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Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin

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€ 6,90<br />

4 | 2012<br />

Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in<br />

<strong>Berlin</strong> und Potsdam. Zugleich »<strong>Berlin</strong>er Museen,6.Folge«<br />

4 | 2 0 1 2 O k t o b e r – D e z e m b e r<br />

MuseumsJournal<br />

EUROPÄISCHER<br />

MONAT DER FOTOGRAFIE<br />

<br />

BERLIN<br />

© René Groebli, Courtesy Pinter & Milch<br />

www.museumsjournal.de19. OKTOBER – 25. NOVEMBER 2012<br />

FESTIVALZENTRUM<br />

PARISER PLATZ 4A<br />

BERLIN-MITTE<br />

775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />

WWW.MDF-BERLIN.DE INFOLINE +49 (0)30 24 74 98 88<br />

R. B. Kitaj – die Retrospektive | Russen und Deutsche | Im Licht von Amarna


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4 | 2012<br />

Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in<br />

<strong>Berlin</strong> und Potsdam. Zugleich »<strong>Berlin</strong>er Museen,6.Folge«<br />

4 | 2 0 1 2 O k t o b e r – D e z e m b e r<br />

MuseumsJournal<br />

EUROPÄISCHER<br />

MONAT DER FOTOGRAFIE<br />

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© René Groebli, Courtesy Pinter & Milch<br />

www.museumsjournal.de19. OKTOBER – 25. NOVEMBER 2012<br />

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R. B. Kitaj – die Retrospektive | Russen und Deutsche | Im Licht von Amarna


Editorial | 4/2012<br />

7 75 Jahre<br />

Abbildung auf dem Umschlag:<br />

Sicht auf die Open-Air-Ausstellung<br />

»Stadt der Vielfalt«. Foto: Ines Ebel<br />

Abbildung auf den Seiten 16 und 17:<br />

Open-Air-Ausstellung »Stadt der Vielfalt«.<br />

Foto: Oana Popa<br />

Abbildung auf den Seiten 40 und 41:<br />

Das Adressbuch von Hannah Höch<br />

vor der Restaurierung. Hannah-Höch-<br />

Archiv,<strong>Berlin</strong>ische Galerie. Foto:<br />

Kai-Annett Becker<br />

Abbildung auf den Seiten 48 und 49:<br />

Emma Stibbon, Plattenbau, 2012. Tinte auf<br />

Papier, 45 × 63,5 cm. © Emma Stibbon,<br />

mit freundlicher Genehmigung von<br />

upstairs berlin<br />

Abbildung auf Seite 93:<br />

Patricia Piccinini, The Comforter, 2010.<br />

Silikon, Fiberglas, Stahl, menschliches<br />

Haar, Fuchsfell, Kleidung, 60 × 80 × 80 cm.<br />

Olbricht Collection. Foto: Graham Baring.<br />

Mit freundlicher Genehmigung der<br />

Künstlerin und Haunch of Venison.<br />

wird <strong>Berlin</strong> in diesem Herbst – zumindest offiziell. Der tatsächliche Ursprung der Stadt<br />

ist bis heute ungeklärt. Gefeiert wird trotzdem, und damit steht dieses Jahr in einer<br />

nicht allzu langen Tradition von Jubiläumsfesten. Bisher feierte <strong>Berlin</strong> sich drei Mal<br />

und das in je anderen politischen Systemen und unter ideologisch unterschiedlichen<br />

Vorzeichen: das erste Mal 1937 im Nationalsozialismus und fünfzig Jahre später zeitgleich<br />

in Ost und West. Ein Vergleich dieser Stadtjubiläen ist Thema der Open-Air-<br />

Ausstellung vor der Marienkirche, über die ihr Kurator Krijn Thijs berichtet.<br />

Bei den diesjährigen Feierlichkeiten stehen zwei Aspekte im Vordergrund: <strong>Berlin</strong><br />

als »Stadt der Vielfalt« und die »Stadt im Mittelalter«. Dabei ist die »Vielfalt« auf dem<br />

Schlossplatz erlebbar: Auf einem <strong>Berlin</strong>plan im Maßstab 1 : 775 verweisen 124 übergroße<br />

Pins auf ausgewählte Orte, an denen 775 Jahre Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte<br />

erzählt werden. Daneben bieten die Museen der Stadt Einblicke in die von<br />

Migration und kulturellem Austausch geprägte Stadt, etwa das Museum Europäischer<br />

Kulturen, das sich mit Aspekten kultureller Vielfalt infolge von Migration und Handel<br />

beschäftigt. Elisabeth Tietmeyer führt dies anhand einer für <strong>Berlin</strong> typischen, kulinarischen<br />

Bereicherung vor Augen. Unter welchen Umständen ein wertvoller Mantel aus<br />

dem Oman 1912 in das heutige Ethnologische Museum gelangte, schildert Ingrid<br />

Schindlbeck. Zwei weitere Museen widmen sich ganz der Migrationsgeschichte. So beherbergt<br />

der Französische Dom auf dem Gendarmenmarkt seit 1935 das Hugenottenmuseum.<br />

Es schildert das Schicksal der französischen Glaubensflüchtlinge und zeigt,<br />

wie sie <strong>Berlin</strong> – bis heute – mitgeprägt haben. Von einer anderen Einwanderungsgeschichte<br />

erzählt das Museum im Böhmischen Dorf in Rixdorf: von protestantischen<br />

Exulanten, die im 18. Jh. aus dem katholischen Böhmen flohen und auf Geheiß und mit<br />

finanzieller Unterstützung Friedrich Wilhelms I. bei <strong>Berlin</strong> ein neues Zuhause fanden.<br />

Die Wurzeln <strong>Berlin</strong>s sind heute unter breiten Straßenzügen so gut wie verschüttet.<br />

Doch seit einigen Jahren finden in der historischen Doppelstadt <strong>Berlin</strong>-Cölln archäologische<br />

Grabungen statt, die manches Detail über frühe Siedler und Bauten zutage<br />

gefördert haben, wie Annette Meier schildert. Auf der Zitadelle Spandau wurde vor 25<br />

Jahren mit einer Ausstellung über <strong>Berlin</strong> im Mittelalter das Stadtjubiläum begangen.<br />

Andrea Theissen blickt zurück – und nach vorn, auf die neue Dauerausstellung.<br />

Anlässlich der 750-Jahr-Feier im Westen wurde auch das Deutsche Historische<br />

Museum gegründet. Wir sprachen mit dem neuen Präsidenten Alexander Koch über<br />

die heutige Aufgabe nationaler Geschichtsmuseen, die Umgestaltung der Dauerausstellung<br />

und die Rolle der Besucher.<br />

Nina Szymanski


Inhalt<br />

Die Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts, die seit 1968 als Dauerleihgabe<br />

des Landes <strong>Berlin</strong> in der Nationalgalerie und im Kupferstichkabinett<br />

verwahrt werden, sind aktuell Gegenstand eines umfassenden<br />

Provenienzforschungsprojekts. Dabei wird die Herkunft der rund 550 vor<br />

1945 entstandenen Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Aquarelle und<br />

Druckgrafiken untersucht. | S. 12 f.<br />

Sechzig Jahre hat Hannah Höch ihr Adressbuch geführt und aus heutiger<br />

Sicht ein individuell angelegtes, gleichwohl aussagekräftiges kunstund<br />

kulturgeschichtliches Who-is-Who des 20. Jahrhunderts kreiert. Die<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie hat im Rahmen der Erhaltung des schriftlichen Kulturguts<br />

dieses biografische »Florilegium« restauriert und für die Nachwelt<br />

erhalten. Ein Restaurierungsbericht. | S. 42 ff.<br />

Blickfang<br />

4 Der Philosoph von Sanssouci<br />

Rolf H. Johannsen<br />

Panorama<br />

6 5 . Europäischer Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong><br />

Der Blick des Anderen<br />

Katia Reich<br />

10 Eigenes und Fremdes. Provenienzforschung<br />

an den Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Petra Winter<br />

12 Die Galerie des 20. Jahrhunderts.<br />

Ein Provenienzforschungsprojekt des Landes <strong>Berlin</strong><br />

und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

Hanna Strzoda und Christina Thomson<br />

14 Eine Pfingstrose vom Baikalsee<br />

Peter Simon Pallas zum 200. Todestag<br />

H. Walter Lack<br />

7 75 Jahre <strong>Berlin</strong><br />

18 An der Marienkirche<br />

Die <strong>Berlin</strong>-Jubiläen von 1937 und 1987<br />

Ein Vergleich | Krijn Thijs<br />

20 Schlossplatz<br />

Stadt der Vielfalt<br />

775 <strong>Berlin</strong> – 775 Jahre Migration<br />

Rainer Ohliger<br />

22 Museum Europäischer Kulturen<br />

Was soll der »Döner« im Museum<br />

Elisabeth Tietmeyer<br />

24 Ethnologisches Museum<br />

Koloniale Gaben. Wie ein arabischer Mantel aus<br />

dem Oman nach <strong>Berlin</strong> kam | Ingrid Schindlbeck<br />

26 Hugenottenmuseum<br />

Von Zuwanderern zu Einheimischen.<br />

Hugenotten in <strong>Berlin</strong> | Robert Violet<br />

28 Museum im Böhmischen Dorf<br />

275 Jahre Böhmisch-Rixdorf | Henry Bloch<br />

30 Das Mittelalter ist unter uns<br />

Archäologen ergründen die Frühzeit <strong>Berlin</strong>-Cöllns<br />

Annette Meier<br />

33 Stadtgeschichtliches Museum Spandau<br />

Jubiläen im Museum. Was kommt Was bleibt<br />

Andrea Theissen<br />

35 Deutsches Historisches Museum<br />

Alexander Koch im Gespräch<br />

Aus den Sammlungen<br />

40 Deutsches Historisches Museum<br />

Im Atelier der Geschichte<br />

Dieter Vorsteher-Seiler<br />

42 <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />

Lebensverflechtungen. Das restaurierte Adressbuch<br />

von Hannah Höch | Ralf Burmeister<br />

45 Kunstbibliothek<br />

Die Architekturmodelle Erich Mendelsohns in<br />

der Sammlung Architektur der Kunstbibliothek<br />

Svenia Schneider<br />

2 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Inhalt<br />

Das Musée des Beaux-Arts in Dijon hat einen seiner Schätze auf Reisen<br />

geschickt: Die »Pleurants« (Klagefiguren) vom Grabmal des Herzogs von<br />

Burgund, Johann Ohnefurcht. Das Bode-Museum zeigt die 37 Alabasterfiguren<br />

des Hofbildhauers Juan de la Huerta. Jede Figur ist etwa 40 cm<br />

hoch und verkörpert ein Mitglied der spätmittelalterlichen Gesellschaft<br />

in individueller Trauerhaltung. | S. 59 ff.<br />

Das Jüdische Museum <strong>Berlin</strong> zeigt die erste umfassende Retrospektive<br />

des amerikanisch-jüdischen Künstlers und »Diasporisten« R. B. Kitaj<br />

(1932–2007) nach seinem Tod. Die Schau präsentiert über 130 Gemälde,<br />

Druckgrafiken und Zeichnungen aus allen Werkperioden und gibt erstmals<br />

Einblick in das private Text- und Bildarchiv Kitajs, das Inspirationsquelle<br />

für seine Gemälde und Collagen war. | S. 72 ff.<br />

Ausstellungen<br />

50 Ägyptisches Museum und Papyrussammlung<br />

Im Licht von Amarna | Friederike Seyfried<br />

52 Antikensammlung<br />

Schätze früher Hochkulturen der Ägäis in der<br />

Antikensammlung | Laura-Concetta Rizzotto<br />

54 Abguss-Sammlung Antiker Plastik<br />

… von gestern bis morgen …<br />

Zur Geschichte der <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlung(en)<br />

Nele Schröder und Lorenz Winkler-Horaček<br />

56 Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />

Russen und Deutsche<br />

Matthias Wemhoff<br />

59 Bode-Museum<br />

Die Pleurants vom Grabmal des Herzogs<br />

Jean sans Peur in Dijon | Julien Chapuis<br />

62 Centrum Judaicum<br />

Mädchenhandel zwischen 1860 und 1930. Ein unbekanntes<br />

Kapitel Auswanderungsgeschichte | Irene Stratenwerth<br />

64 Akademie der Künste<br />

Letzte Zuflucht Mexiko<br />

Christine Fischer-Defoy<br />

66 Bröhan-Museum<br />

Bilder von Walter Leistikow aus dem Nachlass Werner<br />

und Irmgard Küpper | Ingeborg Becker<br />

68 Käthe-Kollwitz-Museum <strong>Berlin</strong><br />

Käthe Kollwitz und Russland … eine Wahlverwandtschaft<br />

Gudrun Fritsch<br />

70 Bauhaus-Archiv<br />

Phantastiken. Die Bauhäuslerin<br />

Lou Scheper-Berkenkamp | Renate Scheper<br />

72 Jüdisches Museum<br />

R. B. Kitaj – Die Retrospektive | Eckhart J. Gillen<br />

76 Deutsches Historisches Museum<br />

Verführung Freiheit. Kunst in Europa seit 1945<br />

XXX. Europaratsausstellung | Monika Flacke<br />

78 Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> – Ephraim-Palais<br />

Johannes Grützke: »die ganze Welt in meinem Spiegel«<br />

Dominik Bartmann<br />

80 Kunstverein KunstHaus Potsdam<br />

Emma Stibbon Potsdam – <strong>Berlin</strong>. Changing Cities<br />

Jutta Götzmann<br />

83 <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />

»Die zerstörte Stadt war meine Chance«<br />

Hilde Weström zum 100. Geburtstag | Ursula Müller<br />

84 Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen<br />

Martin Scorsese | Kristina Jaspers und Nils Warnecke<br />

86 Literaturhaus<br />

Helmut Heißenbüttel | Johanna Bohley und Lutz Dittrich<br />

88 Schwules Museum<br />

Mädchen in Uniform. Christa Winsloe (1888–1944)<br />

Heike Stange und Wolfgang Theis<br />

90 Museum Europäischer Kulturen<br />

Weihnachtspyramiden. Tradition und Moderne<br />

Tina Peschel<br />

93 In aller Kürze<br />

98 Impressum<br />

99 Kalender<br />

112 Vorschau<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 3


Blickfang<br />

Der Philosoph von Sanssouci<br />

R o l f H . J o h a n n s e n<br />

Wohl nur ausgemachten Spezialisten der Skulptur des 19. Jahrhunderts<br />

ist heute noch der Bildhauer Harro Magnussen (1861–1908) bekannt. Ein<br />

Großteil seiner Werke ist vergessen oder zerstört. Dennoch erlebte er in<br />

diesem Jahr eine kleine Renaissance, die er keinem Geringeren als Friedrich<br />

dem Großen zu verdanken hat! Gleich zweimal war Magnussens Sitzbildnis<br />

»Der Philosoph von Sanssouci in seinen letzten Tagen« in Ausstellungen<br />

anlässlich des 300. Geburtstags des Königs zu sehen: im Frühjahr<br />

in der Alten Nationalgalerie als sinnfälliger Schlusspunkt einer Ausstellung,<br />

die sich dem Bild Friedrichs des Großen bei Adolph Menzel widmete<br />

(mj 2/2012), und im Anschluss daran in einer Schau des Geheimen Staatsarchivs<br />

und der Staatsbibliothek, die den König als »Homme de lettres«<br />

(mj 3/2012) ehrte. Und nun wandelte sich die Situation; kaum ein Besucher<br />

dürfte achtlos an der knapp unterlebensgroßen Figur vorbeigegangen<br />

sein, blieb vielmehr stehen, erstaunt, verstört, vielleicht auch abgestoßen<br />

von dem Bild des sterbenden Königs. Überrascht mögen auch die Ausstellungsmacher<br />

selbst gewesen sein, als sie das jeweils andere Gips-Exemplar<br />

sahen, hatte das erste doch jahrzehntelang unbeachtet im Depot<br />

des Bode-Museums gestanden, und wurde das zweite, eine Leihgabe der<br />

Burg Hohenzollern, überhaupt erstmals öffentlich gezeigt.<br />

Harro Magnussen war der Sohn eines Hamburger Porträtmalers. Die<br />

Sommermonate verbrachte die Familie regelmäßig auf der Nordseeinsel<br />

Föhr, wo Harro bereits 1873 den nur wenig älteren, späteren Kaiser Wilhelm<br />

II. kennenlernte, der zusammen mit seinen Geschwistern zum Zeichenunterricht<br />

in das Haus der Magnussens kam. Seine erste künstlerische<br />

Ausbildung erhielt Harro dann auch vom Vater. Mit dem Ziel, Maler<br />

zu werden, bezog er 1882 die Münchner Akademie, entschloss sich jedoch<br />

zum Fachwechsel und ging 1888 nach <strong>Berlin</strong>, wo ihn Reinhold Begas –<br />

Kopf der neubarocken <strong>Berlin</strong>er Bildhauerschule und führender Bildhauer<br />

unter Wilhelm II. – als Atelierschüler aufnahm. Harro Magnussen fasste<br />

schnell Fuß in der neuen Stadt und beteiligte sich bereits im Jahr seiner<br />

Ankunft an den Akademie-Ausstellungen, in denen er hauptsächlich Porträtplastiken<br />

präsentierte. Diese waren in der Regel Bestellungen und<br />

versprachen somit Einkommen. Anders sah es mit auftragsfreien Arbeiten<br />

aus, die zwar häufig Ehrungen einbrachten, seltener hingegen von fi nanziellem<br />

Erfolg gekrönt waren. Zu diesen Werken zählt Magnussens »Philosoph<br />

von Sanssouci«, den er noch während seiner Zeit bei Begas im<br />

Winter 1890/91 modellierte. Anderthalb Jahre später präsentierte Magnussen<br />

das Gipsmodell in der <strong>Berlin</strong>er Akademie, ein Jahr darauf im<br />

Münchner Glaspalast. Überschwänglich war das Lob des Kritikers Adolf<br />

Rosenberg, der außer Jean-Antoine Houdon »keinen Bildner zu nennen<br />

[wusste], der dem geistigen Wesen des großen Mannes des 18. Jahrhunderts<br />

so vollkommen gerecht geworden ist, wie Harro Magnussen«. Doch der Vergleich<br />

hinkt. Rosenberg dürfte Houdons berühmte Voltaire-Statue von<br />

1780 vor Augen gestanden haben (Paris, Comédie Française), mit der Magnussens<br />

Friedrich jedoch wenig mehr als das Motiv des Sitzens verbindet.<br />

Haltung und Blick der Figuren sind verschieden. Houdons Voltaire scheint<br />

gespannt und aufmerksam einem unsichtbaren Gegenüber zuzuhören,<br />

während Magnussens Friedrich leicht vorgebeugt, wie erstarrt im Sterben<br />

die linke Hand auf einen seiner Hunde gelegt hat. Wesentlich näher steht<br />

Magnussens Friedrich eine zweite Voltaire-Statue (Louvre, bis Ende Oktober<br />

im Neuen Palais in Potsdam), mit der Jean-Baptiste Pigalle wenige<br />

Jahre vor Houdon einen der großen Kunstskandale des 18. Jahrhunderts<br />

provoziert hatte. Den Blick ebenfalls wach und gespannt, stellte Pigalle<br />

den Philosophen nackt dar, was in Hinblick auf antike Vorbilder noch angehen<br />

mochte. Jedoch verweigerte er seinem Voltaire den in der Antike<br />

auch bei Philosophenstatuen üblichen Körper jugendlicher Athleten und<br />

versah ihn mit dem eines alten Mannes (mj 2/2012).<br />

Die <strong>Berlin</strong>er Akademie zeichnete Magnussens »Philosoph von Sanssouci«<br />

mit einer Kleinen Goldmedaille aus. Doch blieb der lukrative Auftrag<br />

zur Ausführung des Werkes in Marmor aus, sodass die Figur in sein<br />

Atelier zurückkehrte, wo sie »jahrelang, unbeachtet von den meisten Besuchern«<br />

stand. Schließlich entschied Magnussen sie auf eigene Kosten in<br />

Marmor auszuführen und auszustellen. Ganze sieben Besucher kamen in<br />

den ersten Tagen. Unter ihnen war mit Adolph Menzel der Kenner Friedrichs<br />

des Großen schlechthin. Menzel wies Wilhelm II. auf Magnussens<br />

Werk hin. Eine Viertelstunde soll der Kaiser vor der Statue gestanden haben.<br />

Seine erste Reaktion war: »Das muss ins Sterbezimmer nach Sanssouci«,<br />

wo der »Philosoph von Sanssouci« dann auch bis 1925 stand. Danach<br />

gelangte die Figur ins Hohenzollernmuseum im Schloss Monbijou,<br />

wo sie im Zweiten Weltkrieg verlorenging. Erhalten blieben Gipsfassungen,<br />

die in Ausstellungen 1981 (im Martin-Gropius-Bau), 1990 (im Hamburger<br />

Bahnhof) sowie in diesem Jahr für eine Wiederentdeckung des<br />

»Philosophen von Sanssouci« gesorgt haben. Nun ist das Exemplar des<br />

Bode-Museums wieder auf unbestimmte Zeit im Depot verschwunden.<br />

Dr. Rolf H. Johannsen ist wissenschaftlicher Leiter des Schinkel-Projekts am Kupferstichkabinett<br />

SMB und Co-Kurator der Schinkel-Ausstellung (MJ 3/2012).<br />

4 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Blickfang<br />

Harro Magnussen, Der Philosoph von Sanssouci in seinen letzten Tagen, 1890/91. Gips, Höhe: 70 cm.<br />

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst SMB. Foto: Andres Kilger<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 5


Panorama<br />

5. Europäischer<br />

Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong><br />

Der Blick des Anderen<br />

K a t i a R e i c h<br />

von links nach rechts:<br />

René Groebli, O. T.,<br />

aus der Serie<br />

»Das Auge der Liebe«,<br />

1953. Silbergelatineabzug<br />

auf Barytpapier,<br />

40 × 30 cm.<br />

© René Groebli<br />

Bettina Rheims,<br />

Simon K., 2011.<br />

Digitaldruck,<br />

111,4 × 87,6 cm.<br />

© Bettina Rheims<br />

Gisèle Freund,<br />

Par elle-même<br />

(Selbstporträt), 1931.<br />

Silbergelatineabzug,<br />

30 × 40 cm.<br />

© Gisèle Freund/<br />

Sammlung Anita<br />

Neugebauer<br />

»Bald nachdem wir sehen können, wird uns bewusst, dass man uns auch<br />

sehen kann. Der Blick des anderen verbindet sich mit dem unsrigen und<br />

macht es erst so ganz glaubwürdig, dass wir Teil der sichtbaren Welt sind«.1<br />

Vom 19. Oktober bis 25. November 2012 ist es wieder soweit: Der »5. Europäische<br />

Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong>« richtet seinen Fokus auf das vielfältige<br />

und stetig wachsende Fotopotenzial <strong>Berlin</strong>s. Thema des diesjährigen<br />

Monats ist »Der Blick des Anderen« – ein Thema, das nicht nur interessante<br />

und überraschende Ausstellungskonzepte der teilnehmenden Institutionen<br />

hervorbringt, sondern der Fotografie selbst immanent ist.<br />

Die diesjährige Themenstellung »Der Blick des Anderen« ist eine Hinwendung<br />

zum Dialog, die Anerkennung einer fremden Perspektive, die in<br />

einem von ethnischer Hybridität gekennzeichneten Zeitalter immer auch<br />

einen prozesshaften Übergang vom »Eigenen« zum »Fremden« bezeichnet.<br />

Die fortschreitende Verbildlichung und die damit einhergehende Ästhetisierung<br />

unserer Lebenswelt wirkt unmittelbar auf Selbst- und Weltwahrnehmung<br />

zurück und konstituiert zugleich sowohl die Wirklichkeit<br />

als auch unsere Identitäten. Die kulturelle Selbstverortung ist produktiver<br />

Bestandteil unserer Definition vom »Anderen«, da die Beschreibung des<br />

»Anderen« immer auch eine Abgrenzung, die Nicht-Zugehörigkeit und<br />

das Unvertraute bezeichnet.<br />

In der Fotografie erzeugt das Thema einen überaus interessanten<br />

Widerhall. »Der Blick des Anderen« ist ihr auf besondere Weise eigen.<br />

So lässt es sich auch als eine Vielzahl von Dialogen betrachten, die alle<br />

miteinander korrelieren: Die Beziehung zwischen den Fotografierenden<br />

und dem fotografierten Objekt, der Fotografie und dem Betrachter sowie<br />

zwischen der Fotografie und der abgebildeten Wirklichkeit. Aber auf welche<br />

Weise zeigen Fotografien das »Andere« Sind sie das Abbild eines<br />

spezifischen Blicks des Fotografen und seiner jeweiligen Prägung Welche<br />

Rolle spielt das Medium selbst bei der Aneignung und der Konstruktion<br />

fremder Kulturen, der Exotisierung und Kolonisierung des »Anderen«<br />

Aus ausgewählten Ausstellungen wurden nach dem Thema und den<br />

fotografischen Fragestellungen und Gattungsbedingungen Unterthemen<br />

generiert: »Voyeurismus«, »Persönliche Identität«, »Kulturelle und Nationale<br />

Identitäten« knüpfen dabei inhaltlich direkt an das Hauptthema<br />

an, während »Urbane und Periphere Räume« und »<strong>Berlin</strong>« verschiedene<br />

Aspekte zur Erforschung von Stadt, urbanen Strukturen, Peripherien und<br />

des menschlichen Verhältnisses zueinander untersuchen. »Strukturen«<br />

fasst vordergründig unterschiedliche formal-ästhetische Kriterien zusammen:<br />

Bildkompositionen, -räume und -formate, Blickwinkel, Schärfe und<br />

Unschärfe als Bild bestimmendes Mittel, die Positionierung der Kamera<br />

als auch Strukturierung durch Linienverläufe sowie Farb- und Grauzonen.<br />

Unter »Zwischenräume« wird die Darstellung von transitorischen Räumen,<br />

Zustandsveränderungen und Gegenüberstellungen subsumiert:<br />

Menschen, öffentliche Räume, Landschaften, die sich im Wandel befinden,<br />

oder Architekturen, deren Strukturen sich stetig verändern. Einmal<br />

ist die thematische Verschränkung offensichtlich und direkt, ein anderes<br />

Mal assoziativ und manchmal erst auf den zweiten Blick erkennbar.<br />

»Sehen heißt auch Auswählen«1, betonte John Berger 1972 in seiner<br />

kleinen Einführung über das Sehen. So bietet auch das Festival 2012 in<br />

6 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Panorama<br />

etwas komprimierter Form mit 100 Teilnehmern und<br />

110 Ausstellungen Einblick in die imponierende und<br />

vielschichtige Fotoszene <strong>Berlin</strong>s und ermöglicht den<br />

internationalen und nationalen Besucherinnen und<br />

Besuchern Orientierung und vielfältige Perspektiven.<br />

Angestrebt ist ein Gesamterscheinungsbild, das mit<br />

einer Mischung aus Einzel- und Gruppenausstellungen,<br />

Gegenüberstellungen, Auftragsarbeiten, Wettbewerben,<br />

historischen und zeitgenössischen Ausstellungen<br />

die Fotografie in unterschiedlichen Bildherstellungsverfahren,<br />

von der Lochkamera bis zum<br />

Handybild, vorstellt.<br />

Das diesjährige Ausstellungsprojekt der Europäischen<br />

Netzwerkpartner des Monats der Fotografie,<br />

namentlich Bratislava, Budapest, Ljubljana, Luxemburg,<br />

Paris und Wien trägt den Titel »distURBANces –<br />

Can Fiction Beat Reality«<br />

Die Ausstellungen der Partnerstädte und ein gemeinsamer<br />

Katalog fokussieren die Veränderungen in<br />

der fotografischen und künstlerischen Praxis, die die<br />

stetige Verschränkung der physisch erfahrbaren Nahwelten<br />

mit den digitalisierten Fernwelten angesichts von Globalisierung<br />

und einer ungekannten Dominanz des Visuellen erfahren. Die gemeinschaftlich<br />

kuratierte Ausstellungsserie, partiell in jeder Stadt gezeigt,<br />

stellt die Frage, inwiefern die Bildproduktion immer auch von aktuellen<br />

politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen beeinflusst wird.<br />

In <strong>Berlin</strong> findet die Präsentation an verschiedenen Orten statt. So ist der<br />

französische Künstler Thibault Brunet mit einer Einzelausstellung mit den<br />

Werkgruppen »Vice City« (2007–12) und »First Person Shooter« (2009/10)<br />

im Computerspielemusem <strong>Berlin</strong> vertreten, der in Deutschland geborene,<br />

derzeit in Kairo lebende Kaya Behkalam mit seiner Videoarbeit »Excursions<br />

in the Dark« (2011) in der Ausstellung »Kairo. Offene Stadt – Neue<br />

Bilder einer andauernden Revolution« im Festivalzentrum.<br />

Erstmals findet der Europäische Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong> in einem<br />

institutionell unabhängigen Standort statt: Im ehemaligen Museum »The<br />

Kennedys« am Pariser Platz 4a schlägt das Herz des Festivals. Ein Infopoint<br />

mit Büchertisch und einem Verkaufsstand des Festivalkataloges<br />

sowie die Ausstellung »Kairo. Offene Stadt« laden während der Laufzeit<br />

zu einem Besuch ein. Der Infopoint fungiert als Anlaufstelle für internationale<br />

und nationale Gäste und bietet Hilfe bei der Orientierung zu den<br />

verschiedenen Ausstellungen in der Stadt. Das Kooperationsprojekt<br />

»Kairo. Offene Stadt« – von den Kuratoren Florian Ebner und Constanze<br />

Wicke erstmals im Museum für Photographie in Braunschweig gezeigt –<br />

wird in enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen Monat der Fotografie<br />

in <strong>Berlin</strong> in neuer Konzeption vorgestellt.<br />

Als Gesamtschau und gleichzeitig Gegenüberstellung von zahlreichen,<br />

individuell konzipierten Ausstellungen und Veranstaltungen ist der »5.<br />

Europäische Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong>« nicht nur eine Würdigung der<br />

Fotografie selbst und der sie tragenden Institutionen und Akteure, sondern<br />

zugleich eine Anerkennung der unterschiedlichen Perspektiven, die<br />

es in Gestalt einer Vielzahl von spannenden kuratorischen und künstlerischen<br />

Positionen zu entdecken gilt. Wir wünschen viel Spaß bei zahlreichen<br />

Entdeckungen!<br />

Die Autorin ist Kuratorin des 5. Europäischen Monats der Fotografie <strong>Berlin</strong>.<br />

Anmerkung<br />

1 John Berger, Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt, Hamburg 2000, S. 8.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 7


Panorama<br />

1 Herbert Maschke, <strong>Berlin</strong><br />

Hilton, 1958. Farbfotografie,<br />

6×6cm-Negativ. © Cornelius<br />

Maschke, Morlind Tumler<br />

1<br />

2 Joel Sternfeld, A Woman<br />

Out Shopping With Her<br />

Pet Rabbit, Santa Monica,<br />

California, August 1988,<br />

1988. C-Print, 118,1 × 96,5 cm.<br />

© Joel Sternfeld<br />

2<br />

3 Thibault Brunet, aus der<br />

Serie »Vice City, 04-01-2012<br />

20h00«, 2007–12. Farbdruck,<br />

Passepartout, 20 × 20 cm.<br />

© Thibault Brunet<br />

4 Tomasz Wiech, Street Theatre<br />

Festival, 2009. C-Print,<br />

40 × 60 cm. © Tomasz Wiech<br />

3 4<br />

6<br />

5<br />

8 |<br />

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Panorama<br />

5 Stefan Canham, Nguyen<br />

Phuong-Dan, aus der Serie<br />

»Die Deutschen Vietnamesen«,<br />

2011. C-Print, 70 × 70 cm.<br />

© Stefan Canham, Nguyen<br />

Phuong-Dan<br />

6 Dawin Meckel,<br />

aus der Serie »Lubicon Cree«,<br />

2012. © Dawin Meckel/<br />

OSTKREUZ<br />

7 Heinz Hajek-Halke,<br />

Erotic – Extra Large!,<br />

1928–32. Silbergelatineabzug.<br />

© Sammlung Michael Ruetz.<br />

7<br />

8<br />

8 Werner David Feist,<br />

Schirmgestell, 1929/30.<br />

Silbergelatineabzug, 20 × 17,4 cm.<br />

© Werner David Feist,<br />

Bauhaus-Archiv <strong>Berlin</strong><br />

9<br />

10<br />

11 9 Jonathan Rashad, The Dragged<br />

Woman, Protestmarsch zum<br />

Verteidigungsministerium, Kairo,<br />

27. April 2012. © Jonathan Rashad<br />

10 Hans Praefke, Simone, 1983.<br />

Schwarzweiß Pigmentdruck,<br />

50 × 40 cm. © Hans Praefke<br />

11 Unbekannter MfS-Mitarbeiter,<br />

Zehlendorf, U-Bahnhof Onkel Toms<br />

Hütte, 1950er-Jahre. Schwarzweißfotografie,<br />

9 × 13 cm. © Der Bundesbeauftragte<br />

für die Unterlagen<br />

des Staatssicherheitsdienstes<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 9


Panorama<br />

Eigenes und Fremdes<br />

Provenienzforschung an den Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

P e t r a W i n t e r<br />

Im Februar 1943 erwarb die <strong>Berlin</strong>er Nationalgalerie ein erstes Gemälde<br />

mit einer Ansicht von Tivoli von Johann Martin von Rohden aus <strong>Berlin</strong>er<br />

Privatbesitz. Gut zehn Jahre später gelangte noch eine zweite Tivoli-Ansicht<br />

des Künstlers in ihren Besitz (Wasserfälle bei Tivoli, 1819), als sogenanntes<br />

Freundschaftsgeschenk des polnischen Volkes an das deutsche<br />

Volk. Die Erwerbsumstände beider Werke offenbaren dem kritischen Betrachter<br />

jeweils eine Provenienz, die besondere Aufmerksamkeit verdient:<br />

Zum einen kann das Ankaufsjahr 1943 heute kaum vorbehaltlos<br />

hingenommen werden. Zu hoch ist das Risiko, dass hier mitten im Krieg<br />

und in der finalen Phase der Deportationen der jüdischen Bevölkerung ein<br />

Werk zum Verkauf gelangte, welches ein vormaliger Eigentümer nicht<br />

freiwillig veräußerte. Auch die Schenkung von 117 deutschen Kunstwerken<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Volksrepublik Polen an die DDR, die<br />

1954 vom Kulturministerium an die Nationalgalerie in Ost-<strong>Berlin</strong> überwiesen<br />

wurden, birgt, wie man heute weiß, aus sehr verschiedenen Besitzverhältnissen<br />

stammende Kunstwerke: Werke aus dem Schlesischen<br />

Museum der bildenden Künste in Breslau waren ebenso darunter wie alte<br />

Leihgaben aus Privatbesitz. Um eine solche handelte es sich bei dem Gemälde<br />

von Rohden, das folgerichtig 2004 an die Erben der Familie restituiert<br />

und schließlich zurückerworben wurde.<br />

Anders, und letztlich völlig unproblematisch,<br />

stellte sich die Geschichte der 1943 erworbenen<br />

Tivoli-Ansicht dar: Hier erbrachte<br />

bereits eine gründliche Literatursichtung –<br />

der Beginn jeglicher Provenienzrecherche –<br />

den entscheidenden Hinweis. Ausgehend<br />

vom Verkäufer, Dr. Dr. Dr. Paul Kaufmann<br />

(1856–1945), der von 1906–23 Präsident des<br />

Reichsversicherungsamtes gewesen war und<br />

in den Ankaufsakten der Nationalgalerie namentlich<br />

als Voreigentümer des Bildes auftrat,<br />

führte die Spur schnell zu Kaufmanns<br />

Schrift »Auf den Pfaden nazarenischer und romantischer<br />

Kunst. Was meine Bilder erzählen«.<br />

In diesem 1922 erschienenen Buch erwähnte<br />

er zwei Tivoli-Gemälde in seinem Besitz,<br />

von denen nur eines abgebildet und nicht<br />

mit dem durch die Nationalgalerie angekauften<br />

identisch ist. Doch im Buch findet sich<br />

auch – ein Glücksfall! – eine Aufnahme des<br />

Wohnzimmers des Sammlers, auf der die Version<br />

der Nationalgalerie sehr gut zu erkennen<br />

ist. So war die für die Suche nach NS-verfolgungsbedingt<br />

entzogenem Kunstgut zentrale<br />

Frage, ob Kaufmann das Werk vor oder nach 1933 erworben hatte, hinreichend<br />

geklärt: Es gab keine jüdischen Vorbesitzer nach dem Jahr 1933.<br />

Die hier beschriebenen Recherchen bezogen sich vornehmlich auf<br />

das, was heute unter Provenienzforschung gemeinhin subsumiert wird:<br />

die Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, insbesondere<br />

aus jüdischem Besitz. Auch bei den Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

stehen diese Recherchen im Vordergrund. Hinzu kommen die von den<br />

1 0 |<br />

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Panorama<br />

Kustoden im musealen Alltagsgeschäft vorgenommenen Untersuchungen<br />

an den Beständen, die sich in Bestands- und Ausstellungskatalogen<br />

niederschlagen. Obgleich also die Erforschung der Herkunft der Objekte<br />

zu den Kernaufgaben jedes Wissenschaftlers im Museum zählt, entschied<br />

man sich 2008 eine feste Wissenschaftlerstelle für Provenienzforschung<br />

einzurichten, um zuvorderst die teils sehr speziellen<br />

und diffizilen historischen Recherchen zu den<br />

aktuellen Restitutionsbegehren für Sammlungsgegenstände<br />

der SMB an einer Stelle zu bündeln sowie<br />

die dringend gebotene systematische Untersuchung<br />

der seit 1933 erworbenen musealen Bestände<br />

koordinierend voranzubringen.<br />

Die Stelle ist angesiedelt am Zentralarchiv, dem<br />

Hort der historischen Überlieferung der Museen,<br />

ein Ort, an dem alle Forschungen zur Historie der<br />

ehemals Königlichen, jetzt Staatlichen Museen beginnen<br />

müssen. Dieser Ort wurde sehr bewusst gewählt<br />

und erweist sich bis heute als kongeniale<br />

Quelle für vielfältige Recherchen zur Herkunft und<br />

zu diffizilen Eigentumsfragen von Objekten der<br />

Museen. Seit Jahren unterstützt das Zentralarchiv<br />

Forschungen zu Bestands- und Fremdbesitzkatalogen<br />

und war von Beginn an ein wichtiger Partner<br />

zur Bearbeitung der stetig wachsenden Zahl von<br />

Auskunftsersuchen und Restitutionsbegehren, die<br />

an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gestellt<br />

wurden. Auf die steigenden Anforderungen im<br />

Rahmen der Provenienzforschung reagierte das<br />

Zentralarchiv frühzeitig (2002) mit dem Aufbau einer<br />

Datenbank, die ausgewählte Akten aus dem<br />

Zeitraum 1918 bis 1945 einer sogenannten Tiefenerschließung unterzog.<br />

Zielgerichtete Abfragen nach einzelnen Kunstwerken, nach Künstlern,<br />

nach Kunsthändlern und Galerien oder privaten Sammlern respektive<br />

Eigentümern von Objekten erlauben nun einen direkten Zugriff auf die<br />

Quellen und reduzieren den zeitlichen Aufwand der archivischen Recherche<br />

für die eigene sammlungsbezogene Provenienzforschung der Staatlichen<br />

Museen sowie für externe Forscher erheblich.<br />

Vor allem Eigentumsfragen, die angesichts der Fülle und Vielfalt der<br />

Sammlungen der SMB und ihrer über 180-jährigen Geschichte mitnichten<br />

nur die Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch Besitzerwechsel in<br />

den 1920er-Jahren (sog. Fürstenabfindung 1926) sowie in der Zeit der Sowjetischen<br />

Besatzungszone und in der DDR betreffen, bestimmen den Alltag<br />

der Provenienzforscherin der SMB. Daneben gilt es, Fremdbesitz zu<br />

identifizieren und den Zugang eines Objektes in die Museen zu rekonstruieren<br />

oder den Nachweis eines Werkes zu führen, welches als vermeintlicher<br />

Kriegsverlust galt und plötzlich im Kunsthandel wieder auftaucht.<br />

Auch bei Erwerbungsvorhaben der Sammlungen oder der Aufklärung<br />

und Zuordnung von alten Dauerleihgaben und -leihnahmen wird<br />

zunehmend die Hilfe der Provenienzforschung in Anspruch genommen.<br />

oben: Abbildung aus: Richard Kaufmann, Auf den Pfaden nazarenischer und<br />

romantischer Kunst. Was meine Bilder erzählen, <strong>Berlin</strong> 1922, S. 6<br />

links: Johann Martin von Rohden, Tivoli, 1848. Öl auf Leinwand, 67 × 94,6 cm.<br />

Nationalgalerie. © Nationalgalerie SMB. Foto: Jörg P. Anders<br />

Um der Fülle der »aktuellen Fälle« gerecht zu werden und gleichzeitig<br />

die systematischen Bestandsuntersuchungen in den betroffenen Sammlungen<br />

voranzutreiben, wurden zusätzlich mehrere befristete Stellen in<br />

den Museen eingerichtet: zunächst im Kupferstichkabinett, wo sich ein<br />

weiteres Projekt zur Untersuchung der Sammlung der Zeichnungen anschließen<br />

wird, sowie im Kunstgewerbemuseum. Ein dreijähriges Forschungsprojekt<br />

mit zwei Wissenschaftlerinnen zu Beständen der Nationalgalerie<br />

und des Kupferstichkabinetts (Journal S. 12) wird ebenfalls<br />

vom Zentralarchiv aus geleitet.<br />

Jenseits von allen aktuellen politischen Erfordernissen und belastbaren<br />

Besitznachweisen fördert die Provenienzforschung immer auch erstaunliche<br />

Erkenntnisse zur Geschichte der Objekte zutage, erhellt Sammlungszusammenhänge<br />

und trägt mosaikartig Biografien von Künstlern,<br />

Sammlern oder Händlern zusammen, die auf verschiedene Art und Weise<br />

in die Museen hineinwirkten und somit dauerhaft Teil ihrer Geschichte<br />

geworden sind.<br />

Dr. Petra Winter ist Provenienzforscherin der SMB und stellvertretende Leiterin des<br />

Zentralarchivs der SMB.<br />

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Panorama<br />

Die Galerie des 20. Jahrhunderts<br />

Ein Provenienzforschungsprojekt des Landes <strong>Berlin</strong><br />

und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

H a n n a S t r z o d a u n d C h r i s t i n a T h o m s o n<br />

Theodor Heuss besucht die Galerie des 20. Jahrhunderts in der<br />

Jebensstraße 2, kurz nach Eröffnung der neuen Dauerausstellung, Januar 1955.<br />

Foto-Sammlung, Nationalgalerie. © Nationalgalerie SMB<br />

Als im September 1968 der Museumsneubau von Mies van der Rohe am<br />

Kulturforum eröffnet wurde, bekam nicht nur die über viele Jahre provisorisch<br />

untergebrachte Sammlung der Nationalgalerie ein neues Zuhause.<br />

Auch die »Galerie des 20. Jahrhunderts«, die Kunstsammlung der Moderne<br />

des Landes <strong>Berlin</strong>, konnte mit dem Einzug ihr enges Domizil in der<br />

Jebensstraße (dem heutigen Museum für Fotografie) zurücklassen. Der<br />

Eröffnung des fortan als »Neue Nationalgalerie« bezeichneten Museums<br />

war die – lange anvisierte – Fusion der beiden Sammlungen vorausgegangen.<br />

Der Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen von 1968, publiziert<br />

als »Verzeichnis der vereinigten Kunstsammlungen Nationalgalerie<br />

(Preußischer Kulturbesitz) – Galerie des 20. Jahrhunderts (Land <strong>Berlin</strong>)«,<br />

zeigt, dass die Nationalgalerie mit ihrer umfangreichen Kollektion von<br />

Werken des 19. Jahrhunderts den weitaus größeren Teil des Gesamtbestandes<br />

stellte, die klassische Moderne jedoch vorwiegend durch die<br />

Galerie des 20. Jahrhunderts repräsentiert wurde.<br />

Diese Gewichtung resultiert aus der Geschichte der beiden 1968 zusammengelegten<br />

Sammlungen. Die Nationalgalerie, 1861 als Museum<br />

zeitgenössischer Kunst gegründet, wurde ab 1937 im Zuge der nationalsozialistischen<br />

Aktion »Entartete Kunst« fast gänzlich um ihre herausragende<br />

Sammlung der Moderne beraubt, die bis zu jenem Jahr im Kronprinzenpalais<br />

zu sehen war (mj 1/1992). Dieser Verlust motivierte den<br />

Magistrat von Groß-<strong>Berlin</strong> gleich nach Kriegsende dazu, eine Galerie<br />

für moderne Kunst zu gründen, als deren expliziten Auftrag man es ansah,<br />

die bei den Museen entstandenen Lücken durch Ankäufe ehemals<br />

verfemter Kunst zu füllen. Die Initiative wurde von Ludwig Justi vorangetrieben,<br />

dem früheren Direktor der Nationalgalerie und neu berufenen<br />

Generaldirektor der Staatlichen Museen, der den Aufbau der städtischen<br />

Sammlung übernahm. Mit Teilung der Stadt verblieb der bis 1948/49 erworbene<br />

Galerie-Bestand in Ost-<strong>Berlin</strong>1 (mj 2/1992), während in West-<br />

<strong>Berlin</strong> die Galerie des 20. Jahrhunderts 1949 vom Senat neu gegründet<br />

wurde. Ihr Leiter wurde Justis früherer Mitarbeiter Adolf Jannasch, der<br />

sich ebenfalls die Rehabilitierung und Förderung der zu NS-Zeiten verfolgten<br />

Künstler zur Aufgabe machte: »Die Galerie des 20. Jahrhunderts<br />

kennt ihre hohe Pflicht der Wiedergutmachung«2, schrieb er im Vorwort<br />

des ersten Bestandskatalogs 1953, der bereits 111 Kunstwerke umfasste.<br />

1954 fand die Galerie des 20. Jahrhunderts einen dauerhaften Ausstellungsort<br />

im ehemaligen Landwehrcasino am Bahnhof Zoo und wuchs binnen<br />

zweier Dekaden zu einer Sammlung an, die in Qualität und Bedeutung<br />

an die verlorene Kollektion des Kronprinzenpalais heranreichte. Bis 1968<br />

hatte Jannasch über 700 Werke der klassischen Moderne sowie rund 1000<br />

Werke der späten 1940er- bis 60er-Jahre zusammengetragen. Mit erstklassigen<br />

Werken des deutschen Expressionismus, des Bauhaus und anderer<br />

zentraler Strömungen der europäischen Moderne – darunter prominente<br />

Künstlernamen wie Max Beckmann, Otto Dix, Lyonel Feininger,<br />

Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka,<br />

Fernand Léger, Piet Mondrian, Edward Munch und Pablo Picasso – avancierte<br />

die Galerie des 20. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Kunstinstitutionen<br />

im <strong>Berlin</strong> der Nachkriegszeit.<br />

Die Galerie-Bestände, die seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes<br />

<strong>Berlin</strong>3 in der Nationalgalerie und im Kupferstichkabinett der Staatlichen<br />

Museen zu <strong>Berlin</strong> verwahrt werden, sind aktuell Gegenstand eines umfassenden<br />

Provenienzforschungsprojekts. Unter der Leitung des Zentralarchivs<br />

der Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> wird das 2010 begonnene Pro-<br />

1 2 |<br />

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Panorama<br />

jekt gemeinsam vom Land <strong>Berlin</strong> und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

finanziert. In diesem Rahmen wird die Herkunft der rund 550 vor 1945<br />

entstandenen Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken<br />

untersucht.4 Das besondere Augenmerk gilt dabei den Jahren<br />

1933 bis 1945, mit dem Ziel, diejenigen Werke zu identifizieren, die ihren<br />

Besitzern durch die NS-Verfolgung entzogen wurden.<br />

Im Hinblick auf die Entstehungszeit (1905–45) und die Ankaufsperiode<br />

(1949–68) präsentiert sich der Forschungsbestand zunächst homogen.<br />

Auch lassen sich Muster in Jannaschs Ankaufsstrategie identifizieren:<br />

Zwar erwarb er auch bei den Künstlern direkt und aus künstlerischen<br />

Nachlässen, vorwiegend aber nutzte er die Angebote im Kunsthandel.<br />

Aufgrund der Inselsituation West-<strong>Berlin</strong>s tätigte er hier die meisten Ankäufe,<br />

wobei er die Galerien Nierendorf, Reitzenstein & Seel, Franz, Bremer<br />

und Springer favorisierte, für Papierarbeiten Bassenge, Rosen und<br />

Schüler. Im Rheinland war er Kunde bei Wilhelm Grosshennig, Alex Vömel<br />

und Aenne Abels, nur vereinzelt erwarb er Kunst im Ausland. Weil jedoch<br />

hinter jedem aus dem Kunsthandel stammenden Werk eine ganz unterschiedliche<br />

Provenienz stecken kann, kommt der Forscher nicht umhin,<br />

die Geschichte jedes Werks einzeln zu untersuchen – zumal auch ein<br />

Museumsmann wie Jannasch, der für die Problematik unsicherer Herkunft<br />

grundsätzlich sensibilisiert war, dem »schnellen Zugreifen«5 nicht<br />

immer widerstehen konnte, wenn hochklassige Bilder aus unbekanntem<br />

Besitz zu niedrigen Preisen angeboten wurden.<br />

In der ersten Phase des Forschungsprojekts wurden die Inventarbücher<br />

der Galerie des 20. Jahrhunderts ausgewertet sowie die Rückseiten<br />

aller Werke gesichtet und dokumentiert. Beschriftungen, Stempel und<br />

Etiketten erzählen oft viel über die Provenienz eines Bildes: über Vorbesitz,<br />

Handel, Transportwege, Einlagerungen und Ausstellungen. In einem<br />

zweiten Schritt widmen sich die Recherchen der Sekundärliteratur und<br />

den vielfältigen Primärquellen, die im Idealfall eine lückenlose Rekonstruktion<br />

der bisweilen häufigen Besitzwechsel ermöglichen. Bei Schmidt-<br />

Rottluffs Gemälde »Drei Akte«, das als erster Ankauf für die Galerie im<br />

März 1949 die Inventarnummer B1 trägt, war es ein im Landesarchiv verwahrter<br />

Brief des Galeristen Schüler, der die Herkunft direkt aus dem<br />

Künstleratelier belegte. Mit Abschluss des Projekts werden nicht nur die<br />

Oskar Kokoschka, Mann mit Puppe, um 1922. Rückseite mit diversen Provenienzmerkmalen.<br />

© Zentralarchiv SMB. Foto: Projektdokumentation<br />

Karl Schmidt-Rottluff, Drei Akte (Dünenbild in Nidden), 1913. Öl auf Leinwand,<br />

98 × 106,5 cm. Nationalgalerie, Dauerleihgabe des Landes <strong>Berlin</strong>. © VG Bild-<br />

Kunst, Bonn 2012. Foto: Jörg P. Anders. Erster Ankauf für die Galerie des<br />

20. Jahrhunderts, erworben aus dem Besitz des Künstlers über die Galerie<br />

Schüler, <strong>Berlin</strong>.<br />

Werkprovenienzen überwiegend geklärt, sondern auch zahlreiche Geschichten<br />

zu bislang unbekannten Sammlern, Händlern und Begebenheiten<br />

zu erzählen sein. Die Forschungsergebnisse werden zu gegebener Zeit<br />

der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

Dr. Hanna Strzoda und Dr. Christina Thomson sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen<br />

des Zentralarchivs der SMB im Provenienzforschungsprojekt »Galerie des 20. Jahrhunderts«.<br />

Anmerkungen<br />

1 Diese Werke gingen 1951 als Schenkung des Magistrats in den Besitz der Ost-<br />

<strong>Berlin</strong>er Nationalgalerie über.<br />

2 Adolf Jannasch: Vorwort, in: Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hg. v. Senator<br />

für Volksbildung, <strong>Berlin</strong> 1953, S. 3.<br />

3 Der Vertrag zwischen dem Land <strong>Berlin</strong> und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

wurde im Dezember 1967 unterzeichnet.<br />

4 Rund 100 der 700 bis 1945 entstandenen Werke aus der Galerie des 20. Jahrhunderts<br />

wurden 1968 an das Brücke-Museum <strong>Berlin</strong> abgegeben, ein weiteres Werkkonvolut<br />

verblieb zur Weiterverteilung beim Senat.<br />

5 Korrespondenz Adolf Jannasch mit dem Finanzdezernenten Lange 1948, Landesarchiv<br />

<strong>Berlin</strong>, B Rep. 014, Nr. 1145.<br />

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Panorama<br />

Eine Pfingstrose vom Baikalsee<br />

Peter Simon Pallas zum 200. Todestag<br />

H . W a l t e r L a c k<br />

<strong>Berlin</strong> ist eine Stadt der Friedhöfe, einzelne Bezirke besitzen mehr als ein<br />

Dutzend davon. Unter den Hunderttausenden von Grabsteinen befindet<br />

sich aber nur ein einziger, dessen Errichtung von zwei Akademien der Wissenschaften<br />

finanziert wurde – der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften<br />

in St. Petersburg und der Königlichen Akademie der Wissenschaften<br />

in <strong>Berlin</strong> (heute Russische Akademie der Wissenschaften in<br />

Moskau und <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften in<br />

<strong>Berlin</strong>). Dies geschah aus gutem Grund: Der im Friedhof I der Jerusalemsund<br />

Neuen Kirchengemeinde, einem Teil der Friedhöfe vorm Halleschen<br />

Tor, bestattete und durch einen Grabstein mit Porträtmedaillon (Abb. 1)<br />

gewürdigte Peter Simon Pallas war ordentliches Mitglied beider Akademien<br />

gewesen und hatte nicht nur Ordentliches, sondern ganz Außerordentliches<br />

geleistet. Zur Wiederkehr seines 200. Todestages – er starb am<br />

8. September 1811 in <strong>Berlin</strong>, wo er am 22. September 1741 auch geboren<br />

worden war – fanden Gedenkveranstaltungen statt, in Deutschland<br />

ebenso wie in Russland, welche die unglaublich vielseitige Tätigkeit dieses<br />

Gelehrten würdigten.<br />

Die von Zar Peter I., dem Gründer von St. Petersburg und der Kaiserlichen<br />

Akademie der Wissenschaften, initiierte und von Zarin Katharina II.<br />

fortgesetzte Erforschung des riesigen, damals noch kaum bekannten russischen<br />

Reichs geschah unter anderem durch Expeditionen, die von der<br />

Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften organisiert wurden. Die Forscher<br />

sollten die Topografie der bereisten Gebiete dokumentieren, Lagerstätten<br />

beschreiben, Pflanzen und Tiere sammeln und detaillierte Berichte<br />

in gedruckter Form vorlegen. Die vierte Akademie-Expedition fand in den<br />

Jahren 1768 bis 1774 statt und diente der Erforschung des mittleren Urals,<br />

des westlichen und mittleren Sibiriens sowie der Kaspischen Senke. Es war<br />

eine groß angelegte, mit zahlreichen Teilnehmern ausgestattete Unternehmung,<br />

deren Leitung man Pallas übertrug, damals gerade 25 Jahre alt.<br />

Wie so oft ging es in hohem Maße um Prestige. Der erste Band der vom<br />

Expeditionsleiter verfassten Reisebeschreibung erschien unter dem Titel<br />

»Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches« in St. Petersburg,<br />

noch bevor Pallas überhaupt zurückgekehrt war. Nachdrucke,<br />

Neuauflagen und Übersetzungen machten den Expeditionsleiter rasch<br />

in ganz Europa bekannt. Überflüssig zu sagen, wem Pallas seine Reisebeschreibung<br />

widmete – »Ihro Majestät der Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten<br />

Kayserin und Souverainen Beherrscherin aller Reußen Katharina<br />

der Zweyten«.<br />

Abb. 1: Grabstein für Peter Simon Pallas. <strong>Berlin</strong>,<br />

Friedhöfe vorm Halleschen Tor. Foto: Manfred Brückels,<br />

Creative Commons 3.0<br />

Im dritten, im Jahre 1776 erschienenen Band der »Reise durch die verschiedenen<br />

Provinzen« wird der Name Paeonia lactiflora unter Bezug auf<br />

die Angaben von zwei früheren Sibirienreisenden geschaffen, die von einer<br />

Pfingstrose mit milchweißen Blütenblättern und beiderseits grünlichen,<br />

glänzenden, breitgelappten Laubblättern geschrieben hatten. Pal-<br />

1 4 |<br />

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Panorama<br />

las berichtet, eine derartige Pflanze am 7. Juli 1772 in unmittelbarer Nähe<br />

zum Posolskischen Kloster am Südufer des Baikalsees in der heutigen<br />

Republik Burjatien im Föderationskreis Sibirien gefunden zu haben. Mitten<br />

in jenem sibirischen Sommer war »der Baikal mit einem dicken und<br />

kalten Nebel bedeckt, dergleichen man nur in hohen Gebürgen, an welche<br />

sich die Wolken ziehn, oder in Seeländen zur Herbst- oder Winterszeit sieht«.<br />

Pallas hatte den Wettlauf bei der Vergabe des wissenschaftlichen Namens<br />

für eine Pflanze gewonnen, die heute in den gemäßigten Zonen<br />

weltweit kultiviert wird und wegen ihrer milchweißen bis zartrosafarbigen<br />

Blütenblätter viele Millionen Gartenliebhaber erfreut – nicht nur in der<br />

Abb. 2: Paeonia lactiflora. Botanischer Garten <strong>Berlin</strong>-Dahlem,<br />

Pflanzengeographische Abteilung. Foto C. Hillmann-Huber, BGBM<br />

pflanzengeografischen Abteilung des Botanischen Gartens <strong>Berlin</strong>-Dahlem<br />

(Abb. 2), sondern auch in zahllosen Privatgärten.<br />

Dabei hatten Pallas und seine Vorgänger Glück gehabt, denn ihnen war<br />

am äußersten nordwestlichen Rand des Verbreitungsgebiets ein Fund von<br />

Paeonia lactiflora gelungen, einer Art, die durch ungleich mehr Fundortspunkte<br />

aus dem östlichen Sibirien, der Mongolei, China und Korea dokumentiert<br />

ist und die deshalb in Nachschlagewerken zurecht meist Chinesische<br />

Pfingstrose genannt wird.<br />

Pallas verdanken wir auch die erste gedruckte Abbildung dieser Pflanzenart:<br />

Sie erschien als kolorierter Kupferstich im Jahre 1788 in St. Petersburg,<br />

allerdings unter dem nicht korrekten, aber ebenfalls zutreffenden<br />

Namen Paeonia albiflora (weißblühende Pfingstrose). Veröffentlicht wurde<br />

die Tafel im ersten Band der großformatigen »Flora Rossica«, die Pallas<br />

wiederum Katharina II. dediziert hat. Das Widmungsblatt des berühmten,<br />

wenn auch Torso gebliebenen Werks kann man derzeit in der Ausstellung<br />

»Floras Schätze. Die Erfassung der grünen Welt« im Botanischen Museum<br />

bewundern (mj 2/2012).<br />

Wer die Chinesische Pfingstrose erstmals in Kultur genommen hat,<br />

wissen wir nicht, sehr wohl aber, wo es geschah: im kaiserlichen botanischen<br />

Garten auf der Apotheker-Insel in St. Petersburg. Und es war ebenfalls<br />

Pallas, der in seiner »Flora Rossica« erstmals darüber berichtete und<br />

einige transbaikalische Fundorte angab. Für einen kultivierten, mehrsprachigen<br />

Mann war es selbstverständlich, dabei nicht nur den russischen,<br />

sondern auch den mongolischen Namen für die Chinesische Pfingstrose<br />

zu nennen.<br />

Wichtiger noch war aber, dass Pallas spätestens im Jahre 1784 lebendes<br />

Material der spektakulären Pfingstrose verschickte und damit den Anfang<br />

der weltweiten Verbreitung dieser Pflanze machte. Nur ein Empfänger<br />

scheint dokumentiert zu sein – der Königliche Garten von Kew bei London.<br />

Noch im Jahre 1799 schreibt Carl Ludwig Willdenow (mj 3/2012), damals<br />

Direktor des Königlichen Botanischen Gartens in Schöneberg bei<br />

<strong>Berlin</strong>, er hätte nur getrocknetes Material der Chinesischen Pfingstrose<br />

gesehen.<br />

Nicht mehr erleben konnte Pallas den Erfolg der gefüllten Formen. Sie<br />

stammten allerdings aus China, wo Paeonia lactiflora unter dem Namen<br />

Shao-yao seit mindestens einem Jahrtausend kultiviert und verschiedene<br />

Sorten selektiert worden waren. John Livingstone, Chirurg bei der East Indian<br />

Company, soll erstmals im Jahre 1808 eine gefüllte Form aus China<br />

nach England geschickt haben, von wo sie über die Gärtnerei Whitley &<br />

Brames rasch weite Verbreitung fand und bereits zwei Jahre später als<br />

»Tartarian Paeony, double flowered variety« beschrieben und erstmals<br />

abgebildet wurde. Damit begann der Triumphzug der gefüllten Formen<br />

der Chinesischen Pfingstrose, die heute so allgegenwärtig sind, dass niemand<br />

mehr an den Baikalsee und den unermüdlichen Russlandreisenden<br />

Peter Simon Pallas denkt.<br />

H. Walter Lack ist Direktor am Botanischen Garten und Botanischen Museum <strong>Berlin</strong>-<br />

Dahlem und Professor an der Freien Universität <strong>Berlin</strong>.<br />

Literatur<br />

Ray Desmond, Dictionary of British & Irish Botanists and Horticulturalists,<br />

London, 1994.<br />

De-Yuan Hong, Peonies of the World, Kew, 2010.<br />

Joseph Needham, Science and Civilisation in China 6 (1), Cambridge, 1986.<br />

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7 75 Jahre <strong>Berlin</strong>


