Nach den Vorstellungen der - Kautz Boilies
Nach den Vorstellungen der - Kautz Boilies
Nach den Vorstellungen der - Kautz Boilies
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wir wussten noch nicht viel über<br />
<strong>den</strong> Bestand <strong>der</strong> Fische in diesem<br />
Gewässer. Doch dieses Geheimnis<br />
wollten wir lüften und so fingen wir<br />
an unsere Fallen auszulegen. Plop..<br />
Plop.. Plop... drei Hände gute Baits<br />
drüber und abwarten was die erste<br />
<strong>Nach</strong>t mit sich bringt.<br />
Die Dunkelheit brach schnell herein,<br />
<strong>der</strong> Himmel war sternenklar und es<br />
wurde kalt. Als ich wach wurde, fiel<br />
mein Blick auf meine Uhr. 1.30 Uhr<br />
- es würde noch lange kalt bleiben.<br />
So entschloss ich mich, meine Gasheizung<br />
fünf Minuten laufen zu lassen,<br />
um die Feuchtigkeit aus meinem<br />
Zelt zu bekommen und in <strong>der</strong><br />
Zeit ein paar Bil<strong>der</strong> vom hellen Mond<br />
und Sternenhimmel einzufangen.<br />
Wie es bei mir ist, wenn ich ein<br />
schönes Motiv zum Fotografieren gefun<strong>den</strong><br />
habe, verfiel ich in Ekstase<br />
und vergaß Kälte und Zeit. Ein einzelner<br />
Piepser zog mich aus meiner<br />
Trance. Der Piepser verwandelte sich<br />
in einen Dauerton und schon fand<br />
ich mich im Boot auf dem See wie<strong>der</strong>.<br />
Geil, das Ding hing und wenn<br />
ich wie ein König mit einem Fisch<br />
im Kescher zurück ans Ufer komme,<br />
ist mein Armadillo muckelig warm.<br />
Ich hoffte, dass es bis dahin nicht<br />
allzu lange dauern würde, da ich<br />
gern <strong>den</strong> ersten Fisch auf <strong>der</strong><br />
sicheren Habenseite verbuchen<br />
wollte.<br />
Pierre mit schönem<br />
Schuppi!<br />
114<br />
Kaum hatte ich diesen Gedanken gefasst,<br />
ging mein Gegenüber in die<br />
Tiefe. Ich hatte Be<strong>den</strong>ken, dass er zu<br />
tief geht, da dort noch eine gewaltige<br />
Schicht aus abgestorbenem Kraut<br />
auf ihn wartete, welches mir mein<br />
Echo beim Loten anzeigte. Mit leichtem<br />
Druck meines Fingers auf <strong>der</strong><br />
Spule fing ich an ihn abzubremsen<br />
und er ließ es mit sich machen. Der<br />
Fisch drehte und schwamm auf mich<br />
zu. Ich schob <strong>den</strong> Kescher ins<br />
Schwarze und zog ihn über <strong>den</strong><br />
Rand des Netzes. Bam - Nice!!!<br />
Mehr als glücklich über<br />
“the first one” ru<strong>der</strong>te<br />
ich zu meinem kleinen<br />
privaten Saunaclub.<br />
Funkgerät an, Pierre<br />
wecken, wiegen, Fotos,<br />
gut.<br />
Während sich die Schlaftablette<br />
wie<strong>der</strong> auf <strong>den</strong><br />
Weg machte, brachte<br />
ich meine Montage<br />
zurück zum Plateau.<br />
Mit dickem<br />
Grinsen im Gesicht<br />
über mein erstes<br />
“Juwel” schlief ich ein.<br />
Halb zehn in Deutschland!<br />
Ein total gestörter<br />
Freak, <strong>der</strong> kurz bevor ich<br />
die Augen zu gemacht<br />
hatte, total gerä<strong>der</strong>t ins<br />
Bett fiel, tanzte auf einmal<br />
Samba vor meinem Zelt.<br />
Was geht ab Junge?<br />
Bam! Ich hab auch `ne “Ömme”!<br />
Schnell zum zweiten Mal wiegen,<br />
Fotos, gut und schon hatte auch<br />
Pierre das dicke Grinsen im<br />
Gesicht.<br />
The first one!<br />
Unsere Erwartungen wur<strong>den</strong> schon<br />
