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1 Dieter Kröger Revenahe, den 26.11.2006 Lindenallee 21 Tel ...

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<strong>Dieter</strong> <strong>Kröger</strong> <strong>Revenahe</strong>, <strong>den</strong> <strong>26.11.2006</strong><br />

Lin<strong>den</strong>allee <strong>21</strong> <strong>Tel</strong>.: 04164 / 4232<br />

<strong>21</strong>644 <strong>Revenahe</strong> home: www.kroeger-revenahe.de<br />

An die örtliche Presse<br />

Betr.: Torfabbau in Sauensiek<br />

vorliegender Antrag auf Genehmigung einer weiteren Torfabbaufläche der Firma Industrie<br />

Er<strong>den</strong>werke Archut GmbH und Co KG mit Sitz in Lauterbach / Hessen vom 31.07.2006<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Im Bereich der Gemeinde Sauensiek und auf einem angrenzen<strong>den</strong> Gebiet der Gemeinde Beckdorf<br />

wurde bzw. wird auf riesigen Flächen von nach meiner Kenntnis insgesamt über 200 ha Torf<br />

abgebaut. Es handelt sich um Teilflächen eines ehemaligen Hochmoorgebietes, das sich über mehrere<br />

Kilometer zwischen <strong>den</strong> Orten Sauensiek (ab Löhe bzw. Bockhorst) und Beckdorf einerseits und<br />

Wiegersen und <strong>Revenahe</strong> andererseits hinzieht.<br />

Die in der Abtorfung befindlichen Flächen zerschnei<strong>den</strong> bereits jetzt die Landschaft für die Tierwelt<br />

z. B. in der Nähe des Wiegerser Forstes derart, dass viele Tiere bei dem Versuch der Querung dieser<br />

Flächen in die dort vorhan<strong>den</strong>en sehr tiefen Gräben fallen und veren<strong>den</strong>. In der Presse wurde darüber<br />

berichtet. Gräben wur<strong>den</strong> von der abbauen<strong>den</strong> Firma für die Trockenlegung des Moores gezogen.<br />

Auch für die erholungsuchende Wohnbevölkerung der Gemeinde stellen die Torfaubbauflächen eine<br />

großes Hindernis und einen hässlichen Anblick in der heimischen Landschaft dar. Der Tod vieler<br />

Tiere in <strong>den</strong> tiefen Gräben macht traurig. Auch Menschen, besonders Kinder, sind letztendlich durch<br />

die tiefen Gräben gefährdet.<br />

Die zur Abtorfung jetzt beantragte Fläche ist nach dem Regionalen Raumordnungsprogramm sowohl<br />

als Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft als auch als Versorgungsgebiet zur Rohstoffgewinnung<br />

festgelegt. Dies bedeutet, dass eine Genehmigung zur Abtorfung unter Berücksichtigung des Natur-<br />

und Landschaftsschutzes möglich ist. Dies lässt aber auch die Möglichkeit zu, dass aus dem jetzigen<br />

Zustand der Abtorfung eine Regeneration zu einem für Mensch und Natur besonders wertvollen<br />

Landschaftsteil durchgeführt wer<strong>den</strong> kann.<br />

Kleinflächig sind nach meiner Kenntnis in der beantragten Fläche Gebiete mit Sonnentau, Wollgras<br />

und Europäischem Siebenstern zu fin<strong>den</strong>. Kranich, Weiß-, Schwarzstorch und Brachvogel sind in<br />

dieser Region heimisch und nachgewiesen. Diese Tiere benötigen Nahrungs- und Rückzugsräume.<br />

Unmittelbar an die beantragte Fläche angrenzend fin<strong>den</strong> sich solche, die nach Regionalem Raumordnungsprogramm<br />

eine besonders hohe Bedeutung für <strong>den</strong> Natur- und Landschaftsschutz haben und<br />

durch die Abtorfung beeinträchtigt wer<strong>den</strong> könnten.<br />

Von dem nun vorliegen<strong>den</strong> Antrag ist eine weitere Fläche von 14,6 ha Größe betroffen. Innerhalb<br />

dieser Fläche sind 7,6 ha ehemalige Hochmoorfläche für die unmittelbare Abtorfung vorgesehen. Die<br />

Gesamtfläche von 14,6 ha ist nach einer ersten weitgehend oberflächlichen Abtorfung bis in die 50er<br />

Jahre hinein nun z. T. verbuscht bzw. durch mehrere unregelmäßig über die Fläche verteilten lichten<br />

1


Birken-Kieferwälder oder Fichtenanpflanzungen gekennzeichnet, die etwa 20 bis 25 Prozent der<br />

