Neue - Treffpunkt Paartal
Neue - Treffpunkt Paartal
Neue - Treffpunkt Paartal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Vom Festtagsgewand zum Modetrend - Trachten im Wandel der Zeit<br />
Wer in diesen Tagen über die Volksfeste in Bayern, wie den Bartelmark,<br />
das Gillamoos oder das Oktoberfest streift, sieht vor allem eines:<br />
Menschen – und besonders auch viele junge Leute – in Dirndl<br />
und Lederhose. Fast jeder trägt die Modetrachten, um auf zünftige<br />
Weise zu feiern. Nicht immer ist das ganze Outfit stilgerecht. Viele<br />
tragen Turnschuhe zur Lederhose, auch Dirndlträgerinnen in<br />
Crocs – quietschbunte Gartenlatschen aus Plastik – wurden auch<br />
schon gesichtet. Spätestens hier wird klar, dass die kurzen Dirndl<br />
und die Lederhosen aus günstig importiertem Leder nicht mehr<br />
viel mit den ursprünglichen Trachten zu tun haben.<br />
Das Wort „Tracht“ bezeichnete ursprünglich nichts anderes als<br />
das Tragen von ganz normaler Kleidung. Je nach Gesellschaftsstand,<br />
Herkunft und Beruf galten unterschiedliche Kleiderordnungen,<br />
die mehr oder weniger streng eingehalten werden<br />
mussten. König Maximilian II., Sohn Ludwigs I., betonte 1849<br />
die Wichtigkeit der Tracht, um das Nationalgefühl des Volks zu<br />
stärken. In dieser Zeit entwickelte sich die Trachtenbewegung,<br />
die den unterschiedlichen, regionalen Kleidungsstilen mehr Bedeutung<br />
beimaß und Trachten zum erhaltenswerten Kulturgut<br />
erhob. Bis heute widmen sich zahlreiche Vereine, zum Beispiel<br />
der Bayerische Trachtenverband mit mehr als 180 000 Mitgliedern,<br />
der Pflege des Brauchtums und der Erforschung und Dokumentation<br />
von Trachten.<br />
Als Grundlage der Tracht versteht man zunächst die oberbayerische<br />
Gebirgstracht, die für Männer aus Lederhose und für Frauen<br />
aus einem Dirndl besteht. Einheitlich sind Trachten deshalb<br />
noch lange nicht: Je nach Landstrich haben sich unterschiedliche<br />
Varianten herausgebildet: Hüte, Jacken, Schürzen, Hemden<br />
– viele Regionen, Städte und Gemeinden haben Trachten, die<br />
Anzeige<br />
sich im Detail deutlich unterscheiden, sei es durch Farben, Accessoires<br />
oder individuell gestaltete Kleinigkeiten, wie Knöpfe<br />
oder Muster.<br />
Mit der Liberalisierung der Gesellschaft und der Industrialisierung<br />
verlor die Tracht ihre Bedeutung als Alltagsgewand. Bei<br />
traditionellen Veranstaltungen oder Feiern wurden und werden<br />
die feschen Kleidungsstücke aber nach wie vor ausgeführt. Nachdem<br />
Tracht über viele Jahre eher als „spießig“ galt, erleben Trachten<br />
– auch in Form von Landhausmode – wieder ein Revival<br />
als Modeartikel. Gerade unter Jugendlichen gilt es als Muss, zu<br />
Volksfesten in Trachten zu erscheinen.<br />
Viele Discos veranstalten eigens Trachten- und Oktoberfestpartys.<br />
Bei den Mode-Dirndln sind<br />
die Farben oft knallig und die<br />
Röcke kurz, die Jungs tragen<br />
zu Ihren Lederhosen oft bunte<br />
Hemden und Turnschuhe.<br />
Auch bekommt man Trachten<br />
schon längst nicht mehr ausschließlich<br />
in speziellen Läden:<br />
Jedes Jahr zur Volksfestsaison<br />
gibt es eine Trachtenauswahl<br />
in den großen bekannten Modeläden.<br />
Auch für Babys und<br />
Kleinkinder kann man dort<br />
Mini-Trachten kaufen.<br />
So ist die Tracht mit seiner langen<br />
Geschichte wieder ein Stück<br />
in unsere moderne Zeit gerückt.<br />
(SB)<br />
Host mi<br />
9