinuität<br />
von Innovationen nennt. Der erste Browser,<br />
das erste Tabellenkalkulationsprogramm oder<br />
der erste LTE-fähige, drahtlose Tablet-PC – all<br />
<strong>die</strong>se Produkte führten vollkommen neue und<br />
absolut unwiderstehliche Features ein. Um<br />
auch wirklich deren ganzen Funktionsumfang<br />
nutzen zu können, mussten <strong>die</strong> Anwender<br />
allerdings auf neue Technologien umstellen<br />
und eine neue Infrastruktur einführen, <strong>die</strong> mit<br />
der zu <strong>die</strong>ser Zeit vorherrschenden nicht kompatibel<br />
war. Das heisst, sie mussten einerseits<br />
selber einen Lernprozess durchlaufen, um mit<br />
den neuen Produkten umgehen zu können,<br />
und andererseits warten, bis alle Lieferanten<br />
von komplementären Produkten und Dienstleistungen<br />
auch ihren Teil des Gesamtsystems<br />
betriebsbereit hatten. Wer will schon für ein<br />
iPad mit LTE-Konnektivität bezahlen, wenn es<br />
von keinem Netz unterstützt wird? Oder für<br />
ein iPhone, wenn es dazu keine passenden<br />
Apps gibt? Das nebenstehende Diagramm,<br />
das in der Wirtschaftsliteratur weit verbreitet<br />
ist, bildet den Fortschritt der Entwicklung<br />
eines Hightechmarktes ab. Für <strong>die</strong> Erklärungen<br />
haben wir uns an Geoffrey A. Moore orientiert,<br />
dem Autor von «Crossing the Chasm»<br />
(«Die Überwindung des Abgrunds») und<br />
«Inside the Tornado» («Das Tornado-Phänomen»),<br />
denn unseres Erachtens zeichnen sie<br />
besser nach, wie IT-Märkte sich – stets von<br />
Neuem – entwickeln.<br />
Cesare Valeggia<br />
Analyst, UBS AG
«<strong>Schweiz</strong>er Player können sich im neuen Zyklus<br />
global etablieren und internationale Präsenz und<br />
Reputation erreichen.»<br />
Der Einführungsmarkt<br />
Der Tornado<br />
Quelle: «Das Tornado-Phänomen»<br />
Der<br />
Abgrund<br />
Die<br />
Bowlingbahn<br />
Der Einführungsmarkt<br />
Die erste kommerzielle Aktivität um eine diskontinuierliche<br />
Innovation wird von Technologieenthusiasten<br />
unterstützt und von visionären<br />
Kunden vorangetrieben. Zusammen verfolgen<br />
sie das Ziel, <strong>die</strong> neue Technologie einzusetzen,<br />
um radikale Änderungen zu ermöglichen, <strong>die</strong><br />
ihnen einen riesigen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />
allen anderen Unternehmen in ihrer<br />
Kategorie verschaffen. Folglich ist <strong>die</strong> Hauptcharakteristik<br />
<strong>die</strong>ser Marktentwicklungsphase,<br />
dass der Markt um <strong>die</strong> einzelnen Kunden und<br />
nicht um Marktsegmente herum aufgebaut<br />
wird. Visionäre Kunden wollen nicht zusammenarbeiten,<br />
um anderen Unternehmen in<br />
ihrem Wettbewerbsumfeld zu ermöglichen,<br />
in der neuen Technologie auf den neusten<br />
Stand zu kommen. Das Unternehmen, das <strong>die</strong><br />
diskontinuierliche Innovation einführt, bietet<br />
eine Gelegenheit, <strong>die</strong> Durchführbarkeit seiner<br />
Technologie mittels einiger massgeschneiderter<br />
Projekte unter Beweis zu stellen. Es ist keine<br />
Quelle von bedeutender Ertrags- oder Gewinngenerierung,<br />
und sobald das Proof-of-Concept-<br />
Ziel erreicht worden ist, steigen <strong>die</strong>se Unter-<br />
Die Mainstreet<br />
nehmen aus dem Einführungsmarkt aus und<br />
gehen zum Mainstream-Markt über. Hier zeigt<br />
sich ein Hindernis: <strong>die</strong> «Abgrund» genannte<br />
Phase.<br />
Der Abgrund<br />
Der Abgrund ist <strong>die</strong> natürliche Folge der entgegengesetzten<br />
Pole zwischen dem Visionär –<br />
der bewusst vor der Herde daherschreitet, mit<br />
dem Ziel, einen Wettbewerbsvorteil zu haben<br />
– und den Konservativen. Letztere beobachten<br />
lieber, ob ihre Pragmatiker-Kollegen Erfolg mit<br />
der neuen Technologie haben. Das innovative<br />
Produkt in den Einführungsmärkten hat auch<br />
<strong>die</strong> Aufmerksamkeit der etablierten Anbieter<br />
auf sich gezogen: <strong>die</strong> Pfründenbesitzer, welche<br />
<strong>die</strong> alte Technologie gefördert haben und grosses<br />
Interesse daran haben, den Status quo zu<br />
verteidigen. Sie streben sogar danach, sich<br />
zusammenzuschliessen, um den Eindringling zu<br />
vertreiben. Dazu säen sie Keime des Zweifels<br />
über das neue Angebot, indem sie sich zum<br />
Beispiel über <strong>die</strong> Unreife des Produkts und <strong>die</strong><br />
Unvollständigkeit der Integration lustig machen.<br />
Falls sich der Innovator nicht relativ<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
Die Elimination/<br />
der Verfall<br />
UBS outlook 17
18<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
schnell eine Marktposition sichern kann, wird<br />
er im Abgrund verschwinden. Dies war der<br />
Fall bei den stiftbasierten Computern oder<br />
beim Desktop-Videoconferencing in den frühen<br />
2000er-Jahren. In beiden Fällen waren<br />
<strong>die</strong> Produkte für <strong>die</strong> Visionäre nicht neuartig<br />
genug, <strong>die</strong> sich nur für diskontinuierliche Innovationen<br />
interessierten, und liessen <strong>die</strong> Pragmatiker<br />
kalt. In den meisten Fällen hielten sich<br />
<strong>die</strong> Produkte eine Zeit lang und generierten<br />
jedes Jahr mehr Kosten als Umsätze, bis <strong>die</strong><br />
Anbieter sie schliesslich einstellten.<br />
Die Bowlingbahn<br />
Die Bowlingbahn <strong>steht</strong> für den Teil der Marktpenetration<br />
innerhalb der Akzeptanzphase des<br />
Technologielebenszyklus. Sie grenzt an den<br />
Mainstream-Markt und damit gerade an <strong>die</strong><br />
andere Seite des Abgrunds, um genau zu sein.<br />
Die Bowlingbahn-Marktsegmente bauen sich<br />
typischerweise um Unternehmensfunktionen<br />
herum auf, deren Verantwortliche sich in einer<br />
Position befinden, in der sie einen fehlerhaften,<br />
missionskritischen Geschäftsprozess korrigieren<br />
müssen, und <strong>die</strong>s mit höchster Dringlichkeit.<br />
Wall-Street-Trader standen zum<br />
Beispiel stets unter Druck, schnellere und mit<br />
besserer Marktreaktion ausgestattete Handelssysteme<br />
zu finden, und setzten auf Lösungen<br />
von Sun Microsystems. Die Bowlingbahnphase<br />
ist damit der früheste Zeitpunkt, in dem ein<br />
Hightechunternehmen wirklich von einer Unternehmensfortführung<br />
ausgehen kann, denn<br />
zum ersten Mal kann auf <strong>die</strong> Unterstützung<br />
durch zugewandte Kunden und einen geschützten<br />
Platz im Markt gezählt werden. Einige<br />
<strong>die</strong>ser Innovationen bleiben allerdings in<br />
einem Nischenmarkt. Dies war der Fall bei<br />
Autodesk und parametrischer Technologie in<br />
CAD-Software für den Mechanikeinsatz oder<br />
einigen Finanzsoftwarefirmen wie Reuters, <strong>die</strong><br />
es niemals über <strong>die</strong> Nische hinaus brachten.<br />
Der Tornadomarkt<br />
Die Hyper-Wachstumsphase oder Tornadophase<br />
repräsentiert <strong>die</strong> Phase des Lebenszyklus,<br />
während der sich der Paradigmenwechsel<br />
überall zu manifestieren scheint, oder <strong>die</strong><br />
UBS outlook<br />
Phase, in welcher der Kaufwiderstand der<br />
Konservativen schliesslich zusammenbricht<br />
und sich alle beeilen, um en masse auf <strong>die</strong><br />
neue Technologie umzusteigen. Die im Frühstadium<br />
erreichten Wachstumsraten können<br />
für einen längeren Zeitraum gut über 100%<br />
pro Jahr betragen, denn jeder Lieferant in der<br />
Kategorie strebt danach, seine Kapazitäten<br />
hochzufahren, um von <strong>die</strong>sem aussergewöhnlichen<br />
Wachstum zu profitieren. Typischerweise<br />
gibt es von Anfang an einige zwingende<br />
Kandidaten für den Spitzenplatz, <strong>die</strong> alle<br />
sehr nahe beieinander liegen. Doch über kurz<br />
oder lang wird einer <strong>die</strong>ser Anbieter einen<br />
Spurt hinlegen und sich rasch einen Vorsprung<br />
gegenüber dem Rest des Mitstreiterfeldes<br />
verschaffen. Das waren <strong>die</strong> Microsofts,<br />
Intels, IBMs und Ciscos in den 90er-Jahren.<br />
Der Grund ist, dass der Markt verzweifelt<br />
Technologiestandards anstrebt, um <strong>die</strong> neuen<br />
Produkte über Schnittstellen in <strong>die</strong> existierende<br />
Systeminfrastruktur einzubinden. Wenn<br />
zum Beispiel jemand <strong>die</strong> Standarddatenbank<br />
hat, dann wollen alle Hardware- oder Software-Anbieter,<br />
dass <strong>die</strong>se auch auf ihren Systemen<br />
läuft. Und alle Kunden möchten sie<br />
kaufen, weil ihre Systeme mit dem künftigen<br />
Release all <strong>die</strong>ser Unternehmen kompatibel<br />
sein werden. Als zum Beispiel IBM den Grossrechnerkampf<br />
gewann, war <strong>die</strong> Position des<br />
«Blauen Riesen» gegenüber dem Feld der<br />
Konkurrenten, dem «BUNCH» (Burroughs,<br />
Univac, NCR, Control Data und Honeywell),<br />
dermassen überflügelnd, dass IBM nie mehr<br />
in Bedrängnis kam. Das war nicht allein das<br />
Ver<strong>die</strong>nst von IBM, sondern lag auch daran,<br />
dass so viele Unternehmen involviert waren,<br />
dass es schlicht nicht infrage kam, <strong>die</strong> Position<br />
von IBM zu schwächen: all <strong>die</strong> Softwarefirmen,<br />
unterstützenden Hardwareanbieter und<br />
Berater sowie all jene Kunden, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong><br />
Systeme 360 und 370 gesetzt und jeden Programm-code<br />
in einige andere Standards konvertiert<br />
hatten. Eines nach dem anderen stiegen<br />
<strong>die</strong> «BUNCH»-Unternehmen aus dem<br />
Markt aus oder verschwanden gänzlich, wie<br />
im Falle von UNISYS (dem Merger zwischen<br />
Burroughs und Univac).
«Für <strong>die</strong> Geschäftsführer von IT-Firmen oder etablierten Unternehmen<br />
ist es der Ersatzeffekt, der sie am meisten beunruhigt.»<br />
Die Mainstreet<br />
Da <strong>die</strong> Zeit nicht stehen bleibt, wird <strong>die</strong> Produktkategorie<br />
schliesslich den Mainstream<br />
erreichen und <strong>die</strong> Penetrationsrate entlang<br />
der «S»-Kurve ansteigen. Während <strong>die</strong>ser<br />
Phase beginnen sich Technologieaktien wie<br />
<strong>die</strong>jenigen anderer Branchen zu verhalten, wie<br />
wir es anlässlich der grossen Herabstufung<br />
des IT-Sektors in <strong>die</strong>sem Jahr gesehen haben.<br />
Wie ein Mikroprozessor in einem PC wird <strong>die</strong><br />
Technologie jetzt im Produkt konstruiert. Die<br />
Marktteilnehmer sorgen sich dabei weniger<br />
um Marktakzeptanz und Normen; das Ziel<br />
der Übung be<strong>steht</strong> lediglich darin, an den<br />
anfänglichen Standards einige Variationen<br />
oder kleinere kosmetische Änderungen vorzunehmen,<br />
um das Umsatzwachstum zu erhöhen.<br />
Ein gutes Beispiel für ein solches Vorgehen<br />
ist Microsoft Vista: Es braucht nur eine<br />
minime Variation – klein genug, um von Kunden<br />
und Partnern akzeptiert zu werden, und<br />
gleichzeitig ausreichend, um Chaos bei aufstrebenden<br />
Konkurrenten anzurichten, welche<br />
<strong>die</strong> totale Angleichung zu erreichen versuchten.<br />
Dabei gilt es zu beachten, dass der Grossteil<br />
der Erträge und Gewinne erzeugt wird,<br />
lange nachdem <strong>die</strong> Technologie völlig assimiliert<br />
worden ist.<br />
Die Elimination/der Verfall<br />
Wie alles im Leben endet auch <strong>die</strong> Mainstreet-Phase.<br />
Die Strategie der kleinen Variationen<br />
kann nicht auf ewig halten, besonders<br />
in einer Welt, <strong>die</strong> gekennzeichnet ist von<br />
einem steigenden Bedarf an Performance,<br />
einer Reduktion des Betriebsaufwands und<br />
eines sich verändernden Kundenverhaltens.<br />
Das erklärt, warum Microsoft <strong>die</strong> Grösse und<br />
Bedeutung des Internet-Marktes unterschätzt<br />
hat oder warum es für Intel eine Herausforderung<br />
war, im Mobilfunkgeschäft gegen <strong>die</strong><br />
ARM-Architektur (Advanced Risk Machines)<br />
anzutreten.<br />
Die Elimination einer Kategorie beginnt allerdings<br />
üblicherweise dann, wenn eine alternative,<br />
verdrängende Technologie in den Tornado<br />
vordringt. Michael E. Porter, der Autor von<br />
«Competitive Advantage» («Wettbewerbsvorteile»),<br />
hat den Begriff der «Bedrohung<br />
durch Ersatzprodukte» geprägt, womit der<br />
Angriff auf <strong>die</strong> Produktkategorie gemeint<br />
ist, der nicht von innen kommt, sondern vom<br />
Markt ausserhalb. Wie einleitend erwähnt,<br />
geschieht <strong>die</strong>s im Hightechsektor durch<br />
diskontinuier liche Innovation und ist ein relativ<br />
häufiges Phänomen. UNIX-Server haben proprietäre<br />
Minicomputer verdrängt, <strong>die</strong> ihrerseits<br />
zuvor proprietäre Grossrechner als dominierende<br />
Serverplattform verdrängt hatten.<br />
«Wintel»-Server (also Server, <strong>die</strong> Intel-kompatible<br />
Prozessoren mit Microsoft Windows<br />
verwenden) haben dann <strong>die</strong> UNIX-Server ersetzt.<br />
Für <strong>die</strong> Geschäftsführer von IT-Firmen<br />
oder etablierten Unternehmen ist es der Ersatzeffekt,<br />
der sie am meisten beunruhigt.<br />
Es überrascht daher nicht, wenn Andrew<br />
S. Grove, Mitbegründer und ehemaliger CEO<br />
von Intel, in seiner Autobiografie feststellt:<br />
«Nur <strong>die</strong> Paranoiden überleben.»<br />
Der Aufstieg des Cloud Computing<br />
Im Laufe der 1990er-Jahre wurden Personal<br />
Computer (PCs) immer leistungsfähiger. Die<br />
Arbeit und <strong>die</strong> Aufgaben, zu denen früher nur<br />
Server oder Grossrechner fähig waren, wurden<br />
fortan mit PCs erledigt. Folglich begannen<br />
<strong>die</strong> Software-Lieferanten, Anwendungen zu<br />
ent wickeln, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Verarbeitung zwischen dem<br />
