Einwinterung von Kübelpflanzen
Einwinterung von Kübelpflanzen
Einwinterung von Kübelpflanzen
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<strong>Einwinterung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kübelpflanzen</strong><br />
Viele Pflanzen in unseren Gärten stammen aus wärmeren Gefilden. Sie<br />
vertragen die rauen Winter hierzulande nicht. Tiefe Temperaturen, kombiniert<br />
mit Sonnenbestrahlung, überfordern ihre Überlebensstrategie,<br />
sodass sie im Winter vorsorglich geschützt werden müssen.<br />
Wie auch unsere Gartenpflanzen, schalten sie im Winter einen Gang zurück<br />
und reduzieren den Stoffwechsel, stellen ihn aber nicht gänzlich ein.<br />
Vorbereitungen auf das Einwintern:<br />
• Kalibetonte Düngung<br />
<strong>Kübelpflanzen</strong> sollten ab August nur noch kalibetont (z.B. Hakaphos rot,<br />
Flory 4) gedüngt werden, um ein Ausreifen des Holzes und der Triebe zu<br />
gewährleisten.<br />
Von Oktober bis Anfang März ist keine Düngung notwendig.<br />
• Schädlingskontrolle<br />
Vor dem Umzug ins Winterquartier müssen <strong>Kübelpflanzen</strong> gründlich auf<br />
Schädlingsbefall kontrolliert und, wenn nötig, behandelt werden.<br />
Engelstrompete (Burgmansia sp.)<br />
Durch einen kräftigen Rückschnitt (z.B.<br />
Engelstrompete) bzw. das Entlauben der<br />
Pflanzen, kombiniert mit einem leichten<br />
Rückschnitt (z.B. an Blauer Nachtschatten,<br />
Bleiwurz, Fuchsie, Feige, Granatapfel, Hammer-<br />
und Korallenstrauch, Wandelröschen),<br />
verlieren die Pflanzen einen Großteil <strong>von</strong><br />
Blattläusen und Weißer Fliege (Mottenschildlaus).
Spinnmilben verstecken sich hingegen im Topfsubstrat bzw. unter Rindenschuppen.<br />
Hier kann eine Behandlung mit einem Parafinöl (zB: Para–<br />
Sommer (1%ig, tropfnass spritzen, nach 8 Tagen wiederholen) Abhilfe<br />
schaffen.<br />
Wo ein Entblättern nicht möglich ist, können tierische Schädlinge wie Blatt-,<br />
Schild- und Wollläuse mit handelsüblichen Insektiziden bekämpft werden.<br />
Beachten Sie dabei, dass chemische Pflanzenschutzmaßnahmen meist Temperaturen<br />
über 10 ° C benötigen, da viele im Tieftemperaturbereich unzureichend<br />
wirken. Hier sind Kontaktmittel wie Schädlingsfrei Natureen AF (auf<br />
Ölbasis), Neusodan Neu (auf Kaliseifenbasis) oder Schädlingsfrei Neem (aus<br />
der Frucht des Neembaumes gewonnen) erfolgreicher.<br />
Beachten Sie vor dem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmaßnahmen unbedingt<br />
die Hinweise in der Gebrauchsanweisung bzw. fragen Sie Ihren<br />
Gärtner um Rat.<br />
Blattläuse können mit Pflanzenschutzstäbchen,Schädlingsfrei<br />
Neem sowie Neudosan<br />
Neu bekämpft werden.<br />
Bei Weißer Fliege zeigen<br />
Schädlingsfrei Neem, Neudosan<br />
Neu sowie Combi-<br />
Granulat Careo und Combi-<br />
Stäbchen Careo zufrieden-<br />
stellende Wirkung. Bei den<br />
Letztgenannten wird der<br />
Wirkstoff mit dem Saftstrom<br />
in der Pflanze verteilt und<br />
erreicht so auch verborgene Tiere.<br />
Schmier- und Schildläuse können mit Para-Sommer, Promanal AF und<br />
Schädlingsfrei Natureen bekämpft werden. Auch die Granulate und Stäbchen<br />
<strong>von</strong> Careo und Provado wirken gut. Kleinere Befallsherde können gut<br />
mit Provado-Plus Zierpflanzenspray behandelt werden.<br />
Im Winterquartier stoßt man häufig auf den Grauschimmelpilz (Botrytis<br />
cinerea). Er liebt hohe Luftfeuchtigkeit und wird durch Sporen übertragen.<br />
Lichtmangel und Überdüngung fördern ihn ebenfalls. Sein Befall beginnt<br />
an verletzten oder abgestorbenen Pflanzenteilen und ist an einem mausgrauen<br />
Sporenrasen erkennbar. Blütenstände und kranke Pflanzenteile<br />
sind vor dem Einräumen unbedingt zu entfernen. Häufiges Lüften und<br />
gegebenenfalls eine chemische Behandlung mit Teldor können den Befall<br />
eindämmen.