775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />

An der Marienkirche<br />

Die <strong>Berlin</strong>-Jubiläen von 1937 und 1987<br />

Ein Vergleich<br />

25. August bis 28. Oktober 2012<br />

Zum 775. Geburtstag blickt <strong>Berlin</strong> auf die vergangenen<br />

Jubiläen zurück. Dreimal wurde bis<br />

heute ein <strong>Berlin</strong>-Jubiläum gefeiert, und jedes in<br />

einer anderen politischen Ordnung: das erste<br />

1937 im nationalsozialistischen <strong>Berlin</strong>, die 750-<br />

Jahr-Feiern getrennt und im direkten Wettbewerb<br />

miteinander in Ost- und West-<strong>Berlin</strong>. Diese<br />

Situation lädt zum Vergleich ein, und dieser<br />

vergleichenden Perspektive ist die Fotoausstellung<br />

»Party, Pomp und Propaganda« vor<br />

der Marienkirche gewidmet.<br />

Bis ins Jahr 1937 hatte <strong>Berlin</strong> keine Tradition<br />

von Gründungsfeiern oder Stadtjubiläen. Die<br />

Idee wurde erstmals in den zwanziger Jahren diskutiert.<br />

Damals richteten viele deutsche Städte<br />

Ortsjubiläen aus, darunter 1929 Brandenburg an<br />

der Havel mit einer 1000-Jahr-Feier. 1928 lehnte<br />

<strong>Berlin</strong>s Oberbürgermeister Gustav Böß (Deutsche<br />

Demokratische Partei) die Idee einer 700-<br />

Jahr-Feier ab. Ein festes Gründungsdatum sei<br />

nicht überliefert und darüber hinaus fand Böß,<br />

dass »die gegenwärtigen Zeitverhältnisse für die<br />

Abhaltung prunkvoller Feste doch wohl nicht geeignet«<br />

seien, zudem kämen »politische Gründe<br />

für eine derartige Feier ebenfalls nicht in Frage«.<br />

Acht Jahre später stellte sich die Situation<br />

anders dar: Julius Lippert, seit 1933 Staatskommissar<br />

für <strong>Berlin</strong>, wurde 1937 Oberbürgermeister<br />

der Stadt und suchte Gründe für ein prunkvolles<br />

Fest, mit dem er sich und sein Amt inszenieren<br />

konnte. Er reaktivierte die Idee einer<br />

700-Jahr-Feier und legte den Zeitpunkt auf den<br />

Sommer 1937. Damit begründeten die <strong>Berlin</strong>er<br />

Nationalsozialisten eine bis heute währende<br />

Tradition.<br />

Die 700-Jahr-Feier war eine kommunale Veranstaltung,<br />

gerichtet an die örtliche Bevölkerung,<br />

die sogenannten Reichsgroßen interessierten<br />

sich nicht dafür und Joseph Goebbels,<br />

Gauleiter der <strong>Berlin</strong>er NSDAP, nahm nur an einem<br />

Tag am Jubiläum teil. In seinem Tagebuch<br />

hielt er fest, Lippert habe »gar kein Format für<br />

<strong>Berlin</strong>. Seine 700 Jahrfeier ist ein wahrer Witz«.<br />

Der Geburtstag war ein lokales Fest. Er sollte<br />

die Gemeinschaft und Heimatliebe der <strong>Berlin</strong>er<br />

festigen und die Stadt historisch in das »Dritte<br />

Reich« einordnen. Das Programm erstreckte<br />

sich über eine Augustwoche und bot neben dem<br />

Festzug auch ein Festspiel im Olympiastadion,<br />

eine Freiluftausstellung und einen Blumenkorso.<br />

Das alles wurde zwar mit viel nationalsozialistischem<br />

Pathos aufgeladen, bewegte sich zugleich<br />

aber innerhalb des damals für Stadtfeste<br />

üblichen Rahmens.<br />

Ein halbes Jahrhundert später war <strong>Berlin</strong> eine<br />

geteilte Stadt. Im Legitimationskampf konnte<br />

keine der beiden Stadthälften das Fest der anderen<br />

überlassen. So feierte <strong>Berlin</strong> doppelt, unter<br />

gegensätzlichen ideologischen Vorzeichen.<br />

Ost-<strong>Berlin</strong> beging den Geburtstag als Hauptstadt<br />

der DDR und konnte Ressourcen aus der<br />

gesamten Republik mobilisieren. Ein Staatsfest<br />

war die Folge, das ein ganzes Jahr dauerte und<br />

kommunale Grenzen weit überstieg. Vor dem<br />

Hintergrund der um sich greifenden Stagnation<br />

1 8 |<br />

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An der Marienkirche | 775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />

in der DDR sollte die 750-Jahr-Feier die Stabilität<br />

und Normalität des sozialistischen Deutschlands<br />

vorführen. Staatsglanz, Bauprogramme<br />

und eine gewaltige Festparade inszenierten die<br />

Ost-<strong>Berlin</strong>er Vitalität. Dass es noch ein anderes<br />

<strong>Berlin</strong> gab, war aus dem Programm kaum zu erfahren.<br />

West-<strong>Berlin</strong>er Versuche, über die Mauer<br />

hinweg zu gemeinsamen Festveranstaltungen<br />

zu kommen, hatte die SED in den Jahren zuvor<br />

abgeblockt. Die Ost-<strong>Berlin</strong>er 750-Jahr-Feier wurde<br />

eine Hauptstadtinszenierung der DDR.<br />

Das dritte Geburtstagsfest feierte West-<strong>Berlin</strong>.<br />

Eingemauert vom sozialistischen Umland<br />

Die Open-Air-Ausstellung vor der Marienkirche<br />

zeigt mit teilweise großformatigen Abbildungen<br />

die jeweiligen Festveranstaltungen,<br />

Festzüge und Bauprojekte der Jubiläen. Die Inszenierungen<br />

und Propaganda, mit denen die<br />

Stadtverwaltungen ihre Herrschaft und ihre politischen<br />

Programme im Jahrhundert der Systemkonkurrenz<br />

zu legitimieren suchten, werden<br />

auf vielfache Weise veranschaulicht. Zugleich<br />

dokumentiert die Ausstellung die Art und Weise,<br />

wie sich die Jubiläen aufeinander bezogen<br />

und wie sie in den eigenen Gesellschaften kritisiert<br />

wurden.<br />

Die Verbindungen zwischen den Festen liegen<br />

für 1987 auf der Hand. In einem doppelten<br />

Veranstaltungsmarathon präsentierten Ostund<br />

West-<strong>Berlin</strong> sich selbst, einander und der<br />

Welt. Beide putzten sich mit neuen Bauvorhaben<br />

heraus, die <strong>Berlin</strong> teilweise bis heute prägen<br />

– vom Nikolaiviertel im Osten bis zum Hamburger<br />

Bahnhof und zur Gründung des Deutschen<br />

Historischen Museums im Westen. Beide<br />

luden ihre internationalen Schutzmächte zu den<br />

Feierlichkeiten ein: Michail Gorbatschow und<br />

Ronald Reagan reisten 1987 in »ihre« Stadthälften.<br />

Zwischen Gorbatschow und der SED-Führung<br />

fröstelte es bereits; im April 1987 hatte Politbüromitglied<br />

Kurt Hager die Moskauer Reformbestrebungen<br />

als »Tapetenwechsel« bezeichnet.<br />

Reagan hielt 1987 in <strong>Berlin</strong> die Rede, in<br />

der er Gorbatschow aufforderte, das Brandenburger<br />

Tor zu öffnen. Zu den Interaktionen zählten<br />

auch die Rockkonzerte am West-<strong>Berlin</strong>er<br />

Reichstag zu Pfingsten, die im Osten <strong>Berlin</strong>s für<br />

Unruhe und teilweise schwere Auseinandersetzungen<br />

zwischen jugendlichen Rockfans und der<br />

Volkspolizei führten.<br />

Lange wurden beide Jubiläen vorbereitet,<br />

doch an unerwarteten Ereignissen fehlte es<br />

im Jahr 1987 trotzdem nicht: Neben den ersten<br />

1.-Mai-Krawallen in Kreuzberg und der ersten<br />

von links nach rechts:<br />

Unbekannter Fotograf, Das Kaufhaus Hertie<br />

am Alexanderplatz im Festschmuck, 1937.<br />

Landesarchiv <strong>Berlin</strong>. © Landesarchiv <strong>Berlin</strong><br />

Günter Schneider, <strong>Berlin</strong>er Bär im Jubiläums-<br />

T-Shirt beim Ost-<strong>Berlin</strong>er Festzug, 1987.<br />

Landesarchiv <strong>Berlin</strong>. © Landesarchiv <strong>Berlin</strong>/<br />

Günter Schneider<br />

Edmund Kasperski, Volksfest auf der Straße<br />

des 17. Juni, 1987. Landesarchiv <strong>Berlin</strong>.<br />

© Landesarchiv <strong>Berlin</strong>/Edmund Kasperski<br />

und reduziert auf die Hälfte des Stadtgebietes,<br />

überlebte die Frontstadt des Kalten Kriegs nun<br />

schon seit vierzig Jahren. Doch was wollte man<br />

1987 feiern Die Teilung erkannte man nicht an.<br />

Sollte der Senat mit aufwendigen Programmen<br />

versuchen,Ost-<strong>Berlin</strong> zu übertrumpfen, und hatte<br />

eine Demokratie sich nicht anders zu inszenieren<br />

als eine sozialistische Diktatur Heraus<br />

kam ein dezentrales und nachdenkliches Jubiläum,<br />

das sich auch im Stil nachdrücklich von<br />

den beiden totalitären <strong>Berlin</strong>-Inszenierungen<br />

unterschied. West-<strong>Berlin</strong> feierte im östlichen<br />

Tiergarten »vor den Toren der Stadt« und versuchte<br />

damit die Zusammengehörigkeit beider<br />

Teilstädte zu inszenieren.<br />

persönlichen Begegnung der beiden Ost- und<br />

West-<strong>Berlin</strong>er Stadtoberhäupter im Oktober in<br />

Ost-<strong>Berlin</strong> seien hier noch die Erfolge der Opposition<br />

gegen das SED-Regime erwähnt. Sie<br />

wurde im Laufe des Jahres 1987 erstmals für eine<br />

größere Öffentlichkeit sichtbar – vor allem, als<br />

Ende November die oppositionelle Zionskirchgemeinde<br />

vergeblich von der Stasi bedrängt<br />

wurde. Hier erlitt die Stasi ihre erste sichtbare<br />

Niederlage – rückblickend ein wichtiger Schritt<br />

hin zur Friedlichen Revolution von 1989.<br />

Den Zeitgenossen war dies so nicht bewusst,<br />

und das macht den Rückblick auf das Jahr 1987<br />

heute so interessant. 1987 war vieles vorstellbar,<br />

nur nicht ein baldiger Fall der Mauer.<br />

Krijn Thijs<br />

Dr. Krijn Thijs ist Historiker und arbeitet als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Duitsland Instituut in Amsterdam.<br />

Er hat die Ausstellung kuratiert.<br />

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch im Nicolai Verlag:<br />

Krijn Thijs, Party, Pomp und Propaganda. Die <strong>Berlin</strong>er<br />

Stadtjubiläen 1937 und 1987, 128 S., 100 Abb., 14,95 €.<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />

Open-Air-Ausstellung auf dem Schlossplatz<br />

Stadt der Vielfalt<br />

7 75 Jahre <strong>Berlin</strong> – 7 75 Jahre Migration<br />

25. August bis 28. Oktober 2012<br />

<strong>Berlin</strong> feiert in diesem Jahr sein 775. Stadtjubiläum.<br />

An die erste urkundliche Erwähnung von<br />

<strong>Berlin</strong>s Schwesterstadt im Jahre 1237 wird von<br />

offizieller Seite mit den Mottos »Spuren des<br />

Mittelalters«, »Die <strong>Berlin</strong>er Stadtjubiläen« und<br />

»Stadt der Vielfalt« erinnert. Dazu werden durch<br />

die <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH im öffentlichen<br />

Raum der Stadtlandschaft Ausstellungen und<br />

Events inszeniert.<br />

Für das Thema der kulturellen und ethnischen<br />

Vielfalt, ein großes gesellschaftspolitisches<br />

Thema der letzten Jahrzehnte, wird durch<br />

ein Ausstellungsvorhaben im Herzen der Stadt<br />

dessen lange historische Dimension aufgezeigt,<br />

gewürdigt und gefeiert. Auf dem Schlossplatz<br />

wird, bevor dort die Bauarbeiten für das Humboldt-Forum<br />

beginnen,eine zweimonatige Open-<br />

Air-Ausstellung gezeigt. Auf einem Stadtplan<br />

(Maßstab 1 : 775) werden die knapp 800 Jahre<br />

der Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte<br />

erzählt. Die Darstellung und Erzählung reicht<br />

von der frühen Besiedlung durch Kaufleute über<br />

die Zuwanderung der Hugenotten im 17. Jahrhundert<br />

bis hin zu den modernen Formen der<br />

Arbeitsmigration und transnationalen Migranten<br />

im Zeitalter der Globalisierung.<br />

Das Ausstellungskonzept folgt der Idee, die<br />

symbolischen und konkreten Orte der Migrationgeschichte<br />

erzählerisch und visuell darzustellen<br />

und zu dokumentieren. Insgesamt wurden<br />

für die Ausstellung 124 historische Orte in<br />

der Stadtlandschaft ausgewählt, die für die Migrationsgeschichte<br />

und die Geschichte der kulturellen<br />

Vielfalt <strong>Berlin</strong>s stehen. Das geografischhistorische<br />

Panorama dieser Orte erstreckt sich<br />

über den ganzen Stadtraum. Die 124 Markierungen<br />

auf dem Stadtplan folgen den zehn unterschiedlichen<br />

Themenräumen, die von Arbeit<br />

über Literatur bis hin zu Kulinaria reichen: Eine<br />

bedeutende Rolle nimmt dabei die Arbeitsmigration<br />

des 20. Jahrhunderts ein (Stichwort<br />

»Gastarbeiter«). Die Besucherinnen und Besucher<br />

lernen aber auch, dass die ersten türkischen<br />

Arbeitsmigranten schon im 17. Jahrhundert nach<br />

Brandenburg-Preußen kamen. So wurden Friedrich<br />

Aly und Friedrich-Wilhelm Hassan zu Leibdienern<br />

der Königin Sophie-Charlotte. Sie waren<br />

nach den Niederlagen der osmanischen Truppen<br />

in Gefangenschaft geraten, zum Christentum<br />

konvertiert und fanden dann am preußischen<br />

Hof eine Anstellung als »Kammertürken«. Die<br />

<strong>Berlin</strong>er, deutsche und europäische Literatur<br />

ist voller Migrationsgeschichten und literarischer<br />

Werke, in denen sich die Migration spiegelt.<br />

Dies wird in der Ausstellung am Beispiel des<br />

russisch-deutschen Schriftstellers Wladimir Kaminer<br />

(geboren 1967) und seiner Anfangszeit im<br />

Flüchtlingsheim in der Lindenstraße in Biesdorf<br />

verdeutlicht. Kaminers Erfahrungen sind in sein<br />

Werk »Russendisko« eingeflossen.<br />

Auch die kulinarische Landschaft <strong>Berlin</strong>s<br />

sähe ohne Migration deutlich ärmer aus. Die<br />

Hugenotten führten im 18. Jahrhundert z.B. Melonen,<br />

Spargel und Artischocken ein, die sie in<br />

ihren Gärten in der Vorstadt anbauten. Und<br />

das neue Trend- und Kultgetränk »Bubble Tea«<br />

von »BoboQ« wurde zum ersten Mal im Jahr<br />

2010 durch drei chinesisch-taiwanesische Einwanderer<br />

nach <strong>Berlin</strong> gebracht.<br />

2 0 |<br />

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Open-Air-Ausstellung auf dem Schlossplatz | 775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />

Ausstellungsaufbau »Stadt der Vielfalt«<br />

auf dem Schlossplatz. Foto: Oana Popa<br />

Waschmaschinenproduktion bei Siemens,<br />

1970er-Jahre. Foto und ©: Ruth Walz.<br />

Der Anteil weiblicher Arbeitskräfte.<br />

Spargel (aus: Johann Simon Kerner, Abbildung<br />

aller Oekonomischen Pflanzen, 1786–1796).<br />

© Bibliothek, Botanischer Garten und Botanisches<br />

Museum <strong>Berlin</strong>-Dahlem, Freie Universität <strong>Berlin</strong><br />

Zu einer Auswahl von zehn der 124 Orte gibt<br />

es »Tiefenbohrungen«, historische Erzählungen,<br />

die über kleinere Textvignetten und Bilder hinausgehen<br />

und anhand von Beispielen den größeren<br />

Kontext der Migrationsgeschichte(n) dieser<br />

Erinnerungsorte liefern. Gerahmt wird diese<br />

Ausstellung im öffentlichen Raum durch eine<br />

Chronologie der 775-jährigen <strong>Berlin</strong>er Migrationsgeschichte.<br />

Der Erfahrungsraum der Migration<br />

wird im Projekt »Stadt der Vielfalt« in<br />

einem doppelten Sinne deutlich. Texte und Bilder<br />

im Raum stellen die historische und kognitive<br />

Ebene dar. Physisch und räumlich wird die<br />

Geschichte dadurch erfahrbar gemacht, dass<br />

sich die Besucherinnen und Besucher auf dem<br />

Stadtplan von einer gekennzeichneten historischen<br />

Landmarke zur anderen bewegen können,<br />

um so eigenen Migrationswegen zu folgen.<br />

Die Ausstellung ist dynamisch und partizipativ<br />

angelegt und beschränkt sich nur bislang<br />

auf 124 Erinnerungsorte der <strong>Berlin</strong>er Migrationsgeschichte.<br />

Für die Besucherinnen und Besucher<br />

besteht nämlich die Möglichkeit, Vorschläge für<br />

weitere Orte zu machen. Bis zum Ende der Ausstellung<br />

sollen 775 Vorschläge für migrationshistorische<br />

Erinnerungsorte gesammelt werden, die<br />

als stetig wachsende Ausstellungswand der laufenden<br />

Ausstellung hinzugefügt werden. Auf<br />

dem Schlossplatz stehen Postkarten zur Verfügung,<br />

die für konkrete Vorschläge der Erweiterung<br />

genutzt werden können. Das Ziel dieses interaktiven<br />

Ansatzes ist nicht nur das Sammeln<br />

von Geschichten und Erinnerungsorten, sondern<br />

auch die Sensibilisierung für die Bedeutung von<br />

Migration und kultureller Vielfalt in Geschichte<br />

und Gegenwart. Insofern verfolgt die Ausstellung<br />

auch das erinnerungspolitische Ziel, das<br />

Geschichtsbild der Einwanderungsstadt <strong>Berlin</strong><br />

um die vielen Geschichten und Erfahrungen von<br />

Migrantinnen und Migranten zu erweitern. Dieses<br />

Ansinnen mag auch mit Blick auf die Zukunft<br />

des Schlossplatzes als zukünftiger Ort des Humboldt-Forums<br />

gelesen werden: Das Leitmotiv<br />

des Humboldt-Forums wird die globale kulturelle<br />

Vielfalt im Spiegel der <strong>Berlin</strong>er Sammlungen<br />

sein. Diese Vielfalt, daran erinnert das Projekt<br />

»Stadt der Vielfalt«, spiegelt sich aber nicht<br />

nur in den Objekten und Artefakten von Sammlungen,<br />

sondern auch in den Erfahrungen und<br />

Erzählungen der Menschen. Die außerdeutsche<br />

und außereuropäische Vielfalt der Objekte sollte<br />

im Dialog mit der gesellschaftlichen Vielfalt<br />

der Stadt gedeutet werden.<br />

Die Open-Air-Ausstellung knüpft an vorwiegend<br />

temporäre migrationshistorische Ausstellungen<br />

an, wie sie in den letzten Jahren u.a.<br />

in einer Reihe von Bezirksmuseen (Bezirksmuseum<br />

Friedrichshain-Kreuzberg, Museum Neukölln,<br />

Museen Schöneberg-Tempelhof, Mitte<br />

Museum), dem Deutschen Historischen Museum<br />

oder dem Projektverbund »<strong>Berlin</strong>er Route<br />

der Migration« konzipiert und umgesetzt wurden.<br />

Steht die Ausstellung auf dem Schlossplatz<br />

auch in einer längeren Kontinuität von Vorläufern,<br />

so ist sie doch neu und einmalig, da hier<br />

von der offiziellen Seite städtischer Kulturpolitik<br />

ein wichtiges symbolisches und historisches<br />

Zeichen gesetzt wird, nämlich dass Migrantinnen<br />

und Migranten nicht nur zum sozialen Leben<br />

<strong>Berlin</strong>s gehören, sondern auch zu seiner Geschichte<br />

und der städtischen Erinnerungslandschaft.<br />

Das Signal, das gesandt wird, heißt: Es<br />

geht bei der Ausgestaltung der Einwanderungsgesellschaft<br />

nicht nur um Arbeit, Bildung und<br />

Sprache, sondern auch um Geschichte und Kultur.<br />

Dabei ist die Frage, ob die im doppelten Sinn<br />

»geteilte« Geschichte zu gemeinsamen Erzählungen<br />

führen kann, die durchaus auch Bindekräfte<br />

für eine vielfältige Stadt und Gesellschaft<br />

bilden kann.<br />

Rainer Ohliger<br />

Der Autor ist Vorstandsmitglied beim Netzwerk<br />

Migration in Europa und war Berater der Ausstellung.<br />

Die Ausstellung der <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH wurde<br />

inhaltlich betreut durch Dr. Joachim Baur vom Ausstellungsbüro<br />

»Die Exponauten«. Sie bildet den ersten Teil<br />

eines zweiteiligen Zyklus zum Thema der städtischen<br />

Vielfalt. Im kommenden Jahr werden sich aus Anlass der<br />

80-jährigen Wiederkehr des 30. Januars 1933 und des<br />

75. Jahrestags der Reichspogromnacht von 1938 Ausstellungen<br />

und Gedenkveranstaltungen unter dem Titel<br />

»Zerstörte Vielfalt« anschließen.<br />

Während der Ausstellung werden Führungen angeboten,<br />

die über die <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH gebucht werden<br />

können. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen<br />

unter: www.berlin.de/775<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

Museum Europäischer Kulturen<br />

Was soll der »Döner« im Museum<br />

Generell besteht die Meinung, dass Objekte,<br />

die als außergewöhnlich gelten und deshalb als<br />

aufbewahrungswürdig betrachtet werden, ins<br />

Museum gehören und eine entsprechende Patina<br />

besitzen müssen. Sind also der »Döner« und<br />

alle Objekte sowie Aussagen und Forschungen,<br />

die mit ihm verbunden werden, bereits museumsreif,<br />

nur weil sie im Museum Europäischer<br />

Kulturen ausgestellt sind Dort sind sie Teil der<br />

neuen Sammlungspräsentation »Kulturkontakte<br />

– Leben in Europa« (Abb. 1, mj 4/2011), die auf<br />

700 qm einen Querschnitt des reichhaltigen Objektbestandes<br />

zu gesellschaftlichen Bewegungen<br />

und nationalen Abgrenzungen zeigt. Dazu<br />

gehört das Thema der verschiedenen Lebenswelten,<br />

die in unserer Gesellschaft gleichzeitig<br />

existieren, sich ergänzen und überschneiden<br />

können. Diese Vielgestaltigkeit ist das Ergebnis<br />

jahrhundertealter und aktueller Kulturkontakte,<br />

ausgelöst vor allem durch Migration und Handelstätigkeiten.<br />

Beispielhaft dafür ist ein Fastfood,<br />

das seinen Ursprung in <strong>Berlin</strong> hat: der Döner-Kebab<br />

im Brot, kurz »Döner« genannt.<br />

Eigentlich stammt der Döner-Kebab aus der<br />

Türkei; der »Drehbraten« wird in Scheiben aufgespießt<br />

und rotiert vor einem Gasgrill. Aber die<br />

Mischung der hauchdünn abgeschnittenen<br />

Kalb- oder Rindfleischstückchen mit Salaten,<br />

Zwiebeln und Saucen in einer aufgeschnittenen<br />

Fladenbrottasche (»pide«) wurde in <strong>Berlin</strong> in<br />

den frühen 1970er-Jahren von einem türkischen<br />

Arbeitsmigranten erfunden. Nachdem 1973 die<br />

Anwerbung von »Gastarbeitern« nach Deutschland<br />

gestoppt wurde, erfolgte der weitere Zuzug<br />

von Menschen nur noch im Rahmen der Familienzusammenführung.<br />

Die meisten von ihnen<br />

lebten in größeren Städten, insbesondere<br />

<strong>Berlin</strong>. Diese damals neue Situation, verbunden<br />

mit der Strukturkrise der frühen 1980er-Jahre<br />

und der damit einhergehenden Arbeitslosigkeit,<br />

nötigte viele Migranten zur Selbstständigkeit.<br />

Heute gibt es in Deutschland etwa 15 000<br />

Döner-Imbiss-Betriebe, davon allein 1600 in<br />

<strong>Berlin</strong>. In Deutschland werden jährlich über<br />

720 000 000 Döner verkauft. Das entspricht einem<br />

täglichen Konsum von 200 000 kg Fleisch;<br />

25 000 kg werden allein in <strong>Berlin</strong> verzehrt. Das<br />

Fleisch wird aus Deutschland, Frankreich, den<br />

Niederlanden und Belgien importiert. Die Spieße<br />

werden mit einem Gewicht von 5 bis 70 kg auf<br />

Vorrat und Bestellung hergestellt und in gefro-<br />

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Museum Europäischer Kulturen | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

standes sind. Den Ansatz hat das Museum Europäischer<br />

Kulturen unter den gegenwärtig gesellschaftlich<br />

relevanten Fragestellungen, wie<br />

zu Formen und Folgen kultureller Vielheit, weiterentwickelt.<br />

Diese resultiert zum Beispiel aus<br />

der wechselseitigen Beeinflussung der Menschen<br />

deutscher und nicht-deutscher Herkunft,<br />

was sich am deutlichsten in Großstädten zeigt.<br />

Das Museum Europäischer Kulturen sieht eine<br />

seiner Aufgaben darin, auf diese Verschiedenheit<br />

in der eigenen Gesellschaft aufmerksam<br />

zu machen und sie zu erklären. So hat es zusammen<br />

mit dem <strong>Berlin</strong>er Verein Nachbarschafts-<br />

ren Nachfahren sowie das Sammeln von aktuellen<br />

Objekten. Hier wurde auch – in Kooperation<br />

mit Dönerproduzenten – der Grundstock<br />

für die »Döner-Sammlung« gelegt, bestehend<br />

aus Geräten zu Herstellung und Verkauf von Döner-Kebab<br />

sowie aus Werbematerialien (Abb. 2).<br />

Im Laufe der Jahre wurde die Sammlung durch<br />

Dokumente, Kataloge, Fotografien, Filme und<br />

Interviews mit Zeitzeugen ergänzt. Letztere gehörten<br />

u.a. zur Werkstattausstellung »Döner,<br />

Dienste und Design. <strong>Berlin</strong>er UnternehmerInnen«<br />

(2009/10), in der Ausschnitte aus dem Leben<br />

und der Arbeit von 27 Selbstständigen mit<br />

Abb. 1: Blick in die Sammlungspräsentation<br />

des Museums, 2011 © Museum Europäischer<br />

Kulturen SMB. Foto: Ute Franz-Scarciglia<br />

Abb. 2: Utensilien zum Verkauf von<br />

Döner (2002) © Museum Europäischer<br />

Kulturen SMB. Foto: Ute Franz-Scarciglia<br />

Abb. 3: Döner-Imbiss in Nanjing, China, 2010.<br />

Foto: Angela Lloyd<br />

renen Zustand an einzelne Imbiss-Läden im Inund<br />

Ausland geliefert. <strong>Berlin</strong> ist die Stadt mit<br />

den meisten Döner-Produzenten, die deutschlandweit<br />

arbeiten, zum Teil auch mit Filialbetrieben<br />

in Polen, Finnland oder Spanien.<br />

In den letzten 20 Jahren hat sich eine umfassende,<br />

deutsch-türkisch geprägte Dönerindustrie<br />

entwickelt, zu der neben den Produzenten<br />

auch die Ausstatter von Imbiss-Läden und türkische<br />

Bäckereien zählen. Die Erfolgsgeschichte<br />

des Döners ist so wirkungsvoll, dass folgerichtig<br />

in <strong>Berlin</strong> die Döner Gastronomie (DÖGA)<br />

erfunden wurde. Organisiert wird die Branchenmesse<br />

seit 2010 vom Verein Türkischer Dönerhersteller<br />

in Europa. Sie bietet Dönerproduzenten,<br />

-gastronomen, Zulieferern und Maschinenherstellern<br />

eine Plattform, ihre Produkte<br />

vorzustellen und Netzwerke zu etablieren.<br />

Das Museum Europäischer Kulturen begleitet<br />

und thematisiert seit seiner Gründung 1999<br />

gesellschaftliche Prozesse. Es gehört zu den wenigen<br />

Museen, die sich mit den Lebenswelten<br />

und der Alltagskultur in Deutschland und Europa<br />

vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart in vergleichender<br />

Perspektive beschäftigen. Seinem<br />

Standort in <strong>Berlin</strong> geschuldet, hat schon seine<br />

Vorläuferinstitution – das Museum für Deutsche<br />

Volkskunde – Dinge des Alltagslebens in dieser<br />

Stadt gesammelt, die heute unverzichtbarer<br />

Teil des ca. 280 000 Objekte umfassenden Be-<br />

museum e.V. an europaweit organisierten Forschungsprojekten<br />

(2000–03, 2008–10) teilgenommen,<br />

deren Ergebnisse u.a. in Ausstellungen<br />

und Publikationen resultierten. Beispielhaft<br />

dafür steht die Fotoausstellung »Heimat <strong>Berlin</strong><br />

Fotografische Impressionen« (2002), in der acht<br />

<strong>Berlin</strong>er Fotografen und Fotografinnen unterschiedlicher<br />

kultureller Herkunft ihre persönliche<br />

Sicht auf verschiedene Lebensbereiche in<br />

der Stadt vorstellten und dabei sich selbst reflektierten.<br />

»Heimat <strong>Berlin</strong>« bildete die Basis<br />

für eine zweite Ausstellung, »MigrationsGeschichte(n)<br />

in <strong>Berlin</strong>« (2003), die anhand von<br />

acht Objektbiografien zeigte, welche Spuren<br />

Einwanderer vom 19. Jahrhundert bis heute in<br />

der Stadt hinterlassen haben. Basis dieses Projektes<br />

waren Gespräche mit Migranten und de-<br />

Migrationshintergrund vorgestellt wurden. Ziel<br />

war es, Erfolgsgeschichten zu erzählen, ohne<br />

auf die Darstellung von damit verbundenen Problemen<br />

zu verzichten. Beispielhaft dafür war<br />

die Dönerindustrie, in der allein in <strong>Berlin</strong> ca.<br />

60 000 Menschen beschäftigt sind.<br />

Aus diesem Grunde gehört eine »Döner-<br />

Sammlung« in ein Museum, das sich mit der<br />

Alltagskultur der eigenen Gesellschaft und deren<br />

Charakteristika im 20./21. Jahrhundert befasst.<br />

Dazu zählt vor allem auch das Fastfood<br />

und mit ihm der »Döner« als Teil der heutigen<br />

Esskultur. Ursprünglich von den meisten Menschen<br />

als exotisch betrachtet, ist er in <strong>Berlin</strong><br />

und Deutschland populärer denn je. Seine Erfolgsgeschichte<br />

setzt sich über Europa in den<br />

USA und China fort (Abb. 3). Von einer lokalen<br />

Besonderheit in einer pluralen Gesellschaft entwickelt<br />

sich der »Döner« zu einer globalen Beliebtheit<br />

– und ein Museum, das sich mit Alltagskultur<br />

beschäftigt, muss dies in der Gegenwart<br />

für die Zukunft dokumentieren.<br />

Elisabeth Tietmeyer<br />

Dr. Elisabeth Tietmeyer ist stellvertretende Direktorin<br />

des Museums Europäischer Kulturen SMB.<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

Ethnologisches Museum<br />

Koloniale Gaben<br />

Wie ein arabischer Mantel aus dem Oman nach <strong>Berlin</strong> kam<br />

»So gastfrei ist keiner und zum Geben geneigt,<br />

dass er Geschenke verschmäht,<br />

oder so wenig auf Erwerb bedacht,<br />

dass er Gegengabe hasst.«1<br />

Ausgangspunkt der hier skizzierten Geschichte,<br />

die sich während der Objektrecherchen entfaltet<br />

hat, ist ein vornehmer arabischer Überwurf,<br />

der sich heute in der Sammlung des Ethnologischen<br />

Museums befindet. Das Inventarbuch<br />

vermerkt als Herkunftsort Maskat, die Hauptstadt<br />

des Oman, den Namen Habibu Ben Slim als<br />

Schenker und das Ober-Hofmarschallamt seiner<br />

Überwurf aus der Sammlung Habibu Ben Slim,<br />

Maskat, Oman, 1912. Länge: 130 cm, Breite: ca. 135 cm.<br />

Ethnologisches Museum. © Ethnologisches Museum<br />

SMB. Foto: Martin Franken<br />

Zwei Perlencolliers aus der Sammlung<br />

Habibu Ben Slim, Maskat, Oman, 1912. Länge: 60 cm.<br />

Ethnologisches Museum. © Ethnologisches Museum<br />

SMB. Foto: Martin Franken<br />

Majestät des Kaisers und Königs Wilhelms II. als<br />

Übereigner des Objektes an das Museum für<br />

Völkerkunde im Jahr 1912.<br />

Diese wenigen, aber bemerkenswerten Daten<br />

geben Anlass zu weiterführenden Fragen:<br />

Weshalb und mit welchen Anliegen verbunden<br />

wird ein Überwurf aus Oman nach Deutschland<br />

versendet Was verbindet die beiden Hauptstädte<br />

Maskat und <strong>Berlin</strong><br />

Der mantelartige, mit Ärmelschlitzen versehene<br />

Überwurf, »Bisht« genannt, wird von Männern<br />

getragen. Er besteht aus zwei aus feinster<br />

Wolle gewebten Bahnen. Eine horizontale Mittelnaht<br />

verbindet beide Gewebebahnen an deren<br />

Längsseite zu einem Kleidungsstück. Silberund<br />

goldglänzende Metallborten verzieren Ärmelschlitze<br />

und stabilisieren das Gewand an<br />

Schultern und Öffnungsseiten. Die prächtige,<br />

2 4 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Ethnologisches Museum | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

flächenfüllende Metallstickerei auf beiden Vorderseiten<br />

und der breite Schmuckstreifen auf<br />

der Rückseite machen deutlich, dass der neue<br />

und ungetragene Überwurf für einen wohlhabenden<br />

und vornehmen Mann vorgesehen war.<br />

Solche wertvollen Überwürfe wurden vor allem<br />

von Würdenträgern zu offiziellen Angelegenheiten<br />

getragen oder auch als Geschenk, z.B. an<br />

politisch Verbündete, überreicht.<br />

Unser Überwurf war für keine geringere Person<br />

bestimmt als für den preußischen Kaiser und<br />

König Wilhelm II. Zusammen mit Perlencolliers,<br />

Gürteln, einer goldenen Medaille, einer geografischen<br />

Karte zu den Küsten von Maskat und<br />

des Oman sowie mit Granatäpfeln, Nüssen und<br />

Datteln und in insgesamt elf Kisten verpackt,<br />

gelangte er Anfang 1912 nach <strong>Berlin</strong>. Über die<br />

Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft erreichten<br />

die Kisten das Auswärtige Amt, das die Sendung<br />

an das Ober-Hofmarschallamt weiterleitete.2<br />

Dort angekommen wurden der Überwurf,<br />

Perlencolliers und Gürtel an das Museum für<br />

Völkerkunde überwiesen. Dies war bereits die<br />

zweite Geschenk-Sendung, die Wilhelm II. von<br />

Habibu Ben Slim erhielt.<br />

Die Akten geben leider keine weiteren Hinweise<br />

zur näheren Identität des Habibu Ben<br />

Slim. Möglicherweise war er ein wohlhabender<br />

arabischer Händler, der den preußischen Kaiser<br />

mit der Sendung von Granatäpfeln, Nüssen und<br />

Datteln auf die wichtigsten omanischen Handelsgüter<br />

aufmerksam machen und eine wirtschaftliche<br />

Beziehung zum Deutschen Reich errichten<br />

wollte. Diese Vermutung wird dadurch<br />

unterstrichen, dass die erste Geschenksendung<br />

aus vier Kisten Datteln bestanden hatte.<br />

Obwohl die Geschenke an den preußischen<br />

Kaiser gerichtet waren, scheute sich Habibu Ben<br />

Slim nicht, seine Gaben mit der ausdrücklichen<br />

Bitte um Gegengaben zu verbinden. Während<br />

man seiner Bitte um zwei großformatige Fotografien<br />

von Wilhelm II. bei der ersten Sendung<br />

nachkam, wurde seinem in bestem Französisch<br />

formulierten Gesuch, das er mit der zweiten<br />

Sendung verband, nicht stattgegeben. Seinem<br />

Brief vom 11. Dezember 1911 ist die deutliche Absicht<br />

zu entnehmen, sich durch das Geschenk einer<br />

goldenen Medaille in den Dienst des Deutschen<br />

Reiches zu stellen: »Sa Majesté trouvera<br />

Hermann Burchardt,<br />

Maskat, 1904.<br />

Fotografie.<br />

Ethnologisches<br />

Museum<br />

© Ethnologisches<br />

Museum SMB<br />

dans la même caisse la médaille en or que je prie Sa<br />

Majesté de vouloir bien la faire remplacer par une<br />

décoration officielle quelconque«3.<br />

In einem Schreiben vom 29. März 1912 an das<br />

Ober-Hofmarschallamt äußert das Auswärtige<br />

Amt Bedenken gegen die Annahme der Medaille<br />

aus Gold und schlägt sogar eine Rückgabe an<br />

Habibu Ben Slim vor: »Gegen die Annahme der<br />

an sich nicht wertvollen Geschenke durch Seine<br />

Majestät sind meinerseits Bedenken nicht zu erheben,<br />

nur wurden mit der Darbietung der goldenen<br />

Medaille gewisse Ansprüche (Übertragung der<br />

Reichsvertretung) verbunden, deren Erfüllung sich<br />

aus politischen Gründen nicht empfiehlt. Ich möchte<br />

daher vorschlagen, die Medaille durch mich an<br />

den Araber zurückgelangen zu lassen«4.<br />

Verfolgte Habibu Ben Slim neben möglichen<br />

wirtschaftlichen Zielen auch politische Absichten<br />

1911 hatte England seine Herrschaft über<br />

den Oman im Rahmen seines Protektorats stark<br />

gefestigt.5 Zum englischen Herrschaftsbereich<br />

gehörte auch die Insel Sansibar, die zusammen<br />

mit dem ihr vorgelagerten Festlandstreifen bis<br />

zum Ende des 19. Jahrhunderts dem omanischen<br />

Sultan unterstanden hatte. Insel und Küstenstreifen<br />

waren von einer arabischen Bevölkerung<br />

dominiert, die insbesondere den Handel<br />

bestimmte. Hier ergeben sich Berührungspunkte<br />

mit der Kolonie Deutsch-Ostafrika des Deutschen<br />

Reiches. Zwar war Sansibar nie Bestandteil<br />

der Kolonie, wohl aber der ihr vorgelagerte<br />

Küstenstreifen, der jedoch 1890, als das Deutsche<br />

Reich und die britische Krone im Helgoland-Sansibar-Vertrag<br />

die Grenzen ihrer ostafrikanischen<br />

Kolonien regelten, an Sansibar abgetreten<br />

wurde. Der Sitz der Deutsch-Ostafrikanischen<br />

Kolonisationsgesellschaft, über die Habibu<br />

Ben Slim seine Schenkung versandt hatte,<br />

war in Dar es Salaam, Tansania.<br />

Schlussbemerkung: Wir wissen nicht, ob es<br />

zur Rückgabe der Medaille wirklich gekommen<br />

ist. Sicher ist, dass keine weitere Korrespondenz<br />

existiert, und so können wir vermuten,dass<br />

die Rückgabe stattgefunden und zum Abbruch<br />

der Beziehungen zwischen Habibu Ben Slim und<br />

dem preußischen Kaiser geführt hat mit dem<br />

vorrangigen Ziel, die deutsch-britischen Beziehungen<br />

nicht zu gefährden.<br />

Ingrid Schindlbeck<br />

PD Dr. Ingrid Schindlbeck ist Leiterin des Referates<br />

Nordafrika, West- und Zentralasien am Ethnologischen<br />

Museum SMB.<br />

Anmerkungen<br />

1 Strophe aus dem Hávámal, einer Spruchdichtung der<br />

skandinavischen Edda, zitiert nach Marcel Mauss,<br />

Die Gabe, Frankfurt a.M. 1968, S. 15.<br />

2 Ich danke Kilian Schmidtner, der mich auf die im<br />

Geheimen Staatsarchiv befindlichen Briefe von Habibu<br />

Ben Slim und auf den Schriftverkehr zwischen Auswärtigem<br />

Amt, Ober-Hofmarschallamt und dem<br />

Völkerkundemuseum <strong>Berlin</strong> hinwies.<br />

3 Aktensignatur Rep. 113/1171, Blatt 231. »Seine Majestät<br />

wird in derselben Kiste die Medaille aus Gold finden; ich<br />

bitte Seine Majestät sie durch eine offizielle Dekoration<br />

ersetzen zu wollen« (eigene Übersetzung).<br />

4 Aktensignatur Rep. 113/1171, Blatt 227.<br />

5 Hussein Gubash, Oman – The Islamic Democratic<br />

Tradition, London, New York 2006, S. 137–154.<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

Hugenottenmuseum<br />

Von Zuwanderern zu Einheimischen<br />

Hugenotten in <strong>Berlin</strong><br />

Hugo Vogel, Empfang der Hugenotten, 1886.<br />

Ölstudie. Bibliothek Französischer Dom.<br />

© Hugenottenmuseum. Foto: Denis Engel<br />

Edouard Muret, Das Französische Gymnasium, 1882.<br />

Aquarellierte Federzeichnung. Bibliothek Französischer Dom.<br />

© Hugenottenmuseum. Foto: Robert Violet<br />

<strong>Berlin</strong> kann auf eine über 300-jährige französische<br />

Zuwanderung zurückblicken1: Am 10. Juni<br />

1672 gründete sich hier eine kleine französischreformierte<br />

Gemeinde. Dieses Datum gilt seither<br />

als Geburtstag der Französischen Kirche zu<br />

<strong>Berlin</strong>. Die kleine, aus Hofbeamten und Militärs<br />

zusammengesetzte Gemeinde muss einen großen<br />

politischen Einfluss auf den Kurfürsten ausgeübt<br />

haben, denn 13 Jahre später strömten Hunderte<br />

von französischen Glaubensflüchtlingen<br />

nach Brandenburg-Preußen und damit auch<br />

nach <strong>Berlin</strong>. Ludwig XIV. hatte mit dem Edikt<br />

von Fontainebleau das Toleranzedikt seines<br />

Großvaters, das Edikt von Nantes, aufgehoben.<br />

Als Reaktion auf die Ereignisse in Frankreich erließ<br />

der Große Kurfürst am 29. Oktober 1685 das<br />

Edikt von Potsdam. Es lud die verfolgten Reformierten<br />

ein, sich in Brandenburg-Preußen niederzulassen.<br />

Auch wenn es sich dabei um ein reines<br />

Wirtschaftsedikt handelte, enthielt es doch<br />

den Passus, dass die Flüchtlinge ihren Glauben<br />

frei, auf Grundlage ihrer Kirchenordnung (»Discipline<br />

ecclésiastique«) und ihres Glaubensbekenntnisses<br />

(»Confession de Foi«) ausüben durften.<br />

Beide Schriften sind noch heute Glaubensgrundlage<br />

der Gemeinde der Hugenotten.<br />

Im Jahre 1700 war die kleine Gemeinde bereits<br />

auf 6000 Glieder angewachsen. In den<br />

ersten Jahrzehnten waren gewaltige Anstrengungen<br />

notwendig, um das Schul- und Armenwesen<br />

zu organisieren, genügend Gottesdienstraum<br />

zu schaffen und Begräbnisplätze einzurichten.<br />

Ohne die großzügige Unterstützung des<br />

Hohenzollernhauses wäre die Ansiedlung gewiss<br />

anders verlaufen. Erster Gnadenakt war die<br />

Schenkung des Grundstückes an der Friedrichstraße<br />

129 durch die Kurfürstin 1686, auf dem<br />

zunächst ein Hôpital eingerichtet wurde, um<br />

die Bedürftigen zu versorgen. Dort siedelten<br />

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Hugenottenmuseum | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

standen. Zwei davon wurden 1841 als Predigtstätten<br />

aufgegeben, die drei verbleibenden im<br />

Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute hat die Gemeinde<br />

zwei Predigtorte. 1701–05 durfte sie auf<br />

dem Gendarmenmarkt eine eigene Kirche erbauen,<br />

die 1944 völlig ausbrannte und erst 1983<br />

wieder in ihrem vollen Glanz als Predigtstätte<br />

der Gemeinde dient. Heute teilt sich die französisch-reformierte<br />

Gemeinde die Friedrichstadtkirche<br />

am Gendarmenmarkt mit der Ortsgemeinde<br />

und anderen kirchlichen Institutionen<br />

und nutzt sie jeden Sonntag als Gottesdienstort.<br />

Gefeiert wird ein deutschsprachiger und, seit es<br />

Michael Klein (Entwurf) und Bodo Borchat<br />

(Medailleur), Pelikanmedaille, 1994. Feinsilber,<br />

Durchmesser 16 mm. Bibliothek Französischer Dom.<br />

© Hugenottenmuseum. Foto: Thomas Klöckner.<br />

Auf der Vorderseite ist das Denkmal zu sehen,<br />

auf der Rückseite das Siegel des Französischen<br />

Hôpitals.<br />

sich später auch andere soziale Einrichtungen<br />

an, die heute alle nicht mehr existieren. Lediglich<br />

das Hôpital erhielt 1922 einen neuen Standort<br />

in Pankow Niederschönhausen, wurde nach seiner<br />

Stifterin »Dorotheahaus« benannt und ist<br />

heute in Verwaltung des Diakonischen Werkes.<br />

Das Grundstück selbst ist heute noch zu besichtigen.<br />

Am Zugang erinnert seit 1994 das Pelikandenkmal<br />

– der Vogel ist das Siegel des ehemaligen<br />

Hôpitals – an das soziale Engagement<br />

der Gemeinde. Ein alter Maulbeerbaum weist<br />

auf die Seidenkultur der Réfugies hin und wird<br />

von den Grundstücksbewohnern liebevoll gepflegt.<br />

Auf Initiative der Bewohner entstanden<br />

als Geschichtserinnerung außerdem zwei Wandreliefs<br />

am Grundstückszugang.<br />

Etliche Schulen wurden von der Gemeinde,<br />

aber auch von Privatpersonen in <strong>Berlin</strong> unterhalten.<br />

Unterrichtet wurde in französischer Sprache;<br />

die deutsche Sprache hat man erst im 19.<br />

Jahrhundert eingeführt. Man kann aber mit großer<br />

Sicherheit davon ausgehen, dass bereits die<br />

zweite Generation der Réfugies zweisprachig<br />

gewesen ist. Nur eine der Schulen hat bis zum<br />

heutigen Tag überlebt: das 1689 gegründete<br />

Französische Gymnasium. Ursprünglich neben<br />

der Friedrichswerderschen Kirche gelegen, hat<br />

es heute seinen Sitz in der Derfflingerstraße.2<br />

Die seit der <strong>Berlin</strong>er Gemeindegründung stetig<br />

wachsende Mitgliederzahl machte es notwendig,<br />

mehrere Kirchen in den Dienst der Gemeinde<br />

zu stellen. Die Zahl der Gotteshäuser erhöhte<br />

sich allmählich, sodass der Gemeinde im<br />

Jahr 1726 insgesamt fünf Kirchen zur Verfügung<br />

1994 in <strong>Berlin</strong> wieder den frankofonen Gemeindeteil<br />

gibt, ein französischsprachiger Gottesdienst.<br />

1961 konnte in <strong>Berlin</strong> Halensee außerdem<br />

der Colignysaal als Gottesdienstraum eröffnet<br />

werden. Er diente während der deutschen Teilung<br />

dem Westberliner Gemeindeteil als Predigtstätte.<br />

Daneben gibt es in <strong>Berlin</strong> noch eine Kirche,<br />

die auf dieRéfugie-Nachkommenverweist. Nicht<br />

jedem <strong>Berlin</strong>er und <strong>Berlin</strong>besucher wird eine<br />

Besonderheit der Friedrichswerderschen Kirche<br />

aufgefallen sein: Sie ist heute keine Predigtstätte<br />

mehr, aber die äußere Architektur weist noch<br />

darauf hin, dass sie als Simultankirche genutzt<br />

wurde: Die Friedrichswerdersche Kirche sollte<br />

ursprünglich in der Mitte geteilt werden, was<br />

aber der König beim Neubau durch Schinkel widerrief.<br />

Die Kirche besitzt zwei nicht ganz identische<br />

Portale – das heutige Hauptportal auf<br />

der Südseite mit dem Erzengel Michael und das<br />

Portal an der Ostseite ohne Engelsfigur. Der<br />

Südeingang sollte der lutherischen, der Osteingang<br />

der reformierten Gemeinde dienen. Heute<br />

wird die Kirche als Schinkelmuseum genutzt.<br />

Auch das Problem der Friedhöfe musste geregelt<br />

werden. Der erste Friedhof befand sich<br />

neben dem Hôpital in der Friedrichstraße 129,<br />

ist heute aber nicht mehr erhalten. Auch der<br />

Friedhof neben der Französischen Friedrichstadtkirche<br />

ist nicht mehr vorhanden. Er musste<br />

1770 dem geplanten Turmbau an der Kirche<br />

weichen. Als Ausgleich erhielt die Gemeinde<br />

den heute noch ältesten französischen Friedhof<br />

in der Chausseestraße 127, mit für <strong>Berlin</strong> erstaunlichen<br />

Grabanlagen. Auch die Friedhöfe<br />

an der Wollankstraße 57 und der Liesenstraße 7<br />

mit der 2010 eingerichteten Fontanegedenkstätte<br />

gehören zur Gemeinde.<br />

Auf dem ehemaligen Friedhof am Gendarmenmarkt<br />

erhebt sich seit 1785 der Französische<br />

Dom, der seinen Namen nach der Architektur –<br />

»Dôme« für Kuppel – hat und mit einem beeindruckenden<br />

Bildprogramm aus der Feder Daniel<br />

Chodowieckis (1726–1801) geschmückt ist. In<br />

diesem Gebäude, das niemals Kirche war, hat<br />

die Gemeinde 1935 das Hugenottenmuseum eingerichtet.<br />

Hier können sich interessierte Besucher<br />

über die Geschichte der Réfugies und deren<br />

maßgebliche Mitprägung von <strong>Berlin</strong>s Geschichte<br />

in den letzten 340 Jahren informieren.<br />

Robert Violet<br />

Der Autor ist Archivar des Reformierten Kirchenkreises<br />

der Evangelischen Kirche <strong>Berlin</strong>-Brandenburg-schlesische<br />

Oberlausitz.<br />

Anmerkungen<br />

1 Eindrucksvoll wird dies in der Publikation »Fisimatenten«<br />

des Ausländerbeauftragten der Stadt<br />

dokumentiert.<br />

2 Zum Schulwesen und zur Sprachproblematik sind in<br />

der jüngsten Zeit zwei ausgezeichnete Dissertationen<br />

erschienen. Die Titel können im Hugenottenmuseum<br />

erfragt werden.<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

Museum im Böhmischen Dorf<br />

275 Jahre Böhmisch-Rixdorf<br />

Jubiläen in <strong>Berlin</strong>-Neukölln<br />

Schwesterntracht, Musiktraditionen und dörfliches<br />

Spielzeug im Museum im Böhmischen Dorf. Foto: Henry Bloch<br />

Als vor 90 Jahren der »rasende Reporter« Egon<br />

Erwin Kisch das Böhmische Dorf in <strong>Berlin</strong> ein<br />

»beinahe deplaciertes Idyll« nannte, war nicht abzusehen,<br />

dass dies auch noch im Jahr 2012 gelten<br />

würde. Ganz und gar nicht deplatziert lädt seit<br />

2005 das kleine Heimatmuseum am Orte ein. Es<br />

befindet sich im alten Schul- und Anstaltshaus<br />

der Rixdorfer Brüdergemeine von 1753.<br />

Kisch konnte bei seinem Rundgang noch mühelos<br />

tschechische Namen an Gehöften und Geschäften<br />

ablesen und übersetzen oder die inzwischen<br />

eingedeutschten Namen wieder böhmisch<br />

klingen lassen. Bevor sich die Geschichte dieses<br />

einmaligen Ortes nur noch von Grabsteinen auf<br />

dem nahegelegenen Böhmischen Gottesacker<br />

ablesen lassen würde, hat man das Museum im<br />

Böhmischen Dorf gegründet.<br />

Es ist ein privat initiiertes Museum von Ortsansässigen<br />

und Nachfahren der in Rixdorf angesiedelten<br />

Böhmen. Die Geschichte ihrer Flucht<br />

und Vertreibung, ihrer Ansiedlung, Entwicklung<br />

und Integration wird in zwei Stuben des ehemaligen<br />

Schulhauses, das seit 1909 als Wohnhaus<br />

dient, gezeigt und erzählt. Manchmal erzählen<br />

uns auch die Museumsbesucher ihre Geschichte,<br />

überlassen uns Ausstellungsstücke und sind<br />

erfreut, dass sie sich schon ausgestellt auf einem<br />

Foto entdeckt haben. Die Exponate entstammen<br />

größtenteils aus Familienbesitz. Darunter befinden<br />

sich ganz alltägliche Dinge, aber auch Musikinstrumente,<br />

die in der Vergangenheit und<br />

Gegenwart der böhmischen Gemeine eine große<br />

Rolle spielen. Die Fotos erzählen viele Geschichten<br />

aus Dorf, Familie und Gemeine und<br />

die früher zum Dorf gehörenden Kirchentrachten,<br />

die Hauben der Schwestern, könnten bald<br />

nur noch im Museum zu finden sein.<br />

Die beiden Museumsräume waren schnell<br />

mit Vitrinen und Ausstellungsstücken gefüllt.<br />

Die räumliche Begrenzung in dem denkmalgeschützten<br />

Gebäude stellt immer wieder eine Herausforderung<br />

dar, etwa wenn im Rixdorfer Jubiläumsjahr<br />

2012 neben der Dauerausstellung<br />

das Denkmal des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelms<br />

I. und dessen Schöpfer Alfred Reichel gewürdigt<br />

werden soll. Dieses Denkmal, das als<br />

Wahrzeichen des Dorfes am Eingang der Kirchgasse<br />

vis-à-vis dem Schulhaus steht, könnte man<br />

ganz forsch als prominentestes Stück des Museums<br />

ansehen. Dem König wurde vor 100 Jahren<br />

»von den dankbaren Nachfahren der hier aufgenommenen<br />

Böhmen« diese Statue gestiftet. Es<br />

ist seit Langem das einzige Denkmal in ganz<br />

Deutschland, das an Friedrich Wilhelm I. erinnert.<br />

Für die Rixdorfer Böhmen jedoch ist er eine<br />

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Museum im Böhmischen Dorf | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

Büdnerhaus der zweiten Bauphase des Dorfes (1748–51,<br />

gefördert durch Friedrich II.) an der Kirchgasse. Foto: Henry Bloch<br />

Nach der Enthüllung des Denkmals von<br />

Alfred Reichel am 1. Juni 1912 in der Kirchgasse<br />

der zentralen Figuren ihres Flüchtlingsdramas<br />

im frühen 18. Jahrhundert. Mit seiner klugen Peuplierungspolitik<br />

zwei Generationen nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg ist es dem König hoch anzurechnen,<br />

dass er das Land aus Agonie und Erstarrung<br />

herauszureißen suchte. So sah er die<br />

Not von Tausenden vertriebener Salzburger, die<br />

er nach Preußen holte. Und er hatte auch ein offenes<br />

Ohr und kluges Taktieren gezeigt, als er<br />

von der Not der evangelischen böhmischen Exulanten<br />

hörte, die um Aufnahme in seinen Landen<br />

nachsuchten, weil sie aus dem katholischen Königreich<br />

Böhmen vertrieben wurden. Sie waren<br />

auf ihrer langen Flucht schon in etlichen Orten<br />

gewesen, die sich als Zwischenstationen herausstellten,<br />

da ihnen keine Zusicherung für dauerhaftes<br />

Bleiben gemacht wurde.<br />

Das Gut des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf<br />

(1700–1760) in der Lausitz war einer<br />

der Fluchtpunkte für böhmische und mährische<br />

Emigranten ab 1722. Auch die später in <strong>Berlin</strong> angesiedelten<br />

Exulanten lernten auf ihrer Flucht<br />

die Brüdergemeine in Herrnhut kennen und<br />

gründeten in <strong>Berlin</strong> und Rixdorf Gemeinen, die<br />

sich der erneuerten Brüderunität anschlossen.<br />

Nach intensiven Kontakten mit dem Reichsgrafen<br />

Zinzendorf war der König bereit, die Böhmen<br />

aus Sachsen (ihrer Zwischenstation) in <strong>Berlin</strong><br />

und der Umgebung aufzunehmen und anzusiedeln.<br />

Es entstanden u.a. Kolonien in der<br />

Friedrichstadt (Wilhelmstraße) und in Rixdorf<br />

bei <strong>Berlin</strong>.<br />

Der König kaufte den Grund und Boden in<br />

Rixdorf und erbaute eine Kolonie an der Straße<br />

nach <strong>Berlin</strong>. Er ließ neun Doppelhäuser für 18 Familien<br />

errichten, dazu die Scheunen, in denen<br />

ebenfalls Familien Unterkunft fanden. So zogen<br />

am 15. Juni 1737 ca. 340 Menschen in das neu errichtete<br />

Dorf ein und konnten hier ihre Flucht<br />

beenden. Sie nannten ihr neues Zuhause Česý<br />

Rixdorf – Böhmisch Rixdorf. Die hier angesiedelten<br />

Böhmen stammten mehrheitlich aus einem<br />

Dorf in Ostböhmen, aus Čermna.<br />

Es war der ausdrückliche Wunsch des Königs,<br />

dass die ehemalige dörfliche Gemeinschaft hier<br />

in der Fremde fortbestehen könne. Das ist wohl<br />

ein wesentlicher Umstand, warum es dieses Kolonistendorf<br />

neben den anderen Ansiedlungen<br />

des Soldatenkönigs noch heute gibt. Dazu trugen<br />

auch die ursprüngliche Gemeinschaft bei,<br />

das gemeinsame evangelische Bekenntnis, verwandtschaftliche<br />

Bindungen und das durchlittene<br />

Martyrium der Flucht, das als gemeinsam getragenes<br />

Schicksal einte und über lange Zeit in<br />

der neuen Heimat fortbestand.<br />

Neben den verheerenden Bränden des 19.<br />

Jahrhunderts war Böhmisch-Rixdorf mehrmals<br />

bedroht, gänzlich zu verschwinden. Mit dem<br />

einsetzenden Bauboom nach der Reichsgründung<br />

fanden sich beide Dörfer (Deutsch-Rixdorf<br />

und Böhmisch-Rixdorf) zwischen mehrgeschossigen<br />

Mietshäusern wieder. Der Zweite Weltkrieg<br />

zerstörte wesentliche Teile des Dorfes und<br />

veränderte dessen gewachsene Form bis heute.<br />

Mitte der 1970er-Jahre wurde das Dorf wieder<br />

Objekt von radikalen Planspielen. Danach<br />

wäre kein Garten, keine Freifläche unbebaut geblieben.<br />

Dagegen und für eine dauerhafte Sicherung<br />

des Bestandes kämpften die »Böhmen« viele<br />

Jahre lang. Im Januar 1980 erreichten sie den<br />

Denkmalschutz für das Dorf.<br />

Ein Besuch in Neukölln und im Böhmischen<br />

Dorf sollte durch den Museumsbesuch komplettiert<br />

werden. Dort werden die Besucher persönlich<br />

empfangen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

sind Rixdorfer, oft Nachfahren der Exulanten<br />

und verbunden mit den Traditionen des Dorfes<br />

und der Gemeine. Sie präsentieren mit Engagement<br />

ihr Museum, ihr Dorf, ihre Vergangenheit<br />

inmitten eines höchst lebendigen Stadtteils.<br />

Henry Bloch<br />

Der Autor ist Mitarbeiter am Museum im<br />

Böhmischen Dorf.<br />

Die Sonderausstellung »Unser König – 100 Jahre Denkmal<br />

(1912–2012)« wird bis 20. Dezember 2012 gezeigt.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 2 9


