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Grundidee nachhaltiges Krankenhaus - Das nachhaltige Krankenhaus

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<strong>Grundidee</strong><br />

Theoretische Grundlage<br />

<strong>Grundidee</strong> <strong><strong>nachhaltige</strong>s</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Nachhaltige Entwicklung neuer Angebote durch Prüfung auf „Neben- bzw. Langzeitwirkungen“<br />

Einleitung<br />

<strong>Das</strong> „<strong>nachhaltige</strong> <strong>Krankenhaus</strong>“ wurde über mehrere Jahre in einer<br />

engen Wissenschaft-Praxis-Kooperation entwickelt und erprobt. Es<br />

verfolgte eine innovative Idee: die Anwendung der Leitidee<br />

<strong>nachhaltige</strong>r Entwicklung auf ein <strong>Krankenhaus</strong>. <strong>Das</strong> anspruchsvolle<br />

und visionäre Ziel ist es, Krankenhäuser in der Bewältigung ihrer<br />

vielfältigen Herausforderungen zu unterstützen, damit sie ihre eigene<br />

Zukunftsfähigkeit sicher und gleichzeitig einen wirkungsvollen Beitrag<br />

hin zu einer <strong>nachhaltige</strong>n gesellschaftlichen Entwicklung leisten<br />

können.<br />

Warum<br />

Krankenhäuser sind mit vielfältigen und oft widersprüchlichen<br />

Herausforderungen konfrontiert. Die Anforderungen an die Qualität<br />

der Versorgung, an Bildungs- und Dokumentationsleistungen werden<br />

immer höher. Die MitarbeiterInnenbelastung ist bereits durch<br />

Routineaufgaben enorm und wirkt häufig gesundheitsgefährdend.<br />

Umweltmaßnahmen insbesondere zum Klimaschutz gewinnen an<br />

Bedeutung. Nachfrageänderungen aber auch der Wandel der<br />

Krankenanstalten zu modernen Dienstleistungsunternehmen<br />

erfordern immer dringender neue Wege.<br />

Die geforderten Leistungen stehen in einem krassen Missverhältnis zu<br />

den verfügbaren Ressourcen. Zielkonflikte zwischen verschiedenen<br />

Bereichen führen zwangsläufig zu widersprüchlichen Maßnahmen. So<br />

steigen die Kosten weiter und stoßen an die Grenzen der<br />

Finanzierbarkeit. Die MitarbeiterInnen stehen im Spannungsfeld<br />

zwischen Aufrechterhaltung des Betriebs und Erfordernis zu<br />

notwendigen Erneuerungen. PatientInnen und Angehörige sehen sich<br />

in dieser angespannten Situation mit ihren Anliegen oft alleine<br />

gelassen.<br />

AutorInnen: Willi Haas und Ulli Weisz 1


<strong>Grundidee</strong><br />

Diese vielfältigen Herausforderungen haben zu wichtigen und<br />

erfolgreichen Reform-Strategien wie Qualitätsarbeit,<br />

Gesundheitsförderung, Wirtschaftsplänen, Umwelt-Management,<br />

MitarbeiterInnen- und PatientInnenorientierung geführt. Als<br />

„Insellösungen“ bleiben ihre Wirkungen jedoch begrenzt. Oft führen<br />

Lösungen in einem Bereich sogar zu neuen Problemen in anderen.<br />

Abb. 1: Von Insellösungen zur Integration<br />

<strong>Das</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Krankenhaus</strong> ist keine zusätzliche<br />

isolierte Anforderung, sondern ein Ansatz der bestehende<br />

Konzepte und Initiativen im <strong>Krankenhaus</strong> integriert und<br />

erweitert.<br />

Deshalb geht es beim <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Krankenhaus</strong> ganz zentral darum,<br />

bereits erfolgreiche Strategien und Programme zu verbinden<br />

(integrierter Ansatz). Dies soll das <strong>Krankenhaus</strong> bei der Bewältigung<br />

der Herausforderungen unterstützen und für die Zukunft fit machen.<br />

<strong>Das</strong> verspricht dem <strong>Krankenhaus</strong> im Rahmen seiner begrenzten Rolle<br />

im Gesundheitssystem langfristig neue Spielräume für pro-aktives<br />

Handeln aber auch kurzfristige Vorteile.<br />

Definitionen von<br />

„Nachhaltigkeit“ –<br />

und „Nachhaltiger<br />

Entwicklung“<br />

„Nachhaltigkeit“ hat unterschiedliche Bedeutungen. Oft wird darunter<br />

- z.B. im Zusammenhang mit Projekten – die dauerhafte positive<br />

Wirkung verstanden, um sich vom Verpuffen positiver Effekte nach<br />

Projektende abzugrenzen. In der globalen Nachhaltigkeitsdebatte<br />

wurde der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ durch den so genannten<br />

