18.01.2015 Aufrufe

Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Neues<br />

aus dem<br />

Norden<br />

Gelingt es einem Künstler, etwas Neuartiges<br />

zu erfinden, geschieht dies häufig als<br />

Distanzierung vom unmittelbar Vorherigen<br />

und Zeitgenössischen, häufig aber auch<br />

im Rückgriff auf lange zurückliegende<br />

Elemente. Oft als Ziel benannt, müssen<br />

meistens einige Jahre verstreichen, bis<br />

sich das Neue als wirklich neu herauskristallisiert.<br />

Die Suche nach dem Neuartigen<br />

treibt wohl letztlich jeden Künstler an.<br />

Die Komponisten des heutigen Sinfoniekonzerts<br />

haben es jeder auf seine eigene<br />

Weise mit ihren Werken künstlerisch formuliert.<br />

Der estnische Komponist Arvo Pärt vertrat<br />

in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

eine radikale Reduktion der musikalischen<br />

Mittel: „Ich habe entdeckt, dass<br />

es genügt, wenn ein einziger Ton schön<br />

gespielt wird [...] Ich arbeite mit wenig<br />

Material, ich baue aus primitivstem Stoff,<br />

aus einem Dreiklang, einer bestimmten<br />

Tonalität.“<br />

Sergej Prokofjew wird gerne mit den<br />

künstlerischen Ideen in Verbindung<br />

gebracht, die zu Beginn des letzten<br />

Jahrhunderts unter anderen in der St.<br />

Petersburger Kunstzeitschrift Apollon<br />

artikuliert wurden: „Schlanke Strukturen“,<br />

„Schönheit der Form“, „Vorgefühle einer<br />

neuen Kultur und eines neuen Menschen“<br />

wurden in der ersten Ausgabe 1909 postuliert,<br />

vor allem in Abgrenzung zu symbolistischen<br />

Strömungen.<br />

Strukturelle Klarheit und die Abkehr von<br />

überbordenden Gefühlen waren auch die<br />

erklärten Ziele des finnischen Komponisten<br />

Jean Sibelius, der 1911 über seine<br />

Vierte Sinfonie schrieb: „Sie ist gleichsam<br />

ein Protest gegen die heutigen Kompositionen.<br />

Es gibt wirklich kein bisschen Zirkus<br />

darin.“ Führt die Vierte Sinfonie sicher am<br />

weitesten in die Moderne, überraschen<br />

seine letzten beiden Sinfonien durch ihre<br />

modale Harmonik in der Sechsten und die<br />

kurze einsätzige Form in der Siebten Sinfonie.<br />

2 Arvo Pärt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!