PC (Client) und dem Server aufteilen konnten.<br />
Solche Architekturen wurden Client-Server-<br />
Datenverarbeitungsarchitekturen genannt.<br />
SAP, eine frühere Grossrechnersoftwarefirma,<br />
nutzte <strong>die</strong>se Entwicklung aus, indem sie sich<br />
neu erfand und der dominierende Anbieter<br />
von Client-Server-Anwendungen wurde. Oracle<br />
erwarb eine Handvoll Anwendersoftwareunternehmen,<br />
deren Produkte sich noch heute<br />
verkaufen. Der Verkauf von Software in Client-<br />
Server-Architekturen ist beschwerlich, denn <strong>die</strong><br />
Software-Lieferanten müssen ihre Anwendungen<br />
an <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse jedes Kunden<br />
anpassen. Anwendersoftware muss auf jedem<br />
Desktop installiert werden, was <strong>die</strong> Zahl<br />
der Benutzer, <strong>die</strong> davon profitieren können,<br />
beschränkt und <strong>die</strong> Wartungskosten erhöht.<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
UBS outlook 19
20<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
Daher verzeichneten <strong>die</strong>se Software-Lieferanten<br />
ein ansehnliches Wachstum und wurden<br />
sehr profitabel, indem sie im Voraus Lizenzgebühren<br />
für ihre Software verlangten und<br />
jährliche Wartungskosten für technische<br />
Unterstützung in Rechnung stellten. Sie waren<br />
bedeutende Nutzniesser des Client-Server-<br />
Modells.<br />
Mit der verbreiteten Nutzung des Internets<br />
und der weiten Verfügbarkeit von schnellen<br />
Breitbandanschlüssen wurden vermehrt Applikationen<br />
für <strong>die</strong> Verwendung über das Internet<br />
programmiert, wobei ein grösseres Publikum<br />
angesprochen wurde. Es war auch ein Ver<strong>die</strong>nst<br />
von Google Apps und Salesforce.com,<br />
dass solche Anwendungen entwickelt werden<br />
konnten. Viele erfolgreiche Anwendungen wie<br />
Facebook oder das Cloud-basierte Gmail zielen<br />
auf den Verbrauchermarkt ab. Aber es gibt<br />
auch eine Reihe von On-Demand-Software-<br />
Applikationen für den Unternehmensmarkt.<br />
Zum Beispiel bietet Netsuite Enterprise-<br />
Resource-Planning-Funktionen (ERP) wie Buch-<br />
UBS outlook<br />
haltung, Verkauf und Inventarverwaltung sowie<br />
E-Commerce an, während Salesforce.com<br />
Customer-Relationship-Management-Anwendungen<br />
(CRM) anbietet. Solche Dienste werden<br />
über das Internet von Shared-Servern in<br />
Datencentern, als «Clouds» bekannt, erbracht,<br />
<strong>die</strong> von Google, Microsoft, Amazon und anderen<br />
Dritten betrieben werden. Diese Anwendungen<br />
beseitigen einen Grossteil des Bedarfs<br />
an Client-Software und reduzieren damit <strong>die</strong><br />
im Voraus zu bezahlenden Lizenz-, Implementierungs-<br />
(durch Bündelung der verschiedenen<br />
Softwarelizenzen) und Wartungskosten. Da<br />
<strong>die</strong> Kunden normalerweise nur für <strong>die</strong> effektive<br />
Nutzung zahlen, müssen sie nicht im<br />
grossen Stil in Hardware und Ausstattung<br />
investieren. In der Tat sind sich <strong>die</strong> Anwender<br />
üblicherweise nicht des Typs der Infrastruktur<br />
bewusst, <strong>die</strong> eingesetzt wird, um <strong>die</strong> gewünschte<br />
Dienstleistung zu erbringen. Sie<br />
nehmen nur <strong>die</strong> Anwendungen wahr, <strong>die</strong> sie<br />
erwerben wollen, denn <strong>die</strong>se werden einfach<br />
über das Internet – das Kernstück der Cloud –<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Dreamstime
«Viele Unternehmen erachten das Arbeiten von zu Hause aus oder<br />
unterwegs als Teil ihrer erweiterten Organisationskultur.»<br />
Während fast jeder Anbieter anerkennt, dass<br />
<strong>die</strong> Daten in der Cloud Eigentum des Kunden<br />
sind, machen sich IT-Chefs immer noch Sorgen<br />
darüber, wie sicher <strong>die</strong> Daten jenseits der<br />
Unternehmensfirewall sind. Zudem bezweifeln<br />
sie, dass es einfach wäre, ihre Daten aus einer<br />
Cloud zurückzuziehen, falls sie es vorziehen<br />
sollten, <strong>die</strong>se wieder inhouse zu speichern<br />
oder auf ein konkurrenzfähigeres Angebot<br />
umzusteigen.<br />
Angesichts des weiterhin wahrgenommenen<br />
Mangels an Kontrolle und der Bedenken, dass<br />
<strong>die</strong> Nutzungsgebühren anwachsen oder sich<br />
im Laufe der Zeit ändern könnten und eine<br />
Vermischung der Daten erfolgt, dürfte <strong>die</strong><br />
Akzeptanz von Cloud-Diensten bei den grossen<br />
Unternehmen unseres Erachtens limitiert<br />
bleiben. Auch wenn <strong>die</strong> Infrastrukturen von<br />
Amazon, Google und Salesforce.com nun<br />
schon seit Jahren laufen, be<strong>steht</strong> immer noch<br />
Besorgnis um deren Zuverlässigkeit, falls solche<br />
Systeme zeitweilig ausfallen sollten, sowie<br />
um <strong>die</strong> Fähigkeit der Systemadministratoren,<br />
Probleme sofort zu beseitigen.<br />
Die Kontrolle über ein Datencenter zu haben,<br />
kann sich als vorteilhafter erweisen, besonders<br />
für missionskri tische Anwendungen. Es ist<br />
damit wahrschein licher, dass grosse Organisationen<br />
wie Finanz<strong>die</strong>nstleistungsunternehmen<br />
anfangen werden, ihre eigenen, privaten<br />
Cloud-Infrastrukturen aufzubauen, <strong>die</strong> ihnen<br />
mehr Kontrolle über <strong>die</strong> ganze Systemumgebung<br />
erlauben, und später einige der bewährten<br />
Anwendungen auf einen externen Cloud-<br />
Betreiber migrieren.<br />
Trotzdem, nach Jahren enger werdender<br />
Korrelationen des Absatzes von Anwendersoftware<br />
mit dem BIP-Wachstum, dem Einkaufsmanagerindex<br />
(PMI) und der Beschäft igungs<br />
quote im Anschluss an das Platzen der<br />
Internet-Blase beginnen sich <strong>die</strong> Trends nun<br />
allmählich zu entkoppeln, wobei <strong>die</strong> Ausgaben<br />
für Unternehmenssoftware oder <strong>die</strong> gesamte<br />
IT <strong>die</strong> Konjunkturindikatoren bei Weitem<br />
überflügeln. Tatsächlich war 2011 für viele<br />
führende Anbieter ein starkes Jahr mit Blick<br />
auf <strong>die</strong> Anwendersoftwareausgaben, trotz der<br />
Kreditkrise in Europa, der erhöhten Arbeitslosigkeit<br />
in den Vereinigten Staaten und dem<br />
Erdbeben in Asien, denn sie verzeichneten<br />
gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzwachstum<br />
im zweistelligen Bereich. Wir gehen daher<br />
davon aus, dass viele Geschäftsführer ein grosses<br />
Bedürfnis haben, den Umsatz zu erhöhen,<br />
um <strong>die</strong> Zielvorgaben zu erfüllen, <strong>die</strong> Wartungskosten<br />
zu reduzieren und <strong>die</strong> Unflexibilität<br />
<strong>die</strong>ser älteren Systeme drastisch zu reduzieren<br />
und gleichzeitig eine Differenzierung über eine<br />
Anwendungsmodernisierung zu erreichen.<br />
Zudem erachten <strong>die</strong> Top-Manager <strong>die</strong> Volatilität<br />
im neuen Wirtschaftsumfeld als ihr grösstes<br />
Problem. Besonders im Zusammenhang<br />
mit komplexeren, schnelleren Bearbeitungszyklen<br />
wie Orders-to-Cash und Procure-to-Pay<br />
sowie Supply-Chain-Management wird eine<br />
Investition in Software zu einer Notwendigkeit.<br />
Die zunehmende Beliebtheit und Leistungsfähigkeit<br />
mobiler Geräte hat jüngst von<br />
den Erfolgen der Smartphone-Anbieter profitiert,<br />
das Mobile-Computing-Paradigma in<br />
Richtung einer «Consumerization» der IT neu<br />
zu definieren.<br />
Consumerization ist <strong>die</strong> Tendenz, dass sich<br />
IT-Produkte zuerst im Konsumentenlager<br />
durchsetzen, um sich dann in Unternehmen<br />
und Regierungsorganisationen auszubreiten.<br />
Die Mitarbeitenden wollen <strong>die</strong> neuen Geräte<br />
auch bei der Arbeit benutzen, und das Unternehmen<br />
muss bestehende Informationsressourcen<br />
einführen und in einer sicheren Weise<br />
zur Verfügung stellen. Viele Unternehmen<br />
erachten das Arbeiten von zu Hause aus oder<br />
unterwegs als Teil ihrer erweiterten Organisationskultur.<br />
Bald müssen <strong>die</strong> Anwendungen<br />
notwendigerweise umdefiniert werden, um<br />
dem zunehmenden Bedarf an Flexibilität und<br />
Mobilität Rechnung zu tragen; dabei gilt es,<br />
<strong>die</strong> Lebenszyklusmuster vieler Anwendungen<br />
zu überdenken.<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
UBS outlook 21
22<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
Exkursion ins Land der<br />
<strong>Schweiz</strong>er Software<br />
Angesichts der tief greifenden Umwälzungen<br />
im Informatiksektor stellt sich <strong>die</strong><br />
Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit von<br />
<strong>Schweiz</strong>er Software-Anbietern. Werden<br />
<strong>die</strong>se nur als Nischenplayer für spezifische<br />
Anwendungen oder innerhalb einer begrenzten<br />
Marktregion überleben können?<br />
Oder haben sie das Potenzial, international<br />
erfolgreich zu sein (und <strong>die</strong> Tornado-<br />
Stufe zu erreichen, siehe Artikel Seite 16)?<br />
Rückblickend war <strong>die</strong> Präsenz der <strong>Schweiz</strong>er<br />
IT auf globaler Ebene nicht sehr bedeutend.<br />
So konnte kein <strong>Schweiz</strong>er Unternehmen, mit<br />
Ausnahme von Logitech, in Silicon Valley eine<br />
Präsenz aufbauen, und keines von ihnen war<br />
eine Softwarefirma. Dennoch wurde hin und<br />
wieder ein sehr überzeugendes Start-up übernommen,<br />
wie im Falle von Day Software, das<br />
von Adobe erworben wurde. Das Bild ist nicht<br />
viel eindrücklicher, wenn wir den Radius auf<br />
ganz Europa erweitern. Mit Ausnahme von vor<br />
allem SAP und Software AG konnte es keine<br />
europäische Softwarefirma mit den US-Blue-<br />
Chips aufnehmen. Warum aber ist das so?<br />
«Swiss Made Software – das Buch, Vol. I»<br />
sprach <strong>die</strong>ses Thema 2011 bereits an und erklärte,<br />
warum US-Softwarefirmen einen Wettbewerbsvorteil<br />
gegenüber <strong>Schweiz</strong>er und<br />
europäischen Firmen haben. Einige Aspekte,<br />
welche <strong>die</strong> Autoren in dem Buch erwähnten,<br />
möchten wir hier gerne wiedergeben. Zuallererst<br />
gibt es im Silicon Valley sehr viele Elite-<br />
Akademiker, <strong>die</strong> an den renommierten Universitäten<br />
Stanford und Berkeley stu<strong>die</strong>rt haben.<br />
Kulturell bedingt wollen nicht sehr viele Informatiker<br />
für ein Start-up in unseren Breitengraden<br />
arbeiten, besonders wenn sie einen «sichereren»<br />
Job innerhalb einer IT-Abteilung<br />
eines multi nationalen Konzerns finden können.<br />
Viele IT-Leute, <strong>die</strong> ihr eigenes Start-up gegründet<br />
haben, waren vorher für eine etablierte<br />
Softwarefirma tätig. Dort haben sie <strong>die</strong><br />
notwen digen Kompetenzen erlangt, bevor sie<br />
den Schritt ins Unternehmertum wagten. Hinzu<br />
kommt: Auch wenn jemand im Silicon Valley<br />
nicht sofort erfolgreich ist, so kann er sich<br />
UBS outlook<br />
doch auf <strong>die</strong> Unterstützung durch Risikokapitalfirmen<br />
verlassen. Diese Firmen liefern jedoch<br />
nicht nur Kapital. Sie stellen auch Know-how<br />
zur Verfügung, wie man das Start-up erfolgreich<br />
führt, bringen Talente in das junge Unternehmen<br />
und, wenn nötig, auch andere Investoren.<br />
Falls <strong>die</strong> Jungunternehmerin oder der<br />
Jungunternehmer gezwungen ist, eine Initiative<br />
aufzugeben, bietet sich letztlich noch <strong>die</strong><br />
Möglichkeit, anderswo eine zweite Chance<br />
zu nutzen, nur schon aufgrund der reichlich<br />
vorhandenen IT-Firmen und der Grösse des<br />
Marktes. Es bleibt anzumerken, dass im Silicon<br />
Valley Software-Ingenieure mit Charaktereigenschaften<br />
von Branchengrössen wie Steve<br />
Jobs, <strong>die</strong> sich in der IT-Szene austoben, nicht<br />
selten sind. Und <strong>die</strong>s dürfte im Silicon Valley<br />
noch lange der Fall sein.<br />
Chancen für <strong>Schweiz</strong>er Software -<br />
unter nehmen<br />
Allerdings hat das neue Software-Paradigma<br />
als eine Dienstleistung (d.h. Cloud Computing)<br />
auch wichtige Barrieren beseitigt und so den<br />
Traum der Software-Engineering-Unternehmer,<br />
eine Firma mit internationaler Präsenz zu gründen,<br />
realistischer gemacht. Nach dem bisherigen<br />
Software-Distributions-Modell einer Firma,<br />
<strong>die</strong> im B2C-Geschäft tätig war, war eine<br />
lokale Präsenz nicht zwingend. Doch aufgrund<br />
der Bedeutung von Support<strong>die</strong>nstleistungen,<br />
Installationen usw. wurde im bisherigen Software-Modell<br />
fürs B2B-Geschäft eine lokale<br />
Präsenz erforderlich, was enorme zusätzliche<br />
Anfangskosten mit sich brachte und eine grosse<br />
Expansion ziemlich schwierig machte. Dieser<br />
Support vor Ort ist heutzutage weniger<br />
wichtig, wie salesforce.com uns gezeigt hat. Im<br />
neuen Betriebsmodell gibt es auch keinen gesicherten<br />
Lieferantenstatus, denn <strong>die</strong> neuen<br />
Anwendungen sind abonnementsbasiert, und<br />
<strong>die</strong> Kunden können jederzeit entscheiden, ihr<br />
Abonnement nicht zu erneuern, falls sie mit<br />
der Lösung nicht zufrieden sind. Dies führt für<br />
<strong>die</strong> neuen <strong>Schweiz</strong>er Software-Lieferanten zum<br />
Beispiel dazu, dass sie für ihre Lösungen in<br />
grösserem Masse rechenschaftspflichtig sind.<br />
Dieser Aspekt ist äusserst wichtig für sehr gro-<br />
Cesare Valeggia<br />
Analyst, UBS AG
«Einige herausragende Unternehmen im <strong>Schweiz</strong>er Softwaremarkt,<br />
wie z.B. Appway, haben das Potenzial, sich als Global Player zu<br />
etablieren.»<br />
sse Unternehmen, bei denen <strong>die</strong> Wartefrist für<br />
<strong>die</strong> Genehmigung von neuen Lieferanten äusserst<br />
lang und hinderlich sein kann. In ähnlicher<br />
