überlegungen zu einem fairen risikomanagement-mix in ...
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ÜBERLEGUNGEN ZU EINEM FAIREN<br />
RISIKOMANAGEMENT-MIX<br />
IN VERSICHERUNGSUNTERNEHMEN<br />
Von<br />
D r. H a t o S c h m e i s e r, Berl<strong>in</strong>*<br />
AUGUST 2003, ÜBERARBEITETE VERSION<br />
JEL-KLASSIFICATION: G13, G23, G28<br />
SCHLAGWORTE: RISIKOMANAGEMENT, PRÄMIENKALKULATION, KAPITALSTRUKTUR<br />
KEYNOTES: RISK MANAGEMENT, INSURANCE PRICING, CAPITAL STRUCTURE<br />
_____________________________________________________________<br />
* Institut für Bank-, Börsen- und Versicherungswesen<br />
Dr. Wolfgang Schieren-Lehrstuhl für Versicherungs- und Risikomanagement<br />
Humboldt-Universität <strong>zu</strong> Berl<strong>in</strong>
1. E<strong>in</strong>führung<br />
Die Literatur <strong>zu</strong>m Risikomanagement <strong>in</strong> Versicherungsunternehmen betrachtet<br />
vorrangig die Steuerung und Kontrolle der Risikopositionen im Unternehmen<br />
sowie die Wirkungsweise verschiedenartiger Risikomanagement-Instrumente<br />
1 . Bisher ungelöst ersche<strong>in</strong>t allerd<strong>in</strong>gs die Frage, wie bei e<strong>in</strong>er Versicherungs-Aktiengesellschaft<br />
e<strong>in</strong> fairer Risikomanagement-Mix, der <strong>zu</strong> k<strong>e<strong>in</strong>em</strong><br />
Vermögenstransfer zwischen Eigen- und Fremdkapitalgebern (Versicherungsnehmern)<br />
führt, ausgestaltet se<strong>in</strong> muss.<br />
Zur Klärung dieser Frage wird im Folgenden e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzwirtschaftlicher Modellansatz<br />
herangezogen, mit dessen Hilfe sich <strong>zu</strong>nächst faire Versicherungsprämien<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit der Erfüllungssicherheit des Kontraktes ermitteln lassen.<br />
2 Dabei zeigt sich <strong>in</strong>teressanterweise, dass es bei der Aufnahme e<strong>in</strong>es neuen<br />
Vertrags (für den e<strong>in</strong>e faire Prämie gezahlt wurde) <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bestehendes Portfolio<br />
(das ebenfalls fair kalkuliert ist) <strong>in</strong> aller Regel <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen<br />
Ungleichgewicht kommt. D.h., trotz e<strong>in</strong>er <strong>fairen</strong> Risikomanagement-Aufteilung<br />
von Eigen- und Fremdkapital im Alt-Portfolio kommt es nach der H<strong>in</strong><strong>zu</strong>nahme<br />
e<strong>in</strong>es neuen fair kalkulierten Versicherungsvertrags typischerweise <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong><br />
Vermögenstransfer zwischen Eigenkapitalgebern und Versicherungsnehmern.<br />
Diese neu entstandene, faktisch „nicht-faire“ Konstellation drückt sich <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong><br />
positiven oder negativen Kapitalwert für die Eigentümer des Versicherungsunternehmens<br />
aus. Dieser Kapitalwert stellt <strong>zu</strong>gleich den <strong>fairen</strong> Preis e<strong>in</strong>er <strong>zu</strong>sätzlichen<br />
Risiko-Management-Maßnahme <strong>zu</strong>r (Wieder-)Herstellung e<strong>in</strong>es <strong>fairen</strong><br />
Risikomanagement-Mix dar und ist <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> arbitragefreien Markt ohne Transaktionskosten<br />
unabhängig von den <strong>zu</strong> verwendenden Risikomanagement-Instrumenten.<br />
Der faire Preis e<strong>in</strong>er <strong>zu</strong> ergreifenden Risikomanagement-Maßnahme<br />
besitzt u.E. e<strong>in</strong>e ebenso hohe Bedeutung wie die <strong>in</strong> der Literatur fokussierte Be-<br />
1 Vgl. hier<strong>zu</strong> grundlegend Vaughan, E. / Vaughan, Th. (2002), S. 34-56, Vaughan, E. /<br />
Vaughan, Th. (2002 a), Harr<strong>in</strong>gton, S. / Niehaus, G. (1999) sowie Doherty, N. (2000).<br />
2 Wir beziehen uns hierbei auf e<strong>in</strong>e Arbeit von Doherty, N. / Garven, J. (1986). Unter „fair“<br />
wird im Folgenden e<strong>in</strong>e Konstellation verstanden, die ke<strong>in</strong>en Vermögenstransfer − gemessen<br />
anhand des Kapitalwerts − zwischen den Eigentümern des Versicherungsunternehmens<br />
und den Versicherungsnehmern be<strong>in</strong>haltet.<br />
2
stimmung des Umfangs e<strong>in</strong>er spezifischen Risikomanagement-Maßnahme (z.B.<br />
die Berechnung der notwendigen Anpassung des Eigenkapitals) 3 . Der faire Preis<br />
der <strong>zu</strong>sätzlichen Risikomanagement-Maßnahme wird dabei – im Gegensatz <strong>zu</strong>r<br />
<strong>fairen</strong> Prämie des neu h<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommenden Versicherungsvertrags – erheblich von<br />
den Korrelationsbeziehungen zwischen dem Alt-Portfolio des Versicherungsunternehmens<br />
und dem neuem Versicherungskontrakt bee<strong>in</strong>flusst.<br />
2. Faire Versicherungsprämien und Eigenkapitalausstattung<br />
des Versicherungsunternehmens<br />
Die Basis <strong>zu</strong>r Ermittlung von <strong>fairen</strong> Versicherungsprämien <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
