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Informationstechnologie Wo steht die Schweiz?

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UBS outlook<br />

Impulse zur Unternehmensführung<br />

<strong>Informationstechnologie</strong><br />

<strong>Wo</strong> <strong>steht</strong> <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>?<br />

Analyse<br />

Informatik als<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

ab<br />

Ausblick<br />

Herausforderungen<br />

und Chancen<br />

Lösungen<br />

Finanzierung und<br />

Beratung


2<br />

Inhalt<br />

Editorial ..........................................................................................................................3<br />

Auf einen Blick ...............................................................................................................4<br />

Teil 1 – Analyse<br />

Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche ................................................................................................6<br />

IT-Cluster <strong>Schweiz</strong> .........................................................................................................10<br />

Börsenkotierte Technologiefirmen .................................................................................13<br />

Klein, aber innovativ .....................................................................................................14<br />

Teil 2 – Ausblick<br />

Herausforderungen und Chancen<br />

Zwischen Mainstreet, Tornado und Abgrund .................................................................16<br />

Exkursion ins Land der <strong>Schweiz</strong>er Software ...................................................................22<br />

Interview mit Ruedi Noser, Präsident ITCswitzerland ......................................................26<br />

Security .........................................................................................................................30<br />

Interview mit Stefan Arn ...............................................................................................32<br />

Teil 3 – Lösungen<br />

Finanzierung und Beratung<br />

Private Equity als alternative Finanzierungsform ............................................................36<br />

Banken und Informatik – eine Symbiose ........................................................................40<br />

Ansprechpartner für kleine und mittelgrosse Unternehmenstransaktionen ....................44<br />

UBS outlook<br />

Titelbild: Violess / Photocase<br />

www.ubs.com/outlook<br />

SAP-Nr.<br />

83418D-1201<br />

83418F-1201


Geschätzte Leserin, geschätzter Leser<br />

Editorial<br />

Die <strong>Schweiz</strong> – ein IT-Player<br />

mit Gewicht<br />

Bei der Einführung neuer Technologien hat <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> im weltweiten Vergleich <strong>die</strong> Nase vorn.<br />

Denken wir nur an das <strong>Wo</strong>rld Wide Web, dessen Basis am CERN in Genf gelegt wurde, oder<br />

an den Token Ring, einen Standard für lokale Netzwerke, der von IBM-Spezialisten in Zürich<br />

entwickelt wurde: Die hiesigen Zentren für Forschung und Entwicklung bringen seit Jahren<br />

immer wieder bahnbrechende technische Neuerungen hervor.<br />

<strong>Schweiz</strong>weit sind derzeit über 16 000 Informatikfirmen aktiv, mit einem Talentpool, der sich<br />

aus 250 000 hoch qualifizierten IT-Spezialisten zusammensetzt. Zwei Drittel davon beschäftigen<br />

sich mit der Entwicklung massgeschneiderter Software-Programme, was unserem Land<br />

in Nischensegmenten wie Bioinformatik, digitalen Me<strong>die</strong>n, künstlicher Intelligenz oder Informationssicherheit<br />

eine herausragende Wettbewerbsposition verleiht.<br />

Natürlich ist <strong>die</strong>ses einzigartige Know-how auch den weltweit führenden IT-Firmen nicht verborgen<br />

geblieben. Aufgrund des unkomplizierten Zugangs zur Spitzentechnologie und der<br />

unternehmensfreundlichen Politik haben Branchenriesen wie Google, eBay, HP, Yahoo oder<br />

Sony <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu ihrem regionalen Hauptsitz erkoren.<br />

Die meisten ihrer Kunden sehen sich heute mit enormen Datenmengen konfrontiert, <strong>die</strong> sie speichern,<br />

verwahren und auswerten müssen. Neue, noch effizientere Lösungen auf <strong>die</strong>sem Gebiet<br />

verspricht das sogenannte Cloud Computing, auf welches schon heute gegen 5 Prozent der<br />

inländischen Informatik-Ausgaben entfallen. Dass <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> auch hier beste Chancen besitzt,<br />

sich an der Weltspitze zu etablieren, verdankt sie ihrer politischen Stabilität und einer lückenlosen<br />

Stromverfügbarkeit – zwei grundlegende Voraussetzungen für den zuverlässigen Betrieb<br />

von Datenzentren.<br />

Die Ausgangslage, in der sich <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> in Sachen IT-Entwicklung befindet, ist exzellent.<br />

Machen wir das Beste daraus!<br />

In <strong>die</strong>sem Sinn wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre<br />

Christine Novakovic,<br />

Leiterin Corporate & Institutional Clients<br />

UBS outlook 3


4<br />

Auf einen Blick<br />

Teil 1 – Analyse:<br />

Informatik als Schlüssel<br />

zum Erfolg<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />

Die Informatikindustrie ist eine<br />

Boombranche. Auch in der <strong>Schweiz</strong><br />

entwickelt sich <strong>die</strong> Branche überaus<br />

dynamisch. In keinem anderen<br />

Wirtschaftszweig hat <strong>die</strong> Beschäftigung<br />

in den letzten 20 Jahren so<br />

stark zugenommen.<br />

Seite 6<br />

Im Wettbewerb mit London<br />

und Berlin<br />

Als Standort renommierter Hochschulen<br />

und Wahlheimat von<br />

Unternehmen wie Google und<br />

IBM verfügt Zürich über eine solide<br />

Basis für einen IT-Cluster. Doch<br />

<strong>die</strong> Limmatstadt <strong>steht</strong> in harter<br />

Konkurrenz mit anderen europäischen<br />

Metropolen.<br />

Seite 10<br />

Erfolgreiche Nischenstrategie<br />

An der <strong>Schweiz</strong>er Börse wird das<br />

Segment der Telekom- und IT-<br />

Unternehmen von Swisscom<br />

dominiert. Doch im Schatten des<br />

nationalen Telekomriesen florieren<br />

auch kleinere, international<br />

erfolgreiche Nischenanbieter.<br />

Seite 13<br />

UBS outlook<br />

Teil 2 – Ausblick:<br />

Herausforderungen und Chancen<br />

für <strong>Schweiz</strong>er IT-Firmen<br />

Lebenszyklen in der Informatik<br />

Wie kaum ein zweiter Wirtschaftssektor<br />

unterliegt der IT-Markt dem<br />

Gesetz von Aufstieg, Verdrängung<br />

und Niedergang. Neue, bahnbrechende<br />

Technologien wie das sogenannte<br />

Cloud Computing sind<br />

für <strong>die</strong> Anbieter Risiko und Chance<br />

zugleich.<br />

Seite 16<br />

Die Zukunft von «swiss made»<br />

im IT-Bereich<br />

Werden <strong>Schweiz</strong>er Software-Anbieter<br />

wie Abacus, Appway, oder<br />

Netcetera nur als Nischenplayer<br />

überleben können? Oder haben<br />

sie das Potenzial, international erfolgreich<br />

zu sein?<br />

Seite 22<br />

Führend bei Datenzentren,<br />

App-Entwicklung und Security<br />

«Punkto Kreativität, Ideenreichtum<br />

und Motivation müssen wir<br />

uns nicht einmal vor Silicon Valley<br />

verstecken», sagt Branchenpräsident<br />

Ruedi Noser, einer der einflussreichsten<br />

<strong>Schweiz</strong>er IT-Unternehmer,<br />

im Gespräch mit UBS<br />

outlook.<br />

Seite 26<br />

Teil 3 – Lösungen:<br />

Finanzierung und Beratung<br />

Private Equity auf dem<br />

Vormarsch<br />

Gründer, Start-up-Firmen sowie<br />

kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) sehen sich oft mit der<br />

Herausforderung konfrontiert,<br />

Kapital zu beschaffen. Im Mittelpunkt<br />

<strong>steht</strong> dabei <strong>die</strong> Frage nach<br />

der geeigneten Finanzierungsform.<br />

Seite 36<br />

Banken und Informatik – eine<br />

Symbiose<br />

Eine Vielzahl von IT-Unternehmen<br />

unterstützt heute <strong>die</strong> Finanzindustrie<br />

bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.<br />

Umgekehrt ist aber auch jeder<br />

IT-Anbieter eine Firma, <strong>die</strong> in<br />

Sachen finanzielle Dienstleistungen<br />

ihre spezifischen Bedürfnisse hat.<br />

Seite 40<br />

Anlaufstelle für kleine und<br />

mittlere Dealmaker<br />

Bei Nachfolgeregelungen oder<br />

Firmenübernahmen sind KMU<br />

auf professionelle Unterstützung<br />

angewiesen. Zu <strong>die</strong>sem Zweck<br />

betreibt <strong>die</strong> UBS seit Mitte 2011<br />

in Zürich, Bern und Lausanne drei<br />

sogenannte «Transaction Advisory<br />

Hubs».<br />

Seite 44


Analyse<br />

Informatik<br />

als Schlüssel<br />

zum Erfolg<br />

Informatik als Schlüssel Thema<br />

Die Informatik boomt – auch<br />

in der <strong>Schweiz</strong>. Als Standort<br />

renommierter Hochschulen und<br />

Wahlheimat von Branchen riesen<br />

wie Google und IBM verfügt<br />

das Land über beste Voraussetzungen,<br />

um <strong>die</strong> rasante<br />

Entwicklung auf <strong>die</strong>sem Gebiet<br />

aktiv mitzugestalten. Der Strukturwandel<br />

in der IT-Branche<br />

wird sich zweifellos fortsetzen,<br />

was von den Unternehmen fortlaufend<br />

Anpassungen verlangt.<br />

Tendenziell werden es Hardware-Anbieter<br />

in der <strong>Schweiz</strong><br />

schwer haben, während kleine<br />

innovationsbasierte Software-<br />

Entwickler an Bedeutung gewinnen<br />

könnten.<br />

UBS outlook<br />

5


6<br />

Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />

Die Informatikindustrie entwickelt sich<br />

dank hoher Innovationsfähigkeit äusserst<br />

dynamisch. IT-Unternehmen gelten als<br />

wichtiger Motor des <strong>Schweiz</strong>er Wirtschaftslebens.<br />

Eine grosse Herausforderung<br />

bleibt der Strukturwandel, der sich<br />

innerhalb der Branche vollzieht. Die Erschliessung<br />

neuer Geschäftsfelder ist besonders<br />

wichtig.<br />

Die schwelende Schuldenkrise in Europa und<br />

<strong>die</strong> damit verbundene Unsicherheit haben sich<br />

auch auf <strong>die</strong> Geschäftslage in der Informatikindustrie<br />

niedergeschlagen. Während Griechenland<br />

oder Spanien 2011 mit einer Schrumpfung<br />

des IT-Marktes von 12 respektive 5% zu<br />

kämpfen hatten, erwies sich der <strong>Schweiz</strong>er<br />

IT-Markt hingegen als relativ robust. Dies liegt<br />

daran, dass <strong>die</strong>se Dienstleistungsbranche zu<br />

einem grossen Teil binnenorientiert ist und so<br />

durch <strong>die</strong> anhaltende Nachfrage im Inland<br />

gestützt wurde.<br />

Branche mit stärkstem Wachstum<br />

an Arbeitsplätzen<br />

Heute beschäftigt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />

72 000 Mitarbeiter. Dies entspricht einer Verdreifachung<br />

in den letzten 20 Jahren. Da viele<br />

Unternehmen eigene Informatikabteilungen<br />

unterhalten und <strong>die</strong>se Angestellten nicht als<br />

IT-Mitarbeiter erfasst werden, ist <strong>die</strong> Zahl der<br />

in der IT beschäftigten Personen tatsächlich<br />

viel höher. Insbesondere das Banken- und<br />

Versicherungswesen unterhält IT-Abteilungen<br />

mit schweizweit mehreren Tausend Arbeitsplätzen.<br />

In keiner anderen Branche wuchs <strong>die</strong><br />

Zahl der Beschäftigten im gleichen Zeitraum<br />

schneller. Der grosse Boom in der IT-Branche<br />

fand vor allem in den späten 1990er-Jahren<br />

statt, seither ist <strong>die</strong> Stellenzahl (auf Vollzeitstellen<br />

umgerechnet) im Nachgang der geplatzten<br />

Dotcom-Blase in der <strong>Schweiz</strong> wieder<br />

etwas gesunken. Der vorläufige Tiefpunkt<br />

wurde im Jahr 2003 erreicht; seither ist <strong>die</strong><br />

Beschäftigtenzahl kontinuierlich, wenn auch<br />

langsamer als in den 90er-Jahren gestiegen.<br />

Lediglich 2% der IT-Unternehmen sind Grossunternehmen.<br />

Die meisten IT-Unternehmen<br />

UBS outlook<br />

sind lokal tätig und beschäftigen weniger als<br />

zehn Mitarbeiter.<br />

Heute generiert <strong>die</strong> IT-Branche eine Bruttowertschöpfung<br />

von rund 14 Milliarden Franken,<br />

was 2,5% des gesamten Bruttoinlandsproduktes<br />

(BIP) entspricht. Wichtige Abnehmer<br />

sind <strong>die</strong> Verwaltung und <strong>die</strong> Sozialversiche -<br />

rungen. Durch <strong>die</strong> hohe Selbstversorgung fragen<br />

Finanzinstitute verhältnismässig wenig<br />

Informatik<strong>die</strong>nste nach. Gemessen an der Entwicklung<br />

der realen Bruttowertschöpfung in<br />

den letzten 30 Jahren gehört <strong>die</strong> IT-Branche<br />

mit einem Wachstum von 255% bei den Branchen<br />

im Dienstleistungssektor zu den Gewinnern.<br />

Nur <strong>die</strong> Unternehmen in der Nachrichtenübermittlung<br />

mit einem Wachstum von 460%<br />

und in der Forschung und Entwicklung mit<br />

260% sind im Beobachtungszeitraum stärker<br />

gewachsen.<br />

Abbildung 1<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Sibille Duss<br />

Ökonomin, UBS AG<br />

Zunahme der Beschä�igten in der IT-Branche am höchsten<br />

Beschä�igung in Vollzeitäquivalenten, indexiert 3. Quartal 1991 = 100<br />

0<br />

1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009<br />

Verkehr und Lagerei<br />

Telekommunikation<br />

Erbringung von Finanz- und<br />

Versicherungs<strong>die</strong>nstleistungen<br />

Erbringung von sonstigen<br />

wirtscha�lichen Dienstleistungen<br />

Gesundheits- und Sozialwesen<br />

Quellen: BfS, UBS<br />

Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie<br />

<strong>Informationstechnologie</strong> und Informations<strong>die</strong>nstleistungen<br />

Erbringung von freiberuflichen, wissenscha�lichen<br />

und technischen Dienstleistungen<br />

Erziehung und Unterricht<br />

Kunst, Unterhaltung und Erholung


«Der Frauenanteil in der IT-Branche verharrt bei einem Fünftel.<br />

Die grosse Lohnschere von 24% zwischen den Geschlechtern<br />

könnte ein Grund für <strong>die</strong>se Situation sein.»<br />

Unterschiedliche Herausforderungen<br />

und Tendenzen<br />

Die Informatikbranche ist ausserordentlich vielfältig.<br />

Selbst nach einer Unterteilung in <strong>die</strong> einzelnen<br />

Teilsegmente bleibt ein sehr heterogenes<br />

Bild. So gibt es im Software-Bereich einerseits<br />

<strong>die</strong> internationalen Schwergewichte, <strong>die</strong> ihren<br />

Hauptsitz in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> verlegt haben. Andererseits<br />

kennt <strong>die</strong> schweizerische Softwareindustrie<br />

weit über 10 000 kleinere Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> erfolgreich Software entwickeln.<br />

Im Markt für Hardware und für Consumer<br />

Electronics (TV, Video, Hi-Fi etc.) ist seit geraumer<br />

Zeit ein starker Preiszerfall zu beobachten.<br />

So leidet das Segment Consumer Electronics<br />

seit 2007 unter einem rückläufigen Gesamtumsatz,<br />

der heute auf dem Niveau von 2004<br />

liegt. Die Wechselkurssituation hat den Preisdruck<br />

zusätzlich verstärkt, indem Anbieter aus<br />

dem grenznahen Ausland den Konkurrenzdruck<br />

erhöhen. Neben Rentabilitätsherausforderungen<br />

unterliegt der Hardware-Markt zudem<br />

einem einschneidenden Strukturwandel.<br />

So macht sich etwa eine Abschwächung der<br />

Abbildung 2<br />

680<br />

580<br />

480<br />

380<br />

280<br />

180<br />

80<br />

Nachfrage nach PCs bemerkbar. Die Gründe<br />

dafür liegen unter anderem in der Verschiebung<br />

hin zu mobilen Geräten, indem Computer<br />

zunehmend durch Tablets und Smartphones<br />

ersetzt werden. Zudem bemühen sich Unternehmen<br />

vermehrt, Ausgaben in Infrastruktur-<br />

Hardware zu reduzieren, was das Geschäft mit<br />

Servern stagnieren lässt. Verstärkt durch <strong>die</strong><br />

schwelende Krise bleibt <strong>die</strong> Nachfrage insbesondere<br />

von wichtigen Abnehmermärkten wie<br />

der Bankbranche aus. Wachstum hingegen<br />

verspüren weiterhin <strong>die</strong> service- und softwarelastigen<br />

Segmente. Während Unternehmen in<br />

konjunkturell schwierigen Zeiten Investitionen<br />

in <strong>die</strong> Hardware oft aufschieben, sind Software-Lösungen<br />

nach wie vor gefragt. Viele<br />

Unternehmen sehen wohl gerade in der IT <strong>die</strong><br />

Möglichkeit, Kosten durch <strong>die</strong> Optimierung der<br />

Prozesse einzusparen. Auch erhoffen sie durch<br />

innovative IT-Lösungen Wettbewerbsvorteile<br />

zu generieren und sich von Konkurrenten abzuheben.<br />

Dabei stehen Business-Intelligence-<br />

Lösungen im Vordergrund. Von <strong>die</strong>sen Impulsen<br />

kann gleichermassen das Consulting profitieren.<br />

IT-Branche an dritter Stelle beim Wachstum der realen Bruttowertschöpfung<br />

Reale Bruttowertschöpfung, indexiert 1980 = 100<br />

1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007<br />

2010<br />

Grosshandel<br />

Gastgewerbe<br />

Banken<br />

Informatik<strong>die</strong>nste<br />

Quellen: BAK Basel, UBS<br />

Unternehmensbezogene Dienstleistungen<br />

Gesundheits- und Sozialwesen<br />

Detailhandel<br />

Nachrichtenübermittlung<br />

Versicherungen<br />

Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Unterrichtswesen<br />

Persönliche Dienstleistungen<br />

UBS outlook 7


8<br />

Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />

Ein anderer Wachstumstreiber ist das Cloud<br />

Computing, welches rasant wächst (siehe Artikel<br />

auf Seite 16). Viele Unternehmen sind heute mit<br />

riesigen Datenmengen konfrontiert, <strong>die</strong> sie speichern,<br />

verwahren und auswerten müssen. In der<br />

Nutzung von Cloud Services sehen sie eine Möglichkeit,<br />

Kosten einzusparen. Bis 2015 wollen<br />

65% der Unternehmen auf Cloud Computing<br />

umstellen. Cloud Computing allerdings setzt<br />

turnhallengrosse Rechenzentren voraus. Dass <strong>die</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> hier beste Voraussetzungen hat, sich als<br />

Land der Rechenzentren zu etablieren, liegt an<br />

der Stabilität und der lückenlosen Stromverfügbarkeit,<br />

welche <strong>die</strong> wichtigsten Elemente für<br />

Rechenzentren bilden.<br />

Fachkräftemangel nach wie vor akut<br />

Zwischen 5000 und 6000 freie Stellen in der<br />

IT-Branche, <strong>die</strong> monatlich auf Stellenportalen<br />

ausgeschrieben werden, sind ein Indiz dafür,<br />

dass <strong>die</strong> Branche seit geraumer Zeit unter akutem<br />

Fachkräftemangel leidet. Eine Beruhigung<br />

der Lage ist nicht in Sicht. Allein der demografische<br />

Wandel führt zu einer Reduktion des<br />

UBS outlook<br />

Arbeitskräfteangebots. Die starken Jahrgänge<br />

gehen ins Pensionsalter und gleichzeitig kommen<br />

<strong>die</strong> geburtenschwachen Jahrgänge ins<br />

Berufsbildungsalter. Entsprechend muss <strong>die</strong><br />

Branche vermehrt auf ausländische Arbeitskräfte<br />

zurückgreifen. 2010 wurde vom Bundesrat<br />

auf Verlangen der <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche das<br />

Einreisekontingent für Fachleute aus Nicht-EU-<br />

Ländern erhöht. Gemäss einer Stu<strong>die</strong> von ICT<br />

fehlen der <strong>Schweiz</strong> in fünf Jahren rund 32 000<br />

IT-Fachkräfte. Betroffen vom ausgetrockneten<br />

Personalmarkt sind insbesondere <strong>die</strong> Teilsegmente<br />

Software-Entwicklung und Consulting.<br />

Dass <strong>die</strong> Wirtschaft ihre Schmerzensgrenze<br />

allmählich erreicht hat, zeigt <strong>die</strong> zunehmende<br />

Bereitschaft der Betriebe, mittels Schaffung<br />

von Lehrstellen selber Personal auszubilden.<br />

Bis anhin hatten IT-Firmen nämlich nur geringe<br />

Anreize, das Nachwuchsproblem selbst anzupacken.<br />

Der organisatorische Aufwand wurde<br />

als zu hoch eingeschätzt und <strong>die</strong> Eignung des<br />

Betriebs für Auszubildende oftmals infrage<br />

gestellt. So kamen bis anhin lediglich 3,7 Lehrlinge<br />

auf 100 Fachpersonen, was deutlich<br />

Getty Images


unter dem schweizerischen Durchschnittswert<br />

von 5,4 liegt. In Zürich, dem Kanton mit den<br />

meisten IT-Stellen, hat <strong>die</strong> Zahl der Ausbildungsplätze<br />

2011 um beeindruckende 23%<br />

zugenommen. Dieser Trend ist als äusserst<br />

positiv zu werten. Denn Lehrstellen bilden<br />

oftmals <strong>die</strong> Basis für eine anschliessende höhere<br />

Berufsbildung oder einen Fachhochschulabschluss,<br />

was wiederum <strong>die</strong> Zahl der höher<br />

qualifizierten Fachkräfte steigen lässt.<br />

Was macht <strong>die</strong> Informatikausbildung bei<br />

jungen <strong>Schweiz</strong>ern so unattraktiv? Für <strong>die</strong><br />

