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Das unterirdische Stettin

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<strong>Das</strong> deutsche Militär lässt, als es sich aus der Stadt zurückzieht, Guerillatrupps von Nazi-<br />

Fanatikern zurück: Die sogenannten Werwölfe. Fast bis zum Ende des Jahres 1948 dauert<br />

der Kampf mit den Nazis in der Stadt. Sie nutzen <strong>unterirdische</strong> Durchgänge und Räume als<br />

Waffen- und Sprengstofflager sowie als Basis für Ausfälle zu Sabotageaktionen oder zu<br />

unerwarteten Angriffen. Die einzige Methode des Kampfs gegen die Werwölfe war das Indie-Luft-sprengen<br />

aller verdächtigen <strong>unterirdische</strong>n Durchgänge.<br />

Bis zum heutigen Tage glauben viele Leute, dass die Werwölfe direkt nach dem Krieg in den<br />

Untergrund gingen. Sie erzählen davon, an welchem Ort diese einstiegen und wundern sich,<br />

wo sie wieder an die Oberfläche kamen.<br />

Sicher waren direkt nach dem Krieg viele Schutzräume, Luftschutzgräben oder Korridore und<br />

Abwasserkanäle allgemein zugänglich. Die erste Generation polnischer Kinder, die in <strong>Stettin</strong><br />

geboren wurden, spielte in den Trümmern und Ruinen der noch nicht wieder aufgebauten<br />

Stadt. Sie kennen die Stadt, die es heute nicht mehr gibt, es entsteht die Legende des<br />

Unterirdischen <strong>Stettin</strong>s, seiner geheimen Durchgänge und Verbindungen.<br />

<strong>Das</strong> Militär, der Zivilschutz oder die Miliz beginnen sie mit der Zeit zu schliessen. Der<br />

Untergrund wird immer weniger zugänglich und mit der Zeit auch weniger bekannt. Ab und<br />

zu erscheinen in den Zeitungen Artikel, die das „Unterirdische <strong>Stettin</strong>“ betreffen, aber in<br />

Hinsicht auf die Stadtverteidigung gab es sicherlich nicht viele.<br />

Gegenwärtig erwacht die Sache mit neuer Kraft. Hauptsächlich dank einer Serie von<br />

Presseartikeln im <strong>Stettin</strong>er Kurier (Kurier szczeciński) und dank Artikeln der lokalen Beilage<br />

zur Tageszeitung Gazeta Wyborcza.<br />

<strong>Das</strong> „Unterirdische <strong>Stettin</strong>“ funktionierte in der Vorstellung als Netz geheimer <strong>unterirdische</strong>r<br />

Tunnel, Kanäle und Räume. Jede Erzählung musste authentisch sein und von jemandem<br />

mitgeteilt worden sein, der selbst dort war oder der die Person kannte, die dort war. Auch auf<br />

dieser Grundlage entstanden sehr phantastische Erzählungen, die bis zum heutigen Tag die<br />

Vorstellungskraft der <strong>Stettin</strong>er erregen.<br />

In der Vorstellung führen diese Tunnel in verschiedene Richtungen, es könnten darin Autos<br />

fahren, Züge, es könnten Tausende von Menschen dort untergebracht werden, Fabriken,<br />

Krankenhäuser und Ämter. Tunnel sollten unter der Oder durchführen, eine <strong>unterirdische</strong><br />

Autobahn sollte sogar nach Berlin führen und Tunnel aus dem Stadtzentrum sollten im<br />

heutigen Bukow oder in Puszcza Bukowa enden. Man solle beim Erzählen den Standort der<br />

Ein- und Ausgänge nicht bekanntgeben und sie fügten hinzu, dass die Tunnel zugeschüttet,<br />

zugemauert oder überflutet seien. Die Räume und Tunnel sollten hauptsächlich durch die<br />

Deutschen ausgebaut sein, vor oder während des Krieges. Häufiger tauchten Vorstellungen<br />

über Ziegelbauten auf, älter als das 19. Jahrhundert.<br />

Wachsendes Interesse am Unterirdischen <strong>Stettin</strong><br />

Ein für uns merkliches Anwachsen des Interesses am Unterirdischen <strong>Stettin</strong> findet nach der<br />

Veröffentlichung einer Artikelserie von Jacek GraŜewicz im <strong>Stettin</strong>er Kurier (Kurier<br />

Szczceciński) statt. Sie inspiriert viele junge Leute dazu, auf eigene Faust die <strong>unterirdische</strong>n<br />

Geheimnisse kennenzulernen. Sie denken nicht an die Gefahren, dringen in den Untergrund<br />

ein, Pläne skizzierend und Dutzende von Fotos machend. Später veröffentlichen sie sie auf<br />

Internetseiten oder in Foren, welche zu weiteren „Entdeckungen“ anspornen. Die Information

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