des Sicherheitsniveaus des Versicherers bildet im Folgenden e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>periodiger<br />
Optionspreisansatz. 4 Nimmt man an, dass Prämienzahlungen im Zeitpunkt t = 0<br />
und Schäden <strong>in</strong> t = 1 zahlungswirksam werden, ergibt sich die faire Prämie πˆ<br />
e<strong>in</strong>es nicht durch e<strong>in</strong>e mögliche Insolvenz des Versicherers bedrohten Versiche-<br />
~<br />
rungsportfolios als Barwert (Bw) des Schadens ( S)<br />
: 5/6<br />
~ ( S)<br />
π ˆ = Bw<br />
(1)<br />
Bezeichnet π die faire Prämie e<strong>in</strong>es ausfallbedrohten Versicherungsportfolios<br />
und d die sogenannte „default-value-to-liability“ ratio, lässt sich die folgende<br />
Beziehung herstellen:<br />
( 1 d)<br />
π = πˆ<br />
⋅ −<br />
(2)<br />
3 Vgl. hier<strong>zu</strong> aktuell Myers, S. / Read, J. (2001).<br />
4<br />
Vgl. Doherty, N. / Garven, J. (1986) sowie Butsic, R. (1994), Myers, S. / Read, J. (2001) und<br />
Gründl, H. / Schmeiser, H. (2002, 2003).<br />
5<br />
Stochastische Größen s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Tilde „~“ gekennzeichnet.<br />
6<br />
Durch die im Rahmen der optionspreistheoretischen Bestimmung von Versicherungsprämien<br />
getroffenen Annahmen „Arbitragefreiheit der F<strong>in</strong>anztitelmärkte“, “Information“,<br />
“Spann<strong>in</strong>g“ und “Competitivity“ ist die Existenz e<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>earen Bewertungsfunktionals<br />
Bw(⋅) gesichert, das künftige Zahlungsströme im Zeitpunkt t = 0 bewertet. Vgl. hier<strong>zu</strong><br />
grundlegend Ross, S. (1978), S. 456 ff.<br />
3
Die default-value-to-liability ratio d des Portfolios des Versicherers ist dabei<br />
def<strong>in</strong>iert als Barwert der „default put option“ 7 ( D ) ~<br />
Bw geteilt durch πˆ , formal<br />
( ) ( ( − ( + π)<br />
⋅Q<br />
, 0 ) ~<br />
S U<br />
~<br />
D Bw max<br />
~<br />
Bw<br />
d = =<br />
, (3)<br />
πˆ<br />
πˆ<br />
wobei U für das vorhandene Eigenkapital und Q ~ für den e<strong>in</strong>periodigen Aufz<strong>in</strong>sungsfaktor<br />
(1 + Kapitalanlagerendite) steht. 8 Wie aus Gleichung (3) ersichtlich<br />
wird, ergibt sich der Barwert der default put option ( D ) ~<br />
Bw auf Basis der bewerteten<br />
Zahlungen, auf die die Versicherungsnehmer im Fall e<strong>in</strong>er Insolvenz des<br />
Versicherers verzichten müssen. 9 Die Verwendung des relativen Risikomaßes d<br />
anstelle des absoluten Wertes ( D ) ~<br />
Bw bietet vor allem den Vorteil, Sicherheitsniveaus<br />
unterschiedlich großer Versicherungsunternehmen mite<strong>in</strong>ander verglei-<br />
chen <strong>zu</strong> können.<br />
Bei gegebener Schadenverteilung und gemäß Formel (2) ermittelter Prämie<br />
kann das <strong>zu</strong>r E<strong>in</strong>haltung der Sicherheitsniveau-Vorgabe notwendige Eigenkapital<br />
U aus der Bed<strong>in</strong>gung (3) oder alternativ auf Basis e<strong>in</strong>er Berechnung des<br />
Kapitalwerts aus der Eigentümerperspektive ( C E ), formal<br />
C E<br />
( ( ) S , 0 ) U 0<br />
~<br />
Q ~<br />
max U + π ⋅ − − =<br />
= Bw<br />
(4)<br />
ermittelt werden. 10<br />
Die bisherigen Überlegungen verdeutlichen, dass im Rahmen des betrachteten<br />
f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen Modellansatzes die faire Prämie π e<strong>in</strong>es Versiche-<br />
7<br />
Synonym: Wert der „<strong>in</strong>solvency put option“; vgl. etwa Butsic, R. (1994) und Barth, M.<br />
(2000).<br />
8<br />
Vgl. beispielsweise Myers, S. / Read, J. (2001), S. 557.<br />
9<br />
Die Barwert der default put option lässt sich dem<strong>zu</strong>folge auch als (fairer) Preis e<strong>in</strong>er<br />
vollständigen Absicherung der Versicherungsnehmeransprüche <strong>in</strong>terpretieren; vgl. Merton,<br />
R. / Perold, A. (1993), S. 17 ff.<br />
10<br />
E<strong>in</strong>e geschlossene Lösung für Formel (4) (bzw. Formel (3)) ist nur unter bestimmten Verteilungsannahmen<br />
möglich (z.B. Q ~ und S ~ s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>sam normalverteilt oder geme<strong>in</strong>sam<br />
logarithmisch-normalverteilt).<br />
4
ungskontraktes bzw. Versicherungsportfolios ausschließlich vom Barwert des<br />
Schadens und dem Sicherheitsniveau des Unternehmens (spezifiziert durch die<br />
default-value-to-liability ratio d) bee<strong>in</strong>flusst wird. π stellt für die Eigentümer<br />
des Versicherungsunternehmens die Preisuntergrenze bzw. für „f<strong>in</strong>anzwirtschaftlich<br />
denkende“ Versicherungsnehmer die Preisobergrenze dar. Die <strong>in</strong> versicherungsmathematischen<br />
(aktuariellen) Prämienkalkulationsverfahren häufig<br />
vor<strong>zu</strong>f<strong>in</strong>dende Substitutivität von Prämien und Eigenkapital bei fixiertem Sicherheitsniveau<br />
des Versicherers 11 liegt im Rahmen des hier betrachteten<br />
f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen Modellansatzes nicht vor. Gemäß Formel (2) steigt die<br />