Weise erfordert das neue Softwaremodell<br />
keine grossen Anfangs investitionen. Die Kosten<br />
für Online-Lösungen flies sen potenziell direkt<br />
in den Betriebsaufwand des Kunden ein – anstatt<br />
als Kapitalkosten betrachtet zu werden,<br />
bei denen es länger dauert, bis man sie überwälzen<br />
kann, wie Concur Technology. Veraltete<br />
Lösungsanwendungen werden schnell erneuert.<br />
Der Grund dafür ist, dass <strong>die</strong> Entwickler<br />
eher auf das fokussiert sind, was als Nächstes<br />
kommt, statt etwas Neues zu programmieren,<br />
das auf älterem Code aufbaut. Neue Anbieter<br />
können auch schneller <strong>die</strong> sich bietenden Gelegenheiten<br />
nutzen, denn sie verwenden jetzt<br />
<strong>die</strong> gleiche Technologiearchitektur wie <strong>die</strong><br />
besten Consumer-Web-Unternehmen, darunter<br />
eBay, Google und Yahoo, was das gleiche<br />
Niveau kontinuierlicher Innovation ermöglicht.<br />
Aussichtsreiche <strong>Schweiz</strong>er Anbieter<br />
Einige herausragende Unternehmen im Schwei-<br />
zer Softwaremarkt haben das Potenzial, sich<br />
als Global Player zu etablieren und international<br />
anerkannt zu werden. Appway, zum Beispiel,<br />
hat von Anfang an <strong>die</strong> Art und Weise<br />
vollkommen «ignoriert», wie <strong>die</strong> grössten Software-Lieferanten<br />
der Welt ihre Angebote in<br />
gesondert aufgelegte Angebotspaletten (z.B.<br />
Module) aufteilen, indem das Unternehmen<br />
seine eigene komplexe, geschäftskritische Unternehmenssoftware<br />
entwickelt, welche <strong>die</strong><br />
nahtlose Benutzererfahrung anstelle separat<br />
aufgelegter Module als Kern aufweist. In der<br />
Tat hat Appway vom Zeitpunkt der Systemeinrichtung<br />
bis zur Runtime eine 100%ige Browserstrategie<br />
implementiert. Dadurch kann von<br />
einer normalen Desktopworkstation oder direkt<br />
von der Cloud aus mit mobilen Geräten<br />
auf <strong>die</strong> Applikation zugegriffen werden. Ferner<br />
können Unternehmen, <strong>die</strong> Appway einführen,<br />
<strong>die</strong> Umstellung aus langfristigen Entwicklungszykluslösungen,<br />
<strong>die</strong> auf unveränderten Langzeiteinsatz<br />
ausgelegt waren, hin zu inkrementell<br />
aufgebauten, verteilten und laufend weiterentwickelten<br />
Applikationen vollziehen. Damit bringt<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
Getty Images<br />
UBS outlook 23
24<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
«Die neue Kundengeneration stellt für Banken und<br />
ihre IT eine grosse Herausforderung dar.»<br />
Appway eine Software auf den Markt, <strong>die</strong> besser<br />
auf komplexe Organisationen wie Finanzinstitute<br />
– den Hauptmarkt des Unternehmens –<br />
zugeschnitten ist. Die Treiber sind kontinuierli-<br />
che Verbesserung und konstante Veränderung.<br />
Das Unternehmen stellt viele vorprogrammierte<br />
und bereits gebündelte Lösungen für <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Märkte und Segmente im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />
bereit. Diese portierbaren<br />
Appway-Resource-Templates sind Ausgangspunkt<br />
für <strong>die</strong> massgeschneiderte Anpassung.<br />
Neue Software muss folglich flexibel genug<br />
sein, um auf neues Geschäftsverhalten und<br />
veränderte Endbenutzermuster wie etwa Geräte<br />
mit berührungsempfindlicher Oberfläche angepasst<br />
zu werden. Doch <strong>die</strong>s erfordert einen<br />
neuen, unterschiedlichen Ansatz, Software zu<br />
programmieren und anzuwenden – und genau<br />
hier kommt Appway ins Spiel. Die Buchstaben<br />
im Namen «Appway» haben folgende Bedeutung:<br />
«A» <strong>steht</strong> für «application/Anwendung»,<br />
das erste «p» <strong>steht</strong> für «process/Prozess», das<br />
zweite «p» bedeutet «platform/Plattform», und<br />
«way» («Art und Weise») <strong>steht</strong> für kontinuierliche<br />
Verbesserungen.<br />
Appway be<strong>die</strong>nt Kunden auf der ganzen<br />
Welt, von Japan und China bis Europa und<br />
Nordamerika, einschliesslich Hawaii. Allerdings<br />
wird der Grossteil ihres Geschäfts an<br />
den Finanzplätzen der Welt wie Zürich, Genf,<br />
London, Singapur, Tokio, Toronto und New<br />
York abgewickelt. Die Einsätze umfassen Vermögensverwaltungsboutiquen<br />
bis zu den<br />
grössten Banken der Welt.<br />
Bei der Entwicklung von Applikationen für<br />
den Konsumentenbereich spielen zusätzliche<br />
Hardware-Funktionen wie eingebaute Kameras,<br />
Ortungsmöglichkeiten (GPS) oder <strong>die</strong><br />
Erhöhung der Bandbreitenkapazität eine<br />
wichtige Rolle. Wemlin von Netcetera beispielsweise<br />
ist eine einfache und intuitive<br />
Applikation für Apple-Benutzer, <strong>die</strong> einhändig<br />
be<strong>die</strong>nt werden kann und äusserst praktisch<br />
ist, wenn man unterwegs ist und öffentliche<br />
Verkehrsmittel benutzen möchte. Das Pro-<br />
UBS outlook<br />
Andrej Vckovski, CEO Netcetera<br />
gramm teilt dem Reisenden auf Grundlage<br />
seines aktuellen Standorts mit, wo sich <strong>die</strong> am<br />
nächsten gelegenen Zughaltestellen befinden.<br />
Darüber hinaus bietet es eine übersichtliche<br />
Liste der nächsten Abfahrtszeiten an einer<br />
bestimmten Haltestelle sowie weiterführende<br />
Informationen zu den Umsteigehaltestellen<br />
und Verbindungen.<br />
Das Programm Netcetera NeTS hilft Bahninfrastrukturbetreibern<br />
dabei, <strong>die</strong> steigenden Anforderungen<br />
im Passagier- und Güterverkehr<br />
zu erfüllen, indem es <strong>die</strong> Kapazitäten ihrer<br />
Infrastrukturen effizient nutzt und <strong>die</strong> Fahrpläne<br />
optimiert.<br />
Speziell für den Finanzbereich hat Netcetera<br />
MyCardaccount entwickelt. Mit dem Programm<br />
gestaltet sich <strong>die</strong> Verwaltung von<br />
Kreditkarten so einfach wie Online-Banking.<br />
Beispielsweise teilt MyCardaccount dem Benutzer<br />
mit, ob ein kürzlich getätigter Kauf<br />
vom Konto abgebucht wurde oder ob <strong>die</strong><br />
Limite ausreicht. Und da <strong>die</strong> Applikation mobil<br />
ist, können derartige Informationen unterwegs<br />
abgerufen werden, ohne dass man bis<br />
zum Abend oder gar bis zum Ende des Urlaubs<br />
warten muss.<br />
Wichtige Wachstumstreiber für Netcetera sind<br />
Grossunternehmen sowie der Bankensektor<br />
im Speziellen. Die heutigen Software-Lösungen<br />
für Banken sind oftmals rudimentär und<br />
nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik.<br />
E-Banking hat den Zahlungsprozess zwar<br />
mitunter wesentlich beschleunigt und zu einer<br />
deutlichen Verringerung der Kosten im Middle-<br />
und Backoffice von Banken beigetragen.<br />
Dies ist jedoch erst der Anfang. Was aktuelle<br />
Banking-Plattformen beispielsweise noch<br />
nicht bieten, ist eine Steuerberatung für Einzelpersonen,<br />
bei der alle Variablen berücksichtigt<br />
werden, welche sich auf <strong>die</strong> individuelle<br />
Steuererklärung auswirken. Ausserdem können<br />
wir in Zukunft erwarten, dass auf <strong>die</strong><br />
Anlageziele von Kunden zugeschnittene Portfoliolösungen<br />
besser überwacht und <strong>die</strong> meisten<br />
Interaktionen effektiver ausgeführt wer-
«Entweder <strong>die</strong> Banken nutzen den Wandel gezielt als<br />
Chance, oder sie werden von ihm eingeholt.»<br />
den können – auch von entfernten Standorten<br />
aus. Mobile Geräte haben auch <strong>die</strong> Benutzerschnittstelle<br />
wesentlich verbessert. So hat sich<br />
das Niveau, auf dem umfassendere geschäftliche<br />
Trans aktionen auf praktische und produktive<br />
Weise abgewickelt werden können, merklich<br />
erhöht. Kurzum: Für Grossbanken können<br />
Software-Verbesserungen zu einem Unterscheidungsmerkmal<br />
und zu einem Geschäftstreiber<br />
werden. Und Netcetera könnte für sie<br />
in <strong>die</strong>sem Bereich zu einem wichtigen Partner<br />
werden.<br />
Abacus mit seinem umfassenden Aba-shop<br />
hat sich als wichtiger <strong>Schweiz</strong>er ERP-Lieferant<br />
etabliert, der eine breite Palette von Buchhaltungslösungen<br />
anbietet. Diese beinhalten<br />
Produkte für <strong>die</strong> ganze Bandbreite von den<br />
Front-Office- bis zu den Back-Office-Abteilungen.<br />
Die ERP-Produktsuite ist so konzipiert,<br />
dass <strong>die</strong> Verwaltung aller Unternehmensaktivitäten<br />
optimiert werden dürfte. Diese «ERP-<br />
Werkbank» kann mittels Hinzufügen neuer<br />
oder Weglassen bestehender Optionen individuell<br />
auf <strong>die</strong> richtige Grösse angepasst werden.<br />
Die Tatsache, dass sie skalierbar ist,<br />
macht sie zur perfekten Lösung für Unternehmen<br />
jeder Grösse. Wie <strong>die</strong> Suite be<strong>steht</strong> sie<br />
aus mehreren Modulen, <strong>die</strong> jederzeit eine<br />
Expansion unterstützen. Abacus ist es stets<br />
gelungen, erfolgreich und mit dem nötigen<br />
Geschick massgeschneiderte Produkte für den<br />
Immobilien- und Tiefbausektor zu entwickeln.<br />
Indem <strong>die</strong> Firma relativ früh im Markt agiert<br />
und mit Fachleuten von Tiefbaufirmen zusammengearbeitet<br />
hat, genoss sie natürlich den<br />
Vorteil, erster Akteur in der Branche zu sein.<br />
Dieser kann nicht so einfach von anderen<br />
Mitbewerbern reproduziert werden. Wie <strong>die</strong><br />
meisten etablierten Firmen hat das Unternehmen<br />
auch angefangen, unter dem Namen<br />
«Abacus vi» eine Internetversion seiner Produkte<br />
anzubieten. Diese erlaubt es den Anwendern,<br />
<strong>die</strong> Abacus-Produkte online zu nutzen,<br />
was den Implementierungsprozess<br />
vereinfacht. Die Expansion seines Produktangebots<br />
über mehrere Marktsegmente und<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit von Abacus, zeitgemässe<br />
Mike Franz, Head of Sales & Business Development, Netcetera<br />
Lösungen anzubieten, dürften dem Unternehmen<br />
ermöglichen, in den kommenden Jahren<br />
ein robustes Umsatzwachstum zu erzielen.<br />
Auf dem Weg zur globalen Präsenz<br />
Der IT-Sektor ist Wellen von Transformationen<br />
gefolgt, und zuweilen wirkten tief greifende<br />
Kräfte auf ihn ein. Unlängst sprengte das Cloud<br />
Computing das klassische Software konzept.<br />
Die Unternehmen haben Cloud-Lösungen als<br />
Methode angenommen, um <strong>die</strong> Abhängigkeit<br />
von kostspieligen Softwarelösungen zu reduzieren,<br />
ihre Fixkosten zu senken und ihre Ressourcen<br />
besser zu verwalten. Trotz des verständlichen<br />
anfänglichen Widerstands aufgrund<br />
geringerer Datensicherheit hat <strong>die</strong> Akzeptanz<br />
der Cloud auch in der <strong>Schweiz</strong> deutlich zugenommen.<br />
Smartphones und Tablet-PCs überholen<br />
den Browser, und <strong>die</strong> Apps dominieren<br />
zunehmend. Der klassische Desktop verliert<br />
deshalb schnell an Boden. Dies schafft eine<br />
Ausgangslage, in der sogar einigen <strong>Schweiz</strong>er<br />
Software-Start-ups (wie Appway oder Netcetera)<br />
<strong>die</strong> Chance winkt, sich eine globale Präsenz<br />
zu sichern.<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
UBS outlook 25
26<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
«Es gibt heute nur gerade einen IT-Bereich,<br />
in dem <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> weltweit führend ist»<br />
Mit Ruedi Noser sprachen Cesare Valeggia und Pierre Weill<br />
Fotos: Linda Sutter<br />
Ausbildungsplätze schaffen, sich<br />
für offene Grenzen einsetzen und<br />
vermehrt Präsenz auf dem politischen<br />
Parkett in Bern markieren.<br />
Das sind <strong>die</strong> wichtigsten Ziele von<br />
ICTswitzerland, der Dachorganisation<br />
der wichtigsten Verbände<br />
und Organisationen des schweizerischen<br />
Informatik- und Telekomsektors.<br />
Dies sagt der Präsident<br />
des Dachverbandes, Ruedi Noser,<br />
im Interview.<br />
UBS outlook<br />
Ruedi Noser, als Präsident von<br />
ICTswitzerland und Eigentümer<br />
der Noser Gruppe, was sind <strong>die</strong><br />
wichtigsten Probleme der IT-Branche<br />
in der <strong>Schweiz</strong>?<br />
Ruedi Noser: Da gibt es drei Punkte.<br />
Erstens haben wir eine Ausbildungspflicht,<br />
<strong>die</strong> wir erfüllen müssen. Wir<br />
können nicht nur <strong>die</strong> politische Forderung<br />
nach offenen Grenzen stellen,<br />
um Mitarbeitende aus dem Ausland<br />
engagieren zu können, wenn wir<br />
selbst verglichen zur Maschinen- und<br />
Elektroindustrie wenig Ausbildungsplätze<br />
anbieten. ICTswitzerland lanciert<br />
eine Initiative, damit innerhalb<br />
der Informatik mehr für <strong>die</strong> Berufsausbildung<br />
unternommen wird. Zweitens<br />
wollen wir uns dafür einsetzen,<br />
dass <strong>die</strong> Grenzen offen bleiben. Doch<br />
kann es nicht das Ziel sein, 100 000<br />
Arbeitnehmende beispielsweise aus<br />
In<strong>die</strong>n in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu holen. Gewisse<br />
Dinge kann und will man in der
<strong>Schweiz</strong> machen, andere kann man<br />
nach In<strong>die</strong>n, China und <strong>die</strong> USA auslagern.<br />
Schliesslich müssen wir drittens<br />
unsere Präsenz auf dem politischen<br />
Parkett in Bern verbessern. So<br />
wie wir jetzt als Branchenvertreter<br />
arbeiten, sind wir nahezu inexistent<br />
in der Bundespolitik.<br />
Aber Sie sind doch als Nationalrat,<br />
ICTswitzerland-Präsident und<br />
Unternehmer ein geeigneter Branchenvertreter.<br />
Dies mag schon sein, doch bin ich<br />
der einzige Parlamentarier aus der<br />
IT-Branche auf Bundesebene, und in<br />
vielen Kantonen sieht es ähnlich aus.<br />
Wir müssen uns stärker einbringen<br />
bei Themen wie E-Health (Vernetzung<br />
der Beteiligten und Verbesserung der<br />
