Kurzfassung des Abschlussberichts - Unfallkasse Berlin
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GDA-Arbeitsprogramm<br />
Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Pflege<br />
(AP Pflege)<br />
<strong>Kurzfassung</strong> <strong>des</strong> <strong>Abschlussberichts</strong><br />
29.08.2013<br />
1
Inhalt<br />
1. Einleitung: Das Arbeitsprogramm im Überblick ..................................................... 2 <br />
1.1. Handlungsfeld ................................................................................................. 2 <br />
1.2. Ziele und Zielgruppen ..................................................................................... 3 <br />
1.3. Präventionsmix ............................................................................................... 4 <br />
1.4. Das Online-Selbstbewertungsinstrument ........................................................ 4 <br />
1.5. Projekt- und Umsetzungsstrukturen ................................................................ 5 <br />
1.6. Ablauf der Umsetzungsphase ......................................................................... 6 <br />
2. Ergebnisse zu den Projektzielen „Operative Umsetzung“ ..................................... 6 <br />
2.1. Projektziel a) ................................................................................................... 6 <br />
2.2. Projektziel b) ................................................................................................... 7 <br />
2.3. Projektziel c) ................................................................................................... 7 <br />
2.4. Projektziel d) ................................................................................................... 7 <br />
3. Ergebnisse der Online-Selbstbewertung ............................................................... 7 <br />
3.1. Arbeitsschutzorganisation ............................................................................... 7 <br />
3.2. Gefährdungsbeurteilung ................................................................................. 8 <br />
3.3. Muskel-Skelett-Belastungen ........................................................................... 9 <br />
3.4. Psychische Belastungen ............................................................................... 10 <br />
4. Erfahrungen, Stärken und Verbesserungspotenziale in der Durchführung ......... 11 <br />
4.1. Bewertung <strong>des</strong> Online-Selbstbewertungsinstrumentes ................................ 11 <br />
4.2. Bewertung der regionalen Informationsveranstaltungen .............................. 12 <br />
4.3. Bewertung der Seminare und Schulungen ................................................... 12 <br />
4.4. Betriebsbesichtigungen ................................................................................. 13 <br />
4.5. Bewertung der Zusammenarbeit der GDA-Träger ........................................ 13 <br />
5. Schlussfolgerungen und Empfehlungen .............................................................. 14 <br />
1. Einleitung: Das Arbeitsprogramm im Überblick<br />
1.1. Handlungsfeld<br />
Im GDA-Arbeitsprogramm Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Pflege (kurz AP<br />
Pflege), das Gegenstand dieses Berichtes ist, haben sich Vertreter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, der<br />
Länder und der gesetzlichen Unfallversicherungsträger (UVT) dem Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutz in der Pflege in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen<br />
sowie in Kliniken gewidmet. Das Programm gehört zu den Leuchtturmprojekten der<br />
Periode 2008 bis 2012 der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA).<br />
2
Die GDA ist die von Bund, Ländern und UVT gemeinsam getragene, bun<strong>des</strong>weit<br />
geltende Arbeitsschutzstrategie. Sie hat das Ziel, Sicherheit und Gesundheit der<br />