Prämie π c.p. bei e<strong>in</strong>er Zunahme des Sicherheitsniveaus (d.h. d nimmt ab), wo-<br />
bei die maximale Zahlungsbereitschaft mit πˆ gegeben ist. 12 Die Verbesserung<br />
des Sicherheitsniveaus lässt sich durch e<strong>in</strong>e Erhöhung des Eigenkapitals U<br />
erzielen (vgl. Formel (3) und (4)). Dem<strong>zu</strong>folge liegt also Komplementarität<br />
zwischen π und U vor.<br />
Gemäß Formel (3) fixiert e<strong>in</strong>e bestimmte Eigenkapitalausstattung U c.p. das<br />
Sicherheitsniveau d. Damit liegt auch die faire Prämie π , die für die Eigentümer<br />
des Versicherungsunternehmens die Preisuntergrenze bzw. für „f<strong>in</strong>anzwirtschaftlich<br />
denkende“ Versicherungsnehmer die Preisobergrenze darstellt, fest<br />
(vgl. Formel (2)). Die Prämie π nimmt c.p. bei e<strong>in</strong>er Zunahme der Eigenkapitalausstattung<br />
U ebenfalls <strong>zu</strong>, wobei die maximale Zahlungsbereitschaft mit πˆ<br />
gegeben ist. 13<br />
Betrachten wir nun e<strong>in</strong>en neuen Versicherungsvertrag mit e<strong>in</strong>er Schadenver-<br />
~ n<br />
teilung S und untersuchen, <strong>in</strong> welchem Verhältnis die Prämienkalkulation des<br />
neuen Vertrages <strong>zu</strong>m existierenden Portfolio des Versicherers steht. Bezeichnet<br />
n<br />
dabei ˆπ den <strong>fairen</strong> Preis e<strong>in</strong>es nicht-ausfallbedrohten Kontrakts und n<br />
d die<br />
default-value-to-liability ratio des Vertrags, lässt sich der faire Preis für e<strong>in</strong>en<br />
n<br />
ausfallbedrohten Kontrakt ˆπ analog <strong>zu</strong> Beziehung (2) formulieren:<br />
11<br />
Vgl. z.B. Bühlmann, H. (1985), S. 91 ff.<br />
12<br />
Vgl. hier<strong>zu</strong> Gründl, H. / Schmeiser, H. (2002), S. 460 ff.<br />
13<br />
Vgl. hier<strong>zu</strong> Gründl, H. / Schmeiser, H. (2002), S. 460 ff.<br />
5
n ( 1 d )<br />
n n<br />
π = πˆ<br />
⋅ −<br />
(5)<br />
n<br />
Da grundsätzlich 1 ≥ d ≥ 0 gilt, kann für den neuen Versicherungsvertrag<br />
pr<strong>in</strong>zipiell jede beliebige Erfüllungssicherheit angeboten werden. E<strong>in</strong> Abweichen<br />
des Sicherheitsniveaus des neuen Vertrags vom Sicherheitsniveau des be-<br />
stehenden Portfolios des Versicherers (also: d d<br />
n ≠ ) setzt allerd<strong>in</strong>gs grundsätz-<br />
lich voraus, dass für diesen neuen Versicherungskontrakt spezifische Risikomanagement-Maßnahmen<br />
ergriffen werden können, die das Sicherheitsniveau d<br />
des Alt-Portfolios nicht bee<strong>in</strong>flussen. Alternativ müsste es bei e<strong>in</strong>er Veränderung<br />
des Sicherheitsniveau d durch Abschluss e<strong>in</strong>es neuen Vertrags <strong>zu</strong> (<strong>in</strong> der<br />
Praxis unüblichen) Ausgleichszahlungen zwischen den Eignern des Versicherungsunternehmens<br />
und den Versicherungsnehmern des Alt-Portfolios kommen.<br />
14 Will das Versicherungsunternehmen nach Zeichnung des neuen<br />
Versicherungsvertrags das bisherige Sicherheitsniveau beibehalten, gilt nun wegen<br />
15<br />
n n<br />
πˆ<br />
− π πˆ<br />
− π<br />
= = = d<br />
(6)<br />
πˆ<br />
πˆ<br />
n<br />
d n<br />
die Beziehung<br />
ˆ<br />
ˆ π<br />
π<br />
π<br />
n n<br />
⋅ π =<br />
(7)<br />
Bed<strong>in</strong>gt durch die L<strong>in</strong>earität des Bewertungsfunktionals ( ⋅ )<br />
Bw wird der<br />
Preis des Versicherungsvertrages<br />
modellen – nicht durch Interdependenzen <strong>zu</strong> den Risiken im Alt-Portfolio des<br />
Versicherers bee<strong>in</strong>flusst.<br />
n<br />
π – wie <strong>in</strong> allen arbitragefreien Bewertungs-<br />
14 Gemäß Formel (2) muss es bei e<strong>in</strong>er Verschlechterung des Sicherheitsniveaus des Alt-<br />
Portfolios (d nimmt <strong>zu</strong>) <strong>zu</strong> Zahlungen des Versicherers an die Versicherungsnehmer des<br />
Altbestands kommen (et vice versa).<br />
15 Vgl. Gründl, H. / Schmeiser, H. (2002), S. 455 ff. und Myers, S. / Read, J. (2001), S. 557 ff.<br />
6
Wird e<strong>in</strong> neuer Versicherungsvertrag <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> Preis, der ger<strong>in</strong>ger ist als die<br />
gemäß Formel (5) ermittelte faire Prämie, <strong>in</strong> das bestehende Portfolio aufgenommen,<br />
kommt es grundsätzlich sowohl für die Eigentümer des Unternehmens<br />
als auch für die Versicherungsnehmer des Altbestands <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> Vermögensverlust.<br />
Betrachtet man beispielsweise den (hypothetischen) Fall, <strong>in</strong> dem der<br />
~ n<br />
neue Versicherungsvertrag mit der Schadenverteilung S vom Versicherer gezeichnet<br />
wird, ohne dass e<strong>in</strong>e Prämienzahlung erfolgt, tritt für die Aktionäre und<br />
für die Versicherungsnehmer des Alt-Portfolios e<strong>in</strong> Vermögensverlust <strong>in</strong> Höhe<br />
der eigentlich gemäß Formel (5) vom neuen Versicherungsnehmer <strong>zu</strong> zahlenden<br />
Prämie<br />
