IM INTERVIEW - Alfred Sternjakob GmbH
IM INTERVIEW - Alfred Sternjakob GmbH
IM INTERVIEW - Alfred Sternjakob GmbH
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BUSINESS INTELLIGENCE DAS DATENBRACHLAND BESTELLEN TELEKOMMUNIKATION GESTÖRTE VERBINDUNG ZUM SERVICE AUTOMOTIVE MIT EDI AUF ÜBERHOLSPUR <strong>IM</strong> <strong>INTERVIEW</strong> D. LIEBLER, G. BERES, ALFRED STERNJAKOB GMBH<br />
IT-MITTELSTAND 3/2008<br />
<strong>IM</strong> <strong>INTERVIEW</strong><br />
Dieter Liebler (re.), Geschäfts führer<br />
der <strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong> <strong>GmbH</strong>, und<br />
IT-Leiter Günter Beres<br />
Seite 20<br />
BUSINESS INTELLIGENCE<br />
Das mittelständische<br />
Datenbrachland bestellen<br />
Seite 26<br />
TELEKOMMUNIKATION<br />
Gestörte Verbindung<br />
zum Service<br />
Seite 42<br />
DIENSTLEISTUNGEN<br />
Was kostet eigentlich die IT?<br />
Seite 54<br />
BRANCHE AUTOMOTIVE<br />
Mit EDI auf der Überholspur<br />
Seite 76<br />
MEDIENHAUS VERLAG<br />
Postfach 300111 • 51411 Bergisch Gladbach<br />
Postvertriebsstück • »Entgelt bezahlt«<br />
G59638 3,00� www.itmittelstand.de<br />
IT-BUSINESS <strong>IM</strong> MITTELSTAND<br />
EINE<br />
TRAGENDE<br />
ROLLE<br />
<strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />
Hersteller der Scout-Schulranzen
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TITEL<strong>INTERVIEW</strong> I VIRTUALISIERUNG<br />
Eine tragende Rolle<br />
Server- und Speichersysteme spielen zunehmend tragende Rollen. Ausfallszeiten<br />
oder Leistungsengpässe sollten vermieden werden, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
sicherzustellen. Bei der <strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong> <strong>GmbH</strong> & Co. KG war genau dies nicht<br />
mehr gewährleistet, als der Wechsel auf ein neues Release ihrer ERP-Software<br />
anstand. Für den Hersteller solch bekannter Marken wie Scout, 4You oder<br />
logstoff.com bestand akuter Handlungsbedarf.<br />
3/2008 · IT-MITTELSTAND
IT-MITTELSTAND · 3/2008<br />
Dieter Liebler (li.)<br />
Alter: 58<br />
Familienstand: verheiratet, ein Sohn<br />
Werdegang: Technische Ausbildung;<br />
Filialleiter Elektromarkt;<br />
Verkaufsleiter OTC; Verkaufsleiter/<br />
Geschäftsführer <strong>Sternjakob</strong><br />
Derzeitige Position: Geschäftsführer<br />
der <strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Hobby: Ausdauersport<br />
Günter Beres<br />
Alter: 40<br />
Familienstand: verheiratet, eine Tochter<br />
Werdegang: BWL-Studium, Abschluss als<br />
Diplom-Kaufmann, Systemberater,<br />
seit 1998 bei <strong>Sternjakob</strong><br />
Derzeitige Position: IT-Leiter bei<br />
<strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong><br />
Hobby: Laufen<br />
VIRTUALISIERUNG I TITEL<strong>INTERVIEW</strong><br />
Schon früh war für <strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong>-Geschäftsführer<br />
Dieter Liebler und seinem IT-<br />
Leiter, Günter Beres, klar, dass hier nur die<br />
konsequente Modernisierung der Hardwarelandschaft<br />
Abhilfe schaffen konnte. Im Zuge<br />
dessen entschied sich der Mittelständler aus<br />
dem rheinland-pfälzischen Frankenthal für<br />