Beschäftigten durch systematischen Arbeitsschutz zu erhalten, zu verbessern und<br />
nachhaltig zu fördern.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, legen die Partner in einer gemeinsamen Strategie eng<br />
am betrieblichen Bedarf orientierte Arbeitsschutzziele und Handlungsfelder fest, die<br />
im Rahmen bun<strong>des</strong>weiter GDA-Arbeitsprogramme umgesetzt werden. In diesen<br />
Arbeitsprogrammen bündeln Bund, Länder und Unfallversicherungsträger ihre<br />
Präventions- und Arbeitsschutzaktivitäten. Gleichzeitig arbeiten die Aufsichtsdienste<br />
der Arbeitsschutzbehörden der Länder und der Unfallversicherungsträger bei der<br />
Beratung und Überwachung der Betriebe eng zusammen.<br />
1.2. Ziele und Zielgruppen<br />
Unter Leitung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
(BGW) setzten sich die Träger <strong>des</strong> Arbeitsprogramms Pflege das Präventionsziel, die<br />
Häufigkeit und Schwere von Muskel-Skelett-Belastungen und -Erkrankungen (MSE)<br />
zu verringern. Verbunden damit wollten die Projektpartner einen systematisch<br />
angelegten Arbeitsschutz in den Unternehmen der Pflege fördern und psychische<br />
Belastungen senken.<br />
Das gemeinsame Engagement der GDA-Träger in diesem Arbeitsprogramm sollte<br />
zudem ein positives Bild von Pflege vermitteln und einen Beitrag für die Zukunft der<br />
Gesellschaft leisten: Denn Unternehmen mit gesunden und motivierten Pflegekräften<br />
können die Herausforderungen <strong>des</strong> demografischen Wandels besser bewältigen und<br />
ihre Wettbewerbsfähigkeit auch zukünftig erhalten.<br />
Hinzu kam ein Evaluationsziel: Die Initiatoren wollten den Stand und Entwicklung <strong>des</strong><br />
Arbeits- und Gesundheitsschutzes in den betrachteten Teilbranchen stationäre und<br />
ambulante Pflege sowie Pflege in Kliniken abbilden und die Eignung von Präventionsund<br />
Arbeitsschutzmaßnahmen überprüfen. Weitere Ziele wurden zur operativen<br />
Umsetzung <strong>des</strong> Arbeitsprogramms formuliert (siehe Gliederungspunkt 2.).<br />
Zur Zielgruppe gehörten nach den Zahlen, die bei der Projektplanung vorlagen, rund<br />
22.600 ambulante und stationäre Pflegeinrichtungen sowie etwa 3.000 Krankenhäuser.<br />
Der größte Teil der Pflegebetriebe sind kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Deshalb legte das AP Pflege hier einen besonderen Schwerpunkt. Angesprochen<br />
waren vor allem die Führungskräfte und die betrieblichen Interessenvertretungen<br />
sowie Multiplikatoren wie Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie die<br />
Wissenschaft.<br />
3
1.3. Präventionsmix<br />
Um eine Vielzahl insbesondere kleiner und mittelständischer Betriebe (KMU) zu<br />
erreichen, war es auch in Hinblick auf zukunftsfähige Aufsichtskonzepte erforderlich,<br />
angesichts der knappen Ressourcen der Aufsichtsdienste, neben dem klassischen<br />
Instrument der Betriebsrevision, neue Präventions- und Arbeitsschutzangebote zu<br />
entwickeln und bestehende zu bündeln. Erforderlich waren Maßnahmen, die es den<br />
Vertretern der Betriebe ermöglichte, von sich aus tätig zu werden, sich zu<br />
informieren, fortzubilden und den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
eigenständig zu verbessern. Ziel <strong>des</strong> gemeinsamen Engagements der Träger:<br />
Möglichst viele Betriebe in relativ kurzer Zeit zu erreichen und den Unternehmen<br />
attraktive Angebote zu machen.<br />
Die beteiligten Institutionen entschieden sich für einen Mix aus Präventions- und<br />
Arbeitsschutzmaßnahmen bestehend aus<br />
• einem Online-Selbstbewertungsinstrument für die stationäre und ambulante<br />
Pflege sowie die Pflege in Kliniken,<br />
• regionalen Informationsveranstaltungen der GDA-Träger zu den Themen und<br />
Maßnahmen <strong>des</strong> AP Pflege,<br />
• Schulungen von Führungskräften und Multiplikatoren durch die UVT sowie<br />
• Betriebsbesichtigungen zur Beratung und Überwachung. (Diese Betriebsrevisionen<br />
