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Erich Kästner sagte einmal: „Glaubt nicht, ihr hättet Millionen ... - Heide

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<strong>Erich</strong> Kästner <strong>sagte</strong> <strong>einmal</strong>: „Glaubt <strong>nicht</strong>, <strong>ihr</strong> hättet <strong>Millionen</strong> Feinde. Euer<br />

einziger Feind heißt - Krieg.“<br />

Doch wie entsteht Krieg Der Krieg beginnt in den Köpfen der Menschen, lange<br />

bevor der erste Schuss fällt.<br />

Verehrte Anwesende<br />

Seit numehr 60 Jahren ist der Volkstrauertag eine feste Institution am 2.<br />

Sonntag vor der Adventszeit.<br />

Er fällt damit in die graue Zeit des Jahres zwischen Herbst und Winter, in der<br />

sich Gedanken an Tod und Vergänglichkeit fast von selbst einstellen.<br />

Jeder wird am heutigen Tage andere Bilder vor Augen haben.<br />

Wir verneigen uns vor den Toten der Kriege, wir verneigen uns vor den Opfern<br />

von Gewalt und Unterdrückung überall auf der Welt. Wir legen Kränze nieder.<br />

Und:<br />

Wir gehen nach Hause und denken: Was geht uns das an Wir können es ja<br />

schließlich eh <strong>nicht</strong> ändern. Wir können doch wohl <strong>nicht</strong> auf Kommando,<br />

gewissermaßen vom Terminkalender verordnet Trauer tragen. Trauer lässt sich<br />

<strong>nicht</strong> staatlich verordnen, sie ist ein sehr persönliches Gefühl.<br />

Und doch stehen wir als junge Menschen hier und denken:<br />

The same procedure as every year!<br />

Die amtierenden Bürgermeister in tausend deutschen Städten und Gemeinden<br />

und viele Weitere haben sich doch wieder eine neue Rede überlegt oder<br />

greifen im Hoffen auf das Vergessen auf die des letzten Jahres zurück.


Denn die Zahl der Teilnehmer an solchen Veranstaltungen wird leider immer<br />

weniger, <strong>ihr</strong> Alter aber immer höher, im Vergessen liegt die Chance des<br />

Redners.<br />

Es ist die Institution, die Nachdenken über diesen Tag fast schon zum Erliegen<br />

bringt.<br />

Diejenigen, für die diese Ehrenmäler errichtet sind, haben keine Stimme mehr.<br />

Und weil Tote schweigen, beginnt alles wieder von Vorne.<br />

Bertolt Brecht <strong>sagte</strong> <strong>einmal</strong>: Der Mensch ist erst wirklich Tod, wenn niemand<br />

mehr an ihn denkt.<br />

Und gerade deshalb sind wir heute hier zusammengekommen.<br />

Denn ist es <strong>nicht</strong> gerade so, dass die Lebenden den Toten die Augen schließen<br />

und die Toten den Lebenden die Augen öffnen<br />

Der Volkstrauertag schützt vor dem Vergessen und Verdrängen.<br />

Der Volkstrauertag ist ein Tag der Mahnung und gleichzeitig der Hoffnung. Wir<br />

als junge Genaration müssen aus der Geschichte lernen, damit sie sich <strong>nicht</strong><br />

wiederholt.<br />

Aber mit jedem Jahr entfernt sich das Geschehene noch weiter von uns und<br />

wir, was sollen wir noch damit anfangen<br />

Wie sollen wir verstehen, dass es wichtig ist, an diesem Tag inne zu halten und<br />

uns bewusst zu machen wie viel Leid und Elend durch Kriege ausgelöst wurde.<br />

Können wir heute überhaupt verstehen, was in den Männern vorgegangen ist,<br />

die damals in den Krieg ziehen mussten und was sie heute noch bewegt. Völlig<br />

nachempfinden kann das Erlebnis des Krieges in all seiner Brutalität, seiner<br />

unmittelbar zuschlagenden Gewalt, die Todesangst und das blutige Sterben des<br />

Bruders an der Seite wohl nur, wer selber dabei gewesen ist.


Mein Großvater wacht manche Nacht auf, von schrecklichen Träumen<br />

aufgeschreckt. Bilder des Krieges die sich <strong>nicht</strong> abschütteln lassen, die ihn<br />

plötzlich überfallen. Manchmal versuche ich mit ihm ins Gespräch zu kommen,<br />

um überhaupt ansatzweise verstehen zu können, in welch einer Situation er<br />

früher war. Doch er lenkt ab. Spricht über schöne vergangene Tage, über alles<br />

andere, aber <strong>nicht</strong> über den Krieg.<br />

Und plötzlich dann sagt er in Tränen ausbrechend: De Kriech het mi mien<br />

Junglüüdtied raub .<br />

Die Worte meines Opas habe ich noch lange nachdem gehört. Und jedes Mal,<br />

wenn ich daran denke, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken herunter. Jetzt<br />

weiß ich auch, dass es noch schrecklicher gewesen sein muss, als ich mir je zu<br />

denken vermag habe.<br />

Und soll <strong>nicht</strong> gerade das die Zeit sein, in der wir das Leben genießen, lernen<br />

die Welt zu entdecken, ja einfach den Grundstein für die Zukunft legen<br />

Die Zeit heilt eben <strong>nicht</strong> alle Wunden, denn in Opa kommt die Trauer über das<br />

Verlorene und die Sinnlosigkeit des Krieges hoch. Aber er ist einer der<br />

Glücklichen, welche den Krieg überlebt haben.<br />

Allein im Zweite Weltkrieg wurden 55 <strong>Millionen</strong> Menschen umgebracht.<br />

Sie ALLE haben Teile zurückgelassen, die fest mit der Rückkehr gerechnet<br />

haben. Unzählige Familien auf der ganzen Welt wurden vaterlos. Unzählige<br />

Familien wurden gar ganz ver<strong>nicht</strong>et. Die Situation ist unvorstellbar. Auch viele<br />

junge Männer haben <strong>ihr</strong>e Geliebten mit dem Versprechen, dass sie<br />

wiederkommen werden, zurückgelassen.<br />

Heute leben wir in einem vereinten Europa ohne Krieg. Aber unsere Welt ist<br />

noch lange <strong>nicht</strong> friedlich. Terror und Gewalt stehen immer noch auf der<br />

Tagesordnung. Sollte <strong>nicht</strong> jeder zum Frieden im eigenen Umfeld beitragen


Jeder sollte daran denken, dass die eigene Freiheit dort aufhört, wo man die<br />

eines Anderen einschränkt.<br />

Und selbst die Ärzte haben in <strong>ihr</strong>em Song „Männer und Frauen“ eine Textstelle<br />

in der es heißt: „Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt.“<br />

Aber ist es wirklich so Wie anfangs gesagt, beginnt der Krieg in den Köpfen der<br />

Menschen. Mit der Liebe verhält es sich ähnlich. Somit sind schon gewissse<br />

Parallelen zu erkennen. Doch haben wir alle die Wahl, so wäre klar, dass wir<br />

uns für die Liebe entscheiden würden.<br />

Frieden muss von unten zwischen den Menschen beginnen, <strong>nicht</strong> auf<br />

politischer Ebene.<br />

Und deshalb wünschen wir uns, dass der Volkstrauertag zu einem<br />

Volksfriedentag wird. Lassen wir heute also Frieden Realität werden.<br />

Schließen möchten wir nun mit dem Zitat von(Jimi Hendrix):<br />

Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es<br />

Frieden geben.

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