14.11.2012 Aufrufe

Zu Karneval 2009 - Camphill Dorfgemeinschaft Sellen Steinfurt

Zu Karneval 2009 - Camphill Dorfgemeinschaft Sellen Steinfurt

Zu Karneval 2009 - Camphill Dorfgemeinschaft Sellen Steinfurt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DORFBRUNNEN<br />

Ausgabe 29 Johanni <strong>2009</strong><br />

CAMPHILL DORFGEMEINSCHAFT SELLEN


Landwirtschaftliche Idylle<br />

Foto Petra van der Linde<br />

Begleitende Mitarbeiterin<br />

<strong>Zu</strong>m Weg der Sonne........................................................S. 3<br />

Haiku des japanischen Dichters Basho<br />

DorfZeit............................................................................S. 4<br />

Leonie Frenkert-Ghazi<br />

Mitarbeiterin in der Verwaltung<br />

Tanz in den Mai <strong>2009</strong>......................................................S. 6<br />

Fotos Petra van der Linde<br />

Begleitende Mitarbeiterin<br />

<strong>Zu</strong> <strong>Karneval</strong> <strong>2009</strong> " Zirkus Sellerie"............................S. 8<br />

Michael Ostermanns Hühneraufführung<br />

Gedicht von Haus Kaspar<br />

GESUND LEBEN - NACHHALTIG HANDELN<br />

Die biologisch dynamische Landwirtschaft..................S. 9<br />

Jorrit und Petra van der Linde<br />

Werkgruppenleiter Landwirtschaft und begleitende<br />

Mitarbeiterin<br />

Unser junger Landwirt Philipp Haug ........................S. 11<br />

Jorrit van der Linde<br />

Werkgruppenleiter Landwirtschaft<br />

Philipps Fotos von `seinen Kühen´..............................S. 12<br />

Teilnahme Ökoprofit - Kreis <strong>Steinfurt</strong> 2008/<strong>2009</strong> ....S. 13<br />

Reinhard Berger<br />

Heimleitung /Geschäftsführung<br />

Fotovoltaikanlage in <strong>Sellen</strong> 101,<br />

eine Zwischenbilanz ......................................................S. 14<br />

Reinhard Berger, Heimleitung/Geschäftsführung<br />

Fotos Frank Freisewinkel, Werkgruppenleiter<br />

Landschaftspflege<br />

Der Sozialrat der <strong>Dorfgemeinschaft</strong>............................S. 15<br />

Foto Harry Pladies, Vater eines Dörflers<br />

Die Jüngsten in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong>:<br />

Emily Marie Lanfer<br />

Marlene Kratz ..............................................................S. 15<br />

Musik-Workshop mit John Billing<br />

vom 2. bis 14. Juni ........................................................S. 16<br />

Karin Pladies , Mutter eines Dörflers<br />

Fotos Harry Pladies, Vater eines Dörflers<br />

Inhalt<br />

2<br />

Aus der Schreibstube berichten Dörflerinnen und<br />

Dörfler über die Musik-Projektwoche<br />

mit John Billing:............................................................S. 18<br />

Monika Jäger, Martin Volkamer, Marc Menken,<br />

Hannelore Gurth, Michael Kuhn, Michael Schmitt,<br />

Peter Schmidt, Eva Hoffmann, Katharina Andritzky,<br />

Thomas Stisser, Ole Pladies, Martin Quarte,<br />

Michael Ostermann<br />

Ein kleiner Einblick in die Arbeit<br />

der Handweberei ..........................................................S. 22<br />

Marie Walter und Alexandra Hintz<br />

Praktikantinnen<br />

Wir stellen vor:<br />

Martin Volkamer ..........................................................S. 23<br />

Dörfler im Haus St. Martin<br />

Peter Schmidt ................................................................S. 24<br />

Dörfler im Elisabeth-Haus<br />

Die neue Bücherei oder Das Buch stirbt nie ..............S. 26<br />

Brigitte Maudanz, Mutter eines Dörflers<br />

Das Buch - die Bücher bei uns<br />

in der Gemeinschaft......................................................S. 27<br />

Lieselotte Liebeck<br />

Hausverantwortliche im Kaspar Haus<br />

Die Welt zu Gast in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> -<br />

5 ausländische Praktikanten berichten von ihren<br />

Erfahrungen. ................................................................S. 28<br />

<strong>Zu</strong>sammenfassender Bericht nach Aufzeichnungen eines<br />

Gespräches mit den jungen `Freiwilligen´ .<br />

Die Redaktion<br />

Nachrichten aus dem Freundeskreis ..........................S. 31<br />

Jutta Kohaus, Platzvertreterin<br />

Generationswechsel - und nun ???..............................S. 33<br />

Dr. Karl Fikuart , Vater eines Dörflers<br />

Aus der Redaktion ........................................................S. 34<br />

Karin Pladies , Mutter eines Dörflers<br />

Brigitte Maudanz, Mutter eines Dörflers<br />

Termine, Impressum ....................................................S. 35


<strong>Zu</strong>m Weg der Sonne<br />

Die Malven sich hinwenden<br />

Im Sommerregen.<br />

Basho<br />

3


Das neue Jahr im Dorf beginnt mit --- Frost ohne Ende.<br />

Seit Jahren war es im Münsterland nicht mehr so kalt.<br />

Die Temperaturen sinken nachts bis auf -20 Grad. Es<br />

gibt Tage, die sind nebelig trüb - aber andere Tage sind<br />

märchenhaft: Sonnenschein pur, die Bäume bis in die<br />

kleinste Verästelung mit Raureif bedeckt, eine dünne<br />

Schneedecke, die sich sogar im Ort hält. Selbst fließende<br />

Gewässer sind gefroren.<br />

Am 5. Januar sind alle Dörfler zurück, die Arbeitszeit<br />

beginnt aber erst nachmittags, da am Vormittag die nun<br />

schon traditionelle Drei-Königs-Konferenz für alle<br />

Mitarbeiter stattfindet.<br />

Am späten Nachmittag gibt es dann gleich den ersten<br />

kulturellen Höhepunkt des Jahres: Die Rudolf-Steiner-<br />

Schule aus Bochum war angereist, um ein Drei-Königs-<br />

Spiel aufzuführen, das nach alter irischer Tradition von<br />

Karl König aufgegriffen und ergänzt wurde. Das Stück<br />

stellt einzig die bekannte Handlung der Drei-Königs-<br />

Geschichte dar: Die Weisen, die dem Stern folgen, das<br />

Kind anbeten und ihm die Geschenke darbringen. Aber<br />

es geschieht auf so besondere Weise, dass man das<br />

Gefühl hat, die "echten" Könige durchschreiten den<br />

Saal...<br />

Wenige Wochen später, am 25. Januar, findet dann ein<br />

Festtag ganz anderer Art statt. Friedemann Liebeck<br />

wurde in der voraus gegangenen Woche 70 Jahre alt.<br />

Anlässlich dieses Festtages findet im Saal ein gemeinsames<br />

Essen statt. Anschließend berichtet Friedemann<br />

anhand einer Dia-Vorführung über seine Reise in die<br />

Mongolei zur Sonnenfinsternis im August des vergangenen<br />

Jahres. Der Vortrag ist sehr anschaulich und die<br />

vielen Gäste haben ihren Spaß, als Friedemann dann<br />

sein Touristen-Mongolei-T-Shirt überstreift. Draußen<br />

erleuchten indes einige Schwedenfeuer den Hof und die<br />

Raucher, die sich hin und wieder nach draußen in die<br />

immer noch anhaltende Kälte wagen, können sich in<br />

deren Nähe etwas erwärmen.<br />

Derweil aber erhitzen andere Dinge die Gemüter: Überall<br />

gibt es personelle Veränderungen. Elke Matting ist ja<br />

nun schon vor einigen Wochen zum Jahresende aus<br />

dem Martinshaus ausgezogen, die neuen Hauseltern<br />

Horst und Sabine Birnbach bringen mit ihrem rheinländischem<br />

Temperament eine ganz neue Stimmung ins<br />

Haus. Die Stipvisite des Amerikaners Eric Conroe im<br />

Raphaelshaus endet und die deutsch-afrikanische<br />

Familie Okore-Roberts nimmt dort mit ihren zwei kleinen<br />

Kindern seinen Platz ein. Das Elias-Haus wird mitt-<br />

4<br />

lerweile von zwei "alten Hasen" aus <strong>Sellen</strong> geführt:<br />

Anna Mieves und Nikolas Hattenhauer.<br />

Der Lichtmesstag wird in diesem Jahr in kleinem Kreis<br />

gefeiert. Der Singkreis um Michaela Kühnel herum<br />

gestaltet einen Umgang vom Hof <strong>Sellen</strong> 101 nach<br />

<strong>Sellen</strong> 98 und zurück. Viele, viele Kerzen leuchten am<br />

Wegesrand und machten deutlich, dass die dunkle<br />

Jahreszeit bald der helleren weichen wird.<br />

Ein kultureller Höhepunkt im Februar ist dann der<br />

Besuch von Familie Visser, die uns nach einjähriger<br />

Pause nun zum zehnten Mal ein wunderschönes<br />

Konzert darbieten. Gemeinsam mit Christine Visser mit<br />

ihrer Violine, Peter Visser und Rudolf Borgardijn am<br />

Flügel, sowie Marijke Persijn mit ihrem vollen Mezzo-<br />

Sopran geht die gesamte <strong>Dorfgemeinschaft</strong> auf eine<br />

musikalische Reise durch Europa. Es kommen Lieder<br />

aus Frankreich, moravische Duette von Dvorak, Lieder<br />

von Grieg und Brahms sowie auch eine eigene<br />

Komposition von Peter Visser im Stil von Franz<br />

Schubert zu Gehör. Den Künstlern herzlichen Dank!<br />

Ein ganz anderes Thema bewegt die <strong>Dorfgemeinschaft</strong><br />

in diesen Tagen im März <strong>2009</strong>: In unmittelbarer Nähe,<br />

genau in der Mitte auf dem Weg von den Höfen zum<br />

Werkstattgebäude wird die bestehende Brücke über<br />

dem Bentheimer Weg erweitert.<br />

Die B 54, die als Umgehungsstraße von Münster bis<br />

nach Holland führen wird, soll nun endlich fertiggestellt<br />

werden. Das letzte Teilstück von Burgsteinfurt<br />

nach Ochtrup wird derzeit gebaut. Da muss eine neue<br />

Auffahrt her - und die führt als Brücke über den<br />

Bentheimer Weg. Fast täglich müssen die Auto- und<br />

Fahrradfahrer improvisieren: Mal ist der Weg gesperrt,<br />

mal vorübergehend wieder freigegeben, mal trotz<br />

Freigabe durch riesige LKWs versperrt. Da müssen<br />

einige Umwege gefahren werden und für die<br />

Laufgruppe zwischen den Höfen und der Werkstatt ist<br />

es z. Zt. zu gefährlich den Weg zu benutzen.<br />

Ortsunkundige Menschen, die die <strong>Dorfgemeinschaft</strong><br />

besuchen möchten, geraten augenblicklich ganz schön<br />

ins Schwitzen und der eine oder andere ruft an, weil er<br />

sich in der Bauerschaft, wo alle Wege gleich aussehen,<br />

völlig verfahren hat...<br />

Der April bringt den Frühling ins Münsterland! Die<br />

Sonne scheint täglich, die Temperaturen klettern bis<br />

über 20 º! <strong>Zu</strong> Ostern fahren die meisten Dörfler nach<br />

Hause, aber für die verbleibenden Menschen in <strong>Sellen</strong>


lockt die Sonne zum Osterspaziergang in die gerade<br />

erblühende Natur.<br />

<strong>Zu</strong>m Maitanz stehen die Bäume schon in vollem Grün<br />

und die Obstblüte ist fast vorbei. Schon beginnen die<br />

Kastanien ihre weißen oder roten Blütenkerzen in den<br />

Himmel zu recken. Kurzärmelig bekleidet und mit<br />

Sonnenhut macht der Tanz in den Wonnemonat Freude!<br />

Die Frühlingslieder werden aus vollen Kehlen zur<br />

Begleitung von Akkordeon und Geige mitgesungen.<br />

Für besondere allseitige Erheiterung sorgt dann ein<br />

Trupp Jugendlicher, deren Maigang unter Heavy-<br />

Metal-Klängen direkt am Hof 98 vorbeführt - in etwa<br />

10 m Abstand zum Geschehen um den Maibaum der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong>. <strong>Zu</strong>m Schluss folgt dann - von allen<br />

heiß ersehnt, das obligatorische erste Eis des Jahres,<br />

gerade richtig bei diesem herrlichen Frühlingswetter.<br />

Nur zwei Tage später ist im Saal die Familie Ebersold<br />

zu Gast. In Worten, mit Musik und Eurythmie wird eine<br />

russische Geschichte zu Gehör gebracht, in der es - der<br />

Jahreszeit entsprechend - um Blumen geht, die von<br />

Miriam Ebersold in wunderschönen Gewändern eurythmisch<br />

dargestellt werden.<br />

Am folgenden Wochenende findet ein Ereignis besonderer<br />

Art statt. Es kann der Kirchenchor der katholischen<br />

Gemeinde St. Johannes Nepomuk aus<br />

Burgsteinfurt in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> begrüßt werden.<br />

