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Wohngemeinschaft - Verein Selbstbestimmtes Wohnen im Alter

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Ambulant betreute <strong>Wohngemeinschaft</strong>en<br />

- Verbraucherinformationen –<br />

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Institutionelle Abläufe<br />

behindern die WG-Philosophie<br />

Ein streng organisierter und minutiös durchgeplanter Tagesablauf<br />

verhindert häufig Impulse von Spontanität und Kreativität. Abweichungen<br />

von den sich täglich wiederholenden Routinen werden nicht gerne gesehen<br />

bzw. verunsichern die verantwortlichen Akteure.<br />

Auch in einer ambulant betreuten <strong>Wohngemeinschaft</strong> können institutionelle<br />

Abläufe entstehen und den Alltag der demenziell veränderten BewohnerInnen<br />

nachteilig beeinflussen. Da die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sehr<br />

häufig situationsbezogen geäußert werden und das Zeiterleben nicht „gerade“<br />

<strong>im</strong> Sinne von logisch nachvollziehbar ist, ist der Wohlfühlfaktor für Menschen<br />

mit Demenz stark von dem subjektiv erlebten Handlungsspielraum in der<br />

ambulant betreuten <strong>Wohngemeinschaft</strong> abhängig.<br />

Der amerikanische Soziologe Irving Goffman hat in seinem Buch „Asyle -<br />

Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen“<br />

von 1972 beschrieben, wie schädlich institutionelle Abläufe für bedürftige<br />

Menschen sind.<br />

Vorgegebene, starre Regeln und unflexible Abläufe best<strong>im</strong>men dann<br />

das Leben und nicht die Bedürfnisse der Menschen.<br />

Beispielhaft und kennzeichnend für einen institutionellen Mechanismus ist<br />

der sogenannte Looping-Effekt (engl. loop - Spirale, Kreislauf): das heißt,<br />

dass bei einer BewohnerIn durch eine autoritäre Bemerkung eine<br />

Abwehrreaktion hervorgerufen wird, die einen (erneuten) Angriff gegen sie<br />

zur Folge hat.<br />

Fallbeispiel:<br />

Frau Neumann sitzt be<strong>im</strong> Abendessen. Sie ist zu dick und in der<br />

Pflegeplanung ist vermerkt, dass sie hinsichtlich der Menge an Essen<br />

gebremst werden sollte. Frau Neumann kennt bei der Nahrungsaufnahme<br />

allerdings keine Grenzen und neigt dazu über den gedeckten Tisch zu<br />

greifen und Speisen in sich hineinzustopfen. Zwar verlaufen die<br />

Tischsituationen meistens friedlich, es gibt aber auch Tage, da ist Frau<br />

Neumann sehr unausgeglichen und andere BewohnerInnen fühlen sich<br />

am großen Tisch in der Wohnküche von ihr gestört.<br />

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