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Die andere Fussball-Nationalmannschaft - Birseck Magazin

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BALLZAUBER<strong>Die</strong> <strong>andere</strong> <strong>Fussball</strong>-<strong>Nationalmannschaft</strong>Beachsoccer ist eine aufstrebende Sportart: Der «kleine Bruder» des <strong>Fussball</strong>sfasziniert durch seine Dynamik und technisch hochstehende Ballzaubereien.Text von Hans Peter Frey; Fotos: Bild oben zVg, restliche Bilder von Werner ThüringSand wirbelt auf. Man hört das Keuchender Spieler, die sich auf dem nachgebendenUntergrund so schnell wie es geht bewegen.Dazwischen vernimmt man immerwieder die Zurufe, mit denen sie sich gegenseitiganfeuern oder sich taktische Anweisungengeben. <strong>Die</strong> Stimmung ist energiegeladen,aber nicht aggressiv.Technisch was draufWir befinden uns an einem Trainingsspielder Schweizer Beachsoccer-<strong>Nationalmannschaft</strong>.Es ist beeindruckend, mit welchentechnischen Kabinettstücklein die Spieleraufwarten: Auf der einen Seite erzielteiner per Hechtköpfler ein Tor, dann geht'sin die <strong>andere</strong> Richtung und ein Angreifersetzt zum Fallrückzieher an. Auch Direktabnahmensind immer wieder zu bewundern.Was beim <strong>Fussball</strong> auf dem grünenRasen eher eine Seltenheit, eine spezielleZugabe einer Topmannschaft ist, ist indiesem Match recht häufig zu sehen. DasBeobachtete lässt erahnen, wie es aneinem Wettkampfspiel zu und her geht.Kampfkraft ist zwar auch gefordert, aberein Spieler ohne gute technische Fähigkeitenkommt im Beachsoccer nicht überPlauschniveau hinaus.Brasilianischer UrsprungAber woher kommt diese bei uns nochnicht lange bekannte Spielart von «König<strong>Fussball</strong>» überhaupt, wollten wir vonAngelo Schirinzi wissen, dem Spielertrainerder Schweizer Herren-<strong>Nationalmannschaft</strong>.«Der Beachsoccer ist an den Strändenvon Brasilien entstanden», erzählt der35-Jährige, der früher auf Rasen bei Solothurn(NLB), Riehen und Breitenbach gespielthat. «Es gibt in Brasilien zu wenigRasenplätze, deshalb trainieren übrigensauch ganze Clubs auf Sand.» Mit der Zeithat sich daraus eine Variante des Spielsherausgebildet, die sich in verschiedenenPunkten vom «herkömmlichen» <strong>Fussball</strong>unterscheidet. Angelo Schirinzi: «Es wirdin Fünferteams gespielt. Der Beachsoccerist schwieriger als der <strong>Fussball</strong>; er erforderteine enorme Kondition, die in derKombination mit der benötigten Koordinationund Technik sehr hohe Anforderungenan die Spieler stellt. Da es kein Offsidegibt, gibt es im Beachsoccer auch deutlich© <strong>Birseck</strong><strong>Magazin</strong> Sommer 2008, Seite 4


«Ich will die Spieler auf einTopniveau bringen»Georg Klauser aus Aesch ist Physiotherapeut der SchweizerBeachsoccer-<strong>Nationalmannschaft</strong>. Der 43-Jährige, der über Spezialausbildungenin manueller Therapie und Sport-Physiotherapieverfügt, bekleidet dieses Amt seit März 2003. Hauptberuflichbetreibt er das Trainingscenter «train-in» in Aesch und ist Teilhaberder Physiotherapie-Praxis «Impuls».