dienten darüber hinaus der Evaluation der Ergebnisse der<br />
Selbstbewertung.)<br />
Begleitet wurden die Maßnahmen von einer Kommunikationskampagne unter dem<br />
Titel gesund-pflegen-online.de.<br />
1.4. Das Online-Selbstbewertungsinstrument<br />
Als zentrales Element führte das AP Pflege im Oktober 2010 ein Online-<br />
Selbstbewertungsinstrument auf www.gesund-pflegen-online.de ein. Mit dieser<br />
Online-Analyse (die auch weiterhin nutzbar sein wird und neuen Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmern offen steht) haben die Unternehmen die Möglichkeit, sich selbst<br />
hinsichtlich ihres Arbeitsschutzes und ihrer Präventionsmaßnahmen zu bewerten. Bis<br />
zum Abschluss <strong>des</strong> Arbeitsprogramms nutzten 3.389 Betriebe – (knapp 15 Prozent<br />
der angesprochenen Unternehmen) diese Möglichkeit.<br />
Um den Datenschutz und die Datensicherheit zu gewährleisten, findet die<br />
Selbstbewertung anonym statt. Die teilnehmenden Betriebe erhalten individuelle<br />
Zugänge zu dem Instrument. Die Daten werden vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft<br />
und Organisation (IAO) treuhänderisch verwaltet und verarbeitet. Die<br />
GDA-Träger erhalten keine betriebsbezogenen Daten.<br />
4
Die Online-Selbstbewertung beinhaltet Fragen zur Arbeitsschutzorganisation, zur<br />
Gefährdungsbeurteilung, zu Gefährdungen <strong>des</strong> Rückens und zum Umgang mit<br />
psychischen Belastungen. Hinzu kommen Angaben zu betrieblichen Daten. Sind die<br />
Fragen zu einem Themenfeld beantwortet, erhalten die Teilnehmer eine unmittelbare<br />
Rückmeldung zum aktuellen Stand ihres Arbeitsschutzes (Ist-Analyse).<br />
Sobald aus den Antworten deutlich wird, dass gesetzliche Anforderungen nicht<br />
eingehalten werden, gibt das Online-Instrument eine entsprechende Rückmeldung<br />
sowie Hinweise auf Verbesserungspotenziale. Die Nutzer finden dazu in einer<br />
Toolbox Erläuterungen, Handlungs- und Umsetzungshilfen, Praxisbeispiele sowie<br />
Gesetzestexte direkt zum Download – außerdem Links zu Beratungsangeboten und<br />
passenden Seminaren.<br />
Eine grafische Darstellung der Ergebnisse der einzelnen Themenfelder sowie<br />
insgesamt im Vergleich zum Branchendurchschnitt, lassen auf einen Blick erkennen,<br />
wie es um den Arbeitsschutz und die Prävention steht. Das ist eine starke Motivation,<br />
reale Verbesserungen im Unternehmen durchzusetzen.<br />
Damit erfüllte dieses Online-Selbstbewertungsinstrument zwei wichtige Ziele <strong>des</strong> APs<br />
Pflege: Zum einen ist es ein Instrument zur Selbsthilfe und unterstützt die<br />
Verbesserung <strong>des</strong> Arbeits- und Gesundheitsschutzes in den teilnehmenden<br />
Unternehmen. Zum anderen liefert es wichtige Daten über den jeweiligen Stand und<br />
Stellenwert <strong>des</strong> Themas in den Teilbranchen. Eine weitere, an die Erfordernisse von<br />
Großunternehmen angepasste Selbstbewertung, wurde ab 2011 den Kliniken<br />
angeboten.<br />
1.5. Projekt- und Umsetzungsstrukturen<br />
Die zentrale Programmleitung war paritätisch besetzt mit Vertretern von Bund,<br />
Ländern und Unfallversicherungsträgern. Praktische Steuerungsaufgaben übernahm<br />
ein Koordinationskreis, in dem die GDA-Träger zusammen mit Vertretern <strong>des</strong><br />
Verban<strong>des</strong> Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) zusammenarbeiteten.<br />
Unterarbeitsgruppen bearbeiteten Aufgaben wie die Entwicklung der Online-<br />
Selbstbewertungsinstrumente, Produktanalyse, Konzeption von Veranstaltungen,<br />
Entwicklung <strong>des</strong> Evaluationskonzeptes, Qualifizierung und Kommunikation. Das<br />
zentrale Projektbüro war bei der BGW angesiedelt. Die dezentrale Umsetzung der<br />
Maßnahmen in den einzelnen Bun<strong>des</strong>ländern wurde von regionalen Koordinatoren<br />
organisiert.<br />
5
1.6. Ablauf der Umsetzungsphase<br />
Abb. 1 Ablauf <strong>des</strong> Arbeitsprogramms<br />