rungsnehmern des Alt-Portfolios e<strong>in</strong>erseits und der Aktionäre andererseits wird<br />
bei gegebenen Verteilungsannahmen für die stochastischen Größen erheblich<br />
von deren Korrelationsbeziehungen <strong>zu</strong>e<strong>in</strong>ander bee<strong>in</strong>flusst.<br />
n<br />
π e<strong>in</strong>. Die Aufteilung des Vermögensverlusts zwischen den Versiche-<br />
Beispielrechnung 1:<br />
Im Folgenden sollen die bisherigen Überlegungen anhand e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen<br />
Zahlenbeispiels unter Risikoneutralität verdeutlicht werden. Das Sicherheitsniveau<br />
des Versicherers – gemessen anhand der default-value-to-lia-<br />
n<br />
bility ratio – beträgt dabei 0,05 % (es gilt: d = d ). Die Kapitalanlage erfolgt<br />
<strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> sicheren Z<strong>in</strong>ssatz von 3 % (d.h. Q = 1,03). Die Schäden<br />
~<br />
~<br />
des Alt-Portfolios seien normalverteilt mit E ( S)<br />
= 1.000.000 € und std ( S)<br />
= 150.000 €.<br />
Für die faire Prämie π des bestehenden Portfolios gilt (vgl. hier<strong>zu</strong> Formel<br />
(1) und (2)):<br />
( ) ( S ) π = π⋅<br />
− = ⋅(<br />
1−<br />
d)≈<br />
Q<br />
~<br />
E<br />
ˆ 1 d<br />
970.388,35 € (B. 1)<br />
Bezeichnet A ( = ( U + π)<br />
⋅Q<br />
) den Wert der Kapitalanlage <strong>zu</strong>m Zeitpunkt<br />
1, lässt sich aufgrund der Normalverteilungsannahme für S ~ Formel (4)<br />
mit<br />
7
( S )<br />
~ ( S)<br />
~<br />
E<br />
A −<br />
z = (B. 2)<br />
std<br />
<strong>in</strong><br />
C E<br />
E<br />
=<br />
=<br />
~ ( max(<br />
A − S,<br />
0 )<br />
Q<br />
~<br />
~<br />
( A − E(<br />
S ) ⋅ N()<br />
z + std(<br />
S)<br />
⋅ N'()<br />
z<br />
Q<br />
− U =<br />
überführen, wobei N ( ⋅ ) bzw. '(<br />
⋅ )<br />
− U = 0<br />
(B. 3)<br />
N die Verteilungsfunktion bzw. die<br />
Dichte e<strong>in</strong>er standardnormalverteilten Zufallsvariablen kennzeichnet. 16<br />
Demnach kann nun diejenige Eigenausstattung U bestimmt werden, die<br />
exakt mit <strong>e<strong>in</strong>em</strong> vorgegebenen Sicherheitsniveau d e<strong>in</strong>hergeht. Im Beispielfall<br />
ergibt sich für die Höhe des Eigenkapitals U e<strong>in</strong> Wert von rund<br />
340.086,51 €.<br />
Betrachten wir nun e<strong>in</strong>en neuen Versicherungsvertrag mit gleichfalls<br />
~ n<br />
~ n<br />
normalverteilten Schäden und E ( S ) = 1.000 € sowie std ( S ) = 300 €.<br />
Für die da<strong>zu</strong>gehörige faire Prämie πˆ gilt nun mit Formel (5) und (7):<br />
π<br />
n<br />
n π n<br />
( 1−<br />
d ) = ⋅ πˆ<br />
≈<br />
= πˆ<br />
⋅<br />
970,39 € (B. 4)<br />
πˆ<br />
Sobald das Versicherungsunternehmen den neuen Vertrag für e<strong>in</strong>en Preis<br />
unterhalb der <strong>fairen</strong> Prämie <strong>in</strong> das bestehende Portfolio aufnimmt, kommt<br />
es <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er (im f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen S<strong>in</strong>ne) Schädigung der Eigentümer<br />
des Versicherungsunternehmens und der Versicherungsnehmer des Altbestands.<br />
Dies kann beispielhaft an <strong>e<strong>in</strong>em</strong> Extremfall verdeutlicht werden,<br />
bei dem e<strong>in</strong> fairer Risikomanagement-Mix für das Alt-Portfolio vor-<br />
16<br />
Vgl. hier<strong>zu</strong> W<strong>in</strong>kler, R. / Roodman, G. / Britney, R. (1972), S. 292 sowie Albrecht, P. (1994),<br />
S. 592 und Gründl, H. / Schmeiser, H. (2003), S. 8.<br />
8
liegt und e<strong>in</strong> weiterer Versicherungsvertrag mit e<strong>in</strong>er Schadenverteilung<br />
~ n<br />
S h<strong>in</strong><strong>zu</strong>genommen wird, ohne dass es <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Prämienzahlung<br />
kommt. 17<br />
~ ~ n<br />
~ ~ n<br />
Bei e<strong>in</strong>er Korrelation von ρ ( S,<br />
S ) = 0 (bzw. ( S,<br />
S )<br />
ρ = 1) ergibt sich aus<br />
der Perspektive der Eigentümer des Versicherers e<strong>in</strong> Kapitalwert <strong>in</strong> Höhe<br />
von rund -961,21 € (bzw. rund -953,40 €). Im Fall unkorrelierter Schäden<br />
(bzw. vollständig positiv korrelierter Schäden) hat sich das Sicherheitsniveau<br />
des Versicherungsunternehmens (gemessen anhand der defaultvalue-to-liability<br />
ratio) auf rund 0,05094 % (bzw. rund 0,05175 %) verschlechtert.<br />
Für den Vermögensverlust der Versicherungsnehmer des Alt-<br />
Portfolios erhält man im Beispielfall e<strong>in</strong>en Wert von rund -9,16 € (für<br />
~ ~ n<br />
~ ~ n<br />
ρ ( S,<br />
S ) = 0) bzw. von rund -16,97 € ( ρ ( S,<br />
S ) = 1). E<strong>in</strong>e Addition der<br />
Vermögensverluste von Aktionären und Versicherungsnehmern des Alt-<br />
bestands ergibt die Prämie n<br />
π , die eigentlich von dem neu h<strong>in</strong><strong>zu</strong>kom-<br />
menden Versicherungsnehmer hätte aufgebracht werden müssen:<br />
n<br />
~ ~ n<br />
π ≈ 970,<br />
38 € ≈ 961,<br />
21 € + 9,<br />
16 € für ρ ( S,<br />
S ) = 0 (B. 5)<br />
bzw.<br />
n<br />
~ ~ n<br />
