Vorlage 2013-3.pub - Zwölf Apostel
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LEITWORT 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Großes Haus<br />
überschreibt der Berliner Dichter<br />
Rainer Malkowski eines seiner Gedichte<br />
und fährt dann fort:<br />
Manche fühlen sich hier klein.<br />
Schon ein kurzer Aufenthalt<br />
im Mittelschiff<br />
kommt ihnen vor<br />
wie Beugehaft.<br />
Andere, von allen Sintfluten<br />
verschont,<br />
besichtigen eine Arche,<br />
die sie unnütz finden.<br />
Eine Seitenkapelle<br />
ist reserviert für die Beter.<br />
Am Nordportal ein Gerüst.<br />
Hämmern stört<br />
die Ausführungen<br />
der Kunsthistorikerin,<br />
die einen Schrein erläutert.<br />
Aus der Krypta<br />
Schulklassengezwitscher.<br />
Jemand, den man nicht sieht,<br />
übt an der Orgel.<br />
Falken bewohnen die Türme<br />
und schlagen die Tauben.<br />
Ganz unterschiedlich sind die Gedanken<br />
zu dieser Kirche, die der Literat<br />
da ganz sicher meint. Genauso<br />
verschieden stehen Menschen heute<br />
zur Institution, sehen sie auch die<br />
Gebäude, deren Weihetag wir im<br />
Monat Oktober in unserem Bistum<br />
feiern.<br />
Je nachdem welche Erfahrungen ich<br />
mit Kirche gemacht habe, wie meine<br />
religiöse Erziehung verlaufen ist,<br />
stattgefunden hat oder nicht, je nach<br />
den Begegnungen mit dem<br />
„Bodenpersonal“ des lieben Gottes,<br />
und natürlich auch auf dem ganz<br />
konkreten Hintergrund meiner Lebensgeschichte<br />
werde ich mich in<br />
dem einen oder anderen Satz Malkowskis<br />
wieder finden.<br />
Für die Einen verhindert die Kirche<br />
das Menschsein, die Anderen halten<br />
sie für überflüssig, da sie sie in ihrem<br />
Leben irgendwie nicht brauchen,<br />
andere sehen sie als Museum,<br />
als Kostbarkeiten künstlerischer<br />
Schaffenskraft und der großartigen<br />
Idee eines Architekten. Man kann<br />
Kirchen als Ausdruck ihrer Zeit lesen.<br />
Die jeweilige Stilrichtung sagt<br />
da sehr viel. Sie bergen Glaubensgeschichte,<br />
„plagen“ Schülerinnen und<br />
Schüler mit Lernstoff - ermöglichen<br />
aber auch Begegnung mit Gott, wenigstens<br />
in den Seitenkapellen und<br />
Unterkirchen, vor den Tabernakeln<br />
oder im Entzünden von kleinen Kerzen<br />
… Und sie sind auch Lebensorte<br />
für solche, die sie als Basis für ihre<br />
Jagd und ihren Überlebenskampf<br />
verstehen.<br />
Kirchweihe - wir in unseren beiden<br />
Pfarrgemeinden <strong>Zwölf</strong> <strong>Apostel</strong> und<br />
Heilig Geist - wir kennen die konkreten<br />
Daten, die Tage in den Jahren<br />
1955 und 1967, als der Bischof mit<br />
vielen deutenden Riten diese „großen<br />
Häuser“, als gelungene Werke<br />
zahlloser Handwerker, in Dienst genommen,<br />
verkündet hat, dass sie von<br />
der Gegenwart Gottes erfüllt worden<br />
sind. Gesalbt, mit entzundenen