Der Kaplan dieser Gemeinde, Herr Veelken, hält eine<br />

Maiandacht zu Ehren der Gottesmutter Maria ab, während<br />

der Chor unter Beteiligung der Dörfler Lieder aus<br />

Taizé singt. Es herrscht eine wunderbare Stimmung, die<br />

den Eindruck von Ökumene erweckte. Gekrönt wird<br />

der Abend dann mit einem gemeinsamen Imbiss und<br />

einem netten Plausch. Alle Beteiligten sind sich einig,<br />

dass diese Verbindung gepflegt werden müsse und ähnliche<br />

gemeinsame Feiern wünschenswert wären.<br />

Die zweite Maiwoche bringt gleich mehrere Ereignisse:<br />

<strong>Zu</strong>nächst einmal findet die "Ökoprofit"-Prüfung statt.<br />

Monatelang hatten Mitarbeiter, die sich als "Öko-<br />

Gruppe" zusammengefunden hatten, an Seminaren teilgenommen,<br />

sich informiert, konferiert, kurzfristige<br />

Maßnahmen zur Energieeinsparung und zum<br />

Umweltschutz bereits umgesetzt, mittelfristige angeregt,<br />

langfristige geplant - sodass die <strong>Camphill</strong><br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> nun ein vom Kreis <strong>Steinfurt</strong> ausgezeichneter<br />

Öko-Betrieb ist.<br />

Am 16. Mai findet dann - diesmal erstmalig im<br />

Frühjahr - die Mitgliederversammlung vom<br />

Trägerverein statt. Es wird ein neuer Vorstand gewählt<br />

und Friedemann Liebeck, der 20 Jahre lang ununterbrochen<br />

im Vorstand gewirkt hat, kandidiert aus<br />

Altersgründen nicht mehr. In diesen 20 Jahren ist die<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> entstanden, gewachsen und zu dem<br />

geworden, was sie jetzt ist. Friedemann hat unermüd-<br />

5<br />

lich all seine Kraft und Liebe hineingesteckt und der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> seinen Stempel aufgedrückt. Es<br />

klingt lapidar, einfach "Danke, Friedemann" zu sagen<br />

und trotzdem tue ich es als die Mitarbeiterin, die von<br />

Anfang an dabei war: DANKE, FRIEDEMANN!!!<br />

Tags darauf erlebt die <strong>Dorfgemeinschaft</strong> dann ein<br />

Konzert besonderer Art. Wochenlang hatten der Dörfler<br />

Ole Pladies und der Mitarbeiter Nikolas Hattenhauer<br />

geprobt um einige Stücke von Diabelli vierhändig auf<br />

dem Klavier zu spielen. Der Flügel, der sonst nur den<br />

professionellen Künstlern zur Verfügung gestellt wird,<br />

wird extra zu diesem Anlass auf der Bühne aufgestellt.<br />

Jeder <strong>Zu</strong>hörer ist überrascht, wie harmonisch der<br />

<strong>Zu</strong>sammenklang dieser vier Hände ist und wie die<br />

Stimmungen der einzelnen Stücke während des Spiels<br />

aufscheinen. Ergänzt wird das Konzert dann durch den<br />

Jahrespraktikanten Felix Finger, der - aus einer<br />

Musikerfamilie stammend - seit früher Kindheit<br />

Klavier spielt. Neben der Mondscheinsonate und dem<br />

bekannten Klavierstück "Für Elise" von Beethoven<br />

bringt er auch Stücke von Liszt und Rachmaninov zu<br />

Gehör, die all seine Fingerfertigkeit und Konzentration<br />

erfordern - eine bewundernswerte Leistung. Die<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> bedankt sich herzlich bei den<br />

Künstlern für dieses besondere Erlebnis.<br />

Christi Himmelfahrt und das Pfingstfest werden in<br />

<strong>Sellen</strong> bei prächtigem Frühsommerwetter begangen:<br />

Das Erstere mit der obligatorischen Feldbegehung und<br />

das Zweite mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken auf<br />

dem Hof 98.<br />

Ein besonderer Höhepunkt allerdings sind die Tage<br />

nach Pfingsten. Der irische Leierprofi John Billing ist<br />

für 2 Wochen zu Gast. Jeden Tag findet für interessierte<br />

Menschen ein Leier-Workshop statt. So finden sich<br />

Praktikanten, Dörfler und Mitarbeiter in regelmäßigem<br />

Turnus zusammen - meistens nach <strong>Zu</strong>gehörigkeit zu<br />

den Häusern oder Werkstätten. Und dann wird geprobt<br />

was das Zeug hält: Getrommelt, geflötet, geleiert,<br />

gegeigt bis dann am Sonntag, 14. Juni ein beachtliches<br />

kleines Konzert zur Aufführung kommt. Auf der Bühne<br />

nehmen fast mehr Menschen Platz als im<br />

<strong>Zu</strong>schauerraum, denn die meisten Dorfbewohner waren<br />

auf irgendeine Weise beteiligt. Erstaunlich was es alles<br />

zu hören gibt, angefangen bei kleineren rhythmischen<br />

Improvisationen bis hin zu eigenen Kompositionen mit<br />

einem "großen" Dorforchester. Alle Teilnehmer sind<br />

mit ausgesprochen großer Freude dabei.<br />

Nun steht das Johannifest vor der Tür. Allerorts macht<br />

sich die große Vorfreude auf die Sommerferien breit.<br />

Was alles werden wir machen? Wird das Wetter mitspielen?<br />

Wir sind gespannt.<br />

Bis dahin eine gute Zeit wünscht allen Lesern<br />

Leonie Frenkert-Ghazi


Tanz in<br />

6


den Mai<br />

7


<strong>Zu</strong> <strong>Karneval</strong> <strong>2009</strong> "Zirkus Sellerie"<br />

