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Hernienchirurgie - Marienhospital Gelsenkirchen GmbH

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<strong>Hernienchirurgie</strong><br />

Patienteninformation<br />

(Dr. Igors Iesalnieks)<br />

Behandlung der Bauchwandbrüche (Hernien) am <strong>Marienhospital</strong> <strong>Gelsenkirchen</strong><br />

MHG Klinik für Chirurgie<br />

Patienteninformation <strong>Hernienchirurgie</strong><br />

Operationen wegen Bauchwandbrüche (Hernien) gehören seit vielen Jahren zu den am häufigsten<br />

durchgeführten Operationen überhaupt. Alle Bruchformen verursachen ähnliche Beschwerden: die<br />

Bauchwand wölbt sich an einer bestimmten Stelle vor und verursacht Schmerzen bei Belastungen, Pressen<br />

und Husten. Die von vielen befürchteten Einklemmungen sind zum Glück selten. Sollte es jedoch in der Tat<br />

zu einer Einklemmung kommen, ist dies eine sehr gefährliche Komplikation, die sofort operiert werden<br />

muss. Eine Einklemmung erkennt man daran, dass der bereits bestehende Bruch plötzlich größer, sehr fest<br />

und schmerzhaft wird und sich nicht zurückdrücken lässt. Außerdem kommt es dann zum Erbrechen und<br />

allgemeinem Unwohlsein. Auch wenn diese gefährliche Situation recht selten ist, sollte jeder Bruch auch<br />

aus Präventionsgründen operiert werden. Die Bauchwandbrüche können ausschließlich durch eine<br />

Operation behandelt werden. Sie verschwinden nicht spontan und werden im Laufe der Zeit größer. Soweit<br />

wie möglich wird in der Behandlung verschiedener Brucharten am <strong>Marienhospital</strong> <strong>Gelsenkirchen</strong> die<br />

„Schlüssellochtechnik“ angewendet.<br />

1. Leistenbrüche<br />

Leistenbruch ist eine wohl der häufigsten menschlichen Erkrankungen überhaupt. Sie betrifft meist<br />

Männer jeglichen Alters: von Neugeborenen bis hohem Alter. Nicht selten sind beide Leisten betroffen. Bei<br />

Erwachsenen werden heute von den meisten Chirurgen Operationsmethoden unter Einsatz künstlicher<br />

Netze verwendet. Früher wurden die Leisten mit verschiedenen Nahttechniken direkt vernäht, es hat sich<br />

jedoch gezeigt, dass die Rückfallraten (eine erneute Bildung des Bruchs) vier- bis fünffach höher sind als<br />

nach den Operationen mit Netzeinsatz.<br />

Eine der weltweit am häufigsten eingesetzten Leistenbruchoperationen ist die sogenannte Operation nach<br />

Lichtenstein. Dabei wird die Leiste eröffnet, die Bruchpforte vernäht und die Leiste mit einem Netz<br />

verstärkt, wobei das Netz zwischen den Bauchdeckenschichten eingebracht wird. Das Netz bleibt<br />

lebenslang im Körper, löst sich also nicht auf, so dass selbst Jahrzehnte später die Leiste fest und stabil<br />

bleibt. Die Rückfallraten sind mit ein bis zwei Prozent sehr niedrig. Etwa fünf Prozent der Patienten<br />

entwickeln nach der Operation chronische Leistenschmerzen, die recht belastend sein können. Dies ist eine<br />

Komplikation, die nach allen Behandlungsmethoden auftreten kann und weniger am Netz selbst, vielmehr<br />

an Nervenschädigung in der Leiste festzumachen ist. Die Operation nach Lichtenstein kann sowohl unter<br />

Vollnarkose als auch unter Rückenmarkbetäubung durchgeführt werden.<br />

Seit über zehn Jahren werden die Leistenbrüche zunehmend auch mittels Schlüssellochchirurgie behandelt.<br />

Dabei wird zunächst eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. In den Bauch wird eine dünne<br />