die Einführung der Infrastrukturlösung Flex-<br />
Frame des Herstellers Fujitsu Siemens Computers.<br />
Außerdem realisierte der Textilspezialist<br />
nicht nur die Hardwarekonsolidierung, sondern auch die<br />
Virtualisierung der ERP-Anwendung, wie Dieter Liebler und<br />
Günter Beres im Gespräch mit IT-MITTELSTAND erklären.<br />
ITM: Herr Beres, wie ist die <strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong> <strong>GmbH</strong> IT-seitig<br />
organisiert?<br />
Günter Beres: Unsere IT-Abteilung ist als Stabstelle direkt der<br />
Geschäftsleitung unterstellt. Manchmal machen wir, manchmal<br />
auch unser Geschäftsführer Vorschläge für neue IT-Projekte,<br />
die dann auf der jährlich stattfindenden Strategiesitzung<br />
aller Führungskräfte vorgestellt werden.<br />
Dieter Liebler: Größere Projekte wie die Neugestaltung unserer<br />
Infrastruktur mit FlexFrame stimmen wir dabei bereits im Vorfeld<br />
ab. Wir nehmen die Projekte in unser Budget auf und planen<br />
die Investitionen fest ein. Im Anschluss daran kann Herr<br />
Beres das ganze Jahr in Ruhe arbeiten, ohne sich groß abstimmen<br />
zu müssen.<br />
ITM: Wie viel geben Sie jährlich für Informations- und Telekommunikationstechnologien<br />
aus?<br />
Beres: Unsere Investitionen belaufen sich im Jahresdurchschnitt<br />
auf rund 150.000 bis 200.000 Euro. Dabei kann es<br />
durchaus zu Schwankungen kommen, abhängig davon, ob wir<br />
gerade ein Großprojekt stemmen oder eher kleinere Projekte<br />
realisieren.<br />
ITM: Und wie groß ist Ihre IT-Mannschaft?<br />
Beres: Wir beschäftigen vier IT-Mitarbeiter sowie einen Auszubildenden<br />
als Informatikkaufmann und sind eher betriebswirtschafts-<br />
als informatiklastig aufgestellt. Insgesamt geht es der<br />
IT-Abteilung um die Optimierung von Unternehmensprozessen<br />
und nicht um technologisches Detailwissen.<br />
ITM: Welchen Stellenwert besitzt die IT für Ihr Unternehmen?<br />
Liebler: Wir handeln gemäß der Frage: Welchen Nutzen bringt<br />
uns eine neue ITK-Lösung bzw. gibt es irgendwelche Anforderungen<br />
– von außen oder innen – die Neuanschaffungen notwendig<br />
machen?<br />
ITM: Welche externen Anforderungen könnten das sein?<br />
Liebler: Bringt unser ERP-Lieferant SAP ein neues Release heraus,<br />
besteht für uns in der Regel Handlungsbedarf, da Prozessorleistung<br />
oder Speicherressourcen für das neue System nicht<br />
mehr ausreichen oder der Wartungsvertrag für die Software<br />
ausläuft. In solchen Situationen planen wir weitsichtig, auf drei<br />
bis fünf Jahre hinaus und wägen verschiedene Optionen ab:<br />
Welche Nachteile bzw. Vorteile entstehen für uns, wenn wir<br />
den Status quo beibehalten? Oder welche Investitionen müssen<br />
wir für die Aktualisierung unserer ERP-Software tätigen?<br />
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TITEL<strong>INTERVIEW</strong> I VIRTUALISIERUNG<br />
ITM: Im Jahr 2005 stand bei Ihnen eine<br />
solche Entscheidung an...<br />
Beres: Ja, in diesem Fall standen wir vor<br />
einem Releasewechsel von R/3 4.6 C auf<br />
mySAP ERP 2004.<br />
ITM: Warum haben Sie sich gegen das damals<br />