775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />

Open-Air-Ausstellung am Mühlendamm<br />

Das Mittelalter ist unter uns<br />

Archäologen ergründen die Frühzeit <strong>Berlin</strong>-Cöllns<br />

25. August bis 28. Oktober 2012<br />

Die Straßenschilder weisen den Weg in <strong>Berlin</strong>s<br />

Mittelalter: Molkenmarkt, Jüdenstraße,<br />

Mühlendamm, Petriplatz, Scharrenstraße, Spittelmarkt.<br />

Die mittelalterlichen Bauten verschwanden<br />

größtenteils schon vor dem 19. Jahrhundert.<br />

Doch die Straßen und Plätze blieben,<br />

bis Ende der 1960er-Jahre die Gruner- und die<br />

Gertraudenstraße zwischen Leipziger Straße<br />

und Alexanderplatz ausgebaut wurden. Ost-<strong>Berlin</strong><br />

ließ die achtspurige Straße zu einer Zeit anlegen,<br />

als nur jeder vierzehnte Bürger einen Wagen<br />

besaß. Heute nutzen täglich 65 000 Autos<br />

diesen bequemen Weg durch die südliche Altstadt.<br />

Die Schneise Gertraudenstraße/Grunerstraße<br />

hat die historische Topografie unkenntlich gemacht.<br />

Aus dem Petriplatz, wo 1964 die letzte,<br />

neugotische Kirche abgerissen wurde, ist eine<br />

Fläche ohne Rahmung und ohne Bestimmung<br />

geworden, aus dem Molkenmarkt eine Kreuzung,<br />

die Jüdenstraße zerfiel in zwei kurze Teilstücke.<br />

Der Mühlendamm, im Mittelalter das<br />

Wirtschaftszentrum der Stadt, später eine beidseitig<br />

bebaute Geschäftsstraße, ist heute eine<br />

gewöhnliche Spannbetonbrücke. Die breite Verkehrstrasse<br />

hat Zusammengehöriges auseinandergerissen,<br />

Straßenachsen verschoben und<br />

ehemals höher liegende Plätze herabgedrückt.<br />

Sie hat die Geschichte der Stadt unter sich begraben<br />

– aber paradoxerweise auch ihre einzigen<br />

materiellen Überreste bewahrt. Etwa zwei<br />

Meter unter dem Asphalt liegen, gleichsam versiegelt,<br />

die mittelalterlichen Siedlungsschichten.<br />

Natürlich verlaufen auch hier Leitungen, doch<br />

Fundamente und Tiefgaragen von Neubauten<br />

hätten alle Spuren beseitigt. So fanden die Archäologen<br />

längs dieser Trasse in den vergangenen<br />

Jahren die interessantesten Funde aus der<br />

Gründungszeit <strong>Berlin</strong>s.<br />

Bei der großflächigen Ausgrabung 2007–<br />

2010 auf dem Cöllner Petriplatz, dem einstigen<br />

Mittelpunkt der mittelalterlichen Schwesterstadt<br />

<strong>Berlin</strong>s, arbeiteten sich die Archäologen<br />

Schicht für Schicht in die Vergangenheit vor<br />

(Abb. 1). Als erstes kamen die mächtigen Fundamente<br />

vom Chor der neugotischen Kirche ans<br />

Tageslicht. Auch die Grundmauern der Barockkirche<br />

und des spätgotischen Gotteshauses, das<br />

1730 abbrannte, ließen sich partiell nachweisen.<br />

Ringsum lag bis 1717 ein Friedhof. Über 3000<br />

Gräber fanden die Archäologen hier, viele weitere<br />

liegen noch unter der Gertraudenstraße. Die ältesten,<br />

am tiefsten liegenden Skelette sind die<br />

der ersten Siedler, jener wagemutigen Händler<br />

und Handwerker, die sich im letzten Drittel des<br />

12. Jahrhunderts hier im Grenzland niederließen.<br />

Das Muster, das die dunkle Humusschicht des<br />

verrotteten Holzes im Boden hinterlassen hat,<br />

zeigt, dass sie auf Leitern bestattet wurden.<br />

Westlich der Kirche stießen die Ausgräber auf<br />

ein größeres rechteckiges Gebäude, dessen<br />

Ziegelwände auf einem Sockel aus Feldsteinen<br />

ruhen. Es erwies sich als die Lateinschule, die<br />

erste der heute 800 Schulen <strong>Berlin</strong>s, die 1730<br />

zusammen mit dem Turm der Petrikirche abbrannte.<br />

Ihre Reste sind noch nicht wieder unter<br />

Sand verschwunden, sondern werden von einer<br />

Halle geschützt. Sie sollen in einem Archäologischen<br />

Zentrum zugänglich gemacht werden.<br />

3 0 |<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />

ist das regelmäßige Straßennetz gut zu erkennen<br />

(Abb. 2). Ende des 12. Jahrhunderts hatten<br />

sich zunächst kleine Marktorte auf beiden Seiten<br />

des Spreeübergangs gebildet, rund um Nikolaikirche<br />

und Petrikirche, die damals noch kleine<br />

Holzkirchen waren. Mit der Stadtrechtsverleihung<br />

um 1230 konnte der Ausbau der Doppelstadt<br />

geplant werden. Die größten Bauprojekte<br />

waren der Staudamm an der Spree (der Mühlendamm)<br />

und die Stadtmauer. Doch auch neue<br />

Viertel entstanden. Mit Pflug und Seilen wurden<br />

Straßen- und Grundstücksgrenzen gezogen und<br />

die Parzellen nach und nach bebaut.<br />

Abb. 1: Ausgrabung am Petriplatz,<br />

2009. Foto: Claudia Melisch.<br />

Rechts sieht man die Grundmauern<br />

des Chors der neugotischen Kirche.<br />

Abb. 2: Johann Gregor Memhardt,<br />

Stadtplan von <strong>Berlin</strong> und Cölln,<br />

1652. Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz. Der<br />

Mühlendamm verbindet die beiden<br />

Städte. Auf Cöllner Seite ist der<br />

Fischmarkt mit der Petrikirche<br />

und dem Rathaus zu erkennen,<br />

auf <strong>Berlin</strong>er Seite die Nikolaikirche<br />

und, nah an der Stadtmauer,<br />

die jüngere Marienkirche.<br />

Dazwischen liegt das Rathaus.<br />

Nordöstlich des Petriplatzes, an der Ecke Breite<br />

Straße/Mühlendamm, fanden – ebenfalls unter<br />

einem Parkplatz – Ausgrabungen statt, bevor<br />

Ende 1997 das Haus der Deutschen Wirtschaft<br />

gebaut wurde. Die Funde sind vermeintlich weniger<br />

spektakulär als am Petriplatz, denn hier<br />

standen einfache Bürgerhäuser aus Bohlen und<br />

Fachwerk. Doch die Fundstelle eröffnete mannigfaltige<br />

Einblicke in den Alltag der Menschen<br />

des 13. Jahrhunderts. Aus dem Profil und den Verfärbungen<br />

der Erdschichten, Holzkohleresten,<br />

Knochen- und Keramikfunden konnten die Archäologen<br />

auf die Bauweise der Häuser, Ernährungsgewohnheiten<br />

und die Vorratshaltung<br />

schließen. Auch über den Zuschnitt der Grundstücke<br />

und die Straße erfuhren die Archäologen<br />

einiges. Wer hätte gedacht, dass die Breite Straße<br />

schon im Mittelalter zehn Meter breit war<br />

<strong>Berlin</strong> und Cölln sind, wie die meisten Gründungsstädte<br />

des 12. und 13. Jahrhunderts, planmäßig<br />

angelegt worden. Auf dem ältesten bekannten<br />

Stadtplan von Johann Gregor Memhardt,<br />

dem Erbauer der barocken Festung von <strong>Berlin</strong>,<br />

Mitgeplant wurde auch ein Bereich für die<br />

jüdischen Bürger <strong>Berlin</strong>s, die zu den Mitgründern<br />

der Stadt gehörten: der Große Jüdenhof. Er<br />

fällt aus dem Raster der regelmäßigen Blocks,<br />

ein Binnenhof mit zwölf Häusern, zugänglich<br />

durch ein Tor von der damals bogenförmig verlaufenden<br />

Jüdenstraße aus. Wie Dieter Hoffmann-Axthelm<br />

gezeigt hat, teilen die mittelalterlichen<br />

Judenhöfe und Judengassen bestimmte<br />

topografische Merkmale. Sie liegen stets in der<br />

Nähe des Marktes – hier des Molkenmarktes –,<br />

wo die jüdischen Händler als Geldwechsler und<br />

Pfandleiher tätig waren, in der Nähe von »lebendigem«<br />

Wasser und meist an der Stadtmauer, sodass<br />

Durchgangsverkehr vermieden wurde. Die<br />

zurückgesetzte Lage und die Abschließbarkeit<br />

des <strong>Berlin</strong>er Jüdenhofes machte nicht nur die<br />

Einhaltung der Sabbatruhe leichter. Auf diese<br />

Weise wurde ein Bereich geschaffen, in dem die<br />

jüdische Gemeinde ungestört lehren, Recht<br />

sprechen und Versammlungen abhalten konnte.<br />

Der Große Jüdenhof lag dort, wo sich bis vor<br />

Kurzem noch der Parkplatz des Stadthauses befand.<br />

Ein nichtssagender Ort, ein Reststück zwischen<br />

Grunerstraße und Stadthaus. Doch knapp<br />

unter dem Asphalt ist die Hofstruktur noch gut<br />

zu erkennen, wie die Ausgrabungen im vergangenen<br />

Jahr gezeigt haben (Abb. 4). Die Parzellen,<br />

auf denen im Lauf der Jahrhunderte neue<br />

Häuser entstanden, haben sich bis zum Zweiten<br />

Weltkrieg erhalten. Von besonderem Interesse<br />

sind die Grundstücke Nummer 9 und 10, denn<br />

hier vermutet man den Standort der mittelalter-<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />

lichen Synagoge und des rituellen Tauchbades.<br />

In diesem Bereich wird derzeit gegraben – und<br />

zwar so tief, dass man auf die Treppe des Tauchbades<br />

stoßen könnte, die zum Grundwasser herabführte.<br />

Es wären die ersten Zeugnisse der mittelalterlichen<br />

jüdischen Gemeinde, die man auf<br />

<strong>Berlin</strong>er Gebiet finden würde. Die berühmten jüdischen<br />

Grabsteine aus dem 13. und 14. Jahrhundert<br />

stammen aus dem älteren Spandau, wo die<br />

<strong>Berlin</strong>er Juden ihre Toten bestatten ließen.<br />

Ganz in der Nähe, an der Ecke Stralauer Straße/Klosterstraße,<br />

wurde Mitte August ein überraschender<br />

Fund gemacht. Eine verbrannte<br />

Holzbohle, Eckpfosten eines Kellers unter einem<br />

Stall, ließ sich auf das Jahr um 1174 datieren. An<br />

der Cöllner Breiten Straße war bereits 1996 eine<br />

Bohle aus dem Jahr um 1171 geborgen worden.<br />

Damit ist bewiesen, dass Cölln und <strong>Berlin</strong> bereits<br />

um 1170 besiedelt waren – etwa 70 Jahre bevor<br />

die Städte in den ältesten erhaltenen Urkunden<br />

von 1237 und 1244 genannt werden. Dass auch<br />

die Besiedlung des Marienviertels wohl früher<br />

begann als bisher vermutet, ergaben die Ausgrabungen<br />

vor dem Roten Rathaus 2010. Schon<br />

um 1220, nicht erst um 1250, standen hier die ersten<br />

Häuser. Um 1280 wurde dann, am Schnittpunkt<br />

von Spandauer Straße und Oderberger<br />

Straße (heute Rathausstraße) mit dem Bau eines<br />

stattlichen Rathauses begonnen, das die aufstrebende<br />

Handelsstadt <strong>Berlin</strong> repräsentierte.<br />

Einen Vorgängerbau hat es sicher schon am Molkenmarkt<br />

gegeben. Das neue Rathaus – mit 39<br />

Metern Länge und 17 Metern Breite auch das<br />

größte profane Gebäude der Stadt – bildete ein<br />

Scharnier zwischen dem älteren Nikolaiviertel<br />

und dem jüngeren, größeren Marienviertel.<br />

Das mittelalterliche Rathaus war in jeder Hinsicht<br />

das Zentrum der Stadt. Hier tagte nicht nur<br />

der Rat, schworen Neubürger feierlich ihren Eid.<br />

Hier wurde auch Recht gesprochen und über die<br />

städtischen Ausgaben Buch geführt. Vom Rathaus<br />

wurden berittene Boten losgeschickt,<br />

wenn Überfälle drohten, um Hilfe aus verbündeten<br />

Städten zu holen. Auswärtige Weinhändler<br />

mussten sich hier melden, damit der Rat den<br />

Wein kostete und einen Preis festsetzte. Das<br />

Rathaus aber war auch Ort des Handels. Im untersten<br />

Geschoss standen zwischen den Pfeilern,<br />

die das Kreuzgewölbe trugen, die Tische der<br />

Händler, auf denen Wollstoffe aus Flandern, Leinen<br />

aus Westfalen und Samt aus Italien ausgebreitet<br />

waren. Der Dielenboden der 4,5 m hohen<br />

Kaufhalle lag eineinhalb Meter unter dem Straßenniveau.<br />

Die Archäologen legten die Außenwände<br />

und die Ansätze der gemauerten Pfeiler<br />

frei, die die lange Halle in vier Schiffe teilten. Im<br />

Boden fanden sich zahlreiche Dinge, die den<br />

Tuchhändlern durch die Finger gerutscht und in<br />

den Spalten der Dielen verschwunden waren:<br />

geschmiedete Nähnadeln, Stecknadeln, Fingerhüte<br />

aus Bronze, Plomben aus Blei, mit denen<br />

die Tuchballen verschlossen waren, außerdem<br />

zahlreiche Münzen. Etwa zwei Drittel der hier<br />

geborgenen mittelalterlichen Münzen stammen<br />

aus der Mark Brandenburg, der Rest vor allem<br />

aus Böhmen, Sachsen und Pommern. Im Bereich<br />

des Ratskellers wurden zudem kleine Würfel aus<br />

Knochen gefunden. Ab Herbst nächsten Jahres<br />

Abb. 3: »Spuren des Mittelalters«, Ausstellungsturm<br />

am Molkenmarkt, August 2012. Foto: Oana Popa<br />

Abb. 4: Der Große Jüdenhof 1933. Landesarchiv<br />

<strong>Berlin</strong>. Das Foto zeigt die Nordseite zur heutigen<br />

Grunerstraße hin. Das zweistöckige Haus ist das<br />

Haus Nr. 9, das vorspringende daneben Nr. 10.<br />

werden diese Funde erstmals in einer Sonderausstellung<br />

im Neuen Museum zu sehen sein.<br />

Schon jetzt kann man sich direkt an der Gertrauden-<br />

und Grunerstraße über die jüngsten Grabungsergebnisse<br />

und die zentralen Orte der mittelalterlichen<br />

Doppelstadt informieren. Acht<br />

pinkfarbene Ausstellungstürme – unübersehbar<br />

selbst für Autofahrer – helfen dabei, die Topografie<br />

der Stadt des 13. Jahrhunderts nachzuvollziehen<br />

und widerlegen gängige Vorurteile über<br />

diese vermeintlich finstere Epoche. Zudem weisen<br />

auf das Pflaster gesprühte Texte auf verschwundene<br />

Gebäude hin und erzählen vom Leben<br />

im mittelalterlichen <strong>Berlin</strong>.<br />

Annette Meier<br />

Die Autorin ist Redakteurin und Journalistin. Für die<br />

Ausstellung »Spuren des Mittelalters« hat sie die Bodentexte<br />

und zusammen mit Viola Goertz die Texte für die<br />

Ausstellungstürme verfasst.<br />

Jeden Donnerstag um 17 Uhr und jeden Sonntag um<br />

11 Uhr finden kostenlose Führungen zur Ausstellung<br />

statt, Treffpunkt ist der Infopoint vor der Marienkirche.<br />

Außerdem führen Archäologen auf der Grabungsfläche<br />

am Großen Jüdenhof.<br />

Informationen unter www.berlin.de/775/fuehrungen<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />

Stadtgeschichtliches Museum Spandau<br />

Jubiläen im Museum<br />

Was kommt Was bleibt<br />

Irgendwann haben es die Spandauerinnen und<br />

Spandauer akzeptiert, dass ihre Stadt zu einem<br />

Teil <strong>Berlin</strong>s geworden ist. Sie hatten sich mit den<br />

Eingemeindungsabsichten des <strong>Berlin</strong>er Magistrats<br />

zu Anfang des 20. Jahrhunderts schwer getan,<br />

und der anlässlich der Grundsteinlegung<br />

des neuen Rathauses im April 1911 vom Spandauer<br />

Stadtrat Emil Müller vorgetragene Spruch<br />

»Mög’ schützen uns des Kaisers Hand vor Groß<br />

<strong>Berlin</strong> und Zweckverband!« blieb noch lange po-<br />

Diorama einer mittelalterlichen<br />

Schusterwerkstatt.<br />

Foto: Stadtgeschichtliches<br />

Museum Spandau<br />

pulär. 1920 schließlich war es soweit,<br />

und Spandau – wie andere<br />

Dörfer und Städte auch – verlor<br />

durch das »Gesetz über die Bildung<br />

der neuen Stadtgemeinde <strong>Berlin</strong>«<br />

seine Selbstständigkeit und wurde<br />

ein Bezirk <strong>Berlin</strong>s. Stolz auf die Geschichte<br />

ihrer Heimatstadt blieben<br />

die Bürgerinnen und Bürger trotzdem,<br />

denn schließlich stammt die<br />

Ersterwähnung Spandaus aus dem<br />

Jahr 1197. Und als 1987 in beiden Teilen<br />

<strong>Berlin</strong>s Jubiläum gefeiert wurde,<br />

war es kein Zufall, dass im Westteil<br />

die Ausstellung »Bürger, Bauer,<br />

Edelmann – <strong>Berlin</strong> im Mittelalter«<br />

auf der Zitadelle gezeigt wurde,<br />

denn hier stehen mit Juliusturm und<br />

Palas noch zwei Gebäude der mittelalterlichen<br />

Burg Spandau. Die Ausstellung,<br />

die eine wichtige Ergänzung zur <strong>Berlin</strong>-Ausstellung<br />

im Martin-Gropius-Bau darstellte, war ein<br />

Gemeinschaftsprojekt des Friedrich-Meinecke-<br />

Instituts der Freien Universität, des Archäologischen<br />

Landesamtes <strong>Berlin</strong> und des Museums für<br />

Vor- und Frühgeschichte. Sie war eine opulente<br />

Schau, auch wenn viele wichtige Ausstellungsstücke<br />

durch die Teilung der Stadt unerreichbar<br />

waren. Dies wurde damals durch Inszenierungen<br />

kompensiert, die die zahlreichen Dokumente,<br />

Grabungsfunde und Kunstgegenstände aus<br />

Kirchen, Archiven und Museen ergänzten.<br />

Besonders aufwendig waren die lebensgroßen<br />

Dioramen gestaltet. Sie zeigten Ritter hoch<br />

zu Ross, aber auch den Schuster in seiner Werkstatt.<br />

Letzteres ist in den Besitz des Stadtgeschichtlichen<br />

Museums Spandau übergegangen<br />

und ist auch Teil des 1992 eröffneten Museums<br />

im Zeughaus auf der Zitadelle. 20 Jahre<br />

nach der Eröffnung ist es an der Zeit, die Dauerausstellung<br />

zu modernisieren. Zahlreiche Sonderausstellungen<br />

haben seitdem hier stattgefunden.<br />

Höhepunkte waren »Ausgrabungen<br />

am Burgwall – Das Frühmittelalter in Spandau«<br />

(1993), »Kinder so im Freien is’ man doch erst<br />

richtig Mensch. Ausflugslokale entlang der Havel«<br />

(1994), ein Gemeinschaftsprojekt mit den<br />

Regionalmuseen Wilmersdorf, Zehlendorf und<br />

denMuseen inPotsdam undBrandenburg,»Zwei-<br />

Rad, Vier-Rad, All-Rad: Fahrzeugbau in Spandau«<br />

(1994), »Militärstadt Spandau – Zentrum<br />

der preußischen Waffenproduktion« (1998), »Dr.<br />

Mabuse und Edgar Wallace in Wolffs Revier –<br />

Film- und Kinogeschichte in Spandau« (mj 2/<br />

2006), »Auf der Suche nach dem verschwundenen<br />

Schloss der Lynars« (2008), »Das Verhängnis<br />

der Mark Brandenburg – der <strong>Berlin</strong>er Hostienschändungsprozess<br />

von 1510« (mj 2/2010)<br />

und im Rahmen des Arbeitskreises <strong>Berlin</strong>er Regionalmuseen<br />

»Zwangsarbeit in <strong>Berlin</strong>« (2002).<br />

Diese Ausstellungen haben neue Erkenntnisse<br />

zur <strong>Berlin</strong>er Geschichte erbracht und die<br />

Sammlung des Museums um interessante Objekte<br />

erweitert, die es wert sind, ausgestellt zu<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 3 3


775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mitellalters | Stadtgeschichtliches Museum Spandau<br />

hunderts mehr Beachtung finden, bleiben die<br />

Anfänge der Stadt und das Leben im Mittelalter<br />

von zentraler Bedeutung. Dabei werden Erinnerungen<br />

an das <strong>Berlin</strong>-Jubiläum von 1987 wach,<br />

die sich heute, 22 Jahre nach der Wiedervereinigung,<br />

sicher merkwürdig anhören. Damals ist es<br />

uns nicht gelungen, bei der Vorbereitung unserer<br />

Mittelalterausstellung Kontakt zu den Ost-<br />

<strong>Berlin</strong>er Kollegen aufzunehmen, um über unsere<br />

Projekte zu sprechen, Themen abzustimmen,<br />

vielleicht auch Objekte auszutauschen. So kam<br />

es, dass überproportional viele Ausstellungsstücke<br />

aus Grabungen in Spandau und aus dem<br />

großen Dioramen waren von dem englischen<br />

Modellbauer Gerry Embleton geschaffen worden,<br />

einem wahren Künstler mit beeindruckendem<br />

Archiv, das es ihm ermöglichte, authentische<br />

Lebensbilder vergangener Epochen zu entwerfen.<br />

Damals hatte er sein Atelier in einem<br />

Schloss in Grandson am Neuenburgersee. In<br />

großzügigen Sälen für Modellbau, Figurenabgüsse,<br />

Schneiderei und Malerei sind die Dioramen<br />

gefertigt worden. Unsere Schusterwerkstatt<br />

war schon im Entwurf nahezu perfekt: die<br />

Werkstatt, in der die ganze Familie tätig ist, die<br />

einfache Ausstattung, der offene Laden, der den<br />

Hudson Essex<br />

»Super Six« Modell Coach, 1930.<br />

Foto: Stadtgeschichtliches<br />

Museum Spandau<br />

werden, wie zum Beispiel der Hudson Essex,<br />

ein prächtiger, fahrtüchtiger Oldtimer, der viel<br />

über den Industriestandort Spandau in den<br />

1920er-Jahren erzählt. Oder Requisiten, die vom<br />

Boom der Filmindustrie in den 1950er- und<br />

1960er-Jahren in den CCC-Studios nahe der Insel<br />

Eiswerder zeugen. Durch die derzeitige Ausstellung<br />

»Spandauer Allerlei – Arbeitszeugnis bis Zylinder«<br />

angeregt, haben einige Besucher Privates<br />

gespendet, Dinge, die Auskunft über das alltägliche<br />

Leben in Spandau geben können. Auch<br />

diese Objekte finden Eingang in die neue Dauerausstellung.<br />

Ganz besondere Geschenke bekamen<br />

wir von den Nachfahren einer alteingesessenen<br />

Spandauer Bäckerfamilie: Die Porträts von<br />

Karl Friedrich Henckel (1775–1856), seiner Frau<br />

Dorothea (1785–1847) und des Sohnes Karl Friedrich<br />

(1812–56) sowie dessen wundervolles Rezeptbuch<br />

mit so originellen, zum Teil durchaus<br />

modern klingenden Rezepten wie für Dampfwagentorte,<br />

Spinateis oder auch für die weithin bekannte<br />

Spandauer Zimtbrezel.<br />

Museen sind Institutionen, für die der Begriff<br />

»Nachhaltigkeit« keine Worthülse, sondern ein<br />

Wesensmerkmal ist, und so werden in der neuen<br />

Dauerausstellung neben Neuerwerbungen auch<br />

weiterhin vertraute und beliebte Objekte zu sehen<br />

sein. Und wenn auch Themen des 20. Jahr-<br />

dortigen Archiv und dem Museum stammten,<br />

wie zum Beispiel die spektakulären Funde vom<br />

slawischen Spandauer Burgwall, jüdische Grabsteine<br />

aus dem 13. bis 15. Jahrhundert, Zunftladen,<br />

Willkommen (Trinkgefäße) und andere<br />

Handwerksaltertümer sowie alte Fischerkähne<br />

und Netze.<br />

Daneben spielten Inszenierungen, die auf<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen basierten,<br />

eine große Rolle und machten die Ausstellung<br />

interessant, angefangen bei dem Garten mit<br />

sehr aufwendig zu pflegenden mittelalterlichen<br />

Nutzpflanzen des <strong>Berlin</strong>er Raums über eine Ritterformation<br />

bis hin zu der mittelalterlichen,<br />

oben erwähnten Schusterwerkstatt. Die lebens-<br />

Blick auf die engen Gassen freigibt. Doch hier<br />

gab es von unserer Seite die einzige Kritik, denn<br />

der englische Modellbauer in der Schweiz hatte<br />

die Häuser aus Stein errichtet, mit Erkern und<br />

Butzenscheiben. Das passte so gar nicht nach<br />

<strong>Berlin</strong>, wo für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts<br />

nur neun Steinhäuser nachgewiesen sind,<br />

die ganz gewiss nicht in der Schustergasse standen.<br />

So wurden die Häuser durch Bretterbuden<br />

und Fachwerkhäuser ersetzt, wie es sich für unsere<br />

Region gehört.<br />

Heute nun sind bessere Zeiten für ein <strong>Berlin</strong>-<br />

Jubiläum, und wenn es auch keine große Ausstellung<br />

geben wird – Mangel herrscht eben immer<br />

in <strong>Berlin</strong> –, so können wir uns doch über ein<br />

gewachsenes historisches Bewusstsein in der<br />

Stadt freuen. Dazu haben die Archäologen wesentlich<br />

beigetragen: Die Grabungen vor dem<br />

Roten Rathaus und am Petriplatz haben viele<br />

spannende Erkenntnisse zutage gefördert und<br />

gezeigt, dass es immer noch etwas zu entdecken<br />

gibt in <strong>Berlin</strong>. Und in Spandau wird drei Tage vor<br />

dem Jubiläum <strong>Berlin</strong>s die neue Dauerausstellung<br />

eröffnet.<br />

Andrea Theissen<br />

Die Autorin ist Leiterin des Stadtgeschichtlichen<br />

Museums Spandau und war von 1985 bis 1987<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums für<br />

Vor- und Frühgeschichte SMB.<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – 25 Jahre Deutsches Historisches Museum<br />

Deutsches Historisches Museum<br />

Das Ringen um den richtigen Kurs<br />

Alexander Koch im Gespräch<br />

MJ 25 Jahre Deutsches Historisches Museum <strong>Berlin</strong>:<br />

Herr Professor Koch, Sie sind nach Herrn Prof.<br />

Stölzl und Herrn Prof. Ottomeyer der dritte Generaldirektor<br />

– seit Gründung der Stiftung im Jahr<br />

2009 lautet der Titel offiziell Präsident –, wo knüpfen<br />

Sie an die Geschichte des Hauses an<br />

AlexAnder Koch In nahezu allen Punkten knüpfen<br />

wir an die turbulenten Anfangsjahre und<br />

die erfolgreiche weitere Entwicklung an. In unseren<br />

Ausstellungen spiegeln wir immer die Einstellungen<br />

der Gesellschaft zu ihrer Geschichte,<br />

die einem immerwährenden Wandlungsprozess<br />

unterworfen sind. Die Einschätzungen, die wir<br />

in Ausstellungen abgeben, sind letzten Endes<br />

Konstrukte, die dem jeweiligen gesellschaftlichen,<br />

politischen und wissenschaftlichen Umfeld<br />

geschuldet sind. Das Haus ist etabliert und<br />

hat einen hervorragenden Ruf. Wir dürfen uns<br />

aber nicht darauf ausruhen und müssen uns in<br />

dem von Multiperspektivität und Kontroversität<br />

geprägten Beziehungsgeflecht aus Gesellschaft,<br />

Medien, Politik und unserem Selbstverständnis<br />

auseinandersetzen, das darauf abzielt,<br />

dass sich ein solches Museum als nationales Geschichtsmuseum<br />

der deutschen Geschichte im<br />

internationalen Kontext widmet.<br />

MJ Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit<br />

Koch Den Schwerpunkt unserer Arbeit sehe ich<br />

vor allem darin, dass wir unser Haus kontinuierlich<br />

weiterentwickeln. Wir sind ein Haus, das<br />

über Menschen definiert wird, über Kompetenzen<br />

von Menschen, die in ganz unterschiedli-<br />

chen Arbeitsfeldern aktiv sind: In der Wissenschaft,<br />

der Sammlungserschließung, der Vermittlung,<br />

der Restaurierung. Damit decken wir<br />

die Pfeiler der Museumsarbeit ab: Sammeln,<br />

Bewahren, Forschen und Vermitteln. Das dient<br />

dem Auftrag, die erarbeiteten Inhalte zu vermitteln<br />

und auszustellen. Das Präsentieren von<br />

Ausstellungen gehört zur Kür eines Museums.<br />

Eine schützenswerte und zu bewahrende Sammlung<br />

ist dazu da, erschlossen zu werden. Das bedeutet,<br />

wir müssen dem unter den Vorzeichen<br />

der gesellschaftlichen Weiterentwicklung – wir<br />

werden älter, bunter und weniger – Rechnung<br />

tragen, auch unter den Vorzeichen einer technologischen<br />

Entwicklung, die im Bereich der<br />

Medien fast eine Revolution darstellt.<br />

MJ Sie sammeln noch weiter<br />

Koch Wir sammeln weiter, obwohl unsere Sammlungsbestände<br />

gut angewachsen sind, vor allem<br />

vor dem Hintergrund, dass unser Haus 1990 das<br />

frühere »Museum für deutsche Geschichte« der<br />

DDR übernommen hat.<br />

MJ Sie haben vor einem Jahr im Grunde genommen<br />

ein »fertiges Museum« übernommen, wie<br />

Christoph Stölzl das DHM einmal nannte. Ihr Vorgänger<br />

Ottomeyer hat die Dauerausstellung vor<br />

wenigen Jahren neu konzipiert. Wo setzen Sie an<br />

Koch In praktisch allen Feldern, weil ein Museum<br />

nie fertig ist. Ein Museum ist immer im Werden<br />

begriffen. Wenn ich mir unsere Besucher<br />

anschaue, fällt mir auf, dass heute das Rezeptionsverhalten<br />

ein anderes ist als noch vor zehn<br />

oder vor dreißig Jahren. Was wir der Öffentlichkeit<br />

anbieten, hat sich also weiterzuentwickeln.<br />

Wir werden uns mit Blick auf unsere Ständige<br />

Ausstellung in den kommenden Jahren bis<br />

zur völligen Neukonzeption 2018–20 darauf beschränken,<br />

die Grundkonzepte wieder stärker<br />

herauszuarbeiten, um dem veränderten Besucherverhalten<br />

Rechnung zu tragen. Schon jetzt<br />

ist es so, dass wir mit den wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern regelmäßig alles sechs Wochen<br />

durch die einzelnen Abteilungen der ständigen<br />

Ausstellung gehen und schauen, wo es uns wichtig<br />

erscheint, auch aufgrund von Besucherresonanzen<br />

und Evaluationsergebnissen, dringend<br />

notwendige Maßnahmen durchzuführen.<br />

MJ Heißt das, dass Sie Objekte herausnehmen<br />

Koch Ja, wir nehmen Objekte raus, tauschen sie<br />

aus, geben Leihgaben zurück, machen Beschriftungen<br />

neu, verändern Medienstationen und<br />

Lichtverhältnisse, bauen hier und dort auch spätere<br />

Einbauten zurück, weil damit Sichtachsen,<br />

die 2006 noch vorhanden waren, wieder zum<br />

Vorschein kommen. Es sind zwischen 2006 und<br />

2011 etwa 500 weitere Objekte in die Ausstellung<br />

eingebracht worden, was zur Folge hatte,<br />

dass viele Ansätze der Wegeleitung für die Besucher<br />

nicht mehr ersichtlich waren. Die Rückmeldungen,<br />

die wir bekommen, machen deutlich,<br />

dass etlichen Besuchern die Orientierung<br />

fehlt. Das heißt, dass wir uns auch als lernendes<br />

Museum begreifen.<br />

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – 25 Jahre Deutsches Historisches Museum<br />

MJ Wodurch ergeben sich die Themen der Sonderausstellungen<br />

Ziehen Sie diese aus den Gegebenheiten<br />

der Sammlung, oder sind es eher Jubiläen<br />

oder andere, gerade virulente Themen<br />

Koch Das ist ganz unterschiedlich: Der wichtigste<br />

Ansatzpunkt ist, dass wir uns unter dem Aspekt<br />

der deutschen Geschichte keinem attraktiven<br />

Thema, keinem attraktiv erscheinenden Jubiläum<br />

und keiner attraktiv erscheinenden Kompetenz,<br />

die im Haus vorhanden ist, verschließen. Die Ideen<br />

entwickeln sich meist in Gesprächsrunden,<br />

manchmal auch en passant. Mein Wunsch ist,<br />

dass wir auch aktuelle Entwicklungen in unserer<br />

Gesellschaft aufgreifen und möglichst zeitnah in<br />

Ausstellungen widerspiegeln. Deshalb führen wir<br />

Debatten darüber, wie es mit unserer Gesellschaft<br />

weitergeht, in Fragen der Medien, der Informationsgesellschaft,<br />

der Integration, der Globalisierung.<br />

Wir sind nun einmal eine Einrichtung<br />

des Bundes und damit von der Öffentlichkeit<br />

getragen für die Öffentlichkeit. Das heißt,<br />

dass wir überzeitliche Ziele verfolgen, die sich<br />

nicht in Legislaturperioden oder anderen zeitlich<br />

beschränkten Vorstellungen ausdrücken<br />

lassen, sondern das Museum als eine gesellschaftsorientierte<br />

Kultur-, Bildungs- und Vermittlungseinrichtung<br />

verstehen.<br />

MJ Und vermittelt wird nationale Identität Oder<br />

handelt es sich dabei nicht um ein Auslaufmodell<br />

Koch Wir werden im Herbst dazu eine Tagung<br />

machen, weil uns die Frage der nationalen Identität<br />

selbstverständlich berührt. Sie wird in<br />

Deutschland und Europa ganz unterschiedlich<br />

beurteilt. Denken Sie nur an die aktuellen Entwicklungen<br />

in Ungarn und Rumänien, wo unter<br />

zum Teil problematischen Vorzeichen neue Nationalismen<br />

aufkommen. Wir leben in Deutschland<br />

in einem Rechtsstaat, in einem staatlichen<br />

Gebilde, das sich seit Jahrzehnten bewährt, und<br />

insofern sind wir hier im Museum ein Spiegelbild<br />

dieses Erfolgsmodells Deutschland. Klar ist<br />

aber auch, dass die Gesellschaft von heute eine<br />

andere ist als die vor zwanzig oder dreißig Jahren.<br />

Und die Gesellschaft von morgen wird auch<br />

eine andere sein als die von heute. Das heißt, wir<br />

müssen diesen Veränderungen Rechnung tragen,<br />

gerade auch unter dem Aspekt der Frage<br />

der nationalen Identität oder besser der natio-<br />

nalen Identitäten, der transnationalen Aspekte<br />

in unserer Gesellschaft. Wer sind wir Sind wir<br />

Deutsche, sind wir Europäer, sind wir Weltbürger<br />

Wo kommt jemand her Das sind alles aktuelle<br />

Fragestellungen, die neu zu diskutieren sind,<br />

sowohl in den Tagesmedien wie in den Monatsschriften<br />

und im Museum.<br />

MJ Sind Sie frei in Ihrer Arbeit oder hat der Bund<br />

als Auftraggeber ein Interesse, dass Sie bestimmte<br />

Themen bearbeiten<br />

Koch Der Bund ist in erster Linie Zuwendungsgeber<br />

und hat das Interesse, dass die Mittel,<br />

die wir von ihm erhalten, erfolgreich umgesetzt<br />

werden, er hat sozusagen die Rechtsaufsicht.<br />

Das ist ja das Raffinierte an einer öffentlichrechtlichen<br />

Stiftung. Wir verfügen über einen<br />

Stiftungsrat, der sich bei uns Kuratorium nennt,<br />

besetzt mit Vertretern der Bundesregierung, des<br />

Bundestags und der Länder; wir haben des Weiteren<br />

einen wissenschaftlichen Beirat, der Empfehlungen<br />

abgibt und uns berät. Wir möchten,<br />

dass dieses Haus sich erfolgreich in unserer Kulturlandschaft<br />

als nationales Geschichtsmuseum<br />

behauptet, in einem Land, das vom Kulturföderalismus<br />

geprägt ist. Wir liegen sozusagen<br />

quer zum Föderalismus, und trotzdem sehe ich<br />

mich und mein Haus natürlich im Bunde mit<br />

den Ländern.<br />

Wir unterstützen die Länder und auch die<br />

Kommunen in ihren Aktivitäten. Wir sind für viele<br />

Museen Leihgeber bei Wechselausstellungen,<br />

wir sind wahrscheinlich eines der in dieser Hinsicht<br />

begehrtesten Geschichtsmuseen in Europa<br />

überhaupt.EinAnliegen,das ich verfolge,ist, dass<br />

wir unsere Umsetzungen im Ausstellungsbereich<br />

in die Länder tragen, also auch Ausstellungen<br />

weitergeben. Was wir präsentieren, ist deutsche<br />

Geschichte im Kontext, die oft gleichermaßen<br />

auf Bundesländerebene wie in kommunalen<br />

Zusammenhängen präsentierbar ist. Das hat mit<br />

Geben und Nehmen zu tun, und ich glaube, gerade<br />

in dieser Ausgewogenheit ist ein solches<br />

Bundesmuseum eine wertvolle Einrichtung.<br />

MJ Lässt sich bei den beiden größeren Sonderausstellungen<br />

»Unter Bäumen. Die Deutschen und<br />

der Wald« und »Friedrich der Große. verehrt, verklärt,<br />

verdammt«, die seit ihrem Amtsantritt hier<br />

stattgefunden haben, ihre Herangehensweise bereits<br />

erkennen<br />

Koch Für mich ist bei der Erarbeitung eines Ausstellungsprojekts<br />

relevant, dass es als Arbeit<br />

eines Teams begriffen wird, von Anfang an, von<br />

der ersten Idee bis zur Umsetzung sind viele<br />

Meinungen und Köpfe gefragt.<br />

MJ War das früher anders<br />

Koch Das war früher anders, es wurde anders gehandhabt.<br />

Meine Herangehensweise und Grundkonzeption<br />

basiert auf einem ausgefeilten Projektmanagement.<br />

Von der ersten Idee bis zur<br />

Umsetzung bedarf es vieler Einwürfe, Nachdenkens<br />

und Diskutierens, vor allem Ringens um<br />

den richtigen Kurs. Eine Ausstellung ist ein dreidimensionaler<br />

Erfahrungsraum, der zeitlich befristet<br />

ist. Für wenige Monate werden Räume<br />

kreiert und man wird mit Themen und Inhalten<br />

konfrontiert, und es geht nun darum, diese<br />

Themeninhalte adäquat zu vermitteln. Ich bin<br />

ein großer Freund davon, dass solche Konzepte<br />

auch von verschiedenen Seiten beurteilt werden:<br />

aus wissenschaftlicher oder kuratorischer<br />

Perspektive, aus der Perspektive von Museumspädagogen,<br />

von Gestaltern, Marketingexperten,<br />

solchen der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Experten,<br />

die die Besucherinteressen widerspiegeln.<br />

Dabei kommt es darauf an, diese verschiedenen<br />

Sichtweisen zu bündeln und eine belastbare<br />

Grundlage zu schaffen. Für mich steht das<br />

Einbinden eines größeren Kreises hier am Haus<br />

mit Kick-off-Sitzungen am Anfang jedes Projekts,<br />

um die verschiedenen Kompetenzen an<br />

Bord zu holen, zu informieren. Das ist eine Herangehensweise,<br />

die ich mit großem Erfolg an<br />

anderen großen Häusern umgesetzt habe und<br />

die zur Identifikation mit einem Projekt beiträgt.<br />

Das bedeutet auch, dass sich eine Ausstellung<br />

kritischen Worten stellen muss, und auch ein<br />

Wissenschaftler muss darlegen, wieso er meint,<br />

etwas so machen zu müssen und nicht anders.<br />

MJ Was heißt das für die Friedrich-Ausstellung<br />

Koch Für die Friedrich-Ausstellung heißt das,<br />

dass wir uns der räumlichen Gestaltung widmen,<br />

Dingen wie der Betextung, der Beschriftung, der<br />

Besucherführung, der Beleuchtung, der Architektur,<br />

dem roten Faden, der Exponatauswahl,<br />

3 6 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


775 Jahre <strong>Berlin</strong> – 25 Jahre Deutsches Historisches Museum<br />

der Exponatzahl, der Einbringung der Exponate<br />

in den Raum und natürlich der Botschaft der<br />

Ausstellung. Wir suchen nach Möglichkeiten,<br />

dass der Besucher auch verschnaufen kann, mal<br />

etwas anfassen, etwas ausprobieren kann. Wie<br />

können wir – immer unter der Maßgabe, dass<br />

sich manche eine Dreiviertelstunde oder auch<br />

drei Stunden in einer Ausstellung aufhalten –<br />

die Besucher zufriedenstellen Es geht darum,<br />

auf mögliche Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse<br />

einzugehen. Und das ist unter manchen<br />

Vorzeichen ein Paradigmenwechsel hier<br />

am Haus. Wenn Sie allein aus kuratorischer Perspektive<br />

agieren und die Besucher, den Konsumenten<br />

außen vor lassen, dann arbeiten Sie<br />

aus meiner Perspektive leicht fahrlässig; denn<br />

es geht um die Verwendung öffentlicher Mittel.<br />

Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu<br />

erfahren, was mit ihren Mitteln geschieht, und<br />

sie hat auch ein Recht darauf, dass diese Mittel<br />

so eingesetzt werden, dass die Gesellschaft etwas<br />

davon hat.<br />

MJ Wie fragen Sie die Besucher ab<br />

Koch Wir evaluieren Ausstellungen, fragen Besucher<br />

und Nichtbesucher, veranstalten während<br />

der Laufzeit Diskussionsrunden im Mitarbeiterkreis.<br />

Wir haben am Haus eine große Zahl<br />

an Museumspädagogen, die Führungen durchführen,<br />

legen Besucherbücher auf und wollen<br />

ein Feedback, weil wir uns als lernende Einrichtung<br />

begreifen.<br />

MJ Das bekommen Sie auch in einer repräsentativen<br />

Zahl<br />

Koch Ja, Repräsentativität ist eine Frage der statistischen<br />

Größe, die wird bei uns regelmäßig<br />

erreicht. Insofern fühle ich meine Überlegungen<br />

und die Diskussion, die ich darüber führe,<br />

auch gut gedeckt durch das Meinungsbild, das<br />

wir regelmäßig erhalten. Manche Ausstellungen<br />

in diesem Haus, ich meine hier die erfolgreiche<br />

»Wald«-Ausstellung (mj 1/2012), war im Bereich<br />

der bildenden Kunst aus meiner Sicht zu dicht.<br />

Es gab ein Ungleichgewicht. Die Ausstellung definierte<br />

sich eigentlich als kulturgeschichtliche<br />

Ausstellung und wir hatten doch grosso modo<br />

75 Prozent Gemälde. Dort hätte ich gerne noch<br />

etwas ausgedünnt.<br />

MJ Ist der Kindergrundgang in der Friedrich-Ausstellung<br />

bereits Teil des Paradigmenwechsels<br />

Koch Ich denke schon. Das Thema Friedrich<br />

oder auch die Wald-Ausstellung eignen sich<br />

wunderbar, um sie den Jüngeren und Jüngsten<br />

zu vermitteln. Ich definiere dieses Haus ja als<br />

ein »Haus für alle« und das heißt auch, dass<br />

wir darauf achten müssen, die nachfolgenden<br />

Generationen an das Museum frühzeitig heranzuführen,<br />

auch unter dem Stichwort Besucherbindung.<br />

Wem es als Kind Spaß gemacht<br />

hat, hier durch die Gänge zu laufen, das eine<br />

oder andere zu erfahren, der wird womöglich<br />

auch in späteren Jahren daran Interesse haben<br />

und es auch so weitergeben. Insofern ist das eine<br />

Investition in unsere eigene Zukunft, aber auch<br />

in die Zukunft der Gesellschaft. Deshalb werden<br />

wir diesen Zielgruppen eine zunehmend stärkere<br />

Aufmerksamkeit widmen.<br />

MJ Spielt für sie das Medium Malerei bei der Vermittlung<br />

von Geschichte eine besondere Rolle,<br />

wie es die Jubiläumsausstellung »Im Atelier der<br />

Geschichte« suggeriert<br />

Koch Die Malerei, oder ich würde es allgemeiner<br />

sagen, das Bild als solches ist sicherlich eines der<br />

prägendsten Dinge. Das visuelle Erfassen von<br />

Bildern prägt unsere Geschichte, unsere Gesellschaft,<br />

aber auch die Wissenschaft, auch gerade<br />

die Geschichtswissenschaft wie keine andere.<br />

Das Sehen von zweidimensional erfassbaren<br />

Dingen unter dem Aspekt von Geschichtsbildern<br />

ist von großer Bedeutung. Was wir haben<br />

und ausstellen, sind Konstruktionen von Geschichtsbildern.<br />

In Szene gesetzt von Künstlern<br />

mit bestimmten Motiven und Aussagen, oftmals<br />

hergestellt im Auftrag bestimmter Auftraggeber.<br />

So entstehen Fragestellungen, die selbstverständlich<br />

kritisch zu überprüfen sind, etwa<br />

wenn Bismarck 1871 in einem großformatigen<br />

Gemälde von Anton von Werner zu sehen ist.<br />

MJ Sie können damit eigentlich keine Geschichte<br />

mehr präsentieren, sondern nur noch die Zweifel<br />

an der Geschichte und die kritische Hinterfragung<br />

von Geschichte. Ist das die Aufgabe eines historischen<br />

Museums<br />

Koch Die Aufgabe eines Geschichtsmuseums<br />

dient immer der Verständigung und der Aufklärung.<br />

Und es ist natürlich eine Form der Aufklärung,<br />

die genau diesen Bereich ins Visier nimmt.<br />

Es geht um das gemeinsame Erinnern, aber auch<br />

das kritische Hinterfragen von Erinnerungskulturen<br />

und Geschichtsmodellen. Deshalb sage<br />

ich mir: Nichts davon ist sakrosankt, es ist das<br />

Produkt von Vorstellungen, von Menschen ersonnen,<br />

Künstlern, Wissenschaftlern, und insofern<br />

auch eine Frage der Perspektiven, aber<br />

auch des Wissens und der Quellen.<br />

Unsere Vorstellungen von der DDR beispielsweise<br />

werden mit Blick auf die Zugänglichkeit<br />

von Quellen in den nächsten Jahrzehnten noch<br />

manche Veränderung und manche Erweiterung<br />

erfahren können und müssen. Wir als Museum<br />

sehen es als Aufgabe an, uns diesen neuen Erkenntnissen<br />

zu stellen und sie in unseren Darstellungsformen<br />

einzubinden. Obwohl wir wissen,<br />

dass wir von unserem gesellschaftlichen<br />

und wissenschaftlichen Umfeld geprägt werden.<br />

Ein Franzose wird einen anderen Blick auf<br />

den Ersten Weltkrieg haben als wir. Insofern ist<br />

Geschichte immer etwas, das aus verschiedenen<br />

Perspektiven zu beleuchten ist, und gerade<br />

die Erkenntnis darüber müssen wir im Museum<br />

vermitteln: die Bedingtheit unserer Vorstellungen,<br />

das Nachdenken über Geschichtsbilder.<br />

MJ Sie sind Wissenschaftler und Ausstellungsmacher,<br />

ergänzen sich diese beiden Kompetenzen<br />

oder stehen sie sich zuweilen im Wege<br />

Koch Das sind zwei Seiten derselben Medaille<br />

und zwei Aspekte, die mir wichtig sind. Diese<br />

Ambivalenz genieße ich außerordentlich, wozu<br />

selbstverständlich auch das universitäre Engagement<br />

im Bereich der Lehre gehört. Das, was ich<br />

sozusagen wissenschaftlich erworben habe, aber<br />

auch, was ich im Museumsalltag kennenlerne,<br />

anderen weiterzugeben, macht Spaß.<br />

MJ Herr Koch, wir danken für dieses Gespräch.<br />

Die Fragen stellten Elisabeth Moortgat und Christoph<br />

Tempel.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 37


Aus den Sammlungen


Aus den Sammlungen<br />

Deutsches Historisches Museum<br />

Im Atelier der Geschichte<br />

Die Gemäldesammlung des DHM<br />

25. Oktober 2012 bis 21. April 2013<br />

Das Deutsche Historische Museum feiert seinen<br />

25-jährigen Geburtstag und blickt mit einer<br />

Ausstellung auf die Gemäldesammlung. Aus<br />

ihr stellen wir eine Auswahl von einhundert Erwerbungen<br />

vor. Beim Aufbau aller Sammlungen<br />

seit 1987 hat sich aus vielen Einzelerwerbungen<br />

inzwischen ein komplexes Geschichtsbild konstituiert.<br />

Orientiert am Museumskonzept, war<br />

es auch geprägt von den Geschichtsbildern jener<br />

Menschen, die am DHM sammeln durften.<br />

Weitläufig und zugleich begrenzt war es durch<br />

die Angebote des Kunsthandels seit 1987. Ein<br />

Ausschnitt aus dieser Tätigkeit ist seit 2006 in<br />

der Ständigen Ausstellung zu sehen: ein auf siebentausend<br />

Quadratmetern ausgebreitetes Panorama<br />

der deutschen Geschichte im europäischen<br />

Kontext. Manchen Besuchern bieten wir<br />

zu viele Eindrücke, anderen Besuchern zu wenige<br />

Erläuterungen – aber alle Besucher, so hoffen<br />

wir, verlassen das Haus gewitzter als bei ihrem<br />

Eintreten. Die Sonderausstellung »Im Atelier<br />

der Geschichte« will am Beispiel der Gemälde<br />

das Einzelwerk etwas mehr zu Wort und Anschauung<br />

kommen lassen, als es die Ständige<br />

Ausstellung mit ihren Kurztexten pro Objekt<br />

ermöglicht.<br />

Gemälde auszustellen ist eine gängige und<br />

nicht mehr zu begründende Praxis. Eine Gemäldeausstellung<br />

in einem historischen Museum<br />

steuert allerdings auf das politische Selbstverständnis<br />

der Nation zu. Das kann eine schwierige<br />

Gratwanderung werden. Denn die Botschaften<br />

in den Gemälden von einst müssen nicht<br />

mehr die Argumente von heute sein, wir lehnen<br />

sie ab, wir finden sie antiquiert, wir übernehmen<br />

sie unreflektiert oder wir verkennen<br />

sie. Ein Gemälde in einem historischen Museum<br />

ist also erklärungsbedürftiger als in einer Gemäldegalerie.<br />

Gemälde aus der Zeit des Nationalsozialismus<br />

oder des DDR-Sozialismus müssten<br />

in historischen Museen – schon bevor die<br />

Besucher hinschauen – mit einem Achtungszeichen<br />

versehen werden: »Vorsicht! Hinter der<br />

Leinwand lauern die deutschen Diktaturen.«<br />

Diese Unruhe beschreibt eine Angst vor Bildern,<br />

die explizit als politische Botschaften in<br />

ihrer Zeit gedacht waren und in die Öffentlichkeit<br />

hinein wirken sollten. Es sind aber eben<br />

jene »sprechenden Bilder«, die wir für unsere<br />

Arbeit vorrangig suchen. Und schon stehen wir<br />

selber drin, mitten »im Atelier der Geschichte«.<br />

Aber vor uns waren es erst einmal die Maler,<br />

die mit ihren Werken Rede und Gegenrede eröffneten.<br />

Im Atelier der Geschichte blicken wir<br />

zuerst auf den Maler. Aber was für ein Maler<br />

ist er Schöpft er aus sich heraus und erfindet<br />

uns neue Bildwelten, denen wir lieber nicht trauen<br />

sollten Liest er die aktuelle Presse, um seinen<br />

Stoff zu finden oder informiert sich in der<br />

Historie, um sich über die bedeutenden Ereignisse<br />

zu informieren und schöpft in seinem Atelier<br />

den bedeutenden historischen Moment für<br />

sein Publikum Man möchte glauben, am liebsten<br />

seien uns die Augenzeugen, die an den Ort<br />

des Geschehens eilen, Skizzen anfertigen und<br />

uns Wahrhaftiges schildern. Aber wollen wir<br />

das wirklich Erwarten wir nicht eine schlüssige<br />

Zusammenfassung, wie im Wort, so auch im<br />

Bild Auch der Maler soll doch die Ereignisse zu<br />

einer Erzählung verdichten und uns auch seine<br />

Meinung »sagen«.<br />

Betrachten wir unsere »Gregorsmesse« von<br />

Thoman Burgkmair (um 1444–1523) aus dem späten<br />

15. Jahrhundert. Das Ereignis liegt damals<br />

schon über 900 Jahre zurück. Papst Gregor I.<br />

4 0 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Deutsches Historisches Museum | Aus den Sammlungen<br />

(540–604) kniet um 600 in der Kirche Santa Croce<br />

in Rom, als ihm der gekreuzigte Jesus über<br />

dem Altar erscheint. Alle Marterwerkzeuge, die<br />

ihn ans Kreuz brachten, werden aufgezählt. Sie<br />

dokumentieren akribisch seinen Opfergang. Die<br />

Botschaft ist eindeutig: Er ist für uns gestorben,<br />

mehr noch, er hat sich ans Kreuz schlagen lassen,<br />

um uns von unserer Schuld zu erlösen. Und<br />

als Beweis fließt sein Blut in den Kelch des Papstes.<br />

Daran erinnert die Holztafel mit der Gregorsmesse<br />

aus dem Jahr 1496 und verkündet in<br />

einem Textteil: »Wer in Reue und Andacht fünf<br />

Vaterunser spricht, der erwirbt dreizehntausendfünfzehn<br />

Jahre Ablass und muss sich nicht sorgen.«<br />

Gemeint sind damit also nicht nur der Betende<br />

und seine lange Zeit in der Vorhölle bis zum Ende<br />

der Welt, sondern auch alle Vorfahren, die nicht<br />

um Ablass beten konnten. Eigentlich eine tolle<br />

Erfindung. Musste man früher persönlich nach<br />

Rom reisen, um den Ablass zu erwirken, trat nun<br />

ein Kniefall mit Gebet vor diesen mobilen Bildern<br />

an die Stelle der weiten Romreise. Man<br />

konnte zu Hause bleiben und seiner Arbeit nachgehen.<br />

Wurde einem das Beten zu lang, konnte<br />

auch eine Geldspende für den Bau von Sankt Peter<br />

in Rom Gleiches bewirken. Aber dies bot<br />

Sprengstoff: Diese finanziellen Transferleistungen<br />

aus dem Deutschen Reich in Richtung Italien<br />

und Mittelmeer wurden um 1500 den Landesfürsten<br />

nördlich der Alpen zuviel. Sie wollten<br />

den Ablasshandel einschränken. Luther kam ihnen<br />

gerade recht, der nun den nächstbesten Verkäufer<br />

von Ablassbriefen im Raume Wittenberg<br />

für alle Zeit an den protestantischen Pranger<br />

stellte: Es handelte sich um den Dominikanermönch<br />

Johann Tetzel (um 1460–1519), der seinen<br />

von links nach rechts:<br />

Philipp Fleischer, Schichtwechsel<br />

beim Bau des Gotthard-Tunnels,<br />

1886. Öl auf<br />

Leinwand, 250 × 488 cm.<br />

Deutsches Historisches<br />

Museum<br />

Amtspflichten nachging. Richtig berühmt wurde<br />

Tetzel nicht im 16., sondern erst im 19. Jahrhundert.<br />

Auf den Historiengemälden, die den<br />

Protestantismus in ihrer Zeit feierten, wird der<br />

Dominikaner als ein feister, fetter Nichtsnutz<br />

dargestellt, der die Gläubigen narrt und ihnen<br />

das Geld aus der Tasche zieht.<br />

Dass Bildnisse in ihrer Zeit ein Affront sein<br />

konnten, sieht man ihnen heute teils nicht mehr<br />

an. Das Ehebildnis von Martin Luther (1483–<br />

1546) und seiner Frau Katharina von Bora (1499–<br />

1552) schreckt die meisten von uns heute nicht<br />

mehr. Aber als strenggläubiger Katholik, und<br />

es gab in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

kaum Andersgläubige, sah man in diesem Ehebildnis<br />

den Augustinermönch, der eine aus dem<br />

Kloster entflohene Nonne geheiratet hat – ein<br />

Skandalbild aus der Werkstatt der Cranachs. Es<br />

machte den Gemeinden der Protestanten so viel<br />

Freude, dass es vermutlich hundertmal nachbestellt<br />

worden ist und folglich heute in fast jeder<br />

größeren Gemäldegalerie hängt. Das »Porträt<br />

des toten Luther« ist schon seltener. Aber<br />

auch dieses Werk aus dem Atelier der Geschichte<br />

war in seiner Zeit der Beweis dafür, dass er<br />

nicht vom Teufel geholt worden ist. Ein bildhafter<br />

Beleg für Gegner in Rom, die Luther als vom<br />

Teufel besessen gebrandmarkt und prophezeit<br />

Thoman Burgkmair,<br />

Gregorsmesse, 1496.<br />

Öl auf Holz, 143,5 × 133 cm.<br />

Deutsches Historisches<br />

Museum<br />

Francois Gérard,<br />

Napoleon I., Kaiser der<br />

Franzosen (1804–14/15), im<br />

Krönungsornat, 1806–10. Öl<br />

auf Leinwand, 223 × 146 cm.<br />

Deutsches Historisches<br />

Museum<br />

Alle Abbildungen:<br />

© Deutsches Historisches<br />

Museum. Foto: Arne Psille<br />

hatte, dass in seiner Todesstunde der Teufel aus<br />

ihm fahren würde.<br />

Die Ausstellung »Im Atelier der Geschichte«<br />

widmet sich hundert solcher Erzählungen aus<br />

500 Jahren. Sie will ein wenig belehren, viel unterhalten,<br />

von der Arbeit aus der Sammlung der<br />

letzten 25 Jahre erzählen und die Besucher ins<br />

Atelier der Geschichte des DHM locken.<br />

Dieter Vorsteher-Seiler<br />

Dr. Dieter Vorsteher-Seiler ist Abteilungsleiter Sammlungen<br />

und Stellvertreter des Präsidenten. Er hat die<br />

Ausstellung »Im Atelier der Geschichte« mit Dr. Sabine<br />

Beneke und Dr. Brigitte Reineke kuratiert.<br />

Anlässlich der Ausstellung erscheint die Publikation:<br />

Im Atelier der Geschichte. Aus der Gemäldesammlung<br />

des Deutschen Historischen Museums mit ca. 320 Seiten<br />

zum Museumspreis von 25 €.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 4 1


Aus den Sammlungen<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />

Lebensverflechtungen<br />

Das restaurierte Adressbuch von Hannah Höch<br />

Sie hat den Federhalter mit leichter Hand geführt.<br />

Ihre Schrift ist klar und schnörkellos, jeder<br />

Eintrag sauber, bei keinem wurde die Tinte verwischt.<br />

Um 1917 nahm Hannah Höch (1889–1978)<br />

eine unlinierte Kladde, um in selbst angelegter<br />

alphabetischer Ordnung die Adressen und,<br />

wenn vorhanden, Rufnummern der Freunde zu<br />

fixieren, die sie nach ihrer Übersiedlung aus<br />

Gotha und dem 1915 bei Emil Orlik an der Unterrichtsanstalt<br />

des Kunstgewerbemuseums aufgenommenen<br />

Studium bereits in <strong>Berlin</strong> gewonnen<br />

hatte. Gerade durch die Vermittlung von<br />

Raoul Hausmann, dem umtriebigen Dadasophen,<br />

mit dem sie von April 1915 bis 1921 eine<br />

dramatische Liebesbeziehung führte, war sie<br />

in Kreise der künstlerischen Avantgarde eingeführt<br />

worden. Durch ihn hatte Höch beispielsweise<br />

den erfolgreichen Grabmalsarchitekten<br />

Johannes Baader kennengelernt, der unter dem<br />

Stern der auch Höch zugehörenden Antikunst-<br />

Kunstbewegung Dada nicht nur zum Schöpfer<br />

der ersten Assemblage der Kunstgeschichte<br />

wurde, sondern sich auch zum »Präsident des<br />

Erd- und Weltalls, Leiter des Weltgerichts. Wirklicher<br />

Geheimer Vorsitzender des intertellurischen<br />

oberdadaistischen Völkerbundes« ausrief.<br />

Unter der für die bürgerliche Öffentlichkeit bestimmten,<br />

megalomanisch-dadaistischen Nar-<br />

Hannah Höchs Adressbuch<br />

vor der Restaurierung<br />

renkappe war Baader aber ein feinsinniger und<br />

verständnisvoller Freund für Höch geworden,<br />

der ihr gerade bei der Amour fou mit Hausmann<br />

zur Seite stand. »Baader« ist eine der ersten Eintragungen<br />

in Hannah Höchs Adressbuch, seinerzeit<br />

wohnhaft: »Steglitz Fregestr. 39 E«.<br />

Papierne Adressbücher oder Kalendarien erscheinen<br />

in unseren Tagen angesichts der multifunktionalen<br />

Smartphones, die mit ihren Speicherkapazitäten<br />

neben Tausenden und Abertausenden<br />

Kontaktdaten auch noch Fotografien der<br />

potenziellen Adressaten oder Gesprächspartner<br />

aufnehmen können und darüber hinaus Platz<br />

bieten, Shakespeares gesammelte Werke vorrätig<br />

zu halten, zunehmend anachronistisch. Vermeintlich<br />

überkommen sind sie auch angesichts<br />

von Internetplattformen wie Facebook, die eine<br />

annähernde Echtzeitkommunikation offerieren<br />

und dem Einzelnen, wo auch immer in der Welt<br />

er beheimatet ist, individuelle Präsenz auf dem<br />

digitalen Globus gewähren, ohne dass eine persönliche<br />

Bekanntschaft mit den Menschen, de-<br />

4 2 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


<strong>Berlin</strong>ische Galerie | Aus den Sammlungen<br />

ren Kontakt er oder sie sucht,gegeben sein muss.<br />

Die sogenannte Snailmail, der geschriebene und<br />

frankierte Brief, eingeworfen in einen der mittlerweile<br />

raren Postkästen und per Hand transportiert,<br />

ist im Aussterben begriffen und mit ihr<br />

das Verzeichnis der handschriftlich fixierten Namen<br />

und Adressen. Damit stirbt eine Form von<br />

Geschichtlichkeit aus, die an das Papier gebunden<br />

ist. Der elektronische Zugriff kennt nur das<br />

»Ganz oder Gar nicht«: Ist eine Information gelöscht,<br />

verschwindet das vormals Vorhandene<br />

gänzlich, mithin spurlos. Über Jahre erfolgte Änderungen,<br />

Durchstreichungen, grafische Ergänzungen,<br />

Hervorhebungen, die als Metatext in einem<br />

analogen Informationsträger lesbar bleiben,<br />

sind nicht mehr nachvollziehbar, ebenso<br />

wenig das Prozessuale, das Gewachsene der<br />

persönlichen Bezüge, die alphabetisch kategorisiert<br />

wurden.<br />

Als Hannah Höch mit 28 Jahren ihr Adressbuch<br />

anlegte, wird sie nicht geahnt haben, dass<br />

dasselbe sie bis zu ihrem Lebensende, also über<br />

den erstaunlichen Zeitraum von über sechs Jahrzehnten,<br />

begleiten würde. Die ersten Einträge<br />

stammen aus der Zeit, als Deutschland noch ein<br />

Kaiserreich im Ersten Weltkrieg war. Höch er-<br />

oben: Floris M. Neusüss, Hannah Höch, 1962.<br />

Fotografische Sammlung, <strong>Berlin</strong>ische Galerie.<br />

© Floris M. Neusüss<br />

gänzte Adressen in den nicht immer so »Goldenen<br />

Zwanzigern«, hielt das Buch fest im sogenannten<br />

Dritten Reich, als sie sich als »Kulturbolschewistin«<br />

gebrandmarkt in ihrem kleinen<br />

Domizil im äußersten Norden <strong>Berlin</strong>s von der<br />

Welt vergessen machte, und las die ehemaligen<br />

Adressen ihrer Freunde, die aus Nazi-Deutschland<br />

bereits emigriert waren, nicht wissend, wie<br />

sie den Krieg überlebt haben. Die Künstlerin<br />

führte das Adressbuch konstant weiter, als Dada<br />

in den späten 1950er-Jahren in Deutschland<br />

kunsthistorische Weihen erfuhr, als die jungen<br />

Fluxus-Künstler sie in Heiligensee besuchten,<br />

als der erste Mensch den Mond betrat – ein Ereignis,<br />

das Höch dermaßen bewegte, dass sie<br />

es mehrfach künstlerisch thematisierte. Unmöglich<br />

zu sagen, welcher der letzte Name ist,<br />

den sie mit Bleistift oder Kugelschreiber fixierte,<br />

nicht klar zu bestimmen, welche die letzte Visitenkarte<br />

war, die Hannah Höch ihrem Adressbuch<br />

einverleibte. Entstanden ist ein biografisches<br />

»Florilegium«, eine Blütenlese einzigartiger<br />

Güte, das nicht nur ein, sondern zwei Alphabete<br />

umfasst und dessen Umfang durch die<br />

zahlreichen, eingelegten Zettel letztlich nur<br />

noch durch Pappumschlag und Paketschnur gebändigt<br />

werden konnte.<br />

links: Beispiel minimalinvasiver<br />

Restaurierung<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 4 3


Aus den Sammlungen | <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />

Paul Schuitema, De Berkel Cyclope,<br />

Werbung für eine Präzisionswaage der<br />

Firma Berkel, 1928/29. 22,5 × 30,5 cm.<br />

Hannah-Höch-Archiv, <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />

In dem rund 12 000 Dokumente umfassenden<br />

Nachlass der Avantgardistin, der sich in der<br />

<strong>Berlin</strong>ischen Galerie befindet, ist dieses Verzeichnis<br />

ein unikales Sammlungsobjekt, das in<br />

seiner Anmutung und Materialität viel über die<br />

mentale Gestimmtheit der berühmten Collage-<br />

Künstlerin aussagt. Zugleich stellt es ein zwar individuell<br />

angelegtes, gleichwohl aussagekräftiges<br />

kunst- und kulturgeschichtliches Who-is-<br />

Who des 20. Jahrhunderts dar. Schlägt man das<br />

Verzeichnis bei »Sch« auf, so sind dort beispielsweise<br />

die Adressen des neusachlichen Malers<br />

Rudolf Schlichter, der wie Höch zum linken Flügel<br />

der Novembergruppe gehörte, des 1911 nach<br />

<strong>Berlin</strong> gezogenenBrücke-KünstlersKarl Schmidt-<br />

Rottluff oder jene des Niederländers Paul Schuitema<br />

eingetragen, der insbesondere als Gebrauchsgrafiker<br />

Bekanntheit erlangte und, wie<br />

Hannah Höch, 1931 mit Arbeiten an der ersten,<br />

ausschließlich dem neuen Medium der Fotomontage<br />

gewidmeten Ausstellung in den Räumen<br />

des heutigen <strong>Berlin</strong>er Martin-Gropius-Baus<br />

vertreten war. Höch hatte Schuitema wahrscheinlich<br />

über ihren engsten Künstlerfreund Kurt<br />

Schwitters kennengelernt, der zusammen mit<br />

dem holländischen Kollegen Mitglied im 1928<br />

gegründeten »ring neuer werbegestalter« war.<br />

Unter dem Buchstaben »O« finden sich die Anschriften<br />

ihres Lehrers Emil Orlik, in dessen Klasse<br />

für Graphik und Buchkunst Höch sich den<br />

souveränen Umgang mit Linie und Fläche angeeignet<br />

hatte; außerdem die des Architekten J. J.<br />

P. Oud, Mitbegründer der Künstlervereinigung<br />

»De Stijl«, den sie anfänglich noch lautmalerisch<br />

»Aut« buchstabiert hatte und zu dem sie ebenso<br />

wie zu den »Stijl«-Künstlern Gerrit Rietveld und<br />

Vilmos Huszár insbesondere von 1926 bis 29, als<br />

sie in Den Haag lebte, in verstärktem Austausch<br />

stand. Auch die Adresse »Babelsbergerstr. 52« ist<br />

vermerkt, damaliger Wohnort von Heinz Ohff,<br />

dem langjährigen Feuilleton-Chef des Tagesspiegels<br />

und Autor der ersten Monografie zu<br />

Hannah Höch, die 1968 im Gebr. Mann Verlag erschien.<br />

Ohff – Orlik – Oud vereint auf einer der<br />

rund 350 Seiten des Höch’schen Adressbuchs:<br />

Das ist eine (be)greifbare Gleichzeitigkeit des<br />

Ungleichzeitigen, sortiert nach Buchstaben.<br />

In Hinblick auf eine kommentierte Edition<br />

dieses einzigartigen Verzeichnisses wurde eine<br />

konservatorische Stabilisierung des Objekts unumgänglich.<br />

Zahlreich vorhandene mechanische<br />

Schäden erlaubten keine sichere Handhabung<br />

mehr, eine Digitalisierung stand wegen der Fragilität<br />

nicht zur Diskussion. Die besondere Herausforderung<br />

bei der Restaurierung bestand darin,<br />

den Charakter des über Jahrzehnte Gewachsenen<br />

zu erhalten und dieser Adressbuch-Collage<br />

durch die Behandlung gleichsam nicht die<br />

Stimme zu nehmen. Finanziert durch die Koordinierungsstelle<br />

für die Erhaltung des schriftlichen<br />

Kulturguts, die auf Initiative von Kulturstaatsminister<br />

Bernd Neumann im August 2011 bei der<br />

Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet<br />

wurde, konnte das Adressbuch Hannah Höchs<br />

als Modellprojekt über einen Zeitraum von drei<br />

Monaten minimalinvasiv restauriert werden. Die<br />

teils holzschliffhaltigen,brüchigen und feuchtigkeitsempfindlichen<br />

Papiere von unterschiedlichen<br />

Alterungszuständen wurden Blatt für Blatt<br />

individuell bearbeitet. In Vorbereitung der restauratorischen<br />

Maßnahmen ist ein wasserarmer<br />

Klebstoff ermittelt worden, der in Verbindung<br />

mit dem Ergänzungspapier eine flexible Rissschließung<br />

gewährleistet. Knicke wurden, soweit<br />

notwendig und ästhetisch vertretbar, geglättet,<br />

Risse geschlossen und ausgewählte Fehlstellen<br />

ergänzt, der Pappumschlag wurde schließlich<br />

trocken gereinigt. Sowohl vorhandene Klebestreifen<br />

als auch Klammern und Stecknadeln sind<br />

als originaler Bestandteil des Adressbuchs begriffen<br />

und beibehalten worden. Um Korrosion<br />

zu vermeiden, wurden diese mit einem alterungsbeständigen<br />

Kunststoff überzogen und wieder<br />

an die Ursprungsstelle positioniert.<br />

Das Ergebnis ist in seiner annähernden Unsichtbarkeit<br />

spektakulär zu nennen: Das Sediment<br />

eines Künstlerinnenlebens ist nachhaltig<br />

stabilisiert und wird als Exponat ein ums andere<br />

Mal nicht nur vom Wesen der genuinen Sammlerin<br />

und Collagistin Hannah Höch künden, sondern<br />

die Betrachter auch vor die Frage stellen,<br />

ob die Nutzung eines Bleistifts nicht dem Aufladen<br />

eines Akkus vorzuziehen ist.<br />

Ralf Burmeister<br />

Der Autor ist Leiter der Künstler-Archive der<br />

<strong>Berlin</strong>ischen Galerie.<br />

Die Präsentation des Adressbuchs findet am 6. Oktober,<br />

dem »Nationalen Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen<br />

Kulturguts«, um 16 Uhr in der BG statt.<br />

4 4 |<br />

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Aus den Sammlungen<br />

Kunstbibliothek<br />

Funktionelle Dynamik im Modell<br />

Die Architekturmodelle Erich Mendelsohns<br />

in der Sammlung Architektur<br />

Vor 125 Jahren wurde einer der bedeutendsten<br />

Architekten der Moderne in Allenstein (Ostpreußen)<br />

geboren. Erich Mendelsohn baute in<br />

Deutschland, Norwegen, England, der Sowjetunion,<br />

Palästina und den USA. Bereits mit seinen<br />

ersten Projekten – Einsteinturm Potsdam<br />

(1920), Hutfabrik Luckenwalde (1923), Verlagshaus<br />

Mosse <strong>Berlin</strong> (1923) – katapultierte er sich<br />

in die erste Liga der Avantgarde-Architektur.<br />

Nach dem Architekturstudium in <strong>Berlin</strong> und<br />

München arbeitete Mendelsohn zunächst als<br />

freischaffender Architekt in München, bis er 1918<br />

ein eigenes Architekturbüro in <strong>Berlin</strong> eröffnen<br />

konnte. Bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten<br />

1933 nach London baute er zahlreiche<br />

Fabrikgebäude und Warenhäuser. Berühmt wurden<br />

insbesondere seine Kaufhäuser, allen voran<br />

das Kaufhaus Schocken in Stuttgart. Zahlreiche<br />

Großprojekte dieser Jahre finden sich auch in<br />

<strong>Berlin</strong>: das Columbushaus am Potsdamer Platz,<br />

das Haus des Deutschen Metallarbeiterverbandes<br />

oder der Woga-Komplex mit Universum-<br />

Kino (heute Schaubühne am Lehniner Platz).<br />

Nach der Emigration aus Deutschland unterhielt<br />

Mendeslohn für einige Jahre Büros in London<br />

und Jerusalem. 1939 kehrte er Europa jedoch<br />

endgültig den Rücken: Er emigrierte zunächst<br />

nach Palästina, 1941 dann in die USA. Diese letzte<br />

Arbeitsphase zeichnet sich durch zahlreiche<br />

Synagogenbauten in verschiedenen amerikanischen<br />

Städten aus.<br />

Erich Mendelsohn starb 68-jährig am 15. September<br />

1953 in San Francisco. Seit 1975 befindet<br />

sich der umfangreiche Nachlass des Architekten<br />

in der Sammlung Architektur der Kunstbi-<br />

Unbekannter Fotograf,<br />

Erich Mendelsohn, o. J.<br />

Kunstbibliothek.<br />

© bpk/Kunstbibliothek SMB<br />

bliothek: nahezu alle Handskizzen, seine Vortragsmanuskripte,<br />

Originalabzüge der Fotos seiner<br />

Bauten, sein schriftlicher Nachlass und die<br />

Diasammlung. Weniger bekannt ist, dass die<br />

Kunstbibliothek 1988 außerdem sieben Architekturmodelle<br />

aus dem Atelier Mendelsohn erwerben<br />

konnte, die nach dem Tod seiner Frau<br />

Luise auf den Markt kamen. Sie zählen heute zu<br />

den Glanzstücken der insgesamt rund 320 Architekturmodelle<br />

umfassenden Sammlung der<br />

Kunstbibliothek. Neben Entwurfsmodellen –<br />

Ideenmodellen, Arbeits- und Ausführungsmodellen<br />

zu realisierten und nicht realisierten Bauten<br />

– kann die Sammlung der Kunstbibliothek<br />

mit Modellen gebauter Architekturen, die beispielsweise<br />

als Lehr- bzw. Anschauungsmodelle<br />

oder als Erinnerungsmodelle nachträglich entstanden<br />

sind, aufwarten. Sie hat damit, neben<br />

den Fantasiemodellen, die beiden grundsätzlich<br />

unterschiedenen Arten von Architekturmodellen<br />

in ihrem Sammlungsbestand.1<br />

Die Entwurfsmodelle aus dem Büro Mendelsohn<br />

entstammen alle der letzten Schaffensphase<br />

des Architekten. Mendelsohn realisierte in<br />

den USA vier Synagogen.Von dreien befinden sich<br />

die Modelle in der Sammlung: B’Nai Amoona in<br />

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Aus den Sammlungen | Kunstbibliothek<br />