Wurzelkrankheiten, wie sie gerne bei der Strauchmargarite (Argyranthemum<br />
frutescens), Bougainvillea (Bougainvillea glabra) oder Hibiscus<br />
(Hibiscus rosa-sinensis) vorkommen, können durch vorsichtiges Wässern<br />
und gegebenenfalls einer Gießbehandlung mit Aliette begegnet werden.<br />
<strong>Einwinterung</strong>szeit<br />
Die Pflanzen sollten so lange wie möglich im Freien bleiben, sind doch oft<br />
die Winterplätze nicht ideal. Wintern Sie nur an trockenen Tagen ein, da<br />
die Pflanzen ansonsten viel Feuchtigkeit ins Winterquartier bringen. Der<br />
Wurzelballen darf nicht zu nass sein. Empfindliche Pflanzen werden vor<br />
dem ersten Frost versorgt, robustere Exemplare halten meist wesentlich<br />
länger im Freien aus. Erst bei einem Frost um –5 °C ist es Zeit zur<br />
Übersiedlung.<br />
Was wollen nun unsere großen Topfpflanzen?<br />
Kurz zusammengefasst könnte man sagen: Die richtige Kombination aus<br />
Temperatur, Licht und Feuchtigkeit.<br />
Da beim Hobbygärtner nicht immer optimale Bedingungen vorherrschen,<br />
sollten wir Pflanzen auswählen, die mit geringeren Ansprüchen über den<br />
Winter zu bringen sind.<br />
• Ansprüche an die Temperatur<br />
Viele <strong>Kübelpflanzen</strong> fühlen sich bei Temperaturen <strong>von</strong> 4 bis 10 ° C im Winter<br />
wohl. Die meisten Gewächse stammen aus den Subtropen und kommen<br />
durchaus mit einigen Frostgraden über kurze Zeit zurecht. Sie können<br />
im Herbst unter Überdächern, an Hauswänden, über Lichtschächten<br />
oder/und mit einer Vliesabdeckung die ersten Fröste überdauern und so<br />
wertvolle Zeit im Freien gewinnen. Auch das Auswintern kann bei warmer<br />
Witterung schon Ende März erfolgen, wenn Vlies als schnelle Sofortmaßnahme<br />
gegen Frost griffbereit liegt. Nur Temperaturschocks sind<br />
unbedingt zu vermeiden!<br />
Kurzfristig bis zu –10 °C vertragen:<br />
Aucube (Aucuba japonica)<br />
Eucalyptus – Arten (Eucalyptus gunii)
Feige (Ficus carica)<br />
Granatapfel (Punica granatum)<br />
Hanfpalme (Trachycarpus fortunei)<br />
Laurentinus (Viburnum tinus)<br />
Lorbeer (Laurus nobilis)<br />
Ölbaum (Olea europaea)<br />
Für kurze Zeit bis zu –5 °C vertragen:<br />
Bleiwurz (Plumbago auriculata)<br />
Dattelpalme (Phoenix canariensis)<br />
Gewürzrinde (Cassia corymbosum)<br />
Myrte (Myrtus communis)<br />
Oleander (Nerium oleander)<br />
Passionsblume (Passiflora caerulea)<br />
Schmucklilie* (Agapanthus-Hybriden)<br />
Wollmispel (Eriobotrya japonica)<br />
*Die Schmucklilie benötigt zur Blütenbildung im nächsten Sommer sogar eine kurze<br />
Frosteinwirkung.<br />
Oleander (Nerium oleander) Schmucklilie (Agapanthus sp.)<br />
Empfindlich gegen Temperaturen unter der Frostgrenze sind folgende<br />
Pflanzen. Sie kommen im Winter mit Temperaturen <strong>von</strong> 4 bis 10 °C aus<br />
und wollen einen hellen Platz:<br />
Blauer Nachtschatten (Solanum rantonettii)<br />
Bougainvillea (Bougainvillea glabra)<br />
Drachenbaum (Dracaena sp.)<br />
Engelstrompete* (Burgmansia Arten)<br />
Fuchsien* (Fuchsia Arten)
Hammerstrauch* (Cestrum Arten)<br />
Heliotrop (Heliotropium arborescens)<br />
Keulenlilie (Cordyline australis)<br />
Korallenstrauch* (Erythrina crista-galli)<br />
Schönmalve (Abutilon Hybriden)<br />
Tibouchina (Tibouchina semidecandra)<br />
Wandelröschen (Lantana camara – Hybriden)<br />
Zierbanane (Ensete ventricosum)<br />
Zimmeraralie (Fatsia japonica)<br />
Ziturs-Arten (Citrus sp.)<br />
*Ausnahme: Diese Pflanzen können durch einen leichten Frost das Laub unbeschadet<br />
verlieren, überwintern danach aber unbelaubt. Sie benötigen dann kaum Wasser. Im<br />
zeitigen Frühjahr werden sie wieder heller und wärmer gestellt, um sich neu aufzubauen.<br />