schon verfügbare Release mySAP ERP<br />
2005 entschieden?<br />
Beres: Zwar wollen wir technologisch<br />
nie hinterherhinken, aber damals war<br />
dieses neue Release noch so frisch, dass<br />
wir Angst vor etwaigen Kinderkrankheiten<br />
hatten. Wir können es uns als Mittelständler<br />
nicht leisten, auf brandneue Lösungen<br />
zu setzen. Außerdem besitzen wir<br />
keine große IT-Mannschaft mit detailliertem<br />
SAP-Wissen.<br />
Liebler: Generell ist es für uns wichtig,<br />
dass die Technik funktioniert und wir<br />
nicht an ihr, sondern an unseren Unternehmensabläufen<br />
arbeiten müssen. Von<br />
daher haben wir uns für die konservative<br />
Vorgehensweise entschieden, nicht auf<br />
das neue Release, sondern auf das ältere,<br />
erprobte System zu setzen.<br />
ITM: Hardwareseitig brachte der ERP-Releasewechsel<br />
Sie jedoch in die Bredouille?<br />
Beres: Damit die neue ERP-Version performant<br />
läuft, benötigten wir eine deutlich<br />
höhere Speicher- und Prozessorleistung<br />
als zuvor. Bislang setzten wir in Sachen<br />
Hardwareplattform auf den IBM<br />
Midrange-Server iSeries. Dessen Zeichensatz<br />
basiert auf dem Extended Binary<br />
Coded Decimals Interchange Code. Aufgrund<br />
des Releasewechsels hätten wir allerdings<br />
eine Umstellung auf den von<br />
SAP genutzten American Standard Code<br />
for Information Interchange vornehmen<br />
müssen. Dies wäre mit einem enormen<br />
Speicherzuwachs verbunden gewesen.<br />
Vor diesem Hintergrund überlegten wir<br />
uns, ob wir bei dem iSeries-Konzept bleiben,<br />
eine größere Maschine kaufen und<br />
nicht unerheblich in neue Plattenspeicher<br />
investieren. Oder ob wir eine komplett<br />
neue Hardware anschaffen.<br />
Liebler: Mit Blick auf die Zukunft entschieden<br />
wir uns für letzteres. Auch<br />
stand seit längerem die Einführung des<br />
Business Warehouse und Customer Relationship<br />
Management (CRM)-Systems<br />
von SAP auf unserer Agenda. Daher suchten<br />
wir nach einer Hardware, bei der die<br />
Prozessor- und Speicherleistung modular<br />
erweiterbar ist, und die wir nicht gleich<br />
wieder durch neue, leistungsstärkere Ma-<br />
schinen ersetzen müssen, wie es bei einer<br />
iSeries der Fall gewesen wäre.<br />
ITM: Eine neue Infrastruktur und ein neues<br />
ERP-Release – viel Arbeit für eine vierköpfige<br />
IT-Mannschaft. Hatten Sie den Ehrgeiz,<br />
das Projekt alleine zu stemmen?<br />
Beres: Wir wollen weder die gesamte IT<br />
noch Teile davon auslagern, außer in Bereichen,<br />
die besonderes Spezialistenwissen<br />
erfordern. Hier wenden wir uns an<br />
Beratungs- oder Systemhäuser. Auch bei<br />
unserem Infrastrukturprojekt setzten wir<br />
auf Hilfe von außen und realisierten es<br />
gemeinsam mit dem IT-Dienstleister<br />
IS4IT aus Oberhaching bei München.<br />
ITM: Gibt es weitere Unternehmen, mit<br />
denen Sie zusammenarbeiten?<br />
Beres: Das Systemhaus Steeb Anwendungsysteme<br />
unterstützt uns seit der<br />
SAP-Einführung bei Releasewechseln<br />
und bei Problemen im ERP-Betrieb, soweit<br />
wir diese nicht selbst lösen können.<br />
ITM: Waren die Dienstleister bei der<br />
Evaluierung des Systems beteiligt?<br />