Michael Ostermanns Hühneraufführung mit Gedicht vom Haus Kaspar<br />

Morgens früh um 6 Uhr 30<br />

ist der Michael schon fleißig<br />

eilt mit großem, langem Schritt:<br />

"Kommt ihr Hühner, kommet mit.<br />

Geht die Sonne früh schon auf<br />

kommen sie im schnellen Lauf<br />

auf die Wiese, immer flotter<br />

für der Eier gelbes Dotter.<br />

Mit Gegakker und Geschrei<br />

legen sie ihr täglich Ei,<br />

Futter, Wasser, Kalk und Stroh<br />

machen alle Hühner froh.<br />

Das allein genügt ihm nicht:<br />

Auf Artistik ist erpicht<br />

er, trainiert fast jedes Huhn<br />

was sonst Hühner gar nicht tun.<br />

Auf die Arme rechts und links<br />

(hintenraus da manchmal stinkt's)<br />

kommt das liebe Federvieh<br />

und zwingt Michel in die Knie.<br />

Weiser Rat von Benjamin Quint<br />

Hühner sehr gelehrig sind:<br />

Jetzt die Hühner sachte wiegen<br />

zaubre Wachs von fleißgen Bienen.<br />

So auf diese Zauberart<br />

komm'n die Hühner gut in Fahrt:<br />

Legen Eier mit 'nem Docht,<br />

die man jedoch niemals kocht.<br />

Leute, das ist nicht zum Scherzen:<br />

Es sind richt'ge Osterkerzen.<br />

Als Geschenk ins Osternest<br />

für das hohe Osterfest.<br />

Michael der Hühnervater<br />

liebt die Hühner, nicht den Kater,<br />

hat den Trick hier ausgeheckt<br />

für den Wirtschafts-Boom Effekt.<br />

Werkstatt-Bossin die Margitta<br />

schaut seitdem nicht mehr so bitter<br />

denn die Zahlen Richtung schwarz<br />

schützen sie vor 4-Punkt Hartz.<br />

8


Gesund leben - nachhaltig handeln<br />

Die biologisch dynamische Landwirtschaft<br />

Sein Land nach Demeter Standard biologisch dynamisch<br />

zu bewirtschaften, bedeutet nicht nur auf jegliche<br />

Chemie zu verzichten und die Kraft der, von<br />

Rudolf Steiner entwickelten, Präparate zu nutzen, es<br />

beinhaltet auch eine gewisse Haltung gegenüber dem<br />

ganzen Hoforganismus. Der Landwirt sollte seinen<br />

Hof als eine Einheit sehen, einen Organismus der in<br />

sich geschlossen ist. Er sollte ein Gespür für ihn als<br />

Wesenheit entwickeln, das bedeutet auf ihn zu hören<br />

und ihn in seinem Lebens- und Atemprozess zu<br />

unterstützen. Die Ausbeutung der Erde in dem engstirnigen<br />

Streben nach hohem Ertrag geht nicht nur<br />

zu Lasten des Bodens und der Tiere sondern auch des<br />

Menschen. Günstig, ertragreich, schnellwachsend<br />

und wenig arbeitsintensiv sind wichtigere<br />

Gesichtspunkte in der allgemeinen Landwirtschaft,<br />

als ein Blick auf eine wirklich gesunde und lebendige<br />

Natur. Dies wird nicht unbedingt von Landwirten<br />

verursacht, welche auf Profit aus sind, es sind die<br />

Kunden, welche günstig einkaufen wollen. So wird<br />

in unseren Zeiten im Durchschnitt immer weniger<br />

Geld für Lebensmittel ausgegeben. Wer so sparen<br />

will, dem sollte bewusst sein, dass er dies zu Lasten<br />

der Landwirte und der Lebensmittelqualität tut. Wir<br />

erleben im Moment ein Aufbegehren der<br />

Milchbauern wegen des niedrigen Milchpreises in<br />

der konventionellen Landwirtschaft. Den<br />

Zwischenhändlern ist die Milch nicht mehr viel wert.<br />

Der Kunde möchte günstige Produkte im Kühlregal<br />

finden, so wird der Preis gedrückt und der Bauer<br />

arbeitet fast umsonst. 23 Cent bekommt er jetzt für<br />

den Liter Milch. Da zahlt man schon für Wasser<br />

mehr. Um das etwas auszugleichen muss der Bauer<br />

Subventionen erhalten. Doch das macht ihn abhängig<br />

vom System und spiegelt falsche Tatsachen. Was<br />

kann man tun? Helfen dem Bauern<br />

Demonstrationen? Die Discounter scheinen die<br />

Preise zu diktieren. Die Molkereien booten sich aus<br />

im Preis, sind sich aber einig wie wenig beim Bauern<br />

ankommen soll. Diese können es sich bei solchen<br />

9<br />

Preisen auch nicht leisten für die Kühe hochwertiges,<br />

gutes Futter zu kaufen. Nur der Kunde hat die Macht<br />

etwas zu verändern. Das heißt aber als erstes sich zu<br />

informieren, auf die Qualität und nicht auf den Preis<br />

zum achten. Bewusster einkaufen und leben ist<br />

etwas, das heutzutage wichtiger ist als je zuvor. Auch<br />

regional angebautes Gemüse zu kaufen sichert<br />

Arbeitsplätze und kommt erntefrischer auf den Tisch.<br />

Wie entscheiden Sie aber, wenn sie im Laden die<br />

Wahl haben zwischen biologischen Tomaten aus<br />

Spanien oder konventionellen aus Deutschland? Egal<br />

wie, eine Meinung haben und bewusst entscheiden<br />

ist wichtig.<br />

Was ist der Unterschied zwischen biologisch und<br />

biologisch dynamisch? Man kann davon aus gehen,<br />

dass die in den Discountern als biologisch deklarierten<br />

Lebensmittel nur das Mindestmaß der von der<br />

EU vorgeschriebenen Richtlinien einhalten. Ein Hof<br />

kann so auf einem Teilbereich konventionell und<br />

einem anderen biologisch wirtschaften. Diese<br />

Vermischung gibt es bei den Demeterbauern<br />

(bio.dyn.) nicht. Und auch nur diejenigen bekommen<br />

das Demetersiegel, welche sich an die hohen<br />

Qualitätsansprüche halten. Ein Demeterhof sollte<br />

sich selbst rundum versorgen können. Der <strong>Zu</strong>kauf an<br />

Viehfutter ist eingeschränkt und wird vom<br />

Demeterbund kontrolliert. Die Anzahl der Tiere richtet<br />

sich nach der Größe des Hofes. Jeder Hof soll<br />

nicht mehr Mist produzieren, als er als Dünger verbrauchen<br />

kann. Das Tierfutter sollte selbst angebaut<br />

werden um aus diesem Organismus heraus zu kommen.<br />

Natürlich ist dies nicht immer vollständig möglich,<br />

dafür wird garantiert, dass die Rinder 80%<br />

Demeterfutter bekommen und die anderen Tiere mindestens<br />

50%. Das gesamte Futter aber ist von<br />

Bioqualität und 50% davon müssen aus eigenem<br />

Anbau kommen. Bei den Fleischprodukten garantiert<br />

das Demetersiegel, dass die Fütterung der Tiere den<br />

Qualitätsangaben entspricht und dass vollständig auf


künstliche Aromastoffe und Nitritpökelsalz verzichtet<br />

wird. Wer sich ganz in diesem Sinne ernährt,<br />

schmeckt und spürt den Unterschied zu anderen<br />

Lebensmitteln am eigenen Leib.<br />

Besonderen Wert legen die Demeterbauern darauf,<br />

dass die Kühe nach ihrer Art, ihre Hörner behalten<br />

dürfen. Die Hörner gehören zum Rind und spielen<br />

nach Rudolf Steiners Angaben und nach eigenen<br />

Forschungsergebnissen eine große Rolle für die<br />

Milchqualität und dem Wohlergehen der Kuh.<br />

Gerade was es in Bezug auf die Milch und ihre allergische<br />

Wirkung bei immer mehr Menschen zu entdecken<br />

gibt, ist sehr revolutionär.<br />

"Kühe mit Hörnern liefern besonders guten Mist<br />

für die Düngung und geben vollwertige Milch. Es<br />

gibt inzwischen Hinweise darauf, dass Demeter-<br />

Milch von Hörner tragenden Kühen selbst von<br />

Menschen vertragen wird, die auf herkömmliche<br />

Milch allergisch reagieren." (www.demeter.de)<br />

Es gibt Studien in Bezug auf Heufütterung und<br />

Weidengang mit Verzicht auf Silagenfütterung.<br />

Dabei sind Erhöhungen sowohl im Gehalt der<br />

Linolsäuren als auch der guten Omega 3 Fettsäuren<br />

festgestellt worden.<br />

In Einzelfällen wird immer wieder berichtet, dass<br />

an Milchunverträglichkeiten und -allergien leidende<br />

Menschen, teilweise Milch ökologischer und<br />

biologisch-dynamischer Herkunft, oft in Form von<br />

Rohmilch besser vertragen würden als höher verarbeitete<br />

Milch. Der Einfluss der Herkunft und<br />

Verarbeitung auf die Qualität der Milch ist bisher<br />

zu wenig erforscht. In einer Umfrage im Rahmen<br />

einer Diplomarbeit unter deutschen Demeter<br />

Landwirten wurde festgestellt, dass erkrankte<br />

Konsumenten biologisch-dynamische Milch aus<br />

Gründen einer besseren Verträglichkeit dort erwerben<br />

(SAHM 2006 in prep).(www.agrar.unikassel.de)<br />

Die Forschungsergebnisse helfen also zu beweisen,<br />

dass wir auf dem richtigen Weg sind.<br />

Ein interdisziplinäres Forscherteam hat die zwei<br />

Keime identifiziert, die sowohl in Kuhställen als<br />

auch in Rohmilch vorhanden sind und das<br />

10<br />

Entstehen von Allergien wie Asthma verhindern<br />

können sollen: Lactococcus lactis und<br />

Acinetobacter Iwoffi. Nun soll aus diesen Erregern<br />

ein Impfstoff entwickelt werden. Dabei kann es<br />

doch viel einfacher, direkter, kostengünstiger,<br />

nebenwirkungsfreier gehen: Demeter-Höfe besuchen,<br />

Kinder im Kuhstall spielen lassen, Milch und<br />

Milchprodukte verzehren, die so Natur belassen wie<br />

möglich sind.<br />

Professor Dr. Gerhard Jahreis forscht an der Uni<br />

Jena zum Asthma-Risiko. Der Ernährungswissenschaftler<br />

betont: Täglicher Konsum von<br />

Milchprodukten reduziert das Asthma-Risiko bei<br />

Vorschulkindern. Entscheidend ist dabei die<br />

Qualität der Milch. Milchfett mit erhöhten Anteilen<br />

langkettiger Fettsäuren, mit einem engen<br />

Verhältnis von Omega 3- zu Omega 6-Fettsäuren,<br />

mit erhöhtem Gehalt an konjugierten Linolsäuren<br />

(CLA) wirkt als Schutz vor Asthma und<br />

Heuschnupfen. "Weidehaltung der Milchkühe,<br />

Grasen unter lichtreichen und kalten Umweltbedingungen,<br />

Verzicht auf Mais- oder<br />

Silagefütterung erhöhen den CLA-Gehalt in der<br />

Milch und bewirken eine optimale Omega-<br />

Fettsäuren-Relation", betont Jahreis.<br />

Für stillende Mütter besonders wichtig: Trinken<br />

sie diese gute Milch, steigt der CLA-Gehalt in der<br />

Muttermilch. Auch die richtige Butter kann die<br />

CLA in der Muttermilch um fast 50 Prozent erhöhen.<br />

(http://www.demeter.de) Blog<br />

Dies sind gute Nachrichten, die uns Demeterbauern<br />

aufatmen lassen, denn nun kann jeder sehen, dass<br />

diese oft als Spinnerei abgetane Einstellung zum<br />

Land und zum Beruf doch seine guten Gründe hat.<br />

Als Rudolf Steiner 1924 den Landwirtschaftlichen<br />

Kurs abhielt und seine Sorge zur Qualität der konventionellen<br />

Lebensmittel äußerte, waren diese ja<br />

eigentlich noch fast so, wie wir sie heute als biologisch<br />

bezeichnen. Steiner sprach von der<br />

Notwendigkeit die Landwirtschaft biologisch dynamisch<br />

zu bewirtschaften damit der Mensch durch die<br />

Ernährung die nötigen Kräfte beziehen kann, welche<br />

er zur wirklichen Entfaltung seiner Selbst braucht,<br />

welche ihn weiterbringen und ihn öffnen in Bezug<br />

auf seine wirklichen Aufgaben. Er sprach also<br />

davon, dass die Landwirtschaft nicht nur möglichst


natürlich arbeiten sollte, er rief die Bauern dazu auf,<br />

etwas hinzuzugeben, welches den Pflanzen mehr<br />

Lebendigkeit und Vitalität verleiht, was dann nicht<br />

nur dem Menschen selbst, sondern auch der zukünftigen<br />

Entwicklung der Erde zugute kommt. Steiner<br />

gab uns Landwirten diese Aufgabe und es liegt an<br />

uns diese anzunehmen und zu versuchen sie umzusetzen.<br />

Das ist eine große Aufgabe und erfordert<br />

innere und äußere Arbeit. Darum gibt es jedes Jahr<br />

im Februar eine <strong>Zu</strong>sammenkunft in der Schweiz, wo<br />

Demeterbauern an unterschiedlichen Themen aus<br />

diesem Bereich arbeiten um die Vorgaben Rudolf<br />

Steiners immer neu aufzugreifen und weiter zu entwickeln.<br />

Es gibt aber auch Arbeitsgruppen aus den Regionen,<br />

welche sich einmal Monat zum Austausch treffen.<br />

Aus dieser Gruppe heraus wird auch die<br />

Demeterqualität untereinander kontrolliert und garantiert.<br />

Wir besuchen abwechselt die Höfe und geben<br />

einander auch Einblicke in den Betrieb und die<br />

Philipp ist schon viele Jahre in der Landwirtschaft tätig.<br />

Wer ihn noch nicht kennt und auf dem Hof antrifft,<br />

erfährt von ihm, dass er ein Bauer ist. Tatsächlich kann<br />

er durch seine langjährige Tätigkeit in der<br />

Landwirtschaft viele Aufgaben selbstständig ausführen.<br />

Er ist eine große Stütze für das Team und hat viele<br />

Arbeitsabläufe gut drauf. Es ist wichtig für ihn und uns<br />

Alle, ein gut zusammen arbeitendes Team zu haben.<br />

Ich habe früher schon mal beschrieben, wie das Melken<br />

fast in Eigenregie der Dörfler geschehen kann, weil<br />

jeder seine Aufgaben nach seinen Fähigkeiten zugeteilt<br />

bekommen hat.<br />

Der Eine kann sich gut die Abläufe merken, der Andere<br />

kann schreiben, wieder Einer arbeitet feinmotorisch<br />

sauber und gut, ein Anderer hat viel Kraft und<br />

Ausdauer. So kann es wirklich gut funktionieren, wenn<br />

nichts Unvorhergesehenes den Ablauf stört. Wechsel im<br />

Team bedeuten oft ein wenig Verwirrung, man muss<br />

sich erst aneinander gewöhnen und seinen Platz finden.<br />

Es ist für den Landwirt nicht immer leicht eine<br />

Landwirtschaft zu leiten und die Bedürfnisse und<br />

Tagesformen der Dörfler unter einen Hut zu bringen.<br />

Manchmal ist ein Spagat nötig, manchmal hat man<br />

etwas übersehen, manchmal läuft etwas schief, doch im<br />

Großen und Ganzen ist die Landbaugruppe ein zuverlässiges<br />

Team.<br />

Und dazu trägt auch Philipp bei, er kommt auch oft am<br />

11<br />

Unterlagen. So unterstützen wir uns gegenseitig bei<br />

Fragen und Lösungsmöglichkeiten. Wir sind froh der<br />

biologisch dynamischen Bewegung anzugehören,<br />

denn hier kann man einen wirklichen Enthusiasmus<br />

für seine Arbeit am Land und für die Menschen finden.<br />

Jorrit und Petra van der Linde<br />

"Gerade bei der Landwirtschaft zeigt es sich, dass<br />

aus dem Geiste heraus Kräfte geholt werden müssen,<br />

die heute ganz unbekannt sind, und die nicht<br />

nur die Bedeutung haben, dass etwa die<br />

Landwirtschaft ein bisschen verbessert wird, sondern<br />

die die Bedeutung haben, dass überhaupt das<br />

Leben des Menschen - der Mensch muss ja von dem<br />

leben, was die Erde trägt -eben weitergehen könne<br />

auf Erden auch im physischen Sinne."<br />

Rudolf Steiner, 1924<br />

Unser junger Landwirt Philipp Haug<br />

Wochenende in den Stall, wenn die Anderen in seinem<br />

Haus ausschlafen dürfen, um früh morgens beim<br />

Melken zu helfen. Denn das gehört auch zur Arbeit als<br />

Bauer.<br />

Jorrit van der Linde


Philipps Fotos<br />

12<br />

von „seinen Kühen“


Teilnahme Ökoprofit®<br />

Kreis <strong>Steinfurt</strong> 2008/<strong>2009</strong><br />

Die <strong>Dorfgemeinschaft</strong> hatte sich vor einem Jahr entschlossen,<br />

