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Folien zu Aries/Hentig - Ploecher.de

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Glie<strong>de</strong>rung<br />

Erkenntnisleiten<strong>de</strong> Interessen<br />

Frage 1: Unser heutiges Interesse an <strong>de</strong>n Thesen von Ariès<br />

Ariès Thesen (1-3)<br />

Erste Assoziationen nach <strong>de</strong>r Lektüre (1-3)<br />

Treffen<strong>de</strong> Assoziationen, <strong>zu</strong> fragen sei aber ....<br />

Frage 3: Was könnte <strong>de</strong>r tatsächliche Nutzen <strong>de</strong>s Buches sein<br />

„Nicht die Kin<strong>de</strong>r sind heute an<strong>de</strong>rs, son<strong>de</strong>rn die Kindheit.“<br />

Kindheit sei heute eher .... (1-2)<br />

Wer-Fragen<br />

Schlussfolgerungen, allgemein<br />

Ableitung aktueller Missverständnisse<br />

Erste Punktaufzählungen<br />

Alternativen<br />

Zweite Punktaufzählungen<br />

Schlussgedanke


Erkenntnisleiten<strong>de</strong> Interessen<br />

Frage 1: Unser heutiges Interesse an <strong>de</strong>n Thesen von Ariès<br />

Frage 2: Wissenschaftsmethodisches Interesse (hier ausgeblen<strong>de</strong>t)<br />

Frage 3: Was könnte <strong>de</strong>r tatsächliche Nutzen <strong>de</strong>s Buches sein<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

Titel <strong>de</strong>s Buches „Geschichte <strong>de</strong>r Kindheit“ nach von <strong>Hentig</strong>s Vorschlag:<br />

„Die Geschichtlichkeit <strong>de</strong>r Familie“ o<strong>de</strong>r „Die notwendige Erfindung <strong>de</strong>r Kindheit nach<br />

<strong>de</strong>m Zerfall <strong>de</strong>r offenen mittelalterlichen Gesellschaft“<br />

Interesse an <strong>de</strong>n Thesen von Ariès<br />

„Ich interessiere mich für eine Chance <strong>de</strong>r Befreiung von Bewusstseinsfesseln, Gewohnheiten,<br />

Institutionen — und ich interessiere mich für die realistischen Grenzen solcher<br />

Hoffnungen.<br />

Für bei<strong>de</strong>s suche ich in <strong>de</strong>m von <strong>Aries</strong> eingebrachten und durch eine Theorie geordneten<br />

Material eine Bereicherung meiner Anschauung, eine Verän<strong>de</strong>rung meiner Fragen, eine<br />

Klärung meiner Begriffe und Normen.“


Hartmut von <strong>Hentig</strong>: Philippe Ariès – Thesen (1)<br />

Kindheit habe es nicht immer gegeben<br />

Kindheit sei „jener von uns wahrgenommene und wahrgemachte prinzipielle<br />

Abstand zwischen Erwachsenen und Kin<strong>de</strong>rn“<br />

Kindheit im Mittelalter:<br />

informelles natürliches „Lehrlingsverhältnis“ – keine getrennten Lebensbereiche<br />

Unmittelbar nach <strong>de</strong>r Möglichkeit, sich fort<strong>zu</strong>bewegen und sich verständlich<br />

<strong>zu</strong> machen, Teilnahme an allen Bereichen <strong>de</strong>s Erwachsenenlebens:<br />

Welterkenntnis, Religion, Sprache, Sitte, Sexualität und Handwerk<br />

Gleiche Klei<strong>de</strong>r, Spiele, Arbeiten sowie Sehen, Hören und Tun <strong>de</strong>r gleichen Dinge<br />

Kin<strong>de</strong>r seien:<br />

Amoralisch, für sittliche Unterscheidungen unempfänglich, roh bzw, müssten sich<br />

erst noch auswachsen, ein Gegenstand <strong>zu</strong>m Hätscheln und Spaßhaben<br />

Familie sei nur <strong>zu</strong>ständig für:<br />

Vererbung von Gut, Stand und Namen


Hartmut von <strong>Hentig</strong>: Philippe Ariès – Thesen (2)<br />

Kindheit im 15./16. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Langsames Entstehen <strong>de</strong>r (Kern-)Familie aus <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Stammes- und<br />

Geschlechtsverban<strong>de</strong>s und durch <strong>de</strong>n sich konsolidieren<strong>de</strong>n Zentralstaat<br />

Kindheit im 16./17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Moralisten, Pädagogen und vor allem Jesuiten sähen Kindheit als die Zeit <strong>de</strong>r<br />

