Nach den Vorstellungen der - Kautz Boilies
Nach den Vorstellungen der - Kautz Boilies
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<strong>Nach</strong> <strong>den</strong> <strong>Vorstellungen</strong> <strong>der</strong><br />
Hexenverfolger sammelten<br />
sich die Hexen mehrmals im<br />
Jahr zu groß angelegten Festlichkeiten,<br />
bei <strong>den</strong>en sie dem Teufel<br />
ihre Treue bewiesen, sich köstlichem<br />
Essen und ekstatischem<br />
Tanz hingaben. Dieses Ritual nannten<br />
die Hexenverfolger vor hun<strong>der</strong>ten<br />
von Jahren <strong>den</strong> Hexensabbat.<br />
Das Verhalten <strong>der</strong> Fische an einem<br />
alten Kiessee im Soester Kreis hatte<br />
Ähnlichkeit mit dem <strong>der</strong> Hexen von<br />
damals.<br />
Ich wurde mal wie<strong>der</strong> von einem<br />
schrillen Ton geweckt, <strong>der</strong> sich anhörte,<br />
als würde die anliegende<br />
Bahnstrecke direkt durch mein Zelt<br />
gehen. Schlaftrunken stolperte ich<br />
zu meinen Pod und frage mich, welche<br />
Rute wohl diesmal <strong>den</strong> Lauf<br />
gebracht hat. Die linke, die ich an<br />
<strong>der</strong> Kante eines Plateaus auf 120<br />
Meter Entfernung in 3,5 Meter<br />
abgelegt hatte o<strong>der</strong> eine <strong>der</strong> bei<strong>den</strong><br />
Ruten, die ich auf Grund <strong>der</strong><br />
schnell einkehren<strong>den</strong> Dunkelheit, auf<br />
Sicht in einem großen Seerosen-<br />
feld plazierte? We<strong>der</strong> noch! Es kehrt<br />
Nüchternheit in meinen Kopf und<br />
ich muss zu meinen Bedauern feststellen,<br />
dass es sich diesmal nicht<br />
um mein Micron handelte, <strong>der</strong> da<br />
schrille Lie<strong>der</strong> pfiff, son<strong>der</strong>n um<br />
meinen Teekessel, <strong>den</strong> ich nach einer<br />
schlaflosen <strong>Nach</strong>t vor 10 Minuten<br />
auf mein Kocher stellte, um<br />
mir ein kleinen Wachmacher zu kochen.<br />
Die Müdigkeit überholte mich langsam,<br />
obwohl ich doch eigentlich<br />
hier her gefahren war, um die stres-<br />
sige Woche hinter mir zu lassen<br />
und mal wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Natur zu<br />
entspannen. Es sollte an<strong>der</strong>s kommen.<br />
An schlafen war nicht mehr<br />
zu <strong>den</strong>ken, so hielt mich die Frage,<br />
was hier gerade geschah, genauso<br />
wach, wie die schönen Fische, die<br />
ich fangen durfte. Doch Hexensabbat?<br />
Fangen wir da an wo alles begann.<br />
Pierre, ein guter Freund und immer<br />
verlässlicher Angelpartner von<br />
mir und ich saßen im Mai ein Wochenende<br />
an einem großen, genauso<br />
urig, wie altem Kiessee im<br />
Soester Kreis. Dieses schöne Gewässer<br />
hatte schon lange unser Augenmerk<br />
für sich gewonnen. Lag<br />
es daran, dass er als einziger See<br />
in <strong>der</strong> Gegend komplett umwachsen<br />
war von alten, überhängen<strong>den</strong><br />
Wei<strong>den</strong>, daran, dass er nicht so stark<br />
wie die an<strong>der</strong>en Gewässer von Badegästen<br />
besucht wurde o<strong>der</strong> weil<br />
dieser See unter Karpfenanglern<br />
total in Vergessenheit geraten war.<br />
Es war wohl das komplette Programm,<br />
was uns an sein Ufer lockte.<br />
Ich fing schon früh im Jahr mit <strong>der</strong><br />
Location an und speicherte mir, die<br />
meiner Meinung nach ergiebigsten<br />
Spots, ab. Der Frühling kam schnell<br />
und zog in seiner vollen Farbenpracht<br />
durch das Land. Die<br />
Wiesen sättigten sich in angenehmen<br />
Grün, die kalten<br />
Tage wichen und die<br />
Vögel begannen<br />
Carp Mirror<br />
schon morgens, in <strong>der</strong> immer früher<br />
beginnen<strong>den</strong> Helligkeit, ihr Lied<br />
zu singen.<br />
Die Ungeduld in mir wuchs mehr<br />
und mehr, bis ich mich zum ersten<br />
Fischen mit Pierre am See traf.<br />
Routiniert und doch noch etwas<br />
unsicher über das, was auf uns zukommen<br />
mag, bauten wir das Tackle<br />
auf.<br />
112 113
Wir wussten noch nicht viel über<br />
<strong>den</strong> Bestand <strong>der</strong> Fische in diesem<br />