Erich Mendelsohn, Monument for 6 Million Jews,<br />

1951. Modell, Holz, Pappe, 147 × 84 × 30 cm.<br />

Kunstbibliothek. © bpk/Kunstbibliothek SMB.<br />

Foto: Dietmar Katz<br />

Erich Mendelsohn, B’Nai Amoona<br />

Synagoge in St. Louis (Missouri), 1946. Modell,<br />

Holz, Pappe, 38 × 33,11 cm. Kunstbibliothek.<br />

© bpk/Kunstbibliothek SMB<br />

Erich Mendelsohn, Maimonides-Hospital<br />

in San Francisco (Kalifornien), 1946–50. Modell,<br />

Holz, Pappe, 112 × 71 × 46 cm. Kunstbibliothek.<br />

© Kunstbibliothek SMB. Foto: Dietmar Katz<br />

St. Louis (Missouri, 1946–50), Mendelsohns erster<br />

Bau in den USA, Emanu-El in Grand Rapids<br />

(Michigan, 1948–54), Mount-Zion in St. Paul<br />

(Minnesota, 1950–54, erster und zweiter Entwurf)<br />

sowie das Modell der nicht realisierten Synagoge<br />

Emanu-El in Dallas (Texas, 1951).<br />

Mendelsohns Synagogenbauten in den USA<br />

trugen wesentlich zur Neudefinition der Gattung<br />

bei und zeigen die zentralen Merkmale<br />

dieses Gebäudetyps nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

in den USA: Die Synagoge besteht in der<br />

Regel aus Andachtsraum, Schule und Gemeindezentrum.<br />

Die Vogelperspektive auf die Modelle<br />

zeigt nicht nur die gekonnte Einbindung<br />

in die Topografie des jeweiligen Standortes, die<br />

Verbindung von räumlicher Offenheit und Geschlossenheit,<br />

sondern auch, dass jede Anlage<br />

als gesellschaftliches und soziales Zentrum einen<br />

Kosmos für sich darstellt, der bis hin zu der<br />

nicht realisierten Synagoge in Dallas immer ausladender<br />

wird. Auch das für Mendelsohns Schaffen<br />

bereits in Europa zentrale Prinzip der funktionellen<br />

Dynamik lässt sich beim Blick auf die<br />

Modelle wiederfinden: in den geschwungenen<br />

Dachformen der hervorgehobenen Andachtsräume<br />

oder in Baudetails, die bei den Betrachtern<br />

Schiffsassoziationen hervorrufen, wie den<br />

Bullaugenfenstern. 1949 reichte Mendelsohn einen<br />

Wettbewerbsentwurf für ein Mahnmal in<br />

New York ein, das an die sechs Millionen jüdischen<br />

Opfer des Nationalsozialismus erinnern<br />

sollte. Das Projekt wurde nicht realisiert; zwischen<br />

1949 und 1951 entstanden im Büro Mendelsohn<br />

jedoch Modelle. Der erste Modellentwurf<br />

befindet sich ebenfalls in der Architektursammlung.<br />

Er unterscheidet sich signifikant<br />

vom endgültigen Entwurf, weist jedoch ähnliche<br />

Symbole und eine deutliche formale Parallele zu<br />

Mendelsohns Synagogenprojekten dieser Zeit<br />

auf. Durch den Nachlass gelangte außerdem das<br />

Modell des ersten nicht sakralen Projekts, das<br />

Mendelsohn in den USA realisierte, in die Sammlung:<br />

das Maimonides-Hospital in San Francisco<br />

(Kalifornien, 1946–1950). Das Modell vermittelt<br />

einen Eindruck der ursprünglichen Bauform mit<br />

den tiefen, am Sonnenstand orientierten Balkonen<br />

an der Südfassade. Bereits 1952 wurden die<br />

Balkone, um Platz zu gewinnen, verglast und in<br />

den Raum integriert.<br />

Ergänzt werden die Originalmodelle durch<br />

zwei für Ausstellungen nachgebaute Objekte:<br />

Zum einen das städtebauliche Ensemble<br />

der Wohnhausgrundstücksverwertungs A.G.<br />

(Woga) mit dem Universum-Kino am Kurfürs-<br />

4 6 |<br />

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Kunstbibliothek | Aus den Sammlungen<br />

tendamm (1925–31), das im Rahmen der Ausstellung<br />

»Erich Mendelsohn. Ideen, Bauten, Projekte«<br />

der Kunstbibliothek 1987 entstand, zum<br />

anderen das Modell der Villa Weizmann in Palästina<br />

(1934–36), das für die Ausstellung »Die<br />

neuen Hebräer« im Martin-Gropius-Bau (mj 2/<br />

2005) gebaut wurde und sich als Dauerleihgabe<br />

in der Sammlung der Kunstbibliothek befindet.<br />

Exemplarisch stehen sie für Mendelsohns erste<br />

und zweite Schaffensperiode.<br />

Den Modellen gelingt es, den Kerngedanken<br />

des Entwurfs, seine wesentlichen Aspekte zu<br />

vermitteln, ohne sich in Details zu verlieren.<br />

Während Mendelsohns Skizzen die Ideen deutlich<br />

machen und die Pläne die Komplexität der<br />

Bauten wiedergeben, vermitteln die Modelle<br />

als dreidimensionale Kommunikationsmedien<br />

die Raumstruktur und die Einbindung der Bauobjekte<br />

in ihre Umwelt. Die im Modell verwendeten<br />

Materialien lassen bei den Betrachtern ein<br />

Bild der tatsächlich verwendeten Materialien<br />

entstehen und transportieren den sinnlichen<br />

Eindruck der physischen Architektur. Als Manifestierung<br />

einer Idee stellen sie ebenso wie die<br />

Skizzen und Pläne in der Architektursammlung<br />

Kulturgut dar, das dazu beiträgt, das Werk des<br />

Architekten umfassend zu erschließen. Die neun<br />

Erich Mendelsohn-Modelle werden derzeit restauriert<br />

und gereinigt, sodass sie zukünftig im<br />

Rahmen von Ausstellungsprojekten präsentiert<br />

werden können.<br />

In der Sammlung Architektur der Kunstbibliothek<br />

werden seit rund 40 Jahren Modelle,<br />

überwiegend zur Architektur des 20. Jahrhunderts,<br />

gesammelt. Das Sammeln von Architekturmodellen<br />

an sich hat in <strong>Berlin</strong> jedoch bereits<br />

eine lange Tradition, da schon für die Kunstkammer<br />

im ehemaligen Stadtschloss im 17. Jahrhundert<br />

Architekturmodelle erworben wurden.<br />

Den Ausgangspunkt der Sammlungstätigkeit<br />

der Kunstbibliothek stellen die 22 Entwurfsmodelle<br />

des Wettbewerbs für die Bebauung des<br />

Kulturforums 1965/66 dar, die vor 1973 übernommen<br />

wurden. Darunter befinden sich die<br />

Ideenmodelle von Rolf Gutbrod, Eldar Sharon<br />

und Max L. Cetto. Neben Modellen wie dem<br />

Hochhaus von Luciano Baldessari aus dem Interbau<br />

Wettbewerb (1957) und dem Modell der<br />

Olympiabauten in München nach dem Entwurf<br />

von Behnisch & Partner (1972) zählt die Kunstbibliothek<br />

auch neuere Objekte wie die Wettbewerbsbeiträge<br />

von Norman Foster zum Umbau<br />

des Reichstages oder die Entwürfe zur Bebauung<br />

der Museumsinsel, darunter die Entwürfe von<br />

Frank O. Gehry und von David Chipperfield, zu<br />

ihrem Sammlungsbestand.<br />

Svenia Schneider<br />

Dr. Svenia Schneider ist wissenschaftliche Museumsassistentin<br />

i. F. in der Kunstbibliothek SMB.<br />

Anmerkung<br />

1 Vgl. zum Begriff Architekturmodell H. Ludwig Heydenreich:<br />

Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte,<br />

Band 1, 1973, Spalte 918 ff. sowie Ekhart Berkenhagen:<br />

Architekturmodelle, in Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz,<br />

Band XX, S. 61–90, hier S. 62.<br />

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Ausstellungen


Ausstellungen<br />

Ägyptisches Museum und Papyrussammlung<br />

Im Licht von Amarna<br />

Ein Ausblick in verschiedene Richtungen<br />

7. Dezember 2012 bis 13. April 2013<br />

Farbige Modellbüste der<br />

Königin Nofretete, Neues<br />

Reich, 18. Dynastie, Amarna-<br />

Zeit um 1340 v. Chr. Kalkstein<br />

und Gips, 49 × 24,5 × 35 cm.<br />

Ägyptisches Museum und<br />

Papyrussammlung.<br />

© Ägyptisches Museum und<br />

Papyrussammlung SMB.<br />

Foto: Sandra Steiß<br />

Die weltberühmten Skulpturenfunde der unter<br />

Leitung von Ludwig Borchardt durchgeführten<br />

Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft<br />

in Tell el-Amarna gehören seit ihrer ersten Präsentation<br />

im Jahre 1913 zu den besonderen Publikumsmagneten<br />

des Ägyptischen Museums<br />

und der Papyrussammlung <strong>Berlin</strong>. Dieses einzigartige<br />

Konvolut unvergleichlicher Beispiele<br />

altägyptischen Bildhauerhandwerks hat an allen<br />

Standorten der bewegten<br />

Geschichte der <strong>Berlin</strong>er<br />

Sammlung eine besondere<br />

Würdigung erfahren und mit<br />

seiner exquisiten Inszenierung<br />

im Neuen Museum eine<br />

herausragende Präsentation<br />

erhalten. Wohl an keinem anderen<br />

Ort als auf der eigens<br />

geschaffenen »Amarna-Plattform«<br />

können Skulpturen aus<br />

Achet-Aton so im Licht präsentiert<br />

werden, dass durch<br />

den Geniestreich einer unvergleichlichen<br />

modernen<br />

Architektur der Eindruck eines sonnendurchfluteten<br />

Aton-Heiligtums entsteht. Was hier von<br />

David Chipperfield Architects und Dietrich Wildung<br />

mit seinem Team geschaffen wurde, kann<br />

nicht genug gelobt werden. Es lässt die Amarna-<br />

Kunst im wahrsten Sinne des Wortes in einem<br />

besonderen Licht erglänzen. »Amarna« ist daher<br />

immer und in vollstem Glanze in <strong>Berlin</strong> präsent,<br />

und dennoch versteht es sich in diesem Jahr von<br />

selbst, dass der Grabung und den Funden dieser<br />

Unternehmung aus Anlass des sich am 6. Dezember<br />

2012 zum einhundertsten Mal jährenden<br />

Auffindungsdatums der weltberühmten Büste<br />

der Nofretete eine Sonderausstellung gewidmet<br />

wird.<br />

Da nun diese wohl bekannteste Skulptur<br />

der <strong>Berlin</strong>er Sammlung aus konservatorischen<br />

Gründen nicht bewegt werden kann, ergibt sich<br />

zwangsläufig die Konsequenz, die Jubiläumsausstellung<br />

um die Nofretete und den Nordkuppelsaal<br />

im Neuen Museum zu installieren. Dies bedeutet<br />

wiederum einen enormen zusätzlichen<br />

Aufwand, da mangels ausreichender Sonderausstellungsfläche<br />

im Neuen Museum die Flächen<br />

der Dauerausstellung vorübergehend geräumt<br />

und anschließend zurückgebaut werden müssen.<br />

Dieser Umstand macht besonders anschaulich,<br />

wie sehr die James-Simon-Galerie, d.h. das<br />

neue Eingangsgebäude, das auch als Sonderausstellungsfläche<br />

genutzt werden soll, herbeigesehnt<br />

wird.<br />

Um der Amarna-Ausstellung neben den berühmten<br />

und immer präsenten »Highlights«<br />

einen zweiten Akzent zu verschaffen, wird sich<br />

die Konzeption insbesondere der Borchardt’<br />

schen Grabung und den zahlreichen Funden<br />

widmen, die bislang nur vereinzelt oder noch<br />

gar nicht gezeigt werden konnten. Hierzu gehört<br />

die Präsentation sämtlicher, noch vorhandener<br />

Objekte aus dem Bildhauerwerkstattbereich<br />

der Häuser P 47.1, P 47.2 und P 47.3 in den Raumkomplexen<br />

unmittelbar vor dem Nordkuppelsaal.<br />

Selbst die kleinsten Funde wie Materialproben,<br />

Scherben und Bruchstücke sollen hier<br />

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Ägyptisches Museum und Papyrussammlung | Ausstellungen<br />

Vorratsgefäß aus der<br />

Residenzstadt des Pharao<br />

Echnaton. Neues Reich,<br />

18. Dynastie, 1351–34 v. Chr.<br />

Blau bemalte Keramik mit<br />

floralen Motiven, Gefäß<br />

34 × 23,7 cm (NL), Höhe 35 cm.<br />

© Ägyptisches Museum und<br />

Papyrussammlung SMB.<br />

Foto: Sandra Steiß<br />

mit den Grabungsunterlagen gezeigt werden,<br />

um den Gesamtkomplex des Grabungsbefundes<br />

zu vermitteln.<br />

Weitere Einführungen in die Lebenswelten<br />

der Stadt Achet-Aton mit der Darstellung der<br />

diversen Gewerke, den Siedlungen, den Tempeln<br />

und Palästen werden nach Themen gegliedert<br />

präsentiert, wobei zu Anfang der Wechsel<br />

desLebensmittelpunktes vonTheben nachAmarna<br />

sowie die chronologische und dynastische<br />

Einordnung thematisiert werden.<br />

Da die Ausstellung bewusst das Fundmaterial<br />

der Grabung der Deutschen Orientgesellschaft<br />

in den Vordergrund stellt, wurden nur wenige<br />

ergänzende Leihgaben angefragt, die aus<br />

gesicherten Kontexten der Grabungen Petries<br />

und der Egypt Exploration Society stammen und<br />

somit aus den von Borchardt nicht ausgegrabenen<br />

Tempel- und Palastarealen. Da der Fokus<br />

der Ausstellung auf der Stadt Achet-Aton liegt,<br />

zudem der vorhandene Raum nur begrenzte Präsentationsmöglichkeiten<br />

bietet, werden die frühen<br />

Bauaktivitäten in Theben und der Totenkult<br />

nur am Rande gestreift.<br />

Bei den entsprechenden Themenkomplexen<br />

wird versucht, einen Brückenschlag zwischen<br />

den Grabungen vor einhundert Jahren und den<br />

aktuellen Ergebnissen des unter Leitung von<br />

Barry Kemp durchgeführten »Amarna-Project«<br />

(University of Cambridge, GB) herzustellen, um<br />

Gegenwart und Zukunftsperspektiven dieses<br />

Ausgrabungsortes veranschaulichen zu können.<br />

Abgesehen von diesem der Grabung und<br />

der Kulturgeschichte Achet-Atons gewidmeten<br />

Ausstellungsbereich im Obergeschoss des Neuen<br />

Museums wird ein zweiter Themenbereich<br />

zum Fundjubiläum der Nofretete-Büste im Untergeschoss<br />

des Museums präsentiert. Hier wird<br />

die Grabung der Deutschen Orientgesellschaft<br />

unter der Leitung von Ludwig Borchardt und seiner<br />

Mitarbeiter sowie die herausragende Rolle<br />

des Mäzens James Simon, die Fundteilung von<br />

1913, die ersten Ausstellungen und die Implikationen<br />

der Rückgabegesuche seit 1923 sowie<br />

die Kultur-, Inszenierungs- und Vermarktungsgeschichte<br />

der berühmten Büste während des<br />

20. Jahrhunderts bis heute dokumentiert.<br />

Mit dieser, durch die räumlichen Bedingungen<br />

vorgegebenen Zweiteilung der Ausstellung<br />

wird eine klare Trennung<br />

zwischen Zeitgeschichte<br />

und antiker Kulturgeschichte<br />

ermöglicht, die beiden<br />

Anliegen der Ausstellung<br />

die notwendige Eigenständigkeit<br />

verleiht.<br />

Aber nicht nur die hier<br />

kurz umrissene Sonderausstellung<br />

gehört zu diesem<br />

Jubiläumsjahr, sondern auch<br />

der Beginn der systematischen<br />

Aufarbeitung des gesamten<br />

Grabungsmaterials<br />

in engster Verbindung mit den Kollegen des<br />

»Amarna Project« unter Leitung von Barry Kemp.<br />

Im Rahmen eines durch den Staatsminister für<br />

Kultur und Medien gewährten Forschungsprojektes<br />

kann nun die gezielte wissenschaftliche<br />

Aufarbeitung und Publikation der <strong>Berlin</strong>er<br />

Amarna-Bestände in Angriff genommen werden.<br />

Bislang sind nur wenige Objektgruppen – so z.B.<br />

die Lederfunde durch A. Veldmeijer und die Gefäßverschlüsse<br />

durch J. Kuckertz – neben dem<br />

umfassenden Band Borchardts und Rickes zu<br />

den Wohnhäusern publiziert worden. Aus diesem<br />

Anlass fand Anfang Juli dieses Jahres ein internationaler<br />

Workshop zur Bestandsaufnahme<br />

der Wünsche und Ziele der involvierten Fachkollegen<br />

in <strong>Berlin</strong> statt, der die Perspektiven der<br />

zukünftigen Zusammenarbeit im Blick hatte.<br />

Durch die enge Vernetzung mit den Fachkollegen<br />

des »Amarna-Project«, die den Kern der Tagungsteilnehmer<br />

ausmachten, hat auch das Ausstellungsvorhaben<br />

in vielfältiger Weise profitiert.<br />

Nicht nur maßgebliche Katalogbeiträge<br />

gehen auf diese Gruppe zurück, auch die Objektauswahl<br />

und konzeptionellen Maßstäbe<br />

wurden gemeinsam erarbeitet.<br />

Insofern beschert das Jubiläum dem <strong>Berlin</strong>er<br />

Ägyptischen Museum zum 100-jährigen Auffindungsdatum<br />

der Nofretete-Büste in mehrfacher<br />

Hinsicht Anknüpfungspunkte an die eigene Grabungsgeschichte<br />

und eröffnet neue Perspektiven<br />

für eine internationale Zusammenarbeit.<br />

»Im Licht von Amarna: 100 Jahre Fund der<br />

Nofretete« bietet daher als archäologische Sonderausstellung<br />

nicht nur die Möglichkeit, die<br />

Kulturgeschichte der Amarna-Zeit anhand des<br />

<strong>Berlin</strong>er archäologischen Materials zu präsentieren,<br />

sondern gewährt gleichzeitig Einblicke<br />

in die <strong>Berlin</strong>er Forschungs- und Grabungsgeschichte,<br />

indem sie Vergangenes mit Gegenwärtigem<br />

verknüpft.<br />

Friederike Seyfried<br />

Prof. Dr. Friederike Seyfried ist Direktorin des<br />

Ägyptischen Museum und Papyrussammlung SMB.<br />

Es erscheint ein 600-seitiger Katalog »Im Lichte von<br />

Amarna: 100 Jahre Fund der Nofretete« zum Preis<br />

von 29,90 €.<br />

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Ausstellungen<br />

Antikensammlung<br />

Die ägäische Bronzezeit im Alten Museum<br />

Zurück zu den Anfängen<br />

Schätze früher Hochkulturen der Ägäis<br />

29. Juni 2012 bis 7. Juni 2013<br />

Wie durch den Ariadne-Faden, an dem sich<br />

Theseus im Labyrinth des Minos festhielt, um<br />

dem Untier, dem Minotauros, zu entgehen und<br />

den Weg zurückzufinden, führt die Schau im<br />

Obergeschoss des Alten Museums am Ende<br />

des Rundganges durch die griechische und römische<br />

Antike im wahrsten Sinne des Wortes<br />

zurück zu den Anfängen, zu den Ursprüngen<br />

der griechischen Zivilisation: in die Welt der<br />

Ägäis während der Bronzezeit.<br />

Dorthin, wo nicht nur die ersten Werkzeuge<br />

und Waffen, sondern auch die frühesten europäischen<br />

Sagen und Mythen geschmiedet wurden.<br />

Nach Delos zum Beispiel, die winzige, weltberühmte<br />

Insel und Zentrum der Kykladen. Oder<br />

weiter südlich nach Kreta, wohin der Zeus-Stier<br />

mit der aus Phönizien entführten Europa ritt und<br />

sich zurückverwandelte, um sie zu lieben. Drei<br />

Kinder, Minos, Rhadamanthys und Sarpedon,<br />

wurden geboren: Die ersten mythischen Könige<br />

Kretas und frühesten Figuren der minoischen Zivilisation.<br />

Die durch blaue Rahmen gekennzeichnete<br />

Ausstellung zeigt annähernd 50 Originalobjekte<br />

aus dem Bestand der Antikensammlung als frühe<br />

Lebenswelten der Ägäis. Diese hochkarätigen<br />

Exponate, teils weltberühmt, teils selbst Fachpublikum<br />

unbekannt, dienen als Bindeglied zwischen<br />

der Schau der griechischen Kunst im Alten<br />

Museum und der Trojasammlung und zyprischen<br />

Kunst im Neuen Museum. Die Objekte umfassen<br />

die Zeitspanne von den ersten Zeugnissen der<br />

Kykladenkultur in der Frühbronzezeit bis zum<br />

Höhepunkt und Ende der Palastkulturen in der<br />

Spätbronzezeit. Die Schau ist unterteilt in vier<br />

Themenbereiche: Minoisch-mykenische Kultpraxis,<br />

Menschenbilder der ägäischen Bronzezeit,<br />

minoisch-mykenische Palastkultur und<br />

Meisterwerke spätbronzezeitlicher Töpferkunst.<br />

Zwei ausgestellte Grabkomplexe umschließen<br />

den Rundgang: Der Grabfund von der Kykladeninsel<br />

Syros des 3. Jahrtausends v. Chr. sowie Funde<br />

des 13. Jahrhunderts v. Chr. vom Değirmentepe-Friedhof<br />

bei Milet an der türkischen Westküste.<br />

Beide stellen reiche Bestattungen dar und<br />

geben Einblicke in die für die jeweilige Epoche<br />

typischen Grabsitten und -beigaben.<br />

Man wird somit in die ägäische Bronzezeit<br />

(ca. 3200 bis 1200/1100 v. Chr.) geleitet, die ihren<br />

Namen als Folge einer herausragenden Neue-<br />

Abb. 1: Der sogenannte Grabfund von der Kykladeninsel<br />

Syros, 2700–2400/2300 v. Chr. Verschiedene<br />

Materialien. Antikensammlung. © Antikensammlung<br />

SMB. Foto: Johannes Laurentius<br />

Abb. 2: Kapitellfragment des sog. Schatzhaus<br />

des Atreus, Mykene, etwa 13. Jh. v. Chr. Kalkschiefer,<br />

20,5 × 27 × 25 cm. Antikensammlung. © Antikensammlung<br />

SMB. Foto: Johannes Laurentius<br />

Abb. 3: Siegel aus Hämatit. Zwei Löwen in Wappenschema,<br />

die an das Relief des Löwentors von Mykene<br />

erinnern. Angeblich aus Kreta, 15.– 14. Jh. v. Chr.<br />

Hämatit, Durchmesser: 2,17 cm. Antikensammlung.<br />

© Antikensammlung SMB. Foto: Ingrid Geske<br />

Abb. 4: Kultisches Tongefäß bzw. Rinngefäß, ca.<br />

1400 –1350 v. Chr. Ton, Höhe: 35,5 cm. Antikensammlung.<br />

© Antikensammlung SMB. Foto: Ingrid Geske<br />

5 2 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Antikensammlung | Ausstellungen<br />

rung in der Metalltechnologie erhielt: das Ersetzen<br />

von reinem Kupfer durch die härtere Legierung<br />

Bronze. Am Anfang dieser Zeit, in der Frühbronzezeit<br />

(ca. 3200 bis 2200/1900 v. Chr.), kam<br />

es auf den agäischen Kykladeninseln zu einer<br />

kulturellen Blüte. Einer der wichtigen Grundsteine<br />

für diese Entwicklung und den Aufstieg<br />

zu Hochkulturen war der Bau der ersten Langboote,<br />

die mit ihrer höheren Ladekapazität und<br />

Reichweite unter anderem den ertragreichen<br />

Fernhandel ermöglichten.<br />

Die Steinbearbeitungsfertigkeiten der Inselbewohner<br />

fanden Ausdruck in qualitätsvollen<br />

Steingefäßen sowie in den ersten Menschendarstellungen<br />

der ägäischen Bronzezeit: den sogenannten<br />

Kykladenidolen. In der Regel in Marmor<br />

gehauen, stellen sie meist weibliche Figuren dar<br />

und wurden oft in Gräbern gefunden, wie die drei<br />

Exemplare des Grabfundes von der Insel Syros<br />

(Abb. 1) und möglicherweise die weiteren Figuren<br />

wohl von den Inseln Delos, Seriphos und<br />

Amorgos veranschaulichen. Abstrakte, schlichte,<br />

elegante Darstellungen aus weißem griechischen<br />

Marmor – dieses ist die gängige, jedoch<br />

falsche Vorstellung von diesen Figuren. In der Tat<br />

zeichnen sich die Idole durch eine klare Formensprache<br />

aus, aber sie waren nicht strahlend weiß,<br />

sondern bunt bemalt, wie Forschungen nachgewiesen<br />

haben. Im 19. Jahrhundert wurden sie als<br />

»kleine Scheusale aus Marmorsplittern« betitelt;<br />

erst durch Künstler der Moderne wie Pablo Picasso,<br />

Alexander Achipenko, Hans Arp, Costantin<br />

Brâncuşi und Henry Moore erfuhren sie Anerkennung<br />

als Werke von ewiger Schönheit.<br />

In der späten Bronzezeit im 2. Jahrtausend v.<br />

Chr. erreichte die Entwicklung in der Ägäis einen<br />

Höhepunkt mit der Entstehung der Palastkultur:<br />

Es wurden zuerst die minoischen und von diesen<br />

beeinflusst wenig später auf dem griechischen<br />

Festland, die mykenischen Paläste gebaut. Diese<br />

teilweise imposanten Anlagen waren Sitze von<br />

Fürsten, wichtige Orte für das umgebende Territorium<br />

und vereinten mehrere Funktionen; sie<br />

umfassten Handelsplätze, Werkstätten und waren<br />

auch Kultorte. Darbringung von Gaben an<br />

die Götter und Kultmahle fanden hier aber auch<br />

in Höhlen, auf Berggipfeln und in Naturheiligtümern<br />

statt, wie zum Beispiel einige vor Ort gefunden<br />

Kultgefäße (Rhyta) verdeutlichen. Diese<br />

fein bemalten Rinngefäße in verschiedenen Formen<br />

sind typisch für die minoisch-mykenische<br />

Kultpraxis und in der Schau in konischer, Stieroder<br />

in Kannenform zu bestaunen (Abb. 4). Alle<br />

sind mit einer Öffnung im Boden versehen, die<br />

für das Trankopfer (etwa Blut von einem geschlachteten<br />

Stier) bestimmt war.<br />

Einst waren die Paläste in Knossos, Phaistos<br />

auf Kreta und auf dem Peloponnes, in Mykene,<br />

Tyrins und Pylos mit prächtigen Wandmalereien<br />

geschmückt. Auch imposante Bauten und reiche<br />

Gräber im Umfeld dieser Zentren zeugen<br />

vom Reichtum der Epoche. Dazu zählen die eindrucksvollen<br />

Kuppelgräber von Mykene: Am berühmtesten<br />

ist das sogennante Schatzhaus des<br />

Atreus, ein gewaltiges Grab mit einem ca. 40 m<br />

langen Gang (Dromos), aus dessen ursprünglich<br />

farbig gefasster Vorderseite das ausgestellte<br />

Kapitellfragment stammt (Abb. 2). Möglicherweise<br />

aus den Gräbern hochrangiger Personen,<br />

die wahrscheinlich in Verbindung mit dem Palast<br />

eine wichtige Rolle spielten bzw. ein Amt<br />

bekleideten, stammen einige der akribisch fein<br />

gearbeiteten Schmuckobjekte und Siegel (Abb.<br />

3), die wohl eine kultische Bedeutung, aber auch<br />

eine rechtliche Funktion hatten.<br />

Vor allem von den Palast- und Hochkulturen<br />

des östlichen Mittelmeerraums wurden vielerlei<br />

Anregungen übernommen, wie die Schrift,<br />

die zu Wirtschafts- und Verwaltungszwecken<br />

verwendet wurde und uns in Tontafeln mit eingeritzten<br />

Zeichen überliefert ist.<br />

Die fein bemalte mykenische Keramik war<br />

nicht nur an ihren Ursprungsorten zu finden,<br />

sondern auch an vielen Orten im Mittelmeerraum.<br />

Sie wurde nach Ägypten, Zypern, Rhodos,<br />

Kleinasien und in die Levante exportiert und<br />

teilweise auch an diesen Orten produziert.<br />

Gewaltige Zerstörungen um 1200 v. Chr. markierten<br />

den Anfang vom Ende der Palastgesellschaften<br />

und der Bronzezeit in der Ägäis.<br />

Homers weltberühmte Epen, Ilias und Odyssee,<br />

reichen bis in die Spätbronzezeit zurück und<br />

erinnern an diese Ereignisse: an den Kampf um<br />

Troja und die Irrfahrten des Odysseus.<br />

Laura-Concetta Rizzotto<br />

Die Autorin ist Ausstellungskuratorin und wissenschaftliche<br />

Museumsassistentin in der Antikensammlung SMB.<br />

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Ausstellungen<br />

Abguss-Sammlung Antiker Plastik<br />

… von gestern bis morgen …<br />

Zur Geschichte der <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlung(en)<br />

13. Oktober 2012 bis 26. Mai 2013<br />

Bereits in der Antike wurden von<br />

berühmten Skulpturen Abgüsse<br />

hergestellt. Dazu nimmt man<br />

noch heute von einem originalen<br />

Kunstwerk eine oder mehrere<br />

Negativformen ab, setzt diese<br />

zusammen und gießt sie, in der<br />

Regel mit Gips, aus. So entstehen<br />

maßgleiche Reproduktionen,<br />

die in der Form mit dem Original<br />

(fast) identisch sind.<br />

Mit der seit der Renaissance<br />

aufkommenden Antikenbegeisterung<br />

spielten Gipsabgüsse erneut<br />

eine wichtige Rolle. Durch<br />

sie wurden die beliebten und begehrten<br />

antiken Skulpturen in<br />

ganz Europa verbreitet. Als Anschauungsmaterial<br />

und Studienobjekte<br />

gehörten Abgüsse von<br />

nun an zur Ausstattung der Ateliers<br />

von Bildhauern und Malern<br />

und waren Teil der großen Kunstakademien.<br />

Darüber hinaus wurden<br />

sie seit dem 16. Jahrhundert<br />

zunehmend selbst zu Sammlungs-<br />

Historischer und beschädigter<br />

Abguss der Aphrodite von<br />

Arles (Original: Paris, Louvre MA<br />

439), Abguss: Abguss-Sammlung<br />

Antiker Plastik der FU <strong>Berlin</strong>.<br />

Foto: Antonia Weiße<br />

objekten. Zur herrscherlichen Selbstdarstellung<br />

gehörte die Ausstattung der Schlösser und Gärten<br />

mit antiken Skulpturen. Da diese in Mittelund<br />

Nordeuropa nur schwer zu erwerben waren,<br />

griff man zunehmend auf Abgüsse zurück, die in<br />

diesen Fällen oft aus Bronze gegossen wurden.<br />

Sowohl in den Kunstakademien als auch in der<br />

höfischen Repräsentation wollte man teilhaben<br />

an den berühmtesten Stücken der Antike, insbesondere<br />

an den »opera nobilia« im Belvedere des<br />

Vatikan. Und dies war nur mit Abgüssen möglich.<br />

Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert steigerte sich<br />

die Abguss-Begeisterung. Viele Künstler sahen<br />

in den Gipsabgüssen eine ästhetische Qualität,<br />

die der des Originals vorzuziehen sei. Im weißen<br />

Gips lasse sich die »reine Form« besser beurteilen,<br />

die für den idealistischen Geschmack des<br />

18. und frühen 19. Jahrhunderts als Ausdruck<br />

des wahrhaft Schönen galt.<br />

Das 19. Jahrhundert erlebte einen regelrechten<br />

Abguss-Boom. Als Symbole bürgerlicher Bildung<br />

entstanden viele Privatsammlungen, und<br />

zugleich eroberten die Abgüsse auch die großen<br />

Museen. Die Gründe für die Beliebtheit änderten<br />

sich jedoch. Zunehmend weniger wegen ihres<br />

geschmacksbildenden Wertes, als vielmehr<br />

bedingt durch ein positivistisches Bemühen, die<br />

Geschichte der Skulptur möglichst vollständig<br />

in den Museen präsentieren zu können, wurden<br />

die Sammlungen an vielen Orten stark erweitert.<br />

Doch dieser Hang nach größtmöglicher Vollständigkeit<br />

»im Gips« förderte auch den Überdruss.<br />

Zwei Entwicklungen leiteten den Niedergang<br />

der Wertschätzung von Abgüssen ein: zum<br />

5 4 |<br />

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Abguss-Sammlung Antiker Plastik | Ausstellungen<br />

einen die großen europäischen Ausgrabungen,<br />

durch die zahlreiche originale Skulpturen in die<br />

Museen gelangten, und zum anderen der Verlust<br />

der Vorbildhaftigkeit der Antike für die zeitgenössische<br />

Kunst, worunter weniger die Aura des<br />

Originals als das Medium des Abgusses zu leiden<br />

hatte. All dies führte in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts zunächst zur Auslagerung von<br />

Gipsabgüssen aus den großen Museen, später<br />

dann sogar zur Zerstörung ganzer Sammlungen.<br />

Besonders im Zusammenhang mit dem sich<br />

schrittweise etablierenden Fach der Klassischen<br />

Archäologie waren Abguss-Sammlungen im<br />

deutschsprachigen Raum früh auch an den Universitäten<br />

entstanden. Zahlreiche universitäre<br />

Sammlungen führen bis heute diese Tradition<br />

fort. Seit den 1970er-Jahren werden ausgehend<br />

von diesen Lehrsammlungen die Abgüsse neu<br />

entdeckt: als Arbeitsmittel für Wissenschaft,<br />

Lehre und museale Didaktik. Wissenschaftliche<br />

Themen lassen sich mit Abgüssen leichter und<br />

kostengünstiger umsetzen, ungewöhnliche Projekte,<br />

wie etwa die Konfrontation von Antike<br />

und zeitgenössischer Kunst, können mit Abgüssen<br />

spielerisch durchgeführt werden. Das Medium<br />

Abguss bietet hier viele Möglichkeiten,<br />

und vor diesem Hintergrund zeichnet sich heute<br />

ein neuer Abguss-Boom ab.<br />

Die Abguss-Sammlung Antiker Plastik der<br />

Freien Universität <strong>Berlin</strong> zeigt in der Ausstellung<br />

zentrale Etappen aus der wechselhaften Geschichte<br />

der <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlungen.<br />

Höhen und Tiefen, Verehrung und Zerstörung<br />

dieses Mediums können hier besonders gut und<br />

exemplarisch aufgezeigt werden. Gleichzeitig<br />

will die Ausstellung auf die Möglichkeiten und<br />

Chancen hinweisen, die ein Arbeiten mit Abgüssen<br />

ermöglicht. Anhand historischer und<br />

neuer Abgüsse visualisiert die Ausstellung die<br />

großen Phasen der <strong>Berlin</strong>er Abguss-Sammlungen<br />

vom späten 17. Jahrhundert bis heute:<br />

Die Akademie: Im Rahmen der Gründung der<br />

Akademie der Künste 1696 durch den späteren<br />

Abguss eines hadrianischen<br />

Tondos vom<br />

Konstantinsbogen in<br />

Rom, Abguss: Antikensammlung<br />

SMB.<br />

Foto: Antonia Weiße<br />

König Friedrich I. in Preußen wurde die erste Abguss-Sammlung<br />

in <strong>Berlin</strong> eingerichtet. Sie umfasste<br />

bereits berühmte »opera nobilia« wie den<br />

Laokoon oder den Herakles Farnese.<br />

Das Neue Museum: Nach Übergabe der Sammlung<br />

an die Königlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> waren<br />

die Abgüsse griechischer und römischer Skulpturen<br />

ab 1855 im Treppenhaus und im 1. OG des<br />

Neuen Museums zu sehen. Sie standen damit im<br />

Zentrum der <strong>Berlin</strong>er Museumslandschaft. Bald<br />

jedoch litten die Räume durch den rasanten Zugang<br />

neuer Stücke an einer Überfülle, die auch<br />

durch veränderte Aufstellungskonzepte nicht<br />

behoben werden konnte. Auch Abgüsse ägyptischer,<br />

vorderasiatischer und mittelalterlicher<br />

Skulpturen waren in den verschiedenen Abteilungen<br />

der Königlichen Museen zu sehen.<br />

Die Gipsformerei: Seit dem frühen 19. Jahrhundert<br />

etablierte sich als Teil der königlichen<br />

Museen die Gipsformerei, die im Laufe ihrer Geschichte<br />

einen Fundus von über 7000 Formen<br />

und Modellen zusammenstellen konnte.<br />

Die Universität: Geschmackswandel und<br />

Raummangel führten zu einer Verlagerung der<br />

Abgüsse aus dem Neuen Museum an die <strong>Berlin</strong>er<br />

Friedrich-Wilhelms-Universität. Ab 1921 waren<br />

die Gipse der griechisch-römischen Skulptur<br />

im Westflügel der Universität Unter den Linden<br />

großzügig ausgestellt und damit Bestandteil der<br />

akademischen Lehre im Fach der Klassischen<br />

Archäologie.<br />

Zerstörung – Wiederaufbau – Perspektive:<br />

Während und vor allem nach dem Krieg wurden<br />

unzähligeAbgüsse zerstört oder beschädigt.1977<br />

wurde in West-<strong>Berlin</strong> eine Kooperationsvereinbarung<br />

zwischen den Staatlichen Museen Preußischer<br />

Kulturbesitz und der Freien Universität<br />

<strong>Berlin</strong> zum Wiederaufbau der Abguss-Sammlung<br />

Antiker Plastik beschlossen. Seit 1988 ist die<br />

Sammlung als Museum öffentlich zugänglich<br />

und verfügt mittlerweile wieder über rund 2000<br />

Objekte. Ein Teil der alten <strong>Berlin</strong>er Sammlung ist<br />

heute unter anderem im Winckelmann-Institut<br />

der Humboldt-Universität zu sehen, der größte<br />

Teil liegt in einem Depot der Staatlichen Museen.<br />

Im Rahmen des Projektes »<strong>Berlin</strong>er Skulpturennetzwerk«<br />

konnten die Stücke in den letzten<br />

Jahren in einer Datenbank erschlossen und<br />

auf diese Weise zusammengeführt werden.<br />

Die Ausstellung wurde mit Studierenden der<br />

Klassischen Archäologie der Freien Universität<br />

erarbeitet und umgesetzt. Sie entstand in enger<br />

Kooperation von Freier Universität, Humboldt-<br />

Universität, Gipsformerei und Antikensammlung<br />

der Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong>.<br />

Nele Schröder und<br />

Lorenz Winkler-Horaček<br />

Dr. Nele Schröder ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am <strong>Berlin</strong>er Skulpturennetzwerk und am Institut für<br />

Klassische Archäologie der Freien Universität <strong>Berlin</strong>,<br />

PD Dr. Lorenz Winkler-Horaček ist Kustos der Abguss-<br />

Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität <strong>Berlin</strong><br />

und lehrt dort am Institut für Klassische Archäologie.<br />

Der Begleitband zur Ausstellung erscheint im Verlag<br />

Marie Leidorf, Rahden/Westf., ca. 330 Seiten mit zahlreichen<br />

Abbildungen.<br />

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Ausstellungen<br />

Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />

Russen und Deutsche<br />

Der Weg zur Ausstellung – Eine gemeinsame Idee<br />

6. Oktober 2012 bis 13. Januar 2013<br />

»Die Ausstellung soll die Vielfältigkeit der Beziehungen<br />

zwischen Russen und Deutschen, die vielseitigen<br />

Kontakte der beiden Nationen und deren<br />

wechselseitigen Einfluss darstellen. Die Hauptaufgabe<br />

ist es, deutsche Spuren in Russland und russische<br />

Spuren in Deutschland aufzuzeigen.« Dieser<br />

Ausschnitt aus dem erstenProtokoll der gemeinsamen<br />

deutsch-russischen Arbeitsgruppe vom<br />

März 2010 beschreibt sehr konkret die gewählte<br />

Alexej von Jawlensky,<br />

Frauenkopf, 1912. Öl<br />

auf Pappe, 61 × 51 cm.<br />

Nationalgalerie. © bpk/<br />

Nationalgalerie SMB.<br />

Foto: Jörg P. Anders<br />

Herangehensweise. Es geht um eine Spurensuche.<br />

Welche Spuren haben Deutsche in Russland<br />

und Russen in Deutschland hinterlassen<br />

Es geht nicht primär um eine Geschichte der Beziehungen<br />

zwischen den Ländern Deutschland<br />

und Russland, sondern um die Menschen dahinter,<br />

um Deutsche und Russen. Der zeitliche Rahmen<br />

wurde bereits damals »vom Jahr 1000 bis<br />

in das 20. Jahrhundert« festgelegt.<br />

Eine Ausstellung, die einen so großen zeitlichen<br />

Bogen spannt, steht schnell in der Gefahr,<br />

dass die jüngeren Abschnitte die älteren überlagern<br />

und in den Schatten stellen. Insbesondere<br />

die zahlreichen großen und häufig opulenten<br />

Objekte, die für das 18. und 19. Jahrhundert zur<br />

Verfügung stehen, können eine Ausstellung dieser<br />

Art dominieren. Daher lag ein besonderes<br />

Augenmerk auf der Darstellung der älteren Epochen,<br />

die bisher im Gegensatz zu Themen des 19.<br />

und 20. Jahrhunderts noch nicht in einer Ausstellung<br />

präsentiert worden sind.<br />

Die Moskauer Ausstellung wurde am 21. Juni<br />

2012 als eine der ersten im ehemaligen Leninmuseum<br />

in der Nähe des Roten Platzes eröffnet,<br />

das nun als Ort für große Sonderausstellungen<br />

des Historischen Museums dient. Große<br />

graue Kuben symbolisierten Häuser, in denen<br />

sich die deutsch-russischen Verbindungen abspielten.<br />

Als besonderes grafisches Element waren<br />

die Kuben mit deutschen und russischen<br />

Sprichwörtern bedruckt. Außerdem wurden große<br />

Kabinette insbesondere für Gemälde und<br />

Grafiken genutzt. Der große Saal im Obergeschoss<br />

war den herausragenden Gemälden vorbehalten<br />

und vermittelte zugleich das Thema<br />

der dynastischen Beziehungen.<br />

Für die <strong>Berlin</strong>er Ausstellung bot sich eine<br />

einmalige Chance. Da die Präsentation des Museums<br />

für Vor- und Frühgeschichte (Steinzeit–<br />

Eisenzeit) im 3. Obergeschoss nach einer zunächst<br />

temporären Aufstellung bis Frühjahr<br />

2014 als Dauerausstellung neu eingerichtet<br />

wird, steht die dritte Ebene des Neuen Museums<br />

nur dieses eine Mal für eine Sonderausstellung<br />

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Museum für Vor- und Frühgeschichte | Ausstellungen<br />

zur Verfügung. An prominenter Stelle und im<br />

Herzen der <strong>Berlin</strong>er Museumslandschaft erfährt<br />

dieses Projekt dadurch eine besondere Würdigung.<br />

Die dritte Ebene ist für die Ausstellung<br />

besonders geeignet. Die als Rundgang konzipierte<br />

Raumfolge ermöglicht eine chronologisch<br />

und thematisch stringent geführte Ausstellungskonzeption.<br />

Damit geht ein spannungsreicher<br />

Wechsel der Exponatgattungen einher,<br />

der die Aufmerksamkeit der Besucher stets aufs<br />

Neue weckt.<br />

Die Gliederung ist zugleich eine Einladung,<br />

über die wichtigsten Städte einen Zugang zur<br />

russischen Geschichte zu finden. Die Zeit bis um<br />

1800 ist in drei Abteilungen aufgeteilt: Nowgorod<br />

steht für die hoch- und spätmittelalterlichen<br />

Handelskontakte, Moskau für das aufstrebende<br />

Zarenreich, Petersburg für die Hinwendung<br />

Russlands zu Europa am Beginn des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

Mit der Wahl der Städte ist auch ein Wechsel<br />

der Objektarten verbunden. Im Nowgoroder<br />

Raum dominieren archäologische Funde und<br />

das herausragende Gestühl der Rigafahrer aus<br />

der Stralsunder Nicolaikirche. Bei Moskau binden<br />

die Werke der Goldschmiedekunst die Aufmerksamkeit,<br />

die als diplomatische Geschenke<br />

in die Schatzkammern des Kreml gelangt sind.<br />

Der folgende große Saal ist St. Petersburg und<br />

den intensiven Verbindungen im 18. Jahrhundert<br />

gewidmet. Schwerpunkte bilden dabei in der<br />

Zeit Peters des Großen die Forschungsreisen<br />

und die Gründung der Akademie der Wissenschaften<br />

sowie die Gemälde aus den von Katharina<br />

der Großen erworbenen Kunstsammlungen,<br />

die den Grundstock der Sammlungen<br />

der Petersburger Eremitage bilden.<br />

Um wie vieles schwieriger ist es, die Beziehungen<br />

im 19. Jahrhundert darzustellen! Die Zahl<br />

und Vielfalt von Verbindungen und Exponaten<br />

nimmt dramatisch zu, eine lineare Erzählung erscheint<br />

nicht mehr möglich. Daher ist hier das<br />

Raumbild anders gewählt worden. Drei bankartige<br />

Einbauten gliedern längs den Raum. Ihnen<br />

sind Oberthemen zugeordnet: »Politik und<br />

Gesellschaft«, »Wirtschaft und Wissenschaft«,<br />

»Kunst und Kultur«.<br />

Die Besucher sind frei in der Wahl ihrer Zugänge,<br />

Durchlässe in den Bänken ermöglichen<br />

Fjodor S. Rokotow,<br />

Katharina im Zarenornat,<br />

1770, Öl auf<br />

Leinwand, 264 × 198 cm.<br />

Staatliches Historisches<br />

Museum Moskau.<br />

© bpk/Staatliches<br />

Historisches Museum<br />

Moskau. Foto: Alfredo<br />

Dagli Orti<br />

den Wechsel von einem Erzählstrang zum anderen<br />

und zeigen, wie verwoben die vielen Entwicklungslinien<br />

miteinander sind. Hier sei nur<br />

ein zunächst unscheinbares und kaum fingernagelgroßes<br />

Exponat genannt. Es ist der noch<br />

heute in <strong>Berlin</strong> im Naturkundemuseum bewahrte<br />

Diamant, den der russische Kaiser aus Dank<br />

für die Forschungen im Ural an Alexander von<br />

Humboldt sandte.<br />

Die Zäsur<br />

Wie ein Keil ragt eine schräg gestellte, spitze,<br />

metallisch beschlagene Wand in den Raum. Sie<br />

unterbricht die bisherigen Verbindungsstränge.<br />

Die Architektur deutet die große Zäsur in<br />

den deutsch-russischen Beziehungen an, die der<br />

Erste Weltkrieg und die Revolution bedeuten.<br />

Der im öffentlichen Bewusstsein viel präsentere<br />

Zweite Weltkrieg verdrängt häufig die Erinnerung<br />

an diesen folgenreichen Krieg und die folgende<br />

kurze Zwischenkriegszeit, in der keine<br />

stabilen Strukturen entstehen konnten. Der zunehmende<br />

Terror unter Stalin in Russland und<br />

die nationalsozialistische Machtübernahme in<br />

Deutschland führten direkt in die nächste Katastrophe.<br />

Der Hitler-Stalin Pakt und das geheime<br />

Zusatzprotokoll dokumentieren in der Ausstellung<br />

die Verbindung der beiden Diktatoren,<br />

bis mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion<br />

die schrecklichste Phase der Deutsch-Russischen<br />

Geschichte begann.<br />

Der Krieg<br />

Wie kann man sich diesen vier Jahren, in denen<br />

25–30 Millionen Einwohner der Sowjetunion und<br />

fünf Millionen Deutsche im Osten ums Leben<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 5 7


Ausstellungen | Museum für Vor-und Frühgeschichte<br />

kamen, in einer Ausstellung annähern, ohne vor<br />

dem Grauen zurückzuschrecken oder dem Banalen<br />

zu erliegen Wir haben uns für eine fotografische<br />

Annäherung entschieden, die Raum<br />

für eigene Gedanken lässt. Der Fotograf Volker<br />

Kreidler ist im Herbst und Winter 2011/12 an<br />

die Orte gefahren, an denen der Krieg besonders<br />

heftig geführt wurde und Unvorstellbares<br />

geschah. Anhand der Karten der Frontverläufe<br />

hat er Stellen bei Petersburg, Stalingrad, Kursk,<br />

Nowgorod und auf den Seelower Höhen aufgesucht.<br />

Es sind Ansichten von heute. 70 Jahren liegen<br />

zwischen heute und dem Krieg. Das zeigen<br />

die Aufnahmen deutlich, aber sie lassen erahnen,<br />

dass unter der scheinbar so normalen Oberfläche<br />

der Krieg seine Spuren hinterlassen hat.<br />

Vom Kalten Krieg zur Perestroika<br />

Die Besucher werden in diesem Raum erst am<br />

Ende wieder auf Exponate stoßen. Der Schritt<br />

in die Gegenwart soll mit anderen Medien gelingen.<br />

So wird auch deutlich, dass die Besucher<br />

sich immer stärker der, je nach Lebensalter, selber<br />

bereits erlebten Geschichte annähern und<br />

selber zu einem Bestandteil der Beziehungen<br />

zwischen Deutschen und Russen werden.<br />

Uns hat die Frage geleitet, wie das Bild des<br />

jeweils anderen sich nach dem Krieg in der individuellen<br />

und in der kollektiven Wahrnehmung<br />

herausgebildet hat. Der Krieg hat viele Menschen<br />

in das andere Land verschlagen, als Soldaten,Kriegsgefangene<br />

und Zwangsarbeiter.Die<br />

Erzählungen der Rückkehrer prägten die Wahrnehmung<br />

des jeweils anderen für lange Zeit.<br />

Die Geschichte des Russlandbildes im geteilten<br />

Deutschland ist komplex. Eigentlich werden<br />

hier zwei Beziehungen erzählt. Das Bild der verordneten<br />

Deutsch-Sowjetischen Freundschaft<br />

in der DDR, die doch so oft eine leere Phrase<br />

blieb, und die Bedrohung aus dem Osten, die im<br />

Westen mit der Sowjetunion verbunden wurde.<br />

Trotzdem blieb eine Sehnsucht nach russischer<br />

Kultur und nach russischer Landschaft erhalten;<br />

dies zeigt sich im neuen Medium Fernsehen.<br />

Ausschnitte aus Ost- und Westprogrammen rufen<br />

sicher bei vielen Besuchern wieder Erinnerungen<br />

wach.<br />

Der nächste Abschnitt führt uns in die Gegenwart.<br />

Deutsche, die in Russland leben, und<br />

Russen, die in Deutschland wohnen, schildern<br />

ihre Eindrücke vom Gastland. Deutsche und Russen<br />

– so die Botschaft – bleiben miteinander<br />

verbunden.<br />

Die letzte Einheit führt zurück zu den Objekten<br />

und zeigt, dass der Umgang mit den Kriegsfolgen<br />

auch heute noch eine Rolle im Verhältnis<br />

zwischen Deutschen und Russen spielt. Es geht<br />

dabei sowohl um deutsches Engagement beim<br />

Lorenz I. Biller,<br />

Schauplatte<br />

»Gefangene<br />

Türken«, 1683/84.<br />

Silber, teilvergoldet,<br />

93 × 78 cm. Staatliches<br />

Kulturhistorisches<br />

Museumsreservat<br />

Moskauer<br />

Kreml (Moskau).<br />

Foto: S. Baranow<br />

Rahmen aus Bernstein mit der Kopie des Halbedelsteinmosaiks<br />

»Geschmack«, 2008. Bernstein,<br />

Halbedelstein, 142,5 × 116,5 cm. Bernsteinwerkstatt<br />

Zarskoe Selo (Puschkin)<br />

Wiederaufbau kriegszerstörter Denkmäler als<br />

auch um das große Thema der Beutekunst. Insofern<br />

steht das einzige erhaltene Mosaik aus<br />

dem Bernsteinzimmer geradezu symbolhaft am<br />

Ende des Rundgangs.<br />

Die Geschichte der Deutschen und Russen,<br />

das zeigt diese Ausstellung, ist eine Geschichte<br />

intensiver Kontakte und anhaltender Freundschaften<br />

und gleichzeitig auch enormer Konflikte<br />

und Konkurrenzen. Es ist vor allem aber eine<br />

Geschichte, die stets von einer Faszination und<br />

gegenseitigen Anziehungskraft geprägt war.<br />

Kaufleute und Händler, Prinzen und Zarinnen,<br />

Diplomaten und Handwerker, Generäle und Industrielle,<br />

Revolutionäre und Reaktionäre, Maler<br />

und Architekten, Schauspieler und Dichter,<br />

sie alle haben Zeugnisse dieser Faszination hinterlassen,<br />

von denen einige hier wirken können.<br />

Matthias Wemhoff<br />

Der Autor ist Direktor des Museums für Vor- und<br />

Frühgeschichte SMB.<br />

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Ausstellungen<br />

Bode-Museum<br />

Klage um einen verstorbenen Prinzen<br />

Die Pleurants vom Grabmal des Herzogs<br />

Jean sans Peur in Dijon<br />

27. September 2012 bis 3. Februar 2013<br />

Das Musée des Beaux-Arts in<br />

Dijon, das zurzeit wegen Sanierungsarbeiten<br />

in Teilen geschlossen<br />

ist, hat großzügigerweise<br />

einen seiner Schätze auf Reisen<br />

geschickt: Die »Pleurants« (Klagefiguren)<br />

vom Grabmal des Herzogs<br />

von Burgund, Johann Ohnefurcht.<br />

Es sind 37 Alabasterfiguren,<br />

die der Hofbildhauer Juan de<br />

la Huerta zwischen 1443 und 1456<br />

anfertigte. Jede Figur ist etwa<br />

40 cm hoch und verkörpert ein<br />

Mitglied der spätmittelalterlichen<br />

Gesellschaft in individueller<br />

Trauerhaltung.Die Pleurants zählen<br />

zu den überragenden Werken<br />

spätmittelalterlicher Plastik.<br />

Nachdem die Skulpturen in verschiedenen<br />

amerikanischen Museen<br />

ausgestellt waren, gibt es<br />

jetzt die besondere Gelegenheit,<br />

sie an drei Orten in Europa zu sehen.<br />

Kürzlich waren sie im Memling-Museum<br />

in Brügge ausgestellt,<br />

und jetzt kann man sie im<br />

Bode-Museum bewundern. Nach<br />

einem letzten Aufenthalt im Musée<br />

de Cluny in Paris werden die<br />

Skulpturen wieder in das Grabmal<br />

von Johann Ohnefurcht integriert.<br />

Im 15. Jahrhundert zählte das<br />

Herzogtum Burgund, das sich<br />

von der Gegend um Dijon bis<br />

zur Nordsee erstreckte, zu den<br />

mächtigsten Staaten Europas.<br />

Herzog Philipp II. der Kühne (reg.<br />

1363–1404) aus dem Haus Valois<br />

hatte das Territorium 1363 von<br />

seinem Vater König Johann II.<br />

von Frankreich zugewiesen bekommen.<br />

Seine Nachfolger Johann<br />

Ohnefurcht (reg. 1404–<br />

1419), Philipp III. der Gute (reg.<br />

1419–1467) und Karl der Kühne<br />

(reg. 1467–1477) wussten das<br />

Herzogtum durch Eheschließungen,<br />

Erbfolgen und militärische<br />

Unternehmungen stets zu erweitern.<br />

Besonders der Besitz<br />

der flämischen Städte trug zu<br />

dem enormen Reichtum der Herzöge<br />

bei. In Ihrer Prachtentfaltung<br />

waren die burgundischen<br />

Herzöge unübertroffen, und das<br />

sowohl zu Lebzeiten als auch in<br />

den Denkmälern, die die Erinnerung<br />

an sie auch nach ihrem<br />

Tod bewahren sollten.<br />

Um eine angemessene Grabstätte<br />

für seine neue Dynastie<br />

zu schaffen, stiftete Philipp der<br />

Kühne 1377 die Kartause von<br />

Champmol auf einem westlich<br />

der Stadt Dijon gelegenen Gelände.<br />

Im Laufe eines Jahrhunderts<br />

wurde dort ein Klosterkomplex<br />

errichtet und ausgestattet,<br />

der zu einem Gesamtkunstwerk<br />

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Ausstellungen | Bode-Museum<br />

wurde, an dem die bedeutendsten Architekten,<br />

Bildhauer, Maler und Goldschmiede ihrer Zeit<br />

arbeiteten. 1381 beauftragte Philipp der Kühne<br />

seinen Hofbildhauer, Jean de Marville, ein Grabmal<br />

»aus Alabaster« zu fertigen. Die Arbeiten<br />

verzögerten sich über 30 Jahre. 1389 wurde die<br />

Leitung Claus Sluter übertragen, dem genialen<br />

Bildhauer aus Haarlem, der gleichzeitig an dem<br />

Figurenschmuck des Portals der Kartause sowie<br />

an dem großen Kreuz im Hauptkreuzgang, das<br />

heute als Mosesbrunnen bekannt ist, arbeitete.<br />

Als der Herzog im Jahre 1404 starb, waren nur<br />

das architektonische Rahmenwerk des Grabmals<br />

und zwei Pleurants fertig. Zwei Jahre später<br />

verstarb auch Claus Sluter, und so übernahm<br />

sein Neffe Claus de Werve die Arbeit. Er vollendete<br />

die Pleurants und schuf den »Gisant« (die<br />

Figur des Liegenden) des Herzogs. 1410 wurde<br />

das Grabmal im Chor der Kartause errichtet.<br />

Direkt darauf äußerte Herzog Johann Ohnefurcht<br />

den Wunsch, »für sich ein Grabmal ähnlich<br />

dem seines verstorbenen Vaters« errichten<br />

zu lassen. Aber erst 1435, 16 Jahre nach dem Tod<br />

Johanns, beauftragte sein Sohn, Philipp der Gute,<br />

Claus de Werve mit der Ausführung, der aber<br />

1439 starb, ohne das Projekt vorangetrieben zu<br />

haben. 1443 wurde endlich ein Vertrag mit dem<br />

spanischen Bildhauer Juan de la Huerta geschlossen.<br />

Das Grabmal für Johann Ohnefurcht sollte<br />

»genauso gut oder besser« sein als das Philipps<br />

des Kühnen. 1456 verließ Juan de la Huerta Dijon,<br />

und ein Jahr später wurden die fertigen Teile des<br />

Monuments – darunter die Pleurants – zur Kartause<br />

von Champmol gebracht. Von 1466 bis<br />

1469 vollendete der Bildhauer Antoine le Moiturier<br />

die Gisants und die Arkaden. Das Grabmal<br />

Johann Ohnefurchts wurde schließlich 1470 im<br />

Chor der Kartause von Champmol hinter dem<br />

seines Vaters aufgebaut.<br />

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Bode-Museum | Ausstellungen<br />

