Schwarzes Theater
Schwarzes Theater
Schwarzes Theater
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<strong>Schwarzes</strong> <strong>Theater</strong><br />
Das Schwarze <strong>Theater</strong> ist eine besondere Form des <strong>Theater</strong>spiels auf einer schwarzen<br />
Bühne, die mit ultraviolettem Licht (Schwarzlicht) angestrahlt wird. Die Schauspieler sind<br />
schwarz gekleidet und bleiben somit 'unsichtbar'. Durch das UV-Licht können spezielle<br />
Farben zum Leuchten gebracht werden. So wirken weiße oder neonfarbene Gegenstände<br />
gleichsam so, als ob sie im Raum schwebten (z.B. Hände und Füße ohne Körper).<br />
1. Lehrplanbezug und Ziel (beteiligte Fächer, Schulstufe)<br />
Das Vorhaben kann nicht fächermäßig eingeordnet werden. Vielfältige körperliche und<br />
geistige Anforderungen werden gestellt.<br />
Geht man davon aus, dass Schule ganz generell Kreativität fördern soll, so ist das<br />
Projektvorhaben in jedem Fall und auf jeder Schulstufe sowohl vom thematischen als auch<br />
auch von der Abwicklung her sinnvoll. Es besteht die Forderung an den Einzelnen, sich mit<br />
seiner persönlichen Leistung einzubringen.<br />
Darüber hinaus arbeiten die Schülerinnen und Schüler aber auch gemeinsam an einer<br />
Aufgabe. Zum Gelingen bringt jeder seinen Anteil ein und perfektioniert ihn weitgehend,<br />
stimmt ihn auf die anderen ab: Teamarbeit, als wichtige Schlüsselqualifikaktion, wird geübt.<br />
Sehr schnell kommt motivierende Energie aus der eigenen Leistung, aber auch der Leistung<br />
der Gruppe, die während des Spiels eng, dabei ohne Blick- und Sprachkontakt<br />
zusammenarbeiten muss. Die Schüler lernen, auf ganz neuen Wegen zu kommunizieren,<br />
sensibel aufeinander Rücksicht zu nehmen - sicher ein Beitrag zur Entkrampfung<br />
zwischenmenschlicher Beziehung.<br />
2. Bedingungen (s. Plan, Anlage 1)<br />
Die Lehrkraft muß vorher klarstellen, ob sich das ausgesuchte Schullandheim für diese<br />
Zwecke auch eignet (Raum, Beleuchtung, Bestuhlung ...).<br />
Man könnte sich vorstellen, dass ein Schullandheim entsprechende Anschaffungen tätigt,<br />
wenn die Lehrkraft (u.U. jeweils mit ihren Klassen) bereit ist, die Ausstattung und ihre<br />
Möglichkeiten bei Fortbildungs- (Vorbereitungs-) veranstaltungen vorzustellen, evtl. auch<br />
einmal andere Klassen damit zu überraschen und für solche Betätigung zu gewinnen.<br />
Raum:<br />
Wünschenswert ist ein größerer rechteckiger Raum, der völlig abzudunkeln ist (z.B.<br />
Kellerraum). Die Wände sollten schwarz gestrichen (ausgekleidet) sein. Die 'Bühne'<br />
(Stirnseite, etwa 1/3 der Fläche des Gesamtraumes) sollte am Boden und im Hintergrund mit<br />
schwarzem Stoff ausgespannt sein (geeignet: Baumwolle, Samt, Filz). Die Zugänge zur<br />
Bühne werden an beiden Seiten durch transportable Stoffwände flexibel gestaltet.<br />
Beleuchtung:<br />
Raumbeleuchtung normal. Von Vorteil wäre, wenn sie von der Bühne her ausgeschaltet<br />
werden kann. Die Bühne wird von unten und oben mit 2 bis 4 UV-Lampen mit hoher<br />
Wattzahl angestrahlt, wobei die 'Schwarzlichtlampen' gegen das Publikum schwarz
abgeschirmt sein müssen. Es empfiehlt sich außerdem zur besseren Orientierung der<br />
Schauspieler eine schwache Lichtquelle hinter der Bühne.<br />
Akustik:<br />
Für den Anfang genügt bereits ein Stereo-Kofferradio mit Casettendeck und evtl. CD-Player,<br />
dazu Casetten oder CDs mit Instrumentalmusik verschiedenster Art (Marschmusik,<br />
Zirkusmusik, meditative Musik ...). Natürlich läßt sich die Ausstattung (im Laufe der Zeit)<br />
perfektionieren, jedoch ist das keinesfalls nötig.<br />
3. Vorarbeit in der Schule<br />
Die Schülerinnen und Schüler müssen eingeführt werden:<br />
• Wir bereiten unseren Beitrag für das Schulfest vor, indem wir uns<br />
unsichtbar machen!? (finsterer Raum, wir werfen eine 'Tarnkappe', einen<br />
schwarzen Schleier, über uns)<br />
• Wir machen uns teilweise sichtbar!? (es gibt ein Licht, das bestimmte<br />