Die praktische Umsetzungsphase <strong>des</strong> APs Pflege startete mit einer Auftaktveranstaltung<br />
im November 2009 und endete 2012 mit der Evaluation. Die Plattform<br />
gesund-pflegen-online.de mit den Selbstbewertungsinstrumenten ist nach Beendigung<br />
<strong>des</strong> APs weiter aktiv. Nach wie vor nutzen zahlreiche Unternehmen der Pflege<br />
dieses Instrument, um den eigenen Stand in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
besser einschätzen zu können und Tipps zur Optimierung zu erhalten.<br />
2. Ergebnisse zu den Projektzielen „Operative Umsetzung“<br />
2.1. Projektziel a)<br />
Ziel:<br />
Ein Branchenbild im Hinblick auf den Stand der Arbeitsschutzorganisation und der<br />
Prävention von MSE und psychischen Belastungen ist anhand einer Online-<br />
Erhebung von 30 Prozent der Pflegebetriebe erstellt.<br />
Ergebnis:<br />
Bis zum 31.12.2012 haben 3.763 Betriebe das Online-Selbstbewertungsinstrument<br />
genutzt. Das entspricht 14,7 Prozent aller Betriebe der betrachteten Branchen <strong>des</strong><br />
Arbeitsprogramms.<br />
6
2.2. Projektziel b)<br />
Ziel:<br />
15 Prozent der Pflegebetriebe werden durch regionale und überregionale<br />
Informationsveranstaltungen persönlich erreicht.<br />
Ergebnis:<br />
4.921 Betriebe wurden bis zum 31.12.2012 in rund 110 Informationsveranstaltungen<br />
erreicht. Dies entspricht einem Prozentanteil von 19,2 Prozent.<br />
2.3. Projektziel c)<br />
Ziel:<br />
10 Prozent der Pflegebetriebe nehmen an Schulungen teil.<br />
Ergebnis:<br />
Bis zum 31.12.2012 haben 3.832 Betriebe an 4 Schulungen und 209 Seminaren zum<br />
AP Pflege teilgenommen. Das entspricht 15,0 Prozent.<br />
Darüber hinaus wurde das Arbeitsprogramm Pflege in weiteren 152 Veranstaltungen<br />
mit circa 8.500 Teilnehmern thematisch berücksichtigt.<br />
2.4. Projektziel d)<br />
Ziel:<br />
10 Prozent der Betriebe werden während eines persönlichen Besuchs beraten.<br />
Ergebnis:<br />
In den Jahren 2011 und 2012 wurden jeweils fünf Prozent der Betriebe (2 x 1.277 =<br />
10 Prozent) besichtigt.<br />
3. Ergebnisse der Online-Selbstbewertung<br />
3.1. Arbeitsschutzorganisation<br />
26,7 Prozent der teilnehmenden Betriebe der ambulanten Pflege verfügen über eine<br />
geeignete Arbeitsschutzorganisation. In der stationären Pflege haben 46,1 Prozent<br />
der teilnehmenden Unternehmen eine geeignete Arbeitsschutzorganisation. Bei den<br />
teilnehmenden Kliniken sind es 56,9 Prozent. Hierbei muss allerdings berücksichtigt<br />
werden, dass die Kriterien für „geeignete Arbeitsschutzorganisation“ sehr anspruchsvoll<br />
formuliert waren.<br />
Sowohl in den ambulanten als auch in den stationären Einrichtungen ist das Ergebnis<br />
deutlich verbesserungswürdig. Defizite sind vor allem keine regelmäßigen Sitzungen<br />
<strong>des</strong> Arbeitsschutzausschusses oder keine beziehungsweise zu seltene Arbeitsschutzunterweisungen.<br />
Auch bei der Organisation von Notfallplanungen und Erster<br />
7
Hilfe gibt es deutlichen Nachbesserungsbedarf. Allerdings verbessert die Nutzung der<br />
Online-Selbstbewertung die Qualität der Arbeitsschutzorganisation, insbesondere in<br />
ambulanten Pflegeeinrichtungen. Dies belegen die Ergebnisse der Mehrfachteilnehmer.<br />
Betriebe, die eine geeignete Arbeitsschutzorganisation haben, binden intensiver den<br />
Betriebsarzt oder die Fachkraft für Arbeitssicherheit ein. So beteiligen beispielsweise<br />
knapp 65 Prozent der ambulanten Pflegedienste mit einer geeigneten Arbeitsschutzorganisation<br />
den Betriebsarzt an ihren betrieblichen Entscheidungsprozessen.<br />
Von den Unternehmen, die keine geeignete Arbeitsschutzorganisation haben, greifen<br />
nur gut ein Viertel auf die Kompetenz <strong>des</strong> Betriebsarztes zurück. Bei der Beteiligung<br />
der Fachkräfte für Arbeitssicherheit fallen die Zahlen noch höher aus.<br />
Abb. 2 Einbindung von Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit in der ambulanten Pflege<br />