Informatiklehre müssen ähnliche schulische<br />

Anforderungen erfüllt werden wie für das<br />

Gymnasium. Somit <strong>steht</strong> <strong>die</strong> Informatiklehre<br />

klar in Konkurrenz zum Maturitätsabschluss.<br />

Hinzu kommt, dass Frauen in der Informatikbranche<br />

stark untervertreten sind. Der Frauenanteil<br />

verharrt auf einem Fünftel. Die grosse<br />

Lohnschere von 24% zwischen Mann und<br />

Frau könnte ein Grund für <strong>die</strong>se Situation sein,<br />

doch lässt sich <strong>die</strong>s nicht nachweisen. Betrachtet<br />

man <strong>die</strong> Durchschnitts-Bruttolöhne der<br />

Informatikbranche insgesamt, so liegen <strong>die</strong>se<br />

mit 8456 Franken (2010) höher als in den meisten<br />

Branchen. 2011 sind <strong>die</strong> Löhne in der IT-<br />

Branche nominal um 2,5% angestiegen. Im<br />

gleichen Zeitraum verzeichnete der Dienstleistungssektor<br />

ein Wachstum von 1%.<br />

<strong>Wo</strong>hin bewegt sich <strong>die</strong> Informatikbranche?<br />

Die IT-Produkte und -Dienstleistungen sind für<br />

den heutigen Anwender immer weniger greifbar.<br />

Der Strukturwandel innerhalb der IT wird<br />

sich fortsetzen, was von den Unternehmen<br />

fortlaufend Anpassungen verlangt. Der Hardware-Bereich<br />

dürfte dabei ins Hintertreffen<br />

geraten, während kleine innovationsbasierte<br />

Unternehmen an Bedeutung gewinnen könnten.<br />

Insgesamt ist zu erwarten, dass <strong>die</strong> IT-<br />

Branche in Zukunft zusätzliche Wertschöpfung<br />

generiert und übergreifend auf andere Branchen<br />

auch dort Wachstums- und Effizienzimpulse<br />

setzt.<br />

Quellen: BFS, EITO, IDC, ZLI, Swico, ICTswitzerland<br />

Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />

UBS Photo Database<br />

UBS outlook 9


10<br />

Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />

IT-Cluster <strong>Schweiz</strong>: Im Wettbewerb<br />

mit London und Berlin<br />

Als Standort von Unternehmen wie Google<br />

und IBM sowie der ETH und der Universität<br />

verfügt Zürich über eine solide Basis für<br />

einen IT-Cluster. Dazu kommen <strong>die</strong> Finanzbranche<br />

und zahlreiche Start-ups, <strong>die</strong> eine<br />

wachsende Zahl von IT-Spezialisten beschäftigen.<br />

Die Limmatstadt <strong>steht</strong> aber in<br />

harter Konkurrenz mit anderen europäischen<br />

Metropolen.<br />

Die IT-Branche gehört zu den am schnellsten<br />

wachsenden Industrien und bietet in der<br />

<strong>Schweiz</strong> 72 000 Stellen an (auf Vollzeitbasis<br />

gerechnet). Die Arbeitsplätze sind regional sehr<br />

unterschiedlich verteilt. Die Abbildung zeigt<br />

den Anteil der Beschäftigung in der IT-Branche<br />

an der Gesamtbeschäftigung der jeweiligen<br />

Wirtschaftsregion. Es lassen sich klar zwei<br />

Cluster identifizieren, auf <strong>die</strong> zusammen über<br />

50 Prozent der Beschäftigung entfallen: der<br />

Informatik-Hub am Genferseebogen und <strong>die</strong><br />

Region Zürich.<br />

Zwei IT-Cluster<br />

Beschäftigungsanteil in der IT-Branche, in Prozent<br />

n ≤ 0,5%<br />

n ≤ 1,0%<br />

n ≤ 1,75%<br />

n ≤ 2,5%<br />

n > 2,5%<br />

Quellen: BFS, UBS<br />

UBS outlook<br />

Der Cluster um Zürich erstreckt sich über weite<br />

Teile des Kantonsgebiets, schliesst aber auch<br />

den Kanton Zug, <strong>die</strong> March im Kanton Schwyz<br />

und <strong>die</strong> angrenzenden Wirtschafts regionen des<br />

Kantons Aargau mit ein. Wir schätzen, dass im<br />

Gebiet um Zürich gegen 30 000 Personen im<br />

IT-Sektor beschäftigt sind. Der Grossteil <strong>die</strong>ser<br />

Informatiker erbringt Dienstleistungen für lokale<br />

Unternehmen. Eine zunehmend wichtige Rolle<br />

spielt aber auch <strong>die</strong> Beschäftigung in der Entwicklung<br />

von innovativen Anwendungen.<br />

Die enge Betrachtung der Kernbranche unterschätzt<br />

<strong>die</strong> in der Informatik tätigen Personen,<br />

denn viele Unternehmen ausserhalb der Informatikbranche<br />

verfügen über eine eigene IT-<br />

Abteilung, speziell in der Finanzindustrie, einem<br />

der grössten Nachfrager von Informatik<strong>die</strong>nstleistungen.<br />

So beschäftigen alleine UBS, Credit<br />

Suisse und ZKB hierzulande zusammen gegen<br />

10 000 Informatiker. Bezogen auf <strong>die</strong> Gesamtbelegschaft<br />

arbeitet im Durchschnitt jeder<br />

Elias Hafner<br />

Ökonom, UBS AG


«Technische Hilfsmittel erleichtern unseren Alltag – und Zürich<br />

mischt bei <strong>die</strong>ser Entwicklung vorne mit.»<br />

fünfte Mitarbeiter in der Informatik. Rechnet<br />

man <strong>die</strong>ses Verhältnis auf <strong>die</strong> gesamte Finanz-<br />

und Versicherungsbranche hoch, so ergibt <strong>die</strong>s<br />

schweizweit rund 40 000 zusätzliche Informatiker.<br />

Etwa <strong>die</strong> Hälfte davon dürfte im Cluster<br />

der Region Zürich tätig sein.<br />

Zürich als Innovationsstandort<br />

Bereits in den 1950er-Jahren entstand im<br />

Raum Zürich ein IBM-Forschungszentrum.<br />

Dieses gelangte vor allem in den 1980er-Jahren<br />

zu Ruhm, als zwei Mitarbeiter mit ihren Forschungsprojekten<br />

Physik-Nobelpreise erhielten.<br />

Doch leider hat es <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> in der Folge<br />

verpasst, im Zuge der Computerrevolution eine<br />

führende Rolle einzunehmen. Einen entscheidenden<br />

Schritt nach vorne konnte Zürich mit<br />

der Ansiedelung von Google im Jahre 2004<br />

tun. Das US-Unternehmen, das <strong>die</strong> weltweit<br />

meistbenutzte Suchmaschine entwickelt hat,<br />

unterhält in Zürich ihr bedeutendstes europäisches<br />

Forschungszentrum, wo mitunter entscheidende<br />

Beiträge für <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />

von YouTube-Anwendungen, Gmail oder<br />

Google Maps erarbeitet werden (siehe Box).<br />

Die Anwesenheit von grossen und bekannten<br />

Namen führt zu einer positiven Dynamik. Einerseits<br />

geben Google & Co. dem IT-Cluster Zürich<br />

ein Gesicht und erhöhen so den Anreiz für<br />

ausländische Talente, ihrerseits in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

zu kommen. Andererseits bilden <strong>die</strong> IT-Forschungszentren<br />

Mitarbeiter aus, <strong>die</strong> sich später<br />

oftmals selbstständig machen, indem sie ihre<br />

eigenen Start-ups gründen. Mögliche negative<br />

Folgen <strong>die</strong>ser Entwicklung sollten aber nicht<br />

ausser Acht gelassen werden: Die beschränkte<br />

Verfügbarkeit von Fachkräften – <strong>die</strong> besten<br />

unter ihnen werden meist von den Branchenführern<br />

absorbiert – erschwert es den kleinen<br />

Firmen, ihre Ideen umzusetzen. Auch macht<br />

sich Zürich zu einem bestimmten Grade abhängig<br />

von klingenden Namen, sodass der plötzliche<br />

Wegzug eines renommierten Anbieters<br />

unabsehbare Folgen für den IT-Standort Zürich<br />

mit sich bringen könnte. Es stellt sich somit <strong>die</strong><br />

Frage, wie sich <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> und der IT-Cluster<br />

Zürich im Speziellen am wirkungsvollsten ge-<br />

Karten, Notizen, Termine<br />

und Adressen<br />

Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />

Technische Hilfsmittel erleichtern unseren Alltag – und<br />

<strong>die</strong> Region Zürich mischt bei <strong>die</strong>ser Entwicklung vorne<br />

mit. Infolge der Übernahme des Kartenspezialisten<br />

Endoxon hat Google einen Teil der Entwicklung von<br />

Google Maps nach Zürich verlegt. Der neueste Clou<br />

ist <strong>die</strong> Einführung von Indoor Maps in der <strong>Schweiz</strong>,<br />

eine Anwendung, <strong>die</strong> bisher nur in den USA und in<br />

Japan verfügbar war. Anhand interaktiver Gebäudepläne<br />

soll <strong>die</strong> Orientierung in grossen Gebäuden, wie<br />

Einkaufszentren, erleichtert werden. Weitere Innovationen<br />

aus der Limmatstadt sind beispielsweise <strong>die</strong><br />

Adressbuchverwaltungs-Applikation von Connex.io,<br />

das Terminfindungswerkzeug Doodle oder das Online-Notizbuch<br />

Memonic der Zürcher Firma Nektoon<br />

AG. Letzteres macht es möglich, Texte, Bilder oder<br />

Notizen aus Internet-Recherchen online zu speichern,<br />

sodass später von überall her darauf zugegriffen werden<br />

kann.<br />

Dreamstime<br />

UBS outlook 11


12<br />

Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />

gen <strong>die</strong> internationale Konkurrenz wappnen<br />

kann.<br />

Internationalität als Treiber<br />

Sich direkt mit den USA zu vergleichen, macht<br />

unseres Erachtens nur beschränkt Sinn. Zu weit<br />

erscheint der technologische Vorsprung und zu<br />

unterschiedlich sind <strong>die</strong> Grössenverhältnisse,<br />

speziell wenn man das Silicon Valley heranzieht.<br />

Zürich sollte sich daher vermehrt mit der<br />

Konkurrenz in Europa messen.<br />

Zu den schweizerischen Standortvorteilen<br />

zählen <strong>die</strong> rechtliche und politische Stabilität,<br />

das tiefe Steuerniveau, <strong>die</strong> unternehmerfreundliche<br />

Umgebung und der Zugang zu Kapital.<br />

Nicht zuletzt beeinflussen aber auch <strong>die</strong> zentrale<br />

Lage in Europa und <strong>die</strong> hohe Lebensqualität<br />

– Attraktivitätsfaktoren für qualifizierte<br />

Arbeitskräfte – <strong>die</strong> Chancen der <strong>Schweiz</strong> bei<br />

der Standortwahl positiv. Regional bieten der<br />

Genferseebogen und der Raum Zürich mit<br />

ihren international renommierten technischen<br />

Hochschulen EPFL und ETH <strong>die</strong> besten Voraussetzungen<br />

für <strong>die</strong> Weiterentwicklung der hiesigen<br />

IT-Industrie. Immer wieder entspringen<br />

den Hochschulen sogenannte Start-ups oder<br />

Spin-offs – neu gegründete Firmen, deren Ziel<br />

es meist ist, Forschungsergebnisse kommerziell<br />

auszuwerten. Für <strong>die</strong> Informatikindustrie ist<br />

<strong>die</strong> ausgeprägte internationale Ausrichtung<br />

der nationalen Forschungsanstalten ein entscheidender<br />

Vorteil. Die technischen Hochschulen<br />

ziehen Talente aus der ganzen Welt<br />

an, was neue Lösungsansätze fördert, <strong>die</strong> aus<br />

dem Zusammenspiel von unterschiedlichen<br />

Denkweisen und dem Wissensaustausch zwischen<br />

verschiedenen Kulturen entstehen.<br />

Durch <strong>die</strong> Ansiedelung von grossen Namen<br />

besitzt Zürich darüber hinaus einen First-Mover-Vorteil.<br />

Doch <strong>die</strong> anderen Städte schlafen nicht. London<br />

gilt schon lange als europäisches IT-Zentrum,<br />

und seit geraumer Zeit wird in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang auch immer wieder Berlin<br />

genannt. Ein Vorteil <strong>die</strong>ser Standorte gegenüber<br />

Zürich be<strong>steht</strong> vor allem in deren grossem<br />

UBS outlook<br />

Heimmarkt. Aber auch andere Länder wie<br />

Dänemark, Estland oder Polen verfügen über<br />

einen entwickelten IT-Cluster. Speziell Osteuropa<br />

lockt mit einem wesentlich tieferen Lohnniveau<br />

als <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>. Dies verleitet Firmen<br />

dazu, arbeitsintensive Aufgaben im IT-Support<br />

von der <strong>Schweiz</strong> ins Ausland zu verlagern. Bei<br />

komplexeren und kapitalintensiveren Arbeiten<br />

spielen Salärkosten indes eine untergeordnete<br />

Rolle. So gab Google unlängst bekannt, dass<br />

das Lohnniveau für den Konzern kein entscheidendes<br />

Kriterium sei, was längerfristig für Zürich<br />

sprechen könnte. Dass sich andere Standorte<br />

entwickeln, muss auch nicht zwangsläufig<br />

gegen Zürich sprechen. Die IT-Industrie bietet<br />

genügend Platz für verschiedene Nischen.<br />

Die Konkurrenz zum Feierabendbier<br />

treffen<br />

Wichtig für den Erfolg von Zürich wird sein,<br />

dass <strong>die</strong> Nähe zwischen den bereits hier ansässigen<br />

Unternehmen genutzt wird und der<br />

Clustermechanismus richtig funktioniert. So<br />

sagte etwa Phil Libin, CEO von Evernote – eine<br />

amerikanische IT-Firma, <strong>die</strong> ihre Europazentrale<br />

kürzlich in Zürich aufgeschlagen hat –, in der<br />

NZZ über einen seiner grössten Mitbewerber:<br />

«Es wird klasse sein, nun in der gleichen Gegend<br />

zu arbeiten und effektiver miteinander zu<br />

kommunizieren, zum Beispiel beim Feierabendbier.»


Börsenkotierte Technologiefirmen<br />

An der <strong>Schweiz</strong>er Börse wird das Seg -<br />

ment der Telekommunikations- und<br />

IT-Firmen von Swisscom dominiert. Im<br />

Schatten des nationalen Telekomriesen<br />

findet man aber auch international führende<br />

Nischenanbieter wie den Computerzubehör-Anbieter<br />

Logitech oder den<br />

Finanzsoftware-Spezialisten Temenos.<br />

An der <strong>Schweiz</strong>er Börse kommt man bei Telekommunikations-<br />

und <strong>Informationstechnologie</strong>unternehmen<br />

nicht an Swisscom vorbei: Gemessen<br />

am Aktienmarktwert repräsentiert der<br />

<strong>Schweiz</strong>er Telekomriese gut drei Viertel aller<br />

kotierten Telekom- und IT-Unternehmen. Die<br />

aggregierten Umsätze der kotierten <strong>Schweiz</strong>er<br />

Technologiefirmen fielen in den vergangenen<br />

zehn Jahren um 24%, und <strong>die</strong> Nettomarge lag<br />

bei durchschnittlich 14%. Während Swisscom<br />

eine Aktie mit unterdurchschnittlicher Aktienkursbewegung<br />

ist, zählen <strong>die</strong> übrigen Aktien<br />

aus dem Bereich Telekommunikation und <strong>Informationstechnologie</strong><br />

zu den Aktienanlagen mit<br />

einer überdurchschnittlichen Volatilität (Schwankungsanfälligkeit).<br />

Ohne <strong>die</strong> 2004 verkaufte 95%-Beteiligung<br />

am deutschen Mobilfunkunternehmen debitel<br />

hätte Swisscom in den vergangenen zehn<br />

Jahren einen praktisch unveränderten Umsatz<br />

ausgewiesen. Wegen des Verkaufs der Beteiligung<br />

an debitel sank der Gruppenumsatz<br />

zwischen 2002 und 2011 aber um 21%. Auch<br />

sonst ist in den vergangenen Jahren viel passiert:<br />

Swisscom verlor seine Monopolposition<br />

und musste sich nicht nur der Konkurrenz<br />

stellen, sondern auch signifikanten technologischen<br />

Fortschritten. Heute kontrolliert Swisscom<br />

rund 65% des <strong>Schweiz</strong>er Telekommarktes<br />

und generiert solide Cashflows. Für Anlegerinnen<br />

und Anleger ist das Unternehmen eine<br />

Renditeperle ohne nennenswertes Wachstumspotenzial.<br />

Logitech wies seit der Gründung im Jahre<br />

1981 bis 2007 ein rasantes Wachstum auf.<br />

Um <strong>die</strong> Expansion zu finanzieren, gab das<br />

Unternehmen bis ins Jahr 2002 regelmässig<br />

neue Aktien aus. Obwohl Logitech in den<br />

letzten Jahren wichtige Branchentrends wie<br />

<strong>die</strong> Einführung von Touchscreens verpasste,<br />

gilt <strong>die</strong> Firma nach wie vor als Weltmarktführer<br />

bei kabellosen Peripherie geräten mit digitaler<br />

Funktechnik und arbeitet hart, um das Verpasste<br />

rasch nachzuholen. Der König der Computermäuse<br />

setzt gegenwärtig alles daran, <strong>die</strong><br />

Lancierung von innovativen Produkten zu beschleunigen<br />

und gleichzeitig seine Kostenbasis<br />

um 80 Mio. USD pro Jahr zu senken. Für Investorinnen<br />

und Investoren ist Logitech somit<br />

eine Wette auf einen neuerlichen Wachstumskurs<br />

und <strong>die</strong> Rückkehr zweistelliger Nettomargen<br />

wie vor 2008.<br />

1993 kaufte der emigrierte Grieche George<br />

Koukis eine kleine, ums Überleben kämpfende<br />

<strong>Schweiz</strong>er Firma. Zusammen mit Wagniskapitalpartnern<br />

entstand daraus <strong>die</strong> heutige Temenos.<br />

Eine ausgeprägte Wachstumsdynamik brachte<br />

<strong>die</strong> Gruppe ab 2008 im Bereich Bankensoftware<br />

an <strong>die</strong> Weltspitze. Trotz Spitzenmarktposition<br />

und der in Europa und den USA schwelenden<br />

Bankenkrise befindet sich Temenos nach wie vor<br />

auf Wachstumskurs: Mögliche Akquisitionen<br />

und Fusionen bleiben für <strong>die</strong> Firma weiterhin ein<br />

Thema. Temenos ist eine volatile Wachstumsaktie.<br />

Für risikofähige Anleger stellt das Papier<br />

eine Wette auf eine mittelfristige Erholung der<br />

Marktnachfrage für Finanzsoftware dar.<br />

Stefan R. Meyer<br />

Analyst, UBS AG<br />

Börsenkotierte Telekom- und <strong>Informationstechnologie</strong>firmen<br />

Marktsegment Börsen-<br />

kapitalisierung<br />

in Mrd. CHF<br />

Swisscom Telekom<strong>die</strong>nstleistungen<br />

Umsatzwachstum<br />

2002–2011<br />

Netto marge<br />

Median<br />

2004–2011<br />

19,2 – 21% 16,0%<br />

Logitech Computerzubehör 2,0 45% 5,8%<br />

Temenos Bankensoftware 1,2 183% 16,0%<br />

ams Halbleitertechnik 0,9 159% 13,2%<br />

Huber+Suhner Kommunikationstechnik 0,8 29% 7,0%<br />

Kudelski Sicherheitssysteme 0,7 123% 5,4%<br />

Ascom Kommunikationstechnik 0,3 – 79% 5,5%<br />

Quellen: FactSet, UBS<br />

Informatik als Schlüssel zum Erfolg Analyse<br />

UBS outlook 13


14<br />

Analyse Informatik als Schlüssel zum Erfolg<br />

Klein, aber innovativ<br />

Trotz seiner beschränkten Grösse nimmt<br />

der schweizerische IT-Markt im internationalen<br />

Vergleich eine einzigartige Stellung<br />

ein. Der Einsatz von Spitzentechnologie<br />

und <strong>die</strong> Rolle des Landes als Innovationsstandort<br />

verleihen der <strong>Schweiz</strong> eine führende<br />

Rolle.<br />

Gemäss Schätzungen des amerikanischen Beratungsunternehmens<br />

Gartner beliefen sich <strong>die</strong><br />

IT-Ausgaben von <strong>Schweiz</strong>er Firmen 2011 auf<br />

insgesamt 25 Mrd. US-Dollar, was gerade einmal<br />

1% der globalen IT-Ausgaben entspricht.<br />

Es verwundert nicht, dass <strong>die</strong> Nachfrage hauptsächlich<br />

aus den beiden hierzulande dominierenden<br />

Wirtschaftssektoren Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />

und Gesundheitswesen stammt: Zusammen<br />

entfallen fast 33% der IT-Gesamtausgaben auf<br />

<strong>die</strong>se beiden Branchen, während der globale<br />

Durchschnitt bei lediglich 20% liegt. Trotz ihrer<br />

geringen Grösse ist <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> für <strong>die</strong> meisten<br />

globalen IT-Firmen ein wichtiger Zielmarkt, was<br />

hauptsächlich auf <strong>die</strong> hoch dotierten IT-Aufträge<br />

von hier ansässigen Grossunternehmen zurückzuführen<br />

ist. Die steigende globale Präsenz<br />

<strong>die</strong>ser Unternehmen hat unter anderem zur<br />

Folge, dass IT-Aufträge immer öfter auch auf<br />

deren ausländische Tochtergesellschaften ausgeweitet<br />

werden. Neben neuen Trends wie mobilen<br />

und «sozialen» Daten sowie Big Data bietet<br />

Cloud Computing, auf das bereits knapp 5%<br />

der inländischen IT-Ausgaben entfallen, in der<br />

<strong>Schweiz</strong> eine riesige Chance.<br />

Nicht nur in internationalen Innovations-Ranglisten<br />

belegt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> regelmässig den Spitzenplatz<br />

(z.B. Nummer eins des Global Innovation<br />

Index der INSEAD im Jahr 2011). Auch bei<br />

der Einführung neuer Technologien hat sie im<br />

weltweiten Vergleich <strong>die</strong> Nase vorn. Laut dem<br />

Global Information Technology Report 2012<br />

des <strong>Wo</strong>rld Economic Forum rangiert <strong>die</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> hinsichtlich der Bereitschaft zur Nutzung<br />

moderner Technologien (Technology<br />

Network Readiness) auf Platz fünf. Bei den<br />

meisten Kriterien, <strong>die</strong> in der Stu<strong>die</strong> untersucht<br />

wurden, schneidet <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> ebenfalls sehr<br />

gut ab (Einzelheiten dazu siehe Abbildung).<br />

UBS outlook<br />

Aufgrund des Einsatzes von Spitzentechnologie,<br />

ihrer führenden Kompetenz und der unternehmensfreundlichen<br />

Politik ist <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> ein<br />

wichtiger Standort für Forschung und Entwicklung<br />

und für den regionalen Hauptsitz zahlreicher<br />

internationaler Firmen wie eBay, HP,<br />

Yahoo, Sony und Alibaba. Ob das <strong>Wo</strong>rld Wide<br />

Web, das Rückgrat des Internets, das seine<br />

Ursprünge am CERN (Europäische Organisation<br />

für Kernforschung) in Genf hat, oder der Token<br />

Ring, ein Standard für lokale Netzwerke, der<br />

vom IBM Research in Zürich entwickelt wurde:<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er Zentren für Forschung und Entwicklung<br />

haben als Pioniere bedeutende technische<br />

Innovationen hervorgebracht.<br />

Wie <strong>die</strong>se Beispiele belegen, hat <strong>die</strong> heimische<br />