Abläufe im Gesundheitswesen) und<br />
E-Democracy (elektronische Verbindung<br />
zwischen staatlichen Institutionen<br />
und Bürgerinnen und Bürgern).<br />
Die <strong>Schweiz</strong> ist das einzige Land, das<br />
jetzt ein E-Health-Gesetz einführt,<br />
wir machen eine Government Cloud<br />
(sicheres Verwalten und Speichern für<br />
Verwaltung). Derzeit läuft eine Vernehmlassung<br />
zu <strong>die</strong>sen Themen und<br />
ich befürchte, dass <strong>die</strong> Prozesse in der<br />
Politik länger dauern werden, als <strong>die</strong>se<br />
Technologie überhaupt bestehen wird.<br />
Da braucht es mehr Einfluss von Experten.<br />
Ein anderer Teilbereich betrifft den<br />
Datenschutz, der in der <strong>Schweiz</strong> ein<br />
sehr heikles Thema ist. Bei <strong>die</strong>sem auch<br />
für <strong>die</strong> Wirtschaft wichtigen Thema<br />
muss man <strong>die</strong> richtige Balance zwischen<br />
allen Interessengruppen finden.<br />
Welche Massnahmen haben Sie<br />
ergriffen, um ICT effizienter zu<br />
machen?<br />
Wir haben <strong>die</strong> Statuten geändert,<br />
sodass wir in Zukunft mehr Mittel zur<br />
Verfügung haben. Neu können grosse<br />
Unternehmen Direktmitglied von ICTswitzerland<br />
werden. Dies war bisher<br />
nicht möglich. Als Dachorganisation<br />
der wichtigsten Verbände und Organisationen<br />
des schweizerischen Informatik-<br />
und Telekomsektors nahm<br />
ICTswitzerland früher nur Verbände<br />
als Mitglieder auf. Bisher hatte ICT-<br />
switzerland nicht einmal ein ausgebautes,<br />
professionelles Sekretariat.<br />
Dies ist nicht haltbar für eine Branche<br />
mit ähnlich grosser Wertschöpfung<br />
wie <strong>die</strong> Chemie oder <strong>die</strong> Versicherungen.<br />
Wir brauchen eine Struktur,<br />
damit <strong>die</strong> politische Vertretung der<br />
Branche auch funktioniert, wenn ihr<br />
Präsident nicht Nationalrat ist.<br />
«Wir müssen in<br />
der <strong>Schweiz</strong> mehr<br />
16-Jährige für<br />
unsere Branche<br />
begeistern, sodass<br />
wir zu einer Erstausbildungsbranche<br />
werden und keine<br />
Zweitausbildungsbranche<br />
bleiben.»<br />
Tatsächlich ist <strong>die</strong> IT-Branche mit<br />
170 000 Mitarbeitenden eine der<br />
grössten Arbeitgeberinnen in der<br />
<strong>Schweiz</strong>. Dennoch ist sie in der<br />
Politik schlecht vertreten, beispielsweise<br />
verglichen mit der Landwirtschaft.<br />
Bei leicht weniger Beschäftigten<br />
sind es dort 28 Bauern<br />
respektive der Landwirtschaft nahe<br />
stehende Nationalräte. Warum?<br />
Ein Grund ist, dass über zwei Drittel<br />
der IT-Angestellten nicht in einer Firma<br />
arbeiten, deren Hauptprodukt IT<br />
ist. Man denke an <strong>die</strong> Finanzindustrie,<br />
Nestlé oder <strong>die</strong> Pharmabranche. Ein<br />
grosser Teil der IT-Bereiche wird gar<br />
nicht als IT wahrgenommen. Ein weiterer<br />
Grund ist, dass internationale<br />
Konzerne einen grossen Teil der IT-<br />
Branche in der <strong>Schweiz</strong> ausmachen.<br />
Diese mischen sich nicht in <strong>die</strong> schweizerische<br />
Politik ein. Schliesslich gibt es<br />
noch eine kleine, aber wachsende<br />
Zahl von IT-Unternehmen, <strong>die</strong> in der<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
<strong>Schweiz</strong> gegründet wurden. Diese<br />
sind allerdings noch relativ klein. Es<br />
gibt sehr wenige derartige Firmen<br />
mit mehr als 300 Mitarbeitenden. Ich<br />
weiss nicht, ob es zehn gibt, wenn<br />
man Swisscom und andere Kommunikationsriesen<br />
nicht dazu zählt, sondern<br />
sich auf IT-Unternehmen im<br />
engeren Sinne beschränkt. Sie finden<br />
keine Firma mit 1000 Mitarbeitenden,<br />
<strong>die</strong> in der <strong>Schweiz</strong> gegründet wurde.<br />
Zählt Ihre Firma, <strong>die</strong> Noser Gruppe<br />
zu den grössten IT-Firmen in der<br />
<strong>Schweiz</strong>?<br />
Wir beschäftigen zurzeit rund 500<br />
Personen, womit wir sicher zu den<br />
zehn bis zwanzig grössten <strong>Schweiz</strong>er<br />
Unternehmen zählen.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> hat proportional zur<br />
Bevölkerung am meisten Computer<br />
in Europa, beim Informatikeinsatz<br />
liegt sie auf Rang zwei, und doch<br />
spricht man von Nachwuchsproblemen.<br />
ICTswitzerland schätzt, dass<br />
bis 2017 rund 32 000 zusätzliche<br />
Informatikerinnen und Informatiker<br />
fehlen werden. Warum <strong>die</strong>ser<br />
Mangel?<br />
Jährlich gehen 6000 IT-Spezialisten<br />
in Pension, aber wir bilden höchstens<br />
3500 Lernende pro Jahr aus. Da stellt<br />
sich <strong>die</strong> Frage, wie wir <strong>die</strong> entstehende<br />
Lücke von 2500 schliessen können,<br />
dabei ist das mögliche Wachstum nicht<br />
einmal mitkalkuliert. Bisher konnten<br />
wir <strong>die</strong> Lücke mit Fachleuten aus dem<br />
Ausland sowie mit Quereinsteigern<br />
füllen. Wir müssen uns allerdings fragen,<br />
ob wir als Branche geeignet sind,<br />
um Quereinsteiger zu beschäftigen.<br />
<strong>Wo</strong> liegt das Problem?<br />
Wir können nicht behaupten, dass<br />
<strong>die</strong>jenigen Mühe haben werden, sich<br />
in <strong>die</strong> Informatik einzuarbeiten, <strong>die</strong><br />
sich nicht schon in jungen Jahren mit<br />
der Materie befasst haben, und uns<br />
gleichzeitig auf Quereinsteiger abstützen.<br />
Wir müssen in der <strong>Schweiz</strong> mehr<br />
16-Jährige für unsere Branche begeistern,<br />
sodass wir zu einer Erstausbildungsbranche<br />
werden und keine<br />
Zweitausbildungsbranche bleiben.<br />
UBS outlook 27
28<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
Anstatt also zuerst zum Beispiel eine<br />
kaufmännische Lehre zu absolvieren,<br />
mit dem Gedanken später in <strong>die</strong> IT-<br />
Branche einzusteigen, müssten Jugendliche<br />
vermehrt ihre Ausbildung in<br />
der IT-Branche beginnen.<br />
Dabei ist heute alles IT: Smartphone,<br />
Computer, Pads und so<br />
weiter. Wieso interessieren sich<br />
junge Menschen nicht vermehrt<br />
für eine Ausbildung in <strong>die</strong>sem<br />
Bereich?<br />
Unser Problem ist nicht, dass <strong>die</strong> jungen<br />
Menschen nicht wollen, unser<br />
Problem ist, dass wir zu wenig Ausbildungsplätze<br />
haben. Wir müssen <strong>die</strong><br />
Branche dazu bewegen, den 16-Jährigen<br />
Lehrstellen anzubieten und sie<br />
einzustellen. Die Teilnahme von 16-,<br />
17-Jährigen an einem Projekt ist eine<br />
Bereicherung. Dies zeigt sich nur<br />
schon darin, wie sie Fragen stellen<br />
und eine Sache angehen, auch wenn<br />
sie von der Materie her noch nicht<br />
alles begreifen. Unternehmer sollten<br />
<strong>die</strong> Lehrlingsausbildung nicht nur als<br />
Kostenfaktor betrachten. Vielmehr<br />
hilft <strong>die</strong> Lehrlingsausbildung dem<br />
Unternehmen, am Puls der Zeit zu<br />
bleiben. Lehrstellen anzubieten, motiviert<br />
gleichzeitig <strong>die</strong> Mitarbeitenden,<br />
da viele auch Eltern sind und sich für<br />
ihre Kinder gute Ausbildungsplätze<br />
wünschen.<br />
Viele IT-Unternehmen entsprechen<br />
nicht den typischen kleinen<br />
und mittleren Unternehmen, wie<br />
wir sie in der <strong>Schweiz</strong> kennen.<br />
Das stimmt. Da gibt es kleine Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> Games entwickeln,<br />
<strong>die</strong> sie sofort in der ganzen Welt<br />
anbieten können. Eine Grossbank mit<br />
60 000 Mitarbeitenden weltweit<br />
kann eine solche Dynamik nicht bieten,<br />
da zuerst eine Unzahl regulatorischer<br />
Fragen gelöst werden muss.<br />
UBS outlook<br />
Denken Sie an Doodle, <strong>die</strong> ihr Terminfindungstool<br />
auf einen Schlag<br />
weltweit anbieten konnten. Das<br />
ist eine von Kreativität sprühende,<br />
in gewissem Sinne gar wilde Industrie.<br />
Dies macht <strong>die</strong> Branche für viele<br />
Menschen derart attraktiv.<br />
Wie kann eine kleine Firma gegenüber<br />
den grossen Unternehmen<br />
bestehen?<br />
Die Entwicklung ist vergleichbar mit<br />
jener in der Pharmabranche. Die Grossen<br />
forschen und entwickeln selber,<br />
doch kaufen sie neue Produkte auch<br />
bei kleinen spezialisierten Unternehmen<br />
ein. So läuft es auch in der IT-<br />
Branche.<br />
«Die IT-Branche ist<br />
eine von Kreativität<br />
sprühende, in<br />
gewissem Sinne gar<br />
wilde Industrie.»<br />
Sind Sie mit Blick auf <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er<br />
IT-Unternehmen zuversichtlich?<br />
Punkto Kreativität, Ideenreichtum<br />
und Motivation müssen wir uns nicht<br />
einmal vor Silicon Valley verstecken.<br />
Selbstverständlich ist es nicht einfach,<br />
ein neues «Google» zu entwickeln.<br />
Doch kann ein Grosskonzern genau so<br />
erfolgreiche Entwicklungen lancieren<br />
wie ein kreativer Chaot. Es ist erstaunlich,<br />
was in der <strong>Schweiz</strong> erreicht<br />
wurde, wenn man bedenkt, dass <strong>die</strong><br />
Lync-Technologie zur Optimierung<br />
der Unternehmenskommunikation von<br />
Microsoft in der <strong>Schweiz</strong> entwickelt<br />
wurde, wenn man weiss, wie viel<br />
<strong>Schweiz</strong>er Technologie in Google<br />
Maps steckt oder was Doodle erreicht<br />
hat, und man bedenkt, dass <strong>die</strong> Basler<br />
Softwarefirma Day Software von<br />
Adobe gekauft wurde. Viele <strong>Schweiz</strong>er<br />
Firmen haben den Weltmarkt beeinflusst.<br />
Allerdings werden zahlreiche<br />
Firmen schnell aufgekauft. Es gibt<br />
wenige, <strong>die</strong> unabhängig bleiben.<br />
Wie erklären Sie sich <strong>die</strong>ses<br />
erfolgreiche Wirken?<br />
Einerseits legt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> Wert auf<br />
eine gute Ausbildung, dazu kommt<br />
<strong>die</strong> enge internationale Verknüpfung.<br />
Der <strong>Schweiz</strong>er Forschungsplatz ist<br />
international gut positioniert und <strong>die</strong><br />
Jungen werden aufgrund der zahlreichen<br />
ausländischen Stu<strong>die</strong>renden<br />
und Arbeitnehmenden sehr schnell<br />
international gefordert. Die <strong>Schweiz</strong>er<br />
entwickeln sehr viele Anwendungen<br />
im App-Bereich und im Bereich<br />
Sicherheit.<br />
Was hindert den Fortschritt<br />
in der IT in der <strong>Schweiz</strong>?<br />
In gewissen Bereichen wie dem Gesundheitswesen<br />
ist alles verboten, was<br />
nicht explizit erlaubt ist. Dies ist nicht<br />
sehr innovationsfreudig, man müsste<br />
sagen, was nicht gesetzlich verboten<br />
ist, ist erlaubt, und nicht umgekehrt.<br />
So sollte jede und jeder individuell<br />
entscheiden dürfen, welche Informationen<br />
zum Gesundheitszustand <strong>die</strong><br />
Krankenkassen erhalten dürfen. Bei<br />
uns wird <strong>die</strong>s aber gesetzlich für alle<br />
grundsätzlich verboten. Da müssten<br />
wir mehr Mut haben, und den einzelnen<br />
mehr Verantwortung überlassen.<br />
Dieses defensive Verhalten bremst<br />
auch <strong>die</strong> Forschung.<br />
Die technische Entwicklung erzwingt<br />
aber oft eine Anpassung?<br />
Ja, aber <strong>die</strong>se kommt oft vom Ausland<br />
und wird einfach von der <strong>Schweiz</strong><br />
übernommen. Solange wir nur immer
übernehmen, ohne selbst voranzugehen,<br />
wird aus der <strong>Schweiz</strong> aber nie<br />
ein Weltmarktführer. Dabei sollten wir<br />
vermehrt auch <strong>die</strong> Marktführerschaft<br />
anstreben. Es gibt heute nur gerade<br />
einen Bereich, in dem <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
weltweit führend ist, das sind Datenzentren.<br />
Hier sind wir, pro Kopf gemessen,<br />
Weltmarktführer.<br />
Wie kommt das?<br />
Wir haben noch immer relativ tiefe<br />
Energiekosten und eine hohe Rechtssicherheit,<br />
insbesondere bei den Daten.<br />
In der <strong>Schweiz</strong> müssen bestimmte Prozesse<br />
eingehalten werden. Auf Daten<br />
zugreifen kann man nur, wenn man<br />
erfolgreich ein Rekursverfahren geführt<br />
hat.<br />
Wenn wir <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> anschauen –<br />
ist Zürich ein IT-Cluster?<br />
Da muss man Zürich und den Arc<br />
lémanique als gleichwertig anschauen.<br />
Die IT-Unternehmen in den zwei<br />
Regionen machen zwar nicht genau<br />
dasselbe, aber sie sind sicher gleichwertig.<br />
Dabei spreche ich von den<br />
Regionen Genf-Lausanne und Zürich-<br />
Basel, das sind <strong>die</strong> zwei Schwerpunkte.<br />
Beide Regionen sind gross genug,<br />
um in Europa eine Rolle spielen zu<br />
können.<br />
Der Geschäftsverlauf der<br />
IT-Branche war seit jeher sehr<br />
zyklisch. Bleibt <strong>die</strong>s so?<br />
Ja, denn <strong>die</strong> Branche lebt von Entwicklungen,<br />
<strong>die</strong> Halbwertszeit von<br />
Soft- und Hardware ist sehr kurz.<br />
Entsprechend erfolgt eine Nachrüstung<br />
auf breiter Front, worauf wieder<br />
eine Beruhigung eintritt. Jetzt erleben<br />
wir ein Riesenhype im Bereich Social<br />
Media Mobile. Ich bin überzeugt, dass<br />
wir da bereits eine Überhitzung haben.<br />
Der Konsument wird nicht bereit<br />
sein, dafür Geld zu zahlen, und <strong>die</strong><br />
Werbung wird dann auch<br />
nicht <strong>die</strong> erhofften Einnahmen<br />
bringen. Möglicherweise<br />
führt <strong>die</strong> Erfahrung, <strong>die</strong><br />
Facebook mit dem Börsengang<br />
gemacht hat, zu einer<br />
weicheren Landung.<br />
Ein Problem, das an<br />
Bedeutung gewinnt,<br />
ist <strong>die</strong> Sicherheit von<br />
Applikationen.<br />
Das ist ein Problem, doch<br />
stellt sich <strong>die</strong> Frage, worin<br />
der Unterschied zwischen<br />
der realen und der virtuellen<br />
Welt liegt. Jede und jeder<br />
fühlt sich sicherer, tagsüber<br />
auf einer belebten Strasse<br />
