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Märchenhafter Harz - Birseck Magazin

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STERNENHIMMEL<br />

Märchenhafter <strong>Harz</strong><br />

Im <strong>Harz</strong>, Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge, sind die Hexen und Sagen zu<br />

Hause, fauchen alte Dampfloks auf über 1100 Metern über Meer und vermitteln<br />

historische Städte in der Adventszeit eine Stimmung wie im Märchenwunderland.<br />

Text und Fotos von Werner Thüring; Foto Dampfzug im Schnee Seite 26 zVg<br />

Von weitem ist ein Fauchen und Zischen<br />

hörbar. Mit jedem Dampfstoss werden die<br />

Geräusche lauter und lauter. Plötzlich<br />

steht ein stolzer Stahlkoloss auf Schienen<br />

vor uns und paradiert mit seinen historischen<br />

Eisenbahnwagen wie in einem<br />

Bubentraum an uns vorüber. Die schneeweisse<br />

bis grauschwarze Rauchfahne<br />

weht noch einige Zeit durch die Häuserschlucht<br />

von Wernigerode stadtauswärts<br />

in Richtung Hasserode. Das Ziel des nostalgischen<br />

Dampfzuges, der mehrmals<br />

täglich fahrplanmässig ab Wernigerode<br />

verkehrt, ist der 1142 Meter über Meer<br />

gelegene Brocken, die höchste Erhebung<br />

in Norddeutschland.<br />

extrem auf die Probe gestellt. Trotzdem<br />

lassen sich viele Touristen die Fahrt mit<br />

dem Dampfzug durch bewaldete Schluchten,<br />

entlang steiler Hänge und über karge<br />

Heidewiesen hinauf auf den Gipfel nicht<br />

nehmen. Gerade diese Unwirtlichkeit<br />

macht den Reiz des Brockens aus. Kein<br />

Wunder, entstanden hier viele Sagen und<br />

Legenden, die den <strong>Harz</strong> zum mystischen<br />

Wunderland werden liessen. «Die Sage<br />

muss den <strong>Harz</strong> erfunden haben. Seine<br />

bizarr geformten Felsen, Burgruinen,<br />

Wo sich Dampfloks und<br />

Hexen begegnen<br />

Wir befinden uns im <strong>Harz</strong>, dem sagenumwobenen<br />

und geschichtsträchtigen Mittelgebirge<br />

im Dreiländereck der Bundesländer<br />

Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen. Von der Nordsee her bläst ein<br />

