Das unterirdische Stettin
Das unterirdische Stettin
Das unterirdische Stettin
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<strong>Das</strong> <strong>unterirdische</strong> <strong>Stettin</strong> –Wahrheit oder schöner Mythos Versuch einer Darstellung des<br />
Standes und der Möglichkeiten der touristischen Nutzung von Schutz- und<br />
Verkehrsbauwerken aus Stahlbeton<br />
Einleitung<br />
Wir sind eine Touristikfirma. Jeden Tag sind wir in Szczecin (<strong>Stettin</strong>) unterwegs, zeigen es<br />
Touristen und erliegen seinem Charme. Die Leidenschaft zur Entdeckung des<br />
„Unterirdischen <strong>Stettin</strong>s“ ist aussergewöhnlich ansteckend und wir gaben uns ihr hin. Wir<br />
sind keine Spezialisten für Festungen oder <strong>unterirdische</strong> Verbindungen. Daher äussern wir<br />
uns als Gruppe von Enthusiasten, denen es gelang, ein kühnes Touristikprojekt mit einem<br />
kleinen Teil des „Unterirdischen <strong>Stettin</strong>s“ zu verwirklichen. Den Vortrag schrieben wir aus der<br />
Sicht des „gewöhnlichen <strong>Stettin</strong>ers“ und nicht als Wissenschaftler.<br />
<strong>Das</strong> Funktionieren des „Unterirdischen <strong>Stettin</strong>s“ in der Vorstellung der <strong>Stettin</strong>er<br />
Seit jeher werden die Menschen von geheimen Orten angezogen. In <strong>Stettin</strong> gab es solche<br />
Geheimnisse: Unterirdische Durchgänge und Korridore, die aus Zeiten stammten, als <strong>Stettin</strong><br />
mit drei Forts eine Garnisonsstadt war und als sogar eine mittelalterliche Mauer die Stadt<br />
umgab. <strong>Das</strong> tatsächliche oder eingebildete Bestehen von Geheimnissen regte die<br />
Vorstellungen der damaligen Einwohner stark an. Es gab Geschichten darüber, aus den<br />
Stadtmauern mittels <strong>unterirdische</strong>r Durchgänge, die sich durch die grossen<br />
Schlosskasematten zum anderen Oderufer ziehen, herauszugelangen.<br />
<strong>Das</strong> Echo dieser Faszinationen finden wir in Erzählungen und Legenden, die man heute in<br />
deutschen und polnischen Arbeiten finden kann.<br />
Von den Vorstellungen der Polen über das „Unterirdische <strong>Stettin</strong>“ können wir ab dem Jahr<br />
1945 sprechen, als sie nach der Eroberung der Stadt eintrafen und die Stadt kennenlernten.<br />
Damals kam man das erste Mal mit so umfassendem Einsatz von Stahlbeton in Berührung:<br />
Bei Schutzbauten, im Zivilschutz sowie auch bei anderen öffentlichen Bauten und sogar bei<br />
der Sakralarchitektur.<br />
<strong>Das</strong> erste Nachkriegsjahr ist sehr schwer, es herrscht Hunger, Typhus, der Winter ist sehr<br />
hart, es mangelt an Brennmaterial. Nach <strong>Stettin</strong> kehren auch Tausende deutsche Einwohner<br />
zurück, es kommen die ersten Polen und die Transporte mit Juden aus den Ostgebieten. Alle<br />
diese Menschen finden hier ein neues Leben. Gegenstände, die man aus dem Feuer des<br />
Krieges gerettet hat, die nützlich sein können, ausgegraben aus Ruinen, Häusern, Kellern<br />
und aus der <strong>unterirdische</strong>n Stadt. Bis zum Ende der vierziger Jahre sind Keller und der<br />
Untergrund Schutz und Wohnung vieler <strong>Stettin</strong>er (Deutscher und Polen).<br />
Nach Einbruch der Dämmerung ist die Stadt unsicher, Diebesbanden, Militärmarodeure<br />
kämpfen untereinander, greifen die Zivilbevölkerung an und berauben sie. Es werden sogar<br />
Züge mit den ersten Umgesiedelten angegriffen. Wer sich bei Einbruch der Dunkelheit in der<br />
Stadt befindet, versteckt sich in den <strong>unterirdische</strong>n Ruinen. <strong>Stettin</strong> nennt man zu dieser Zeit<br />
den „Wilden Westen“.<br />
Die Sowjetarmee belegt alle strategischen Objekte in der Stadt, darunter Kasernen,<br />
Fabriken, Krankenhäuser und den Hafen, eingeschlossen die <strong>unterirdische</strong> Infrastruktur. Wo<br />
Minengefahr besteht und wo keine Kenntnis über solche <strong>unterirdische</strong>n Orte besteht, wird<br />
abgesperrt, zugemauert, zugeschüttet oder geflutet.