Brundtland Report 1987 etabliert. „Nachhaltige Entwicklung<br />

bezeichnet eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der jetzigen<br />

Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen<br />

zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“. Für eine<br />

praktische Umsetzung ist diese Definition zu vage. Daher geht es<br />

AutorInnen: Willi Haas und Ulli Weisz 2


<strong>Grundidee</strong><br />

darum, je nach spezifischem Kontext konkrete Definitionen zu<br />

entwickeln.<br />

Umgang mit<br />

globalen<br />

Nachhaltigkeitsproblemen<br />

An der UN Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio 1992 und<br />

in Folge wurde international vereinbart, dass angesichts der globalen<br />

Herausforderungen eine <strong>nachhaltige</strong> Entwicklung anzustreben ist.<br />

Leitidee ist, die Ziele „Steigerung des Wohlstandes“ und „Erhöhung<br />

der Lebensqualität“ bei „Schonung der Umweltressourcen“ langfristig<br />

und gemeinsam zu erreichen. Da Wechselwirkungen zwischen diesen<br />

Zieldimensionen beobachtbar sind, soll eine mehrdimensionale und<br />

integrierte Betrachtung Problemverschiebungen zwischen<br />

ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimensionen verhindern.<br />

Angesichts der globalen Umweltprobleme wie dem Klimawandel soll<br />

ein Auslagern der Probleme auf die natürliche Umwelt vermieden<br />

werden, weil Auslagern letztlich die Lebensqualität verschlechtert.<br />

Grundprinzip <strong>nachhaltige</strong>r Entwicklung ist es Lösungen zu<br />

finden, die in zentralen Zielfeldern Verbesserungen bringen,<br />

zumindest aber auf Dauer keine Verschlechterungen verursachen. Bei<br />

Entscheidungen müssen daher unerwünschte Neben- und<br />

Langzeitwirkungen berücksichtigt werden. Denn letztendlich kehren<br />

Probleme, die nur verschoben werden, früher oder später wie ein<br />

Bumerang zurück.<br />

Nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung<br />

Abb. 2: <strong>Das</strong> Nachhaltigkeitsdreieck<br />

Erhöhung der Lebensqualität und<br />

Wirschaftswachstum sollen bei Schonung der Umwelt<br />

gemeinsam und langfristig erreicht werden (nach<br />

UNCED Rio 92)<br />

AutorInnen: Willi Haas und Ulli Weisz 3


<strong>Grundidee</strong><br />

Nachhaltige<br />

Entwicklung im<br />

Kontext des<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es<br />

Globale Probleme erfordern nicht nur Strategien auf globaler und<br />

nationaler Ebene, sondern auch Anleitungen auf lokaler und<br />

einzelwirtschaftlicher Ebene. Damit ist auch das Gesundheitswesen<br />

und seine Kernorganisation das <strong>Krankenhaus</strong> angesprochen.<br />

Krankenhäuser selbst sind mit vielfältigen Herausforderungen intern<br />

und in ihrem Umfeld konfrontiert. Da diese die Zukunftsfähigkeit der<br />

Krankenhäuser gefährden, kann die Bewältigung dieser<br />

Herausforderungen auch als Nachhaltigkeitsproblem interpretiert<br />

werden. Nachhaltige Entwicklung im <strong>Krankenhaus</strong> erhält damit eine<br />

doppelte Funktion: Sie soll die Bearbeitung von akuten „<strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Problemen“ unterstützen und gleichzeitig zur Schonung von<br />

Umweltressourcen zur Reduktion der globalen Umweltkrise beitragen.<br />

In diesem Sinn unterstützt „<strong>Das</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Krankenhaus</strong>“<br />

erfolgreiche Strategien und Instrumente wie Gesundheitsförderung,<br />

Wirtschaftspläne, Umweltmanagement, MitarbeiterInnen- und<br />

PatientInnenorientierung. Wie auf globaler Ebene verstärkt<br />

<strong>nachhaltige</strong> Entwicklung im <strong>Krankenhaus</strong> die Integration, um<br />

