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Ausgabe 34 - Stallgefluester

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kräftig und stieg, teilweise trat er selbständig<br />

den Heimweg an. Ich war mir nie<br />

hundert Prozent sicher, dass ich von einem<br />

Ausritt auch mit Pferd zusammen wieder<br />

zurück kam.“ Doch nach einem Jahr zusammen<br />

wachsen wurde es besser. Shaun<br />

meldete aus Spaß mit Chico einen ersten<br />

Distanzritt über 40 km, der gerade in Bürstadt<br />

statt fand. „Wir hatten damals weder<br />

Anhänger noch Zugfahrzeug“, erinnert<br />

sich das Ehepaar. „Und natürlich war uns<br />

der Spott im Stall sicher: „Du kommst nie<br />

an mit Chico“, lautete die Meinung.<br />

Doch allen Unkenrufen zum Trotz: Chico<br />

kam an und seine Besitzerin meldete weitere<br />

Ritte – zunächst auf kurzen Distanzen<br />

bis 40 Kilometer, im Jahr darauf dann 60<br />

Kilometer und schließlich 80. „Wichtige<br />

Voraussetzung für das Distanzreiten ist<br />

die gute Kondition und die Gesundheit<br />

der Pferde“, stellen die Arndts fest. „Wir<br />

sind nach jedem Ritt sicher, dass es Chico<br />

wirklich gut geht.“ Denn während des<br />

Wettbewerbs werden die Pferde alle paar<br />

Kilometer tierärztlich untersucht: Herzfrequenz,<br />

Puls, Rücken, Muskulatur und Bewegungsapparat<br />

müssen einwandfrei sein.<br />

Ist dies nicht der Fall, wird der Reiter entweder<br />

zu einer Zwangspause verpflichtet<br />

oder er wird disqualifiziert. „Distanzritte<br />

sind Wettbewerbe gegen die Zeit, die derjenige<br />

gewinnt, der als erster mit einem gesunden<br />

Pferd das Ziel erreicht,“ konstatiert<br />

Werner Arndt, der als Trosser unterwegs<br />

die Verantwortung für Chicos Versorgung<br />

übernimmt. Abends am Lagerfeuer greift<br />

der Hobbymusiker gerne noch einmal zur<br />

Gitarre und sorgt mit Country- und Western-Klängen<br />

für Stimmung bei Aktiven<br />

und Tross.<br />

Obwohl die Arndts ihren Chico erst im<br />

Jahr 2007 kauften und Shaun Armstrong-<br />

Arndt 2009 die ersten längeren Strecken<br />

startete, gewann sie bereits 2010 das Hessen-Championat.<br />

„2011 haben wir uns in<br />

Stuhr bei Bremen zum ersten mal Mal auf<br />

eine lange Distanz von 120 Kilometern getraut“,<br />

erzählt die Lehrerin. „Und nachdem<br />

Chico auf dieser Strecke alle tierärztlichen<br />

Untersuchungen mit besten Ergebnissen<br />

bestand, stand für uns fest: Er ist ein Langstreckenpferd.<br />

Und da sind wir dann richtig<br />

durchgestartet.“<br />

Für die Teilnahme an Distanzwettbewerben<br />

gilt grundsätzlich ‚Alle Pferde, alle Reiter’,<br />

berichten die Arndts. Allerdings stelle<br />

man fest, dass sich unter den erfolgreichen<br />

Distanz-Pferden eine große Zahl Araber<br />

sowie amerikanischer und spanischer<br />

Pferderassen finde. Das sei u.a. darauf zurückzuführen,<br />

dass diese Arbeits-Rassen<br />

den psychischen und physischen Anforderungen<br />

an ein Distanzpferd oft eher<br />

entsprächen als andere. „Distanzpferde<br />

brauchen vor allem Ausdauer, gesunde<br />

Gliedmaße und Hufe für harte, zerklüftete<br />

Böden, psychische Gelassenheit, damit<br />

während des Ritts nicht unnötig Energie<br />

verschwendet wird, sowie leichte, entspannte<br />

Grundgangarten. Denn ein Ritt<br />

über mehr als 100 Kilometer am Tag stellt<br />

höchste Anforderungen an das Pferd.“<br />

Für Shaun Armstrong-Arndt steht, wie bei<br />

vielen Distanzreitern, im Wettbewerb nicht<br />

© Foto: Stallgeflüster<br />

die Geschwindigkeit im Vordergrund, sondern<br />

das Ankommen mit einem gesunden<br />

Pferd. Ihre durchschnittliche Geschwindigkeit<br />

während der Wettbewerbe im vergangenen<br />

Jahr lag – je nach Gelände-Beschaffenheit<br />

– zwischen 10 und 16 km/h<br />

und Chico erhält nach jedem Wettbewerb<br />

eine mehrtägige, absolute Pause in seinem<br />

Offen-Stall.<br />

Für die kommende Saison plant das erfolgreiche<br />

Team keinen neuen Rekord – aber<br />

eine Gesamt-Strecke von über 1.000 Kilometer<br />

ist doch vorgesehen. Übrigens gründete<br />

das engagierte Ehepaar zu Beginn des<br />

Jahres 2013 die Initiative „Riding for Animals“.<br />

Sie ruft Tierfreunde dazu auf, für<br />

jeden Kilometer, den Chico zurücklegt, 1<br />

Cent zu spenden. Der daraus resultierende<br />

Betrag kommt dann den Tierheimen<br />

in den Regionen, in denen die Distanzritte<br />

stattgefunden haben, zugute. Das kann,<br />

wenn sich genug Tierfreunde beteiligen,<br />

bei Chicos Kilometer-Leistungen ein<br />

durchaus nennenswerter Beitrag für die<br />

Tierheime werden.<br />

8<br />

© Foto: Stallgeflüster<br />

© Fotos: privat Armstrong - Arndt

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