19.02.2013 Aufrufe

Dorfbrunnen Weihnachten 2008 - Camphill Dorfgemeinschaft Sellen ...

Dorfbrunnen Weihnachten 2008 - Camphill Dorfgemeinschaft Sellen ...

Dorfbrunnen Weihnachten 2008 - Camphill Dorfgemeinschaft Sellen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DORFBRUNNEN<br />

Ausgabe 28 <strong>Weihnachten</strong> <strong>2008</strong><br />

CAMPHILL DORFGEMEINSCHAFT SELLEN


Unser <strong>Dorfbrunnen</strong> an eisigen Wintertagen <strong>2008</strong><br />

Foto Harry Pladies, Vater eines Dörflers<br />

Weihnachtsabend ............................................................S. 3<br />

Gedicht von Josef von Eichendorff<br />

Bild von Ludwig Richter<br />

Aus der Schreibstube berichten Dörflerinnen und<br />

Dörfler:<br />

"Wie ich <strong>Weihnachten</strong> feiern möchte!"........................S. 4<br />

Martin Quarte, Marc Menken, Conni Kleim, Niklas Teping,<br />

Thomas Stisser, Philipp Haug, Michael Kuhn, Henriette<br />

Narjes, Katharina Andritzky, Eva Hoffmann, Hannelore<br />

Gurth, Klaus Steveker, Michael Ostermann, Ole Pladies,<br />

Vanessa Andrek<br />

DorfZeit............................................................................S. 8<br />

Leonie Frenkert-Ghazi<br />

Mitarbeiterin in der Verwaltung<br />

Nachruf auf Dr. med. Gregor Sträter ........................S. 10<br />

Michaela Kühnel<br />

Hausverantwortliche im Novalishaus<br />

Im Gedenken an Dr. Bernold Bendel ..........................S. 11<br />

Friedemann Liebeck<br />

Gedenkstunde für Sigurd, Dr. Sträter und<br />

Dr. Bendel ......................................................................S. 11<br />

Ulrike Radic<br />

Hausverantwortliche im Brinkhaus<br />

GESUND LEBEN - NACHHALTIG HANDELN<br />

Bio! Bio-dynamisch! Demeter! -<br />

Was ist eigentlich was? ................................................S. 12<br />

Heike Martens und Waltraud Klein<br />

Mitarbeiterinnen in der Gärtnerei<br />

Demeter - die Marke der Biologisch-Dynamischen<br />

Wirtschaftsweise............................................................S. 13<br />

Karin Düker und Angelika Meis<br />

Hauswirtschafterinnen im Novalishaus und im Johanneshaus<br />

Wenn das Saftmobil nach <strong>Sellen</strong> kommt.... ..............S. 15<br />

Frank Freisewinkel<br />

Werkgruppenleiter der Landschaftspflege<br />

<strong>Sellen</strong>: Neuer Lebensraum auch für die frei lebende<br />

Tierwelt ..........................................................................S. 16<br />

Frank Freisewinkel<br />

Werkgruppenleiter der Landschaftspflege<br />

Zum Abschied von Ursel Landsberg ..........................S. 18<br />

Lieselotte Liebeck<br />

Hausverantwortliche im Kasparhaus<br />

Inhalt<br />

2<br />

Wir stellen vor:<br />

Linda Schwartze............................................................S. 19<br />

Dörflerin im Elisabethhaus<br />

Dominik Wulff ..............................................................S. 19<br />

Dörfler im Novalishau<br />

Die jungen Helfer in unserer <strong>Dorfgemeinschaft</strong>: ......S. 20<br />

Zivis, Jahrespraktikanten und Freiwillige<br />

Praktikanten berichten:<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong>..............................S. 21<br />

Anja Klimatova, Russland<br />

Sellerie:<br />

Marc erzählt aus einem anderen Leben. ....................S. 22<br />

Marc Menken, Dörfler<br />

Sexualität und Partnerschaft ......................................S. 23<br />

Adriaan Jolles und Ulrike Radic<br />

Hausverantwortliche im Johanneshaus und im Brinkhaus<br />

Der Samstagmorgen in unserer WG ..........................S. 24<br />

Katharina Mücke, Angelika Kolb, Nadine Klak und<br />

Veith Fikuart<br />

Bewohner des WG-Hauses der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Camphill</strong><br />

<strong>Sellen</strong> in der Steintorfeldmark<br />

Ulrike Berger<br />

Begleitende Mitarbeiterin<br />

Die "Reha-Care"- Messe in Düsseldorf......................S. 25<br />

Gudrun und Heinz Nottebaum, Eltern eines Dörflers<br />

Nachrichten aus dem Freundeskreis ..........................S. 26<br />

Jutta Kohaus , Mutter einer Dörflerin<br />

Platzvertretung<br />

Die Große Dorfversammlung am 28. November ......S. 27<br />

Die 1Ojährigen werden geehrt.<br />

Harry Pladies verabschiedet sich aus dem Sozialrat.<br />

Der neue Sozialrat wird gewählt<br />

Der Martinsmarkt ........................................................S. 28<br />

Dr. Margitta Ogundare<br />

Werkstattleitung<br />

Aus der Redaktion ........................................................S. 30<br />

Karin Pladies, Mutter eines Dörflers<br />

Termine, Impressum ....................................................S. 31


<strong>Weihnachten</strong><br />

Markt und Straßen stehn verlassen,<br />

Still erleuchtet jedes Haus,<br />

Sinnend geh´ ich durch die Gassen,<br />

Alles sieht so festlich aus.<br />

An den Fenstern haben Frauen<br />

Buntes Spielzeug fromm geschmückt,<br />

Tausend Kindlein stehn und schauen,<br />

Sind so wunderstill beglückt.<br />

Und ich wandre aus den Mauern<br />

Bis hinaus ins freie Feld.<br />

Hehres Glänzen, heil´ges Schauern!<br />

Wie so weit und still die Welt!<br />

Sterne hoch die Kreise schlingen,<br />

Aus des Schnees Einsamkeit<br />

Steigt´s wie wunderbares Singen -<br />

O du gnadenreiche Zeit!<br />

Josef von Eichendorff<br />

3


In der Schreibstube berichten die Dörfler, wie sie<br />

sich in diesem Jahr ihr Weihnachtsfest vorstellen:<br />

Wie ich <strong>Weihnachten</strong> feiern möchte<br />

Ich wünsche mir schon seit Jahren, dass wir zu <strong>Weihnachten</strong> Schnee haben. Leider ist<br />

das immer seltener der Fall und das ist nicht schön. Ich würde am liebsten so feiern,<br />

wie früher in den 50ger, 60ger Jahren oder in den 70ger Jahren: Man hatte nicht so<br />

hohe Ansprüche wie heutzutage mit Gameboy und anderem Unsinn. Man war zufrieden<br />

mit dem, was man erhielt, war dankbarer als heute. Heiligabend sollte ganz<br />

andächtig gefeiert werden. Früher feierte man auch zusammen mit Gästen, ging<br />

zusammen in den Gottesdienst. Das tu ich nun jedes Jahr auch.<br />

In der Schulgemeinschaft Föhrenbühl feierten wir den Heiligabend nur bei Kerzenlicht<br />

und sangen im Stall für die Tiere Weihnachtslieder. Schon am 23. Dezember gingen<br />

wir von Haus zu Haus mit Laternen und sangen alte Weihnachtslieder aus England.<br />

Irgendwann möchte ich meinen sechskerzigen, kugelförmigen Kronleuchter zum<br />

Einsatz bringen können, was in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> leider nicht möglich ist.<br />

Und nun möchte ich noch wissen, wie man in Rom das Weihnachtsfest begeht.<br />

Martin Quarte<br />

Ich bleibe in <strong>Sellen</strong> und feiere hier <strong>Weihnachten</strong> in meiner Hausgemeinschaft mit meinen<br />

Hauseltern Lieselotte und Friedemann. Die Tochter Christiane ist auch da. Ich habe auch<br />

ein neues Zimmer, da werde ich die ganzen Ferien sein.<br />

Mein <strong>Weihnachten</strong> beginnt immer im Stall. Da treffen wir uns alle aus dem Dorf und singen<br />

Weihnachtslieder für die Kühe und andere Tiere. Wir haben auch einen schön geschmükkten<br />

Weihnachtsbaum Da liest Friedemann immer gute Geschichten von Dr. König und<br />

Goethe vor. Ich freue mich auch schon auf meine Weihnachtsgeschenke. Ich habe mir<br />

schon was gewünscht: Einen Gutschein zum Kaffeetrinken und Frühstücken in der Stadt.<br />

An den Feiertagen habe ich Stalldienst. Das mache ich auch <strong>Weihnachten</strong> gerne. Die Arbeit<br />

freut mich.<br />

Marc Menken<br />

Ich möchte <strong>Weihnachten</strong> mit einem schönen Tannenbaum feiern. Unter dem Baum soll die<br />

Krippe stehen. Ich wünsche mir ein Lavendelbad zu <strong>Weihnachten</strong> und eine Tages- und<br />

eine Nachtcreme.<br />

Conni Kleim<br />

Ich feiere <strong>Weihnachten</strong> zu Hause in Aachen mit meiner Mutter und meiner Schwester.<br />

Meine Mutter kocht immer ein gutes Essen - es gibt eine Ente.<br />

Ich freue mich auf den Tannenbaum. Der ist dann schön geschmückt und wir haben richtige<br />

Kerzen am Baum brennen. Nach dem Essen warten wir immer noch etwas, dann ist<br />

Bescherung. Ich habe mir gewünscht: Hausschuhe, ein Mobile und das Monopoly von<br />

Aachen. Wenn jeder seine Geschenke hat, singen wir zusammen Weihnachtslieder und<br />

unterhalten uns noch eine ganze Weile.<br />

Am ersten Feiertag gehen wir mittags um 12 Uhr in die Kirche. Dann fahren wir alle Drei zu<br />

meinem Großeltern und unseren Bekannten.<br />

Niklas Teping<br />

4


Bald steht ja das Weihnachtsfest vor der Tür! Nach dem Christgeburtsspiel fahre ich mit meinem<br />

ältesten Bruder und meiner Schwägerin nach Haus. Am Heiligen Abend gehen wir in die<br />

Kirche und anschließend singen wir gemeinsam die alten Weihnachtslieder unter dem<br />

Tannenbaum. Mein Bruder bereitet dann die Weihnachtsgans vor.<br />

Am ersten Weihnachtstag kommen die Kinder meiner Angehörigen zum Festessen, und meine<br />

Schwägerin hat in der Küche viel zu tun. Wir besuchen Bekannte und Freunde.<br />

Am 28. Dezember werde ich wieder nach <strong>Sellen</strong> zurück gebracht.<br />

Thomas Stisser<br />

Ich werde zu Hause mit meinen Eltern feiern. Darauf freue ich mich jetzt schon. Ich<br />

werde mit meiner Mutter erst einkaufen gehen für das Weihnachtsessen. Ich esse<br />

besonders gerne eine Gans. Am Nachmittag schmücke ich mit meiner Mutter immer<br />

den Weihnachtsbaum. Die Krippe wird auch aufgestellt.<br />

Der Heilige Abend beginnt immer mit einem schönen Essen, dabei brennen die Kerzen<br />

am Weihnachtsbaum. Vorher habe mich aber schick angezogen. Mein Vater liest uns<br />

immer eine Geschichte aus der Bibel vor. Ich warte dann immer schon darauf, dass ich<br />

meine Geschenke auspacken kann. Ich wünsche mir eine neue DVD über den Affen<br />

"Unser Charly". Das reicht mir. Meinen Eltern schenke ich auch etwas: Jeder bekommt<br />

............. Wir spielen noch Spiele, z.B. UNO und auch Mensch ärgere dich nicht. Um 24<br />

Uhr gehen wir zur Messe in die Kirche.<br />

An den Feiertagen besuchen wir noch meine Schwester und meinen Neffen.<br />

Philipp Haug<br />

Ich feiere <strong>Weihnachten</strong> bei der Mama in Langenhorst. Auch der Papa wird dabei sein<br />

und mit uns feiern. Wir machen Bescherung, hören uns schöne Weihnachtsmusik an<br />

und lassen es uns richtig gut gehen. Am Heiligen Abend essen wir Ente und am 1.<br />

Weihnachtstag Sauerbraten. Am Morgen gehe ich mit der Mama aber erst in die Kirche<br />

zur Weihnachtsmesse. Dort singen wir schöne Weihnachtslieder.<br />

Michael Kuhn<br />

Ich fahre nach Hause und feiere Heiligabend mit meinen Eltern. An den Feiertagen<br />

fahren wir dann zu meiner Schwester und feiern dort auch <strong>Weihnachten</strong>. Ich freue<br />

mich jetzt schon auf meine Geschenke, ich bekomme bestimmt was. Ich habe mir<br />

gewünscht: Handschuhe und Parfum. Das Schönste an <strong>Weihnachten</strong> ist für mich<br />

immer der Tannenbaum mit seinen Lichtern. Essen ist aber auch gut. Es gibt immer<br />

Heringssalat mit Weißbrot. In die Kirche gehe ich auch gern.<br />

Henriette Narjes<br />

<strong>Weihnachten</strong> feiere ich bei meinen Eltern. Wir schmücken den Weihnachtsbaum und essen eine<br />

Weihnachtsgans. Mein Großvater kommt zu Besuch und wir packen die Weihnachtsgeschenke<br />

aus.<br />

Katharina Andritzky<br />

Wir feiern <strong>Weihnachten</strong> mit der ganzen Familie zu Hause in Burgsteinfurt. Wir haben auch Besuch und<br />

feiern alle zusammen: Mama, Papa, Bruder, die Patentante und ich.<br />

Ich will so <strong>Weihnachten</strong> feiern: Tannenbaum schmücken, die Krippe mit dem Jesuskind unter den<br />

Baum stellen, die Geschenke auch unter den Baum legen.<br />

Am Abend gibt es zuallererst ein schönes Weihnachtsessen, das Mama immer kocht. Dabei hören<br />

wir Weihnachtslieder. Die Tür zum Weihnachtszimmer ist dann immer abgeschlossen, da darf noch<br />

5


keiner rein. Dann ist es endlich so weit: Ich klingele mit unserer alten Glocke, die Tür wird aufgeschlossen,<br />

und wir gehen in das Weihnachtszimmer, in dem am Baum schon die elektrischen Kerzen<br />

brennen. Zuerst singen wir Weihnachtslieder, dann werden endlich die Weihnachtsgeschenke ausgepackt.<br />

Ich habe mir gewünscht: eine Schlager-CD, eine schwarze Jacke und noch eine CD, aber<br />

mit ruhiger Musik. Für meine Eltern habe ich auch Geschenke, welche, sage ich nicht! Wenn alle ihre<br />

Geschenke haben, unterhalten wir uns noch ein bisschen, meine CD will ich aber auch noch hören.<br />

Dann gehe ich müde ins Bett.<br />

Am ersten Feiertag gehen wir auch in die Kirche. Ich will auch noch ausschlafen und mich erholen.<br />

Eva Hoffmann<br />

Nach dem Christgeburtsspiel ziehe ich für zwei Wochen in die Feriengruppe, und da wird am<br />

