Gruppenentscheidungen und Spieltheorie
Gruppenentscheidungen und Spieltheorie
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<strong>Gruppenentscheidungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Spieltheorie</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Mike Hüftle<br />
28. Juli 2006<br />
1 Einleitung 2<br />
1.1 Entscheidung in Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.2 Vor- <strong>und</strong> Nachteile von <strong>Gruppenentscheidungen</strong> . . . . . . . . . . 3<br />
2 Kooperative <strong>Gruppenentscheidungen</strong> 4<br />
2.1 Vorbereitung der Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
2.2 Zielsystem <strong>und</strong> Nutzenfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
2.3 Wahrcheinlichkeiten <strong>und</strong> Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
3 Abstimmungsregeln 7<br />
3.1 Abstimmungen <strong>und</strong> Präferenzordnung . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
3.2 Mehrheitsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
3.3 Borda- <strong>und</strong> Hare-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
4 <strong>Spieltheorie</strong> 10<br />
4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
4.2 Gr<strong>und</strong>begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
4.3 Gefangenendilemma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
4.4 Verhandlungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
4.5 Evolutionäre <strong>Spieltheorie</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
5 Literatur 15<br />
5.1 Literatur zu <strong>Gruppenentscheidungen</strong> (Entscheidungstheorie) . . . 15<br />
5.1 Literatur zur <strong>Spieltheorie</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
1
1 Einleitung<br />
1.1 Entscheidung in Gruppen<br />
<strong>Gruppenentscheidungen</strong> Die meisten Entscheidungen in der Unternehmenspraxis werden nicht von Einzelpersonen<br />
getroffen, sondern von Entscheidergruppen. Eine solche Gruppe<br />
setzt sich meist aus ganz unterschiedlichen Personen mit unterschiedlichen<br />
Interessen, unterschiedlichem Wissen <strong>und</strong> Präferenzen zusammen.<br />
Oftmals gibt es spezifische Regeln, wie solche Entscheidungen ablaufen <strong>und</strong><br />
welche Mehrheitsverhältnisse erforderlich sind, um zu einer Entscheidung zu<br />
kommen.<br />
<strong>Spieltheorie</strong><br />
2
Vorteile von<br />
<strong>Gruppenentscheidungen</strong><br />
Nachteile der<br />
Entscheidung<br />
in Gruppen<br />
Decision<br />
Support<br />
Systeme<br />
1.2 Vor- <strong>und</strong> Nachteile von <strong>Gruppenentscheidungen</strong><br />
Die Vorteile einer <strong>Gruppenentscheidungen</strong> liegen insbesondere in der höheren<br />
Kreativität, der breiteren Wissensbasis <strong>und</strong> der Möglichkeit, dass sich die<br />
Gruppenmitglieder untereinander austauschen <strong>und</strong> so ihre eigenen Vorstellungen<br />
kritisch überprüfen können.<br />
Jedoch gibt es in Gruppen zahlreiche Mechanismen, welche eine rein sachlichlogische<br />
Gruppenentscheidung verhindern ([], S. 312).<br />
• Sozial untergeordnete Gruppenmitglieder haben in der Regel ein<br />
(implizit) geringeres Gewicht bei einer Gruppenentscheidung.<br />
• Gruppenmitglieder können aus Eigeninteresse Informationen vorenthalten<br />
oder falsch darstellen.<br />
• In einer Diskussion ist es für den Einzelnen oft nicht mehr möglich, allen<br />
Argumenten zu folgen <strong>und</strong> sich eine eigene Meinung darüber zu bilden.<br />
• Der Groupthink-Effekt tritt auf, wenn die Gruppe schnell zu einer Entscheidung<br />