am Ökoprofit Projekt des Kreises teilzunehmen.<br />

Im Rahmen von Ökoprofit wurden im Verlauf von<br />

12 Monaten sechzehn Unternehmen aus dem Kreis<br />

<strong>Steinfurt</strong> begleitet. In verschiedenen Workshops und<br />

in Vor-Ort-Terminen wurden Maßnahem erarbeitet,<br />

mit denen die beteiligten Unternehmen einerseits<br />

Geld sparen können, gleichzeitig aber auch die<br />

Umwelt entlasten. Die Unternehmen kamen aus<br />

unterschiedlichen Bereichen: Soziales, Bildung<br />

(Fachhochschule Münster), kommunale Betriebe<br />

(Stadtwerke Greven ), Familienbetriebe (Gärtnerei),<br />

aber auch größere Betriebe (Textil, Papier, Stahl,<br />

Kühl- und Lagertechnik). Das Projekt wurde begleitet<br />

von zwei Ingenieurbüros und vom Umweltamt<br />

des Kreises. Ein wichtiger Nebeneffekt der<br />

Teilnahme war auch, mehr Rechtssicherheit im<br />

Handeln zu bekommen und einen Wegweiser zu<br />

bekommen im Dschungel von gesetzlichen<br />

Vorgaben, Auflagen, Richtlinien und Empfehlungen<br />

vor allem im Bereich Umweltschutz und<br />

Arbeitssicherheit.<br />

Die Idee von Ökoprofit ist ursprünglich in Österreich<br />

13<br />

(Stadt Graz) entstanden und hat sich mittlerweile<br />

über ganz Deutschland verbreitet. Im Kreis <strong>Steinfurt</strong><br />

läuft das Projekt in der dritten Runde.<br />

Die Teilnahme wurde erfolgreich mit der Ökoprofit<br />

Zertifizierung abgeschlossen. Am 17. Juni wurden<br />

die Auszeichnungen in einer öffentlichen<br />

Veranstaltung durch den Landrat Herrn Kubbendorf<br />

feierlich überreicht.<br />

Im Rahmen von Ökoprofit haben wir in <strong>Sellen</strong> im<br />

Bereich der Wasserversorgung ein jährliches<br />

Einsparvolumen von 7000 Euro verwirklicht durch<br />

• Den Einbau von Sparperlatoren zur<br />

Reduzierung der Durchflussmenge an den<br />

Handwaschbecken<br />

• Die Reparatur der Regenwasserzisterne an<br />

der Werkstatt für das Brauchwasser der<br />

Toiletten<br />

• Die Verlegung einer Wasserleitung zur Versorgung<br />

der Viehtränke mit Brunnenwasser.<br />

Bei der Analyse des Stromverbrauches in den<br />

Haushalten und der Werkstatt wurde das Alter, der


Verbrauch, die Funktion und das Volumen der Kühlund<br />

Gefriergeräte überprüft, defekte Geräte aussortiert<br />

oder in Stand gesetzt, nicht ausreichend genutzte<br />

an andere Orte verlagert. Hier ergab sich eine jährliche<br />

Ersparnis von 500 Euro und eine eingesparte<br />

Neuanschaffung von 800 Euro.<br />

Die bestehende Beleuchtung in den Arbeitsräumen<br />

und in den Fluren wird in den nächsten Wochen auf<br />

moderne Technik umgerüstet. Durch eine einmalige<br />

Investition von etwa 8000 Euro können so über 4000<br />

Euro Energie jährlich eingespart werden.<br />

Durch den Wechsel des Stromanbieters auf 100 %<br />

regenerative Energie werden außerdem jährlich 91,1<br />

Tonnen CO2 eingespart.<br />

Mit dem Bau einer Hackschnitzelheizung für die<br />

Höfe 101 und 98 in diesem Jahr werden voraussichtlich<br />

etwa 17.000 Euro Energiekosten für Gas und<br />

Heizöl eingespart, zusätzlich ergibt sich durch die<br />

regenerative Energie ein erhebliches<br />

Einsparpotential von CO2- Emissionen.<br />

14<br />

Über die Dorfversammlung und durch unsere<br />

Umweltgruppe ist Ökoprofit in aller Munde. Es wird<br />

von Dörflern und Mitarbeitern bewusster mit Energie<br />

und Ressourcen umgegangen, allerdings werden<br />

manche Hände durch den sparsamen Gebrauch von<br />

Wasser und Seife dann immer grauer!!!<br />

Durch diese und weitere hier nicht beschriebene<br />

Maßnahmen ist ein jährliches Einsparpotential von<br />

über 30.000 Euro zu erwarten. Die Projektkosten von<br />

ca. 5.000 Euro haben sich so schnell amortisiert.<br />

Mit der jetzt abgeschlossenen Maßnahme an Ökoprofit<br />

ist der Prozess aber nicht zu Ende. Unsere<br />

Umweltgruppe und viele Umweltbewusste in der<br />

Gemeinschaft werden auch in den nächsten Monaten<br />

weitere Sparpotentiale entdecken und davon in einer<br />

der nächsten DORFBRUNNEN weiter berichten.<br />

Reinhard Berger<br />

Fotovoltaikanlage in <strong>Sellen</strong> 101,<br />

eine Zwischenbilanz<br />

Im Jahr 2004 entschlossen wir uns eine<br />

Fotovoltaikanlage auf Hof <strong>Sellen</strong> 101 zu installieren.<br />

Nach Abzug der Förderung kostete uns die Anlage<br />

55.000 €, finanziert durch einen zinsgünstigen Kredit<br />

der KfW.<br />

Auf einer Dachfläche von 95 m 2 werden jährlich<br />

etwa 5600 kWh Sonnenenergie gesammelt. Wegen<br />

der gesetzlichen Förderung wird der erzeugte Strom<br />

aber nicht selbst verbraucht sondern ins Stromnetz<br />

eingespeist und mit 0,574 € pro kWh vergütet. Im<br />

Laufe der vergangenen Jahre sind so schon ¼ der<br />

Investitionssumme über den Verkauf des erzeugten<br />

Stroms wieder zurück geflossen. Die Stromherstellung<br />

entspricht etwa 3-4 % unseres jährlichen<br />

Stromverbrauchs.<br />

Reinhard Berger<br />

Dachanlage Hackschnitzelberge im Hof


Der Sozialrat<br />

Margret Fikuart, Karl-Wagenfeld-Str. 97, 48565 <strong>Steinfurt</strong>, Tel. 02551-5747<br />

Walter Steveker, Eichenstr. 12, 48455 Bad Bentheim, Tel. 05922-3272<br />

Brigitte Maudanz, Langeworth 8, 48159 Münster, Tel. 0251-235866<br />

Marlene Prahm, Woord 13, 48366 Laer, Tel. 02554-1619<br />

Jutta Kohaus, Heintzmannsheide 41, 44797 Bochum, Tel. 0234-797022<br />

Die Jüngsten der <strong>Dorfgemeinschaft</strong><br />

Marlene Kratz<br />

*16. 11. 2008<br />

15<br />

Emily Marie Lanfer<br />

*11. 8. 2008


Musik-Workshop mit John Billing<br />

Am 2. Juni war er aus England nach <strong>Sellen</strong> gekommen<br />

- der bekannte irische Leier-Künstler John<br />

Billing - um zwei Wochen lang Dörfler und<br />

Mitarbeiter der <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> durch<br />

wunderbare Klangerlebnisse zu führen.<br />

Seine große australische Solo-Leier hatte er ausgepackt<br />

und den Saal mit dem reichhaltigen <strong>Sellen</strong>er<br />

Instrumentarium in einen Klang-Workshop verwandelt,<br />

eine Musik-Werkstatt.<br />

Da wartete eine lange Reihe von Sopranleiern,<br />

Altleiern, Bordunleiern und Kinderharfen auf neugierige<br />

Hände und aufmerksame Ohren. 2 große<br />

Koffer mit den kostbaren Glocken und dazu gehörigen,<br />

frisch gewaschenen weißen Handschuhen standen<br />

offen und spielbereit den Spielern zur<br />

Verfügung. Auf einem Tisch häuften sich kleine und<br />

große Handtrommeln, Bongos, Regenrohre, Rasseln,<br />

16<br />

vom<br />

2.-14. Juni<br />

Triangeln, Glöckchen, Schlagstäbe und was es sonst<br />

noch gibt, um damit zu klopfen, zu klingeln und<br />

einen Rhythmus zu finden.<br />

Als alles gut und übersichtlich angeordnet worden<br />

war und die Leiern fachmännisch gestimmt, trafen<br />

die Spieler ein.<br />

Im lockeren Kreis fanden sie sich zusammen und<br />

erlebten unter Johns leiser Führung die Welt der<br />

Klänge. "Sucht euch ein Instrument aus!" forderte<br />

der Klangmeister sie auf.<br />

Natürlich waren es die kleinen Schlagwerkzeuge, die<br />

zuerst interessierten, hatten doch viele mit<br />

Glöckchen und Rasseln, kleinen und großen<br />

Trommeln schon mal Bekanntschaft gemacht.<br />

Schließlich kann jeder auch ohne Hilfe "mal auf die<br />

Pauke hauen"!<br />

Und das nannte sich nun "Musik-Workshop"? <strong>Zu</strong>m


Weglaufen und Ohrenzuhalten war es! Deshalb<br />

erlebten die Spieler unter Johns Anleitung zunächst<br />

einmal den Genuss der Stille. Welche Wohltat, wenn<br />

alle Klingeln, Glöckchen, Hölzer und Trommeln<br />

gelernt hatten zu schweigen, sich mucksmäuschenstill<br />

zu verhalten. Wahrlich keine leichte Aufgabe für<br />

kribbelnde Finger!<br />

Jetzt ging es darum, den Wechsel von Stille und<br />

Rhythmus, von Laut und Leise zu erarbeiten. Der<br />

gemeinsame Rhythmus stellte sich natürlich auch<br />

nicht von selber ein, denn jeder hatte seinen eigenen.<br />

Aber welcher sollte es nun - bitte schön - sein?<br />

Der erfahrene Musiktherapeut suchte sich aus dem<br />

Vielerlei des Angebots das Einfache aus, hob es heraus<br />

aus dem Wirrwarr der Rhythmen und erteilte<br />

dem Einfachen die Führung: Eine Handtrommel,<br />

kräftig, langsam und in gleich bleibendem Takt<br />

geschlagen, zeigte den Schellenbändern,<br />

Kugelrasseln und Triangeln den Weg aus dem<br />

Dschungel, wurde zum Schrittmacher, dem sich alle<br />

anschließen und die eigenen kleinen Hüpfer einem<br />

steten Gleichmaß einordnen durften.<br />

In diesem Moment entstand die beglückende<br />

Gewissheit: WIR machen Musik ! Es ist nicht mehr<br />

mein Klingelglöckchen, was da tönt, es ist unser<br />

gemeinsam geschaffenes Klanggebäude, in dem wir<br />

uns alle zusammen erleben dürfen.<br />

Und plötzlich kann dann eine lebhafte Bongo mit<br />

schnellem, eigenwilligem Tempo die Führung übernehmen,<br />

das Gleichmaß der Handtrommel ablösen<br />

und alle in einen neuen Strom reißen, von dem man<br />

sich tragen lässt....... bis - auf Johns leises Zeichen<br />

hin - ein Instrument nach dem anderen aussteigt, um<br />

zu dem zurück zu finden, was am Anfang war: Stille!<br />

Erfolgreich am Ziel angelangt widmeten sich die<br />

Spieler nun den GLOCKEN.<br />

Diesmal traf John die Auswahl für jeden, denn nicht<br />

nur ein Klangerlebnis sollte es werden, sondern das<br />

Erlebnis von Harmonie. Auch hier gab es viel zu lernen:<br />

Wie fasst man mit weißen Handschuhen das<br />

kostbare Instrument an? Wie lässt man es laut oder<br />

leise klingen, wie lässt man es nachhallen und wie<br />

bringt man es zum Schweigen? Bei Lieselotte hatten<br />

alle schon erlebt, dass sich durch einen Fingerzeig<br />

eine Melodie hervorzaubern lässt. Das übte John nun<br />

auch. Aus der Kreismitte heraus die Glocken dirigierend<br />

ließ er zarte Melodien erklingen. Und schließlich<br />

durfte jeder Spieler es ihm sogar nachtun, selbst<br />

einmal Dirigent sein und Melodien hervor locken aus<br />

dem Kreis der Glöckner.<br />

17<br />

Eine ganz neue Erfahrung war es dann, sich<br />

Glockentöne gegenseitig zuzuspielen, auf Antwort<br />

zu warten, an Andere weiter zu reichen und die<br />

Klänge zu wohltuenden Harmonien zu verarbeiten.<br />

Aber es hieß auch "aufmerksam sein", um den<br />

Anruf nicht zu verpassen, ihn nicht unbeantwortet<br />

verhallen zu lassen und dadurch die Harmonie, den<br />

Fluss der Melodie zu gefährden.<br />

AUFMERKSAMKEIT hieß bei dieser Übung das<br />

Lernziel des erfahrenen Musiktherapeuten!<br />

Nach den Glocken wartete nun die größte<br />

Herausforderung auf die Spieler: Die Leiern.<br />

Sehr zaghaft griff jeder zu, als John die kostbaren,<br />

empfindlichen Instrumente zureichte. Die Sitzhaltung<br />

wurde kurz korrigiert, die Fingerstellung<br />

geübt, und dann saß jeder Spieler mit diesem zarten<br />

Wesen auf dem Schoß da, versuchte zu hören, wie es<br />

sich äußerte, wie es auf die behutsamen Finger reagierte,<br />

welche Töne es sang.<br />

Den vorsichtigen Erkundungsweg begleitete der<br />

Künstler einfühlsam auf seinem großen Solo-<br />

Instrument, und plötzlich - oh, Wunder! - entstand<br />

dabei richtige, wohlklingend zarte Musik.<br />

Das so Erlebte und Erprobte sollte sich zum<br />

Abschluss zu einem großen Konzert zusammenfinden.<br />

Viele Mitarbeiter hatten sich den Proben angeschlossen,<br />

um die Melodie führenden Instrumente,<br />

wie Geige, Leiern, Föten und das Horn, zu spielen.<br />

Die Bühne im Saal war zum Platzen voll besetzt.<br />

John hatte nicht nur Kanons für alle Mitspieler eingeübt,<br />

sondern auch eigens zu diesem Anlass eine<br />

<strong>Sellen</strong>er Symphonie komponiert, ein polyphones<br />

Kunstwerk, das er nun souverän dirigierte. Als kleines<br />

Kunstwerk erschien schon die Gruppierung und<br />

Anordnung der vielen Spieler, damit nach seinem<br />

Dirigat jede Glocke, jeder <strong>Zu</strong>pfer, jede Rassel, jede<br />

Trommel und das Horn zum richtigen Zeitpunkt<br />

ertönte..<br />

Der begeisterte Schlussapplaus von Spielern und<br />

Publikum würdigte die intensive, so erfolgreiche<br />

zweiwöchige Arbeit des Künstlers und äußerte sich<br />

spontan in dem Wunsch:<br />

John, komm bitte einmal wieder zu uns nach<br />

<strong>Sellen</strong>, um das Klanggebäude weiter auszubauen.<br />

Wir haben doch inzwischen schon viel gelernt!<br />

Karin Pladies


Aus der "Schreibstube" berichten Dörflerinnen und<br />

Dörfler über die Musik-Projektwoche mit John Billing<br />

Wir von der Textilwerkstatt waren immer nachmittags zum Musizieren mit John Billing dran. Unsere<br />

Gruppenleiterin Hannelore kam auch mit. Ich habe mich sehr gefreut, denn ich liebe Musik.<br />

Wir haben mit verschiedenen Instrumenten gespielt: <strong>Zu</strong>erst mit den Glocken, dann noch mit Leiern und<br />

Trommeln. Wir haben im Rhythmus gespielt, immer gemeinsam. Das aber war für mich leicht. Gut gefallen<br />

hat mir die Altleier. Ich musste einen bestimmten Ton spielen. Das hatte ich vorher noch nie gemacht, es<br />

war das erste Mal. <strong>Zu</strong>erst ging das gar nicht. Aber John hat uns ja geholfen. Er hatte auch eine ganz große<br />

Leier, die spielte er und ich musste zugucken, zuhören und wenn er ein Zeichen gab, konnte ich den Ton auf<br />

meiner Leier machen. Das hat dann gut geklappt.<br />

Aber das Konzert am Schluss hat mir am besten gefallen. Da habe ich zuerst eine Glocke gespielt, dann die<br />

große Altleier. Es gab sehr viel Applaus. Das war ein großes Dankeschön für John Billing.<br />