Videokamera eingeführt und die Leiste von innen angesehen. Der Bruchinhalt kann dann von innen in den<br />

Bauch zurückgezogen und der Bruch wiederum mit Hilfe eines Netzes verschlossen werden. Es existieren<br />

zwei Variationen dieses Eingriffes (je nach dem, wie genau die Leiste mit der Videokamera angesehen wird,<br />

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Leitender Oberarzt Dr. med. Igors Iesalnieks<br />

Virchowstraße 135<br />

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und wie das Netz platziert wird), die unter Abkürzungen TEP und TAPP bekannt sind. Wir führen die sog.<br />

TEP Operation durch. Die Vorteile der Operation sind:<br />

• weniger Schmerzen in den ersten Tagen nach der Operation<br />

• schnellere Rückkehr in die Arbeit<br />

• niedrigeres Infektionsrisiko (da ein Eröffnen der Leiste entfällt).<br />

Die Rückfallrate ist mit fünf Prozent jedoch etwas höher als bei der Lichtenstein Operation. Die chronischen<br />

Leistenschmerzen treten dagegen etwas seltener auf, sind jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen. Die<br />

Methode ist vor allem bei beidseitigen Brüchen geeignet, weil das Operationstrauma deutlich niedriger ist.<br />

Nach einer TEP-Operation kann sich Wundwasser in der Leiste ansammeln, die Leiste sieht geschwollen<br />

aus. Diese Flüssigkeit löst sich innerhalb weniger Wochen in meisten Fällen wieder auf. Die Probleme mit<br />

der Hodendurchblutung sind nach beiden Methoden selten (zirka 0,6 %).<br />

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Patienteninformation <strong>Hernienchirurgie</strong><br />

An unserer Klinik werden beide Techniken durchgeführt. Bei Patienten, die besonders große Brüche haben,<br />

die im Unterbauch bereits früher operiert wurden, die Blut verdünnende Medikamente einnehmen, wird<br />

die Lichtenstein-Operation angewendet. In übrigen Fällen wird meist die TEP-Operation durchgeführt.<br />

Wenn sich ein Patient bereits mit einem Rückfall nach früherer Operation vorstellt, wird die<br />

„entgegengesetzte“ Operation durchgeführt: nach einer Operation mit Schnitt wird die TEP-Methode<br />

verwendet. Falls sich jemand mit einem Rückfall nach TEP- oder TAPP-Operation vorstellt, wird die<br />

Operation nach Lichtenstein durchgeführt.<br />

2. Nabelbruch<br />

Auch dies ist eine häufige Bruchform, wobei diesmal Männer und Frauen gleich oft betroffen sind. Die<br />

Patienten bemerken oft über Jahre eine Vorwölbung im Nabel, die recht schmerzhaft sein kann, jedoch<br />

auch hier selten einklemmt. Der Bruch kann im Laufe der Jahre eine erhebliche Größe annehmen.<br />

Übergewichtige Menschen sind häufig betroffen.<br />

Bei Patienten mit kleinen Nabelbrüchen (bis 1 cm), kann der Bruch im Rahmen einer kleinen und<br />

ungefährlichen Operation direkt zugenäht werden. Ist der Bruch jedoch größer, oder auch wenn der Patient<br />

übergewichtig ist oder oft Hustenanfälle hat, wird die Bauchdecke auch hier mit einem Netz verstärkt.<br />

Nach Operationen mit Netzeinsatz sind die Rückfälle sehr selten. Bei besonders großen Nabelbrüchen wird<br />

an unserer Klinik die „Schlüssellochoperation“ verwendet. Damit kann ein großer Bauchschnitt vermieden<br />

werden. Der Bruch wird von innen mit einem Netz überdeckt. Ähnlich wie nach den Leistenoperationen in<br />

„Schlüsseltechnik“ hat der Patient nach der Operation deutlich weniger Schmerzen und viel seltener<br />

Wundinfektionen. Allerdings kann auch hier eine Ansammlung des Wundwasser in dem ehemaligen<br />