Formung, systematischer Disziplinierung <strong>de</strong>s Willens und <strong>de</strong>r Geistesschulung<br />

Kindheit im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Moralisten, Pädagogen und Kirchenmänner ent<strong>de</strong>ckten Erziehung neu:<br />

Kin<strong>de</strong>r seien: Unschuldig, ver<strong>de</strong>rblich, <strong>de</strong>s Schutzes und <strong>de</strong>r Erziehung bedürftig,<br />

Gegenstand ernst <strong>zu</strong> nehmen<strong>de</strong>r Verantwortung<br />

Familie wer<strong>de</strong> <strong>zu</strong>r moralischen Anstalt, von <strong>de</strong>r Kirche <strong>zu</strong>nehmend geför<strong>de</strong>rt – so<br />

erwüchsen aus ihr, sofern man es sich leisten könne, die „Gefühlsban<strong>de</strong>“<br />

Bürgerliche Familie sei nun um das Kind zentriert, kümmere sich um sich selbst<br />

und eine absichtlich klein gehaltene Nachkommenschaft


Hartmut von <strong>Hentig</strong>: Philippe Ariès – Thesen (3)<br />

Schule und Elternhaus wirkten <strong>zu</strong>sammen bei <strong>de</strong>r Entfernung <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>r Erwachsenengesellschaft<br />

Schule und Elternhaus wirkten klassenbil<strong>de</strong>nd<br />

Die mo<strong>de</strong>rne <strong>de</strong>mokratische und industrielle Massengesellschaft<br />

mache die Familie vollends <strong>zu</strong>m Ort <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikation<br />

Was sie an Erziehung, Bildung und Ausbildung nicht leisten könne, wer<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Schule übertragen<br />

Die <strong>zu</strong>nehmen<strong>de</strong> Familien- und Schulerziehung als Entwicklung <strong>zu</strong><br />

mehr Fortschritt und sozialer Offenheit wahr<strong>zu</strong>nehmen, sei falsch<br />

„Offenheit, Promiskuität und Sozialität <strong>de</strong>s Mittelalters sind nicht wie erhofft<br />

und behauptet durch die Selbstbestimmung <strong>de</strong>r Aufklärung son<strong>de</strong>rn durch<br />

die Herrschaft <strong>de</strong>r Kleinfamilie und das Lernghetto <strong>de</strong>r Schule ersetzt<br />

wor<strong>de</strong>n.“


Erste Assoziationen nach <strong>de</strong>r Ariès-Lektüre<br />

Parallelen und schockieren<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong> (-> Wer-Fragen)<br />

Wer behaupte<br />

die Familie zerfalle, die Schule müsse sie ersetzen,<br />

die bürgerliche Kleinfamilie produziere falsche Sozialität, sie müsse durch<br />

Wohngemeinschaften und Kommunen ersetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

die Familie müsse gegen die expandieren<strong>de</strong> staatl. Pflichtschule geschützt wer<strong>de</strong>n,<br />

die Schule scheitere an <strong>de</strong>r Aufgabe, die Familie <strong>zu</strong> ersetzen,<br />

Elternschaft sei ein neu <strong>zu</strong> erlernen<strong>de</strong>r Beruf<br />

<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong> „begierig nach <strong>de</strong>n Zeugnissen greifen von Zeiten, die lebenstüchtig,<br />

liebesfähig, schöpferisch und christlich <strong>zu</strong>gleich waren und mit <strong>de</strong>n Worten<br />

von Ariès ‚keinen Begriff von Familie‘ hatten“<br />

Wer Zerstörung o<strong>de</strong>r Monopolisierung <strong>de</strong>r Öffentlichkeit in <strong>de</strong>r Demokratie<br />

beklage, <strong>de</strong>r wer<strong>de</strong> eine Zeit betrachten müssen, die nicht durch die Privatheit<br />

<strong>de</strong>r Familie fragmentarisiert gewesen sei und unter ihrer tyrannisieren<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>e<br />

gelitten habe.