Gewässer. Doch dieses Geheimnis<br />
wollten wir lüften und so fingen wir<br />
an unsere Fallen auszulegen. Plop..<br />
Plop.. Plop... drei Hände gute Baits<br />
drüber und abwarten was die erste<br />
<strong>Nach</strong>t mit sich bringt.<br />
Die Dunkelheit brach schnell herein,<br />
<strong>der</strong> Himmel war sternenklar und es<br />
wurde kalt. Als ich wach wurde, fiel<br />
mein Blick auf meine Uhr. 1.30 Uhr<br />
- es würde noch lange kalt bleiben.<br />
So entschloss ich mich, meine Gasheizung<br />
fünf Minuten laufen zu lassen,<br />
um die Feuchtigkeit aus meinem<br />
Zelt zu bekommen und in <strong>der</strong><br />
Zeit ein paar Bil<strong>der</strong> vom hellen Mond<br />
und Sternenhimmel einzufangen.<br />
Wie es bei mir ist, wenn ich ein<br />
schönes Motiv zum Fotografieren gefun<strong>den</strong><br />
habe, verfiel ich in Ekstase<br />
und vergaß Kälte und Zeit. Ein einzelner<br />
Piepser zog mich aus meiner<br />
Trance. Der Piepser verwandelte sich<br />
in einen Dauerton und schon fand<br />
ich mich im Boot auf dem See wie<strong>der</strong>.<br />
Geil, das Ding hing und wenn<br />
ich wie ein König mit einem Fisch<br />
im Kescher zurück ans Ufer komme,<br />
ist mein Armadillo muckelig warm.<br />
Ich hoffte, dass es bis dahin nicht<br />
allzu lange dauern würde, da ich<br />
gern <strong>den</strong> ersten Fisch auf <strong>der</strong><br />
sicheren Habenseite verbuchen<br />
wollte.<br />
Pierre mit schönem<br />
Schuppi!<br />
114<br />
Kaum hatte ich diesen Gedanken gefasst,<br />
ging mein Gegenüber in die<br />
Tiefe. Ich hatte Be<strong>den</strong>ken, dass er zu<br />
tief geht, da dort noch eine gewaltige<br />
Schicht aus abgestorbenem Kraut<br />
auf ihn wartete, welches mir mein<br />
Echo beim Loten anzeigte. Mit leichtem<br />
Druck meines Fingers auf <strong>der</strong><br />
Spule fing ich an ihn abzubremsen<br />
und er ließ es mit sich machen. Der<br />
Fisch drehte und schwamm auf mich<br />
zu. Ich schob <strong>den</strong> Kescher ins<br />
Schwarze und zog ihn über <strong>den</strong><br />
Rand des Netzes. Bam - Nice!!!<br />
Mehr als glücklich über<br />
“the first one” ru<strong>der</strong>te<br />
ich zu meinem kleinen<br />
privaten Saunaclub.<br />
Funkgerät an, Pierre<br />
wecken, wiegen, Fotos,<br />
gut.<br />
Während sich die Schlaftablette<br />
wie<strong>der</strong> auf <strong>den</strong><br />
Weg machte, brachte<br />
ich meine Montage<br />
zurück zum Plateau.<br />
Mit dickem<br />
Grinsen im Gesicht<br />
über mein erstes<br />
“Juwel” schlief ich ein.<br />
Halb zehn in Deutschland!<br />
Ein total gestörter<br />
Freak, <strong>der</strong> kurz bevor ich<br />
die Augen zu gemacht<br />
hatte, total gerä<strong>der</strong>t ins<br />
Bett fiel, tanzte auf einmal<br />
Samba vor meinem Zelt.<br />
Was geht ab Junge?<br />
Bam! Ich hab auch `ne “Ömme”!<br />
Schnell zum zweiten Mal wiegen,<br />
Fotos, gut und schon hatte auch<br />
Pierre das dicke Grinsen im<br />
Gesicht.<br />
The first one!<br />
Unsere Erwartungen wur<strong>den</strong> schon<br />
in <strong>der</strong> ersten <strong>Nach</strong>t übertroffen, an<br />
diesem, angeblich so schwierigen,<br />
Gewässer. Mehr als satt packten<br />
wir ein, begaben uns auf die Heimreise<br />
und ließen das Geschehene<br />
am Abend auf Band noch einmal<br />
Revue passieren.<br />
Die nächste <strong>Nach</strong>t verbrachte ich<br />
bei meiner Freundin und unserem<br />
Hund, doch schon als ich mich von<br />
Pierre verabschiedet hatte war uns<br />
klar, dass wir schnell zurück an das<br />
geliebte Wasser wollten, um noch<br />
mehr Schätze aus <strong>der</strong> schwarzen<br />
Tiefe bergen zu können.<br />
Ich schlief unruhig und machte mir<br />
die ganze Zeit Gedanken. Am nächsten<br />
Morgen, auf dem Weg zur Arbeit,<br />
packte mich <strong>der</strong> Gedanke und<br />
ich beschloss innerlich, noch an diesem<br />
Tag meinen Chef zu fragen, ob<br />
ich eine Woche frei machen könne.<br />
Auf Grund <strong>der</strong> guten Auftragslage<br />
im Winter, war mein Überstun<strong>den</strong>konto<br />
prall gefüllt und das Gespräch<br />
verlief besser als erwartet. Ich durfte<br />