Kumquat (Citrus fortunella japonica)<br />
Bougainvillea (Bougainvillea glabra)<br />
Etwas wärmer, also bei etwa 12 – 16 °C, überwintern:<br />
Kerzenstrauch (Cassia sp.)<br />
Zimmerlinde (Sparmannia africana)<br />
Hibiskus (Hibiscus rosa-sinensis)
Kerzenstrauch (Cassia corymbosua) Hibiskus (Hibiscus rosa sinensis)<br />
Bei ausreichender Helligkeit überdauern einige Kalthauspflanzen auch in<br />
der geheizten Wohnung. Da sie ihren Stoffwechsel dabei kaum reduzieren,<br />
ist regelmäßiges Gießen erforderlich. (Fingerprobe machen!) Bei trockener<br />
Luft ist eine vermehrte Schädlingskontrolle notwendig.<br />
Bougainvillea (Bougainvillea glabra)<br />
Keulenlilie (Cordyline australis)<br />
Robin Hood (Dipladenia Sundaville-Red)<br />
Zimmerahorn (Abutilon-Hybriden)<br />
Zimmeraralie (Fatsia japonica)<br />
Auch Kakteen können warm überwintert werden, sie benötigen jedoch<br />
einen Kältereiz, um im nächsten Jahr wieder Blüten hervorzubringen.<br />
• Ansprüche ans Licht<br />
Ideal ist für die meisten <strong>Kübelpflanzen</strong> ein heller, kühler Standort. Vor<br />
allem Sukkulenten, Immergrüne und Palmen fühlen sich hier wohl.<br />
Laubabwerfende Pflanzen wie die Feige (Ficus carica) oder der Granatapfel<br />
(Punica granatum) sowie die oben erwähnten entlaubten Stechapfel,<br />
Blauer Nachtschatten, Bleiwurz, Fuchsien, Hammer- und Korallenstrauch,<br />
Zierbanane (bodeneben zurück geschnitten) usw. können völlig dunkel<br />
überwintert werden.<br />
Ebenfalls dunkel werden die immergrüne Aukube (Aucuba japonica),<br />
Agave (Agave americana), Dattelpalme (Phoenix canariensis), Hanfpalme<br />
(Trachycarpus fortunei) oder der Neuseeländische Flachs (Phormium<br />
tenax) überwintert, wenn sie es kühl (~ 4 bis 6 ° C) haben.<br />
• Ansprüche an die Feuchtigkeit<br />
Da der Stoffwechsel in der Ruhezeit heruntergefahren wird, benötigen die<br />
Pflanzen nur wenig Wasser. Es darf aber der Wurzelballen nicht austrocknen.<br />
Vermeiden Sie besonders stauendes Wasser im Untersetzer!
Problematisch ist die Überwinterung <strong>von</strong> Strauchmargeriten (Argyranthemum<br />
frutescens) und Fuchsien, da zu wenig Wasser Blätter und Triebe<br />
eintrockenen lässt, zu viel Wasser jedoch die Wurzeln bei den tiefen<br />
Temperaturen schädigt und Pilzerkrankungen die Tür öffnet.<br />
• Rückschnittmaßnahmen<br />
Ein Rückschnitt kann aus mehreren Gründen notwendig sein:<br />
o Verkleinerung der Pflanze, wenn sie zu voluminös wird.<br />
o Verbesserung des Pflanzenaufbaues durch Auslichtung- oder<br />
Verjüngungsschnitt bzw. Entfernung schwacher und kranker<br />
Pflanzenteile<br />
o Anregung zur Blütenbildung<br />
Laubabwerfende Arten werden im Herbst etwas eingekürzt sowie schwache<br />
Triebe entfernt. Der Hauptrückschnitt erfolgt im zeitigen Frühjahr, wobei<br />
auch einige Triebe stärker zurückgenommen werden, um einen Neuaufbau<br />
der Pflanze zu erzielen.<br />
Durch wiederholtes „weiches Entspitzen“ (d. h. abzwicken des jungen Austriebes<br />
mit den Fingernägeln knapp über seiner Basis) wird der Austrieb<br />
aus schlafenden Knospen angeregt. So bleiben Wandelröschen-, Fuchsien-,<br />
Blauer Nachtschatten- oder Pelargonienbäumchen kompakt.<br />
• Überwinterung beim Gärtner<br />
Wenn Sie keinen Platz für eine optimale<br />
Überwinterung Ihrer <strong>Kübelpflanzen</strong> haben,<br />
bieten Ihnen viele Gärtnereien im<br />
Lande die Serviceleistung der Überwinterung<br />
an. Durch die idealen Bedingungen<br />
in den Gewächshäusern entwickeln<br />
sich die Pflanzen optimal und werden<br />
ab April nächsten Jahres in bester Qualität<br />
ausgeliefert.<br />
Ing. Harald Rammel<br />
Landwirtschaftskammer Vorarlberg<br />
Fachbereich Obst & Garten