Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin
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€ 6,90<br />
4 | 2012<br />
Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in<br />
<strong>Berlin</strong> und Potsdam. Zugleich »<strong>Berlin</strong>er Museen,6.Folge«<br />
4 | 2 0 1 2 O k t o b e r – D e z e m b e r<br />
MuseumsJournal<br />
EUROPÄISCHER<br />
MONAT DER FOTOGRAFIE<br />
<br />
BERLIN<br />
© René Groebli, Courtesy Pinter & Milch<br />
www.museumsjournal.de19. OKTOBER – 25. NOVEMBER 2012<br />
FESTIVALZENTRUM<br />
PARISER PLATZ 4A<br />
BERLIN-MITTE<br />
775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />
WWW.MDF-BERLIN.DE INFOLINE +49 (0)30 24 74 98 88<br />
R. B. Kitaj – die Retrospektive | Russen und Deutsche | Im Licht von Amarna
€ 6,90<br />
4 | 2012<br />
Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in<br />
<strong>Berlin</strong> und Potsdam. Zugleich »<strong>Berlin</strong>er Museen,6.Folge«<br />
4 | 2 0 1 2 O k t o b e r – D e z e m b e r<br />
MuseumsJournal<br />
EUROPÄISCHER<br />
MONAT DER FOTOGRAFIE<br />
<br />
BERLIN<br />
© René Groebli, Courtesy Pinter & Milch<br />
www.museumsjournal.de19. OKTOBER – 25. NOVEMBER 2012<br />
FESTIVALZENTRUM<br />
PARISER PLATZ 4A<br />
BERLIN-MITTE<br />
775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />
WWW.MDF-BERLIN.DE INFOLINE +49 (0)30 24 74 98 88<br />
R. B. Kitaj – die Retrospektive | Russen und Deutsche | Im Licht von Amarna
Editorial | 4/2012<br />
7 75 Jahre<br />
Abbildung auf dem Umschlag:<br />
Sicht auf die Open-Air-Ausstellung<br />
»Stadt der Vielfalt«. Foto: Ines Ebel<br />
Abbildung auf den Seiten 16 und 17:<br />
Open-Air-Ausstellung »Stadt der Vielfalt«.<br />
Foto: Oana Popa<br />
Abbildung auf den Seiten 40 und 41:<br />
Das Adressbuch von Hannah Höch<br />
vor der Restaurierung. Hannah-Höch-<br />
Archiv,<strong>Berlin</strong>ische Galerie. Foto:<br />
Kai-Annett Becker<br />
Abbildung auf den Seiten 48 und 49:<br />
Emma Stibbon, Plattenbau, 2012. Tinte auf<br />
Papier, 45 × 63,5 cm. © Emma Stibbon,<br />
mit freundlicher Genehmigung von<br />
upstairs berlin<br />
Abbildung auf Seite 93:<br />
Patricia Piccinini, The Comforter, 2010.<br />
Silikon, Fiberglas, Stahl, menschliches<br />
Haar, Fuchsfell, Kleidung, 60 × 80 × 80 cm.<br />
Olbricht Collection. Foto: Graham Baring.<br />
Mit freundlicher Genehmigung der<br />
Künstlerin und Haunch of Venison.<br />
wird <strong>Berlin</strong> in diesem Herbst – zumindest offiziell. Der tatsächliche Ursprung der Stadt<br />
ist bis heute ungeklärt. Gefeiert wird trotzdem, und damit steht dieses Jahr in einer<br />
nicht allzu langen Tradition von Jubiläumsfesten. Bisher feierte <strong>Berlin</strong> sich drei Mal<br />
und das in je anderen politischen Systemen und unter ideologisch unterschiedlichen<br />
Vorzeichen: das erste Mal 1937 im Nationalsozialismus und fünfzig Jahre später zeitgleich<br />
in Ost und West. Ein Vergleich dieser Stadtjubiläen ist Thema der Open-Air-<br />
Ausstellung vor der Marienkirche, über die ihr Kurator Krijn Thijs berichtet.<br />
Bei den diesjährigen Feierlichkeiten stehen zwei Aspekte im Vordergrund: <strong>Berlin</strong><br />
als »Stadt der Vielfalt« und die »Stadt im Mittelalter«. Dabei ist die »Vielfalt« auf dem<br />
Schlossplatz erlebbar: Auf einem <strong>Berlin</strong>plan im Maßstab 1 : 775 verweisen 124 übergroße<br />
Pins auf ausgewählte Orte, an denen 775 Jahre Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte<br />
erzählt werden. Daneben bieten die Museen der Stadt Einblicke in die von<br />
Migration und kulturellem Austausch geprägte Stadt, etwa das Museum Europäischer<br />
Kulturen, das sich mit Aspekten kultureller Vielfalt infolge von Migration und Handel<br />
beschäftigt. Elisabeth Tietmeyer führt dies anhand einer für <strong>Berlin</strong> typischen, kulinarischen<br />
Bereicherung vor Augen. Unter welchen Umständen ein wertvoller Mantel aus<br />
dem Oman 1912 in das heutige Ethnologische Museum gelangte, schildert Ingrid<br />
Schindlbeck. Zwei weitere Museen widmen sich ganz der Migrationsgeschichte. So beherbergt<br />
der Französische Dom auf dem Gendarmenmarkt seit 1935 das Hugenottenmuseum.<br />
Es schildert das Schicksal der französischen Glaubensflüchtlinge und zeigt,<br />
wie sie <strong>Berlin</strong> – bis heute – mitgeprägt haben. Von einer anderen Einwanderungsgeschichte<br />
erzählt das Museum im Böhmischen Dorf in Rixdorf: von protestantischen<br />
Exulanten, die im 18. Jh. aus dem katholischen Böhmen flohen und auf Geheiß und mit<br />
finanzieller Unterstützung Friedrich Wilhelms I. bei <strong>Berlin</strong> ein neues Zuhause fanden.<br />
Die Wurzeln <strong>Berlin</strong>s sind heute unter breiten Straßenzügen so gut wie verschüttet.<br />
Doch seit einigen Jahren finden in der historischen Doppelstadt <strong>Berlin</strong>-Cölln archäologische<br />
Grabungen statt, die manches Detail über frühe Siedler und Bauten zutage<br />
gefördert haben, wie Annette Meier schildert. Auf der Zitadelle Spandau wurde vor 25<br />
Jahren mit einer Ausstellung über <strong>Berlin</strong> im Mittelalter das Stadtjubiläum begangen.<br />
Andrea Theissen blickt zurück – und nach vorn, auf die neue Dauerausstellung.<br />
Anlässlich der 750-Jahr-Feier im Westen wurde auch das Deutsche Historische<br />
Museum gegründet. Wir sprachen mit dem neuen Präsidenten Alexander Koch über<br />
die heutige Aufgabe nationaler Geschichtsmuseen, die Umgestaltung der Dauerausstellung<br />
und die Rolle der Besucher.<br />
Nina Szymanski
Inhalt<br />
Die Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts, die seit 1968 als Dauerleihgabe<br />
des Landes <strong>Berlin</strong> in der Nationalgalerie und im Kupferstichkabinett<br />
verwahrt werden, sind aktuell Gegenstand eines umfassenden<br />
Provenienzforschungsprojekts. Dabei wird die Herkunft der rund 550 vor<br />
1945 entstandenen Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Aquarelle und<br />
Druckgrafiken untersucht. | S. 12 f.<br />
Sechzig Jahre hat Hannah Höch ihr Adressbuch geführt und aus heutiger<br />
Sicht ein individuell angelegtes, gleichwohl aussagekräftiges kunstund<br />
kulturgeschichtliches Who-is-Who des 20. Jahrhunderts kreiert. Die<br />
<strong>Berlin</strong>ische Galerie hat im Rahmen der Erhaltung des schriftlichen Kulturguts<br />
dieses biografische »Florilegium« restauriert und für die Nachwelt<br />
erhalten. Ein Restaurierungsbericht. | S. 42 ff.<br />
Blickfang<br />
4 Der Philosoph von Sanssouci<br />
Rolf H. Johannsen<br />
Panorama<br />
6 5 . Europäischer Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong><br />
Der Blick des Anderen<br />
Katia Reich<br />
10 Eigenes und Fremdes. Provenienzforschung<br />
an den Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Petra Winter<br />
12 Die Galerie des 20. Jahrhunderts.<br />
Ein Provenienzforschungsprojekt des Landes <strong>Berlin</strong><br />
und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
Hanna Strzoda und Christina Thomson<br />
14 Eine Pfingstrose vom Baikalsee<br />
Peter Simon Pallas zum 200. Todestag<br />
H. Walter Lack<br />
7 75 Jahre <strong>Berlin</strong><br />
18 An der Marienkirche<br />
Die <strong>Berlin</strong>-Jubiläen von 1937 und 1987<br />
Ein Vergleich | Krijn Thijs<br />
20 Schlossplatz<br />
Stadt der Vielfalt<br />
775 <strong>Berlin</strong> – 775 Jahre Migration<br />
Rainer Ohliger<br />
22 Museum Europäischer Kulturen<br />
Was soll der »Döner« im Museum<br />
Elisabeth Tietmeyer<br />
24 Ethnologisches Museum<br />
Koloniale Gaben. Wie ein arabischer Mantel aus<br />
dem Oman nach <strong>Berlin</strong> kam | Ingrid Schindlbeck<br />
26 Hugenottenmuseum<br />
Von Zuwanderern zu Einheimischen.<br />
Hugenotten in <strong>Berlin</strong> | Robert Violet<br />
28 Museum im Böhmischen Dorf<br />
275 Jahre Böhmisch-Rixdorf | Henry Bloch<br />
30 Das Mittelalter ist unter uns<br />
Archäologen ergründen die Frühzeit <strong>Berlin</strong>-Cöllns<br />
Annette Meier<br />
33 Stadtgeschichtliches Museum Spandau<br />
Jubiläen im Museum. Was kommt Was bleibt<br />
Andrea Theissen<br />
35 Deutsches Historisches Museum<br />
Alexander Koch im Gespräch<br />
Aus den Sammlungen<br />
40 Deutsches Historisches Museum<br />
Im Atelier der Geschichte<br />
Dieter Vorsteher-Seiler<br />
42 <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
Lebensverflechtungen. Das restaurierte Adressbuch<br />
von Hannah Höch | Ralf Burmeister<br />
45 Kunstbibliothek<br />
Die Architekturmodelle Erich Mendelsohns in<br />
der Sammlung Architektur der Kunstbibliothek<br />
Svenia Schneider<br />
2 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Inhalt<br />
Das Musée des Beaux-Arts in Dijon hat einen seiner Schätze auf Reisen<br />
geschickt: Die »Pleurants« (Klagefiguren) vom Grabmal des Herzogs von<br />
Burgund, Johann Ohnefurcht. Das Bode-Museum zeigt die 37 Alabasterfiguren<br />
des Hofbildhauers Juan de la Huerta. Jede Figur ist etwa 40 cm<br />
hoch und verkörpert ein Mitglied der spätmittelalterlichen Gesellschaft<br />
in individueller Trauerhaltung. | S. 59 ff.<br />
Das Jüdische Museum <strong>Berlin</strong> zeigt die erste umfassende Retrospektive<br />
des amerikanisch-jüdischen Künstlers und »Diasporisten« R. B. Kitaj<br />
(1932–2007) nach seinem Tod. Die Schau präsentiert über 130 Gemälde,<br />
Druckgrafiken und Zeichnungen aus allen Werkperioden und gibt erstmals<br />
Einblick in das private Text- und Bildarchiv Kitajs, das Inspirationsquelle<br />
für seine Gemälde und Collagen war. | S. 72 ff.<br />
Ausstellungen<br />
50 Ägyptisches Museum und Papyrussammlung<br />
Im Licht von Amarna | Friederike Seyfried<br />
52 Antikensammlung<br />
Schätze früher Hochkulturen der Ägäis in der<br />
Antikensammlung | Laura-Concetta Rizzotto<br />
54 Abguss-Sammlung Antiker Plastik<br />
… von gestern bis morgen …<br />
Zur Geschichte der <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlung(en)<br />
Nele Schröder und Lorenz Winkler-Horaček<br />
56 Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />
Russen und Deutsche<br />
Matthias Wemhoff<br />
59 Bode-Museum<br />
Die Pleurants vom Grabmal des Herzogs<br />
Jean sans Peur in Dijon | Julien Chapuis<br />
62 Centrum Judaicum<br />
Mädchenhandel zwischen 1860 und 1930. Ein unbekanntes<br />
Kapitel Auswanderungsgeschichte | Irene Stratenwerth<br />
64 Akademie der Künste<br />
Letzte Zuflucht Mexiko<br />
Christine Fischer-Defoy<br />
66 Bröhan-Museum<br />
Bilder von Walter Leistikow aus dem Nachlass Werner<br />
und Irmgard Küpper | Ingeborg Becker<br />
68 Käthe-Kollwitz-Museum <strong>Berlin</strong><br />
Käthe Kollwitz und Russland … eine Wahlverwandtschaft<br />
Gudrun Fritsch<br />
70 Bauhaus-Archiv<br />
Phantastiken. Die Bauhäuslerin<br />
Lou Scheper-Berkenkamp | Renate Scheper<br />
72 Jüdisches Museum<br />
R. B. Kitaj – Die Retrospektive | Eckhart J. Gillen<br />
76 Deutsches Historisches Museum<br />
Verführung Freiheit. Kunst in Europa seit 1945<br />
XXX. Europaratsausstellung | Monika Flacke<br />
78 Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> – Ephraim-Palais<br />
Johannes Grützke: »die ganze Welt in meinem Spiegel«<br />
Dominik Bartmann<br />
80 Kunstverein KunstHaus Potsdam<br />
Emma Stibbon Potsdam – <strong>Berlin</strong>. Changing Cities<br />
Jutta Götzmann<br />
83 <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
»Die zerstörte Stadt war meine Chance«<br />
Hilde Weström zum 100. Geburtstag | Ursula Müller<br />
84 Deutsche Kinemathek –<br />
Museum für Film und Fernsehen<br />
Martin Scorsese | Kristina Jaspers und Nils Warnecke<br />
86 Literaturhaus<br />
Helmut Heißenbüttel | Johanna Bohley und Lutz Dittrich<br />
88 Schwules Museum<br />
Mädchen in Uniform. Christa Winsloe (1888–1944)<br />
Heike Stange und Wolfgang Theis<br />
90 Museum Europäischer Kulturen<br />
Weihnachtspyramiden. Tradition und Moderne<br />
Tina Peschel<br />
93 In aller Kürze<br />
98 Impressum<br />
99 Kalender<br />
112 Vorschau<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 3
Blickfang<br />
Der Philosoph von Sanssouci<br />
R o l f H . J o h a n n s e n<br />
Wohl nur ausgemachten Spezialisten der Skulptur des 19. Jahrhunderts<br />
ist heute noch der Bildhauer Harro Magnussen (1861–1908) bekannt. Ein<br />
Großteil seiner Werke ist vergessen oder zerstört. Dennoch erlebte er in<br />
diesem Jahr eine kleine Renaissance, die er keinem Geringeren als Friedrich<br />
dem Großen zu verdanken hat! Gleich zweimal war Magnussens Sitzbildnis<br />
»Der Philosoph von Sanssouci in seinen letzten Tagen« in Ausstellungen<br />
anlässlich des 300. Geburtstags des Königs zu sehen: im Frühjahr<br />
in der Alten Nationalgalerie als sinnfälliger Schlusspunkt einer Ausstellung,<br />
die sich dem Bild Friedrichs des Großen bei Adolph Menzel widmete<br />
(mj 2/2012), und im Anschluss daran in einer Schau des Geheimen Staatsarchivs<br />
und der Staatsbibliothek, die den König als »Homme de lettres«<br />
(mj 3/2012) ehrte. Und nun wandelte sich die Situation; kaum ein Besucher<br />
dürfte achtlos an der knapp unterlebensgroßen Figur vorbeigegangen<br />
sein, blieb vielmehr stehen, erstaunt, verstört, vielleicht auch abgestoßen<br />
von dem Bild des sterbenden Königs. Überrascht mögen auch die Ausstellungsmacher<br />
selbst gewesen sein, als sie das jeweils andere Gips-Exemplar<br />
sahen, hatte das erste doch jahrzehntelang unbeachtet im Depot<br />
des Bode-Museums gestanden, und wurde das zweite, eine Leihgabe der<br />
Burg Hohenzollern, überhaupt erstmals öffentlich gezeigt.<br />
Harro Magnussen war der Sohn eines Hamburger Porträtmalers. Die<br />
Sommermonate verbrachte die Familie regelmäßig auf der Nordseeinsel<br />
Föhr, wo Harro bereits 1873 den nur wenig älteren, späteren Kaiser Wilhelm<br />
II. kennenlernte, der zusammen mit seinen Geschwistern zum Zeichenunterricht<br />
in das Haus der Magnussens kam. Seine erste künstlerische<br />
Ausbildung erhielt Harro dann auch vom Vater. Mit dem Ziel, Maler<br />
zu werden, bezog er 1882 die Münchner Akademie, entschloss sich jedoch<br />
zum Fachwechsel und ging 1888 nach <strong>Berlin</strong>, wo ihn Reinhold Begas –<br />
Kopf der neubarocken <strong>Berlin</strong>er Bildhauerschule und führender Bildhauer<br />
unter Wilhelm II. – als Atelierschüler aufnahm. Harro Magnussen fasste<br />
schnell Fuß in der neuen Stadt und beteiligte sich bereits im Jahr seiner<br />
Ankunft an den Akademie-Ausstellungen, in denen er hauptsächlich Porträtplastiken<br />
präsentierte. Diese waren in der Regel Bestellungen und<br />
versprachen somit Einkommen. Anders sah es mit auftragsfreien Arbeiten<br />
aus, die zwar häufig Ehrungen einbrachten, seltener hingegen von fi nanziellem<br />
Erfolg gekrönt waren. Zu diesen Werken zählt Magnussens »Philosoph<br />
von Sanssouci«, den er noch während seiner Zeit bei Begas im<br />
Winter 1890/91 modellierte. Anderthalb Jahre später präsentierte Magnussen<br />
das Gipsmodell in der <strong>Berlin</strong>er Akademie, ein Jahr darauf im<br />
Münchner Glaspalast. Überschwänglich war das Lob des Kritikers Adolf<br />
Rosenberg, der außer Jean-Antoine Houdon »keinen Bildner zu nennen<br />
[wusste], der dem geistigen Wesen des großen Mannes des 18. Jahrhunderts<br />
so vollkommen gerecht geworden ist, wie Harro Magnussen«. Doch der Vergleich<br />
hinkt. Rosenberg dürfte Houdons berühmte Voltaire-Statue von<br />
1780 vor Augen gestanden haben (Paris, Comédie Française), mit der Magnussens<br />
Friedrich jedoch wenig mehr als das Motiv des Sitzens verbindet.<br />
Haltung und Blick der Figuren sind verschieden. Houdons Voltaire scheint<br />
gespannt und aufmerksam einem unsichtbaren Gegenüber zuzuhören,<br />
während Magnussens Friedrich leicht vorgebeugt, wie erstarrt im Sterben<br />
die linke Hand auf einen seiner Hunde gelegt hat. Wesentlich näher steht<br />
Magnussens Friedrich eine zweite Voltaire-Statue (Louvre, bis Ende Oktober<br />
im Neuen Palais in Potsdam), mit der Jean-Baptiste Pigalle wenige<br />
Jahre vor Houdon einen der großen Kunstskandale des 18. Jahrhunderts<br />
provoziert hatte. Den Blick ebenfalls wach und gespannt, stellte Pigalle<br />
den Philosophen nackt dar, was in Hinblick auf antike Vorbilder noch angehen<br />
mochte. Jedoch verweigerte er seinem Voltaire den in der Antike<br />
auch bei Philosophenstatuen üblichen Körper jugendlicher Athleten und<br />
versah ihn mit dem eines alten Mannes (mj 2/2012).<br />
Die <strong>Berlin</strong>er Akademie zeichnete Magnussens »Philosoph von Sanssouci«<br />
mit einer Kleinen Goldmedaille aus. Doch blieb der lukrative Auftrag<br />
zur Ausführung des Werkes in Marmor aus, sodass die Figur in sein<br />
Atelier zurückkehrte, wo sie »jahrelang, unbeachtet von den meisten Besuchern«<br />
stand. Schließlich entschied Magnussen sie auf eigene Kosten in<br />
Marmor auszuführen und auszustellen. Ganze sieben Besucher kamen in<br />
den ersten Tagen. Unter ihnen war mit Adolph Menzel der Kenner Friedrichs<br />