in <strong>der</strong> ersten <strong>Nach</strong>t übertroffen, an<br />
diesem, angeblich so schwierigen,<br />
Gewässer. Mehr als satt packten<br />
wir ein, begaben uns auf die Heimreise<br />
und ließen das Geschehene<br />
am Abend auf Band noch einmal<br />
Revue passieren.<br />
Die nächste <strong>Nach</strong>t verbrachte ich<br />
bei meiner Freundin und unserem<br />
Hund, doch schon als ich mich von<br />
Pierre verabschiedet hatte war uns<br />
klar, dass wir schnell zurück an das<br />
geliebte Wasser wollten, um noch<br />
mehr Schätze aus <strong>der</strong> schwarzen<br />
Tiefe bergen zu können.<br />
Ich schlief unruhig und machte mir<br />
die ganze Zeit Gedanken. Am nächsten<br />
Morgen, auf dem Weg zur Arbeit,<br />
packte mich <strong>der</strong> Gedanke und<br />
ich beschloss innerlich, noch an diesem<br />
Tag meinen Chef zu fragen, ob<br />
ich eine Woche frei machen könne.<br />
Auf Grund <strong>der</strong> guten Auftragslage<br />
im Winter, war mein Überstun<strong>den</strong>konto<br />
prall gefüllt und das Gespräch<br />
verlief besser als erwartet. Ich durfte<br />
schon mittags meinen Arbeitsplatz<br />
verlassen und war um 14.00 Uhr mit<br />
voll bela<strong>den</strong>em Auto auf dem Weg<br />
zum See.<br />
Er empfing mich in seiner vollen<br />
Pracht, 30 Hektar Wasserfläche lagen<br />
spiegelglatt in <strong>der</strong> Sonne. Der<br />
erste Blick auf das große Seerosenfeld,<br />
das mir beim letzten Mal lei<strong>der</strong><br />
keinen Fisch brachte, ließ mich erstarren.<br />
Verdammt überall Fische<br />
und die nicht wirklich klein!<br />
Ich belud schnell das Boot und ließ<br />
mein Auto im Wald zurück. Ich machte<br />
mir schon auf dem Weg zum Platz<br />
meine Gedanken, wie ich die Fische<br />
dieses Mal am besten ausspiele und<br />
wenig Unruhe beim Drillen auslöse.<br />
Als erstes benötigte ich eine Futterstrategie.<br />
Als zweites einen Platz gegenüber<br />
dem Feld, um die Fische<br />
schnellst möglichst von <strong>den</strong> Rosen<br />
wegzuziehen und zum Schluss noch<br />
das Glück, dass sie in Fresslaune<br />
waren und sich dort nicht nur zum<br />
Sonnenba<strong>den</strong> aufhielten.<br />
Der Aufbau war schnell verrichtet<br />
und die Ruten wur<strong>den</strong> mit großen<br />
Augen wie<strong>der</strong> auf Sicht abgelassen.<br />
Mit großen Augen, da ich das erste<br />
Mal das wirkliche Fischpotenzial des<br />
Sees erblicken durfte. Es waren zu<br />
90 Prozent, nussbraune Schuppis,<br />
um die 25 Pfund, aber noch mehr<br />
Interesse weckten ein dunkler und<br />
ein grauer Spiegler mit hellem Kopf<br />
auf mich.<br />
Plop, Plop, dieses mal sollten zwei<br />
Hände Baits reichen. Ich erhoffe mir<br />
so, schneller einen ans Band zu bekommen<br />
und Futterneid in <strong>der</strong> Truppe<br />
auszulösen.<br />
Bin ich doch zwei Wochen zuvor bei<br />
einem alten Bekannten gewesen, <strong>der</strong><br />
sofort als ich ihm von meinem Plan<br />
erzählte, mir einen Kö<strong>der</strong> empfahl,<br />
womit er schon so manchen vorsichtigen<br />
Fisch doch zum Biss über-<br />
re<strong>den</strong> konnte. H.N.V Egoist Frozenbaits<br />
Green Hell mit Blue Liquid Forest<br />
Master Flavour. Mir selbst gefiel ein<br />
an<strong>der</strong>er Bait namens H.N.V Egoist<br />
Spring-Five-Fish mit Blue Liquid<br />