Ich möchte das sehr gern noch einmal machen. Ich höre ja viel Musik, aber wenn ich Musik selber machen<br />

kann, das macht dann richtig Spaß. Dann habe ich ein gutes Gefühl, dann bin ich happy.<br />

Monika Jäger<br />

Ich bin ganz neu in <strong>Sellen</strong> und gehöre zur Bäckergruppe. Unsere ganze Gruppe hat mit John<br />

Billing Musik gemacht. <strong>Zu</strong>erst haben wir mit Glocken gespielt. Vorher hatte ich noch niemals<br />

mit einer Glocke gespielt. Wir bekamen auch noch andre Instrumente zum Spielen, aber die<br />

Glocken waren für mich das Beste. Wir haben auch ein Abschlusskonzert gegeben.<br />

Martin Volkamer<br />

Ich arbeite in der Landschaftspflege-Gruppe, und wir waren alle bei John Billing zur Musik.<br />

<strong>Zu</strong>erst habe ich eine Rassel gespielt, das ist ganz schön laut. Dann ging es mit Glocken weiter. Die lagen verpackt<br />

in zwei großen Kisten. Jeder hat eine Glocke bekommen, aber vorher mussten wir uns Handschuhe<br />

anziehen, damit die Glocken nicht kaputt gehen. Wir mussten alle zur gleichen Zeit oder nacheinander einen<br />

Ton spielen.<br />

Dann kamen die Leiern dran. Ich habe die große Leier gespielt und musste sehr vorsichtig sein, denn die Leier<br />

gehört Lieselotte Liebeck. Am besten aber fand ich, als wir alle - ich, Felix, Andre, Ole und Frank - mit<br />

Trommeln spielten.<br />

Die Musik mit John Billing war sehr schön. Das war toll: 3, 4, 5 verschiedene Sachen musste er unter einen<br />

Hut bringen. Ich werde ihn wohl vermissen. Das Spiel mit so vielen Instrumenten haben wir ja in <strong>Sellen</strong> noch<br />

nie gemacht.<br />

Beim Abschlusskonzert habe ich mit Dimitri Glocke gespielt. Ich bin stolz auf dieses große Abschlusskonzert<br />

- eine Superleistung von John Billing.<br />

Marc Menken<br />

Unsere Gruppe aus der Kerzenwerkstatt hat jeden Dienstag mit John Billing Musik gemacht.<br />

Ich hatte erst Leier gespielt und dann mit einem Baumstück wo kleine Kugeln drin sind und dann noch mit so einem runden<br />

Musikinstrument, der Bongo. <strong>Zu</strong>m Schluss haben wir alle Glocken gespielt und ich habe den Glockenchor auch mal<br />

geleitet. Mit hat es am Dienstagvormittag immer viel Spaß gemacht bei John Billing.<br />

Hannelore Gurth<br />

Was haben wir bei John Billing beim Workshop so gemacht? Wir haben musiziert auf Bordunleiern, normalen<br />

Leiern, Regenrohren, Glocken und ich spielte Cello. Am Freitag vor dem Abschlusskonzert hatten wir noch eine<br />

Generalprobe und am Sonntag dann die Aufführung. Es war alles sehr schön, aber am besten hat mir das<br />

Abschlusskonzert gefallen.<br />

Michael Kuhn<br />

Wir waren mit der Bäckergruppe da. <strong>Zu</strong>erst habe ich eine Leier bekommen. Auf der habe ich ein paar Töne einfach<br />

so mit der Hand gemacht. Dann ging es mit einer Glocke weiter. Ich habe meinen Ton angeschlagen, dann<br />

kam der nächste dran, immer einzeln, einer nach dem anderen. John Billing hat uns aber immer ein Zeichen<br />

gegeben. Dafür mussten wir ganz genau aufpassen. Das ist nicht so einfach! Besonders gefallen hat mir zum<br />

Schluss das Konzert. Es waren sehr viele Leute auf der Bühne, die da spielten.<br />

Michael Schmitt<br />

18


<strong>Zu</strong>erst haben wir uns alle mal hingesetzt, um einzelne Instrumente zu spielen: Die Glocken, Bordunleiern,<br />

Rasseln usw. Wir haben zuerst alle einfach drauf los gespielt, aber dann hat uns John Billing dirigiert. Es gab<br />

eine Reihenfolge, wer spielen durfte. Das hörte sich besser an.<br />

Am Sonntag gab es noch ein Abschlusskonzert und es haben viele Mitarbeiter und Dörfler mitgemacht. Es<br />

wurden bei diesem Konzert alle Instrumente gespielt, die auch in den Workshops geübt worden sind.<br />

Ich finde die Leier ein besonders klangvolles Instrument, das mir sehr gefallen hat.<br />

Peter Schmidt<br />

Ich habe immer morgens die Musik bei John Billing mitgemacht, und wir kamen alle aus der Gärtnerei. <strong>Zu</strong>erst<br />

habe ich mit einem langen Regenrohr gespielt. Das habe ich mit der Hand immer hin und her gedreht. Es war<br />

wie Regen. Die anderen hatten auch Regenrohre und es musste alles genau im Takt gehen. Das ging auch gut.<br />

Danach habe ich mit einer Leier gespielt, dann mit einer Glocke und zum Schluss auf einer Trommel. Mir hat<br />

alles gut gefallen, weil man mit allen Instrumenten so gut spielen kann. Ich möchte es gern noch einmal machen,<br />

weil es so viel Spaß macht und ich Musik gern habe.<br />

Manches war leicht, anderes war schwer. Bei der Trommel habe ich es nicht so ganz geschafft, immer den Takt<br />

zu halten. Leicht finde ich die Leier, weil man da die Töne einfach mit der Hand machen kann.<br />

Beim Abschlusskonzert habe ich Leier gespielt. Da habe ich dem John immer in die Augen gesehen. Das musste<br />

ich machen, damit ich nicht auf das Publikum guckte und alles richtig wurde.<br />

Eva Hoffmann<br />

Ich war mit der Textilgruppe bei John Billing. <strong>Zu</strong>erst habe ich mal mit der Rassel gespielt. Dann noch mit der<br />

Glocke, einer Leier und dem Regenmacher. Ich fand alles sehr gut.<br />

<strong>Zu</strong>m Abschluss haben wir mit John Billing ein Konzert gegeben. Das klappte gut, weil er ganz genau gezeigt<br />

hat, wie wir spielen sollten und wann.<br />

Die Leier hat mit am besten gefallen, die hatte ich auch schon vorher mal gespielt.<br />

Katharina Andritzky<br />

Ich hatte von John Billing eine Glocke bekommen, die ich anschlagen musste, wenn er auf mich zeigte. Mit der<br />

freien Hand musste ich die Glocke dann anhalten. Außerdem spielte ich noch auf einer Bordunleier die Tonleiter.<br />

Beide Instrumente sagten mir zu und es machte Spaß damit zu spielen.<br />

Thomas Stisser<br />

Bei der Musik mit John Billing habe ich zuerst Trommel, denn Rassel und auf einer Regenröhre gespielt.<br />

Dann durfte ich Leier und auch Bordunleier spielen, immer abwechselnd im Kreis um den Dirigenten. Wir<br />

haben auch mit den Glocken musiziert, aber besonders hat es mir gefallen Leier zu spielen.<br />

Ich bin wirklich sehr, sehr dankbar, dass der John Billing zu uns gekommen ist . Er hatte sich so viel<br />

Mühe mit uns gegeben und ein Konzert einstudiert. Ich wünsche mir nun eine Altleier, ganz für mich.<br />

Aber die kostet viel Geld, 100 Euro oder noch mehr.<br />

Ole Pladies<br />

Die Gärtner waren jeden Dienstag und Donnerstag um 14.30 Uhr dran beim Musik-Workshop im<br />

Saal. Ich habe Triangel gespielt, die anderen Trommeln, Schellenstäbe und Regenröhren. In der<br />

zweiten Runde kamen die Leiern dran und in der dritten haben wir mit den Glocken gespielt. Mir<br />

hat das Leierspielen besonders viel Spaß gemacht, wenn ich die Leier so gestreichelt habe hat mir<br />

das gefallen.<br />

Am Sonntag, 14.Juni um 16.30 Uhr gab es dann ein Konzert im Saal. Es war um 17.30 Uhr zu Ende.<br />

Wir mussten immer genau auf den Dirigenten sehen, damit wir merkten wer an der Reihe ist. Wir<br />

haben auch zwei Kanons gespielt und hatten so viel Erfolg mit der Musik. Das Publikum war begeistert.<br />

Michael Ostermann<br />

Im Musik-Workshop mit John Billing machten wir auf verschiedene Art und Weise Musik mit ganz unterschiedlichen<br />

Instrumenten, wie Trommeln, Flöten, Bordunleiern, Leiern, und sogar einem Waldhorn. Wir hatten viel Spaß beim Üben,<br />

denn John ist ein sehr guter Musiklehrer. An einem Abend gab er auf seiner großen australischen Leier auch ein kleines<br />

Solokonzert im Saal, mit Musik die er selber komponiert hatte. Ich habe mir selber auch ein Stück auf der Altleier ausgedacht.<br />

Es machte mir Spaß das im Workshop vorzuspielen. Nun wurden John und ich gute Freunde.<br />

Am 14. Juni gab es nachmittags im Saal eine Orchester-Aufführung, und John hatte sich sehr bemüht uns das einzuüben.<br />

Leider wurde das Konzert nicht auf Kassette oder CD aufgenommen, was sehr schade ist, denn es war uns gut gelungen.<br />

Ein ganz besonderer Dank gebührt John Billing und allen die mitgemacht haben. Alle Achtung und Anerkennung!<br />

Nun habe ich nur noch den Wunsch, mir auch so eine große australische Leier anzuschaffen, weil die einfach einen wunderschönen<br />

Klang hat.<br />

Martin Quarte<br />

21


Ein kleiner Einblick in die Arbeit der Handweberei<br />

Die Handweberei befindet sich zusammen<br />

mit unserem Bio-Café und dem<br />

Verkaufsbereich des Werkstattladens im<br />

Gebäude Wasserstraße 10 in der Innenstadt<br />

von <strong>Steinfurt</strong>. Da bietet es sich an, dass alle<br />

Dörfler, die in der Weberei beschäftigt sind,<br />

bei Bedarf auch im Café mithelfen. Wir<br />

möchten Ihnen die fünf Dörfler, mit denen<br />

wir hier vormittags zusammen arbeiten,<br />

gerne mit ihren unterschiedlichen Aufgaben<br />

vorstellen.<br />

Im Webereiteam ist Nicole die einzige<br />

Dame. Sie arbeitet gegenwärtig an einem ca.<br />

2,5 Meter langen fein gewebten Tischläufer.<br />

Das Weben bereitet ihr sehr viel Spaß. Es<br />

erfordert von ihr höchste Konzentration und<br />

Geduld. Deshalb ist sie mit vollem Einsatz<br />

22<br />

dabei. Wo sie nicht weiter kommt, fragt sie<br />

uns um Rat und wir helfen gerne.<br />

Simon hat gerade einen vorbestellten<br />

Teppich fertig gestellt - ein Unikat, das 1,80<br />

Meter lang und in groben Maschen gewebt<br />

wurde. Das erforderte viel Aufmerksamkeit<br />

und Geduld von ihm. So musste er die<br />

Farben Hellblau, Dunkelblau, Weiß und<br />

Braun sicher unterscheiden, weil diese<br />

immer im Wechsel eingearbeitet wurden.<br />

Eine zusätzliche Herausforderung war für<br />

ihn die unterschiedliche Stärke der Fäden.<br />

Denn er musste trotzdem immer genau die<br />

Breite von 38 Zentimetern einhalten. In<br />

intensiver <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit uns gelang<br />

das gut. Nebenbei unterhielten wir uns, klärten<br />

Fragen und führten auch lustige<br />

Gespräche. Das machte Simon viel Spaß.