Geld am Bankomaten abzuheben<br />
als mitten in der<br />
Nacht, wenn <strong>die</strong> Strasse leer<br />
ist. Am Computer ist <strong>die</strong><br />
Situation ähnlich. Auch dort<br />
muss man sein Verhalten<br />
anpassen, um zu vermeiden,<br />
Opfer krimineller Machenschaften<br />
zu werden. Der<br />
Unterschied zwischen der<br />
realen und der virtuellen<br />
Welt ist der, dass <strong>die</strong> Nutzer<br />
sich in der virtuellen Welt<br />
nicht oder noch nicht bewusst<br />
sind, dass <strong>die</strong> Technologie<br />
kriminelles Verhalten<br />
nicht verhindern kann. Die<br />
Konsumenten tragen auch<br />
Eigenverantwortung. Sicherheit<br />
ist nicht nur eine technisches<br />
Problem, sondern auch<br />
kulturell bedingt, und kann<br />
durch das Verhalten beeinflusst<br />
werden. Wir haben<br />
Airbags, Fussgängerstreifen<br />
und Verkehrsampeln, doch<br />
ist jeder Einzelne dafür verantwortlich,<br />
dass er keinen<br />
Unfall verursacht.<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
Unternehmer, Branchenvertreter<br />
und Nationalrat<br />
Ruedi Noser (51) ist diplomierter Elektroingenieur<br />
und Unternehmer. Er ist Inhaber<br />
der Noser Gruppe, Präsident von ICTswitzerland,<br />
der Dachorganisation der wichtigsten<br />
Verbände und Organisationen des<br />
schweizerischen Informatik- und Telekomsektors,<br />
und sitzt seit 2003 im Nationalrat<br />
(FDP/ZH). Zur Noser Gruppe gehören mehrere<br />
Firmen in der <strong>Schweiz</strong>, Deutschland<br />
und Kanada mit insgesamt annähernd<br />
500 Mitarbeitenden und einem jährlichen<br />
Umsatz von rund 80 Millionen Franken.<br />
Die Gruppen kompetenz liegt im Bereich<br />
Telekommunikation und Informatik.<br />
UBS outlook 29
30<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
Auch Diebe sind mobil, aber alles<br />
andere als virtuell<br />
Name, Adresse, Kreditkartennummer<br />
eingeben und rasch mit einem Code bestätigen:<br />
Wer im Internet einkauft, vertraut<br />
darauf, dass seine Daten vertraulich<br />
behandelt werden und dass <strong>die</strong> im Voraus<br />
per Kreditkarte bezahlten Bücher, Flugtickets<br />
oder Gartenmöbel umgehend geliefert<br />
werden. Doch nur wenigen Nutzern<br />
ist bewusst, dass sie <strong>die</strong> Sicherheit ihrer<br />
Daten selbst beeinflussen können.<br />
Mit jeder Transaktion wächst der Berg an gesammelten<br />
Kundendaten auf den Servern der<br />
Unternehmen. Diese sind gefordert, <strong>die</strong> riesige<br />
Masse an Kundeninformationen, <strong>die</strong> ihnen<br />
elektronisch übertragen werden, sicher und<br />
vertraulich aufzubewahren. Denn mit der Menge<br />
an sensiblen Daten, <strong>die</strong> es zu stehlen gibt,<br />
haben auch <strong>die</strong> Versuche und Methoden zugenommen,<br />
widerrechtlich an <strong>die</strong>se zu gelangen.<br />
Jedes Unternehmen kann das Ziel einer digitalen<br />
Attacke werden, wobei Grossunternehmen<br />
besonders gefährdet sind. Einige <strong>die</strong>ser Angriffe<br />
sind branchenspezifisch. So ziehen elektronische<br />
Angriffe auf Chemie- und Pharma-Unternehmen<br />
eher auf den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen<br />
ab, während in der Unterhaltungsbranche<br />
Urheberrechtsverletzungen <strong>die</strong><br />
Hauptrolle spielen. Allgemein gilt: Branchen<br />
mit grossen Vertragsvolumen und spezifischem<br />
technischem Know-how wie zum Beispiel <strong>die</strong><br />
Maschinenindustrie oder der Flugzeugbau werden<br />
öfter zum Ziel von Industriespionage. Auch<br />
der Bankensektor ist von bestimmten Formen<br />
der Internetkriminalität stärker betroffen, bei<br />
denen sich Hacker durch Phising, Banktrojaner<br />
und andere Methoden des Computerbetrugs<br />
(siehe auch Box) Zugriff auf Finanztransaktionen<br />
und Vermögen verschaffen.<br />
Vielfältige Malware, sorglose Nutzer<br />
Hacker sind agil. Im Wettlauf mit ihren legalen<br />
Gegenspielern in den Unternehmen und bei<br />
der Polizei entwickeln sie ihre Methoden, um<br />
neue Technologien und verbesserte Schutzmechanismen<br />
angreifen und überwinden zu<br />
können.<br />
UBS outlook<br />
Schädliche Software – sogenannte Malware –<br />
kann zwei Ziele haben: Geld oder Information<br />
entwenden oder <strong>die</strong> Kontrolle über ein Gerät<br />
übernehmen. Beide Phänomene nehmen derzeit<br />
stark zu.<br />
Weil private Nutzer eher sorglos mit dem<br />
Thema Internet-Sicherheit umgehen – ausser<br />
sie haben bereits aus Schaden gelernt –, liegt<br />
es vor allem an den Unternehmen, sicherzustellen,<br />
dass ihre Kunden oder sie selber nicht zu<br />
Schaden kommen. Die effektive Anzahl von<br />
Angriffen auf Firmennetzwerke ist nicht bekannt,<br />
da <strong>die</strong> betroffenen Unternehmen meist<br />
kein Interesse daran haben, publik zu machen,<br />
dass sie das Ziel einer kriminellen Attacken<br />
geworden sind.<br />
IT-Security: ein wachsender Markt<br />
Der weltweite Markt für IT-Security beläuft sich<br />
heute auf 32 Mrd. USD. Darunter fallen sämtliche<br />
Ausgaben für Software und Hardware,<br />
nicht mit eingerechnet sind jedoch Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen.<br />
Diese dürften noch einmal<br />
für rund 10 Mrd. USD zusätzlichen Umsatz<br />
sorgen. Der Sicherheitsmarkt wächst derzeit<br />
mit rund 9% jährlich und dürfte in den kommenden<br />
Jahren weiter kräftig zulegen. Allerdings<br />
wird <strong>die</strong>se eindrückliche Wachstumsrate<br />
dadurch relativiert, dass Unternehmen, gemessen<br />
an den Gesamtausgaben für <strong>Informationstechnologie</strong>,<br />
durchschnittlich nur gerade etwa<br />
2% für <strong>die</strong> Sicherheit ausgeben. Bei Banken<br />
und Versicherungen liegt <strong>die</strong>ser Anteil höher.<br />
Mit der wachsenden Bedrohung durch Cyber-<br />
Kriminelle werden auch <strong>die</strong> Ausgaben für<br />
IT-Sicherheit zunehmen, nicht nur absolut,<br />
sondern auch im Verhältnis zum gesamten<br />
IT-Budget. Vor allem Hacker aus China stellen<br />
ein Bedrohung dar – aufgrund ihrer schieren<br />
Anzahl, aber auch weil sie besonders geschickt<br />
agieren. Gleichzeitig nehmen aber auch <strong>die</strong><br />
Regulierung und <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong><br />
Vertraulichkeit von Daten und an <strong>die</strong> Datensicherheit<br />
zu. Auch das bedingt Investitionen<br />
und somit höhere Kosten für <strong>die</strong> IT-Sicherheit<br />
von Unternehmen.<br />
Simone Hofer<br />
Ökonomin, UBS AG
«Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets werden zunehmend<br />
zum Ziel krimineller Attacken.»<br />
Mobile Büros<br />
Ein wichtiger Treiber für steigende Sicherheitsausgaben<br />
ist das Verhalten der Angestellten:<br />
Facebook, Twitter oder das Abrufen des persönlichen<br />
E-Mail-Accounts – solche Tätigkeiten<br />
lassen sich heute nicht mehr strikt vom Arbeitsplatz<br />
trennen. Umgekehrt beschränkt sich <strong>die</strong><br />
berufliche Tätigkeit schon lange nicht mehr auf<br />
<strong>die</strong> Präsenzzeit im Büro. Privates und Geschäftliches<br />
gehen fliessend ineinander über. Was<br />
den IT-Sicherheitsverantwortlichen vor Kurzem<br />
noch Sorgenfalten auf <strong>die</strong> Stirne trieb, ist dank<br />
weiterentwickelter Sicherheitstechnik verantwortbar<br />
geworden: Bring your own Device –<br />
Büroarbeit und private Kommunikation auf ein<br />
und demselben Gerät.<br />
Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets<br />
werden zunehmend zum Ziel krimineller Attacken.<br />
Bei <strong>die</strong>sen Geräten ist für den Zugriff auf<br />
<strong>die</strong> Applikation oft nur eine schwache Autorisierung<br />
erforderlich, was Hackern den Missbrauch<br />
erleichtert. Kommt hinzu, dass <strong>die</strong> kleinen<br />
Geräte zum globalen Büro geworden sind.<br />
Angestellte können auch unterwegs auf Firmendaten<br />
zugreifen. Die zunehmende mobile<br />
Nutzung erhöht allerdings <strong>die</strong> Gefahr, dass<br />
Unternehmensdaten gehackt werden. IT-Sicherheitsverantwortliche<br />
in Unternehmen müssen<br />
deshalb vermehrt zwischen Risiken und Nutzen<br />
abwägen, welche <strong>die</strong> mobile Nutzung mit sich<br />
bringen.<br />
Cloud Computing<br />
Dienstleistungen ersetzen zunehmend Hard-<br />
und Software: Programme werden aus der<br />
Ferne be<strong>die</strong>nt (Remote Control), Unternehmen<br />
betreiben keine eigenen Server-Maschinen<br />
mehr, sondern beziehen <strong>die</strong>se Dienstleistung<br />
von ausgelagerten Grossserveranbietern. Während<br />
<strong>die</strong>se hoch professionalisierten Grossserverräume<br />
elementare Bedrohungen wie<br />
etwa durch Feuer oder Wasser vermindern,<br />
steigt damit <strong>die</strong> Gefahr, dass Daten im Cyberspace<br />
verloren gehen. Auch nützt <strong>die</strong> beste<br />
eigene IT-Sicherheit nichts, wenn Outsourcingpartner<br />
ein leichteres Ziel darstellen und zum<br />
Ziel von Hackern werden.<br />
IT-Security<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
• The U.S. National Information Systems Security<br />
Glossary definiert IT-Sicherheit als Schutz der Informationssysteme<br />
vor unautorisiertem Zugriff oder<br />
Veränderung der Information von gespeicherten,<br />
verarbeiteten oder übermittelten Daten, gegen<br />
<strong>die</strong> Zugriffsverweigerung für berechtigte Nutzer<br />
und gegen <strong>die</strong> Bereitstellung von Dienstleistungen<br />
für unbefugte Anwender, einschliesslich jener<br />
Massnahmen, <strong>die</strong> notwendig sind, um solche Bedrohungen<br />
zu ent decken, zu dokumentieren und<br />
ihnen entgegen zuwirken.<br />
• Der Begriff Computerkriminalität bezeichnet<br />
eine Reihe von Delikten: Finanzbetrug, Daten<strong>die</strong>bstahl,<br />
widerrechtliche Nutzung geistigen Eigentums,<br />
Cyber-Stalking, Identitäts<strong>die</strong>bstahl, Verbreitung<br />
verbotener Inhalte, unberechtigter Zugriff auf<br />
Applikationen und Infrastruktur sowie Online-Vandalismus<br />
wie <strong>die</strong> Verunstaltung von Webseiten<br />
oder <strong>die</strong> Dienstblockade von Servern (Denial-of-<br />
Service Attacken).<br />
Quellen: Kappersky lab, UBS IT security,<br />
Gartner Research<br />
UBS outlook 31
32<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
«Wir können mit Volumen jonglieren,<br />
<strong>die</strong> man woanders gar nie zu Gesicht<br />
bekommt»<br />
Für Stefan Arn, CIO von UBS Wealth Management und UBS <strong>Schweiz</strong>, gibt es nichts Spannenderes<br />
als IT bei einer Grossbank.<br />
Mit Stefan Arn sprach Pierre Weill<br />
Fotos: Linda Sutter<br />
Computer, Smartphones, iPad,<br />
iPod – da gibt es einen riesigen<br />
Hype. Warum stu<strong>die</strong>ren in der<br />
<strong>Schweiz</strong> dennoch so wenige junge<br />
Menschen IT?<br />
Stefan Arn: Die Vereinigung IngCH<br />
Engineers Shape our Future, welche<br />
<strong>die</strong> Ausbildung von Informatikern<br />
fördert, hat eine Befragung bei Maturklassen<br />
von 80 Gymnasien durchgeführt<br />
– mit dem Resultat, dass der<br />
grössere Teil der Schülerinnen und<br />
Schüler nicht weiss, was Informatik<br />
eigentlich ist. So unglaublich das<br />
tönt, ein Grossteil der Maturanden ist<br />
sich nicht wirklich bewusst, dass in<br />
ihrem Smartphone Software drin ist.<br />
Sie be<strong>die</strong>nen und nutzen das Gerät,<br />
ohne sich für seine Funktionsweise zu<br />
interessieren.<br />
Weshalb ist das so?<br />
Die <strong>Schweiz</strong> hat sich Mitte der 1990er-<br />
Jahre erlaubt, systematisch festzulegen,<br />
dass Informatik in der Schule<br />
UBS outlook<br />
nicht relevant ist. In den Mittelschulen<br />
gibt es seit Jahren keine IT-Ausbildung<br />
mehr. Das wirkt sich natürlich auch<br />
auf das Lehrpersonal aus. Viele Lehrerinnen<br />
und Lehrer, <strong>die</strong> jetzt Schulklassen<br />
übernehmen, haben keinen Informatikhintergrund.<br />
Im Rahmen von<br />
IngCH gehen wir an Kantonsschulen,<br />
um über <strong>die</strong> IT zu informieren. Wir<br />
bilden Lehrpersonal aus und führen<br />
Technikwochen durch. In denjenigen<br />
Schulen, in denen wir das am intensivsten<br />
tun, entscheiden sich auch<br />
mehr Maturanden für ein IT-Studium.<br />
Wenn Schülerinnen und Schüler nicht<br />
wissen, was ein Informatiker macht,<br />
können sie sich auch nicht entscheiden,<br />
<strong>die</strong>sen Beruf zu erlernen. So<br />
einfach ist das.<br />
Herrscht in der <strong>Schweiz</strong> ein Fachkräftemangel<br />
in der IT?<br />
An der ETH werden seit 1988 Informatik-Ingenieure<br />
ausgebildet. Eine<br />
Grosszahl der Beschäftigten in der<br />
IT-Branche ist inzwischen über 50 Jahre<br />
alt. Viele waren Quereinsteiger, weil<br />
es damals noch gar keine IT-Ausbildung<br />
gab. Jetzt erhalten an den hiesigen<br />
universitären Hochschulen pro<br />
Jahr rund 400 Absolventen und Absolventinnen<br />
einen Informatik-Abschluss.<br />
Allein in der Finanzbranche in<br />
Zürich, <strong>die</strong> rund 10 000 Personen im<br />
IT-Bereich beschäftigt, gehen wohl<br />
jährlich in <strong>die</strong>ser Grössenordnung<br />
IT-Spezialisten in Pension. Der fehlende<br />
Nachwuchs in der IT-Branche ist<br />
ein Riesenproblem. Allein aufgrund<br />
der Regulationsflut suchen wir mehr<br />
IT-Fachkräfte in der <strong>Schweiz</strong>, als wir<br />
finden können. Wir nehmen uns beim<br />
Thema Nachwuchs aber auch selbst in<br />
<strong>die</strong> Pflicht und bieten bei UBS in der<br />
<strong>Schweiz</strong> rund 200 jungen Leuten einen<br />
Ausbildungsplatz in der IT an, 120 davon<br />
als Lehrstellen. In den IT-Beruf<br />
einzusteigen, ist deshalb eine sichere<br />
Wahl. Aber man muss flexibel sein<br />
und sich laufend weiterbilden.