Beres: Ja, wobei die Vorbereitung in meinen<br />
Händen lag. Hätten wir nur eine neue<br />
Plattform für unser SAP-System benötigt,<br />
hätten wir beliebige auswählen können.<br />
Als ich mich in aktuelle Serverthematiken<br />
eingelesen habe, bin ich auf FlexFrame gestoßen.<br />
Die dahinter stehende Technologie<br />
fand ich sehr interessant – vor allem<br />
die Erweiterbarkeit, Skalierbarkeit und der<br />
direkte Anschluss des Speichersystems<br />
über ein Netzwerk. Dies können zwar<br />
auch andere Servermodelle, aber bei Flex-<br />
Frame ist es bereits im Standard integriert.<br />
Liebler: Genau darin liegt unser Vorteil:<br />
Wir müssen bei künftigen Installationen<br />
nicht jedes Mal das Rad neu erfinden<br />
und uns keine Gedanken um Blades oder<br />
Betriebssysteme für die Speicherumgebung<br />
machen. Zudem sprachen verschiedene<br />
Referenzen aus der Industrie<br />
für diese Infrastrukturlösung.<br />
ITM: Wurde das System zuvor auf Herz<br />
und Nieren getestet?<br />
Liebler: Gemeinsam mit IS4IT haben wir<br />
das System technologisch daraufhin geprüft,<br />
ob ein Einsatz bei <strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong><br />
in Frage kommt. Zudem klärten wir<br />
im Vorfeld ab, was bei der Einführung eines<br />
Data Warehouses sowie eines Customer<br />
Relationship Management (CRM)-<br />
Systems auf uns zu kommen wird.<br />
3/2008 · IT-MITTELSTAND
IT-MITTELSTAND · 3/2008<br />
VIRTUALISIERUNG I TITEL<strong>INTERVIEW</strong><br />
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TITEL<strong>INTERVIEW</strong> I VIRTUALISIERUNG<br />
Beres: Inzwischen haben wir bereits eine<br />
Testinstallation des Business Warehouse<br />
in Betrieb genommen und werden es<br />
demnächst produktiv schalten. Die Erweiterung<br />
mit FlexFrame war unkompliziert,<br />
weil wir für alle Speicherressourcen<br />
nur ein Betriebssystem benötigen. Dieses<br />
wird nicht auf jedem Server installiert,<br />
sondern nur auf einer Kontrollmaschine,<br />
die das Betriebssystem dann auf die Server<br />
verteilt.<br />
ITM: Wie kann man sich das vorstellen?<br />
Beres: Sollte ein Server ausfallen, wird<br />
das ERP-System automatisch auf eine andere<br />
Maschine umgeleitet. Hatten wir<br />
früher ein R3-System, das fest mit einem<br />
Server verknüpft war, besitzen wir heute<br />
virtualisierte ERP-Systeme und haben<br />
kein Problem, falls eine Hardware-Komponente<br />
ausfallen sollte. Wir können<br />
etwa die Maschine, die sonst für unsere<br />
Testumgebung zur Verfügung steht, als<br />
produktiven Server nutzen. Gesteuert<br />
wird diese Zuweisung über die im System<br />
integrierten Kontrollknoten.<br />
ITM: Wie verlief die Integration der Infrastruktur<br />
in die vorhandene IT-Landschaft?<br />
Beres: FlexFrame stellt für uns eine reine<br />
ERP-Plattform dar und wird nicht als Fi-<br />
leserver benutzt. Bei uns laufen darauf<br />
alle SAP-Systeme – also die Test- und Produktivumgebungen<br />
sowie nun bald auch<br />
das Business Warehouse und das CRM-<br />
System. Zudem nutzen wir überwiegend<br />
eine Windows-Umgebung mit Exchange<br />
Server, Archivsystem, Edifactsystem usw.<br />