schon mittags meinen Arbeitsplatz<br />
verlassen und war um 14.00 Uhr mit<br />
voll bela<strong>den</strong>em Auto auf dem Weg<br />
zum See.<br />
Er empfing mich in seiner vollen<br />
Pracht, 30 Hektar Wasserfläche lagen<br />
spiegelglatt in <strong>der</strong> Sonne. Der<br />
erste Blick auf das große Seerosenfeld,<br />
das mir beim letzten Mal lei<strong>der</strong><br />
keinen Fisch brachte, ließ mich erstarren.<br />
Verdammt überall Fische<br />
und die nicht wirklich klein!<br />
Ich belud schnell das Boot und ließ<br />
mein Auto im Wald zurück. Ich machte<br />
mir schon auf dem Weg zum Platz<br />
meine Gedanken, wie ich die Fische<br />
dieses Mal am besten ausspiele und<br />
wenig Unruhe beim Drillen auslöse.<br />
Als erstes benötigte ich eine Futterstrategie.<br />
Als zweites einen Platz gegenüber<br />
dem Feld, um die Fische<br />
schnellst möglichst von <strong>den</strong> Rosen<br />
wegzuziehen und zum Schluss noch<br />
das Glück, dass sie in Fresslaune<br />
waren und sich dort nicht nur zum<br />
Sonnenba<strong>den</strong> aufhielten.<br />
Der Aufbau war schnell verrichtet<br />
und die Ruten wur<strong>den</strong> mit großen<br />
Augen wie<strong>der</strong> auf Sicht abgelassen.<br />
Mit großen Augen, da ich das erste<br />
Mal das wirkliche Fischpotenzial des<br />
Sees erblicken durfte. Es waren zu<br />
90 Prozent, nussbraune Schuppis,<br />
um die 25 Pfund, aber noch mehr<br />
Interesse weckten ein dunkler und<br />
ein grauer Spiegler mit hellem Kopf<br />
auf mich.<br />
Plop, Plop, dieses mal sollten zwei<br />
Hände Baits reichen. Ich erhoffe mir<br />
so, schneller einen ans Band zu bekommen<br />
und Futterneid in <strong>der</strong> Truppe<br />
auszulösen.<br />
Bin ich doch zwei Wochen zuvor bei<br />
einem alten Bekannten gewesen, <strong>der</strong><br />
sofort als ich ihm von meinem Plan<br />
erzählte, mir einen Kö<strong>der</strong> empfahl,<br />
womit er schon so manchen vorsichtigen<br />
Fisch doch zum Biss über-<br />
re<strong>den</strong> konnte. H.N.V Egoist Frozenbaits<br />
Green Hell mit Blue Liquid Forest<br />
Master Flavour. Mir selbst gefiel ein<br />
an<strong>der</strong>er Bait namens H.N.V Egoist<br />
Spring-Five-Fish mit Blue Liquid<br />
Cassis besser, doch ich wollte bei<strong>den</strong><br />
eine Chance geben. Er drückte<br />
mir ein paar Tüten <strong>der</strong> feinsten Handarbeit<br />
aus dem Hause <strong>Kautz</strong> mit jeweils<br />
200 Gramm <strong>der</strong> selbigen Paste<br />
in die Arme und ich fing an, alles<br />
Und noch ein Schuppi!<br />
genaustens unter die Lupe zu nehmen.<br />
Das war mal was ganz an<strong>der</strong>es<br />
und mein Vertrauen in seine Aussagen<br />
und die Baits wuchs.<br />
Zurück zum See. Die Ruten lagen,<br />
auf dem Gaskocher köchelte eine<br />
zarte Bolognese und <strong>der</strong> Parmesan<br />
wartete darauf gerieben zu wer<strong>den</strong>.<br />
Mein Magen knurrte, jetzt wurde es<br />
Zeit! Hm, das duftet, dachte ich gerade,<br />
als meine rechte Rute anfing<br />
zu singen. Ich konnte noch im vollem<br />
Tageslicht <strong>den</strong> ersten Fisch, im<br />
nur 80 Zentimeter tiefen Wasser fangen.<br />
Wie<strong>der</strong> einer aus <strong>der</strong> Schuppitruppe,<br />
aber größer als <strong>der</strong> Erste -<br />
das fing ja gut an.<br />
Keine halbe Stunde später stand<br />
Pierre neben meinem Zelt und wir<br />
machten schnell ein paar Fotos und<br />
Videoaufnahmen im Wasser.<br />
Da Pierre zu dem Zeitpunkt in einer<br />
Prüfungsphase steckte, verbrachte<br />
ich die nächsten zwei Nächte alleine<br />
am Wasser. Abgesehen von zwei<br />
Anglern, die sich am gegenüberliegen<strong>den</strong><br />
Ufer eingerichtet hatten, gab<br />
Carp Mirror<br />
es hier keine Menschenseele. Genauso,<br />
wie ich es mochte.<br />
Noch am ersten Abend hob ein kreischen<strong>der</strong><br />
Ton meinen mü<strong>den</strong> Körper<br />
wie einen gesteuertern Roboter von<br />
<strong>der</strong> Liege. Was klopft <strong>den</strong>n da an,<br />
fragte ich mich? Nicht einen Piepser<br />
hatte ich wahr genommen und als<br />