24. Dezember nach der Mittagspause der Weihnachtsbaum geschmückt. Am Abend treffen<br />

wir uns alle im Dorf zum Stallsingen auf dem Hof. Wir singen den Tieren die Weihnachtslieder<br />

vor. Danach fahren wir wieder nach Hause. Dort genießen wir ein festliches Abendessen, sitzen<br />

zusammen am Weihnachtsbaum und singen schöne Weihnachtslieder.<br />

Dann gehen wir alle ins Bett.<br />

Am nächsten Morgen, dem ersten Weihnachtstag, wird die Weihnachtsgeschichte von Karl<br />

König vorgelesen, danach gibt es das Weihnachtsessen. Erst nach der Mittagspause ist die<br />

Bescherung.<br />

Hannelore Gurth<br />

<strong>Weihnachten</strong> fahre ich nach Hause, das ist in Bentheim. Da bleibe ich die ganzen Weihnachtsferien.<br />

Wenn ich jetzt an <strong>Weihnachten</strong> denke, dann freue ich mich schon sehr darauf. Der Heiligabend beginnt<br />

mit Weihnachtsliedern, die wir alle gemeinsam singen: Meine Eltern, meine Schwester und mein<br />

Schwager, die Kinder, der Bruder kommt mit seiner Frau und ich auch. Wir sind eine große Familie.<br />

Wenn wir gesungen haben geht es an die Geschenke. Ich bekomme auch immer welche.<br />

Ich werde auch Geschenke verteilen, aber welche das ist mein Geheimnis. Zu essen gibt es auch immer<br />

etwas Gutes, das macht meine Mutter. Spät abends gehen wir alle zusammen in die Kirche.<br />

An den Feiertagen ist es dann ruhig, dann bleibe ich im Haus.<br />

Klaus Steveker<br />

Am 24. Dezember machen wir erst noch Einkäufe für den Heiligen Abend.<br />

Um 17 Uhr gehe ich dann mit meinen Eltern und meiner Schwester in die Kirche. Wir singen<br />

dort die alten Weihnachtslieder und beten. Danach gibt es im Wohnzimmer die Bescherung.<br />

Ich wünsche mir nichts, denn ich lasse mich immer überraschen. Wir machen es uns im<br />

Wohnzimmer gemütlich, hören schöne Weihnachtsmusik und stoßen mit Sekt auf das Fest an.<br />

Am ersten Weihnachtstag schlafen wir aus, frühstücken gemeinsam im Esszimmer und spielen<br />

dann zusammen gern Rommee. Zu Mittag gibt es immer Pasteten und nachmittags<br />

Cappuccino oder Milchkaffee mit einem Stück Kuchen dazu. Dann wird ein langer<br />

Spaziergang gemacht. Alles ist sehr gemütlich.<br />

Die Weihnachtszeit ist die schönste Zeit, weil Jesus unser Herr geboren ist.<br />

Michael Ostermann<br />

6


Zu <strong>Weihnachten</strong> kriegen wir oft Besuch. Mein Bruder oder meine Schwester und mein Neffe<br />

sind da. Wir gehen alle zusammen zum Stallsingen nach <strong>Sellen</strong>.<br />

Am Heiligen Abend gibt es dann ein schönes Essen zuhause, und ich spiele auf der Orgel von<br />

meinem Keyboard immer die Weihnachtslieder vor. Meine Mutter spielt dazu Flöte und die<br />

Anderen singen. Wir haben das Zimmer schön geschmückt, den Kaminofen an, überall brennen<br />

Kerzen und alles ist gemütlich und schön. Wir hören uns auch Weihnachtsmusik von Joh.<br />

Seb. Bach an, und es gibt eine Bescherung mit Geschenken und einem großen bunten Teller<br />

für uns alle. Ich wünsche mir in diesem Jahr eine Leselampe für das Bett in meinem neuen<br />

Zimmer.<br />

Am ersten Weihnachtstag haben wir ein Festessen mit Pute oder Gänsebraten.<br />

Ole Pladies<br />

Ich feiere <strong>Weihnachten</strong> in <strong>Sellen</strong>. Am heiligen Abend sind wir noch alle im<br />

Esszimmer. Dort steht ein Weihnachtsbaum, den wir geschmückt haben. In einem<br />

Kreis hören wir schöne Märchen und viele Weihnachtslieder singen wir da. Dort<br />

werden dann auch die Geschenke ausgepackt. Heilig Abend machen wir es uns<br />

immer sehr gemütlich, und am Tag darauf spielen wir viel und trinken Kaffee.<br />

Danach machen wir einen langen Spaziergang durch den Schnee. Wir hoffen auf<br />

einen schönen Heilig Abend und angenehme Weihnachtstage.<br />

Vanessa Andrek<br />

Wir wünschen unseren Lesern<br />

eine frohe Weihnacht<br />

7


Der Dezember begann - für hiesige<br />

Wetterverhältnisse höchst ungewöhnlich - mit<br />

Schnee. Er blieb nicht lange liegen, aber der erste<br />

Schneemann stand doch einige Tage neben dem<br />

Brunnen am Elisabethhaus. Langsam jedoch neigte<br />

auch er sich zur Seite und brach schließlich unter der<br />

Last der Sonnenstrahlen zusammen.<br />

Im Saal jedoch klaut der Stichl wie in jedem Jahr seinem<br />

Bruder Vitoc die Handschuhe, weil die<br />

Winternächte in Bethlehem doch so kalt sind. Die<br />

Dörfler sind wieder unermüdlich dabei das<br />

Christgeburtsspiel zu proben, vielleicht intensiver<br />

denn je, wird doch in diesem Jahr der Meister-<br />

Souffleur im Zuschauerraum, der jede Rolle auswendig<br />

kannte, fehlen: unser Sigurd, der - wie berichtet<br />

am 14. Juni über die Schwelle ging.<br />

Ein anderer guter Freund der <strong>Dorfgemeinschaft</strong>,<br />

unser Hausarzt Dr. med. Gregor Sträter, der seit<br />

Beginn die ärztliche Versorgung der Dörfler übernommen<br />

hatte, folgte Sigurd ganz plötzlich nach nur<br />

wenigen Wochen., am heißesten Tag des Jahres. Alle<br />

waren tief erschüttert.<br />

In <strong>Sellen</strong> fanden zu dieser Zeit gerade die<br />

Sommerferien statt. Von den drei Ferienwochen gab<br />

es eine Woche, in der alle Dörfler abwesend waren -<br />

ein ganz seltsames Gefühl. Die <strong>Dorfgemeinschaft</strong> im<br />

Dornröschenschlaf, wären da nicht fleißige<br />

Menschen gewesen, die die Tiere der Landwirtschaft<br />

und die Pflanzen in der Gärtnerei versorgten.<br />

Und ganz ungewöhnliche Aktivitäten fanden im<br />

Martinshaus statt: Dort war nämlich eine<br />

Feriengruppe aus Alt-Schönow in Berlin einquartiert<br />

worden, die hier im schönen Münsterland einmal<br />

Ferien machen wollten.<br />

Eine der <strong>Sellen</strong>er Feriengruppen hingegen reiste im<br />

Gegenzug in die Hauptstadt Berlin und verbrachte<br />

dort herrliche Tage mit Ausflügen, chillen und ausschlafen.<br />

8<br />

Eine andere, sehr wanderfreudige Gruppe war wieder<br />

in die Dolomiten gereist, eine andere Gruppe zog<br />

es vor, sich es in Kroatien am Strand gut gehen zu<br />

lassen. Die größte Gruppe aber verbrachte die drei<br />

Ferienwochen im Weserbergland, hoch oben auf dem<br />

Ith, mit 439 m dem höchsten Berg der Region.<br />

Am 11. August waren die Ferien dann vorüber, alle<br />

Dörfler und Mitarbeiter waren wieder zur Stelle.<br />

Aber es gab große Veränderungen. So war mittlerweile<br />

das angemietete WG-Haus an der<br />

Steintorfeldmark fertig gestellt. Hier konnten nun<br />

drei Dörflerinnen und ein Dörfler ihr neues Zuhause<br />

beziehen: Als kleine eigenständige<br />

Wohngemeinschaft, die im Rahmen des "Betreuten<br />

Wohnens" dort nun wesentlich mehr<br />

Selbstständigkeit haben als bislang.<br />

Auch neue Mitarbeiter wurden begrüßt: Maria Joos,<br />

die in die Fußstapfen von Ursel Landsberg treten<br />

möchte, die uns im Herbst nach vielen Jahren in den<br />

frühzeitigen Ruhestand verlassen hat.<br />

Recht bunt wurde es dann, als die freiwilligen Helfer<br />

aus Aserbeidschan, Brasilien, Kolumbien und Süd-<br />

Afrika anreisten. Wer von ihnen wird sich wohl<br />

zuerst auf Deutsch verständigen können? Oder werden<br />

sich die Dörfler eher englisch, portugiesisch,<br />

spanisch oder russisch verständigen?<br />

Auch neue Dörfler konnten begrüßt werden:<br />

Dominik Wulff im Novalis- und Linda Schwarze im<br />

Elisabethhaus.<br />

Im September besuchte uns dann Thomas Weller mit<br />

seiner Schulkinder-Eurythmie-Gruppe. Sie hatten<br />

das Märchen "Der Tagdieb und der Nachtdieb" einstudiert<br />

und es war eine Freude den Darstellern in<br />

ihren bunten orientalischen Kostümen zuzuschauen.<br />

Einige Tage später war dann Frau Aban Bana aus<br />

Bombay zu Gast, eine Dame, die seit Jahrzehnten


anthroposophische Initiativen in Indien fördert. Sie<br />

brachte anhand mitgebrachter Dias nahe, wie in<br />

Indien Feste gefeiert werden, Feste der verschiedensten<br />

Religionsgemeinschaften, die sich im<br />

Schmelztiegel Indien finden. Sie, diese kleine, so<br />

große Frau muss nun in diesen Tagen mit ansehen,<br />

wie in ihrer Heimatstadt der Terror wütet. "Namasté,<br />

Aban Bana."<br />

Nach Beendigung der einwöchigen Herbstferien<br />

wurde gleich voll durchgestartet: Das Saftmobil<br />

kam. Zunächst dachte man an Routine - aber dann<br />

kam der Ansturm, mit dem niemand gerechnet hatte.<br />

Auf dem Hof stapelten sich die Apfelkisten und auf<br />

dem Bentheimer Weg staute sich der Verkehr. Die<br />

Schlange der wartenden Menschen mit ihren Äpfeln<br />

schien endlos.<br />

Die große Kaffeemaschine wurde angestellt, im<br />

Laden wurden Brötchen geordert - das Angebot<br />

wurde von den wartenden Menschen gerne angenommen.<br />

Noch zweimal musste das Saftmobil kommen, um<br />

aus allen angelieferten Äpfeln Saft zu machen. Das<br />

Ergebnis jedoch schmeckt herrlich erfrischend!<br />

Die jährliche Mitgliederversammlung fand dann am<br />

18. Oktober statt. Am gleichen Abend kam die<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> im Saal zusammen, um der jüngst<br />

Verstorbenen zu gedenken, zu denen mittlerweile<br />

auch Dr. Bernold Bendel zählte, der nur wenige Tage<br />

nach der Beisetzung von Gregor Sträter die<br />

Erdenwelt verlassen hatte. Er war ein sehr engagiertes<br />

Vorstandsmitglied früher Jahre. Auch ihm wurde<br />

in der kleinen Feier im Saal gedacht. Viele<br />

Erinnerungen an die drei Verstorbenen wurden wach.<br />

Es wurden auch kleine lustige Anekdoten zum<br />

Besten gegeben., und sorgfältig einstudierte künstlerische<br />

Beiträge einzelner Häuser bereicherten den<br />

Abend.. Gekrönt wurde die Feierstunde durch die<br />

Darbietung des eigens zu diesem Zweck einstudierten<br />

Michaels-Hymnus von Johanna Rust.<br />

9<br />

Am Wochenende darauf kamen einige Dörfler gleich<br />

zwei mal an einem Tag in den Genuss eines besonderen<br />

Konzertes.<br />

Vormittags fand in der Konzertgalerie im Bagno eine<br />

große Benefizveranstaltung zu Gunsten von Life<br />

Music Now statt, eines jener Konzerte, in denen Geld<br />

gesammelt wird, um Menschen aus Randgruppen in<br />

den Genuss klassischer Musik kommen zu lassen als<br />

auch um junge Künstler zu fördern. Es war ein großes<br />

Erlebnis, einem solchen meisterhaften Konzert in<br />

der wunderbaren Kulisse des alten barocken<br />

Konzertsaales beiwohnen zu dürfen.<br />

Diejenigen, die nicht an dem Ausflug ins Bagno teilnehmen<br />

konnten, bot sich nachmittags ebenfalls ein<br />

Einblick in die Zeit des Barock: Agnes Waehnelt auf<br />

der Traversflöte und Sergey Miassojedow am<br />

Cembalo spielten französische Meister aus dem frühen<br />

18. Jahrhundert, - Klänge, die verzauberten und<br />

in eine vergangene Welt entführten.<br />

Ein besonderer Hochgenuss war dann einige Wochen<br />

später der Vortrag von Eckart Böhmer, dem<br />

Intendanten der Kaspar-Hauser-Festspiele in<br />

Ansbach. Er referierte so spannend und anschaulich<br />

über das Leben des "Kind Europas", dass am Ende<br />

des Vortrags kaum jemandem bewusst war, dass er<br />

nun ein-ein-halb Stunden zugehört hatte.<br />

Mittlerweile war der Herbst ins Münsterland gezogen,<br />

fleißige Hände mussten Tag für Tag Tausende<br />

von Blättern auf dem Hof zusammenrechen. Nun<br />

kann man bereits von Winter sprechen, ein<br />

Schneewochenende hat es ja bereits - wie erwähnt -<br />

gegeben. Am Adventskalender sind bereits einige<br />

Türchen geöffnet und jeder Bewohner in <strong>Sellen</strong> wartet<br />

sehnsüchtig auf die Heilige Zeit - und darauf, was<br />

sie ihm wohl bringen mag.<br />

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit<br />

wünscht<br />

Leonie Frenkert-Ghazi.