ITM: Würden Sie anderen Mittelständler<br />
ebenfalls zu Virtualisierung raten?<br />
Beres: Ja, wobei es nicht nur um die virtuelle<br />
Verteilung der Anwendungen auf<br />
verschiedene Server geht, sondern vor allem<br />
um eine langfristige Planungssicherheit<br />
für die Infrastruktur. Durch die Ausbaufähigkeit<br />
der Anwendungslandschaft<br />
ist das System leicht an steigende Anforderungen<br />
anpassbar. Zusätzlicher Inves -<br />
titionsschutz liegt in der Wartungsarmut<br />
des Systems und damit in der Senkung<br />
der Administrations- und Be triebs kosten.<br />
ITM: Der Kostenfaktor war also auch<br />
ausschlaggebend?<br />
Beres: Die Anschaffung zweier iSeries-<br />
Maschinen – nämlich für das Produktivund<br />
Testsystem – wäre nicht billiger gekommen<br />
als das FlexFrame-Konzept. Bei<br />
den Wartungsbelangen der iSeries wäre<br />
es wiederum teuerer geworden. Wären<br />
wir bei einem reinen ERP-System geblie-<br />
<strong>Alfred</strong> <strong>Sternjakob</strong> <strong>GmbH</strong><br />
& Co. KG<br />
Im Jahr 1934 in Pirmasens gegründet, produzierte<br />
das Unternehmen zunächst Arbeitshandschuhe<br />
und Ledertaschen. Nach der Verlegung<br />
des Firmensitzes nach Frankenthal belieferte<br />
man nach dem Wiederaufbau der Produktion<br />
1945 zunächst die großen Warenhauskonzerne<br />
und Versandhäuser mit Koffern und Taschen.1975<br />
brachte <strong>Sternjakob</strong> mit dem Scout<br />
den bis heute weltweit erfolgreichsten Leichtschulranzen<br />
auf den Markt. Aufgrund des großen<br />
Erfolges wurde das Sortiment um Zubehör<br />
wie Sporttaschen, Heftmappen, Etuis, Schul -<br />
tüten sowie Lernhefte, ergonomische Schreibtischstühle<br />
oder Papeterie-Kollektionen beträchtlich<br />
erweitert. Seit 1990 hat man zudem<br />
mit 4You eine erfolgreiche Jugend- und Freizeitmarke<br />
im Angebot. Hinzu kamen in den letzten<br />
Jahren die Reisegepäckserie „Hardware“ sowie<br />
die Marken log stoff.com, Quer und Fastbreak.<br />
Standort: Frankenthal in Rheinland-Pfalz<br />
Mitarbeiter: rund 160<br />
Umsatz im letzten abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr: 40 Mio. Euro<br />
Internet: www.sternjakob.de<br />
ben – ohne Business Warehouse und<br />
CRM-System – wären die Kosten in etwa<br />
gleich geblieben. Sobald wir jedoch ein<br />
neues System mit ins Boot bringen,<br />
kommt uns FlexFrame günstiger, da man<br />
bei der iSeries für mehr Prozessorleistung<br />
gleich teuer aufrüsten muss.<br />
ITM: Wie verlief die Implementierung des<br />
Systems?<br />
Beres: Wir fassten im Mai 2005 die Einführung<br />
einer neuen Hardwareplattform<br />
ins Auge und verschafften uns einen<br />
Überblick über die damit verbundenen<br />
Investitionen. Im September 2005 folgte<br />
der Projektstart für den ERP-Releasewechsel<br />
gemeinsam mit Steeb und die<br />
Entscheidung zugunsten des FlexFrame-<br />
Projektes mit IS4IT als Systemintegrator.<br />
Aus Kostengründen wollten wir zuerst<br />
auf eine Sicherungslösung setzen, die auf<br />
eine Onlinespiegelung der Daten in einen<br />
anderen Brandabschnitt verzichtet.<br />
Unser Altsystem erlaubte auch nur eine<br />