Heute kommt der grösste Anteil neu<br />
ausgebildeter Informatiker übrigens<br />
aus dem asiatischen Raum. Die<br />
<strong>Schweiz</strong>er Wirtschaft hat ein vitales<br />
Interesse daran, Spezialisten aus dem<br />
Ausland anstellen zu können. Es geht<br />
nicht anders, um den hohen Bedarf zu<br />
decken.<br />
Man unterscheidet zwischen Entwickler<br />
und Betreiber. Der Entwickler<br />
hat den Ruf, innovativ und<br />
fantasievoll zu sein, der Betreiber<br />
muss genau arbeiten, wobei seine<br />
Arbeit viele sich wiederholende<br />
Abläufe kennt. Stimmen <strong>die</strong>se Stereotypen<br />
mit der Realität überein?<br />
Diese Beobachtung ist bis auf einen<br />
Aspekt korrekt. Die Betreiber kommen<br />
nämlich ebenfalls mit viel Innovation<br />
in Berührung, da immer wieder neue<br />
Systeme in Betrieb genommen werden.<br />
Bei UBS haben wir zum Beispiel<br />
bei unserem Rechenzentrum innerhalb<br />
der letzten zwei Jahre praktisch das<br />
ganze Innenleben ausgetauscht, was<br />
das ganze System etwa sechs Mal<br />
schneller gemacht hat. Aber klar, <strong>die</strong>se<br />
Art der Innovation ist eine andere.<br />
Die Entwickler kreieren etwas, während<br />
<strong>die</strong> Betreiber konsumieren und<br />
zusammensetzen. Für ein Grossunter-<br />
nehmen ist der Betreiber entscheidend,<br />
denn wenn kritische Systeme<br />
auch nur für Minuten nicht funktionieren,<br />
gibt es ernsthafte Probleme.<br />
«Die <strong>Schweiz</strong>er<br />
Wirtschaft hat ein<br />
vitales Interesse<br />
daran, Spezialisten<br />
aus dem Ausland<br />
anstellen zu<br />
können.»<br />
<strong>Wo</strong> sehen Sie <strong>die</strong> grössten Herausforderungen?<br />
In den Bereichen Konsoli<strong>die</strong>rung und<br />
Industrialisierung sowie dem regulatorischen<br />
Umfeld. Klar ist, dass <strong>die</strong><br />
«Costs of doing Business» weiter<br />
steigen werden.<br />
Was ist also zu tun?<br />
Einerseits müssen <strong>die</strong> Kosten gesenkt<br />
und tief gehalten werden. Anderseits<br />
Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />
müssen <strong>die</strong> Geschäftsmodelle angepasst<br />
und optimiert werden. Beides<br />
erreicht man durch griffige Massnahmen<br />
wie etwa <strong>die</strong> Industrialisierung<br />
der Prozesse. Aber auch der Bereich<br />
Regulierung ist ein wichtiger Punkt.<br />
Dabei geht es nicht nur um Bankenregulierung<br />
im engeren Sinn, sondern<br />
auch um andere Themen, wie den<br />
Schutz von Informationen oder <strong>die</strong><br />
Archivierungspflicht von Daten. Um<br />
<strong>die</strong> Bedeutung der Regulierung zu<br />
quantifizieren: Rund 40% des IT-<br />
Budgets fliessen unterdessen in regulatorische<br />
Projekte.<br />
Werfen wir einen Blick auf <strong>die</strong><br />
Sicherheit. Ist man da immer einen<br />
Schritt hinter den Kriminellen hinterher<br />
oder muss <strong>die</strong>s nicht so<br />
sein?<br />
Nein, <strong>die</strong>s ist nicht immer der Fall. Die<br />
absolute Sicherheit gibt es – wie sonst<br />
im Leben – auch in der IT nicht, es sei<br />
denn, man würde andere Mittel aufziehen.<br />
Beispielsweise könnte eine<br />
Software so konzipiert werden, dass<br />
sie nur mit biometrischer Identifizierung<br />
funktioniert. Das sind radikale<br />
Mittel und – wer weiss – in Zukunft<br />
vielleicht mal Realität. Unsere Strategie<br />
ist es, <strong>die</strong> Einstiegshürden laufend zu<br />
erhöhen, damit der Aufwand für Kriminelle<br />
zu hoch wird.<br />
Grundsätzlich, in welche Richtung<br />
verläuft <strong>die</strong> Entwicklung in der IT?<br />
Die Liste der Herausforderungen in<br />
der IT ist lang: Zuvorderst stehen <strong>die</strong><br />
volatilen und unsicheren Finanzmärkte,<br />
neue mobile Kommunikationsinstrumente<br />
und Kundenkanäle, Virtualisierung,<br />
Security, Business Intelligence<br />
und das Thema Green IT. Und genau<br />
deshalb könnte ich mir keine spannendere<br />
Zeit vorstellen, um im Banking<br />
tätig zu sein. Für mich gibt es nichts<br />
Spannenderes als IT bei einer Gross-<br />
UBS outlook 33
34<br />
Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />
bank. Wir können mit Volumen jonglieren,<br />
<strong>die</strong> man woanders gar nie zu<br />
Gesicht bekommt.<br />
Wie kann <strong>die</strong> IT das Bankgeschäft<br />
ganz konkret unterstützen?<br />
Besonders spannend finde ich <strong>die</strong><br />
Entwicklung von Lösungen, <strong>die</strong> der<br />
Bank tiefere Kosten bringen und für<br />
den Kunden gleichzeitig mehr Komfort.<br />
Ein Beispiel dafür sind mobile<br />
Banklösungen. Das Potenzial ist<br />
gross. Viele Bankgeschäfte werden<br />
UBS outlook<br />
Unternehmensgründer und Manager<br />
Stefan Arn ist Mitglied der Geschäftsleitung von UBS <strong>Schweiz</strong> und<br />
IT Chef <strong>Schweiz</strong> & EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika). Als<br />
Verantwortlicher für <strong>die</strong> UBS-IT-Mitarbeitenden in der <strong>Schweiz</strong> und<br />
EMEA, setzt er <strong>die</strong> Schwerpunkte auf das Bereitstellen zukunftsgerichteter<br />
Banking-IT-Lösungen, auf das Sicherstellen der operationellen<br />
Stabilität, auf Risiko-, Compliance- und regulatorische Themen<br />
und auf <strong>die</strong> Positionierung von UBS als attraktiven Arbeitgeber für<br />
IT-Fachleute. In der IT bei UBS arbeiten weltweit rund 8000 Mitarbeitende.<br />
In der <strong>Schweiz</strong> sind es innerhalb UBS rund 3700. Stefan<br />
Arn ist zudem Chief Information Officer (CIO) der Geschäftseinheit<br />
Wealth Management und von UBS <strong>Schweiz</strong>. Stefan Arn hat an der<br />
ETH Zürich ein Informatikstudium absolviert und war bis zu seinem<br />
Wechsel zu UBS Anfang 2007 als Unternehmer in der IT-Branche<br />
erfolgreich. Er wurde unter anderem von Ernst & Young zum «Entrepreneur<br />
of the Year» gekürt. Zu seinen Hobbies zählen Skilaufen<br />
und Motorsport.<br />
in Zukunft bequemer abgewickelt<br />
werden können als heute. Die Nutzung<br />
von Mobile-Banking-Lösungen<br />
wird in der <strong>Schweiz</strong> noch massiv<br />
zunehmen. <strong>Wo</strong>bei ich immer betone,<br />
dass Mobile Banking eigentlich der<br />
falsche Begriff ist. Für mich ist es<br />
vielmehr ein «life centric banking».<br />
Es geht um <strong>die</strong> Frage, wo und wann<br />
Sie Ihre Bankgeschäfte erledigen<br />
möchten. Das ist in der Regel nicht<br />
unterwegs im Tram, sondern zum<br />
Beispiel daheim auf dem Sofa oder<br />
am Küchentisch. Für komplexere und<br />
beratungsintensive Bankprodukte<br />
wie den Abschluss einer Hypothek<br />
oder für <strong>die</strong> finanzielle Lebensplanung<br />
braucht es auch weiterhin <strong>die</strong> Interaktion<br />
zwischen Kunde und Berater.<br />
Da muss man sich in <strong>die</strong> Augen schauen<br />
können. Deshalb wird – da bin ich<br />
ganz sicher – auch das physische Banking<br />
in den Geschäftsstellen weiter<br />
Bestand haben.
Lösungen<br />
Informatik als Schlüssel Thema<br />
Finanzierung und<br />
Beratung<br />
Eine Vielzahl von IT-Unternehmen<br />
unterstützt heute <strong>die</strong><br />
Finanzindustrie bei der Erfüllung<br />
ihrer Aufgaben. Umgekehrt ist<br />
aber auch jeder IT-Anbieter eine<br />
Firma, <strong>die</strong> in Sachen finanzieller<br />
Dienstleistungen ihre spezifischen<br />
Bedürfnisse hat. Gründer,<br />
Start-up-Firmen sowie<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) sehen sich oft<br />
mit dem Problem der Kapitalbeschaffung<br />
konfrontiert. Auch<br />
in Spezialsituationen wie etwa<br />
bei Nachfolgeregelungen oder<br />
Firmenübernahmen sind KMU<br />
auf professionelle Unterstützung<br />
angewiesen.<br />
UBS outlook<br />
35
36<br />
Lösungen Finanzierung und Beratung<br />
Private Equity als alternative<br />
Finanzierungsform<br />
Gründer, Jungunternehmen sowie kleine<br />
und mittlere Unternehmen (KMU) sehen<br />
sich oft mit der Herausforderung konfrontiert,<br />
Kapital zu beschaffen. Zentrale<br />
Frage ist dabei, welche Finanzierungsform<br />
gewählt wird. Ob Privatdarlehen,<br />
Bankkredit oder Eigenkapital hängt von<br />
der Phase im Lebenszyklus eines Unternehmens<br />
ab.<br />
In der Gründungsphase eines Unternehmens<br />
ist Eigenkapital oft <strong>die</strong> einzige Quelle, eingebracht<br />
durch eigene Ersparnisse, Sacheinlagen<br />
oder Zuwendungen aus dem Familien-<br />
und Freundeskreis (Abbildung 1). Fremdkapital,<br />
vor allem Bankkredite, sind für viele Firmen<br />
hingegen erst von einer gewissen Grösse an<br />
und verbunden mit Sicherheiten verfügbar.<br />
In den vergangenen Jahren hat sich jedoch ein<br />
breites Spektrum an zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten<br />
für Unternehmer und Firmen<br />
aufgetan. Staatliche Förderinitiativen, Innovationswettbewerbe,<br />
Stiftungen oder Gründerzentren<br />
unterstützen Unternehmer bei den ersten<br />
Schritten zur Firmengründung und Kapitalbeschaffung.<br />
Vor allem <strong>die</strong> Bedeutung von privatem Beteiligungskapital,<br />
oft als «Private Equity» bezeichnet,<br />
hat in vergangenen Jahren zugenommen<br />
und bildet eine wichtige Quelle zur mittel- bis<br />
langfristigen Finanzierung mit Eigenkapital.<br />
Dieses Kapital wird nicht nur an Jungunternehmen<br />
vergeben, sondern wird in unterschiedlichen<br />
Phasen des Entwicklungsstadiums einer<br />
Unternehmung zur Verfügung gestellt. Neben<br />
Risikokapital wird Private Equity auch bei Nachfolgeregelungen,<br />
der internationalen Expansion<br />
oder bei Veräusserungen von nicht zum<br />
Kernbereich gehörenden Unternehmensteilen<br />
verwendet.<br />
Wie komme ich zu Kapital?<br />
Oft stehen «Business Angels» als externe<br />
Kapitalgeber am Anfang. Diese vermögenden<br />
Privatpersonen, <strong>die</strong> selber früher als Unternehmer<br />
erfolgreich waren, stellen den Firmen ne-<br />
UBS outlook<br />
ben persönlichem Risikokapital auch wichtiges<br />
Know-how und Netzwerke zur Verfügung.<br />
Normalerweise werden in einer ersten Finanzierungsrunde<br />
zwischen einigen 10 000 und<br />
500 000 <strong>Schweiz</strong>er Franken für einen Unternehmensanteil<br />
zwischen 10% und 30% investiert.<br />
Viele Business Angels operieren gemeinsam<br />
und sind in privaten Clubs organisiert,<br />
wobei neben dem Renditegedanke oft auch<br />
das Weitergeben von Wissen und der Spass,<br />
sich nochmals selber aktiv in ein Jungunternehmen<br />
einzubringen, im Vordergrund stehen.<br />
Die Bewertung wird zwischen dem Unternehmer<br />
und dem Investor festgelegt, was jedoch<br />
aufgrund oft fehlender Bewertungsgrundlagen<br />
eine sehr subjektive und emotionale Angelegenheit<br />
sein kann. Die durchschnittliche Bewertung<br />
der ersten Finanzierungsrunde in<br />
Europa war in den vergangenen Jahren jedoch<br />
recht stabil und lag zwischen 250 000 und<br />
500 000 Franken.<br />
Institutionelles Kapital ist in <strong>die</strong>ser frühen<br />
Phase oft sehr schwer zu erhalten und Gründer<br />
Abbildung 1: Finanzierungsformen für Unternehmen<br />
Grösse einer<br />
Unternehmung<br />
Finanzierungsformen<br />
Quelle: UBS<br />
Stefan Brägger<br />
Analyst, UBS AG<br />
Gründungsphase Wachstumsphase «Erntephase»<br />
Förderinitiativen<br />
Entwicklungsstufe eines Unternehmens («Alter»)<br />
Eigene Mittel (Bargeld, Sparguthaben, Sacheinlage, Gewinne)<br />
Familie und Freunde<br />
Business Angels<br />
Private Equity<br />
Wagniskapital<br />
Beteiligungskapital<br />
Private Equity<br />
Kapitalmarkt<br />
Fremdkapital (verschiedene Kreditformen)
«In den letzten fünf Jahren wurden in der <strong>Schweiz</strong> im Schnitt jährlich<br />
rund 100 Unternehmen mit insgesamt 1,5 Milliarden Franken durch<br />
Private-Equity-Investoren unterstützt.»<br />
sollten sehr zurückhaltend vorgehen bei der<br />
Kontaktierung <strong>die</strong>ser Kapitalgeber. Oft erhält<br />
man nur eine einzige Chance, sich zu präsentieren.<br />
Viele Investoren haben sich nach dem<br />
Platzen der Dotcom-Blase und aufgrund der<br />
sehr langen Halteperioden und hohen Ausfallquoten<br />
aus <strong>die</strong>sem Segment zurück gezogen.<br />
Stattdessen konzentrieren sie sich auf Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> bereits erste Umsätze erzielen,<br />
eine klare Positionierung im Markt haben und<br />
konkrete Wachstumspläne aufweisen. Dieses<br />
Segment wird oft auch als Wagniskapital<br />
(Venture Capital) bezeichnet und <strong>die</strong> durchschnittliche<br />
Finanzierungssumme liegt bei 2 bis<br />
3 Millionen Franken, bereitgestellt von Beteiligungsgesellschaften,<br />
<strong>die</strong> oft Drittgelder von<br />
Pensionskassen, Versicherungen etc. verwalten.<br />
Die Bewertungen in <strong>die</strong>sem Segment liegen<br />
teilweise bereits beträchtlich höher, insbesondere<br />
in den USA. In Europa betrugen sie in den<br />
letzten Jahren zwischen 1 und 2 Millionen<br />
Franken.<br />
Beteiligungskapital, auch als Buy-out bezeichnet,<br />
bildet den dritten Bestandteil von Private<br />
Equity. In <strong>die</strong>sem Segment werden Unternehmen<br />
finanziert, <strong>die</strong> im Markt etabliert sind,<br />
stabile Cashflows aufweisen und Gewinne<br />
erwirtschaften. Bei einem Buy-out handelt<br />
es sich meistens um <strong>die</strong> Übernahme einer<br />
Mehrheit des Aktienkapitals aufgrund einer<br />
anstehenden Nachfolgeregelung des bisherigen<br />
Eigentümers. Die Spannbreite der Investitionssumme<br />
ist sehr hoch und kann zwischen<br />
einigen Millionen bis hin zu 1 bis 2 Milliarden<br />
Franken liegen. Teilweise wird zum Eigenkapital<br />
noch zusätzlich Fremdkapital zur Finanzierung<br />
der Übernahme aufgenommen.<br />
Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit, <strong>die</strong><br />
jedoch eher den Charakter von Fremdkapital<br />
aufweist, ist ein Mezzanine-Kredit oder ein<br />
Wandeldarlehen. Bei <strong>die</strong>ser Beteiligungsform<br />
erhält der Kapitalgeber normalerweise eine<br />
tiefe Verzinsung plus eine Beteiligung am Aktienkapital.<br />
Diese Finanzierungsform ist jedoch<br />
nur für Firmen geeignet, <strong>die</strong> bereits Einkünfte<br />
erzielen.<br />
Bedeutung von Private Equity<br />
nimmt zu<br />
Auch <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> hat in den letzten Jahren<br />
einen stetigen Zuwachs an Private Equity erlebt.<br />
Dabei wurden Firmen unterschiedlicher Grösse<br />
aus den verschiedensten Branchen finanziert<br />
(siehe Tabelle).<br />
Über <strong>die</strong> letzten fünf Jahre hinweg wurden in<br />
der <strong>Schweiz</strong> im Schnitt jährlich rund 100 Unternehmen<br />
mit insgesamt 1,5 Milliarden Franken<br />
durch Private-Equity-Investoren unterstützt.<br />
70% der finanzierten Unternehmen befanden<br />
sich in der Frühphase der Entwicklung. Volumenmässig<br />
macht jedoch das Buy-out-Segment<br />
den grössten Teil des Marktes aus (etwa 70%).<br />