Bruchsack zur Besorgnis bei dem Patienten führen. Manchmal muss das Wundwasser mehrfach mit einer<br />

dünnen Nadel abgelassen werden. Unter dem Strich heilt jedoch das Operationsfeld ohne Probleme aus.<br />

3. Narbenbruch<br />

Bei einem Fünftel der Patienten, die früher über einen größeren Bauchschnitt operiert wurden, können sich<br />

ein bis zwei Jahre später sogenannte Narbenbrüche bilden. Dabei gibt die Narbe der Voroperation nach und<br />

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das Eingeweide wölbt sich nach vorne vor. Der Bruch kann wenige Zentimeter groß sein, sich aber auch bis<br />

zur gesamten Länge des ehemaligen Schnittes ausdehnen. Der Befund kann also unter Umständen eine<br />

sehr beeindruckende Größe haben. Wie auch alle andere Bruchformen, müssen die Narbenbrüche fast<br />

immer operiert werden, weil sie stets größer werden, immer mehr stören und sich nie von allein<br />

zurückbilden.<br />

Es sind mehrere Risikofaktoren bekannt, die zu den Narbenbrüchen führen:<br />

• Übergewicht<br />

• eine Operation, die unter Notfallbedingungen durchgeführt wurde<br />

• Wundinfektionen<br />

• Unterernährung<br />

• jegliche Komplikationen nach vorausgegangenen Operationen<br />

• Zuckerkrankheit<br />

• Rauchen<br />

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Heute ist bekannt, dass ein Narbenbruch ausschließlich unter Verwendung eines Netzes operiert werden<br />

muss. Es muss dabei die ganze ehemalige Narbe überdeckt werden, da sonst ein Bruch an einer anderen,<br />

nicht versorgten Narbenstelle auftreten kann. Früher wurden Netze verwendet, die nicht in Kontakt mit<br />

Eingeweide treten durften, weil durch die Reibung an der Netzoberfläche Darmwandschäden auftreten<br />

konnten. Chirurgen mussten also recht komplizierte Eingriffe durchführen, bei denen die Netze zwischen<br />

verschiedenen Bauchwandschichten versteckt werden mussten. Seit mehreren Jahren werden jedoch Netze<br />

hergestellt, deren untere Fläche so beschichtet wird, dass jegliche Reibungsschäden verhindert werden<br />

können. Diese Netze sind zwar um einiges teurerer (die Kosten werden von der Krankenkasse getragen!),<br />

erleichtern jedoch die Operation erheblich, machen diese also auch schneller und sicherer. Man nennt diese<br />

Operationsmethode abgekürzt IPOM. Wenn die Bauchhöhle des Patienten durch die innere Vernarbungen<br />

(Verwachsungen) nicht gänzlich verschlossen ist, kann der Eingriff auch mittels „Schlüssellochtechnik“<br />

durchgeführt werden. Die Vorteile sind dann sehr klar: deutlich weniger Schmerzen, kein großer<br />

Bauchschnitt, weniger Infektionen. Die Ansammlungen des Wundwassers (Serome) in der Bauchdecke sind<br />

häufig, können allerdings ohne erneute Operation behandelt werden.<br />

Eine besondere Form des Narbenbruches ist ein Bruch im Bereich eines künstlichen Darmausganges. Diese<br />

Bruchform ist sehr häufig und muss im Gegensatz zu allen anderen Erscheinungsformen nur dann operiert<br />

werden, wenn der Patient erhebliche Beschwerden hat oder wenn der künstliche Ausgang nicht mehr gut<br />

versorgt werden kann.<br />

4. Seltene Bruchformen<br />

Zu diesen gehören die Schenkelbrüche, Brüche nach vorausgegangenen Flankenschnitten wie zum Beispiel<br />

nach Nierenoperationen (Lumbalhernien). Alle diese Bruchformen werden meist mittels<br />

„Schlüssellochtechnik“ behandelt. Oft wird die Bauchdecke mit Hilfe künstlicher Netze verstärkt.<br />

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