Gesamtfläche ausmachen. Sie stellen in dieser Landschaft einen wertvollen Rückzugsraum für die<br />

heimische Tierwelt dar. Diese Waldflächen wür<strong>den</strong> durch die Abtorfung entweder verschwin<strong>den</strong><br />

oder durch die benachbarte Abtorfung ihren natürlichen Wert weitgehend verlieren.<br />

Die feuchteren Bereiche dieses Gebietes könnten durch eine Entkusselung und zeitgleiche Anhebung<br />

des Wasserspiegels durch gezielte Schließung der entwässern<strong>den</strong> Gräben sofort wieder in ökologisch<br />

sehr wertvolle naturnahe Hochmoorflächen entwickelt wer<strong>den</strong>.<br />

Die zur Abtorfung beantragte Fläche schließt nach Nor<strong>den</strong> hin mit der benachbarten Fläche des<br />

Goldbecker Moores einen weiteren naturnahen Lebensraum ein, der noch einmal etwa die Größe der<br />

hier beantragten Fläche umfasst, sodass die insgesamt für die Umwelt negativ betroffene Fläche<br />

nicht 14,6 sondern etwa 30 ha umfasst.<br />

Innerhalb von 20 Jahren soll diese Fläche abgetorft wer<strong>den</strong>. Bis zu einer Renaturierung der Flächen<br />

würde hier also über einen Zeitraum von ca. 25 Jahren eine zusätzliche für Menschen und die Tier-<br />

und Pflanzenwelt lebensfeindliche Region entstehen.<br />

Betrachtung der Abtorfung generell<br />

Aus ökologischer Sicht:<br />

Torf wird heute, nachdem es bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im wesentlichen als<br />

Brennstoff verwendet wurde, noch in Gärten oder im Gartenbau für eine angebliche Verbesserung<br />

der Bo<strong>den</strong>bedingungen genutzt. Diese angeblichen Verbesserungen sind nach meiner Kenntnis<br />

tatsächlich in der Regel nicht vorhan<strong>den</strong> oder sehr gering, weil der Torf die Bö<strong>den</strong> saurer macht und<br />

die meisten Pflanzen heimischer Gärten <strong>den</strong> sauren Bo<strong>den</strong> eher nicht benötigen bzw. nicht vertragen.<br />

Aus ökologischer und klimatischer Sicht<br />

Global gesehen ist jede Abtorfung und die dann folgende Zersetzung des Torfes durch die<br />

Freisetzung von Kohlenstoffdioxid klimaschädlich und von daher ökologisch und klimatisch in<br />

hohem Maße schädlich.<br />

Aus wirtschaftlicher Sicht der Gemeinde<br />

Die Firma Industrie Er<strong>den</strong>bau Archut GmbH ist laut Antragsunterlagen in Lauterbach / Hessen<br />

ansässig. Die leiten<strong>den</strong> Angestellten des Betriebes in Sauensiek stammen aus dem Bereich Vechta.<br />

Auch sie haben also keinen ersten Wohnsitz in unserer Gemeinde oder in der Nähe. Nach meiner<br />

Kenntnis gibt es nur einen einzigen regelmäßig fest angestellten Mitarbeiter der Firma, der in unserer<br />

Gemeinde oder in der Region wohnt und hier seine Steuern bezahlt. Die Fahrzeuge weiterer<br />

Mitarbeiter haben z. T. ausländische Kennzeichen und sind wohl eher nur saisonal eingesetzte<br />

Mitarbeiter, die vermutlich nur sehr geringe Verdienste erhalten und daher steuerlich für die<br />

Gemeinde ebenfalls wohl eher unbedeutend sind.<br />

Über die Höhe der Gewerbesteuer, die die Firma an die Gemeinde zahlt, kann ich keine Auskunft<br />

geben.<br />

Verbleibende wirtschaftliche Unsicherheiten<br />

Die abtorfende Firma, die bekanntlich eine GmbH und Co KG ist, zieht aus dem Abbau und der<br />

Vermarktung des Torfes sicherlich Gewinne. Das ist Ziel und Zweck einer wirtschaftlichen<br />

Betätigung. Am Ende dieser Abtorfungszeit besteht dann die Verpflichtung zur Renaturierung. Diese<br />

Arbeiten sind nicht mehr gewinnbringend für die Firma.<br />

2


Eine Firma mit der Rechtsform GmbH und Co KG ist bei einer „vorzeitigen Beendigung“ ihrer<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten (z. B. einem Konkurs) nur in sehr geringem Umfange zu noch<br />

ausstehen<strong>den</strong> Verpflichtungen heranzuziehen.<br />

Vor einer Zustimmung zur Genehmigung einer weiteren Abtorfungsfläche sollte hundertprozentig<br />

sicher geklärt sein, dass ausreichende finanzielle Rücklagen bestehen, die auch bei einer möglichen<br />

„vorzeitigen Beendigung“ ihrer Tätigkeiten unwiederbringlich für die erforderlichen<br />

Renaturierungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.<br />

Zu Be<strong>den</strong>ken ist, dass das Abtorfungsende nach <strong>den</strong> Anträgen erst in 20 Jahren oder später erreicht<br />

ist. Wird die Firma dann noch existieren??<br />

Besondere Probleme<br />

Bekanntlich gibt es in anderen Abtorfungsflächen in Sauensiek erhebliche Probleme mit dieser Firma<br />

erhebliche Probleme bezüglich Sicherheit. Eine große Anzahl von Tieren ist in die Gräben gefallen<br />

und verendet (Die Presse berichtete darüber), obwohl die Gräben mit ausreichend Ausstiegen so<br />

gestaltet sein müssten, dass die Tiere diese Gräben wieder verlassen können müssen.<br />

Im übrigen sind die Gräben wohl auch wesentlich tiefer als dies nach der Abtorfungsgenehmigung<br />

sein dürfte.<br />

Es bestehen bei mir zusätzlich erhebliche Zweifel daran, ob der Landkreis Stade als<br />

Aufsichtsbehörde die erforderlichen Kontrollen der Genehmigungsauflagen in <strong>den</strong> bisherigen<br />

Abbauflächen regelmäßig und korrekt durchgeführt hat. Von <strong>den</strong> jährlichen Kontrollen müsste es<br />

Protokolle geben.<br />

Wenn die die Kontrollen nicht geschehen sein sollte, bleiben Fragen: Warum nicht und wie wür<strong>den</strong><br />

Abtorfung und Beaufsichtigung in der neuen Fläche durchgeführt?<br />

Der jetzige Zustand ist für mich Grund genug, eine Zustimmung zur beantragten Genehmigung der<br />

Abtorfung nicht zu erteilen.<br />

Auch aus ökologischen und <strong>den</strong> daraus folgen<strong>den</strong> negativen klimatischen Grün<strong>den</strong> spreche ich mich<br />

eindeutig gegen jede weitere Abtorfung und damit für <strong>den</strong> Schutz der noch verbliebenen<br />

Hochmoorflächen aus. Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, dass der alte Gemeinderat, der<br />

der Genehmigung der Erweiterung südlich der Straße Sauensiek – Wiegersen zugestimmt hatte, sich<br />

ausdrücklich für <strong>den</strong> Erhalt weiterer Flächen ausgesprochen hatte.<br />

Sollte sich die Mehrheit des Rates nicht für eine generelle Ablehnung der weiteren Abtorfung<br />

aussprechen, werde ich <strong>den</strong> Rat aus <strong>den</strong> genannten Grün<strong>den</strong> drin<strong>den</strong>d bitten mindestens zum<br />

derzeitigen Zeitpunkt eine Zustimmung zur Genehmigung nicht zu geben.<br />

Es sollte zunächst eines der Abtorfungsgebiete renaturiert zurückgegeben sein!<br />

Ich fasse zusammen:<br />

1. Abtorfung führt über einen sehr langen Zeitraum zu sehr lebensfeindlichen Landschaften.<br />

2. Torfabbau ist klimaschädlich.<br />

3. Die jetzige Abtorfung durch die Archut GmbH und Co KG ist für die Tierwelt und poten-<br />

3


tiell auch für Menschen gefähr<strong>den</strong>d.<br />

4. Obwohl dies bei der Firma und der Aufsichtsbehörde bekannt ist, hat es bisher keine<br />

entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Änderungen gegeben.<br />

5. Durch die beantragte Abtorfung würde eine weitere Fläche von ca. 30 ha direkt oder<br />

indirekt betroffen.<br />

6. Die finanziellen Vorteile für die Gemeinde Sauensiek sind wohl eher gering.<br />

7. Eine wesentliche Anzahl von Dauerarbeitsplätzen ist von der Firma für unsere Region nicht<br />

geschaffen wor<strong>den</strong>. Von der Schaffung weiterer, vor allem auch qualifizierter Arbeitsplätze,<br />

ist bisher nicht die Rede.<br />

8. Würde die Fläche nicht abgetorft wer<strong>den</strong>, könnte sie durch Entkusselung und Wiederver-<br />

nässung sofort in einen ökologisch sehr wertvollen Zustand gebracht wer<strong>den</strong> und einen<br />

wertvollen Bereich für Naherholung darstellen.<br />

In der Abwägung der Vor- und Nachteile sehe ich zur Zeit keinen guten Gründe, warum die<br />

Archut GmbH und Co KG in Sauensiek eine weitere Fläche zur Abtorfung erhalten sollte.<br />

Die Firma muss zunächst Leistungen für die Natur und die Menschen in der Region erbringen,<br />

bevor weitere Flächen zur Abtorfung freigegeben wer<strong>den</strong>.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

gez. <strong>Dieter</strong> kröger<br />

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