π ≈ 970,<br />
37 € = 953,<br />
40 € + 16,<br />
97 € für ρ ( S,<br />
S ) = 1 (B. 6)<br />
3. Fairer Risikomanagement-Mix: <strong>zu</strong>m Verhältnis<br />
von Risikomanagement-Kosten und Versicherungsprämien<br />
Im Folgenden soll e<strong>in</strong>e Situation betrachtet werden, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e gemäß Gleichung<br />
(2) ermittelte faire Prämie π für e<strong>in</strong> Versicherungs-Portfolio vere<strong>in</strong>nahmt<br />
wurde und die Gleichgewichtsbed<strong>in</strong>gung „Kapitalwert = 0“ aus Formel (4) gilt.<br />
D.h., wir gehen von <strong>e<strong>in</strong>em</strong> <strong>fairen</strong> Risikomanagement-Mix für das Alt-Portfolio<br />
aus. Des Weiteren sei angenommen, das Versicherungsunternehmen nehme bei<br />
fixiertem Sicherheitsniveau (d.h.:<br />
n<br />
d = d ) <strong>zu</strong>m bestehenden Versicherungs-<br />
17 Zu Details der folgenden Beispielrechnung sei auf den Anhang verwiesen.<br />
9
Portfolio e<strong>in</strong>en neuen Versicherungsvertrag <strong>zu</strong> dem sich gemäß Gleichung (5)<br />
n<br />
n<br />
ergebenden Preis π auf. Die geleistete Prämienzahlung π stellt e<strong>in</strong>e spezifische<br />
Risikomanagement-Maßnahme (E<strong>in</strong>lage von Fremdkapital) dar. Im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
ergibt sich ohne weitere Risikomanagement-Maßnahmen des Versiche-<br />
n<br />
rers nicht das gewünschte Sicherheitsniveau d = d , d.h. es kommt typischerweise<br />
<strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er „nicht-<strong>fairen</strong>“ Konstellation (Vermögenstransfer zwischen den<br />
Eigenkapital- und Fremdkapitalgebern (Versicherungsnehmern)). Dieses f<strong>in</strong>anz-<br />
n<br />
wirtschaftliche Ungleichgewicht drückt sich <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> positiven Kapitalwert C E<br />
für die Eigentümer (Vermögensverlust für die Versicherungsnehmer) oder auch<br />
negativen Kapitalwert aus. Dieser Kapitalwert stellt <strong>zu</strong>gleich den <strong>fairen</strong> Preis<br />
e<strong>in</strong>er <strong>zu</strong>sätzlichen Risikomanagement-Maßnahme W ( RM)<br />
dar, der e<strong>in</strong>e Gleichgewichtssituation<br />
zwischen Eigen- und Fremdkapitalgebern herstellt:<br />
W<br />
~ ~<br />
( ) ( ( ) Q S S , 0 ) U<br />
~<br />
n<br />
n<br />
n<br />
RM : C = Bw max U + π + π ⋅ − − −<br />
= (8)<br />
E<br />
Unter e<strong>in</strong>er <strong>zu</strong>sätzlichen Risikomanagement-Maßnahme wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
e<strong>in</strong>e über die E<strong>in</strong>bettung des Vertrags <strong>in</strong> das bestehende Portfolio<br />
h<strong>in</strong>ausgehende Risikomanagement-Maßnahme des Unternehmens verstanden. 18<br />
In <strong>e<strong>in</strong>em</strong> arbitragefreien Markt ohne Transaktionskosten steht mit W ( RM)<br />
der<br />
faire Preis für e<strong>in</strong>e <strong>zu</strong>sätzliche Risikomanagement-Maßnahme (z.B. Rückversi-<br />
cherung, Veränderung der Eigenkapitalausstattung etc.) fest, der exakt <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong><br />
Sicherheitsniveau<br />
n<br />
d = d führt. Der Preis für die Risikomanagement-Maßnahme<br />
W ( RM)<br />
wird dabei – im Gegensatz <strong>zu</strong>r <strong>fairen</strong> Prämie des neuen Versicherungsvertrags<br />
– <strong>in</strong>sbesondere von den <strong>in</strong>dividuellen Gegebenheiten des Versicherers<br />
und dabei speziell von den Korrelationsbeziehungen zwischen Alt-Portfolio und<br />
neuem Versicherungsvertrag determ<strong>in</strong>iert. 19<br />
Betrachtet man die spezifische Risikomanagement-Maßnahme „Veränderung<br />
der Eigenkapitalausstattung des Versicherers“, kann sehr plastisch der Unter-<br />
18 In Anlehnung an Albrecht, P. (1992) kann die E<strong>in</strong>bettung des neuen Vertrags <strong>in</strong> das existente<br />
Portfolio des Versicherers als Risikotransformation 1. Ordnung und die Ergreifung<br />
e<strong>in</strong>er <strong>zu</strong>sätzlichen Risikomanagement-Maßnahme als Risikotransformation 2. Ordnung bezeichnet<br />
werden.<br />
19 Vgl. auch Gründl, H. / Schmeiser, H. (2002), S. 457-458.<br />
10
schied zwischen dem Wert e<strong>in</strong>er Risikomanagement-Maßnahme W ( RM)<br />
und<br />
der Höhe der Veränderung der Eigenkapitalausstattung ∆ U herausgearbeitet<br />
werden. Die Anpassung der Eigenkapitalausstattung ∆ U , die exakt e<strong>in</strong>e risikoadäquate<br />
Verz<strong>in</strong>sung der Kapitale<strong>in</strong>lage der Aktionäre herstellt, kann (implizit)<br />
aus der Bed<strong>in</strong>gung<br />
C<br />
n<br />
E<br />
~ ~<br />
( ( ) Q S S , 0 ) U U 0<br />
~ n<br />
n<br />
max U + ∆U<br />
+ π + π ⋅ − − − − ∆ =<br />
= Bw<br />
(9)<br />
ermittelt werden. Dasa risikoadäquate Entgelt für die <strong>zu</strong>sätzliche Eigenkapitale<strong>in</strong>lage<br />
∆ U setzt sich aus zwei Komponenten <strong>zu</strong>sammen: W ( RM)<br />
sowie dem<br />