Materialien sichtbar macht, wobei schwarz aber unsichtbar bleibt)<br />
• Wie können wir die Zuschauer zum Staunen bringen? (Kinder denken sich<br />
aus, was da alles zu machen wäre ...)<br />
• Was könnten wir mit einem weißen Ball (weißen Handschuhen, weißen<br />
Tüchern ...) machen? (in diesem Stadium sollten bereits konkrete<br />
Vorhaben benannt und notiert werden)<br />
Wir müssen vorbereiten und sammeln:<br />
• Was brauchen wir wohl? (schwarze Kleidung - keine Kunstfaser,<br />
schwarze, dünne Baumwollhandschuhe, Kapuzen mit Augenschlitzen<br />
oder mit dünnen schwarzen Seidentüchern überdeckt, schwarze Strümpfe<br />
... dann aber auch:<br />
• weiße Handschuhe und Socken, Tücher in verschiedenen (Neon-)Farben,<br />
reflektierende Schminke, weiße Bänder unterschiedlicher Länge, mit<br />
weißem Stoff überzogene Styroporkugeln, die an einem schwarzen Stab<br />
befestigt sind, vielfältige Gegenstände und Formen aus neonfarbener<br />
Pappe,<br />
• andererseits schwarze Tücher oder schwarzer Karton, wodurch die<br />
Utensilien auf der Bühne zunächst überdeckt werden ...)<br />
• Girlanden, Masken, Buchstaben ....<br />
Inhaltliche Vorbereitung:<br />
Soweit es um das Sammeln erster Erfahrungen geht, braucht weitere inhaltliche<br />
Vorbereitung nicht erfolgen. Die Schülerinnen und Schüler sollen erst einmal die Wirkungen<br />
erleben, bevor sie sich an ein 'Drehbuch' wagen. Für 'Spezialisten' allerdings empfiehlt sich,<br />
das Vorhaben schriftlich zu fixieren, um auch die erforderlichen Materialien besorgen zu<br />
können. Während der praktischen Durchführung im Schullandheim werden dann Abläufe<br />
geübt, Feinheiten eingebracht, Wirkungen präzisiert, Szenen erweitert ...<br />
Themen können zunächst folgenden Bereichen entnommen werden: Zirkus, Orientalische<br />
Märchen, Geisterstunde, Hexennacht, Phantasiereisen und Phantastereien, Science fiction<br />
...
4. Durchführung im Schullandheim<br />
Begründung des Vorhabens<br />
• Die Kinder lernen eine neue, interessante Art des <strong>Theater</strong>spielens kennen,<br />
in der sich jeder (auch noch so schüchterne) Beteiligte produktiv und in<br />
einer wichtigen Rolle sehen kann.<br />
• Auswendiglernen von Texten und der Zwang, sich produzieren zu müssen,<br />
entfallen.<br />
• Schon nach kurzer Beschäftigung mit der Sache können qualitativ<br />
hochwertige Produktionen entstehen, die durch ein hohes Maß an<br />
Eigeninitiative der Schüler gekennzeichnet sind. Solcher Erfolg beflügelt:<br />
Man kann nicht mehr aufhören!<br />
• Durch den Einsatz selbstgestalteter Spielutensilien identifizieren sich die<br />
Kinder stark mit dem gespielten Stück. Beim Basteln der Gegenstände und<br />
beim Gestalten der Szenen ist gemeinsames Handeln gefordert.<br />
• Auf und hinter der Bühne agieren des öfteren viele Mitschüler gleichzeitig.<br />
Die 'Zuschauer' arbeiten kritisch mit und machen Verbesserungsvorschläge.<br />
Die ganze Klasse also ist beschäftigt, abwechselnd, einmal<br />
vor, einmal auf oder hinter der Bühne.<br />
• Dazu kommt noch, dass man sich weder verbal noch mit Blickkontakt<br />
verständigen kann, dass oft Körperkontakt entsteht. Jeder hat sich so auf<br />
den anderen einzustellen, hat seine Rolle gewissenhaft zu erfüllen. Daraus<br />
ergeben sich aus dem Schwarzen <strong>Theater</strong> auch eminent wichtige<br />
gruppendynamische Wirkungen.<br />
Einstiegsphase<br />
• Die Klasse befindet sich im noch beleuchteten Zuschauerraum und wird in<br />
die Benützung der Bühne eingeführt: Das <strong>Theater</strong>spiel findet im Dunkeln<br />
statt; die Bühne darf nicht mit Schuhen betreten werden, da man jeden<br />
Abdruck auf schwarzem Stoff sehen kann; die Schüler werden<br />
abwechselnd zum Licht aus- und einschalten eingeteilt.<br />
• Jeweils 4 bis 5 Schülerinnen und Schüler kommen auf die Bühne, das<br />
Licht wird aus-, Schwarzlicht eingeschaltet. Die Zuschauer und Spieler<br />