Im Vergleich zur jährlichen Wirtschaftsleistung<br />
liegt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> im europäischen Durchschnitt<br />
(Abbildung 2), auch wenn <strong>die</strong> Gesamtsummen<br />
insgesamt relativ klein sind (
38<br />
Lösungen Finanzierung und Beratung<br />
dass <strong>die</strong> wichtigsten Business-Angel-Netzwerke<br />
in der <strong>Schweiz</strong> pro Jahr zwischen 10 und 20<br />
Millionen <strong>Schweiz</strong>er Franken investieren. Insgesamt<br />
könnten jährlich bis zu 150 Millionen Franken<br />
durch Business Angels investiert werden.<br />
In den letzten Jahren floss das meiste Geld in<br />
den Konsum- und Detailhandelssektor (39%),<br />
gefolgt von traditionellen Industrieunternehmen<br />
(19%). Betrachtet man jedoch <strong>die</strong> Anzahl<br />
Transaktionen, erkennt man <strong>die</strong> wichtige Bedeutung<br />
der Technologiesektoren Life Sciences<br />
(38%) und Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(30%). Interessanterweise wurden<br />
in den vergangenen Jahren in andere für<br />
<strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> wichtige Sektoren wie Chemie,<br />
Bauwirtschaft oder Finanzwesen kaum Private-<br />
Equity-Investitionen getätigt.<br />
Grosses Netzwerk an Verbänden,<br />
Technoparks und Investoren<br />
In der <strong>Schweiz</strong> hat in den letzten Jahren eine<br />
starke Professionalisierung der Branche stattgefunden.<br />
Es existiert eine vielfältige Landschaft<br />
an Investoren mit unterschiedlichen Strategien<br />
und regionalen Präferenzen. Ende 2011 waren<br />
annähernd 70 Private-Equity-Firmen in der<br />
<strong>Schweiz</strong> ansässig. In den letzten Jahren haben<br />
Abbildung 2: Private-Equity-Aktivität in der <strong>Schweiz</strong> liegt im<br />
europäischen Durchschnitt<br />
PE-Investitionen, in % des BIP<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
Quelle: UBS<br />
UBS outlook<br />
aber auch grosse <strong>Schweiz</strong>er Konzerne wie<br />
Swisscom, Roche oder Novartis begonnen,<br />
Jungfirmen direkt zu unterstützen. Daneben<br />
existiert ein grosses Netzwerk von Fachverbänden<br />
(z.B. SECA), staatlichen und privaten Förderinitiativen<br />
(z.B. CTI start-up), Technoparks<br />
(z.B. www.technopark-allianz.ch), Inkubatoren<br />
(z.B. www.swissparks.ch), Business-Angel-<br />
Vereinigungen und institutionellen Investoren,<br />
welche Gründer und Jungunternehmen auf<br />
verschiedene Weise unterstützen.<br />
Gerade <strong>die</strong> junge Internetszene hat in den<br />
letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt,<br />
nachdem Internet-Firmen lange Zeit immer<br />
in <strong>die</strong> USA auswandern mussten. Jedoch<br />
schläft <strong>die</strong> Konkurrenz nicht. Die USA mit<br />
dem Silicon Valley, London oder vermehrt<br />
auch Berlin sind für Jungunternehmen attraktiv,<br />
weil dort <strong>die</strong> Kosten für Saläre, Mieten<br />
etc. oft beträchtlich tiefer sind. Gleichzeitig<br />
kommen auch vermehrt externe Start-up-<br />
Firmen zur Kapitalsuche in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> und<br />
konkurrenzieren mit hiesigen Gründern um<br />
<strong>die</strong> Finanzierung. Schliesslich gilt jedoch für<br />
jeden Gründer: Man wird nicht zum Unternehmer<br />
geboren, sondern man wird es als<br />
Resultat eines stetigen Lernprozesses.<br />
<strong>Schweiz</strong> UK Schweden Europa Frankreich Deutschland Italien Österreich
Expertenwissen für KMU und Jung firmen<br />
• Mit dem Ziel, das Unternehmertum in der <strong>Schweiz</strong> zu<br />
fördern, hat hat UBS kürzlich zusammen mit dem Swiss<br />
Economic Forum (SEF) eine neue «Wachstumsinitiative<br />
für KMU» lanciert. Zielgruppe der Initiative sind<br />
kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie ausgewählte<br />
Jungfirmen, <strong>die</strong> sich bereits mit innovativen<br />
Produkten und/oder Dienstleistungen erfolgreich im<br />
Markt etablieren konnten. Diese Firmen stehen oftmals<br />
vor einer Wachstumsphase und sehen sich daher mit<br />
vielschichtigen Fragestellungen konfrontiert.<br />
• Ausgangspunkt der Zusammenarbeit im Rahmen<br />
der «Wachstumsinitiative» ist eine kostenlose Standortbestimmung<br />
und Evaluation durch ein spezifisch<br />
für <strong>die</strong>se Aufgabe zusammengestelltes Team aus Branchen-,<br />
Finanz- und Managementexperten. Zu <strong>die</strong>sem<br />
Zweck greift das SEF auf ein nationales Netz von ausgewiesenen<br />
KMU-Experten zurück. In interaktiven<br />
<strong>Wo</strong>rkshops mit den Verantwortlichen der beteiligten<br />
Firmen wird der Fokus anstatt auf theoretische Stu<strong>die</strong>n<br />
von Beginn weg auf direkt umsetzbare Massnahmenpläne<br />
gelegt.<br />
Finanzierung und Beratung Lösungen<br />
• Im Kern sämtlicher Aktivitäten <strong>steht</strong> eine möglichst<br />
unkomplizierte Kompetenz- und Erfahrungsvermittlung.<br />
Der Nutzen für <strong>die</strong> ausgewählten<br />
Unternehmen be<strong>steht</strong> in einer Kombination von sehr<br />
praxisbezogenem, unabhängigem Expertenwissen<br />
mit dem spezifischen Finanz-Know-how von UBS.<br />
Dies erlaubt es zum Beispiel, <strong>die</strong> bestmögliche Finanzierungsform<br />
für <strong>die</strong> bevorstehende Wachstumsphase<br />
eines KMU zu finden. Je nach Betriebsgrösse und<br />
strategischer Zielsetzung kann sich dabei eine reine<br />
Fremdfinanzierung, der Beizug von privaten Kapitalgebern<br />
oder eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital<br />
als optimale Lösung herausstellen.<br />
• Die Pilotphase der neuen Wachtumsinitiative läuft<br />
bis Ende 2012. Zehn ausgewählte KMU und<br />
Jungunternehmen können daran teilnehmen (mehr<br />
zu den Qualifikationskriterien auf www.sef4kmu.ch).<br />
UBS outlook 39
40<br />
Lösungen Finanzierung und Beratung<br />
Banken und Informatik – eine Symbiose<br />
Die IT-Branche und <strong>die</strong> Finanzindustrie<br />
sind naturgemäss eng miteinander verknüpft.<br />
So unterstützt heute eine Vielzahl<br />
von IT-Unternehmen <strong>die</strong> Bankindustrie in<br />
den verschiedensten Bereichen. Umgekehrt<br />
ist aber auch jeder IT-Anbieter ein<br />
potenzieller Kunde, der in Sachen finanzieller<br />
Dienstleistungen seine spezifischen<br />
Bedürfnisse hat.<br />
Bei der Mehrzahl der IT-Firmen handelt es sich<br />
um klassische Dienstleistungsunternehmen.<br />
Ihr Kapital ist das Wissen, <strong>die</strong> Leute, <strong>die</strong> Erfahrung<br />
und <strong>die</strong> daraus entwickelten Problemlösungen.<br />
Zur Erbringung ihrer Wertschöpfung<br />
benötigen IT-Firmen in der Regel wenig Finanzkapital,<br />
sondern allenfalls Kredite für<br />
geplante Übernahmen von anderen Firmen.<br />
Die Absatzmärkte für IT-Dienstleistungen sind<br />
meist überregional oder global, denn entwickelte<br />
Lösungen und vorhandenes Know-how<br />
lassen sich entlang von Kundenbedürfnissen<br />
in verschiedenen Teilen der Welt anbieten, um<br />
den nötigen «Wiederverwendungseffekt» von<br />
Innovationen zu erzielen. Die Erstellung einer<br />
UBS outlook<br />
Dienstleistung erfolgt oft auch sehr dezentral.<br />
Gerade im Entwicklungs bereich sind rund um<br />
den Erdball verteilte Mit arbeiter oder Zulieferer<br />
keine Seltenheit.<br />
Finanzielles Tagesgeschäft von IT-Firmen<br />
Jede IT-Firma will auch finanziell geführt werden.<br />
Dazu gehört <strong>die</strong> Abwicklung der typischen<br />
Geldströme, <strong>die</strong> mit der nationalen und<br />
überregionalen Geschäftstätigkeit zusammenhängen.<br />
Umsätze, <strong>die</strong> in verschiedenen Ländern<br />
und Währungen anfallen, finanzieren <strong>die</strong><br />
in ausgewählten Standorten betriebene Weiterentwicklung<br />
der Lösungen. Typische Dienstleistungsunternehmen<br />
in der IT-Industrie sind<br />
daher bei der Abwicklung des finanziellen<br />
Tagesgeschäfts mit Fragen rund um das Cash-<br />
und Währungsmanagement konfrontiert: Was<br />
ist zu tun, damit ich zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort über <strong>die</strong> richtige Menge an Liquidität<br />
in der richtigen Währung verfüge? Dies erfordert<br />
vorausschauendes Denken und Disponieren.<br />
Einerseits muss <strong>die</strong> Zahlungsbereitschaft<br />
jederzeit sichergestellt sein. Doch andererseits<br />
sollte der Liquiditätsbestand nicht zu hoch sein,<br />
UBS Photo Database<br />
Markus R. Meyer<br />
Head Cash Management<br />
Services, UBS AG
«Was ist zu tun, damit ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort über <strong>die</strong><br />
richtige Menge an Liquidität in der richtigen Währung verfüge?»<br />
denn Liquidität kostet Geld. Gerade in <strong>die</strong>sem<br />
Punkt kann eine Bank wie UBS <strong>die</strong> IT-Unternehmen<br />
besser beim Lösen ihrer nationalen<br />
und internationalen Cash-Management-Bedürfnisse<br />
unterstützen.<br />
Voraussetzung ist immer <strong>die</strong> Transparenz bezüglich<br />
getätigter Geschäfte und vorhandener<br />
Cashbestände (Cash-Übersicht). Mit IT-Lösungen<br />
von Banken, welche auf der Basis internationaler<br />
Datenaustausch-Standards wie SWIFT<br />
oder ISO20022 arbeiten, ist der tagesgenaue<br />
Überblick über Konten bei fast allen Banken der<br />
Welt möglich. Diese Übersicht über <strong>die</strong> tägliche<br />
Entwicklung <strong>die</strong>nt damit als Basis für allfällig<br />
zu tätigende Fremdwährungsgeschäfte – vor<br />
allem dann, wenn <strong>die</strong> Verkaufsumsätze in einer<br />
anderen Währung anfallen als <strong>die</strong> meisten<br />
finanziellen Ausgaben. Ein Absichern der zu<br />
erwartenden Fremdwährungsflüsse kann vor<br />
unliebsamen Überraschungen schützen und ist<br />
bereits mit einfachen Absicherungsinstrumenten<br />
erreichbar.<br />
Grenzüberschreitende Zahlungsströme<br />
Die Welt wächst zusammen, womit auch der<br />
Handel und <strong>die</strong> Dienstleistungsbranche immer<br />
internationaler werden. Auch im IT-Sektor gewinnen<br />
Zahlungen an verschiedene Software-<br />
Entwickler und -Zulieferer in anderen Teilen der<br />
Welt zunehmend an Bedeutung. Genauso wie<br />
das grenzüberschreitende Inkasso von Verkaufserlösen.<br />
Zudem be<strong>steht</strong> das Bedürfnis<br />
(z.B. im Projektgeschäft), gewisse Dienstleistungen<br />
und Projektphasen zwischen Käufer<br />
und Verkäufer abzusichern. Auch bei der Abwicklung<br />
und Absicherung grenzüberschreitender<br />
Geschäfte muss sich eine IT-Firma auf ihren<br />
Bankpartner verlassen können. Dieser verfügt<br />
über das notwendige Know-how, weist gleichzeitig<br />
aber auch ein Netzwerk an ausländischen<br />
Partnerbanken auf, um internationale<br />
Cashbewegungen qualitativ hochstehend abzuwickeln<br />
(Cash-Bewegung). Auch <strong>die</strong>se Lösungen<br />
basieren auf neusten IT-Entwicklungen<br />
und -Standards, wie z.B. der einheitlichen Abwicklung<br />
von Zahlungsströmen innerhalb des<br />
EU-Raums.<br />
Bereits seit 2008 sind innerhalb der EU SEPA-<br />
Credit-Transfers, so <strong>die</strong> offizielle Bezeichnung<br />
für SEPA-Überweisungen, möglich. Seit November<br />
2009 sind auch grenzübergreifende<br />
Lastschrifteinzüge (SEPA Direct Debit) innerhalb<br />
des gesamten EU-Raums möglich. Sie<br />
ermöglichen eine Teilnahme am preisregulierten,<br />
innereuropäischen Zahlungsverkehr und<br />
basieren auf einheitlichen europäischen Zahlungsformaten.<br />
Die geplante Schaffung eines<br />
einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums<br />
(Single Euro Payments Area, SEPA) sieht vor,<br />
dass <strong>die</strong> bisherigen nationalen Überweisungs-<br />
und Lastschriftverfahren ab 1. Februar 2014<br />
auslaufen werden.<br />
Cash Management für<br />
<strong>Informationstechnologie</strong>-Firmen<br />
Quellen: BfS, UBS<br />
Ausgewählte<br />
europäische<br />
lokale Märkte<br />
Zahlungsauftrag<br />
Zahlungseingang<br />
UBS/Partner<br />
Echtzeit<br />
Synchronisation<br />
UBS <strong>Schweiz</strong><br />
(Konto)<br />
Zahlungsauftrag<br />
Reporting<br />
Unternehmen<br />
Sollten grenzüberschreitende Zahlungen schnell,<br />
effektiv und zu Inlandskonditionen ausgeführt werden,<br />
so waren lokale Bankbeziehungen in allen<br />
Ländern, in denen Geschäftsbeziehungen bestehen,<br />
bis vor Kurzem nicht zu vermeiden.<br />
Finanzierung und Beratung Lösungen<br />
UBS outlook 41
42<br />
Lösungen Finanzierung und Beratung<br />
Obwohl <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> kein Mitglied der Europäischen<br />
Union und somit auch nicht Teil des<br />
preisregulierten EU-Binnenmarktes ist, können<br />
UBS-Kunden bereits seit Mai 2008, also von<br />
Anfang an, SEPA-Zahlungen empfangen und<br />
ausführen und seit November 2009 auch am<br />
Euro-Lastschriftverfahren teilnehmen.<br />
Darüber hinaus bietet UBS als derzeit einzige<br />
<strong>Schweiz</strong>er Bank mit den sogenannten Gateway<br />
Accounts – geführt als Hauptkonto in der<br />
<strong>Schweiz</strong> – einen direkten Zugang zu ausgewählten<br />
europäischen Märkten an. So können<br />
auch ein- und ausgehende nationale Zahlungen<br />
in <strong>die</strong>sen Ländern zu lokalen Konditionen<br />
abgewickelt werden.<br />
Übersicht der UBS-Lösungen zur Bewirtschaftung von Konti<br />
Quelle: UBS<br />
UBS outlook<br />
Auch hier ist seitens der Banken ein sinnvoller<br />
Einsatz von IT-Lösungen, kombiniert mit starken<br />
Partnerschaften, für das Erbringen von<br />
professionellen Finanz<strong>die</strong>nstleistungen entscheidend<br />
– eine Parallele zu vielen IT-Firmen.<br />
Effiziente Abwicklung der Zahlungsverkehrsströme<br />
Automatisierung beginnt mit der Integration<br />
von Geschäftsabläufen über Systemgrenzen<br />
hinweg. Die fortschreitende Industrialisierung<br />
und Standardisierung führen ausserdem dazu,<br />
dass firmeninterne Buchhaltungsprozesse zusehends<br />
effizienter werden, indem durch Bankreportings<br />
automatisch Buchungsprozesse in den<br />
IT-Systemen der Buchhaltung aus gelöst werden<br />
UBS-Konti UBS- und Drittbankkonti<br />
UBS e-banking UBS KeyLink<br />
– Zahlungen – Echtzeit Cash<br />
– Reporting<br />
Reporting,<br />
UBS Web-Portal – Echtzeit-Zugriff<br />
auf UBS-Konti<br />
Zahlungen<br />
und FX<br />
UBS Web-Portal Kundensystem<br />
– Manueller Export<br />
auf Daten<br />
– Liquidity-<br />
Management<br />
Zahlungen<br />
Reporting<br />
Datenlieferung<br />
Zahlungen<br />
Reporting<br />
– E-Dokumente<br />
UBS<br />
Datenaustausch Konto bzw. Zahlungsinformationen<br />
Datenaustausch Datenaustausch Datenaustausch<br />
UBS Bank A Bank B Bank C<br />
UBS KeyDirect<br />
– Direkte<br />
Integration in<br />
Kunden-<br />
Buchhaltungsoder<br />
Cash-<br />
Management-<br />
Applikationen-<br />
Systeme<br />
– E-Dokumente<br />
Aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen IT und Banken ist auch in Zukunft nachhaltiges Wachstum nur Hand in Hand möglich.