strenger Wind und treibt die Wolken an die<br />

Erhebungen des <strong>Harz</strong>gebirges. Oben auf<br />

dem Brocken wird die Standfestigkeit<br />

© <strong>Birseck</strong><strong>Magazin</strong>, Winter 2008/2009, Seite 24


dunklen Fichtenwälder und tiefen Bergwerkstollen<br />

sind die idealen Wohnplätze<br />

für hilfreiche, zum Schabernack neigende<br />

oder dämonische Geister. Aber nur Sonntagskindern<br />

gelingt der Blick auf Riesen,<br />

Zwerge, Hexen, Teufel, Berggeister und<br />

Prinzessinnen», so die Einleitung in eine<br />

Schrift über die «Mythologie <strong>Harz</strong>».<br />

Fachwerkhäuser noch und noch<br />

Rund um den <strong>Harz</strong>, dort wo die Gebirgstäler<br />

sich in die weite Ebene öffnen, haben<br />

sich Ansiedlungen gebildet, die bis heute<br />

viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt<br />

haben und deren Reize in engen Gassen,<br />

auf historischen Plätzen und in alten<br />

Schlössern auf Schritt und Tritt einwirken.<br />

Goslar, Wernigerode, Quedlinburg und<br />

wie sie alle heissen, sind Kleinstädte mit<br />

zwischen zwanzig- und fünfzigtausend Einwohnern.<br />

Sie sind ideale Ausgangspunkte<br />

für Entdeckungen und Erlebnisse im <strong>Harz</strong>.<br />

Ihr Kleinstadtbild wird von einer mittelalterlichen<br />

Baukunst geprägt, die in kaum<br />

einer anderen Region so gut erhalten und<br />

in einem derartigen Ausmass anzutreffen<br />

ist: dem Fachwerkhaus.<br />

Allein Quedlinburg verfügt über 1300<br />

Fachwerkhäuser aus acht Jahrhunderten.<br />

Die einmalig geschlossene Bausubstanz<br />

aus dem Mittelalter wurde in die Liste der<br />

UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.<br />

In einem der ältesten Fachwerkhäuser<br />

Deutschlands ist das Fachwerkmuseum<br />

untergebracht.<br />

Auch Wernigerode kann mit seinen Fachwerkbauten<br />

imponieren. In der «bunten<br />

Stadt am <strong>Harz</strong>», wie sie der Heimatschriftsteller<br />

Hermann Löns (1866–1914) nannte,<br />

fallen die farbenfrohen Stützbalken und<br />

kunstvollen Schnitzereien auf. Ein Prunkstück<br />

ist das mittelalterliche Rathaus<br />

am Marktplatz. Es gehört zu einem bemerkenswerten<br />

Ensemble historischer<br />

Gebäude im Herzen der Stadt. Hier trifft<br />

man sich, feiert zusammen und inszeniert<br />

Veranstaltungen. Der Wernigeröder Weihnachtsmarkt<br />

vom 28. November bis zum<br />

22. Dezember 2008 ist ein treffendes Beispiel<br />

dafür.<br />

Advent in den Höfen<br />

Überhaupt ist die Zeit der langen Nächte<br />

vor Weihnachten am <strong>Harz</strong> in einen märchenhaften<br />

Schleier gehüllt. Auf dem Kopfsteinpflaster<br />

der engen Gassen spiegeln<br />

sich die Lichter des Advents. Der Duft von<br />

Weihnachtsgewürzen schwebt durch die<br />

Strassen. Die Marktbuden auf den Weihnachtsmärkten<br />

sind rundherum umgeben<br />

von einer Kulisse mit Fachwerkfassaden,<br />

wie sie phantasievoller kaum in einem<br />

Miniaturwunderland dargestellt werden<br />

könnten. In den funkelnden Augen der<br />

Kinder ist die Vorfreude lesbar. Und nur<br />

einige wenige Schritte stadtauswärts<br />

blickt man schon wieder ins mystisch<br />

wirkende Dunkel des <strong>Harz</strong>gebirges.<br />

Alljährlich am zweiten und dritten Adventswochenende<br />

macht Quedlinburg seine<br />

hinter dicken Mauern verborgen liegenden<br />

historischen Innenhöfe auf. Liebevoll<br />

werden die idyllischen Höfe ausgeschmückt<br />

und Weihnachtsenthusiasten<br />

und Kreative bieten ihre Waren feil: selbst<br />

gemachte Geschenkideen und kulinarische<br />

Köstlichkeiten. «Advent in den<br />

Höfen» stösst bei der Bevölkerung auf<br />

eine derart grosse Nachfrage, dass manch<br />

einer schon in den engen Hofpassagen<br />

stecken geblieben ist. Der hat es dann<br />

wohl nicht mehr auf den Schlossberg<br />

geschafft, den König Heinrich I. und seine<br />

Nachfahren, die Ottonen, zum Zentrum<br />

deutscher und europäischer Politik, Bildung<br />

und Kultur machten. <br />

© <strong>Birseck</strong><strong>Magazin</strong>, Winter 2008/2009, Seite 25


STERNENHIMMEL<br />

Mit Volldampf durch den <strong>Harz</strong><br />

Die heutigen <strong>Harz</strong>er Schmalspurbahnen<br />

(HSB) schauen auf eine lange Geschichte<br />