Martin hat in letzter Zeit auf Anfrage der<br />

Textilwerkstatt Wolle gesponnen. Die unterschiedliche<br />

Qualität der Wolle erschwerte<br />

das Spinnen für ihn und trieb ihn manchmal<br />

an den Rand der Verzweiflung, beispielsweise<br />

wenn sich die Wolle beim Spinnen<br />

kräuselte. Trotzdem meisterte er seine Arbeit<br />

gut und mit viel Ausdauer.<br />

Simon und Martin setzten ihr Wissen und<br />

Können mit gezielten Handgriffen erfolgreich<br />

ein, als ein neuer Webstuhl kam und<br />

aufgebaut werden musste.<br />

Sven webt im Moment selten. Er ist vorwiegend<br />

im Cafébereich tätig. Dort sorgt er<br />

23<br />

immer zuverlässig dafür, dass alles sauber<br />

und ordentlich ist. Gleich morgens, wenn die<br />

Anderen erst einmal ankommen müssen,<br />

nimmt er schon den Besen in die Hand und<br />

fegt die Straße, damit die Anderen später<br />

dort das Außencafé aufbauen können.<br />

Manchmal ist er so engagiert, dass er die<br />

Pause vergisst und daran erinnert werden<br />

muss.<br />

Im Café übernimmt Sven regelmäßig<br />

Aufgaben wie Abräumen, Spülen und Fegen.<br />

Alles erledigt er gewissenhaft und ordentlich.<br />

An geschäftigen Tagen wie etwa am<br />

Freitagvormittag, dem Markttag in der<br />

Innenstadt, hilft auch Simon im Café mit.<br />

Sven und Simon übernehmen dann neben<br />

Handreichungen auch kleine Erledigungen,<br />

bringen Bestellungen an die Tische und räumen<br />

Geschirr ab.<br />

Mitunter hilft ebenfalls Martin im Laden mit,<br />

holt z. B. <strong>Zu</strong>satztische aus dem Keller herauf<br />

oder trägt sie nach Gebrauch wieder hinunter.<br />

Auch Nicole greift zu, wenn sie<br />

gebraucht wird.<br />

Da der Laden mittwochs geschlossen bleibt,<br />

nutzen wir den Vormittag als einen ausgiebigen<br />

Putztag, nehmen uns beispielsweise vor,<br />

alle Fliesen gründlich zu schrubben. Auch<br />

hier sind die Dörfler in vollem Einsatz und<br />

mit viel Fleiß dabei.<br />

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserem<br />

Bericht einen kleinen Eindruck in die Arbeit<br />

vermitteln konnten, die die Dörfler in der<br />

Handweberei und im gleichfalls integrierten<br />

Café des Werkstattladens täglich leisten.<br />

Wenn Sie das nächste Mal im Werkstattladen<br />

einkaufen, bitten wir Sie nicht zu vergessen,<br />

dass, auch wenn ein Teppich oder andere<br />

Produkte etwas teurer sein sollten als Sie<br />

sich dachten, alles mit viel Liebe, Freude<br />

und redlichem Bemühen von Hand durch die<br />

Dörfler angefertigt wurde.<br />

Marie Walter und Alexandra Hintz


Name:<br />

Martin Volkamer<br />

24


Name:<br />

Peter Schmidt<br />

25


Die neue Bücherei oder Das Buch stirbt nie<br />

Es hat sich noch nicht so recht `rumgesprochen:<br />

Seit 2008 hat <strong>Sellen</strong> eine Bücherei.<br />

Vielleicht liegt es daran, dass sie etwas abseits<br />

vom alltäglichen Treiben ihren Platz gefunden<br />

hat, was Bibliotheken eigentlich gut tut.<br />

Geht man nämlich am Saal vorbei die Treppe<br />

rauf Richtung Büros ist SIE rechts am Ende des<br />

kleinen Flures - klein aber fein - und gemütlich<br />

eingerichtet. Doch wo sind die Bücher?<br />

Es gibt einen Tisch mit bequemen Sesseln,<br />

geschlossene hohe Schränke.<br />

Möglicherweise hat man nun Hemmungen,<br />

diese Schranktüren zu öffnen?<br />

Man sieht einen Leitz-Ordner auf einem<br />

Tischchen, einen hölzernen Karteikasten.<br />

Wenn man den Ordner aufschlägt, erkennt man,<br />

dass hier geordnet nach Sachgebieten, viele<br />

Buchtitel aufgelistet sind, alle haben eine<br />

Nummer. Auch die Entleihebedingungen werden<br />

dort erklärt.<br />

Hat man dann seine Scheu überwunden und die<br />

Schranktüren geöffnet, ist man doch beeindruckt:<br />

20 Sachgebiete sind zu erkennen an<br />

kleinen Schildern, die vor den Bücherreihen kleben.<br />

In jedem Buch liegt eine farbige Karteikarte, die<br />

den Titel des Buches, das Sachgebiet (als<br />

Kürzel) und eine Nummer enthält.<br />

Nun hat man die Qual der Wahl: Über 1 000<br />

Bücher gibt es hier, Sachbücher, Fachbücher,<br />

Belletristik, Reiseliteratur, Märchenbücher,<br />

Bildbände, Werkbücher, Nachschlagwerke,<br />

sogar Notenhefte. Nur im Internet gibt es mehr!<br />

Im Karteikasten liegen einige der bunten Karten<br />

mit den Namen der Entleiher. Nur wenige haben<br />

sich offenbar bis hierhin getraut um sich ein<br />

Buch zu holen.<br />

26<br />

Vielleicht liegt es ja gar nicht an den hohen verschlossenen<br />

Schränken, an dem versteckten<br />

Raum oder der Formalität des Ausleihens, sondern<br />

einfach nur an den neuen Medien - im<br />

Internet gibt es tatsächlich mehr!<br />

Ach, liebe Leser, hat es nicht auch was, Bücher<br />

in die Hand zu nehmen, nach Hause zu tragen,<br />

zu blättern und zu schmökern, sich weiterzubilden,<br />

sie wieder wegzulegen, um später noch einmal<br />

hineinzuschauen?<br />

Oder sich ganz gemütlich in die kleine<br />

Bibliothek zu setzen, umzuschauen und Schätze<br />

zu entdecken, die im Internet nicht zu finden<br />

wären?<br />

Übrigens: Lieselotte Liebeck steigt auf die neue<br />

Leiter und ordnet alle zurück gebrachten Bücher<br />

in die hohen Schränke ein damit sie wieder entliehen<br />

werden können.<br />

Brigitte Maudanz


Das Buch - die Bücher<br />

bei uns in der Gemeinschaft<br />

Die Geschichte der Bücher ist alt; in früheren<br />

Zeiten der Menschheit wurden zum Beispiel<br />

Inschriften auf Stein oder Metall geritzt. 3 000 v.<br />

Chr. wurden im Vorderen Orient Schriftzeichen<br />

auf Tontafeln eingedrückt, getrocknet und<br />

gebrannt. Leder wurde beschrieben, Baumblätter<br />

und z. B. dann (pflanzliches Material) auch<br />

Papyri, woraus das Wort Papier stammt.<br />

Schreibtafeln wurden im 5. Jahrhundert v. Chr.<br />

zusammengebunden oder mit Scharnieren<br />

zusammengehalten wie ein Buch.<br />

Das Wort "Buch" kommt aus dem<br />

Althochdeutschen: buoh und bedeutet<br />

"zusammengeheftete Buchenholztafeln", auf<br />

denen geschrieben wurde.<br />

Mit der Weiterentwicklung des Buchdruckes<br />

durch Gutenberg (1440) und den Erst-Drucken<br />

des Alten und Neuen Testamentes begann der<br />

Einzug des Buches erst in Klöster und<br />

Königshäuser bis endlich in die Hände des<br />

Bürgers und damit auch die Möglichkeit, des<br />

Schreiben- und Lesenlernens für jede Frau,<br />

jeden Mann und jedes Kind.<br />

Und um das Buch und viele Bücher soll es in<br />

diesem Beitrag gehen.<br />

Seit Jahren haben uns liebe Menschen Bücher<br />

geschenkt: Fachbücher, Dichtung, Romane,<br />

27<br />

Kunstbücher, Kinderbücher und vieles mehr.<br />

Seit vielen Monaten hatten Christa Kuhn und<br />

Brigitte Maudanz sich liebevoll und mit viel<br />

Mühe der Arbeit unterzogen, die Bücher zu ordnen,<br />

alle aufzuschreiben (katalogisieren),<br />

Kärtchen für jedes Buch anzufertigen und jedem<br />

Buch einen Platz in den Bücherschränken unserer<br />

Bibliothek gemäß einer guten Ordnung zu<br />

geben.<br />

Meine Aufgabe ist es, den Beiden sehr herzlichen<br />

Dank für diese Arbeit zu sagen und ich<br />

denke, der größte Dank an Christa und Brigitte<br />

wäre, wenn diese Bibliothek nun auch genutzt<br />

wird!<br />

Oder wollt Ihr Euer Wissen nur noch aus dem<br />

Internet oder anderen Medien holen? Sollte die<br />

tausende Jahre währende Entwicklung des<br />

Buches nun einmünden in ein Stop für Bücher?<br />

Viele Kostbarkeiten warten auf Euch alle, bildet<br />

Eure Seelen und Euren Geist mithilfe von weisen,<br />

begabten, kunstvollen, fröhlichen, ernsten<br />

Inhalten aus guten Büchern - kommt ausleihen.<br />

DANKE, IHR BEIDEN, FÜR DIESE<br />

GESCHENK EURER MÜHE!<br />

Eure Lieselotte


Die Welt zu Gast in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong>-<br />

5 ausländische Praktikanten berichten von ihren Erfahrungen.<br />

Liebe Freunde in und um <strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong>!<br />

Wie Ihr auf den beiden Fotos seht, sind wir eine<br />

fröhliche Truppe, die 5 `Freiwilligen´, die nun 1<br />

Jahr lang als ausländische Praktikanten in der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> gearbeitet haben:<br />

Icaro und Valéria aus Brasilien, Laura aus<br />

Kolumbien, Khatira aus Aserbeidschan und<br />

Kingdom aus Südafrika.<br />

Warum wir gerade nach Deutschland gekommen<br />

sind? Nun, das hatte unterschiedliche Gründe,<br />

die uns zu diesem weiten Schritt bewogen: Eine<br />

deutschstämmige Urgroßmutter löste Sehnsucht<br />

nach den Wurzeln aus, ein Großvater hatte im<br />

letzten Krieg mit der Roten Armee in<br />

Deutschland gekämpft und machte neugierig auf<br />

das Land und seine Leute. Eine Freundin aus der<br />

Schweiz empfahl, gelebte Anthroposophie in<br />

einer deutschen Behinderteneinrichtung kennen<br />

zu lernen. Einer von uns hatte zweijährige<br />

Erfahrung bei <strong>Camphill</strong> im Ausland gesammelt<br />

und war nun gespannt, wie die Praxis in<br />

Deutschland aussieht. Manchmal war es auch<br />

28<br />

einfach der Wunsch, die weite Welt kennen<br />

zu lernen, den eigenen Horizont zu erweitern.<br />

Aber warum gerade in Deutschland?<br />

Wir hatten in unseren Heimatländern gar nicht<br />

so viel Gutes über Deutschland gehört. In<br />

Gesprächen war viel von Krieg die Rede, und in<br />

den Filmen traten die Deutschen vorwiegend als<br />

Bösewichter auf, die Zerstörung über die Welt<br />

brachten. Doch dann merkten wir, dass das<br />

Relikte aus vergangenen Zeiten waren, die diese<br />

Bilder prägten. Wir lernten junge Deutsche kennen<br />

und stellten fest: Die sind doch ganz o.k.!<br />

Und so haben wir uns mit Vertrauen und voller<br />

Erwartungen auf den Weg gemacht, als sich die<br />

Gelegenheit bot, für Kost, Logis und ein<br />

Taschengeld in einer anthroposophischen<br />

Behinderteneinrichtung in Deutschland zu arbeiten.<br />

Aus einer kleinen Angebotsliste suchten wir<br />

<strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong> aus. Warum gerade <strong>Sellen</strong>?<br />

Beim einen gab die Information den Ausschlag,


dass man dort weder kochen noch Auto fahren<br />

muss, beim anderen die Nähe zu einer kleinen<br />

Stadt und zur großen Stadt Münster oder das<br />

Angebot von Internet-Nutzung in einem<br />

Gemeinschaftsraum, denn schließlich wollten<br />

wir mit unseren Familien verbunden bleiben, um<br />

auf diese Weise dem Heimweh vorzubeugen. .<br />

Wir machten uns unsere eigenen Vorstellungen<br />

von diesem fremden Land, hatten natürlich auch<br />

Wünsche, als wir zum großen Abenteuer aufbrachen<br />

und waren gespannt auf das, was uns nun<br />

wirklich dort erwartete.<br />

Wir fanden uns in einer Gegend wieder, die<br />

wenig von städtischem Flair sondern vor allem<br />

von Apfelbäumen geprägt wird. Die Deutschen<br />

hier vor Ort begegneten uns eher kühl und sachlich<br />

distanziert. Dabei waren wir aus unseren<br />

Heimatländern gefühlvolle Begrüßungen,<br />

Umarmung, wortreiche Kommunikation und<br />

fröhliche Gesichter gewohnt. Mit Herzlichkeit<br />

aber wurden wir vor allem verwöhnt durch die<br />

unbefangene, vorurteilsfreie Wärme der Dörfler.<br />

Sie kannten schnell unsere Namen, empfingen<br />

uns mit Freude und Hallo, gönnten uns ihre liebevollen<br />

Gesten und wurden `unsere Familie´.<br />

Diese spontane Herzlichkeit hat uns in den<br />

ersten Monaten über Gefühle von Fremdheit und<br />

Ausgrenzung - auch bedingt durch unsere<br />

anfängliche Sprachlosigkeit und Schwierigkeiten<br />

bei der Verständigung - hinweg getragen.<br />

Denn dass für die Arbeit in einer deutschen<br />

<strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> auch Deutschkenntnisse<br />