(Prozentangaben der stationären Pflege in Klammern)<br />
Zusammenfassung<br />
• Der Nutzen von ASA-Sitzungen sollte in Betrieben besser kommuniziert<br />
werden. Eventuell sind Anpassungen an die betrieblichen Strukturen und<br />
Organisationsformen von stationären und ambulanten Pflegeinrichtungen bzw.<br />
von kleinen Unternehmen notwendig.<br />
• Das Einbeziehen der betrieblichen Arbeitsschutzexperten verbessert<br />
signifikant die Qualität der Arbeitsschutzorganisation in ambulanten und<br />
stationären Pflegeeinrichtungen.<br />
• Die Nutzung der Online-Selbstbewertung sensibilisiert für Arbeitsschutzthemen<br />
und verbessert in der Folge die Qualität der Arbeitsschutzorganisation.<br />
In stationären Einrichtungen sind die Effekte geringer als in den<br />
ambulanten Diensten.<br />
3.2. Gefährdungsbeurteilung<br />
17,3 Prozent der teilnehmenden ambulanten Pflegebetriebe und 22,9 Prozent der<br />
Betriebe der stationären Pflege haben eine angemessene Gefährdungsbeurteilung. In<br />
der Teilbranche Kliniken verfügen 60,0 Prozent der teilnehmenden Häuser über eine<br />
angemessene Gefährdungsbeurteilung.<br />
8
Der Anteil der teilnehmenden Betriebe, die die Anforderungen an eine<br />
Gefährdungsbeurteilung vollständig erfüllen, ist verbesserungswürdig. Defizite zeigen<br />
sich vor allem bei der Systematik und der Dokumentation. Auch überprüfen viele<br />
Pflegeunternehmen nicht, ob ihre Maßnahmen wirksam sind, oder passen die<br />
Gefährdungsbeurteilung nicht an veränderte Arbeitsbedingungen an. Hier zeigt sich<br />
wiederum der positive Einfluss von Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit:<br />
Unternehmen, die eine angemessene und vollständige Gefährdungsbeurteilung<br />
vorlegen können, werden zu mehr als 90 Prozent von der Fachkraft unterstützt.<br />
Dieses Ergebnis trifft sowohl für die ambulante als auch für die stationäre Pflege zu.<br />
Abb. 3 Unterstützung von Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der<br />
Gefährdungsbeurteilung in der ambulanten Pflege (Prozentangaben der stationären Pflege in<br />
Klammern)<br />
Zusammenfassung<br />
• Hauptproblem sind die fehlende Systematik und mangelnde Vollständigkeit.<br />
• Das Einbeziehen der betrieblichen Arbeitsschutzexperten verbessert<br />
signifikant die Systematik der Gefährdungsbeurteilung.<br />
• Eine Verbesserung ist bei Mehrfachteilnehmern an der Online-<br />
Selbstbewertung deutlich. Der Anteil der Mehrfachteilnehmer, die die<br />
gesetzlichen Anforderungen erfüllen, ist bei ambulanten Einrichtungen stärker<br />
gestiegen als bei stationären, bei kleineren Betrieben stärker als bei größeren.<br />
Dass die teilnehmenden Kliniken im Hinblick auf die Arbeitsschutzorganisation und<br />
die Gefährdungsbeurteilung deutlich besser abschneiden, resultiert vor allem daraus,<br />
dass Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit aufgrund der Organisationsform<br />
der Kliniken dort häufig fest in den Betrieb eingebunden sind.<br />
3.3. Muskel-Skelett-Belastungen<br />
Im Themenbereich „Gefährdungen <strong>des</strong> Rückens“ erreichen die ambulanten Pflegebetriebe<br />
durchschnittlich 74,5 Prozent und die stationären durchschnittlich<br />
77,6 Prozent der maximal möglichen Punktzahl. Es zeigt sich, dass in diesem<br />
Themenbereich bereits viele Einzelmaßnahmen durchgeführt werden. So kümmern<br />
9
sich viele Pflegeunternehmen intensiv um die Ermittlung <strong>des</strong> patientenbezogenen<br />
Hilfsmittelbedarfs und beteiligen hierbei auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In<br />
der stationären Pflege ist bei der Nutzung höhenverstellbarer Betten ein guter Stand<br />
erreicht. In der ambulanten Pflege ergibt sich das Problem, dass die Anschaffung<br />
höhenverstellbarer Betten von den Kundenwünschen und vom Votum der<br />
Pflegekassen abhängt.<br />
Gleichzeitig erfüllen bei „Gefährdungen <strong>des</strong> Rückens“ 13,3 Prozent der teilnehmenden<br />