kommen will. Dann werden mögliche Gegenargumente nicht<br />
angebracht.<br />
Entscheidungsunterstützende Systeme (Decision Support Systeme) können einem<br />
Entscheidungsgremium helfen, den Entscheidungsprozess so zu strukturieren,<br />
dass die nachteiligen Einflüsse einer Gruppenentscheidung möglichst gering<br />
bleiben.<br />
3
2 Kooperative <strong>Gruppenentscheidungen</strong><br />
2.1 Vorbereitung der Entscheidung<br />
Entscheidungsprozess Kooperative <strong>Gruppenentscheidungen</strong> sind Entscheidungsprozesse bei denen sich<br />
bei die Gruppenmitglieder auf ein gemeinsames Problemverständnis, gemein-<br />
kooperativen same Ziele, eine gemeinsame Nutzenfunktion <strong>und</strong> evtl. auf gemeinsame<br />
Entscheidun- Wahrscheinlichkeiten bei einer Risiko-Entscheidung einigen können.<br />
gen Dann ist die letztendliche Entscheidungsfindung unproblematisch, da hier Methoden<br />
angewandt werden können, die auch bei der Entscheidungsfindung bei<br />
Individualentscheidungen eingesetzt werden.<br />
Der Schwerpunkt von kooperativen Entscheidungen liegt also auf der Vorbereitung<br />
der Entscheidung.<br />
Strukturierung<br />
des Entscheidungsproblems<br />
Eine Strukturierung des Entscheidungsproblems in der Gruppe sollte vor allem<br />
eine strukturierte <strong>und</strong> zielgerichtete Problemdiskussion ermöglichen.<br />
Es ist meist sinnvoll, das Problem in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen<br />
<strong>und</strong> über diese Teilprobleme getrennt zu diskutieren. Auf diese Weise kann<br />
jedes Gruppenmitglied seine Argumente in seinem spezifischen Wissensgebiet<br />
einbringen.<br />
Eine Moderation des Entscheidungsprozesses ist dafür zuständig, dass<br />
sich die Gruppe immer nur auf ein Teilproblem konzentriert. Erst wenn alle<br />
Teilprobleme ausreichend behandelt wurden, wird der Diskussionsprozess auf<br />
das Gesamtproblem fokussiert.<br />
4
Aufstellen<br />
eines<br />
Zielsystems<br />
2.2 Zielsystem <strong>und</strong> Nutzenfunktion<br />
Problematisch ist in vielen Fällen das Aufstellen gemeinsamer Ziele. Auch wenn<br />
sich die Gruppenmitglieder auf eines oder mehrere gemeinsame Ziele einigen<br />
können, so werden diese oft unterschiedlich bewertet bzw. gewichtet.<br />
Gruppennutzenfunktionen Bei Individualentscheidungen ist für viele Methoden eine Nutzenfunktion<br />
des Entscheiders erforderlich, in die seine persönlichen Präferenzen einfliessen,<br />
<strong>und</strong> mit der mögliche Ergebnisse bewertet werden.<br />
Einen Konsens aller Gruppenmitglieder über eine solche Funktion zu finden<br />
ist nur selten möglich. Deshalb gibt es in der Praxis zwei wichtige Methoden<br />
wie das Problem einer gemeinsamen Nutzenfunktion gelöst wird.<br />
1. Die individuellen Nutzen werden addiert <strong>und</strong> eventuell noch gemäß<br />
den Kompetenzen des einzelnen Entscheiders gewichtet. Diese Methode ist<br />
vor allem dann zu empfehlen, wenn die Unterschiede in den individuellen<br />
Nutzenfunktionen nur gering sind.<br />
2. Die endgültige Bewertung wird noch nicht festgelegt, sondern in einer<br />
späteren Dominanzanalyse wird überprüft, ob sich die unterschiedlichen<br />
Bewertungen überhaupt auf die Entscheidung auswirken. Sollte dies er Fall<br />
sein, so kann nochmals versucht werden, einen Konsens über die einzelnen<br />
Nutzenbewertungen zu finden.<br />
5
Gemeinsame<br />
Wahrscheinlichkeiten<br />
Gemeinsame<br />
Entscheidung<br />
2.3 Wahrcheinlichkeiten <strong>und</strong> Entscheidung<br />
Bei einer Gruppenunterscheidung unter Risiko müssen die Gruppenmitglieder<br />
angeben, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Zustand eintritt. Da<br />