Dr. med. Gregor Sträter<br />

* 5. März 1954 gest. 31. Juli <strong>2008</strong><br />

Wir <strong>Sellen</strong>er <strong>Camphill</strong>er, Dörfler wie Mitarbeiter,<br />

weilten noch im Sommerurlaub, da überraschte uns<br />

die Nachricht vom Tod Dr. Sträters. Einige konnten<br />

noch früher zurück kehren und an der<br />

Bestattungsfeier teilnehmen, einige fanden sich am<br />

Abend zu einer stillen Besinnung zusammen und<br />

einige erfuhren es erst nach dem Urlaub.<br />

Schon in den aller ersten Anfängen von <strong>Camphill</strong><br />

<strong>Sellen</strong> 1992 besuchten Dr. Sträter und seine spätere<br />

Frau, Hedda Friesland, das Ehepaar Liebeck in<br />

<strong>Sellen</strong> um gemeinsam zu überlegen, wie eine<br />

Zusammenarbeit möglich sei, wir brauchten ja einen<br />

Heimarzt. So entstand die Sprechstunde in <strong>Sellen</strong>,<br />

erst ein Mal im Monat am Mittwochnachmittag im<br />

Emmaus-Haus, begleitet von Lieselotte Liebeck und<br />

später Ursel Landsberg. Als dann die Textilwerkstatt<br />

ins neue Werkstattgebäude umzog, wurde daraus das<br />

Arztzimmer und schon bald konnte uns Dr. Sträter<br />

alle drei Wochen am Donnerstagvormittag besuchen,<br />

weil seine Frau ihn in der Praxis vertrat.<br />

Beschwingten Schrittes, bepackt mit zwei schweren<br />

Taschen, fröhlich nach rechts und links grüßend und<br />

immer in Eile überquerte Dr. Sträter an diesem<br />

Morgen den Hof. Frau Landsberg hatte eine Liste<br />

10<br />

von denjenigen Dörflern zusammen gestellt, die ihm<br />

vorgestellt werden sollten, wenn noch Zeit war,<br />

kamen auch kranke Mitarbeiterkinder oder<br />

Mitarbeiter mit ihren Sorgen zu ihm.<br />

War man mit einem Dörfler bei ihm in der<br />

Sprechstunde, so war Dr. Sträter nicht nur Arzt, sondern<br />

er war auch Lehrer für uns, immer versuchte er<br />

uns die Hintergründe einer Krankheit oder die<br />

Wirkung einer Medizin auf den Menschen geisteswissenschaftlich<br />

zu erklären. So nahm er auch an<br />

unserer Therapeutischen Konferenz teil und<br />

beschenkte uns mit manchem naturwissenschaftlichen<br />

Phänomen oder Goethes Farblehre. In der<br />

Häuserkonferenz übte er mit uns an einem therapeutischen<br />

Blick und zeigte uns Krankheitssymptome<br />

auf, denn oftmals war er nur im telefonischen<br />

Kontakt auf unsere Beobachtungen angewiesen.<br />

Immer konnten wir ihn anrufen und um Rat bei<br />

plötzlichen Krankheiten fragen. Und manches Mal<br />

kam er noch zu später Stunde oder am Wochenende<br />

zu einem Dörfler um ihn persönlich zu sehen und zu<br />

untersuchen, so auch bei Sigurd Breuer am<br />

Samstagmorgen der Dorftagung, der ihm am 14. Juni<br />

in die Geistige Welt voraus gegangen ist.<br />

Gerne feierte Dr. Sträter mit seiner Familie die verschiedenen<br />

Jahresfeste mit uns, am 1. Mai den<br />

Maitanz, das Johannifest mit dem Feuer, bei<br />

Elterntagungen hielt er einen Vortrag und zu<br />

<strong>Weihnachten</strong> das Christgeburtsspiel. Im<br />

Dreikönigsspiel, das wir mit einigen Dörflern gerne<br />

besuchten, beeindruckte er immer wieder als der<br />

schwarze König.<br />

Am Tag der Mitgliederversammlung in <strong>Sellen</strong> fand<br />

ein Gedenkabend für Sigurd Breuer, Dr. Sträter und<br />

Dr. Bendel in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> statt, mit schönen<br />

Beiträgen aus ihrem Leben, Gedichten,<br />

Eurythmie und der Michaels-Hymne aus dem<br />

Mittelalter von Joh. Russ.<br />

(S. auch Bericht "Gedenkstunde" in diesem Heft. Die<br />

Red.).<br />

Dr. Sträter fehlt uns sehr für all unsere medizinischen,<br />

menschlichen Fragen und wir hoffen auf starke<br />

Hilfe aus der Geistigen Welt.<br />

Michaela Kühnel


Im Gedenken an Dr. Bernold Bendel<br />

geb. 22.5.1928, gest. 16.8.<strong>2008</strong><br />

Herr Dr. Bernold Bendel, Jurist für Agrarrecht, war<br />

langjähriger Mitarbeiter in der Landwirtschaftskammer<br />

Münster. Für die <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong><br />

<strong>Sellen</strong> war er vom 22.11.1992 bis 2.11.1997 als<br />

Vorstand tätig. Schon bei der Gründung der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> 1991 war er uns außerordentlich<br />

