Handbuch im PDF-Format - Deutscher Museumsbund
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Lernen <strong>im</strong><br />
Museum<br />
17<br />
„Jeder hat das Recht,<br />
am kulturellen Leben<br />
der Gemeinschaft frei<br />
teilzunehmen, sich<br />
an den Künsten zu<br />
erfreuen und am<br />
wissenschaftlichen<br />
Fortschritt<br />
und dessen<br />
Errungenschaften<br />
teilzuhaben.“<br />
Artikel 27, Allgemeine Erklärung der<br />
Menschenrechte<br />
TeilnehmerInnen des Erwachsenenprogramms<br />
Kreide und Schokolade <strong>im</strong> Irish Museum of<br />
Modern Art.<br />
Foto: Irish Museum of Modern Art, Dublin<br />
2.1 Rahmenbedingungen<br />
Wahrscheinlich war die Kluft zwischen<br />
dem Museum und seinen potentiellen<br />
BesucherInnen <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />
kleiner als heute. Damals hatten die<br />
europäischen Museen klar definierte<br />
Aufgaben innerhalb der Gesellschaft<br />
wie Machtrepräsentation, Bildung der<br />
nationalen Identität, Werteerziehung<br />
und Volksbildung. Obwohl zum<br />
Beispiel Kulturorganisationen in<br />
Großbritannien versuchten, die arme<br />
Bevölkerung zu integrieren, zogen sie<br />
eine scharfe Grenze bei StraftäterInnen,<br />
LandstreicherInnen und den<br />
ArmenhausbewohnerInnen. Der Angst<br />
vor der Übertragung von Krankheiten<br />
und Seuchen über Bücher wurde<br />
mit strikten Bibliotheksvorschriften<br />
entgegengewirkt, die saubere Hände und<br />
Gesichter vorschrieben. Obwohl Museen<br />
als Institution zur Bildung des Volkes<br />
vorgesehen waren, stand schon bald<br />
eher die Assoziation mit dem Mittelstand<br />
<strong>im</strong> Vordergrund, die die zeitgenössische<br />
Kulturlandschaft und das Publikum<br />
bis heute beeinflusst. Am Ende des<br />
19. Jahrhunderts waren PädagogInnen<br />
und ReformerInnen erfolgreich durch<br />
den stärker werdenden Einfluss der<br />
KünstlerInnen und AkademikerInnen aus<br />
dem Museum verdrängt worden.<br />
Diese Schwerpunktverschiebung<br />
bleibt bis zum heutigen Tag nahezu<br />
unverändert bestehen. In einigen<br />
Ländern wie zum Beispiel in<br />
Großbritannien und den Niederlanden<br />
ist die Nachfrage nach Kunst- und<br />
Kulturvermittlung in Museen gestiegen,<br />
insbesondere unter dem Aspekt,<br />
bisher museumsfernen Zielgruppen<br />
<strong>im</strong> kulturpolitischen Programm mehr<br />
Beachtung zu schenken. In anderen<br />
europäischen Ländern betreiben<br />
Museen die Erschließung neuer<br />
Zielgruppen aus eigener Initiative<br />
oder als Reaktion auf den Wunsch<br />
aus der Bevölkerung, ohne dass das<br />
Engagement dafür von Seiten der<br />
Politik kommt.<br />
Egal ob aus politischem, kulturellem<br />
oder institutionellem Anlass erfüllen<br />
Museen viele Funktionen. Sie treten<br />
als Mediatoren bei gesellschaftlichen<br />
Veränderungen auf, übernehmen<br />
Verantwortung in den Bereichen der<br />
Integration und Umfeldentwicklung<br />
und tragen zum Fortschritt <strong>im</strong><br />
Wissenschafts- und Bildungssektor bei.<br />
Qualität und Angebot der<br />
Vermittlungsprogramme für<br />
Erwachsene in europäischen Museen<br />
weichen stark voneinander ab. Das<br />
Programm einiger Einrichtungen ist<br />
vorbildlich entwickelt und bietet eine<br />
vielfältige Palette unterschiedlichster<br />
Vermittlungsangebote wie zum<br />
Beispiel Kursprogramme mit staatlich<br />
anerkanntem Abschluss, praktische<br />
Workshops/Werkstattkurse, Führungen,<br />
Diskussionen, Lesungen oder