Vorlage 2013-3.pub - Zwölf Apostel
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AKTUELLES THEMA 9<br />
sich aus freiem Willen Gott radikal<br />
verweigert. Leider stattete die Fantasie<br />
die Hölle mit überbordenden Bildern<br />
aus, so dass sie zur Drohkulisse<br />
wurde, die das ganze Leben des<br />
Menschen überschattete und manche<br />
Prediger und Pädagogen dazu verführte,<br />
sie als Machtmittel zur<br />
Angsterzeugung und Disziplinierung<br />
zu missbrauchen. Nebenbei: es ist<br />
schon bemerkenswert, dass heute die<br />
Horrorszenarien in den Medien die<br />
alten Höllenszenarien auch ohne Religion<br />
um ein Vielfaches übertreffen.<br />
Alles Nachdenken über Tod und<br />
Auferstehung muss von der Erkenntnis<br />
geleitet sein, dass alle Spekulationen<br />
ins Leere laufen, wenn wir sie<br />
nicht radikal an Gott binden. Deshalb<br />
beginnt der Dogmatiker Otto<br />
Hermann Pesch seine Abhandlung<br />
Die christliche Vorstellung<br />
in zwei Sätzen:<br />
Gott ist das Leben. Kein Tod<br />
kann da eine Grenze setzen<br />
über die Eschatologie (Lehre von<br />
den Letzten Dingen) mit folgenden<br />
Worten: „Genau genommen könnte<br />
man die Eschatologie in zwei Sätzen<br />
zusammenfassen und dann aufhören.<br />
Die beiden Sätze müssten lauten:<br />
Gott ist der Gott des Lebens, ja das<br />
Leben selbst. Darum kann kein Tod<br />
der Macht seines Lebens eine Grenze<br />
setzen“.<br />
Auch wenn in unserer Zeit der Glaube<br />
an die Auferstehung schwindet,<br />
so lässt sich gleichzeitig beobachten,<br />
dass oft Menschen, die keine religiösen<br />
Bindungen mehr haben, im Angesicht<br />
des eigenen Todes doch wieder<br />
so etwas wie eschatologische<br />
Bilder entwickeln. Mir wurde das<br />
kürzlich bewusst, als mir jemand<br />
vom Sterben einer 34jährigen Mutter<br />
erzählte, die ihren dreijährigen Sohn<br />
auf ihren Tod vorbereitet hat. Sie tat<br />
das mit den Worten: „Ich gehe zu<br />
den Toten. Dann werde ich auf einem<br />
Stern sitzen und auf dich aufpassen.“<br />
Geht es vielleicht doch<br />
nicht ganz ohne eine Vorstellung<br />
von Weiterleben „Bei den Toten<br />
sein“ heißt, ein Schattendasein führen,<br />
wie es sich die Griechen vorgestellt<br />
haben – also doch noch eine<br />
Art Leben, wenn auch ein abgeschattetes.<br />
„Auf einem Stern sitzen!“<br />
Trotz des modernen Wissens über<br />
die Beschaffenheit des Weltalls bilden<br />
sich wieder solche Sprachformen<br />
aus. Was zeigt das Wenn die<br />
Menschen die christliche Auferstehungshoffnung<br />
ausgeblendet haben,<br />
schaffen sie sich einen Ersatz und<br />
greifen dabei auf mythische und infantile<br />
Frühformen zurück.<br />
Es steht zu befürchten: Wenn die Religion<br />
aus der Gesellschaft hinauskatapultiert<br />
wird, fallen wir wieder zurück<br />
an den Anfang der Religionsund<br />
Kulturgeschichte.<br />
Ich jedenfalls möchte lieber mit<br />
Christus auferstehen und in ewiger<br />
Freude und in Gemeinschaft mit den<br />
Erlösten beim Vater leben als auf einem<br />
Stern sitzen.