ich vor meinen Ruten stand und die<br />
Petzl anschaltete, sah ich, dass <strong>der</strong><br />
Fisch am an<strong>der</strong>en Ende mit <strong>der</strong><br />
Schnur und meinem ummantelten<br />
Green-Hell-Boilie wie eine Rakete abschoss.<br />
Ich bemerkte schnell, dass<br />
es kein Karpfen sein konnte, aber<br />
“Es” kämpfte gut. Als ich wie<strong>der</strong> meinen<br />
Kescher aus dem schwarzen<br />
Loch zog, konnte ich es kaum glauben,<br />
was ich dort am Haken hatte.<br />
Ein knapp unter einem Meter langer<br />
Waller, <strong>der</strong> sich die Empfehlung von<br />
Markus nicht entgehen ließ. Er spukte<br />
die <strong>Boilies</strong> regelrecht auf meine<br />
Matte, was mir zeigte, dass er nicht<br />
nur meinen ummantelten Hookbait<br />
einsaugte. Das hatte ich hier noch<br />
nie erlebt o<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en Anglern<br />
gehört.<br />
Ich ru<strong>der</strong>te wie<strong>der</strong> zum Seerosenfeld,<br />
ließ die Montage runter und fütterte<br />
eine Hand voll, <strong>der</strong> nach Waldmeister<br />
riechen<strong>den</strong> <strong>Boilies</strong> herum. Danach<br />
schaltete ich die Stirnlampe an, riskierte<br />
noch ein kurzen Blick in meinen<br />
Plexiglasbo<strong>den</strong>eimer, zwischen die<br />
immer dichter wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Rosenblätter<br />
und glaubte kaum was ich sah.<br />
115<br />
Text & Fotos: Björn Brandt
Das ganze Feld war voll mit Fischen<br />
aller Größen. Nicht nur Karpfen auch<br />
Schleien, fingerlange Plötzen, Barsche<br />
und sogar ein Aal schlängelte durch<br />
die Stengel und verschwand im<br />
weichen Sand. Das Gesehene sollte<br />
reichen, um mit sicherem Gefühl wie<strong>der</strong><br />
einzuschlafen, wollte ich die Fische<br />
doch nicht noch erschrecken.<br />
Alsbald wurde ich von einem Fallbiss<br />
geweckt. Ein Blick auf die grün<br />
leuchtende Funkbox verriet mir, dass<br />
es wie<strong>der</strong> die Green-Hell-Rute war!<br />
<strong>Nach</strong> kurzen Drill schob ich erneut<br />
<strong>den</strong> Kescher ins schwarze Wasser.<br />
Ach quatsch, schon wie<strong>der</strong> ein Waller<br />
knapp unter einem Meter. Das wird<br />
mir keiner <strong>der</strong> Ortsansässigen Angler<br />
glauben, jagen sie doch so lange<br />
schon mit Kö<strong>der</strong>fischen, Wurmbündeln<br />
und Wallerhölzern dem Urianenmythos<br />
in diesem See hinterher.<br />
Wie<strong>der</strong> erfasste mein Gesicht dieses<br />
Grinsen, welches ich bei meiner letzten<br />
Session schon hatte. Dieses Mal<br />
wurde es ausgelöst von zwei Gedanken:<br />
Zum einen hatte ich eventuell<br />
die Lösung für <strong>den</strong> Welsfang gefun-<br />
116<br />
<strong>den</strong> und zum an<strong>der</strong>en, weil ich die<br />
Fische noch weiter auf meinem Platz<br />
sah, obwohl ich schon zwei Waller<br />
gefangen hatte. Oft hatte ich gehört,<br />
dass meistens, wenn sich Waller auf<br />
einem für Karpfen gefütterten Spot<br />
versammelten, alle an<strong>der</strong>en Fische<br />
vom Futter verdrängt wur<strong>den</strong>. Hier<br />
war es nicht <strong>der</strong> Fall.<br />
Ich hatte die Rute wie<strong>der</strong> platziert<br />
und es wurde langsam hell. Ein Eisvogel<br />
zog knapp über die Oberfläche<br />
des Sees und verschwand in<br />
<strong>der</strong> noch trüben Weite aus meinem<br />
Blickfeld.<br />
Dauerton wie<strong>der</strong> ohne Voranmeldung!<br />
Ich wollte mich gerade wie<strong>der</strong> ins<br />
Bett begeben. Diesmal gab es Rot-<br />
Der Frühling naht...<br />
licht auf meiner Funke. Ich warf noch<br />
schnell einen Blick drauf, bevor ich<br />
meinen Kopf durch die noch geöffnete<br />
Tür steckte.<br />
Anschlag, Drill und Keschern verliefen<br />
im Sonnenaufgang recht simpel<br />
und ein sehr dunkler Spiegler landete<br />
auf meiner Matte, vor meinen Füßen<br />
im Boot. Es war <strong>der</strong> Spiegler <strong>den</strong><br />
ich zusammen mit einem Two-Tone<br />
bei meiner Ankunft im Feld erblicken<br />
durfte. Sauber!<br />
Der Tag verlief ruhiger als ich erwartet<br />
hatte und ich verbrachte die<br />