Erste Assoziationen (2)<br />

Wer an <strong>de</strong>n Klassenschranken in unserer Gesellschaft lei<strong>de</strong>, <strong>zu</strong> <strong>de</strong>ren Beseitigung<br />

Gesamtschulen plane o<strong>de</strong>r die Schule abschaffen wolle, <strong>de</strong>r müsse die alte<br />

Gesellschaft betrachten, die auf engstem Raum große Unterschie<strong>de</strong> verbun<strong>de</strong>n habe,<br />

Herr und Knecht hätten trotz aller großen Unterschie<strong>de</strong> eng <strong>zu</strong>sammengelebt<br />

Wer an<strong>de</strong>rerseits auf Integration und Kommunikation setze, <strong>de</strong>n müsse interessiern,<br />

dass Herr und Knecht, je enger sie <strong>zu</strong>sammenlebten, sich umso <strong>de</strong>utlicher<br />

voneinan<strong>de</strong>r unterschie<strong>de</strong>n hätten.<br />

Wer Angst vor <strong>de</strong>r Entfremdung seiner Kin<strong>de</strong>r durch Dritte habe, <strong>de</strong>r müsse<br />

betrachten, mit welchem Erfolg Englän<strong>de</strong>r aller Klassen ihre Kin<strong>de</strong>r <strong>zu</strong>m Lernen <strong>zu</strong><br />

an<strong>de</strong>ren gaben. (Ausbeutung – Nein, wenn man die Berichte lese.)<br />

Wer die Lebensbereiche Beruf, Politik und Familie abgrenze o<strong>de</strong>r <strong>zu</strong>sammenbringen<br />

wolle, <strong>de</strong>r müsse eine Zeit betrachten, in <strong>de</strong>r das „totale Lernen am Leben“<br />

funktioniert habe und nichts mit <strong>de</strong>r abstrakten Allgemeinbildung <strong>zu</strong> tun gehabt<br />

habe.


Erste Assoziationen (3)<br />

Wer <strong>de</strong>n Verlust von Verantwortungsbereitschaft in <strong>de</strong>r Demokratie beklage,<br />

<strong>de</strong>r müsse eine Gesellschaft betrachten, in <strong>de</strong>r die Beziehungen untereinan<strong>de</strong>r so klar<br />

und eng waren, dass ihr Sinn unmittelbar einleuchtete: Der gute Handwerker habe nur<br />

Ansehen genossen, wenn <strong>zu</strong>gleich ein guter Nachbar gewesen sei.<br />

Wer sich über die exzessive Freizügigkeit <strong>de</strong>r Jugend beklage und sich darüber Sorgen<br />

mache, was sie dürften und noch nicht dürften, <strong>de</strong>r müsse sehen, dass diese Fragen <strong>zu</strong><br />

an<strong>de</strong>ren Zeiten ganz an<strong>de</strong>rs beantwortet wor<strong>de</strong>n seien, ohne das alles <strong>zu</strong>grun<strong>de</strong><br />

gegangen sei.<br />

Wer <strong>de</strong>nn wissen wolle, was wirklich autoritär sei, <strong>de</strong>r solle darüber nach<strong>de</strong>nken, was<br />

schlimmer sei, einem Kind eine Lüge per Strafe <strong>zu</strong> verbieten, es in dienen<strong>de</strong>r Funktion<br />

am Leben teilnehmen <strong>zu</strong> lassen o<strong>de</strong>r es vor ein Lernprogramm <strong>zu</strong> setzen<br />

Wer über erwünschte und unerwünschte Kin<strong>de</strong>r (§218) diskutiere, <strong>de</strong>r müsse an eine<br />

Zeit <strong>de</strong>nken, in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r „kamen“ und nur je<strong>de</strong>s 2. das achte Lebensjahr erreichte


Treffen<strong>de</strong> Assoziationen, aber <strong>zu</strong> fragen sei ...<br />

Gibt es überhaupt Fortschritt (<strong>de</strong> Mause) o<strong>de</strong>r Rückschritt (Ariès)<br />

Gilt vielleicht doch, dass die Summe von Glück und Leid <strong>zu</strong> je<strong>de</strong>r Zeit gleich<br />

sei<br />

Kann, was damals war, heute unter an<strong>de</strong>ren Umstän<strong>de</strong>n reinstalliert wer<strong>de</strong>n<br />

Ist das alles nur falsche Romantik o<strong>de</strong>r sind wir <strong>zu</strong> sehr durch „unsere<br />

Wirklichkeit“ gefesselt<br />

<strong>Hentig</strong>: „Nicht die Kin<strong>de</strong>r sind heute an<strong>de</strong>rs, son<strong>de</strong>rn die Kindheit.“<br />

Kindheit ist heute nicht die von Ariès beschriebene Kindheit:<br />

„keine umsorgte, von Erziehungswut und Sentiment, von Kin<strong>de</strong>rliebe und<br />

Geschwisterrivalität, von Spielphantasien und Wohlanständigkeit durchwaltete<br />