Jean de la Huerta, vier Pleurants<br />

aus dem Grab von Johann Ohnefurcht,<br />

1443–70, Alabaster, Musée des Beaux-Arts,<br />

Dijon. Foto: François Jay, Dijon<br />

sieht, während die Pleurants auf unserer Augenhöhe<br />

stehen. Darüber hinaus sind sie nicht als<br />

Relieffiguren, sondern vollplastisch konzipiert<br />

und laufen durch reich verzierte Arkaden, wie<br />

durch einen Kreuzgang. Diese Konzeption, die<br />

die dreidimensionale Wirkung der Figuren so<br />

sehr hervorhebt, geht wahrscheinlich auf Claus<br />

Sluter zurück.<br />

Bei den 37 männlichen Figuren in dieser Ausstellung<br />

dominieren Kleriker. Die Prozession<br />

wird am Kopfende von Chorknaben und Diakonen<br />

eröffnet, dann folgen ein Bischof und vier<br />

Vorsänger. Die folgenden Klagenden sind hauptsächlich<br />

Karthäusermönche, die an ihrer breiten<br />

Kapuze erkennbar sind, dazwischen einige Laien.<br />

Der Ablauf bleibt durch die Variationen und<br />

den ausgewogenen Rhythmus der Figuren spannungsvoll.<br />

Erstaunlich ist es, wie jede Figur eine<br />

individuelle Haltung und einen eigenen Gemütszustand<br />

zeigt – allerdings handelt es sich<br />

hier nicht um Porträts. Die Figuren drücken ihre<br />

Trauer durch ihre Gestik und die komplexe Anordnungen<br />

ihrer Draperien aus. Einige der beeindruckendsten<br />

Figuren sind diejenigen, deren<br />

Gesichter ganz hinter ihrer Kapuze versteckt<br />

sind. Obwohl die Pleurants in einen konkreten<br />

historischen Kontext gehören, sind sie für die<br />

heutigen Betrachter immer noch besonders ergreifend.<br />

Da die Trauer zu den universellen und<br />

bestürzendsten Emotionen zählt, erkennen wir<br />

uns in den Pleurants des Grabmals Johann Ohnefurchts<br />

wieder und werden an Zeiten erinnert,<br />

in denen wir am verwundbarsten waren.<br />

Das ikonografische Programm des Grabmals<br />

Johann Ohnefurchts folgt dem des Monuments<br />

seinesVaters getreu,mit dem einenUnterschied,<br />

dass Philip allein, während Johann zusammen<br />

mit seiner Gemahlin Margarete von Bayern dargestellt<br />

ist. Die Anwesenheit von Pleurants –<br />

Mitglieder der Gesellschaft, die um den Verlust<br />

des Verstorbenen trauern und für sein Seelenheil<br />

beten – auf Grabmälern hat eine lange Tradition.<br />

Beispiele dafür gibt es bereits Mitte des<br />

13. Jahrhunderts in der Abtei Saint Denis nördlich<br />

von Paris. Was aber bei den beiden Grabmälern<br />

der burgundischen Herzöge völlig neu ist,<br />

ist die Tatsache, dass die Pleurants nicht mehr<br />

als Relieffiguren eine Nebenrolle spielen, sondern<br />

zum Hauptteil des Figurenschmucks geworden<br />

sind. Die Grabmäler sind so hoch, dass<br />

man die Gisants nur im Profil, etwas von unten,<br />

Julien Chapuis<br />

Der Autor ist Leiter der Skulpturensammlung und des<br />

Museums für Byzantinische Kunst SMB.<br />

Die Ausstellung wurde vom Musée des Beaux-Arts Dijon<br />

mit Unterstützung von Frame und in Kooperation mit<br />

der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische<br />

Kunst, den Musea Brugge und dem Musée National<br />

du Moyen-Âge, Paris, organisiert. Mit Unterstützung<br />

von Museum und Location.<br />

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: Sophie Jugie,<br />

»Die Pleurants. Die Klagefiguren an der Grabmälern der<br />

Burgundischen Herzöge«, Uitgeverij Lannoo, 128 Seiten,<br />

175 Farbabbildungen, 29,99 €.<br />

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Ausstellungen<br />

Centrum Judaicum<br />

Mädchenhandel zwischen 1860 und 1930<br />

Ein unbekanntes Kapitel Auswanderungsgeschichte<br />

19. August bis 30. Dezember 2012<br />

Marie Haase ist um 1840 in <strong>Berlin</strong> geboren. Rund<br />

20 Jahre später verschlägt es die junge Frau in<br />

ein Bordell in Hamburg, und dort unterbreitet<br />

ein älterer Kaufmann ihr eines Tages ein verlockendes<br />

Angebot: Er könne ihr eine Stelle in einem<br />

»Weingeschäft« in St. Petersburg verschaffen.<br />

Marie Haase ist einverstanden. Über Lübeck<br />

reist sie in Begleitung des Kaufmannes Tröger<br />

mit dem Schiff nach St. Petersburg.<br />

Es kommt wie es kommen musste: Kaum angekommen,<br />

stellt die 21-Jährige fest, dass sie<br />

wieder in einem Bordell gelandet ist – und dort<br />

geht es schlimmer zu als in Hamburg. Doch an<br />

eine Rückkehr nach Deutschland ist nicht zu<br />

denken, sie ist bei Tröger unter anderem durch<br />

die Reisekosten hoch verschuldet. Und sogar<br />

die russische Polizei will sie dazu zwingen, im<br />

Bordell zu bleiben. Hilfe findet sie schließlich in<br />

der preußischen Vertretung in St. Petersburg:<br />

Deren Gesandter heißt Otto von Bismarck. Noch<br />

im selben Jahr, 1862, wird er aus der russischen<br />

Hauptstadt nach <strong>Berlin</strong> berufen und dort zum<br />

preußischen Ministerpräsidenten ernannt.<br />

Bismarck wusste schon damals, dass Marie<br />

Haase kein Einzelfall war. Doch bis heute gehört<br />

der Handel, der mit jungen Frauen aus Preußen<br />

in russische Bordelle getrieben wurde, zu den<br />

unbekanntesten Kapiteln einer ohnehin unbekannten<br />

Geschichte. 1894 griff August Bebel<br />

diese »Menschentransporte zu Lustzwecken« von<br />

Frauen aus Österreich-Ungarn und Preußen<br />

nach Russland in einer Rede im Reichstag noch<br />

einmal auf. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte der<br />

Mädchenhandel bereits andere Richtungen genommen:<br />

Aus Mittel- und Osteuropa ging es vor<br />

allem nach Nord- und Südamerika. Manche der<br />

jungen Frauen wurden durch märchenhafte Versprechungen<br />

verführt, andere hofften zumindest<br />

vage auf ein besseres Leben in Übersee, wieder<br />

andere wussten genau, was sie erwartete.<br />

Diesem Kapitel der Auswanderungsgeschichte,<br />

aber auch der jüdischen Sozialgeschichte,<br />

widmet sich eine gemeinsame Ausstellung des<br />

<strong>Berlin</strong>er Centrum Judaicum und des Deutschen<br />

Auswandererhauses Bremerhaven. Ziel ist es,<br />

den Lebensgeschichten der Mädchen und Frau-<br />

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Centrum Judaicum | Ausstellungen<br />

von links nach rechts:<br />

Gelber Schein, offiziell<br />

»Medizinisches Billet«,<br />

für Julia Mendik, St. Petersburg 1875.<br />

© Staatliches Historisches Archiv,<br />

St. Petersburg<br />

Innenseiten eines<br />

Gelben Scheins, 1894.<br />

© Staatliches Historisches Archiv,<br />

St. Petersburg<br />

Rosa Nelken mit zwei Männern,<br />

auf der Reise von Lemberg nach<br />

New York, um 1920. © UNOG Library,<br />

League of Nations Archive<br />

en, ihrem sozialen Hintergrund, ihren Motiven,<br />

Hoffnungen und Ängsten möglichst nahezukommen.<br />

Denn während die Aktivitäten diverser<br />

Komitees, die sich um 1900 zur »Bekämpfung<br />

des Mädchenhandels« bildeten, zumindest umfangreich<br />

dokumentiert sind, weiß man über<br />

die Lebensrealität ihrer Zielgruppe bis heute<br />

sehr wenig.<br />

Ein Dutzend Lebensschicksale, die für <strong>Berlin</strong><br />

und Bremerhaven jeweils unterschiedlich ausgewählt<br />

sind, stehen im Zentrum der Ausstellung.<br />

Da geht es zum Beispiel um die 18-jährige<br />

Dorothea Louise Ludwig, die 1864 aus Hessen als<br />

Tanzmädchen nach Kalifornien ging. Von den<br />

1000 Gulden »Kaufpreis«, der an ihre Eltern entrichtet<br />

wurde, bezahlten diese ihre Schulden.<br />

Oder um Sophia Chamys: Sie wurde ihrem Vater<br />

als 13-Jährige in Warschau »abgekauft«, um als<br />

Dienstmädchen nach Łódź zu gehen – wenige<br />

Monate später befand sie sich in einem Bordell<br />

in Buenos Aires. Fani Wajner und Liza Kowal<br />

schrieben 1906 einen erschütternden, im Original<br />

erhaltenen Brief aus Bombay: Aus Lemberg<br />

waren sie über Rio de Janeiro bis nach Indien verschleppt<br />

worden. Meta Stecher wiederum reiste<br />

als 14-Jährige aus Bremerhaven auf einem Passagierdampfer<br />

ganz allein nach New York. Anderthalb<br />

Jahre später wurde sie dort krank und völlig<br />

erschöpft aufgefunden: Mehrere Männer hatten<br />

sie vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen.<br />

Meist sind nur wenige Fragmente dieser Lebensgeschichten<br />

erhalten. Das Ausstellungsteam<br />

fand sie in Archiven unter anderem in <strong>Berlin</strong>,<br />

Buenos Aires, Genf, Odessa, Wien und St. Petersburg.<br />

»Der Gelbe Schein« – so der Titel der<br />

Ausstellung – steht für einen besonderen Aspekt<br />

der Lebensrealität dieser Mädchen und<br />

Frauen: Im vorrevolutionären Russland mussten<br />

Frauen, die der Prostitution nachgingen, einen<br />

solchen Ausweis beantragen oder bekamen ihn<br />

polizeilich aufgezwungen. Im Tausch dafür hatten<br />

sie ihre Personalpapiere abzugeben und verloren<br />

ihre bürgerliche Identität. Ein Rücktausch<br />

war fast unmöglich. Den Prostituierten wurden<br />

bestimmte Verhaltensmaßregeln und häufige<br />

medizinische Kontrollen auferlegt, jedoch eine<br />

gewisse Freiheit bei der Wahl ihres Wohnortes<br />

zugestanden. Für jüdische Frauen in Russland<br />

bildete dieser »Gelbe Schein« fast die einzige<br />

legale Möglichkeit, aus dem Ansiedlungsrayon<br />

für Juden in Großstädte wie Moskau oder St. Petersburg<br />

umzuziehen. Laut zeitgenössischen Berichten<br />

sollen Tausende jüdischer Frauen den<br />

»Gelben Schein« und ständige Gesundheitskontrollen<br />

auf sich genommen haben, ohne je<br />

als Prostituierte zu arbeiten. Das Sujet wurde<br />

vom jiddischen Theater um 1910 und in der Folge<br />

auch in verschiedenen internationalen Spielfilmen<br />

aufgegriffen. Nach aufwendigen Recherchen<br />

hat das Ausstellungsteam mehrere Exemplare<br />

des »Gelben Scheins« in einem Archiv in<br />

St. Petersburg gefunden; in der Ausstellung werden<br />

sie jetzt erstmals gezeigt.<br />

Nicht alle Lebensgeschichten, die in der<br />

Schau und dem zeitgleich erscheinenden Begleitband<br />

thematisiert werden, handeln von jüdischen<br />

Frauen, und nicht alle spielen in Russland.<br />

Gemeinsam aber ist allen, dass die Frauen<br />

der Armut und Ausweglosigkeit ihrer Lebenssituation<br />

nur entkommen konnten, indem sie<br />

neue Ausgrenzung auf sich nahmen. Sie mussten<br />

sich von ihrem vertrauten Umfeld, von den<br />

dort geltenden Werten und Moralvorstellung<br />

trennen und zogen oft um die halbe Welt. Manchen<br />

von ihnen gelang nach ein paar Jahren im<br />

Sexgewerbe der Ausstieg in ein ganz normales<br />

Familienleben. Manche wurden als Unternehmerinnen<br />

im Rotlichtmilieu reich. Doch die Umstände,<br />

unter denen ihre Lebenswege verliefen,<br />

sind bis heute so tabuisiert, dass es so gut wie<br />

keine mündliche oder private Überlieferung<br />

dazu gibt.<br />

So wirft die Ausstellung ganz bewusst mehr<br />

Fragen auf, als sie beantworten kann. Die von<br />

Andreas Heller Architects and Designers (Hamburg)<br />

gestaltete Schau lädt dazu ein, die großformatigen<br />

Porträts der Mädchen und Frauen<br />

auf sich wirken zu lassen, in Briefen, Polizeiprotokollen<br />

und alten Zeitungsartikeln zu lesen,<br />

Audiodokumente zu hören und in zehn Dossiers<br />

mehr über die Hintergründe des Mädchenhandels<br />

um 1900 zu erfahren. Eine filmische Installation<br />

des in <strong>Berlin</strong> lebenden, argentinischen<br />

Regisseurs und Filmemachers Ciro Cappellari<br />

stimmt mit Bildern aus dem heutigen Buenos<br />

Aires und Odessa auf die Beschäftigung mit einem<br />

vergessenen Aspekt der Zeitgeschichte<br />

ein – der überraschend aktuell wirkt.<br />

Irene Stratenwerth<br />

Irene Stratenwerth lebt als Journalistin, Autorin und<br />

Ausstellungskuratorin in Hamburg. Zuletzt erschien ihr<br />

Kriminalroman »Im wilden Osten dieser Stadt« (Rowohlt<br />

2012). Für die Stiftung Neue Synagoge – Centrum Judaicum<br />

realisierte sie seit 2001 mehrere große Ausstellungen,<br />

darunter »Wo ist Lemberg« im Jahr 2007.<br />

»Der Gelbe Schein. Mädchenhandel 1860 bis 1930«<br />

ist eine gemeinsame Ausstellung der Stiftung Neue<br />

Synagoge <strong>Berlin</strong> – Centrum Judaicum und des Deutschen<br />

Auswandererhauses Bremerhaven, ermöglicht durch die<br />

Kulturstiftung des Bundes. Es erscheint eine gleichnamige<br />

Publikation, hg. von Simone Eick und Hermann<br />

Simon, edition DAH, zum Preis von 14,80 €.<br />

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Ausstellungen<br />

Aktives Museum in der Akademie der Künste am Pariser Platz<br />

Letzte Zuflucht Mexiko<br />

Gilberto Bosques und das deutschsprachige Exil nach 1939<br />

3. Dezember 2012 bis 14. April 2013<br />

»Fremdes Land, wo nichts mir angehört,<br />

Weder Haus noch Baum noch Vogelnest.<br />

Land, dem ich wie Strangut angeschwemmt.<br />

[…]<br />

Für das Land, das wahllos mich verstieß,<br />

Tausche ich Dich ein, Du Paradies.«1<br />

Diese Zeilen stammen aus einen Gedicht von<br />

Paul Mayer mit dem Titel »Dank an Mexico«, das<br />

1943 in der New Yorker Emigrantenzeitschrift<br />

»Aufbau« veröffentlicht wurde. Der Autor und<br />

Verleger Paul Mayer (1889–1970) gehörte zu den<br />

etwa Tausend deutschsprachigen Emigranten,<br />

die zwischen 1933 und 1945 in Mexiko Zuflucht<br />

fanden. Das Aktive Museum bereitet in Kooperation<br />

mit der Akademie der Künste <strong>Berlin</strong>, dem Iberoamerikanischen<br />

Institut <strong>Berlin</strong> und dem Instituto<br />

deInvestigaciones Interculturales Germano-<br />

Mexicanas eine Ausstellung vor, die sich exemplarisch<br />

mit der Geschichte von <strong>Berlin</strong>er Emigrantinnen<br />

und Emigranten in Mexiko befasst.<br />

Ähnlich wie Varian Fry, dessen Arbeit als<br />

Fluchthelfer Tausender Emigranten eine Ausstellung<br />

des Aktiven Museums 2006 ebenfalls<br />

in der Akademie der Künste dokumentierte, hat<br />

der mexikanische Generalkonsul jener Jahre,<br />

Gilberto Bosques, ab 1939 zunächst in Paris und<br />

dann von 1940 bis 1942 in Marseille durch die<br />

Erteilung von Visa vielen deutschen und österreichischen<br />

Emigranten noch in letzter Sekunde<br />

das Leben gerettet. Unter ihnen waren zahlreiche<br />

Mitglieder der Akademie der Künste sowie<br />

Künstler und Schriftsteller, deren Nachlässe im<br />

dortigen Archiv bewahrt werden. Zu ihnen gehören<br />

unter anderem Hanns Eisler, Egon Erwin<br />

Kisch, Rudolf Leonhard, Anna Seghers, Steffie<br />

Spira und Paul Westheim.<br />

»Dieses Mexiko hat<br />

einfach die Tür aufgemacht …«2<br />

MexikosAußenpolitik in den1930er-Jahren zeichnete<br />

sich durch eine konsequent antinazistische<br />

Haltung aus: So verweigerte das Land 1938 dem<br />

»Anschluss« Österreichs die Anerkennung und<br />

protestierte 1939 vor dem Völkerbund gegen<br />

die Zerschlagung der Tschechoslowakei. Im Juni<br />

1938 erklärte der mexikanische Präsident Lázaro<br />

Cárdenas die Bereitschaft seines Landes, den<br />

politischen Flüchtlingen vor der nationalsozialistischen<br />

Verfolgung in Europa die Tore zu öffnen.<br />

Waren es zunächst insbesondere die rund<br />

15 000 republikanischen Spanienkämpfer, denen<br />

die Regierung Mexikos zur Befreiung aus der Internierung<br />

in Frankreich und zur Ausreise aus<br />

Europa verhalf, so kamen bald auch zahlreiche<br />

deutschsprachige Emigranten hinzu, die noch<br />

in der Region Marseille festsaßen. Viele von ihnen<br />

hatten in den Internationalen Brigaden der<br />

Spanischen Republik gekämpft und waren nach<br />

deren Niederschlagung ebenfalls in Frankreich<br />

interniert worden. Aufgrund einer ersten Liste<br />

wies Präsident Cárdenas am 9. September 1940<br />

den mexikanischen Generalkonsul Gilberto Bosques<br />

in Marseille an, für zwanzig prominente<br />

deutsche politische Flüchtlinge und ihre Familienangehörigen<br />

Visa zu erteilen. Zu dieser ersten<br />

Gruppe gehörten neben Anna Seghers unter anderem<br />

die Schriftsteller Franz Werfel, Alfred Döblin,<br />

Walter Mehring und Emil Julius Gumpel sowie<br />

die Mutter von Hermann Kesten. Nicht alle<br />

Genannten gingen dann auch nach Mexiko, aber<br />

das Visum ermöglichte ihnen angesichts des<br />

Vormarsches der deutschen Wehrmacht und der<br />

drohenden Besetzung des zunächst noch freien<br />

Süden Frankreichs die Ausreise. Mexiko wurde<br />

so zu einem der letzten Auswege aus Europa.<br />

Von 1940 bis 1942 wurde Gilberto Bosques<br />

Teil eines Netzwerkes von Hilfsorganisationen<br />

in Marseille. Zur Unterbringung der Flüchtlinge<br />

mietete er zwei Schlösser in Reynarde und<br />

Montgrand, sorgte für Lebensmittel, medizinische<br />

Versorgung und juristische Beratung und<br />

organisierte eine Arbeitsvermittlung bis zur<br />

Ausreise. Nach der deutschen Besetzung Südfrankreichs<br />

und der Schließung des Konsulats<br />

Ende 1942 wurde Gilberto Bosques selbst nach<br />

Deutschland deportiert und über ein Jahr im<br />

»Rheinhotel Dreesen« in Bad Godesberg interniert.<br />

Bei seiner Rückkehr nach Mexiko bereiteten<br />

ihm die noch dort lebenden deutschen Emigranten<br />

einen begeisterten Empfang.<br />

»Dies ist ein Land, in dem<br />

ein Kunstmensch leben kann.«3<br />

Es waren vor allem die politisch Verfolgten unterschiedlichster<br />

Gruppierungen, unter ihnen<br />

viele Schriftsteller und Künstler, die in Mexiko<br />

eine neue politische Heimat suchten. Anders<br />

als in den meisten Exilländern war es in Mexiko<br />

nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht,<br />

dass sich die aufgenommenen Flüchtlinge poli-<br />

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Aktives Museum in der Akademie der Künste am Pariser Platz | Ausstellungen<br />

tisch engagierten. So entstanden zahlreiche Zirkel<br />

und Organisationen wie der »Heinrich-Heine-Club«<br />

oder die »Bewegung Freies Deutschland«<br />

mit der gleichnamigen Zeitschrift »Freies<br />

Deutschland« und der Verlag »El Libro Libre«<br />

(das freie Buch). Wie unter einem Brennglas eskalierten<br />

in Mexiko folglich auch die politischen<br />

Konflikte untereinander, nachdem die von Moskau<br />

abhängigen KPD-Mitglieder versuchten, in<br />

den Exil-Organisationen die Oberhand zu gewinnen.<br />

»Wir kamen nach Mexiko mit<br />

den Ideen Humboldts in unserem<br />

geistigen Gepäck.«4<br />

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der<br />

Darstellung von 25 Biografien ausgewählter Mexiko-Emigrantinnen<br />

und -Emigranten aus <strong>Berlin</strong>,<br />

die möglichst unterschiedliche Aspekte des mexikanischen<br />

Exils repräsentieren, also sowohl<br />

prominente wie bisher weitgehend unbekannte<br />

Emigranten als auch Flüchtlinge der verschiedenen<br />

politischen Lager. Diese Biografien erzählen<br />

mit autobiografischen Texten, persönlichen Dokumenten<br />

und privaten Fotografien jener Jahre<br />

vom Überleben im Exil, von Hoffnungen und<br />

Konflikten, vom Verhältnis von Kunst und Politik<br />

und schließlich von den Schwierigkeiten und<br />

Unwägbarkeiten der Rückkehr nach <strong>Berlin</strong>. Anhand<br />

des historischen Beispiels der mexikanischen<br />

Flüchtlingshilfe zwischen 1939 und 1944<br />

thematisiert das Projekt implizit auch die Frage<br />

der Aufnahme politisch und weltanschaulich<br />

Verfolgter heute in Deutschland und Europa.<br />

»Schwierigkeiten mit<br />

der Wahrheit«5<br />

Abschließend widmet sich die Ausstellung der<br />

Geschichte der Mexiko-Remigranten. Nur wenige<br />

von ihnen entschieden sich für die Bundesrepublik,<br />

unter ihnen der spätere Geschäftsführer<br />

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Otto<br />

Klepper und die Verlagsleiterin der FAZ, Babette<br />

Gross. Die meisten der eher linkspolitisch engagierten<br />

Emigranten aus Mexiko gingen in die<br />

DDR, in der sie ihre politische Heimat sahen. Als<br />

»West-Emigranten« waren sie dort jedoch später<br />

häufig Verdächtigungen und Verfolgungsmaßnahmen<br />

ausgesetzt. So zum Beispiel der<br />

Verleger Walter Janka, der in Mexiko den von<br />

Visum von Gilberto Bosques für<br />

den Verleger Walter Janka.<br />

Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Emigranten gegründeten Verlag »El Libro Libre«<br />

geleitet hatte. Er kehrte 1947 nach Ost-<strong>Berlin</strong><br />

zurück und übernahm die Leitung des Aufbau-<br />

Verlags. 1957 wurde er in einem Schauprozess<br />

zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt und erst<br />

1990 rehabilitiert.<br />

Christine Fischer-Defoy<br />

Die Autorin ist Vorsitzende des Aktiven Museums und<br />

Kuratorin der Austellung.<br />

Die vom Hauptstadtkulturfonds geförderte Ausstellung<br />

wird von einer Arbeitsgruppe des Aktiven Museums<br />

erarbeitet. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch<br />

und es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm.<br />

Anmerkungen<br />

1 Aufbau, Jg. 9, 1943, Nr. 15 vom 9.4.1943, S. 32.<br />

2 Lenka Renerova, Interview mit Ulrike Schätte,<br />

15.2.1994, Prag.<br />

3 Zitiert nach: Ines Rotermund, »Dies ist ein Land, in<br />

dem ein Kunstmensch leben kann.« Paul Westheim im<br />

mexikanischen Exil, in: Hermann Haarmann (Hg.),<br />

Katastrophen und Utopien. Exil und Innere Emigration<br />

(1933–1945), <strong>Berlin</strong> 2002, S. 153–166.<br />

4 Alexander Abusch, Mit offenem Visier. Memoiren,<br />

<strong>Berlin</strong> 1986, S. 41.<br />

5 Walter Janka, Schwierigkeiten mit der Wahrheit,<br />

<strong>Berlin</strong> 1989.<br />

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Ausstellungen<br />

Bröhan-Museum<br />

»Die Welt will Grunewald von mir«<br />

Bilder von Walter Leistikow aus dem<br />

Nachlass Werner und Irmgard Küpper<br />

19. Oktober 2012 bis 27. Januar 2013<br />

Irmgard Küpper in ihrer Wohnung im Jahr 2005.<br />

Foto: Cordia Schlegelmilch<br />

Als die <strong>Berlin</strong>er Sopranistin Irmgard Holler (1913–<br />

2012) den Kaufmann Werner Küpper heiratete,<br />

ahnte sie wohl nur ungefähr, dass sie sich mit<br />

einem wirklich passionierten Sammler zusammengetan<br />

hatte. Das schöne große Haus in <strong>Berlin</strong>-Dahlem<br />

füllte sich über Jahrzehnte mit Kunst<br />

der klassischen <strong>Berlin</strong>er Moderne. Bronzen von<br />

August Gaul,Gemälde,Gouachen und Aquarelle<br />

von Walter Leistikow, Gemälde von Ludwig von<br />

Hofmann, eine eigene Kunstbibliothek wurden<br />

von Werner Küpper in unermüdlicher Leidenschaft<br />

zusammengetragen. Auf dieser Pirschjagd<br />

nach Kunstobjekten dauerte es nicht lange,<br />

bis Küpper auf einen Gleichgesinnten, aber damit<br />

natürlich auch auf einen Konkurrenten stieß.<br />

Karl H. Bröhan, der in den 1970er-Jahren seine<br />

Sammlung von Malern der <strong>Berlin</strong>er Secession<br />

aufbaute, hatte das gleiche Interesse an Leistikow,<br />

und nicht überliefert sind die wohl unumgänglichen<br />

Erwerbungskonflikte, die sich daraus<br />

ergaben. Küpper bewunderte und akzeptierte<br />

aber als echter Sammler die Zielstrebigkeit Bröhans,<br />

zumal dessen Sammlung zunächst als Privatmuseum<br />

in der Max-Eyth-Straße gezeigt und<br />

später institutionalisiert wurde als Bröhan-Museum,<br />

Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco<br />

und Funktionalismus und damit ihren Platz in<br />

der Museumslandschaft fand. Die kontinuierliche<br />

Pflege der Maler der <strong>Berlin</strong>er Secession, besonders<br />

durch Margrit Bröhan betrieben, die<br />

Ausstellungen und Publikationen, die das Bröhan-Museum<br />

diesen Malern widmete, gaben<br />

Werner Küpper die Überzeugung, dass seine<br />

Leistikow-Bilder einmal den richtigen endgültigen<br />

Platz finden würden. Das Ehepaar Küpper<br />

war sich einig, Leistikow, der wichtige Maler der<br />

<strong>Berlin</strong>er Secession, würde als Vermächtnis dem<br />

Bröhan-Museum zugedacht. Irmgard Küpper<br />

überlebte ihren Mann um Jahrzehnte. Mit ein<br />

wenig Glück hätte sie im nächsten Jahr ihren<br />

100. Geburtstag feiern können. Bis zum Schluss<br />

war sie freundlich, aufgeschlossen und heiter.<br />

Inmitten ihrer Kunstschätze, jetzt verkleinert in<br />

einer Wohnung in Charlottenburg lebend, erfreute<br />

sie sich auch im hohen Alter noch an den<br />

Tierbronzen Gauls, den Landschaften Leistikows.<br />

Als großzügige Leihgeberin unterstützte<br />

sie unsere Ausstellung »Stimmungslandschaften«,<br />

eine Retrospektive zum Werk Walter Leistikows<br />

im Jahr 2008 (mj 4/2008). Mit großer<br />

Freude kam sie als Besucherin in die Ausstellung<br />

ins Bröhan-Museum und war ganz ergriffen von<br />

der musealen Präsentation ihrer Bilder.<br />

Walter Leistikow (1865–1908) gilt als einer<br />

der bedeutendsten Landschaftsmaler des frühen<br />

20. Jahrhunderts. Seine melancholischen,<br />

oftmals symbolistischen, mehrdeutigen Ansichten<br />

des märkischen Umlands <strong>Berlin</strong>s, die stillen,<br />

magischen Grunewaldseen, die menschenleeren<br />

Wälder prägten wie keine anderen Bilder die<br />

Vorstellung von dieser spezifischen Landschaft.<br />

Seinem Werk ist es zu verdanken, dass die eigentümliche<br />

Schönheit dieser stillen Landschaft<br />

gesehen wurde und wird – ein eigener Zauber,<br />

6 6 |<br />

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Bröhan-Museum | Ausstellungen<br />

Walter Leistikow, Märkische Landschaft mit See, um 1905. Öl auf Leinwand, 63,5 × 76,5 cm.<br />

Bröhan-Museum. © Bröhan-Museum. Foto: Martin Adam<br />

Walter Leistikow, Abend an der Nordsee, ohne Jahr.<br />

Pastell auf Pappe, 54 × 69 cm. Bröhan-Museum. © Bröhan-Museum. Foto: Martin Adam<br />

den diese Bilder ungebrochen auf die Betrachter<br />

ausüben.<br />

Nicht nur als Maler war Walter Leistikow so<br />

bedeutend für die Kunst der Jahrhundertwende.<br />

Auch als Vorkämpfer der Moderne, zusammen<br />

mit Max Liebermann, gilt er als Begründer der<br />

<strong>Berlin</strong>er Secession, die 1898 von fortschrittlichen<br />

Künstlern als Opposition zu der Kunstpolitik<br />

der konservativen Kräfte von Akademie und<br />

Kaiserhaus ins Leben gerufen worden war. <strong>Berlin</strong><br />

konnte sich damit als führende Metropole der<br />

modernen Kunst etablieren und München den<br />

Rang als erste Kunststadt streitig machen.<br />

Zusammen mit dem Bestand des Bröhan-<br />

Museums kann jetzt eine beeindruckende Werkschau<br />

gezeigt werden. Über die frühen Gemälde,<br />

wie »Der Hafen« (Bröhan-Museum), den Bild-<br />

Teppich »Corvi Noctis« (Bröhan-Museum) über<br />

die klassischen Grunewald-Landschaften bis hin<br />

zu den hellen Sommerlandschaften, die auch<br />

in der Schenkung Küpper vorhanden sind und<br />

eine eher unbekannte Facette seines Werkes<br />

zeigen: helle, sonnendurchflutete Landschaften,<br />

die Leistikow in Dänemark, seinem bevorzugten<br />

Ferienaufenthaltsort, malte. Die fünf Aquarelle,<br />

die ebenfalls mit der Schenkung Küpper ins Haus<br />

kamen, sind auch ein Beleg für die technische<br />

Fertigkeit dieses Künstlers.<br />

Ein bewegender Moment war die Auflösung<br />

der Charlottenburger Wohnung und das Einpacken<br />

der Bilder. Hatte Irmgard Küpper doch<br />

2008, anlässlich unserer Retrospektive, noch darum<br />

gebeten, nicht alle ihre Schätze als Leihgabe<br />

zu entführen, da sie sich nicht so lange davon<br />

trennen und nicht auf eine weiße Wand schauen<br />

wollte, so blieben jetzt die weißen Wände zurück<br />

und der dauerhafte Platz ihrer Leistikow-Bilder<br />

ist nun im Bröhan-Museum.<br />

Wir sind Irmgard und Werner Küpper zu großem<br />

Dank verpflichtet, dass ihre Leistikow-<br />

Sammlung in unser Haus gekommen ist. Die<br />

Gemälde, Gouachen, Aquarelle bereichern unseren<br />

Bestand an Kunstwerken von Walter Leistikow<br />

aufs Schönste und geben damit auch den<br />

Anlass, die erweiterte Sammlung angemessen<br />

zu zeigen.<br />

Ingeborg Becker<br />

Die Autorin ist Direktorin des Bröhan-Museums.<br />

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Ausstellungen<br />

Käthe-Kollwitz-Museum <strong>Berlin</strong><br />

Käthe Kollwitz und Russland<br />

… eine Wahlverwandtschaft<br />

26. Oktober 2012 bis 20. Januar 2013<br />

Sergei F. Adamowitsch,<br />

Frauenkopf, 1960. Illustration<br />

zu Olga Kobyljanskaja »Erde«.<br />

Linolschnitt, 20,3 × 20,2 cm.<br />

Kupferstichkabinett.<br />

© bpk/Kupferstichkabinett SMB.<br />

Foto: Volker H. Schneider<br />

Käthe Kollwitz (1867–1945), die Grafikerin und<br />

Bildhauerin von niemals nachlassender Intensität,<br />

hat sich in mitleidender Zuwendung den sozialen<br />

Zuständen und den politischen Konflikten<br />

ihrer Mitmenschen gestellt und mit ihrem bedeutenden<br />

Werk ein kompromissloses künstlerisches<br />

Vermächtnis hinterlassen. Die Künstlerin<br />

lebte in einer Zeit gewaltiger sozialer und politischer<br />

Umbrüche. Sie war von den Ideen der russischen<br />

Oktoberrevolution 1917 begeistert.<br />

»Russland berauschte mich«, schrieb Käthe<br />

Kollwitz in ihrem Tagebuch in Erinnerung an<br />

ihren Moskau-Besuch 1927 anlässlich der Feierlichkeiten<br />

zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution.<br />

Die Einladung zu diesem Ereignis<br />

wurde von der »Assoziation Revolutionärer<br />

Künstler Russlands« ausgesprochen. Zu Beginn<br />

des Jahres 1928 folgte dann eine große Bilder-<br />

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M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Käthe-Kollwitz-Museum <strong>Berlin</strong> | Ausstellungen<br />

Käthe Kollwitz, Nachdenkende<br />

Frau, 1920. Kreidelithografie,<br />

28,7 × 26,5 cm. Käthe-Kollwitz-<br />

Museum <strong>Berlin</strong>.<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2012.<br />

Foto: Studio Bartsch<br />

schau im heutigen Staatlichen Puschkin-Museum<br />

in Moskau, die dem 60. Geburtstagsjubiläum<br />

der deutschen Künstlerin gewidmet war.<br />

Zwei weitere nennenswerte Ausstellungen<br />

mit Werken von Käthe Kollwitz, die 1924 und<br />

1932 in der sowjetischen Hauptstadt gezeigt<br />

wurden, gehören in die Zeit großer Vielfalt und<br />

Intensität, die das Deutsche Reich und die Sowjetunion<br />

auf unterschiedlichen künstlerischen<br />

Gebieten miteinander verband. Ihre Aufmerksamkeit<br />

galt nicht allein dem Zeitgeschichtlichen<br />

und Politischen, auch die russische Literatur<br />

begeisterte sie. Käthe Kollwitz las Dostojewski,<br />

Tolstoi und vor allem Gorki, dessen »Nachtasyl«<br />

im Hause Kollwitz unter Beteiligung aller Generationen<br />

der Familie und ihrer engsten Freunde<br />

zur Aufführung gelangte.<br />

DasInteresse derKünstlerin Kollwitz an Russland<br />

wird in der Ausstellung in einem historischkünstlerischen<br />

Zeitverständnis untersucht. Die<br />

sozialkritische Kunst und Literatur in Russland<br />

um die Jahrhundertwende gewinnt in diesem<br />

Zusammenhang ebenso starke Bedeutung wie<br />

die Ereignisse in der Sowjetunion nach 1917 und<br />

die Entwicklung deutsch-russischer Beziehungen<br />

in den zwanziger und dreißiger Jahren des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

In der Ausstellung wird Käthe Kollwitz’ Wahlverwandtschaft<br />

mit Russland aus drei Perspektiven<br />

betrachtet: Zum einen haben wir es mit<br />

einer Rekonstruktion der 1928 in Moskau, dem<br />

damaligen Leningrad und Kazan gezeigten Ausstellung<br />

ihrer Werke zu tun. Die Auswahl der Objekte<br />

kann als typisch für die damalige Wahrnehmung<br />

ihrer Kunst in der Sowjetunion angesehen<br />

werden. Diese rekonstruierte Ausstellung wird<br />

ergänzt um Werke der Künstlerin, die damals außer<br />

Acht gelassen wurden, unser heutiges Kollwitz-Bild<br />

aber entscheidend prägen. Dazu gehören<br />

Bilder mit Motiven, die der christlichen Bildtradition<br />

entlehnt sind, aber auch die plastischen<br />

Arbeiten der Künstlerin, die in Russland bis heute<br />

weitgehend unbekannt sind. Der dritte Teil<br />

der Ausstellung bietet die Erweiterung der Kollwitz-Exponate<br />

um Werke russischer Künstler,<br />

die sich durch Käthe Kollwitz angeregt fühlten<br />

oder sich mit eigenen Bildfindungen auf sie berufen:<br />

W. Faworskij (1886–1964), N. Gontscharowa<br />

(1881–1962), A. Krawtschenko (1889–1940),<br />

V. Sidur (1924–1986), D. Moor (Orlov) (1883–<br />

1946) und andere. Neben den Kunstwerken veranschaulichen<br />

Dokumente unterschiedlicher<br />

Art sowie historische Kataloge die Beziehung<br />

zwischen Käthe Kollwitz und Russland.<br />

Gudrun Fritsch<br />

Die Autorin ist Kuratorin der Ausstellung.<br />

Der Katalog zur Ausstellung erscheint im E. A. Seemann<br />

Verlag Leipzig, ca. 208 Seiten mit über 100 meist<br />

farbigen Abbildungen und enthält Beiträge russischer<br />

und deutscher Kunstwissenschaftler (Ivan Czeczot,<br />

Peter H. Feist, Gudrun Fritsch, Uwe Hartmann).<br />

Die Realisierung des Projekts wird aus Mitteln der<br />

Stiftung Deutsche Klassenlotterie <strong>Berlin</strong> ermöglicht.<br />

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Ausstellungen<br />

Bauhaus-Archiv<br />

Phantastiken<br />

Die Bauhäuslerin Lou Scheper-Berkenkamp<br />

31. Oktober 2012 bis 14. Januar 2013<br />

»Phantastiken« – mit dieser Wortschöpfung von<br />

Lou Scheper-Berkenkamp (1901–76) kann man<br />

die meisten ihrer sehr unterschiedlichen Kunstwerke<br />

kennzeichnen: ihre Schilderungen imaginärer<br />

Weltreisen in fantastische Länder, ihre<br />

Bilderbögen, die in himmlische Gefilde führen,<br />

ihre Kinderbücher, in denen unglaubliche Abenteuer<br />

geschildert werden, aber auch viele ihrer<br />

nur auf den ersten Blick naturalistisch erscheinenden<br />

farbigen Bilder der Nachkriegszeit.<br />

Es sind Phantastiken einer Bauhäuslerin, die<br />

möglich wurden, weil am Bauhaus neben systematischen<br />

Untersuchungen zu Funktionen, Farben,<br />

Formen und Materialien durchaus – nach<br />

Lou Schepers eigenen Worten – »die schöpferischen<br />

Eigenschaften phantasiebegabter Persönlichkeiten<br />

sorgfältig gepflegt und Spiele ernst genommen«<br />

wurden. Unter diesen Umständen<br />

und geprägt von den Besonderheiten ihres bewegten<br />

Lebens entwickelte Lou Scheper einen<br />

sehr persönlichen Stil und hinterließ ein Werk,<br />

das nun erstmals in seiner Vielfalt im Bauhaus-<br />

Archiv <strong>Berlin</strong> zu sehen sein wird.<br />

Lou Scheper-Berkenkamp hat nicht nur die<br />

Gründerjahre des Weimarer Bauhauses miterlebt,<br />

an dem sie zwischen 1920 und 1922 Schülerin<br />

von Lyonel Feiniger, Paul Klee und Georg<br />

Muche war und die Werkstatt für Wandmalerei<br />

besuchte, sondern arbeitete später auch an der<br />

von Oskar Schlemmer geleiteten Bühne am Bauhaus<br />

Dessau. Dorthin war ihr Mann, Hinnerk<br />

Scheper, 1925 als Leiter der Werkstatt für Wandmalerei<br />

berufen worden.<br />

Ihre frühen künstlerischen Arbeiten sind<br />

deutlich von verschiedenen Bauhausmeistern,<br />

vor allem von Paul Klee, beeinflusst und zeigen<br />

ihren bereits damals und später immer wieder<br />

auftauchenden Wunsch, Traumwelten sichtbar<br />

werden zu lassen.<br />

Ab 1922 begann sie, ihre Freunde mit einfallsreichen,<br />

humorvollen »Bilderbriefen« zu erfreuen,<br />

in denen auch ihre sprachliche Begabung<br />

sichtbar wird. Es sind überwiegend Glück- und<br />

Genesungswünsche, auch Reisegrüße, bei denen<br />

neben kolorierten Zeichnungen – manchmal<br />

auch Collagen – die Schrift ein wesentliches Gestaltungsmerkmal<br />

darstellt.<br />

Schon seit ihrer Kindheit von der Atmosphäre<br />

der Jahrmärkte, der Zirkuswelt und des Theaters<br />

fasziniert und durch ihre Arbeit an der Bauhausbühne<br />

sowie einen dreimonatigen Aufenthalt<br />

in Ascona angeregt, malte sie Bilder aus diesen<br />

Bereichen, die in der Schwerelosigkeit einiger<br />

Figuren an Arbeiten von Marc Chagall erinnern,<br />

andere durch wechselnde Perspektiven und die<br />

Statik der Personen eher an naive Malerei.<br />

Zwischen 1929 und 1931 wurde ihr Leben am<br />

Bauhaus durch zwei längere Aufenthalte in Moskau<br />

unterbrochen, wohin ihr Mann als Spezialist<br />

für Farbe in der Architektur berufen worden<br />

war. Sie unterstützte ihn bei seinen vielfältigen<br />

Aufgaben und schrieb für die deutschsprachige<br />

Moskauer Rundschau kritische Kommentare<br />

7 0 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Bauhaus-Archiv | Ausstellungen<br />

zu kulturellen Ereignissen. Außerdem fertigte<br />

sie ausdrucksstarke Tuscheskizzen von Menschen<br />

in Moskaus Straßen an, die sie später teilweise<br />

zu Bildern mit Gruppen von Personen mit<br />

karikaturistisch dargestellten Gesichtern in ungewöhnlichen<br />

Ausschnitten ausarbeitete. Dabei,<br />

wie auch bei verschiedenen Häuserbildern<br />

und späteren Arbeiten, stellen Experimente mit<br />

Farben und deren Auftrag auf die Bildfläche ihre<br />

in der Wandmalerei erworbenen Kenntnisse unter<br />

Beweis. Daneben ließ Lou Scheper ihrer Fantasie<br />

freien Lauf beim Erfinden skurriler Lebewesen,<br />

Geister und Gespenster, die sie, mit<br />

sche Gefilde verweisen oder aber die Hoffnung<br />

auf eine bessere Welt wecken sollen. Damit lässt<br />

Lou Scheper Sehnsüchte der Romantik wieder<br />

aufleben, und es gelingt ihr, den Betrachter zu<br />

eigenen Interpretationen anzuregen.<br />

Viele dieser Arbeiten waren auf Ausstellungen<br />

der Nachkriegszeit zu sehen – vor allem in <strong>Berlin</strong>,<br />

wohin die Familie 1934 umgezogen war und wo<br />

Hinnerk Scheper unmittelbar nach Kriegsende<br />

zum Landeskonservator ernannt wurde.<br />

Lou Scheper konnte sich neben einer anspruchsvollen<br />

Haushaltsführung, der Betreuung<br />

ihrer drei Kinder und der Pflege eines wach-<br />

Lou Scheper in ihrer Wohnung,<br />

um 1925. Foto: Privatbesitz<br />

Lou Scheper, Normen-Menschen …<br />

männlichen Geschlechts, 1930.<br />

Gouache und Tuschfeder auf Briefpapier.<br />

20,9 × 29,5 cm. © Nachlass Scheper,<br />

<strong>Berlin</strong>. Foto: Bauhaus-Archiv <strong>Berlin</strong><br />

feiner Feder gezeichnet, zurückhaltend kolorierte<br />

– darunter ein »Zoo-lou-gischer Garten«<br />

sowie ein Vorschlag an die Natur, sich zu normieren<br />

und einen zusammenklappbaren, zweidimensionalen<br />

Menschentypen zu schaffen.<br />

Ihren Kindern schickte sie ähnlich gestaltete<br />

Blätter mit Figuren aus Zirkus und Jahrmarkt und<br />

Bezeichnungen, die Wortspielereien enthielten,<br />

die sie vermutlich noch nicht verstehen konnten.<br />

Sie zeichnete ihnen auch das Bilderbuch<br />

von Jan und Jon, die per Schiff eine Abenteuerreise<br />

antreten – ein Thema, das Lou Scheper<br />

1946/47 wieder aufgriff, variierte und zu einem<br />

Kinderbuch ausarbeitete. Es wurde – zusammen<br />

mit drei weiteren kleinen Bildgeschichten – 1948<br />

veröffentlicht. Mit ihren ideensprühenden, unsentimentalen<br />

und nur in begrenztem Umfang<br />

belehrenden Kinderbüchern schuf sie eine Gattung,<br />

in der Wort und Bild eine Einheit darstellen<br />

–ähnlich wie bei ihren »Bilderbögen«, die<br />

sie im selben Jahr unter dem Titel »Luftpost<br />

der Seligen« bei ihrer ersten Einzelausstellung<br />

in Rudolstadt zeigen konnte. Die humorvollen<br />

Unterschriften erläutern jeweils eine zugehörige<br />

Zeichnung, auf der himmlische und irdische<br />

Wesen der verschiedensten Epochen zusammentreffen,<br />

wodurch eine überraschende Konfusion<br />

entsteht. Als Mittler zwischen Dies- und<br />

Jenseits betrachtete sie »Vögel und sonstige<br />

Flügelwesen«, die sie überwiegend in minutiös<br />

gestrichelten, schwarz-weißen Federzeichnungen<br />

darstellte.<br />

Neben diesen Arbeiten malte sie seit den<br />

1950er-Jahren viele auf den ersten Blick naturalistisch<br />

wirkende Bilder. Da sieht man in diffuses<br />

Licht getauchte, verlassene Häuser in menschenleeren<br />

Straßen, die wie Kulissen wirken.<br />

Einsame Strände mit Architekturrelikten und<br />

Schiffswracks könnten das Ende der Welt darstellen,<br />

wären da nicht am Himmel zartfarbige,<br />

kristalline Gebilde, die entweder auf außerirdi-<br />

senden Freundeskreises bald auch an der Wiederbelebung<br />

des Ausstellungswesens in <strong>Berlin</strong><br />

beteiligen. Sie trat dem Berufsverband Bildender<br />

Künstler bei, wurde in dessen Vorstand tätig<br />

und betreute die in der Regel alljährlich stattfindende<br />

Große <strong>Berlin</strong>er und Juryfreie Kunstausstellung.<br />

Nach dem frühen Tod ihres Mannes<br />

im Jahr 1957 befasste sie sich wieder mit architektonischen<br />

Farbgestaltungen wie zum Beispiel<br />

in der <strong>Berlin</strong>er Philharmonie von Hans<br />

Scharoun und in der von Walter Gropius entworfenen<br />

Ganztagsschule mit Kindergarten in<br />

<strong>Berlin</strong>-Rudow. Ihre Farbgebung in der <strong>Berlin</strong>er<br />

Staatsbibliothek war noch nicht abgeschlossen,<br />

als sie im April 1976 überraschend starb.<br />

Renate Scheper<br />

Die Autorin ist Kuratorin der Ausstellung.<br />

Zur Ausstellung, in der eine Hörstation auch Beispiele<br />

ihrer Dichtkunst vermittelt, erscheint ein Katalogbuch<br />

mit 72 S., ca. 75 Abb. zum Preis von 15 €; außerdem liegen<br />

Reprints zweier Kinderbücher von Lou Scheper-<br />

Berkenkamp vor.<br />

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Ausstellungen<br />

Jüdisches Museum<br />

Kitajs Obsessionen<br />

R. B. Kitaj – Die Retrospektive<br />

21. September 2012 bis 27. Januar 2013<br />

Das Jüdische Museum <strong>Berlin</strong> zeigt in Zusammenarbeit<br />

mit den <strong>Kulturprojekte</strong>n <strong>Berlin</strong> die<br />

erste umfassende Retrospektive von R. B. Kitaj<br />

(1932–2007) nach seinem Tod. Mit den Leihgaben<br />

bedeutender Museen und Privatsammlungen<br />

aus aller Welt, unter ihnen das MoMA in<br />

New York, die Tate Gallery in London und die<br />

Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid, kann<br />

eine Ausstellung mit über 130 Gemälden, Druckgrafiken<br />

und Zeichnungen aus allen Perioden<br />

seines Werkes realisiert werden. Die Ausstellung<br />

gibt außerdem erstmals Einblick in sein<br />

privates Text- und Bildarchiv in der Charles E.<br />

Young Research Library der University of California<br />

Los Angeles (UCLA), das Inspirationsquelle<br />

für seine Gemälde und Collagen war.<br />

Als einer der Wegbereiter der britischen Pop-<br />

Art in den 1960er-Jahren leistete Kitaj zusammen<br />

mit seinen Künstlerfreunden David Hockney,<br />

Eduardo Paolozzi, Lucian Freud und Frank<br />

Auerbach einen entscheidenden Beitrag zum<br />

Aufbruch der Kunst aus der Abstraktion.<br />

Seit Mitte der 1970er-Jahre verstand Kitaj<br />

sein Werk zunehmend als Beginn einer modernen<br />

jüdischen Kunst. In seinem Porträt »Marrano<br />

(The Secret Jew)« von 1976 (Abb. 2) reflektiert<br />

er das eigene Judesein im Spiegel der Erfahrung<br />

des 20. Jahrhunderts zwischen spielerischer Travestie<br />

und tödlicher Bedrohung. Nach seinen<br />

eigenen Worten ist es ein Selbstporträt vor dem<br />

Hintergrund der Geschichte der spanischen<br />

Marranos(spanisch fürSchwein),die als zwangsgetaufte<br />

Christen ihr Judesein verbergen mussten.<br />

Mit dem Bild des gesellschaftlichen Außenseiters<br />

der 1970er-Jahre, den Kitaj mit den Marranos<br />

des 15. und 16. Jahrhunderts in Beziehung<br />

setzt, thematisiert er 1976 das ganze Spektrum<br />

von Nonkonformität und Anpassung, Doppelleben<br />

und Mehrdeutigkeit. »Marrano (The Secret<br />

Jew)« ist der Beginn einer Reihe von Gemälden,<br />

in denen Kitaj – zu diesem Zeitpunkt bereits<br />

43 Jahre alt – seinen ihm selbst verborgenen<br />

Juden erscheinen lässt.<br />

Als Teenager ist Kitaj aus der amerikanischen<br />

Provinz aus- und aufgebrochen in die Fremde –<br />

er ist Matrose in Mittel- und Südamerika, Soldat<br />

in Deutschland und Frankreich, Student in New<br />

York, Wien, Oxford und London, Dozent und<br />

Künstler in England, Kalifornien, Paris, Katalonien<br />

und Amsterdam. Indem er sich mit fremden<br />

Kulturen beschäftigt, entwickelt Kitaj die<br />

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Jüdisches Museum | Ausstellungen<br />

Fähigkeit, sich in vergangene Zeiten zu versetzen<br />

und Erfahrungen der Gegenwart mit der<br />

Vergangenheit zu vergleichen und zu verstehen.<br />

Das Leben in fremden Kulturen gehört zu den<br />

Grunderfahrungen des Diasporisten, aus der Kitaj<br />

seine Methode einer diasporistischen Kunst<br />

entwickeln wird. »Ein Diasporist lebt und malt in<br />

zwei oder mehr Gesellschaften zugleich«, schreibt<br />

er 1988 in seinem ersten Manifest des Diasporismus.<br />

Diese diasporistische Kunst, warnt er, »ist<br />

von Grund auf widersprüchlich, sie ist internationalistisch<br />

und partikularistisch zugleich. Sie kann<br />

Abb. 1: R. B. Kitaj, Unpacking my Library, 1990–91.<br />

Öl auf Leinwand, 122 × 122 cm. © R. B. Kitaj Estate<br />

Abb. 2: R. B. Kitaj, Marrano (The Secret Jew), 1976.<br />

Öl und Kohle auf Leinwand, 121,9 × 121,9 cm.<br />

© R. B. Kitaj Estate. Collection of Michael Moritz &<br />

Harriet Heyman<br />

zusammenhanglos sein – eine ziemliche Blasphemie<br />

gegen die Logik der vorherrschenden Kunstlehre<br />

–, weil das Leben in der Diaspora oft zusammenhanglos<br />

und voller Spannungen ist; ketzerischer<br />

Einspruch ist ihr tägliches Lebenselixier«.<br />

Kitaj will keine jüdische Kunst, sondern ausdrücklich<br />

eine diasporistische Kunst schaffen.<br />

Das Leben in der Diaspora ist eine Grundbedingung<br />

der Moderne. Menschen werden nicht nur<br />

durch rassistische, politische, ethnische Gewalt<br />

ins Exil gedrängt, sondern auch aus sozialen und<br />

beruflichen Gründen. Diasporisten, Nomaden<br />

und Flaneure sind nicht nur Juden. »Ganz und gar<br />

Amerikaner, im Herzen Jude, zur ›London School‹<br />

gehörig, verbringe ich meine Jahre weit entfernt<br />

von den Ländern, an denen mein Herz hängt […].<br />

So spricht einiges, denke ich, dafür […], das Herzland<br />

der Juden in ihren Gedanken anzusiedeln und<br />

nicht in Jerusalem oder gar New York. […] In der<br />

Diaspora habe ich erfahren, dass man frei ist, alles<br />

zu wagen.« Walter Benjamin (1892–1940) war<br />

für ihn der Archetyp des Diasporisten. Ihm hat er<br />

sein Gemälde »The Autumn of Central Paris (after<br />

Walter Benjamin)«, 1972/73 (Abb. 5), gewidmet<br />

und erklärt: »Benjamin und ich, wir sind beide<br />

leidenschaftliche Büchersammler, Rotlicht-Flaneure,<br />

Großstadtkreaturen, Obskurantisten und,<br />

in der Art, wie wir ein Kunstwerk komponieren,<br />

›Montagisten‹, wie ich es nennen würde. Ich liebe<br />

seinen Stil, seine kultische Verehrung des Fragments.«<br />

Ein Foto (Abb. 3) zeigt Kitaj als Gast des<br />

Café Les Deux Magots an der Place Saint-Germain<br />

des Prés. Auf dem Gemälde platziert er<br />

Benjamin unter die weite Markise dieses bekannten<br />

Künstlertreffs in das Zentrum einer heterogenen,<br />

beziehungslosen und sozial segmentierten<br />

Gesellschaft. Mit geschlossenen Augen<br />

hinter den dicken Brillengläsern träumt der <strong>Berlin</strong>er<br />

Jude ein letztes Mal von Paris, »seiner«<br />

Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, deren labyrinthischen<br />

Passagen er sein Fragment gebliebenes<br />

Hauptwerk widmete. Dann beginnt der Albtraum<br />

des Flaneurs, der zum Flüchtling wurde.<br />

Mit dem letzten Zug verlässt Benjamin Mitte<br />

Juni 1940 Paris und stirbt am 26. September im<br />

spanischen Grenzort Portbou an Morphiumtabletten,<br />

die er angesichts seiner aussichtslosen<br />

Lage am Vorabend eingenommen hatte.<br />

Auffallend ist der rote Arbeiter mit Spitzhacke<br />

in der Mitte unten, der im Rücken des<br />

breitschultrigen Mannes mit dem Hörgerät –<br />

den Kitaj als »Polizei-Spitzel/Geheimagent« bezeichnet<br />

– seiner Arbeit nachgeht, aber hier<br />

nicht mehr wohnt. Die Vertreibung des Proletariats<br />

aus dem Zentrum von Paris ist das Thema<br />

des Buches »The Autumn of Central Paris.<br />

The Defeat of Town Planning 1850–1970« von<br />

Anthony Sutcliffe, das dem Bild seinen Titel gab.<br />

In den Jahren, in denen Kitaj an dem Bild gemalt<br />

hat, wurden die alten Markthallen im Zentrum,<br />

Zolas »Bauch von Paris«, abgerissen. Die zerbrochenen<br />

Scheiben im Hintergrund könnten zusammen<br />

mit der Spitzhacke im Vordergrund ein<br />

visueller Hinweis auf diese Zerstörung des alten<br />

Paris von Baudelaire und Benjamin sein. Vor<br />

dem blauen, offenen Horizont ist die kleiner<br />

werdende Rückenfigur eines Mannes zu sehen,<br />

mit der Kitaj die letzte Reise des Flaneurs in<br />

den Tod imaginiert.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 7 3


Ausstellungen | Jüdisches Museum<br />

Die Figur des Walter Benjamin aber – von<br />

dem Kitaj bereits 1966 eine Lithografie angefertigt<br />

hatte – trägt nicht Benjamins Gesichtszüge,<br />

sondern, wie ein Ausriss im Nachlass zeigt,<br />

den markanten Kopf mit der hohen Stirn von<br />

George S. Kaufman. Unverkennbar ist der ausholende<br />

Gestus der rechten Hand des rauchenden<br />

Theaterkritikers, Theaterautors und Filmregisseurs,<br />

der in Hollywood Drehbücher für<br />

die Marx Brothers schrieb (Abb. 4). Mit dieser<br />

für ihn charakteristischen, verdeckten Operation<br />

würdigt der Filmenthusiast Kitaj Benjamins<br />

Theorie des Films als »Kunstwerk im Zeitalter<br />

seiner technischen Reproduzierbarkeit«.<br />

Bild- und Textquellen, Texte im Bild und Textkommentare<br />

zu seinen Bildern gehören für Kitaj<br />

von Anfang an untrennbar zusammen. Denn, angeregt<br />

durch Benjamin, will er die Kunst wieder<br />

Abb. 3: Kitaj im Deux<br />

Magots, Vorlage zu<br />

»The Autumn of Central<br />

Paris«<br />

Abb. 4: Zeitungsausriss,<br />

George S. Kaufman after<br />

winning his second Pulitzer<br />

Prize in 1937. Kitaj Papers,<br />

R.B. Kitaj Estate<br />

zu einem Reflexionsmedium machen, das die<br />

»Schranke zwischen Schrift und Bild« überwindet.<br />

Nur im Austausch von Gedanken, Erinnerungen<br />

und Gefühlen mit Anderen, Betrachtern seiner<br />

Bilder, Freunden, mit denen er spricht und korrespondiert,<br />

imaginären Gesprächspartnern, gelingt<br />

es ihm, diesen Weg zu gehen. Von daher<br />

rührt vielleicht sein obsessives Mitteilungsbedürfnis,<br />

der Wunsch, seine Bilder zu kommentieren.<br />

Seine erste Ausstellung nennt er 1963<br />

»Pictures with Commentary/Pictures without<br />

Commentary«. Zugleich wächst seine Wut auf<br />

Kritiker seines Werks, in dem er Einblicke in<br />

seine Identitätsfindung gewährt.<br />

Kitajs langer künstlerischer Weg zu seinem<br />

jüdischen Selbstverständnis, seiner »Jiddischkeit«,<br />

wie er es nennt, bleibt nicht ohne Widersprüche<br />

und Umwege. So beschäftigt er sich immer<br />

wieder mit seinem Status als Amerikaner in<br />

England, etwa in Bildern wie »Amerika (John<br />

Ford on his Deathbed)«, 1983/84, und »Amerika<br />

(Baseball)«, 1983/84, nach dem Gemälde »Königliche<br />

Jagd« von Velázquez.<br />

Auf seinem Selbstporträt »Unpacking my Library«<br />

von 1990/91 (Abb. 1) zeigt sich Kitaj beim<br />

Auspacken seiner Bücherkisten. Der Titel des<br />

Bildes spielt auf Walter Benjamins berühmten<br />

Essay»Ich packe meineBibliothek aus. Eine Rede<br />

über das Sammeln« von 1931 an, den Kitaj in der<br />

ersten, auf Englisch erschienenen Benjamin-<br />

Ausgabe »Illuminations« 1968 gelesen hat. Kitaj<br />

identifiziert sich mit Benjamin als Buchsammler,<br />

indem er sich auf dem Bild sogar dessen Brille<br />

aufsetzt und dessen Schnurrbart trägt. Der Zustand<br />

lose herumliegender Bücher beim Auspacken<br />

löst, so Benjamin, bei einem echten<br />

Sammler eine »Springflut von Erinnerungen« aus,<br />

bevor die »leise Langeweile der Ordnung« auf<br />

Regalbrettern wieder einen Damm dagegen errichtet.<br />

Wie Benjamin fällt auch Kitaj zu jedem<br />

Buch die abenteuerliche Geschichte seiner Entdeckung<br />

und Erwerbung ein. Als Diasporist betrachtet<br />

er die Bücher, die er von seinen Reisen<br />

und Aufenthalten in New York, London, Amsterdam,<br />

Paris oder Jerusalem mitbringt, als Gesprächspartner,<br />

mit denen er jeden Morgen in<br />

seinem Lieblingskaffeehaus plaudert. Sie werden<br />

zu Bausteinen seiner Biografie. Alle seine<br />

Eindrücke, was er gelesen, was er gesehen hat,<br />

was ihm aufgefallen und was ihm zugestoßen ist,<br />

versammelt er in seinen Bildern. In diesem Sinne<br />

sind sie »alle autobiografisch«. So werden für ihn<br />

die Bilder und Bücher seiner Bibliothek zu seinem<br />

eigentlichen Zuhause, zu seiner Heimat.<br />

Eckhart J. Gillen<br />

Dr. Eckhart J. Gillen ist Kurator der Ausstellung und<br />

Mitarbeiter der <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH.<br />

Kitaj wird in der Ausstellung auch selbst zu Wort<br />

kommen: Über den Audioguide können die Besucher<br />

Kommentare des Künstlers zu seinen Werken hören.<br />

Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Kerber Verlag<br />

in einer deutschen und einer englischsprachigen<br />

Edition. Er enthält ca. 200 Bilder, Vergleichsabbildungen<br />

und fünf Klapptafeln und wird 256 Seiten umfassen.<br />

Anlässlich des 80. Geburtstages von R. B. Kitaj in<br />

diesem Jahr veranstaltet das Jüdische Museum <strong>Berlin</strong><br />

in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste am<br />

25./26. Oktober ein Symposium mit Referenten aus<br />

Deutschland, Großbritannien und den USA.<br />

74 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Jüdisches Museum | Ausstellungen<br />