des Großen schlechthin. Menzel wies Wilhelm II. auf Magnussens<br />
Werk hin. Eine Viertelstunde soll der Kaiser vor der Statue gestanden haben.<br />
Seine erste Reaktion war: »Das muss ins Sterbezimmer nach Sanssouci«,<br />
wo der »Philosoph von Sanssouci« dann auch bis 1925 stand. Danach<br />
gelangte die Figur ins Hohenzollernmuseum im Schloss Monbijou,<br />
wo sie im Zweiten Weltkrieg verlorenging. Erhalten blieben Gipsfassungen,<br />
die in Ausstellungen 1981 (im Martin-Gropius-Bau), 1990 (im Hamburger<br />
Bahnhof) sowie in diesem Jahr für eine Wiederentdeckung des<br />
»Philosophen von Sanssouci« gesorgt haben. Nun ist das Exemplar des<br />
Bode-Museums wieder auf unbestimmte Zeit im Depot verschwunden.<br />
Dr. Rolf H. Johannsen ist wissenschaftlicher Leiter des Schinkel-Projekts am Kupferstichkabinett<br />
SMB und Co-Kurator der Schinkel-Ausstellung (MJ 3/2012).<br />
4 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Blickfang<br />
Harro Magnussen, Der Philosoph von Sanssouci in seinen letzten Tagen, 1890/91. Gips, Höhe: 70 cm.<br />
Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst SMB. Foto: Andres Kilger<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 5
Panorama<br />
5. Europäischer<br />
Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong><br />
Der Blick des Anderen<br />
K a t i a R e i c h<br />
von links nach rechts:<br />
René Groebli, O. T.,<br />
aus der Serie<br />
»Das Auge der Liebe«,<br />
1953. Silbergelatineabzug<br />
auf Barytpapier,<br />
40 × 30 cm.<br />
© René Groebli<br />
Bettina Rheims,<br />
Simon K., 2011.<br />
Digitaldruck,<br />
111,4 × 87,6 cm.<br />
© Bettina Rheims<br />
Gisèle Freund,<br />
Par elle-même<br />
(Selbstporträt), 1931.<br />
Silbergelatineabzug,<br />
30 × 40 cm.<br />
© Gisèle Freund/<br />
Sammlung Anita<br />
Neugebauer<br />
»Bald nachdem wir sehen können, wird uns bewusst, dass man uns auch<br />
sehen kann. Der Blick des anderen verbindet sich mit dem unsrigen und<br />
macht es erst so ganz glaubwürdig, dass wir Teil der sichtbaren Welt sind«.1<br />
Vom 19. Oktober bis 25. November 2012 ist es wieder soweit: Der »5. Europäische<br />
Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong>« richtet seinen Fokus auf das vielfältige<br />
und stetig wachsende Fotopotenzial <strong>Berlin</strong>s. Thema des diesjährigen<br />
Monats ist »Der Blick des Anderen« – ein Thema, das nicht nur interessante<br />
und überraschende Ausstellungskonzepte der teilnehmenden Institutionen<br />
hervorbringt, sondern der Fotografie selbst immanent ist.<br />
Die diesjährige Themenstellung »Der Blick des Anderen« ist eine Hinwendung<br />
zum Dialog, die Anerkennung einer fremden Perspektive, die in<br />
einem von ethnischer Hybridität gekennzeichneten Zeitalter immer auch<br />
einen prozesshaften Übergang vom »Eigenen« zum »Fremden« bezeichnet.<br />
Die fortschreitende Verbildlichung und die damit einhergehende Ästhetisierung<br />
unserer Lebenswelt wirkt unmittelbar auf Selbst- und Weltwahrnehmung<br />
zurück und konstituiert zugleich sowohl die Wirklichkeit<br />
als auch unsere Identitäten. Die kulturelle Selbstverortung ist produktiver<br />
Bestandteil unserer Definition vom »Anderen«, da die Beschreibung des<br />
»Anderen« immer auch eine Abgrenzung, die Nicht-Zugehörigkeit und<br />
das Unvertraute bezeichnet.<br />
In der Fotografie erzeugt das Thema einen überaus interessanten<br />
Widerhall. »Der Blick des Anderen« ist ihr auf besondere Weise eigen.<br />
So lässt es sich auch als eine Vielzahl von Dialogen betrachten, die alle<br />
miteinander korrelieren: Die Beziehung zwischen den Fotografierenden<br />
und dem fotografierten Objekt, der Fotografie und dem Betrachter sowie<br />
zwischen der Fotografie und der abgebildeten Wirklichkeit. Aber auf welche<br />
Weise zeigen Fotografien das »Andere« Sind sie das Abbild eines<br />
spezifischen Blicks des Fotografen und seiner jeweiligen Prägung Welche<br />
Rolle spielt das Medium selbst bei der Aneignung und der Konstruktion<br />
fremder Kulturen, der Exotisierung und Kolonisierung des »Anderen«<br />
Aus ausgewählten Ausstellungen wurden nach dem Thema und den<br />
fotografischen Fragestellungen und Gattungsbedingungen Unterthemen<br />
generiert: »Voyeurismus«, »Persönliche Identität«, »Kulturelle und Nationale<br />
Identitäten« knüpfen dabei inhaltlich direkt an das Hauptthema<br />
an, während »Urbane und Periphere Räume« und »<strong>Berlin</strong>« verschiedene<br />
Aspekte zur Erforschung von Stadt, urbanen Strukturen, Peripherien und<br />
des menschlichen Verhältnisses zueinander untersuchen. »Strukturen«<br />
fasst vordergründig unterschiedliche formal-ästhetische Kriterien zusammen:<br />
Bildkompositionen, -räume und -formate, Blickwinkel, Schärfe und<br />
Unschärfe als Bild bestimmendes Mittel, die Positionierung der Kamera<br />
als auch Strukturierung durch Linienverläufe sowie Farb- und Grauzonen.<br />
Unter »Zwischenräume« wird die Darstellung von transitorischen Räumen,<br />
Zustandsveränderungen und Gegenüberstellungen subsumiert:<br />
Menschen, öffentliche Räume, Landschaften, die sich im Wandel befinden,<br />
oder Architekturen, deren Strukturen sich stetig verändern. Einmal<br />
ist die thematische Verschränkung offensichtlich und direkt, ein anderes<br />
Mal assoziativ und manchmal erst auf den zweiten Blick erkennbar.<br />
»Sehen heißt auch Auswählen«1, betonte John Berger 1972 in seiner<br />
kleinen Einführung über das Sehen. So bietet auch das Festival 2012 in<br />
6 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Panorama<br />
etwas komprimierter Form mit 100 Teilnehmern und<br />
110 Ausstellungen Einblick in die imponierende und<br />
vielschichtige Fotoszene <strong>Berlin</strong>s und ermöglicht den<br />
internationalen und nationalen Besucherinnen und<br />
Besuchern Orientierung und vielfältige Perspektiven.<br />
Angestrebt ist ein Gesamterscheinungsbild, das mit<br />
einer Mischung aus Einzel- und Gruppenausstellungen,<br />
Gegenüberstellungen, Auftragsarbeiten, Wettbewerben,<br />
historischen und zeitgenössischen Ausstellungen<br />
die Fotografie in unterschiedlichen Bildherstellungsverfahren,<br />
von der Lochkamera bis zum<br />
Handybild, vorstellt.<br />
Das diesjährige Ausstellungsprojekt der Europäischen<br />
Netzwerkpartner des Monats der Fotografie,<br />
namentlich Bratislava, Budapest, Ljubljana, Luxemburg,<br />
Paris und Wien trägt den Titel »distURBANces –<br />
Can Fiction Beat Reality«<br />
Die Ausstellungen der Partnerstädte und ein gemeinsamer<br />
Katalog fokussieren die Veränderungen in<br />
der fotografischen und künstlerischen Praxis, die die<br />
stetige Verschränkung der physisch erfahrbaren Nahwelten<br />
mit den digitalisierten Fernwelten angesichts von Globalisierung<br />
und einer ungekannten Dominanz des Visuellen erfahren. Die gemeinschaftlich<br />
kuratierte Ausstellungsserie, partiell in jeder Stadt gezeigt,<br />
stellt die Frage, inwiefern die Bildproduktion immer auch von aktuellen<br />
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen beeinflusst wird.<br />
In <strong>Berlin</strong> findet die Präsentation an verschiedenen Orten statt. So ist der<br />
französische Künstler Thibault Brunet mit einer Einzelausstellung mit den<br />
Werkgruppen »Vice City« (2007–12) und »First Person Shooter« (2009/10)<br />
im Computerspielemusem <strong>Berlin</strong> vertreten, der in Deutschland geborene,<br />
derzeit in Kairo lebende Kaya Behkalam mit seiner Videoarbeit »Excursions<br />
in the Dark« (2011) in der Ausstellung »Kairo. Offene Stadt – Neue<br />
Bilder einer andauernden Revolution« im Festivalzentrum.<br />
Erstmals findet der Europäische Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong> in einem<br />
institutionell unabhängigen Standort statt: Im ehemaligen Museum »The<br />
Kennedys« am Pariser Platz 4a schlägt das Herz des Festivals. Ein Infopoint<br />
mit Büchertisch und einem Verkaufsstand des Festivalkataloges<br />
sowie die Ausstellung »Kairo. Offene Stadt« laden während der Laufzeit<br />
zu einem Besuch ein. Der Infopoint fungiert als Anlaufstelle für internationale<br />
und nationale Gäste und bietet Hilfe bei der Orientierung zu den<br />
verschiedenen Ausstellungen in der Stadt. Das Kooperationsprojekt<br />
»Kairo. Offene Stadt« – von den Kuratoren Florian Ebner und Constanze<br />
Wicke erstmals im Museum für Photographie in Braunschweig gezeigt –<br />
wird in enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen Monat der Fotografie<br />
in <strong>Berlin</strong> in neuer Konzeption vorgestellt.<br />
Als Gesamtschau und gleichzeitig Gegenüberstellung von zahlreichen,<br />
individuell konzipierten Ausstellungen und Veranstaltungen ist der »5.<br />
Europäische Monat der Fotografie <strong>Berlin</strong>« nicht nur eine Würdigung der<br />
Fotografie selbst und der sie tragenden Institutionen und Akteure, sondern<br />
zugleich eine Anerkennung der unterschiedlichen Perspektiven, die<br />
es in Gestalt einer Vielzahl von spannenden kuratorischen und künstlerischen<br />
Positionen zu entdecken gilt. Wir wünschen viel Spaß bei zahlreichen<br />
Entdeckungen!<br />
Die Autorin ist Kuratorin des 5. Europäischen Monats der Fotografie <strong>Berlin</strong>.<br />
Anmerkung<br />
1 John Berger, Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt, Hamburg 2000, S. 8.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 7
Panorama<br />
1 Herbert Maschke, <strong>Berlin</strong><br />
Hilton, 1958. Farbfotografie,<br />
6×6cm-Negativ. © Cornelius<br />
Maschke, Morlind Tumler<br />
1<br />
2 Joel Sternfeld, A Woman<br />
Out Shopping With Her<br />
Pet Rabbit, Santa Monica,<br />
California, August 1988,<br />
1988. C-Print, 118,1 × 96,5 cm.<br />
© Joel Sternfeld<br />
2<br />
3 Thibault Brunet, aus der<br />
Serie »Vice City, 04-01-2012<br />
20h00«, 2007–12. Farbdruck,<br />
Passepartout, 20 × 20 cm.<br />
© Thibault Brunet<br />
4 Tomasz Wiech, Street Theatre<br />
Festival, 2009. C-Print,<br />
40 × 60 cm. © Tomasz Wiech<br />
3 4<br />
6<br />
5<br />
8 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Panorama<br />
5 Stefan Canham, Nguyen<br />
Phuong-Dan, aus der Serie<br />
»Die Deutschen Vietnamesen«,<br />
2011. C-Print, 70 × 70 cm.<br />
© Stefan Canham, Nguyen<br />
Phuong-Dan<br />
6 Dawin Meckel,<br />
aus der Serie »Lubicon Cree«,<br />
2012. © Dawin Meckel/<br />
OSTKREUZ<br />
7 Heinz Hajek-Halke,<br />
Erotic – Extra Large!,<br />
1928–32. Silbergelatineabzug.<br />
© Sammlung Michael Ruetz.<br />
7<br />
8<br />
8 Werner David Feist,<br />
Schirmgestell, 1929/30.<br />
Silbergelatineabzug, 20 × 17,4 cm.<br />
© Werner David Feist,<br />
Bauhaus-Archiv <strong>Berlin</strong><br />
9<br />
10<br />
11 9 Jonathan Rashad, The Dragged<br />
Woman, Protestmarsch zum<br />
Verteidigungsministerium, Kairo,<br />
27. April 2012. © Jonathan Rashad<br />
10 Hans Praefke, Simone, 1983.<br />
Schwarzweiß Pigmentdruck,<br />
50 × 40 cm. © Hans Praefke<br />
11 Unbekannter MfS-Mitarbeiter,<br />
Zehlendorf, U-Bahnhof Onkel Toms<br />
Hütte, 1950er-Jahre. Schwarzweißfotografie,<br />
9 × 13 cm. © Der Bundesbeauftragte<br />
für die Unterlagen<br />
des Staatssicherheitsdienstes<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 9
Panorama<br />
Eigenes und Fremdes<br />
Provenienzforschung an den Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
P e t r a W i n t e r<br />
Im Februar 1943 erwarb die <strong>Berlin</strong>er Nationalgalerie ein erstes Gemälde<br />
mit einer Ansicht von Tivoli von Johann Martin von Rohden aus <strong>Berlin</strong>er<br />
Privatbesitz. Gut zehn Jahre später gelangte noch eine zweite Tivoli-Ansicht<br />
des Künstlers in ihren Besitz (Wasserfälle bei Tivoli, 1819), als sogenanntes<br />
Freundschaftsgeschenk des polnischen Volkes an das deutsche<br />
Volk. Die Erwerbsumstände beider Werke offenbaren dem kritischen Betrachter<br />
jeweils eine Provenienz, die besondere Aufmerksamkeit verdient:<br />
Zum einen kann das Ankaufsjahr 1943 heute kaum vorbehaltlos<br />
hingenommen werden. Zu hoch ist das Risiko, dass hier mitten im Krieg<br />
und in der finalen Phase der Deportationen der jüdischen Bevölkerung ein<br />
Werk zum Verkauf gelangte, welches ein vormaliger Eigentümer nicht<br />
freiwillig veräußerte. Auch die Schenkung von 117 deutschen Kunstwerken<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Volksrepublik Polen an die DDR, die<br />
1954 vom Kulturministerium an die Nationalgalerie in Ost-<strong>Berlin</strong> überwiesen<br />
wurden, birgt, wie man heute weiß, aus sehr verschiedenen Besitzverhältnissen<br />
stammende Kunstwerke: Werke aus dem Schlesischen<br />
Museum der bildenden Künste in Breslau waren ebenso darunter wie alte<br />
Leihgaben aus Privatbesitz. Um eine solche handelte es sich bei dem Gemälde<br />
von Rohden, das folgerichtig 2004 an die Erben der Familie restituiert<br />
und schließlich zurückerworben wurde.<br />
Anders, und letztlich völlig unproblematisch,<br />
stellte sich die Geschichte der 1943 erworbenen<br />
Tivoli-Ansicht dar: Hier erbrachte<br />
bereits eine gründliche Literatursichtung –<br />
der Beginn jeglicher Provenienzrecherche –<br />
den entscheidenden Hinweis. Ausgehend<br />
vom Verkäufer, Dr. Dr. Dr. Paul Kaufmann<br />
(1856–1945), der von 1906–23 Präsident des<br />
Reichsversicherungsamtes gewesen war und<br />
in den Ankaufsakten der Nationalgalerie namentlich<br />
als Voreigentümer des Bildes auftrat,<br />
führte die Spur schnell zu Kaufmanns<br />
Schrift »Auf den Pfaden nazarenischer und romantischer<br />
Kunst. Was meine Bilder erzählen«.<br />
In diesem 1922 erschienenen Buch erwähnte<br />
er zwei Tivoli-Gemälde in seinem Besitz,<br />
von denen nur eines abgebildet und nicht<br />
mit dem durch die Nationalgalerie angekauften<br />
identisch ist. Doch im Buch findet sich<br />
auch – ein Glücksfall! – eine Aufnahme des<br />
Wohnzimmers des Sammlers, auf der die Version<br />
der Nationalgalerie sehr gut zu erkennen<br />
ist. So war die für die Suche nach NS-verfolgungsbedingt<br />
entzogenem Kunstgut zentrale<br />
Frage, ob Kaufmann das Werk vor oder nach 1933 erworben hatte, hinreichend<br />
geklärt: Es gab keine jüdischen Vorbesitzer nach dem Jahr 1933.<br />
Die hier beschriebenen Recherchen bezogen sich vornehmlich auf<br />
das, was heute unter Provenienzforschung gemeinhin subsumiert wird:<br />
die Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, insbesondere<br />
aus jüdischem Besitz. Auch bei den Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
stehen diese Recherchen im Vordergrund. Hinzu kommen die von den<br />
1 0 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Panorama<br />
Kustoden im musealen Alltagsgeschäft vorgenommenen Untersuchungen<br />
an den Beständen, die sich in Bestands- und Ausstellungskatalogen<br />
niederschlagen. Obgleich also die Erforschung der Herkunft der Objekte<br />
zu den Kernaufgaben jedes Wissenschaftlers im Museum zählt, entschied<br />
man sich 2008 eine feste Wissenschaftlerstelle für Provenienzforschung<br />
einzurichten, um zuvorderst die teils sehr speziellen<br />
und diffizilen historischen Recherchen zu den<br />
aktuellen Restitutionsbegehren für Sammlungsgegenstände<br />
der SMB an einer Stelle zu bündeln sowie<br />
die dringend gebotene systematische Untersuchung<br />
der seit 1933 erworbenen musealen Bestände<br />
koordinierend voranzubringen.<br />
Die Stelle ist angesiedelt am Zentralarchiv, dem<br />
Hort der historischen Überlieferung der Museen,<br />
ein Ort, an dem alle Forschungen zur Historie der<br />
ehemals Königlichen, jetzt Staatlichen Museen beginnen<br />
müssen. Dieser Ort wurde sehr bewusst gewählt<br />
und erweist sich bis heute als kongeniale<br />
Quelle für vielfältige Recherchen zur Herkunft und<br />
zu diffizilen Eigentumsfragen von Objekten der<br />
Museen. Seit Jahren unterstützt das Zentralarchiv<br />
Forschungen zu Bestands- und Fremdbesitzkatalogen<br />
und war von Beginn an ein wichtiger Partner<br />
zur Bearbeitung der stetig wachsenden Zahl von<br />
Auskunftsersuchen und Restitutionsbegehren, die<br />
an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gestellt<br />
wurden. Auf die steigenden Anforderungen im<br />
Rahmen der Provenienzforschung reagierte das<br />
Zentralarchiv frühzeitig (2002) mit dem Aufbau einer<br />
Datenbank, die ausgewählte Akten aus dem<br />
Zeitraum 1918 bis 1945 einer sogenannten Tiefenerschließung unterzog.<br />
Zielgerichtete Abfragen nach einzelnen Kunstwerken, nach Künstlern,<br />
nach Kunsthändlern und Galerien oder privaten Sammlern respektive<br />
Eigentümern von Objekten erlauben nun einen direkten Zugriff auf die<br />
Quellen und reduzieren den zeitlichen Aufwand der archivischen Recherche<br />
für die eigene sammlungsbezogene Provenienzforschung der Staatlichen<br />
Museen sowie für externe Forscher erheblich.<br />
Vor allem Eigentumsfragen, die angesichts der Fülle und Vielfalt der<br />