Existenz <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Familie,<br />

Soviel davon auch da ist, vorherrschend beginnen an<strong>de</strong>re Tatsachen <strong>zu</strong><br />

wer<strong>de</strong>n:“


Kindheit sei heute eher .... (1)<br />

Fernsehkindheit<br />

Die beängstigen<strong>de</strong> Erwachsenwelt wer<strong>de</strong> zerstückelt und abstellbar dargestellt, in<br />

absur<strong>de</strong>r Mischung, ohne Zusammenhang. Sie sei zwar aufregend, glanzvoll usw. und<br />

mache aber das eigene kleine Leben unbe<strong>de</strong>utend. Die Inhalte träten hinter <strong>de</strong>r Machart<br />

<strong>zu</strong>rück.<br />

pädagogische Kindheit<br />

Erwachsene reagierten nicht mehr spontan son<strong>de</strong>rn nur noch „pädagogisch überlegt“,<br />

kühl und mittelbar.<br />

Schulkindheit<br />

Kindheit sei durch Schule - trotz ihres geringen Erfolges - stark bestimmt: vorgeschriebene<br />

Gegenstän<strong>de</strong>, Verfahren, Zeitabläufe und Verhaltensweisen und eine<br />

eigentümliche Personenkonstellation: 30 Gleichaltrige und ein Erwachsener, <strong>de</strong>r als<br />

Lehrspezialist nur für Kin<strong>de</strong>r nützlich sein solle.<br />

Zukunftskindheit<br />

Nie aufs Heute bezogen, son<strong>de</strong>rn immer: „Eines-Tages-wenn-Tätigkeit“


Kindheit sei heute eher ..... (2)<br />

Stadtkindheit<br />

Leben in zerglie<strong>de</strong>rten Städten und Einkaufszentren, kein Leben im Natur- und<br />

Lebenskreislauf.<br />

Kin<strong>de</strong>rkindheit<br />

Altershomogenität bausche die kleinsten Unterschie<strong>de</strong> auf, Die Alten seien nicht mehr<br />

sinn- und beispielgebend aktiv. Man traue ihnen und sie sich selbst nicht mehr <strong>zu</strong>,<br />

etwas über das <strong>zu</strong>künftige Leben <strong>zu</strong> wissen.<br />

Nicht mal mehr Kleinfamilienkindheit<br />

Mütter arbeiteten, Väter versänken im Job, Ehen gingen auseinan<strong>de</strong>r usw.<br />

Min<strong>de</strong>rheit und nicht Mehrheit<br />

Geburtenrückgang<br />

Gesamt:<br />

Kin<strong>de</strong>r fän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r ihnen gewährten Kin<strong>de</strong>rzeit die falschen Rollen, da sie nur die von<br />

Peers, Medienhel<strong>de</strong>n und Unterrichtsbeamten vorgeführt bekämen – sie begännen so<br />

nicht rechtzeitig ihr Leben <strong>zu</strong> planen. Die Lektüre von Freud, Piaget und Krappmann<br />

verhelfe nicht <strong>zu</strong> I<strong>de</strong>ntität.


Schlussfolgerung, allgemein<br />

Mehr pädagogische Maßnahmen führten heute nicht weiter. Alles, was jenseits <strong>de</strong>r<br />

Kleinstgruppe geschehe, wirke abstrakt, mache Angst. Der Übergang <strong>zu</strong>r Gesellschaft<br />

gelinge nicht. Diese wer<strong>de</strong> verstärkt durch die Entfremdung <strong>de</strong>s Menschen in <strong>de</strong>r nur<br />

schwer überschaubaren technischen Zivilisation. Da helfe keine Therapie <strong>zu</strong>r Anpassung<br />

o<strong>de</strong>r Flucht in Drogen, Sekten o<strong>de</strong>r Heilslehren.<br />

Es sei ein Irrglaube, „menschliche Schicksale und Verhältnisse seien herstellbar; das<br />

Leben sei eine Konstruktion, die Erziehung ein Labor, eine Bauhütte o<strong>de</strong>r ein<br />

Planungsbüro, Konflikte so etwas wie technische Pannen; die Pädagogik lasse sich<br />

sinnvoll rationalisieren: genormte Schullaufbahnen, genormte Lerngruppen, genormte<br />

Lernziele und Erfolgsmessungen — das Ganze ein Produktionsprozeß mit Input- und<br />

Output-Gleichungen.<br />

Es könnte sein, daß Schulen in <strong>de</strong>r Tat mehr Probleme schaffen, als sie lösen: wenn man<br />

sie so organisiert und nicht wie Paul Goodman mit seinen mittelalterlichen mini- o<strong>de</strong>r<br />

street-schools mitten in Manhatten;<br />

die Lösung <strong>de</strong>r Probleme <strong>de</strong>s Aufwachsens darin <strong>zu</strong> suchen, daß man Kin<strong>de</strong>r in großer<br />