dies von den einzelnen Personen meist unterschiedlich geschätzt wird, müssen<br />
diese Wahrscheinlichkeiten aggregiert werden. Hierfür wird meistens die<br />
Durchschnittsmethode eingesetzt, d.h. es wird der Durchschnitt über alle<br />
für einen Zustand geschätzten Wahrscheinlichkeiten gebildet.<br />
Hat sich die Gruppe auf ein gemeinsames Zielsystem, eine Gruppennutzenfunktion<br />
<strong>und</strong> gemeinsame Wahrscheinlichkeiten geeinigt, so können für die <strong>Gruppenentscheidungen</strong><br />
dieselben Methoden verwendet werden, die auch bei Individualentscheidungen<br />
eingesetzt werden.<br />
6
3 Abstimmungsregeln<br />
3.1 Abstimmungen <strong>und</strong> Präferenzordnung<br />
Abstimmungen Will oder kann eine Gruppe nicht kooperativ in einem Entscheidungsprozess<br />
zu einer Entscheidung kommen, so muss diese Entscheidung (aus unterschiedlichen<br />
Zielen <strong>und</strong> Präferenzen der Gruppenmitglieder heraus) in einer Abstimmung<br />
getroffen werden.<br />
Abstimmungsregel sind Methoden, welche die Präferenzordnung der einzelnen<br />
Gruppenmitglieder zu einer Präferenzordnung der gesamten Gruppe aggregieren.<br />
Präferenzordnungsprofil<br />
Eine Zusammenstellung der individuellen Präferenzen wird auch Präferenzordnungsprofil<br />
genannt. Die Abbildung zeigt ein Beispiel für ein solches<br />
Profil.<br />
1. Präferenz<br />
2. Präferenz<br />
3. Präferenz<br />
Person 1 Person 2 Person 3<br />
Alternative<br />
1<br />
Alternative<br />
2<br />
Alternative<br />
3<br />
Alternative<br />
2<br />
Alternative<br />
1<br />
Alternative<br />
3<br />
7<br />
Alternative<br />
1<br />
Alternative<br />
2<br />
Alternative<br />
3<br />
....<br />
Person n<br />
Alternative<br />
3<br />
Alternative<br />
2<br />
Alternative<br />
1
Einfache<br />
Mehrheit<br />
Absolute<br />
Mehrheit<br />
Mehrheit der<br />
Paarvergleiche<br />
3.2 Mehrheitsregeln<br />
Jedes Gruppenmitglied kann nur eine Stimme für eine Alternative abgeben<br />
(in der Regel für die mit der höchsten Präferenz). Die Entscheidung fällt auf<br />
diejenige Alternative, die am meisten Stimmen erhält.<br />
Diese Regel spiegelt jedoch nicht die vollständige Gruppenpräferenz wieder. Sie<br />
macht keine Angaben darüber, welche Alternative gewählt wird, wenn zwei Alternativen<br />
dieselbe maximale Anzahl an Stimmen erhalten.<br />
Wie bei der einfachen Mehrheit hat jedes Gruppenmitglied genau eine Stimme,<br />
die es einer Alternative geben kann. Hat eine Alternative mehr als 50%<br />
der Stimmen, so wird sie ausgewählt.<br />
Hat keine Alternative die absolute Mehrheit, so gibt es eine zweite Abstimmung,<br />
bei der nur noch die beiden Alternativen mit demn meisten Stimmen aus<br />
der ersten Abstimmung zur Wahl stehen. Gibt es mehr als zwei Alternativen<br />
mit demn meisten oder den zweitmeisten Stimmen, so kommen entsprechend<br />
mehr Alternativen in die zweite Abstimmung.<br />
Es wird für alle möglichen Paarvergleiche der Alternativen eine Gruppenpräferenz<br />
bestimmt, indem bei jedem Paarvergleich die einfache Mehrheit bestimmt<br />
wird. Diejenige Alternative wird ausgewählt, welche in den meisten Paarvergleichen<br />
die Abstimmung gewinnt.<br />
Diese Regel führt jedoch wie auch die einfache Mehrheit <strong>und</strong> die absolute Mehrheit<br />
nicht immer zu einer eindeutigen besten Alternative.<br />
8
3.3 Borda- <strong>und</strong> Hare-Regel<br />
Borda-Regel Bei der Borda-Regel wird unter a Alternativen ausgewählt, indem jedes Gruppenmitglied<br />
seiner am meisten präferierten Alternative a Stimmen gibt, der am<br />
