Zur Sonne, zur Freiheit! - museum schiefes haus

wir nicht hier, sondern schon da, würden sie jetzt wohl
schlafen. Sie hätten vorher vielleicht noch eine Tür eingetreten
oder jemandem die Fresse poliert, vielleicht auch am
Strand geknutscht oder süßes Zeug aus einem Zahnputzbecher
getrunken. Aber sie würden jetzt schlafen.
Es ist sieben Uhr morgens, also praktisch noch Nacht. Der
Himmel über dem Zentralen Omnibusbahnhof von Berlin,
der eigentlich dezentraler Bahnhof heißen müsste, weil er
am Stadtrand liegt und für fast alle schlecht zu erreichen
ist, hat die Farbe eines schmutzigen Lappens, der Boden ist
pfützig und kalt. Drei Jungen teilen sich in der Deckung eines
Fahrkartenautomaten ein Dosenbier. Mehr passiert erst
mal noch nicht.
Die anderen aus unserer Reisegruppe stehen betont unauffällig
zwischen ihren Koffern, Decken und Kuscheltieren
herum, ignorieren sich natürlich gegenseitig, stieren
auf den roten Doppeldeckerbus von „Rainbow Tours“. Wir
steigen in das obere Abteil, weil oben ja auch früher schon
die interessanten Menschen, das interessantere Leben
stattgefunden hat. Vor uns öffnet sich ein Panoptikum aus
Zahnspangen, gegeelten Haaren, Make-up und Bermudashorts.
Schnell ist klar, dass wir vom Fahrer, „dem Roman“,
mal abgesehen mit Abstand die Senioren an Bord sind –
29 und 31 Jahre alt. Zur Tarnung haben wir bunte Mützen
eingepackt und uns extra noch einmal nassrasiert (was uns,
wie wir schnell feststellen müssen, aber auch nicht jünger
macht: Die finden uns einfach nur seltsam, vielleicht sogar
ein bisschen pädophil, wir fallen jedenfalls auf). Durch
38 DUMMY / JU GENDWären
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