Wiederherstellung via Bandsicherung.<br />
Im Projektverlauf setzen wir allerdings<br />
auf das Metrocluster und blieben mit dieser<br />
Lösung von Netapp im Standard.<br />
Liebler: Im Februar 2006 richtete der Systemintegrator<br />
dann die neue Umgebung<br />
komplett bei uns ein. Wir hatten weder<br />
mit dem Hardwareaufbau noch mit der<br />
Neujustierung des Netzwerkes etwas zu<br />
tun. Im Mai 2006 wurden dann das ERP-<br />
Test- bzw. das Produktivsystem auf die<br />
neue Plattform migriert. Anfang Juni<br />
nahmen wir beim Testsystem den Releasewechsel<br />
auf ERP 2004 vor. Und Ende<br />
August realisierten wir schließlich den<br />
Releasewechsel des Produktivsystems<br />
ebenfalls erfolgreich auf der neuen Plattform.<br />
Das Business Warehouse starteten<br />
wir als Testsystem im Frühjahr 2007.<br />
ITM: Bemerkten die Mitarbeiter den Hardwarewechsel?<br />
Beres: Im Vorfeld des Projekts war die<br />
große Unbekannte, wie viel Performance<br />
die neue ERP-Version wirklich benötigt.<br />
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass<br />
wir mit dem neuen System keinerlei Leistungsengpässe<br />
haben und die Dialogantwortzeiten<br />
für die Nutzer sehr kurz sind.<br />
ITM: Wie viele Mitarbeiter arbeiten mit<br />
dem ERP-System?<br />
Beres: Insgesamt 104, verteilt auf <strong>Sternjakob</strong><br />
sowie unsere beiden Schwesterfirmen<br />
Steinmann und Kottek in Nürn-<br />
3/2008 · IT-MITTELSTAND
erg. Hinzu kommen dreizehn Außendienstmitarbeiter,<br />
die von ihren Heim -<br />
arbeitsplätzen aus zugreifen.<br />
ITM: Muss Ihr ERP-System spezifische<br />
Branchenanforderungen erfüllen?<br />
Liebler: Ja, beispielsweise Edifact oder<br />
ein geschlossenes Warenwirtschaftsystem:<br />
Wird die Ware an der Ladentheke<br />
verkauft, werden wir direkt benachrichtigt<br />
und liefern in kürzester Zeit ein<br />
neues Produkt aus. Dadurch erhält unser<br />
Handelspartner sehr gute Lagerkennzahlen<br />
und eine höhere Flächenrentabilität.<br />
ITM: Welche Anforderungen haben Sie an<br />
Ihre Lieferkette?<br />
Beres: Wir besitzen eine breite Kundenbasis<br />
– vom Schreibwarenhändler bis hin<br />
zu Kaufhausketten oder Katalogversendern.<br />
Dabei besitzt jeder Kunde eigene,<br />
teils sehr unterschiedliche Versandanforderungen,<br />
die in unserem System abgebildet<br />
werden müssen.<br />
Liebler: Da wir keine Großhändler bedienen,<br />
sondern nur mit Direktlieferungen<br />
arbeiten, müssen wir ca. 2.500 bis 3.000<br />
Händler an unser System anbinden.<br />
ITM: Verlangen Sie von Ihren Kunden, dass<br />
sie beispielsweise beim Belegaustausch auf<br />
ein bestimmtes Dateiformat setzen?<br />
Liebler: Früher verkauften wir ein Produkt,<br />
der Händler erhielt die Ware und<br />
bezahlte. Heute hingegen gibt es im Einzelhandel<br />
große Verkaufsflächen, die wir<br />
selbst bestücken müssen. Bei dieser so genannten<br />
Konsignationsabwicklung wird<br />
just zu dem Zeitpunkt, an dem die Ware<br />
die Ladentheke verlässt, mit uns abgerechnet.<br />
Andere Varianten stellen die<br />
Flächenbewirtschaftung oder das „Shop<br />
im Shop“-Prinzip dar, die EDV-technisch<br />
ähnlich funktionieren.<br />