IT-Branche einen massgeblichen Einfluss auf<br />

bestimmte bahnbrechende Entwicklungen im<br />

globalen Technologiesektor. Die <strong>Schweiz</strong> beherbergt<br />

fast 16 500 IT-Unternehmen mit einem<br />

ausserordentlich grossen Talentpool, der sich<br />

aus knapp 250 000 hoch qualifizierten und qualitätsbewussten<br />

Erwerbstätigen zusammensetzt.<br />

Nahezu 70% <strong>die</strong>ser Arbeitskräfte sind in der<br />

innovationsgetriebenen Softwarebranche tätig,<br />

was <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu einem starken globalen<br />

Mitbewerber in Nischensegmenten wie Bioinformatik,<br />

digitalen Me<strong>die</strong>n, künstlicher Intelligenz<br />

und Informationssicherheit macht.<br />

Rang der <strong>Schweiz</strong> im weltweiten Vergleich<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

5<br />

Network<br />

Readiness<br />

Quellen: WEF, UBS<br />

1<br />

2<br />

Mobilfunk- Verfügbarkeit Schutz des<br />

abdeckung modernster geistigen<br />

Technologien Eigentums<br />

3<br />

4<br />

Übernahme<br />

von Technologien<br />

durch<br />

Unternehmen<br />

Sundeep Gantori<br />

Analyst, UBS AG<br />

9 9<br />

PC-Dichte<br />

in Privathaushalten<br />

Internetanschluss<br />

in Privathaushalten<br />

17<br />

Priorisierung<br />

der IT<br />

durch <strong>die</strong><br />

Regierung


Ausblick<br />

Informatik als Schlüssel Thema<br />

Herausforderungen<br />

und Chancen<br />

Trotz ihrer beschränkten Grösse<br />

nimmt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er IT-Branche<br />

im internationalen Vergleich<br />

eine einzigartige Stellung ein.<br />

Beim Aufbau und beim Betrieb<br />

von grossen Datenzentren etwa<br />

oder bei der Entwicklung innovativer<br />

Sicherheitslösungen<br />

zählt sie heute unbestritten zur<br />

Weltspitze. Wie kaum ein zweiter<br />

Wirtschaftssektor unterliegt<br />

<strong>die</strong> IT-Industrie allerdings dem<br />

Diktat des technischen Fortschritts.<br />

Neue, bahnbrechende<br />

Technologien wie das sogenannte<br />

Cloud Computing drängen<br />

auf den Markt. Für <strong>die</strong><br />

etablierten Anbieter stellt der<br />

permanente Wandel eine grosse<br />

Herausforderung dar, <strong>die</strong> aber<br />

gleichzeitig auch aussergewöhnliche<br />

Chancen bereithält.<br />

UBS outlook<br />

15


16<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

Zwischen Mainstreet, Tornado<br />

und Abgrund<br />

Die Informatikindustrie unterliegt ausgeprägten<br />

Lebenszyklen. Innovationen kommen<br />

in rascher Folge auf den Markt, setzen<br />

sich bei den Anwendern durch und werden<br />

nach und nach durch neue, noch leistungsfähigere<br />

Lösungen wieder verdrängt. Wie<br />

kaum ein zweiter Wirtschaftssektor unterliegt<br />

der IT-Markt dem Gesetz von Aufstieg,<br />

Verdrängung und Niedergang.<br />

Um eine Aktienempfehlung abzugeben oder<br />

Investitionen zu tätigen, ist es unabdingbar,<br />

einen Sektor und dessen Marktgrundlagen<br />

umfassend zu verstehen. Genauso ist es notwendig,<br />

zuerst zu ermitteln, wie <strong>die</strong> Dynamik<br />

und <strong>die</strong> weltweiten IT-«Kräfte» sich entwickelt<br />

haben, bevor man sich mit den Chancen<br />

befasst, <strong>die</strong> einzelne Softwarefirmen bieten.<br />

Noch wichtiger ist indes das Verständnis dafür,<br />

wie sich <strong>die</strong>se Kräfte in Zukunft entwickeln<br />

werden. Daher werden wir unsere<br />

Analyse <strong>die</strong>ses Sektors zunächst aus der Vogelperspektive<br />

beginnen, bevor wir uns ins<br />

Detail begeben, um uns mit den Namen und<br />

Chancen der einzelnen Unternehmen zu befassen<br />

(siehe nächsten Artikel). Bitte beachten<br />

Sie, dass <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Dokument erwähnten<br />

Unternehmen in privater Hand sind und Finanzdaten<br />

als solche nicht publiziert werden.<br />

Das macht das Ab geben von Softwareempfehlungen<br />

jeglicher Art schwierig. Trotzdem:<br />

Die durchschnittliche Lebenserwartung von<br />

Anwendersoftware liegt bei etwa zehn bis<br />

fünfzehn Jahren, und der grosse Upgradezyklus<br />

ist in den späten 1990ern aufgrund der<br />

Millenniums-Umstellung erfolgt. Was wir<br />

während der nächsten fünf Jahre sehen werden,<br />

ist höchstwahrscheinlich ein Trend in der<br />

Anwendungsmodernisierung, <strong>die</strong> durch Ersatz-<br />

und Erweiterungszyklen sowohl bei B2B-<br />

als auch B2C-Implementierungen vorangetrieben<br />

wird. Insbesondere der CRM-Markt<br />

(Customer Relationship Management) dürfte<br />

Software-Anbietern das grösste zusätzliche<br />

Ertragswachstum bieten. Dabei können sich<br />

<strong>Schweiz</strong>er Player sogar global etablieren<br />

und internationale Präsenz und Reputation<br />

erreichen.<br />

UBS outlook<br />

Kontinuierliche und diskontinuierliche<br />

Innovation<br />

Die Märkte florieren bei der Einführung innovativer<br />

Produkte, wenn <strong>die</strong>se das Kaufver halten<br />

vieler Konsumenten stimulieren, <strong>die</strong> das Interesse<br />

am bisherigen Sortiment verloren haben.<br />

In den meisten Industrien erfolgen <strong>die</strong>se Innovationen<br />

kontinuierlich. Um zum Beispiel <strong>die</strong><br />

Vorteile eines Neuwagens zu geniessen, muss<br />

ein Kunde <strong>die</strong>sen nur kaufen und auf der Autobahn<br />

fahren. Der Kunde nutzt also <strong>die</strong> bestehenden<br />

Standards und Infrastrukturen. Auch<br />

wenn Sie etwa ein neues Telefon erwerben,<br />

sind Sie in der Lage, es sofort zu benutzen.<br />

Doch von Zeit zu Zeit ermöglicht ein technologischer<br />

Durchbruch ein völlig neuartiges Angebot,<br />

und das ist, was man eine Diskontinuität<br />

von Innovationen nennt. Der erste Browser,<br />

das erste Tabellenkalkulationsprogramm oder<br />

der erste LTE-fähige, drahtlose Tablet-PC – all<br />

<strong>die</strong>se Produkte führten vollkommen neue und<br />

absolut unwiderstehliche Features ein. Um<br />

auch wirklich deren ganzen Funktionsumfang<br />

nutzen zu können, mussten <strong>die</strong> Anwender<br />

allerdings auf neue Technologien umstellen<br />

und eine neue Infrastruktur einführen, <strong>die</strong> mit<br />

der zu <strong>die</strong>ser Zeit vorherrschenden nicht kompatibel<br />

war. Das heisst, sie mussten einerseits<br />

selber einen Lernprozess durchlaufen, um mit<br />

den neuen Produkten umgehen zu können,<br />

und andererseits warten, bis alle Lieferanten<br />

von komplementären Produkten und Dienstleistungen<br />

auch ihren Teil des Gesamtsystems<br />

betriebsbereit hatten. Wer will schon für ein<br />

iPad mit LTE-Konnektivität bezahlen, wenn es<br />

von keinem Netz unterstützt wird? Oder für<br />

ein iPhone, wenn es dazu keine passenden<br />

Apps gibt? Das nebenstehende Diagramm,<br />

das in der Wirtschaftsliteratur weit verbreitet<br />

ist, bildet den Fortschritt der Entwicklung<br />

eines Hightechmarktes ab. Für <strong>die</strong> Erklärungen<br />

haben wir uns an Geoffrey A. Moore orientiert,<br />

dem Autor von «Crossing the Chasm»<br />

(«Die Überwindung des Abgrunds») und<br />

«Inside the Tornado» («Das Tornado-Phänomen»),<br />

denn unseres Erachtens zeichnen sie<br />

besser nach, wie IT-Märkte sich – stets von<br />

Neuem – entwickeln.<br />

Cesare Valeggia<br />

Analyst, UBS AG


«<strong>Schweiz</strong>er Player können sich im neuen Zyklus<br />

global etablieren und internationale Präsenz und<br />

Reputation erreichen.»<br />

Der Einführungsmarkt<br />

Der Tornado<br />

Quelle: «Das Tornado-Phänomen»<br />

Der<br />

Abgrund<br />

Die<br />

Bowlingbahn<br />

Der Einführungsmarkt<br />

Die erste kommerzielle Aktivität um eine diskontinuierliche<br />

Innovation wird von Technologieenthusiasten<br />

unterstützt und von visionären<br />

Kunden vorangetrieben. Zusammen verfolgen<br />

sie das Ziel, <strong>die</strong> neue Technologie einzusetzen,<br />

um radikale Änderungen zu ermöglichen, <strong>die</strong><br />

ihnen einen riesigen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />

allen anderen Unternehmen in ihrer<br />

Kategorie verschaffen. Folglich ist <strong>die</strong> Hauptcharakteristik<br />

<strong>die</strong>ser Marktentwicklungsphase,<br />

dass der Markt um <strong>die</strong> einzelnen Kunden und<br />

nicht um Marktsegmente herum aufgebaut<br />

wird. Visionäre Kunden wollen nicht zusammenarbeiten,<br />

um anderen Unternehmen in<br />

ihrem Wettbewerbsumfeld zu ermöglichen,<br />

in der neuen Technologie auf den neusten<br />

Stand zu kommen. Das Unternehmen, das <strong>die</strong><br />

diskontinuierliche Innovation einführt, bietet<br />

eine Gelegenheit, <strong>die</strong> Durchführbarkeit seiner<br />

Technologie mittels einiger massgeschneiderter<br />

Projekte unter Beweis zu stellen. Es ist keine<br />

Quelle von bedeutender Ertrags- oder Gewinngenerierung,<br />

und sobald das Proof-of-Concept-<br />

Ziel erreicht worden ist, steigen <strong>die</strong>se Unter-<br />

Die Mainstreet<br />

nehmen aus dem Einführungsmarkt aus und<br />

gehen zum Mainstream-Markt über. Hier zeigt<br />

sich ein Hindernis: <strong>die</strong> «Abgrund» genannte<br />

Phase.<br />

Der Abgrund<br />

Der Abgrund ist <strong>die</strong> natürliche Folge der entgegengesetzten<br />

Pole zwischen dem Visionär –<br />

der bewusst vor der Herde daherschreitet, mit<br />

dem Ziel, einen Wettbewerbsvorteil zu haben<br />

– und den Konservativen. Letztere beobachten<br />

lieber, ob ihre Pragmatiker-Kollegen Erfolg mit<br />

der neuen Technologie haben. Das innovative<br />

Produkt in den Einführungsmärkten hat auch<br />

<strong>die</strong> Aufmerksamkeit der etablierten Anbieter<br />

auf sich gezogen: <strong>die</strong> Pfründenbesitzer, welche<br />

<strong>die</strong> alte Technologie gefördert haben und grosses<br />

Interesse daran haben, den Status quo zu<br />

verteidigen. Sie streben sogar danach, sich<br />

zusammenzuschliessen, um den Eindringling zu<br />

vertreiben. Dazu säen sie Keime des Zweifels<br />

über das neue Angebot, indem sie sich zum<br />

Beispiel über <strong>die</strong> Unreife des Produkts und <strong>die</strong><br />

Unvollständigkeit der Integration lustig machen.<br />

Falls sich der Innovator nicht relativ<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

Die Elimination/<br />

der Verfall<br />

UBS outlook 17


18<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

schnell eine Marktposition sichern kann, wird<br />

er im Abgrund verschwinden. Dies war der<br />

Fall bei den stiftbasierten Computern oder<br />

beim Desktop-Videoconferencing in den frühen<br />

2000er-Jahren. In beiden Fällen waren<br />

<strong>die</strong> Produkte für <strong>die</strong> Visionäre nicht neuartig<br />

genug, <strong>die</strong> sich nur für diskontinuierliche Innovationen<br />

interessierten, und liessen <strong>die</strong> Pragmatiker<br />

kalt. In den meisten Fällen hielten sich<br />

<strong>die</strong> Produkte eine Zeit lang und generierten<br />

jedes Jahr mehr Kosten als Umsätze, bis <strong>die</strong><br />

Anbieter sie schliesslich einstellten.<br />

Die Bowlingbahn<br />

Die Bowlingbahn <strong>steht</strong> für den Teil der Marktpenetration<br />

innerhalb der Akzeptanzphase des<br />

Technologielebenszyklus. Sie grenzt an den<br />

Mainstream-Markt und damit gerade an <strong>die</strong><br />

andere Seite des Abgrunds, um genau zu sein.<br />

Die Bowlingbahn-Marktsegmente bauen sich<br />

typischerweise um Unternehmensfunktionen<br />

herum auf, deren Verantwortliche sich in einer<br />

Position befinden, in der sie einen fehlerhaften,<br />

missionskritischen Geschäftsprozess korrigieren<br />

müssen, und <strong>die</strong>s mit höchster Dringlichkeit.<br />

Wall-Street-Trader standen zum<br />

Beispiel stets unter Druck, schnellere und mit<br />

besserer Marktreaktion ausgestattete Handelssysteme<br />

zu finden, und setzten auf Lösungen<br />

von Sun Microsystems. Die Bowlingbahnphase<br />

ist damit der früheste Zeitpunkt, in dem ein<br />

Hightechunternehmen wirklich von einer Unternehmensfortführung<br />

ausgehen kann, denn<br />

zum ersten Mal kann auf <strong>die</strong> Unterstützung<br />

durch zugewandte Kunden und einen geschützten<br />

Platz im Markt gezählt werden. Einige<br />

<strong>die</strong>ser Innovationen bleiben allerdings in<br />

einem Nischenmarkt. Dies war der Fall bei<br />

Autodesk und parametrischer Technologie in<br />

CAD-Software für den Mechanikeinsatz oder<br />

einigen Finanzsoftwarefirmen wie Reuters, <strong>die</strong><br />

es niemals über <strong>die</strong> Nische hinaus brachten.<br />

Der Tornadomarkt<br />

Die Hyper-Wachstumsphase oder Tornadophase<br />

repräsentiert <strong>die</strong> Phase des Lebenszyklus,<br />

während der sich der Paradigmenwechsel<br />

überall zu manifestieren scheint, oder <strong>die</strong><br />

UBS outlook<br />

Phase, in welcher der Kaufwiderstand der<br />

Konservativen schliesslich zusammenbricht<br />

und sich alle beeilen, um en masse auf <strong>die</strong><br />

neue Technologie umzusteigen. Die im Frühstadium<br />

erreichten Wachstumsraten können<br />

für einen längeren Zeitraum gut über 100%<br />

pro Jahr betragen, denn jeder Lieferant in der<br />

Kategorie strebt danach, seine Kapazitäten<br />

hochzufahren, um von <strong>die</strong>sem aussergewöhnlichen<br />

Wachstum zu profitieren. Typischerweise<br />

gibt es von Anfang an einige zwingende<br />

Kandidaten für den Spitzenplatz, <strong>die</strong> alle<br />

sehr nahe beieinander liegen. Doch über kurz<br />

oder lang wird einer <strong>die</strong>ser Anbieter einen<br />

Spurt hinlegen und sich rasch einen Vorsprung<br />

gegenüber dem Rest des Mitstreiterfeldes<br />

verschaffen. Das waren <strong>die</strong> Microsofts,<br />

Intels, IBMs und Ciscos in den 90er-Jahren.<br />

Der Grund ist, dass der Markt verzweifelt<br />

Technologiestandards anstrebt, um <strong>die</strong> neuen<br />

Produkte über Schnittstellen in <strong>die</strong> existierende<br />

Systeminfrastruktur einzubinden. Wenn<br />

zum Beispiel jemand <strong>die</strong> Standarddatenbank<br />

hat, dann wollen alle Hardware- oder Software-Anbieter,<br />

dass <strong>die</strong>se auch auf ihren Systemen<br />

läuft. Und alle Kunden möchten sie<br />

kaufen, weil ihre Systeme mit dem künftigen<br />

Release all <strong>die</strong>ser Unternehmen kompatibel<br />

sein werden. Als zum Beispiel IBM den Grossrechnerkampf<br />

gewann, war <strong>die</strong> Position des<br />

«Blauen Riesen» gegenüber dem Feld der<br />

Konkurrenten, dem «BUNCH» (Burroughs,<br />

Univac, NCR, Control Data und Honeywell),<br />

dermassen überflügelnd, dass IBM nie mehr<br />

in Bedrängnis kam. Das war nicht allein das<br />

Ver<strong>die</strong>nst von IBM, sondern lag auch daran,<br />

dass so viele Unternehmen involviert waren,<br />

dass es schlicht nicht infrage kam, <strong>die</strong> Position<br />

von IBM zu schwächen: all <strong>die</strong> Softwarefirmen,<br />

unterstützenden Hardwareanbieter und<br />

Berater sowie all jene Kunden, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong><br />

Systeme 360 und 370 gesetzt und jeden Programm-code<br />

in einige andere Standards konvertiert<br />

hatten. Eines nach dem anderen stiegen<br />

<strong>die</strong> «BUNCH»-Unternehmen aus dem<br />

Markt aus oder verschwanden gänzlich, wie<br />

im Falle von UNISYS (dem Merger zwischen<br />

Burroughs und Univac).


«Für <strong>die</strong> Geschäftsführer von IT-Firmen oder etablierten Unternehmen<br />

ist es der Ersatzeffekt, der sie am meisten beunruhigt.»<br />

Die Mainstreet<br />

Da <strong>die</strong> Zeit nicht stehen bleibt, wird <strong>die</strong> Produktkategorie<br />

schliesslich den Mainstream<br />

erreichen und <strong>die</strong> Penetrationsrate entlang<br />

der «S»-Kurve ansteigen. Während <strong>die</strong>ser<br />

Phase beginnen sich Technologieaktien wie<br />

<strong>die</strong>jenigen anderer Branchen zu verhalten, wie<br />

wir es anlässlich der grossen Herabstufung<br />

des IT-Sektors in <strong>die</strong>sem Jahr gesehen haben.<br />

Wie ein Mikroprozessor in einem PC wird <strong>die</strong><br />

Technologie jetzt im Produkt konstruiert. Die<br />

Marktteilnehmer sorgen sich dabei weniger<br />

um Marktakzeptanz und Normen; das Ziel<br />

der Übung be<strong>steht</strong> lediglich darin, an den<br />

anfänglichen Standards einige Variationen<br />

oder kleinere kosmetische Änderungen vorzunehmen,<br />

um das Umsatzwachstum zu erhöhen.<br />

Ein gutes Beispiel für ein solches Vorgehen<br />

ist Microsoft Vista: Es braucht nur eine<br />

minime Variation – klein genug, um von Kunden<br />

und Partnern akzeptiert zu werden, und<br />

gleichzeitig ausreichend, um Chaos bei aufstrebenden<br />

Konkurrenten anzurichten, welche<br />

<strong>die</strong> totale Angleichung zu erreichen versuchten.<br />

Dabei gilt es zu beachten, dass der Grossteil<br />

der Erträge und Gewinne erzeugt wird,<br />

lange nachdem <strong>die</strong> Technologie völlig assimiliert<br />

worden ist.<br />

Die Elimination/der Verfall<br />

Wie alles im Leben endet auch <strong>die</strong> Mainstreet-Phase.<br />

Die Strategie der kleinen Variationen<br />

kann nicht auf ewig halten, besonders<br />

in einer Welt, <strong>die</strong> gekennzeichnet ist von<br />

einem steigenden Bedarf an Performance,<br />

einer Reduktion des Betriebsaufwands und<br />

eines sich verändernden Kundenverhaltens.<br />

Das erklärt, warum Microsoft <strong>die</strong> Grösse und<br />

Bedeutung des Internet-Marktes unterschätzt<br />

hat oder warum es für Intel eine Herausforderung<br />

war, im Mobilfunkgeschäft gegen <strong>die</strong><br />

ARM-Architektur (Advanced Risk Machines)<br />

anzutreten.<br />

Die Elimination einer Kategorie beginnt allerdings<br />

üblicherweise dann, wenn eine alternative,<br />

verdrängende Technologie in den Tornado<br />

vordringt. Michael E. Porter, der Autor von<br />

«Competitive Advantage» («Wettbewerbsvorteile»),<br />

hat den Begriff der «Bedrohung<br />

durch Ersatzprodukte» geprägt, womit der<br />

Angriff auf <strong>die</strong> Produktkategorie gemeint<br />

ist, der nicht von innen kommt, sondern vom<br />

Markt ausserhalb. Wie einleitend erwähnt,<br />

geschieht <strong>die</strong>s im Hightechsektor durch<br />

diskontinuier liche Innovation und ist ein relativ<br />

häufiges Phänomen. UNIX-Server haben proprietäre<br />

Minicomputer verdrängt, <strong>die</strong> ihrerseits<br />

zuvor proprietäre Grossrechner als dominierende<br />

Serverplattform verdrängt hatten.<br />

«Wintel»-Server (also Server, <strong>die</strong> Intel-kompatible<br />

Prozessoren mit Microsoft Windows<br />

verwenden) haben dann <strong>die</strong> UNIX-Server ersetzt.<br />

Für <strong>die</strong> Geschäftsführer von IT-Firmen<br />

oder etablierten Unternehmen ist es der Ersatzeffekt,<br />

der sie am meisten beunruhigt.<br />

Es überrascht daher nicht, wenn Andrew<br />

S. Grove, Mitbegründer und ehemaliger CEO<br />

von Intel, in seiner Autobiografie feststellt:<br />

«Nur <strong>die</strong> Paranoiden überleben.»<br />

Der Aufstieg des Cloud Computing<br />

Im Laufe der 1990er-Jahre wurden Personal<br />

Computer (PCs) immer leistungsfähiger. Die<br />

Arbeit und <strong>die</strong> Aufgaben, zu denen früher nur<br />

Server oder Grossrechner fähig waren, wurden<br />

fortan mit PCs erledigt. Folglich begannen<br />

<strong>die</strong> Software-Lieferanten, Anwendungen zu<br />

ent wickeln, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Verarbeitung zwischen dem<br />