<strong>Das</strong> deutsche Militär lässt, als es sich aus der Stadt zurückzieht, Guerillatrupps von Nazi-<br />
Fanatikern zurück: Die sogenannten Werwölfe. Fast bis zum Ende des Jahres 1948 dauert<br />
der Kampf mit den Nazis in der Stadt. Sie nutzen <strong>unterirdische</strong> Durchgänge und Räume als<br />
Waffen- und Sprengstofflager sowie als Basis für Ausfälle zu Sabotageaktionen oder zu<br />
unerwarteten Angriffen. Die einzige Methode des Kampfs gegen die Werwölfe war das Indie-Luft-sprengen<br />
aller verdächtigen <strong>unterirdische</strong>n Durchgänge.<br />
Bis zum heutigen Tage glauben viele Leute, dass die Werwölfe direkt nach dem Krieg in den<br />
Untergrund gingen. Sie erzählen davon, an welchem Ort diese einstiegen und wundern sich,<br />
wo sie wieder an die Oberfläche kamen.<br />
Sicher waren direkt nach dem Krieg viele Schutzräume, Luftschutzgräben oder Korridore und<br />
Abwasserkanäle allgemein zugänglich. Die erste Generation polnischer Kinder, die in <strong>Stettin</strong><br />
geboren wurden, spielte in den Trümmern und Ruinen der noch nicht wieder aufgebauten<br />
Stadt. Sie kennen die Stadt, die es heute nicht mehr gibt, es entsteht die Legende des<br />
Unterirdischen <strong>Stettin</strong>s, seiner geheimen Durchgänge und Verbindungen.<br />
<strong>Das</strong> Militär, der Zivilschutz oder die Miliz beginnen sie mit der Zeit zu schliessen. Der<br />
Untergrund wird immer weniger zugänglich und mit der Zeit auch weniger bekannt. Ab und<br />
zu erscheinen in den Zeitungen Artikel, die das „Unterirdische <strong>Stettin</strong>“ betreffen, aber in<br />
Hinsicht auf die Stadtverteidigung gab es sicherlich nicht viele.<br />
Gegenwärtig erwacht die Sache mit neuer Kraft. Hauptsächlich dank einer Serie von<br />
Presseartikeln im <strong>Stettin</strong>er Kurier (Kurier szczeciński) und dank Artikeln der lokalen Beilage<br />
zur Tageszeitung Gazeta Wyborcza.<br />
<strong>Das</strong> „Unterirdische <strong>Stettin</strong>“ funktionierte in der Vorstellung als Netz geheimer <strong>unterirdische</strong>r<br />
Tunnel, Kanäle und Räume. Jede Erzählung musste authentisch sein und von jemandem<br />
mitgeteilt worden sein, der selbst dort war oder der die Person kannte, die dort war. Auch auf<br />
dieser Grundlage entstanden sehr phantastische Erzählungen, die bis zum heutigen Tag die<br />
Vorstellungskraft der <strong>Stettin</strong>er erregen.<br />
In der Vorstellung führen diese Tunnel in verschiedene Richtungen, es könnten darin Autos<br />
fahren, Züge, es könnten Tausende von Menschen dort untergebracht werden, Fabriken,<br />
Krankenhäuser und Ämter. Tunnel sollten unter der Oder durchführen, eine <strong>unterirdische</strong><br />
Autobahn sollte sogar nach Berlin führen und Tunnel aus dem Stadtzentrum sollten im<br />
heutigen Bukow oder in Puszcza Bukowa enden. Man solle beim Erzählen den Standort der<br />
Ein- und Ausgänge nicht bekanntgeben und sie fügten hinzu, dass die Tunnel zugeschüttet,<br />
zugemauert oder überflutet seien. Die Räume und Tunnel sollten hauptsächlich durch die<br />
Deutschen ausgebaut sein, vor oder während des Krieges. Häufiger tauchten Vorstellungen<br />
über Ziegelbauten auf, älter als das 19. Jahrhundert.<br />
Wachsendes Interesse am Unterirdischen <strong>Stettin</strong><br />
Ein für uns merkliches Anwachsen des Interesses am Unterirdischen <strong>Stettin</strong> findet nach der<br />
Veröffentlichung einer Artikelserie von Jacek GraŜewicz im <strong>Stettin</strong>er Kurier (Kurier<br />
Szczceciński) statt. Sie inspiriert viele junge Leute dazu, auf eigene Faust die <strong>unterirdische</strong>n<br />
