20.01.2015 Aufrufe

Sebastian-Veit Lenk

Sebastian-Veit Lenk

Sebastian-Veit Lenk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Erfahrungsbericht für den Auslandsaufenthalt an der Helsinki School of Economics<br />

Name: <strong>Sebastian</strong>-<strong>Veit</strong> <strong>Lenk</strong><br />

Email: HSV-<strong>Veit</strong>@gmx.de<br />

Semester/Jahr des Auslandsaufenthaltes: Wintersemester 2006/2007<br />

Lehre:<br />

Viele Kurse wurden in Englisch angeboten und so war es möglich zwischen vielen<br />

Fächern zu wählen.<br />

In Helsinki verläuft das Semester von Anfang September bis Dezember. Dabei ist es in<br />

zwei Perioden aufgeteilt. Eine Periode ist praktisch wie ein einzelnes Semester. Man<br />

besucht Kurse, in denen man am Ende der Periode eine Prüfung schreibt. So hatte ich<br />

Ende Oktober sowie Dezember jeweils eine Klausurphase. Der Vorteil ist, dass man<br />

dadurch wesentlich mehr Kurse besuchen und absolvieren kann. Allerdings bleibt den<br />

Studenten wesentlich weniger Zeit zur Vorbereitung für die Klausur und alles ist viel<br />

intensiver. Man hat dementsprechend zweimal die Woche eine Vorlesung im selben<br />

Fach, und teilweise geht diese dann in manchen Fächern auch über 3 Stunden.<br />

Das Niveau des Studiums im Verhältnis zur HU kann sowohl viel niedriger als auch viel<br />

höher sein. Es kommt ganz darauf an, ob man einen Bachelor- oder Masterkurs wählt.<br />

Auf jeden Fall wird sehr viel Wert auf Fallstudienarbeiten während des Semesters gelegt.<br />

In nahezu jedem Fach mussten wir Studenten case studies, assignments etc. abgeben, die<br />

dann zu einem gewissen Prozentsatz in die Note einflossen. In einem Fach zählten diese<br />

Case study reports sogar 60%, und die Klausur ging nur zu 40% in die Note ein.<br />

Die Ausstattung an der Helsinki School of Economics ist hervorragend. Man kommt sich<br />

fast vor wie an einer privaten Business School. Es gibt genügend Computerräume und<br />

jeder Student kann pro Monat 250 Blätter Papier kostenlos ausdrucken. Das einzig teure<br />

sind die vielen Bücher, die jeder Student in fast jedem Fach zum Bestehen der Klausur<br />

kaufen muss.<br />

In einem Kurs, den ich besuchte, waren fast immer zwei Dozenten anwesend, die<br />

abwechselnd die Vorlesung hielten. Aber auch in Deutschkursen, an denen ich zweimal<br />

freiwillig zur Konversation mit finnischen Studenten teilnahm, unterrichten zwei Lehrer<br />

gleichzeitig.<br />

Eine Sache möchte ich noch erwähnen. Man sollte keine Kurse bei Roy Dahlstedt<br />

wählen. Dies ist ein älterer Professor, der wohl schon seit über 20 Jahren an der<br />

Universität unterrichtet. „He likes to fail people!“. Dieses Gerücht unter ehemaligen<br />

Austauschstudenten und Finnen stimmt vollkommen. Die Wahl seiner Fragen und die<br />

Bewertungsmethodik der Klausuren sind so konzipiert, dass immer mindestens 50% der<br />

Studenten durchfallen werden. Auch wenn einige seiner Fächer interessant sind, so lohnt


es sich nicht, viel Zeit für die Fächer zu investieren, da die Wahrscheinlichkeit, eine gute<br />

Note zu bekommen, sehr gering ist.<br />

Insgesamt war es aber sehr angenehm, an der HSE zu studieren, und wie schon erwähnt<br />

hatte man den Eindruck an einer privaten Business School zu sein. Außerdem habe ich<br />

dort Fächer besuchen können, die so an der Humboldt-Universität nicht angeboten<br />

werden. Ich kann sagen, dass mich das Semester in Helsinki akademisch weitergebracht<br />

hat und ich neben bereits bekannten Themen einiges Neues gelernt habe.<br />

Organisation des Aufenthaltes:<br />

An der HSE wurde nahezu alles für die Austauschstudenten organisiert. Dafür<br />

verantwortlich war die Studentengewerkschaft KY. Bereits die Wohnungssuche einige<br />