arbeitsfreie Zeit mit Sonnen, genau<br />
Der dunkle Spiegler,<br />
<strong>den</strong> ich vorher<br />
beobachten konnte.<br />
wie die Fische, die sich immer wie<strong>der</strong><br />
an <strong>der</strong> Oberfläche über dem 10<br />
Meter tiefen Wasser sehen ließen.<br />
Ab und an durchbrachen gewaltige<br />
Strudel das erwärmte Oberflächenwasser.<br />
Es waren Mamorkarpfen, wie<br />
ich bei einem Gespräch mit <strong>den</strong> bei<strong>den</strong><br />
an<strong>der</strong>en Anglern vom gegenüberliegen<strong>den</strong><br />
Ufer erfuhr. Was für ein<br />
Gewässer, dachte ich mir und verabschiedete<br />
mich. Sie hatten nichts fangen<br />
können und die Ergebnisse ihrer<br />
letzten Sessions ließen auch zu wünschen<br />
übrig. Sie zeigten mir ihre Rigs,<br />
die gut durchdacht waren und ihre<br />
Kö<strong>der</strong> die sie, wie die meisten aus<br />
dieser Gegend, von <strong>der</strong> selben Firma<br />
beziehen.<br />
Viel Farbstoff, ein Haltbarkeitsdatum<br />
auf <strong>der</strong> Tüte, das noch fast drei Jahre<br />
in <strong>der</strong> Zukunft lag, eine Oberflächenstruktur<br />
und die Konsistenz eines<br />
Steines, erklärten mir Einiges.<br />
Auf dem Rückweg zu meinem Platz<br />
hörte ich es piepen. Das konnte nicht<br />
bei mir sein, hatte ich doch meine<br />
Ruten bevor ich ans an<strong>der</strong>e Ufer fuhr<br />
eingeholt. Ich kam näher mit dem<br />
Boot ans Land und erkannte, das<br />
es doch bei mir war.<br />
Mein Handy gab einen Ton von sich,<br />
<strong>der</strong> bei mir die Nackenhaare aufstellen<br />
ließ, <strong>den</strong>n es war <strong>der</strong> Klingelton<br />
speziell für meinen Arbeitgeber.<br />
Ich nahm das Gespäch an und er<br />
erklärt mir, dass ich meinen Urlaub<br />
früher been<strong>den</strong> musste als geplant.<br />
Die nächsten drei Monate sollte ich im<br />
Namen <strong>der</strong> Arbeit an <strong>der</strong> ukrainischen<br />
Grenze verbringen. Manchmal gab<br />
es Dinge die vor dem Fischen stehen.<br />
So hatte ich noch eine <strong>Nach</strong>t meine<br />
Sucht zu stillen, um danach erst einmal<br />
für ein viertel Jahr die Peitschen<br />
an die Seite zu stellen. Für manchen<br />
kein Problem, aber ich erlitt bei dem<br />
Gedanken fast ein Nervenzusammenbruch.<br />
Seit meinem sechsten Lebensjahr<br />
bis heute (27) habe ich nie so<br />
eine lange Zeit nicht gefischt. Ich informiere<br />
die Frau daheim und besänftige<br />
sie damit, dass ich sofort<br />
am nächsten Morgen heim komme,<br />
mit Brötchen in <strong>der</strong> Hand und <strong>der</strong><br />
komplette Tag ihr gehört. Ob sie mich<br />
verstehen konnte? Ich glaube nicht,<br />
aber sie stimmte zu.<br />
Beim Rausbringen meiner Montagen<br />
gab ich mir dieses Mal extra viel<br />
Mühe, wie auch beim Füttern. Je<strong>der</strong><br />
Boilie wurde mit Paste, die als Grundbasis<br />
aus ungekochtem Boilieteig bestand<br />
ummantelt. Dadurch, dass <strong>der</strong><br />
Teig nicht gekocht wurde, enthielt er<br />
noch seine kompletten Geruchs- und<br />
Geschmacksstoffe. Mit dieser Methode<br />
konnte ich auch an an<strong>der</strong>en Gewässern<br />
schon gute Erfolge erziehlen.<br />
Es lies sich mit <strong>der</strong> Paste auch<br />
gut in stark verkrauteten Gewässern<br />
fischen. Hier hatte ich meistens <strong>den</strong><br />
Kö<strong>der</strong> samt Haken in die Paste eingknetet.<br />
So blieb beides vor Kraut<br />
geschützt und hat zudem eine attraktivere<br />
Wirkung.<br />
Auch in fließendem Wasser kann<br />
man so seinen Kö<strong>der</strong> schneller und<br />
besser, bedingt durch das extra Gewicht<br />
des Teiges, zum Liegen bringen.<br />
Des Öfteren hatte ich auch nachträglich<br />
noch Dip mit eingearbeitet<br />
und mein Blei damit präpariert. Hierzu<br />
eignen sich Bleie mit Loch wie die<br />
Magnet Leads von MAD am besten.<br />
Zurück am Ufer kehrte die Dunkelheit<br />
auch schon ein. Mir gingen die<br />
kommen<strong>den</strong> Nächte im Hotelbett<br />
durch <strong>den</strong>n Kopf, doch vorerst war<br />
ich noch 12 Stun<strong>den</strong> da. Ich drehte<br />