PC (Client) und dem Server aufteilen konnten.<br />

Solche Architekturen wurden Client-Server-<br />

Datenverarbeitungsarchitekturen genannt.<br />

SAP, eine frühere Grossrechnersoftwarefirma,<br />

nutzte <strong>die</strong>se Entwicklung aus, indem sie sich<br />

neu erfand und der dominierende Anbieter<br />

von Client-Server-Anwendungen wurde. Oracle<br />

erwarb eine Handvoll Anwendersoftwareunternehmen,<br />

deren Produkte sich noch heute<br />

verkaufen. Der Verkauf von Software in Client-<br />

Server-Architekturen ist beschwerlich, denn <strong>die</strong><br />

Software-Lieferanten müssen ihre Anwendungen<br />

an <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse jedes Kunden<br />

anpassen. Anwendersoftware muss auf jedem<br />

Desktop installiert werden, was <strong>die</strong> Zahl<br />

der Benutzer, <strong>die</strong> davon profitieren können,<br />

beschränkt und <strong>die</strong> Wartungskosten erhöht.<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

UBS outlook 19


20<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

Daher verzeichneten <strong>die</strong>se Software-Lieferanten<br />

ein ansehnliches Wachstum und wurden<br />

sehr profitabel, indem sie im Voraus Lizenzgebühren<br />

für ihre Software verlangten und<br />

jährliche Wartungskosten für technische<br />

Unterstützung in Rechnung stellten. Sie waren<br />

bedeutende Nutzniesser des Client-Server-<br />

Modells.<br />

Mit der verbreiteten Nutzung des Internets<br />

und der weiten Verfügbarkeit von schnellen<br />

Breitbandanschlüssen wurden vermehrt Applikationen<br />

für <strong>die</strong> Verwendung über das Internet<br />

programmiert, wobei ein grösseres Publikum<br />

angesprochen wurde. Es war auch ein Ver<strong>die</strong>nst<br />

von Google Apps und Salesforce.com,<br />

dass solche Anwendungen entwickelt werden<br />

konnten. Viele erfolgreiche Anwendungen wie<br />

Facebook oder das Cloud-basierte Gmail zielen<br />

auf den Verbrauchermarkt ab. Aber es gibt<br />

auch eine Reihe von On-Demand-Software-<br />

Applikationen für den Unternehmensmarkt.<br />

Zum Beispiel bietet Netsuite Enterprise-<br />

Resource-Planning-Funktionen (ERP) wie Buch-<br />

UBS outlook<br />

haltung, Verkauf und Inventarverwaltung sowie<br />

E-Commerce an, während Salesforce.com<br />

Customer-Relationship-Management-Anwendungen<br />

(CRM) anbietet. Solche Dienste werden<br />

über das Internet von Shared-Servern in<br />

Datencentern, als «Clouds» bekannt, erbracht,<br />

<strong>die</strong> von Google, Microsoft, Amazon und anderen<br />

Dritten betrieben werden. Diese Anwendungen<br />

beseitigen einen Grossteil des Bedarfs<br />

an Client-Software und reduzieren damit <strong>die</strong><br />

im Voraus zu bezahlenden Lizenz-, Implementierungs-<br />

(durch Bündelung der verschiedenen<br />

Softwarelizenzen) und Wartungskosten. Da<br />

<strong>die</strong> Kunden normalerweise nur für <strong>die</strong> effektive<br />

Nutzung zahlen, müssen sie nicht im<br />

grossen Stil in Hardware und Ausstattung<br />

investieren. In der Tat sind sich <strong>die</strong> Anwender<br />

üblicherweise nicht des Typs der Infrastruktur<br />

bewusst, <strong>die</strong> eingesetzt wird, um <strong>die</strong> gewünschte<br />

Dienstleistung zu erbringen. Sie<br />

nehmen nur <strong>die</strong> Anwendungen wahr, <strong>die</strong> sie<br />

erwerben wollen, denn <strong>die</strong>se werden einfach<br />

über das Internet – das Kernstück der Cloud –<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Dreamstime


«Viele Unternehmen erachten das Arbeiten von zu Hause aus oder<br />

unterwegs als Teil ihrer erweiterten Organisationskultur.»<br />

Während fast jeder Anbieter anerkennt, dass<br />

<strong>die</strong> Daten in der Cloud Eigentum des Kunden<br />

sind, machen sich IT-Chefs immer noch Sorgen<br />

darüber, wie sicher <strong>die</strong> Daten jenseits der<br />

Unternehmensfirewall sind. Zudem bezweifeln<br />

sie, dass es einfach wäre, ihre Daten aus einer<br />

Cloud zurückzuziehen, falls sie es vorziehen<br />

sollten, <strong>die</strong>se wieder inhouse zu speichern<br />

oder auf ein konkurrenzfähigeres Angebot<br />

umzusteigen.<br />

Angesichts des weiterhin wahrgenommenen<br />

Mangels an Kontrolle und der Bedenken, dass<br />

<strong>die</strong> Nutzungsgebühren anwachsen oder sich<br />

im Laufe der Zeit ändern könnten und eine<br />

Vermischung der Daten erfolgt, dürfte <strong>die</strong><br />

Akzeptanz von Cloud-Diensten bei den grossen<br />

Unternehmen unseres Erachtens limitiert<br />

bleiben. Auch wenn <strong>die</strong> Infrastrukturen von<br />

Amazon, Google und Salesforce.com nun<br />

schon seit Jahren laufen, be<strong>steht</strong> immer noch<br />

Besorgnis um deren Zuverlässigkeit, falls solche<br />

Systeme zeitweilig ausfallen sollten, sowie<br />

um <strong>die</strong> Fähigkeit der Systemadministratoren,<br />

Probleme sofort zu beseitigen.<br />

Die Kontrolle über ein Datencenter zu haben,<br />

kann sich als vorteilhafter erweisen, besonders<br />

für missionskri tische Anwendungen. Es ist<br />

damit wahrschein licher, dass grosse Organisationen<br />

wie Finanz<strong>die</strong>nstleistungsunternehmen<br />

anfangen werden, ihre eigenen, privaten<br />

Cloud-Infrastrukturen aufzubauen, <strong>die</strong> ihnen<br />

mehr Kontrolle über <strong>die</strong> ganze Systemumgebung<br />

erlauben, und später einige der bewährten<br />

Anwendungen auf einen externen Cloud-<br />

Betreiber migrieren.<br />

Trotzdem, nach Jahren enger werdender<br />

Korrelationen des Absatzes von Anwendersoftware<br />

mit dem BIP-Wachstum, dem Einkaufsmanagerindex<br />

(PMI) und der Beschäft igungs<br />

quote im Anschluss an das Platzen der<br />

Internet-Blase beginnen sich <strong>die</strong> Trends nun<br />

allmählich zu entkoppeln, wobei <strong>die</strong> Ausgaben<br />

für Unternehmenssoftware oder <strong>die</strong> gesamte<br />

IT <strong>die</strong> Konjunkturindikatoren bei Weitem<br />

überflügeln. Tatsächlich war 2011 für viele<br />

führende Anbieter ein starkes Jahr mit Blick<br />

auf <strong>die</strong> Anwendersoftwareausgaben, trotz der<br />

Kreditkrise in Europa, der erhöhten Arbeitslosigkeit<br />

in den Vereinigten Staaten und dem<br />

Erdbeben in Asien, denn sie verzeichneten<br />

gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzwachstum<br />

im zweistelligen Bereich. Wir gehen daher<br />

davon aus, dass viele Geschäftsführer ein grosses<br />

Bedürfnis haben, den Umsatz zu erhöhen,<br />

um <strong>die</strong> Zielvorgaben zu erfüllen, <strong>die</strong> Wartungskosten<br />

zu reduzieren und <strong>die</strong> Unflexibilität<br />

<strong>die</strong>ser älteren Systeme drastisch zu reduzieren<br />

und gleichzeitig eine Differenzierung über eine<br />

Anwendungsmodernisierung zu erreichen.<br />

Zudem erachten <strong>die</strong> Top-Manager <strong>die</strong> Volatilität<br />

im neuen Wirtschaftsumfeld als ihr grösstes<br />

Problem. Besonders im Zusammenhang<br />

mit komplexeren, schnelleren Bearbeitungszyklen<br />

wie Orders-to-Cash und Procure-to-Pay<br />

sowie Supply-Chain-Management wird eine<br />

Investition in Software zu einer Notwendigkeit.<br />

Die zunehmende Beliebtheit und Leistungsfähigkeit<br />

mobiler Geräte hat jüngst von<br />

den Erfolgen der Smartphone-Anbieter profitiert,<br />

das Mobile-Computing-Paradigma in<br />

Richtung einer «Consumerization» der IT neu<br />

zu definieren.<br />

Consumerization ist <strong>die</strong> Tendenz, dass sich<br />

IT-Produkte zuerst im Konsumentenlager<br />

durchsetzen, um sich dann in Unternehmen<br />

und Regierungsorganisationen auszubreiten.<br />

Die Mitarbeitenden wollen <strong>die</strong> neuen Geräte<br />

auch bei der Arbeit benutzen, und das Unternehmen<br />

muss bestehende Informationsressourcen<br />

einführen und in einer sicheren Weise<br />

zur Verfügung stellen. Viele Unternehmen<br />

erachten das Arbeiten von zu Hause aus oder<br />

unterwegs als Teil ihrer erweiterten Organisationskultur.<br />

Bald müssen <strong>die</strong> Anwendungen<br />

notwendigerweise umdefiniert werden, um<br />

dem zunehmenden Bedarf an Flexibilität und<br />

Mobilität Rechnung zu tragen; dabei gilt es,<br />

<strong>die</strong> Lebenszyklusmuster vieler Anwendungen<br />

zu überdenken.<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

UBS outlook 21


22<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

Exkursion ins Land der<br />

<strong>Schweiz</strong>er Software<br />

Angesichts der tief greifenden Umwälzungen<br />

im Informatiksektor stellt sich <strong>die</strong><br />

Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit von<br />

<strong>Schweiz</strong>er Software-Anbietern. Werden<br />

<strong>die</strong>se nur als Nischenplayer für spezifische<br />

Anwendungen oder innerhalb einer begrenzten<br />

Marktregion überleben können?<br />

Oder haben sie das Potenzial, international<br />

erfolgreich zu sein (und <strong>die</strong> Tornado-<br />

Stufe zu erreichen, siehe Artikel Seite 16)?<br />

Rückblickend war <strong>die</strong> Präsenz der <strong>Schweiz</strong>er<br />

IT auf globaler Ebene nicht sehr bedeutend.<br />

So konnte kein <strong>Schweiz</strong>er Unternehmen, mit<br />

Ausnahme von Logitech, in Silicon Valley eine<br />

Präsenz aufbauen, und keines von ihnen war<br />

eine Softwarefirma. Dennoch wurde hin und<br />

wieder ein sehr überzeugendes Start-up übernommen,<br />

wie im Falle von Day Software, das<br />

von Adobe erworben wurde. Das Bild ist nicht<br />

viel eindrücklicher, wenn wir den Radius auf<br />

ganz Europa erweitern. Mit Ausnahme von vor<br />

allem SAP und Software AG konnte es keine<br />

europäische Softwarefirma mit den US-Blue-<br />

Chips aufnehmen. Warum aber ist das so?<br />

«Swiss Made Software – das Buch, Vol. I»<br />

sprach <strong>die</strong>ses Thema 2011 bereits an und erklärte,<br />

warum US-Softwarefirmen einen Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber <strong>Schweiz</strong>er und<br />

europäischen Firmen haben. Einige Aspekte,<br />

welche <strong>die</strong> Autoren in dem Buch erwähnten,<br />

möchten wir hier gerne wiedergeben. Zuallererst<br />

gibt es im Silicon Valley sehr viele Elite-<br />

Akademiker, <strong>die</strong> an den renommierten Universitäten<br />

Stanford und Berkeley stu<strong>die</strong>rt haben.<br />

Kulturell bedingt wollen nicht sehr viele Informatiker<br />

für ein Start-up in unseren Breitengraden<br />

arbeiten, besonders wenn sie einen «sichereren»<br />

Job innerhalb einer IT-Abteilung<br />

eines multi nationalen Konzerns finden können.<br />

Viele IT-Leute, <strong>die</strong> ihr eigenes Start-up gegründet<br />

haben, waren vorher für eine etablierte<br />

Softwarefirma tätig. Dort haben sie <strong>die</strong><br />

notwen digen Kompetenzen erlangt, bevor sie<br />

den Schritt ins Unternehmertum wagten. Hinzu<br />

kommt: Auch wenn jemand im Silicon Valley<br />

nicht sofort erfolgreich ist, so kann er sich<br />

UBS outlook<br />

doch auf <strong>die</strong> Unterstützung durch Risikokapitalfirmen<br />

verlassen. Diese Firmen liefern jedoch<br />

nicht nur Kapital. Sie stellen auch Know-how<br />

zur Verfügung, wie man das Start-up erfolgreich<br />

führt, bringen Talente in das junge Unternehmen<br />

und, wenn nötig, auch andere Investoren.<br />

Falls <strong>die</strong> Jungunternehmerin oder der<br />

Jungunternehmer gezwungen ist, eine Initiative<br />

aufzugeben, bietet sich letztlich noch <strong>die</strong><br />

Möglichkeit, anderswo eine zweite Chance<br />

zu nutzen, nur schon aufgrund der reichlich<br />

vorhandenen IT-Firmen und der Grösse des<br />

Marktes. Es bleibt anzumerken, dass im Silicon<br />

Valley Software-Ingenieure mit Charaktereigenschaften<br />

von Branchengrössen wie Steve<br />

Jobs, <strong>die</strong> sich in der IT-Szene austoben, nicht<br />

selten sind. Und <strong>die</strong>s dürfte im Silicon Valley<br />

noch lange der Fall sein.<br />

Chancen für <strong>Schweiz</strong>er Software -<br />

unter nehmen<br />

Allerdings hat das neue Software-Paradigma<br />

als eine Dienstleistung (d.h. Cloud Computing)<br />

auch wichtige Barrieren beseitigt und so den<br />

Traum der Software-Engineering-Unternehmer,<br />

eine Firma mit internationaler Präsenz zu gründen,<br />

realistischer gemacht. Nach dem bisherigen<br />

Software-Distributions-Modell einer Firma,<br />

<strong>die</strong> im B2C-Geschäft tätig war, war eine<br />

lokale Präsenz nicht zwingend. Doch aufgrund<br />

der Bedeutung von Support<strong>die</strong>nstleistungen,<br />

Installationen usw. wurde im bisherigen Software-Modell<br />

fürs B2B-Geschäft eine lokale<br />

Präsenz erforderlich, was enorme zusätzliche<br />

Anfangskosten mit sich brachte und eine grosse<br />

Expansion ziemlich schwierig machte. Dieser<br />

Support vor Ort ist heutzutage weniger<br />

wichtig, wie salesforce.com uns gezeigt hat. Im<br />

neuen Betriebsmodell gibt es auch keinen gesicherten<br />

Lieferantenstatus, denn <strong>die</strong> neuen<br />

Anwendungen sind abonnementsbasiert, und<br />

<strong>die</strong> Kunden können jederzeit entscheiden, ihr<br />

Abonnement nicht zu erneuern, falls sie mit<br />

der Lösung nicht zufrieden sind. Dies führt für<br />

<strong>die</strong> neuen <strong>Schweiz</strong>er Software-Lieferanten zum<br />

Beispiel dazu, dass sie für ihre Lösungen in<br />

grösserem Masse rechenschaftspflichtig sind.<br />

Dieser Aspekt ist äusserst wichtig für sehr gro-<br />

Cesare Valeggia<br />

Analyst, UBS AG


«Einige herausragende Unternehmen im <strong>Schweiz</strong>er Softwaremarkt,<br />

wie z.B. Appway, haben das Potenzial, sich als Global Player zu<br />

etablieren.»<br />

sse Unternehmen, bei denen <strong>die</strong> Wartefrist für<br />

<strong>die</strong> Genehmigung von neuen Lieferanten äusserst<br />

lang und hinderlich sein kann. In ähnlicher<br />

Weise erfordert das neue Softwaremodell<br />

keine grossen Anfangs investitionen. Die Kosten<br />

für Online-Lösungen flies sen potenziell direkt<br />

in den Betriebsaufwand des Kunden ein – anstatt<br />

als Kapitalkosten betrachtet zu werden,<br />

bei denen es länger dauert, bis man sie überwälzen<br />

kann, wie Concur Technology. Veraltete<br />

Lösungsanwendungen werden schnell erneuert.<br />

Der Grund dafür ist, dass <strong>die</strong> Entwickler<br />

eher auf das fokussiert sind, was als Nächstes<br />

kommt, statt etwas Neues zu programmieren,<br />

das auf älterem Code aufbaut. Neue Anbieter<br />

können auch schneller <strong>die</strong> sich bietenden Gelegenheiten<br />

nutzen, denn sie verwenden jetzt<br />

<strong>die</strong> gleiche Technologiearchitektur wie <strong>die</strong><br />

besten Consumer-Web-Unternehmen, darunter<br />

eBay, Google und Yahoo, was das gleiche<br />

Niveau kontinuierlicher Innovation ermöglicht.<br />

Aussichtsreiche <strong>Schweiz</strong>er Anbieter<br />

Einige herausragende Unternehmen im Schwei-<br />

zer Softwaremarkt haben das Potenzial, sich<br />

als Global Player zu etablieren und international<br />

anerkannt zu werden. Appway, zum Beispiel,<br />

hat von Anfang an <strong>die</strong> Art und Weise<br />

vollkommen «ignoriert», wie <strong>die</strong> grössten Software-Lieferanten<br />

der Welt ihre Angebote in<br />

gesondert aufgelegte Angebotspaletten (z.B.<br />

Module) aufteilen, indem das Unternehmen<br />

seine eigene komplexe, geschäftskritische Unternehmenssoftware<br />

entwickelt, welche <strong>die</strong><br />

nahtlose Benutzererfahrung anstelle separat<br />

aufgelegter Module als Kern aufweist. In der<br />

Tat hat Appway vom Zeitpunkt der Systemeinrichtung<br />

bis zur Runtime eine 100%ige Browserstrategie<br />

implementiert. Dadurch kann von<br />

einer normalen Desktopworkstation oder direkt<br />

von der Cloud aus mit mobilen Geräten<br />

auf <strong>die</strong> Applikation zugegriffen werden. Ferner<br />

können Unternehmen, <strong>die</strong> Appway einführen,<br />

<strong>die</strong> Umstellung aus langfristigen Entwicklungszykluslösungen,<br />

<strong>die</strong> auf unveränderten Langzeiteinsatz<br />

ausgelegt waren, hin zu inkrementell<br />

aufgebauten, verteilten und laufend weiterentwickelten<br />

Applikationen vollziehen. Damit bringt<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

Getty Images<br />

UBS outlook 23


24<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

«Die neue Kundengeneration stellt für Banken und<br />

ihre IT eine grosse Herausforderung dar.»<br />

Appway eine Software auf den Markt, <strong>die</strong> besser<br />

auf komplexe Organisationen wie Finanzinstitute<br />

– den Hauptmarkt des Unternehmens –<br />

zugeschnitten ist. Die Treiber sind kontinuierli-<br />

che Verbesserung und konstante Veränderung.<br />

Das Unternehmen stellt viele vorprogrammierte<br />

und bereits gebündelte Lösungen für <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />

Märkte und Segmente im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />

bereit. Diese portierbaren<br />

Appway-Resource-Templates sind Ausgangspunkt<br />

für <strong>die</strong> massgeschneiderte Anpassung.<br />

Neue Software muss folglich flexibel genug<br />

sein, um auf neues Geschäftsverhalten und<br />

veränderte Endbenutzermuster wie etwa Geräte<br />

mit berührungsempfindlicher Oberfläche angepasst<br />

zu werden. Doch <strong>die</strong>s erfordert einen<br />

neuen, unterschiedlichen Ansatz, Software zu<br />

programmieren und anzuwenden – und genau<br />

hier kommt Appway ins Spiel. Die Buchstaben<br />

im Namen «Appway» haben folgende Bedeutung:<br />

«A» <strong>steht</strong> für «application/Anwendung»,<br />

das erste «p» <strong>steht</strong> für «process/Prozess», das<br />

zweite «p» bedeutet «platform/Plattform», und<br />

«way» («Art und Weise») <strong>steht</strong> für kontinuierliche<br />

Verbesserungen.<br />

Appway be<strong>die</strong>nt Kunden auf der ganzen<br />

Welt, von Japan und China bis Europa und<br />

Nordamerika, einschliesslich Hawaii. Allerdings<br />

wird der Grossteil ihres Geschäfts an<br />

den Finanzplätzen der Welt wie Zürich, Genf,<br />

London, Singapur, Tokio, Toronto und New<br />

York abgewickelt. Die Einsätze umfassen Vermögensverwaltungsboutiquen<br />

bis zu den<br />

grössten Banken der Welt.<br />

Bei der Entwicklung von Applikationen für<br />

den Konsumentenbereich spielen zusätzliche<br />

Hardware-Funktionen wie eingebaute Kameras,<br />

Ortungsmöglichkeiten (GPS) oder <strong>die</strong><br />

Erhöhung der Bandbreitenkapazität eine<br />

wichtige Rolle. Wemlin von Netcetera beispielsweise<br />

ist eine einfache und intuitive<br />

Applikation für Apple-Benutzer, <strong>die</strong> einhändig<br />

be<strong>die</strong>nt werden kann und äusserst praktisch<br />

ist, wenn man unterwegs ist und öffentliche<br />

Verkehrsmittel benutzen möchte. Das Pro-<br />

UBS outlook<br />

Andrej Vckovski, CEO Netcetera<br />

gramm teilt dem Reisenden auf Grundlage<br />

seines aktuellen Standorts mit, wo sich <strong>die</strong> am<br />

nächsten gelegenen Zughaltestellen befinden.<br />

Darüber hinaus bietet es eine übersichtliche<br />

Liste der nächsten Abfahrtszeiten an einer<br />

bestimmten Haltestelle sowie weiterführende<br />

Informationen zu den Umsteigehaltestellen<br />

und Verbindungen.<br />

Das Programm Netcetera NeTS hilft Bahninfrastrukturbetreibern<br />

dabei, <strong>die</strong> steigenden Anforderungen<br />

im Passagier- und Güterverkehr<br />

zu erfüllen, indem es <strong>die</strong> Kapazitäten ihrer<br />

Infrastrukturen effizient nutzt und <strong>die</strong> Fahrpläne<br />

optimiert.<br />

Speziell für den Finanzbereich hat Netcetera<br />

MyCardaccount entwickelt. Mit dem Programm<br />

gestaltet sich <strong>die</strong> Verwaltung von<br />

Kreditkarten so einfach wie Online-Banking.<br />

Beispielsweise teilt MyCardaccount dem Benutzer<br />

mit, ob ein kürzlich getätigter Kauf<br />

vom Konto abgebucht wurde oder ob <strong>die</strong><br />

Limite ausreicht. Und da <strong>die</strong> Applikation mobil<br />

ist, können derartige Informationen unterwegs<br />

abgerufen werden, ohne dass man bis<br />

zum Abend oder gar bis zum Ende des Urlaubs<br />

warten muss.<br />

Wichtige Wachstumstreiber für Netcetera sind<br />

Grossunternehmen sowie der Bankensektor<br />

im Speziellen. Die heutigen Software-Lösungen<br />

für Banken sind oftmals rudimentär und<br />

nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik.<br />

E-Banking hat den Zahlungsprozess zwar<br />

mitunter wesentlich beschleunigt und zu einer<br />

deutlichen Verringerung der Kosten im Middle-<br />

und Backoffice von Banken beigetragen.<br />

Dies ist jedoch erst der Anfang. Was aktuelle<br />

Banking-Plattformen beispielsweise noch<br />

nicht bieten, ist eine Steuerberatung für Einzelpersonen,<br />

bei der alle Variablen berücksichtigt<br />

werden, welche sich auf <strong>die</strong> individuelle<br />

Steuererklärung auswirken. Ausserdem können<br />

wir in Zukunft erwarten, dass auf <strong>die</strong><br />

Anlageziele von Kunden zugeschnittene Portfoliolösungen<br />

besser überwacht und <strong>die</strong> meisten<br />

Interaktionen effektiver ausgeführt wer-


«Entweder <strong>die</strong> Banken nutzen den Wandel gezielt als<br />

Chance, oder sie werden von ihm eingeholt.»<br />

den können – auch von entfernten Standorten<br />

aus. Mobile Geräte haben auch <strong>die</strong> Benutzerschnittstelle<br />

wesentlich verbessert. So hat sich<br />

das Niveau, auf dem umfassendere geschäftliche<br />

Trans aktionen auf praktische und produktive<br />

Weise abgewickelt werden können, merklich<br />

erhöht. Kurzum: Für Grossbanken können<br />

Software-Verbesserungen zu einem Unterscheidungsmerkmal<br />

und zu einem Geschäftstreiber<br />

werden. Und Netcetera könnte für sie<br />

in <strong>die</strong>sem Bereich zu einem wichtigen Partner<br />

werden.<br />

Abacus mit seinem umfassenden Aba-shop<br />

hat sich als wichtiger <strong>Schweiz</strong>er ERP-Lieferant<br />

etabliert, der eine breite Palette von Buchhaltungslösungen<br />

anbietet. Diese beinhalten<br />

Produkte für <strong>die</strong> ganze Bandbreite von den<br />

Front-Office- bis zu den Back-Office-Abteilungen.<br />

Die ERP-Produktsuite ist so konzipiert,<br />

dass <strong>die</strong> Verwaltung aller Unternehmensaktivitäten<br />

optimiert werden dürfte. Diese «ERP-<br />

Werkbank» kann mittels Hinzufügen neuer<br />

oder Weglassen bestehender Optionen individuell<br />

auf <strong>die</strong> richtige Grösse angepasst werden.<br />

Die Tatsache, dass sie skalierbar ist,<br />

macht sie zur perfekten Lösung für Unternehmen<br />

jeder Grösse. Wie <strong>die</strong> Suite be<strong>steht</strong> sie<br />

aus mehreren Modulen, <strong>die</strong> jederzeit eine<br />

Expansion unterstützen. Abacus ist es stets<br />

gelungen, erfolgreich und mit dem nötigen<br />

Geschick massgeschneiderte Produkte für den<br />

Immobilien- und Tiefbausektor zu entwickeln.<br />

Indem <strong>die</strong> Firma relativ früh im Markt agiert<br />

und mit Fachleuten von Tiefbaufirmen zusammengearbeitet<br />

hat, genoss sie natürlich den<br />

Vorteil, erster Akteur in der Branche zu sein.<br />

Dieser kann nicht so einfach von anderen<br />

Mitbewerbern reproduziert werden. Wie <strong>die</strong><br />

meisten etablierten Firmen hat das Unternehmen<br />

auch angefangen, unter dem Namen<br />

«Abacus vi» eine Internetversion seiner Produkte<br />

anzubieten. Diese erlaubt es den Anwendern,<br />

<strong>die</strong> Abacus-Produkte online zu nutzen,<br />

was den Implementierungsprozess<br />

vereinfacht. Die Expansion seines Produktangebots<br />

über mehrere Marktsegmente und<br />

<strong>die</strong> Fähigkeit von Abacus, zeitgemässe<br />

Mike Franz, Head of Sales & Business Development, Netcetera<br />

Lösungen anzubieten, dürften dem Unternehmen<br />

ermöglichen, in den kommenden Jahren<br />

ein robustes Umsatzwachstum zu erzielen.<br />

Auf dem Weg zur globalen Präsenz<br />

Der IT-Sektor ist Wellen von Transformationen<br />

gefolgt, und zuweilen wirkten tief greifende<br />

Kräfte auf ihn ein. Unlängst sprengte das Cloud<br />

Computing das klassische Software konzept.<br />

Die Unternehmen haben Cloud-Lösungen als<br />

Methode angenommen, um <strong>die</strong> Abhängigkeit<br />

von kostspieligen Softwarelösungen zu reduzieren,<br />

ihre Fixkosten zu senken und ihre Ressourcen<br />

besser zu verwalten. Trotz des verständlichen<br />

anfänglichen Widerstands aufgrund<br />

geringerer Datensicherheit hat <strong>die</strong> Akzeptanz<br />

der Cloud auch in der <strong>Schweiz</strong> deutlich zugenommen.<br />

Smartphones und Tablet-PCs überholen<br />

den Browser, und <strong>die</strong> Apps dominieren<br />

zunehmend. Der klassische Desktop verliert<br />

deshalb schnell an Boden. Dies schafft eine<br />

Ausgangslage, in der sogar einigen <strong>Schweiz</strong>er<br />

Software-Start-ups (wie Appway oder Netcetera)<br />

<strong>die</strong> Chance winkt, sich eine globale Präsenz<br />

zu sichern.<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

UBS outlook 25


26<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

«Es gibt heute nur gerade einen IT-Bereich,<br />

in dem <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> weltweit führend ist»<br />

Mit Ruedi Noser sprachen Cesare Valeggia und Pierre Weill<br />

Fotos: Linda Sutter<br />

Ausbildungsplätze schaffen, sich<br />

für offene Grenzen einsetzen und<br />

vermehrt Präsenz auf dem politischen<br />

Parkett in Bern markieren.<br />

Das sind <strong>die</strong> wichtigsten Ziele von<br />

ICTswitzerland, der Dachorganisation<br />

der wichtigsten Verbände<br />

und Organisationen des schweizerischen<br />

Informatik- und Telekomsektors.<br />

Dies sagt der Präsident<br />

des Dachverbandes, Ruedi Noser,<br />

im Interview.<br />

UBS outlook<br />

Ruedi Noser, als Präsident von<br />

ICTswitzerland und Eigentümer<br />

der Noser Gruppe, was sind <strong>die</strong><br />

wichtigsten Probleme der IT-Branche<br />

in der <strong>Schweiz</strong>?<br />

Ruedi Noser: Da gibt es drei Punkte.<br />

Erstens haben wir eine Ausbildungspflicht,<br />

<strong>die</strong> wir erfüllen müssen. Wir<br />

können nicht nur <strong>die</strong> politische Forderung<br />

nach offenen Grenzen stellen,<br />

um Mitarbeitende aus dem Ausland<br />

engagieren zu können, wenn wir<br />

selbst verglichen zur Maschinen- und<br />

Elektroindustrie wenig Ausbildungsplätze<br />

anbieten. ICTswitzerland lanciert<br />

eine Initiative, damit innerhalb<br />

der Informatik mehr für <strong>die</strong> Berufsausbildung<br />

unternommen wird. Zweitens<br />

wollen wir uns dafür einsetzen,<br />

dass <strong>die</strong> Grenzen offen bleiben. Doch<br />

kann es nicht das Ziel sein, 100 000<br />

Arbeitnehmende beispielsweise aus<br />

In<strong>die</strong>n in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu holen. Gewisse<br />

Dinge kann und will man in der


<strong>Schweiz</strong> machen, andere kann man<br />

nach In<strong>die</strong>n, China und <strong>die</strong> USA auslagern.<br />

Schliesslich müssen wir drittens<br />

unsere Präsenz auf dem politischen<br />

Parkett in Bern verbessern. So<br />

wie wir jetzt als Branchenvertreter<br />

arbeiten, sind wir nahezu inexistent<br />

in der Bundespolitik.<br />

Aber Sie sind doch als Nationalrat,<br />

ICTswitzerland-Präsident und<br />

Unternehmer ein geeigneter Branchenvertreter.<br />

Dies mag schon sein, doch bin ich<br />

der einzige Parlamentarier aus der<br />

IT-Branche auf Bundesebene, und in<br />

vielen Kantonen sieht es ähnlich aus.<br />

Wir müssen uns stärker einbringen<br />

bei Themen wie E-Health (Vernetzung<br />

der Beteiligten und Verbesserung der<br />

Abläufe im Gesundheitswesen) und<br />

E-Democracy (elektronische Verbindung<br />

zwischen staatlichen Institutionen<br />

und Bürgerinnen und Bürgern).<br />

Die <strong>Schweiz</strong> ist das einzige Land, das<br />

jetzt ein E-Health-Gesetz einführt,<br />

wir machen eine Government Cloud<br />

(sicheres Verwalten und Speichern für<br />

Verwaltung). Derzeit läuft eine Vernehmlassung<br />

zu <strong>die</strong>sen Themen und<br />

ich befürchte, dass <strong>die</strong> Prozesse in der<br />

Politik länger dauern werden, als <strong>die</strong>se<br />

Technologie überhaupt bestehen wird.<br />

Da braucht es mehr Einfluss von Experten.<br />

Ein anderer Teilbereich betrifft den<br />

Datenschutz, der in der <strong>Schweiz</strong> ein<br />

sehr heikles Thema ist. Bei <strong>die</strong>sem auch<br />

für <strong>die</strong> Wirtschaft wichtigen Thema<br />

muss man <strong>die</strong> richtige Balance zwischen<br />

allen Interessengruppen finden.<br />

Welche Massnahmen haben Sie<br />

ergriffen, um ICT effizienter zu<br />

machen?<br />

Wir haben <strong>die</strong> Statuten geändert,<br />

sodass wir in Zukunft mehr Mittel zur<br />

Verfügung haben. Neu können grosse<br />

Unternehmen Direktmitglied von ICTswitzerland<br />

werden. Dies war bisher<br />

nicht möglich. Als Dachorganisation<br />

der wichtigsten Verbände und Organisationen<br />

des schweizerischen Informatik-<br />

und Telekomsektors nahm<br />

ICTswitzerland früher nur Verbände<br />

als Mitglieder auf. Bisher hatte ICT-<br />

switzerland nicht einmal ein ausgebautes,<br />

professionelles Sekretariat.<br />

Dies ist nicht haltbar für eine Branche<br />

mit ähnlich grosser Wertschöpfung<br />

wie <strong>die</strong> Chemie oder <strong>die</strong> Versicherungen.<br />

Wir brauchen eine Struktur,<br />

damit <strong>die</strong> politische Vertretung der<br />

Branche auch funktioniert, wenn ihr<br />

Präsident nicht Nationalrat ist.<br />

«Wir müssen in<br />

der <strong>Schweiz</strong> mehr<br />

16-Jährige für<br />

unsere Branche<br />

begeistern, sodass<br />

wir zu einer Erstausbildungsbranche<br />

werden und keine<br />

Zweitausbildungsbranche<br />

bleiben.»<br />

Tatsächlich ist <strong>die</strong> IT-Branche mit<br />

170 000 Mitarbeitenden eine der<br />

grössten Arbeitgeberinnen in der<br />

<strong>Schweiz</strong>. Dennoch ist sie in der<br />

Politik schlecht vertreten, beispielsweise<br />

verglichen mit der Landwirtschaft.<br />

Bei leicht weniger Beschäftigten<br />

sind es dort 28 Bauern<br />

respektive der Landwirtschaft nahe<br />

stehende Nationalräte. Warum?<br />

Ein Grund ist, dass über zwei Drittel<br />

der IT-Angestellten nicht in einer Firma<br />

arbeiten, deren Hauptprodukt IT<br />

ist. Man denke an <strong>die</strong> Finanzindustrie,<br />

Nestlé oder <strong>die</strong> Pharmabranche. Ein<br />

grosser Teil der IT-Bereiche wird gar<br />

nicht als IT wahrgenommen. Ein weiterer<br />

Grund ist, dass internationale<br />

Konzerne einen grossen Teil der IT-<br />

Branche in der <strong>Schweiz</strong> ausmachen.<br />

Diese mischen sich nicht in <strong>die</strong> schweizerische<br />

Politik ein. Schliesslich gibt es<br />

noch eine kleine, aber wachsende<br />

Zahl von IT-Unternehmen, <strong>die</strong> in der<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

<strong>Schweiz</strong> gegründet wurden. Diese<br />

sind allerdings noch relativ klein. Es<br />

gibt sehr wenige derartige Firmen<br />

mit mehr als 300 Mitarbeitenden. Ich<br />

weiss nicht, ob es zehn gibt, wenn<br />

man Swisscom und andere Kommunikationsriesen<br />

nicht dazu zählt, sondern<br />

sich auf IT-Unternehmen im<br />

engeren Sinne beschränkt. Sie finden<br />

keine Firma mit 1000 Mitarbeitenden,<br />

<strong>die</strong> in der <strong>Schweiz</strong> gegründet wurde.<br />

Zählt Ihre Firma, <strong>die</strong> Noser Gruppe<br />

zu den grössten IT-Firmen in der<br />

<strong>Schweiz</strong>?<br />

Wir beschäftigen zurzeit rund 500<br />

Personen, womit wir sicher zu den<br />

zehn bis zwanzig grössten <strong>Schweiz</strong>er<br />

Unternehmen zählen.<br />

Die <strong>Schweiz</strong> hat proportional zur<br />

Bevölkerung am meisten Computer<br />

in Europa, beim Informatikeinsatz<br />

liegt sie auf Rang zwei, und doch<br />

spricht man von Nachwuchsproblemen.<br />

ICTswitzerland schätzt, dass<br />

bis 2017 rund 32 000 zusätzliche<br />

Informatikerinnen und Informatiker<br />

fehlen werden. Warum <strong>die</strong>ser<br />

Mangel?<br />

Jährlich gehen 6000 IT-Spezialisten<br />

in Pension, aber wir bilden höchstens<br />

3500 Lernende pro Jahr aus. Da stellt<br />

sich <strong>die</strong> Frage, wie wir <strong>die</strong> entstehende<br />

Lücke von 2500 schliessen können,<br />

dabei ist das mögliche Wachstum nicht<br />

einmal mitkalkuliert. Bisher konnten<br />

wir <strong>die</strong> Lücke mit Fachleuten aus dem<br />

Ausland sowie mit Quereinsteigern<br />

füllen. Wir müssen uns allerdings fragen,<br />

ob wir als Branche geeignet sind,<br />

um Quereinsteiger zu beschäftigen.<br />

<strong>Wo</strong> liegt das Problem?<br />

Wir können nicht behaupten, dass<br />

<strong>die</strong>jenigen Mühe haben werden, sich<br />

in <strong>die</strong> Informatik einzuarbeiten, <strong>die</strong><br />

sich nicht schon in jungen Jahren mit<br />

der Materie befasst haben, und uns<br />

gleichzeitig auf Quereinsteiger abstützen.<br />

Wir müssen in der <strong>Schweiz</strong> mehr<br />

16-Jährige für unsere Branche begeistern,<br />

sodass wir zu einer Erstausbildungsbranche<br />

werden und keine<br />

Zweitausbildungsbranche bleiben.<br />

UBS outlook 27


28<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

Anstatt also zuerst zum Beispiel eine<br />

kaufmännische Lehre zu absolvieren,<br />

mit dem Gedanken später in <strong>die</strong> IT-<br />

Branche einzusteigen, müssten Jugendliche<br />

vermehrt ihre Ausbildung in<br />

der IT-Branche beginnen.<br />

Dabei ist heute alles IT: Smartphone,<br />

Computer, Pads und so<br />

weiter. Wieso interessieren sich<br />

junge Menschen nicht vermehrt<br />

für eine Ausbildung in <strong>die</strong>sem<br />

Bereich?<br />

Unser Problem ist nicht, dass <strong>die</strong> jungen<br />

Menschen nicht wollen, unser<br />

Problem ist, dass wir zu wenig Ausbildungsplätze<br />

haben. Wir müssen <strong>die</strong><br />

Branche dazu bewegen, den 16-Jährigen<br />

Lehrstellen anzubieten und sie<br />

einzustellen. Die Teilnahme von 16-,<br />

17-Jährigen an einem Projekt ist eine<br />

Bereicherung. Dies zeigt sich nur<br />

schon darin, wie sie Fragen stellen<br />

und eine Sache angehen, auch wenn<br />

sie von der Materie her noch nicht<br />

alles begreifen. Unternehmer sollten<br />

<strong>die</strong> Lehrlingsausbildung nicht nur als<br />

Kostenfaktor betrachten. Vielmehr<br />

hilft <strong>die</strong> Lehrlingsausbildung dem<br />

Unternehmen, am Puls der Zeit zu<br />

bleiben. Lehrstellen anzubieten, motiviert<br />

gleichzeitig <strong>die</strong> Mitarbeitenden,<br />

da viele auch Eltern sind und sich für<br />

ihre Kinder gute Ausbildungsplätze<br />

wünschen.<br />

Viele IT-Unternehmen entsprechen<br />

nicht den typischen kleinen<br />

und mittleren Unternehmen, wie<br />

wir sie in der <strong>Schweiz</strong> kennen.<br />

Das stimmt. Da gibt es kleine Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> Games entwickeln,<br />

<strong>die</strong> sie sofort in der ganzen Welt<br />

anbieten können. Eine Grossbank mit<br />

60 000 Mitarbeitenden weltweit<br />

kann eine solche Dynamik nicht bieten,<br />

da zuerst eine Unzahl regulatorischer<br />

Fragen gelöst werden muss.<br />

UBS outlook<br />

Denken Sie an Doodle, <strong>die</strong> ihr Terminfindungstool<br />

auf einen Schlag<br />

weltweit anbieten konnten. Das<br />

ist eine von Kreativität sprühende,<br />

in gewissem Sinne gar wilde Industrie.<br />

Dies macht <strong>die</strong> Branche für viele<br />

Menschen derart attraktiv.<br />

Wie kann eine kleine Firma gegenüber<br />

den grossen Unternehmen<br />

bestehen?<br />

Die Entwicklung ist vergleichbar mit<br />

jener in der Pharmabranche. Die Grossen<br />

forschen und entwickeln selber,<br />

doch kaufen sie neue Produkte auch<br />

bei kleinen spezialisierten Unternehmen<br />

ein. So läuft es auch in der IT-<br />

Branche.<br />

«Die IT-Branche ist<br />

eine von Kreativität<br />

sprühende, in<br />

gewissem Sinne gar<br />

wilde Industrie.»<br />

Sind Sie mit Blick auf <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er<br />

IT-Unternehmen zuversichtlich?<br />

Punkto Kreativität, Ideenreichtum<br />

und Motivation müssen wir uns nicht<br />

einmal vor Silicon Valley verstecken.<br />

Selbstverständlich ist es nicht einfach,<br />

ein neues «Google» zu entwickeln.<br />

Doch kann ein Grosskonzern genau so<br />

erfolgreiche Entwicklungen lancieren<br />

wie ein kreativer Chaot. Es ist erstaunlich,<br />

was in der <strong>Schweiz</strong> erreicht<br />

wurde, wenn man bedenkt, dass <strong>die</strong><br />

Lync-Technologie zur Optimierung<br />

der Unternehmenskommunikation von<br />

Microsoft in der <strong>Schweiz</strong> entwickelt<br />

wurde, wenn man weiss, wie viel<br />

<strong>Schweiz</strong>er Technologie in Google<br />

Maps steckt oder was Doodle erreicht<br />

hat, und man bedenkt, dass <strong>die</strong> Basler<br />

Softwarefirma Day Software von<br />

Adobe gekauft wurde. Viele <strong>Schweiz</strong>er<br />

Firmen haben den Weltmarkt beeinflusst.<br />

Allerdings werden zahlreiche<br />

Firmen schnell aufgekauft. Es gibt<br />

wenige, <strong>die</strong> unabhängig bleiben.<br />

Wie erklären Sie sich <strong>die</strong>ses<br />

erfolgreiche Wirken?<br />

Einerseits legt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> Wert auf<br />

eine gute Ausbildung, dazu kommt<br />

<strong>die</strong> enge internationale Verknüpfung.<br />

Der <strong>Schweiz</strong>er Forschungsplatz ist<br />

international gut positioniert und <strong>die</strong><br />

Jungen werden aufgrund der zahlreichen<br />

ausländischen Stu<strong>die</strong>renden<br />

und Arbeitnehmenden sehr schnell<br />

international gefordert. Die <strong>Schweiz</strong>er<br />

entwickeln sehr viele Anwendungen<br />

im App-Bereich und im Bereich<br />

Sicherheit.<br />

Was hindert den Fortschritt<br />

in der IT in der <strong>Schweiz</strong>?<br />

In gewissen Bereichen wie dem Gesundheitswesen<br />

ist alles verboten, was<br />

nicht explizit erlaubt ist. Dies ist nicht<br />

sehr innovationsfreudig, man müsste<br />

sagen, was nicht gesetzlich verboten<br />

ist, ist erlaubt, und nicht umgekehrt.<br />

So sollte jede und jeder individuell<br />

entscheiden dürfen, welche Informationen<br />

zum Gesundheitszustand <strong>die</strong><br />

Krankenkassen erhalten dürfen. Bei<br />

uns wird <strong>die</strong>s aber gesetzlich für alle<br />

grundsätzlich verboten. Da müssten<br />

wir mehr Mut haben, und den einzelnen<br />

mehr Verantwortung überlassen.<br />

Dieses defensive Verhalten bremst<br />

auch <strong>die</strong> Forschung.<br />

Die technische Entwicklung erzwingt<br />

aber oft eine Anpassung?<br />

Ja, aber <strong>die</strong>se kommt oft vom Ausland<br />

und wird einfach von der <strong>Schweiz</strong><br />

übernommen. Solange wir nur immer


übernehmen, ohne selbst voranzugehen,<br />

wird aus der <strong>Schweiz</strong> aber nie<br />

ein Weltmarktführer. Dabei sollten wir<br />

vermehrt auch <strong>die</strong> Marktführerschaft<br />

anstreben. Es gibt heute nur gerade<br />

einen Bereich, in dem <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

weltweit führend ist, das sind Datenzentren.<br />

Hier sind wir, pro Kopf gemessen,<br />

Weltmarktführer.<br />

Wie kommt das?<br />

Wir haben noch immer relativ tiefe<br />

Energiekosten und eine hohe Rechtssicherheit,<br />

insbesondere bei den Daten.<br />

In der <strong>Schweiz</strong> müssen bestimmte Prozesse<br />

eingehalten werden. Auf Daten<br />

zugreifen kann man nur, wenn man<br />

erfolgreich ein Rekursverfahren geführt<br />

hat.<br />

Wenn wir <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> anschauen –<br />