Sammlungen der SMB und ihrer über 180-jährigen Geschichte mitnichten<br />
nur die Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch Besitzerwechsel in<br />
den 1920er-Jahren (sog. Fürstenabfindung 1926) sowie in der Zeit der Sowjetischen<br />
Besatzungszone und in der DDR betreffen, bestimmen den Alltag<br />
der Provenienzforscherin der SMB. Daneben gilt es, Fremdbesitz zu<br />
identifizieren und den Zugang eines Objektes in die Museen zu rekonstruieren<br />
oder den Nachweis eines Werkes zu führen, welches als vermeintlicher<br />
Kriegsverlust galt und plötzlich im Kunsthandel wieder auftaucht.<br />
Auch bei Erwerbungsvorhaben der Sammlungen oder der Aufklärung<br />
und Zuordnung von alten Dauerleihgaben und -leihnahmen wird<br />
zunehmend die Hilfe der Provenienzforschung in Anspruch genommen.<br />
oben: Abbildung aus: Richard Kaufmann, Auf den Pfaden nazarenischer und<br />
romantischer Kunst. Was meine Bilder erzählen, <strong>Berlin</strong> 1922, S. 6<br />
links: Johann Martin von Rohden, Tivoli, 1848. Öl auf Leinwand, 67 × 94,6 cm.<br />
Nationalgalerie. © Nationalgalerie SMB. Foto: Jörg P. Anders<br />
Um der Fülle der »aktuellen Fälle« gerecht zu werden und gleichzeitig<br />
die systematischen Bestandsuntersuchungen in den betroffenen Sammlungen<br />
voranzutreiben, wurden zusätzlich mehrere befristete Stellen in<br />
den Museen eingerichtet: zunächst im Kupferstichkabinett, wo sich ein<br />
weiteres Projekt zur Untersuchung der Sammlung der Zeichnungen anschließen<br />
wird, sowie im Kunstgewerbemuseum. Ein dreijähriges Forschungsprojekt<br />
mit zwei Wissenschaftlerinnen zu Beständen der Nationalgalerie<br />
und des Kupferstichkabinetts (Journal S. 12) wird ebenfalls<br />
vom Zentralarchiv aus geleitet.<br />
Jenseits von allen aktuellen politischen Erfordernissen und belastbaren<br />
Besitznachweisen fördert die Provenienzforschung immer auch erstaunliche<br />
Erkenntnisse zur Geschichte der Objekte zutage, erhellt Sammlungszusammenhänge<br />
und trägt mosaikartig Biografien von Künstlern,<br />
Sammlern oder Händlern zusammen, die auf verschiedene Art und Weise<br />
in die Museen hineinwirkten und somit dauerhaft Teil ihrer Geschichte<br />
geworden sind.<br />
Dr. Petra Winter ist Provenienzforscherin der SMB und stellvertretende Leiterin des<br />
Zentralarchivs der SMB.<br />
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Panorama<br />
Die Galerie des 20. Jahrhunderts<br />
Ein Provenienzforschungsprojekt des Landes <strong>Berlin</strong><br />
und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
H a n n a S t r z o d a u n d C h r i s t i n a T h o m s o n<br />
Theodor Heuss besucht die Galerie des 20. Jahrhunderts in der<br />
Jebensstraße 2, kurz nach Eröffnung der neuen Dauerausstellung, Januar 1955.<br />
Foto-Sammlung, Nationalgalerie. © Nationalgalerie SMB<br />
Als im September 1968 der Museumsneubau von Mies van der Rohe am<br />
Kulturforum eröffnet wurde, bekam nicht nur die über viele Jahre provisorisch<br />
untergebrachte Sammlung der Nationalgalerie ein neues Zuhause.<br />
Auch die »Galerie des 20. Jahrhunderts«, die Kunstsammlung der Moderne<br />
des Landes <strong>Berlin</strong>, konnte mit dem Einzug ihr enges Domizil in der<br />
Jebensstraße (dem heutigen Museum für Fotografie) zurücklassen. Der<br />
Eröffnung des fortan als »Neue Nationalgalerie« bezeichneten Museums<br />
war die – lange anvisierte – Fusion der beiden Sammlungen vorausgegangen.<br />
Der Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen von 1968, publiziert<br />
als »Verzeichnis der vereinigten Kunstsammlungen Nationalgalerie<br />
(Preußischer Kulturbesitz) – Galerie des 20. Jahrhunderts (Land <strong>Berlin</strong>)«,<br />
zeigt, dass die Nationalgalerie mit ihrer umfangreichen Kollektion von<br />
Werken des 19. Jahrhunderts den weitaus größeren Teil des Gesamtbestandes<br />
stellte, die klassische Moderne jedoch vorwiegend durch die<br />
Galerie des 20. Jahrhunderts repräsentiert wurde.<br />
Diese Gewichtung resultiert aus der Geschichte der beiden 1968 zusammengelegten<br />
Sammlungen. Die Nationalgalerie, 1861 als Museum<br />
zeitgenössischer Kunst gegründet, wurde ab 1937 im Zuge der nationalsozialistischen<br />
Aktion »Entartete Kunst« fast gänzlich um ihre herausragende<br />
Sammlung der Moderne beraubt, die bis zu jenem Jahr im Kronprinzenpalais<br />
zu sehen war (mj 1/1992). Dieser Verlust motivierte den<br />
Magistrat von Groß-<strong>Berlin</strong> gleich nach Kriegsende dazu, eine Galerie<br />
für moderne Kunst zu gründen, als deren expliziten Auftrag man es ansah,<br />
die bei den Museen entstandenen Lücken durch Ankäufe ehemals<br />
verfemter Kunst zu füllen. Die Initiative wurde von Ludwig Justi vorangetrieben,<br />
dem früheren Direktor der Nationalgalerie und neu berufenen<br />
Generaldirektor der Staatlichen Museen, der den Aufbau der städtischen<br />
Sammlung übernahm. Mit Teilung der Stadt verblieb der bis 1948/49 erworbene<br />
Galerie-Bestand in Ost-<strong>Berlin</strong>1 (mj 2/1992), während in West-<br />
<strong>Berlin</strong> die Galerie des 20. Jahrhunderts 1949 vom Senat neu gegründet<br />
wurde. Ihr Leiter wurde Justis früherer Mitarbeiter Adolf Jannasch, der<br />
sich ebenfalls die Rehabilitierung und Förderung der zu NS-Zeiten verfolgten<br />
Künstler zur Aufgabe machte: »Die Galerie des 20. Jahrhunderts<br />
kennt ihre hohe Pflicht der Wiedergutmachung«2, schrieb er im Vorwort<br />
des ersten Bestandskatalogs 1953, der bereits 111 Kunstwerke umfasste.<br />
1954 fand die Galerie des 20. Jahrhunderts einen dauerhaften Ausstellungsort<br />
im ehemaligen Landwehrcasino am Bahnhof Zoo und wuchs binnen<br />
zweier Dekaden zu einer Sammlung an, die in Qualität und Bedeutung<br />
an die verlorene Kollektion des Kronprinzenpalais heranreichte. Bis 1968<br />
hatte Jannasch über 700 Werke der klassischen Moderne sowie rund 1000<br />
Werke der späten 1940er- bis 60er-Jahre zusammengetragen. Mit erstklassigen<br />
Werken des deutschen Expressionismus, des Bauhaus und anderer<br />
zentraler Strömungen der europäischen Moderne – darunter prominente<br />
Künstlernamen wie Max Beckmann, Otto Dix, Lyonel Feininger,<br />
Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka,<br />
Fernand Léger, Piet Mondrian, Edward Munch und Pablo Picasso – avancierte<br />
die Galerie des 20. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Kunstinstitutionen<br />
im <strong>Berlin</strong> der Nachkriegszeit.<br />
Die Galerie-Bestände, die seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes<br />
<strong>Berlin</strong>3 in der Nationalgalerie und im Kupferstichkabinett der Staatlichen<br />
Museen zu <strong>Berlin</strong> verwahrt werden, sind aktuell Gegenstand eines umfassenden<br />
Provenienzforschungsprojekts. Unter der Leitung des Zentralarchivs<br />
der Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> wird das 2010 begonnene Pro-<br />
1 2 |<br />
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Panorama<br />
jekt gemeinsam vom Land <strong>Berlin</strong> und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
finanziert. In diesem Rahmen wird die Herkunft der rund 550 vor 1945<br />
entstandenen Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken<br />
untersucht.4 Das besondere Augenmerk gilt dabei den Jahren<br />
1933 bis 1945, mit dem Ziel, diejenigen Werke zu identifizieren, die ihren<br />
Besitzern durch die NS-Verfolgung entzogen wurden.<br />
Im Hinblick auf die Entstehungszeit (1905–45) und die Ankaufsperiode<br />
(1949–68) präsentiert sich der Forschungsbestand zunächst homogen.<br />
Auch lassen sich Muster in Jannaschs Ankaufsstrategie identifizieren:<br />
Zwar erwarb er auch bei den Künstlern direkt und aus künstlerischen<br />
Nachlässen, vorwiegend aber nutzte er die Angebote im Kunsthandel.<br />
Aufgrund der Inselsituation West-<strong>Berlin</strong>s tätigte er hier die meisten Ankäufe,<br />
wobei er die Galerien Nierendorf, Reitzenstein & Seel, Franz, Bremer<br />
und Springer favorisierte, für Papierarbeiten Bassenge, Rosen und<br />
Schüler. Im Rheinland war er Kunde bei Wilhelm Grosshennig, Alex Vömel<br />
und Aenne Abels, nur vereinzelt erwarb er Kunst im Ausland. Weil jedoch<br />
hinter jedem aus dem Kunsthandel stammenden Werk eine ganz unterschiedliche<br />
Provenienz stecken kann, kommt der Forscher nicht umhin,<br />
die Geschichte jedes Werks einzeln zu untersuchen – zumal auch ein<br />
Museumsmann wie Jannasch, der für die Problematik unsicherer Herkunft<br />
grundsätzlich sensibilisiert war, dem »schnellen Zugreifen«5 nicht<br />
immer widerstehen konnte, wenn hochklassige Bilder aus unbekanntem<br />
Besitz zu niedrigen Preisen angeboten wurden.<br />
In der ersten Phase des Forschungsprojekts wurden die Inventarbücher<br />
der Galerie des 20. Jahrhunderts ausgewertet sowie die Rückseiten<br />
aller Werke gesichtet und dokumentiert. Beschriftungen, Stempel und<br />
Etiketten erzählen oft viel über die Provenienz eines Bildes: über Vorbesitz,<br />
Handel, Transportwege, Einlagerungen und Ausstellungen. In einem<br />
zweiten Schritt widmen sich die Recherchen der Sekundärliteratur und<br />
den vielfältigen Primärquellen, die im Idealfall eine lückenlose Rekonstruktion<br />
der bisweilen häufigen Besitzwechsel ermöglichen. Bei Schmidt-<br />
Rottluffs Gemälde »Drei Akte«, das als erster Ankauf für die Galerie im<br />
März 1949 die Inventarnummer B1 trägt, war es ein im Landesarchiv verwahrter<br />
Brief des Galeristen Schüler, der die Herkunft direkt aus dem<br />
Künstleratelier belegte. Mit Abschluss des Projekts werden nicht nur die<br />
Oskar Kokoschka, Mann mit Puppe, um 1922. Rückseite mit diversen Provenienzmerkmalen.<br />
© Zentralarchiv SMB. Foto: Projektdokumentation<br />
Karl Schmidt-Rottluff, Drei Akte (Dünenbild in Nidden), 1913. Öl auf Leinwand,<br />
98 × 106,5 cm. Nationalgalerie, Dauerleihgabe des Landes <strong>Berlin</strong>. © VG Bild-<br />
Kunst, Bonn 2012. Foto: Jörg P. Anders. Erster Ankauf für die Galerie des<br />
20. Jahrhunderts, erworben aus dem Besitz des Künstlers über die Galerie<br />
Schüler, <strong>Berlin</strong>.<br />
Werkprovenienzen überwiegend geklärt, sondern auch zahlreiche Geschichten<br />
zu bislang unbekannten Sammlern, Händlern und Begebenheiten<br />
zu erzählen sein. Die Forschungsergebnisse werden zu gegebener Zeit<br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />
Dr. Hanna Strzoda und Dr. Christina Thomson sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen<br />
des Zentralarchivs der SMB im Provenienzforschungsprojekt »Galerie des 20. Jahrhunderts«.<br />
Anmerkungen<br />
1 Diese Werke gingen 1951 als Schenkung des Magistrats in den Besitz der Ost-<br />
<strong>Berlin</strong>er Nationalgalerie über.<br />
2 Adolf Jannasch: Vorwort, in: Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hg. v. Senator<br />
für Volksbildung, <strong>Berlin</strong> 1953, S. 3.<br />
3 Der Vertrag zwischen dem Land <strong>Berlin</strong> und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
wurde im Dezember 1967 unterzeichnet.<br />
4 Rund 100 der 700 bis 1945 entstandenen Werke aus der Galerie des 20. Jahrhunderts<br />
wurden 1968 an das Brücke-Museum <strong>Berlin</strong> abgegeben, ein weiteres Werkkonvolut<br />
verblieb zur Weiterverteilung beim Senat.<br />
5 Korrespondenz Adolf Jannasch mit dem Finanzdezernenten Lange 1948, Landesarchiv<br />
<strong>Berlin</strong>, B Rep. 014, Nr. 1145.<br />
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Panorama<br />
Eine Pfingstrose vom Baikalsee<br />
Peter Simon Pallas zum 200. Todestag<br />
H . W a l t e r L a c k<br />
<strong>Berlin</strong> ist eine Stadt der Friedhöfe, einzelne Bezirke besitzen mehr als ein<br />
Dutzend davon. Unter den Hunderttausenden von Grabsteinen befindet<br />
sich aber nur ein einziger, dessen Errichtung von zwei Akademien der Wissenschaften<br />
finanziert wurde – der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften<br />
in St. Petersburg und der Königlichen Akademie der Wissenschaften<br />
in <strong>Berlin</strong> (heute Russische Akademie der Wissenschaften in<br />
Moskau und <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften in<br />
<strong>Berlin</strong>). Dies geschah aus gutem Grund: Der im Friedhof I der Jerusalemsund<br />
Neuen Kirchengemeinde, einem Teil der Friedhöfe vorm Halleschen<br />
Tor, bestattete und durch einen Grabstein mit Porträtmedaillon (Abb. 1)<br />
gewürdigte Peter Simon Pallas war ordentliches Mitglied beider Akademien<br />
gewesen und hatte nicht nur Ordentliches, sondern ganz Außerordentliches<br />
geleistet. Zur Wiederkehr seines 200. Todestages – er starb am<br />
8. September 1811 in <strong>Berlin</strong>, wo er am 22. September 1741 auch geboren<br />
worden war – fanden Gedenkveranstaltungen statt, in Deutschland<br />
ebenso wie in Russland, welche die unglaublich vielseitige Tätigkeit dieses<br />
Gelehrten würdigten.<br />
Die von Zar Peter I., dem Gründer von St. Petersburg und der Kaiserlichen<br />
Akademie der Wissenschaften, initiierte und von Zarin Katharina II.<br />
fortgesetzte Erforschung des riesigen, damals noch kaum bekannten russischen<br />
Reichs geschah unter anderem durch Expeditionen, die von der<br />
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften organisiert wurden. Die Forscher<br />
sollten die Topografie der bereisten Gebiete dokumentieren, Lagerstätten<br />
beschreiben, Pflanzen und Tiere sammeln und detaillierte Berichte<br />
in gedruckter Form vorlegen. Die vierte Akademie-Expedition fand in den<br />
Jahren 1768 bis 1774 statt und diente der Erforschung des mittleren Urals,<br />
des westlichen und mittleren Sibiriens sowie der Kaspischen Senke. Es war<br />
eine groß angelegte, mit zahlreichen Teilnehmern ausgestattete Unternehmung,<br />
deren Leitung man Pallas übertrug, damals gerade 25 Jahre alt.<br />
Wie so oft ging es in hohem Maße um Prestige. Der erste Band der vom<br />
Expeditionsleiter verfassten Reisebeschreibung erschien unter dem Titel<br />
»Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches« in St. Petersburg,<br />
noch bevor Pallas überhaupt zurückgekehrt war. Nachdrucke,<br />
Neuauflagen und Übersetzungen machten den Expeditionsleiter rasch<br />
in ganz Europa bekannt. Überflüssig zu sagen, wem Pallas seine Reisebeschreibung<br />
widmete – »Ihro Majestät der Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten<br />
Kayserin und Souverainen Beherrscherin aller Reußen Katharina<br />
der Zweyten«.<br />
Abb. 1: Grabstein für Peter Simon Pallas. <strong>Berlin</strong>,<br />
Friedhöfe vorm Halleschen Tor. Foto: Manfred Brückels,<br />
Creative Commons 3.0<br />
Im dritten, im Jahre 1776 erschienenen Band der »Reise durch die verschiedenen<br />
Provinzen« wird der Name Paeonia lactiflora unter Bezug auf<br />
die Angaben von zwei früheren Sibirienreisenden geschaffen, die von einer<br />
Pfingstrose mit milchweißen Blütenblättern und beiderseits grünlichen,<br />
glänzenden, breitgelappten Laubblättern geschrieben hatten. Pal-<br />
1 4 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Panorama<br />
las berichtet, eine derartige Pflanze am 7. Juli 1772 in unmittelbarer Nähe<br />
zum Posolskischen Kloster am Südufer des Baikalsees in der heutigen<br />
Republik Burjatien im Föderationskreis Sibirien gefunden zu haben. Mitten<br />
in jenem sibirischen Sommer war »der Baikal mit einem dicken und<br />
kalten Nebel bedeckt, dergleichen man nur in hohen Gebürgen, an welche<br />
sich die Wolken ziehn, oder in Seeländen zur Herbst- oder Winterszeit sieht«.<br />
Pallas hatte den Wettlauf bei der Vergabe des wissenschaftlichen Namens<br />
für eine Pflanze gewonnen, die heute in den gemäßigten Zonen<br />
weltweit kultiviert wird und wegen ihrer milchweißen bis zartrosafarbigen<br />
Blütenblätter viele Millionen Gartenliebhaber erfreut – nicht nur in der<br />
Abb. 2: Paeonia lactiflora. Botanischer Garten <strong>Berlin</strong>-Dahlem,<br />
Pflanzengeographische Abteilung. Foto C. Hillmann-Huber, BGBM<br />
pflanzengeografischen Abteilung des Botanischen Gartens <strong>Berlin</strong>-Dahlem<br />
(Abb. 2), sondern auch in zahllosen Privatgärten.<br />
Dabei hatten Pallas und seine Vorgänger Glück gehabt, denn ihnen war<br />
am äußersten nordwestlichen Rand des Verbreitungsgebiets ein Fund von<br />
Paeonia lactiflora gelungen, einer Art, die durch ungleich mehr Fundortspunkte<br />
aus dem östlichen Sibirien, der Mongolei, China und Korea dokumentiert<br />
ist und die deshalb in Nachschlagewerken zurecht meist Chinesische<br />
Pfingstrose genannt wird.<br />
Pallas verdanken wir auch die erste gedruckte Abbildung dieser Pflanzenart:<br />
Sie erschien als kolorierter Kupferstich im Jahre 1788 in St. Petersburg,<br />
allerdings unter dem nicht korrekten, aber ebenfalls zutreffenden<br />
Namen Paeonia albiflora (weißblühende Pfingstrose). Veröffentlicht wurde<br />
die Tafel im ersten Band der großformatigen »Flora Rossica«, die Pallas<br />