Betriebe der ambulanten und 10,9 Prozent der Betriebe der stationären<br />
Pflege den definierten Standard. Gegenüber den recht hohen Punktzahlen bei der<br />
Durchführung von Einzelmaßnahmen fällt diese Bewertung ab. Denn es fehlen häufig<br />
nachhaltige, ganzheitliche Konzepte für rückengerechtes Arbeiten. Auch führen die<br />
Unternehmen zu selten Schulungen am Arbeitsplatz durch.<br />
Die teilnehmenden Kliniken erreichen im Schnitt 69,2 Prozent der maximal möglichen<br />
Punktzahl. Wie in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen mangelt es<br />
an ganzheitlichen und systematischen Konzepten zur Senkung der Belastungen <strong>des</strong><br />
Muskel-Skelett-Systems.<br />
Zusammenfassung<br />
• Es werden in vielen Pflegeunternehmen Einzelmaßnahmen zur Prävention<br />
von Gefährdungen <strong>des</strong> Rückens umgesetzt.<br />
• Häufig fehlen betriebliche Konzepte zum einheitlichen rückengerechten<br />
Arbeiten und zu Schulungsaktivitäten, um den so genannten „Stand der<br />
Technik“ zu erreichen.<br />
• Anzunehmen ist, dass die Betriebe vielfach nicht über ausreichend Kenntnisse<br />
verfügen, wie sie Muskel-Skelett-Belastungen systematisch und ganzheitlich<br />
senken können.<br />
3.4. Psychische Belastungen<br />
Bei den psychischen Belastungen zeichnet die Online-Selbstbewertung ein<br />
insgesamt positives Bild der Situation. Um die Einschätzung der Führungskräfte zu<br />
erheben, wurden Fragen zu folgenden Themen gestellt: Anzeichen von Stress und<br />
psychischen Beanspruchungen, Einhalten <strong>des</strong> Arbeitszeitgesetzes, qualifizierte und<br />
beteiligungsorientierte Betriebsorganisation, Betriebsklima.<br />
Die Unternehmen der ambulanten und stationären Pflege haben jeweils um die 80<br />
Prozent der maximal möglichen Punktzahl erreicht. Sie kümmern sich aktiv um<br />
Betriebsklima und Betriebsorganisation und besprechen auch die Themen Stress und<br />
allgemeine psychische Belastung. Schwachstellen zeigen sich zum Teil bei der<br />
betrieblichen Organisation: So haben viele Betriebe kein Konzept zum Umgang mit<br />
10
Gewalt und Aggressionen. Vor allem in der stationären Pflege fehlen häufig<br />
Strukturen, um die Arbeitsunterbrechungen zu senken.<br />
Das Arbeitszeitgesetz halten rund 90 Prozent der Unternehmen nach eigenen<br />
Angaben ein.<br />
Die Ergebnisse der Online-Selbstbewertung spiegeln lediglich die Sichtweise der<br />
Führungskräfte der Unternehmen zum Themenbereich „Psychische Belastungen“<br />
wider. Um ein Gesamtbild zu erhalten, müsste die Mitarbeiterperspektive einbezogen<br />
werden.<br />
Grundlage der Online-Selbstbewertung für Kliniken war der psyGA-Fragebogen<br />
(INQA-Projekt), der im Rahmen eines Piloteinsatzes verwendet wurde. Hier fallen die<br />
Antworten zum Führungsverhalten und zur Identifikation der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit dem Unternehmen besonders positiv aus. Defizite zeigen sich bei<br />
Verantwortlichkeiten bezüglich Planung, Organisation und Umsetzung (Struktur)<br />
sowie bei der Zuständigkeit für eine hohe Qualität und Nachhaltigkeit von<br />
Maßnahmen (Prozesse).<br />
4. Erfahrungen, Stärken und Verbesserungspotenziale in der Durchführung<br />
4.1. Bewertung <strong>des</strong> Online-Selbstbewertungsinstrumentes<br />
Die Teilnahme der Betriebe an der Online-Selbstbewertung (stationär/ambulant:<br />
15 Prozent -> Start: Oktober 2010; Kliniken: 12,4 Prozent -> Start November 2011)<br />
weist auf eine gute Akzeptanz <strong>des</strong> Instrumentes in den Einrichtungen hin.<br />
Multiplikatoren wie Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit begrüßen<br />
insbesondere die „Hilfe zur Selbsthilfe“ sowie das Angebot der „kostenfreien<br />
Information“. Dies zeigen Nutzerbefragungen.<br />
Die Auswertungsergebnisse belegen die Wirksamkeit <strong>des</strong> Instrumentes in der<br />
Prävention beziehungsweise im Arbeitsschutz. Das heißt, dass Betriebe, die daran<br />