ist Zürich ein IT-Cluster?<br />

Da muss man Zürich und den Arc<br />

lémanique als gleichwertig anschauen.<br />

Die IT-Unternehmen in den zwei<br />

Regionen machen zwar nicht genau<br />

dasselbe, aber sie sind sicher gleichwertig.<br />

Dabei spreche ich von den<br />

Regionen Genf-Lausanne und Zürich-<br />

Basel, das sind <strong>die</strong> zwei Schwerpunkte.<br />

Beide Regionen sind gross genug,<br />

um in Europa eine Rolle spielen zu<br />

können.<br />

Der Geschäftsverlauf der<br />

IT-Branche war seit jeher sehr<br />

zyklisch. Bleibt <strong>die</strong>s so?<br />

Ja, denn <strong>die</strong> Branche lebt von Entwicklungen,<br />

<strong>die</strong> Halbwertszeit von<br />

Soft- und Hardware ist sehr kurz.<br />

Entsprechend erfolgt eine Nachrüstung<br />

auf breiter Front, worauf wieder<br />

eine Beruhigung eintritt. Jetzt erleben<br />

wir ein Riesenhype im Bereich Social<br />

Media Mobile. Ich bin überzeugt, dass<br />

wir da bereits eine Überhitzung haben.<br />

Der Konsument wird nicht bereit<br />

sein, dafür Geld zu zahlen, und <strong>die</strong><br />

Werbung wird dann auch<br />

nicht <strong>die</strong> erhofften Einnahmen<br />

bringen. Möglicherweise<br />

führt <strong>die</strong> Erfahrung, <strong>die</strong><br />

Facebook mit dem Börsengang<br />

gemacht hat, zu einer<br />

weicheren Landung.<br />

Ein Problem, das an<br />

Bedeutung gewinnt,<br />

ist <strong>die</strong> Sicherheit von<br />

Applikationen.<br />

Das ist ein Problem, doch<br />

stellt sich <strong>die</strong> Frage, worin<br />

der Unterschied zwischen<br />

der realen und der virtuellen<br />

Welt liegt. Jede und jeder<br />

fühlt sich sicherer, tagsüber<br />

auf einer belebten Strasse<br />

Geld am Bankomaten abzuheben<br />

als mitten in der<br />

Nacht, wenn <strong>die</strong> Strasse leer<br />

ist. Am Computer ist <strong>die</strong><br />

Situation ähnlich. Auch dort<br />

muss man sein Verhalten<br />

anpassen, um zu vermeiden,<br />

Opfer krimineller Machenschaften<br />

zu werden. Der<br />

Unterschied zwischen der<br />

realen und der virtuellen<br />

Welt ist der, dass <strong>die</strong> Nutzer<br />

sich in der virtuellen Welt<br />

nicht oder noch nicht bewusst<br />

sind, dass <strong>die</strong> Technologie<br />

kriminelles Verhalten<br />

nicht verhindern kann. Die<br />

Konsumenten tragen auch<br />

Eigenverantwortung. Sicherheit<br />

ist nicht nur eine technisches<br />

Problem, sondern auch<br />

kulturell bedingt, und kann<br />

durch das Verhalten beeinflusst<br />

werden. Wir haben<br />

Airbags, Fussgängerstreifen<br />

und Verkehrsampeln, doch<br />

ist jeder Einzelne dafür verantwortlich,<br />

dass er keinen<br />

Unfall verursacht.<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

Unternehmer, Branchenvertreter<br />

und Nationalrat<br />

Ruedi Noser (51) ist diplomierter Elektroingenieur<br />

und Unternehmer. Er ist Inhaber<br />

der Noser Gruppe, Präsident von ICTswitzerland,<br />

der Dachorganisation der wichtigsten<br />

Verbände und Organisationen des<br />

schweizerischen Informatik- und Telekomsektors,<br />

und sitzt seit 2003 im Nationalrat<br />

(FDP/ZH). Zur Noser Gruppe gehören mehrere<br />

Firmen in der <strong>Schweiz</strong>, Deutschland<br />

und Kanada mit insgesamt annähernd<br />

500 Mitarbeitenden und einem jährlichen<br />

Umsatz von rund 80 Millionen Franken.<br />

Die Gruppen kompetenz liegt im Bereich<br />

Telekommunikation und Informatik.<br />

UBS outlook 29


30<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

Auch Diebe sind mobil, aber alles<br />

andere als virtuell<br />

Name, Adresse, Kreditkartennummer<br />

eingeben und rasch mit einem Code bestätigen:<br />

Wer im Internet einkauft, vertraut<br />

darauf, dass seine Daten vertraulich<br />

behandelt werden und dass <strong>die</strong> im Voraus<br />

per Kreditkarte bezahlten Bücher, Flugtickets<br />

oder Gartenmöbel umgehend geliefert<br />

werden. Doch nur wenigen Nutzern<br />

ist bewusst, dass sie <strong>die</strong> Sicherheit ihrer<br />

Daten selbst beeinflussen können.<br />

Mit jeder Transaktion wächst der Berg an gesammelten<br />

Kundendaten auf den Servern der<br />

Unternehmen. Diese sind gefordert, <strong>die</strong> riesige<br />

Masse an Kundeninformationen, <strong>die</strong> ihnen<br />

elektronisch übertragen werden, sicher und<br />

vertraulich aufzubewahren. Denn mit der Menge<br />

an sensiblen Daten, <strong>die</strong> es zu stehlen gibt,<br />

haben auch <strong>die</strong> Versuche und Methoden zugenommen,<br />

widerrechtlich an <strong>die</strong>se zu gelangen.<br />

Jedes Unternehmen kann das Ziel einer digitalen<br />

Attacke werden, wobei Grossunternehmen<br />

besonders gefährdet sind. Einige <strong>die</strong>ser Angriffe<br />

sind branchenspezifisch. So ziehen elektronische<br />

Angriffe auf Chemie- und Pharma-Unternehmen<br />

eher auf den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen<br />

ab, während in der Unterhaltungsbranche<br />

Urheberrechtsverletzungen <strong>die</strong><br />

Hauptrolle spielen. Allgemein gilt: Branchen<br />

mit grossen Vertragsvolumen und spezifischem<br />

technischem Know-how wie zum Beispiel <strong>die</strong><br />

Maschinenindustrie oder der Flugzeugbau werden<br />

öfter zum Ziel von Industriespionage. Auch<br />

der Bankensektor ist von bestimmten Formen<br />

der Internetkriminalität stärker betroffen, bei<br />

denen sich Hacker durch Phising, Banktrojaner<br />

und andere Methoden des Computerbetrugs<br />

(siehe auch Box) Zugriff auf Finanztransaktionen<br />

und Vermögen verschaffen.<br />

Vielfältige Malware, sorglose Nutzer<br />

Hacker sind agil. Im Wettlauf mit ihren legalen<br />

Gegenspielern in den Unternehmen und bei<br />

der Polizei entwickeln sie ihre Methoden, um<br />

neue Technologien und verbesserte Schutzmechanismen<br />

angreifen und überwinden zu<br />

können.<br />

UBS outlook<br />

Schädliche Software – sogenannte Malware –<br />

kann zwei Ziele haben: Geld oder Information<br />

entwenden oder <strong>die</strong> Kontrolle über ein Gerät<br />

übernehmen. Beide Phänomene nehmen derzeit<br />

stark zu.<br />

Weil private Nutzer eher sorglos mit dem<br />

Thema Internet-Sicherheit umgehen – ausser<br />

sie haben bereits aus Schaden gelernt –, liegt<br />

es vor allem an den Unternehmen, sicherzustellen,<br />

dass ihre Kunden oder sie selber nicht zu<br />

Schaden kommen. Die effektive Anzahl von<br />

Angriffen auf Firmennetzwerke ist nicht bekannt,<br />

da <strong>die</strong> betroffenen Unternehmen meist<br />

kein Interesse daran haben, publik zu machen,<br />

dass sie das Ziel einer kriminellen Attacken<br />

geworden sind.<br />

IT-Security: ein wachsender Markt<br />

Der weltweite Markt für IT-Security beläuft sich<br />

heute auf 32 Mrd. USD. Darunter fallen sämtliche<br />

Ausgaben für Software und Hardware,<br />

nicht mit eingerechnet sind jedoch Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen.<br />

Diese dürften noch einmal<br />

für rund 10 Mrd. USD zusätzlichen Umsatz<br />

sorgen. Der Sicherheitsmarkt wächst derzeit<br />

mit rund 9% jährlich und dürfte in den kommenden<br />

Jahren weiter kräftig zulegen. Allerdings<br />

wird <strong>die</strong>se eindrückliche Wachstumsrate<br />

dadurch relativiert, dass Unternehmen, gemessen<br />

an den Gesamtausgaben für <strong>Informationstechnologie</strong>,<br />

durchschnittlich nur gerade etwa<br />

2% für <strong>die</strong> Sicherheit ausgeben. Bei Banken<br />

und Versicherungen liegt <strong>die</strong>ser Anteil höher.<br />

Mit der wachsenden Bedrohung durch Cyber-<br />

Kriminelle werden auch <strong>die</strong> Ausgaben für<br />

IT-Sicherheit zunehmen, nicht nur absolut,<br />

sondern auch im Verhältnis zum gesamten<br />

IT-Budget. Vor allem Hacker aus China stellen<br />

ein Bedrohung dar – aufgrund ihrer schieren<br />

Anzahl, aber auch weil sie besonders geschickt<br />

agieren. Gleichzeitig nehmen aber auch <strong>die</strong><br />

Regulierung und <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong><br />

Vertraulichkeit von Daten und an <strong>die</strong> Datensicherheit<br />

zu. Auch das bedingt Investitionen<br />

und somit höhere Kosten für <strong>die</strong> IT-Sicherheit<br />

von Unternehmen.<br />

Simone Hofer<br />

Ökonomin, UBS AG


«Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets werden zunehmend<br />

zum Ziel krimineller Attacken.»<br />

Mobile Büros<br />

Ein wichtiger Treiber für steigende Sicherheitsausgaben<br />

ist das Verhalten der Angestellten:<br />

Facebook, Twitter oder das Abrufen des persönlichen<br />

E-Mail-Accounts – solche Tätigkeiten<br />

lassen sich heute nicht mehr strikt vom Arbeitsplatz<br />

trennen. Umgekehrt beschränkt sich <strong>die</strong><br />

berufliche Tätigkeit schon lange nicht mehr auf<br />

<strong>die</strong> Präsenzzeit im Büro. Privates und Geschäftliches<br />

gehen fliessend ineinander über. Was<br />

den IT-Sicherheitsverantwortlichen vor Kurzem<br />

noch Sorgenfalten auf <strong>die</strong> Stirne trieb, ist dank<br />

weiterentwickelter Sicherheitstechnik verantwortbar<br />

geworden: Bring your own Device –<br />

Büroarbeit und private Kommunikation auf ein<br />

und demselben Gerät.<br />

Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets<br />

werden zunehmend zum Ziel krimineller Attacken.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Geräten ist für den Zugriff auf<br />

<strong>die</strong> Applikation oft nur eine schwache Autorisierung<br />

erforderlich, was Hackern den Missbrauch<br />

erleichtert. Kommt hinzu, dass <strong>die</strong> kleinen<br />

Geräte zum globalen Büro geworden sind.<br />

Angestellte können auch unterwegs auf Firmendaten<br />

zugreifen. Die zunehmende mobile<br />

Nutzung erhöht allerdings <strong>die</strong> Gefahr, dass<br />

Unternehmensdaten gehackt werden. IT-Sicherheitsverantwortliche<br />

in Unternehmen müssen<br />

deshalb vermehrt zwischen Risiken und Nutzen<br />

abwägen, welche <strong>die</strong> mobile Nutzung mit sich<br />

bringen.<br />

Cloud Computing<br />

Dienstleistungen ersetzen zunehmend Hard-<br />

und Software: Programme werden aus der<br />

Ferne be<strong>die</strong>nt (Remote Control), Unternehmen<br />

betreiben keine eigenen Server-Maschinen<br />

mehr, sondern beziehen <strong>die</strong>se Dienstleistung<br />

von ausgelagerten Grossserveranbietern. Während<br />

<strong>die</strong>se hoch professionalisierten Grossserverräume<br />

elementare Bedrohungen wie<br />

etwa durch Feuer oder Wasser vermindern,<br />

steigt damit <strong>die</strong> Gefahr, dass Daten im Cyberspace<br />

verloren gehen. Auch nützt <strong>die</strong> beste<br />

eigene IT-Sicherheit nichts, wenn Outsourcingpartner<br />

ein leichteres Ziel darstellen und zum<br />

Ziel von Hackern werden.<br />

IT-Security<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

• The U.S. National Information Systems Security<br />

Glossary definiert IT-Sicherheit als Schutz der Informationssysteme<br />

vor unautorisiertem Zugriff oder<br />

Veränderung der Information von gespeicherten,<br />

verarbeiteten oder übermittelten Daten, gegen<br />

<strong>die</strong> Zugriffsverweigerung für berechtigte Nutzer<br />

und gegen <strong>die</strong> Bereitstellung von Dienstleistungen<br />

für unbefugte Anwender, einschliesslich jener<br />

Massnahmen, <strong>die</strong> notwendig sind, um solche Bedrohungen<br />

zu ent decken, zu dokumentieren und<br />

ihnen entgegen zuwirken.<br />

• Der Begriff Computerkriminalität bezeichnet<br />

eine Reihe von Delikten: Finanzbetrug, Daten<strong>die</strong>bstahl,<br />

widerrechtliche Nutzung geistigen Eigentums,<br />

Cyber-Stalking, Identitäts<strong>die</strong>bstahl, Verbreitung<br />

verbotener Inhalte, unberechtigter Zugriff auf<br />

Applikationen und Infrastruktur sowie Online-Vandalismus<br />

wie <strong>die</strong> Verunstaltung von Webseiten<br />

oder <strong>die</strong> Dienstblockade von Servern (Denial-of-<br />

Service Attacken).<br />

Quellen: Kappersky lab, UBS IT security,<br />

Gartner Research<br />

UBS outlook 31


32<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

«Wir können mit Volumen jonglieren,<br />

<strong>die</strong> man woanders gar nie zu Gesicht<br />

bekommt»<br />

Für Stefan Arn, CIO von UBS Wealth Management und UBS <strong>Schweiz</strong>, gibt es nichts Spannenderes<br />

als IT bei einer Grossbank.<br />

Mit Stefan Arn sprach Pierre Weill<br />

Fotos: Linda Sutter<br />

Computer, Smartphones, iPad,<br />

iPod – da gibt es einen riesigen<br />

Hype. Warum stu<strong>die</strong>ren in der<br />

<strong>Schweiz</strong> dennoch so wenige junge<br />

Menschen IT?<br />

Stefan Arn: Die Vereinigung IngCH<br />

Engineers Shape our Future, welche<br />

<strong>die</strong> Ausbildung von Informatikern<br />

fördert, hat eine Befragung bei Maturklassen<br />

von 80 Gymnasien durchgeführt<br />

– mit dem Resultat, dass der<br />

grössere Teil der Schülerinnen und<br />

Schüler nicht weiss, was Informatik<br />

eigentlich ist. So unglaublich das<br />

tönt, ein Grossteil der Maturanden ist<br />

sich nicht wirklich bewusst, dass in<br />

ihrem Smartphone Software drin ist.<br />

Sie be<strong>die</strong>nen und nutzen das Gerät,<br />

ohne sich für seine Funktionsweise zu<br />

interessieren.<br />

Weshalb ist das so?<br />

Die <strong>Schweiz</strong> hat sich Mitte der 1990er-<br />

Jahre erlaubt, systematisch festzulegen,<br />

dass Informatik in der Schule<br />

UBS outlook<br />

nicht relevant ist. In den Mittelschulen<br />

gibt es seit Jahren keine IT-Ausbildung<br />

mehr. Das wirkt sich natürlich auch<br />

auf das Lehrpersonal aus. Viele Lehrerinnen<br />

und Lehrer, <strong>die</strong> jetzt Schulklassen<br />

übernehmen, haben keinen Informatikhintergrund.<br />

Im Rahmen von<br />

IngCH gehen wir an Kantonsschulen,<br />

um über <strong>die</strong> IT zu informieren. Wir<br />

bilden Lehrpersonal aus und führen<br />

Technikwochen durch. In denjenigen<br />

Schulen, in denen wir das am intensivsten<br />

tun, entscheiden sich auch<br />

mehr Maturanden für ein IT-Studium.<br />

Wenn Schülerinnen und Schüler nicht<br />

wissen, was ein Informatiker macht,<br />

können sie sich auch nicht entscheiden,<br />

<strong>die</strong>sen Beruf zu erlernen. So<br />

einfach ist das.<br />

Herrscht in der <strong>Schweiz</strong> ein Fachkräftemangel<br />

in der IT?<br />

An der ETH werden seit 1988 Informatik-Ingenieure<br />

ausgebildet. Eine<br />

Grosszahl der Beschäftigten in der<br />

IT-Branche ist inzwischen über 50 Jahre<br />

alt. Viele waren Quereinsteiger, weil<br />

es damals noch gar keine IT-Ausbildung<br />

gab. Jetzt erhalten an den hiesigen<br />

universitären Hochschulen pro<br />

Jahr rund 400 Absolventen und Absolventinnen<br />

einen Informatik-Abschluss.<br />

Allein in der Finanzbranche in<br />

Zürich, <strong>die</strong> rund 10 000 Personen im<br />

IT-Bereich beschäftigt, gehen wohl<br />

jährlich in <strong>die</strong>ser Grössenordnung<br />

IT-Spezialisten in Pension. Der fehlende<br />

Nachwuchs in der IT-Branche ist<br />

ein Riesenproblem. Allein aufgrund<br />

der Regulationsflut suchen wir mehr<br />

IT-Fachkräfte in der <strong>Schweiz</strong>, als wir<br />

finden können. Wir nehmen uns beim<br />

Thema Nachwuchs aber auch selbst in<br />

<strong>die</strong> Pflicht und bieten bei UBS in der<br />

<strong>Schweiz</strong> rund 200 jungen Leuten einen<br />

Ausbildungsplatz in der IT an, 120 davon<br />

als Lehrstellen. In den IT-Beruf<br />

einzusteigen, ist deshalb eine sichere<br />

Wahl. Aber man muss flexibel sein<br />

und sich laufend weiterbilden.


Heute kommt der grösste Anteil neu<br />

ausgebildeter Informatiker übrigens<br />

aus dem asiatischen Raum. Die<br />

<strong>Schweiz</strong>er Wirtschaft hat ein vitales<br />

Interesse daran, Spezialisten aus dem<br />

Ausland anstellen zu können. Es geht<br />

nicht anders, um den hohen Bedarf zu<br />

decken.<br />

Man unterscheidet zwischen Entwickler<br />

und Betreiber. Der Entwickler<br />

hat den Ruf, innovativ und<br />

fantasievoll zu sein, der Betreiber<br />

muss genau arbeiten, wobei seine<br />

Arbeit viele sich wiederholende<br />

Abläufe kennt. Stimmen <strong>die</strong>se Stereotypen<br />

mit der Realität überein?<br />

Diese Beobachtung ist bis auf einen<br />

Aspekt korrekt. Die Betreiber kommen<br />

nämlich ebenfalls mit viel Innovation<br />

in Berührung, da immer wieder neue<br />

Systeme in Betrieb genommen werden.<br />

Bei UBS haben wir zum Beispiel<br />

bei unserem Rechenzentrum innerhalb<br />

der letzten zwei Jahre praktisch das<br />

ganze Innenleben ausgetauscht, was<br />

das ganze System etwa sechs Mal<br />

schneller gemacht hat. Aber klar, <strong>die</strong>se<br />

Art der Innovation ist eine andere.<br />

Die Entwickler kreieren etwas, während<br />

<strong>die</strong> Betreiber konsumieren und<br />

zusammensetzen. Für ein Grossunter-<br />

nehmen ist der Betreiber entscheidend,<br />

denn wenn kritische Systeme<br />

auch nur für Minuten nicht funktionieren,<br />

gibt es ernsthafte Probleme.<br />

«Die <strong>Schweiz</strong>er<br />

Wirtschaft hat ein<br />

vitales Interesse<br />

daran, Spezialisten<br />

aus dem Ausland<br />

anstellen zu<br />

können.»<br />

<strong>Wo</strong> sehen Sie <strong>die</strong> grössten Herausforderungen?<br />

In den Bereichen Konsoli<strong>die</strong>rung und<br />

Industrialisierung sowie dem regulatorischen<br />

Umfeld. Klar ist, dass <strong>die</strong><br />

«Costs of doing Business» weiter<br />

steigen werden.<br />

Was ist also zu tun?<br />

Einerseits müssen <strong>die</strong> Kosten gesenkt<br />

und tief gehalten werden. Anderseits<br />

Herausforderungen und Chancen Ausblick<br />

müssen <strong>die</strong> Geschäftsmodelle angepasst<br />

und optimiert werden. Beides<br />

erreicht man durch griffige Massnahmen<br />

wie etwa <strong>die</strong> Industrialisierung<br />

der Prozesse. Aber auch der Bereich<br />

Regulierung ist ein wichtiger Punkt.<br />

Dabei geht es nicht nur um Bankenregulierung<br />

im engeren Sinn, sondern<br />

auch um andere Themen, wie den<br />

Schutz von Informationen oder <strong>die</strong><br />

Archivierungspflicht von Daten. Um<br />

<strong>die</strong> Bedeutung der Regulierung zu<br />

quantifizieren: Rund 40% des IT-<br />

Budgets fliessen unterdessen in regulatorische<br />

Projekte.<br />

Werfen wir einen Blick auf <strong>die</strong><br />

Sicherheit. Ist man da immer einen<br />

Schritt hinter den Kriminellen hinterher<br />

oder muss <strong>die</strong>s nicht so<br />

sein?<br />

Nein, <strong>die</strong>s ist nicht immer der Fall. Die<br />

absolute Sicherheit gibt es – wie sonst<br />

im Leben – auch in der IT nicht, es sei<br />

denn, man würde andere Mittel aufziehen.<br />

Beispielsweise könnte eine<br />

Software so konzipiert werden, dass<br />

sie nur mit biometrischer Identifizierung<br />

funktioniert. Das sind radikale<br />

Mittel und – wer weiss – in Zukunft<br />

vielleicht mal Realität. Unsere Strategie<br />

ist es, <strong>die</strong> Einstiegshürden laufend zu<br />

erhöhen, damit der Aufwand für Kriminelle<br />

zu hoch wird.<br />

Grundsätzlich, in welche Richtung<br />

verläuft <strong>die</strong> Entwicklung in der IT?<br />

Die Liste der Herausforderungen in<br />

der IT ist lang: Zuvorderst stehen <strong>die</strong><br />

volatilen und unsicheren Finanzmärkte,<br />

neue mobile Kommunikationsinstrumente<br />

und Kundenkanäle, Virtualisierung,<br />

Security, Business Intelligence<br />

und das Thema Green IT. Und genau<br />

deshalb könnte ich mir keine spannendere<br />

Zeit vorstellen, um im Banking<br />

tätig zu sein. Für mich gibt es nichts<br />

Spannenderes als IT bei einer Gross-<br />

UBS outlook 33


34<br />

Ausblick Herausforderungen und Chancen<br />

bank. Wir können mit Volumen jonglieren,<br />

<strong>die</strong> man woanders gar nie zu<br />

Gesicht bekommt.<br />

Wie kann <strong>die</strong> IT das Bankgeschäft<br />

ganz konkret unterstützen?<br />

Besonders spannend finde ich <strong>die</strong><br />

Entwicklung von Lösungen, <strong>die</strong> der<br />

Bank tiefere Kosten bringen und für<br />

den Kunden gleichzeitig mehr Komfort.<br />

Ein Beispiel dafür sind mobile<br />

Banklösungen. Das Potenzial ist<br />

gross. Viele Bankgeschäfte werden<br />

UBS outlook<br />

Unternehmensgründer und Manager<br />

Stefan Arn ist Mitglied der Geschäftsleitung von UBS <strong>Schweiz</strong> und<br />

IT Chef <strong>Schweiz</strong> & EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika). Als<br />

Verantwortlicher für <strong>die</strong> UBS-IT-Mitarbeitenden in der <strong>Schweiz</strong> und<br />

EMEA, setzt er <strong>die</strong> Schwerpunkte auf das Bereitstellen zukunftsgerichteter<br />

Banking-IT-Lösungen, auf das Sicherstellen der operationellen<br />

Stabilität, auf Risiko-, Compliance- und regulatorische Themen<br />

und auf <strong>die</strong> Positionierung von UBS als attraktiven Arbeitgeber für<br />

IT-Fachleute. In der IT bei UBS arbeiten weltweit rund 8000 Mitarbeitende.<br />

In der <strong>Schweiz</strong> sind es innerhalb UBS rund 3700. Stefan<br />

Arn ist zudem Chief Information Officer (CIO) der Geschäftseinheit<br />

Wealth Management und von UBS <strong>Schweiz</strong>. Stefan Arn hat an der<br />

ETH Zürich ein Informatikstudium absolviert und war bis zu seinem<br />

Wechsel zu UBS Anfang 2007 als Unternehmer in der IT-Branche<br />

erfolgreich. Er wurde unter anderem von Ernst & Young zum «Entrepreneur<br />

of the Year» gekürt. Zu seinen Hobbies zählen Skilaufen<br />

und Motorsport.<br />

in Zukunft bequemer abgewickelt<br />

werden können als heute. Die Nutzung<br />

von Mobile-Banking-Lösungen<br />

wird in der <strong>Schweiz</strong> noch massiv<br />

zunehmen. <strong>Wo</strong>bei ich immer betone,<br />

dass Mobile Banking eigentlich der<br />

falsche Begriff ist. Für mich ist es<br />

vielmehr ein «life centric banking».<br />

Es geht um <strong>die</strong> Frage, wo und wann<br />

Sie Ihre Bankgeschäfte erledigen<br />

möchten. Das ist in der Regel nicht<br />

unterwegs im Tram, sondern zum<br />

Beispiel daheim auf dem Sofa oder<br />

am Küchentisch. Für komplexere und<br />

beratungsintensive Bankprodukte<br />

wie den Abschluss einer Hypothek<br />

oder für <strong>die</strong> finanzielle Lebensplanung<br />

braucht es auch weiterhin <strong>die</strong> Interaktion<br />

zwischen Kunde und Berater.<br />

Da muss man sich in <strong>die</strong> Augen schauen<br />

können. Deshalb wird – da bin ich<br />

ganz sicher – auch das physische Banking<br />

in den Geschäftsstellen weiter<br />

Bestand haben.