Geheimnisse kennenzulernen. Sie denken nicht an die Gefahren, dringen in den Untergrund<br />
ein, Pläne skizzierend und Dutzende von Fotos machend. Später veröffentlichen sie sie auf<br />
Internetseiten oder in Foren, welche zu weiteren „Entdeckungen“ anspornen. Die Information
über die Örtlichkeiten der Eingänge in den Untergrund holen sie von Leuten, die irgendwann<br />
dort waren oder indem sie sich aufmerksam umschauen. Von diesem Augenblick an können<br />
wir einige Seiten von „Entdeckungen im <strong>Stettin</strong>er Untergrund“ im Internet finden:<br />
- www.podziemnyszczecin.pl<br />
- fajnyszczecin.za.pl<br />
- podziemia.szczecin.w.interia.pl<br />
- www.innyszczecin.friko.pl/bunkry_i_podziemia.htm<br />
- www.sutg.friko.pl<br />
- www.podziemia.republika.pl<br />
- www.podziemiaszczecina.info<br />
Nicht nur die Arbeit sowie das Internet sind lebhaft am Unterirdischen Szczecin interessiert.<br />
Auch das lokale Fernsehen interessiert sich für das Thema und in einigen Ausgaben des<br />
Programms „Mission Greif“ besucht es den <strong>Stettin</strong>er Untergrund (es werden dort<br />
Entdeckungen von www.podziemnyszczecin.pl vorgestellt).<br />
<strong>Das</strong> Interesse am Untergrund äussert sich jedoch weiterhin hauptsächlich im gegenseitigen<br />
Übertreffen in den Erzählungen über <strong>unterirdische</strong>s, das von denen berichtet wird, die nie<br />
dort waren. Es erzählen dies gleichermassen junge wie alte <strong>Stettin</strong>er. Die Geschichten über<br />
das „Unterirdische <strong>Stettin</strong>“ führen auch dazu, dass Ideen entstehen, die <strong>unterirdische</strong>n<br />
Durchgänge touristisch zu nutzen.<br />
Die Darstellung des Untergrundes in Presse, Radio und Fernsehen<br />
Am meisten wurde über das Thema „<strong>Stettin</strong>er Untergrund“ in der Presse geschrieben.<br />
Insbesondere zwei Zeitungen interessierten sich für den Untergrund: der <strong>Stettin</strong>er Kurier<br />
sowie die lokale Beilage zur Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Die Artikelserie von Jacek<br />
Grazewicz sind die vielleicht am besten bekannten Informationsquellen über den Untergrund.<br />
Bisher erschienen über 120 Artikel aus der Feder von Herrn Grazewicz.<br />
Der Redakteur erhält seine Information von Lesern und beschafft sie sich häufig auch durch<br />
eigene <strong>unterirdische</strong> Besuche. Bezüglich technischer Schwierigkeiten beim Einstieg in den<br />
Untergrund <strong>Stettin</strong>s sowie zum Anfang und Verlauf von Tunneln erscheinen viele<br />
Mutmassungen. Die Mehrheit der beschriebenen Örtlichkeiten sind Bunker und Durchgänge<br />
aus der Zeit vor sowie während des Zweiten Weltkriegs. Die Mehrheit von Ihnen ist nicht<br />
zugänglich.<br />
Die Autoren der Artikel geben normalerweise keine genaue Beschreibung der Lage der<br />
Eingänge zum Untergrund, dies ist in Hinblick auf die Möglichkeit das Eindringen von<br />
Vandalen oder Terroristen verständlich, denn diese könnten die Sicherheit der Stadt und<br />
ihrer Einwohner bedrohen. Zudem befinden sich oberhalb der Bunker öffentliche Gebäude.<br />
Nach dem Krieg entstanden keinerlei Karten des Untergrundes.<br />
Der Stand der <strong>unterirdische</strong>n Schutz- und Verkehrseinrichtungen in <strong>Stettin</strong>
Den Stand der <strong>unterirdische</strong>n Schutz- und Verkehrseinrichtungen kann man einzig<br />
feststellen, wenn man sich zu ihnen begibt. Nicht jede ist zugänglich. Viele der Objekte, zu<br />
denen man Zugang hat, wurden fotografiert. Auf Internetseiten (oben erwähnt) kann man<br />
Aufnahmen von Dutzenden <strong>unterirdische</strong>r Räume sehen.<br />