mich auf meiner Liege hin und her<br />
bis plötzlich wie<strong>der</strong> das grüne Licht<br />
anging. Yes, Waldmeister!<br />
Rute hoch und <strong>der</strong> Tanz begann.<br />
Der Fisch zog die Spitze meiner drei<br />
Pfund Antenne immer wie<strong>der</strong> Richtug<br />
hellen Mond, <strong>der</strong> sich auf <strong>der</strong><br />
dunklen Wasseroberfläche spiegelte.<br />
Er ließ sich kein Stück vom Druck,<br />
<strong>den</strong> ich auf ihn ausübte, beeindrucken.<br />
So stieg ich ins Boot, um kurze Zeit<br />
später zu bemerken, dass es wohl<br />
ein Fehler war. Der Fisch zog wie ein<br />
ICE in die Richtung eines am Ufer<br />
wachsen<strong>den</strong> und überhängen<strong>den</strong><br />
Gebüschs. Ich konnte ihn nicht aufhalten,<br />
da ich sonst <strong>den</strong>n Bruch meines<br />
Schlagschnurknotens befürchtete,<br />
<strong>der</strong> sich noch immer nicht auf<br />
<strong>der</strong> Spule befand. Mit einem Rucken<br />
Carp Mirror<br />
im Handteil <strong>der</strong> Rute konnte ich spüren,<br />
wie <strong>der</strong> Fisch das Hin<strong>der</strong>niss erreichte<br />
und sich festsetzte. Im Schein<br />
<strong>der</strong> Lampe folgte ich <strong>der</strong> Schnur bis<br />
zum Busch. Raus schaute eine große,<br />
schwarze Schwanzflosse in 50 Zentimeter<br />
Tiefe. Wie<strong>der</strong> ein Waller?!<br />
Der Knoten befand sich mittlerweile<br />
auf <strong>der</strong> Rolle und ich fasste die<br />
Schlagschnur mit <strong>der</strong> linken Hand<br />
und lege die Rute mit geöffneter<br />
Bremse hinter mir ins Boot. Mit <strong>der</strong><br />
rechten Hand fasste ich nach dem<br />
Fisch bis er auf einmal im Gebüsch<br />
verschwand. Das 20 lbs Vorfach hielt<br />
seinen feinen Zähnen nicht stand.<br />
Es war kein Riese aber er war größer<br />
als seine Vorgänger.<br />
Leicht enttäuscht über diesen Verlust<br />
saß ich auf meiner Liege und starrte<br />
in die Dunkelheit. Es war ein einmaliger<br />
Ort <strong>den</strong> ich hier gefun<strong>den</strong> hatte.<br />
Der Sternenhimmel zog mich wie<strong>der</strong><br />
in seinen Bann.<br />
Hupe und diesmal <strong>der</strong> Erste auf<br />
Spring-Five-Fish-Boilie. Ein kleiner<br />
aber schön gezeichneter Spiegler<br />
landet sicher in <strong>den</strong> Maschen meines<br />
Keschers.<br />
Ein schönes Unikat!<br />
Je<strong>der</strong> Fisch aus diesem Gewässer<br />
war etwas ganz Beson<strong>der</strong>es für mich<br />
und auch die kleineren waren wahre<br />
Unikate.<br />
Ich brachte beide Rigs wie<strong>der</strong> auf<br />
ihre Plätze und ließ mich doch noch<br />
von <strong>der</strong> Müdigkeit einfangen. Zufrie-<br />
117
<strong>den</strong> schlief ich ein. Hätte mir ein paar<br />
Tagen zuvor jemand gesagt, dass ich<br />
mein jetziges Ergebnis am Ende <strong>der</strong><br />
Session haben würde, so wäre es<br />
mir schwer gefallen es zu glauben.<br />
Da unten, im tiefen Schwarzen gab<br />
es wohl jeman<strong>den</strong>, <strong>der</strong> mich nicht<br />
schlafen lassen wollte und mein Bissanzeiger<br />
sang erneut sein Lied. Schon<br />
fast wie eine Maschine verarbeitete<br />
ich hier die Spiegler, an einem See,<br />
wo an<strong>der</strong>e fast immer blankten und<br />
wenn sie was fingen, dann nur Schuppis.<br />
Auch dieses Mal konnte ich wie<strong>der</strong><br />
einen Erfolg verbuchen und das<br />
Netz schloss sich vor dem Boot im<br />
Wasser.<br />
Nee o<strong>der</strong>? Das wurde langsam zuviel<br />
für mein übermüdetens Gehirn. Wie<strong>der</strong><br />
ein Spiegler und auch noch einer<br />
<strong>den</strong>n ich schon sah. Es ist <strong>der</strong><br />
Wegbegleiter des dicken Dunklen!<br />
Ja,Ja,Jaaaa!!! Ich befand mich im<br />
7. Himmel.<br />
An Land angekommen, holte ich<br />
schnell meine Stirnlampe vom Bivvytable<br />
um das schöne Tier zu begutachten.<br />
Ich hatte schon viele Two-<br />
Tons gefangen, aber er ist an<strong>der</strong>s<br />
als alle zuvor. Seine Flossen und<br />
dreiviertel des run<strong>den</strong> Körpers waren<br />
fast schwarz, doch zum Kopf hin gab<br />