zweitmeisten präferierten Alternative a-1 Stimmen usw. Somit werden auch die<br />
Positionen der Alternativen in den individuelllen Präferenzordnungen<br />
in die Entscheidungsfindung mit einbezogen.<br />
Die Stimmen werden über die einzelnen Alternativen addiert <strong>und</strong> die Alternative<br />
mit den meisten Stimmen wird ausgewählt. Die Borda-Regel führt zu einer<br />
vollständigen Präferenzordnung der Gruppe über alle Alternativen.<br />
Hare-Regel Bei der Hare-Regel gibt jedes Gruppenmitglied nur eine Stimme ab. Führt<br />
diese Abstimmung zu keiner eindeutigen Entscheidung, so wird die Alternative,<br />
welche die wenigsten Stimmen erhalten hat, eliminiert <strong>und</strong> die Abstimmung<br />
wird mit a-1 Alternaiven wiederholt.<br />
Führt dies zu keinem eindeutigen Ergebnis, so folgt eine weitere Abstimmung<br />
mit a-2 Alternativen usw.<br />
Weitere<br />
Abstimmungsregeln<br />
In der Literatur finden sich zahlreiche Abstimmungsregeln, die hier genannten<br />
sind nur ein Auszug aus dieser Vielfalt.<br />
9
Gegenstand<br />
der<br />
<strong>Spieltheorie</strong><br />
4 <strong>Spieltheorie</strong><br />
4.1 Einleitung<br />
Die <strong>Spieltheorie</strong> beschäftigt sich mit Situationen, in denen ein ” Spieler“ gegen<br />
einen oder mehrere andere ” Spieler“ spielt. In jedem Spielzug haben alle Parteien<br />
mehrere Spieloptionen. Dies sind Entscheidungen der Spieler, die jeweils die<br />
für sie beste Entscheidung treffen wollen.<br />
Das Gesamtergebnis (<strong>und</strong> damit auch das Ergebnis jedes einzelnen Spielers)<br />
hängt jedoch von allen Einzelentscheidungen ab. Dabei kann ein Spieler die<br />
Entscheidung eines anderen Spielers nicht beeinflussen, oft kennt er sogar diese<br />
Entscheidung nicht.<br />
Anwendungsbereiche Fragen der <strong>Spieltheorie</strong> treten nahezu in allen Lebenslagen auf. (Online-) Auk-<br />
der tionshäuser sind ein klassisches Beispiel. Wieviel man bietet, wann man bietet<br />
<strong>Spieltheorie</strong> - dies sind in einem Auktionshaus alles Entscheidungen, die auch von den Entscheidungen<br />
<strong>und</strong> Absichten der anderen Bieter abhängen, die man selbst nicht<br />
kennt oder nur erahnen kann.<br />
<strong>Spieltheorie</strong><br />
vs. Entscheidungstheorie<br />
Beim Stau auf der Autobahn müssen sich Autofahrer dafür oder dagegen<br />
entscheiden, eine Umleitung zu fahren. Dies ist aber auch von der Entscheidung<br />
der anderen Verkehrsteilnehmer abhängig. Fahren zu viele auf der Umleitung,<br />
so kann es besser sein, den Stau auf der Autobahn ” auszusitzen“ um den Stau<br />
auf der Landstraße zu vermeiden.<br />
Unternehmen müssen sich entscheiden, in welches Produkt sie investieren. Dies<br />
hängt aber davon ab, ob auch die Konkurrenz in ein ähnliches Produkt investiert<br />
<strong>und</strong> daher die Margen in diesem Markt geringer werden.<br />
Bei der klassischen Entscheidungstheorie werden lediglich so genannte Spiele<br />
gegen die Natur betrachtet, d.h. Spiele bei denen Entscheidungen von unsicheren<br />
oder zufälligen Umwelteinflüssen abhängen.<br />
Gegenstand der <strong>Spieltheorie</strong> hingegen sind Entscheidungen, die nicht nur vom<br />
Entscheider (dem Spieler), sondern auch von den Entscheidungen anderer Entscheider<br />
abhängen.<br />
10
Strategisches<br />
Spiel<br />
Spiele gegen<br />
die Natur<br />
n-Personen-<br />
Spiel<br />
4.2 Gr<strong>und</strong>begriffe<br />
Ein strategisches Spiel ist ein Spiel, bei dem mehrere Entscheider das Ergebnis<br />
beeinflussen können <strong>und</strong> ihre eigenen Interessen verfolgen.<br />
Spiele gegen die Natur sind Spiele, bei denen der Gegenspieler nicht ” greifbar“<br />