hilfreich. Der Erwerb der Höfe mit dem noch übrig<br />

gebliebenen Land hier in <strong>Sellen</strong> wurde nur möglich<br />

Am 19.Oktober brannten im Saal in <strong>Sellen</strong> hell und ruhig<br />

zwei große Kerzen. Es waren viele Menschen zur<br />

Gedenkfeier für die verstorbenen Freunde Sigurd Breuer,<br />

Dr. Sträter und Dr. Bendel gekommen: Verwandte,<br />

Nachbarn, Kollegen und Freunde sowie Bewohner und<br />

Mitarbeiter der <strong>Dorfgemeinschaft</strong>. Viele der Anwesenden<br />

erzählten Erlebnisse, die sie mit den Verstorbenen hatten<br />

und machten damit die gemeinsam erlebte Zeit wieder<br />

lebendig. Verschiedene Gruppen trugen schöne Musik,<br />

Gedichte, Lieder und Eurythmie vor und stellten Bilder<br />

aus. Es war ein ganz besonderer Abend.<br />

Wir haben einige Eindrücke gesammelt, welche die<br />

Menschen mit nach Hause genommen haben.<br />

• Eindrucksvoll und ein bisschen bewundernswert finde<br />

ich, wie selbstverständlich und freudig viele Dörfler<br />

mit den Verstorbenen leben.<br />

• Gedenkstunde - die Gesangsbeiträge - alle - erste<br />

Sahne! Ganze Veranstaltung: Unser gewohntes, hohes<br />

Niveau.<br />

Erwähnenswert erscheint mir ein Gespräch, das ich<br />

nach der Veranstaltung mit einer Kollegin von Dr.<br />

Sträter führte, die ihre Praxis hier in der Nähe hat.<br />

11<br />

durch den Einsatz seiner hervorragenden agrarrechtlichen<br />

Kenntnisse.<br />

Es war damals von den umliegenden Bauern hier in<br />

der <strong>Sellen</strong>er Bauerschaft schwer einzusehen, warum<br />

gerade bei ihnen auf dem Land eine Lebens- und<br />

Arbeitsgemeinschaft mit behinderten, erwachsenen<br />

Menschen gegründet werden sollte. Das führte zu<br />

diversen Klagen vor dem Verwaltungs- und<br />

Oberverwaltungsgericht. Bei Gesprächsführung und<br />

Formulierungen hatte Dr. Bendel aufgrund seines<br />

Wissens und durch seine kluge, ruhige Art sehr großen<br />

Anteil daran, dass alle Verhandlungen für beide<br />

Seiten zur Klärung und zu einem guten Ende geführt<br />

wurden. Er hatte Ausschlag gebenden Anteil an der<br />

Gestaltung unseres Nachbarschaftsvertrages mit den<br />

<strong>Sellen</strong>er Bauern.<br />

Rücksichtslos gegen seine eigene Gesundheit und<br />

aufopfernd für die Menschen, die aufgrund ihrer<br />

Behinderung ihr Leben nicht selber gestalten können,<br />

führte Herr Dr. Bendel die ehrenamtliche<br />

Tätigkeit in unserem Verein durch. Die<br />

Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Bendel war zudem<br />

auch deshalb oft schön und sehr heiter, weil er oftmals<br />

eine spaßige Gegebenheit zum Besten gab.<br />

Durch ihn entstand Frieden und Gutes unter den<br />

Menschen.<br />

Friedemann Liebeck<br />

Gedenkstunde für Sigurd, für Dr. Sträter und für Dr. Bendel<br />

Sie nahm zum ersten Mal an einer derartigen<br />

Veranstaltung bei uns teil und wunderte sich über die<br />

Zuhör-Disziplin der Dörfler, über die von Dörflern frei,<br />

mit großer Selbstverständlichkeit vorgetragenen Wort-<br />

und künstlerischen Beiträge. Die ganze Stimmung habe<br />

ihr sehr imponiert.<br />

• Schade, dass ihr am Sonntag nicht bei der Gedenkfeier<br />

dabei sein konntet. Es war schöner als <strong>Weihnachten</strong><br />

und auch noch schöner als dein großer Geburtstag,<br />

Harry. Ich hätte euch dieses Erlebnis der Gemeinschaft<br />

gewünscht, das Gefühl, dass wirklich die Grenze zur<br />

geistigen Welt durchlässig war.<br />

• ...wie ein Wunder, wie eine Gabe vom Himmel ...<br />

... die geistige Welt war nah ...<br />

... Liebe war da ...<br />

.... ich glaube, unsere verstorbenen Freunde waren<br />

zufrieden mit uns ...<br />

... schön rund ...<br />

.... so eine getragenen Stimmung, schön und ernsthaft ...<br />

• Ich denke, der Abend war für die Gemeinschaft so<br />

etwas wie die biodynamischen Präparate für den<br />

Garten.<br />

gesammelt von Ulrike Radic


Gesund leben - nachhaltig handeln<br />

Bio! Bio-dynamisch! Demeter! -<br />

Was ist eigentlich was?<br />

Dass wir in unserer <strong>Dorfgemeinschaft</strong> biologische<br />

Lebensmittel produzieren und veredeln, ist wohl recht<br />

bekannt. Das gilt sowohl für die Landwirtschaft und<br />

Gärtnerei, als auch für die Bäckerei und Käserei. Sicher<br />

haben auch viele Menschen die Aufschrift unserer<br />

Marke "Demeter" wahrgenomen. Wenn wir dann noch<br />

sagen "Wir arbeiten biologisch - dynamisch" scheint es<br />

kompliziert zu werden.<br />

Biologisch - dynamische Wirtschaftsweise:<br />

Anfang des letzten Jahrhunderts traten Landwirte an<br />

Rudolf Steiner heran, mit der Bitte um Anregungen zur<br />

Erneuerung der Landwirtschaft. Sie hatten z.B. beobachtet,<br />

dass das Saatgut an Qualität verloren hatte, auch<br />

schien ihnen der Einsatz von Kunstdüngern nicht gut<br />

für unsere Erde. Daraufhin hielt Rudolf Steiner 1924<br />

den "Landwirtschaftlichen Kurs" welcher uns heute wie<br />

damals als Grundlage für unsere biologisch - dynamische<br />

Wirtschaftsweise dient.<br />

Bedeutend ist hier das Bemühen um einen<br />

Hoforganismus, eine Ganzheit, einen Kreislauf. Im<br />

Idealfall wäre es so, dass das gesamte Futter für die<br />

Tiere auf dem eigenen Hof angebaut wird, der Mist der<br />

Tiere dient wiederum als Dünger. Das eigene Getreide<br />

wird in der hofeigenen Bäckerei verbacken und gibt<br />

zusammen mit anderen Lebensmitteln Nahrung für die<br />

mit dem Betrieb verbundenen Menschen.<br />

Besonders ist in der biologisch - dynamische<br />

Wirtschaftsweise der Einsatz von sogenannten<br />

Präparaten. Damit werden bestimmte Pflanzen,<br />

Mineralien und Kuhmist bezeichnet, die einen<br />

Veredelungsprozess in Tierorganen durchlaufen, bevor<br />

sie angewendet werden.<br />

Ein Beispiel: Kamillenblüten werden im Frühjahr in ein<br />

Stück Rinderdarm gegeben und über Sommer in die<br />

Sonne gehängt. - Bei uns in <strong>Sellen</strong> ist dieses Präparat<br />

neben anderen mitten auf dem Hof zu finden, es hängt<br />

im Giebel des Rinderstalles. - Im Herbst wird es vergraben<br />

und wenn wir das fertige Präparat im Frühjahr<br />

wieder ausgraben, dann haben kosmische Kräfte über<br />

einen ganzen Jahreslauf darauf eingewirkt.<br />

Die Kamille gehört zusammen mit Schafgarbe,<br />

Löwenzahn, Brennnessel, Eichenrinde und Baldrian zu<br />

den Kompostpräparaten, die in kleinsten Mengen dem<br />

fertig aufgesetzten Mist oder der Kompostmiete beigegeben<br />

werden. Sie verhelfen dem Dünger zu einer<br />

guten Umsetzung und werden mit ihm aufs Land ausgebracht.<br />

Zwei andere Präparate - Hornmist und Hornkiesel -<br />

12<br />

werden in kleinsten Mengen in unserem mit Wasser<br />

befülltem Rührfass jeweils eine Stunde im rhythmischen<br />

Wechsel der Richtungen gerührt und dann aufs<br />

Land bzw. auf die Pflanzen versprüht.<br />

Die Wirkung können wir mit homöopathischer Medizin<br />

vergleichen, es werden Impulse feinstofflicher Art<br />

gegeben, die zur Gesundung des Bodenlebens und<br />

damit der Pflanzen und Tiere und letztlich auch der<br />

Menschen beitragen.<br />

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die<br />

Berücksichtigung der kosmischen Konstellationen,<br />

vorrangig des Mondes und der Planeten. In wieweit<br />

dies in die tägliche Arbeit einbezogen werden kann, ist<br />

je nach Wetterlage und Arbeitsprogramm sehr verschieden.<br />

Grundsätzlich wird versucht eine landwirtschaftliche<br />

Individualität, die möglichst vielseitig und standortangepasst<br />

ist, zu verwirklichen.<br />

Demeter:<br />

Demeter ist die griechische Fruchtbarkeitsgöttin und<br />

Namensgeberin für den Verband. In ihm organisieren<br />

sich biologisch-dynamisch wirtschaftende Menschen<br />

gemeinsam. So gibt es z.B. Richtlinien, die festlegen,<br />

was mindestens erfüllt sein muss, damit ein Betrieb<br />

seine Produkte als "Demeter"-Ware verkaufen darf.<br />

Im Gegensatz zum Verband hat Rudolf Steiner kein<br />

Regelwerk aufgestellt, sondern Anregungen gegeben.<br />

Mit diesen sich immer wieder zu beschäftigen und mit<br />

ihnen zu arbeiten ist Aufgabe aller biologisch - dynamischer<br />

arbeitenden Menschen!<br />

Für die Gärtnerei: Heike Martens und Waltraud Klein<br />

gemalt von Bernadette Maarsen


Demeter - die Marke der Biologisch-<br />

Dynamischen Wirtschaftsweise<br />

Demeter steht für Produkte der biologisch-dynamischen<br />

Wirtschaftsweise, die als nachhaltigste Form<br />

dafür sorgt, dass die Humusschicht kontinuierlich<br />

wächst. Das beweisen unabhängige<br />

Forschungsarbeiten, die seit mehr als 20 Jahren die<br />

Unterschiede zwischen konventionellem biologischorganischem<br />

und im biologisch-dynamischem Anbau<br />

untersucht haben.<br />

Demeterbauern und -hersteller leisten erheblich mehr<br />

als die EU-Bio-Verordnung vorschreibt.<br />

Das kommt der Qualität der Lebensmittel ebenso zu<br />

Gute wie der Umwelt.<br />

Bio-dynamische Bauern entwickeln eine spirituelle<br />

Form der Landwirtschaft. Sie haben nicht allein die<br />

konkreten materiellen Substanzen, die physischen<br />

Kräfte im Blick, sondern auch die gestaltenden Kräfte<br />

des Kosmos. Typisch und deshalb in den Richtlinien<br />

entsprechend verankert ist der Einsatz spezieller<br />

Präparate aus Heilkräutern, Mineralien und Kuhdung.<br />

Die Landwirte stellen sie selbst her: Aus Baldrian,<br />

Kamille, Eichenrinde, fein zerriebenen Quarzkristallen,<br />

Schafgarbe oder einem Kuhhorn, das mit Kuhdung<br />

gefüllt im Frühherbst vergraben wird. Dieses Hornmist-<br />

Präparat wird im Frühjahr aus dem Horn geschabt und<br />

in einem bestimmten Verhältnis mit Wasser verrührt,<br />

dynamisiert. So lassen sich die gesammelten kosmischen<br />

Kräfte des Präparats unmittelbar auf das Wasser<br />

13<br />

übertragen. Und das bringen die Bauern als feinen<br />

Sprühregen auf die Nutzflächen aus. Es wirkt dann wie<br />

in der Homöopathie auf Boden und Pflanzen.<br />

Das Gute geben wir - die "Hauswirtschafterinnen" -<br />

liebevoll an die Bewohner unserer Gemeinschaft weiter.<br />

Nach einem ausgewogenen Speiseplan machen sich die<br />

Hauswirtschafterinnen auf den Weg und kaufen das<br />

frisch geerntete Gemüse in unserem Dorfladen ein.<br />

Aber auch die selbst hergestellten Produkte aus unserer<br />

Käserei wie Käse, Jogurt, Quark usw. gehören zu unserem<br />

Speiseplan.<br />

Wieder in den Häusern angekommen warten die<br />

Dörfler auf ihren Arbeitseinsatz. Nach schonender<br />

Vorbereitung wie Waschen, Bürsten, eventuell Schälen,<br />

können unsere Leute mit dem Schneiden beginnen.<br />

Dann sind die Hauswirtschafterinnen wieder gefragt.<br />

Unser Kochgut wird mit wenig Flüssigkeit gegart um<br />

Vitamine und Mineralstoffe zu erhalten. Die<br />

Gemüsebrühe wird zu Soßen oder Suppen verarbeitet.<br />

Wir achten darauf, dass die Speisen nicht zu früh<br />

gekocht werden, damit langes Warmhalten vermieden<br />

wird.<br />

Pünktlich zu 12.30 Uhr ertönt der Gong und es wird zu<br />

Tisch gebeten. Alle wissen, jetzt gibt es was zu essen.<br />

Nach einem gemeinsamen Tischgebet schmeckt es<br />

Allen gut.<br />

Karin Düker und Angelika Meis


Kürbisgemüse mit Gewürzgurken und Apfel<br />

500 g Kürbis mit Schale, am besten Hokkaido<br />

200 g säuerliche Äpfel<br />

3 Gewürzgurken<br />

1 Zwiebel<br />

2 Esslöffel Öl<br />

etwas Wasser<br />

Zwiebeln schälen, würfeln, mit dem gewürfelten Kürbis 10 Minuten dünsten.<br />

Mit Koriander, Dill, Ingwer, Basilikum, Zimt und Salz würzen. Danach die klein geschnittenen Äpfel dazu geben<br />

und noch mal 5 Minuten dünsten. Zum Schluss die klein geschnittenen Gurken dazu geben, mit etwas Gurkensud<br />

verfeinern.<br />

Fenchel<br />

1 - 1 ½ kg Fenchel<br />

50 g Butter<br />

2 - 3 Esslöffel Brösel<br />

200 g ger. Käse milde Sorte<br />

etwas Zitronensaft oder Milch<br />

Gewürze: Fenchelkörner, Senfkörner, Zitronensaft, Salz<br />

Zarte Blättchen zurück legen, äußere harte Blätter von der Knolle lösen, mit den Stielen und je ½ Teelöffel<br />

Fenchel- und Senfkörner zu Brühe aufkochen. Knolle ganz oder geteilt in der leicht gesalzenen Brühe mit etwas<br />

Zitronensaft oder Milch weich kochen (20 - 30 Minuten).<br />

In Auflaufform legen, mit Brösel, geriebenem Käse und Butterflöckchen belegen, 10 - 20 Minuten überbacken.<br />

Anrichten mit frischem Grün.<br />

Grünkernauflauf mit Möhren<br />

¼ l Wasser<br />

120 g Grünkern<br />

200 g Quark<br />

1 kleine Zwiebel und Knoblauchzehe<br />

300 g Möhren<br />

300 g Kartoffeln<br />

150 g Gouda<br />

3 Eier<br />

1 Bund Petersilie<br />

Das Wasser mit ½ Teelöffel Salz aufkochen. Den Grünkern hinein schütten und zugedeckt etwa 10 Minuten bei<br />

schwacher Hitze kochen. Dann 15 - 20 Minuten auf dem abgeschalteten Herd nachquellen lassen.<br />

Den Quark in einem Sieb abtropfen lassen.<br />

Die Zwiebeln und den Knoblauch schälen und würfeln. Die Möhren und die Kartoffeln waschen, schälen und<br />

raspeln. Den Käse grob reiben.<br />

Die Eier mit den vorbereiteten Zutaten verrühren.<br />

Die Petersilie waschen und fein hacken. Die Petersilie, den Quark und Salz und Pfeffer zu den Eiern geben.<br />

Den Backofen auf 200 ° vorheizen. Eine große Auflaufform gründlich mit Butter ausfetten. Den Grünkern abtropfen<br />

lassen, zu der Auflaufmasse geben und alles gut verrühren.<br />

14


Wenn das Saftmobil nach <strong>Sellen</strong> kommt,<br />

dann kannst Du was erleben…<br />

Vor zwei Jahren haben wir zum ersten Mal eine mobile<br />

Saftpresse eingeladen, um das Obst unserer 180 Bäume<br />

zu keltern. Da anfänglich nur 2 t Äpfel zusammen<br />

kamen, haben wir über die Zeitung auch anderen<br />

Gartenbesitzern angeboten, das Saftmobil zu nutzen<br />

(siehe <strong>Dorfbrunnen</strong>, Ausgabe 24). Dies war für viele<br />

eine bis dahin unbekannte Möglichkeit, ihr anfallendes<br />

Obst nicht nur zu Kompott oder Marmeladen zu verarbeiten<br />

oder sogar wegen Masse auf dem Kompost zu<br />

entsorgen, sondern daraus einen unübertrefflichen<br />

Direktsaft herzustellen. Dieser Saft ist außerdem in den<br />

angebotenen "Bag in Box"-Gebinden bis zu 2 Jahre<br />

haltbar.<br />

War in den letzten beiden Jahren die Resonanz überschaubar<br />

und gut in unseren Arbeitsrhythmus zu integrieren,<br />

war dieses Jahr der Ansturm unerwartet hoch.<br />

Gleich am ersten Tag nach den Herbstferien hatten wir<br />

das Saftmobil herbestellt und wieder Obstbaumbesitzer<br />

zum Keltern eingeladen. Obwohl wir uns den Zeitraum<br />

zwischen 8 und 10 Uhr zur Verarbeitung unseres Obstes<br />

freigehalten haben, standen die ersten Gäste bereits<br />

schon um 7 Uhr auf dem Hof. Selbst ein LKW mit 2 t<br />

Obst wollte gleich zu erst bedient werden. Aus der<br />

Nachbarschaft kamen Landwirte mit z.T. an ihren<br />

Treckern hängenden riesigen Beuteln. Wahre<br />

15<br />

Hoffeststimmung kam in <strong>Sellen</strong> auf. Viele lernten so<br />

zum ersten Mal die <strong>Dorfgemeinschaft</strong> kennen und<br />

waren von der Atmosphäre sehr angetan. Sie nutzten<br />

den Besuch um einen Einkauf in unserem Hofladen zu<br />

tätigen. Den wartenden Besuchern wurde spontan<br />

Kaffee, Kuchen und Brote angeboten. Viele kamen ins<br />

Gespräch mit den Dörflern aus der Gärtnerei und aus<br />

der Landwirtschaft, denn auch diese wollten den<br />

Landschaftspflegern beim Mosten helfen. Deren<br />

Offenheit und Hilfsbereitschaft wurde begeistert von<br />

den Gästen wahrgenommen.<br />

An diesem Tag wurde ohne Pause bis spät in den Abend<br />

gekeltert. Nur ein kleiner Teil unseres Obstes konnte<br />

verarbeitet werden. Ein Bauer musste ebenfalls ungeschehener<br />

Dinge den Hof verlassen.<br />

Schnell musste also ein weiterer Termin und eine mobile<br />

Saftpresse gefunden werden. Doch viele waren bis<br />

Ende November ausgebucht. Nur eine aus Aachen war<br />

für die letzte Oktoberwoche noch zu haben. Sie wollte


ursprünglich 2 Tage bleiben, musste letztendlich aber 3<br />

Tage bei uns verweilen. Denn zum einen hatten die<br />

Häuser und die Landschaftspflegegruppe eine<br />

Rekordernte zusammengetragen. 6 t Äpfel wurden an<br />

zwei Tagen zu 3600 L Apfelsaft verarbeitet ( zum<br />

Vergleich, letztes Jahr waren es nur 720 L).<br />

Ein Tag war auch wieder für Äpfelsammler von<br />

Außerhalb vorgesehen. Und sie kamen zum Teil mit der<br />

ganzen Familie aus dem gesamten Münsterland zu uns<br />

um auch ihren Kindern unseren Hof mit seinen Tieren<br />

vorzustellen. Insgesamt haben über 50<br />

Obstbaumbesitzer bei uns ihren Saft herstellen lassen.<br />

Durch diese Aktion konnten wir erreichen, dass einerseits<br />

unsere Gemeinschaft und ihre Produkte in der<br />

gesamten Region bekannter wurde. Andererseits fanden<br />

die Gäste auch wieder Freude an ihrem eigenen Obst<br />

und an deren Verarbeitung. Viele hatten schon mit den<br />

Gedanken gespielt, wegen der zu großen Ernte sich von<br />

ihren Bäumen zu trennen. Dabei ist die Erhaltung von<br />

Streuobstwiesen ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz<br />

(siehe Bericht an anderer Stelle in dieser Ausgabe).<br />

Ein anderer Effekt war, dass die Hilfsbereitschaft und<br />

das Zusammenhaltgefühl unserer <strong>Dorfgemeinschaft</strong><br />

Das zunehmende Artensterben von frei lebenden Tieren<br />

(bereits 40 % sind in Deutschland vom Aussterben<br />

bedroht) ist für die <strong>Camphill</strong>er eine Besorgnis erregende<br />

Tatsache. Daher hat sich die<br />

Landschaftspflegegruppe seit Bestehen der<br />

Gemeinschaft sehr darum bemüht, besonders an ihren<br />

Höfen, aber auch an allen weiteren Wohnhäusern,<br />

Gärten und Grünflächen neuen Lebensraum für viele<br />

einst häufig im Münsterland vorkommende Tierarten zu<br />

schaffen.<br />

Früher gehörten zu jedem landwirtschaftlichen Betrieb<br />

so genannte Streuobstwiesen, d.h. hochstämmige<br />

Obstbäume umsäumten jeden Bauernhof. Unter den<br />

"landschaftsprägenden Elementen", wie sie auch<br />

genannt werden, weideten Nutztiere und in den Apfel-,<br />

Kirsch-, Birnen- und Pflaumenbäumen konnten bis zu<br />

3000 verschiedene Tierarten (!) beobachtet werden, wie<br />

z.B. eine Vielzahl von Vögeln, Insekten und<br />

Säugetieren. In <strong>Sellen</strong> gab es nur noch wenige von diesen<br />

Nahrungsspendern. Daher wurden bereits 1993 15<br />

Obstbäume gepflanzt. Zwischen 1997 und 2002 kamen<br />

152 dazu, die hauptsächlich auf der Weide am<br />

Emmaushaus, auf dem Toschlag (hinter dem<br />

Novalishaus) und am Werkstattgebäude gepflanzt wur-<br />

16<br />

spontan gefordert wurde und funktionierte. Das<br />

Elisabethhaus bot sofort an, für die angereisten Gäste<br />

Kaffee und Getränke bereitzustellen. Die Bäcker und<br />

der Werkstattladen organisierte Kuchen und belegte<br />

Brote. Das Emmaushaus hat die gesamte Zeit die<br />

Mannschaft vom Saftmobil und die Mitstreiter aus der<br />

Landschaftspflegegruppe mit "(Mittag-)Essen auf<br />

Rädern" versorgt. Das Martinshaus stellte Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

die Gärtner Kisten für das Obst<br />

und die Landwirte Behältnisse für den Tresster.<br />

Letztendlich können alle im Dorf von dem köstlichen,<br />

unbehandelten Apfelsaft von selbst angepflanzten<br />

Bäumen trinken. Unsere Schweine in der<br />

Landwirtschaft werden lange von den angefallenen<br />

silierten Apfelresten (Tresster) als "Leckerli" beköstigt<br />

.Die Landschaftspfleger sind hoch motiviert, auch im<br />

nächsten Jahr mehrere Wochen lang Obst zu sammeln<br />

und zu lagern.<br />

Der Saft steht aber auch unseren Freunden in 10 l<br />

Boxen jeden Mittwoch in unserem Dorfladen zum Kauf<br />

zur Verfügung. Bereits auf dem Martinsmarkt hat er<br />

viele Abnehmer gefunden.<br />

Frank Freisewinkel<br />

<strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong>- Neugeschaffener<br />

Lebensraum auch für die frei lebende Tierwelt.<br />

den. Mittlerweile können wir nicht nur beobachten,<br />

dass eine Vielzahl von Bienen, Hummeln,<br />

Schmetterlingen, Singvögeln, Fledermäusen u.v.m.


diese Streuobstwiesen als Lebensraum nutzen, sondern<br />

wir selber profitieren von dem großen Ertrag und dem<br />

daraus gewonnenen Kompotten, Marmeladen und vor<br />

allem Most (siehe gesonderten Bericht).<br />

Doch es sollte nicht nur bei dieser Maßnahme bleiben.<br />

Der ehemalige Löschteich hinter dem Elisabethhaus<br />

wurde ökologisch aufgewertet. 1997 erhielt er einen<br />

mäandrierenden Bachlauf und 1999 wurde er entschlammt<br />

und zu einem Biotop besonders für<br />

Amphibien, also Kröten, Molche und Frösche umgewandelt.<br />

Eine weitere Maßnahme war das Anpflanzen mehrerer<br />

Vogelschutzhecken. Zwischen 1994 und 1998 wurden<br />

mehr als 7000 Heckenpflanzen gesetzt und dadurch ein<br />

fast 1,5 km langer dreireihige Gehölzstreifen angelegt,<br />

den Vögel, Säugetiere, Insekten und Amphibien als<br />

Unterschlupf, Brutplatz und Nahrungsquelle nutzen.<br />

Diese Hecken wurden um den Toschlag, auf der extensiv<br />

bewirtschafteten Fläche in Metelen und um den Hof<br />

101 angelegt.<br />

Im Jahr 2003 und 2004 baute die Landschaftspflegegruppe<br />

10 Fledermauskästen und 16 Nistkästen, die in<br />

<strong>Sellen</strong> und am Werkstattgebäude angebracht wurden.<br />

Jedes Jahr kann beim Reinigen im Herbst festgestellt<br />

werden, dass diese künstlichen Nisthöhlen gerne von<br />

Meisen, Kleibern, Spechten, Staren u.a. Singvögeln<br />

angenommen wurden.<br />

Auch wurden im gleichen Jahr Kopfweiden gepflanzt<br />

und gepflegt.<br />

3 Schleiereulenkästen wurden 2005 auf dem Hof 101 in<br />

den Scheunen angebracht und 2006 6 Steinkauzkästen<br />

in <strong>Sellen</strong> und 4 auf unserer landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche in Metelen.<br />