teilgenommen haben, sich im Durchschnitt deutlich verbessert haben – insbesondere<br />
bei der Qualität der Arbeitsschutzorganisation und der Systematik der Gefährdungsbeurteilung.<br />
Gleichzeitig liefert das Instrument den GDA-Trägern wertvolle<br />
Informationen für zukünftige Handlungsschwerpunkte der Präventionsarbeit und <strong>des</strong><br />
Arbeitsschutzes.<br />
Aussagen zur Wirkung <strong>des</strong> Instrumentes für Kliniken sind nicht möglich, da ein<br />
Jahresvergleich von teilnehmenden Betrieben nach nur einjähriger Laufzeit noch<br />
nicht vorliegt.<br />
11
Die Ergebnisse der Online-Selbstbewertungen werden inhaltlich durch die ebenfalls<br />
im Rahmen <strong>des</strong> Arbeitsprogramms durchgeführten Betriebsbesichtigungen (siehe<br />
Gliederungspunkt 1.3 und 4.4) im Wesentlichen bestätigt.<br />
4.2. Bewertung der regionalen Informationsveranstaltungen<br />
Die mehr als 100 regionalen Informationsveranstaltungen können sowohl inhaltlich<br />
als auch von der Umsetzung durch die GDA-Träger her als besondere Stärke <strong>des</strong><br />
Arbeitsprogramms gewertet werden. Dafür sprechen unter anderem die hohen<br />
Teilnehmerzahlen – knapp 5.000 teilnehmende Betriebe –, die deutlich über den<br />
Erwartungen lagen und das große Interesse der Branche widerspiegeln.<br />
Eine genaue Einschätzung dieser Maßnahme ermöglichen die Rückmeldungen von<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern: Über 90 Prozent empfahlen die Veranstaltungen<br />
weiter und bewerteten die Inhalte als gut und passend. Besonders positiv bewertet<br />
wurden der Praxisbezug und die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch. Darüber<br />
hinaus ergeben die Rückmeldungen, dass diese Veranstaltungsform gut geeignet war<br />
die wesentlichen Zielgruppen <strong>des</strong> Arbeitsprogramms – Führungskräfte, betriebliche<br />
Arbeitsschutzexperten und betrieblichen Interessenvertretungen aus KMU – zu<br />
erreichen.<br />
4.3. Bewertung der Seminare und Schulungen<br />
Die Seminare und Schulungen der UV-Träger für Führungskräfte und Multiplikatoren<br />
wurden sehr gut angenommen. Die quantitativen Ziele wurden deutlich übererfüllt. Mit<br />
diesen Angeboten konnten die Zielgruppen „Führungskräfte“ und „Multiplikatoren“<br />
themenspezifisch erreicht und sensibilisiert werden. So besuchten Führungskräfte<br />
und Multiplikatoren aus über 3.800 Betrieben mehr als 200 Schulungen.<br />
Besondere Stärken der Schulungs-/Seminartätigkeit:<br />
• Eine aktuelle Analyse der Qualifizierungsmaßnahmen der GDA-Träger<br />
ermöglichte eine themen- und zielgruppenspezifische Auswahl der Angebote<br />
für das AP.<br />
• Die Seminare der UV-Träger waren während der Laufzeit offen für alle<br />
Betriebe, unabhängig von der Zuständigkeit <strong>des</strong> einzelnen UV-Trägers.<br />
• Ein spezifisch für das AP Pflege entwickelte Schulungsmodul konnte in<br />
bestehende Angebote der GDA-Träger integriert werden.<br />
• Ein neues, einzigartiges Angebot zur Qualifizierung für Arbeitsmedizinerinnen<br />
und Arbeitsmediziner sowie Fachkräfte für Arbeitssicherheit wurde entwickelt<br />
und erfolgreich eingesetzt.<br />
12
4.4. Betriebsbesichtigungen<br />
Knapp 2.600 Betriebe wurden im Rahmen von gemeinsam von der BGW, den<br />
<strong>Unfallkasse</strong>n und der Gewerbeaufsicht durchgeführten Betriebsbesichtigungen<br />
beraten und überwacht. Damit wurde das quantitative Projektziel komplett erfüllt. Ziel<br />
der Besichtigungen war es, die Eigenmotivation und Verantwortung der Betriebe zu<br />
stärken und regelkonforme Standards in Arbeits- und Gesundheitsschutz zu überprüfen.<br />
Darüber hinaus sollten Verbesserungen in den Betrieben angeschoben und<br />
auf Qualifizierungsprodukte sowie die Online-Selbstbewertung hingewiesen werden.<br />
Die Besichtigungen erfolgten eigenständig durch die GDA-Partner, jedoch koordiniert<br />