ist (also beispielsweise die Umwelt). Oft ist ein Spiel gegen die Natur auch eine<br />
gute Näherung für ein Mehrpersonen-Spiel.<br />
Z.B. wird eine Spielsituation ” Unternehmen gegen Konsument“ nicht modelliert,<br />
indem eine sehr große Anzahl von K<strong>und</strong>en als Spieler eingesetzt werden, sondern<br />
hier geht man von dem Konsumenten aus, der sich nicht strategisch verhält,<br />
also gewissermaßen die unsichere Umwelt des Unternehmens darstellt.<br />
Ist die Zahl der Spieler unbegrenzt, so heisst dies ein n-Personen-Spiel, bei Spielen<br />
gegen die Natur wird auch von Einpersonenspielen gesprochen.<br />
11
4.3 Gefangenendilemma<br />
Problemstellung Eines der berühmtesten Probleme der <strong>Spieltheorie</strong> ist das Gefangenendilemma:<br />
Zwei Gefangene werden verdächtigt, gemeinsam eine Straftat begangen zu haben,<br />
für die eine Höchststrafe von 4 Jahren besteht.. Beide Gefangene können<br />
sich auf einen Handel einlassen. Sie können sich jedoch nicht miteinander absprechen.<br />
Wenn einer gesteht, so kann er die Kronzeugenregelung beanspruchen <strong>und</strong> kommt<br />
ohne Strafe davon, wohingegen sein Mitgefangener die gesamten 4 Jahre absitzen<br />
muss. Wenn beide die Tat leugnen, so könne beide zu je 2 Jahren Haft<br />
verurteilt werden. Gestehen beide, so bekommt jeder eine Strafe von 3 Jahren.<br />
Es ergibt sich also folgendes Bild (Auszahlungsmatrix):<br />
Mögliche<br />
Strategien<br />
Einfaches <strong>und</strong><br />
wiederholtes<br />
Spiel<br />
A leugnet<br />
A gesteht<br />
B leugnet B gesteht<br />
A: 2 Jahre/B: 2 Jahre A: 2 Jahre/B: 0 Jahre<br />
A: 0 Jahre/B: 4 Jahre A: 3 Jahre/B: 3 Jahre<br />
Für jeden der beiden ist es zunächst vorteilhafter auszusagen. Sagt jedoch der<br />
Mitgefangene auch aus, so ist dies das schlechteste Ergebnis von allen. In dieser<br />
zwiespältigen Entscheidung besteht das Dilemma der Gefangenen.<br />
Wird dieses Spiel nur ein einziges Mal gespielt, so ist es für beide Spieler die<br />
beste Strategie zu gestehen (die jeweils individuell beste Entscheidung).<br />
Wird das Spiel jedoch mehrere Male gespielt (Wiederholtes Spiel), so gibt<br />
es eine Reihe von Strategien (z.B. tit-for-tat, Sondieren, master-and-servant),<br />
mit denen ein bestimmtes Verhalten eines Gefangenen in der nächsten R<strong>und</strong>e<br />
vom Mitgefangenen geahndet werden kann.<br />
12
4.4 Verhandlungstheorie<br />
Verhandlungsprobleme Verhandlungsprobleme spielen in der Ökonomie eine große Rolle (z.B. bei Lohnverhandlungen,<br />
Kaufverhandlungen). Sie sind dadurch charakterisiert, dass mehrere<br />
Verhandlungspartner ein gemeinsames Interesse an einer Einigung<br />
haben, dass sie jedoch sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen wollen.<br />
Kooperative<br />
Verhandlungstheorie<br />
NichtkooperativeVerhandlungstheorie<br />
Anwendungen<br />
der Verhandlungstheorie<br />
Methoden der kooperativen Verhandlungstheorie ermitteln Lösungsvorschläge<br />
für ein Verhandlungsproblem. Sie treffen jedoch keine Aussagen über den<br />
Verhandlungsprozess. Das bekannteste Lösungskonzept ist die kooperative Nash-<br />
Lösung.<br />
Die nicht-kooperative Verhandlungstheorie beschreibt den Verhandlungsprozess<br />
an sich als eine (zeitliche) Abfolge von Geboten <strong>und</strong> Gegengeboten.<br />
Die Lösungskonzepte der Verhandlungstheorie finden in der Ökonomie eine breite<br />
Anwendungspalette.<br />
In der Regel geh es bei solchen Problemen um eine Aufteilung bestimmter<br />
Ressourcen (Geld, Güter, Umwelt), die von allen Verhandlungspartnern akzeptiert<br />
werden muss.<br />