2007 bauten verschiedene Dörfler ein Bienenhotel mit<br />

Nistmöglichkeiten für Wildbienen und andere Insekten<br />

17<br />

(siehe <strong>Dorfbrunnen</strong>, Ausgabe 25). Außerdem wurde am<br />

Toschlag ein 150 m² großes, temporäres Stillgewässer<br />

(Teich, der im Sommer austrocknet) ausgebaggert.<br />

In diesem Jahr wurden zwei Turmfalkennistkästen an<br />

unsere Scheunengiebel angebracht. 2009 werden 2<br />

Nisthöhlen für Hummeln und andere Hautflügler aufgestellt.<br />

Diese Insekten werden dafür sorgen, dass unsere<br />

Obstbäume bestäubt werden.<br />

Auf der uns gehörenden 27 ha großen Ausgleichsfläche<br />

in Metelen, auf der im Sommer unsere Rinder weiden<br />

und unsere Heuernte durchgeführt wird, werden jedes<br />

Jahr Hecken und Feldgehölze angepflanzt oder aufgewertet,<br />

Kopfweiden gepflegt und Blänken (flache zeitweise<br />

mit Wasser gefüllte Tümpel) für Limikolen<br />

(Watvögel) freigehalten.<br />

Mit der `Unteren Landschaftsbehörde´, die uns bei all<br />

den genannten Maßnahmen finanziell unterstützte,<br />

wurde über unsere Streuobstwiesen, Weide- und<br />

Grünlandflächen ein Vertrag über Naturschutz abgeschlossen,<br />

der uns zur extensiven Nutzung verpflichtet.<br />

Da wir ein anerkannter Demeter-Betrieb sind, versteht<br />

sich dies sowieso für uns durch unsere biologisch-dynamische<br />

Wirtschaftsweise.<br />

Diese vielen Maßnahmen haben nicht nur verschiedene<br />

Tier- und Pflanzenarten auf unseren Grünflächen wieder<br />

heimisch gemacht, sondern auch viel<br />

Aufmerksamkeit bei unseren Bewohnern, bei Eltern<br />

und Besuchern bewirkt. Sie führten dazu, dass unsere<br />

Anregungen viele Gartenbesitzer inspirierten und<br />

damit Nachahmer fanden. Wenn dadurch die in NRW<br />

bedrohten frei lebenden Tierarten an verschiedensten<br />

Stellen wieder heimisch werden, konnten wir mit unseren<br />

Schutzmaßnahmen einen kleinen Beitrag gegen das<br />

Verschwinden der Artenvielfalt dazu leisten.<br />

Frank Freisewinkel


Zum Arbeits-Abschied von<br />

Frau Ursel Landsberg bei uns<br />

Bereits zu einem ersten Treffen mit Eltern, Mitarbeitern<br />

und Freunden vor ca. 16 Jahren unter der großen Eiche vor<br />

dem Elisabeth-Haus war Ursel Landsberg geladen.<br />

Damals wurde von den an der Dorf-Idee interessierten<br />

Menschen viel praktische Hilfe geleistet. Und Ursel ist so<br />

vielseitig begabt, dass sie bei allem mit anpackte:<br />

Gardinen nähen, Kostüme nähen, bei Theaterspielen mitmachen<br />

(z.B. auch Eurythmie), Kochen, Vertretung<br />

machen, Hilfe beim Nikolaus-Markt in Burgsteinfurt<br />

(heute unser "Martinsmarkt").<br />

Ab 1995 übernahm Ursel dann alle Sprechstunden-<br />

Aufgaben als Krankenschwester und versorgte uns alle<br />

während 3 Tagen mit Pflege, Fürsorge, 1.-Hilfe, Spülen,<br />

Ölbädern, Medizin, Ratschlägen, Arztbesuchen,<br />

Krankenhausbesuchen, 1.-Hilfe-Kursen, Pflegekursen<br />

u.u.u. bitte addieren, was Euch einfällt. Oft liefen die<br />

Drähte heiß zwischen <strong>Sellen</strong> und Lingen. Aber auch Sie,<br />

liebe Eltern, hatten in Frau Landsberg eine geduldige<br />

Zuhörerin und top-verlässliche Krankenpflegerin für Ihre<br />

Angehörigen.<br />

Ursel ist eine der schnellsten im Kollegium, sie hätte so<br />

manchen Marathon-Lauf gewinnen können! Wie viele<br />

Kilometer bist Du hier von Hof zu Hof gewetzt (hast Du<br />

viele Schuhe verbraucht ??) Ich hatte Dich doch noch<br />

gerade an der Arztzimmer-Tür gesehen und - leider konnte<br />

ich Dich nicht mehr am Mantelzipfel fassen, Du warst<br />

schon im Auto und fuhrst: zur Apotheke ... oder Werkstatt,<br />

um mit Freya Tengg-Kobligk zu sprechen, die<br />

Medizinkästen nachzuschaun, Peter Albrecht Hinweise zu<br />

Physiotherapie-Patienten zu geben, ach nein - heute sind ja<br />

die "Dorfvorträge" von Karl König), bei denen Du, wie<br />

beim "Heilpädagogischen Kurs" von Rudolf Steiner mitwirktest.<br />

Oder bist Du gerade in der Therapeutischen Gruppe und<br />

bereitest die abendliche therapeutische Konferenz vor?<br />

Eine Mutter braucht einen Rat, so schaust Du geschwind<br />

zu einem kranken Mitarbeiter-Kind. Stopp, Jorrit, warte,<br />

Ursel kommt gleich und verbindet deinen Arm. Die<br />

Blutabnahme hat prima funktioniert, der Patient hielt still!<br />

Nun muss sie schnell die Tücher vom Öl-Dispersionsbad<br />

trocknen und kurz danach noch die Bewohnerakten nachdokumentieren.<br />

Und nun steht Lieselotte vor der Tür und<br />

will wissen, wie die letzte Sprechstunde verlaufen ist,<br />

aber: Nachbesprechung mindestens 1 Stunde und ...<br />

Gespräche folgen.<br />

Und die Heimaufsicht kontrolliert alle medizinischen<br />

Doku's und ist sehr zufrieden!<br />

Verzeihen Sie - schwirrt Ihnen auch schon der Kopf -<br />

Nein? Dann nur nicht, weil Sie wissen: trotz aller Vielfalt,<br />

Geschwindigkeit und Größe der Aufgabe: Frau Landsberg<br />

ist eine Meisterin in ihrem Fach und bewahrt alle nötige<br />

Ruhe!<br />

18<br />

Bei aller Fröhlichkeit gab es auch in diesen Jahren viele<br />

ernste Stunden, die uns noch tiefer miteinander in der<br />

Arbeit verbunden haben. Die Krankheit der Dörfler/innen,<br />

die Kritik an unserer Arbeit, Sorgen um die<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> - besonders, wenn tragende Mitarbeiter<br />

uns verließen - und zuletzt der Tod von uns lieben nahen<br />

Menschen, Dörflern, Mitarbeitern, Angehörigen und nun<br />

ist in diesem Jahr auch noch der Mensch, mit dem Du/wir<br />

am engsten zusammengearbeitet haben, über die Schwelle<br />

gegangen: Dr. Gregor Sträter. Dieser Verlust hat Dich und<br />

uns tief getroffen und betroffen gemacht.<br />

So werden wir Menschen kräftig in die Übung genommen,<br />

Abschied nehmen zu lernen und uns auf diesem Wege<br />

immer wieder den wirklichen Lebensfragen zuzuwenden:<br />

Was ist der Mensch, woher kommt er, wohin geht er? Das<br />

besonders bei großen Erdabschieden -<br />

Liebe Ursel, dennoch, wie sehr werden wir Dich vermissen<br />

und schon den Hörer in der Hand halten: "Ursel, Fritz<br />

hat 39* Temperatur, was soll ich machen??" Bitte entschuldige,<br />

dass wir Dich so schnell noch nicht loslassen<br />

werden! Und Frau Maria Joos möge uns verzeihen, wenn<br />

wir noch an Ursels Rat "hängen". Danke, dass Du unsere<br />

neue junge Krankenschwester noch eingearbeitet hast.<br />

Wie können wir Dir nur danken, liebe Ursel?<br />

1000 Mal!<br />

Wir wünschen Frau Landsberg alles erdenklich Gute und<br />

freuen uns auf Besuche von ihr.<br />

Deine alte Lieselotte und alle von uns.


Linda Schwartze<br />

Mein Name ist Linda und ich werde im Januar 21 Jahre alt.<br />

Seit September wohne ich im Elisabeth-Haus, wo ich mir ein<br />

schönes Zimmer einrichten durfte.<br />

Im Frühjahr dieses Jahres, während meines Praktikums, hatten<br />

ich Gelegenheit, die Dörfler kennen zu lernen. In dieser<br />

Zeit war ich vormittags im hauswirtschaftlichen Bereich tätig<br />

und nachmittags bin ich mit Frank in der<br />

Landschaftspflegegruppe gewesen.<br />

Im September durfte ich dann hier herziehen und weil ich<br />

auch jetzt wieder (wie oben beschrieben) dort eingesetzt bin,<br />

fiel es mir nicht ganz so schwer, mich einzuleben.<br />

Aufgewachsen bin ich in einem 800-Einwohnerdorf in der<br />

Nähe von Geseke, wo auch meine Eltern mit meinem großen<br />

Bruder und unserem Hund leben.<br />

Hier kennt mich fast jeder, weil ich sehr kontaktfreudig bin,<br />

und auch immer dort zu finden, wo etwas los ist.<br />

Ich fahre sehr gerne mit meinem Fahrrad und im Sommer<br />

liebe ich es, schwimmen zu gehen.<br />

Konzerte mit den Emsperlen sind absolute Highlights, auf die<br />

ich mich besonders freue, wenn sie Live-Auftritte in meiner<br />

Nähe haben.<br />

An <strong>Camphill</strong> gefällt mir besonders, dass ich hier das dörfliche<br />

Miteinander ähnlich wie zu Hause empfinde.<br />

Dominik Wulff<br />

Ich heiße Dominik Wulff und wurde am 15. November 1988<br />

in Bochum geboren. Also bin ich gerade 20 Jahre alt geworden.<br />

Im Jahre 1992 bin ich in eine Pflegefamilie in Dortmund<br />

gekommen. Zu meinem leiblichen Vater habe ich noch<br />

Kontakt. Meine Mutter kenne ich nicht. Meine Pflegefamilie<br />

hatte viele Tiere mit denen ich aufgewachsen bin. Dies ist<br />

auch der Grund für meine Tierliebe.<br />

1995 bin ich eingeschult worden. Bis zur 4. Klasse konnte ich<br />

noch bei meiner Pflegefamilie leben.<br />

Im Jahr 2000 bin ich dann nach Herdecke ins Kinderhaus<br />

umgezogen. Dort hatte ich ein Jahr Einzelunterricht. In der<br />

10. Klasse bin ich dann nur morgens in die Schule gegangen<br />

und danach besserte ich mein Taschengeld in einem<br />

Pferdestall auf. Ich habe die Pferdeboxen geputzt und ausgemistet.<br />

Dann pflegte ich auch die Pferde. Dies geschah unter<br />

professioneller Betreuung.<br />

Im Jahr 2006 habe ich einer älteren Frau im Haushalt geholfen.<br />

Ich kochte zum Beispiel für sie. Dies machte ich bis zum<br />

30. August 2006. An diesem Tag zog ich nämlich ins Salvator<br />

Kolleg in Hövelhof. Dort wohnte ich in einer<br />

Außenwohngruppe in Paderborn. Dort ging ich in die<br />

Gärtnerei und in die Werkstatt.<br />

Am 1. September <strong>2008</strong> zog ich dann nach <strong>Sellen</strong>. Hier wohne<br />

ich im Novalishaus. Morgens arbeite ich in der<br />

Landwirtschaft und nachmittags in der Gärtnerei. Ich möchte<br />

19<br />

Es ist schön, hier so nette Freunde gefunden zu haben, die mir<br />

den Start in einen neuen Lebensabschnitt erleichtern.<br />

Linda Schwartze<br />

bald auch einmal in der Werkstatt arbeiten. Ich habe mich<br />

noch nicht so richtig eingewöhnt, hoffe aber dass die<br />

Eingewöhnungszeit nicht mehr so lange andauert.<br />

Zum Schluss habe ich noch einen Wunsch: Ich wünschte mir,<br />

dass sich die <strong>Dorfgemeinschaft</strong> Zwergponys zulegt. Diese<br />

würde ich dann versorgen. Man könnte sie als so eine Art<br />

Streichelzoo für die Dörfler nehmen. Die Dörfler können so<br />

ein Verhältnis zu dem Tier aufbauen und so könnte es ihnen<br />

besser gehen.<br />

Dominik Wulff


Die jungen Helfer in unserer <strong>Dorfgemeinschaft</strong><br />

Zivis, Jahrespraktikanten und Freiwillige<br />

Die Gruppe der Freiwilligen<br />

Laura Patricia Saldarriaga Santa aus Kolumbien. Sie lebt im Elisabethhaus und arbeitet<br />

halbtags auch in der Textilwerkstatt.<br />

Icaro Santos aus Brasilien. Er lebt im Martinshaus und arbeitet halbtags auch im Laden und in<br />

der Textilwerkstatt.<br />

Valéria Oliveira dos Santos aus Brasilien. Sie lebt im Brinkhaus und arbeitet zusätzlich<br />

halbtags in der Gärtnerei.<br />

Khatira Soltanova aus Aserbeidschan . Sie lebt im Johannneshaus und arbeitet halbtags in der<br />