Monate vorher wurde von ihr übernommen und so brauchte ich lediglich aus 5<br />

Angeboten zu wählen und das Geld überweisen. Meine Unterbringung im Stadtteil<br />

Vuosaari im Osten Helsinkis war sehr gut. Die Wohnung ist für drei Personen sehr groß<br />

und schön. Man zahlt 300 Euro pro Person, hat zwei Toiletten, einen Balkon und im<br />

Keller Waschmaschine etc. Den größten Luxus stellt die integrierte Sauna dar, die wir<br />

auch ziemlich oft nutzten. Um unsere Wohnung in Vuosaari wurden wir von vielen<br />

Kommilitonen beneidet, allerdings ist man 20 Minuten Fahrtzeit mit der Metro vom<br />

Stadtzentrum entfernt und die Wohnung ist sehr hellhörig.<br />

Neben der Organisation der Unterbringung und der Abholung mit dem Auto vom<br />

Flughafen am Tag unserer Ankunft wurde eine große Einführungswoche für uns<br />

Austauschstudenten organisiert. Neben vielen Informationsveranstaltungen und<br />

Führungen durch die Universität wurden wir auch auf sämtliche Behördengänge von<br />

Studenten begleitet. Wir Austauschstudenten waren zuvor in Tutorgruppen aufgeteilt<br />

worden. Unsere jeweiligen Tutoren waren jederzeit bereit Fragen zu beantworten und<br />

halfen uns in jeder des Studiums befindlichen Situation (Ausnahmen gibt es natürlich<br />

immer).<br />

Dadurch fiel es uns sehr leicht sich in Helsinki einzuleben und Kontakt zu anderen<br />

Austauschstudenten zu finden.<br />

Aber auch während des Aufenthaltes wurde sehr viel von der Studentengewerkschaft KY<br />

organisiert. Es gab Fahrten nach Stockholm, St. Petersburg sowie Lappland, an denen<br />

jeder Student je nach Geld- und Zeitreserven teilnehmen konnte.<br />

Der Aufenthalt wurde uns so einfach wie möglich gemacht und ernstere Komplikationen<br />

traten nie auf.<br />

Unterbringung/Lebenshaltungskosten:<br />

Neben meiner schon erwähnten Wohnung in Vuosaari gibt es noch vier weitere<br />

Möglichkeiten. Die Preise variieren zwischen 150 Euro und 500 Euro für eine Wohnung<br />

direkt im Zentrum gegenüber der Universität. Jede hat ihre Vor- und Nachteile, aber man


sollte nicht die 8er WG in New Ida für 250 Euro wählen. Dort ist eine Tanzbar direkt<br />

nebenan und diese kann bis spät in die Nacht lauten Lärm verursachen.<br />

Das tägliche Leben in Helsinki ist im Allgemeinen teurer als in Deutschland. Was<br />

allerdings billiger ist, sind das Essen in der Uni, welches vom finnischen Staat gefördert<br />

wird, sowie die Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel in Helsinki. Ansonsten<br />

sollte man neben der Miete noch mit ungefähr zusätzlichen 200 bis 300 Euro rechnen,<br />

wenn nicht sogar mit noch mehr. Das hängt ganz davon ab, wie aktiv man sich an dem<br />

Studentenleben von KY beteiligt und ob man an allen Reisen sowie Ausflügen, die<br />

organisiert werden, teilnimmt.<br />

Freizeit:<br />

Was Ausgehmöglichkeiten angeht, so bietet Helsinki alles, wie es sich für eine<br />

Hauptstadt gehört. Allerdings fahren in der Woche ab ca. 1.30 Uhr keine öffentlichen<br />

Verkehrsmittel und man ist gezwungen das Taxi zu nehmen. In der Nacht fängt eine<br />

Fahrt bei 7 Euro an.<br />

Sport treiben ist an der Universität jederzeit möglich. Gesonderte Nutzungsgebühren<br />

wurden von den Studenten nicht erhoben und eine Anmeldung ist nicht nötig. Die HSE<br />

besitzt sogar einen eigenen Fitnessraum, der frei genutzt werden kann.<br />

Abschließende Bemerkungen:<br />

Es gibt natürlich immer auch einige negative Seiten, aber diese werden von so vielen<br />

positiven Erfahrungen übertroffen, dass ich jedem nur empfehlen kann Helsinki als<br />

Austauschstudienort zu wählen. Bald wird sich die HSE für die Erasmusstudenten wohl<br />

von einem Geheimtipp zu einer bekannten Topuniversität verwandeln.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!