In der Praxis werden solche Probleme meist mit der kooperativen Nash-Lösung<br />
gelöst. Die prominenteste Anwendung der Verhandlungstheorie sind Lohnverhandlungen<br />
zwischen Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitgebern.<br />
13
Evolutionäre<br />
<strong>Spieltheorie</strong><br />
Evolutionäre<br />
stabile<br />
Strategien<br />
4.5 Evolutionäre <strong>Spieltheorie</strong><br />
Die evolutionäre <strong>Spieltheorie</strong> wurde im Rahmen der biologischen Forschung entwickelt.<br />
Sie erweitert die klassische Evolutionstheorie indem sie versucht, dass<br />
Verhalten in Tierpopulationen bei der Selektion zu erklären.<br />
Beispielsweise könnte bei vielen Tierarten der stärkere Rivale in einem Revierkampf<br />
seinen Gegner töten, tut dies aber nicht. Auch haben viele Tierarten<br />
tödliche Gifte, die sie aber nicht gegen Artgenossen einsetzen. Die evlutionäre<br />
<strong>Spieltheorie</strong> versucht, dieses Verhalten zu erklären.<br />
Eine besondere Rolle in der evolutionären <strong>Spieltheorie</strong> haben evolutionär stabile<br />
Strategien (ESS). Dies sind Strategien, die sich in einer Population durchgesetzt<br />
haben, <strong>und</strong> die dazu beitragen, dass sich diese Population stabil entwickelt.<br />
Es handelt sich hierbei also um erfolgreiche Gleichgewichtsstrategien<br />
(ähnlich dem Nash-Geleichgewicht).<br />
Populationsdynamik Da die Evolution kein statischer Zustand sondern ein dynamischer Prozess ist,<br />
muss auch die dynamsche Anpassung der evolutionären Strategien in<br />
einer Population betrachtet werden. Es wird hier von der so genannten Replikatordynamik<br />
gesprochen.<br />
Anwendungen<br />
der<br />
evolutionären<br />
<strong>Spieltheorie</strong><br />
Neben den bereits oben erwähnten Anwendungen in der Biologie kann die evolutionäre<br />
<strong>Spieltheorie</strong> auch auf ökonomische Fragestellungen angewendet werden<br />
(Beispiel in [] S. 254 ff.).<br />
14
5 Literatur<br />
5.1 Literatur zu <strong>Gruppenentscheidungen</strong> (Entscheidungstheorie)<br />
Literaturverzeichnis<br />
[] Bamberg, G./Coenenberg, A.G.: Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre.<br />
9. Aufl., München 1996.<br />
[] Bossert, W./Stehling, F.: Theorie kollektiver Entscheidungen. Berlin 1990.<br />
[] Eisenführ, F. Weber, M.: Rationales Entscheiden. 3.Aufl., Berlin 1999.<br />
[] Hare, A.P.: A Handbook of Small Group Research. Glencoe 1962.<br />
[] Laux, H.: Entscheidungsheorie. 5 Aufl., Springer, Berlin Heidelberg New<br />
York 2002.<br />
[] Nitzsch, R. von: Entscheidung bei Zielkonflikten. Wiesbaden 1992.<br />
[] Schneeweiss, H.: Entscheidungskriterien bei Risiko. Berlin 1967.<br />
[] Zimmermann, H.-J.: Multi Criteria Analyse<br />
5.1 Literatur zur <strong>Spieltheorie</strong><br />
Literaturverzeichnis<br />
[] Berninghaus, S. K./Ehrhart, K.-M./Güth, W.: Strategische Spiele. Eine<br />
Einführung in die <strong>Spieltheorie</strong>. Springer, Berlin Heidelberg New York<br />
2002.<br />
[] Davis, M. D..: <strong>Spieltheorie</strong> für Nichtmathematiker. 4. Aufl., Oldenbourg<br />
2005.<br />
[] Dixit, A.K. /Nalebuff, B.J.: <strong>Spieltheorie</strong> für Einsteiger. Strategisches<br />
Know-how für Gewinner. Schäffer-Poeschl 1997.<br />
[] Fudenberg, D./Tirole, J.: Game Theory. MIT Press, Cambridge 2004.<br />
[] Güth, W.: <strong>Spieltheorie</strong> <strong>und</strong> o?konomische (Bei)Spiele. 2 Aufl., Springer,<br />
Berlin Heidelberg New York 1999.<br />
[] Rieck, C.: <strong>Spieltheorie</strong>. Einfuhrung fur Wirtschafts- <strong>und</strong>. Sozialwissenschaftler.<br />
Gabler, Wiesbaden 1993.<br />
15