anteiligen Anspruch der neuen Eigenkapitalgeber an <strong>e<strong>in</strong>em</strong> gegebenenfalls entstandenen<br />
Gew<strong>in</strong>n im Versicherungsunternehmen. Da grundsätzlich e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />
des Eigenkapitals c.p. mit e<strong>in</strong>er Abnahme des Kapitalwertes für die Ei-<br />
gentümer e<strong>in</strong>hergeht, kann gefolgert werden, dass W ( RM)<br />
> 0 e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />
der Eigenkapitalausstattung ∆ U > 0 bed<strong>in</strong>gt (et vice versa), um e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzwirtschaftliches<br />
Gleichgewicht („Kapitalwert = 0“-Situation für Eigen- und Fremd-<br />
kapitalgeber) her<strong>zu</strong>stellen. Ke<strong>in</strong>esfalls lässt sich jedoch beispielsweise aufgrund<br />
e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Werts für W ( RM)<br />
folgern, die Höhe der Eigenkapitalanpassung<br />
∆ U müsse gleichfalls ger<strong>in</strong>g ausfallen.<br />
Beispielrechnung 2:<br />
Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen bildet die <strong>in</strong> der Beispielrechnung<br />
1 errechnete Gleichgewichtssituation für das Alt-Portfolio des<br />
Versicherers. Für die faire Versicherungsprämie gilt: π ≈ 970.388,35 €<br />
(vgl. Formel (B.1)); die für die Erreichung des Sicherheitsniveaus d =<br />
0,05 % notwendige Eigenkapitalausstattung U beträgt rund 340.086,51 €<br />
(vgl. Formel (B. 3)).<br />
Betrachtet sei nun wieder die Situation, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> neuer Versicherungs-<br />
n<br />
vertrag mit e<strong>in</strong>er <strong>fairen</strong> Prämie π ≈ 970,39 € (vgl. Formel (B. 4)) <strong>zu</strong>m<br />
bestehenden Portfolio des Versicherers h<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommt. Bezeichnet<br />
*<br />
A<br />
n<br />
( = ( U + π + π ) ⋅Q<br />
) den Wert der Kapitalanlage (ohne Veränderung der<br />
Eigenkapitalausstattung) <strong>zu</strong>m Zeitpunkt 1, lässt sich nun der Wert der <strong>zu</strong>-<br />
11
sätzlich <strong>zu</strong> ergreifenden Risikomanagement-Maßnahme W(RM) analog<br />
<strong>zu</strong> Formel (8) und (B. 3) aus<br />
W<br />
mit<br />
( ) ( ( ) ( ) ( S ) N'(<br />
y)<br />
U<br />
~<br />
* ~ ~ n<br />
~ n<br />
A − E S + S ⋅ N y + std S + ⋅<br />
RM<br />
−<br />
= (B. 7)<br />
Q<br />
n ( S )<br />
~ ~ n ( S S )<br />
~ ~<br />
E S +<br />
+<br />
*<br />
A −<br />
y = (B. 8)<br />
std<br />
ableiten. N ( ⋅ ) bzw. '(<br />
⋅ )<br />
N bezeichnet dabei wieder die Verteilungsfunktion<br />
bzw. die Dichte e<strong>in</strong>er standardnormalverteilten Zufallsvariablen.<br />
Die Höhe der speziellen Risikomanagement-Maßnahme „Veränderung<br />
der Eigenkapitalausstattung“ ( ∆ U ), die für die Beibehaltung des Sicher-<br />
n<br />
heitsniveaus d = 0,05 % (= d ) notwendig ist, kann unter den getroffenen<br />
Annahmen aus der Bed<strong>in</strong>gung<br />
C<br />
n<br />
E<br />
mit<br />
y<br />
*<br />
=<br />
*<br />
~ ~ n *<br />
( A + ∆U<br />
⋅Q<br />
− E(<br />
S + S ) ⋅ N(<br />
y )<br />
std<br />
~ ~ n *<br />
( S + S ) ⋅ N'(<br />
y ) − U − ∆U<br />
= 0<br />
Q<br />
Q<br />
~ ~ n<br />
⋅Q<br />
− E(<br />
S + S )<br />
~ ~ n ( S + S )<br />
+<br />
(B. 9)<br />
*<br />
A + ∆U<br />
= (B. 10)<br />
std<br />
implizit hergeleitet werden.<br />
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Gegebenheiten für unterschiedliche<br />
~ n<br />
Korrelationen ( S , S ) ~<br />
ρ zwischen der Schadenverteilung des Alt-Portfolios<br />
und der Schadenverteilung des neu h<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommenden Vertrags.<br />
12
TABELLE<br />
n<br />
Faire Versicherungsprämien π (Alt-Portfolio) und π (neuer Versicherungsvertrag),<br />
Wert der <strong>zu</strong>sätzlichen RM-Maßnahme ( W ( RM)<br />
), Eigenkapitalveränderung ( ∆ U ) und<br />
notwendige Eigenkapitalausstattung ( U + ∆U<br />
) bei gegebenen Sicherheitsniveau d = d n<br />
n<br />
S ~<br />
S ,<br />
~<br />
ρ . 20<br />
= 0,05 % <strong>in</strong> Abhängigkeit unterschiedlicher Korrelationen ( )<br />
n ( S ) ~<br />
S ,<br />
~<br />
~ ~ n<br />
~ ~ n<br />
~ ~ n<br />
ρ = 0,00 ρ ( S,<br />
S ) = 0,06 ρ ( S,<br />
S ) = 0,50 ( S,<br />
S )<br />
ρ = 1,00<br />
π 970.388,35 € 970.388,35 € 970.388,35 € 970.388,35 €<br />
n<br />
π 970,39 € 970,39 € 970,39 € 970,39 €<br />
W ( RM)<br />
-0,47 € 0,00 € 3,37 € 7,22 €<br />
∆ U<br />
-47,99 € 0,00 € 340,67 € 728,97 €<br />
U + ∆U<br />
340.038,52 € 340.086,51 € 340.427,18 € 340.815,45 €<br />
Wie bereits angesprochen werden aufgrund der L<strong>in</strong>earität des Bewertungsfunktionals<br />
( Bw ( ⋅ ) ) werden die Preise nicht durch Korrelationen<br />
zwischen der Schadenverteilung des Alt-Portfolios und der Schadenverteilung<br />
des neu h<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommenden Vertrags bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Im Falle unkorrelierter Risiken besteht im Beispielfall die Notwendigkeit<br />