lebensnotwendig waren, wurde uns<br />

hier erst vor Ort richtig bewusst. So waren wir<br />

froh, bald deutschen Sprachunterricht mit<br />

Lehrbuch und Hausaufgaben zu erhalten. Wir<br />

lernten dabei auch eine andere typisch deutsche<br />

Eigenart kennen: Pünktlichkeit!<br />

Unsere Lehrerin war anfänglich verzweifelt,<br />

wenn wir, an das Höflichkeitsgebot unserer<br />

Heimatländer gewöhnt, wenigstens 3 Minuten<br />

zu spät zum Unterricht kamen. Und unsere<br />

Höflichkeit war sehr dehnbar - - - - Das hat<br />

29<br />

sich aber unter der typisch deutschen Führung<br />

des Unterrichts schnell geändert!<br />

Unsere Tätigkeitsfelder sahen ganz unterschiedlich<br />

aus:<br />

Da wir möglichst viele Bereiche kennen lernen,<br />

die Betreuten sowohl in ihrer Wohnsituation als<br />

auch am Arbeitsplatz erleben wollten, entsprach<br />

es unseren Vorstellungen und Wünschen, wenn<br />

wir die Arbeitszeit im Haus mit Pflege und<br />

Betreuung der Dörfler, aber auch in den<br />

Werkstätten bei verschiedenen Tätigkeiten<br />

zubringen durften. Wir stellten fest, dass die<br />

Betreuten im Wohnbereich häufig ein ganz anderes<br />

Sozialverhalten zeigen als in den<br />

Werkstätten. Wenn man dagegen ausschließlich<br />

in einem Haus eingesetzt wird, dort seinen<br />

Wohn-, Betreuungs- und Arbeitsplatz hat, wird<br />

das Lernfeld für den Praktikanten eng, und<br />

gemessen an der Länge des Aufenthalts<br />

bekommt er zu wenig neue Eindrücke und<br />

Erfahrungen mit auf den Weg.<br />

Da es in den Werkstätten meistens sehr lustig<br />

zugeht, wurde unsere eigene Mentalität dort am<br />

meisten angesprochen. In den Werkstätten wird<br />

viel gelacht, das tut allen gut!<br />

Beeindruckend aber war es zu erleben, was die<br />

Betreuten so alles leisten können, wozu sie hier<br />

angeleitet und befähigt werden. Das hätten wir<br />

uns nie vorstellen können, sind behinderte<br />

Menschen in unseren Heimatländern doch arm<br />

dran: oft ausgegrenzt, weggesperrt, dürftig<br />

ernährt und mangelhaft versorgt. Wir erlebten<br />

hier vor Ort, wie diese Menschen sich unter<br />

Förderung und guter Betreuung entfalten und ein<br />

erfülltes Leben führen können. Das war eine<br />

sehr glückliche Erfahrung!<br />

Aus diesem Grunde möchten 3 von uns diesen<br />

ersten Erkundungsweg weiter gehen und eine<br />

richtige 4 jährige Ausbildung in einer anthroposophischen<br />

Ausbildungsstätte beginnen, wenn<br />

unsere Zeit in <strong>Sellen</strong> zu Ende ist.<br />

So waren gerade die Dörfler für unsere persönliche<br />

Entwicklung wichtig und hilfreich. Sie for-


derten unseren Mut heraus, unbekannte Aufgaben<br />

anzugehen, lehrten uns Geduld, Unvoreingenommenheit,<br />

Liebe und Verständnis, und<br />

halfen uns über unsere anfängliche Unsicherheit<br />

hinweg. Sie haben uns reich beschenkt und sind<br />

uns ans Herz gewachsen wie Geschwister. Ja,<br />

am liebsten würden wir alle mitnehmen an unsere<br />

neuen Wirkungsstätten.<br />

Auf Grund unserer langsam verbesserten<br />

Sprachkenntnisse konnten wir aber auch die<br />

Mitarbeiter der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> in ihren<br />

Eigenheiten besser kennen lernen, uns mit ihnen<br />

unterhalten und mit einigen sogar anfreunden.<br />

Nicht immer lässt es die anstrengende<br />

Organisations- und Betreuungstätigkeit in den<br />

Häusern zu, dass man sich ganz ungezwungen<br />

und locker zu einer Tasse Kaffee einfinden und<br />

ein wenig plauschen kann. Aber wenn sich dazu<br />

Gelegenheit bot, fühlten wir uns besonders wohl<br />

und wie zuhause. Dann erlebten wir das, was wir<br />

uns erhofft hatten: eine lebendige Gemeinschaft.<br />

Nach uns wird eine neue Gruppe Freiwilliger in<br />

<strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong> einziehen.<br />

Wir wünschen ihnen viel Glück und beeindruckende<br />

Erlebnisse auf ihrem Erkundungsweg,<br />

so wie wir sie hatten.<br />

Wir halten es für sinnvoll, sie von Anfang an in<br />

alle Gespräche, die die Arbeit im Haus, die<br />

Betreuung der Dörfler und alle evtl. Probleme<br />

betreffen, einzubeziehen. <strong>Zu</strong>nächst werden ihre<br />

Sprachkenntnisse nicht ausreichen, um sich in<br />

solche Teamgespräche aktiv einzubringen. Aber<br />

sie werden sich langsam in die Thematik hineinhören<br />

und zunehmend Verständnis entwickeln<br />

für die Sprache und für das, was von ihnen<br />

gefordert wird. Nur dadurch erhalten sie die<br />

nötige Kompetenz, ihre Aufgaben richtig und<br />

sinnvoll zu erfüllen. Ganz wichtig erscheint uns<br />

in diesem <strong>Zu</strong>sammenhang der Sprachkurs, um<br />

eine schnelle Kommunikation zu ermöglichen.<br />

30<br />

Von Anfang an gibt es auch einen fortlaufenden<br />

Einführungskurs mit unterschiedlichen Lerninhalten,<br />

wie Eurythmie, Malen, Soziale Übungen,<br />

Geschichte <strong>Camphill</strong>s und anthroposophische<br />

Grundthemen, an dem auch die deutschen<br />

Praktikanten teilnehmen. Das ermöglicht gute<br />

Kontakte aller jungen Leute, die sich als<br />

Freiwillige in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> zusammen<br />

gefunden haben. Einige von uns halten einen<br />

weiteren verbindlichen durchgehenden Kurs,<br />

z.B. Theaterspiel, Erzählabende oder ähnliches<br />

für sinnvoll, um diese Kontakte zu intensivieren<br />

und reichhaltige neue Erfahrungen mitnehmen<br />

zu können an die neuen Wirkungsstätten.<br />

Wir wünschen den neuen Praktikanten dafür<br />

einen Begegnungsraum, der in der Freizeit<br />

immer zugänglich ist und andere Hausbewohner<br />

nicht in ihrer Ruhe stört. Sicherlich wären dort<br />

ein oder zwei Computer mit Internet-Anschluss<br />

zusätzlich hilfreich, damit sich bei großzügiger<br />

Nutzung nicht lange Warteschlangen bilden<br />

müssen. Auch einen Fernseher wünschen wir<br />

den neuen Freiwilligen, damit sie es leichter<br />

haben zu erfahren, was in der Welt so los ist. Die<br />

Zeitungen erfordern doch erhebliche Sprachkenntnisse<br />

und halfen uns wenig.<br />

Wir wenden uns daher mit einer kleinen/großen<br />

Bitte an die Eltern der Betreuten:<br />

Habt Ihr vielleicht einen gebrauchten PC übrig?<br />

Gibt es in einem Haushalt evtl. einen überzähligen<br />

Fernseher? Das wären so unsere Wünsche<br />

für das Wohlgefühl der neuen `Freiwilligen´. Heißt<br />

sie herzlich willkommen und grüßt sie von uns:<br />

Laura Patricia Saldarriaga Santa, Khatira<br />

Soltanova, Valéria Oliveira dos Santos, Icaro<br />

Santos, Kingdom Kheswa<br />

Dieser zusammenfassende Bericht entstand nach<br />

Aufzeichnungen eines mehrstündigen Gespräches<br />

mit den jungen` Freiwilligen´. Die Redaktion


Liebe Dörfler, Mitarbeiter, Eltern und<br />

Betreuer!<br />

Gerne berichte ich auch diesmal wieder über<br />

Neuigkeiten des vergangenen halben Jahres.<br />

Unsere <strong>Dorfgemeinschaft</strong> war diesmal Gastgeber<br />

für die Vorstandssitzung Freundeskreis<br />

<strong>Camphill</strong> e. V. Deutschland vom 6. - 8. März<br />

<strong>2009</strong>. Es war eine gelungene Veranstaltung.<br />

Themen waren u.a.<br />

- die <strong>Zu</strong>kunft der Plätze unter den sich<br />

verändernden Rahmenbedingungen,<br />

- die <strong>Zu</strong>nahme von Menschen mit geistigen<br />

und psychischen Beeinträchtigungen und<br />

die damit einhergehende Forderung nach<br />

Weiterqualifizierung von Mitarbeitern,<br />

- Kommunikationsprobleme zwischen<br />

Eltern, Dörflern und Mitarbeitern,<br />

- die veränderten Erwartungshaltungen der<br />

Eltern und Angehörigen u.a. aufgrund der<br />

Verabschiedung der UN-Konvention<br />

(Abschaffung von Sondereinrichtungen).<br />

31<br />

Am Freitagabend fand ein gemütlicher<br />

Abend mit einigen Eltern aus dem<br />

Initiativkreis <strong>Steinfurt</strong> <strong>Sellen</strong> und dem<br />

Vorstand statt, an dem sich Gelegenheit bot,<br />

persönliche Erfahrungen auszutauschen. Als<br />

Platzvertreterin finde ich es immer wieder<br />

wichtig, Transparenz und Nähe zwischen<br />

FKC-Vorstand und Eltern vor Ort zu ermöglichen,<br />

um im Dialog Themen erörtern zu<br />

können, die uns alle intensiv beschäftigen.<br />

Die Gäste waren sichtlich beeindruckt von<br />

der Vielseitigkeit und Lebendigkeit unseres<br />

Platzes, der besonders geprägt ist durch seine<br />

dörfliche Lage bei gleichzeitiger Nähe zur<br />

Stadt und gewachsener Eingebundenheit und<br />

wertgeschätzter Integration in die Gemeinde.<br />

Diese strukturelle Offenheit fördert gleichzeitig<br />

Individualität und Gemeinschaft.<br />

Unsere Dörfler haben unsere Gäste mit ihren<br />

Speisen und Getränken verwöhnt, der<br />

Besuch im Cafe war eine willkommene<br />

Pause zwischen den einzelnen Themen-


löcken. Vielen Dank an Alle, die uns bei<br />

dieser Tagung unterstützt haben.<br />

Nun freue ich mich auf unsere Vorstandssitzung<br />

in der <strong>Camphill</strong> Lebensgemeinschaft<br />

Alt-Schönow in Berlin vom 3. - 5. Juli <strong>2009</strong>,<br />

von der ich dann in der nächsten Ausgabe<br />

berichten kann. Es geht u.a. um die Themen:<br />

- Gewalt: Prävention und Grenzen in<br />

Theorie und Praxis<br />

- die Betreuung "schwieriger Menschen" -<br />

Problematik und Lösungswege<br />

- Rückblick Pfingstseminar <strong>2009</strong><br />

Stellvertretend für alle Eltern möchte ich<br />

mich bei der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> bedanken<br />

für die Einladung zu dem guten informativen<br />

Vortrag im März von Dr. Meusers zum<br />

Thema: "Einsatz von Medikamenten bei<br />

Menschen mit geistiger Behinderung".<br />

Der Initiativkreis des Freundeskreis<br />

<strong>Camphill</strong> traf sich regelmäßig, nahm<br />

Anträge bzgl. der Unterstützung einiger<br />

Neuanschaffungen entgegen (u.a.<br />

Filmleinwand), beschloss die Finanzierung<br />

eines Ausflugs der Ferienfreizeitgruppe nach<br />

Reeken in diesem Sommer und unterstützte<br />

32<br />

den Dorfbrunnen mit einer Spende. Sie<br />

sehen, dass mit Hilfe ihrer Mitgliedsbeiträge<br />

immer wieder wichtige Projekte mitgetragen<br />

werden, die unseren Dörflern zu Gute kommen.<br />

Seit der letzten Ausgabe haben wir neue<br />

Dörfler in unsere Gemeinschaft aufgenommen,<br />

die ich mit ihren Eltern und Betreuern<br />

als Platzvertreterin recht herzlich begrüßen<br />

möchte.<br />

Wir würden uns sehr freuen, wenn die<br />

"Neuen" sich dem Freundeskreis anschließen<br />

könnten und uns bei unserer Arbeit<br />

unterstützen würden!<br />

Jeder ist herzlichst willkommen, bitte melden<br />

- bitte melden - bitte melden…..<br />

Nach einer schönen Johanni Feier blicken<br />

wir nun zuversichtlich und im Rhythmus der<br />

Jahreszeiten auf Michaeli hin!<br />

Ich wünsche allen eine sonnenreiche<br />

Sommerzeit!<br />

Jutta Kohaus (Platzvertreterin)<br />

Tel./Fax: 0234-797022<br />

E-Mail: jutta.kohaus@web.de


Generationswechsel - und nun???<br />

Liebe Eltern, Angehörige, Betreuer und Freunde<br />

der <strong>Camphill</strong>-Dörfler,<br />

haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht<br />

über Mitwirkung am Leben in <strong>Sellen</strong> oder über<br />

die Gestaltung des Lebensumfelds unserer<br />

Dörfler? Sie sind vielleicht erstaunt, welche<br />

Möglichkeiten sich hier bieten: Der<br />

Trägerverein "<strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong><br />