Diese können in zwei Kategorien unterteilt werden: Weiterhin verwendet und verlassen. Die<br />
verlassenen befinden sich in schlechtem Zustand: zugeschüttet, überflutet, zugemüllt oder<br />
beschädigt. Die Beschädigungen können als Ergebnis von Luftangriffen entstanden sein, am<br />
häufigsten jedoch sind Verwüstungen. Wenn „Schatzsucher“ vermuten, dass etwas hinter<br />
den Wänden, hinter Vermauerungen oder an verdeckten Orten versteckt ist, zerschlagen sie<br />
sie oder graben sie auf. Häufig werden als Ergebnis dieser Tätigkeiten die<br />
Tunnelkonstruktionen überdehnt und stürzen ein, die Durchgänge werden blockiert. Damit<br />
wird der Wasserabfluss gestoppt und der Durchgang wird von Wasser überflutet.<br />
Mögliche Nutzung obengenannter Objekte bei der touristischen Stadtwerbung<br />
<strong>Das</strong> <strong>unterirdische</strong> <strong>Stettin</strong> wurde Symbol der Stadt <strong>Stettin</strong>, wenige Städte Polens können sich<br />
einer fast 500 m langen <strong>unterirdische</strong>n touristischen Route rühmen. Unser Büro, das<br />
Betreiber der <strong>Stettin</strong>er <strong>unterirdische</strong>n touristischen Route ist, informierte die <strong>Stettin</strong>er und die<br />
Polnischen Medien sehr schnell über das Bestehen dieses touristischen Angebots. Bereits<br />
während der ersten Tage nach Eröffnung wurden wir in die Liste der Polnischen touristischen<br />
Untergrundrouten eingetragen, die durch PTTK Chełm „Festungs- und Untergrundwege“<br />
geführt wird. <strong>Das</strong> Aussergewöhnliche dieses Angebots ist nicht nur das Potential dieses<br />
Objekts selbst, sondern ebenfalls die neue Form der Präsentation, deren Anerkennung<br />
seinen Ausdruck darin fand, dass wir im folgenden Jahr im Polenführer, vom Verlag Demart<br />
herausgegeben, veröffentlicht wurden.<br />
„Beim Warten auf den Zug...<br />
… kann man im <strong>Stettin</strong>er Hauptbahnhof die Luftschutzbunker aus Zeiten des Zweiten<br />
Weltkriegs besuchen. Im Jahr 1941 erbaut. Sein unterster Teil befindet sich in der Tiefe des<br />
5. Geschosses unter der Erde und die Stahlbetondecke besitzt eine Mächtigkeit von 3 m. Bis<br />
vor kurzem wusste nur das Personal, was sich hinter den Stahltüren im <strong>unterirdische</strong>n<br />
Durchgang befindet. Heute kann jedermann die Schwelle überschreiten und die<br />
Geheimnisse des <strong>unterirdische</strong>n Bahnhofs kennenlernen. Dabei hat man zwei<br />
Besucherrouten zur Auswahl: „Der Zweite Weltkrieg“ und „Der Kalte Krieg“.<br />
Auf die Touristen warten obligatorische Schutzhelme, ein Führer und eine Überraschung, im<br />
zeitgenössischen Rahmen mit Ton und genauer Szenografie. Die Route „Zweiter Weltkrieg“<br />
erlaubt es, sich in das Jahr 1944 und sogar in das Jahr 1945 zu versetzen. Von aussen<br />
dringt gedämpfter Widerhall von einem Luftangriff, auf den Bänken sitzen Gestalten<br />
(Schaufensterpuppen), überall Rettungsinstrumente, Kinderwagen, Köfferchen mit Hab und<br />
Gut. Wenn nach einer Weile das Licht ausgeht, wird die Dunkelheit durch phosphorizierende<br />
Farbe an den Wänden und an der Decke aufgehellt – das sind Überreste der Beschichtung<br />
aus Zeiten des Bunkerbaus. Aus den Lautsprechern dringt eine Männerstimme – er erzählt<br />
wie seine Flucht zum Bunker aussah, als er den Luftalarm der Sirenen hörte, unsicher<br />
bezogen auf sein Los und nicht wissend, was mit seinen Nächsten geschah. Man muss<br />
anerkennen, dass es den Organisatoren gelang, die Atmosphäre hervorragend<br />
wiederzugeben, die im Bunker während der alliierten Bombardierung <strong>Stettin</strong>s herrschte.“
Die Werbung für die Stadt durch ihre Attraktion ist selbstverständlich unbestreitbar, dies dank<br />