e<strong>in</strong>es (ger<strong>in</strong>gfügigen) Abbaus der bestehenden Risikomanagement-Maßnahmen<br />
im Wert von 47 Cent. Betrachtet man wieder die spezielle Risikomanagement-Maßnahme<br />
„Eigenkapitalunterlegung“, ist e<strong>in</strong>e Reduktion<br />
des Eigenkapitals um 47,99 € auf 340.038,52 € notwendig. Für<br />
~ n ( S , S ) ~<br />
ρ = 0,06 ergibt sich gerade e<strong>in</strong>e Situation, die ke<strong>in</strong>e weitere<br />
Veränderung des Risikomanagement-Mix notwendig macht, um <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er<br />
im f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen S<strong>in</strong>ne <strong>fairen</strong> Konstellation <strong>zu</strong> kommen.<br />
~ n<br />
Falls ( S , S ) ~<br />
ρ im Beispielfall größer als 0,06 ist, wird e<strong>in</strong> <strong>zu</strong>sätzlicher<br />
Aufbau e<strong>in</strong>er Risikomanagement-Maßnahme notwendig. Der höchste Ri-<br />
20 Die Werte <strong>in</strong> der Tabelle s<strong>in</strong>d auf zwei Nachkommastellen gerundet.<br />
13
~ n<br />
sikomanagement-Preis ist mit 7,22 € für ( S , S ) ~<br />
ρ = 1 gegeben. Der Wert<br />
W ( RM)<br />
= 7,22 € stellt dabei beispielsweise den <strong>fairen</strong> Preis für Rückversicherung<br />
dar, der <strong>zu</strong>r Aufrechterhaltung des Sicherheitsniveaus nach<br />
Zeichnung des neuen Vertrags bezahlt werden muss. Die Abnahme von<br />
( RM)<br />
W bei e<strong>in</strong>er Verbesserung der Diversifikationsmöglichkeiten (d.h.<br />
~ n ( S , S ) ~<br />
ρ nimmt ab) erklärt sich aus der beschränkten Haftung der Eigenkapitalgeber.<br />
Hierbei kommt es <strong>zu</strong>m sog. „Co-Insurance-Effekt“, der<br />
<strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong>e Reduktion des Chancenpotenzials für die Eigentümer<br />
be<strong>in</strong>haltet. 21<br />
In diesem Zusammenhang zeigt sich auch e<strong>in</strong> grundlegender Unterschied<br />
zwischen f<strong>in</strong>anzwirtschaftlich motivierten Bewertungsmodellen und versicherungsmathematischen<br />
(aktuariellen) Ansätzen. 22 E<strong>in</strong> neu h<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommendes<br />
Versicherungsrisiko, das e<strong>in</strong>e hohe positive Korrelation mit den<br />
Schäden des bestehenden Portfolios aufweist, erfordert <strong>zu</strong>r Aufrechterhaltung<br />
des Sicherheitsniveaus des Unternehmens aus f<strong>in</strong>anzwirtschaftlicher<br />
Perspektive nicht e<strong>in</strong>e hohe Versicherungsprämie, sondern bed<strong>in</strong>gt<br />
vielmehr <strong>zu</strong>sätzliche Risikomanagement-Maßnahmen seitens des Versicherungsunternehmens.<br />
4. Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
In der vorliegenden Arbeit werden auf Basis e<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen<br />
Modellansatzes Überlegungen <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> <strong>fairen</strong> Risikomanagement-Mix angestellt,<br />
der <strong>zu</strong> k<strong>e<strong>in</strong>em</strong> Vermögenstransfer (gemessen anhand des Kapitalwerts)<br />
zwischen Eigen- und Fremdkapitalgebern führt. Den Ausgangspunkt der Unter-<br />
21<br />
Vgl. hier<strong>zu</strong> die Analogie der Struktur des Rückstroms an die Eigentümer des Versiche-<br />
~ ~<br />
rungsunternehmens (hier: ( ) Q S S , U)<br />
~ n<br />
n<br />
max U + π + π ⋅ − − − ) <strong>zu</strong>r charakteristischen<br />
Funktion e<strong>in</strong>er (Aktien-)Kaufoption. E<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Volatilität hat grundsätzlich<br />
e<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fluss auf den Wert e<strong>in</strong>er Kaufoption; vgl. hier<strong>zu</strong> z.B. Ross, S. / Westerfield,<br />
R. / Jaffe, J. (1999), S. 565-571.<br />
22<br />
Vgl. hier<strong>zu</strong> auch Gründl, H. / Schmeiser, H. (2002) und die dort angegebene Literatur.<br />
14
suchung bildet dabei die Kalkulation von <strong>fairen</strong> Versicherungsprämien <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
der Erfüllungssicherheit des Kontrakts.<br />
In diesem Kontext lässt sich für e<strong>in</strong> gegebenes Portfolio bei fixiertem Sicherheitsniveau<br />
des Versicherers e<strong>in</strong> fairer Risikomanagement-Mix ermitteln.<br />
Wird nun e<strong>in</strong> weiterer Versicherungsvertrag, für den e<strong>in</strong>e faire Prämie bezahlt<br />
wurde, <strong>zu</strong>m bestehenden Portfolio des Versicherers h<strong>in</strong><strong>zu</strong>genommen, kommt es<br />
überraschenderweise grundsätzlich <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen Ungleichgewicht<br />
(d.h. es ergibt sich für die Eigentümer des Versicherungsunternehmens<br />
e<strong>in</strong> positiver oder negativer Kapitalwert). Dieser Kapitalwert kann als fairer<br />
Preis für e<strong>in</strong>e <strong>zu</strong>sätzliche Risikomanagement-Maßnahme <strong>in</strong>terpretiert werden,<br />
der <strong>zu</strong> Wiederherstellung e<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen Gleichgewichts (und damit<br />
<strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> <strong>fairen</strong> Risikomanagement-Mix) notwendig ist.<br />
Während faire Versicherungsprämien aufgrund der im Modell vorhandenen<br />
L<strong>in</strong>earität des Bewertungsfunktionals nicht von den Korrelationen zwischen<br />
dem Alt-Portfolio des Versicherers und dem neuen Versicherungsvertrag bee<strong>in</strong>flusst<br />
werden, gilt dies für den <strong>fairen</strong> Preis der <strong>zu</strong>sätzlich notwendigen Risikomanagement-Maßnahme<br />
nicht.<br />
15
Anhang<br />
Wie <strong>in</strong> der Beispielrechnung 1 verdeutlicht wurde, kommt es im betrachteten<br />
Modellkontext <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> Vermögensverlust für die Aktionäre und die Versicherungsnehmer<br />
des Altbestands, wenn e<strong>in</strong> Versicherungsvertrag <strong>in</strong> das fair kalkulierte<br />
Portfolio des Versicherers <strong>zu</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> Preis aufgenommen wird, der kle<strong>in</strong>er<br />
als die faire Prämie ist. Gesetzt den Fall, es käme <strong>zu</strong> dem bestehenden Port-<br />
~ n<br />
folio e<strong>in</strong> weiterer Versicherungsvertrag mit e<strong>in</strong>er Schadenverteilung S h<strong>in</strong><strong>zu</strong>,<br />
ohne dass es <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Prämienzahlung kommt, lässt sich der Vermö-<br />
n<br />
genstransfer gemessen am Kapitalwert der Aktionärsposition C E aus der Beziehung<br />
C<br />
n<br />
E<br />
mit<br />
z<br />
∗<br />
=<br />
( ( ) ( ) ( S ) N'(<br />
z ) U<br />
~<br />
~ ~ n ∗ ~ n ∗<br />
A − E S + S ⋅ N z + std S + ⋅<br />
−<br />
A −<br />
=<br />
std<br />
~ ~ n<br />
E(<br />
S + S )<br />
~ ~ n ( S + S )<br />
Q<br />
bestimmen. 23 Im Beispielfall 24 ~ n<br />
ergibt sich bei e<strong>in</strong>er Korrelation von ( S , S ) ~<br />
~ n<br />
e<strong>in</strong> Kapitalwert C <strong>in</strong> Höhe von rund - 961,21 €. Für ( S , S ) ~<br />
16<br />
(A. 1)<br />
(A. 2)<br />
ρ = 0<br />
n<br />
E<br />
ρ = 1 erhält man<br />
n<br />
e<strong>in</strong>en Kapitalwert C E ≈ - 953,40 €. Das Sicherheitsniveau des Unternehmens<br />
nach Zeichnung des neuen Vertrags d ergibt sich analog <strong>zu</strong> Formel (3) aus 25 :<br />
23 ~<br />
Dabei bezeichnet A wieder den Wert der Kapitalanlage <strong>zu</strong>m Zeitpunkt 1, S die Schadenverteilung<br />
des Alt-Portfolios, N ( ⋅ ) bzw. N '(<br />
⋅ ) die Verteilungsfunktion bzw. die Dichte<br />
e<strong>in</strong>er standardnormalverteilten Zufallsvariablen, Q den e<strong>in</strong>periodigen Aufz<strong>in</strong>sungsfaktor<br />
und U das vorhandene Eigenkapital des Versicherers.<br />
24<br />
Vgl. hier<strong>zu</strong> die <strong>in</strong> Beispielrechnung 1 angegebenen Daten.<br />
25 Zur Ableitung der Gleichung (A. 3) nutzen wir die folgende Beziehung:<br />
S ~<br />
S ~<br />
max( +<br />
n<br />
−<br />
A,<br />
0)<br />
S ~<br />
S ~<br />
= − m<strong>in</strong>( A − −<br />
~ ~<br />
= max( A − S − S<br />
n<br />
n<br />
, 0)<br />
, 0)<br />
S ~<br />
S ~<br />
− ( A − −<br />
n<br />
).
Bw<br />
d =<br />
=<br />
( ( + S − A,<br />
0 ) ~ ~ n<br />
max S<br />
πˆ<br />
~ ~ n<br />
∗ ~ ~ n ∗<br />
( A − E(<br />
S + S ) ⋅ ( N(<br />
z ) − 1)<br />
+ std(<br />
S + S ) ⋅ N'<br />
( z )<br />
Q ⋅ πˆ<br />
17<br />
(A. 3)<br />
Im Fall unkorrelierter Schäden hat sich das Sicherheitsniveau d des Versicherungsunternehmens<br />
nach Zeichnung des neuen Vertrags auf rund 0,05094 %<br />
verschlechtert; bei vollständig korrelierten Risiken gilt d ≈ 0,05175 %. Der<br />
Vermögensverlust der Versicherungsnehmer des Alt-Portfolios ergibt sich nun<br />
aus der Differenz zwischen fairer Prämie und tatsächlich bezahlter Prämie π (≈<br />
970.388,35 €; vgl. Formel (B. 1)):<br />
~<br />
E(<br />
S)<br />
⋅ 0005094<br />
Q<br />
bzw.<br />
( 1−<br />
0,<br />
) − π<br />
~<br />
E(<br />
S)<br />
⋅ 0005175<br />
Q<br />
( 1−<br />
0,<br />
) − π<br />
~ n<br />
≈ - 9,16 € für ( S , S ) ~<br />
~ n<br />
≈ - 16,97 € für ( S , S ) ~<br />
ρ = 0 (A. 4)<br />
ρ = 1 (A. 5)<br />
E<strong>in</strong>e Addition der Vermögensverluste von Aktionären und Versiche-<br />
n<br />
rungsnehmern des Altbestands ergibt die Prämie π , die eigentlich von dem neu<br />
h<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommenden Versicherungsnehmer hätte aufgebracht werden müssen:<br />
π<br />
n<br />
=<br />
≈<br />
bzw.<br />
π<br />
n<br />
=<br />
=<br />
~<br />
( S<br />
Q<br />
E n<br />
)<br />
⋅<br />
961,<br />
21<br />
~<br />
( S<br />
Q<br />
E n<br />
)<br />
⋅<br />
953,<br />
40<br />
( 1−<br />
0,<br />
0005094)<br />
€ +<br />
9,<br />
16<br />
€<br />
( 1−<br />
0,<br />
0005175)<br />
€ + 16,<br />
97 €<br />
≈<br />
≈<br />
970,<br />
38<br />
970,<br />
37<br />
€<br />
€<br />
~ ~ n<br />
für ( S,<br />
S )<br />
ρ = 0 (A. 6)<br />
~ ~ n<br />
für ( S,<br />
S )<br />
ρ = 1 (A. 7)
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