Journal 23 zum downloaden (PDF 3,5 MB - Lebendige Stadt

Bis zu vierzehn Kinder mit schwierigen Lebensverhältnissen können in Radeln betreut werden.
Kontakte – und vor allem Durchhaltevermögen.
Im Frühjahr 2009 kaufte
seine Stiftung, die in Rumänien Fundatia
Tabaluga heißt, das ehemalige
Pfarrhaus von Radeln samt dem
dazugehörigen 6.500 Quadratmeter
großen Grundstück der evangelischen
Kirche ab und versprach im Gegenzug,
später auch die Kirchenburg zu
sanieren. „Das Wohnhaus des sächsischen
Pfarrers war früher der zentrale
Ort im Dorf“, erklärt Szaktilla.
Heute toben hier wieder Kinder
durchs Haus.
Seit dem Kauf des Pfarrhofs greift ein
Rädchen ins andere. Maffay, der
Netzwerker, mobilisiert Unterstützung
von Firmen, Stiftungen, Privatpersonen.
Die Anschubfinanzierung
für das Projekt lieferte die Weihnachtsaktion
der Passauer Neuen
Presse, deren Leser zum Jahreswechsel
2009/2010 fast eine halbe Million
Euro zugunsten der Maffay-Stiftung
spendeten. Mit diesem Geld wurde
der Pfarrhof zum Kinderferienheim
umgebaut. Aus der alten Remise entstand
ein Unterkunftsgebäude, in
dem vierzehn Kinder und sechs
Betreuer Platz haben. Im Pfarrhaus
finden die Gruppen Clubraum, Küche
und Esszimmer vor. Im Garten lädt
ein Backofen zum Pizza machen ein.
Das liebevoll gestaltete Areal inmitten
der üppig grünen transsilvanischen
Hügellandschaft ist ein idealer
Ort für therapeutische Ferien.
Doch eine einzelne Oase mitten im
dörflichen Elend birgt Konfliktpotenzial.
Deshalb bezog die Maffay-Stiftung
von Anfang an das gesamte
Dorf mit ein. „Radeln revitalisieren“,
nennt der Musiker dieses Vorhaben.
Es geht um Wasserleitungen, Kanalisation,
Müllentsorgung. Mit seiner
Prominenz und der Unterstützung der
Bei den Planungen wurde das gesamte Dorf von Anfang an mit einbezogen.
Bundesregierung gelingt es Maffay
auch, der rumänischen Politik Versprechen
abzunehmen. Bei der feierlichen
Einweihung des Ferienheims
im Juli sagte Entwicklungsministerin
Elena Udrea den Ausbau der Gemeindestraße
zu – bislang eine mit
Schlaglöchern übersäte Schotterpiste.
Nach und nach soll das Dorf aus seinem
Dornröschenschlaf erwachen.
Die BayWa-Stiftung hat einen alten
Bauernhof neben dem Pfarrhaus
gekauft und will die brach liegende
Landwirtschaft beleben. Eine Flei-
Lebendige Stadt
scherei und eine kleine Molkerei sollen
folgen. Über die Aktion „Deutsches
Handwerk Hilft“ haben nicht
nur viele Firmen bisher tatkräftig
mitangeschoben, sondern auch eine
Stiftungswerkstatt eingerichtet. Dank
der Bertram Pohl Stiftung ist ein
Ärztehaus entstanden, in dem eine
Allgemeinmedizinerin und eine Zahnärztin
stundenweise praktizieren –
bisher war Radeln medizinisches Niemandsland.
Ein anderes Haus wird
zum Kindergarten. Maffay geht es
nicht nur um die Infrastruktur, sondern
auch um Arbeitsplätze. Verschiedene
Firmen wie Tönnies, Carat
oder Otto Bock haben zugesagt. Maffay
sieht das Projekt Radeln als
„Leuchtturm“ für die ganze Region.
Was das Engagement der Stiftung für
die Bewohner bedeutet, zeigt das
Beispiel der sechsköpfigen Familie
Ceasar. Daniel und Enikö haben einen
Job bei der Stiftung gefunden. Bevor
Maffay nach Radeln kam, waren zwei
Söhne krank, den Eltern fehlte Geld
für die Behandlung. Mittlerweile sind
die Kinder wieder fit und verfolgen
neugierig, was sich in ihrem Dorf tut.
Maffays Vision ist für sie zur schönen
Realität geworden.
23