wiederum Katharina II. dediziert hat. Das Widmungsblatt des berühmten,<br />
wenn auch Torso gebliebenen Werks kann man derzeit in der Ausstellung<br />
»Floras Schätze. Die Erfassung der grünen Welt« im Botanischen Museum<br />
bewundern (mj 2/2012).<br />
Wer die Chinesische Pfingstrose erstmals in Kultur genommen hat,<br />
wissen wir nicht, sehr wohl aber, wo es geschah: im kaiserlichen botanischen<br />
Garten auf der Apotheker-Insel in St. Petersburg. Und es war ebenfalls<br />
Pallas, der in seiner »Flora Rossica« erstmals darüber berichtete und<br />
einige transbaikalische Fundorte angab. Für einen kultivierten, mehrsprachigen<br />
Mann war es selbstverständlich, dabei nicht nur den russischen,<br />
sondern auch den mongolischen Namen für die Chinesische Pfingstrose<br />
zu nennen.<br />
Wichtiger noch war aber, dass Pallas spätestens im Jahre 1784 lebendes<br />
Material der spektakulären Pfingstrose verschickte und damit den Anfang<br />
der weltweiten Verbreitung dieser Pflanze machte. Nur ein Empfänger<br />
scheint dokumentiert zu sein – der Königliche Garten von Kew bei London.<br />
Noch im Jahre 1799 schreibt Carl Ludwig Willdenow (mj 3/2012), damals<br />
Direktor des Königlichen Botanischen Gartens in Schöneberg bei<br />
<strong>Berlin</strong>, er hätte nur getrocknetes Material der Chinesischen Pfingstrose<br />
gesehen.<br />
Nicht mehr erleben konnte Pallas den Erfolg der gefüllten Formen. Sie<br />
stammten allerdings aus China, wo Paeonia lactiflora unter dem Namen<br />
Shao-yao seit mindestens einem Jahrtausend kultiviert und verschiedene<br />
Sorten selektiert worden waren. John Livingstone, Chirurg bei der East Indian<br />
Company, soll erstmals im Jahre 1808 eine gefüllte Form aus China<br />
nach England geschickt haben, von wo sie über die Gärtnerei Whitley &<br />
Brames rasch weite Verbreitung fand und bereits zwei Jahre später als<br />
»Tartarian Paeony, double flowered variety« beschrieben und erstmals<br />
abgebildet wurde. Damit begann der Triumphzug der gefüllten Formen<br />
der Chinesischen Pfingstrose, die heute so allgegenwärtig sind, dass niemand<br />
mehr an den Baikalsee und den unermüdlichen Russlandreisenden<br />
Peter Simon Pallas denkt.<br />
H. Walter Lack ist Direktor am Botanischen Garten und Botanischen Museum <strong>Berlin</strong>-<br />
Dahlem und Professor an der Freien Universität <strong>Berlin</strong>.<br />
Literatur<br />
Ray Desmond, Dictionary of British & Irish Botanists and Horticulturalists,<br />
London, 1994.<br />
De-Yuan Hong, Peonies of the World, Kew, 2010.<br />
Joseph Needham, Science and Civilisation in China 6 (1), Cambridge, 1986.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 5
7 75 Jahre <strong>Berlin</strong>
775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />
An der Marienkirche<br />
Die <strong>Berlin</strong>-Jubiläen von 1937 und 1987<br />
Ein Vergleich<br />
25. August bis 28. Oktober 2012<br />
Zum 775. Geburtstag blickt <strong>Berlin</strong> auf die vergangenen<br />
Jubiläen zurück. Dreimal wurde bis<br />
heute ein <strong>Berlin</strong>-Jubiläum gefeiert, und jedes in<br />
einer anderen politischen Ordnung: das erste<br />
1937 im nationalsozialistischen <strong>Berlin</strong>, die 750-<br />
Jahr-Feiern getrennt und im direkten Wettbewerb<br />
miteinander in Ost- und West-<strong>Berlin</strong>. Diese<br />
Situation lädt zum Vergleich ein, und dieser<br />
vergleichenden Perspektive ist die Fotoausstellung<br />
»Party, Pomp und Propaganda« vor<br />
der Marienkirche gewidmet.<br />
Bis ins Jahr 1937 hatte <strong>Berlin</strong> keine Tradition<br />
von Gründungsfeiern oder Stadtjubiläen. Die<br />
Idee wurde erstmals in den zwanziger Jahren diskutiert.<br />
Damals richteten viele deutsche Städte<br />
Ortsjubiläen aus, darunter 1929 Brandenburg an<br />
der Havel mit einer 1000-Jahr-Feier. 1928 lehnte<br />
<strong>Berlin</strong>s Oberbürgermeister Gustav Böß (Deutsche<br />
Demokratische Partei) die Idee einer 700-<br />
Jahr-Feier ab. Ein festes Gründungsdatum sei<br />
nicht überliefert und darüber hinaus fand Böß,<br />
dass »die gegenwärtigen Zeitverhältnisse für die<br />
Abhaltung prunkvoller Feste doch wohl nicht geeignet«<br />
seien, zudem kämen »politische Gründe<br />
für eine derartige Feier ebenfalls nicht in Frage«.<br />
Acht Jahre später stellte sich die Situation<br />
anders dar: Julius Lippert, seit 1933 Staatskommissar<br />
für <strong>Berlin</strong>, wurde 1937 Oberbürgermeister<br />
der Stadt und suchte Gründe für ein prunkvolles<br />
Fest, mit dem er sich und sein Amt inszenieren<br />
konnte. Er reaktivierte die Idee einer<br />
700-Jahr-Feier und legte den Zeitpunkt auf den<br />
Sommer 1937. Damit begründeten die <strong>Berlin</strong>er<br />
Nationalsozialisten eine bis heute währende<br />
Tradition.<br />
Die 700-Jahr-Feier war eine kommunale Veranstaltung,<br />
gerichtet an die örtliche Bevölkerung,<br />
die sogenannten Reichsgroßen interessierten<br />
sich nicht dafür und Joseph Goebbels,<br />
Gauleiter der <strong>Berlin</strong>er NSDAP, nahm nur an einem<br />
Tag am Jubiläum teil. In seinem Tagebuch<br />
hielt er fest, Lippert habe »gar kein Format für<br />
<strong>Berlin</strong>. Seine 700 Jahrfeier ist ein wahrer Witz«.<br />
Der Geburtstag war ein lokales Fest. Er sollte<br />
die Gemeinschaft und Heimatliebe der <strong>Berlin</strong>er<br />
festigen und die Stadt historisch in das »Dritte<br />
Reich« einordnen. Das Programm erstreckte<br />
sich über eine Augustwoche und bot neben dem<br />
Festzug auch ein Festspiel im Olympiastadion,<br />
eine Freiluftausstellung und einen Blumenkorso.<br />
Das alles wurde zwar mit viel nationalsozialistischem<br />
Pathos aufgeladen, bewegte sich zugleich<br />
aber innerhalb des damals für Stadtfeste<br />
üblichen Rahmens.<br />
Ein halbes Jahrhundert später war <strong>Berlin</strong> eine<br />
geteilte Stadt. Im Legitimationskampf konnte<br />
keine der beiden Stadthälften das Fest der anderen<br />
überlassen. So feierte <strong>Berlin</strong> doppelt, unter<br />
gegensätzlichen ideologischen Vorzeichen.<br />
Ost-<strong>Berlin</strong> beging den Geburtstag als Hauptstadt<br />
der DDR und konnte Ressourcen aus der<br />
gesamten Republik mobilisieren. Ein Staatsfest<br />
war die Folge, das ein ganzes Jahr dauerte und<br />
kommunale Grenzen weit überstieg. Vor dem<br />
Hintergrund der um sich greifenden Stagnation<br />
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An der Marienkirche | 775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />
in der DDR sollte die 750-Jahr-Feier die Stabilität<br />
und Normalität des sozialistischen Deutschlands<br />
vorführen. Staatsglanz, Bauprogramme<br />
und eine gewaltige Festparade inszenierten die<br />
Ost-<strong>Berlin</strong>er Vitalität. Dass es noch ein anderes<br />
<strong>Berlin</strong> gab, war aus dem Programm kaum zu erfahren.<br />
West-<strong>Berlin</strong>er Versuche, über die Mauer<br />
hinweg zu gemeinsamen Festveranstaltungen<br />
zu kommen, hatte die SED in den Jahren zuvor<br />
abgeblockt. Die Ost-<strong>Berlin</strong>er 750-Jahr-Feier wurde<br />
eine Hauptstadtinszenierung der DDR.<br />
Das dritte Geburtstagsfest feierte West-<strong>Berlin</strong>.<br />
Eingemauert vom sozialistischen Umland<br />
Die Open-Air-Ausstellung vor der Marienkirche<br />
zeigt mit teilweise großformatigen Abbildungen<br />
die jeweiligen Festveranstaltungen,<br />
Festzüge und Bauprojekte der Jubiläen. Die Inszenierungen<br />
und Propaganda, mit denen die<br />
Stadtverwaltungen ihre Herrschaft und ihre politischen<br />
Programme im Jahrhundert der Systemkonkurrenz<br />
zu legitimieren suchten, werden<br />
auf vielfache Weise veranschaulicht. Zugleich<br />
dokumentiert die Ausstellung die Art und Weise,<br />
wie sich die Jubiläen aufeinander bezogen<br />
und wie sie in den eigenen Gesellschaften kritisiert<br />
wurden.<br />
Die Verbindungen zwischen den Festen liegen<br />
für 1987 auf der Hand. In einem doppelten<br />
Veranstaltungsmarathon präsentierten Ostund<br />
West-<strong>Berlin</strong> sich selbst, einander und der<br />
Welt. Beide putzten sich mit neuen Bauvorhaben<br />
heraus, die <strong>Berlin</strong> teilweise bis heute prägen<br />
– vom Nikolaiviertel im Osten bis zum Hamburger<br />
Bahnhof und zur Gründung des Deutschen<br />
Historischen Museums im Westen. Beide<br />
luden ihre internationalen Schutzmächte zu den<br />
Feierlichkeiten ein: Michail Gorbatschow und<br />
Ronald Reagan reisten 1987 in »ihre« Stadthälften.<br />
Zwischen Gorbatschow und der SED-Führung<br />
fröstelte es bereits; im April 1987 hatte Politbüromitglied<br />
Kurt Hager die Moskauer Reformbestrebungen<br />
als »Tapetenwechsel« bezeichnet.<br />
Reagan hielt 1987 in <strong>Berlin</strong> die Rede, in<br />
der er Gorbatschow aufforderte, das Brandenburger<br />
Tor zu öffnen. Zu den Interaktionen zählten<br />
auch die Rockkonzerte am West-<strong>Berlin</strong>er<br />
Reichstag zu Pfingsten, die im Osten <strong>Berlin</strong>s für<br />
Unruhe und teilweise schwere Auseinandersetzungen<br />
zwischen jugendlichen Rockfans und der<br />
Volkspolizei führten.<br />
Lange wurden beide Jubiläen vorbereitet,<br />
doch an unerwarteten Ereignissen fehlte es<br />
im Jahr 1987 trotzdem nicht: Neben den ersten<br />
1.-Mai-Krawallen in Kreuzberg und der ersten<br />
von links nach rechts:<br />
Unbekannter Fotograf, Das Kaufhaus Hertie<br />
am Alexanderplatz im Festschmuck, 1937.<br />
Landesarchiv <strong>Berlin</strong>. © Landesarchiv <strong>Berlin</strong><br />
Günter Schneider, <strong>Berlin</strong>er Bär im Jubiläums-<br />
T-Shirt beim Ost-<strong>Berlin</strong>er Festzug, 1987.<br />
Landesarchiv <strong>Berlin</strong>. © Landesarchiv <strong>Berlin</strong>/<br />
Günter Schneider<br />
Edmund Kasperski, Volksfest auf der Straße<br />
des 17. Juni, 1987. Landesarchiv <strong>Berlin</strong>.<br />
© Landesarchiv <strong>Berlin</strong>/Edmund Kasperski<br />
und reduziert auf die Hälfte des Stadtgebietes,<br />
überlebte die Frontstadt des Kalten Kriegs nun<br />
schon seit vierzig Jahren. Doch was wollte man<br />
1987 feiern Die Teilung erkannte man nicht an.<br />
Sollte der Senat mit aufwendigen Programmen<br />
versuchen,Ost-<strong>Berlin</strong> zu übertrumpfen, und hatte<br />
eine Demokratie sich nicht anders zu inszenieren<br />
als eine sozialistische Diktatur Heraus<br />
kam ein dezentrales und nachdenkliches Jubiläum,<br />
das sich auch im Stil nachdrücklich von<br />
den beiden totalitären <strong>Berlin</strong>-Inszenierungen<br />
unterschied. West-<strong>Berlin</strong> feierte im östlichen<br />
Tiergarten »vor den Toren der Stadt« und versuchte<br />
damit die Zusammengehörigkeit beider<br />
Teilstädte zu inszenieren.<br />
persönlichen Begegnung der beiden Ost- und<br />
West-<strong>Berlin</strong>er Stadtoberhäupter im Oktober in<br />
Ost-<strong>Berlin</strong> seien hier noch die Erfolge der Opposition<br />
gegen das SED-Regime erwähnt. Sie<br />
wurde im Laufe des Jahres 1987 erstmals für eine<br />
größere Öffentlichkeit sichtbar – vor allem, als<br />
Ende November die oppositionelle Zionskirchgemeinde<br />
vergeblich von der Stasi bedrängt<br />
wurde. Hier erlitt die Stasi ihre erste sichtbare<br />
Niederlage – rückblickend ein wichtiger Schritt<br />
hin zur Friedlichen Revolution von 1989.<br />
Den Zeitgenossen war dies so nicht bewusst,<br />
und das macht den Rückblick auf das Jahr 1987<br />
heute so interessant. 1987 war vieles vorstellbar,<br />
nur nicht ein baldiger Fall der Mauer.<br />
Krijn Thijs<br />
Dr. Krijn Thijs ist Historiker und arbeitet als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Duitsland Instituut in Amsterdam.<br />
Er hat die Ausstellung kuratiert.<br />
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch im Nicolai Verlag:<br />
Krijn Thijs, Party, Pomp und Propaganda. Die <strong>Berlin</strong>er<br />
Stadtjubiläen 1937 und 1987, 128 S., 100 Abb., 14,95 €.<br />
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775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />
Open-Air-Ausstellung auf dem Schlossplatz<br />
Stadt der Vielfalt<br />
7 75 Jahre <strong>Berlin</strong> – 7 75 Jahre Migration<br />
25. August bis 28. Oktober 2012<br />
<strong>Berlin</strong> feiert in diesem Jahr sein 775. Stadtjubiläum.<br />
An die erste urkundliche Erwähnung von<br />
<strong>Berlin</strong>s Schwesterstadt im Jahre 1237 wird von<br />
offizieller Seite mit den Mottos »Spuren des<br />
Mittelalters«, »Die <strong>Berlin</strong>er Stadtjubiläen« und<br />
»Stadt der Vielfalt« erinnert. Dazu werden durch<br />
die <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH im öffentlichen<br />
Raum der Stadtlandschaft Ausstellungen und<br />
Events inszeniert.<br />
Für das Thema der kulturellen und ethnischen<br />
Vielfalt, ein großes gesellschaftspolitisches<br />
Thema der letzten Jahrzehnte, wird durch<br />
ein Ausstellungsvorhaben im Herzen der Stadt<br />
dessen lange historische Dimension aufgezeigt,<br />
gewürdigt und gefeiert. Auf dem Schlossplatz<br />
wird, bevor dort die Bauarbeiten für das Humboldt-Forum<br />
beginnen,eine zweimonatige Open-<br />
Air-Ausstellung gezeigt. Auf einem Stadtplan<br />
(Maßstab 1 : 775) werden die knapp 800 Jahre<br />
der Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte<br />
erzählt. Die Darstellung und Erzählung reicht<br />
von der frühen Besiedlung durch Kaufleute über<br />
die Zuwanderung der Hugenotten im 17. Jahrhundert<br />
bis hin zu den modernen Formen der<br />
Arbeitsmigration und transnationalen Migranten<br />
im Zeitalter der Globalisierung.<br />
Das Ausstellungskonzept folgt der Idee, die<br />
symbolischen und konkreten Orte der Migrationgeschichte<br />
erzählerisch und visuell darzustellen<br />
und zu dokumentieren. Insgesamt wurden<br />
für die Ausstellung 124 historische Orte in<br />
der Stadtlandschaft ausgewählt, die für die Migrationsgeschichte<br />
und die Geschichte der kulturellen<br />
Vielfalt <strong>Berlin</strong>s stehen. Das geografischhistorische<br />
Panorama dieser Orte erstreckt sich<br />
über den ganzen Stadtraum. Die 124 Markierungen<br />
auf dem Stadtplan folgen den zehn unterschiedlichen<br />
Themenräumen, die von Arbeit<br />
über Literatur bis hin zu Kulinaria reichen: Eine<br />
bedeutende Rolle nimmt dabei die Arbeitsmigration<br />
des 20. Jahrhunderts ein (Stichwort<br />
»Gastarbeiter«). Die Besucherinnen und Besucher<br />
lernen aber auch, dass die ersten türkischen<br />
Arbeitsmigranten schon im 17. Jahrhundert nach<br />
Brandenburg-Preußen kamen. So wurden Friedrich<br />
Aly und Friedrich-Wilhelm Hassan zu Leibdienern<br />
der Königin Sophie-Charlotte. Sie waren<br />
nach den Niederlagen der osmanischen Truppen<br />
in Gefangenschaft geraten, zum Christentum<br />
konvertiert und fanden dann am preußischen<br />
Hof eine Anstellung als »Kammertürken«. Die<br />
<strong>Berlin</strong>er, deutsche und europäische Literatur<br />
ist voller Migrationsgeschichten und literarischer<br />
Werke, in denen sich die Migration spiegelt.<br />
Dies wird in der Ausstellung am Beispiel des<br />
russisch-deutschen Schriftstellers Wladimir Kaminer<br />
(geboren 1967) und seiner Anfangszeit im<br />
Flüchtlingsheim in der Lindenstraße in Biesdorf<br />
verdeutlicht. Kaminers Erfahrungen sind in sein<br />
Werk »Russendisko« eingeflossen.<br />
Auch die kulinarische Landschaft <strong>Berlin</strong>s<br />
sähe ohne Migration deutlich ärmer aus. Die<br />
Hugenotten führten im 18. Jahrhundert z.B. Melonen,<br />
Spargel und Artischocken ein, die sie in<br />
ihren Gärten in der Vorstadt anbauten. Und<br />
das neue Trend- und Kultgetränk »Bubble Tea«<br />
von »BoboQ« wurde zum ersten Mal im Jahr<br />
2010 durch drei chinesisch-taiwanesische Einwanderer<br />
nach <strong>Berlin</strong> gebracht.<br />
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Open-Air-Ausstellung auf dem Schlossplatz | 775 Jahre <strong>Berlin</strong><br />
Ausstellungsaufbau »Stadt der Vielfalt«<br />
auf dem Schlossplatz. Foto: Oana Popa<br />
Waschmaschinenproduktion bei Siemens,<br />
1970er-Jahre. Foto und ©: Ruth Walz.<br />
Der Anteil weiblicher Arbeitskräfte.<br />
Spargel (aus: Johann Simon Kerner, Abbildung<br />
aller Oekonomischen Pflanzen, 1786–1796).<br />
© Bibliothek, Botanischer Garten und Botanisches<br />
Museum <strong>Berlin</strong>-Dahlem, Freie Universität <strong>Berlin</strong><br />
Zu einer Auswahl von zehn der 124 Orte gibt<br />
es »Tiefenbohrungen«, historische Erzählungen,<br />
die über kleinere Textvignetten und Bilder hinausgehen<br />
und anhand von Beispielen den größeren<br />
Kontext der Migrationsgeschichte(n) dieser<br />
Erinnerungsorte liefern. Gerahmt wird diese<br />
Ausstellung im öffentlichen Raum durch eine<br />
Chronologie der 775-jährigen <strong>Berlin</strong>er Migrationsgeschichte.<br />
Der Erfahrungsraum der Migration<br />
wird im Projekt »Stadt der Vielfalt« in<br />