den touristischen Produkten, mit welchen ein Tourist zum Besuch der Stadt gelockt wird.<br />
Natürlich erfolgt die Promotion von touristischen Produkten durch kommerzielle Firmen,<br />
vielleicht ist es nur eine unterstützende Promotion der eigentlichen Stadtwerbung, die durch<br />
Verwaltung realisiert wird. Aber freilich ist eine vertikale Partnerschaft zwischen Amt und<br />
touristischer Firma in diesem Bereich ungewöhnlich wichtig.<br />
Beschreibung des Projekts „<strong>Stettin</strong>er Touristische Untergrundroute“<br />
Als wir die <strong>unterirdische</strong> Tourismusroute erarbeiteten, schwebte uns der Gedanken Benjamin<br />
Franklins vor: „Es gab noch nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden.“ Die<br />
Geschichte des Bunkers ist tragisch und mit dem Nazi-Regime verbunden. Wir konzentrieren<br />
uns jedoch auf die Tragödie des gewöhnlichen Menschen. Wir unterstreichen jederzeit die<br />
pazifistische Ausrichtung des Projekts.<br />
Der Bunker wurde durch die Deutschen im Jahr 1941 als Luftschutzbunker für die<br />
Zivilbevölkerung vollendet. Beim Bau wurden wahrscheinlich alte Korridore vom Ende des19.<br />
Jahrhundert verwendet. Der Bunker liegt in einer Tiefe von ungefähr fünf Stockwerken und<br />
besitzt eine Höhe von 2,8 m, der Korridor ist zwischen 25 und 30 m lang. Mit 2500 m2<br />
Gesamtfläche besitzt er 1900 m2 Nutzfläche. Nach seiner Übernahme durch die Polen<br />
wurde er in kurzer Zeit als Atombunker angepasst. Bis zur Jahr 1990 fanden in ihm<br />
Zivilschutzschulungen statt. Der Bunker enthält weiterhin Geheimnisse; es ist nicht genau<br />
bekannt, wohin die zugemauerten Durchgänge führen. Dies ist der grösste zivile Bunker aus<br />
der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Polen.<br />
Besichtigung:<br />
Zur Verfügung stehen zwei thematische Touristenrouten:<br />
Die Route des Zweiten Weltkriegs: Luftschutzbunker (LSR Luftschutzräume) – Darstellung<br />
des Lebens im Bunker während der Luftangriffe, Besprechung der Bautechniken für Bunker,<br />
Darstellung der Zeit des Zweiten Weltkriegs vom Beginn der Luftangriffe, Kampf um <strong>Stettin</strong>,<br />
Übernahme <strong>Stettin</strong>s durch die Polnische Volksregierung, Enttrümmerung <strong>Stettin</strong>s und erste<br />
Nachkriegsjahre. Der Besuch hat einen friedlichen Charakter.<br />
Durchgangszeit: ca. eine Stunde<br />
- Die Route des Kalten Kriegs – Atombunker – Es wird die Geschichte des Bunkers während<br />
des Kalten Kriegs präsentiert. Anpassungen des Luftschutzbunkers für eine Verwendung als<br />
Atombunker. Besprechung der Zivilschutzorganisation, Präsentation von Geräten, der<br />
Tätigkeiten und der Propaganda ihrer Mitglieder. Behandlung in Zeiten der Atomängste,<br />
Ansprechen der Frage des atomaren Schutzes.<br />
Durchgangszeit: ca. eine Stunde.<br />
Beschreibung der Dienstleistungen:<br />
- Die Besucher werden in Gruppen von bis zu 30 Personen eingeteilt.<br />
- Leitung durch einen Führer<br />
- Der Kommentar wird mittels elektronischem Träger wiedergegeben.
- An bedeutenden Orten kommentiert der Führer.<br />
Achtung:<br />
-auf der Route „Zweiter Weltkrieg“ – ist das Tragen von Schutzhelmen obligatorisch.<br />
- In den Bunkern herrscht eine ständige Temperatur von ca. 8 – 10 °C.<br />
- Im Bunker sind die Regeln unbedingt einzuhalten.<br />
- <strong>Das</strong> Tragen von praktischem Schuhwerk ist angeraten.<br />
- Wir bitten darum, das Gepäck zu beschränken.<br />
Der Text wurde durch die <strong>Stettin</strong>er touristischen Untergrundrouten erarbeitet.<br />
Übersetzung: Hauke Fehlberg, Bottmingen (CH)