können (Systemintegration). Dies ist ein typisches<br />
Schnittstellen- und Integrationsthema<br />
zwischen verschiedenen IT-Systemen – ein<br />
Gebiet, welches wiederum für <strong>die</strong> IT-Unternehmen<br />
selbst einen grossen Markt darstellt und<br />
entsprechende Chancen eröffnet.<br />
UBS verfügt über eine spezialisierte und kompetente<br />
Beratungseinheit für Firmen rund<br />
um das Thema Zahlungsverkehr und Cash<br />
Manage ment. Von der gemeinsamen Lösungsfindung<br />
bis hin zur technischen Implementierung,<br />
z.B. einer direkten Anbindung eines ERP-<br />
System an <strong>die</strong> IT-Systeme der Bank, werden<br />
Kunden durch erfahrene Spezialisten begleitet.<br />
Auch hier treffen Bank- und IT-Berater zusammen,<br />
um mit ihrer Erfahrung und ihrem fachspezifischen<br />
Know-how <strong>die</strong> gefragte Dienstleistung<br />
zu erbringen.<br />
Cash Management:<br />
Liquiditätsbedürfnis im Zentrum<br />
Neben der Cash-Übersicht, den Möglichkeiten<br />
zur Cash-Bewegung und der Systemintegration<br />
ist <strong>die</strong> Cash-Anlage das vierte verbreitete<br />
Bedürfnis im Rahmen des Cash Managements.<br />
Darunter wird <strong>die</strong> kurz- oder längerfristige<br />
Anlage der überschüssigen Bargeldbestände<br />
(Liquidität) verstanden. Wie plant der Kunde<br />
seine Geldbestände und wie viel überschüssige<br />
Liquidität kann er wie und für welchen Zeitraum<br />
anlegen?<br />
Saisonale Schwankungen in den Geldbeständen<br />
des Kunden müssen erkannt und mit einbezogen<br />
werden. Die Schlüsselfragen drehen<br />
sich um <strong>die</strong> Verfügbarkeit der Liquidität. Es ist<br />
entscheidend, zu wissen, auf welchen Teil der<br />
zur Verfügung stehenden Liquidität der Kunde<br />
sofort Zugriff haben muss beziehungsweise<br />
welche Summen für über einen Monat oder<br />
sogar länger als sechs Monate angelegt werden<br />
können.<br />
Basis für <strong>die</strong> kurzfristige Anlage und sofort<br />
verfügbare Gelder ist das Kontokorrent-Konto.<br />
Für <strong>die</strong> weiterführende Anlage in <strong>Schweiz</strong>er<br />
Franken oder einer Fremdwährung sowie bei<br />
Zinsoptimierungen über ganze Firmengruppen<br />
und Währungen hinweg stehen eine Reihe<br />
weiterer kontobasierender Verzinsungslösungen<br />
zur Verfügung. Sofern seitens der Kunden<br />
das Bedürfnis nach komplexeren Anlageformen<br />
be<strong>steht</strong> oder grössere Summen optimal angelegt<br />
werden sollen, stehen auf der Bankenseite<br />
spezialisierte Anlageberater sowie Cash Management-Consultants<br />
mit ihrem Wissen und<br />
ihren Angeboten zur Verfügung.<br />
So ist sichergestellt, dass jederzeit <strong>die</strong> massgeschneiderte<br />
Verzinsungslösung für das jeweilige<br />
Kundenbedürfnis offeriert wird.<br />
Finanzierung und Beratung Lösungen<br />
UBS outlook 43
44<br />
Lösungen Finanzierung und Beratung<br />
Ansprechpartner für kleine und<br />
mittelgrosse Unternehmenstransaktionen<br />
Wie <strong>die</strong> Berner Softwarefirma GARAIO<br />
mithilfe von UBS Transaction Advisory<br />
KMU ihre Zukunft gestaltet.<br />
Am 28. März 2012 wurde der Deal offiziell:<br />
«GARAIO übernimmt KMU-Outsourcer in4U»,<br />
hiess es in einer Me<strong>die</strong>nmitteilung, <strong>die</strong> bei<br />
Wirtschaftsinteressierten im Espace Mittelland<br />
für Aufsehen sorgte. Das Zusammengehen<br />
der beiden regional verankerten Informatikfirmen<br />
eröffne ihnen «vielversprechende Perspektiven»,<br />
prophezeite das «Bieler Tagblatt».<br />
Und der Online-News<strong>die</strong>nst «inside-channels»<br />
schwärmte gar von einer Art «Mini-IBM»,<br />
zu der sich der Berner Software-Hersteller<br />
GARAIO infolge des strategischen Zukaufs<br />
entwickle.<br />
Von einer «Elefantenhochzeit» zu sprechen,<br />
wäre sicher übertrieben gewesen. Doch immerhin:<br />
Mit der Übernahme der in Lyss domizilierten,<br />
annähernd ebenso grossen in4U<br />
katapultierte sich <strong>die</strong> GARAIO AG in eine<br />
neue, für einen KMU-Betrieb durchaus bemerkenswerte<br />
Wettbewerbsposition: ein<br />
innovativer, schnell wachsender Informatik-<br />
Anbieter mit gegen 150 Mitarbeitenden, einer<br />
umfassenden Dienstleistungspalette und einem<br />
Jahresumsatz von über 30 Millionen<br />
Franken.<br />
Mit der gebotenen Sorgfalt war <strong>die</strong> Übernahme<br />
in den <strong>Wo</strong>chen zuvor von der GARAIO-<br />
Geschäftsleitung geplant und schrittweise<br />
umgesetzt worden – mit Rat und Tat unterstützt<br />
von Spezialisten aus dem Bereich<br />
«Trans action Advisory KMU» von UBS. «Vor<br />
einer grösseren Akquisition herrscht fast immer<br />
Nervosität, weil vieles zu tun ist und es<br />
viele Termine zu berücksichtigen gilt», weiss<br />
Transaktions-Spezialist Sabahattin Kuleli, der<br />
den Übernahmeprozess seitens UBS begleitet<br />
hat. «In solchen Situationen ist es wichtig,<br />
dass <strong>die</strong> Hausbank <strong>die</strong> nötigen Ressourcen<br />
zeit gerecht zur Verfügung stellen kann.»<br />
Aussergewöhnliche Ereignisse erfordern ausser<br />
gewöhnliche Massnahmen – gerade auch<br />
UBS outlook<br />
im KMU-Segment. <strong>Wo</strong> <strong>die</strong> laufende Betreuung<br />
im Normalfall durch einen einzelnen Kundenberater<br />
sichergestellt wird, müssen bei<br />
Bedarf in kürzester Zeit zusätzliche zeitliche<br />
Kapazi täten sowie spezifisches Know-how<br />
mobilisiert und dem Rat suchenden Kunden<br />
zur Ver fügung gestellt werden können. Um<br />
<strong>die</strong>sem Bedürfnis Rechnung zu tragen, betreibt<br />
<strong>die</strong> UBS seit Mitte 2011 an den Standorten<br />
Zürich, Bern und Lausanne drei sogenannte<br />
«Trans action Advisory Hubs». Deren<br />
Aufgabe be<strong>steht</strong> insbesondere darin, kleinere<br />
und mittlere Firmenkunden in Spezialsituationen<br />
wie etwa bei Nachfolgeregelungen und<br />
Unternehmensübernahmen zu beraten und<br />
Finanzierungen bis zu einer Grössenordnung<br />
von 20 Millionen Franken sicherzustellen – ein<br />
professioneller Service, der jetzt schweizweit<br />
für alle kleineren und mittleren Unternehmen<br />
zugänglich ist.<br />
Auch im betreffenden Fall war der Zeitfaktor<br />
entscheidend, obschon es sich keineswegs um<br />
ein «unfriendly takeover» handelte, wie man<br />
eine Übernahme gegen den Willen der Eigentümer<br />
in der Finanzbranche zu bezeichnen<br />
pflegt. Ganz im Gegenteil: Seit vielen Jahren<br />
schon arbeiten GARAIO und in4U eng zusammen,<br />
sind personell verflochten und bringen<br />
einander gegenseitig ins Geschäft. So gehörte<br />
der CEO von GARAIO, David Brodbeck, einst<br />
zu den Gründungsmitgliedern von in4U, als<br />
<strong>die</strong>se 1998 im Zuge eines Management-Buyouts<br />
aus der schwedischen Volvo-Gruppe herausgelöst<br />
wurde. Drei Jahre später entschied<br />
man sich dann für eine Fokussierung: Die gesamte<br />
Software-Entwicklung wurde fortan bei<br />
GARAIO zusammengefasst, während sich in4U<br />
auf <strong>die</strong> Hardware, genauer: auf das Betreiben<br />
und Vermieten von Server-Kapazitäten konzentrierte.<br />
Zusammen mit 14 Software-Entwicklern<br />
wechselte damals auch David Brodbeck<br />
nach Bern, verblieb aber weiterhin im Verwaltungsrat<br />
der Lysser Firma.<br />
Umso mehr freut sich der CEO heute über<br />
das Zusammenwachsen der beiden Informatikfirmen,<br />
in <strong>die</strong> er über <strong>die</strong> Jahre hinweg so viel<br />
Konrad Lüthy<br />
Leiter Unternehmenskunden<br />
Region Bern<br />
UBS AG
«Es ist entscheidend zu wissen, auf welchen Teil der zur Verfügung<br />
stehenden Liquidität der Kunde sofort Zugriff haben muss.»<br />
unternehmerisches Herzblut gesteckt hat:<br />
«Aus <strong>die</strong>ser Verbindung geht ein Team her -<br />
vor, welches durch <strong>die</strong> gemeinsame Geschichte<br />
und <strong>die</strong> zahlreichen gemeinsam erfolgreich<br />
umgesetzten Projekte bereits bestens eingespielt<br />
ist», erklärt Brodbeck. Strategisch macht<br />
<strong>die</strong> Integration zweifellos Sinn: Im Verbund<br />
können der Software-Hersteller und der Outsourcer<br />
wesentlich besser auf das wachsende<br />
Bedürfnis seitens der Kundschaft reagieren,<br />
individuell angepasste IT-Lösungen aus einer<br />
Hand zu beziehen – von der Beratung, über<br />
<strong>die</strong> Software-Entwicklung bis hin zum Serverbetrieb<br />
und zum Unterhalt.<br />
Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund brauchte es nicht<br />
allzu viel Überzeugungskraft, um <strong>die</strong> Eigentümer<br />
der beiden Informatik-Anbieter dazu<br />
zu bewegen, ihre Kräfte unter ein und demselben<br />
Firmendach zu bündeln. Entsprechend<br />
beherzt gingen David Brodbeck und seine<br />
Mitstreiter in <strong>die</strong> Offensive, als sich <strong>die</strong> Chance<br />
ergab und der Mehrheitsaktionär von in4U<br />
seine Aktien altershalber verkaufen wollte.<br />
Nachdem der Grundsatzentscheid getroffen<br />
war, standen zwei zentrale Fragen im Raum:<br />
Zu welchem Preis sollte <strong>die</strong> Transaktion über<br />
<strong>die</strong> Bühne gehen? Und: Wie liesse sich der<br />
anvisierte Zusammenschluss finanzieren? Vorab<br />
sollte <strong>die</strong> Finanzierungsfrage geklärt werden,<br />
bevor <strong>die</strong> GARAIO-Führung geneigt war,<br />
den Aufwand einer eingehenden Firmenprüfung<br />
(Due Diligence) auf sich zu nehmen. Vor<br />
<strong>die</strong>sem Hintergrund wurde der Finanzchef<br />
beauftragt, Offerten von verschiedenen Banken<br />
einzuholen.<br />
Sabahattin Kuleli erinnert sich noch gut daran,<br />
wie der GARAIO-Projektleiter auf ihn zukam<br />
und ihn um eine Einschätzung des Kaufpreises<br />
bat. Diese anspruchsvolle Aufgabe nahm er mit<br />
den hauseigenen M&A-Spezialisten auf: «Die<br />
M&A-Spezialisten haben den geplanten Aktienverkauf<br />
mit ähnlich gelagerten Transaktionen<br />
im IT-Sektor sowohl im In- wie im Ausland<br />
verglichen und dabei eine erste rudimentäre<br />
Werteinschätzung abgeben können.» Auch auf<br />
<strong>die</strong> zweite drängende Frage des Kunden, <strong>die</strong><br />
nach der Finanzierung, hatte <strong>die</strong> Bank rasch<br />
eine Antwort bereit: «Im Fall GARAIO fiel uns<br />
<strong>die</strong> Finanzierungszusage relativ leicht, weil es<br />
sich um einen soliden und innovativen Betrieb<br />
handelt, den wir schon seit Jahren kennen»,<br />
sagt Kuleli.<br />
«Das Vertrauen war bereits vorhanden», pflichtet<br />
ihm GARAIO-Finanzchef Daniel Haldemann<br />
bei. Auch wenn das Finanzierungsangebot<br />
von UBS anfänglich von aggressiver am Markt<br />
auftretenden Konkurrenten unterboten worden<br />
sei, habe man sich nach reiflicher Überlegung<br />
und unter Berücksichtigung sämtlicher<br />
Nebenaspekte am Ende für «das attraktivste<br />
Gesamtpaket» entschieden, erklärt Haldemann.<br />
Konkret: ein flexibler Kredit im mittleren<br />
einstelligen Millionenbereich mit kurzer<br />
Laufzeit und integraler Zinsabsicherung – eine<br />
massgeschneiderte Lösung also, <strong>die</strong> grossen<br />
und mittleren Unternehmen angeboten wird.<br />
«Aufgrund unserer Vernetzung innerhalb des<br />
Konzerns können wir spezifische Produkte<br />
anbieten, <strong>die</strong> für das KMU-Segment nicht<br />
unbedingt typisch sind», bestätigt Transaktions-Spezialist<br />
Kuleli.<br />
Finanzchef Haldemann hebt rückblickend derweil<br />
vor allem <strong>die</strong> menschliche Komponente<br />
hervor und spricht anerkennend von einer<br />
«offenen und transparenten Atmosphäre» und<br />
einem «kollegialen Klima» der Zusammenarbeit:<br />
«Wenn immer ich Informationen benötigte,<br />
konnte ich mich an UBS wenden, was sehr<br />
hilfreich war. Im Vergleich zu anderen Banken,<br />
wo man es in der Regel nur mit einer Person zu<br />
tun hat, waren immer zwei oder drei Experten<br />
zugegen, <strong>die</strong> über wertvolles Spezialistenwissen<br />
verfügten. Dies hat den ganzen Prozess<br />
beschleunigt und effizienter gemacht.» Ähnlich<br />
positiv fällt das Fazit von GARAIO-Chef David<br />
Brodbeck aus: «Wir haben von Anfang an<br />
gespürt, dass UBS uns als Kunden ernst nahm,<br />
dass sie alles daran setzte, weiterhin mit uns<br />
zusammenzuarbeiten, und deshalb auch stets<br />
bestrebt war, unseren Bedürfnissen nachzukommen.»<br />
Mit anderen <strong>Wo</strong>rten: eine typische<br />
Win-win-Situation.<br />
Finanzierung und Beratung Lösungen<br />
UBS outlook 45
Thema Informatik als Schlüssel<br />
In der Reihe UBS outlook sind ebenfalls erschienen:<br />
Energie<br />
SAP-Bestellnummer 83418D-1101, 83418F-1101<br />
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie<br />
SAP-Bestellnummer 83418 D, 83418 F<br />
Grosshandel<br />
SAP-Bestellnummer 80711 D, 80711 F<br />
Rohstoffhandel (commodity trading)<br />
SAP-Bestellnummer 83193 E<br />
Nachfolge im Unternehmen<br />
SAP-Bestellnummer 81976 D, 81976 F<br />
Berichte zur Weltwirtschaft, zur Konjunktur, zum Franken<br />
und zum Immobilienmarkt in der <strong>Schweiz</strong> finden Sie in der<br />
quartalsweise erscheinenden Publikation<br />
UBS outlook <strong>Schweiz</strong>.<br />
Herausgeber<br />
UBS AG, Marketing <strong>Schweiz</strong><br />
Postfach, 8098 Zürich<br />
Redaktion<br />
Kathrin <strong>Wo</strong>lff Schmandt<br />
Autoren<br />
Sibille Duss, Elias Hafner, Stefan R. Meyer,<br />
Sundeep Gantori, Cesare Valeggia, Pierre<br />
Weill, Simone Hofer, Stefan Brägger, Markus<br />
R. Meyer, Konrad Lüthy<br />
UBS outlook<br />
Layout<br />
CIO Digital & Print Publishing<br />
Druck<br />
galledia ag, Flawil<br />
Produktionsmanagement<br />
Barbara Litschi<br />
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UBS Photo Database, Photocase<br />
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83418F-1201
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