Täuschen und Lügen - Wdr.de
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Der damalige Herausgeber von „nature“, John Maddox,<br />
stimmte <strong>de</strong>r Veröffentlichung in „nature“ zu. Er stellte<br />
aber die Bedingung, dass Benveniste ihm bei einer<br />
Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>s Testes einen Laborbesuch gestattete.<br />
Maddox erschien im Juli 1988 in Begleitung <strong>de</strong>s Skeptikers<br />
<strong>und</strong> Zauberkünstlers James Randi (vgl. Quarks „Übersinnliche<br />
Phänomene“ vom 12.10.04, http://www.quarks.<strong>de</strong>/<br />
dyn/19806.phtml) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Fälschungsexperten Walter<br />
Stewart in Benvenistes Labor. Sie konnten zunächst keine<br />
Manipulation ent<strong>de</strong>cken, obwohl sie alle Reagenzgläser<br />
mit Co<strong>de</strong>nummern gekennzeichnet hatten <strong>und</strong> das<br />
Experiment mehrfach wie<strong>de</strong>rholen ließen.<br />
Erst als sich Maddox, Randi <strong>und</strong> Stewart selbst hinsetzten<br />
<strong>und</strong> das Experiment in die Hand nahmen, scheiterte es. Sie<br />
kamen zu <strong>de</strong>m Schluss, dass „die Art <strong>und</strong> Weise, wie die<br />
beschriebenen Versuche ausgeführt wur<strong>de</strong>n, die außergewöhnlichen<br />
Schlussfolgerungen nicht zulassen“. Offensichtlich<br />
war an Benvenistes Ergebnissen nicht viel<br />
Substanz. Dennoch versucht er bis heute, seine Theorien<br />
zu belegen.<br />
Karl Illmensee: geklonte Mäuse<br />
In <strong>de</strong>n 1980er Jahren brachte die Biologie-Zeitschrift „Cell“<br />
die Erfolgsmeldung, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Biologe <strong>und</strong> Star <strong>de</strong>r<br />
Embryologie Karl Illmensee hätte erfolgreich Mäuse geklont.<br />
Ebendiese prangten vom Titelblatt <strong>de</strong>s angesehenen<br />
Journals. Zuerst wur<strong>de</strong> Illmensee gefeiert, dann sprach man<br />
von Skandal: Seine Klon-Experimente konnten von an<strong>de</strong>ren<br />
Forschern nicht wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> zwei Genfer Mitarbeiter<br />
Illmensees bezichtigten ihn <strong>de</strong>s Betrugs. Eine Untersuchungskommission<br />
stellte 1983 in diplomatischer Verklausulierung<br />
fest: Die Klon-Experimente seien „aufgr<strong>und</strong><br />
von Schlampereien wissenschaftlich wertlos.“<br />
Shinichi Fujimura: selbstvergrabene F<strong>und</strong>e<br />
Der japanische Amateur-Archäologe Shinichi Fujimura<br />
hatte scheinbar immer <strong>de</strong>n richtigen Riecher. Er machte<br />
16<br />
zwischen 1981 <strong>und</strong> 2000 bei Ausgrabungen spektakuläre<br />
F<strong>und</strong>e. Sie schienen zu belegen, dass Japan schon vor<br />
über einer halben Million Jahre von höchst intelligenten<br />
Menschen besie<strong>de</strong>lt war, die steinerne Grabmäler <strong>und</strong><br />
bunt bemalte Werkzeuge hervorgebracht hatten <strong>und</strong> sogar<br />
schon Mathematik kannten. Die Nation war stolz auf ihn.<br />
Doch am 5. November 2000 schockierte die Tageszeitung<br />
Mainichi Shimbun ihre Leser mit drei großen Fotos auf <strong>de</strong>r<br />
Titelseite. Sie zeigten <strong>de</strong>n großen Archäologen, wie er mit<br />
einem Plastiksack bewaffnet neue, aufregen<strong>de</strong> F<strong>und</strong>e vorbereitete.<br />
Aufgr<strong>und</strong> eines Tipps aus Archäologenkreisen<br />
hatten Journalisten Fujimura beim Vergraben <strong>de</strong>r Objekte<br />
gefilmt. Fujimura entschuldigte sich auf einer Pressekonferenz<br />
<strong>und</strong> legte ein Geständnis ab. Er hätte 61 von 65<br />
F<strong>und</strong>en in <strong>de</strong>r Ausgrabungsstätte Kamitakamori <strong>und</strong> alle<br />
29 Steinwerkzeuge in Soshinfudozaka, einer an<strong>de</strong>ren<br />
Ausgrabungsstätte auf Hokkaido, selbst vergraben.<br />
Pons <strong>und</strong> Fleischman: Kalte Kernfusion<br />
Im März 1989 verkün<strong>de</strong>ten die bei<strong>de</strong>n Chemiker B. Stanley<br />
Pons <strong>und</strong> Martin Fleischman von <strong>de</strong>r Universität von Utah<br />
eine Revolution in <strong>de</strong>r Energieversorgung <strong>de</strong>r Welt. Sie<br />
behaupteten, sie hätten eine Kernfusion in <strong>de</strong>r Wohnküche,<br />
eine „cold fusion“ zustan<strong>de</strong> gebracht. Ihre Erfindung<br />
versprach unbegrenzte Energie zu minimalen<br />
Preisen. Hätte sie funktioniert, wäre wohl das En<strong>de</strong> aller<br />
Armut angebrochen, <strong>und</strong> weltweit wäre je<strong>de</strong> gewünschte<br />
Menge von Energie beliebig verfügbar gewesen.<br />
Es bil<strong>de</strong>te sich eine kleine Anhängerschaft, die aber die<br />
Versuche nur unbefriedigend reproduzieren konnte, <strong>und</strong><br />
eine große skeptische Gegnerschaft. Über die Details <strong>de</strong>s<br />
Fakes rätseln manche Wissenschaftler bis heute. Dass<br />
sich <strong>de</strong>r Glaube, an <strong>de</strong>r „cold fusion“ könnte etwas dran<br />
sein, so lange hielt, hat mit <strong>de</strong>r Strategie „optimaler Informationsvorenthaltung“<br />
zu tun: Alle glaubten, Pons <strong>und</strong><br />
Fleischman hätten Fakten in petto, die sie aus verständlichen<br />
Grün<strong>de</strong>n – zwecks Patentanmeldung – <strong>de</strong>n Konkurrenten<br />
vorenthalten wür<strong>de</strong>n.<br />
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Die Chemiker B. Stanley Pons<br />
<strong>und</strong> Martin Fleischman