Cassis besser, doch ich wollte bei<strong>den</strong><br />
eine Chance geben. Er drückte<br />
mir ein paar Tüten <strong>der</strong> feinsten Handarbeit<br />
aus dem Hause <strong>Kautz</strong> mit jeweils<br />
200 Gramm <strong>der</strong> selbigen Paste<br />
in die Arme und ich fing an, alles<br />
Und noch ein Schuppi!<br />
genaustens unter die Lupe zu nehmen.<br />
Das war mal was ganz an<strong>der</strong>es<br />
und mein Vertrauen in seine Aussagen<br />
und die Baits wuchs.<br />
Zurück zum See. Die Ruten lagen,<br />
auf dem Gaskocher köchelte eine<br />
zarte Bolognese und <strong>der</strong> Parmesan<br />
wartete darauf gerieben zu wer<strong>den</strong>.<br />
Mein Magen knurrte, jetzt wurde es<br />
Zeit! Hm, das duftet, dachte ich gerade,<br />
als meine rechte Rute anfing<br />
zu singen. Ich konnte noch im vollem<br />
Tageslicht <strong>den</strong> ersten Fisch, im<br />
nur 80 Zentimeter tiefen Wasser fangen.<br />
Wie<strong>der</strong> einer aus <strong>der</strong> Schuppitruppe,<br />
aber größer als <strong>der</strong> Erste -<br />
das fing ja gut an.<br />
Keine halbe Stunde später stand<br />
Pierre neben meinem Zelt und wir<br />
machten schnell ein paar Fotos und<br />
Videoaufnahmen im Wasser.<br />
Da Pierre zu dem Zeitpunkt in einer<br />
Prüfungsphase steckte, verbrachte<br />
ich die nächsten zwei Nächte alleine<br />
am Wasser. Abgesehen von zwei<br />
Anglern, die sich am gegenüberliegen<strong>den</strong><br />
Ufer eingerichtet hatten, gab<br />
Carp Mirror<br />
es hier keine Menschenseele. Genauso,<br />
wie ich es mochte.<br />
Noch am ersten Abend hob ein kreischen<strong>der</strong><br />
Ton meinen mü<strong>den</strong> Körper<br />
wie einen gesteuertern Roboter von<br />
<strong>der</strong> Liege. Was klopft <strong>den</strong>n da an,<br />
fragte ich mich? Nicht einen Piepser<br />
hatte ich wahr genommen und als<br />
ich vor meinen Ruten stand und die<br />
Petzl anschaltete, sah ich, dass <strong>der</strong><br />
Fisch am an<strong>der</strong>en Ende mit <strong>der</strong><br />
Schnur und meinem ummantelten<br />
Green-Hell-Boilie wie eine Rakete abschoss.<br />
Ich bemerkte schnell, dass<br />
es kein Karpfen sein konnte, aber<br />
“Es” kämpfte gut. Als ich wie<strong>der</strong> meinen<br />
Kescher aus dem schwarzen<br />
Loch zog, konnte ich es kaum glauben,<br />
was ich dort am Haken hatte.<br />
Ein knapp unter einem Meter langer<br />
Waller, <strong>der</strong> sich die Empfehlung von<br />
Markus nicht entgehen ließ. Er spukte<br />
die <strong>Boilies</strong> regelrecht auf meine<br />
Matte, was mir zeigte, dass er nicht<br />
nur meinen ummantelten Hookbait<br />
einsaugte. Das hatte ich hier noch<br />
nie erlebt o<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en Anglern<br />
gehört.<br />
Ich ru<strong>der</strong>te wie<strong>der</strong> zum Seerosenfeld,<br />
ließ die Montage runter und fütterte<br />
eine Hand voll, <strong>der</strong> nach Waldmeister<br />
riechen<strong>den</strong> <strong>Boilies</strong> herum. Danach<br />
schaltete ich die Stirnlampe an, riskierte<br />
noch ein kurzen Blick in meinen<br />
Plexiglasbo<strong>den</strong>eimer, zwischen die<br />
immer dichter wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Rosenblätter<br />
und glaubte kaum was ich sah.<br />
115<br />
Text & Fotos: Björn Brandt