und inhaltlich abgestimmt. Dies förderte die Gleichbehandlung der Betriebe. Das von<br />
den Arbeitsschutzakteuren unterschiedlich gelebte Verhältnis zwischen beratenden<br />
und überwachenden Anteilen einer Betriebsbesichtigung war für die beteiligten GDA-<br />
Partner transparent und erwies sich nicht als hinderlich für das gemeinsame<br />
Verständnis <strong>des</strong> Arbeits- und Gesundheitsschutzes.<br />
Die Zufallsauswahl der Besichtigungsstichprobe gewährleistete die Repräsentativität<br />
der Stichprobe und förderte die Validität der Ergebnisse.<br />
4.5. Bewertung der Zusammenarbeit der GDA-Träger<br />
Während der Laufzeit <strong>des</strong> APs Pflege konnten in allen Regionen arbeitsfähige<br />
Kooperationsstrukturen auf Bun<strong>des</strong>landebene etabliert werden. Diese neuen<br />
Strukturen und Kontakte zwischen den Koordinatorinnen und Koordinatoren der<br />
einzelnen GDA-Träger werden von allen Beteiligten als positiv bewertet und können<br />
zukünftig weiter genutzt werden. Die erforderlichen Abstimmungen zwischen den<br />
Koordinatorinnen und Koordinatoren waren insgesamt effektiv.<br />
Auch die Zusammenarbeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der zentralen<br />
Gremien <strong>des</strong> Arbeitsprogramms zeichnete sich durch eine sehr gute Kooperationskultur<br />
aus, die auf hohem Engagement, einer vertrauens- und respektvollen<br />
Zusammenarbeit und auf Transparenz für alle Beteiligten basierte. Dass alle<br />
Maßnahmen wie geplant entwickelt und umgesetzt werden konnten, spricht für die<br />
Effektivität der Kooperation und <strong>des</strong> Zusammenwirkens von zentraler Planung und<br />
dezentraler Umsetzung in den Regionen.<br />
Besondere Erfolgsfaktoren der Kooperation:<br />
• umfassende Projektplanung und Maßnahmenentwicklung<br />
• Aufbau geeigneter Projekt- und Umsetzungsstrukturen inklusive der<br />
erforderlichen Arbeitsgremien<br />
13
• gute interne Kommunikationsstrukturen<br />
• Bereitstellen von personellen Ressourcen<br />
• Transparente Arbeitsprozesse und -strukturen<br />
5. Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />
Durch das Arbeitsprogramm Pflege hat sich ein realistisches und repräsentatives Bild<br />
<strong>des</strong> Arbeits- und Gesundheitsschutzes in den Betrieben der Teilbranchen ergeben.<br />
Insgesamt ist die Thematik in den Unternehmen angekommen: Es gibt große Sachkenntnis<br />
und es wird auch schon viel getan, um MSE und psychische Belastungen zu<br />
senken.<br />
Bewährt hat sich ein Präventionsmix aus Maßnahmen der Sensibilisierung,<br />
Information, Beratung, Überwachung und Online-Selbstbewertung. Er hat erheblich<br />
dazu beigetragen, einen wesentlichen Anteil der Betriebe zu erreichen und zu<br />
sensibilisieren und darüber hinaus nachweisliche Verbesserungen in den Betrieben<br />
zu erzielen.<br />
Ebenfalls bewährt haben sich das standardisierte, unter allen Trägern abgestimmte<br />
Vorgehen mit kommunikativen Maßnahmen, Veranstaltungen und Fortbildungen<br />
sowie die Organisation <strong>des</strong> Programms.<br />
Um die Nachhaltigkeit <strong>des</strong> APs Pflege langfristig zu sichern, sollen die entwickelten<br />
Angebote im Regelgeschäft und in der zweiten GDA-Strategieperiode angemessen<br />
berücksichtigt werden. Der Koordinationskreis <strong>des</strong> APs Pflege empfiehlt daher,<br />
• den Präventionsmix fortzuführen,<br />
• die Online-Selbstbewertungsinstrumente (stationäre und ambulante Pflege<br />
sowie Pflege in Kliniken) fortzuführen und auszubauen,<br />
• ein einheitliches Verständnis zu ganzheitlichen und systematischen<br />
Präventions- und Arbeitsschutzkonzepten zu MSE zu entwickeln,<br />
• dem Thema Psychische Belastungen weiter einen hohen Stellenwert<br />
beizumessen,<br />
• die Zusammenarbeit der GDA-Träger für die Branche Pflege fortzuführen<br />
sowie<br />
• die Beratung der Betriebe zur Systematisierung <strong>des</strong> Arbeitsschutzes zu<br />
intensivieren.<br />
14