Abb. 5: R. B. Kitaj, The Autumn of Central<br />

Paris (after Walter Benjamin), 1972/73.<br />

Öl auf Leinwand, 152,4 × 152,4 cm.<br />

© R. B. Kitaj Estate<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 7 5


Ausstellungen<br />

Deutsches Historisches Museum<br />

Verführung Freiheit<br />

Kunst in Europa seit 1945<br />

XXX. Europaratsausstellung<br />

17. Oktober 2012 bis 10. Februar 2013<br />

Es begann im Jahr 2007, mit einer Idee. Der Europarat<br />

hatte eine Ausstellung europäischen<br />

Formats angeregt, die den zeitlichen Anschluss<br />

an die 1995/96 in London, Barcelona und schließlich<br />

im <strong>Berlin</strong>er DHM gezeigte Ausstellung »Kunst<br />

und Macht im Europa der Diktaturen. 1930–<br />

1945« (mj 3/1996) herstellen sollte. Gedacht war<br />

folgerichtig an eine Ausstellung mit dem Thema<br />

René Magritte,<br />

La mémoire/<br />

Die Erinnerung, 1948.<br />

Öl auf Leinwand,<br />

59 × 49 cm.<br />

Propriété de l’État<br />

belge en dépôt au<br />

Musée d’Ixelles,<br />

Brüssel. © VG Bild-<br />

Kunst, Bonn 2012.<br />

Foto: Vincent Everarts<br />

»Kunst und Kalter Krieg«. Aber selbst wenn dieser<br />

Konflikt Europa nach 1945 geprägt hat, hätte<br />

dieses Thema doch nur wieder die Gegensätze<br />

zwischen Ost und West betont. Interessanter<br />

war die Frage: Was eigentlich verband die verfeindeten<br />

Blöcke Historisch legitimiert sahen<br />

sich beide Systeme in der Aufklärung. Wie heftig<br />

auch immer der Kalte Krieg diesseits und jenseits<br />

des Eisernen Vorhangs gewesen sein mag,<br />

beide haben die Aufklärung, Freiheit, Gleichheit<br />

und Menschenrechte für sich proklamiert und<br />

behauptet, den Menschen das Glück bringen zu<br />

können. Mit dem Fall der Mauer 1989 wurde offenbar,<br />

dass der Sozialismus sein Versprechen<br />

nicht hatte halten können. Entscheidend zum<br />

Untergang beigetragen hat die Unfähigkeit zu<br />

Kritik und Krise. Die Verheißung, Sozialismus<br />

bedeute die Verwirklichung der Menschenrechte,<br />

blieb bis zu seinem Ende im Jahr 1989 unerfüllte<br />

Fiktion.<br />

Auch die Demokratien sind krisengeschüttelt.<br />

Es scheint allerdings, dass vor allem die alten<br />

Demokratien die Krisen relativ gut überstanden<br />

haben. Sind Demokratien also tatsächlich<br />

krisen- und kritikfähige Systeme Können<br />

wir davon ausgehen, dass die Möglichkeit, Kritik<br />

und Krise auszuhalten, Demokratien nicht nur<br />

entstehen ließ, sondern auch relativ stabil zu<br />

halten vermochte und vermag<br />

Ausgehend von der These, dass die Freiheit<br />

der Kritik soziale und politische Krisen bewältigen<br />

hilft, ist das große Thema der Ausstellung<br />

»Freiheit«. Wie wird dieser Begriff gedeutet, verstanden<br />

und verteidigt Was heißt Freiheit in<br />

Europa nach 1945 In zwölf Kapiteln diskutieren<br />

Ausstellung und Katalog dieses Thema.<br />

Zum Auftakt erinnert René Magritte in seinem<br />

Bild »La Mémoire« an das spätestens durch<br />

den Ersten Weltkrieg und den Nationalsozialismus<br />

beschädigte Glücksversprechen der Vernunft,<br />

Ian Hamilton Finlay hält mit seiner Arbeit<br />

»Je vous salue Marat« Gericht über die Aufklärung<br />

und Fernand Léger entwirft mit seinem Bild<br />

76 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Deutsches Historisches Museum | Ausstellungen<br />

»Les Constructeurs« eine heitere, sozialistische<br />

Utopie. Er konnte oder wollte nicht wissen, dass<br />

der Versuch, diese zu verwirklichen, in die Gulags<br />

führte.<br />

Anselm Kiefer und andere suchen historische<br />

Verdrängungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />

zu rücken. Der Blick in die Folterkammern<br />

zeigt, dass »Schrecken und Finsternis« real sind.<br />

Doch nicht nur in Diktaturen, auch in Demokratien<br />

herrschen Gewaltverhältnisse. Die Allgegenwart<br />

von Gewalt thematisiert etwa Sabina<br />

Shikhlinskaya. Auch Kinder können jederzeit<br />

Opfer von Gewalt werden, wie es Tadeusz Kantor<br />

zeigt. Den massiven Einschränkungen, denen<br />

sich die Menschen im Sozialismus ausgesetzt<br />

sahen, bringt Mladen Stilinović in seinem Wörterbuch<br />

zum Ausdruck. Es gibt keine Wörter<br />

mehr – nur noch das eine: »Schmerz«.<br />

Nach den eher abstrakten, gesellschaftlich<br />

relevanten Kategorien in den Kapiteln eins bis<br />

sechs gerät ab Kapitel sieben der Mensch immer<br />

mehr in den Blick: Wie denken die Künstler über<br />

den unaufhaltsamen Fortschritt, der unter dem<br />

Namen »Moderne« eine komplexe Struktur des<br />

Marktes, der Finanz- und Wirtschaftswelt hat<br />

entstehen lassen Andreas Gursky zeigt eine<br />

Welt, in der alles Konsum und jede Differenz nivelliert<br />

ist. Selbst die Natur scheint dem Diktat<br />

des Marktes unterworfen zu werden, womit die<br />

Frage aufkommt: Ist der Mensch Herr, Bewahrer<br />

oder Zerstörer der Schöpfung Im neunten Kapitel<br />

geht es um die Hülle bzw. um das Futteral<br />

der menschlichen Existenz. Dazu zeigt Donald<br />

Rodney in der Arbeit »Im Haus meines Vaters«<br />

die Zerbrechlichkeit des Lebens. Im zehnten Teil<br />

dann sehen die Künstler den Menschen schutzlos,<br />

wenn ihm die Alternativen verloren gehen:<br />

Sie denken sich in eine andere Welt, weshalb<br />

Lucio Fontana nach der Schreckenserfahrung<br />

des Zweiten Weltkriegs mit dem »Spazialismo«<br />

die Unendlichkeit des Universums erfahrbar<br />

machen wollte. Im elften Kapitel ist der Mensch<br />

mit sich selbst beschäftigt, aber auch mit seinen<br />

Ian Hamilton<br />

Finlay, Je vous<br />

salue Marat/<br />

Gegrüßet seist<br />

Du Marat, 1989.<br />

Neonröhren,<br />

Plexiglas,<br />

46 × 61 ×9cm.<br />

Mit freundlicher<br />

Genehmigung<br />

der Kewenig<br />

Galerie, Köln.<br />

© Estate of Ian<br />

Hamilton Finlay,<br />

Kewenig Galerie,<br />

Köln. Foto:<br />

Simon Vogel<br />

Grenzen. Francis Bacon wie andere Künstler setzen<br />

sich in einer kaum denkbaren Radikalität mit<br />

sich auseinander. Das zwölfte Kapitel schließlich<br />

widmet sich der künstlerischen »Welt im Kopf«.<br />

Hier stößt die Einbildungskraft des Künstlers,<br />

stoßen die Gegenwelten seiner »Kopfgeburten«<br />

abermals auf Vernunft, Utopie und Geschichte,<br />

Schrecken und Finsternis. Und wie viele Ideen<br />

haben etwa Joseph Beuys oder Erik Bulatov in<br />

die Welt gebracht<br />

Von der »Welt im Kopf« nehmen die Ideen<br />

ihren Lauf wieder hinaus in die Welt; eine Art<br />

Kreislauf entsteht. Die Themen der Künstler sind<br />

unabhängig von Zeit und Ort, kehren in sich verändernden<br />

Vorstellungen und Zusammenhängen<br />

immer wieder zurück und exponieren immer<br />

neu die Grundfragen unserer Existenz: Wie lebt<br />

der Mensch, wie organisiert, wie orientiert er<br />

sich Es geht um die Freiheit im gesellschaftlichen<br />

wie im individuellen Leben. Und darum,<br />

welche Verantwortung der Mensch teilt.<br />

Die »moderne« Kunst, da sind sich die meisten<br />

Kunsthistoriker einig, ist eine Folge der<br />

Aufklärung und war lange Zeit mit der Idee des<br />

Fortschritts verbunden. Von der Kunst stammt<br />

zumeist schon sehr früh der Einspruch der Vernunft,<br />

die ins Bild gesetzte Erkenntnis der Probleme.<br />

Goyas »Schlaf der Vernunft« ist die Ikone<br />

dieser Fragestellung geworden. Kunst hat Krisen<br />

thematisiert, Tabus gebrochen, Erstarrungen gelöst,<br />

Diskussionen erzeugt. Sie durchschneidet<br />

die Trennlinie zwischen den Generationen und<br />

Territorien, verbindet die Zukunft mit der Gegenwart.<br />

Kunst hat dazu beigetragen, Erkenntnisse<br />

über die Fehlentwicklungen der Moderne<br />

zu gewinnen und zugleich die Moderne durch<br />

ihre Kritik zu verteidigen. Und klärt uns die<br />

Kunst nicht über die gesellschaftlichen Deformationen<br />

auf<br />

Sie präsentiert nicht das richtige, sie erfindet<br />

ein mögliches Leben. Anders als die Historienbilder<br />

(die das richtige Leben zeigen wollen), decken<br />

die Werke in unserer Ausstellung die Probleme<br />

unserer Zeit auf. Sie machen die Idee der<br />

Freiheit nicht nur sichtbar, sondern befragen<br />

sie. Es könnte auch alles ganz anders sein (oder<br />

kommen), lautet die gar nicht so unterschwellige<br />

Devise. Bildende Kunst ist, anders als das<br />

Wort, eine universelle Sprache, die ohne Übersetzung<br />

überall (und überall anders) gedeutet<br />

werden kann. Sie lässt sich von keiner Mauer,<br />

von keinem Eisernen Vorhang davon abbringen,<br />

die Idee der demokratischen und künstlerischen<br />

Freiheit in ungeahnte Weiten zu tragen.<br />

Monika Flacke<br />

Prof. Dr. Monika Flacke ist Sammlungsleiterin am Deutschen<br />

Historischen Museum und Gesamtleiterin der<br />

Ausstellung. Sie hat die Ausstellung zusammen mit<br />

Henry Meyric Hughes und Ulrike Schmiegelt kuratiert.<br />

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, in dem ca. 250<br />

Kunstwerke ausführlich beschrieben werden. Der <strong>Berlin</strong>er<br />

Kunst- und Bildhistoriker Horst Bredekamp hat die<br />

zwölf Kapitel in einer vorangestellten Übersicht<br />

zusammengefasst. Der Katalog bedeutet in seiner Art<br />

ein Novum: Er erscheint sowohl in einer ausführlichen<br />

elektronischen als auch in einem knapperen Printformat.<br />

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Ausstellungen<br />

Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> – Ephraim-Palais<br />

Johannes Grützke:<br />

»die ganze Welt in meinem Spiegel«<br />

Hannah-Höch-Preis des Landes <strong>Berlin</strong> 2012<br />

16. November 2012 bis 17. Februar 2013<br />

Johannes Grützke,<br />

Das Tablett, 1997. Öl auf<br />

Leinwand, 110 × 110 cm.<br />

Sammlung Jaeschke.<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2012.<br />

Foto: Andreas Kunert<br />

Johannes Grützke, Benno<br />

Ohnesorg greift zum Gewehr,<br />

1968. Öl auf Leinwand,<br />

120 × 130 cm. Stiftung Haus<br />

der Geschichte der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Bonn.<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2012.<br />

Foto: Stiftung Haus der<br />

Geschichte der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Bonn<br />

Grützkes Bilder gelten als »einzigartige, freilich<br />

extravagante Beiträge zu einer Gesellschafts- und<br />

Sittengeschichte der Bundesrepublik« (Eduard<br />

Beaucamp). Sie zeigen auf bizarre Weise banale<br />

Situationen und meinen existenzielle Zustände.<br />

Sie bedienen sich der Erhabenheit historischer<br />

Vorbilder und stehen in einem ironischen Verhältnis<br />

zu ihnen. Sie wirken realistisch, lassen<br />

aber bewusst alle Deutungen zu.<br />

Grützke (Jg. 1937) ist Maler, Zeichner, Grafiker<br />

und Plastiker, aber auch Musiker, Schriftsteller,<br />

Performer, Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner<br />

und Verleger. Seit 1965 ist er Mitglied<br />

des anarchisch-dadaistischen Musikensembles<br />

»Die Erlebnisgeiger«. 1973 gründete er mit Manfred<br />

Bluth, Matthias Koeppel und Karlheinz Ziegler<br />

in Anspielung auf Künstlerbünde des 19. Jahrhunderts<br />

die »Schule der Neuen Prächtigkeit«<br />

und verfasste das Theaterstück »Die Maßregelung<br />

auf dem Floß der Medusa«. 1979 begann die<br />

fast zwei Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit<br />

mit dem Regisseur und Intendanten Peter<br />

Zadek. Seit 1980 tritt er in Filmen von Robert van<br />

Ackeren, Wolf Gremm, Ulrich Schamoni, Werner<br />

Schroeter und Otto Waalkes auf. 1995 gründete<br />

Grützke mit Tilmann Lehnert den Goethe Verlag,<br />

1998 mit Christoph Haupt die Literaturzeitschrift<br />

»Der Prager«.<br />

Das Land <strong>Berlin</strong> ehrt ihn nun mit dem Hannah-Höch-Preis<br />

für sein Lebenswerk – und das<br />

Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> mit einer Bilderschau, die<br />

über das bloße Dekor einer Preisvergabe weit hinausgeht.<br />

Es ist die erste Retrospektive Grützkes<br />

in seiner Heimatstadt seit 1974. Sie konzentriert<br />

sich zum einen auf das malerische Œuvre,<br />

zum anderen auf grafische Zyklen, entstanden<br />

ab den 1960er-Jahren bis heute. Die gezeigten<br />

Gemälde erlauben nicht nur einen Überblick<br />

über Grützkes stilistische Entwicklung, sondern<br />

veranschaulichen auch sein gesamtes thematisches<br />

Spektrum. Die ausgewählten Papierarbeiten<br />

konzentrieren sich auf erzählerische, buchkünstlerische<br />

und bühnenbildnerische Aspekte<br />

seines Werkes. Als Linolschnittfolge ist überdies<br />

Grützkes 1991 vollendetes Hauptwerk, der<br />

monumentale Zug der Volksvertreter von 1848<br />

in der Frankfurter Paulskirche, präsent.<br />

Zunächst begegnet man in zahlreichen Bildnissen<br />

Grützke selbst. Man erkennt ihn sofort an<br />

den abgerundeten Brillengläsern oder den charakteristischen<br />

Augenbrauen. Meist erscheint<br />

er auf einen Kopfausschnitt reduziert, bisweilen<br />

um den Oberkörper oder um Doppelung seiner<br />

Person erweitert. Mal hält Grützke eine Maske,<br />

mal betrachtet er eine Philosophenbüste<br />

oder einen abgeschnittenen Gänsehals. Er blickt<br />

amüsiert, nachdenklich, versonnen, skeptisch,<br />

grimmig, leidend, verzweifelt. Sodann erscheint<br />

Grützke oder jemand, der ihm ähnelt, in verschiedenen,<br />

absurd anmutenden Situationen.<br />

78 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> – Ephraim-Palais | Ausstellungen<br />

gen, Duktus und Form wirken gestischer. Damit<br />

geht eine verstärkte Verarbeitung christlicher<br />

und mythologischer Themen einher. Ist es Blasphemie,<br />

die badende Batseba aus ihrem alttestamentarischen<br />

Zusammenhang zu reißen oder<br />

beim »Einzug nach Jerusalem« eine Frau den Esel<br />

reiten zu lassen Grützkes Denkweise ist eine<br />

andere. Wenn bei ihm Jesus eine nackte Frau ist,<br />

so deshalb, weil das Bild nicht dadurch authentischer<br />

würde, wenn er ein Modell nähme, das<br />

Albrecht Dürer ähnlich sähe.<br />

Die wichtigste mythologische Gestalt ist für<br />

Grützke Prometheus, der Sage nach Schöpfer<br />

Johannes Grützke,<br />

Prometheus, 1980.<br />

Pastell, 180 × 100 cm.<br />

Ladengalerie <strong>Berlin</strong>.<br />

© VG Bild-Kunst,<br />

Bonn 2012.<br />

Foto: Marie Walter<br />

Johannes Grützke,<br />

Darstellung der Freiheit,<br />

1972. Öl auf Leinwand,<br />

170 × 200 cm. Privatbesitz.<br />

© VG Bild-Kunst,<br />

Bonn 2012. Foto:<br />

Bildarchiv Foto Marburg<br />

Da tritt er als dreifacher Riese auf, spielt mit seinem<br />

Alter Ego auf einer Wiese Mikado, balanciert<br />

einen Muskelkopf, drückt einen Säugling<br />

an sich oder stemmt zusammen mit einer – seiner<br />

– Frau ein Tablett in die Höhe; er mit weiblicher<br />

Brust, sie mit männlicher Armmuskulatur.<br />

Die Erwartungshaltung wird auf eine harte Probe<br />

gestellt, insbesondere die gewählte Draufsicht,<br />

eine sich nach unten hin verjüngende Perspektive<br />

und widernatürliche Körpertorsionen<br />

konterkarieren gängige Sehgewohnheiten.<br />

Grützke spiegelt sich, selbst wenn im Spiegel<br />

andere erscheinen. Die Darstellung des Menschen,<br />

anfangs ausschließlich von Männern,<br />

wurde Ende der 1960er-Jahre zum Thema großformatiger<br />

Kompositionen. Der Kontrast zwischen<br />

seriöser Aufmachung und kindischem<br />

Verhalten, zwischen detailgetreuer Abbildhaftigkeit<br />

und verrätselter Raumsituation, birgt bei<br />

nicht geringem Unterhaltungswert ein Element<br />

tiefer Irritation.<br />

1972 betritt mit der »Darstellung der Freiheit«<br />

die erste weibliche Nackte eine Leinwand Grützkes.<br />

Seine »Freiheit« ist eine sexuell emanzipierte,<br />

selbstbestimmte Frau. Aber die Botschaft<br />

des Künstlers erschöpft sich nicht in der Hinterfragung<br />

stereotyper Geschlechterrollen. Grützke<br />

führt quasi ein Stück auf, ein Lehrstück, das<br />

von einem Befreiungsakt in allgemeinem Sinn<br />

handelt: »Wenn ich die Menschheit male, nehme<br />

ich gewöhnlich eine nackte Frau.« Was im Umkehrschluss<br />

heißt: Eine unbekleidete weibliche<br />

Figur ist nicht das, was sie vordergründig vorgibt<br />

zu sein, sondern steht für eine übergeordnete<br />

Aussage. Dem Zugriff auf den Fundus ikonografischer<br />

Muster – hier Eugène Delacroix’<br />

»La Liberté guidant le peuple« – entspricht die<br />

akademische Methode von Modell-Arrangement<br />

und gründlichem Vorstudium.<br />

Als Schüler der »Neuen Prächtigkeit« greift<br />

Grützke die im 19. Jahrhundert beliebte Gattung<br />

des Historien- bzw. Ereignisbildes auf, freilich<br />

unter überraschender Wendung des geschilderten<br />

Geschehens. Bei ihm wird Benno Ohnesorg<br />

nicht erschossen, vielmehr greift dieser ein Jahr<br />

nach seinem Tod zum Gewehr. Das eigentlich<br />

leicht erkenn- und benennbare Bildgeschehen<br />

entzieht sich einfacher Deutung, zumal Grützke<br />

in den 1970er-Jahren begann, seine bevorzugten<br />

Sujets um narrative Elemente zu bereichern und<br />

alltägliches Tun durch Rückgriff auf hergebrachte<br />

Bildtypologien zu adeln.<br />

Mit den 1980er-Jahren wandelte sich Grützkes<br />

Stil. Die Malschicht wird pastoser aufgetra-<br />

der Menschheit, mit dem er sich als Erzeuger<br />

von Kunst und Leben identifiziert. Wenn Prometheus<br />

seine Entwürfe zerstört, für die Menschheit<br />

das Feuer stiehlt und von Zeus zur Strafe<br />

angekettet wird, so geht es auch immer um persönliche<br />

Ängste und Wünsche des Künstlers. In<br />

solchen Momenten schlüpft Grützke gar nicht<br />

in eine Rolle – »nein, ich bin es wirklich«.<br />

Dominik Bartmann<br />

Prof. Dr. Dominik Bartmann ist Ausstellungsdirektor des<br />

Stadtmuseums <strong>Berlin</strong>.<br />

Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre, die an der<br />

Museumskasse für 2 € erhältlich ist.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 7 9


Ausstellungen<br />

Kunstverein KunstHaus Potsdam<br />

Emma Stibbon<br />

Potsdam – <strong>Berlin</strong>. Changing cities<br />

2. September bis 14. Oktober 2012<br />

Potsdams historische Mitte befindet sich im<br />

Wandel. Der Alte Markt erlebt eine Renaissance<br />

seiner friderizianischen Platzanlage. In enger<br />

Anlehnung an die architektonische Formensprache<br />

des Stadtschlosses entsteht der Brandenburgische<br />

Landtag, die Sanierung des Alten<br />

Rathauses zum neuen Standort des Potsdam<br />

Museums ist abgeschlossen (mj 3/2012) und<br />

auch die weitere rekonstruierende Bebauung<br />

der Havelseite ist auf Grundlage eines Leitbautenkonzepts<br />

entschieden. Erweitert wird die<br />

aktuelle Diskussion um zentrale Bauten der Moderne:<br />

Das Regattahaus von Reinhold Mohr ist<br />

am Luftschiffhafen soeben grundgesichert worden,<br />

um den Erhalt des Musikpavillons als architektonisches<br />

Kleinod der Moderne wird derzeit<br />

gerungen. Das Zentrum für Zeithistorische<br />

Forschung in Potsdam hat den Fokus auf die<br />

DDR-Architektur und die Brüche im Stadtbild<br />

gerichtet. Das Mercure Hotel ist als ehemaliges<br />

Interhotel derzeit im Visier der Öffentlichkeit.<br />

Potsdam zählt also ebenso wie seine benachbarte<br />

Metropole <strong>Berlin</strong> zu den »Changing Cities«.<br />

Beide Städte sind durch die Architekturen der<br />

Hohenzollern geprägt, kontrastierend hierzu<br />

haben die Diktaturen des 20. Jahrhunderts ihre<br />

Spuren im Stadtbild hinterlassen. Radikalstes<br />

Zeichen ist die ab 1961 erfolgte Teilung <strong>Berlin</strong>s,<br />

die Potsdam als benachbarte Stadt in eine unerreichbare<br />

Ferne rückte. Die Glienicker Brücke<br />

hat sich unwiderruflich als Bindeglied zwischen<br />

Potsdam und <strong>Berlin</strong>, als Ort der Grenzziehung<br />

und Stätte des Agentenaustausches zwischen<br />

Ost und West im öffentlichen Gedächtnis verankert.<br />

Abb. 1: Emma Stibbon, Allegorie der Erde, Sanssouci,<br />

2012. Tinte auf Papier, 82 × 112,5 cm. © Emma Stibbon,<br />

mit freundlicher Genehmigung von upstairs berlin<br />

In dieser vielfachen Bedeutung steht die Glienicker<br />

Brücke als zentrales Motiv für die Kooperationsausstellung<br />

des KunstHauses Potsdam<br />

und des Potsdam Museums. Die Zusammenarbeit<br />

gründet sich auf das zentrale Thema der<br />

Ausstellung, das den Stadtraum und das Stadtbild<br />

künstlerisch ins Visier nimmt. Die Brüche<br />

im Stadtbild, die Entwicklungen und Veränderungen<br />

der Urbanität, die immer auch mit städtischer<br />

Identität verbunden sind, bieten die Basis<br />

für eine künstlerische Auseinandersetzung.<br />

Wie wertvoll ein Blick von außen, jenseits nationaler<br />

Grenzen sein kann, zeigt die eigens für die<br />

Ausstellung entstandene Werkserie der britischen<br />

Künstlerin Emma Stibbon (geboren 1962).<br />

Emma Stibbon besuchte <strong>Berlin</strong> erstmals 1979,<br />

entdeckte ihre Faszination für die zerrissene und<br />

widersprüchliche Stadt, mit der sie sich ab 2003<br />

in Arbeitsaufenthalten vor Ort intensiv auseinandersetzte.<br />

Diese Beschäftigung mündete<br />

8 0 |<br />

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Kunstverein KunstHaus Potsdam | Ausstellungen<br />

Abb. 2: Emma Stibbon, Mercure<br />

Hotel, 2012. Tinte auf Papier,<br />

102 × 140 cm. © Emma Stibbon,<br />

mit freundlicher Genehmigung<br />

von upstairs berlin<br />

2009 in die Ausstellung »StadtLandschaften«<br />

der <strong>Berlin</strong>er Stiftung Stadtmuseum (mj 3/2009).<br />

Ein Interesse für Potsdam entwickelte Emma<br />

Stibbon bereits damals. 2011 begannen ihre ersten<br />

Studienaufenthalte in Potsdam, die sie für<br />

die aktuelle Werkserie 2012 fortsetzte.<br />

Die wesentlichen Antriebsmotive für das auf<br />

die Stadt bezogene Werk Stibbons sind die Geschichtsbrüche,<br />

die sich in <strong>Berlin</strong> und Potsdam<br />

manifestieren und gleichermaßen einen steten<br />

Wandel initiieren. Die Künstlerin strebt keineswegs<br />

eine Dokumentation der städtischen Topografie<br />

an, die Realität dient ihr vielmehr als<br />

Ausgangspunkt für die künstlerische Wiedergabe.<br />

Innerhalb der Werkgenese setzen verschiedene<br />

Formen der Abstraktion ein. Emma Stibbon<br />

transformiert Bauten in flächige Strukturen,<br />

wählt Details aus großen, städtebaulichen Zentren<br />

aus und verwendet oftmals ungewöhnliche<br />

Perspektiven.<br />

Durch die Konzentration auf die künstlerischen<br />

Techniken Kreide- und Kohlezeichnung<br />

sowie Holzschnitt und Mischtechnik erzeugt<br />

Emma Stibbon Werke größter Intensität. Mit<br />

den begrenzten Farbwerten greift Stibbon auf<br />

die Wirkung der klassischen Schwarz-Weiß-<br />

Fotografie zurück und distanziert sich zugleich<br />

von ihr: Trotz der motivischen Wiedererkennbarkeit<br />

sind ihre Arbeiten nie abbildhaft. Der<br />

reale Ort besitzt eine Authentizität, den die<br />

Künstlerin vor Ort für ihre Ideenfindung benötigt;<br />

in der künstlerischen Umsetzung löst er sich<br />

zunehmend auf und wird zur Fiktion.<br />

Architekturen werden als geometrische Formen<br />

lesbar, wie ihre Kreidezeichnung »Treppenhaus<br />

Tempelhof« von 2009 belegt. Plätze füllen<br />

als scheinbare Leerfläche fast ganze Bildformate<br />

und schieben die Bebauung – wie am Beispiel<br />

der Grafiken »Alexanderplatz« von 2005 oder<br />

»Neues Palais« von 2012 (Abb. 3) – an den Bildrand.<br />

Ein weiteres künstlerisches Prinzip kennzeichnet<br />

die urbanen Landschaften Emma Stibbons:<br />

Sie sind generell menschenleer. Gerade<br />

bei den zuletzt genannten Beispielen tritt die<br />

menschliche Abwesenheit unmittelbar ins Bewusstsein,<br />

sind diese Orte doch in der Realität<br />

stark bevölkert.<br />

Abb. 3: Emma Stibbon, Neues Palais, 2012.<br />

Tinte auf Papier, 45 × 63,5 cm. © Emma Stibbon,<br />

mit freundlicher Genehmigung von upstairs berlin<br />

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Ausstellungen | Kunstverein KunstHaus Potsdam<br />

Abb. 4: Emma Stibbon, Konferenzraum Cecilienhof,<br />

2012. Kreide auf mit Gesso grundiertem Papier,<br />

72 × 139 cm. © Emma Stibbon, mit freundlicher<br />

Genehmigung von upstairs berlin<br />

Nach eigener Aussage arbeitet Emma Stibbon<br />

wie eine Regisseurin, die für jede Szene<br />

eine neue Einstellung sucht. Besonders anschaulich<br />

wird das Vorgehen am Beispiel ihrer großformatigen<br />

Kreidezeichnung »Konferenzraum<br />

Cecilienhof« (Abb. 4) von 2012. Den Betrachterstandpunkt<br />

wählt die Künstlerin auf Bodenniveau;<br />

langsam ansteigend lässt sie den Blick<br />

über die dunkle Freifläche auf die extrem hohe,<br />

im oberen Drittel des Bildes angeordnete leere<br />

Stuhlgruppe um den Konferenztisch gleiten. Die<br />

Stühle nehmen eine Art Stellvertreterfunktion<br />

für die Akteure und damit für die Entscheidungen<br />

und Beschlüsse der Potsdamer Konferenz<br />

ein. Die Dunkelheit der Zeichnung verleiht ihr<br />

zusätzlich Expressivität.<br />

Die aktuelle Serie zu Potsdam ist durch starke<br />

Gegensätze geprägt. Stibbons lavierte Tuschezeichnungen<br />

zu den Statuen im Park von<br />

Sanssouci (Abb. 1) und dem Teehaus-Pavillon<br />

sind durch eine besondere Lichtregie, durch<br />

Spiegelungen und ungewöhnliche Perspektiven<br />

stimmungsvoll aufgeladen. Als Sehnsuchtsorte<br />

kontrastieren sie zu den nüchternen, bedrohlich<br />

anmutenden Zeichnungen der Leistikowstraße,<br />

der Glienicker Brücke oder des Cecilienhofes.<br />

Gefragt nach der inneren Motivation für Ihre<br />

künstlerische Arbeit antwortet sie: »I draw to<br />

understand how something has arrived, how the<br />

topography of a city comes to be now.«<br />

Die künstlerische Auseinandersetzung als<br />

Verarbeitungsprozess! Gerade ihre Zeichnung<br />

zur Leistikowstraße legt davon Zeugnis ab. Aber<br />

auch ihre Arbeiten zum Abriss des Palastes der<br />

Republik von 2009, zum »Plattenbau« von 2012<br />

und ihre Tuschzeichnung zum Potsdamer »Mercure<br />

Hotel« von 2012 (Abb. 2) belegen ihre Triebkraft.<br />

Das besondere Interesse der britischen<br />

Künstlerin gilt den unterschiedlichen zeitlichen<br />

Ebenen einer Stadt, die sie versucht zu erfassen,<br />

bevor sie unwiderruflich verschwunden sind.<br />

Anschaulich beschreibt Stibbon die Vorgänge<br />

der städtischen Erneuerung mit dem Terminus<br />

Palimpsest, der den Vorgang des Wiederbeschreibens<br />

bezeichnet. Eine Stadt wird im übertragenen<br />

Sinn wie eine beschriebene antike<br />

Manuskriptseite durch Schaben oder Waschen<br />

gereinigt und danach erneut beschrieben. Die<br />

Ausstellung zeigt, wie essenziell es ist, dass die<br />

Künstlerin als Beobachterin diese urbanen Prozesse<br />

verfolgt und aufbereitet.<br />

Jutta Götzmann<br />

Dr. Jutta Götzmann ist Direktorin des Potsdam Museums<br />

– Forum für Kunst und Geschichte und hat gemeinsam<br />

mit Renate Grisebach die Kooperationsausstellung im<br />

KunstHaus Potsdam kuratiert.<br />

Die Ausstellung wird von der Galerie upstairs berlin<br />

unterstützt.<br />

Zur Präsentation von »Potsdam-<strong>Berlin</strong>. Changing Cities«<br />

erscheint eine Begleitpublikation mit etwa 32 Seiten<br />

und 17 Abbildungen in Deutsch und Englisch zum Preis<br />

von 8 €.<br />

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Potsdam<br />

Museum – Forum für Kunst und Geschichte und des<br />

Kunstvereins KunstHaus Potsdam. Sie findet in dessen<br />

Räumen im Ulanenweg 9 statt.<br />

Öffnungszeiten: Mi 11–18 Uhr, Do 15–18 Uhr,<br />

Sa und So 12–17 Uhr. www.kunsthaus-potsdam.de<br />

8 2 |<br />

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Ausstellungen<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />

»Die zerstörte Stadt war meine Chance«<br />

Hilde Weström zum 100. Geburtstag<br />

26. September 2012 bis 25. Februar 2013<br />

Hilde Weström, Richtfest<br />

Planufer 75/76, <strong>Berlin</strong>-<br />

Kreuzberg, 1952.<br />

© Foto: Günter Machus<br />

Haus Hanke-Förster,<br />

Teltower Damm 139,<br />

<strong>Berlin</strong>-Zehlendorf, 1965.<br />

© Foto: Friedhelm<br />

Hoffmann, 2000<br />

Hilde Weström, 1912 in Neisse, Oberschlesien,<br />

(heute Nysa) geboren, wirkte neben Architekten<br />

wie Werner Düttmann, Klaus Müller-Rehm und<br />

Hans Scharoun im <strong>Berlin</strong> der Nachkriegszeit. Beeinflusst<br />

von den Grundsätzen des »Neuen Bauens«<br />

und einer vom Wiederaufbau geprägten<br />

Gegenwart hat sie der Stadt einige konzentrierte,<br />

klug durchdachte Gebäude hinterlassen.<br />

Studium und erste Berufserfahrungen führten<br />

Hilde Weström unter anderem nach <strong>Berlin</strong>,<br />

Dresden und Breslau. 1948 wurde sie als eine<br />

der ersten Frauen in Deutschland in den »Bund<br />

Deutscher Architekten« aufgenommen. Ein Jahr<br />

später gründete sie in <strong>Berlin</strong> ihr eigenes Büro,<br />

das sie bis 1981 führte.<br />

Ihr Architekturverständnis dokumentieren<br />

zahlreiche, meist überregional ausgerichtete<br />

Wettbewerbsentwürfe u.a. für Schulen, kirchliche<br />

Einrichtungen und Verwaltungsgebäude.<br />

Vorrangig setzte sich Weström jedoch für den<br />

Wohnungsbau ein und hier im Besonderen für<br />

die Belange der berufstätigen Frau und der Familie.<br />

Erste Realisierungen im Sozialen Wohnungsbau<br />

führten zu ihrer Berufung als Mitglied<br />

im Beirat für Wohnungsgestaltung beim <strong>Berlin</strong>er<br />

Senat, wo sie 1953 die Mindestanforderung<br />

für Einbauküchen (din 18022) entscheidend mit<br />

erarbeitete. 1957 wurden ihre Musterentwürfe<br />

für ein variables Wohnen in der Sonderausstellung<br />

»die stadt von morgen« im Rahmen der<br />

»Interbau« als richtungsweisend vorgestellt.<br />

Gemeinsam mit den Innenarchitekturen von<br />

Wera Meyer-Waldeck repräsentierten sie die<br />

»gute Form« des Deutschen Werkbunds und bedeuteten<br />

einen Höhepunkt in der Entwicklung<br />

des Wohnens der 1950er-Jahre. In der Folgezeit<br />

machte sie sich vor allem durch Neubauten im<br />

Bereich des privaten Wohnungsbaus und von<br />

Sozialeinrichtungen einen Namen. Heute lebt<br />

die Architektin in dem nach ihren Plänen 1963–<br />

64 erbauten Altenwohnheim »Haus Christophorus«<br />

in <strong>Berlin</strong>-Tiergarten.<br />

Hilde Weström zu Ehren erinnern Zeichnungen,<br />

Fotografien und Modelle aus ihrem Vorlass<br />

in der <strong>Berlin</strong>ischen Galerie, aus Privatbesitz und<br />

aus Besitz des Verborgenen Museums an die<br />

wichtigsten Themen ihres Lebenswerks.<br />

Ursula Müller<br />

Die Autorin ist Leiterin der Architektursammlung der<br />

<strong>Berlin</strong>ischen Galerie.<br />

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Ausstellungen<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen<br />

Martin Scorsese<br />

8. November 2012 bis 7. April 2013<br />

Martin Scorsese ist ein großer Stilist und<br />

Archäologe des Kinos. Als einer der bedeutendsten<br />

amerikanischen Regisseure erzählt<br />

er in seinen Filmen von den Menschen<br />

und den Konflikten seines Landes. Die Ausstellung<br />

zeigt, wie sehr seine individuelle<br />

künstlerische Erzählweise das moderne<br />

amerikanische Kino geprägt hat, und legt<br />

zugleich seine Inspirationsquellen und Arbeitsweisen<br />

offen. Scorsese hat in New<br />

York Film studiert, und das Spektrum seines<br />

Œuvres reicht von experimentellen<br />

Anfängen über den Dokumentar- und Musikfilm<br />

bis zum Psychothriller. Zahlreiche<br />

Stoffe sind autobiografisch motiviert, und<br />

ein zentraler Schauplatz ist Scorseses Geburtsstadt<br />

New York.<br />

Die Gestaltung der Schau wird raumgreifende<br />

Videoinstallationen und emblematische<br />

Originalobjekte in Beziehung<br />

setzen. Es ist die weltweit erste Ausstellung<br />

über Martin Scorsese anlässlich seines<br />

Robert De Niro (Travis Bickle), »Taxi Driver«, USA 1976.<br />

70. Geburtstags am 17. November 2012. Sie Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen<br />

wird unter anderem die persönliche Sammlung<br />

des Regisseurs, die Robert De Niround<br />

Paul Schrader-Collection sowie die Sammlung<br />

seines Production Designers Dante Fer-<br />

zugleich eine Studie über das Leben der italonet<br />

der Regisseur ein Porträt seiner Eltern und<br />

retti auswerten.<br />

amerikanischen Einwandererfamilien in den<br />

In den Filmen von Martin Scorsese mögen USA. Der Begriff »Familie« meint zugleich die<br />

die Schauplätze und Zeiten wechseln, bestimmten<br />

Figurenkonstellationen begegnen wir im-<br />

und Orientierung bietet. Filme wie »Good Fel-<br />

»Mafia«, die den jungen Männern scheinbar Halt<br />

mer wieder. Die Familie mit ihren patriarchalischen<br />

Strukturen bildet das Fundament der itaed«<br />

(2006) zeigen, wie schwer es ist, sich aus<br />

las« (1990), »Casino« (1995) oder »The Departlienischen<br />

Einwanderer. Mit »Italianamerican« diesem System zu lösen. Im Zentrum vieler Scorsese-Filme<br />

stehen Bruderpaare, bei denen (1974), seinem zweiten Dokumentarfilm, zeich-<br />

einer<br />

für den anderen Verantwortung trägt. Ob<br />

die beiden Männer blutsverwandt sind,<br />

ist weniger von Bedeutung, doch sie sind<br />

scheinbar aneinander gefesselt. Die Annäherungen<br />

zwischen Männern und Frauen<br />

erscheinen hingegen oftmals wie ein<br />

unsicheres Tasten. Scorsese inszeniert<br />

Männer, die Schwäche zeigen wollen,<br />

doch hierfür die Gesten und das Vokabular<br />

nicht kennen. Und so stehen im Zentrum<br />

vieler seiner Filme einsame Helden,<br />

»lonely heroes«, deren Unsicherheit von<br />

Wut und Aggression überlagert wird.<br />

Martin Scorsese wuchs in Little Italy<br />

Downtown Manhattan auf, einem italienischen<br />

Mikrokosmos, der nur aus wenigen<br />

Häuserblocks bestand – eine Miniaturgesellschaft<br />

innerhalb des amerikanischen<br />

Mainstreams mit eigener Kultur<br />

und eigenen Gesetzen. Die bestimmenden<br />

Kräfte waren die Mafia und die katholische<br />

Kirche. Als Scorsese Mitte der<br />

1960er-Jahre sein Filmstudium an der<br />

New York University aufnimmt, empfiehlt<br />

ihm sein Lehrer Haig Manoogian, Geschichten<br />

aus diesem Milieu zu erzählen. So<br />

entsteht sein Spielfilmdebüt »Who’s That Knocking<br />

at My Door« (1967), und schließlich der<br />

Film, der Scorsese zum geachteten Regisseur<br />

macht: »Mean Streets« (1973). In beiden Filme<br />

steht ein Held im Zentrum, um ihn herum die<br />

normierende, zugleich Halt bietende Familie.<br />

Diese kleinste Zelle wiederum ist Teil der abgeschotteten<br />

italienischen Community, die inmitten<br />

des Molochs New York liegt. Dieses »ande-<br />

8 4 |<br />

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Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen | Ausstellungen<br />

re« New York kann wie in<br />

»Taxi Driver« (1976) oder<br />

»Bringing Out the Dead«<br />

(1999) der transitorische Raum<br />

mit den schmutzigen, vom<br />

Elend der Obdachlosen, Junkies<br />

und Prostituierten geprägten<br />

Straßen »Downtown«<br />

Manhattans sein, oder im<br />

scharfen Gegensatz dazu, wie<br />

etwa in »The Age of Innocence«<br />

(1993), das New York<br />

der Reichen und Mächtigen in<br />

»Uptown« Manhattan.<br />

Die ersten Filme sah Martin<br />

Scorsese als Kind auf dem<br />

Schwarz-Weiß-Fernseher seiner<br />

Eltern. Später ging sein<br />

Vater mit ihm ins Kino. Diese<br />

frühen Seherfahrungen legten<br />

die Grundlage für Scorseses<br />

Begeisterung für das Kino und<br />

seine eigene künstlerische<br />

Arbeit. Für den »Score« (die<br />

Filmmusik) zu »Taxi Driver«<br />

engagiert Scorsese Bernard<br />

Herrmann und erweist sowohl<br />

dem großen amerikanischen<br />

Filmkomponisten seine Reverenz<br />

als auch dem Kino von<br />

Regisseuren wie Alfred Hitchcock,<br />

der oft mit Herrmann zusammenarbeitete.<br />

Der Einsatz<br />

von Musik spielt immer wieder<br />

eine große Rolle in Scorseses<br />

Werk. »New York, New York«<br />

(1977) ist zum Beispiel eine<br />

Hommage an das amerikanische<br />

Filmmusical der 1940erund<br />

1950er-Jahre. Die Filmgeschichte selbst wird<br />

zum Bestandteil der Erzählung, wenn in »The<br />

Aviator« (2004) die Biografie des filmbesessenen<br />

Flugpioniers Howard Hughes (Leonardo<br />

DiCaprio) erzählt wird.<br />

Nachdem der Cineast Martin Scorsese bereits<br />

Anfang der 1980er-Jahre eine Kampagne<br />

zum Erhalt von verblassenden Farbfilmkopien<br />

gestartet hatte, gründete er 1990 zusammen<br />

mit anderen berühmten Kollegen wie Steven<br />

oben: Martin Scorsese mit seinen Eltern Charles und Catherine Scorsese,<br />

»Italianamerican«, USA 1974. Martin Scorsese Collection, New York<br />

unten: Leonardo DiCaprio (Howard Hughes) und Cate Blanchett (Katharine Hepburn),<br />

The Aviator, 2004. Martin Scorsese Collection, New York<br />

Spielberg, Francis Ford Coppola und Stanley Kubrick<br />

die »Film Foundation«, die sich dem Erhalt<br />

des internationalen Filmerbes widmet. Mit seinem<br />

leidenschaftlichen Engagement für die Bewahrung<br />

des bewegten Bildes und der eigenen<br />

künstlerischen Arbeit als Filmregisseur schlägt<br />

Scorsese seit Jahrzehnten eine Brücke zwischen<br />

der Geschichte und der Zukunft des Kinos.<br />

Auf der Grundlage seiner Studien über die<br />

Sprache des Kinos und über die Menschen, ihre<br />

Antriebe und Wünsche, hat<br />

Martin Scorsese eine eigene<br />

filmische Handschrift entwickelt.<br />

Die Inszenierung von<br />

Gewalt am Rande des Wahnsinns<br />

steht im Zentrum vieler<br />

seiner Filme, aber auch die Suche<br />

nach Spiritualität. Souverän<br />

wählt er für jeden Stoff die<br />

adäquate ästhetische und formale<br />

Lösung. Bei aller Brutalität<br />

der Handlung zeichnen<br />

sich viele Filme Scorseses<br />

durch eine spielerische Leichtigkeit<br />

aus. Dies liegt sowohl<br />

am Inszenierungsstil des Regisseurs<br />

als auch an der virtuosen<br />

Kameraarbeit von Kameramännern<br />

wie Michael Ballhaus<br />

oder Robert Richardson.<br />

Leichtfüßig gleitet man in<br />

»The Age of Innocence« durch<br />

die opulenten Säle des New<br />

Yorker Bürgertums des 19.<br />

Jahrhunderts oder durch ein<br />

labyrinthisches Spielcasino im<br />

Las Vegas der 1970er-Jahre in<br />

»Casino« (1995). Auch Kampfszenen<br />

werden von Scorsese<br />

stets virtuos inszeniert. In<br />

»Raging Bull« (1980) experimentiert<br />

er mit einer Kamera,<br />

die dicht bei Jake La Motta<br />

(Robert De Niro) im Ring<br />

bleibt, er setzt Zeitlupe und einen<br />

experimentellen Ton ein.<br />

Häufig enden die gewalttätigen<br />

Auseinandersetzungen<br />

in wahren Blutorgien, oftmals<br />

durch eine christliche Symbolik – beispielsweise<br />

das Motiv der Kreuzigung – aufgeladen. Scorsese<br />

hegte als Kind den Wunsch, Priester zu werden.<br />

Er wird schließlich Filmregisseur, aber die<br />

existenziellen Fragen nach Glaube und Religion<br />

begleiten ihn ein Leben lang.<br />

Kristina Jaspers und Nils Warnecke<br />

Die Autoren sind Kuratoren der Deutschen Kinemathek<br />

– Museum für Film und Fernsehen.<br />

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Ausstellungen<br />

Literaturhaus <strong>Berlin</strong><br />

Helmut Heißenbüttel<br />

30. November 2012 bis 8. Februar 2013<br />

Helmut Heißenbüttel (1921–96) zählt zu den wenigen<br />

Autoren, die nach 1945 an die abstrakte<br />

Moderne anknüpften und sie konsequent weiterentwickelten.<br />

Wieder und neu zu entdecken<br />

ist sein experimentelles Werk, das Literatur als<br />

offene Form neu erfindet. Heißenbüttel war Mitglied<br />

der Gruppe 47, Kritiker, Theoretiker, Essayist,<br />

Rundfunkredakteur, konkreter Dichter sowie<br />

Urheber der »Autorenmusik«. Geboren als<br />

Sohn eines Gerichtsvollziehers in Rüstringen bei<br />

Wilhelmshaven wuchs er in Papenburg auf. Als<br />

Kriegsversehrter kehrte er 1941 aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg zurück. Von 1942–45 studierte er<br />

Germanistik und Kunstgeschichte in Dresden,<br />

Leipzig und Hamburg. In den Jahren 1954–57 war<br />

er Lektor und Werbeleiter eines Hamburger Verlags<br />

und erhielt 1956 ein Stipendium aus dem<br />

Lessing-Preis der Hansestadt Hamburg.<br />

1954 erschienen seine »Kombinationen« im<br />

Esslinger Bechtle Verlag beim Verleger Kurt<br />

Leonhard (1910–2005). 1956 folgten die »Topographien«.<br />

Eine Art Durchbruch waren seine<br />

sechs »Textbücher« aus den Jahren 1960–67,<br />

die im avantgardistischen Umfeld einschlägige<br />

Lektüre wurden. Von 1959–81 arbeitete Heißenbüttel<br />

als Redakteur des Radio-Essays beim<br />

Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart und förderte<br />

viele junge Autoren. 1963 hielt er seine<br />

Frankfurter Poetikvorlesungen »Grundbegriffe<br />

einer Poetik im 20. Jahrhundert«. 1969 bekam er<br />

für sein poetisch-experimentelles Werk den<br />

Georg-Büchner-Preis, 1970 kamen der Hörspielpreis<br />

der Kriegsblinden und 1984 der Literaturpreis<br />

der Stadt Köln hinzu.<br />

Nach seinen Erfolgen im avantgardistischen<br />

Feld der 1960er-Jahre fristeten Heißenbüttels<br />

Arbeiten lange Zeit unter dem Verdikt grammatikalischer<br />

Reduktion und unverständlicher<br />

Sprachpoesie ein nahezu unbeachtetes Dasein.<br />

Seit einigen Jahren wird er als zentraler Vertreter<br />

der bundesrepublikanischen Neoavantgarde<br />

wiederentdeckt, sei es als »Sammler und Erfinder«<br />

oder »Integrationsfigur der neuen Avantgarden in<br />

den 1960er-Jahren«, wie denn auch sein experimentelles<br />

Werk mehr in den Blick rückt.<br />

Heißenbüttels Literaturbegriff kreist um die<br />

Reduktion des Inhalts und die Auflösung der<br />

Form aus ihren traditionell erzählenden Funktionen.<br />

An erster Stelle steht die interaktive »Beziehung<br />

zwischen Literatur und Leser, Kunst und<br />

Publikum«. Das Vorbild hierfür lieferten die abstrakte<br />

Prosa, Portraiture und Wortkompositionen<br />

Gertrude Steins (1874–1946). Heißenbüttel<br />

entdeckte in Steins Texten musikalische Techniken<br />

der Etüde, Komposition und Kadenz. Ihren<br />

»insistence«-Stil der Jahre 1906–08 übertrug<br />

er auf seine eigenen experimentellen Texte als<br />

Wiederholungen von Sätzen und Phrasen und<br />

als rhythmische Qualitäten. Auch Steins serielle<br />

Verfahren wie das »continuing of paragraphing«<br />

übernahm Heißenbüttel mit mathematischer<br />

Exaktheit und einer manischen Vorliebe für die<br />

Zahl 13. Aus dem Wechsel von Fortgang und Wiederholung<br />

einzelner Wortkombinationen verschwimmen<br />

die Grenzen zwischen Poesie und<br />

Prosa zu einer poetologisch »offenen Literatur«.<br />

Mit dem bekannten Text »Politische Grammatik«<br />

aus dem »Textbuch« bereicherte er die<br />

ästhetische Neoavantgarde und konkrete Dichtung<br />

um eine politische Dimension. Diese betraf<br />

die allfällige Auseinandersetzung mit der<br />

8 6 |<br />

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Literaturhaus <strong>Berlin</strong> | Ausstellungen<br />

Alternativ zum literarischen Mainstream arbeitete<br />

Heißenbüttel in den 1970er-Jahren einen<br />

literarischen Gegenkanon heraus. Hierzu zählt<br />

sein Konzept einer »Offenen Literatur«, die sich<br />

aus Gattungskonventionen löst sowie die Autorenmusik,<br />

einer offenen Textsorte als Artefakt<br />

zwischen Literatur und Musik. Zusammen mit<br />

Franz Mon (geb. 1926) gab er die »Anti-Anthologie«<br />

heraus, die Gedichte nach der Anzahl ihrer<br />

Wörter versammelte.<br />

Ein breiteres Publikum erreichte er in den<br />

späten 1970er-Jahren als Erzähler mit »Eichendorffs<br />

Untergang und andere Märchen« von<br />

1978 und »Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht<br />

gewonnen hätte« von 1979. Die anfänglichen<br />

Stein’schen Experimente modifizierte er in autobiografischen<br />

experimentellen Quasi-Selbstentwürfen<br />

neu. Das bislang von der literaturwissenschaftlichen<br />

Forschung kaum gewürdigte<br />

Antiwerk, Heißenbüttels modernes großes<br />

Romanprojekt »d’Alemberts Ende«, harrt weiterhin<br />

eines gründlichen Gelesenwerdens durch<br />

die Leser.<br />

Versucht man, Heißenbüttels literarisch-ästhetisches<br />

Konzept der Grenzüberschreitung<br />

der Formen, Gattungen und Stile zu erfassen,<br />

bietet bereits die Lektüre der wunderbar klaren<br />

programmatischen Titel seiner poetischen und<br />

literarhistorischen Essays eine gute Orientierung.<br />

So reichen diese von »Grenzformen der<br />

Dichtung [Über Ausbruchsversuche aus dem traditionellen<br />

Poesieverständnis]«, »13 Thesen über ästhetische<br />

Grenzüberschreitung«, »Von Stockhausen<br />

bis zum Western« über »Spielregeln des Kriminalromans«<br />

bis zur beinahe popartigen »Integration<br />

des Banalen«, bei der er schon den –<br />

mittlerweile längst im literarischen Kanon etablierten<br />

– Comic im literarischen Fachblick hatte.<br />

Bleibt zuletzt auf die wichtigen methodischen<br />

und theoretischen Diskussionen hinzuweisen,<br />

die Heißenbüttel in der Auseinandersetzung auf<br />

dem Gebiet von »literature & science« zu den<br />

Thesen C. P. Snows (1905–1980) entwickelte,<br />

über die sich herausbildenden zwei Kulturen der<br />

von links nach rechts:<br />

Helmut Heißenbüttel<br />

(5. von links) beim Bielefelder<br />

Colloquium, 1997.<br />

Literaturhaus <strong>Berlin</strong><br />

Helmut Heißenbüttel,<br />

Fotografie aus dem Nachlass.<br />

Stiftung Archiv der Akademie<br />

der Künste, <strong>Berlin</strong> 2006<br />

Helmut Heißenbüttel, Selbstporträt<br />

aus dem Nachlass<br />

Helmut Heißenbüttel. Stiftung<br />

Archiv der Akademie der<br />

Künste, <strong>Berlin</strong><br />

Vergangenheit und Erinnerung. Für den Lyriker<br />

Ernst Jandl (1925–2000, mj 2/2011) stellte deshalb<br />

diese Poesie-Prosa-Mischform das »vielleicht<br />

schönste deutsche Jagdgedicht« dar:<br />

»Verfolger verfolgen die Verfolgten. Verfolgte aber<br />

werden Verfolger. Und weil Verfolgte Verfolger<br />

werden werden aus Verfolgten verfolgende Verfolgte<br />

und aus Verfolgern verfolgte Verfolger. Aus<br />

verfolgten Verfolgern aber werden wiederum Verfolger<br />

[verfolgende verfolgte Verfolger]. Und aus<br />

verfolgenden Verfolgten werden wiederum Verfolgte<br />

[verfolgte verfolgende Verfolgte]. Machen<br />

Verfolger Verfolgte. Machen verfolgende Verfolgte<br />

verfolgte Verfolger. Machen verfolgende verfolgte<br />

Verfolger verfolgte verfolgende Vervolgte.<br />

Und so ad infinitum. […]<br />

Als Verfolger des Verfolgens in Verfolgern wie Nichtverfolgern<br />

werden sie verfolgt von Verfolgern wie<br />

Verfolgten. Als Verfolger des Nichtverfolgens des<br />

Verfolgens werden sie verfolgt von Nichtverfolgern<br />

wie Nichtverfolgten. Verfolger des Verfolgens und<br />

Nichtverfolgens wären sie die eigentlich Verfolgten.<br />

Nicht verfolgende Verfolgte und verfolgte Verfolger.<br />

Sondern Verfolger und Verfolgte zugleich.«<br />

Auch seine »Kalkulation über was alle gewußt<br />

haben« stellt die Wörter Wissen, Mitwissen, Mitmach[er],<br />

Mittäter heraus. Diese Alltagsphrasen<br />

spiegeln ein latentes, verdrängendes Täterbewusstsein.<br />

Nahezu zwangsläufig reagiert der kritische<br />

und emanzipierte Rezipient darauf mit<br />

einem kritischen Bewusstsein.<br />

Natur- und Geisteswissenschaften. Sein Anliegen,<br />

Kunst und Wissenschaften anzunähern und<br />

als »vergleichbare Tätigkeiten« aufzufassen, war<br />

in seiner gesamtkünstlerischen Poetik ein weiteres<br />

der zahlreichen, von ihm maßgeblich<br />

selbst entdeckten Themenfelder.<br />

Die Ausstellung im Literaturhaus <strong>Berlin</strong> widmet<br />

sich den reichhaltigen Aspekten des experimentellen<br />

Werks und Wirkens Helmut Heißenbüttels<br />

im bundesrepublikanischen, neoavantgardistischen<br />

Kontext.<br />

Johanna Bohley und Lutz Dittrich<br />

Dr. Jonanna Bohley ist Literaturwissenschaftlerin und<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU <strong>Berlin</strong>.<br />

Lutz Dittrich ist Projektleiter beim Literaturhaus <strong>Berlin</strong>.<br />

Beide konzipieren die Reihe »Experimentelle Werke«,<br />

in der seit 2011 vier Ausstellungen zu Franz Mon, der<br />

Neoavantgarde um 1960, zu Bohumila Grögerová und<br />

schließlich zu Helmut Heißenbüttel gezeigt wurden.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 8 7


Ausstellungen<br />

Schwules Museum<br />

Mädchen in Uniform<br />

Christa Winsloe (1888 –1944)<br />

30. November 2012 bis 4. März 2013<br />

»Mein Leben lang habe ich Tiere gezeichnet und<br />

modelliert und ein paar hübsche kleine Geschichten<br />

zusammengeschrieben. Jetzt wollte ich doch<br />

bloß mal versuchen, ob ich lebendige Menschen<br />

zustande bringe. Und da kommen nun auch noch<br />

all die Frauen, die keine Männer mögen und wollen<br />

mir einreden, ich hab dieses Stück für sie geschrieben.<br />

Ich fahr wieder heim nach München,<br />

da kenn ich mich besser aus.« So kokett reagierte<br />

Christa Winsloe im November 1931 nach der Premiere<br />

von »Mädchen in Uniform« im <strong>Berlin</strong>er<br />

Kino Capitol. Ihr zugrundeliegendes Theaterstück<br />

»Ritter Neréstan« wurde in Leipzig uraufgeführt<br />

und im folgenden Jahr unter dem Titel<br />

»Gestern und heute« an Bühnen in <strong>Berlin</strong>, Wien<br />

und Zürich inszeniert. Doch der durchschlagende<br />

Publikumserfolg kam erst mit der filmischen<br />

Bearbeitung. Das Drehbuch erstellte Christa<br />

Winsloe mit Leontine Sagan und Carl Froelich.<br />

Leontine Sagan, die das Stück bereits in <strong>Berlin</strong><br />

inszeniert hatte, führte unter der künstlerischen<br />

Oberleitung von Froelich Regie. Der Film galt<br />

als einer der besten des Jahres 1931, erzielte Preise<br />

und wurde weltweit gefeiert. Die zeitgenössische<br />

Filmkritik interpretierte den Film als Anklage<br />

gegen den preußischen Erziehungsdrill –<br />

Lotte H. Eisner, Herbert Ihering und Rudolf Arnheim<br />

ließen den lesbischen Subtext weitgehend<br />

unbeachtet. In der Lesbenzeitschrift »Die Freundin«<br />

wurde der Film euphorisch besprochen und<br />

eindeutig bewertet: »Die Lehrerin und die Schülerin<br />

lassen nicht mehr voneinander.« Der Film<br />

war sehr populär. So ging die Protagonistin Doris<br />

in Irmgard Keuns Roman »Das kunstseidene<br />

Mädchen«, der im Juni 1932 erschien, ins Kino:<br />

Sie sah »Mädchen in Uniform«. In diesem Jahr<br />

gab es in zahlreichen deutschen Städten erneut<br />

Inszenierungen des Theaterstücks.<br />

Christa Winsloe ist heute fast vergessen. Im<br />

AvivA-Verlag erscheint in diesem Herbst die<br />

erste Biografie »Meerkatzen, Meißel und das<br />

Mädchen Manuela« von Doris Hermanns. Neu<br />

aufgelegt wird auch der 1933 in Amsterdam erschienene<br />

Roman »Das Mädchen Manuela« bei<br />

Krug & Schadenberg. Das Schwule Museum<br />

nimmt dies zum Anlass, die Autorin und Bildhauerin<br />

Christa Winsloe in einer Ausstellung<br />

zu präsentieren.<br />

Christa Winsloe besuchte in Potsdam ein<br />

Mädcheninternat – Erlebnisse, die sie später literarisch<br />

verarbeitete. Sie zog zum Bildhauerstudium<br />

nach München und verkehrte in der<br />

Schwabinger Bohème. 1913 lernte sie den ungarischen<br />

Schriftsteller Lajos Hatvany kennen, den<br />

sie im gleichen Jahr heiratete. Zum Schreiben<br />

kam sie über die Bildhauerei. Eine Veröffentlichung<br />

in der renommierten Kulturzeitschrift<br />

»Querschnitt« erzählte von ihren Skulpturen:<br />

»Ich modelliere Tiere«. Neben ihrer bildhauerischen<br />

und journalistischen Arbeit verfasste sie<br />

Theaterstücke: Ihr erstes hieß »Ritter Nerestan«.<br />

1932 verliebte sie sich in die Journalistin<br />

und frühe NS-Kritikerin Dorothy Thompson. Sie<br />

gingen zusammen auf Reisen und Christa Winsloe<br />

zog zu ihr in die USA. Die Beziehung scheiterte<br />

nach zwei Jahren. Christa Winsloe tat sich<br />

mit ihrer weiteren Lebensplanung schwer. Sie<br />

reiste, lebte in München und in Frankreich. Ihre<br />

Bücher wurden nach 1933 in Deutschland nicht<br />

mehr verkauft. 1938 schrieb sie das Drehbuch für<br />

Unbekannter Fotograf, Christa Winsloe,<br />

ohne Jahr. Sammlung Renate von Gebhardt<br />

den Pabst-Film »Jeunes filles en détresse«. In<br />

den folgenden Jahren ließ sie sich in Cagnes,<br />

Südfrankreich, nieder und lebte dort mit der<br />

Schweizer Pianistin Simone de Gentet. Als die<br />

beiden aus Frankreich in ihre Herkunftsländer<br />

aufbrechen wollten, wurden sie 1944 in Cluny<br />

von Kriminellen erschossen. Lange hielt sich das<br />

Gerücht, sie seien als deutsche Spioninnen von<br />

der Résistance hingerichtet worden.<br />

8 8 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Schwules Museum | Ausstellungen<br />

Winsloes Nachlassverwalterin Renate von<br />

Gebhardt wird für die Ausstellung zum ersten<br />

Mal Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien, Manuskripte<br />

und Briefe zur Verfügung stellen. Nur<br />

wenige Bücher und künstlerische Werke von<br />

Winsloe sind in öffentlichen Institutionen erhalten.<br />

Wir bemühen uns um Ergänzungen, die das<br />

Umfeld beleuchten. Lebensbegleiterinnen, wie<br />

die Geliebte und Journalistin Dorothy Thompson,<br />

die Kinderbuchautorin Hertha von Gebhardt<br />

und die Journalistin Hilde Walter, sowie<br />

»Mädchen in<br />

Uniform« –<br />

Deutschland<br />

1931, Regie:<br />

Leontine Sagan.<br />

Dorothea Wieck<br />

(vierte von<br />

links). Quelle:<br />

Deutsche<br />

Kinemathek –<br />

Museum für<br />

Film und<br />

Fernsehen<br />

»Mädchen in<br />

Uniform« –<br />

Deutschland<br />

1931, Regie:<br />

Leontine Sagan.<br />

Annemarie von<br />

Rochhausen,<br />

Hertha Thiele.<br />

Quelle:<br />

Deutsche<br />

Kinemathek –<br />

Museum für<br />

Film und<br />

Fernsehen<br />

der Ehemann Lajos Hatvany, der sie zeitlebens<br />

finanziell unterstützte, werden präsentiert.<br />

Der andere Schwerpunkt der Ausstellung gilt<br />

der Rezeption ihrer Werke: Der Film von 1931<br />

wird immer noch im Kino und Fernsehen gezeigt,<br />

Bearbeitungen des Stücks und des Romans werden<br />

aktuell auf Bühnen gebracht. Haben sich<br />

die Interpretationen verändert Christa Winsloes<br />

Theaterstück »Gestern und heute« ist dreimal<br />

verfilmt worden: In der ersten Fassung von<br />

1931 spielte Hertha Thiele die Schülerin Manuela<br />

und Dorothea Wieck die geliebte Lehrerin.<br />

Erika Mann trat in einer kleinen Rolle auf. In der<br />

Nachkriegsverfilmung übernahmen die Rollen<br />

Romy Schneider und Lilli Palmer. Die Nebenrollen<br />

waren prominent mit Therese Giehse und<br />

Blandine Ebinger besetzt. Schon 1951 gab es eine<br />

mexikanische Version »Muchachas de uniforme«,<br />

die allerdings recht freizügig mit der Vorlage<br />

verfuhr.<br />

Wir zeigen zu den Filmen Werk- und Szenenfotos,<br />

Szenenentwürfe und weitere Raritäten<br />

wie Drehbuch und Plakate. Zitate von Hertha<br />

Thiele über die Produktion, die Rezeption und<br />

über Christa Winsloe ergänzen die Exponate.<br />

Auf besondere Weise ist Leontine Sagan mit dem<br />

Film »Mädchen in Uniform« verbunden. Die<br />

Schauspielerin und Regisseurin brachte das<br />

Stück nicht nur in <strong>Berlin</strong> auf die Bühne und inszenierte<br />

den Film, sondern sie führte auch<br />

in London und Südafrika in dem Theaterstück<br />

Regie. In Südafrika spielte sie sogar das Fräulein<br />

von Bernburg. Kurzfristig erhielt sie Engagements<br />

in London und Hollywood.<br />

In der feministischen Rezeption stellte sich<br />

die Frage nach Christa Winsloes Bezug zur lesbischen<br />

Liebe. US-amerikanische Feministinnen<br />

erklärten Sagans Film zum Lesbenklassiker. Für<br />

die Schriftstellerin Christa Reinig war die Auseinandersetzung<br />

mit »Mädchen in Uniform«<br />

von zentraler Bedeutung. 1983 gab sie im Verlag<br />

Frauenoffensive nicht nur Winsloes Roman »Das<br />

Mädchen Manuela« heraus, sondern adaptierte<br />

und montierte Sequenzen aus dem Film in ihre<br />

Erzählung »Die ewige Schule«. Christa Winsloe<br />

bekannte in »Life Begins«, im homosexuellen<br />

Thema ihr literarisches Zuhause gefunden zu<br />

haben: »Meine Geschichte wird die Geschichte<br />

des Jungen, der seine Homosexualität bekämpft.<br />

[…] Ich bin so glücklich, wieder bei meinem Thema<br />

zu sein. Und fühle, dass ich nur dann gut bin. Diese<br />

Sache ist in einer Linie mit Manuela und meinem<br />

Buch.«<br />

Heike Stange und Wolfgang Theis<br />

Die beiden Autoren haben die Ausstellung kuratiert.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 8 9