<strong>Birseck</strong><strong>Magazin</strong>: Was ist Ihre Funktion in der Beachsoccer-<strong>Nationalmannschaft</strong> und was machen Sie konkret?Georg Klauser: Ich bin als Physiotherapeut der Herren-Nati Teildes Medical Teams. Ich betreue die Mannschaft an allen offiziellenWettkämpfen im Ausland und in der Schweiz zusätzlich auchan den nicht offiziellen. An den Turnieren bin ich zuständig fürdie Vorbereitung und Nachbetreuung der Spieler; ich behandlezum Beispiel Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen. Weiterkümmere ich mich darum, dass die Akteure ihre Nahrung mitgenügend Eiweiss und Kohlehydraten ergänzen und dass siebei Bedarf einzelne Elemente wie zum Beispiel Magnesium zuführen.Während der Spiele behandle ich leichte Verletzungenund sorge dafür, dass genügend zu trinken vorhanden ist.Wie kamen Sie zu Ihrem Posten?Ich bin seit März 2003 dabei. Reto Baumgartner, damals Teammitgliedund mein Patient, fragte mich, ob ich die Mannschaft anein Turnier nach Lüttich begleiten würde. <strong>Die</strong>ses lief dann für meinenGeschmack allzu plauschmässig ab, was ich auch kund tat.Damit trug ich mit zu einem Wandel in der Einstellung bei; jedenfallsstand danach der Sport im Vordergrund, und ich stieg festein. Seither verlängere ich jeweils jährlich per Handschlag.Würden Sie Ihr Engagement für den Beachsoccer als Hobby oderTeilzeitjob bezeichnen?Es braucht viel Enthusiasmus. An den Turnieren dabei zu seinsind keine Ferien, sondern acht Stunden harte Arbeit. Aber es istfür mich mehr ein bezahltes Hobby als ein Job.Worin liegen der Reiz und die Motivation für Ihre Aufgabe?Im Transfer meines Wissens zu den Sportlern, ich mache gerneden Link zwischen Theorie und Praxis. Ich will die Spieler aufTopniveau bringen; seit dem letzten Jahr bin ich auch für das Konditionstrainingin der Vorbereitungszeit zuständig. Am folgendenWM-Qualifikationsturnier waren wir dann auch prompt «tierischgut zwäg». Wir gehören konditionell zurzeit zu den besten dreiTeams weltweit!© <strong>Birseck</strong><strong>Magazin</strong> Sommer 2008, Seite 5


BALLZAUBERmehr Tore.» Charakterisieren würde derNati-Trainer den Beachsoccer folgendermassen:«Schnell, attraktiv, viele – häufigschöne – Tore.» Irgendwie drängt sich,nicht nur wegen dem Untergrund, der Vergleichzum Beachvolleyball auf, und dasZiel der Beachsoccer-Familie ist es dennauch, wie dieser olympisch zu werden.Trotzdem sieht Angelo Schirinzi keinenGegensatz zur «Muttersportart»: «Wirsehen uns als Ergänzung zum <strong>Fussball</strong>.<strong>Die</strong> Liga spielt, wenn die <strong>Fussball</strong>meisterschaftruht.»Schweizer an der SpitzeIn der Schweiz wird Beachsoccer seit 2001gespielt. Damals wurde als erstes eine <strong>Nationalmannschaft</strong>gebildet, mit bekanntenAltstars wie Dario Zuffi, Fredy Bickel oderAlain Sutter. Ein Meisterschaftsbetriebwurde 2005 eingerichtet, womit dieSchweiz in Europa zusammen mit Italieneine Vorreiterrolle einnimmt. Auch eineneigenen Verband namens Swiss BeachSoccer gibt es, der aber eine Partnerschaftmit dem Schweizerischen <strong>Fussball</strong>verband(SFV) pflegt, unter <strong>andere</strong>m in derAusbildung und für die Koordination desSpielbetriebs. <strong>Die</strong> <strong>Nationalmannschaft</strong> hatinzwischen in sieben Jahren an nicht wenigerals 94 Veranstaltungen in Europa undSüdamerika teilgenommen und darf alsZugpferd der Beachsoccer-Bewegung inder Schweiz bezeichnet werden. Ihr bislanggrösster Erfolg war der Gewinn desEuropameistertitels 2005 in Moskau. <strong>Die</strong>Europameisterschaft (Euro Cup) wird jedesJahr ausgetragen, ebenso wie die«League», ein Dauerwettbewerb, dessenGesamtwertung sich aus den Resultatenmehrerer Einzelturniere zusammensetzt.Beide Konkurrenzen werden von der EuropeanBeach Soccer League (EBSL) organisiert,im Gegensatz zur WM, die unterder Ägide der FIFA steht und ab 2010 nurnoch alle zwei Jahre ausgetragen wird. <strong>Die</strong>Schweiz steht dabei in der internationalenHierarchie weit vorne und will diesePosition behaupten. «Unser Ziel ist, unterden besten fünf Nationen in Europa undweltweit unter den besten sieben zu bleiben»,sagt Angelo Schirinzi. «In den beidenletzten Jahren belegten wir in Neapel beziehungsweiseTarragona jeweils den viertenPlatz an der EM. Im Prinzip wollen wiraber jedes Turnier gewinnen.»Vom 10.