Zahl <strong>zu</strong>sammenbringt, erscheint <strong>zu</strong>nehmend als ein Mißverständnis;“


Ableitung aktueller Missverständnisse<br />

Das wachsen<strong>de</strong> Wissen verlange längere Schulzeit, über die man froh sein müsse,<br />

selbst wenn man wisse, dass die Schule nur die Leute aufsauge, die in <strong>de</strong>r<br />

Wissenswelt keine Arbeit mehr bekämen.<br />

Lernen sei tunlichst vom Leben und von <strong>de</strong>n Erwachsenen <strong>zu</strong> trennen.<br />

Ein falsche Welt sei durch an<strong>de</strong>re Lerninhalte <strong>zu</strong> retten, die die Erwachsenen selber<br />

nicht beherrschten.<br />

Chancenungleichheit lasse sich nicht in <strong>de</strong>r Schule beseitigen.<br />

Bürgerliche Lehrer als Einfachspezialisten, we<strong>de</strong>r tief überzeugt noch beunruhigt,<br />

könnten Unterschichtkin<strong>de</strong>rn eine emanzipierte Lebensweise beibringen.<br />

Die Familie allein ermögliche die Geborgenheit <strong>zu</strong>r I<strong>de</strong>ntitätsbildung, wo doch<br />

gera<strong>de</strong> so überzogene Erwartungen <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Beziehungsschwierigkeiten in <strong>de</strong>n Ehen<br />

und dann auch im Verhältnis <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn führten (überzogene Kin<strong>de</strong>rliebe,<br />

Enttäuschung, Hass, Misshandlung, Verwahrlosung) bis hin <strong>zu</strong>m Wegfall <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>rwunsches.


Alternativen<br />

Es gehe darum menschenwürdige Lebenseinheiten her<strong>zu</strong>stellen, die unseren seien <strong>zu</strong><br />

groß und <strong>zu</strong> fragmentarisch<br />

Kin<strong>de</strong>r müssten erfahren können, was starke bleiben<strong>de</strong> Beziehungen, was selbst<br />

geschaffene Ordnungen ermöglichten, nicht Emanzipationstheorien, son<strong>de</strong>rn konkret<br />

erfahrenes und gemeinsam begrün<strong>de</strong>tes Han<strong>de</strong>ln <strong>zu</strong>m erlebbaren gemeinsamen Wohl<br />

emanzipiere konkret<br />

Die Trennung von persönlichem Umgang und professioneller Erziehung müsse<br />

<strong>zu</strong>gunsten von Freundschaft aufgehoben wer<strong>de</strong>n, damit man das Tun für an<strong>de</strong>re nicht als<br />

persönlichen Verlust empfin<strong>de</strong><br />

Heterogenität aller Gruppen nicht fragmentarische Homogenität sei das Gebot <strong>de</strong>r<br />

Stun<strong>de</strong><br />

Mehr Ernstfälle weniger Belehrung, mehr Zumutung, Herausfor<strong>de</strong>rung, mehr Vorbild<br />

seien von Nöten<br />

Die Einbeziehung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in Arbeit und Politik sei notwendig.<br />

Zeit <strong>de</strong>r Tätigen für die Lernen<strong>de</strong>n sei wichtig: Die Zeit, die man für ihre frühzeitige<br />

Beteiligung brauche, sei gut investiert, die Folgekosten <strong>de</strong>r nur vermeintlich<br />

zeitsparen<strong>de</strong>n Abtrennung in eine vom Leben getrennte Schule seien mit all ihren Folgen<br />

viel größer.


Schlussgedanke<br />

Ariès Buch könne dabei helfen,<br />

<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rsinn sichtbar <strong>zu</strong> machen, wenn Familie und Schule absolut gesetzt<br />

wür<strong>de</strong>n, es könne nicht da<strong>zu</strong> dienen, radikal die Abschaffung <strong>de</strong>r Schule o<strong>de</strong>r<br />

die Auflösung <strong>de</strong>r Kleinfamilie <strong>zu</strong> for<strong>de</strong>rn.<br />

ein<strong>zu</strong>sehen, dass nichts einseitig absolut gesetzt wer<strong>de</strong>n dürfen. Denn<br />

das von Ariès eher gelobte Mittelalter habe auch weniger angenehme Züge gehabt,<br />

wie <strong>de</strong> Mause belegen könne.<br />

Genauso belegten Darstellungen von Ariès über die Herrschsucht und<br />

erzieherische Gewalt im 17./18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, dass die Ten<strong>de</strong>nz <strong>zu</strong>m Besseren, die<br />

<strong>de</strong> Mause sehe, eine durchaus gewagte Theorie sei.

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