Solchen Veränderungen im Einzelhandel<br />
müssen wir entsprechen. Gerade bei<br />
großen Handelskonzernen sind Flächenbewirtschaftungen<br />
die Regel. Hier be -<br />
kom men wir die Fläche zur Verfügung<br />
gestellt und müssen zusehen, dass stets<br />
ausreichend aktuelle, abverkaufsfähige<br />
Ware bereit steht. Dies muss EDV-seitig<br />
so abgewickelt werden, dass es im Hintergrund<br />
reibungslos funktioniert.<br />
ITM: Kaufhausketten wie Kaufhof arbeiten<br />
auf Artikelebene bereits mit der Funktechnologie<br />
Radio Frequency Identification<br />
(RFID). Ist dies auch ein Thema für Sie?<br />
IT-MITTELSTAND · 3/2008<br />
VIRTUALISIERUNG I TITEL<strong>INTERVIEW</strong><br />
Liebler: Wir nutzen RFID-Chips auf unseren<br />
Produkten um herauszufinden, wo<br />
sich die Ware gerade befindet bzw. um<br />
nachzuvollziehen, ob die Ware über den<br />
direkten Weg in den Handel gekommen<br />
ist oder den unerlaubten Umweg über<br />
nicht autorisierte Händler genommen<br />
hat. Mit RFID können wir genau sehen,<br />
welcher Artikel mit welchem Lieferschein<br />
wann an welchen Kunden gegangen<br />
ist. Diese Rückverfolgung hilft uns<br />
insbesondere, Querlieferungen zu vermeiden.<br />
Sollte RFID die Nachfolge des<br />
EAN-Codes antreten, werden wir frühzeitig<br />
Erfahrungen gesammelt haben.<br />
ITM: Wie einfach ist die Anwendung?<br />
Liebler: Es handelt sich dabei um einen<br />
lesbaren und nicht beschreibbaren RFID-<br />
Chip mit lediglich einem sechzehnstelligen<br />
alphanumerischen Code.<br />
Beres: Wir lesen am Packplatz einzig<br />
diese eindeutige Nummer des Chips aus<br />
und verknüpfen sie mit der Lieferscheinnummer.<br />
Die Endverbraucher sind davon<br />
überhaupt nicht betroffen, so dass<br />
wir uns an dieser Stelle keine Gedanken<br />
um Datenschutz etc. machen müssen.<br />
ITM: Abschließend eine Frage zu Ihrem bekanntesten<br />
Produkt, dem Scout Schulranzen:<br />
Wie groß ist das Sortiment?<br />
Liebler: Es gibt die drei Modelle Easy,<br />
Mega und Maxi und diese jeweils in dreizehn<br />
verschiedenen Farben. Insgesamt<br />
besitzen wir immer neun Motive, wobei<br />
wir pro Jahr vier neue herausbringen.<br />
Läuft ein Motiv sehr gut, bleibt es drei<br />
oder vier Jahre in der Produktion.<br />
ITM: Sagt Ihne eine Controllingsoftware,<br />
wie gut sich ein Motiv verkauft?<br />
Beres: Dies können wir über das Vertriebsinformationssystem<br />
unserer ERP-<br />
Software abfragen und detaillierte Auswertungen<br />
für jedes Modell, jedes Motiv<br />
oder jede Farbe auf Knopfdruck erstellen.<br />
Liebler: Was uns aber eigentlich nichts<br />
bringt. Wie für ein Modehaus ist es auch<br />
für uns nicht wichtig, wie sich die alte<br />
Kollektion verkauft hat. Alte Motive sind<br />
Vergangenheit und es bringt nichts, einen<br />
Vergleich mit den neuen zu starten.<br />
Vielmehr muss man ein Gefühl dafür<br />
entwickeln, ob ein neues Motiv verkäuflich<br />
ist oder nicht. Hier helfen uns weder<br />
Software noch Produktmanager, vielmehr<br />
gehen wir in die Kindergärten und<br />
fragen die Kinder selbst. Ina Konrad<br />
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