auch als PDF runterladen - Film & TV Kameramann
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Ein Journalist droht in eine Sprengfalle zu laufen (Foto nachge stellt).<br />
Das Bewusstsein für die Gefährdung durch Minen, ist ein wichtiges<br />
Thema beim Journalistenlehrgang im VN Ausbildungs zentrum der<br />
Bundeswehr in Hammelburg.<br />
Straßengraben Schutz suchen.<br />
Sekunden später ist das<br />
hämmernde Stakkato der<br />
automatischen Waffen verhallt,<br />
laufen die Soldaten hektisch<br />
hin und her, auf Russisch<br />
wütende Befehle brüllend.<br />
Verwundete schreien. Wieder<br />
Schüsse. Mit vorgehaltener<br />
Waffe und in gebrochenem<br />
Englisch zwingen uns die Soldaten,<br />
ihren Verwundeten<br />
Erste Hilfe zu leisten. Jeder<br />
Westler habe umfassende medizinische<br />
Kenntnisse, glaubt<br />
man offensichtlich <strong>auch</strong> hier.<br />
Stress- und Adrenalinpegel<br />
sind hoch, es herrscht totales<br />
Durcheinander. Einer der Verwundeten hat<br />
eine große B<strong>auch</strong>verletzung. Gedärme hängen<br />
heraus. Plötzlich ein Pfiff.<br />
Die Übung ist zu Ende.<br />
Ich nehme meine Hand weg von der<br />
B<strong>auch</strong>wunde aus Plastik, helfe dem »Schwerverletzten«<br />
auf die Beine. Dankend lächelt der<br />
junge Bundeswehrsoldat mich an. Das Rollenspiel<br />
war furchteinflößend realistisch, <strong>auch</strong><br />
ohne <strong>Film</strong>blut. In solchen Situationen sofort in<br />
Deckung, raus aus der Schusslinie und zurückziehen,<br />
hatten wir im theoretischen Unterricht<br />
gelernt. Hier aber sah jetzt wieder alles ganz<br />
anders aus. Funktioniert das Gelernte überhaupt<br />
»Jede Situation ist anders«, erinnert uns<br />
Hauptfeldwebel Griech (Name von der Redaktion<br />
geändert), »wir können Ihnen nur Handlungsleitlinien<br />
geben.« Klare Verhaltensmaßregeln<br />
gebe es nur in wenigen Fällen. Stattdessen<br />
sollen wir ein Gespür dafür entwickeln, wie<br />
komplex die Situationen in Krisengebieten sein<br />
können, ein Gefühl, welches Verhalten das<br />
Richtige sein könnte.<br />
Schließlich können wir weiterfahren, drei<br />
Kleinbusse mit Journalisten hintereinander,<br />
jeder mit deutlich sichtbarer Beschilderung:<br />
Presse! Wir sind unbewaffnet! Die Sonne ist bereits<br />
untergegangen, <strong>als</strong> wir auf offener Straße<br />
immer langsamer werden, schließlich zum Stehen<br />
kommen. Wir sitzen im hintersten Fahrzeug,<br />
diskutieren gerade mögliche Gründe für<br />
den Stopp, da t<strong>auch</strong>en neben unserem Bus<br />
Maskierte auf, wedeln herum mit Kalashnikovs.<br />
Laut brüllend reißen sie die Fahrzeug -<br />
türen auf, zerren uns aus den Autos. »Das ist die<br />
Entführung!«, denke ich. Jetzt bloß nichts F<strong>als</strong>ches<br />
tun!<br />
Dann aber, ehe wir es uns versehen, brausen<br />
unsere Kleinbusse davon, ohne uns. Mit<br />
unserer Ausrüstung stehen wir allein im Dunkeln<br />
mitten auf der Straße. Der Bande ging es<br />
nur um die Autos, nicht um uns.<br />
Wie aus dem Nichts steht <strong>auch</strong> Hauptfeldwebel<br />
Bischof wieder neben uns, erklärt aber<br />
gleich: »Ich bin gar nicht da. Ich bin nur hier,<br />
um Ihre Sicherheit bei dieser Übung zu gewährleisten.<br />
Alleine und nachts dürfen Sie sich<br />
auf dem Truppenübungsplatz nicht bewegen.«<br />
Reflektierende Warnschilder und Armbinden<br />
knotet er uns um, dazu orange Warnleuchten.<br />
Dann verstummt er, verschränkt die Arme und<br />
grinst bedeutungsvoll.<br />
Wie gelernt, bestimmen wir einen Anführer<br />
für unsere Gruppe. Einen Kompass zu benutzen,<br />
wird für unnötig befunden, obwohl es mittlerweile<br />
stockdunkel ist. Wir ziehen los. Nach<br />
einer Weile hat eine Kollegin Schwierigkeiten<br />
beim Laufen. Wir nehmen ihr das Gepäck ab,<br />
lassen sie das Tempo bestimmen, werden<br />
immer langsamer. Weil sie ganz hinten geht,<br />
kommen immer wieder laute Rufe von vorne:<br />
»Tempo o.k.« Ein Höllenspektakel! Grelle<br />
Taschenlampen leuchten wild hin und her. Die<br />
»Übungskünstlichkeit« mit den orangefarbenen<br />
Warnleuchten verstehen wohl einige von uns<br />
f<strong>als</strong>ch. Möglichst schnell und unauffällig, am<br />
Foto: Ian Umlauff<br />
FILM & <strong>TV</strong> KAMERAMANN · 20. Februar 2013 4