–18. Mai fand in Benidorm die Qualifikationzur FIFA Beach Soccer Weltmeisterschaft2008 statt. <strong>Die</strong> Schweizer habenalle Gruppenspiele gegen Litauen, Österreichund Ungarn gewonnen. Im Achtelfinalbesiegten sie Polen und trafen im Viertelfinalauf den Favoriten Russland. Leiderunterlagen sie knapp mit 2:3 und konntensich nicht für die WM qualifizieren.<strong>Die</strong> Nordwestschweizer dominierenNeben den Zielen mit der <strong>Nationalmannschaft</strong>zählt für Angelo Schirinzi, der auchFIFA-Instruktor ist, das zielgerichtete Arbeitenmit dem Nachwuchs zu den wichtigenAufgaben. «Das von der ‹GE MoneyBank› finanzierte Förderprogramm ermöglichtuns Fortschritte in sportlicher Hinsichtwie auch bezüglich Publizität.» Davonprofitiert auch der Nachwuchs.<strong>Die</strong> Nordwestschweiz ist in der Beachsoccer-Natiübrigens sehr gut vertreten:Neben dem Spielertrainer stammen auchSämi Lutz, Stephan Leu, Nico Jung unddie Gebrüder Valentin, Kaspar und MoritzJaeggy aus der Region. Und mit PhysiotherapeutGeorg Klauser aus Aesch (vgl. Interview)ist auch jemand aus dem <strong>Birseck</strong> mitvon der Partie. «Schorsch ist unser ‹Medizinmann›.Er leistet eine Riesenarbeit. Erist an den Turnieren von morgens bisabends für uns da und zeichnet sich durcheine hohe Sozialkompetenz aus», lobt AngeloSchirinzi. Und Georg Klauser vertrittdas Team auch an den technischen Meetings,die jeweils am Beginn der Turnierestattfinden. Er kennt sich im Beachsoccerbestens aus und sagt ihm eine gute Entwicklungvoraus: «Der Bekanntheitsgradwird in den nächsten fünf Jahren wachsen.Der Beachsoccer ist seit 2007 von derFIFA anerkannt und ich denke, wir werdenden Beachvolleyball von der Beliebtheitund der Bekanntheit her überholen.» Sobleibt denn nur noch die Empfehlung,bei Gelegenheit ein Spiel der SchweizerBeachsoccer-Nati zu besuchen. BeachsoccerDer «Strandfussball», neudeutsch Beachsoccergenannt, stammt ursprünglich aus Brasilien. Erwird von Fünferteams auf Sand gespielt, dasSpiel geht offiziell über dreimal 12 Minuten,dauert mit den Unterbrüchen in der Regel abereiniges länger. Während des Spiels werdenlaufend Kicker fliegend aus- beziehungsweiseeingewechselt, ähnlich wie beim Eishockey. Mitdieser Sportart vergleichbar ist auch die hoheIntensität des Spiels, die eine ausgesprochengute Kondition zur Voraussetzung für ein erfolgreichesAgieren macht.Nächste Länderspiele in der Schweiz:15. August, 20 Uhr, Zürich HauptbahnhofSchweiz–Brasilien4. September, 20 Uhr, Bern BundesplatzSchweiz–Italien<strong>Die</strong> Nordwestschweizer in der Beachsoccer-<strong>Nationalmannschaft</strong> (von oben links nach unten rechts): Sämi Lutz, Angelo Schirinzi(Spielertrainer), Stephan Leu, Valentin Jaeggy, Nico Jung, Kaspar Jaeggy; es fehlt auf dem Bild Moritz Jaeggy (Teamcaptain)Weitere Informationen im Internet:www.beachsoccer.ch© <strong>Birseck</strong><strong>Magazin</strong> Sommer 2008, Seite 6

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