Kerzenwerkstatt.<br />

Kingdom Kheswa aus Südafrika. Er lebt und arbeitet im Raffaelhaus.<br />

Diese jungen Freiwilligen aus aller Welt erreichen unsere <strong>Dorfgemeinschaft</strong> über die `Freunde<br />

der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.´<br />

20


Praktikanten berichten<br />

Ich weiß es nicht, wie das überhaupt war, dass ich<br />

mich für Deutschland entschieden habe. Als der<br />

Koffer schon gepackt war und ich im Auto zum<br />

Flughafen saß, habe ich plötzlich Angst bekommen,<br />

dass ich 1 Jahr - 12 Monate - 365 Tage weg sein<br />

werde! Ich erinnere mich, dass Natascha, mit ihr bin<br />

ich geflogen, zu spät am Flughafen war. Dann saßen<br />

wir im Flugzeug. Unsere Handys waren aus. Und das<br />

war die letzte Möglichkeit noch Kontakt mit Mami<br />

und Papi zu halten!!!<br />

Deutschland ... Nein ... Ich ... speak ... nicht ... sprechen<br />

... Pass? ... Was? ... Wo ist mein Koffer? Wer<br />

holt uns ab? Wo werden wir wohnen? Spricht hier<br />

jemand russisch? Ich kann mich fast nicht mehr an<br />

das 1. Seminar von "Freunde für Erziehungskunst"<br />

erinnern.<br />

Und dann kamen wir nach <strong>Sellen</strong>.<br />

Natascha war im ersten Haus. Brinkhaus. Liobar war<br />

im zweiten. Martinshaus. Ich war im Wald ...<br />

Jetzt finde ich, dass mein Haus natürlich den besten<br />

Platz hat. Mit frischer Luft, Wiesen, Wäldern, mit<br />

Roggen und Kornblumen. Bei mir gibt es noch See,<br />

Eichhörnchen, Hasen und viele Vögel. Tolles<br />

Naturerlebnis! (Ich bin in Russland in einer großen<br />

Stadt aufgewachsen. Dann studierte ich in Moskau).<br />

Anfangs habe ich nicht so viel geredet, aber ich mag<br />

es.<br />

Um 6 Uhr Aufstehen war besonders schwer. Dann<br />

war alles zum ersten Mal: Schrecklich! Ich habe zum<br />

ersten Mal allein die Dörfler geweckt, Essen ausgeteilt,<br />

geduscht, in der Werkstatt gearbeitet, die<br />

Laufgruppe begleitet, im Haushalt gearbeitet. Es war<br />

schwierig und interessant.<br />

21<br />

Tief, tief in uns wohnt die Seele.<br />

Noch niemand hat sie gesehen,<br />

aber jeder weiß, dass es sie gibt.<br />

Und jeder weiß auch, was in ihr ist.<br />

In der Seele.<br />

In ihrer Mitte steht ein Vogel<br />

auf einem Bein.<br />

Der Seelenvogel.<br />

Und er fühlt alles,<br />

was wir fühlen.<br />

"Der Seelenvogel"<br />

Carlsen Michael S.<br />

Aber dann war für mich alles langweilig. Zu dieser<br />

Zeit wusste ich noch nicht diese Besonderheit von<br />

<strong>Camphill</strong>, mit den Dörflern zusammen zu arbeiten.<br />

In <strong>Camphill</strong> ist der Rhythmus wichtig, aber es gibt<br />

nie "noch ein mal"! Wie viel mal habe ich "wie zum<br />

ersten Mal" Sultane, Marion, Carlotta und Henriette<br />

geweckt? Und jedes Mal ist das ein großes Erlebnis.<br />

Man muss immer für das Leben wach sein. Dadurch,<br />

dass ich die Herausforderung angenommen habe, hat<br />

sich mein Verhältnis zu den Menschen um mich<br />

herum anders entwickelt, bzw. ist mein Weg anders<br />

verlaufen. Ich habe gelernt, in jeder Situation etwas<br />

Neues und Interessantes zu finden und die Arbeit<br />

nicht nur mit den Händen, sondern auch mit Kopf<br />

und mit Seele zu leisten. Ich habe hier in <strong>Sellen</strong> zum<br />

ersten Mal gesehen, dass auch Wolle kämmen und<br />

kardieren große Bedeutung haben können, auch<br />

wenn jemand das lebenslang macht. Aber wenn ich<br />

meine Arbeit richtig liebe, dann bedeutet die auch für<br />

Andere viel mehr. Liebe und Zufriedenheit mit kleiner<br />

Arbeit (die unter Umständen auch unsinnig<br />

erscheinen kann) begeistert mich.<br />

Freundschaft ist etwas, was sich im Laufe des Jahres<br />

für mich sehr verändert hat. Dieser Begriff heißt jetzt<br />

für mich Freude und Schaffen (Anfangs habe ich<br />

gedacht, das Wort hieße Freudschaft). Das heißt, dass<br />

ich viele Freunde habe, mit denen ich einfach mit<br />

Freude und Spaß zusammen arbeiten kann.<br />

Noch ein paar Erlebnisse:<br />

Ich war Maria im Christgeburtsspiel. Ich vergesse<br />

nie, wie meine Arme weh getan haben, weil ich so<br />

lange ohne Bewegung "das Kind" halten musste.<br />

(Und eigentlich weiß ich überhaupt nicht, wie man


ein Kind hält). Und noch ein anderes Gefühl: Die<br />

Stimmung, die da im Saal war, empfand ich<br />

besonders schön, weihnachtlich. -<br />

Ich habe "Die grüne Schlange" gelesen, plastiziert,<br />

Eurythmie gemacht, Flöte gespielt und viele schöne<br />

Lieder gesungen. Jetzt gibt es einen neuen Kurs für<br />

uns "Praktikantsche": Schnitzen. Das macht viel<br />

Spaß.<br />

Ich war in verschiedenen Städten in Deutschland,<br />

habe alle Bundesländer auswendig gelernt und viel<br />

Früher in meinem anderen Leben habe ich im<br />

Dschungel gelebt. Da war ich ein<br />

Dschungelkind. Ich hatte ganz schwarze Haare<br />

und ganz schwarze Haut von Kopf bis Fuß. Das<br />

war sehr schön. Den ganzen Tag habe ich im<br />

Dschungel gespielt und bin rumgeklettert. Jetzt<br />

in meinem Leben habe ich blonde Haare und<br />

eine weiße Haut. Aber hier in den Bergen werde<br />

ich nun von der Sonne wieder ganz braun. Erst<br />

das Gesicht, meine Nase, meine Stirn, dann<br />

meine Arme. Und wenn es jetzt erst richtig heiß<br />

wird, ziehe ich noch mein Hemd aus und werde<br />

überall braun.<br />

22<br />

neue Leute getroffen, einige verloren. Ich habe R.<br />

Steiner im Original gelesen und mit "echten"<br />

Anthroposophen geredet. Seele, Geist,<br />

Reinkarnation, "Phrasendreschmaschine" sind nicht<br />

mehr so fremde Wörter für mich.<br />

Danke dir, <strong>Sellen</strong>.<br />

Danke, Johannes-Haus<br />

Eure Anja Klimova, Russland<br />

Auf einer langen Wanderung in den sonnigen Dolomiten erzählt Marc<br />

seinen Wanderkameraden folgende Geschichte:<br />

Und dann komme ich in drei Wochen nach<br />

<strong>Sellen</strong> zurück. Lieselotte macht die Tür auf, aber<br />

sie erkennt mich nicht mehr.<br />

"Geh weg, verschwinde du Dschungelkind,"<br />

sagt sie " du störst hier in <strong>Sellen</strong>!"<br />

Ja, so wird das sein......<br />

Marc Menken<br />

(Da die Geschichte aus seinem früheren Leben allen<br />

so gefiel, hat Marc sie am Abend in gemütlicher<br />

Runde noch einmal erzählt. Dabei konnten wir sie<br />

aufschreiben)


Sexualität und Partnerschaft<br />

Im Frühjahr <strong>2008</strong> beschäftigten wir uns in der offenen<br />

Grundlagenarbeit der Häuserkonferenz längere<br />

Zeit mit dem Thema "Sexualität und Partnerschaft".<br />

In ausführlichen Beiträgen und Aussprachen wurde<br />

deutlich, wie wichtig bewußtes, offenes Ansprechen<br />

des Umgangs mit der menschlichen Sexualität ist.<br />

Von entscheidender Bedeutung ist dabei das<br />

Menschenbild, an dem wir uns orientieren.<br />

Die speziellen Fragen des Zusammenlebens mit und<br />

von Dörfler/Innen betreffen das Spannungsfeld von<br />

individuellen Erfahrungs - und<br />

Entwicklungsspielräumen einerseits und der partiellen<br />

Verantwortung mit anderen für andere ..<br />

Klar wurde auch, daß die Zeiträume zur gemeinsamen<br />

Bearbeitung der vielen wichtigen Themen<br />

knapp, oft zu knapp sind.<br />

Beim Einstieg neuer Mitarbeiter können nicht alle<br />

Grundlagen zeitnah und angemessen ausführlich<br />

behandelt werden. Im Zusammenleben werden wir<br />

u.U. mit entsprechenden Problemen sehr plötzlich<br />

konfrontiert.<br />

Bei Unsicherheiten - und wer ist in diesem Bereich<br />

wo es andere betrifft absolut sicher - erscheint es uns<br />

23<br />

es sinnvoll, Möglichkeit zur Orientierung aber auch<br />

Ansprechpartner zu haben.<br />

Daher entschieden wir uns nach den Sommerferien<br />

in der Häuserkonferenz<br />

für den aktuellen aber auch für den grundlegenden<br />

Gesprächsbedarf bezüglich Partnerschaft und<br />

Sexualität möglichst eine Frau und einen Mann als<br />

zuständige Ansprechpersonen zu suchen. Ulrike<br />

Radic und Adriaan Jolles haben sich dafür bereit<br />

erklärt.<br />

Mein Anliegen ist es, daß dieses besondere Lernfeld<br />

weiter im Alltag bearbeitet wird. Ich sehe mich als<br />

Lernenden und bin überzeugt davon, daß auf diesem<br />

Gebiet kontinuierlicher Einsatz erforderlich ist. In<br />

diesem Sinne wollen wir unsere neuen Rollen als<br />

Ansprechpersonen für Partnerschaften hier vorstellen.<br />

Gespannt bin ich, wie sich die Initiative entwikkelt,<br />

welche Nachfragen und Aufgaben sich ergeben<br />

werden.<br />

Adriaan Jolles<br />

Ein Versuch, in leichter Sprache unsere neue<br />

Aufgabe zu erklären:<br />

"Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Als<br />

Mann und Frau schuf er sie."<br />

Die Geschlechtlichkeit gehört zu unserer Aufgabe,<br />

ganz Mensch zu werden. Diese Aufgabe ist manchmal<br />

schön und manchmal schwierig. Partnerschaft,<br />

Sexualität, Anziehung und Erotik sind wesentlicher<br />

Teil unseres Mensch-Seins. Das müssen und dürfen<br />

wir in unserer Gemeinschaft leben und begleiten. Es<br />

ist ganz verschieden, wie jeder Mensch diesen Teil<br />

ausleben kann und will.<br />

Ein Mann und eine Frau, Adriaan und ich, haben es<br />

nun übernommen, diesen Teil unseres Lebens in<br />

<strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong> im Bewusstsein zu halten. Wir werden<br />

regelmäßig etwas dazu lesen und darüber sprechen,<br />

auch mit Menschen aus anderen Orten. Und<br />

wir wollen ab und zu in Konferenzen darüber reden:<br />

wie können wir alle dazu beitragen, dass jeder<br />

Mensch in <strong>Sellen</strong> auch sein Mann-Sein und sein<br />

Frau-Sein so leben kann, wie es für ihn richtig ist?<br />

Müssen wir in unseren Häusern und im Dorf etwas<br />

verändern, damit das leichter geht? Wo müssen wir<br />

uns schützen vor Handlungen, die jemand nicht will<br />

und die ihm schaden?<br />

Die Dörfler und die Mitarbeiter können mit Fragen<br />

oder mit Vorschlägen zu dem Thema zu Adriaan oder<br />

mir kommen.<br />

Sicherlich bewegt das Thema auch viele Eltern. Wir<br />

würden uns daher sehr freuen, wenn auch sie sich mit<br />

ihren Fragen und Problemen an uns wenden würden.<br />

Selbstverständlich wird alles nur streng vertraulich<br />

behandelt und wir werden uns für solche Gespräche<br />

Zeit nehmen.<br />

Ulrike Radi ć


Der Samstagmorgen in unserer WG<br />

Seit dem 1. September lebe ich im WG-Haus der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong>, in der<br />

Steintorfeldmark.<br />

Am Samstagvormittag habe ich freie Bahn im Haus, da<br />

sind meine drei<br />

Mitbewohner unterwegs.<br />

In dieser Zeit<br />

mache ich einige<br />

Hausarbeiten auch für<br />

die Anderen mit, weil<br />

die anderswo arbeiten:<br />

Im <strong>Camphill</strong>-Laden in<br />

der Wasserstraße und im<br />

Tierheim "Rote Erde´"<br />

in Rheine.<br />

Mit Ulrike Berger spreche<br />

ich morgens das<br />

Kochen zu Mittag ab<br />

und lege dann mit dem<br />

Kochen um etwa 11 Uhr<br />

los. Es gibt Dinge, die ich schon ganz gut allein kann,<br />

z.B. Salatsoße machen und verschiedene Salate herstellen.<br />

Zum Nachtisch kann ich schon selbstständig<br />

Quarkspeisen, Früchtejoghurt und Obstsalat. Alles<br />

andere zeigt Ulrike mir und hilft mir, wenn es schwierig<br />

ist. Allen hat mein Essen bisher gut geschmeckt und<br />

es ist schön, wenn Angelika, Veith und Nadine mich für<br />

mein Mittagessen loben.<br />

Katharina Mücke<br />

Veith und ich arbeiten seit einigen Wochen am<br />

Samstagvormittag für etwa drei Stunden im <strong>Camphill</strong>-<br />

24<br />

Laden in der Wasserstraße mit. Es macht uns beiden<br />

viel Spaß, da verschiedene Arbeiten auszuführen und<br />

etwas vom Ladenbetrieb kennen zu lernen.<br />

Am schönsten ist es, wenn besonders viele Kunden<br />

kommen. Wir haben dann zwar auch viel Arbeit, z.B.<br />

mit dem Geschirrspülen. Aber wir sehen auch viele<br />

Menschen, und die meisten sind nett und unterhalten<br />

sich mit uns. Wir lernen, wie viele Arbeit in so einem<br />

Café zu erledigen ist, und wir sind stolz darauf, wenn<br />

jemand unsere Werkstattprodukte kauft, z.B. etwas, was<br />

ich selber gefilzt oder genäht habe. Mit Veith arbeite<br />

ich gut Hand in Hand zusammen, und wenn wir mittags<br />

in unser WG-Haus kommen, haben wir immer tüchtig<br />

Hunger. Gut, dass Katharina dann schon für unser<br />

Mittagessen gesorgt hat.<br />

Nadine Klak und Veith Fikuart<br />

Seit ich im WG-Haus wohne, habe ich im Tierheim<br />

"Rote Erde" eine Katzenpatenschaft übernommen.<br />

Jeden Samstagmorgen bringt Ulrike Berger mich mit<br />

dem Auto dort hin, und ich bleibe da für etwa drei<br />

Stunden.<br />

Ich helfe als Erstes<br />

bei der Pflege und<br />

Versorgung der<br />

Katzen mit und<br />

mache das, was mir<br />

die Tierpfleger als<br />

Arbeit geben. Wenn<br />

alles sauber ist und<br />

die Tiere Wasser und<br />

Futter haben, kümmere<br />

ich mich um<br />

verängstigte Katzen,<br />

die ihr Vertrauen zu Menschen verloren haben. Ich spiele<br />

mit ihnen, streichele sie und spreche freundlich und<br />

ruhig mit ihnen. Die Katzen sollen ihre Angst und<br />

Scheu überwinden und sich wieder an Menschen<br />

anschließen. Wenn diese ängstlichen Katzen mutiger<br />

werden, kann man sie wieder abgeben, wenn<br />

Tierheimbesucher eine Katze zu sich nehmen möchten.<br />

Katzen, die sich nur verstecken , fauchen. Wichtig, dass<br />

sie sich wieder an Menschen gewöhnen. Ich mache<br />

diese Arbeit im Tierheim sehr gerne.<br />

Angelika Kolb<br />

Vielen Dank allen Helfern und Spendern, die dazu beigetragen haben, dass unser WG-Haus so<br />

rasch renoviert und eingerichtet werden konnte. Viele kleine und große Gaben haben ermöglicht,<br />

dass unser Haus praktisch gut ausgestattet ist und wohnlich gestaltet werden konnte. Dank auch<br />

für viele gute Wünsche zum Start und echtes Interesse an unserer neuen Lebensgemeinschaft.<br />