einem doppelten Sinne deutlich. Texte und Bilder<br />
im Raum stellen die historische und kognitive<br />
Ebene dar. Physisch und räumlich wird die<br />
Geschichte dadurch erfahrbar gemacht, dass<br />
sich die Besucherinnen und Besucher auf dem<br />
Stadtplan von einer gekennzeichneten historischen<br />
Landmarke zur anderen bewegen können,<br />
um so eigenen Migrationswegen zu folgen.<br />
Die Ausstellung ist dynamisch und partizipativ<br />
angelegt und beschränkt sich nur bislang<br />
auf 124 Erinnerungsorte der <strong>Berlin</strong>er Migrationsgeschichte.<br />
Für die Besucherinnen und Besucher<br />
besteht nämlich die Möglichkeit, Vorschläge für<br />
weitere Orte zu machen. Bis zum Ende der Ausstellung<br />
sollen 775 Vorschläge für migrationshistorische<br />
Erinnerungsorte gesammelt werden, die<br />
als stetig wachsende Ausstellungswand der laufenden<br />
Ausstellung hinzugefügt werden. Auf<br />
dem Schlossplatz stehen Postkarten zur Verfügung,<br />
die für konkrete Vorschläge der Erweiterung<br />
genutzt werden können. Das Ziel dieses interaktiven<br />
Ansatzes ist nicht nur das Sammeln<br />
von Geschichten und Erinnerungsorten, sondern<br />
auch die Sensibilisierung für die Bedeutung von<br />
Migration und kultureller Vielfalt in Geschichte<br />
und Gegenwart. Insofern verfolgt die Ausstellung<br />
auch das erinnerungspolitische Ziel, das<br />
Geschichtsbild der Einwanderungsstadt <strong>Berlin</strong><br />
um die vielen Geschichten und Erfahrungen von<br />
Migrantinnen und Migranten zu erweitern. Dieses<br />
Ansinnen mag auch mit Blick auf die Zukunft<br />
des Schlossplatzes als zukünftiger Ort des Humboldt-Forums<br />
gelesen werden: Das Leitmotiv<br />
des Humboldt-Forums wird die globale kulturelle<br />
Vielfalt im Spiegel der <strong>Berlin</strong>er Sammlungen<br />
sein. Diese Vielfalt, daran erinnert das Projekt<br />
»Stadt der Vielfalt«, spiegelt sich aber nicht<br />
nur in den Objekten und Artefakten von Sammlungen,<br />
sondern auch in den Erfahrungen und<br />
Erzählungen der Menschen. Die außerdeutsche<br />
und außereuropäische Vielfalt der Objekte sollte<br />
im Dialog mit der gesellschaftlichen Vielfalt<br />
der Stadt gedeutet werden.<br />
Die Open-Air-Ausstellung knüpft an vorwiegend<br />
temporäre migrationshistorische Ausstellungen<br />
an, wie sie in den letzten Jahren u.a.<br />
in einer Reihe von Bezirksmuseen (Bezirksmuseum<br />
Friedrichshain-Kreuzberg, Museum Neukölln,<br />
Museen Schöneberg-Tempelhof, Mitte<br />
Museum), dem Deutschen Historischen Museum<br />
oder dem Projektverbund »<strong>Berlin</strong>er Route<br />
der Migration« konzipiert und umgesetzt wurden.<br />
Steht die Ausstellung auf dem Schlossplatz<br />
auch in einer längeren Kontinuität von Vorläufern,<br />
so ist sie doch neu und einmalig, da hier<br />
von der offiziellen Seite städtischer Kulturpolitik<br />
ein wichtiges symbolisches und historisches<br />
Zeichen gesetzt wird, nämlich dass Migrantinnen<br />
und Migranten nicht nur zum sozialen Leben<br />
<strong>Berlin</strong>s gehören, sondern auch zu seiner Geschichte<br />
und der städtischen Erinnerungslandschaft.<br />
Das Signal, das gesandt wird, heißt: Es<br />
geht bei der Ausgestaltung der Einwanderungsgesellschaft<br />
nicht nur um Arbeit, Bildung und<br />
Sprache, sondern auch um Geschichte und Kultur.<br />
Dabei ist die Frage, ob die im doppelten Sinn<br />
»geteilte« Geschichte zu gemeinsamen Erzählungen<br />
führen kann, die durchaus auch Bindekräfte<br />
für eine vielfältige Stadt und Gesellschaft<br />
bilden kann.<br />
Rainer Ohliger<br />
Der Autor ist Vorstandsmitglied beim Netzwerk<br />
Migration in Europa und war Berater der Ausstellung.<br />
Die Ausstellung der <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH wurde<br />
inhaltlich betreut durch Dr. Joachim Baur vom Ausstellungsbüro<br />
»Die Exponauten«. Sie bildet den ersten Teil<br />
eines zweiteiligen Zyklus zum Thema der städtischen<br />
Vielfalt. Im kommenden Jahr werden sich aus Anlass der<br />
80-jährigen Wiederkehr des 30. Januars 1933 und des<br />
75. Jahrestags der Reichspogromnacht von 1938 Ausstellungen<br />
und Gedenkveranstaltungen unter dem Titel<br />
»Zerstörte Vielfalt« anschließen.<br />
Während der Ausstellung werden Führungen angeboten,<br />
die über die <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH gebucht werden<br />
können. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen<br />
unter: www.berlin.de/775<br />
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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
Museum Europäischer Kulturen<br />
Was soll der »Döner« im Museum<br />
Generell besteht die Meinung, dass Objekte,<br />
die als außergewöhnlich gelten und deshalb als<br />
aufbewahrungswürdig betrachtet werden, ins<br />
Museum gehören und eine entsprechende Patina<br />
besitzen müssen. Sind also der »Döner« und<br />
alle Objekte sowie Aussagen und Forschungen,<br />
die mit ihm verbunden werden, bereits museumsreif,<br />
nur weil sie im Museum Europäischer<br />
Kulturen ausgestellt sind Dort sind sie Teil der<br />
neuen Sammlungspräsentation »Kulturkontakte<br />
– Leben in Europa« (Abb. 1, mj 4/2011), die auf<br />
700 qm einen Querschnitt des reichhaltigen Objektbestandes<br />
zu gesellschaftlichen Bewegungen<br />
und nationalen Abgrenzungen zeigt. Dazu<br />
gehört das Thema der verschiedenen Lebenswelten,<br />
die in unserer Gesellschaft gleichzeitig<br />
existieren, sich ergänzen und überschneiden<br />
können. Diese Vielgestaltigkeit ist das Ergebnis<br />
jahrhundertealter und aktueller Kulturkontakte,<br />
ausgelöst vor allem durch Migration und Handelstätigkeiten.<br />
Beispielhaft dafür ist ein Fastfood,<br />
das seinen Ursprung in <strong>Berlin</strong> hat: der Döner-Kebab<br />
im Brot, kurz »Döner« genannt.<br />
Eigentlich stammt der Döner-Kebab aus der<br />
Türkei; der »Drehbraten« wird in Scheiben aufgespießt<br />
und rotiert vor einem Gasgrill. Aber die<br />
Mischung der hauchdünn abgeschnittenen<br />
Kalb- oder Rindfleischstückchen mit Salaten,<br />
Zwiebeln und Saucen in einer aufgeschnittenen<br />
Fladenbrottasche (»pide«) wurde in <strong>Berlin</strong> in<br />
den frühen 1970er-Jahren von einem türkischen<br />
Arbeitsmigranten erfunden. Nachdem 1973 die<br />
Anwerbung von »Gastarbeitern« nach Deutschland<br />
gestoppt wurde, erfolgte der weitere Zuzug<br />
von Menschen nur noch im Rahmen der Familienzusammenführung.<br />
Die meisten von ihnen<br />
lebten in größeren Städten, insbesondere<br />
<strong>Berlin</strong>. Diese damals neue Situation, verbunden<br />
mit der Strukturkrise der frühen 1980er-Jahre<br />
und der damit einhergehenden Arbeitslosigkeit,<br />
nötigte viele Migranten zur Selbstständigkeit.<br />
Heute gibt es in Deutschland etwa 15 000<br />
Döner-Imbiss-Betriebe, davon allein 1600 in<br />
<strong>Berlin</strong>. In Deutschland werden jährlich über<br />
720 000 000 Döner verkauft. Das entspricht einem<br />
täglichen Konsum von 200 000 kg Fleisch;<br />
25 000 kg werden allein in <strong>Berlin</strong> verzehrt. Das<br />
Fleisch wird aus Deutschland, Frankreich, den<br />
Niederlanden und Belgien importiert. Die Spieße<br />
werden mit einem Gewicht von 5 bis 70 kg auf<br />
Vorrat und Bestellung hergestellt und in gefro-<br />
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Museum Europäischer Kulturen | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
standes sind. Den Ansatz hat das Museum Europäischer<br />
Kulturen unter den gegenwärtig gesellschaftlich<br />
relevanten Fragestellungen, wie<br />
zu Formen und Folgen kultureller Vielheit, weiterentwickelt.<br />
Diese resultiert zum Beispiel aus<br />
der wechselseitigen Beeinflussung der Menschen<br />
deutscher und nicht-deutscher Herkunft,<br />
was sich am deutlichsten in Großstädten zeigt.<br />
Das Museum Europäischer Kulturen sieht eine<br />
seiner Aufgaben darin, auf diese Verschiedenheit<br />
in der eigenen Gesellschaft aufmerksam<br />
zu machen und sie zu erklären. So hat es zusammen<br />
mit dem <strong>Berlin</strong>er Verein Nachbarschafts-<br />
ren Nachfahren sowie das Sammeln von aktuellen<br />
Objekten. Hier wurde auch – in Kooperation<br />
mit Dönerproduzenten – der Grundstock<br />
für die »Döner-Sammlung« gelegt, bestehend<br />
aus Geräten zu Herstellung und Verkauf von Döner-Kebab<br />
sowie aus Werbematerialien (Abb. 2).<br />
Im Laufe der Jahre wurde die Sammlung durch<br />
Dokumente, Kataloge, Fotografien, Filme und<br />
Interviews mit Zeitzeugen ergänzt. Letztere gehörten<br />
u.a. zur Werkstattausstellung »Döner,<br />
Dienste und Design. <strong>Berlin</strong>er UnternehmerInnen«<br />
(2009/10), in der Ausschnitte aus dem Leben<br />
und der Arbeit von 27 Selbstständigen mit<br />
Abb. 1: Blick in die Sammlungspräsentation<br />
des Museums, 2011 © Museum Europäischer<br />
Kulturen SMB. Foto: Ute Franz-Scarciglia<br />
Abb. 2: Utensilien zum Verkauf von<br />
Döner (2002) © Museum Europäischer<br />
Kulturen SMB. Foto: Ute Franz-Scarciglia<br />
Abb. 3: Döner-Imbiss in Nanjing, China, 2010.<br />
Foto: Angela Lloyd<br />
renen Zustand an einzelne Imbiss-Läden im Inund<br />
Ausland geliefert. <strong>Berlin</strong> ist die Stadt mit<br />
den meisten Döner-Produzenten, die deutschlandweit<br />
arbeiten, zum Teil auch mit Filialbetrieben<br />
in Polen, Finnland oder Spanien.<br />
In den letzten 20 Jahren hat sich eine umfassende,<br />
deutsch-türkisch geprägte Dönerindustrie<br />
entwickelt, zu der neben den Produzenten<br />
auch die Ausstatter von Imbiss-Läden und türkische<br />
Bäckereien zählen. Die Erfolgsgeschichte<br />
des Döners ist so wirkungsvoll, dass folgerichtig<br />
in <strong>Berlin</strong> die Döner Gastronomie (DÖGA)<br />
erfunden wurde. Organisiert wird die Branchenmesse<br />
seit 2010 vom Verein Türkischer Dönerhersteller<br />
in Europa. Sie bietet Dönerproduzenten,<br />
-gastronomen, Zulieferern und Maschinenherstellern<br />
eine Plattform, ihre Produkte<br />
vorzustellen und Netzwerke zu etablieren.<br />
Das Museum Europäischer Kulturen begleitet<br />
und thematisiert seit seiner Gründung 1999<br />
gesellschaftliche Prozesse. Es gehört zu den wenigen<br />
Museen, die sich mit den Lebenswelten<br />
und der Alltagskultur in Deutschland und Europa<br />
vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart in vergleichender<br />
Perspektive beschäftigen. Seinem<br />
Standort in <strong>Berlin</strong> geschuldet, hat schon seine<br />
Vorläuferinstitution – das Museum für Deutsche<br />
Volkskunde – Dinge des Alltagslebens in dieser<br />
Stadt gesammelt, die heute unverzichtbarer<br />
Teil des ca. 280 000 Objekte umfassenden Be-<br />
museum e.V. an europaweit organisierten Forschungsprojekten<br />
(2000–03, 2008–10) teilgenommen,<br />
deren Ergebnisse u.a. in Ausstellungen<br />
und Publikationen resultierten. Beispielhaft<br />
dafür steht die Fotoausstellung »Heimat <strong>Berlin</strong><br />
Fotografische Impressionen« (2002), in der acht<br />
<strong>Berlin</strong>er Fotografen und Fotografinnen unterschiedlicher<br />
kultureller Herkunft ihre persönliche<br />
Sicht auf verschiedene Lebensbereiche in<br />
der Stadt vorstellten und dabei sich selbst reflektierten.<br />
»Heimat <strong>Berlin</strong>« bildete die Basis<br />
für eine zweite Ausstellung, »MigrationsGeschichte(n)<br />
in <strong>Berlin</strong>« (2003), die anhand von<br />
acht Objektbiografien zeigte, welche Spuren<br />
Einwanderer vom 19. Jahrhundert bis heute in<br />
der Stadt hinterlassen haben. Basis dieses Projektes<br />
waren Gespräche mit Migranten und de-<br />
Migrationshintergrund vorgestellt wurden. Ziel<br />
war es, Erfolgsgeschichten zu erzählen, ohne<br />
auf die Darstellung von damit verbundenen Problemen<br />
zu verzichten. Beispielhaft dafür war<br />
die Dönerindustrie, in der allein in <strong>Berlin</strong> ca.<br />
60 000 Menschen beschäftigt sind.<br />
Aus diesem Grunde gehört eine »Döner-<br />
Sammlung« in ein Museum, das sich mit der<br />
Alltagskultur der eigenen Gesellschaft und deren<br />
Charakteristika im 20./21. Jahrhundert befasst.<br />
Dazu zählt vor allem auch das Fastfood<br />
und mit ihm der »Döner« als Teil der heutigen<br />
Esskultur. Ursprünglich von den meisten Menschen<br />
als exotisch betrachtet, ist er in <strong>Berlin</strong><br />
und Deutschland populärer denn je. Seine Erfolgsgeschichte<br />
setzt sich über Europa in den<br />
USA und China fort (Abb. 3). Von einer lokalen<br />
Besonderheit in einer pluralen Gesellschaft entwickelt<br />
sich der »Döner« zu einer globalen Beliebtheit<br />
– und ein Museum, das sich mit Alltagskultur<br />
beschäftigt, muss dies in der Gegenwart<br />
für die Zukunft dokumentieren.<br />
Elisabeth Tietmeyer<br />
Dr. Elisabeth Tietmeyer ist stellvertretende Direktorin<br />
des Museums Europäischer Kulturen SMB.<br />
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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
Ethnologisches Museum<br />
Koloniale Gaben<br />
Wie ein arabischer Mantel aus dem Oman nach <strong>Berlin</strong> kam<br />
»So gastfrei ist keiner und zum Geben geneigt,<br />
dass er Geschenke verschmäht,<br />
oder so wenig auf Erwerb bedacht,<br />
dass er Gegengabe hasst.«1<br />
Ausgangspunkt der hier skizzierten Geschichte,<br />
die sich während der Objektrecherchen entfaltet<br />
hat, ist ein vornehmer arabischer Überwurf,<br />
der sich heute in der Sammlung des Ethnologischen<br />
Museums befindet. Das Inventarbuch<br />
vermerkt als Herkunftsort Maskat, die Hauptstadt<br />
des Oman, den Namen Habibu Ben Slim als<br />
Schenker und das Ober-Hofmarschallamt seiner<br />
Überwurf aus der Sammlung Habibu Ben Slim,<br />
Maskat, Oman, 1912. Länge: 130 cm, Breite: ca. 135 cm.<br />
Ethnologisches Museum. © Ethnologisches Museum<br />
SMB. Foto: Martin Franken<br />
Zwei Perlencolliers aus der Sammlung<br />
Habibu Ben Slim, Maskat, Oman, 1912. Länge: 60 cm.<br />
Ethnologisches Museum. © Ethnologisches Museum<br />
SMB. Foto: Martin Franken<br />
Majestät des Kaisers und Königs Wilhelms II. als<br />
Übereigner des Objektes an das Museum für<br />
Völkerkunde im Jahr 1912.<br />
Diese wenigen, aber bemerkenswerten Daten<br />
geben Anlass zu weiterführenden Fragen:<br />
Weshalb und mit welchen Anliegen verbunden<br />
wird ein Überwurf aus Oman nach Deutschland<br />
versendet Was verbindet die beiden Hauptstädte<br />
Maskat und <strong>Berlin</strong><br />
Der mantelartige, mit Ärmelschlitzen versehene<br />
Überwurf, »Bisht« genannt, wird von Männern<br />
getragen. Er besteht aus zwei aus feinster<br />
Wolle gewebten Bahnen. Eine horizontale Mittelnaht<br />
verbindet beide Gewebebahnen an deren<br />
Längsseite zu einem Kleidungsstück. Silberund<br />
goldglänzende Metallborten verzieren Ärmelschlitze<br />
und stabilisieren das Gewand an<br />
Schultern und Öffnungsseiten. Die prächtige,<br />
2 4 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Ethnologisches Museum | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
flächenfüllende Metallstickerei auf beiden Vorderseiten<br />
und der breite Schmuckstreifen auf<br />
der Rückseite machen deutlich, dass der neue<br />
und ungetragene Überwurf für einen wohlhabenden<br />
und vornehmen Mann vorgesehen war.<br />
Solche wertvollen Überwürfe wurden vor allem<br />
von Würdenträgern zu offiziellen Angelegenheiten<br />
getragen oder auch als Geschenk, z.B. an<br />
politisch Verbündete, überreicht.<br />
Unser Überwurf war für keine geringere Person<br />
bestimmt als für den preußischen Kaiser und<br />
König Wilhelm II. Zusammen mit Perlencolliers,<br />
Gürteln, einer goldenen Medaille, einer geografischen<br />
Karte zu den Küsten von Maskat und<br />
des Oman sowie mit Granatäpfeln, Nüssen und<br />
Datteln und in insgesamt elf Kisten verpackt,<br />
gelangte er Anfang 1912 nach <strong>Berlin</strong>. Über die<br />
Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft erreichten<br />
die Kisten das Auswärtige Amt, das die Sendung<br />
an das Ober-Hofmarschallamt weiterleitete.2<br />
Dort angekommen wurden der Überwurf,<br />
Perlencolliers und Gürtel an das Museum für<br />
Völkerkunde überwiesen. Dies war bereits die<br />
zweite Geschenk-Sendung, die Wilhelm II. von<br />
Habibu Ben Slim erhielt.<br />
Die Akten geben leider keine weiteren Hinweise<br />
zur näheren Identität des Habibu Ben<br />
Slim. Möglicherweise war er ein wohlhabender<br />
arabischer Händler, der den preußischen Kaiser<br />
mit der Sendung von Granatäpfeln, Nüssen und<br />
Datteln auf die wichtigsten omanischen Handelsgüter<br />
aufmerksam machen und eine wirtschaftliche<br />
Beziehung zum Deutschen Reich errichten<br />
wollte. Diese Vermutung wird dadurch<br />
unterstrichen, dass die erste Geschenksendung<br />
aus vier Kisten Datteln bestanden hatte.<br />
Obwohl die Geschenke an den preußischen<br />
Kaiser gerichtet waren, scheute sich Habibu Ben<br />