zurück. Sie wurden Ende des 19. Jahrhunderts<br />

angelegt, um den Anschluss des <strong>Harz</strong>es<br />

mit seinen Bodenschätzen, den Holzvorkommen<br />

und der Kleinindustrie an das<br />

wirtschaftlich aufstrebende Deutschland<br />

herzustellen und den beginnenden Fremdenverkehr<br />

zu fördern.<br />

Ursprünglich waren es drei Gesellschaften,<br />

die den <strong>Harz</strong> auf schmaler Spur erschlossen:<br />

1886 wurde die Gernrode-<strong>Harz</strong>geroder-<br />

Eisenbahn AG gegründet, 1896 folgte die<br />

Nordhausen-Wernigeroder-Eisenbahn AG<br />

und als letzte 1897 die Südharzeisenbahn<br />

AG von Walkenried nach Braunlage. Dabei<br />

wurde dem Schmalspurverkehr der Vorzug<br />

gegeben, insbesondere da er aufgrund der<br />

schwierigen Geländeverhältnisse die kostengünstigere<br />

und praktisch «leichter» realisierbare<br />

Variante darstellte. Die Bahnen<br />

wurden bis 1913 miteinander verbunden.<br />

1949 wurde die <strong>Harz</strong>quer- und Brockenbahn<br />

der Deutschen Reichsbahn übergeben.<br />

Im Jahr 1961 wurde der Reisezugsverkehr<br />

auf der Strecke Schierke–Brocken<br />

unterbrochen. Die Wiederaufnahme des<br />

fahrplanmässigen Zugverkehrs erfolgte<br />

nach der Wende im Jahre 1992. Die Erwartungen,<br />

die man mit dem Bahnbau verknüpfte,<br />

sollten sich bald erfüllen: Von<br />

Beginn an wirkten sich die Schmalspurbahnen<br />

positiv auf den Tourismus im <strong>Harz</strong><br />

sowie auf Handel und Wirtschaft aus.<br />

Dampfloks in der Klinik<br />

Für die Abwicklung des Reisezugverkehrs<br />

stehen der HSB vorrangig 25 Dampflokomotiven<br />

zur Verfügung. In der Regel bedienen<br />

die Dampfloks aus den 1950er-Jahren den<br />

fahrplanmässigen Zugbetrieb. Von besonderer<br />

Kostbarkeit sind die historischen<br />

Dampflokomotiven: drei Malletloks stammen<br />

aus den Jahren 1897 und 1898. Zur<br />

Instandhaltung des umfangreichen Fahrzeugparks<br />

unterhält die HSB ein leistungsfähiges<br />

Bahnbetriebswerk in Wernigerode<br />

am Bahnhof Westerntor. Hier werden regelmässig<br />

Führungen durch die Werkstatthalle<br />

angeboten. Eine ideale Möglichkeit<br />

die technischen Denkmäler von nahe zu<br />

betrachten. Mehr unter www.hsb-wr.de<br />

Informationen für Besucher von Wernigerode und Quedlinburg<br />

Die Hotel-Empfehlung<br />

Wernigerode Die bunte Stadt am <strong>Harz</strong><br />

ca. 34 000 Einwohner<br />

Ausgangspunkt der <strong>Harz</strong>er Schmalspurbahn-<br />

Strecke auf den Brocken (Ganzjahresbetrieb)<br />

Sehenswertes:<br />

Rathaus aus dem 15. Jahrhundert, Marktplatz,<br />

farbenfrohes Fachwerk, Krummelsches Haus,<br />

Schiefes Haus, Schlossberg mit Schloss<br />

Weihnachtsmarkt: 28.11.–22.12.08 auf dem<br />

Marktplatz, Nicolaiplatz und im Kunsthof<br />

Informationen:<br />

Wernigerode Tourismus<br />

Marktplatz 10, D 38855 Wernigerode<br />

Telefon von der Schweiz: 0049 3943 553 78 35<br />

E-Mail: info@wernigerode-tourismus.de<br />

www.wernigerode-tourismus.de<br />

Quedlinburg UNESCO-Welterbe<br />

ca. 25000 Einwohner<br />

In der gut erhaltenen Innenstadt gibt es über<br />

1300 historische Fachwerkbauten<br />

Sehenswertes:<br />

Historische Altstadt, Marktplatz, Rathaus,<br />

Schlossberg mit Stiftskirche St. Servatius,<br />

Quedlinburger Domschatz<br />

Weihnachtsmarkt: 28.11.–21.12.08 auf dem<br />

Marktplatz, Advent in den Höfen 6.,7.,13.,14.12.<br />

Informationen:<br />

Quedlinburg Information<br />

Markt 2, D-06484 Quedlinburg<br />

Telefon von der Schweiz: 0049 3946 905 624<br />

Fax von der Schweiz: 0049 3946 905 629<br />

www.quedlinburg.de<br />

Travel Charme Gothisches Haus<br />

Marktplatz 2, D-38855 Wernigerode<br />

Telefon von der Schweiz: 0049 3943 67 50<br />

E-Mail: gothisches-haus@travelcharme.com<br />

www.travelcharme.com<br />

Elegantes 4-Sterne Superior Hotel, direkt am<br />

Marktplatz, neben dem historischen Rathaus.<br />

116 modern eingerichtete Zimmer, Wellness mit<br />

Sauna/Whirlpool, Restaurant «Die Stuben», Feinschmeckerrestaurant<br />

«Bohlenstube» und edelrustikaler<br />

«Winkeller», hoteleigenes Parkhaus.<br />

© <strong>Birseck</strong><strong>Magazin</strong>, Winter 2008/2009, Seite 26

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