es einen starken Kontrast ins weiß<br />
hin. War er gestern noch ein Wunschfisch,<br />
so durfte ich ihn heute in mein<br />
Fangbuch eintragen.<br />
118<br />
Meine Uhr zeigte mir, dass gleich<br />
schon wie<strong>der</strong> die Sonne aufgehen<br />
würde und ich hatte bis jetzt keine<br />
Sekunde meine Augenlie<strong>der</strong> geschlossen.<br />
Mein Körper sagte mir, dass es<br />
reichte, indem meine Bewegungen<br />
immer langsamer wur<strong>den</strong> und ich<br />
musste einsehen, dass es besser<br />
war, die Ruten nicht nochmal abzu-<br />
So wird man gerne geweckt!<br />
legen und meine restliche Energie<br />
lieber zum Packen und für eine sichere<br />
Heimreise zu nutzen. Man soll<br />
aufhören wenn es am schönsten ist,<br />
auch wenn ich gern noch weiter das<br />
Ritual, des Hexensabbats <strong>der</strong> dunklen<br />
Fische am schwarzen Kiessee<br />
Ein ganz beson<strong>der</strong>er Fang!<br />
mitgefeiert hätte - ich musste zurück<br />
ins Leben.<br />
<strong>Nach</strong>dem ich sieben schlaflose Nächte<br />
und arbeitsreiche Tage in Polen<br />
verbracht hatte, wurde ich kurzfristig<br />
zu einem Son<strong>der</strong>einsatz für 24<br />
Stun<strong>den</strong> zurück nach Deutschland<br />
gerufen.<br />
Ich hatte schnell meine Aufgabe im<br />
Werk erledigt und da meine Freundin<br />
sich für ein paar Tage mit ihrer Familie<br />
im Urlaub befand, war es eigentlich<br />
klar, was ich machen würde.<br />
Mich zog es ans schwarze Wasser,<br />
da ich wusste, dass ich danach wirklich<br />
für mehrere Wochen nicht mehr<br />
fischen konnte. Die bei<strong>den</strong> Jungs saßen<br />
noch immer da und hatten es<br />
tatsächlich geschafft einen guten<br />
Fisch zu fangen. Die letzten 10 Nächte<br />
ohne, müssen hart für sie gewesen<br />
sein.<br />
Ich hatte noch zehn Stun<strong>den</strong> bis mein<br />
Flieger zurück nach Krakau ging und<br />
baute daher alles schnell auf.<br />
Das Rosenfeld war leer! Auch nach<br />
genauerem Schauen durch meinen<br />
Eimer konnte ich keinen Fisch sehen.<br />
Trotzdem hatte ich Vertrauen in die<br />
Stelle und in meine Kö<strong>der</strong>. Hatte ich<br />
schon so oft bei meiner Location am<br />
Tage keinen Fisch in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />
Rosen sichten können und trotzdem<br />
mit etwas Ruhe bei <strong>Nach</strong>t einen gefangen.<br />
Die Jungs kamen rüber und wir<br />
genossen bei herrlichem Wetter ein<br />
polnisches Bier, das ich von meiner<br />
Reise mitbebracht hatte. Ich hatte<br />
<strong>den</strong> ersten Schluck genommen, da<br />
blieb er mir auch schon im Halse<br />
stecken. Meine Rutenspitze wippte<br />
und das nach 20 Minuten. Schon<br />
sprang das grüne Licht an und nach<br />
einem langen und harten Kampf traf<br />
ich einen alten Bekannten wie<strong>der</strong>.<br />
Es war <strong>der</strong> gleiche dunkle Spiegler,<br />
wie vor einer Woche. Selber Spot und<br />
Kö<strong>der</strong>. Meine Erwartungen wur<strong>den</strong><br />
dank meines Vertauens in Platz und<br />
Kö<strong>der</strong> schneller übertroffen, als ich<br />
je damit gerechnet hätte.<br />
Mit Sicherheit fiel auch <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en<br />
bei<strong>den</strong> Anglern jetzt auf, dass es<br />
möglich war in kurzer Zeit einen Fisch<br />
zu fangen, doch waren sie einfach zu<br />
eingefahren auf das, was sie Jahre<br />
lang praktizierten. Ich hatte es schon<br />
immer für wichtig gehalten, individuell,<br />
also situationsbedingt zu fischen.<br />
Das heißt für mich, auch an Plätzen<br />
zu fischen, die nicht unbedingt immer<br />
einen Fisch bringen. Des Öfteren<br />
fing ich an diesen Stellen vorsichtige<br />
Fische, die Fische die man sonst immer<br />
nur beim Sonnenba<strong>den</strong> beob-<br />
Carp Mirror<br />
Erneut <strong>der</strong> dunkle Spiegler!<br />
achten durfte. Auch wird <strong>der</strong> Kö<strong>der</strong><br />
etwas mit meinem Erfolg zu tun gehabt<br />
haben. So kannten die Karpfen<br />
noch die harten Steine aus vergangenen<br />
Tagen, als <strong>der</strong> See noch<br />
stark frequentiert wurde.