Slim nicht, seine Gaben mit der ausdrücklichen<br />
Bitte um Gegengaben zu verbinden. Während<br />
man seiner Bitte um zwei großformatige Fotografien<br />
von Wilhelm II. bei der ersten Sendung<br />
nachkam, wurde seinem in bestem Französisch<br />
formulierten Gesuch, das er mit der zweiten<br />
Sendung verband, nicht stattgegeben. Seinem<br />
Brief vom 11. Dezember 1911 ist die deutliche Absicht<br />
zu entnehmen, sich durch das Geschenk einer<br />
goldenen Medaille in den Dienst des Deutschen<br />
Reiches zu stellen: »Sa Majesté trouvera<br />
Hermann Burchardt,<br />
Maskat, 1904.<br />
Fotografie.<br />
Ethnologisches<br />
Museum<br />
© Ethnologisches<br />
Museum SMB<br />
dans la même caisse la médaille en or que je prie Sa<br />
Majesté de vouloir bien la faire remplacer par une<br />
décoration officielle quelconque«3.<br />
In einem Schreiben vom 29. März 1912 an das<br />
Ober-Hofmarschallamt äußert das Auswärtige<br />
Amt Bedenken gegen die Annahme der Medaille<br />
aus Gold und schlägt sogar eine Rückgabe an<br />
Habibu Ben Slim vor: »Gegen die Annahme der<br />
an sich nicht wertvollen Geschenke durch Seine<br />
Majestät sind meinerseits Bedenken nicht zu erheben,<br />
nur wurden mit der Darbietung der goldenen<br />
Medaille gewisse Ansprüche (Übertragung der<br />
Reichsvertretung) verbunden, deren Erfüllung sich<br />
aus politischen Gründen nicht empfiehlt. Ich möchte<br />
daher vorschlagen, die Medaille durch mich an<br />
den Araber zurückgelangen zu lassen«4.<br />
Verfolgte Habibu Ben Slim neben möglichen<br />
wirtschaftlichen Zielen auch politische Absichten<br />
1911 hatte England seine Herrschaft über<br />
den Oman im Rahmen seines Protektorats stark<br />
gefestigt.5 Zum englischen Herrschaftsbereich<br />
gehörte auch die Insel Sansibar, die zusammen<br />
mit dem ihr vorgelagerten Festlandstreifen bis<br />
zum Ende des 19. Jahrhunderts dem omanischen<br />
Sultan unterstanden hatte. Insel und Küstenstreifen<br />
waren von einer arabischen Bevölkerung<br />
dominiert, die insbesondere den Handel<br />
bestimmte. Hier ergeben sich Berührungspunkte<br />
mit der Kolonie Deutsch-Ostafrika des Deutschen<br />
Reiches. Zwar war Sansibar nie Bestandteil<br />
der Kolonie, wohl aber der ihr vorgelagerte<br />
Küstenstreifen, der jedoch 1890, als das Deutsche<br />
Reich und die britische Krone im Helgoland-Sansibar-Vertrag<br />
die Grenzen ihrer ostafrikanischen<br />
Kolonien regelten, an Sansibar abgetreten<br />
wurde. Der Sitz der Deutsch-Ostafrikanischen<br />
Kolonisationsgesellschaft, über die Habibu<br />
Ben Slim seine Schenkung versandt hatte,<br />
war in Dar es Salaam, Tansania.<br />
Schlussbemerkung: Wir wissen nicht, ob es<br />
zur Rückgabe der Medaille wirklich gekommen<br />
ist. Sicher ist, dass keine weitere Korrespondenz<br />
existiert, und so können wir vermuten,dass<br />
die Rückgabe stattgefunden und zum Abbruch<br />
der Beziehungen zwischen Habibu Ben Slim und<br />
dem preußischen Kaiser geführt hat mit dem<br />
vorrangigen Ziel, die deutsch-britischen Beziehungen<br />
nicht zu gefährden.<br />
Ingrid Schindlbeck<br />
PD Dr. Ingrid Schindlbeck ist Leiterin des Referates<br />
Nordafrika, West- und Zentralasien am Ethnologischen<br />
Museum SMB.<br />
Anmerkungen<br />
1 Strophe aus dem Hávámal, einer Spruchdichtung der<br />
skandinavischen Edda, zitiert nach Marcel Mauss,<br />
Die Gabe, Frankfurt a.M. 1968, S. 15.<br />
2 Ich danke Kilian Schmidtner, der mich auf die im<br />
Geheimen Staatsarchiv befindlichen Briefe von Habibu<br />
Ben Slim und auf den Schriftverkehr zwischen Auswärtigem<br />
Amt, Ober-Hofmarschallamt und dem<br />
Völkerkundemuseum <strong>Berlin</strong> hinwies.<br />
3 Aktensignatur Rep. 113/1171, Blatt 231. »Seine Majestät<br />
wird in derselben Kiste die Medaille aus Gold finden; ich<br />
bitte Seine Majestät sie durch eine offizielle Dekoration<br />
ersetzen zu wollen« (eigene Übersetzung).<br />
4 Aktensignatur Rep. 113/1171, Blatt 227.<br />
5 Hussein Gubash, Oman – The Islamic Democratic<br />
Tradition, London, New York 2006, S. 137–154.<br />
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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
Hugenottenmuseum<br />
Von Zuwanderern zu Einheimischen<br />
Hugenotten in <strong>Berlin</strong><br />
Hugo Vogel, Empfang der Hugenotten, 1886.<br />
Ölstudie. Bibliothek Französischer Dom.<br />
© Hugenottenmuseum. Foto: Denis Engel<br />
Edouard Muret, Das Französische Gymnasium, 1882.<br />
Aquarellierte Federzeichnung. Bibliothek Französischer Dom.<br />
© Hugenottenmuseum. Foto: Robert Violet<br />
<strong>Berlin</strong> kann auf eine über 300-jährige französische<br />
Zuwanderung zurückblicken1: Am 10. Juni<br />
1672 gründete sich hier eine kleine französischreformierte<br />
Gemeinde. Dieses Datum gilt seither<br />
als Geburtstag der Französischen Kirche zu<br />
<strong>Berlin</strong>. Die kleine, aus Hofbeamten und Militärs<br />
zusammengesetzte Gemeinde muss einen großen<br />
politischen Einfluss auf den Kurfürsten ausgeübt<br />
haben, denn 13 Jahre später strömten Hunderte<br />
von französischen Glaubensflüchtlingen<br />
nach Brandenburg-Preußen und damit auch<br />
nach <strong>Berlin</strong>. Ludwig XIV. hatte mit dem Edikt<br />
von Fontainebleau das Toleranzedikt seines<br />
Großvaters, das Edikt von Nantes, aufgehoben.<br />
Als Reaktion auf die Ereignisse in Frankreich erließ<br />
der Große Kurfürst am 29. Oktober 1685 das<br />
Edikt von Potsdam. Es lud die verfolgten Reformierten<br />
ein, sich in Brandenburg-Preußen niederzulassen.<br />
Auch wenn es sich dabei um ein reines<br />
Wirtschaftsedikt handelte, enthielt es doch<br />
den Passus, dass die Flüchtlinge ihren Glauben<br />
frei, auf Grundlage ihrer Kirchenordnung (»Discipline<br />
ecclésiastique«) und ihres Glaubensbekenntnisses<br />
(»Confession de Foi«) ausüben durften.<br />
Beide Schriften sind noch heute Glaubensgrundlage<br />
der Gemeinde der Hugenotten.<br />
Im Jahre 1700 war die kleine Gemeinde bereits<br />
auf 6000 Glieder angewachsen. In den<br />
ersten Jahrzehnten waren gewaltige Anstrengungen<br />
notwendig, um das Schul- und Armenwesen<br />
zu organisieren, genügend Gottesdienstraum<br />
zu schaffen und Begräbnisplätze einzurichten.<br />
Ohne die großzügige Unterstützung des<br />
Hohenzollernhauses wäre die Ansiedlung gewiss<br />
anders verlaufen. Erster Gnadenakt war die<br />
Schenkung des Grundstückes an der Friedrichstraße<br />
129 durch die Kurfürstin 1686, auf dem<br />
zunächst ein Hôpital eingerichtet wurde, um<br />
die Bedürftigen zu versorgen. Dort siedelten<br />
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Hugenottenmuseum | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
standen. Zwei davon wurden 1841 als Predigtstätten<br />
aufgegeben, die drei verbleibenden im<br />
Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute hat die Gemeinde<br />
zwei Predigtorte. 1701–05 durfte sie auf<br />
dem Gendarmenmarkt eine eigene Kirche erbauen,<br />
die 1944 völlig ausbrannte und erst 1983<br />
wieder in ihrem vollen Glanz als Predigtstätte<br />
der Gemeinde dient. Heute teilt sich die französisch-reformierte<br />
Gemeinde die Friedrichstadtkirche<br />
am Gendarmenmarkt mit der Ortsgemeinde<br />
und anderen kirchlichen Institutionen<br />
und nutzt sie jeden Sonntag als Gottesdienstort.<br />
Gefeiert wird ein deutschsprachiger und, seit es<br />
Michael Klein (Entwurf) und Bodo Borchat<br />
(Medailleur), Pelikanmedaille, 1994. Feinsilber,<br />
Durchmesser 16 mm. Bibliothek Französischer Dom.<br />
© Hugenottenmuseum. Foto: Thomas Klöckner.<br />
Auf der Vorderseite ist das Denkmal zu sehen,<br />
auf der Rückseite das Siegel des Französischen<br />
Hôpitals.<br />
sich später auch andere soziale Einrichtungen<br />
an, die heute alle nicht mehr existieren. Lediglich<br />
das Hôpital erhielt 1922 einen neuen Standort<br />
in Pankow Niederschönhausen, wurde nach seiner<br />
Stifterin »Dorotheahaus« benannt und ist<br />
heute in Verwaltung des Diakonischen Werkes.<br />
Das Grundstück selbst ist heute noch zu besichtigen.<br />
Am Zugang erinnert seit 1994 das Pelikandenkmal<br />
– der Vogel ist das Siegel des ehemaligen<br />
Hôpitals – an das soziale Engagement<br />
der Gemeinde. Ein alter Maulbeerbaum weist<br />
auf die Seidenkultur der Réfugies hin und wird<br />
von den Grundstücksbewohnern liebevoll gepflegt.<br />
Auf Initiative der Bewohner entstanden<br />
als Geschichtserinnerung außerdem zwei Wandreliefs<br />
am Grundstückszugang.<br />
Etliche Schulen wurden von der Gemeinde,<br />
aber auch von Privatpersonen in <strong>Berlin</strong> unterhalten.<br />
Unterrichtet wurde in französischer Sprache;<br />
die deutsche Sprache hat man erst im 19.<br />
Jahrhundert eingeführt. Man kann aber mit großer<br />
Sicherheit davon ausgehen, dass bereits die<br />
zweite Generation der Réfugies zweisprachig<br />
gewesen ist. Nur eine der Schulen hat bis zum<br />
heutigen Tag überlebt: das 1689 gegründete<br />
Französische Gymnasium. Ursprünglich neben<br />
der Friedrichswerderschen Kirche gelegen, hat<br />
es heute seinen Sitz in der Derfflingerstraße.2<br />
Die seit der <strong>Berlin</strong>er Gemeindegründung stetig<br />
wachsende Mitgliederzahl machte es notwendig,<br />
mehrere Kirchen in den Dienst der Gemeinde<br />
zu stellen. Die Zahl der Gotteshäuser erhöhte<br />
sich allmählich, sodass der Gemeinde im<br />
Jahr 1726 insgesamt fünf Kirchen zur Verfügung<br />
1994 in <strong>Berlin</strong> wieder den frankofonen Gemeindeteil<br />
gibt, ein französischsprachiger Gottesdienst.<br />
1961 konnte in <strong>Berlin</strong> Halensee außerdem<br />
der Colignysaal als Gottesdienstraum eröffnet<br />
werden. Er diente während der deutschen Teilung<br />
dem Westberliner Gemeindeteil als Predigtstätte.<br />
Daneben gibt es in <strong>Berlin</strong> noch eine Kirche,<br />
die auf dieRéfugie-Nachkommenverweist. Nicht<br />
jedem <strong>Berlin</strong>er und <strong>Berlin</strong>besucher wird eine<br />
Besonderheit der Friedrichswerderschen Kirche<br />
aufgefallen sein: Sie ist heute keine Predigtstätte<br />
mehr, aber die äußere Architektur weist noch<br />
darauf hin, dass sie als Simultankirche genutzt<br />
wurde: Die Friedrichswerdersche Kirche sollte<br />
ursprünglich in der Mitte geteilt werden, was<br />
aber der König beim Neubau durch Schinkel widerrief.<br />
Die Kirche besitzt zwei nicht ganz identische<br />
Portale – das heutige Hauptportal auf<br />
der Südseite mit dem Erzengel Michael und das<br />
Portal an der Ostseite ohne Engelsfigur. Der<br />
Südeingang sollte der lutherischen, der Osteingang<br />
der reformierten Gemeinde dienen. Heute<br />
wird die Kirche als Schinkelmuseum genutzt.<br />
Auch das Problem der Friedhöfe musste geregelt<br />
werden. Der erste Friedhof befand sich<br />
neben dem Hôpital in der Friedrichstraße 129,<br />
ist heute aber nicht mehr erhalten. Auch der<br />
Friedhof neben der Französischen Friedrichstadtkirche<br />
ist nicht mehr vorhanden. Er musste<br />
1770 dem geplanten Turmbau an der Kirche<br />
weichen. Als Ausgleich erhielt die Gemeinde<br />
den heute noch ältesten französischen Friedhof<br />
in der Chausseestraße 127, mit für <strong>Berlin</strong> erstaunlichen<br />
Grabanlagen. Auch die Friedhöfe<br />
an der Wollankstraße 57 und der Liesenstraße 7<br />
mit der 2010 eingerichteten Fontanegedenkstätte<br />
gehören zur Gemeinde.<br />
Auf dem ehemaligen Friedhof am Gendarmenmarkt<br />
erhebt sich seit 1785 der Französische<br />
Dom, der seinen Namen nach der Architektur –<br />
»Dôme« für Kuppel – hat und mit einem beeindruckenden<br />
Bildprogramm aus der Feder Daniel<br />
Chodowieckis (1726–1801) geschmückt ist. In<br />
diesem Gebäude, das niemals Kirche war, hat<br />
die Gemeinde 1935 das Hugenottenmuseum eingerichtet.<br />
Hier können sich interessierte Besucher<br />
über die Geschichte der Réfugies und deren<br />
maßgebliche Mitprägung von <strong>Berlin</strong>s Geschichte<br />
in den letzten 340 Jahren informieren.<br />
Robert Violet<br />
Der Autor ist Archivar des Reformierten Kirchenkreises<br />
der Evangelischen Kirche <strong>Berlin</strong>-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz.<br />
Anmerkungen<br />
1 Eindrucksvoll wird dies in der Publikation »Fisimatenten«<br />
des Ausländerbeauftragten der Stadt<br />
dokumentiert.<br />
2 Zum Schulwesen und zur Sprachproblematik sind in<br />
der jüngsten Zeit zwei ausgezeichnete Dissertationen<br />
erschienen. Die Titel können im Hugenottenmuseum<br />
erfragt werden.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 2 7
775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
Museum im Böhmischen Dorf<br />
275 Jahre Böhmisch-Rixdorf<br />
Jubiläen in <strong>Berlin</strong>-Neukölln<br />
Schwesterntracht, Musiktraditionen und dörfliches<br />
Spielzeug im Museum im Böhmischen Dorf. Foto: Henry Bloch<br />
Als vor 90 Jahren der »rasende Reporter« Egon<br />
Erwin Kisch das Böhmische Dorf in <strong>Berlin</strong> ein<br />
»beinahe deplaciertes Idyll« nannte, war nicht abzusehen,<br />
dass dies auch noch im Jahr 2012 gelten<br />
würde. Ganz und gar nicht deplatziert lädt seit<br />
2005 das kleine Heimatmuseum am Orte ein. Es<br />
befindet sich im alten Schul- und Anstaltshaus<br />
der Rixdorfer Brüdergemeine von 1753.<br />
Kisch konnte bei seinem Rundgang noch mühelos<br />
tschechische Namen an Gehöften und Geschäften<br />
ablesen und übersetzen oder die inzwischen<br />
eingedeutschten Namen wieder böhmisch<br />
klingen lassen. Bevor sich die Geschichte dieses<br />
einmaligen Ortes nur noch von Grabsteinen auf<br />
dem nahegelegenen Böhmischen Gottesacker<br />
ablesen lassen würde, hat man das Museum im<br />
Böhmischen Dorf gegründet.<br />
Es ist ein privat initiiertes Museum von Ortsansässigen<br />
und Nachfahren der in Rixdorf angesiedelten<br />
Böhmen. Die Geschichte ihrer Flucht<br />
und Vertreibung, ihrer Ansiedlung, Entwicklung<br />
und Integration wird in zwei Stuben des ehemaligen<br />
Schulhauses, das seit 1909 als Wohnhaus<br />
dient, gezeigt und erzählt. Manchmal erzählen<br />
uns auch die Museumsbesucher ihre Geschichte,<br />
überlassen uns Ausstellungsstücke und sind<br />
erfreut, dass sie sich schon ausgestellt auf einem<br />
Foto entdeckt haben. Die Exponate entstammen<br />
größtenteils aus Familienbesitz. Darunter befinden<br />
sich ganz alltägliche Dinge, aber auch Musikinstrumente,<br />
die in der Vergangenheit und<br />
Gegenwart der böhmischen Gemeine eine große<br />
Rolle spielen. Die Fotos erzählen viele Geschichten<br />
aus Dorf, Familie und Gemeine und<br />
die früher zum Dorf gehörenden Kirchentrachten,<br />
die Hauben der Schwestern, könnten bald<br />
nur noch im Museum zu finden sein.<br />
Die beiden Museumsräume waren schnell<br />
mit Vitrinen und Ausstellungsstücken gefüllt.<br />
Die räumliche Begrenzung in dem denkmalgeschützten<br />
Gebäude stellt immer wieder eine Herausforderung<br />
dar, etwa wenn im Rixdorfer Jubiläumsjahr<br />
2012 neben der Dauerausstellung<br />
das Denkmal des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelms<br />
I. und dessen Schöpfer Alfred Reichel gewürdigt<br />
werden soll. Dieses Denkmal, das als<br />
Wahrzeichen des Dorfes am Eingang der Kirchgasse<br />
vis-à-vis dem Schulhaus steht, könnte man<br />
ganz forsch als prominentestes Stück des Museums<br />
ansehen. Dem König wurde vor 100 Jahren<br />
»von den dankbaren Nachfahren der hier aufgenommenen<br />
Böhmen« diese Statue gestiftet. Es<br />
ist seit Langem das einzige Denkmal in ganz<br />
Deutschland, das an Friedrich Wilhelm I. erinnert.<br />
Für die Rixdorfer Böhmen jedoch ist er eine<br />
2 8 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Museum im Böhmischen Dorf | 775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
Büdnerhaus der zweiten Bauphase des Dorfes (1748–51,<br />
gefördert durch Friedrich II.) an der Kirchgasse. Foto: Henry Bloch<br />
Nach der Enthüllung des Denkmals von<br />
Alfred Reichel am 1. Juni 1912 in der Kirchgasse<br />
der zentralen Figuren ihres Flüchtlingsdramas<br />
im frühen 18. Jahrhundert. Mit seiner klugen Peuplierungspolitik<br />
zwei Generationen nach dem<br />
Dreißigjährigen Krieg ist es dem König hoch anzurechnen,<br />
dass er das Land aus Agonie und Erstarrung<br />
herauszureißen suchte. So sah er die<br />
Not von Tausenden vertriebener Salzburger, die<br />
er nach Preußen holte. Und er hatte auch ein offenes<br />
Ohr und kluges Taktieren gezeigt, als er<br />
von der Not der evangelischen böhmischen Exulanten<br />
hörte, die um Aufnahme in seinen Landen<br />
nachsuchten, weil sie aus dem katholischen Königreich<br />
Böhmen vertrieben wurden. Sie waren<br />
auf ihrer langen Flucht schon in etlichen Orten<br />
gewesen, die sich als Zwischenstationen herausstellten,<br />
da ihnen keine Zusicherung für dauerhaftes<br />
Bleiben gemacht wurde.<br />
Das Gut des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf<br />