Katharina, Nadine, Angelika, Veith und U.Berger


Über die "Reha-Care"-Messe in Düsseldorf<br />

Wie seit vielen Jahren so haben wir auch in diesem<br />

Jahr vom 15. - 18.10. an der Reha-Care Messe in<br />

Düsseldorf teilgenommen.<br />

Schon vor vielen Jahren wurde von Familie<br />

Berthold aus Föhrenbühl angeregt, mit einem<br />

Informationsstand für den Freundeskreis <strong>Camphill</strong><br />

an dieser großen Messe teilzunehmen.<br />

Nachdem 2003 und 2004 die Familien Pladies,<br />

Ostermann und Prahm auf der Messe den<br />

Freundeskreis <strong>Camphill</strong> vertreten hatten, setzten<br />

wir anschließend diese Tradition fort.<br />

Die Reha-Care-Messe ist ein internationaler<br />

Treffpunkt mit 800 Ausstellern aus 30 Ländern.<br />

Sie deckt die Bereiche Rehabilitation, Prävention,<br />

Integration und Pflege ab.<br />

Auf einem Gemeinschaftsstand der BAG-<br />

Selbsthilfe neben der Bundeselternvereinigung<br />

(BEV) repräsentieren wir den "Freundeskreis<br />

<strong>Camphill</strong>".<br />

Neben vielen intensiven und bewegenden<br />

Gesprächen gab es diesmal drei heraus ragende<br />

Ereignisse:<br />

• Einige Eltern, die uns vorher schon in <strong>Sellen</strong><br />

besucht hatten, kamen wieder, um sich weiter<br />

zu informieren. Sie waren einfach begeistert<br />

und haben vor, eine "<strong>Camphill</strong>-Gemeinschaft"<br />

in der Nähe von Aachen zu gründen. Viel<br />

Glück!<br />

• Unsere Werkstattprodukte wurden gut verkauft.<br />

Mittlerweile haben wir schon Stammkunden.<br />

Die Renner waren die Zapfen-Kerzen und die<br />

Haushalts-Schürzen.<br />

• Erstmals hatten wir Verstärkung von Jutta<br />

Kohaus, das war schön und erfreulich.<br />

Es besuchen uns viele junge Menschen, die eine<br />

heilpädagogische Ausbildung machen wollen oder<br />

Praktikumsplätze suchen.<br />

Auch besuchen uns immer wieder junge Leute, die<br />

in <strong>Camphill</strong>-Gemeinschaften waren und begeistert<br />

von dieser schönen Zeit berichten.<br />

25<br />

Für uns ist die Messe schön und anstrengend und<br />

es gibt schicksalhafte Begegnungen, die uns stark<br />

machen.<br />

Stolz sind wir als <strong>Camphill</strong>-Eltern, dass wir unsere<br />

Erfahrungen allgemein und speziell über<br />

<strong>Camphill</strong>-Lebensgemeinschaften weitergeben dürfen.<br />

Abends sind wir geschafft, aber glücklich.<br />

Leider können wir aus gesundheitlichen Gründen<br />

im nächsten Jahr vom 14. - 18.10. nicht mehr an<br />

der Messe teilnehmen.<br />

Wir bitten daher alle <strong>Camphill</strong>-Eltern und -freunde,<br />

die uns ablösen möchten, sich bei uns zu melden.<br />

Denn wir empfinden es als eine Ehre, dass wir<br />

als Freundeskreisvertreter an dieser wichtigen<br />

Messe teilnehmen dürfen.<br />

Liebe Grüße an alle <strong>Sellen</strong>er!<br />

Gudrun und Heinz Nottebaum


Liebe Dörfler, Mitarbeiter, Eltern und Betreuer!<br />

Seit Johanni ist wieder viel passiert. Als Platzvertreterin<br />

und als Mitglied im Freundeskreis war ich vom 31. 10.<br />

08 - 1. 11. 08 auf der Vorstandssitzung und auch auf der<br />

Mitgliederversammlung am 2. 11. 08 im neuen<br />

<strong>Camphill</strong>-Tagungszentrum in Frickingen am<br />

Bodensee. Es war allumfassend wieder eine schöne<br />

Erfahrung, Neuigkeiten von anderen Plätzen zu hören,<br />

bekannte und unbekannte Menschen zu treffen, deren<br />

Verbundenheit durch unsere gemeinsame Aufgabe doch<br />

eine ungezwungene Nähe erzeugt - "typisch" für<br />

<strong>Camphill</strong>! Zentraler Diskussionspunkt war der<br />

Gedanke der Gemeinschaft im Heute und in der<br />

Zukunft vor dem Hintergrund aktueller Sozialpolitik,<br />

die durch das Modell des ambulant betreuten Wohnens<br />

einerseits das Recht auf Individualisierung berücksichtigt,<br />

andererseits die Gemeinschaft in ihrer jetzigen<br />

Form mit ihren gemischten Strukturen vor Probleme<br />

stellt. Viele Eltern äußerten auch ihre Sorgen hinsichtlich<br />

der Problematik ihrer älteren Kinder im angehenden<br />

Rentenalter.<br />

Hier nun einige Nachrichten: Die Zeitschrift "Die<br />

Brücke" wurde von einem neuen Redaktionsteam übernommen,<br />

so dass weiterhin ein Austausch innerhalb der<br />

Plätze - "Die Brücke" als verbindende Brücke - bestehen<br />

bleibt. Auf der Mitgliederversammlung wurde der<br />

bisherige Schatzmeister Shoumo Roy verabschiedet.<br />

Als neue Schatzmeisterin wurde einstimmig Frau<br />

Hildegard Drittenpreis gewählt. In diesem<br />

Zusammenhang muss ich leider darauf hinweisen, dass<br />

die Mitgliederzahl des FKC weiterhin rückläufig ist.<br />

Bitte werden Sie Mitglied im FKC oder bleiben Sie es<br />

und vergessen auch nicht, den Beitrag von 50 € zu überweisen,<br />

wie leider oft geschehen. Der Mitgliedsbeitrag<br />

kommt den Plätzen, also auch unserer<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> zu Gute - besonders wichtig in dieser<br />

Zeit der Sparpolitik im sozialen Bereich.<br />

Der Initiativkreis des Freundeskreises <strong>Camphill</strong> hat<br />

wieder Einiges über seine Aktivitäten zu berichten.<br />

Zum Beispiel konnten wir dank ihrer Spenden und ihrer<br />

Mitgliedsbeiträge der Kulturgruppe, der Stiftung, dem<br />

Unterstützungsfond (UFC) und dem <strong>Dorfbrunnen</strong><br />

diverse Spenden zukommen lassen. So konnte auch<br />

dem Wunsch nach Neuanschaffung einer größeren,<br />

bequemeren Schaukel für Erwachsene und motorisch<br />

Eingeschränkte entsprochen werden: ab November sind<br />

26<br />

nun alle zum Schaukeln in großen Schaukelsitzen eingeladen<br />

(Nähe Emmaus-Haus). Die Schaukeln haben<br />

bereits ihre erste Belastungsprobe durch das <strong>Sellen</strong>er<br />

"TÜV-Schaukelteam" Marie Bollen und Angelika<br />

Kloppenborg bestanden und wurden für gut befunden.<br />

Schaukeln macht nicht nur Spaß in allen Lebenslagen,<br />

sondern ist auch - wissenschaftlich bewiesen - sehr förderlich<br />

bei der Vernetzung von Sinneswahrnehmungen!<br />

Also, nix wie rauf und geschaukelt!<br />

Zu Sinneswahrnehmung fällt mir auch gleich der<br />

Martinsmarkt ein, der wieder ein voller Erfolg war.<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> und Freundeskreis haben mit vereinten<br />

Kräften der Öffentlichkeit wieder einen sinnlichen,<br />

kreativen und qualitativ hochwertigen Martinsmarkt<br />

geboten. Ein herzliches Dankeschön allen Beteiligten!<br />

Insbesondere den engagierten Eltern der<br />

Vorbereitungsgruppe aus dem Freundeskreis Steinfurt<br />

gebührt an dieser Stelle eine Anerkennung für ihren<br />

vielseitigen Einsatz.<br />

Ich wünsche Euch und Ihnen ein gesegnetes<br />

Weihnachtsfest und eine besinnliche und friedvolle Zeit<br />

im Kreise der Lieben!<br />

Jutta Kohaus<br />

(Platzvertreterin)<br />

Tel./Fax: 0234-797022<br />

E-Mail: jutta.kohaus@web.de


Die große Dorfversammlung<br />

Auf der Großen Dorfversammlung am 28. November werden die 10jährigen geehrt und ein neuer<br />

Sozialrat gewählt.<br />

Die 10jährigen: Alice Röhrich, Henriette Narjes, Philipp Haug, Christian Pfaff, Nadine Klak<br />

und in Abwesenheit Britta Schwarz und Margitta Ogundare<br />

Nach langer Tätigkeit verabschiedet sich Harry Pladies aus dem Sozialrat. Unter großem Beifall bedankt<br />

sich die <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong> für seinen unermüdlichen Einsatz.<br />

