D e r b ö s e O n k e l - Praesens Film
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Urs Oder m att<br />
Der b<strong>ö</strong>se Onkel<br />
Aber bietet nicht gerade das Erzählen aus der Sicht des Advocatus diaboli die Chance,<br />
dass wir nicht in die Falle einer anwaltschaftlichen Dramaturgie tappen, wenn wir uns<br />
einem sozial relevanten Stoff zuwenden? Die Chance, für einmal nicht dem immer gleichen<br />
Zuschauer das immer gleiche Weltbild zu erzählen, das dieser ohnehin schon aus<br />
den gleichen Geschichten kennt?<br />
Aber auch wenn es kein parteiergreifender <strong>Film</strong> werden soll, werden wir die Fragen nach<br />
den Pogromen in der heutigen Zeit nicht aus den Augen verlieren. Wir werden nicht übersehen,<br />
wie nah sich in einer kleinen heilen Welt Geborgenheit und Bevormundung sind,<br />
wie schnell Gemütlichkeit in Ungemütlichkeit umschlagen kann und wie militant eine<br />
vermeintlich schweigende Mehrheit eine angeblich falsch denkende Minderheit - oder<br />
eine Einzelperson - aussondern kann.<br />
Wenn Der b<strong>ö</strong>se Onkel es schafft, den Zuschauer zu der einen oder anderen Frage nach der<br />
kleinen Diktatur in unserem Alltag zu provozieren, ist uns der <strong>Film</strong> mehr als geglückt.<br />
Fragen reichen. Fragen sind bekanntlich die besseren Antworten - selbst, wenn wir uns<br />
dabei gut unterhalten.<br />
Denn ein altes Rezept ist für mich Konzept: Den Griff in die Kolportage tiefer...; für das<br />
Lachen zahlt der Zuschauer mit einem sperrigen Rätsel. Oder mit einer versteckten Botschaft,<br />
wenn man unbedingt will. Manchmal gelingt es. Lustig und ernst. In der Musik<br />
würde man es einen Flirt zwischen U und E nennen.<br />
Urs Odermatt<br />
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