Ausstellungen<br />

Museum Europäischer Kulturen<br />

Weihnachtspyramiden<br />

Tradition und Moderne<br />

30. November 2012 bis 3. Februar 2013<br />

Die sich durch Kerzenwärme drehende Weihnachtspyramide<br />

gehört vermutlich zu den<br />

bekanntesten weihnachtlichen Symbolen in<br />

Deutschland. Zunächst verbindet man sie mit<br />

dem Erzgebirge. Dabei gab es pyramidenartige<br />

Lichtergestelle auch in anderen Regionen. Auf<br />

dem <strong>Berlin</strong>er Weihnachtsmarkt waren die »Perjemiden«<br />

im 19. Jahrhundert nicht wegzudenken.<br />

Neben dem Stadtschloss am Petriplatz und später<br />

am Lustgarten gab es ganze »Wälder« von<br />

Pyramiden. Sie bestanden aus vier Stäben, die<br />

oben zu einer Spitze zusammenliefen und unten<br />

in einem Brettchen steckten. Meist waren<br />

es Kinder oder ärmere Leute, die sich mit dem<br />

Verkauf dieser Lichtergestelle etwas Geld verdienten.<br />

So auch <strong>Berlin</strong>s berühmter »Eckensteher<br />

Nante«, dem Adolf Glassbrenner die Worte<br />

in den Mund legte: »Am Weihnachtsfeste hab<br />

ick Ruh / von wegen meiner Ollen; / … Sie macht<br />

Rosinenmänner dann / un ick bau Perjemieden.«1<br />

Mit Zweigen, Bändern oder Papierstreifen geschmückt<br />

und mit Äpfeln, Nüssen, Rosinen und<br />

Zuckerzeug behängt, dienten die Pyramiden zur<br />

Beleuchtung des Gabentischs und waren gleichzeitig<br />

eine bescheidene Form der Bescherung.<br />

Erst als es mit den Eisenbahnen möglich wurde,<br />

frisch geschlagene Weihnachtsbäume in die<br />

Städte zu bringen, übernahmen diese die Beleuchtung<br />

des Gabentisches. Fast wären die<br />

Weihnachtspyramiden ganz in Vergessenheit<br />

geraten, hätte es nicht aus dem Erzgebirge die<br />

drehbare Pyramide mit Flügelrad gegeben.<br />

Diesem Thema widmet sich nun eine Ausstellung<br />

im Museum Europäischer Kulturen. Neben<br />

erzgebirgischen Pyramiden zeigt sie auch<br />

Dieter Huch, Engel Weltall haltend, Zwönitz,<br />

2008–11. Museum Europäischer Kulturen SMB.<br />

Foto: Ute Franz-Scarciglia<br />

weniger bekannte Varianten weihnachtlicher<br />

Lichtergestelle wie Holdenstedter Engelstöcke,<br />

Sebnitzer Schattenspiele, Lausitzer Weihnachtsleuchter<br />

oder einen Hiddenseer Bügelbaum.<br />

Viele Pyramiden sind Einzelanfertigungen, hinter<br />

denen eine ganz besondere Geschichte<br />

steht. Erich Gille beispielsweise hat seine Lebenserinnerungen<br />

auf seiner »Lebenspyramide«<br />

dargestellt. Im Osterzgebirge, in der Region um<br />

Seiffen, entstanden unter dem Einfluss der dortigen<br />

Gewerbefachschule Pyramiden, die zu<br />

Klassikern geworden sind, beispielsweise die<br />

von Max Schanz entwickelte Dreistabpyramide<br />

oder die Göpelpyramide von Walter Werner.<br />

Schon um 1900 begannen die Vorläufermuseen<br />

des Museums Europäischer Kulturen Weihnachtspyramiden<br />

zu sammeln. Etwa 100 Objekte<br />

dieser umfangreichen Sammlung sind nun<br />

erstmals gemeinsam zu sehen. Ergänzt wird die<br />

Ausstellung durch Neuerwerbungen moderner<br />

Pyramiden. Sie belegen die Innovationskraft der<br />

Gestalter und zeigen, in welch sensiblem Bereich<br />

zwischen Kunst und Kunsthandwerk sich Weihnachtspyramiden<br />

heute bewegen. Als größte Pyramide,<br />

mit über drei Metern Höhe, wird die 1964<br />

erbaute Cunersdorfer Ortspyramide im Außenbereich<br />

des Museums zu sehen sein. Nicht zuletzt<br />

diese Großpyramiden tragen dazu bei, dass<br />

die Ausstrahlung der Weihnachtspyramiden inzwischen<br />

weit über Sachsen und Deutschland<br />

hinausgeht.<br />

Tina Peschel<br />

Die Autorin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />

Museum Europäischer Kulturen SMB und Kuratorin der<br />

Ausstellung.<br />

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit englischsprachigen<br />

Zusammenfassungen.<br />

Anmerkung<br />

1 Zitiert nach: Kurt Pomplun, Weihnachten und Neujahr<br />

im alten <strong>Berlin</strong>. Ein Beitrag zur Volkskunde der<br />

Großstadt (= <strong>Berlin</strong>er Forum, Heft 14), Presse- und<br />

Informationsamt des Landes <strong>Berlin</strong>, <strong>Berlin</strong> 1969, S. 18.<br />

9 0 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Unsere Empfehlungen<br />

zum Friedrichjahr 2012<br />

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Gelebte Antike –<br />

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Vetternwirtschaft<br />

Briefwechsel zwischen Friedrich II.<br />

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Günter Berger und<br />

Julia Wassermann<br />

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28. Oktober 2012 / 19 bis 22 Uhr / Eintritt frei


In aller Kürze


In aller Kürze<br />

Neue Nationalgalerie<br />

Paul McCarthy: The Box<br />

6. Juli bis 4. November 2012<br />

Paul McCarthy, The Box, 1999. Mischtechnik,<br />

Holz, 594 × 1666 × 404 cm. Friedrich Christian<br />

Flick Collection im Hamburger Bahnhof.<br />

© Paul McCarthy. Foto: Wolfgang Siesing<br />

Der amerikanische Künstler Paul McCarthy (geb. 1945 in Salt Lake City) ist mit körperbetonten<br />

und gesellschaftskritischen Performances und Installationen bekannt geworden.<br />

Die Nationalgalerie zeigt nun mit »The Box« ein Hauptwerk dieses Künstlers und verweist<br />

auch auf den realen wie mythisch besetzten Schaffensort, an dem viele seiner Werke entstanden<br />

sind: das Studio. In der äußeren Gestalt so unscheinbar wie eine Transportkiste,<br />

zeigt sich im Inneren von »The Box« eine verblüffende und kaum zu überschauende Vielfalt<br />

an Dingen und Relikten des Künstlers. Es handelt sich um das reale Atelier McCarthys,<br />

das er in diese Kiste eingebaut hat – allerdings um 90 Grad gedreht. Ausgestellt als singuläres<br />

Großobjekt im quadratischen Mies-Bau, ergibt sich die Situation einer »Box in der<br />

Box«, eine vielschichtige Überlagerung von Architektur und Kunst.<br />

Georg-Kolbe-Museum<br />

BIOS – Konzepte des Lebens in der zeitgenössischen Skulptur<br />

26. August bis 11. November 2012<br />

Patricia Piccinini, The Comforter, 2010. Verschiedene<br />

Materialien, 60 × 80 × 80 cm. Olbricht Collection.<br />

Foto: Graham Baring. Mit frdl. Genehmigung<br />

des Künstlers und Haunch of Venison<br />

Die Ausstellung versammelt Arbeiten von internationalen Künstlern. Bindeglied ist ihre<br />

Auseinandersetzung mit dem Lebendigen, insbesondere vor dem Hintergrund radikaler<br />

Umwälzungen in den modernen Lebenswissenschaften durch die fortschreitenden Entwicklungen<br />

der Gentechnologie wie der Mikrobiologie. Der Blick der Ausstellung richtet<br />

sich auf das Organische und Pflanzliche als ein vom Menschen bereits vielfach deformiertes<br />

und wissenschaftlich durchdrungenes Feld, das seine Fremdheit und Autonomie durch<br />

den technischen Zugriff des Menschen auf die Natur bereits verloren hat, aber uns genau<br />

dadurch umso rätselhafter geworden ist.<br />

Teinehmende Künstler: Brandon Ballengée, Peter Buggenhout, Lee Bul, Mark Dion, Brad Downey, Thomas<br />

Feuerstein, Eli Gur Arie, Tue Greenfort, Patricia Piccinini, Donato Piccolo, Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger,<br />

Günter Weseler, David Zink Yi.<br />

Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – <strong>Berlin</strong><br />

Lothar Wolleh: Joseph Beuys im Moderna Museet Stockholm, 1971<br />

4. September bis 25. November 2012<br />

Lothar Wolleh, o.T. [Joseph Beuys im Moderna<br />

Museet, Stockholm], 1971. © Oliver Wolleh<br />

Die Ausstellung der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart –<br />

<strong>Berlin</strong> präsentiert 58 s/w-Fotografien des Fotografen Lothar Wolleh (1930–79), die er im<br />

Januar 1971 in Stockholm aufgenommen hatte. Die Fotos zeigen Joseph Beuys inmitten<br />

seiner Werke beim Aufbau seiner ersten Auslandsausstellung im Moderna Museet. Später<br />

im Jahr haben Wolleh und Beuys 51 der gezeigten Bilder zu einem Buch aus PVC-Folien<br />

gebunden, das Beuys in ein mit Wasser gefülltes Metallbassin legte und mit einer Unterwasserlampe<br />

anstrahlte; es entstand das sogenannte »Unterwasserbuch«. Ein Buch der<br />

Kleinserie befindet sich in der Sammlung Erich Marx und wird nun erstmalig im Zusammenhang<br />

mit den Fotos präsentiert. Wolleh hatte sich als Künstlerporträtist bereits<br />

einen Namen gemacht, als er Beuys im Januar 1971 auf eigene Initiative ins Moderna<br />

Museet begleitete.<br />

9 4 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


In aller Kürze<br />

Neuer <strong>Berlin</strong>er Kunstverein (n.b.k.)<br />

Arno Brandlhuber – Archipel<br />

8. September bis 4. November 2012<br />

Arno Brandluber, Archipel, Ausstellungsansicht<br />

Neuer <strong>Berlin</strong>er Kunstverein, 2012. © Neuer<br />

<strong>Berlin</strong>er Kunstverein. Foto: Jens Ziehe<br />

»Archipel« ist die erste Einzelausstellung des <strong>Berlin</strong>er Architekten Arno Brandlhuber (geb.<br />

1964) in einer Kunstinstitution. Sein Projekt für den n.b.k. besteht darin, den Ausstellungsraum<br />

in eine insulare Stadtlandschaft aus Beton zu verwandeln und dabei vorgefundene<br />

Elemente vorgängiger Ausstellungsarchitekturen zu verwenden. Der Titel ist der Debatte<br />

um Oswald M. Ungers’ städtebauliches Konzept »Die Stadt in der Stadt. <strong>Berlin</strong> – Das Grüne<br />

Stadtarchipel« (1977) entlehnt, sowie den Diskussionen um die Vision eines »Grünen Archipels«.<br />

Im vereinigten <strong>Berlin</strong> von heute lässt sich die Umgestaltung der Stadt mit sozialpolitischen<br />

Fragen verbinden, aber auch mit Fragen der Architektur der <strong>Berlin</strong>er Republik<br />

sowie internationaler Diskurse um urbane Entwicklungen. Was für eine Stadt als Natur-<br />

Kultur-Raum ist heute möglich, ließe sich in Anlehnung an Ungers’ Konzeption fragen.<br />

Ibero-Amerikanisches Institut (IAI)<br />

Mexikanische Druckgrafik – Sammlungen des IAI<br />

7. September bis 27. Oktober 2012<br />

Arturo García Bustos, Demonstrierende Bauern,<br />

2010. Holzschnitt, 65 × 57 cm.© Museo Nacional<br />

de la Estampa/IAI/Arturo García Bustos<br />

Unter dem Titel »Estampas de la Independencia y la Revolución« (Drucke von der Freiheit<br />

und der Revolution) vereint das IAI aktuelle Werke renommierter zeitgenössischer mexikanischer<br />

Künstler wie H. Escobedo, L. Carrington und R. Turnbull mit älteren Werken der<br />

einflussreichen mexikanischen Grafikwerkstatt Taller de Gráfica Popular.<br />

Den Anstoß für die Ausstellung lieferte eine Schenkung des mexikanischen Staates:<br />

Anlässlich der 200-jährigen Unabhängigkeit Mexikos und des 100-jährigen Jubiläums der<br />

mexikanischen Revolution im Jahr 2010 haben sich 52 mexikanische Künstler in Auftragsarbeiten<br />

mit dem Thema Freiheit auseinandersetzt. 50 der 100 Editionen signierter Originale<br />

aus diesem Projekt des Museo Nacional de la Estampa in Mexiko wurden an je eine<br />

Institution in verschiedene Staaten weltweit vergeben, in Deutschland an das IAI.<br />

Schloss Sacrow<br />

ParadeStücke<br />

30. September bis 4. November 2012<br />

Carsten Hensel, silberschirm, 2012,<br />

Rauminstallation<br />

Aus Anlass des 300. Geburtstages von Friedrich dem Großen zeigt die Ausstellung »ParadeStücke«<br />

ausgewählte Positionen aller 19 im Neuen Atelierhaus Panzerhalle vertretenen<br />

Künstlerinnen und Künstler. Mit vielfältigen künstlerischen Medien und Strategien werden<br />

Themen wie Macht, Militär, Musik, Wissenschaft, Architektur, Glanz, Mythos und<br />

Nachruhm sowie Nähe und Ferne der von Absolutismus und Aufklärung geprägten Epoche<br />

aus heutiger Perspektive beleuchtet. Eine Vielzahl der Werke wird eigens für die Räume in<br />

Schloss Sacrow konzipiert und dort erstmals präsentiert. Mit der Ausstellung »Parade-<br />

Stücke« wird Schloss Sacrow nach längerer Schließung wieder für das Publikum geöffnet.<br />

Schloss Sacrow, Krampnitzer Straße 33, Potsdam.<br />

Öffnungszeiten: Sa., So. und Feiertage (3.10. und 31.10.) von 11 bis 17 Uhr.<br />

Mehr Informationen unter: www.neues-atelierhaus-panzerhalle.de und www.ars-sacrow.de<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 9 5


In aller Kürze<br />

Museum Europäischer Kulturen<br />

Elisabeth Tietmeyer wird neue Direktorin des MEK<br />

Elisabeth Tietmeyer. Foto: Klam/<strong>Berlin</strong><br />

Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat Dr. Elisabeth Tietmeyer einstimmig<br />

zur neuen Direktorin für das Museum Europäischer Kulturen SMB bestimmt. Sie<br />

ist seit Oktober 2000 bereits Stellvertretende Direktorin dieses Museums und wird Prof.<br />

Dr. Konrad Vanja, der Ende des Jahres 2012 in den Ruhestand geht, unmittelbar nachfolgen.<br />

Sie tritt ihr Amt zum 1. Januar 2013 an.<br />

Elisabeth Tietmeyer studierte Völker- und Volkskunde sowie Soziologie in Münster.<br />

1990 promovierte sie zum Thema »Die soziale Institution der Frauen/Frauen-Heirat bei<br />

den Gikuyu in Kenia«. Sie kam 1993 als Leiterin der Abteilung Europa ins damalige Museum<br />

für Völkerkunde (heute Ethnologisches Museum). 1999 wechselte sie zum Museum Europäischer<br />

Kulturen, das kurz zuvor aus dem Museum für Volkskunde und der europäischen<br />

Sammlung des Museums für Völkerkunde hervorgegangen war. Sie kuratierte die neue<br />

Dauerausstellung »Kulturkontakte – Leben in Europa« des MEK.<br />

Elisabeth Moortgat in die Welt entlassen<br />

Aussagekräftiges Regal am Arbeitsplatz,<br />

Klosterstraße 68, <strong>Berlin</strong>-Mitte, September 2012.<br />

Foto: Redaktion<br />

Erst seit Jahrgang drei, Heft drei listet das Impressum dieser Zeitschrift die einzelnen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auf. Vorher vermerkte man nur den Verantwortlichen, unter<br />

»Redaktion« den Chef und schließlich den Gestalter. Somit ziert der Name Elisabeth<br />

Moortgats erst seit Juli 1989 das Impressum, auch wenn sie an den ersten Jahrgängen schon<br />

geschmackssicher und mit profunder Kenntnis kräftig mitgewirkt hatte.<br />

Sie, die im Westen West-<strong>Berlin</strong>s aufgewachsen ist und seit Ewigkeiten im Stadtteil der<br />

berühmten Wilmersdorfer Witwen wohnt, hat die durch den Mauerfall begünstigte inhaltliche<br />

wie räumliche Ostwanderung des Journals mitgemacht: mit dem Museumspädagogischen<br />

Dienst vom Steinplatz gegenüber der HdK in die Chausseestraße, die Brunnenstraße<br />

und schließlich in die Klosterstraße und die <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH. Anders als die<br />

Witwen reist sie mit dem Auto, die U-Bahn ist ihr nichts. Sie kann sich prächtig über die<br />

schlechten Straßenanbindungen von West und Ost ereifern, über den verstopften Potsdamer<br />

Platz, die volle Friedrichstraße, und kommt jetzt – Ironie des Schicksals –, da der<br />

Durchbruch der Axel-Springer-Straße zur Leipziger einen veritablen west-östlichen Verkehrsfluss<br />

zulässt, nicht mehr in die Redaktion. Hier hat Elisabeth Moortgat genug gearbeitet!<br />

Alle drei Monate ein Journal, und das seit mehr als 25 Jahren, dazu immer wieder Publikationen<br />

wie die Reihe »gegenwart museum« oder das »PreußenJahrBuch« zum<br />

gleichnamigen Jubeljahr, um nur zwei zu nennen, largement assez! Den zunehmend auch<br />

an sie herangetragenen Flexibilisierungsansinnen hat sie sich entzogen. Sie hat fürs Journal<br />

die Fotoartikel bearbeitet, die Texte der <strong>Berlin</strong>ischen Galerie, des Schwulen Museums<br />

und immer die archäologischen Themen, wurde gesucht, um Autorinnen und Autoren zu finden,<br />

Geliefertes einzuschätzen, zu kürzen. Das hat sie mit großer Freude, scharfem Verstand<br />

und spitzem Bleistift getan und nicht zum Schlechten der jeweiligen Texte. Großes<br />

Lob kam von allen Seiten, zum Schluss sogar von Preußen im Ruhestand.<br />

Dass Elisabeth Moortgat nicht im Verborgenen weiterwirken wird, hat mit dem Verborgenen<br />

Museum zu tun, das sich – die geneigte Leserschaft ist informiert – der Kunst von<br />

Frauen widmet und besonders von Fotografinnen. Hier setzt sie ein Leben fort, das sie weit<br />

über <strong>Berlin</strong> hinausführt, nach Köln, Winterthur, Amsterdam. Und gerne immer wieder nach<br />

Paris, wo man sich mittags Zeit nimmt und Wein trinkt, eine Gewohnheit, die in <strong>Berlin</strong> nur<br />

schwer durchzuhalten ist, von durchzusetzen ganz zu schweigen. Elisabeth Moortgat muss<br />

nicht mehr arbeiten und wird es dennoch mit Verve tun. Wir freuen uns mit ihr! | red<br />

9 6 |<br />

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In aller Kürze<br />

Schloss Britz<br />

Marc Chagall – Originalgrafiken aus sieben Jahrzehnten<br />

1. September 2012 bis 6. Januar 2013<br />

Marc Chagall, Die Engelsbucht, 1962.<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2012. Foto: Florian Fetzer<br />

Schloss Britz präsentiert das grafische Œuvre aus sieben Jahrzehnten eines der berühmtesten<br />

Maler seiner Zeit. Eine Auswahl von rund 100 Werken aus der Sammlung der Galerie<br />

Fetzer in Sontheim zeigt die verschiedenen Schaffensperioden Marc Chagalls (1887–1985),<br />

der vor 125 Jahren in Russland geboren wurde.<br />

Chagall wird häufig als der »Maler-Poet« bezeichnet. Seine unerschöpfliche Schaffenskraft<br />

ließ ihn auch Bühnenbilder, Kirchen- und Synagogenfenster und Mosaike entwerfen.<br />

Seine eigenen frühen Gedichte illustrierte er 1968 mit Farbholzschnitten. Die in der Ausstellung<br />

präsentierten Holzschnitte behandeln Themen wie Liebe, Einsamkeit, seine Heimat<br />

Russland und biblische Ausschnitte.<br />

Jüdisches Museum <strong>Berlin</strong><br />

Audioguide mit Hörspiel für Kinder<br />

© Jüdisches Museum <strong>Berlin</strong>.<br />

Foto: Nadja Rentzsch<br />

Im Jahr 2011 besuchten 60 000 Kinder und Jugendliche das Museum, die nicht an Gruppenführungen<br />

teilnahmen. Um dieser Klintel gerecht zu werden, hat das Jüdische Museum<br />

<strong>Berlin</strong> jetzt eine interaktive Hörspieltour entwickelt, mit der 8- bis 12-jährige Kinder die<br />

Dauerausstellung individuell und unabhängig von Erwachsenen entdecken können. Der<br />

Audioguide wird auf einem iPod angeboten, der mit einem Lesegerät ausgestattet ist. Zuerst<br />

gilt es, alle Objekte zu finden, manchmal geht es dafür durch Tunnel und in geheime<br />

Höhlen. Das Hörspiel startet automatisch, sobald ein Objekt entdeckt und der iPod an das<br />

Audioguide-Logo gehalten wird. Geschichten zu 14 Objekten können abgerufen werden,<br />

die in drei Minuten über die Ausstellungsthemen, die Exponate, über jüdische Religion und<br />

Tradition wie deutsch-jüdische Geschichte informieren. Der gesamte Rundgang führt zu 22<br />

Stationen und dauert anderthalb Stunden. Er wird begleitet von 45 Minuten Hörspiel.<br />

Staatliches Institut für Musikforschung<br />

berlin summt – Honig vom Dach des Musikinstrumenten-Museums<br />

Bee <strong>Berlin</strong> mal anders: Die kleine Biene summt<br />

nicht nur für <strong>Berlin</strong>, sie produziert auch Honig<br />

Neben dem Gutshof Schloss Britz, dem <strong>Berlin</strong>er Dom, dem Abgeordnetenhaus, dem Haus<br />

der Kulturen der Welt und dem Deutsch-Russischen Museum steht jetzt auch ein Bienenkorb<br />

auf dem Dach des Staatlichen Instituts für Musikforschung, in dem sich das Musikinstumenten-Museum<br />

befindet.<br />

Seit Frühjahr 2011 werden – im Rahmen einer gemeinschaftlichen Aktion – an mittlerweile<br />

16 repräsentativen Standorten der Hauptstadt Bienenstöcke aufgestellt und unterhalten.<br />

Dies geschieht in Kooperation mit erfahrenen <strong>Berlin</strong>er Imkern und den Hausbesitzern.<br />

Die Bereitstellung eines Gebäudes für die Bienen ist ein öffentlich sichtbares Signal<br />

der Hausherren: »Wir wertschätzen und anerkennen die große Bedeutung der Bienen für<br />

unsere Stadt und die gesamte Gesellschaft.« Der Honig vom Dach des Musikinstrumenten-<br />

Museums kann am Verkaufstisch des Museums erstanden werden.<br />

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In aller Kürze<br />

Nachruf<br />

Imgard Wirth<br />

Irmgard Wirth und <strong>Berlin</strong> – das gehörte einfach zusammen. In Charlottenburg wurde sie am<br />

14. November 1915 geboren. Als eine der ersten immatrikulierte sie sich 1946 nach Wiederaufnahme<br />

des Lehrbetriebs an der Humboldt-Universität. 1950 ging sie mit einem Stipendium<br />

der französischen Regierung an die Sorbonne, um über Selbstbildnisse der Romantik<br />

in Frankreich zu forschen. 1951 wurde sie in Kiel promoviert. Anschließend kehrte sie nach<br />

<strong>Berlin</strong> zurück, wo sie zunächst in der Denkmalpflege arbeitete. Innerhalb kurzer Zeit verfasste<br />

sie die Inventarbände der Bauwerke und Kunstdenkmäler des Bezirks Tiergarten sowie<br />

der Stadt und des Bezirks Charlottenburg.<br />

Nach dem Mauerbau gehörte Irmgard Wirth zu den Initiatoren des <strong>Berlin</strong> Museums,<br />

dessen Leitung sie von 1967 bis 81 innehatte. Das wieder aufgebaute Kammergericht in der<br />

Lindenstraße eröffnete sie 1968 mit einem Paukenschlag: Eduard Gaertner, dem sie nicht<br />

nur eine für damalige Verhältnisse üppige Ausstellung, sondern zehn Jahre später auch<br />

eine Monografie mit Werkverzeichnis widmete. Irmgard Wirth hat Maler wie Julius Jacob,<br />

Franz Skarbina und Paul Paeschke wiederentdeckt, während sie die Sammlung und Pflege<br />

der zeitgenössischen Kunst der später gegründeten <strong>Berlin</strong>ischen Galerie überließ. Wichtig<br />

waren ihr aber nicht nur künstlerische, sondern auch topografische und sozialgeschichtliche<br />

Themen. 1971 realisierte sie aus Anlass des 300-jährigen Bestehens der Jüdischen<br />

Gemeinde zu <strong>Berlin</strong> die Ausstellung »Leistung und Schicksal«, Beginn einer Jüdischen Abteilung<br />

am <strong>Berlin</strong> Museum und Keimzelle des heutigen Jüdischen Museums. Ihre unermüdliche<br />

Beharrlichkeit zahlte sich auch bei den Erwerbungen aus, wobei Irmgard Wirth<br />

dem großen Kunstwerk wie dem historisch gewordenen Alltagsgegenstand gleichermaßen<br />

Beachtung zuteil werden ließ.<br />

Seit ihrer Pensionierung hat sich Irmgard Wirth auf die wissenschaftliche Arbeit konzentriert<br />

und als Quintessenz ihres Wirkens eine Publikation zur <strong>Berlin</strong>er Malerei im 19.<br />

Jahrhundert vorgelegt. Die durch die Wende 1989 möglich gewordene Vereinigung des <strong>Berlin</strong><br />

Museums mit dem Märkischen Museum zur Stiftung Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> erfüllte sie<br />

mit großer Genugtuung. Am 11. Juli 2012 ist sie in <strong>Berlin</strong> gestorben. Irmgard Wirth hat sich<br />

bleibende Verdienste um die Bewahrung der Kultur und Geschichte <strong>Berlin</strong>s erworben.<br />

| Dominik Bartmann<br />

Impressum<br />

Das MuseumsJournal ist eine Publikation der <strong>Berlin</strong>er Museen.<br />

www.museumsjournal.de<br />

Herausgeber<br />

<strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH<br />

Geschäftsführer Moritz van Dülmen<br />

Klosterstraße 68 | D-10179 <strong>Berlin</strong><br />

Telefon (030) 247 49-700<br />

Telefax (030) 247 49-853<br />

www.kulturprojekte-berlin.de<br />

Chefredaktion Nina Szymanski<br />

Redaktion Emilie Buri (Volontariat),<br />

Elisabeth Moortgat, Christoph Tempel<br />

Kalender Julia Böhmler<br />

museumsjournal-kalender@<br />

kulturprojekte-berlin.de<br />

Gestaltung Ines Ebel<br />

Satz Darius Samek<br />

Gesamtherstellung<br />

Buch- und Offsetdruckerei<br />

H. Heenemann GmbH & Co. <strong>Berlin</strong><br />

Copyright<br />

© 2012 <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH<br />

ISSN 0933-0593<br />

Vertrieb Yvonne Frenkel<br />

vertrieb@kulturprojekte-berlin.de<br />

Telefon (030) 247 49-736<br />

Vertriebskennzeichen A 12947<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Runze & Casper, Andrea Murre<br />

Telefon (030) 280 18-144<br />

Das MuseumsJournal erscheint<br />

vierteljährlich, jeweils zu Beginn<br />

eines Quartals.<br />

26. Jahrgang<br />

Preis des Heftes 6,90 Euro<br />

Jahresabonnement (4 Hefte)<br />

27,60 Euro einschl. Versandkosten<br />

Abonnement-Bestellungen<br />

<strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH<br />

Telefon (030) 247 49-888<br />

Telefax (030) 247 49-737<br />

abo@kulturprojekte-berlin.de<br />

Bankverbindung<br />

<strong>Berlin</strong>er Volksbank<br />

Konto 8 261 186 005<br />

BLZ 100 900 00<br />

IBAN DE22 1009 0000 8261 1860 30<br />

BIC BEVODEBB<br />

Dieser Ausgabe liegt der MuseumsTip<br />

bei – das Museumsprogramm (für <strong>Berlin</strong><br />

und Brandenburg) der <strong>Kulturprojekte</strong><br />

<strong>Berlin</strong> von Oktober bis Dezember 2012.<br />

9 8 |<br />

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Ausstellungskalender


Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />

Öffnungszeiten<br />

an den feiertagen<br />

staatliche Museen<br />

Am 24. dezember sind alle Häuser<br />

geschlossen. Am 25. und 26.<br />

dezember sind alle Häuser geöffnet<br />

wie an einem Werktag.<br />

Am 31. dezember von<br />

10 bis 14 Uhr geöffnet:<br />

Pergamonmuseum, Neues Museum,<br />

Altes Museum, Bode-Museum,<br />

Alte Nationalgalerie<br />

Friedrichswerdersche Kirche.<br />

Am 31. dezember geschlossen:<br />

alle Häuser der Staatlichen Museen<br />

zu <strong>Berlin</strong> in Charlottenburg, Dahlem,<br />

am Kulturforum Potsdamer Platz,<br />

in Köpenick und der Hamburger<br />

Bahnhof – Museum für Gegenwart –<br />

<strong>Berlin</strong>.<br />

Am 1. Januar sind alle Häuser ab<br />

12 Uhr bis zur normalen Schließzeit<br />

eines Werktages geöffnet.<br />

schlÖsser<br />

Am 24. dezember geschlossen.<br />

Am 25. dezember regulär geöffnet:<br />

Charlottenburg und Sanssouci.<br />

Am 26. dezember regulär und<br />

am 1. Januar ab 11 Uhr geöffnet:<br />

Charlottenburg, Sanssouci, Neue<br />

Kammern, Cecilienhof,<br />

Marmorpalais, Pfaueninsel,<br />

Glienicke, Grunewald, Schönhausen,<br />

Rheinsberg, Königs Wusterhausen<br />

Oranienburg, Caputh, Paretz.<br />

Am 31. dezember von 10–14 Uhr<br />

geöffnet: Charlottenburg, Sanssouci,<br />

Neue Kammern, Cecilienhof,<br />

Schönhausen und Rheinsberg.<br />

Für die sonderöffnungszeiten der<br />

übrigen häuser wenden Sie sich<br />

bitte an die Museumsinformation<br />

<strong>Berlin</strong> unter Tel. 030-247 49 888.<br />

Wir danken 3pc für die<br />

großzügige Unterstützung<br />

bei der Gestaltung und<br />

Realisierung der Webpräsenz<br />

von <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />

<strong>Berlin</strong><br />

a<br />

abguss-saMMlung<br />

antiker Plastik<br />

Schloßstr. 69b<br />

14059 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-342 40 54<br />

Do–So 14–17 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

»...von gestern bis morgen...«<br />

Die <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlung(en)<br />

13.10.2012–26.5.2013<br />

(Journal, S. 54 f.)<br />

ägyPtisches MuseuM und<br />

PaPyrussaMMlung<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Neuen Museum<br />

führungen Highlights des Ägyptischen<br />

Museums, jeden Sa im Oktober und<br />

November, 16 Uhr<br />

Kunst im alten Ägypten, jeden So im<br />

Oktober und November, 16 Uhr<br />

familienführungen Auf den Spuren der<br />

Pharaonen, So, 15 Uhr<br />

führungen für kinder Leben im alten<br />

Ägypten, 2. und 4. So im Monat, 11 Uhr<br />

führung für blinde und sehbehinderte<br />

Mo, 12.11., 15 Uhr<br />

Im Licht von Amarna<br />

100 Jahre Fund der Nofretete<br />

7.12.2012–13.4.2013<br />

(Journal, S. 50 f.)<br />

führungen Do, 18 Uhr und<br />

Sa/So, 16 Uhr<br />

akadeMie der künste<br />

Pariser Platz<br />

Pariser Platz 4<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-200 57-10 00<br />

Di–So 11–19 Uhr<br />

≤<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Der Alchimist. Heinz Hajek-Halke.<br />

Lichtgrafisches Spätwerk<br />

8.9.–4.11.2012<br />

Letzte Zuflucht Mexiko<br />

Gilberto Bosques und das deutschsprachige<br />

Exil nach 1939<br />

3.12.2012–14.4.2013<br />

(täglich 10–22 Uhr)<br />

(Journal, S. 64 f.)<br />

akadeMie der künste<br />

hanseatenweg<br />

Hanseatenweg 10<br />

10557 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-200 57-20 00<br />

Di–So 11–19 Uhr<br />

≤<br />

Douglas Gordon<br />

Käthe-Kollwitz-Preis 2012<br />

15.9.–4.11.2012<br />

Ausgewählt. Hannes Kater<br />

»überbrechen«<br />

15.9.–14.10.2012<br />

Wagner 2013. Künstlerpositionen<br />

7.12.2012–17.2.2013<br />

kunstsaMMlung<br />

Archiv der Akademie der Künste<br />

Luisenstr. 60<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-200 57-40 00<br />

Besuch nach Vereinbarung<br />

zentraler lesesaal<br />

Archiv der Akademie der Künste<br />

Robert-Koch-Platz 10<br />

10115 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-200 57-32 47<br />

Mo–Fr 9–17 Uhr, Do 9–19 Uhr<br />

≠ Anna-Seghers-Gedenkstätte<br />

≠ Brecht-Weigel-Gedenkstätte<br />

alliiertenMuseuM<br />

Clayallee 135<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-81 81 99-0<br />

Do–Di 10–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Wie aus Feinden Freunde wurden<br />

Fair Play. Die Alliierten und der Sport<br />

26.7.2012–8.4.2013<br />

(MJ 3/2012)<br />

alte nationalgalerie<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Bodestr. 1–3<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />

≤<br />

führungen Do, 18 Uhr und So, 15 Uhr<br />

familienführungen Sa, 15 Uhr<br />

führungen für rollstuhlfahrer<br />

Mi, 10.10. und 21.11., 11 Uhr<br />

Romantik und Mittelalter<br />

Architektur und Natur in der Malerei<br />

nach Schinkel<br />

14.9.2012–6.1.2013<br />

(MJ 3/2012)<br />

altes MuseuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Am Lustgarten<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr,<br />

ab. 1. November Do 10–20 Uhr<br />

≤<br />

≠ Antikensammlung<br />

anna-seghers-gedenkstätte<br />

Archiv der Akademie der Künste<br />

Anna-Seghers-Str. 81<br />

12489 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-677 47 25<br />

Di/Do 10–16 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

Arbeits- und Wohnräume von<br />

Anna Seghers<br />

anne frank zentruM<br />

Rosenthaler Str. 39<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-288 86 56-00<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Anne Frank. hier & heute<br />

antikensaMMlung<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Alten Museum<br />

führungen jeden 2. und 4. So im<br />

Monat, 14 Uhr<br />

familienführungen jeden 1. und 3. So<br />

im Monat, 14 Uhr<br />

Antike Welten. Griechen, Etrusker<br />

und Römer im Alten Museum<br />

(MJ 2/2011)<br />

Zurück zu den Anfängen<br />

Schätze früher Hochkulturen der Ägäis<br />

in der Antikensammlung<br />

29.6.2012–7.6.2013<br />

(Journal, S. 52 f.)<br />

antikensaMMlung<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Pergamonmuseum<br />

anti-kriegs-MuseuM<br />

Brüsseler Str. 21<br />

13353 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-45 49 01 10<br />

täglich 16–20 Uhr<br />

Anmeldung von Gruppen und<br />

Schulklassen unter Tel. 030-402 86 91<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

Historisches und Aktuelles zu<br />

Krieg und Frieden<br />

KRIEG<br />

Wie Väter ihre Söhne verführen<br />

20.10.2012–6.1.2013<br />

arboretuM der huMboldtuniversität<br />

zu berlin<br />

Späthstr. 80/81<br />

12437 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-636 69 41<br />

Oktober Mi/Do, Sa, So/Feiertage<br />

10–18 Uhr, November/Dezember<br />

geschlossen<br />

≤<br />

1 0 0 |<br />

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<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />

architekturMuseuM der<br />

technischen universität<br />

berlin<br />

Straße des 17. Juni 150/152<br />

10623 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-314-231 16<br />

Mo–Do 12–16 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

(MJ 1/2012)<br />

≥<br />

b<br />

bauhaus-archiv/<br />

MuseuM für gestaltung<br />

Klingelhöferstr. 14<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-25 40 02-0<br />

Museum: Mi–Mo 10–17 Uhr<br />

Bibliothek und Dokumentenarchiv:<br />

Mo–Fr 9–13 Uhr<br />

führungen durch Sammlung und<br />

Sonderausstellungen So, 14 Uhr<br />

≤<br />

Die Sammlung Bauhaus.<br />

Originale der Klassischen Moderne<br />

DMY Awards & Jury Selection 2012<br />

Junges Design im Bauhaus-Archiv<br />

12.9.–15.10.2012<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Werner David Feist: Bauhausfotos<br />

24.10.–25.11.2012<br />

Phantastiken. Die Bauhäuslerin Lou<br />

Scheper-Berkenkamp<br />

31.10.2012–14.1.2013<br />

(Journal, S. 70 f.)<br />

berliner Medizinhistorisches<br />

MuseuM der charité<br />

Charitéplatz 1<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-450 53 61 56<br />

Di–So und Feiertage 10–17 Uhr,<br />

Mi/Sa 10–19 Uhr<br />

führungen Sa, 15 Uhr und nach Vereinbarung<br />

unter Tel. 030-450 53 61 22<br />

≤<br />

Dem Leben auf der Spur<br />

berliner u-bahn-MuseuM<br />

Rossitter Platz 1<br />

14053 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-25 62 71 71<br />

jeden 2. Sa im Monat, 10.30–16 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung auch<br />

außerhalb der Öffnungszeiten<br />

berliner unterwelten-<br />

MuseuM<br />

im U-Bahnhof Gesundbrunnen<br />

Brunnenstr. 105<br />

13355 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-49 91 05-18<br />

Besuch nur mit Führung, Termine<br />

bitte erfragen<br />

berlinische galerie<br />

Landesmuseum für Moderne Kunst,<br />

Fotografie und Architektur<br />

Alte Jakobstr. 124–128<br />

10969 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-789 02-600<br />

Mi–Mo 10–18 Uhr<br />

≤<br />

Museumsdienst-führungen durch die<br />

Sammlung Sa/So, 15 Uhr<br />

führungen für Jugendliche und<br />

Erwachsene und workshops für<br />

Jugendliche nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Kunst in <strong>Berlin</strong> 1880–1980<br />

»Die zerstörte Stadt war meine<br />

Chance.« Hilde Weström<br />

26.9.2012–25.2.2013<br />

(Journal, S. 83)<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Geschlossene Gesellschaft. Künstlerische<br />

Fotografie in der DDR 1949–89<br />

5.10.2012–28.1.2013<br />

Tue Greenfort<br />

GASAG Kunstpreis 2012<br />

2.11.2012–1.4.2013<br />

bezirksMuseuM<br />

friedrichshain-kreuzberg<br />

Adalbertstr. 95a<br />

10999 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-50 58-52 33<br />

Mi–So 12–18 Uhr<br />

Bibliothek und Archiv:<br />

Di/Mi 10–16 Uhr, Do 12–18 Uhr<br />

≤<br />

Geschichte wird gemacht!<br />

<strong>Berlin</strong> am Kottbusser Tor<br />

ortsgespräche.<br />

stadt – migration – geschichte<br />

Vom Halleschen zum Frankfurter Tor<br />

29.1.2012–31.12.2013<br />

(MJ 2/2012)<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Augenblicke. Stillstand und Bewegung,<br />

Fotografien aus <strong>Berlin</strong>-Kreuzberg<br />

3.11.–1.12.2012<br />

bezirksMuseuM<br />

Marzahn-hellersdorf<br />

Haus 1: Alt-Marzahn 51<br />

Haus 2: Alt-Marzahn 55<br />

12685 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-54 79 09 21<br />

Di–Do 10-17 Uhr, So 11–17 Uhr<br />

Archiv: Di–Do 10–17 Uhr nach<br />

vorheriger Anmeldung<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

21. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Haus 1:<br />

Nicht allein das A-B-C… Aus der<br />

Marzahn-Hellersdorfer Schulgeschichte<br />

31.1.2012–10.3.2013<br />

Haus 2:<br />

Marzahn-Hellersdorf von den<br />

Anfängen bis 1970<br />

bildungszentruM berlin<br />

der Bundesbehörde für die Stasi-<br />

Unterlagen (BStU)<br />

Zimmerstr. 90/91<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-23 24-79 51<br />

Mo–Fr 10–18 Uhr<br />

geschlossen an Feiertagen<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Stasi. Die Ausstellung zur<br />

DDR-Staatssicherheit<br />

(täglich 10–18 Uhr)<br />

Täuschen und Vertuschen<br />

Die Stasi und die Mauertoten<br />

(täglich 10–18 Uhr)<br />

Die Gedanken sind frei<br />

Bilder von Uwe Fehrmann<br />

7.9.–2.11.2012<br />

<strong>Berlin</strong>er Mauer: Fotos verboten!<br />

Fotografien von Detlef Matthes<br />

9.11.2012–12.1.2013<br />

blinden-MuseuM<br />

≠ Deutsches Blinden-Museum<br />

bode-MuseuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Am Kupfergraben 1<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />

Studiensaal und Bibliothek des<br />

Münzkabinetts: Di–Fr 10–16.30 Uhr<br />

≤<br />

≠ Münzkabinett<br />

≠ Skulpturensammlung und<br />

Museum für Byzantinische Kunst<br />

botanischer garten und<br />

botanisches MuseuM<br />

Königin-Luise-Str. 6–8<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-838-501 00<br />

Besuchereingänge zum Garten:<br />

Königin-Luise-Platz, 14195 <strong>Berlin</strong> und<br />

Unter den Eichen 5–10, 12203 <strong>Berlin</strong><br />

Museum: täglich 10–18 Uhr<br />

Bibliothek: Mo–Fr 9–18 Uhr (in den<br />

Semesterferien teilweise verkürzt)<br />

Garten: Oktober tägl. 9–18 Uhr,<br />

November/Dezember tägl. 9–16 Uhr<br />

Letzter Einlass jeweils 30 Min. vor<br />

Gartenschließung<br />

≥<br />

Floras Schätze. Die Erfassung der<br />

grünen Welt<br />

27.4.2012–24.2.2013<br />

(MJ 2/2012)<br />

brecht-weigel-gedenkstätte<br />

Archiv der Akademie der Künste<br />

Chausseestr. 125<br />

10115 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-200 57-18 44<br />

Besuch nur mit Führung:<br />

Di 10–11.30 sowie 14–15.30 Uhr,<br />

Mi/Fr 10–11.30 Uhr,<br />

Do 10–11.30 sowie 17–18.30 Uhr,<br />

Sa 10–15.30 Uhr und So 11–18 Uhr<br />

Arbeits- und Wohnräume von<br />

Bertolt Brecht und Helene Weigel<br />

brÖhan-MuseuM<br />

Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco<br />

und Funktionalismus (1889–1939)<br />

Schloßstr. 1a<br />

14059 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-32 69 06-22<br />

Di–So und Feiertage 10–18 Uhr<br />

≤<br />

familiensonntage am 21.10., 18.11. und<br />

16.12., 11 Uhr<br />

Museumsdienst-führungen für kinder<br />

und Jugendliche sowie workshops für<br />

kinder nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

»Die Welt will Grunewald von mir«<br />

Bilder von Walter Leistikow<br />

19.10.2012–27.1.2013<br />

(Journal, S. 66 f.)<br />

brücke MuseuM<br />

Bussardsteig 9<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-831 20 29<br />

während der Ausstellungen:<br />

Mi–Mo 11–17 Uhr<br />

≤<br />

führungen So, 11.30 Uhr<br />

Museumsdienst-führungen für<br />

Jugendliche und workshops für kinder<br />

nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Die eigene Sammlung. Gemälde und<br />

Plastik der »Brücke«-Künstler<br />

4.11.2012–9.6.2013<br />

buchstabenMuseuM<br />

Schaudepot im <strong>Berlin</strong> Carré, 1. OG<br />

Karl-Liebknecht-Str. 13<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Do–Sa 13–15 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung per<br />

Mail: visit@buchstabenmuseum.de<br />

≤<br />

Neue Blicke – Tolle Stücke<br />

Neugestaltung des Museums durch<br />

die Hochschule Coburg<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 1


Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />

c<br />

centruM JudaicuM<br />

Stiftung Neue Synagoge <strong>Berlin</strong><br />

Oranienburger Str. 28–30<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-880 28-300<br />

Oktober So/Mo 10–20 Uhr,<br />

Di–Do 10–18 Uhr, Fr 10–14 Uhr,<br />

November/Dezember So–Do 10–18 Uhr,<br />

Fr 10–14 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-880 28-316<br />

≥<br />

Tuet auf die Pforten<br />

Der Gelbe Schein<br />

Mädchenhandel 1860 bis 1930<br />

19.8.–30.12.2012<br />

(Journal, S. 62 f.)<br />

»Mir bleibt keine andere Wahl«<br />

Raoul Wallenberg<br />

10.10.–11.11.2012<br />

Moses Mendelssohn: Freunde, Feinde<br />

und die Familie<br />

26.11.2012–31.3.2013<br />

coMPutersPieleMuseuM<br />

Karl-Marx-Allee 93a<br />

10243 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-60 98 85 77<br />

Mi–Mo 10–20 Uhr<br />

führungen Sa/So, 13 und 15 Uhr sowie<br />

nach Vereinbarung<br />

≤<br />

(MJ 3/2012)<br />

Computerspiele.<br />

Evolution eines Mediums<br />

Cosplay. Fotos von Jörg Pitschmann<br />

30.8.–22.10.2012<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Thibault Brunet: Vice City<br />

18.10.–26.11.2012<br />

d<br />

daiMler conteMPorary<br />

Haus Huth<br />

Alte Potsdamer Str. 5<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-259 41-420<br />

täglich 11–18 Uhr<br />

führungen 14-täglich Sa, 16 und 17 Uhr<br />

≤<br />

Private/Corporate VII. Die Doron<br />

Sebbag Art Collection, Tel Aviv<br />

und die Daimler Kunst Sammlung<br />

17.10.2012–März 2013<br />

das verborgene MuseuM<br />

Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.<br />

Schlüterstr. 70<br />

10625 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-313 36 56<br />

während der Ausstellungen:<br />

Do/Fr 15–19 Uhr, Sa/So 12–16 Uhr<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

17. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />

≥<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Anita Neugebauer – photo art basel,<br />

Porträt einer Fotografin, Galeristin<br />

und Sammlerin<br />

18.10.2012–27.1.2013<br />

ddr MuseuM<br />

Karl-Liebknecht-Str. 1<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-84 71 23 73-1<br />

täglich 10–20 Uhr, Sa 10–22 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-84 71 23 73-0<br />

≤<br />

Alltag eines vergangenen<br />

Staates zum Anfassen<br />

denkMal für die<br />

erMordeten Juden euroPas<br />

Cora-<strong>Berlin</strong>er-Str. 1<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-26 39 43-36<br />

Stelenfeld jederzeit zugänglich<br />

Ort der Information: Di–So 10–19 Uhr,<br />

letzter Einlass 45 Min. vor Schließung<br />

führungen So, 15 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

≤<br />

deutsch-russisches<br />

MuseuM berlin-karlshorst<br />

Zwieseler Str. 4/Ecke Rheinsteinstr.<br />

10318 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-50 15 08-10<br />

≤<br />

Bis April 2013 bleibt das Museum<br />

geschlossen, die Dauerausstellung wird<br />

überarbeitet. Der historische<br />

Kapitulationssaal kann Sa und So<br />

jeweils um 11, 13 und 15 Uhr im Rahmen<br />

einer Führung besichtigt werden.<br />

deutsche guggenheiM<br />

Unter den Linden 13–15<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-20 20 93-0<br />

täglich 10–20 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

führungen täglich 18 Uhr<br />

führungen mit Mittagessen Mi, 13 Uhr<br />

kurzführungen Mo, 11–20 Uhr<br />

≤<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Gabriel Orozco: Asterisms<br />

6.7.–21.10.2012<br />

Visions of Modernity. Impressionismus<br />

und Klassische Moderne in den Sammlungen<br />

des Guggenheim Museums<br />

15.11.2012–17.2.2013<br />

deutsche kineMathek/<br />

MuseuM für filM und<br />

fernsehen<br />

Potsdamer Str. 2<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-30 09 03-0<br />

Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr<br />

Bibliothek: Di, Mi, Fr 14–18 Uhr,<br />

Do 16–20 Uhr<br />

≤<br />

Museumsdienst-führungen So, 14 Uhr<br />

führungen und workshops für kinder<br />

und Jugendliche nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

führungen für blinde und<br />

sehbehinderte am 5.12., 15 Uhr und<br />

nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Helden. Eine Ausstellung für Kinder<br />

29.3.–21.10.2012<br />

(MJ 3/2012)<br />

Martin Scorsese<br />

8.11.2012–7.4.2013<br />

(Journal, S. 84 f.)<br />

40 Jahre SESAMSTRASSE<br />

13.12.2012–7.4.2013<br />

deutscher doM<br />

Gendarmenmarkt 1<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-22 73 04 31<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

führungen zwischen 11 und 17 Uhr<br />

alle 30 Min. und nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Wege – Irrwege – Umwege<br />

Die Entwicklung der parlamentarischen<br />

Demokratie in Deutschland<br />

deutsches blinden-MuseuM<br />

Rothenburgstr. 14<br />

12165 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-79 70 90 94<br />

Mi 15–18 Uhr<br />

führungen jeden 1. So im Monat, 11 Uhr<br />

Sechs Richtige. Louis Braille<br />

und die Blindenschrift<br />

deutsches<br />

historisches MuseuM<br />

zeughaus<br />

Unter den Linden 2<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-203 04-444<br />

täglich 10–18 Uhr<br />

führungen Sa/So, 14 Uhr<br />

sowie nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-203 04-751<br />

≤<br />

Deutsche Geschichte in Bildern<br />

und Zeugnissen<br />

ausstellungshalle<br />

von i.M. Pei<br />

Hinter dem Gießhaus 3<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

täglich 10–18 Uhr<br />

≤<br />

Fokus DDR. Aus den Sammlungen des<br />

Deutschen Historischen Museums<br />

7.6.–25.11.2012<br />

(MJ 3/2012)<br />

führungen Mo, Mi und Sa, 14 Uhr<br />

Verführung Freiheit. Kunst in Europa<br />

seit 1945<br />

17.10.2012–10.2.2013<br />

(Journal, S. 76 f.)<br />

führungen Mo und So, 12 Uhr sowie<br />

Do und Sa, 15 Uhr<br />

Im Atelier der Geschichte<br />

Die Gemäldesammlung des DHM<br />

25.10.2012–21.4.2013<br />

(Journal, S. 38 f.)<br />

führungen Fr, 15 Uhr und Sa/So, 14 Uhr<br />

führung für ältere besucher Di, 14 Uhr<br />

deutsches technikMuseuM<br />

Trebbiner Str. 9<br />

10963 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 54-0<br />

Di–Fr 9–17.30 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr<br />

Bibliothek und Archiv:<br />

Di–Do 10–17.15 Uhr, Fr 10–14 Uhr<br />

≤<br />

führungen Information und<br />

Anmeldung unter Tel. 030-902 54-124<br />

familienführungen So, 14 Uhr<br />

führungen für kinder jeden 2. So im<br />

Monat, 11 Uhr<br />

führungen für blinde und<br />

sehbehinderte Erwachsene: So, 6.10.<br />

und 2.12., 11 Uhr, Kinder: So, 4.11., 11 Uhr<br />

führungen für gehörlose und<br />

hörgeschädigte nach Anmeldung<br />

Mensch in Fahrt – unterwegs mit<br />

Auto & Co<br />

(MJ 2/2011)<br />

Luft- und Raumfahrt<br />

Pillen und Pipetten u.a.<br />

Windstärken<br />

Vom Wind und seiner Energie<br />

26.10.2011–28.2.2013<br />

(MJ 1/2012)<br />

lehrdruckerei<br />

Anmeldung für Gruppen unter<br />

Tel. 030-902 54-218<br />

≠ Spectrum – Science Center<br />

≠ Zuckermuseum<br />

dokuMentationszentruM<br />

ns-zwangsarbeit<br />

berlin-schÖneweide<br />

Britzer Str. 5, 12439 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-639 02 88-0<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

≤<br />

1 0 2 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />

Museumsdienst-führungen für<br />

Jugendliche und Erwachsene jeden 1. So<br />

im Monat, 15 Uhr u. nach Vereinbarung<br />

unter Tel. 030-639 02 88-0<br />

Bausteine. Geschichte und Perspektiven<br />

des Dokumentationszentrums<br />

NS-Zwangsarbeit<br />

Zwangsarbeit in <strong>Berlin</strong> 1938–1945<br />

doMäne dahleM<br />

Stiftung Domäne Dahlem<br />

Landgut und Museum<br />

Königin-Luise-Str. 49<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-66 63 00-0<br />

Mi–Mo 10–18 Uhr<br />

führungen nach Anmeldung unter<br />

Tel. 030-66 63 00-50<br />

Alt und Jung. Vom Älterwerden in<br />

Geschichte und Zukunft<br />

24.3.2012–6.1.2013<br />

e<br />

ePhraiM-Palais<br />

Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />

Poststr. 16<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-240 02-162<br />

während der Ausstellungen:<br />

Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr<br />

≤<br />

BERLINmacher<br />

775 Porträts – ein Netzwerk<br />

18.4.–28.10.2012<br />

(MJ 2/2012)<br />

führungen So, 11 Uhr<br />

workshops für kinder und Jugendliche<br />

nach Vereinbarung<br />

Johannes Grützke: »die ganze Welt in<br />

meinem Spiegel«<br />

16.11.2012–17.2.2013<br />

(Journal, S. 78 f.)<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Herbert Maschke: Kalter Krieg und<br />

Wirtschaftswunder<br />

16.11.2012–17.2.2013<br />

erinnerungsstätte<br />

notaufnahMelager<br />

Marienfelde<br />

Stiftung <strong>Berlin</strong>er Mauer<br />

Marienfelder Allee 66–80<br />

12277 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-75 00 84 00<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

führungen Mi und So, 15 Uhr sowie<br />

nach Vereinbarung<br />

führungen für kinder nach Anmeldung<br />

am 21.10.,18.11. und 9.12., 14 Uhr<br />

≤<br />

Flucht im geteilten Deutschland<br />

Freigekauft. Wege aus der DDR-Haft<br />

8.8.2012–31.3.2013<br />

ethnologisches MuseuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Lansstr. 8<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–Fr 10–18, Sa/So 11–18 Uhr<br />

≤<br />

führungen Porträt der Nordwestküstenindianer,<br />

Sa, 6.10. und 20.10., 15 Uhr<br />

familienführungen Sa, 10.11., 17.11.,<br />

22.12. und 29.12., 15 Uhr<br />

familienworkshops jeden letzten So<br />

im Monat, 14 Uhr<br />

Welten der Muslime<br />

(MJ 4/2011)<br />

Mythos Goldenes Dreieck<br />

Bergvölker in Südostasien<br />

(MJ 4/2011)<br />

Kulturwandel unter dem Einfluss der<br />

Europäer u.a.<br />

Indianische Moderne<br />

Kunst aus Nordamerika<br />

3.3.–28.10.2012<br />

(MJ 2/2012)<br />

JuniorMuseuM<br />

im Ethnologischen Museum<br />

Arnimallee 23<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–Fr 9–18 Uhr (bis 13 Uhr nur angemeldete<br />

Gruppen), Sa/So 11–18 Uhr<br />

führungen und workshops für kinder<br />

So, 14 Uhr nach Anmeldung<br />

Das essen wir. Wir essen Reis. Erlebnis-<br />

Ausstellung für Kinder von 4–8 Jahren<br />

19.11.2011–23.6.2013<br />

f<br />

feuerwehrMuseuM berlin<br />

Veitstr. 5<br />

13507 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-38 71 09 33<br />

Di/Do 9–16 Uhr, Mi 9–19 Uhr,<br />

Fr/Sa 10–14 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

300 Jahre Feuerwehrgeschichte<br />

friedrichswerdersche kirche<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Werderscher Markt<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

täglich 10–18 Uhr<br />

≥<br />

g<br />

gedenkstätte<br />

berlin-hohenschÖnhausen<br />

Genslerstr. 66<br />

13055 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-98 60 82-30<br />

Ausstellungen täglich 9–18 Uhr<br />

Besuch der Gedenkstätte nur mit<br />

führung: Mo–Fr stündlich 11–15 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage stündlich 10–16 Uhr<br />

gruppenführungen tägl. zwischen 9<br />

und 16 Uhr nach vorheriger Anmeldung<br />

führungen für blinde und<br />

sehbehinderte jeden 3. Mi im Monat,<br />

15 Uhr<br />

Zeit meines Lebens<br />

Die Kinder von Hoheneck<br />

Inhaftiert in Hohenschönhausen<br />

gedenkstätte berliner Mauer<br />

Bernauer Str. 111/119<br />

13355 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-467 98 66 66<br />

Oktober Di–So 9.30–19 Uhr, November/<br />

Dezember Di–So 9.30–18 Uhr<br />

führungen So, 15 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

≤<br />

<strong>Berlin</strong>, 13. August 1961<br />

(MJ 3/2011)<br />

Grenz- und Geisterbahnhöfe im<br />

geteilten <strong>Berlin</strong>. Ausstellungsmodul<br />

im S-Bahnhof Nordbahnhof<br />

(MJ 4/2009)<br />

gedenkstätte<br />

deutscher widerstand<br />

Stauffenbergstr. 13–14<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-26 99 50-00<br />

Mo–Fr 9–18 Uhr, Do 9–20 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />

führungen So, 15 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

≤<br />

Widerstand gegen den<br />

Nationalsozialismus<br />

gedenkstätte kÖPenicker<br />

blutwoche Juni 1933<br />

Puchanstr. 12<br />

12555 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 97-56 71<br />

Do 10–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung auch<br />

unter Tel. 030-902 97-33 50<br />

Köpenicker Blutwoche im Juni 1933<br />

gedenkstätte PlÖtzensee<br />

für die Opfer des Nationalsozialismus<br />

aus dem In- und Ausland<br />

Hüttigpfad<br />

13627 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-26 99 50-00<br />

Oktober tägl. 9–17 Uhr, November/<br />

Dezember tägl. 9–16 Uhr<br />

der Ort dient dem stillen Gedenken,<br />

führungen finden nicht statt<br />

≤<br />

gedenkstätte stille helden<br />

Stiftung Gedenkstätte Deutscher<br />

Widerstand<br />

Rosenthaler Str. 39<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-23 45 79 29<br />

täglich 10–20 Uhr<br />

≥<br />

geMäldegalerie<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Matthäikirchplatz 8<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />

≤<br />

führungen Do, 18 Uhr (im Oktober<br />

auch 19.30 Uhr) sowie Sa, 11 Uhr<br />

und So, 14 Uhr<br />

familienführungen Sa, 14 Uhr<br />

führung für rollstuhlfahrer<br />

Mi, 19.12., 11 Uhr<br />

führung für blinde und sehbehinderte<br />

Sa, 27.10., 16 Uhr<br />

Kinder-Reich in der Gemäldegalerie<br />

Die Werkstatt des Malers<br />

führungen für kinder jeden letzten So<br />

im Monat, 14 Uhr<br />

Goldene Leisten. Schinkel rahmt Bilder<br />

4.9.2012–6.1.2013<br />

georg-kolbe-MuseuM<br />

Sensburger Allee 25, 14055 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-304 21 44<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

führungen So, 14 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

workshops für kinder und Jugendliche<br />

Sa, 3.11. und 1.12., 14.30 Uhr<br />

führungen für blinde und<br />

sehbehinderte nach Anmeldung unter<br />

Tel. 030-76 76 99 09<br />

≤<br />

Kunstkammer im Georg-Kolbe-Museum<br />

No. 16: Ilona Kálnoky<br />

10.8.–21.10.2012<br />

BIOS. Konzepte des Lebens in der<br />

zeitgenössischen Skulptur<br />

26.8.–11.11.2012<br />

(s. Kurzbericht)<br />

Kunstkammer im Georg-Kolbe-Museum<br />

No. 17: Reijiro Wada<br />

26.10.2012–20.1.2013<br />

Zauber des Aktmodells –<br />

Blick ins Atelier<br />

18.11.2012–10.2.2013<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 3


Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />

Meisterschülerpreis des<br />

Präsidenten der UdK<br />

2.12.2012–10.2.2013<br />

Café K, Sensburger Allee 26:<br />

»Arbeiten und dabei in die Wolken<br />

schauen …« Der Nachlass Blumenthal<br />

17.3.–28.10.2012<br />

Fackelträger, Fisch und Menschenpaar<br />

Die Skulpturen vom Maschsee<br />

ab 3.11.2012<br />

giPsforMerei<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Sophie-Charlotten-Str. 17/18<br />

14059 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-32 67 69-0<br />

Verkaufsraum: Mo–Fr 9–16 Uhr,<br />

Mi 9–18 Uhr<br />

führungen durch die Produktions- und<br />

Lagerstätten jeden 1. und 3. Mi im<br />

Monat, 10 Uhr und nach Vereinbarung<br />

unter Tel. 030-266 42 42 42<br />

≥<br />

grünauer<br />

wassersPortMuseuM<br />

Sportmuseum <strong>Berlin</strong><br />

Regattastr. 191-223<br />

12527 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-674 40 02<br />

bis 6. Oktober Sa 14–16.30 Uhr<br />

weitere Öffnungszeiten und<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

Sporthistorischer Blick auf 132 Jahre<br />

Ruderregatten in Grünau<br />

14.4.2012–12.4.2013<br />

gründerzeitMuseuM<br />

iM gutshaus Mahlsdorf<br />

Hultschiner Damm 333<br />

12623 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-567 83 29<br />

Mi und So 10–18 Uhr<br />

Besuch nur mit Führung<br />

gutshaus steglitz<br />

Wrangelschlösschen<br />

Schloßstr. 48<br />

12165 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 99-39 24<br />

Di–So 14–19 Uhr<br />

≥<br />

Der Mensch ist flüchtig wie die<br />

Schatten. Martin Noll, Malerei<br />

3.11.–2.12.2012<br />

h<br />

haMburger bahnhof<br />

MuseuM für gegenwart<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Invalidenstr. 50/51<br />