Ich durfte während meiner Zeit am<br />
See beobachten, wie ein Trupp Fische<br />
auf diese Kugeln in zwei Meter<br />
Wassertiefe stieß. Einer saugte sich<br />
nach kurzer Zeit zwei <strong>der</strong> Kö<strong>der</strong> ein,<br />
doch spuckte er sie sofort wie<strong>der</strong><br />
aus. Mit einem starken Schlag <strong>der</strong><br />
Schwanzflosse machte er sich verschreckt<br />
vom Spot und <strong>der</strong> Rest<br />
<strong>der</strong> Mannschaft schwamm aufgescheucht<br />
hinterher. Die Jungs hatten<br />
ihre Pillen kräftigt nachgedippt,<br />
was die Fische reizte, doch das harte<br />
Ding unter <strong>der</strong> köstlichen Emulsion,<br />
war nicht das, was sie unter gutem<br />
Futter verstan<strong>den</strong>. Es hatte schon<br />
etwas von einem Scheucheffekt auf<br />
die Karpfen. Eventuell lag es an vergangenen<br />
Erfahrungen, die sie vor<br />
Jahren sammeln durften. Damals<br />
fischten Scharen von Osteuropäern<br />
an diesem See, die <strong>den</strong> Fischbestand<br />
so sehr dezimierten, dass es<br />
ihnen selbst keinen Spaß mehr<br />
machte hier zu fischen. Sie benutzten<br />
die gleichen Readymades, günstig,<br />
bunt und vom Geruch her, <strong>den</strong><br />
Angler fangend, mit süßem künstlichen<br />
Frucht- o<strong>der</strong> Whiskyaroma.<br />
Sicher kann man auch mit diesen<br />
Kö<strong>der</strong>n Fische fangen, aber keinen<br />
Hexensabbat auslösen. Ich <strong>den</strong>ke<br />
manchmal sollten wir Angler einfach<br />
vom Fisch lernen und Gewohnheiten,<br />
die vielleicht im ersten Moment<br />
durch ihre Einfachheit in Glanz erstrahlen,<br />
etwas genauer beobachten.<br />
120<br />
Nicht immer ist eine Gewohnheit gut<br />
und genau das haben auch unsere<br />
beschuppten Freunde gelernt. Wer<br />
weiß, vieleicht fische ich ja in ein<br />
paar Jahren auch wie<strong>der</strong> mit harten<br />
<strong>Boilies</strong> am schwarzen Kiessee, aber<br />
nur dann, wenn ich merke, dass die<br />
Fische genug von meinen <strong>Boilies</strong><br />
haben. Ich bin froh die Gabe zu<br />
haben, mich anpassen zu können.<br />
Musste ich mich in meiner Laufbahn<br />
als Karpfenangler doch schon oft anpassen,<br />
um am Ende einer Session<br />
glücklich zum Fisch zu kommen. Wie<br />
an Gewässern, an <strong>den</strong>en die Karpfen<br />
keine <strong>Boilies</strong> kannten und nur<br />
Partikel annahmen. Hier fischte ich<br />
mit leuchtendem Mais. Eigentlich nicht<br />
mein Fall mit Gummi zu angeln, aber<br />
die Karpfen liebten die kleinen strahlen<strong>den</strong><br />
Körner.<br />
Im Gegenzug befischte ich vor einiger<br />
Zeit ein Gewässer in Südtirol an<br />
dem eine Gruppe Italiener <strong>der</strong> Meinung<br />
war, dass sie die Fische über<br />
lange Zeit mit Billigboilies und Partikeln<br />
bei Laune halten könnten. Ich<br />
schaute mir an, wie sie diesen Mix<br />
zentnerweise versenkten. Ihr Plan<br />
ging meiner Meinung nach total daneben,<br />
aber sie erfreuten sich vieler<br />
kleiner Schuppmänner und Graser.<br />
Im Gegensatz dazu, fütterte ich die<br />
weniger unter Druck stehen<strong>den</strong><br />
Plätze, gediegen mit ein paar Hän<strong>den</strong><br />
voll dicker Pellets und legte ein<br />
Fischboilie drüber. Am Ende <strong>der</strong><br />
heißen Woche hatte ich ein Zehntel<br />
von dem verfüttert, was die Italiener<br />
in <strong>den</strong> See warfen, hatte aber die<br />
gleiche Menge an Fischen. Dazu kam<br />
noch, dass mein Durschnittsgewicht<br />
gute acht Pfund höher lag, als das<br />
<strong>der</strong> restlichen Angler. Hier stan<strong>den</strong><br />
die großen Karpfen auf Pellets und<br />
ich passte mich ihnen an.<br />
Den Bedingungen<br />
angepasst und<br />
schon klappts...<br />
Das soll nicht heißen, dass ich immer<br />
an<strong>der</strong>s fische als an<strong>der</strong>e, son<strong>der</strong>n<br />
mich nach dem richte, was die<br />
Karpfen für Vorlieben haben.<br />
Manchmal kann dies auch eine größere<br />
Menge überflavouerter Pillen sein,<br />
wie ich es an einem an<strong>der</strong>en Gewässer<br />
kurze Zeit später erleben<br />
durfte. Also musste ich wie<strong>der</strong> um<strong>den</strong>ken,<br />
um zum Fisch zu kommen.<br />
Wichtig war aber in allen Fällen das<br />
Gleiche. Wir alle lieben gesunde Fische<br />
und Gewässer, also sollte die<br />
Qualität <strong>der</strong> Kö<strong>der</strong> immer hochwertig<br />
sein, nur so wer<strong>den</strong> unsere Natur<br />
und wir glücklich.<br />
Ich wünsche allen eine gesunde<br />
Natur. Vieleicht treffen dann<br />
auch bei Euch die Hexen<br />
ein und feiern ausgelassen<br />
wie vor hun<strong>der</strong>ten von Jahren<br />
mit dem Teufel ihren<br />
Sabbat.<br />
In diesem Sinne,<br />
In <strong>der</strong> Ruhe liegt die Kraft!<br />
Björn Brandt<br />
www.<strong>Kautz</strong>-<strong>Boilies</strong>.de