1917 Schlesischer 1317 im Musenalmanach'«
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Snblid) (aS er mit leifer St<strong>im</strong>me: „3d> »erlaffe bid) unb unfer<br />
Jittb, um bem Stern meine« ©lüdeS ju folgen. 3d) bitte bid),<br />
Jeine Schritte ju unternehmen, um mid) jur Rüdfehr itt bein ÄauS<br />
_3U bewegen; benn jte würben »ergeblid) fein. £abe ©anf für alle<br />
beine Giebe, bie bu mir enfgegengebracht £>afl! 'Jludte nicht mir<br />
unb meinem wohlüberlegten S t r it t e ! ft’üjfe nod) einmal unfer<br />
Mini> — id) wage eS nic^t, mit meinen fünbigen Gippen feine reine<br />
HnfdjulbSffirn ju berühren! Vergiß mid) unb löfd)e aud) &ei meinem<br />
So^ne mein ©ebäd)tniS aus, baß er nicht fpäter feine B u tte r »erflud)t,<br />
die treulos SCftann unb $inb »erließ. Sage ihm, id) fei geftorben.<br />
Gebe wohl!" Sange ftarrte Sberharb auf bie inhalf Sfd)Weren 3eilen,<br />
unb eine bittere ^anneSjä^re glänzte in feinem *2luge.<br />
©ann gab er bem Vater ben »ergilbten 3ettel jurüd mit ben<br />
Po rte n : „Äaft bu nie nad) meiner — B u tte r geformt"<br />
„Äöre weiter!" huf> *>er alte Vater »on neuem an. ©ie 'Jludjt<br />
deiner B u tte r erregte in ber Stabt berechtigtes Sluffefien. 3Jan<br />
braute mir allgemeines Mitgefühl entgegen. — ©ie (fltern meiner<br />
ijrau ftarben furje 3eit barauf: bie unfelige Sat ihrer einzigen<br />
Sochfer hafte ihnen baS A e rj gebrochen. SCfteineS VletbenS in ber<br />
Stabt, in ber id> fo l;olbeS ©lüd unb maßlofeS Geib erfahren ^atte<br />
war nicht mehr lange. *21uf meinen Eintrag würbe id) in baS ftille<br />
©örfd>en hierher »erfefjt, wo ich mich 9art3 beiner (Erziehung wibmete.<br />
©ie Schwingen meiner 5raft waren gebrochen — ber Shrgeij reijfe<br />
mid) nicht mehr, in eine höhere Stellung 5U fommen, unb fo bin<br />
ich ker einfache ©orffdmlmeifter geblieben, ©ie ^lllheilerin 3eit läßt<br />
aud) bie tiefffen 'JBunben »ernarben, unb bot nach meinem treulofen (2ßeibe. .foe<strong>im</strong>lid)<br />
formte id) nad) ihrem ‘Slufenthalte, aber alle Vemühungen waren<br />
vergebens. R u r baS eine habe id) erfahren, baß ber, um bejfentwillen<br />
fie ihr Äe<strong>im</strong> »erließ, feine Schritte nach ^mertfa gelenft hatte, um<br />
<strong>im</strong> Ganbe beS rollenben © ollarS neue iSünftlerlorbeeren ju pflüden.<br />
Rach 3ahren laS ich in ber 3eitung, baß er bei ber ©elegenheit ber<br />
Rüdfehr nach ®eutfd)lanb auf hoher See erfrunfen fei. Sine Spur<br />
t>on betner B u tte r ha£>e id) jebod) nicht entbeden fönnen. Ob fie<br />
nod) lebt — Ob fte tot iff — Verborben — geftorben —<br />
‘Jßer weiß eS!"<br />
©ann entnahm er bem Keinen 5^äffd)en eine Gode blonben ioaareS<br />
mit einem roten Seibenfaben gufammengebunben unb reifte biefelbe<br />
feinem Sohne hin. „ S S iff ein Slnbenfen an unfere felige Vrautjeit!"