10557 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 11–20 Uhr,<br />

So 11–18 Uhr<br />

≤<br />

thematische führungen Di–Fr, 12 und<br />

16 Uhr sowie Sa/So, 14 Uhr<br />

familienworkshops jeden 2. So im<br />

Monat, 11 Uhr sowie jeden 4. So im<br />

Monat, 16 Uhr<br />

workshops für kinder jeden 1., 3. und<br />

5. So im Monat, 14 Uhr<br />

Die Sammlungen.<br />

The Collections. Les Collections<br />

Hans-Peter Feldmann. Die Toten<br />

9.2.2012–6.1.2013<br />

Architektonika 2<br />

5.4.2012–13.1.2013<br />

Secret universe III. Morton Bartlett<br />

11.5.–14.10.2012<br />

Ingeborg Lüscher. Die andere Seite<br />

11.7.2012–6.1.2013<br />

Lothar Wolleh. Joseph Beuys im<br />

Moderna Museet Stockholm, 1971<br />

4.9.–25.11.2012<br />

(s. Kurzbericht)<br />

MIXART. Ausstellung von Jugendlichen<br />

für Jugendliche<br />

15.9.–21.10.2012<br />

Martin Honert. Kinderkreuzzug<br />

7.10.2012–7.4.2013<br />

hanf MuseuM berlin<br />

Mühlendamm 5<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-242 48 27<br />

Di–Fr 10–20 Uhr, Sa/So 12–20 Uhr<br />

≤<br />

haus aM checkPoint charlie<br />

≠ Mauermuseum<br />

haus aM kleistPark<br />

Grunewaldstr. 6–7<br />

10823 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 77-69 64<br />

Di–So 10–19 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

Konstellationen. Ausstellung zum 10.<br />

Tempelhof-Schöneberger Kunstpreis<br />

17.8.–14.10.2012<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Jerry Berndt: Sacred/Profane<br />

2.11.–16.12.2012<br />

haus aM waldsee<br />

Argentinische Allee 30<br />

14163 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-801 89 35<br />

während der Ausstellungen:<br />

Di–So 11–18 Uhr<br />

Erik Schmidt. Downtown<br />

5.10.–30.12.2012<br />

haus der kulturen der welt<br />

John-Foster-Dulles-Allee 10<br />

10557 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-39 78 71 75<br />

Ausstellungen: Mi–Mo und Feiertage<br />

11–19 Uhr<br />

≤<br />

Über Grenzen. 18 Fotografen der<br />

Agentur OSTKREUZ<br />

9.11.–30.12.2012<br />

haus der<br />

wannsee-konferenz<br />

Gedenk- und Bildungsstätte<br />

Am Großen Wannsee 56–58<br />

14109 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-80 50 01-0<br />

täglich 10–18 Uhr<br />

Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo–Fr 10–18 Uhr<br />

führungen Sa/So, 16 und 17 Uhr<br />

führungen für gruppen und Seminare<br />

nach Vereinbarung 6–8 Wo. im Voraus<br />

≤<br />

Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />

an den europäischen Juden<br />

heiMatMuseuM reinickendorf<br />

Alt-Hermsdorf 35<br />

13467 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-404 40 62<br />

Mo 9–13.30, Di–Fr und So 9–16 Uhr<br />

Archiv: Do 12–16 Uhr nach Anmeldung<br />

unter Tel. 030-40 00 92 70<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Last call TXL. Geschichte eines<br />

Flughafens und einer Nachbarschaft<br />

1.6.2012–21.4.2013<br />

Reinickendorfer Ansichten<br />

Druckgrafik aus einer Privatsammlung<br />

7.9.–28.10.2012<br />

heiMatMuseuM zehlendorf<br />

Clayallee 355<br />

14169 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-802 24 41<br />

Museum und Archiv:<br />

Mo/Do 10–18 Uhr, Di/Fr 10–14 Uhr<br />

an Feiertagen geschlossen<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

Vom Bauerndorf zur Vorortgemeinde<br />

»Ja, mach nur einen Plan.« Der<br />

unvollendete Dorfanger Zehlendorfs<br />

7.9.2012–31.1.2013<br />

helMut newton stiftung<br />

≠ Museum für Fotografie<br />

hugenottenMuseuM<br />

im Französischen Dom<br />

Gendarmenmarkt 5<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-229 17 60<br />

Di–Sa 12–17 Uhr, So 11–17 Uhr<br />

≤<br />

(Journal, S. 26 f.)<br />

huMboldt-box<br />

Schlossplatz 5<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 01805-03 07 07<br />

Oktober tägl. 10–20 Uhr, November/<br />

Dezember tägl. 10–18 Uhr<br />

≤<br />

Box mit Ausblick.<br />

Auf dem Weg zum Humboldt-Forum<br />

(MJ 3/2011)<br />

J<br />

Jagdschloss grunewald<br />

Hüttenweg 100<br />

14193 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-813 35 97<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Sa, So/Feiertage 10–16 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

Cranach in Grunewald<br />

(MJ 4/2011)<br />

Kurfürsten und Könige im Porträt<br />

Bildnisse der Hohenzollern vom 16. bis<br />

19. Jahrhundert<br />

seit 1.4.2012 bis auf Weiteres<br />

(MJ 2/2012)<br />

Das Jagdzeugmagazin ist zurzeit<br />

geschlossen.<br />

Jüdisches MuseuM berlin<br />

Lindenstr. 9–14<br />

10969 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-259 93-300<br />

täglich 10–20 Uhr, Mo 10–22 Uhr<br />

letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />

Lesesaal der Bibliothek und des<br />

Archivs: Mo und Mi 12–19 Uhr, Di, Do<br />

und Fr 10–17 Uhr nach schriftlicher<br />

Anmeldung<br />

führungen nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-259 93-305<br />

≤<br />

Zwei Jahrtausende deutsch-jüdische<br />

Geschichte<br />

R. B. Kitaj (1932–2007): Obsessionen<br />

21.9.2012–27.1.2013<br />

(Journal, S. 72 ff.)<br />

1 0 4 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />

k<br />

käthe-kollwitz-MuseuM<br />

berlin<br />

Fasanenstr. 24<br />

10719 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-882 52 10<br />

täglich 11–18 Uhr<br />

≥<br />

Museumsdienst-führungen sowie<br />

workshops für kinder nach<br />

Vereinbarung: Museumsinformation<br />

<strong>Berlin</strong>, Tel. 030-247 49-888<br />

führung für blinde und sehbehinderte<br />

am 26.11., 15.30 Uhr nach Anmeldung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Käthe Kollwitz: Zeichnungen,<br />

Grafiken, Plakate und das gesamte<br />

plastische Werk<br />

Käthe Kollwitz und Russland ...eine<br />

Wahlverwandtschaft<br />

26.10.2012–20.1.2013<br />

(Journal, S. 68 f.)<br />

keraMik-MuseuM berlin<br />

Schustehrusstr. 13<br />

10585 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-321 23 22 oder 0177-321 23 22<br />

Fr–Mo 13–17 Uhr<br />

führungen, Bibliothek und Archiv<br />

nach Vereinbarung<br />

≥<br />

Gertraud Möhwald und Umfeld der<br />

Burg Giebichenstein Halle. Schenkung<br />

Barry und Thomas McDaniel<br />

13.4.2012–6.5.2013<br />

Haël-Keramik 1923–1933<br />

Margarete Heymann-Loebenstein und<br />

ihre Werkstätten in Marwitz<br />

15.6.–22.10.2012<br />

Form – Funktion – Ideologie<br />

Keramik in Deutschland 1933–1945<br />

26.8.2012–28.1.2013<br />

Keramiker – Publizist – Philosoph<br />

Gustav Weiß zum 90. Geburtstag<br />

2.11.2012–28.1.2013<br />

knoblauchhaus<br />

Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />

Poststr. 23<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-240 02-162<br />

Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr<br />

<strong>Berlin</strong>er Leben im Biedermeier<br />

koMMunale galerie berlin<br />

Hohenzollerndamm 176<br />

10713 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 91-67 04<br />

Di–Fr 10–17 Uhr, Mi 10–19 Uhr,<br />

So 11–17 Uhr<br />

≥<br />

SCHAULUST – Teufelsberg<br />

Rotraut von der Heide, Fotografie<br />

7.9.–21.10.2012<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

12 Antworten auf <strong>Berlin</strong><br />

21.10.–25.11.2012<br />

Kunstgruppe Rosa Reiter – aktiv<br />

gegen Aids. Zum 20. Geburtstag<br />

26.10.–18.11.2012<br />

ÜberMaß. Katharina Moessinger,<br />

Skulptur / Elisabeth Matthewes, Video<br />

25.11.2012–6.1.2013<br />

URBANE KUNST RUHR 2012<br />

Reflexionen, Positionen und Ausblicke<br />

14.12.2012–27.1.2013<br />

kPM-welt<br />

Wegelystr. 1<br />

10623 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-390 09-0<br />

Mo–Sa 10–18 Uhr<br />

führungen Sa, 15 Uhr<br />

führungen für kinder Sa, 11 Uhr nach<br />

Anmeldung<br />

≤<br />

kreuzberg MuseuM<br />

≠ Bezirksmuseum<br />

Friedrichshain-Kreuzberg<br />

kunst-rauM des deutschen<br />

bundestages<br />

Marie-Elisabeth-Lüders-Haus<br />

Schiffbauerdamm<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-22 73 20 27<br />

Di–So 11–17 Uhr<br />

kunstbibliothek<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Matthäikirchplatz 6<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Sonderausstellung:<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr<br />

Lesesaal: Mo–Fr 9–20 Uhr<br />

Studiensaal–Sondersammlung:<br />

Mo 14–20 Uhr, Di–Fr 9–16 Uhr<br />

≤<br />

Erik Steinbrecher. Über Alles<br />

8.11.2012–17.2.2013<br />

führungen So, 16 Uhr<br />

kunstforuM der<br />

berliner volksbank<br />

Budapester Str. 35<br />

10787 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-30 63-17 44<br />

≤<br />

Wegen Umbauarbeiten geschlossen.<br />

kunstgewerbeMuseuM<br />

kulturforuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Matthäikirchplatz<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

≤<br />

Wegen umfangreicher Baumaßnahmen<br />

bis ca. Ende 2013 geschlossen.<br />

≠ Skulpturensammlung und Museum<br />

für Byzantinische Kunst<br />

kunstgewerbeMuseuM<br />

schloss kÖPenick<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Schlossinsel 1<br />

12557 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Do–So 10–17 Uhr<br />

thematische führungen jeden 1. und<br />

3. So im Monat, 15 Uhr<br />

≤<br />

Porzellane für die Schlösser<br />

Friedrichs des Großen<br />

15.6.–28.10.2012<br />

(MJ 2/2012)<br />

Erinnerungsstücke. Friedrich II. in den<br />

hauseigenen Sammlungen<br />

(Foyerausstellung)<br />

bis Ende 2012<br />

kuPferstichkabinett<br />

saMMlung der zeichnungen<br />

und druckgrafik<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Matthäikirchplatz 8<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Sonderausstellung: Di–Fr 10–18 Uhr,<br />

Sa/So 11–18 Uhr<br />

Studiensaal: Di–Fr 9–16 Uhr<br />

≤<br />

führungen Schatzkammer Kupferstichkabinett,<br />

Do, 4.10., 11.10., 1.11., 8.11. und<br />

13.12., 10 und 14 Uhr sowie Mi, 5.12.,<br />

14 Uhr und Do, 6.12., 10 Uhr nach<br />

Anmeldung<br />

≠ Sonderausstellungshallen<br />

Kulturforum<br />

kw institute for<br />

conteMPorary art<br />

Auguststr. 69<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-24 34 59-0<br />

Di–So 12–19 Uhr, Do 12–21 Uhr<br />

führungen Do, 19 Uhr<br />

Wael Shawky. El Araba El Madfuna<br />

Kunstpreis der Schering Stiftung 2011<br />

26.8.–21.10.2012<br />

ONE ON ONE. Gruppenausstellung<br />

18.11.2012–20.1.2013<br />

l<br />

labyrinth kinderMuseuM<br />

berlin<br />

Osloer Str. 12<br />

13359 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-800 93 11-50<br />

Fr/Sa 13–18 Uhr, So/Feiertage 11–18 Uhr,<br />

in den Ferien: Mo–Fr 9–18 Uhr,<br />

Sa 13–18 Uhr, So/Feiertage 11–18 Uhr<br />

für Gruppen nach tel. Anmeldung:<br />

Mo–Fr 9–11 und 11.15–13.15 Uhr,<br />

Nachmittagstermine ab 13.30 Uhr<br />

≥<br />

Ganz weit weg – und doch so nah<br />

Eine Abenteuerreise in ferne Länder<br />

und Kulturen für Kinder von 3–11 Jahren<br />

17.8.2012–30.3.2014<br />

landesarchiv berlin<br />

Eichborndamm 115–121<br />

13403 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 64-0<br />

Mo–Fr 10–17 Uhr<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

24. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Sektoren(ein)blicke. Alliiertes Leben in<br />

West- und Ost-<strong>Berlin</strong><br />

9.11.2012–28.2.2013<br />

lieberMann-villa aM wannsee<br />

Colomierstr. 3<br />

14109 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-805 85 90-0<br />

Mi–Mo 11–17 Uhr<br />

führungen Sa, So/ Feiertage, 14 Uhr<br />

≤<br />

Frauen der Secession<br />

Käthe Kollwitz, Sabine Lepsius, Dora<br />

Hitz und Clara Siewert<br />

25.11.2012–4.3.2013<br />

luftwaffenMuseuM der<br />

bundeswehr<br />

≠ Militärhistorisches Museum der<br />

Bundeswehr – Flugplatz <strong>Berlin</strong>-<br />

Gatow<br />

m<br />

MachMit! MuseuM für kinder<br />

Senefelderstr. 5/6<br />

10437 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-747 78-200<br />

während der Ausstellungen:<br />

Di–So und Feiertage 10–18 Uhr<br />

führungen und Gruppenangebote<br />

nach Vereinbarung<br />

≤<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 5


Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />

ene-mene-muh-welches RECHT hast<br />

DU 2o Jahre UN-Kinderrechtskonvention/2o<br />

Jahre MACHmit! Museum<br />

3.1.–9.12.2012<br />

Märkisches MuseuM<br />

Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />

Am Köllnischen Park 5<br />

10179 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-240 02-162<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

≥<br />

führungen jeden 2. und 4. So im<br />

Monat, 14 Uhr<br />

familienführungen jeden 1. und 3.<br />

So im Monat, 14 Uhr<br />

vorführung der mechanischen<br />

Musikinstrumente So, 15 Uhr<br />

workshops für kinder und Jugendliche<br />

nach Vereinbarung<br />

Hier ist <strong>Berlin</strong>. Schätze und<br />

Geschichte(n) aus der Sammlung<br />

des Stadtmuseums<br />

geSchichten und beFunde. Mittelalterliche<br />

Sakralkunst neu entdeckt<br />

(MJ 3/2011)<br />

Frag deine Stadt!<br />

<strong>Berlin</strong> für junge Entdecker<br />

(MJ 4/2011)<br />

Tore mitten in der Stadt<br />

Stadterkundungs-Projekt einer 7. Klasse<br />

30.8.2012 bis auf Weiteres<br />

Kaiser, König, Bettelmann<br />

Spielen in Alt-<strong>Berlin</strong> 1871–1933<br />

2.12.2012 bis auf Weiteres<br />

Martin-groPius-bau<br />

Niederkirchnerstr. 7<br />

10963 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-254 86-0<br />

Mi–Mo 10–19 Uhr, an Feiertagen<br />

geöffnet<br />

≤<br />

Museumsdienst-führungen sowie<br />

workshops für kinder und Jugendliche<br />

nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Mythos Olympia. Kult und Spiele<br />

31.8.2012–7.1.2013<br />

(MJ 3/2012)<br />

Museumsdienst-führungen<br />

Sa/So, 14 Uhr<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Dennis Hopper: The Lost Album.<br />

Vintage-Fotografien aus den<br />

1960er-Jahren<br />

20.9.–17.12.2012<br />

Museumsdienst-führungen So, 15 Uhr<br />

MauerMuseuM<br />

Museum Haus am Checkpoint Charlie<br />

Friedrichstr. 43–45<br />

10969 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-25 37 25-0<br />

täglich 9–22 Uhr<br />

≥<br />

Die Mauer. Vom 13. August bis zu<br />

ihrem Fall<br />

Von Gandhi bis Walesa. Gewaltfreier<br />

Kampf für Menschenrechte<br />

Es geschah am Checkpoint Charlie<br />

Medizinhistorisches MuseuM<br />

≠ <strong>Berlin</strong>er Medizinhistorisches<br />

Museum der Charité<br />

Mendelssohn-reMise<br />

Jägerstr. 51<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-81 70 47 26<br />

tägl. 12–18 Uhr<br />

≤<br />

Die Mendelssohns in der Jägerstraße<br />

Mies van der rohe haus<br />

Oberseestr. 60<br />

13053 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-97 00 06 18<br />

Di–So 11–17 Uhr<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

23. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />

führungen durch Haus, Garten und<br />

Ausstellung So, 7.10. und 4.11., 11.30 Uhr<br />

≤<br />

Ray Malone. Zwischenraum<br />

9.9.–18.11.2012<br />

Giorgio Griffa<br />

25.11.2012–24.2.2013<br />

Militärhistorisches MuseuM<br />

der bundeswehr – flugPlatz<br />

berlin-gatow<br />

Am Flugplatz Gatow 33<br />

14089 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-36 87-26 01 oder -26 08<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Geschichte der deutschen<br />

Militärluftfahrt seit 1884<br />

Es geht mir gut<br />

Deutsche Feldpost von 1870 bis 2010<br />

1.4.2012–31.5.2013<br />

Mitte MuseuM<br />

Regionalgeschichtliches Museum für<br />

Mitte Tiergarten Wedding in <strong>Berlin</strong><br />

Pankstr. 47<br />

13357 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-460 60 19-0<br />

Ausstellungen: So–Mi 10–17 Uhr,<br />

Do 10–20 Uhr<br />

Archiv und Bibliothek: Mo, Di und Do<br />

10–16 Uhr nach Anmeldung unter<br />

Tel. 030-460 60 19-25 und -23<br />

führungen durch die Dauerausstellung<br />

Do, nach Voranmeldung<br />

Geschichte des Bezirkes Mitte<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Wanderungen. Die Grenzmark Posen-<br />

Westpreußen in Fotografien von 1925<br />

11.11.2012–31.8.2013<br />

Gute Geschäfte<br />

Kunsthandel in <strong>Berlin</strong> 1933–1945<br />

20.11.2012 bis Sommer 2013<br />

Mori-Ôgai-gedenkstätte<br />

Luisenstr. 39<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-282 60 97<br />

Mo–Fr 10–14 Uhr<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

20. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />

TSUWANO. Kindheitsorte des Dichters<br />

Ôgai MORI Rintarô (1862–1922)<br />

17.2.2012–17.2.2013<br />

Münzkabinett<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Bode-Museum<br />

Für 8 Groschen ist's genug …<br />

Friedrich der Große in seinen Münzen<br />

und Medaillen<br />

24.1.–14.10.2012<br />

(MJ 1/2012)<br />

Ein ABC des Geldes<br />

Von der Muschel zur Banknote<br />

Kinderausstellung<br />

26.9.2012–30.6.2013<br />

Translatio Nummorum<br />

Die zwölf ersten römischen Caesaren in<br />

der Renaissance<br />

23.11.2012–15.3.2013<br />

MuseuM berggruen<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Schloßstr. 1<br />

14059 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

≥<br />

Das Museum erhält einen Erweiterungsbau<br />

und ist zurzeit geschlossen.<br />

MuseuM berlin-karlshorst<br />

≠ Deutsch-Russisches Museum<br />

<strong>Berlin</strong>-Karlshorst<br />

MuseuM blindenwerkstatt<br />

otto weidt<br />

Stiftung Gedenkstätte Deutscher<br />

Widerstand<br />

Rosenthaler Str. 39<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-28 59 94 07<br />

tägl. 10–20 Uhr<br />

führungen So, 15 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

≤<br />

Ereignisse in der Blindenwerkstatt<br />

Otto Weidt<br />

»… und immer wieder bewundern wir<br />

Eure mit aufopfernder Liebe prima<br />

gepackten Pakete.« Postkarten aus dem<br />

Ghetto Theresienstadt 1943–1944<br />

MuseuM<br />

charlottenburgwilMersdorf<br />

in der Villa Oppenheim<br />

Schloßstr. 55<br />

14059 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 92-41 08<br />

Di–Fr 10–17 Uhr, So 11–17 Uhr,<br />

ab 3. November auch Sa 11–17 Uhr<br />

familiensonntag jeden 1. So im<br />

Monat, 11 Uhr<br />

≤<br />

(MJ 1/2012)<br />

SammlerStücke. Kunstsammlung<br />

Charlottenburg<br />

»Sorgenfrei«<br />

Die Familien Mendelssohn und<br />

Oppenheim in Charlottenburg<br />

22.1.–31.12.2012<br />

Einblicke – Ausblicke<br />

Planungen zur Dauerausstellung<br />

»Von der Residenz zur City West«<br />

22.1.–31.12.2012<br />

MuseuM der<br />

unerhÖrten dinge<br />

Crellestr. 5–6<br />

10827 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-781 49 32<br />

Mi–Fr 15–19 Uhr<br />

≤<br />

MuseuM euroPäischer<br />

kulturen<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Arnimallee 25<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr<br />

führungen jeden 1. und 3. So im Monat,<br />

16 Uhr<br />

≤<br />

Kulturkontakte. Leben in Europa<br />

(MJ 4/2011)<br />

Der Mechanische Weihnachtsberg aus<br />

dem Erzgebirge<br />

Comicleben<br />

5.5.–28.10.2012<br />

Weihnachtspyramiden<br />

30.11.2012–3.2.2013<br />

(Journal, S. 90)<br />

MuseuM für<br />

asiatische kunst<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Lansstr. 8<br />

14195 <strong>Berlin</strong><br />

1 0 6 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr<br />

führungen So, 15 Uhr<br />

≤<br />

Auf Grünwedels Spuren<br />

Restaurierungsforschung an<br />

zentralasiatischen Wandmalereien<br />

10.12.2011–31.12.2012<br />

(MJ 1/2012)<br />

China und Preußen. Porzellan und Tee<br />

8.6.–31.12.2012<br />

(MJ 2/2012)<br />

Farbwelten. Holzschnitte des 18.<br />

Jahrhunderts<br />

14.8.–25.11.2012<br />

Chinesische Lackkunst<br />

Eine deutsche Privatsammlung<br />

5.10.2012–3.1.2013<br />

MuseuM für<br />

filM und fernsehen<br />

≠ Deutsche Kinemathek<br />

MuseuM für fotografie<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong> /<br />

Helmut Newton Stiftung<br />

Jebensstr. 2<br />

10623 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />

führungen Do, 18 Uhr und So, 16 Uhr<br />

≤<br />

Helmut Newton’s Private Property<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Helmut Newton: White Women/<br />

Sleepless Nights/Big Nudes<br />

2.6.–18.11.2012<br />

(MJ 3/2012)<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Das Koloniale Auge. Frühe Porträtfotografie<br />

in Indien<br />

20.7.–21.10.2012<br />

(MJ 3/2012)<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Bogomir Ecker: Idyllen und Desaster<br />

16.11.2012–17.2.2013<br />

MuseuM für islaMische kunst<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Pergamonmuseum<br />

führungen Highlights des Museums,<br />

jeden 3. Sa im Monat, 15 Uhr<br />

MuseuM für<br />

koMMunikation berlin<br />

Leipziger Str. 16<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-202 94-0<br />

Di 9–20 Uhr, Mi–Fr 9–17 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />

führungen Mi/So, 15 Uhr sowie<br />

nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-202 94-204<br />

≤<br />

Geschichte, Gegenwart und Zukunftsperspektiven<br />

der Kommunikation<br />

Glücksfälle – Störfälle. Facetten<br />

interkultureller Kommunikation<br />

12.10.2012–24.2.2013<br />

führungen jeden 1. Di im Monat,<br />

18.30 Uhr<br />

Luka im Lichtland<br />

2.12.2012–14.4.2013<br />

MuseuM für naturkunde<br />

Invalidenstr. 43<br />

10115 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-20 93-85 91<br />

Di–Fr 9.30–18 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

führungen nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-20 93-85 50<br />

≤<br />

Evolution in Aktion<br />

Wissenschaf(f)t Zukunft<br />

1.10.–31.12.2012<br />

Taxon. Biodiversität erfassen<br />

1.10.–11.11.2012<br />

MuseuM für<br />

vor- und frühgeschichte<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Neuen Museum<br />

führungen Highlights des Museums,<br />

jeden 1. und 3. Mi sowie jeden 2. Sa im<br />

Monat, 14.30 Uhr<br />

thematische führungen zur Vor- und<br />

Frühgeschichte, So, 28.10., 25.11. und<br />

9.12., 14.30 Uhr<br />

familienführungen jeden 1. und 3. So<br />

sowie jeden 4. Sa im Monat, 14.30 Uhr<br />

Russen & Deutsche. 1000 Jahre Kunst,<br />

Geschichte und Kultur<br />

6.10.2012–13.1.2013<br />

(Journal, S. 56 ff.)<br />

führungen So, 15.30 Uhr<br />

MuseuM iM bÖhMischen dorf<br />

Kirchgasse 5<br />

12043 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-687 48 80<br />

Do 14–17 Uhr,<br />

1. und 3. So im Monat 12–14 Uhr,<br />

am 27. Dezember 2012 geschlossen<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

(Journal, S. 28 f.)<br />

Geschichte der böhmischen Exulanten<br />

von 1737 bis in die Gegenwart<br />

100 Jahre Denkmal Friedrich<br />

Wilhelm I. 1912–2012<br />

1.6.–20.12.2012<br />

MuseuM iM wasserwerk<br />

Wasserwerk Friedrichshagen<br />

Müggelseedamm 307<br />

12587 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-86 44-76 95<br />

So–Do 10–16 Uhr<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

20. Dezember 2012 bis 31. Januar 2013<br />

führungen Di–Do nach Anmeldung<br />

vorführung der dampfmaschine<br />

So, 11 und 14 Uhr sowie bei jeder<br />

Gruppenführung<br />

≥<br />

Wasser für <strong>Berlin</strong><br />

Achtung Foto! <strong>Berlin</strong>er Wasser-<br />

Menschen in Bildern<br />

14.9.2011–April 2013<br />

MuseuM kesselhaus<br />

herzberge<br />

Herzbergstr. 79<br />

10365 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-54 72 24 24<br />

Di 14–16 Uhr, Do 14–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

MuseuM kÖPenick<br />

Alter Markt 1<br />

12555 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 97-33 51<br />

Di/Mi 10–16, Do 10–18, So 14–18 Uhr<br />

Archiv: Do, nach tel. Voranmeldung<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Köpenick von den Anfängen<br />

bis zur Gegenwart<br />

MuseuM lichtenberg<br />

iM stadthaus<br />

Türrschmidtstr. 24<br />

10317 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-57 79 73 88-12<br />

Ausstellungen: Di–Fr und So 11–18 Uhr,<br />

Feiertage geschlossen<br />

Archiv: Mo–Fr 10–16 Uhr<br />

nach Voranmeldung<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

In den Zeiten. 700 Jahre<br />

Stadtgeschichte Lichtenberg<br />

Faszination Archäologie. Funde aus<br />

der Vor- und Frühgeschichte<br />

Lichtenbergs<br />

25.8.–30.12.2012<br />

(MJ 3/2012)<br />

MuseuM neukÖlln<br />

Gutshof Britz<br />

Alt-Britz 81<br />

12359 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-62 72 77-727<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

99 x Neukölln<br />

(MJ 2/2010)<br />

BeLichtung. Porträtfotografien von<br />

Oliver Möst und Florian von Ploetz<br />

12.10.–31.12.2012<br />

MuseuM Pankow<br />

heynstrasse<br />

Heynstr. 8<br />

13187 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-481 40 47<br />

Di, Do, Sa/So 10–18 Uhr,<br />

Feiertage geschlossen<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

Bürgerliches Wohnen um 1900<br />

MuseuM Pankow<br />

Prenzlauer allee<br />

Prenzlauer Allee 227<br />

10405 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 95-39 17<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

Archiv: Tel. 030-902 95-39 51,<br />

Di, Mi 8–13 Uhr, Do 13–18 Uhr<br />

prenzlauer227. Von der Gemeindedoppelschule<br />

bis zum Bildungszentrum<br />

Zeitbilder. Leben in Pankow, Prenzlauer<br />

Berg und Weißensee 1949 bis 1990<br />

Gegenentwürfe. Der Prenzlauer Berg<br />

vor, während und nach dem Mauerfall<br />

Dinge des Lebens. Sammlungsstücke<br />

17.6.2012–7.4.2013<br />

Zwischentöne. Zur Geschichte der<br />

Pankower Musikschulen<br />

26.10.2012–31.3.2013<br />

MuseuM trePtow<br />

Sterndamm 102<br />

12487 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 97-56 71<br />

Di/Mi 10–16 Uhr, Do 10–18 Uhr,<br />

So 14–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Aus 250 Jahren Treptower Geschichte<br />

MuseuMsdorf düPPel<br />

Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />

Clauertstr. 11<br />

14163 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-240 02-162<br />

bis 14. Oktober Do 15–19 Uhr,<br />

So/Feiertage 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />

führungen nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-802 66 71<br />

≥<br />

Mittelalterliche Dorfanlage<br />

MusikinstruMenten-MuseuM<br />

Tiergartenstr. 1<br />

Eingang Ben-Gurion-Str.<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 7


Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-254 81-178<br />

Di–Fr 9–17 Uhr, Do 9–22 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

≤<br />

führungen mit Klangbeispielen<br />

Do, 18 Uhr und Sa, 11 Uhr<br />

gruppenführungen nach Vereinbarung<br />

unter Tel. 030-254 81-139<br />

vorführungen der Wurlitzer<br />

Kino-Orgel Sa, 12 Uhr<br />

Museumsdienst-workshops für kinder<br />

und Jugendliche nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Europäische Musikinstrumente vom<br />

16. Jahrhundert bis heute<br />

Die Trompete. Kabinettausstellung<br />

2.11.–25.11.2012<br />

n<br />

neue gesellschaft<br />

für bildende kunst e.v.<br />

Oranienstr. 25<br />

10999 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-61 65 13-0<br />

während der Ausstellungen:<br />

tägl. 12–19 Uhr, Do–Sa 12–20 Uhr<br />

≤<br />

A Burnt-Out Case<br />

1.9.–14.10.2012<br />

DESERTMED. Ein Projekt über<br />

unbewohnte Inseln im Mittelmeer<br />

27.10.–2.12.2012<br />

neue nationalgalerie<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Potsdamer Str. 50<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr,<br />

Sa/So 11–18 Uhr<br />

≤<br />

führungen Sa/So, 15 Uhr<br />

workshops für familien jeden 3. Sa<br />

im Monat, 15 Uhr<br />

workshops für kinder jeden 2. und 4.<br />

Sa im Monat, 15 Uhr<br />

Der geteilte Himmel. 1945–1968<br />

Die Sammlung der Nationalgalerie<br />

11.11.2011–31.7.2013<br />

(MJ 4/2011)<br />

Paul McCarthy. The Box<br />

6.7.–4.11.2012<br />

(s. Kurzbericht)<br />

neuer berliner kunstverein<br />

Chausseestr. 128/129, 10115 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-280 70 20<br />

während der Ausstellungen:<br />

Di–So 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr<br />

≤<br />

Arno Brandlhuber. Archipel<br />

8.9.–4.11.2012<br />

(s. Kurzbericht)<br />

Agathe Fleury<br />

11.9.–2.11.2012<br />

(Di–Fr 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr)<br />

Boundary Objects<br />

1.12.2012–27.1.2013<br />

Jens Ziehe<br />

4.12.2012–25.1.2013<br />

(Di–Fr 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr)<br />

neues MuseuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Bodestr. 1–3<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

tägl. 10–18 Uhr, Do–Sa 10–20 Uhr<br />

(MJ 4/2009)<br />

≤<br />

führungen Das Neue Museum.<br />

Geschichte und Architektur, jeden Do<br />

im Oktober und November, 18 Uhr<br />

≠ Ägyptisches Museum<br />

≠ Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />

nikolaikirche<br />

Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />

Nikolaikirchplatz<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-240 02-162<br />

täglich 10–18 Uhr, vom 25. bis 28.<br />

Oktober für den Besucherverkehr<br />

geschlossen<br />

führungen Fr, 16 Uhr<br />

workshops für kinder n. Vereinbarung<br />

≥<br />

Vom Stadtgrund bis zur Doppelspitze<br />

800 Jahre <strong>Berlin</strong>er Nikolaikirche<br />

(MJ 1/2010 und MJ 3/2011)<br />

nolde MuseuM berlin<br />

Nolde Stiftung Seebüll,<br />

Dependance <strong>Berlin</strong><br />

Jägerstr. 55<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-40 00 46 90<br />

während der Ausstellungen:<br />

tägl. 10–19 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Der Berg ruft. Emil Nolde und<br />

die Schweiz<br />

19.10.2012–7.4.2013<br />

p<br />

PergaMonMuseuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Am Kupfergraben 5, 10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

täglich 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr<br />

≥<br />

führungen Monumentalarchitektur<br />

im Pergamonmuseum, Do, 18 Uhr<br />

(am 18.10., 15.11. und 20.12:<br />

Von Uruk bis Babylon)<br />

Rundgang durch die Sammlungen<br />

Sa/So, 15 Uhr<br />

≠ Antikensammlung<br />

≠ Museum für Islamische Kunst<br />

≠ Vorderasiatisches Museum<br />

Polizeihistorische<br />

saMMlung iM<br />

PolizeiPräsidiuM berlin<br />

Platz der Luftbrücke 6<br />

12101 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-46 64-99 47 62<br />

Mo–Mi 9–15 Uhr, für Gruppen auch<br />

Do/Fr nach Anmeldung<br />

≥<br />

PuPPentheater-MuseuM<br />

berlin<br />

Karl-Marx-Str. 135<br />

12043 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-687 81 32<br />

Mo–Fr 9–15.30 Uhr, So 11–16 Uhr<br />

≥<br />

Spielraum der Phantasie<br />

Danza Macabra:<br />

Hexen, Furien und Dämonen<br />

r<br />

regionalMuseen<br />

≠ Bezirksmuseum<br />

Friedrichshain-Kreuzberg<br />

≠ Bezirksmuseum<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

≠ Heimatmuseum Reinickendorf<br />

≠ Heimatmuseum Zehlendorf<br />

≠ Mitte Museum<br />

≠ Museum Charlottenburg-<br />

Wilmersdorf<br />

≠ Museum Köpenick<br />

≠ Museum Lichtenberg<br />

im Stadthaus<br />

≠ Museum Neukölln<br />

≠ Museum Pankow<br />

≠ Museum Treptow<br />

≠ Stadtgeschichtl. Museum Spandau<br />

≠ Steglitz-Museum<br />

≠ Tempelhof Museum<br />

rotkreuz-MuseuM berlin<br />

Bachestrasse 11<br />

12161 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-850 05-255<br />

Mi 17–20 Uhr und nach Vereinbarung<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

24. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

s<br />

saMMlung<br />

scharf-gerstenberg<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Schloßstr. 70<br />

14059 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–So 10–18 Uhr, jeden 3. Do im Monat<br />

verlängerte Öffnungszeit bis 20 Uhr<br />

wegen des Filmprogramms<br />

≤<br />

führungen So, 15 Uhr<br />

workshops für kinder jeden 3. So im<br />

Monat, 13 Uhr<br />

Surreale Welten<br />

schloss britz<br />

Alt-Britz 73<br />

12359 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-609 79 23-0<br />

Di–So 11–18 Uhr<br />

führungen So, 14 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

≥<br />

Marc Chagall. Originalgrafiken aus<br />

sieben Jahrzehnten<br />

1.9.2012–6.1.2013<br />

(s. Kurzbericht)<br />

schloss charlottenburg<br />

Spandauer Damm 10–22<br />

14059 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-320 91-0<br />

Altes Schloss:<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />

Neuer Flügel (Knobelsdorff-Flügel):<br />

bis 31. Oktober Mi–Mo 10–18 Uhr,<br />

ab 1. November 2012 wegen Sanierung<br />

geschlossen<br />

letzter Einlass jeweils 30 Min. vor<br />

Schließung<br />

führungen durch das Alte Schloss<br />

nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

≥<br />

Altes Schloss:<br />

Kronschatz und Silberkammer<br />

der Hohenzollern<br />

(MJ 1/2011)<br />

neuer Pavillon<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Juwel der Schinkelzeit<br />

(MJ 1/2012)<br />

belvedere<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Sa, So/Feiertage 12–16 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

1 0 8 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />

MausoleuM<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

schloss und landschaftsgarten<br />

glienicke<br />

Hofgärtnermuseum<br />

Königstr. 36<br />

14109 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-805 86 75-0<br />

Schloss: Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember Sa, So/<br />

Feiertage 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Di–Fr und im Winter Besuch nur mit<br />

Führung<br />

Garten: tägl. von 6 Uhr bis zum<br />

Einbruch der Dunkelheit<br />

Leben und Wirken der Hofgärtner<br />

in Brandenburg-Preußen<br />

schloss und landschaftsgarten<br />

Pfaueninsel<br />

Nikolskoer Weg<br />

14109 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-80 58 68 31<br />

Schloss: Oktober Di–So 10–17.30 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

Meierei: Oktober geschlossen,<br />

November/Dezember Sa, So/Feiertage<br />

11–15.30 Uhr<br />

letzter Einlass jeweils 30 Min. vor<br />

Schließung, Besuch nur mit Führung<br />

Garten: Oktober tägl. 9–18 Uhr,<br />

November/Dezember tägl. 10–16 Uhr<br />

≥<br />

schloss und garten<br />

schÖnhausen<br />

Tschaikowskistr. 1<br />

13156 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-40 39 49 26 22<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Di–Fr und im Winter Besichtigung nur<br />

mit Führung<br />

Garten: tägl. 5–19 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung unter<br />

Tel. o331-96 94-200<br />

≤<br />

Zeit(ge)schichten aus 350 Jahren<br />

(MJ 4/2009)<br />

schloss tegel<br />

Humboldt-Museum<br />

Adelheidallee 19<br />

13507 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-886 71 50<br />

Oktober bis Dezember geschlossen<br />

≥<br />

schÖneberg MuseuM –<br />

Jugend MuseuM<br />

Hauptstr. 40/42<br />

10827 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 77-61 63<br />

Mi/Do 15–18 Uhr, Sa/So 14–18 Uhr,<br />

für Schulklassen und Gruppen auch<br />

nach Vereinbarung<br />

Wunderkammern. Wunderkisten<br />

Villa Global. Im Labyrinth der Kulturen<br />

schul- und stadtteilMuseuM<br />

friedenau<br />

Perelsplatz 6–9<br />

12159 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 77-79 10<br />

Besichtigung nach tel. Vereinbarung<br />

Die optischen Werke C. P. Goerz in<br />

der Rheinstraße<br />

schwartzsche villa<br />

Grunewaldstr. 55<br />

12165 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 99-22 15<br />

Di–Fr und So 10–18 Uhr, Sa 14–18 Uhr<br />

neu zu voll. Süheyla Asci, Malerei und<br />

Ingolf Seidel, Fotografie<br />

26.9.–11.11.2012<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Geheim! Die Stasi fotografiert Steglitz<br />

und Zehlendorf<br />

17.10.–11.11.2012<br />

Verraten und Verkauft. Jüdische<br />

Unternehmen in Steglitz und<br />

Zehlendorf<br />

28.11.2012–30.1.2013<br />

schwules MuseuM<br />

Mehringdamm 61, Gartenhaus<br />

10961 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-69 59 90 50<br />

Mi–Mo 14–18 Uhr, Sa 14–19 Uhr<br />

Bibliothek und Archiv: Mo, Mi und Fr<br />

13–17 Uhr, Do 13–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit<br />

Trans*_Homo<br />

17.8–19.11.2012<br />

Chronist des DDR-Alltags<br />

Jürgen Wittdorf<br />

4.10.2012 bis Frühjahr 2013<br />

Mädchen in Uniform. Christa Winsloe<br />

30.11.2012–4.3.2013<br />

(Journal, S. 88 f.)<br />

skulPturensaMMlung<br />

und MuseuM für<br />

byzantinische kunst<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Bode-Museum<br />

führungen Meisterwerke im Bode-<br />

Museum, jeden 1. So im Monat, 15 Uhr<br />

themenführungen So, 15 Uhr<br />

familienführungen jeden 1. und 3. So<br />

im Monat, 14 Uhr<br />

führungen für rollstuhlfahrer<br />

Mi, 28.11. und 12.12., 11 Uhr<br />

führungen für blinde und<br />

sehbehinderte Sa, 20.10., 17.11. und<br />

8.12., 16 Uhr<br />

Schätze des Glaubens. Meisterwerke<br />

aus dem Dom-Museum Hildesheim<br />

und dem Kunstgewerbemuseum <strong>Berlin</strong><br />

30.9.2010–1.4.2013<br />

(MJ 4/2010)<br />

Klage um einen verstorbenen Prinzen<br />

Die Pleurants vom Grabmal des<br />

Herzogs Jean sans Peur in Dijon<br />

27.9.2012–3.2.2013<br />

(Journal, S. 59 ff.)<br />

Josef Strzygowski und die <strong>Berlin</strong>er<br />

Museen<br />

19.10.2012–20.1.2013<br />

sonderausstellungshallen<br />

kulturforuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

Matthäikirchplatz 4<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr,<br />

Sa/So 11–18 Uhr<br />

≤<br />

Karl Friedrich Schinkel. Geschichte<br />

und Poesie<br />

7.9.2012–6.1.2013<br />

(MJ 3/2012)<br />

führungen Do und Sa, 15 Uhr<br />

kuratorenführungen jeden 3. Di<br />

im Monat, 11.30 Uhr<br />

führung für rollstuhlfahrer<br />

Mi, 17.10., 11 Uhr<br />

sPandovia sacra<br />

Museum der St. Nikolai-Gemeinde<br />

Spandau<br />

Reformationsplatz 12<br />

13597 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-333 80 54<br />

Mi und Fr–So 15–18 Uhr,<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

24. Dezember 2012 bis 1. Januar 2013<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

»Sonderlich die Musica …« (Martin<br />

Luther) 550 Jahre Kirchenmusik<br />

6.5.–18.11.2012<br />

Ton in Ton. Keramikkrippen<br />

1.12.2012–2.2.2013<br />

sPectruM – science center<br />

Möckernstr. 26<br />

10963 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 54-284<br />

≤<br />

Das Spectrum wird modernisiert und<br />

ist bis Sommer 2013 geschlossen.<br />

≠ Deutsches Technikmuseum<br />

sPortMuseuM berlin<br />

Olympiapark <strong>Berlin</strong><br />

Hanns-Braun-Str.<br />

14053 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-305 83 00<br />

Mo–Fr 10–14 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

2500 Jahre Marathon.<br />

Keep on Running. Mythos Marathon<br />

und <strong>Berlin</strong>er Lauferfindungen<br />

75 Jahre Olympische Spiele<br />

100 seltene und unbekannte Fotos<br />

15.8.2011–31.12.2012<br />

≠ Grünauer Wassersportmuseum<br />

staatsbibliothek zu berlin<br />

unter den linden<br />

Unter den Linden 8<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 43 36 66<br />

Allgemeine Lesesäle: Mo–Fr 9–21 Uhr,<br />

Sa 9–17 Uhr<br />

≥<br />

staatsbibliothek zu berlin<br />

PotsdaMer strasse<br />

Potsdamer Str. 33<br />

10785 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-266 43 23 33<br />

Sonderausstellung: Mo–Sa 11–19 Uhr,<br />

am 22. und vom 27.–29.12. 11–17 Uhr<br />

Lesesäle: Mo–Fr 9–21 Uhr, Sa 9–19 Uhr<br />

≤<br />

Rotkäppchen kommt aus <strong>Berlin</strong>!<br />

9.11.2012–5.1.2013<br />

stadtgeschichtliches<br />

MuseuM sPandau<br />

zeughaus der zitadelle<br />

Am Juliusturm 64<br />

13599 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-35 49 44-297<br />

tägl. 10–17 Uhr, Feiertage geöffnet<br />

Archiv nach Anmeldung unter<br />

Tel. 030-35 49 44-287<br />

≤<br />

Museumsdienst-workshops für kinder<br />

und Jugendliche nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Das Beste aus 20 Jahren. Das Stadtgeschichtliche<br />

Museum im Zeughaus<br />

26.10.2012–1.9.2013<br />

gotisches haus<br />

Breite Str. 32<br />

13597 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-333 93 88<br />

Mo–Sa 10–18 Uhr<br />

Vielfalt statt Einfalt<br />

Arbeitskreis Spandauer Künstler<br />

21.9.–24.11.2012<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 9


Ausstellungskalender | Potsdam<br />

stadtMuseuM berlin<br />

Landesmuseum für Kultur und<br />

Geschichte <strong>Berlin</strong>s<br />

Poststr. 13/14<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Infoline Mo–Fr 10–18 Uhr: 030-240 02-162<br />

führungen bitte 10 Tage im Voraus<br />

unter Tel. 030-240 02-162 anmelden<br />

≠ Märkisches Museum<br />

≠ Ephraim-Palais<br />

≠ Knoblauchhaus<br />

≠ Nikolaikirche<br />

≠ Museumsdorf Düppel<br />

Museumsdienst-führungen So, 14 Uhr<br />

seminare für Jugendliche und<br />

Erwachsene sowie weitere führungen<br />

nach Vereinbarung:<br />

Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Topographie des Terrors<br />

Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt<br />

in der Wilhelm- und<br />

Prinz-Albrecht-Straße<br />

Die Wilhelmstraße 1933–1945<br />

Aufstieg und Untergang des<br />

NS-Regierungsviertels<br />

19.6.–25.11.2012<br />

werkbundarchiv/<br />

MuseuM der dinge<br />

Oranienstr. 25<br />

10999 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-92 10 63-11<br />

Fr–Mo 12–19 Uhr<br />

Archiv und Bibliothek:<br />

Mo–Do 9–14 Uhr nach Anmeldung<br />

unter Tel. 030-92 10 63-55<br />

führungen So, 14 Uhr und nach<br />

Vereinbarung<br />

≥<br />

Neue Schausammlung. Offenes Depot<br />

(MJ 1/2012)<br />

Rudolf-Breitscheid-Str. 203<br />

14482 Potsdam<br />

Tel. 030-78 70 55-11<br />

geöffnet am 13. und 14. Oktober sowie<br />

10. und 11. November, 11–17 Uhr<br />

Geschichte der <strong>Berlin</strong>er S-Bahn<br />

filMMuseuM PotsdaM<br />

Marstall/Breite Str. 1a<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-271 81-12<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

stasiMuseuM berlin<br />

Forschungs- und Gedenkstätte<br />

Normannenstraße ASTAK e. V.<br />

Ruschestr. 103, Haus 1<br />

10365 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-553 68 54<br />

Mo–Fr 11–18 Uhr, Sa/So 12–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

steglitz MuseuM<br />

Drakestr. 64a<br />

12205 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-833 21 09<br />

Di–Fr und So 15–18 Uhr,<br />

Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />

16. Dezember 2012 bis 5. Januar 2013<br />

Archiv und Bibliothek: Di–Fr 15–18 Uhr<br />

führungen jeden 1., 2. und 4. So im<br />

Monat, 15 Uhr<br />

Gründer und Erfinder der<br />

Industriegeschichte<br />

14.10.2012–28.4.2013<br />

t<br />

teMPelhof MuseuM<br />

Alt-Mariendorf 43<br />

12107 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-902 77-61 63<br />

Mo/Mi 10–16 Uhr, Di/Do 10–18 Uhr,<br />

Fr 10–14 Uhr, So 11–15 Uhr<br />

für Schulklassen und Gruppen<br />

auch nach tel. Anmeldung<br />

führungen Mi, 15 Uhr und So, 11 Uhr<br />

Zwischen Feldern und Fabriken<br />

the kennedys<br />

Auguststraße 11–13<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-31 00 77-6<br />

Wiedereröffnung Ende 2012.<br />

toPograPhie des terrors<br />

Niederkirchnerstr. 8, 10963 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-25 45 09-50<br />

tägl. 10–20 Uhr,<br />

Außenbereiche bis Einbruch der<br />

Dunkelheit (spätestens 20 Uhr)<br />

≤<br />

tränenPalast<br />

Stiftung Haus der Geschichte der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Reichstagufer 17<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-467 77 79-0<br />

Di–Fr 9–19 Uhr, Sa, So/Feiertage sowie<br />

vom 25.–30.12. und 1.–6.1. 10–18 Uhr<br />

führungen Sa/So, 12, 15 und 16 Uhr<br />

sowie nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 030-467 77 79-11<br />

≤<br />

GrenzErfahrungen.<br />

Alltag der deutschen Teilung<br />

(MJ 3/2011)<br />

v<br />

verborgenes MuseuM<br />

≠ Das Verborgene Museum<br />

villa oPPenheiM<br />

≠ Museum Charlottenburg-<br />

Wilmersdorf<br />

vorderasiatisches MuseuM<br />

Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />

im ≠ Pergamonmuseum<br />

familienführungen jeden 2. Sa im<br />

Monat, 15 Uhr sowie jeden 4. So im<br />

Monat, 11 Uhr<br />

w<br />

waldMuseuM Mit waldschule<br />

grunewald der sdw<br />

Königsweg 04 / Jagen 57<br />

14193 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-813 34 42<br />

Oktober Di–Fr 10–15 Uhr, So 13–18 Uhr,<br />

November/Dezember Di–Fr 10–15 Uhr,<br />

So 13–16 Uhr<br />

letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

Lebensraum Wald,<br />

seine Bäume und Tiere<br />

To Go or Not to Go. Kooperation mit<br />

der marcel-breuer-schule<br />

8.9.–15.10.2012<br />

z<br />

zille MuseuM<br />

Propststr. 11<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-246 32-500<br />

Oktober tägl. 11–19 Uhr, November/<br />

Dezember tägl. 11–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Heinrich Zille. Leben und Werk<br />

zitadelle sPandau<br />

Bastion Kronprinz<br />

Am Juliusturm 64<br />

13599 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-35 49 44-0<br />

tägl. 10–17 Uhr<br />

≤<br />

Kunstherbst Zitadelle. Malerei<br />

28.9.–25.11.2012<br />

Indien entdecken! Kunst der<br />

klassischen Moderne und Gegenwart<br />

8.12.2012–1.4.2013<br />

≠ Stadtgeschichtliches Museum<br />

Spandau<br />

zucker-MuseuM<br />

Amrumer Str. 32<br />

13353 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. 030-31 42 75-74<br />

Mo–Do 9–16.30 Uhr, So 11–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Zur Kulturgeschichte des Zuckers<br />

Potsdam<br />

berliner s-bahn-MuseuM<br />

im Unterwerk am S-Bahnhof<br />

Griebnitzsee<br />

Traumfabrik<br />

100 Jahre Film in Babelsberg<br />

(MJ 1/2012)<br />

Der falsche Fritz. Friedrich II. im Film<br />

25.1.–28.10.2012<br />

(MJ 2/2012)<br />

Meisterwerke. Filmstudenten<br />

inszenieren berühmte Gemälde<br />

11.11.2012–3.3.2013<br />

Foyerausstellung:<br />

Von Märchenschlössern und<br />

Schurkenwinkeln. Die Filmräume der<br />

DEFA-Szenenbildner<br />

12.10.2012–3.3.2013<br />

(Di–So 10–20 Uhr)<br />

haus der brandenburgisch-<br />

Preussischen geschichte<br />

Kutschstall/Am Neuen Markt 9<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-620 85-50<br />

Di–Do 10–17 Uhr, Fr 10–19 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Land und Leute. Geschichten<br />

aus Brandenburg-Preußen<br />

König & Kartoffel. Friedrich der Große<br />

und die preußischen »Tartuffoli«<br />

20.7.–28.10.2012<br />

(MJ 3/2012)<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Struktur und Architektur. Das postindustrielle<br />

Kulturerbe Oberschlesiens<br />

16.11.2012–6.1.2013<br />

MuseuM alexandrowka<br />

Russische Kolonie 2<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-817 02 03<br />

bis 15. Oktober Di–So 10–18 Uhr, danach<br />

verkürzt, im Dezember geschlossen<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

MuseuM fluxus+<br />

Schiffbauergasse 4f<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-60 10 89-0<br />

Mi–So 13–18 Uhr u. nach Vereinbarung<br />

1 1 0 |<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2


Potsdam | Ausstellungskalender<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

führungen jeden 2. Fr im Monat,<br />

16 Uhr und jeden letzten So im Monat,<br />

14 Uhr<br />

≤<br />

Fluxus und die Anfänge der<br />

Medienkunst<br />

8.9.–21.10.2012<br />

Kunstprojekte der Hans und<br />

Charlotte Krull Stiftung<br />

27.10.–11.11.2012<br />

Treasure Trove<br />

Ann Noel und Emmett Williams<br />

17.11.2012 bis Januar 2013<br />

naturkundeMuseuM<br />

Breite Str. 13<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-289-67 01<br />

Di–So 9–17 Uhr,<br />

jeden 1. Mo im Monat 9–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≤<br />

Tierwelt Brandenburgs<br />

Schauaquarium<br />

In der Spur des Menschen<br />

Biologische Invasionen<br />

22.5.2007–31.12.2012<br />

Tiere im Garten<br />

Biologische Vielfalt vor der Haustür<br />

1.1.2009–31.12.2012<br />

PotsdaM MuseuM<br />

Forum für Kunst und Geschichte<br />

Am Alten Markt 9 (Altes Rathaus)<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-289-68 21<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

führungen jeden 1. und 3. Sa im Monat,<br />

15 Uhr und nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 0331-289-68 07<br />

≤<br />

Friedrich und Potsdam.<br />

Die Erfindung (s)einer Stadt<br />

20.8.–2.12.2012<br />

(MJ 3/2012)<br />

gedenkstätte<br />

lindenstrasse 54/55<br />

für die Opfer politischer Gewalt<br />

im 20. Jahrhundert<br />

Lindenstr. 54<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-289-61 36<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

villa schÖningen<br />

<strong>Berlin</strong>er Str. 86<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-200 17 41<br />

Di–Fr 11–18 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

Spione, Mauer, Kinderheim.<br />

An der Brücke, zwischen den Welten<br />

Grenzgänge. Gruppenausstellung<br />

18.9.2012–6.1.2013<br />

einsteinhaus caPuth<br />

Am Waldrand 15–17<br />

14548 Caputh<br />

Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

Gruppen über 10 Personen nach<br />

Voranmeldung unter Tel. 0331-271 78-0<br />

Park Sanssouci<br />

schloss sanssouci<br />

Maulbeerallee<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

≥<br />

daMenflügel<br />

Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

belvedere auf deM klausberg<br />

An der Orangerie 1<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-242<br />

Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Friedrichs Traum von einem Weinberg<br />

Historie und Vision der ehemaligen<br />

Nutzgartenanlage<br />

10.5.–12.10.2012<br />

(Ort: Klausberg, Altes Heizhaus,<br />

Di/Do 10–14 Uhr)<br />

bildergalerie<br />

Im Park Sanssouci 4<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-181<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

(MJ 1/2011)<br />

chinesisches haus<br />

Am Grünen Gitter<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-225<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr<br />

November/Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

friedenskirche<br />

Am Grünen Gitter 3<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

1. bis 14. Oktober Mo–Sa 11–17 Uhr,<br />

So 12–17 Uhr, ab 15. Oktober<br />

Sa 11–16 Uhr und So 11.30–16 Uhr<br />

historische Mühle<br />

Maulbeerallee 5<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-55 06-851<br />

Oktober tägl. 10–18 Uhr,<br />

November Sa/So 10–16 Uhr,<br />

Dezember geschlossen<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

neue kaMMern<br />

Park Sanssouci<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-206<br />

Oktober Mi–Mo 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Mi–Mo 10–17 Uhr,<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

≤<br />

neues Palais<br />

Am Neuen Palais<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

bis 28. Oktober Mi–Mo 10–19 Uhr,<br />

Fr/Sa 10–20 Uhr, 29. Oktober bis<br />

31. Dezember 2012 geschlossen<br />

letzter Einlass 90 Min. vor Schließung<br />

führungen nach Anmeldung unter<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

≥<br />

FRIEDERISIKO. Friedrich der Große<br />

28.4.–28.10.2012<br />

(MJ 2/2012)<br />

orangerieschloss<br />

An der Orangerie 3–5<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-280<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Besuch nur mit Führung<br />

≥<br />

rÖMische bäder<br />

Park Sanssouci<br />

14471 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-225<br />

≥<br />

Aus betriebstechnischen Gründen<br />

zurzeit geschlossen.<br />

schloss charlottenhof<br />

Geschwister-Scholl-Str. 34a<br />

14471 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-228<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Besuch nur mit Führung<br />

daMPfMaschinenhaus/<br />

Moschee<br />

(außerhalb von Park Sanssouci)<br />

Breite Str. 28<br />

14471 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-225<br />

Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

Mittagspause von 12.30 bis 13 Uhr<br />

Besuch nur mit Führung<br />

Neuer Garten<br />

schloss cecilienhof<br />

Historische Gedenkstätte des<br />

Potsdamer Abkommens<br />

Im Neuen Garten 11<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

≤<br />

MarMorPalais<br />

Im Neuen Garten 10<br />

14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-550<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Sa, So/Feiertage 10–16 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

≤<br />

belvedere<br />

auf deM Pfingstberg<br />

Nähe Neuer Garten<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-200 57 93-0<br />

Oktober tägl. 10–18 Uhr,<br />

November Sa/So 10–16 Uhr,<br />

Dezember geschlossen<br />

führungen nach Vereinbarung<br />

≥<br />

PoMonateMPel<br />

Auf dem Pfingstberg<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-200 57 93-0<br />

Oktober Sa, So/Feiertage 15–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

Park Babelsberg<br />

schloss babelsberg<br />

Park Babelsberg 10<br />

14482 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-250<br />

≥<br />

Wegen Sanierungsarbeiten im Rahmen<br />

des Masterplans zurzeit geschlossen.<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 1 1


Ausstellungskalender | Potsdam<br />

flatowturM<br />

Park Babelsberg 12<br />

14482 Potsdam<br />

Tel. 0331-600 94 94<br />

Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember geschlossen<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Weitere Schlösser<br />

Jagdschloss stern<br />

Jagdhausstraße<br />

14480 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

Oktober bis Dezember geschlossen<br />

≥<br />

schloss caPuth<br />

Straße der Einheit 2<br />

14548 Caputh<br />

Tel. 033209-703 45<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Di–Fr und im Winter Besuch nur mit<br />

Führung<br />

Schlossgeschichten. Adel in Schlesien<br />

12.8.–31.10.2012<br />

schloss<br />

kÖnigs wusterhausen<br />

Schlossplatz 1<br />

15711 Königs Wusterhausen<br />

Tel. 03375-211 70-0<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember Di–Fr 10–16 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

Besuch nur mit Führung<br />

schlossMuseuM oranienburg<br />

Schlossplatz 1<br />

16515 Oranienburg<br />

Tel. 03301-53 74 37<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />

November/Dezember Di–Fr 10–16 Uhr,<br />

Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

≤<br />

schloss Paretz<br />

Parkring 1<br />

14669 Ketzin<br />

Tel. 033233-736 11<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Sa, So/Feiertage 10–16 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

≥<br />

Kutschen, Schlitten und Sänften des<br />

preußischen Königshauses<br />

schloss rheinsberg<br />

Mühlenstr. 1<br />

16831 Rheinsberg<br />

Tel. 033931-72 6-0<br />

Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />

Dezember Di–So 10–17 Uhr, im Winter<br />

Mittagspause von 12.30 bis 13 Uhr<br />

letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />

im Winter Besuch nur mit Führung<br />

≤<br />

Friedrich ohne Ende<br />

4.8.–28.10.2012<br />

schloss sacrow<br />

Krampnitzer Straße 33<br />

14469 Potsdam<br />

Tel. 0331-96 94-550<br />

Schloss: während der Ausstellungen<br />

Sa, So/Feiertage 11–17 Uhr<br />

führungen sowie weitere Öffnungszeiten<br />

nach Vereinbarung unter<br />

Tel. 0331-60 14 98 77<br />

Heilandskirche: Oktober<br />

Di–So 11–15 Uhr, November/Dezember<br />

Sa/So 11–15 Uhr<br />

ParadeStücke. Künstlergruppe Neues<br />

Atelierhaus Panzerhalle<br />

30.9.–4.11.2012<br />

(s. Kurzbericht)<br />

weitere inforMationen/<br />

anMeldung zu führungen<br />

Museumsinformation berlin<br />

Tel. 030-247 49-888<br />

Mo–Fr 9–16 Uhr, Sa/So und<br />

Feiertage 9–13 Uhr<br />

Auskunft und Beratung rund<br />

um die <strong>Berlin</strong>er Museen.<br />

Information und Anmeldung zu<br />

Führungen des Museumsdienstes<br />

und anderen Angeboten der<br />

<strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH.<br />

www.kulturprojekte-berlin.de<br />

besucher-dienste der staatlichen<br />

Museen zu berlin<br />

Tel. 030-266 42 42 42<br />

Fax 030-266 42 22 90<br />

Mo–Fr 9–16 Uhr<br />

Allgemeine Informationen zu den<br />

Häusern und Ausstellungen der<br />

Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong>.<br />

Auskünfte zum Führungsangebot.<br />

Anmeldung für Gruppenführungen.<br />

service@smb.museum<br />

besucherzentrum der<br />

stiftung Preußische schlösser<br />

und gärten berlin-brandenburg<br />

an der historischen Mühle<br />

Tel. 0331-96 94-200<br />

Fax 0331-96 94-107<br />

April–Oktober tägl. 8.30–18 Uhr,<br />

November–März 8.30–17 Uhr<br />

Allgemeine Informationen zu den<br />

Schlössern der Stiftung.<br />

Auskünfte zum Führungsangebot.<br />

Anmeldung für Gruppenführungen.<br />

Schloss Charlottenburg:<br />

Tel. 030-320 91-1<br />

besucherzentrum@spsg.de<br />

vorschau<br />

hinweise zur barrierefreiheit der<br />

berliner Museen erhalten Sie bei<br />

Mobidat unter Tel. 030-74 77 71 15<br />

www.mobidat.de<br />

Die Auswirkungen<br />

der nationalsozialistischen Diktatur<br />

auf das gesellschaftliche Leben in <strong>Berlin</strong><br />

sind Thema verschiedener Ausstellungen<br />

im Jahr 2013. Anlass ist der 80.<br />

Jahrestag der Machtübergabe an die<br />

Nationalsozialisten und der 75. Jahrestag<br />

der Novemberprogrome. An beide<br />

Daten erinnert ein Themenjahr unter<br />

dem Titel »Zerstörte Vielfalt«.<br />

Neben Stadtmarkierungen und einer<br />

Open-Air-Ausstellung ist der zentrale<br />

Anlaufpunkt das Deutsche Historische<br />

Museum, das sich ab Ende Januar mit<br />

einer Ausstellung dem Jahr 1933 und<br />

den Bedingungen wie auch den Folgen<br />

fackelzug durch das brandenburger tor,<br />

berlin, 30. Januar 1936. © dhm, berlin<br />

des Machtantritts Hitlers und der NS-<br />

Diktatur widmet. Von hier führen die<br />

Wege in die zahlreichen Museen und<br />

Gedenkstätten, die je unterschiedliche<br />

Aspekte »zerstörter Vielfalt« untersuchen,<br />

darunter u.a. das Jüdische Museum<br />

und das Bröhan-Museum sowie das<br />

Technikmuseum und das Stadtmuseum.<br />

Ihre Ausstellungen stellen wir im<br />

Schwerpunkt des nächsten Heftes,<br />

aber auch in den darauf folgenden Ausgaben<br />

des kommenden Jahres vor.<br />

Die nächste Ausgabe des Museums-<br />

Journals erscheint am 2. Januar 2013.<br />

hinweise zur barrierefreiheit der<br />

schlösser erhalten Sie bei der<br />

Stiftung Preußische Schlösser und<br />

Gärten unter Tel. 0331-96 94-194<br />

oder handicap@spsg.de<br />

hinweise für rollstuhlfahrer<br />

im vorliegenden Heft:<br />

≤<br />

geeignet, eventuell ist eine<br />

Begleitperson erforderlich<br />

≥ bedingt geeignet, nicht alle<br />

Räume des Hauses können<br />

besucht werden, eine<br />

Begleitperson ist erforderlich,<br />

eine telefonische Anmeldung<br />

wird empfohlen<br />

1 1 2 |<br />

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den Sammlungen der <strong>Berlin</strong>er Museen<br />

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• Neuerwerbungen, Forschungen und<br />

Entdeckungen<br />

• die kommenden Sonderausstellungen<br />

• der umfangreiche Ausstellungskalender<br />

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