Der neue Sozialrat stellt sich vor:<br />

Margret Fikuart, Karl Wagenfeldt-Str. 97, 48565 Steinfurt, Tel. 02551-5747<br />

Walter Steveker, Eichenstr.12, 48455 Bad Bentheim, Tel. 05922-3272<br />

Brigitte Maudanz, Langeworth 8, 48159 Münster, Tel. 0251-235866<br />

Marlene Prahm, Woord 13, 48366 Laer, Tel. 02554-1619<br />

27


Martinsmarkt am 9. November <strong>2008</strong><br />

Es war ein warmer, sonniger Tag. Hatte es morgens noch aus<br />

allen Wolken geschüttet, mit Beginn des Martinsmarktes war<br />

es trocken und im Verlauf des Tages eroberte sich die Sonne<br />

den Himmel. Die Luft war so mild, dass im Café-Zelt der<br />

Heizpilz die Gäste zum Schwitzen brachte und zuletzt ganz<br />

gedrosselt wurde. Die Besucher fühlten sich in der einladenden<br />

und entspannten Marktatmosphäre wohl, die getragen<br />

war von den mitwirkenden Dörflern, Angehörigen, Freunden<br />

und Mitarbeitern. Gut gelaunt halfen alle entweder unauffällig<br />

hinter den Kulissen oder sichtbar an den Ständen. Sie<br />

bedienten oder hantierten eifrig, nahmen sich dabei Zeit für<br />

interessierte Nachfragen. Alle Angebote, von der<br />

Unterhaltung über Essen und Trinken bis hin zum Einkauf<br />

von Geschenken und Nützlichem, fanden reges Interesse bei<br />

den Besuchern. Diese strömten über den Tag verteilt ohne<br />

beengendes Gedränge. Möglicherweise kamen weniger Gäste<br />

als in den Vorjahren, aber sie waren kauffreudig; denn wir<br />

erzielten dieses Jahr die höchsten Einnahmen seit Entstehen<br />

unseres Martinsmarktes im Jahr 2000. So erfolgreich konnten<br />

wir nur durch das gute Zusammenwirken aller Beteiligten<br />

sein. Dafür und für das zuverlässige, engagierte Mitwirken<br />

bedanke ich mich herzlich im Namen der Werkstattteams bei<br />

allen Helfern. Lassen Sie uns noch einmal den Tag genießen<br />

und zusammen in Gedanken an den Ständen vorbei schlendern.<br />

Gleich bei Betreten des Werkstattgeländes werden wir von<br />

einer Neuheit überrascht. Auf der Wiese vor dem Raffaelhaus<br />

steht der große Trecker und wartet darauf, dass sein Gewicht<br />

geschätzt wird - tatsächlich wird dies später einer Frau gelingen.<br />

Links neben dem Trecker tummeln sich Kinder in einem<br />

Unterstand aus Strohballen. Hier angeln sie in einer<br />

Schatztruhe nach Überraschungen, zaubern neben<br />

Süßigkeiten so manchen Spielzeugtrecker aus dem Sägemehl<br />

hervor. Im benachbarten Verkaufsstand der Landwirtschaft<br />

warten Wurstgläser und Käseecken als "Spendenaufruf" auf<br />

willige Geber. Davor auf dem Platz, der wegen der tagelangen<br />

Nässe extra mit Schotter aufgefüllt wurde, duftet es aus<br />

dem Sechseckzelt von einer herzhaften Suppe und von<br />

knackigen DEMETER-Rostbratwürsten aus eigener<br />

Schlachtung. Gegenüber im Stand verkaufen Eltern Salate in<br />

köstlicher Auswahl und heißen Punsch zur inneren<br />

Erwärmung. Wer nicht am Stehtisch speisen will, findet im<br />

Cafézelt einen Sitzplatz. Hier verkauft das durch Angehörige<br />

verstärkte Bäcker-Team Pizza und verschiedene<br />

28<br />

Kuchensorten, schenkt Kaffee und Kaltgetränke aus sowie -<br />

in diesem Jahr erstmalig - den von eigener Ernte gekelterten<br />

Apelsaft. Das gebrauchte Geschirr verschwindet fast unbemerkt<br />

hinter dem Café-Zelt und taucht in gespülten Stapeln<br />

aus dem ungesehenen "Heinzelmännchen-Reich" unauffällig<br />

wieder auf.<br />

Wer sich mit herzhaften oder süßen Speisen gestärkt aufmacht<br />

zu seiner ersten oder erneuten Runde über den Markt,<br />

stoppt schon an der Ecke des Werkstattgebäudes. Hier lockt<br />

der Backverkauf Leckermäulchen und ihre verständnisvollen<br />

Mütter mit seinen einladend aufgereihten Kekstüten, Stollen<br />

und anderen süßen Köstlichkeiten. Wieder draußen stellt sich<br />

uns unter dem Unterstand auf Bildtafeln die<br />

Landschaftspflegegruppe vor. Gleich daneben auf dem<br />

Innenhof des Werkstattgeländes preisen uns in einem<br />

Doppelzelt Eltern ihre verlockenden Schnäppchen zum Kauf


an. Und so manches an Büchern, Schallplatten,<br />

Haushaltswaren oder Kleinmöbeln wechselt in die Taschen<br />

begeisterter Sammler. Linkerhand im Rondell finden gesundheitsbewusste<br />

und Frische schätzende Käufer am<br />

Gärtnereistand Obst, Gemüse, Honig und Teesorten aus unserer<br />

eigenen Kräuterzucht.<br />

Nun stehen wir vor dem einladend geöffneten Haupteingang<br />

des Werkstattgebäudes. Hier fordert uns ein großes Plakat<br />

auf, einen Spaziergang zum nahe gelegenen Hofgelände zu<br />

unternehmen und den Schildern zum Emmaushaus zu folgen.<br />

Denn dort warten auf uns "offene Türen" für eine Begehung<br />

und frische Waffeln "als Wegzehrung". Wir stellen diesen<br />

Gang zurück und entscheiden uns zunächst für das näher<br />

Liegende: einen gemütlichen Bummel durch das<br />

Werkstattgebäude.<br />

Im Eingangsbereich rechts grüßt uns ein vielfältiges<br />

Sortiment kunstvoller Keramikwaren - von kleinen Figuren<br />

bis hin zu Tischgedecken alles handgearbeitet und selbst<br />

gebrannt. Im Nachbarraum finden Holzliebhaber ein reiches<br />

Angebot an kunstvollen Gebrauchsgegenständen, während<br />

Kinder von den kleinen und großen Holzspielzeugen angezogen<br />

werden. Alles wurde in der Holzwerkstatt unserer<br />

Kooperationswerkstatt in Dortmund hergestellt. Zurück im<br />

Flur bewundern wir zwei Stände, die Mitarbeiterkinder mit<br />

Unterstützung ihrer Eltern und Freunde aufgebaut haben. Sie<br />

bieten Schätze feil, die die Verkäufer selbst hergestellt haben<br />

oder aus dem eigenen Bestand an Jüngere weitergeben wollen.<br />

Wir kehren zurück zum Eingangsbereich und spähen durch<br />

eine Tür in die Kerzenwerkstatt. Hier windet sich eine lange<br />

Schlange geduldig anstehender Kinder zum Tauchkessel, von<br />

wo nach mehrmaligem Übertauchen jeder seine eigene<br />

Bienenwachskerze für die Adventszeit nach Hause trägt. Auf<br />

einem langen Tisch präsentieren sich einzelne oder in<br />

Schmuckschachteln verpackte Kerzen aus Bienenwachs,<br />

naturfarbene und rote. Dazwischen sind Kerzenhalter dekoriert<br />

und von Teelichtern erleuchtete Laternen aus buntem<br />

Aquarellpapier aufgestellt. Gerne werden unsere Fragen zur<br />

Qualität bzw. Pflege der Kerzen beantwortet und zuletzt die<br />

ausgewählten Kerzen für uns eingepackt. Hinter einem<br />

Raumteiler staunen wir über die Farbenvielfalt der<br />

Wolldoggen und -knäule, lassen uns in den Gebrauch der<br />

Strickliesel einführen, das Weben am Tischwebrahmen zeigen<br />

und geeignetes Garn für unser Strickvorhaben geben. Im<br />

angrenzenden Raum haben sich kleine und große Maler um<br />

einen Tisch zusammengefunden, freuen sich am Einsatz der<br />

Malstifte. Begleitet werden sie von<br />

Freundeskreismitgliedern, die gleich daneben Gebasteltes aus<br />

Papier, Pappe, Stoff und Holz anbieten - alles Wochen zuvor<br />

in fleißigen Nachmittagsrunden gemeinsam hergestellt.<br />

Nun treten wir durch die Tür zurück in den Flur, biegen in<br />

29<br />

den linken Flurflügel ein. Ein langer Büchertisch entlang der<br />

Wand leitet uns in die Bücherstube. Hier sind nach<br />

Schwerpunkten sortiert große und kleine Bücher für Kinder<br />

und Erwachsene erhältlich, mit vielversprechenden Titeln,<br />

spannenden Texten und farbenprächtigen Bildern. Im<br />

Nachbarraum sammeln sich gerade die Kinder, setzen sich<br />

mit oder ohne Eltern auf die Bankreihen und warten<br />

gespannt. Das Schild "Bitte nicht stören" wird an die Klinke<br />

gehängt und die Tür schließt sich. Jetzt führt die<br />

Puppenbühne des Waldorfkindergartens für sein Publikum<br />

ein Märchen auf. Später werden die Kinder erwartungsvoll<br />

im Kreis sitzen und aufmerksam der Märchenerzählung einer<br />

Dörflermutter lauschen. Wir wollen nicht stören und ziehen<br />

uns zurück.<br />

Gegenüber liegt die Textilwerkstatt. Auch hier sitzen<br />

"Junioren" am Tisch und sind konzentriert tätig. Sie filzen aus<br />

Wolle nass oder mit Nadeln Bälle, die sie später mit nach<br />

Hause nehmen. Ihre Begleiter bewundern während dessen<br />

Harlekinschuhe mit Glöckchen, Pantoffeln, Blumen, Zwerge<br />

und andere Produkte unserer Filzwerkstatt. Auch der Tisch<br />

mit Waren aus der Nähwerkstatt zieht die Besucher an. Hier<br />

finden sie Nützliches wie Schürzen mit abknöpfbaren<br />

Handtüchern oder Augenfälliges wie Patchwork-Arbeiten mit<br />

ihren abgestimmten Farben und wechselnden Mustern. Auf<br />

dem Weg zurück zur Tür beeindruckt uns ein bis zum Bersten<br />

beladener Tisch mit seinen verlockenden Preisen. Schon vorher<br />

wurden wir auf unserem Weg von Losverkäufern eingeladen,<br />

Nummern für die Tombola zu erwerben. Jetzt schauen<br />

wir auf das, was wir gewinnen können. Da gibt es für den<br />

Magen Gemüsekörbe, Käse und Wurst, für die dunkle<br />

Jahreszeit zierliche Tannenbaumkerzen auf Astscheiben und<br />

große Stumpenkerzen, für die kommende Kälte ein kuscheliges<br />

Schaffell, dazu zahlreiche Kleinpreise und natürlich den<br />

Hauptgewinn: eine wunderschöne Patchwork-Tagesdecke für<br />

das Bett. Mit der Verlosung der Tombola, die diesmal wegen<br />

des einladenden Wetters im Rundbogen vor dem<br />

Werkstattgebäude stattfindet, endet der Martinsmarkt. Wer<br />

nicht bis zu diesem Abschluss bleiben konnte, hat auf einer<br />

Liste neben seiner Losnummer Namen und Adresse hinterlassen.<br />

So erreichen alle Preise ihre Gewinner - einige von<br />

ihnen überrascht durch einen unerwarteten oder vielleicht<br />

auch erhofften Telefonanruf am nächsten Tag.<br />

Zufrieden und angeregt durch viele Begegnungen geht jeder<br />

abends nach letzten Handgriffen wieder zurück in sein Haus.<br />

Einige allerdings schauen schon erwartungsvoll in die<br />

Zukunft und sind gespannt, was uns der nächste<br />

Martinsmarkt bringen mag. Es wird unser zehnter sein, zu<br />

dem wir Sie schon jetzt herzlich einladen. Tragen Sie sich<br />

doch gleich den 8. November 2009 in Ihren neuen Kalender<br />

ein. Wir freuen uns auf Sie.<br />

Margitta Ogundare


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

unsere diesjährige Weihnachtsausgabe begegnet Ihnen<br />

mit dem eindrucksvollen Winterfoto vom vereisten<br />

DORFBRUNNEN. Auch präsentiert sich die<br />

Dorfzeitung nicht im bunten Outfit wie in der<br />

Sommerausgabe sondern in schlichtem Schwarz-Weiß.<br />

Sogar die Seitenzahl ist etwas geschrumpft.<br />

Was das alles zu bedeuten hat, können Sie sich denken:<br />

Mit der farbigen Sommerausgabe zur Feier seines<br />

10jährigen Bestehens hatte sich der DORFBRUNNEN<br />

im wahrsten Sinne des Wortes `verausgabt´. Das<br />

Spendenkonto wurde leer. Andererseits bewies das<br />

positive Echo aus der Leserschaft, dass sich der<br />

Aufwand zum 10jährigen gelohnt hatte.<br />

Aber nun hilft alles nichts: Wir müssen die Kosten der<br />

Drucklegung erst einmal herunterfahren und warten,<br />

bis sich der Spendentopf dank freundlicher<br />

Zuwendungen aus unserer Leserschaft wieder gefüllt<br />

hat.<br />

Den Eingangsartikel dieser Ausgabe haben die Dörfler<br />

der "Schreibstube" übernommen.<br />

Mit ihren eindrucksvollen, individuellen Schilderungen<br />

über IHR <strong>Weihnachten</strong> möchten sie die Leser auf das<br />

große Familienfest vorbereiten, wie es in der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong> und in den<br />

Elternhäusern gefeiert wird. Die Redaktion hat dazu<br />

passend das alt bekannte Gedicht von Josef von<br />

Eichendorff mit einem Bild von Ludwig Richter als<br />

Einstimmung gewählt.<br />

Eine neue Reihe interessanter Beiträge starten wir in<br />

dieser Ausgabe unter dem Titel "Gesund leben - nachhaltig<br />

handeln".<br />

Sie beginnt heute mit dem Thema: " Bio! Biologischdynamisch!<br />

Demeter! -Was ist eigentlich was ?"<br />

Da diese Betrachtungen als Lebensgrundlage der<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Sellen</strong> von tragender<br />

Bedeutung sind, möchten wir sie auch unseren Lesern<br />

inhaltlich verständlich machen, ihnen näher bringen<br />

und Fragen beantworten. Wir planen die Thematik in<br />

den nächsten Ausgaben zu vertiefen und hoffen auf<br />

weitere sachkundige Mitarbeiter.<br />

Nicht nur den neuen Sozialrat können wir in diesem<br />

Heft vorstellen. Wir widmen auch eine ganze Fotoseite<br />

den vielen jungen Helfern, die als Zivis oder<br />

Praktikanten in der <strong>Dorfgemeinschaft</strong> tätig sind, tauchen<br />

doch immer wieder Fragen auf: "Wer ist wer?" "<br />

In welcher Funktion ist sie / er hier?" Auf Seite 20 kön-<br />

Aus der Redaktion<br />

30<br />

nen Sie auf solche Fragen ausführlich Auskunft erhalten<br />

"Wer ist wer?" würden wir die Leser aber auch gern mit<br />

einem neuen spannenden Bilderrätsel fragen. Leider<br />

liegt in unserer Schatzkiste bisher jedoch nur 1 einsames<br />

altes Foto aus Kindertagen und wartet auf<br />

Gesellschaft. Also bitten wir alle Leser - Dörfler,<br />

Mitarbeiter und Eltern, mal in alten Fotoalben zu blättern<br />

und dem nächsten DORFBRUNNEN "fragwürdiges"<br />

Material zur Verfügung zu stellen.<br />

Bitte sammeln Sie auch interessante Aussprüche und<br />

Kommentare unserer lieben Dörfler. In den kommenden<br />

Weihnachtstagen zuhause oder in den<br />

Feriengruppen in <strong>Sellen</strong> ergibt sich bestimmt manche<br />

Gelegenheit dazu: Ganz einfach kurz notieren, an die<br />

Redaktion schicken oder in unser <strong>Sellen</strong>er Postfach<br />

stecken. Namen sind gar nicht erforderlich und werden<br />

nicht veröffentlicht!<br />

Für die heutige Ausgabe kam lediglich einer, aber doch<br />

sehr gehaltvoller, kleiner "Sellerie" zustande, der unsere<br />

Leser auf Seite 22 sicherlich erfreuen wird.<br />

Bleibt nur noch Raum, auch ans Ende dieser<br />

Weihnachnachtsausgabe einen kleinen Tannenbaum zu<br />

setzen, Ihnen von Herzen ein wunderschönes, harmonisches<br />

Weihnachtsfest, ein gutes neues Jahr zu wünschen<br />

und uns herzlich zu bedanken für alle<br />

Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Hilfe, mit der Sie<br />

uns <strong>2008</strong> so reich beschenkt haben.<br />

Im Namen der Redaktion<br />

Karin Pladies<br />

Herzliche Festtagsgrüße sendet<br />

die Redaktion<br />

Einsendeschluss für die Sommerausgabe ist der 11. Mai 2009


Wann? Uhrzeit Was? Wo?<br />

Sonntag, der 21. Dezember 15:30 Uhr Christgeburtsspiel Saal<br />

Dienstag, der 23. Dezember 15:30 Uhr Christgeburtsspiel Saal<br />

Montag, der 5. Januar 2009 8:30 Uhr Erster Arbeitstag nach <strong>Weihnachten</strong> Werkstatt<br />

Montag, der5. Januar 2009 17 Uhr Schottisches Dreikönigssingspiel<br />

Aufführung der Christopherus-Schule<br />

Bochum<br />

Freitag, der 30. Januar 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Freitag, der 27. Februar 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Freitag, der 27. März 15 Uhr Große Dorfversammlung Saal<br />

Karfreitag, der 10. April bis<br />

Betriebsferien Werkstatt<br />

Sonntag, 19. April<br />

Termine<br />

Freitag, der 24. April 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Freitag, der 29. Mai 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Mittwoch, der 24. Juni 18 Uhr Johannifest Emmaus-Wiese<br />

Freitag, der 26. Juni 15 Uhr Dorfversammlung Saal<br />

Samstag, der 25. Juli bis<br />

Sonntag, der 16. August<br />

Betriebsferien Werkstatt<br />

Spendenkonten:<br />

<strong>Dorfgemeinschaft</strong>: <strong>Dorfbrunnen</strong>: Therapiefonds:<br />

<strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong><br />

Kreissparkasse Steinfurt Kreissparkasse Nordhorn Kreissparkasse Steinfurt<br />

Nr. 12 500, BLZ 403 510 60 Nr. 119 015 048, BLZ 267 500 01 Nr. 10 710, BLZ 403 510 60<br />

Verwendungszweck: <strong>Dorfbrunnen</strong> Verwendungszweck: Therapiefonds<br />

Unterstützungsfonds: Freundeskreis <strong>Camphill</strong>: Gemeinschaftsstiftung <strong>Sellen</strong><br />

Unterstützungsfonds UFC <strong>Sellen</strong> Kreissparkasse Steinfurt Kreissparkasse Steinfurt<br />

Kreissparkasse Nordhorn Nr. 8 2222, BLZ 403 510 60 Nr. 72 498 934, BLZ 403 510 60<br />

Nr. 119 016 285, BLZ 267 500 01<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Redaktionsmitglieder: Anschrift der Redaktion:<br />

Initiativkreis DORFBRUNNEN Reinhard Berger Karin Pladies<br />

Zeitung der <strong>Camphill</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> <strong>Sellen</strong> Frank Freisewinkel Friedrich-Ebert-Str. 34<br />

Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Brigitte Maudanz 48565 Steinfurt<br />

erwachsenen behinderten Menschen Karin Pladies Tel. 02551-81237<br />

<strong>Sellen</strong> 101, 48565 Steinfurt E-Mail: pladies@t-online.de<br />

Tel. 02551-93 66 0, Fax 02551-93 66 11, E-Mail: info@camphill-steinfurt.de<br />

Bildbearbeitung und Druck: Offsetdruck Poschmann, Markt 11, 48565 Steinfurt<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Für den Inhalt der einzelnen Beiträge tragen die Verfasser die Verantwortung.<br />

Die Herausgeber behalten sich Auswahl und mögliche Kürzungen der eingesandten Beiträge vor.<br />

31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!