Lösungen<br />

Informatik als Schlüssel Thema<br />

Finanzierung und<br />

Beratung<br />

Eine Vielzahl von IT-Unternehmen<br />

unterstützt heute <strong>die</strong><br />

Finanzindustrie bei der Erfüllung<br />

ihrer Aufgaben. Umgekehrt ist<br />

aber auch jeder IT-Anbieter eine<br />

Firma, <strong>die</strong> in Sachen finanzieller<br />

Dienstleistungen ihre spezifischen<br />

Bedürfnisse hat. Gründer,<br />

Start-up-Firmen sowie<br />

kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) sehen sich oft<br />

mit dem Problem der Kapitalbeschaffung<br />

konfrontiert. Auch<br />

in Spezialsituationen wie etwa<br />

bei Nachfolgeregelungen oder<br />

Firmenübernahmen sind KMU<br />

auf professionelle Unterstützung<br />

angewiesen.<br />

UBS outlook<br />

35


36<br />

Lösungen Finanzierung und Beratung<br />

Private Equity als alternative<br />

Finanzierungsform<br />

Gründer, Jungunternehmen sowie kleine<br />

und mittlere Unternehmen (KMU) sehen<br />

sich oft mit der Herausforderung konfrontiert,<br />

Kapital zu beschaffen. Zentrale<br />

Frage ist dabei, welche Finanzierungsform<br />

gewählt wird. Ob Privatdarlehen,<br />

Bankkredit oder Eigenkapital hängt von<br />

der Phase im Lebenszyklus eines Unternehmens<br />

ab.<br />

In der Gründungsphase eines Unternehmens<br />

ist Eigenkapital oft <strong>die</strong> einzige Quelle, eingebracht<br />

durch eigene Ersparnisse, Sacheinlagen<br />

oder Zuwendungen aus dem Familien-<br />

und Freundeskreis (Abbildung 1). Fremdkapital,<br />

vor allem Bankkredite, sind für viele Firmen<br />

hingegen erst von einer gewissen Grösse an<br />

und verbunden mit Sicherheiten verfügbar.<br />

In den vergangenen Jahren hat sich jedoch ein<br />

breites Spektrum an zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für Unternehmer und Firmen<br />

aufgetan. Staatliche Förderinitiativen, Innovationswettbewerbe,<br />

Stiftungen oder Gründerzentren<br />

unterstützen Unternehmer bei den ersten<br />

Schritten zur Firmengründung und Kapitalbeschaffung.<br />

Vor allem <strong>die</strong> Bedeutung von privatem Beteiligungskapital,<br />

oft als «Private Equity» bezeichnet,<br />

hat in vergangenen Jahren zugenommen<br />

und bildet eine wichtige Quelle zur mittel- bis<br />

langfristigen Finanzierung mit Eigenkapital.<br />

Dieses Kapital wird nicht nur an Jungunternehmen<br />

vergeben, sondern wird in unterschiedlichen<br />

Phasen des Entwicklungsstadiums einer<br />

Unternehmung zur Verfügung gestellt. Neben<br />

Risikokapital wird Private Equity auch bei Nachfolgeregelungen,<br />

der internationalen Expansion<br />

oder bei Veräusserungen von nicht zum<br />

Kernbereich gehörenden Unternehmensteilen<br />

verwendet.<br />

Wie komme ich zu Kapital?<br />

Oft stehen «Business Angels» als externe<br />

Kapitalgeber am Anfang. Diese vermögenden<br />

Privatpersonen, <strong>die</strong> selber früher als Unternehmer<br />

erfolgreich waren, stellen den Firmen ne-<br />

UBS outlook<br />

ben persönlichem Risikokapital auch wichtiges<br />

Know-how und Netzwerke zur Verfügung.<br />

Normalerweise werden in einer ersten Finanzierungsrunde<br />

zwischen einigen 10 000 und<br />

500 000 <strong>Schweiz</strong>er Franken für einen Unternehmensanteil<br />

zwischen 10% und 30% investiert.<br />

Viele Business Angels operieren gemeinsam<br />

und sind in privaten Clubs organisiert,<br />

wobei neben dem Renditegedanke oft auch<br />

das Weitergeben von Wissen und der Spass,<br />

sich nochmals selber aktiv in ein Jungunternehmen<br />

einzubringen, im Vordergrund stehen.<br />

Die Bewertung wird zwischen dem Unternehmer<br />

und dem Investor festgelegt, was jedoch<br />

aufgrund oft fehlender Bewertungsgrundlagen<br />

eine sehr subjektive und emotionale Angelegenheit<br />

sein kann. Die durchschnittliche Bewertung<br />

der ersten Finanzierungsrunde in<br />

Europa war in den vergangenen Jahren jedoch<br />

recht stabil und lag zwischen 250 000 und<br />

500 000 Franken.<br />

Institutionelles Kapital ist in <strong>die</strong>ser frühen<br />

Phase oft sehr schwer zu erhalten und Gründer<br />

Abbildung 1: Finanzierungsformen für Unternehmen<br />

Grösse einer<br />

Unternehmung<br />

Finanzierungsformen<br />

Quelle: UBS<br />

Stefan Brägger<br />

Analyst, UBS AG<br />

Gründungsphase Wachstumsphase «Erntephase»<br />

Förderinitiativen<br />

Entwicklungsstufe eines Unternehmens («Alter»)<br />

Eigene Mittel (Bargeld, Sparguthaben, Sacheinlage, Gewinne)<br />

Familie und Freunde<br />

Business Angels<br />

Private Equity<br />

Wagniskapital<br />

Beteiligungskapital<br />

Private Equity<br />

Kapitalmarkt<br />

Fremdkapital (verschiedene Kreditformen)


«In den letzten fünf Jahren wurden in der <strong>Schweiz</strong> im Schnitt jährlich<br />

rund 100 Unternehmen mit insgesamt 1,5 Milliarden Franken durch<br />

Private-Equity-Investoren unterstützt.»<br />

sollten sehr zurückhaltend vorgehen bei der<br />

Kontaktierung <strong>die</strong>ser Kapitalgeber. Oft erhält<br />

man nur eine einzige Chance, sich zu präsentieren.<br />

Viele Investoren haben sich nach dem<br />

Platzen der Dotcom-Blase und aufgrund der<br />

sehr langen Halteperioden und hohen Ausfallquoten<br />

aus <strong>die</strong>sem Segment zurück gezogen.<br />

Stattdessen konzentrieren sie sich auf Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> bereits erste Umsätze erzielen,<br />

eine klare Positionierung im Markt haben und<br />

konkrete Wachstumspläne aufweisen. Dieses<br />

Segment wird oft auch als Wagniskapital<br />

(Venture Capital) bezeichnet und <strong>die</strong> durchschnittliche<br />

Finanzierungssumme liegt bei 2 bis<br />

3 Millionen Franken, bereitgestellt von Beteiligungsgesellschaften,<br />

<strong>die</strong> oft Drittgelder von<br />

Pensionskassen, Versicherungen etc. verwalten.<br />

Die Bewertungen in <strong>die</strong>sem Segment liegen<br />

teilweise bereits beträchtlich höher, insbesondere<br />

in den USA. In Europa betrugen sie in den<br />

letzten Jahren zwischen 1 und 2 Millionen<br />

Franken.<br />

Beteiligungskapital, auch als Buy-out bezeichnet,<br />

bildet den dritten Bestandteil von Private<br />

Equity. In <strong>die</strong>sem Segment werden Unternehmen<br />

finanziert, <strong>die</strong> im Markt etabliert sind,<br />

stabile Cashflows aufweisen und Gewinne<br />

erwirtschaften. Bei einem Buy-out handelt<br />

es sich meistens um <strong>die</strong> Übernahme einer<br />

Mehrheit des Aktienkapitals aufgrund einer<br />

anstehenden Nachfolgeregelung des bisherigen<br />

Eigentümers. Die Spannbreite der Investitionssumme<br />

ist sehr hoch und kann zwischen<br />

einigen Millionen bis hin zu 1 bis 2 Milliarden<br />

Franken liegen. Teilweise wird zum Eigenkapital<br />

noch zusätzlich Fremdkapital zur Finanzierung<br />

der Übernahme aufgenommen.<br />

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit, <strong>die</strong><br />

jedoch eher den Charakter von Fremdkapital<br />

aufweist, ist ein Mezzanine-Kredit oder ein<br />

Wandeldarlehen. Bei <strong>die</strong>ser Beteiligungsform<br />

erhält der Kapitalgeber normalerweise eine<br />

tiefe Verzinsung plus eine Beteiligung am Aktienkapital.<br />

Diese Finanzierungsform ist jedoch<br />

nur für Firmen geeignet, <strong>die</strong> bereits Einkünfte<br />

erzielen.<br />

Bedeutung von Private Equity<br />

nimmt zu<br />

Auch <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> hat in den letzten Jahren<br />

einen stetigen Zuwachs an Private Equity erlebt.<br />

Dabei wurden Firmen unterschiedlicher Grösse<br />

aus den verschiedensten Branchen finanziert<br />

(siehe Tabelle).<br />

Über <strong>die</strong> letzten fünf Jahre hinweg wurden in<br />

der <strong>Schweiz</strong> im Schnitt jährlich rund 100 Unternehmen<br />

mit insgesamt 1,5 Milliarden Franken<br />

durch Private-Equity-Investoren unterstützt.<br />

70% der finanzierten Unternehmen befanden<br />

sich in der Frühphase der Entwicklung. Volumenmässig<br />

macht jedoch das Buy-out-Segment<br />

den grössten Teil des Marktes aus (etwa 70%).<br />

Im Vergleich zur jährlichen Wirtschaftsleistung<br />

liegt <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> im europäischen Durchschnitt<br />

(Abbildung 2), auch wenn <strong>die</strong> Gesamtsummen<br />

insgesamt relativ klein sind (


38<br />

Lösungen Finanzierung und Beratung<br />

dass <strong>die</strong> wichtigsten Business-Angel-Netzwerke<br />

in der <strong>Schweiz</strong> pro Jahr zwischen 10 und 20<br />

Millionen <strong>Schweiz</strong>er Franken investieren. Insgesamt<br />

könnten jährlich bis zu 150 Millionen Franken<br />

durch Business Angels investiert werden.<br />

In den letzten Jahren floss das meiste Geld in<br />

den Konsum- und Detailhandelssektor (39%),<br />

gefolgt von traditionellen Industrieunternehmen<br />

(19%). Betrachtet man jedoch <strong>die</strong> Anzahl<br />

Transaktionen, erkennt man <strong>die</strong> wichtige Bedeutung<br />

der Technologiesektoren Life Sciences<br />

(38%) und Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(30%). Interessanterweise wurden<br />

in den vergangenen Jahren in andere für<br />

<strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> wichtige Sektoren wie Chemie,<br />

Bauwirtschaft oder Finanzwesen kaum Private-<br />

Equity-Investitionen getätigt.<br />

Grosses Netzwerk an Verbänden,<br />

Technoparks und Investoren<br />

In der <strong>Schweiz</strong> hat in den letzten Jahren eine<br />

starke Professionalisierung der Branche stattgefunden.<br />

Es existiert eine vielfältige Landschaft<br />

an Investoren mit unterschiedlichen Strategien<br />

und regionalen Präferenzen. Ende 2011 waren<br />

annähernd 70 Private-Equity-Firmen in der<br />

<strong>Schweiz</strong> ansässig. In den letzten Jahren haben<br />

Abbildung 2: Private-Equity-Aktivität in der <strong>Schweiz</strong> liegt im<br />

europäischen Durchschnitt<br />

PE-Investitionen, in % des BIP<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

Quelle: UBS<br />

UBS outlook<br />

aber auch grosse <strong>Schweiz</strong>er Konzerne wie<br />

Swisscom, Roche oder Novartis begonnen,<br />

Jungfirmen direkt zu unterstützen. Daneben<br />

existiert ein grosses Netzwerk von Fachverbänden<br />

(z.B. SECA), staatlichen und privaten Förderinitiativen<br />

(z.B. CTI start-up), Technoparks<br />

(z.B. www.technopark-allianz.ch), Inkubatoren<br />

(z.B. www.swissparks.ch), Business-Angel-<br />

Vereinigungen und institutionellen Investoren,<br />

welche Gründer und Jungunternehmen auf<br />

verschiedene Weise unterstützen.<br />

Gerade <strong>die</strong> junge Internetszene hat in den<br />

letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt,<br />

nachdem Internet-Firmen lange Zeit immer<br />

in <strong>die</strong> USA auswandern mussten. Jedoch<br />

schläft <strong>die</strong> Konkurrenz nicht. Die USA mit<br />

dem Silicon Valley, London oder vermehrt<br />

auch Berlin sind für Jungunternehmen attraktiv,<br />

weil dort <strong>die</strong> Kosten für Saläre, Mieten<br />

etc. oft beträchtlich tiefer sind. Gleichzeitig<br />

kommen auch vermehrt externe Start-up-<br />

Firmen zur Kapitalsuche in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> und<br />

konkurrenzieren mit hiesigen Gründern um<br />

<strong>die</strong> Finanzierung. Schliesslich gilt jedoch für<br />

jeden Gründer: Man wird nicht zum Unternehmer<br />

geboren, sondern man wird es als<br />

Resultat eines stetigen Lernprozesses.<br />

<strong>Schweiz</strong> UK Schweden Europa Frankreich Deutschland Italien Österreich


Expertenwissen für KMU und Jung firmen<br />

• Mit dem Ziel, das Unternehmertum in der <strong>Schweiz</strong> zu<br />

fördern, hat hat UBS kürzlich zusammen mit dem Swiss<br />

Economic Forum (SEF) eine neue «Wachstumsinitiative<br />

für KMU» lanciert. Zielgruppe der Initiative sind<br />

kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie ausgewählte<br />

Jungfirmen, <strong>die</strong> sich bereits mit innovativen<br />

Produkten und/oder Dienstleistungen erfolgreich im<br />

Markt etablieren konnten. Diese Firmen stehen oftmals<br />

vor einer Wachstumsphase und sehen sich daher mit<br />

vielschichtigen Fragestellungen konfrontiert.<br />

• Ausgangspunkt der Zusammenarbeit im Rahmen<br />

der «Wachstumsinitiative» ist eine kostenlose Standortbestimmung<br />

und Evaluation durch ein spezifisch<br />

für <strong>die</strong>se Aufgabe zusammengestelltes Team aus Branchen-,<br />

Finanz- und Managementexperten. Zu <strong>die</strong>sem<br />

Zweck greift das SEF auf ein nationales Netz von ausgewiesenen<br />

KMU-Experten zurück. In interaktiven<br />

<strong>Wo</strong>rkshops mit den Verantwortlichen der beteiligten<br />

Firmen wird der Fokus anstatt auf theoretische Stu<strong>die</strong>n<br />

von Beginn weg auf direkt umsetzbare Massnahmenpläne<br />

gelegt.<br />

Finanzierung und Beratung Lösungen<br />

• Im Kern sämtlicher Aktivitäten <strong>steht</strong> eine möglichst<br />

unkomplizierte Kompetenz- und Erfahrungsvermittlung.<br />

Der Nutzen für <strong>die</strong> ausgewählten<br />

Unternehmen be<strong>steht</strong> in einer Kombination von sehr<br />

praxisbezogenem, unabhängigem Expertenwissen<br />

mit dem spezifischen Finanz-Know-how von UBS.<br />

Dies erlaubt es zum Beispiel, <strong>die</strong> bestmögliche Finanzierungsform<br />

für <strong>die</strong> bevorstehende Wachstumsphase<br />

eines KMU zu finden. Je nach Betriebsgrösse und<br />

strategischer Zielsetzung kann sich dabei eine reine<br />

Fremdfinanzierung, der Beizug von privaten Kapitalgebern<br />

oder eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital<br />

als optimale Lösung herausstellen.<br />

• Die Pilotphase der neuen Wachtumsinitiative läuft<br />

bis Ende 2012. Zehn ausgewählte KMU und<br />

Jungunternehmen können daran teilnehmen (mehr<br />

zu den Qualifikationskriterien auf www.sef4kmu.ch).<br />

UBS outlook 39


40<br />

Lösungen Finanzierung und Beratung<br />

Banken und Informatik – eine Symbiose<br />

Die IT-Branche und <strong>die</strong> Finanzindustrie<br />

sind naturgemäss eng miteinander verknüpft.<br />

So unterstützt heute eine Vielzahl<br />

von IT-Unternehmen <strong>die</strong> Bankindustrie in<br />

den verschiedensten Bereichen. Umgekehrt<br />

ist aber auch jeder IT-Anbieter ein<br />

potenzieller Kunde, der in Sachen finanzieller<br />

Dienstleistungen seine spezifischen<br />

Bedürfnisse hat.<br />

Bei der Mehrzahl der IT-Firmen handelt es sich<br />

um klassische Dienstleistungsunternehmen.<br />

Ihr Kapital ist das Wissen, <strong>die</strong> Leute, <strong>die</strong> Erfahrung<br />

und <strong>die</strong> daraus entwickelten Problemlösungen.<br />

Zur Erbringung ihrer Wertschöpfung<br />

benötigen IT-Firmen in der Regel wenig Finanzkapital,<br />

sondern allenfalls Kredite für<br />

geplante Übernahmen von anderen Firmen.<br />

Die Absatzmärkte für IT-Dienstleistungen sind<br />

meist überregional oder global, denn entwickelte<br />

Lösungen und vorhandenes Know-how<br />

lassen sich entlang von Kundenbedürfnissen<br />

in verschiedenen Teilen der Welt anbieten, um<br />

den nötigen «Wiederverwendungseffekt» von<br />

Innovationen zu erzielen. Die Erstellung einer<br />

UBS outlook<br />

Dienstleistung erfolgt oft auch sehr dezentral.<br />

Gerade im Entwicklungs bereich sind rund um<br />

den Erdball verteilte Mit arbeiter oder Zulieferer<br />

keine Seltenheit.<br />

Finanzielles Tagesgeschäft von IT-Firmen<br />

Jede IT-Firma will auch finanziell geführt werden.<br />

Dazu gehört <strong>die</strong> Abwicklung der typischen<br />

Geldströme, <strong>die</strong> mit der nationalen und<br />

überregionalen Geschäftstätigkeit zusammenhängen.<br />

Umsätze, <strong>die</strong> in verschiedenen Ländern<br />

und Währungen anfallen, finanzieren <strong>die</strong><br />

in ausgewählten Standorten betriebene Weiterentwicklung<br />

der Lösungen. Typische Dienstleistungsunternehmen<br />

in der IT-Industrie sind<br />

daher bei der Abwicklung des finanziellen<br />

Tagesgeschäfts mit Fragen rund um das Cash-<br />

und Währungsmanagement konfrontiert: Was<br />

ist zu tun, damit ich zur richtigen Zeit am richtigen<br />

Ort über <strong>die</strong> richtige Menge an Liquidität<br />

in der richtigen Währung verfüge? Dies erfordert<br />

vorausschauendes Denken und Disponieren.<br />

Einerseits muss <strong>die</strong> Zahlungsbereitschaft<br />

jederzeit sichergestellt sein. Doch andererseits<br />

sollte der Liquiditätsbestand nicht zu hoch sein,<br />

UBS Photo Database<br />

Markus R. Meyer<br />

Head Cash Management<br />

Services, UBS AG


«Was ist zu tun, damit ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort über <strong>die</strong><br />