<strong>Sellen</strong> e.V." bietet bei Mitgliedschaft z.B. die<br />

Gelegenheit, den Vorstand zu wählen und die<br />

Geschäftsführer zu bestellen.<br />

Über den Sozialrat, der von den Eltern oder<br />

Betreuern der in Heim oder Werkstatt aufgenommenen<br />

Dörfler gewählt wird, können<br />

Wünsche und Anregungen vorgebracht oder<br />

Probleme im täglichen Miteinander der Dörfler<br />

auf neutraler Ebene erörtert und Konflikte gelöst<br />

werden.<br />

Der Initiativkreis des Freundeskreises<br />

<strong>Camphill</strong> e.V. - Arbeitsgruppe <strong>Steinfurt</strong> -<br />

beteiligt sich unmittelbar an der Gestaltung des<br />

Dorflebens, indem seine Mitglieder bei<br />

Vorbereitung und Durchführung der Gemeinschaftsveranstaltungen<br />

des Dorfes wie Martinsmarkt,<br />

Leinenmarkt oder Dorftagungen mitwirken.<br />

Der Unterstützungsfonds <strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong><br />

e.V. (www.unterstuetzungsfonds-sellen.de)<br />

unterstützt ausschließlich Dörfler, die der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> angehören bzw. angehörten.<br />

Schwerpunkt ist die Unterstützung in<br />

besonderen Situationen sowie die Organisation<br />

der Bestattungskostenvorsorge und der<br />

Grabpflege nach Todesfällen.<br />

Auch die Gemeinschaftsstiftung<br />

(www.gemeinschaftsstiftung-sellen.de) ist ausschließlich<br />

auf <strong>Sellen</strong> orientiert. Im Gegensatz<br />

33<br />

zu den Vorgenannten ist sie aber kein Verein.<br />

Hauptanliegen dieser Stiftung ist: Durch<br />

Bereitstellung von Mitteln zur Schaffung,<br />

Erhaltung und Verbesserung geeigneter und<br />

angemessener Wohn-, Pflege- und<br />

Lebensmöglichkeiten Dörflern nach dem<br />

Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit ein<br />

Weiterleben in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> zu ermöglichen.<br />

Dies ist durch die besondere Situation in<br />

<strong>Sellen</strong> bisher nicht gegeben. Daneben können<br />

aus den Stiftungsmitteln auch therapeutische,<br />

besondere medizinische sowie soziale und kulturelle<br />

Zwecke gefördert werden.<br />

Die Erfüllung dieser vielfältigen Aufgaben<br />

braucht Menschen, und das sind vor allem Sie,<br />

die Eltern, Angehörigen, Betreuer und Freunde<br />

der <strong>Camphill</strong>-Dörfler, die sich aktiv einbringen!<br />

Heute sind es fast ausschließlich die<br />

Angehörigen der „ersten Dörflergeneration“ und<br />

dementsprechend sind sie in die Jahre gekommen.<br />

Helfen Sie durch Ihr Engagement mit, den Weg<br />

fortzusetzen, der sich bisher als erfolgreich<br />

erwiesen hat. Sonst droht u.U. ein ungewolltes<br />

Ende dieser wertvollen Initiativen!<br />

Das gilt auch für den DORFBRUNNEN, die<br />

durch Elterninitiative entstandene Informationsquelle<br />

über das Leben im Dorf. Hier scheiden<br />

mit Jahresende <strong>2009</strong> zwei Redaktionsmitglieder<br />

aus. Es werden Menschen gesucht, die<br />

die Arbeit fortsetzen wollen!<br />

Mit Fragen zwecks weiterer Beratung und<br />

Vermittlung wenden Sie sich bitte an die<br />

Redaktion des DORFBRUNNENs :<br />

Karin Pladies Tel. 02551 / 81237<br />

Karl Fikuart


Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

„Johanni ist längst vorbei, wo bleibt der<br />

DORFBRUNNEN?" wurde schon gefragt.<br />

Ja, es lag nicht daran, dass Beiträge fehlten, im<br />

Gegenteil, fast alles kam diesmal rechtzeitig bei uns<br />

an. - Danke! Wir hatten sogar eine punktgenaue<br />

Planung, um auch noch über den Workshop mit John<br />

Billing, der Anfang bis Mitte Juni stattfand, in diesem<br />

Heft zu informieren. Aus der „Schreibstube"<br />

geben Ihnen nun 14 Dörfler eindrucksvoll Bericht<br />

über diese zwei hoch motivierenden musikalischen<br />

Wochen, welche die <strong>Sellen</strong>er Kulturgruppe für die<br />

ganze <strong>Dorfgemeinschaft</strong> organisiert hatte. Da die<br />

Druckerei Poschmann aber im Juni Urlaub machte,<br />

wir uns also bis zu den Sommerferien mit dem<br />

Johanniheft gedulden müssen, nutzen wir die verbleibende<br />

Zeit, um die jungen ausländischen Helfer,<br />

die als Praktikanten ein Jahr lang in der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> tätig waren, noch zu Wort kommen<br />

zu lassen. Sie werden nach den Ferien an anderen<br />

Orten neuen Aufgaben nachgehen und von einer<br />

neuen Gruppe freiwilliger junger Helfer abgelöst<br />

werden.<br />

Als Eingangsgedicht halten wir in diesem<br />

Sommerheft etwas Besonderes bereit. Wir möchten<br />

Sie mit einem japanischen Haiku, der kürzesten<br />

Gedichtform der Welt, in eine gelöste<br />

Sommerstimmung fuhren. Das Haiku entwickelte<br />

sich im 12. Jahrhundert und besteht immer aus 15<br />

Silben - natürlich auch in der deutschen Übersetzung<br />

- die stets als Dreizeiler im Rhythmus 5-7-5 angeordnet<br />

sind. Sie beschreiben ein konkretes Bild aus<br />

der Natur, welches die Jahreszeit veranschaulicht.<br />

Wie die asiatischen Bewegungsformen Qi Gong oder<br />

Tai-Chi haben sie einen ausgesprochen meditativen<br />

Charakter.<br />

Lassen Sie sich also mitnehmen vom Haiku des japanischen<br />

Dichters Basho „<strong>Zu</strong>m Weg der Sonne".<br />

Auch in dieser Ausgabe widmen wir uns wieder dem<br />

Thema „Gesund leben - nachhaltig handeln!" Wir<br />

danken den Mitarbeitern Petra und Jorrit van der<br />

Linde, die sehr ausführlich Wissenswertes über biologisch<br />

dynamische Landwirtschaft geschrieben und<br />

auch das Titelfoto gemacht haben.<br />

Petra van der Linde hat auch viele Fotos vom<br />

Maitanz der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> geschossen, die wir<br />

Ihnen nicht vorenthalten wollen. Dankeschön für die<br />

Doppelseite!<br />

Aus der Redaktion<br />

34<br />

Auch unser junger Bauer Philipp Haug hat mit schönen<br />

Fotos von „seinen Kühen" zur Gestaltung dieses<br />

Sommerheftes beigetragen. Danke Philipp!<br />

Da uns in die Weihnachtsausgabe leider ein falsches<br />

Foto vom neuen Sozialrat gerutscht war, stellen wir<br />

ihn heute noch einmal vor, denn selbstverständlich<br />

gehört Jutta Kohaus als Platzvertreterin dazu. Wir<br />

bitten diese „Liderlichkeit" zu entschuldigen.<br />

Wir würden uns freuen, wenn wir für die nächste<br />

Ausgabe wieder viele Beiträge von unseren Lesern<br />

erhielten. Bitte sammeln Sie weiter für „Sellerie".<br />

Diesmal hat es nicht gereicht, um eine Seite damit zu<br />

füllen. Leider warten wir auch immer noch vergeblich<br />

auf Fotos für unser Bilderrätsel und hoffen auf<br />

interessantes Material für die nächste Ausgabe.<br />

Mit dem diesjährigen Weihnachtsheft werden wir,<br />

Brigitte Maudanz und Karin Pladies, unsere Arbeit<br />

für den DORFBRUNNEN beenden. Wir meinen,<br />

dass nach unserer über 11jährigen Arbeit an 30<br />

Heften ein neuer, frischer Wind in der Redaktion<br />

wehen sollte. Schön wäre es natürlich, wenn d i e<br />

beiden verbleibenden Redaktionsmitglieder aus der<br />

Mitarbeiterschaft, Reinhard Berger und Frank<br />

Freisewinkel, Unterstützung von neuen Eltern<br />

bekommen würden. Diese könnten sich schon bei der<br />

Vorbereitung der Weihnachtsausgabe der Redaktion<br />

zugesellen und sich über unsere Arbeitsweise informieren.<br />

Auf dringend gewünschte und erforderliche<br />

Unterstützung der Eltern, Betreuer und Freunde<br />

der <strong>Dorfgemeinschaft</strong>, vor allem jener die neu dazu<br />

gekommen sind, bezieht sich auch der Beitrag von<br />

Dr. Karl Fikuart, der auf den Generationswechsel<br />

und die damit verbundene Thematik in <strong>Camphill</strong><br />

Seilen hinweist und zum Dialog auffordern möchte,<br />

gern auch in Form von Leserbriefen.<br />

Wir danken denen, die zum Gelingen dieser<br />

Ausgabe beigetragen haben. Die Redaktion<br />

wünscht allen Lesern einen schönen Sommer!<br />

Karin Pladies und Brigitte Maudanz<br />

Einsendeschluss für die Weihnachtsausgabe:<br />

29. November <strong>2009</strong>


Termine<br />

Wann? Uhrzeit Was? Wo?<br />

Freitag, der 24. Juli bis 12:30 Uhr Letzter Arbeitstag vor den Sommerferien<br />

Sonntag, der 16. August 16:00 Vortrags- und Diskussionsforum der<br />

Gemeinschaftsstiftung <strong>Sellen</strong><br />

Gestaltung von Wohnen bis zum<br />

Lebensende – Integrierte Wohnkonzepte<br />

für die <strong>Zu</strong>kunft der <strong>Camphill</strong>-Dörfler<br />

Spendenkonten:<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong>: Dorfbrunnen: Therapiefonds:<br />

<strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong><br />

Kreissparkasse <strong>Steinfurt</strong> Kreissparkasse Nordhorn Kreissparkasse <strong>Steinfurt</strong><br />

Nr. 12 500, BLZ 403 510 60 Nr. 119 015 048, BLZ 267 500 01 Nr. 10 710, BLZ 403 510 60<br />

Verwendungszweck: Dorfbrunnen Verwendungszweck: Therapiefonds<br />

Unterstützungsfonds: Freundeskreis <strong>Camphill</strong>: Gemeinschaftsstiftung <strong>Sellen</strong><br />

Unterstützungsfonds UFC <strong>Sellen</strong> Kreissparkasse <strong>Steinfurt</strong> Kreissparkasse <strong>Steinfurt</strong><br />

Kreissparkasse Nordhorn Nr. 8 2222, BLZ 403 510 60 Nr. 72 498 934, BLZ 403 510 60<br />

Nr. 119 016 285, BLZ 267 500 01<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Redaktionsmitglieder: Anschrift der Redaktion:<br />

Initiativkreis DORFBRUNNEN Reinhard Berger Karin Pladies<br />

Zeitung der <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> Frank Freisewinkel Friedrich-Ebert-Str. 34<br />

Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Brigitte Maudanz 48565 <strong>Steinfurt</strong><br />

erwachsenen behinderten Menschen Karin Pladies Tel. 02551-81237<br />

<strong>Sellen</strong> 101, 48565 <strong>Steinfurt</strong> E-Mail: pladies@t-online.de<br />

Tel. 02551-93 66 0, Fax 02551-93 66 11, E-Mail: info@camphill-steinfurt.de<br />

Bildbearbeitung und Druck: Offsetdruck Poschmann, Markt 11, 48565 <strong>Steinfurt</strong><br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Für den Inhalt der einzelnen Beiträge tragen die Verfasser die Verantwortung.<br />

Die Herausgeber behalten sich Auswahl und mögliche Kürzungen der eingesandten Beiträge vor.<br />

35<br />

Kötterhaus<br />

Veltruper Kirchweg<br />

48565 <strong>Steinfurt</strong><br />

Montag, der 17. August 8:30 Uhr Erster Arbeitstag nach den Ferien<br />

Freitag, der 28. August 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Freitag, der 25. September 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Freitag, der 9. Oktober bis 12:30 Uhr Letzter Arbeitstag vor den Herbstferien<br />

Montag, der 19. Oktober 8:30 Uhr Erster Arbeitstag nach den Ferien<br />

Freitag, der 30. Oktober 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Sonntag, der 8. November 11-17 Uhr Martinsmarkt Werkstatt<br />

Freitag, der 27. November 15 Uhr Große Dorfversammlung Saal<br />

Sonntag, der 20. Dezember 15.30 Uhr Christgeburtsspiel Saal<br />

Mittwoch, der 23.Dezember 15.30 Uhr Christgeburtsspiel Saal<br />

Montag, der 4. Januar 2010 8:30 Uhr Erster Arbeitstag Werkstatt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!