(1700–1760) in der Lausitz war einer<br />
der Fluchtpunkte für böhmische und mährische<br />
Emigranten ab 1722. Auch die später in <strong>Berlin</strong> angesiedelten<br />
Exulanten lernten auf ihrer Flucht<br />
die Brüdergemeine in Herrnhut kennen und<br />
gründeten in <strong>Berlin</strong> und Rixdorf Gemeinen, die<br />
sich der erneuerten Brüderunität anschlossen.<br />
Nach intensiven Kontakten mit dem Reichsgrafen<br />
Zinzendorf war der König bereit, die Böhmen<br />
aus Sachsen (ihrer Zwischenstation) in <strong>Berlin</strong><br />
und der Umgebung aufzunehmen und anzusiedeln.<br />
Es entstanden u.a. Kolonien in der<br />
Friedrichstadt (Wilhelmstraße) und in Rixdorf<br />
bei <strong>Berlin</strong>.<br />
Der König kaufte den Grund und Boden in<br />
Rixdorf und erbaute eine Kolonie an der Straße<br />
nach <strong>Berlin</strong>. Er ließ neun Doppelhäuser für 18 Familien<br />
errichten, dazu die Scheunen, in denen<br />
ebenfalls Familien Unterkunft fanden. So zogen<br />
am 15. Juni 1737 ca. 340 Menschen in das neu errichtete<br />
Dorf ein und konnten hier ihre Flucht<br />
beenden. Sie nannten ihr neues Zuhause Česý<br />
Rixdorf – Böhmisch Rixdorf. Die hier angesiedelten<br />
Böhmen stammten mehrheitlich aus einem<br />
Dorf in Ostböhmen, aus Čermna.<br />
Es war der ausdrückliche Wunsch des Königs,<br />
dass die ehemalige dörfliche Gemeinschaft hier<br />
in der Fremde fortbestehen könne. Das ist wohl<br />
ein wesentlicher Umstand, warum es dieses Kolonistendorf<br />
neben den anderen Ansiedlungen<br />
des Soldatenkönigs noch heute gibt. Dazu trugen<br />
auch die ursprüngliche Gemeinschaft bei,<br />
das gemeinsame evangelische Bekenntnis, verwandtschaftliche<br />
Bindungen und das durchlittene<br />
Martyrium der Flucht, das als gemeinsam getragenes<br />
Schicksal einte und über lange Zeit in<br />
der neuen Heimat fortbestand.<br />
Neben den verheerenden Bränden des 19.<br />
Jahrhunderts war Böhmisch-Rixdorf mehrmals<br />
bedroht, gänzlich zu verschwinden. Mit dem<br />
einsetzenden Bauboom nach der Reichsgründung<br />
fanden sich beide Dörfer (Deutsch-Rixdorf<br />
und Böhmisch-Rixdorf) zwischen mehrgeschossigen<br />
Mietshäusern wieder. Der Zweite Weltkrieg<br />
zerstörte wesentliche Teile des Dorfes und<br />
veränderte dessen gewachsene Form bis heute.<br />
Mitte der 1970er-Jahre wurde das Dorf wieder<br />
Objekt von radikalen Planspielen. Danach<br />
wäre kein Garten, keine Freifläche unbebaut geblieben.<br />
Dagegen und für eine dauerhafte Sicherung<br />
des Bestandes kämpften die »Böhmen« viele<br />
Jahre lang. Im Januar 1980 erreichten sie den<br />
Denkmalschutz für das Dorf.<br />
Ein Besuch in Neukölln und im Böhmischen<br />
Dorf sollte durch den Museumsbesuch komplettiert<br />
werden. Dort werden die Besucher persönlich<br />
empfangen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
sind Rixdorfer, oft Nachfahren der Exulanten<br />
und verbunden mit den Traditionen des Dorfes<br />
und der Gemeine. Sie präsentieren mit Engagement<br />
ihr Museum, ihr Dorf, ihre Vergangenheit<br />
inmitten eines höchst lebendigen Stadtteils.<br />
Henry Bloch<br />
Der Autor ist Mitarbeiter am Museum im<br />
Böhmischen Dorf.<br />
Die Sonderausstellung »Unser König – 100 Jahre Denkmal<br />
(1912–2012)« wird bis 20. Dezember 2012 gezeigt.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 2 9
775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />
Open-Air-Ausstellung am Mühlendamm<br />
Das Mittelalter ist unter uns<br />
Archäologen ergründen die Frühzeit <strong>Berlin</strong>-Cöllns<br />
25. August bis 28. Oktober 2012<br />
Die Straßenschilder weisen den Weg in <strong>Berlin</strong>s<br />
Mittelalter: Molkenmarkt, Jüdenstraße,<br />
Mühlendamm, Petriplatz, Scharrenstraße, Spittelmarkt.<br />
Die mittelalterlichen Bauten verschwanden<br />
größtenteils schon vor dem 19. Jahrhundert.<br />
Doch die Straßen und Plätze blieben,<br />
bis Ende der 1960er-Jahre die Gruner- und die<br />
Gertraudenstraße zwischen Leipziger Straße<br />
und Alexanderplatz ausgebaut wurden. Ost-<strong>Berlin</strong><br />
ließ die achtspurige Straße zu einer Zeit anlegen,<br />
als nur jeder vierzehnte Bürger einen Wagen<br />
besaß. Heute nutzen täglich 65 000 Autos<br />
diesen bequemen Weg durch die südliche Altstadt.<br />
Die Schneise Gertraudenstraße/Grunerstraße<br />
hat die historische Topografie unkenntlich gemacht.<br />
Aus dem Petriplatz, wo 1964 die letzte,<br />
neugotische Kirche abgerissen wurde, ist eine<br />
Fläche ohne Rahmung und ohne Bestimmung<br />
geworden, aus dem Molkenmarkt eine Kreuzung,<br />
die Jüdenstraße zerfiel in zwei kurze Teilstücke.<br />
Der Mühlendamm, im Mittelalter das<br />
Wirtschaftszentrum der Stadt, später eine beidseitig<br />
bebaute Geschäftsstraße, ist heute eine<br />
gewöhnliche Spannbetonbrücke. Die breite Verkehrstrasse<br />
hat Zusammengehöriges auseinandergerissen,<br />
Straßenachsen verschoben und<br />
ehemals höher liegende Plätze herabgedrückt.<br />
Sie hat die Geschichte der Stadt unter sich begraben<br />
– aber paradoxerweise auch ihre einzigen<br />
materiellen Überreste bewahrt. Etwa zwei<br />
Meter unter dem Asphalt liegen, gleichsam versiegelt,<br />
die mittelalterlichen Siedlungsschichten.<br />
Natürlich verlaufen auch hier Leitungen, doch<br />
Fundamente und Tiefgaragen von Neubauten<br />
hätten alle Spuren beseitigt. So fanden die Archäologen<br />
längs dieser Trasse in den vergangenen<br />
Jahren die interessantesten Funde aus der<br />
Gründungszeit <strong>Berlin</strong>s.<br />
Bei der großflächigen Ausgrabung 2007–<br />
2010 auf dem Cöllner Petriplatz, dem einstigen<br />
Mittelpunkt der mittelalterlichen Schwesterstadt<br />
<strong>Berlin</strong>s, arbeiteten sich die Archäologen<br />
Schicht für Schicht in die Vergangenheit vor<br />
(Abb. 1). Als erstes kamen die mächtigen Fundamente<br />
vom Chor der neugotischen Kirche ans<br />
Tageslicht. Auch die Grundmauern der Barockkirche<br />
und des spätgotischen Gotteshauses, das<br />
1730 abbrannte, ließen sich partiell nachweisen.<br />
Ringsum lag bis 1717 ein Friedhof. Über 3000<br />
Gräber fanden die Archäologen hier, viele weitere<br />
liegen noch unter der Gertraudenstraße. Die ältesten,<br />
am tiefsten liegenden Skelette sind die<br />
der ersten Siedler, jener wagemutigen Händler<br />
und Handwerker, die sich im letzten Drittel des<br />
12. Jahrhunderts hier im Grenzland niederließen.<br />
Das Muster, das die dunkle Humusschicht des<br />
verrotteten Holzes im Boden hinterlassen hat,<br />
zeigt, dass sie auf Leitern bestattet wurden.<br />
Westlich der Kirche stießen die Ausgräber auf<br />
ein größeres rechteckiges Gebäude, dessen<br />
Ziegelwände auf einem Sockel aus Feldsteinen<br />
ruhen. Es erwies sich als die Lateinschule, die<br />
erste der heute 800 Schulen <strong>Berlin</strong>s, die 1730<br />
zusammen mit dem Turm der Petrikirche abbrannte.<br />
Ihre Reste sind noch nicht wieder unter<br />
Sand verschwunden, sondern werden von einer<br />
Halle geschützt. Sie sollen in einem Archäologischen<br />
Zentrum zugänglich gemacht werden.<br />
3 0 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />
ist das regelmäßige Straßennetz gut zu erkennen<br />
(Abb. 2). Ende des 12. Jahrhunderts hatten<br />
sich zunächst kleine Marktorte auf beiden Seiten<br />
des Spreeübergangs gebildet, rund um Nikolaikirche<br />
und Petrikirche, die damals noch kleine<br />
Holzkirchen waren. Mit der Stadtrechtsverleihung<br />
um 1230 konnte der Ausbau der Doppelstadt<br />
geplant werden. Die größten Bauprojekte<br />
waren der Staudamm an der Spree (der Mühlendamm)<br />
und die Stadtmauer. Doch auch neue<br />
Viertel entstanden. Mit Pflug und Seilen wurden<br />
Straßen- und Grundstücksgrenzen gezogen und<br />
die Parzellen nach und nach bebaut.<br />
Abb. 1: Ausgrabung am Petriplatz,<br />
2009. Foto: Claudia Melisch.<br />
Rechts sieht man die Grundmauern<br />
des Chors der neugotischen Kirche.<br />
Abb. 2: Johann Gregor Memhardt,<br />
Stadtplan von <strong>Berlin</strong> und Cölln,<br />
1652. Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />
Preußischer Kulturbesitz. Der<br />
Mühlendamm verbindet die beiden<br />
Städte. Auf Cöllner Seite ist der<br />
Fischmarkt mit der Petrikirche<br />
und dem Rathaus zu erkennen,<br />
auf <strong>Berlin</strong>er Seite die Nikolaikirche<br />
und, nah an der Stadtmauer,<br />
die jüngere Marienkirche.<br />
Dazwischen liegt das Rathaus.<br />
Nordöstlich des Petriplatzes, an der Ecke Breite<br />
Straße/Mühlendamm, fanden – ebenfalls unter<br />
einem Parkplatz – Ausgrabungen statt, bevor<br />
Ende 1997 das Haus der Deutschen Wirtschaft<br />
gebaut wurde. Die Funde sind vermeintlich weniger<br />
spektakulär als am Petriplatz, denn hier<br />
standen einfache Bürgerhäuser aus Bohlen und<br />
Fachwerk. Doch die Fundstelle eröffnete mannigfaltige<br />
Einblicke in den Alltag der Menschen<br />
des 13. Jahrhunderts. Aus dem Profil und den Verfärbungen<br />
der Erdschichten, Holzkohleresten,<br />
Knochen- und Keramikfunden konnten die Archäologen<br />
auf die Bauweise der Häuser, Ernährungsgewohnheiten<br />
und die Vorratshaltung<br />
schließen. Auch über den Zuschnitt der Grundstücke<br />
und die Straße erfuhren die Archäologen<br />
einiges. Wer hätte gedacht, dass die Breite Straße<br />
schon im Mittelalter zehn Meter breit war<br />
<strong>Berlin</strong> und Cölln sind, wie die meisten Gründungsstädte<br />
des 12. und 13. Jahrhunderts, planmäßig<br />
angelegt worden. Auf dem ältesten bekannten<br />
Stadtplan von Johann Gregor Memhardt,<br />
dem Erbauer der barocken Festung von <strong>Berlin</strong>,<br />
Mitgeplant wurde auch ein Bereich für die<br />
jüdischen Bürger <strong>Berlin</strong>s, die zu den Mitgründern<br />
der Stadt gehörten: der Große Jüdenhof. Er<br />
fällt aus dem Raster der regelmäßigen Blocks,<br />
ein Binnenhof mit zwölf Häusern, zugänglich<br />
durch ein Tor von der damals bogenförmig verlaufenden<br />
Jüdenstraße aus. Wie Dieter Hoffmann-Axthelm<br />
gezeigt hat, teilen die mittelalterlichen<br />
Judenhöfe und Judengassen bestimmte<br />
topografische Merkmale. Sie liegen stets in der<br />
Nähe des Marktes – hier des Molkenmarktes –,<br />
wo die jüdischen Händler als Geldwechsler und<br />
Pfandleiher tätig waren, in der Nähe von »lebendigem«<br />
Wasser und meist an der Stadtmauer, sodass<br />
Durchgangsverkehr vermieden wurde. Die<br />
zurückgesetzte Lage und die Abschließbarkeit<br />
des <strong>Berlin</strong>er Jüdenhofes machte nicht nur die<br />
Einhaltung der Sabbatruhe leichter. Auf diese<br />
Weise wurde ein Bereich geschaffen, in dem die<br />
jüdische Gemeinde ungestört lehren, Recht<br />
sprechen und Versammlungen abhalten konnte.<br />
Der Große Jüdenhof lag dort, wo sich bis vor<br />
Kurzem noch der Parkplatz des Stadthauses befand.<br />
Ein nichtssagender Ort, ein Reststück zwischen<br />
Grunerstraße und Stadthaus. Doch knapp<br />
unter dem Asphalt ist die Hofstruktur noch gut<br />
zu erkennen, wie die Ausgrabungen im vergangenen<br />
Jahr gezeigt haben (Abb. 4). Die Parzellen,<br />
auf denen im Lauf der Jahrhunderte neue<br />
Häuser entstanden, haben sich bis zum Zweiten<br />
Weltkrieg erhalten. Von besonderem Interesse<br />
sind die Grundstücke Nummer 9 und 10, denn<br />
hier vermutet man den Standort der mittelalter-<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 3 1
775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />
lichen Synagoge und des rituellen Tauchbades.<br />
In diesem Bereich wird derzeit gegraben – und<br />
zwar so tief, dass man auf die Treppe des Tauchbades<br />
stoßen könnte, die zum Grundwasser herabführte.<br />
Es wären die ersten Zeugnisse der mittelalterlichen<br />
jüdischen Gemeinde, die man auf<br />
<strong>Berlin</strong>er Gebiet finden würde. Die berühmten jüdischen<br />
Grabsteine aus dem 13. und 14. Jahrhundert<br />
stammen aus dem älteren Spandau, wo die<br />
<strong>Berlin</strong>er Juden ihre Toten bestatten ließen.<br />
Ganz in der Nähe, an der Ecke Stralauer Straße/Klosterstraße,<br />
wurde Mitte August ein überraschender<br />
Fund gemacht. Eine verbrannte<br />
Holzbohle, Eckpfosten eines Kellers unter einem<br />
Stall, ließ sich auf das Jahr um 1174 datieren. An<br />
der Cöllner Breiten Straße war bereits 1996 eine<br />
Bohle aus dem Jahr um 1171 geborgen worden.<br />
Damit ist bewiesen, dass Cölln und <strong>Berlin</strong> bereits<br />
um 1170 besiedelt waren – etwa 70 Jahre bevor<br />
die Städte in den ältesten erhaltenen Urkunden<br />
von 1237 und 1244 genannt werden. Dass auch<br />
die Besiedlung des Marienviertels wohl früher<br />
begann als bisher vermutet, ergaben die Ausgrabungen<br />
vor dem Roten Rathaus 2010. Schon<br />
um 1220, nicht erst um 1250, standen hier die ersten<br />
Häuser. Um 1280 wurde dann, am Schnittpunkt<br />
von Spandauer Straße und Oderberger<br />
Straße (heute Rathausstraße) mit dem Bau eines<br />
stattlichen Rathauses begonnen, das die aufstrebende<br />
Handelsstadt <strong>Berlin</strong> repräsentierte.<br />
Einen Vorgängerbau hat es sicher schon am Molkenmarkt<br />
gegeben. Das neue Rathaus – mit 39<br />
Metern Länge und 17 Metern Breite auch das<br />
größte profane Gebäude der Stadt – bildete ein<br />
Scharnier zwischen dem älteren Nikolaiviertel<br />
und dem jüngeren, größeren Marienviertel.<br />
Das mittelalterliche Rathaus war in jeder Hinsicht<br />
das Zentrum der Stadt. Hier tagte nicht nur<br />
der Rat, schworen Neubürger feierlich ihren Eid.<br />
Hier wurde auch Recht gesprochen und über die<br />
städtischen Ausgaben Buch geführt. Vom Rathaus<br />
wurden berittene Boten losgeschickt,<br />
wenn Überfälle drohten, um Hilfe aus verbündeten<br />
Städten zu holen. Auswärtige Weinhändler<br />
mussten sich hier melden, damit der Rat den<br />
Wein kostete und einen Preis festsetzte. Das<br />
Rathaus aber war auch Ort des Handels. Im untersten<br />
Geschoss standen zwischen den Pfeilern,<br />
die das Kreuzgewölbe trugen, die Tische der<br />
Händler, auf denen Wollstoffe aus Flandern, Leinen<br />
aus Westfalen und Samt aus Italien ausgebreitet<br />
waren. Der Dielenboden der 4,5 m hohen<br />
Kaufhalle lag eineinhalb Meter unter dem Straßenniveau.<br />
Die Archäologen legten die Außenwände<br />
und die Ansätze der gemauerten Pfeiler<br />
frei, die die lange Halle in vier Schiffe teilten. Im<br />
Boden fanden sich zahlreiche Dinge, die den<br />
Tuchhändlern durch die Finger gerutscht und in<br />
den Spalten der Dielen verschwunden waren:<br />
geschmiedete Nähnadeln, Stecknadeln, Fingerhüte<br />
aus Bronze, Plomben aus Blei, mit denen<br />
die Tuchballen verschlossen waren, außerdem<br />
zahlreiche Münzen. Etwa zwei Drittel der hier<br />
geborgenen mittelalterlichen Münzen stammen<br />
aus der Mark Brandenburg, der Rest vor allem<br />
aus Böhmen, Sachsen und Pommern. Im Bereich<br />
des Ratskellers wurden zudem kleine Würfel aus<br />
Knochen gefunden. Ab Herbst nächsten Jahres<br />
Abb. 3: »Spuren des Mittelalters«, Ausstellungsturm<br />
am Molkenmarkt, August 2012. Foto: Oana Popa<br />
Abb. 4: Der Große Jüdenhof 1933. Landesarchiv<br />
<strong>Berlin</strong>. Das Foto zeigt die Nordseite zur heutigen<br />
Grunerstraße hin. Das zweistöckige Haus ist das<br />
Haus Nr. 9, das vorspringende daneben Nr. 10.<br />
werden diese Funde erstmals in einer Sonderausstellung<br />
im Neuen Museum zu sehen sein.<br />
Schon jetzt kann man sich direkt an der Gertrauden-<br />
und Grunerstraße über die jüngsten Grabungsergebnisse<br />
und die zentralen Orte der mittelalterlichen<br />
Doppelstadt informieren. Acht<br />
pinkfarbene Ausstellungstürme – unübersehbar<br />
selbst für Autofahrer – helfen dabei, die Topografie<br />
der Stadt des 13. Jahrhunderts nachzuvollziehen<br />
und widerlegen gängige Vorurteile über<br />
diese vermeintlich finstere Epoche. Zudem weisen<br />
auf das Pflaster gesprühte Texte auf verschwundene<br />
Gebäude hin und erzählen vom Leben<br />
im mittelalterlichen <strong>Berlin</strong>.<br />
Annette Meier<br />
Die Autorin ist Redakteurin und Journalistin. Für die<br />
Ausstellung »Spuren des Mittelalters« hat sie die Bodentexte<br />
und zusammen mit Viola Goertz die Texte für die<br />
Ausstellungstürme verfasst.<br />
Jeden Donnerstag um 17 Uhr und jeden Sonntag um<br />
11 Uhr finden kostenlose Führungen zur Ausstellung<br />
statt, Treffpunkt ist der Infopoint vor der Marienkirche.<br />
Außerdem führen Archäologen auf der Grabungsfläche<br />
am Großen Jüdenhof.<br />
Informationen unter www.berlin.de/775/fuehrungen<br />
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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mittelalters<br />
Stadtgeschichtliches Museum Spandau<br />
Jubiläen im Museum<br />
Was kommt Was bleibt<br />
Irgendwann haben es die Spandauerinnen und<br />
Spandauer akzeptiert, dass ihre Stadt zu einem<br />