richtige Menge an Liquidität in der richtigen Währung verfüge?»<br />

denn Liquidität kostet Geld. Gerade in <strong>die</strong>sem<br />

Punkt kann eine Bank wie UBS <strong>die</strong> IT-Unternehmen<br />

besser beim Lösen ihrer nationalen<br />

und internationalen Cash-Management-Bedürfnisse<br />

unterstützen.<br />

Voraussetzung ist immer <strong>die</strong> Transparenz bezüglich<br />

getätigter Geschäfte und vorhandener<br />

Cashbestände (Cash-Übersicht). Mit IT-Lösungen<br />

von Banken, welche auf der Basis internationaler<br />

Datenaustausch-Standards wie SWIFT<br />

oder ISO20022 arbeiten, ist der tagesgenaue<br />

Überblick über Konten bei fast allen Banken der<br />

Welt möglich. Diese Übersicht über <strong>die</strong> tägliche<br />

Entwicklung <strong>die</strong>nt damit als Basis für allfällig<br />

zu tätigende Fremdwährungsgeschäfte – vor<br />

allem dann, wenn <strong>die</strong> Verkaufsumsätze in einer<br />

anderen Währung anfallen als <strong>die</strong> meisten<br />

finanziellen Ausgaben. Ein Absichern der zu<br />

erwartenden Fremdwährungsflüsse kann vor<br />

unliebsamen Überraschungen schützen und ist<br />

bereits mit einfachen Absicherungsinstrumenten<br />

erreichbar.<br />

Grenzüberschreitende Zahlungsströme<br />

Die Welt wächst zusammen, womit auch der<br />

Handel und <strong>die</strong> Dienstleistungsbranche immer<br />

internationaler werden. Auch im IT-Sektor gewinnen<br />

Zahlungen an verschiedene Software-<br />

Entwickler und -Zulieferer in anderen Teilen der<br />

Welt zunehmend an Bedeutung. Genauso wie<br />

das grenzüberschreitende Inkasso von Verkaufserlösen.<br />

Zudem be<strong>steht</strong> das Bedürfnis<br />

(z.B. im Projektgeschäft), gewisse Dienstleistungen<br />

und Projektphasen zwischen Käufer<br />

und Verkäufer abzusichern. Auch bei der Abwicklung<br />

und Absicherung grenzüberschreitender<br />

Geschäfte muss sich eine IT-Firma auf ihren<br />

Bankpartner verlassen können. Dieser verfügt<br />

über das notwendige Know-how, weist gleichzeitig<br />

aber auch ein Netzwerk an ausländischen<br />

Partnerbanken auf, um internationale<br />

Cashbewegungen qualitativ hochstehend abzuwickeln<br />

(Cash-Bewegung). Auch <strong>die</strong>se Lösungen<br />

basieren auf neusten IT-Entwicklungen<br />

und -Standards, wie z.B. der einheitlichen Abwicklung<br />

von Zahlungsströmen innerhalb des<br />

EU-Raums.<br />

Bereits seit 2008 sind innerhalb der EU SEPA-<br />

Credit-Transfers, so <strong>die</strong> offizielle Bezeichnung<br />

für SEPA-Überweisungen, möglich. Seit November<br />

2009 sind auch grenzübergreifende<br />

Lastschrifteinzüge (SEPA Direct Debit) innerhalb<br />

des gesamten EU-Raums möglich. Sie<br />

ermöglichen eine Teilnahme am preisregulierten,<br />

innereuropäischen Zahlungsverkehr und<br />

basieren auf einheitlichen europäischen Zahlungsformaten.<br />

Die geplante Schaffung eines<br />

einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums<br />

(Single Euro Payments Area, SEPA) sieht vor,<br />

dass <strong>die</strong> bisherigen nationalen Überweisungs-<br />

und Lastschriftverfahren ab 1. Februar 2014<br />

auslaufen werden.<br />

Cash Management für<br />

<strong>Informationstechnologie</strong>-Firmen<br />

Quellen: BfS, UBS<br />

Ausgewählte<br />

europäische<br />

lokale Märkte<br />

Zahlungsauftrag<br />

Zahlungseingang<br />

UBS/Partner<br />

Echtzeit<br />

Synchronisation<br />

UBS <strong>Schweiz</strong><br />

(Konto)<br />

Zahlungsauftrag<br />

Reporting<br />

Unternehmen<br />

Sollten grenzüberschreitende Zahlungen schnell,<br />

effektiv und zu Inlandskonditionen ausgeführt werden,<br />

so waren lokale Bankbeziehungen in allen<br />

Ländern, in denen Geschäftsbeziehungen bestehen,<br />

bis vor Kurzem nicht zu vermeiden.<br />

Finanzierung und Beratung Lösungen<br />

UBS outlook 41


42<br />

Lösungen Finanzierung und Beratung<br />

Obwohl <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> kein Mitglied der Europäischen<br />

Union und somit auch nicht Teil des<br />

preisregulierten EU-Binnenmarktes ist, können<br />

UBS-Kunden bereits seit Mai 2008, also von<br />

Anfang an, SEPA-Zahlungen empfangen und<br />

ausführen und seit November 2009 auch am<br />

Euro-Lastschriftverfahren teilnehmen.<br />

Darüber hinaus bietet UBS als derzeit einzige<br />

<strong>Schweiz</strong>er Bank mit den sogenannten Gateway<br />

Accounts – geführt als Hauptkonto in der<br />

<strong>Schweiz</strong> – einen direkten Zugang zu ausgewählten<br />

europäischen Märkten an. So können<br />

auch ein- und ausgehende nationale Zahlungen<br />

in <strong>die</strong>sen Ländern zu lokalen Konditionen<br />

abgewickelt werden.<br />

Übersicht der UBS-Lösungen zur Bewirtschaftung von Konti<br />

Quelle: UBS<br />

UBS outlook<br />

Auch hier ist seitens der Banken ein sinnvoller<br />

Einsatz von IT-Lösungen, kombiniert mit starken<br />

Partnerschaften, für das Erbringen von<br />

professionellen Finanz<strong>die</strong>nstleistungen entscheidend<br />

– eine Parallele zu vielen IT-Firmen.<br />

Effiziente Abwicklung der Zahlungsverkehrsströme<br />

Automatisierung beginnt mit der Integration<br />

von Geschäftsabläufen über Systemgrenzen<br />

hinweg. Die fortschreitende Industrialisierung<br />

und Standardisierung führen ausserdem dazu,<br />

dass firmeninterne Buchhaltungsprozesse zusehends<br />

effizienter werden, indem durch Bankreportings<br />

automatisch Buchungsprozesse in den<br />

IT-Systemen der Buchhaltung aus gelöst werden<br />

UBS-Konti UBS- und Drittbankkonti<br />

UBS e-banking UBS KeyLink<br />

– Zahlungen – Echtzeit Cash<br />

– Reporting<br />

Reporting,<br />

UBS Web-Portal – Echtzeit-Zugriff<br />

auf UBS-Konti<br />

Zahlungen<br />

und FX<br />

UBS Web-Portal Kundensystem<br />

– Manueller Export<br />

auf Daten<br />

– Liquidity-<br />

Management<br />

Zahlungen<br />

Reporting<br />

Datenlieferung<br />

Zahlungen<br />

Reporting<br />

– E-Dokumente<br />

UBS<br />

Datenaustausch Konto bzw. Zahlungsinformationen<br />

Datenaustausch Datenaustausch Datenaustausch<br />

UBS Bank A Bank B Bank C<br />

UBS KeyDirect<br />

– Direkte<br />

Integration in<br />

Kunden-<br />

Buchhaltungsoder<br />

Cash-<br />

Management-<br />

Applikationen-<br />

Systeme<br />

– E-Dokumente<br />

Aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen IT und Banken ist auch in Zukunft nachhaltiges Wachstum nur Hand in Hand möglich.


können (Systemintegration). Dies ist ein typisches<br />

Schnittstellen- und Integrationsthema<br />

zwischen verschiedenen IT-Systemen – ein<br />

Gebiet, welches wiederum für <strong>die</strong> IT-Unternehmen<br />

selbst einen grossen Markt darstellt und<br />

entsprechende Chancen eröffnet.<br />

UBS verfügt über eine spezialisierte und kompetente<br />

Beratungseinheit für Firmen rund<br />

um das Thema Zahlungsverkehr und Cash<br />

Manage ment. Von der gemeinsamen Lösungsfindung<br />

bis hin zur technischen Implementierung,<br />

z.B. einer direkten Anbindung eines ERP-<br />

System an <strong>die</strong> IT-Systeme der Bank, werden<br />

Kunden durch erfahrene Spezialisten begleitet.<br />

Auch hier treffen Bank- und IT-Berater zusammen,<br />

um mit ihrer Erfahrung und ihrem fachspezifischen<br />

Know-how <strong>die</strong> gefragte Dienstleistung<br />

zu erbringen.<br />

Cash Management:<br />

Liquiditätsbedürfnis im Zentrum<br />

Neben der Cash-Übersicht, den Möglichkeiten<br />

zur Cash-Bewegung und der Systemintegration<br />

ist <strong>die</strong> Cash-Anlage das vierte verbreitete<br />

Bedürfnis im Rahmen des Cash Managements.<br />

Darunter wird <strong>die</strong> kurz- oder längerfristige<br />

Anlage der überschüssigen Bargeldbestände<br />

(Liquidität) verstanden. Wie plant der Kunde<br />

seine Geldbestände und wie viel überschüssige<br />

Liquidität kann er wie und für welchen Zeitraum<br />

anlegen?<br />

Saisonale Schwankungen in den Geldbeständen<br />

des Kunden müssen erkannt und mit einbezogen<br />

werden. Die Schlüsselfragen drehen<br />

sich um <strong>die</strong> Verfügbarkeit der Liquidität. Es ist<br />

entscheidend, zu wissen, auf welchen Teil der<br />

zur Verfügung stehenden Liquidität der Kunde<br />

sofort Zugriff haben muss beziehungsweise<br />

welche Summen für über einen Monat oder<br />

sogar länger als sechs Monate angelegt werden<br />

können.<br />

Basis für <strong>die</strong> kurzfristige Anlage und sofort<br />

verfügbare Gelder ist das Kontokorrent-Konto.<br />

Für <strong>die</strong> weiterführende Anlage in <strong>Schweiz</strong>er<br />

Franken oder einer Fremdwährung sowie bei<br />

Zinsoptimierungen über ganze Firmengruppen<br />

und Währungen hinweg stehen eine Reihe<br />

weiterer kontobasierender Verzinsungslösungen<br />

zur Verfügung. Sofern seitens der Kunden<br />

das Bedürfnis nach komplexeren Anlageformen<br />

be<strong>steht</strong> oder grössere Summen optimal angelegt<br />

werden sollen, stehen auf der Bankenseite<br />

spezialisierte Anlageberater sowie Cash Management-Consultants<br />

mit ihrem Wissen und<br />

ihren Angeboten zur Verfügung.<br />

So ist sichergestellt, dass jederzeit <strong>die</strong> massgeschneiderte<br />

Verzinsungslösung für das jeweilige<br />

Kundenbedürfnis offeriert wird.<br />

Finanzierung und Beratung Lösungen<br />

UBS outlook 43


44<br />

Lösungen Finanzierung und Beratung<br />

Ansprechpartner für kleine und<br />

mittelgrosse Unternehmenstransaktionen<br />

Wie <strong>die</strong> Berner Softwarefirma GARAIO<br />

mithilfe von UBS Transaction Advisory<br />

KMU ihre Zukunft gestaltet.<br />

Am 28. März 2012 wurde der Deal offiziell:<br />

«GARAIO übernimmt KMU-Outsourcer in4U»,<br />

hiess es in einer Me<strong>die</strong>nmitteilung, <strong>die</strong> bei<br />

Wirtschaftsinteressierten im Espace Mittelland<br />

für Aufsehen sorgte. Das Zusammengehen<br />

der beiden regional verankerten Informatikfirmen<br />

eröffne ihnen «vielversprechende Perspektiven»,<br />

prophezeite das «Bieler Tagblatt».<br />

Und der Online-News<strong>die</strong>nst «inside-channels»<br />

schwärmte gar von einer Art «Mini-IBM»,<br />

zu der sich der Berner Software-Hersteller<br />

GARAIO infolge des strategischen Zukaufs<br />

entwickle.<br />

Von einer «Elefantenhochzeit» zu sprechen,<br />

wäre sicher übertrieben gewesen. Doch immerhin:<br />

Mit der Übernahme der in Lyss domizilierten,<br />

annähernd ebenso grossen in4U<br />

katapultierte sich <strong>die</strong> GARAIO AG in eine<br />

neue, für einen KMU-Betrieb durchaus bemerkenswerte<br />

Wettbewerbsposition: ein<br />

innovativer, schnell wachsender Informatik-<br />

Anbieter mit gegen 150 Mitarbeitenden, einer<br />

umfassenden Dienstleistungspalette und einem<br />

Jahresumsatz von über 30 Millionen<br />

Franken.<br />

Mit der gebotenen Sorgfalt war <strong>die</strong> Übernahme<br />

in den <strong>Wo</strong>chen zuvor von der GARAIO-<br />

Geschäftsleitung geplant und schrittweise<br />

umgesetzt worden – mit Rat und Tat unterstützt<br />

von Spezialisten aus dem Bereich<br />

«Trans action Advisory KMU» von UBS. «Vor<br />

einer grösseren Akquisition herrscht fast immer<br />

Nervosität, weil vieles zu tun ist und es<br />

viele Termine zu berücksichtigen gilt», weiss<br />

Transaktions-Spezialist Sabahattin Kuleli, der<br />

den Übernahmeprozess seitens UBS begleitet<br />

hat. «In solchen Situationen ist es wichtig,<br />

dass <strong>die</strong> Hausbank <strong>die</strong> nötigen Ressourcen<br />

zeit gerecht zur Verfügung stellen kann.»<br />

Aussergewöhnliche Ereignisse erfordern ausser<br />

gewöhnliche Massnahmen – gerade auch<br />

UBS outlook<br />

im KMU-Segment. <strong>Wo</strong> <strong>die</strong> laufende Betreuung<br />

im Normalfall durch einen einzelnen Kundenberater<br />

sichergestellt wird, müssen bei<br />

Bedarf in kürzester Zeit zusätzliche zeitliche<br />

Kapazi täten sowie spezifisches Know-how<br />

mobilisiert und dem Rat suchenden Kunden<br />

zur Ver fügung gestellt werden können. Um<br />

<strong>die</strong>sem Bedürfnis Rechnung zu tragen, betreibt<br />

<strong>die</strong> UBS seit Mitte 2011 an den Standorten<br />

Zürich, Bern und Lausanne drei sogenannte<br />

«Trans action Advisory Hubs». Deren<br />

Aufgabe be<strong>steht</strong> insbesondere darin, kleinere<br />

und mittlere Firmenkunden in Spezialsituationen<br />

wie etwa bei Nachfolgeregelungen und<br />

Unternehmensübernahmen zu beraten und<br />

Finanzierungen bis zu einer Grössenordnung<br />

von 20 Millionen Franken sicherzustellen – ein<br />

professioneller Service, der jetzt schweizweit<br />

für alle kleineren und mittleren Unternehmen<br />

zugänglich ist.<br />

Auch im betreffenden Fall war der Zeitfaktor<br />

entscheidend, obschon es sich keineswegs um<br />

ein «unfriendly takeover» handelte, wie man<br />

eine Übernahme gegen den Willen der Eigentümer<br />

in der Finanzbranche zu bezeichnen<br />

pflegt. Ganz im Gegenteil: Seit vielen Jahren<br />

schon arbeiten GARAIO und in4U eng zusammen,<br />

sind personell verflochten und bringen<br />

einander gegenseitig ins Geschäft. So gehörte<br />

der CEO von GARAIO, David Brodbeck, einst<br />

zu den Gründungsmitgliedern von in4U, als<br />

<strong>die</strong>se 1998 im Zuge eines Management-Buyouts<br />

aus der schwedischen Volvo-Gruppe herausgelöst<br />

wurde. Drei Jahre später entschied<br />

man sich dann für eine Fokussierung: Die gesamte<br />

Software-Entwicklung wurde fortan bei<br />

GARAIO zusammengefasst, während sich in4U<br />

auf <strong>die</strong> Hardware, genauer: auf das Betreiben<br />

und Vermieten von Server-Kapazitäten konzentrierte.<br />

Zusammen mit 14 Software-Entwicklern<br />

wechselte damals auch David Brodbeck<br />

nach Bern, verblieb aber weiterhin im Verwaltungsrat<br />

der Lysser Firma.<br />

Umso mehr freut sich der CEO heute über<br />

das Zusammenwachsen der beiden Informatikfirmen,<br />

in <strong>die</strong> er über <strong>die</strong> Jahre hinweg so viel<br />

Konrad Lüthy<br />

Leiter Unternehmenskunden<br />

Region Bern<br />

UBS AG


«Es ist entscheidend zu wissen, auf welchen Teil der zur Verfügung<br />

stehenden Liquidität der Kunde sofort Zugriff haben muss.»<br />

unternehmerisches Herzblut gesteckt hat:<br />

«Aus <strong>die</strong>ser Verbindung geht ein Team her -<br />

vor, welches durch <strong>die</strong> gemeinsame Geschichte<br />

und <strong>die</strong> zahlreichen gemeinsam erfolgreich<br />

umgesetzten Projekte bereits bestens eingespielt<br />

ist», erklärt Brodbeck. Strategisch macht<br />

<strong>die</strong> Integration zweifellos Sinn: Im Verbund<br />

können der Software-Hersteller und der Outsourcer<br />

wesentlich besser auf das wachsende<br />

Bedürfnis seitens der Kundschaft reagieren,<br />

individuell angepasste IT-Lösungen aus einer<br />

Hand zu beziehen – von der Beratung, über<br />

<strong>die</strong> Software-Entwicklung bis hin zum Serverbetrieb<br />

und zum Unterhalt.<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund brauchte es nicht<br />

allzu viel Überzeugungskraft, um <strong>die</strong> Eigentümer<br />

der beiden Informatik-Anbieter dazu<br />

zu bewegen, ihre Kräfte unter ein und demselben<br />

Firmendach zu bündeln. Entsprechend<br />

beherzt gingen David Brodbeck und seine<br />

Mitstreiter in <strong>die</strong> Offensive, als sich <strong>die</strong> Chance<br />

ergab und der Mehrheitsaktionär von in4U<br />

seine Aktien altershalber verkaufen wollte.<br />

Nachdem der Grundsatzentscheid getroffen<br />

war, standen zwei zentrale Fragen im Raum:<br />

Zu welchem Preis sollte <strong>die</strong> Transaktion über<br />

<strong>die</strong> Bühne gehen? Und: Wie liesse sich der<br />

anvisierte Zusammenschluss finanzieren? Vorab<br />

sollte <strong>die</strong> Finanzierungsfrage geklärt werden,<br />

bevor <strong>die</strong> GARAIO-Führung geneigt war,<br />

den Aufwand einer eingehenden Firmenprüfung<br />

(Due Diligence) auf sich zu nehmen. Vor<br />

<strong>die</strong>sem Hintergrund wurde der Finanzchef<br />

beauftragt, Offerten von verschiedenen Banken<br />

einzuholen.<br />

Sabahattin Kuleli erinnert sich noch gut daran,<br />

wie der GARAIO-Projektleiter auf ihn zukam<br />

und ihn um eine Einschätzung des Kaufpreises<br />

bat. Diese anspruchsvolle Aufgabe nahm er mit<br />

den hauseigenen M&A-Spezialisten auf: «Die<br />

M&A-Spezialisten haben den geplanten Aktienverkauf<br />

mit ähnlich gelagerten Transaktionen<br />

im IT-Sektor sowohl im In- wie im Ausland<br />

verglichen und dabei eine erste rudimentäre<br />

Werteinschätzung abgeben können.» Auch auf<br />

<strong>die</strong> zweite drängende Frage des Kunden, <strong>die</strong><br />

nach der Finanzierung, hatte <strong>die</strong> Bank rasch<br />

eine Antwort bereit: «Im Fall GARAIO fiel uns<br />

<strong>die</strong> Finanzierungszusage relativ leicht, weil es<br />

sich um einen soliden und innovativen Betrieb<br />

handelt, den wir schon seit Jahren kennen»,<br />

sagt Kuleli.<br />

«Das Vertrauen war bereits vorhanden», pflichtet<br />

ihm GARAIO-Finanzchef Daniel Haldemann<br />

bei. Auch wenn das Finanzierungsangebot<br />

von UBS anfänglich von aggressiver am Markt<br />

auftretenden Konkurrenten unterboten worden<br />

sei, habe man sich nach reiflicher Überlegung<br />

und unter Berücksichtigung sämtlicher<br />

Nebenaspekte am Ende für «das attraktivste<br />

Gesamtpaket» entschieden, erklärt Haldemann.<br />

Konkret: ein flexibler Kredit im mittleren<br />

einstelligen Millionenbereich mit kurzer<br />

Laufzeit und integraler Zinsabsicherung – eine<br />

massgeschneiderte Lösung also, <strong>die</strong> grossen<br />

und mittleren Unternehmen angeboten wird.<br />

«Aufgrund unserer Vernetzung innerhalb des<br />

Konzerns können wir spezifische Produkte<br />

anbieten, <strong>die</strong> für das KMU-Segment nicht<br />

unbedingt typisch sind», bestätigt Transaktions-Spezialist<br />

Kuleli.<br />

Finanzchef Haldemann hebt rückblickend derweil<br />

vor allem <strong>die</strong> menschliche Komponente<br />

hervor und spricht anerkennend von einer<br />

«offenen und transparenten Atmosphäre» und<br />

einem «kollegialen Klima» der Zusammenarbeit:<br />

«Wenn immer ich Informationen benötigte,<br />

konnte ich mich an UBS wenden, was sehr<br />

hilfreich war. Im Vergleich zu anderen Banken,<br />

wo man es in der Regel nur mit einer Person zu<br />

tun hat, waren immer zwei oder drei Experten<br />

zugegen, <strong>die</strong> über wertvolles Spezialistenwissen<br />

verfügten. Dies hat den ganzen Prozess<br />

beschleunigt und effizienter gemacht.» Ähnlich<br />

positiv fällt das Fazit von GARAIO-Chef David<br />

Brodbeck aus: «Wir haben von Anfang an<br />

gespürt, dass UBS uns als Kunden ernst nahm,<br />

dass sie alles daran setzte, weiterhin mit uns<br />

zusammenzuarbeiten, und deshalb auch stets<br />

bestrebt war, unseren Bedürfnissen nachzukommen.»<br />

Mit anderen <strong>Wo</strong>rten: eine typische<br />

Win-win-Situation.<br />

Finanzierung und Beratung Lösungen<br />

UBS outlook 45


Thema Informatik als Schlüssel<br />

In der Reihe UBS outlook sind ebenfalls erschienen:<br />

Energie<br />

SAP-Bestellnummer 83418D-1101, 83418F-1101<br />

Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie<br />

SAP-Bestellnummer 83418 D, 83418 F<br />

Grosshandel<br />

SAP-Bestellnummer 80711 D, 80711 F<br />

Rohstoffhandel (commodity trading)<br />

SAP-Bestellnummer 83193 E<br />

Nachfolge im Unternehmen<br />

SAP-Bestellnummer 81976 D, 81976 F<br />

Berichte zur Weltwirtschaft, zur Konjunktur, zum Franken<br />

und zum Immobilienmarkt in der <strong>Schweiz</strong> finden Sie in der<br />

quartalsweise erscheinenden Publikation<br />

UBS outlook <strong>Schweiz</strong>.<br />

Herausgeber<br />

UBS AG, Marketing <strong>Schweiz</strong><br />

Postfach, 8098 Zürich<br />

Redaktion<br />

Kathrin <strong>Wo</strong>lff Schmandt<br />

Autoren<br />

Sibille Duss, Elias Hafner, Stefan R. Meyer,<br />

Sundeep Gantori, Cesare Valeggia, Pierre<br />

Weill, Simone Hofer, Stefan Brägger, Markus<br />

R. Meyer, Konrad Lüthy<br />

UBS outlook<br />

Layout<br />

CIO Digital & Print Publishing<br />

Druck<br />

galledia ag, Flawil<br />

Produktionsmanagement<br />

Barbara Litschi<br />

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