betrachten gegenseitig die 'normale' Kleidung, die Augen, Zähne etc. Hier<br />
können schon einige originelle Leucht-Effekte beobachtet werden.<br />
• Jetzt erst, nachdem erste Seherfahrungen gesammelt sind, ziehen sich<br />
die Spieler schwarz an: schwarze Masken oder Tücher über einzelne<br />
Körperteile, über den Kopf: Man wird unsichtbar! Die 'Verkleidung' wird auf<br />
der Bühne auf ihre Unsichtbarkeit hin überprüft.<br />
• Auf der Bühne werden erste Aktionen mit 'weißen Händen' und/oder<br />
'weißen Füßen' ausprobiert. Musik im Hintergrund erleichtert das Bewegen!<br />
• Präparierte Materialien, z.B. weiße Kugeln an schwarzen Stäben, weiß<br />
bezogene Gymnastikreifen, neonfarbene Chiffontücher ... kommen ins<br />
Spiel. Auf der Bühne agieren nur wenige Schüler, wobei sich jeder für sich<br />
mit einem Gegenstand beschäftigt (also noch keine Interaktion).<br />
Szenische Gestaltung
• Nunmehr agieren jeweils zwei Schüler gemeinsam, z.B. 'wirft' der eine mit<br />
seinen weißen Händen die Kugel, die von einem zweiten in Zeitlupe am<br />
Stab geführt wird. Jetzt können schon kleine Spielszenen ausprobiert<br />
werden.<br />
• Immer mehr Schülerinnen und Schüler treten gemeinsam in kleinen<br />
Szenen in Aktion. Für das Hin- und Herwerfen von zwei Bällen benötigt<br />
man z.B. schon 4 Beteiligte.<br />
• Nachdem viele einzelne Szenen auf der Bühne ausprobiert wurden, trifft<br />
man sich im Zuschauerraum, um ein kleines Programm oder gar ein<br />
'Drehbuch' zusammenzustellen. Gibt man den Schülern eine einfache<br />
Thematik vor (z.B. Zirkus, Zoobesuch, Geisterstunde ...), so lässt sich<br />
schnell ein Stück schaffen. Rollen werden verteilt, Einzelszenen<br />
ausprobiert, verbessert ...<br />
• Wenn man aus dem bereitgestellten Material (Plakatkartons, Stoffe ...)<br />
Utensilien mit den Schülern bastelt, lassen sich bereits aufwendigere<br />
Stücke, z.B. Märchen, produzieren. Man schreibt einen groben<br />
Programmablauf auf ein Plakat, sucht zur Untermalung geeignete Musik<br />
aus und schon kann's losgehen!<br />
• Jetzt heißt es üben, üben und nocheinmal üben, bis die Feinabstimmung<br />
klappt. Es ist sinnvoll, jedem Mitwirkenden hinter der Bühne (verdeckt!)<br />
einen Stuhl oder Platz zuzuweisen, auf dem das jeweils benötigte Material<br />
bereitliegt.<br />
5. Präsentation, Auswertung<br />
Ganz zweifellos erfordert ein solches Programm viel Einsatz während des<br />
Schullandheimaufenthaltes. Man kann davon ausgehen, dass etwa 15 Stunden Arbeit damit<br />
verbunden sind: 3 Abende und 3 Vor- bzw. Nachmittage werden benötigt.<br />
Bei solchem Engagement möchten die Schülerinnen und Schüler ihr Werk natürlich auch<br />
vorführen, am besten noch im Schullandheim (bei einwöchigem Aufenthalt:<br />
Abschiedsabend!). Dazu kann und sollte man die Eltern einladen, auch den Schulleiter, der<br />
sich die Vorführung in Hinblick auf das Kollegium oder auf ein Schulfest zu Gemüte führt und<br />
im Anschluss daran die Beschaffung der erforderlichen technischen Einrichtungen ins Auge<br />
fasst.<br />
Mit dem Kollegium wären Varianten zu besprechen, anspruchsvollere Inszenierungen und<br />
Aufführungen, Schaffen einer Schullandheim- und Schultradition ...<br />
6. Literatur<br />
H. Ebert/E. Breitenbach: Zwischenbericht zum Projekt Friedenserziehung im Schullandheim”,<br />
Würzburg, März 1998 (unveröffentlichtes Manuskript des Lehrstuhles Sonderpädagogik I der<br />
Universität Würzburg; daraus insbesondere der Beitrag von Helga Fell: <strong>Schwarzes</strong> <strong>Theater</strong>)<br />
W. Breuder: <strong>Schwarzes</strong> <strong>Theater</strong>, Hinweise aus der Praxis zur Beschäftigung mit einer<br />
besonderen Form des <strong>Theater</strong>spiels; in: Spiel und <strong>Theater</strong>, Weinheim 1988<br />
G. Walter: Kinder spielen <strong>Theater</strong>, Niedernhausen/Ts, 1993
7. Anlagen<br />
Anlage 1: Bühnenraum - Ausstattung<br />
Anlage 2: Mustervorlage für ein Drehbuch