„Insellösungen“, deren Wirkung meist begrenzt bleibt, zu vermeiden.<br />

Zudem soll eine integrierte Betrachtung verhindern, dass zu eng<br />

gedachte Lösungen in einem Bereich zu neuen Problemen in anderen<br />

führen.<br />

Nachhaltige Entwicklung des <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

Abb. 3: <strong>Das</strong> Nachhaltigkeitsdreieck für Krankenhäuser<br />

Krankenbehandlung und Gesundheits-förderung<br />

sollen nach den Kriterien Wirtschaftlichkeit, Sozialund<br />

Umweltverträglichkeit langfristig verbessert<br />

werden.<br />

AutorInnen: Willi Haas und Ulli Weisz 4


<strong>Grundidee</strong><br />

Aber wie<br />

Im <strong>Krankenhaus</strong> etablierte Zielfelder sind klinisches Ergebnis<br />

und Finanzierbarkeit. Zur Vermeidung von Bumerang-<br />

Effekten sind jedoch auch Kriterien der<br />

Gesundheitsförderung sowie soziale, ökologische und<br />

ökonomische Langzeit- und Nebenwirkungen zu prüfen.<br />

Damit werden traditionell getrennte Bereiche integriert und<br />

erweitert Gestaltungsspielräume – zuvor unbekannte winwin<br />

Lösungen werden möglich.<br />

Einerseits geht es um das Erreichen von optimaler Qualität der<br />

Krankenbehandlung und der Gesundheitsförderung. Andererseits soll<br />

dies nicht zu Neben- oder Langzeitwirkungen in sozialen,<br />

ökonomischen und ökologischen Dimensionen führen – weder im<br />

<strong>Krankenhaus</strong> selbst noch in seiner sozialen wie natürlichen Umwelt.<br />

Dies soll durch eine „mehrdimensionale“ Optimierung der<br />

Ergebnisqualität gewährleistet werden. Konkret werden Kriterien der<br />

Krankenbehandlung (Versorgungsqualität) und der<br />

Gesundheitsförderung, der Wirtschaftlichkeit, der Sozial- und<br />

Umweltverträglichkeit in Kernentscheidungen ausbalanciert<br />

berücksichtigt. Dies gilt für Kern-, Stütz- und Managementleistungen<br />

auf Hausebene als auch für Träger.<br />

...und die Praxis<br />

Überlegen Sie, welche Verbesserungen möglich sind, wenn zum<br />

Beispiel neue Versorgungsangebote, die Lagerung medizinischer<br />

Produkte, bauliche Maßnahmen zum Schutz vor Hitze, logistische<br />

Lösungen, Personalentscheidungen, IT-Lösungen, die Erweiterung<br />

des LKF Systems oder die strategische Ausrichtung eines Hauses<br />

nach diesen Kriterien getroffen werden. Mit dem<br />

„Entscheidungsschema für <strong>nachhaltige</strong> Lösungen“ (Abb. 4) können<br />

unterschiedliche Lösungsoptionen miteinander verglichen und<br />

diskutiert werden.<br />

AutorInnen: Willi Haas und Ulli Weisz 5


<strong>Grundidee</strong><br />

Abb. 4: Entscheidungsschema für <strong>nachhaltige</strong> Lösungen<br />

Im Pilotprojekt wurde die <strong>Grundidee</strong> des <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

in die Praxis umgesetzt: Es wurden für die zentralen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>bereiche Führung, Planung und Leistungserbringung<br />

im Stationsalltag Instrumente entwickelt und beispielhaft erprobt.<br />

Mit „Zielklarheit schaffen“, „Innovativ Planen“ und „Nachhaltigkeit im<br />

Alltag“ leben zeigen wir Wege zur Nachhaltigkeit auf, die für einen<br />

Transfer empfohlen werden. Gleichzeitig sollen diese aber auch zu<br />

Weiterentwicklungen anregen.<br />

<strong>Das</strong> anspruchsvolle und visionäre Ziel des Transfers ist es,<br />

Krankenhäuser in der Bewältigung der vielfältigen<br />

Herausforderungen zu unterstützen, damit sie ihre eigene<br />

Zukunftsfähigkeit sichern und gleichzeitig einen<br />

wirkungsvollen Beitrag hin zu einer <strong>nachhaltige</strong>n<br />

gesellschaftlichen Entwicklung leisten können<br />

AutorInnen: Willi Haas und Ulli Weisz 6

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