Ausgabe 34 - Stallgefluester
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Speed, Spaß, Spiel und Strategie:<br />
Ein Hauch von Kitzbühel auf der Reitanlage<br />
St. Georg in Sulzbach<br />
© Foto: Christian Prandl<br />
Das sind die Kernstücke eines Polo-Spiels, wie es Ende Januar in Sulzbach bei Frankfurt zu sehen<br />
war. Eingeladen hatte der Frankfurter PoloClub e.V. zu seinem ersten Arena Hallen Turnier<br />
– und alle, alle kamen. Teilnehmer aus Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hessen,<br />
Nordrhein-Westfalen und sogar aus Luxemburg reisten an, um auf dem Reiterhof St. Georg zwei<br />
Tage lang den Stick zu schwingen.<br />
Von Elke Stamm<br />
Auch Schiedsrichter Carlos Velazquez,<br />
Profischiedsrichter, -trainer und -spieler<br />
kam nicht eben gerade mal ‚von um<br />
die Ecke’. Er reiste vom Chiemsee an und<br />
brachte zehn bestens trainierte Polopferde<br />
mit, die Mitte Januar beim berühmten<br />
Snow Arena World Cup in Kitzbühel mitgespielt<br />
hatten.<br />
Anders als bei einem Freiland-Rasenturnier<br />
spielten die Teilnehmer des Hallen-<br />
Wettkampfs in Zweier-Teams anstelle der<br />
üblichen Vierer-Mannschaften. Auch die<br />
Dauer der Chukkas (oder Chukkers), wie<br />
man die einzelnen Spielzeiten nennt, war<br />
den Hallenbedingungen ebenso angepasst,<br />
wie der Ball. Gewöhnlich dauert ein<br />
Chukka 7,5 Minuten – hier in Sulzbach<br />
nur 6,5 Minuten. Der Ball wiegt gewöhnlich<br />
130 Gramm und besteht aus Kunststoff<br />
– in der Halle bediente man sich eines<br />
gewöhnlichen Plastikballs. Das allerdings<br />
tat dem Spaß und Temperament des Spiels<br />
keinen Abbruch – weder beim Reiter noch<br />
beim Pferd.<br />
„Gute Polo-Pferde sind wie Hunde, sie folgen<br />
dem Ball selbständig und versuchen,<br />
dem Reiter einen Schlag zu ermöglichen“,<br />
erzählt Branislav Sincic, Vize-Präsident<br />
des Frankfurter Polo-Clubs, dem zweitältesten<br />
Polo-Club Deutschlands. Dass die<br />
‚Pferdchen’ ebenfalls Spaß haben, ist kaum<br />
zu übersehen. Die meisten von ihnen sind<br />
Criollos, eine Arbeitspferderasse aus Argentinien.<br />
„Dort gibt es eine Reihe von<br />
Züchtern, die sich auf Polo-Pferde spezialisiert<br />
haben“, berichtet Sincic. „Der Criollo<br />
ist ein ausgesprochen zähes, wendiges und<br />
nervenstarkes Pferd, das in seiner Heimat<br />
zum Treiben der Herden eingesetzt wird.<br />
Oft kreuzen die Züchter der Polo-Pferde<br />
noch Vollblut ein – aber das<br />
ändert nichts an der Nervenstärke<br />
unserer Tiere.“ Und<br />
gute Nerven braucht ein Polo-<br />
Pferd, denn es muss ohne zu<br />
Scheuen, den rund 1,30 Meter<br />
langen Stick aus Rattan-Holz<br />
ertragen, der rechts, links und<br />
über seinem Kopf geschwungen<br />
wird. Denn der Spieler<br />
führt sein ‚Schlagholz’ immer<br />
rechts.<br />
Dass Polo-Pferde extrem brav<br />
sind, zeigt weiterhin die Tatsache,<br />
dass den Clubs Anfänger<br />
ohne reiterliche Vorkenntnisse<br />
willkommen sind. Auch<br />
Sincic hatte bis zu seinem 40.<br />
Lebensjahr keinen Kontakt<br />
zu Pferden. Als er sich für das<br />
18 © Fotos: Stallgeflüster Laux