Teil <strong>Berlin</strong>s geworden ist. Sie hatten sich mit den<br />
Eingemeindungsabsichten des <strong>Berlin</strong>er Magistrats<br />
zu Anfang des 20. Jahrhunderts schwer getan,<br />
und der anlässlich der Grundsteinlegung<br />
des neuen Rathauses im April 1911 vom Spandauer<br />
Stadtrat Emil Müller vorgetragene Spruch<br />
»Mög’ schützen uns des Kaisers Hand vor Groß<br />
<strong>Berlin</strong> und Zweckverband!« blieb noch lange po-<br />
Diorama einer mittelalterlichen<br />
Schusterwerkstatt.<br />
Foto: Stadtgeschichtliches<br />
Museum Spandau<br />
pulär. 1920 schließlich war es soweit,<br />
und Spandau – wie andere<br />
Dörfer und Städte auch – verlor<br />
durch das »Gesetz über die Bildung<br />
der neuen Stadtgemeinde <strong>Berlin</strong>«<br />
seine Selbstständigkeit und wurde<br />
ein Bezirk <strong>Berlin</strong>s. Stolz auf die Geschichte<br />
ihrer Heimatstadt blieben<br />
die Bürgerinnen und Bürger trotzdem,<br />
denn schließlich stammt die<br />
Ersterwähnung Spandaus aus dem<br />
Jahr 1197. Und als 1987 in beiden Teilen<br />
<strong>Berlin</strong>s Jubiläum gefeiert wurde,<br />
war es kein Zufall, dass im Westteil<br />
die Ausstellung »Bürger, Bauer,<br />
Edelmann – <strong>Berlin</strong> im Mittelalter«<br />
auf der Zitadelle gezeigt wurde,<br />
denn hier stehen mit Juliusturm und<br />
Palas noch zwei Gebäude der mittelalterlichen<br />
Burg Spandau. Die Ausstellung,<br />
die eine wichtige Ergänzung zur <strong>Berlin</strong>-Ausstellung<br />
im Martin-Gropius-Bau darstellte, war ein<br />
Gemeinschaftsprojekt des Friedrich-Meinecke-<br />
Instituts der Freien Universität, des Archäologischen<br />
Landesamtes <strong>Berlin</strong> und des Museums für<br />
Vor- und Frühgeschichte. Sie war eine opulente<br />
Schau, auch wenn viele wichtige Ausstellungsstücke<br />
durch die Teilung der Stadt unerreichbar<br />
waren. Dies wurde damals durch Inszenierungen<br />
kompensiert, die die zahlreichen Dokumente,<br />
Grabungsfunde und Kunstgegenstände aus<br />
Kirchen, Archiven und Museen ergänzten.<br />
Besonders aufwendig waren die lebensgroßen<br />
Dioramen gestaltet. Sie zeigten Ritter hoch<br />
zu Ross, aber auch den Schuster in seiner Werkstatt.<br />
Letzteres ist in den Besitz des Stadtgeschichtlichen<br />
Museums Spandau übergegangen<br />
und ist auch Teil des 1992 eröffneten Museums<br />
im Zeughaus auf der Zitadelle. 20 Jahre<br />
nach der Eröffnung ist es an der Zeit, die Dauerausstellung<br />
zu modernisieren. Zahlreiche Sonderausstellungen<br />
haben seitdem hier stattgefunden.<br />
Höhepunkte waren »Ausgrabungen<br />
am Burgwall – Das Frühmittelalter in Spandau«<br />
(1993), »Kinder so im Freien is’ man doch erst<br />
richtig Mensch. Ausflugslokale entlang der Havel«<br />
(1994), ein Gemeinschaftsprojekt mit den<br />
Regionalmuseen Wilmersdorf, Zehlendorf und<br />
denMuseen inPotsdam undBrandenburg,»Zwei-<br />
Rad, Vier-Rad, All-Rad: Fahrzeugbau in Spandau«<br />
(1994), »Militärstadt Spandau – Zentrum<br />
der preußischen Waffenproduktion« (1998), »Dr.<br />
Mabuse und Edgar Wallace in Wolffs Revier –<br />
Film- und Kinogeschichte in Spandau« (mj 2/<br />
2006), »Auf der Suche nach dem verschwundenen<br />
Schloss der Lynars« (2008), »Das Verhängnis<br />
der Mark Brandenburg – der <strong>Berlin</strong>er Hostienschändungsprozess<br />
von 1510« (mj 2/2010)<br />
und im Rahmen des Arbeitskreises <strong>Berlin</strong>er Regionalmuseen<br />
»Zwangsarbeit in <strong>Berlin</strong>« (2002).<br />
Diese Ausstellungen haben neue Erkenntnisse<br />
zur <strong>Berlin</strong>er Geschichte erbracht und die<br />
Sammlung des Museums um interessante Objekte<br />
erweitert, die es wert sind, ausgestellt zu<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 3 3
775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Spuren des Mitellalters | Stadtgeschichtliches Museum Spandau<br />
hunderts mehr Beachtung finden, bleiben die<br />
Anfänge der Stadt und das Leben im Mittelalter<br />
von zentraler Bedeutung. Dabei werden Erinnerungen<br />
an das <strong>Berlin</strong>-Jubiläum von 1987 wach,<br />
die sich heute, 22 Jahre nach der Wiedervereinigung,<br />
sicher merkwürdig anhören. Damals ist es<br />
uns nicht gelungen, bei der Vorbereitung unserer<br />
Mittelalterausstellung Kontakt zu den Ost-<br />
<strong>Berlin</strong>er Kollegen aufzunehmen, um über unsere<br />
Projekte zu sprechen, Themen abzustimmen,<br />
vielleicht auch Objekte auszutauschen. So kam<br />
es, dass überproportional viele Ausstellungsstücke<br />
aus Grabungen in Spandau und aus dem<br />
großen Dioramen waren von dem englischen<br />
Modellbauer Gerry Embleton geschaffen worden,<br />
einem wahren Künstler mit beeindruckendem<br />
Archiv, das es ihm ermöglichte, authentische<br />
Lebensbilder vergangener Epochen zu entwerfen.<br />
Damals hatte er sein Atelier in einem<br />
Schloss in Grandson am Neuenburgersee. In<br />
großzügigen Sälen für Modellbau, Figurenabgüsse,<br />
Schneiderei und Malerei sind die Dioramen<br />
gefertigt worden. Unsere Schusterwerkstatt<br />
war schon im Entwurf nahezu perfekt: die<br />
Werkstatt, in der die ganze Familie tätig ist, die<br />
einfache Ausstattung, der offene Laden, der den<br />
Hudson Essex<br />
»Super Six« Modell Coach, 1930.<br />
Foto: Stadtgeschichtliches<br />
Museum Spandau<br />
werden, wie zum Beispiel der Hudson Essex,<br />
ein prächtiger, fahrtüchtiger Oldtimer, der viel<br />
über den Industriestandort Spandau in den<br />
1920er-Jahren erzählt. Oder Requisiten, die vom<br />
Boom der Filmindustrie in den 1950er- und<br />
1960er-Jahren in den CCC-Studios nahe der Insel<br />
Eiswerder zeugen. Durch die derzeitige Ausstellung<br />
»Spandauer Allerlei – Arbeitszeugnis bis Zylinder«<br />
angeregt, haben einige Besucher Privates<br />
gespendet, Dinge, die Auskunft über das alltägliche<br />
Leben in Spandau geben können. Auch<br />
diese Objekte finden Eingang in die neue Dauerausstellung.<br />
Ganz besondere Geschenke bekamen<br />
wir von den Nachfahren einer alteingesessenen<br />
Spandauer Bäckerfamilie: Die Porträts von<br />
Karl Friedrich Henckel (1775–1856), seiner Frau<br />
Dorothea (1785–1847) und des Sohnes Karl Friedrich<br />
(1812–56) sowie dessen wundervolles Rezeptbuch<br />
mit so originellen, zum Teil durchaus<br />
modern klingenden Rezepten wie für Dampfwagentorte,<br />
Spinateis oder auch für die weithin bekannte<br />
Spandauer Zimtbrezel.<br />
Museen sind Institutionen, für die der Begriff<br />
»Nachhaltigkeit« keine Worthülse, sondern ein<br />
Wesensmerkmal ist, und so werden in der neuen<br />
Dauerausstellung neben Neuerwerbungen auch<br />
weiterhin vertraute und beliebte Objekte zu sehen<br />
sein. Und wenn auch Themen des 20. Jahr-<br />
dortigen Archiv und dem Museum stammten,<br />
wie zum Beispiel die spektakulären Funde vom<br />
slawischen Spandauer Burgwall, jüdische Grabsteine<br />
aus dem 13. bis 15. Jahrhundert, Zunftladen,<br />
Willkommen (Trinkgefäße) und andere<br />
Handwerksaltertümer sowie alte Fischerkähne<br />
und Netze.<br />
Daneben spielten Inszenierungen, die auf<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen basierten,<br />
eine große Rolle und machten die Ausstellung<br />
interessant, angefangen bei dem Garten mit<br />
sehr aufwendig zu pflegenden mittelalterlichen<br />
Nutzpflanzen des <strong>Berlin</strong>er Raums über eine Ritterformation<br />
bis hin zu der mittelalterlichen,<br />
oben erwähnten Schusterwerkstatt. Die lebens-<br />
Blick auf die engen Gassen freigibt. Doch hier<br />
gab es von unserer Seite die einzige Kritik, denn<br />
der englische Modellbauer in der Schweiz hatte<br />
die Häuser aus Stein errichtet, mit Erkern und<br />
Butzenscheiben. Das passte so gar nicht nach<br />
<strong>Berlin</strong>, wo für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts<br />
nur neun Steinhäuser nachgewiesen sind,<br />
die ganz gewiss nicht in der Schustergasse standen.<br />
So wurden die Häuser durch Bretterbuden<br />
und Fachwerkhäuser ersetzt, wie es sich für unsere<br />
Region gehört.<br />
Heute nun sind bessere Zeiten für ein <strong>Berlin</strong>-<br />
Jubiläum, und wenn es auch keine große Ausstellung<br />
geben wird – Mangel herrscht eben immer<br />
in <strong>Berlin</strong> –, so können wir uns doch über ein<br />
gewachsenes historisches Bewusstsein in der<br />
Stadt freuen. Dazu haben die Archäologen wesentlich<br />
beigetragen: Die Grabungen vor dem<br />
Roten Rathaus und am Petriplatz haben viele<br />
spannende Erkenntnisse zutage gefördert und<br />
gezeigt, dass es immer noch etwas zu entdecken<br />
gibt in <strong>Berlin</strong>. Und in Spandau wird drei Tage vor<br />
dem Jubiläum <strong>Berlin</strong>s die neue Dauerausstellung<br />
eröffnet.<br />
Andrea Theissen<br />
Die Autorin ist Leiterin des Stadtgeschichtlichen<br />
Museums Spandau und war von 1985 bis 1987<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums für<br />
Vor- und Frühgeschichte SMB.<br />
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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – 25 Jahre Deutsches Historisches Museum<br />
Deutsches Historisches Museum<br />
Das Ringen um den richtigen Kurs<br />
Alexander Koch im Gespräch<br />
MJ 25 Jahre Deutsches Historisches Museum <strong>Berlin</strong>:<br />
Herr Professor Koch, Sie sind nach Herrn Prof.<br />
Stölzl und Herrn Prof. Ottomeyer der dritte Generaldirektor<br />
– seit Gründung der Stiftung im Jahr<br />
2009 lautet der Titel offiziell Präsident –, wo knüpfen<br />
Sie an die Geschichte des Hauses an<br />
AlexAnder Koch In nahezu allen Punkten knüpfen<br />
wir an die turbulenten Anfangsjahre und<br />
die erfolgreiche weitere Entwicklung an. In unseren<br />
Ausstellungen spiegeln wir immer die Einstellungen<br />
der Gesellschaft zu ihrer Geschichte,<br />
die einem immerwährenden Wandlungsprozess<br />
unterworfen sind. Die Einschätzungen, die wir<br />
in Ausstellungen abgeben, sind letzten Endes<br />
Konstrukte, die dem jeweiligen gesellschaftlichen,<br />
politischen und wissenschaftlichen Umfeld<br />
geschuldet sind. Das Haus ist etabliert und<br />
hat einen hervorragenden Ruf. Wir dürfen uns<br />
aber nicht darauf ausruhen und müssen uns in<br />
dem von Multiperspektivität und Kontroversität<br />
geprägten Beziehungsgeflecht aus Gesellschaft,<br />
Medien, Politik und unserem Selbstverständnis<br />
auseinandersetzen, das darauf abzielt,<br />
dass sich ein solches Museum als nationales Geschichtsmuseum<br />
der deutschen Geschichte im<br />
internationalen Kontext widmet.<br />
MJ Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit<br />
Koch Den Schwerpunkt unserer Arbeit sehe ich<br />
vor allem darin, dass wir unser Haus kontinuierlich<br />
weiterentwickeln. Wir sind ein Haus, das<br />
über Menschen definiert wird, über Kompetenzen<br />
von Menschen, die in ganz unterschiedli-<br />
chen Arbeitsfeldern aktiv sind: In der Wissenschaft,<br />
der Sammlungserschließung, der Vermittlung,<br />
der Restaurierung. Damit decken wir<br />
die Pfeiler der Museumsarbeit ab: Sammeln,<br />
Bewahren, Forschen und Vermitteln. Das dient<br />
dem Auftrag, die erarbeiteten Inhalte zu vermitteln<br />
und auszustellen. Das Präsentieren von<br />
Ausstellungen gehört zur Kür eines Museums.<br />
Eine schützenswerte und zu bewahrende Sammlung<br />
ist dazu da, erschlossen zu werden. Das bedeutet,<br />
wir müssen dem unter den Vorzeichen<br />
der gesellschaftlichen Weiterentwicklung – wir<br />
werden älter, bunter und weniger – Rechnung<br />
tragen, auch unter den Vorzeichen einer technologischen<br />
Entwicklung, die im Bereich der<br />
Medien fast eine Revolution darstellt.<br />
MJ Sie sammeln noch weiter<br />
Koch Wir sammeln weiter, obwohl unsere Sammlungsbestände<br />
gut angewachsen sind, vor allem<br />
vor dem Hintergrund, dass unser Haus 1990 das<br />
frühere »Museum für deutsche Geschichte« der<br />
DDR übernommen hat.<br />
MJ Sie haben vor einem Jahr im Grunde genommen<br />
ein »fertiges Museum« übernommen, wie<br />
Christoph Stölzl das DHM einmal nannte. Ihr Vorgänger<br />
Ottomeyer hat die Dauerausstellung vor<br />
wenigen Jahren neu konzipiert. Wo setzen Sie an<br />
Koch In praktisch allen Feldern, weil ein Museum<br />
nie fertig ist. Ein Museum ist immer im Werden<br />
begriffen. Wenn ich mir unsere Besucher<br />
anschaue, fällt mir auf, dass heute das Rezeptionsverhalten<br />
ein anderes ist als noch vor zehn<br />
oder vor dreißig Jahren. Was wir der Öffentlichkeit<br />
anbieten, hat sich also weiterzuentwickeln.<br />
Wir werden uns mit Blick auf unsere Ständige<br />
Ausstellung in den kommenden Jahren bis<br />
zur völligen Neukonzeption 2018–20 darauf beschränken,<br />
die Grundkonzepte wieder stärker<br />
herauszuarbeiten, um dem veränderten Besucherverhalten<br />
Rechnung zu tragen. Schon jetzt<br />
ist es so, dass wir mit den wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern regelmäßig alles sechs Wochen<br />
durch die einzelnen Abteilungen der ständigen<br />
Ausstellung gehen und schauen, wo es uns wichtig<br />
erscheint, auch aufgrund von Besucherresonanzen<br />
und Evaluationsergebnissen, dringend<br />
notwendige Maßnahmen durchzuführen.<br />
MJ Heißt das, dass Sie Objekte herausnehmen<br />
Koch Ja, wir nehmen Objekte raus, tauschen sie<br />
aus, geben Leihgaben zurück, machen Beschriftungen<br />
neu, verändern Medienstationen und<br />
Lichtverhältnisse, bauen hier und dort auch spätere<br />
Einbauten zurück, weil damit Sichtachsen,<br />
die 2006 noch vorhanden waren, wieder zum<br />
Vorschein kommen. Es sind zwischen 2006 und<br />
2011 etwa 500 weitere Objekte in die Ausstellung<br />
eingebracht worden, was zur Folge hatte,<br />
dass viele Ansätze der Wegeleitung für die Besucher<br />
nicht mehr ersichtlich waren. Die Rückmeldungen,<br />
die wir bekommen, machen deutlich,<br />
dass etlichen Besuchern die Orientierung<br />
fehlt. Das heißt, dass wir uns auch als lernendes<br />
Museum begreifen.<br />
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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – 25 Jahre Deutsches Historisches Museum<br />
MJ Wodurch ergeben sich die Themen der Sonderausstellungen<br />
Ziehen Sie diese aus den Gegebenheiten<br />
der Sammlung, oder sind es eher Jubiläen<br />
oder andere, gerade virulente Themen<br />
Koch Das ist ganz unterschiedlich: Der wichtigste<br />
Ansatzpunkt ist, dass wir uns unter dem Aspekt<br />
der deutschen Geschichte keinem attraktiven<br />
Thema, keinem attraktiv erscheinenden Jubiläum<br />
und keiner attraktiv erscheinenden Kompetenz,<br />
die im Haus vorhanden ist, verschließen. Die Ideen<br />
entwickeln sich meist in Gesprächsrunden,<br />
manchmal auch en passant. Mein Wunsch ist,<br />
dass wir auch aktuelle Entwicklungen in unserer<br />
Gesellschaft aufgreifen und möglichst zeitnah in<br />
Ausstellungen widerspiegeln. Deshalb führen wir<br />
Debatten darüber, wie es mit unserer Gesellschaft<br />
weitergeht, in Fragen der Medien, der Informationsgesellschaft,<br />
der Integration, der Globalisierung.<br />
Wir sind nun einmal eine Einrichtung<br />
des Bundes und damit von der Öffentlichkeit<br />
getragen für die Öffentlichkeit. Das heißt,<br />
dass wir überzeitliche Ziele verfolgen, die sich<br />
nicht in Legislaturperioden oder anderen zeitlich<br />
beschränkten Vorstellungen ausdrücken<br />
lassen, sondern das Museum als eine gesellschaftsorientierte<br />
Kultur-, Bildungs- und Vermittlungseinrichtung<br />
verstehen.<br />
MJ Und vermittelt wird nationale Identität Oder<br />
handelt es sich dabei nicht um ein Auslaufmodell<br />
Koch Wir werden im Herbst dazu eine Tagung<br />
machen, weil uns die Frage der nationalen Identität<br />
selbstverständlich berührt. Sie wird in<br />
Deutschland und Europa ganz unterschiedlich<br />
beurteilt. Denken Sie nur an die aktuellen Entwicklungen<br />
in Ungarn und Rumänien, wo unter<br />
zum Teil problematischen Vorzeichen neue Nationalismen<br />
aufkommen. Wir leben in Deutschland<br />
in einem Rechtsstaat, in einem staatlichen<br />
Gebilde, das sich seit Jahrzehnten bewährt, und<br />
insofern sind wir hier im Museum ein Spiegelbild<br />
dieses Erfolgsmodells Deutschland. Klar ist<br />
aber auch, dass die Gesellschaft von heute eine<br />
andere ist als die vor zwanzig oder dreißig Jahren.<br />
Und die Gesellschaft von morgen wird auch<br />
eine andere sein als die von heute. Das heißt, wir<br />
müssen diesen Veränderungen Rechnung tragen,<br />
gerade auch unter dem Aspekt der Frage<br />
der nationalen Identität oder besser der natio-<br />
nalen Identitäten, der transnationalen Aspekte<br />
in unserer Gesellschaft. Wer sind wir Sind wir<br />
Deutsche, sind wir Europäer, sind wir Weltbürger<br />
Wo kommt jemand her Das sind alles aktuelle<br />
Fragestellungen, die neu zu diskutieren sind,<br />
sowohl in den Tagesmedien wie in den Monatsschriften<br />
und im Museum.<br />
MJ Sind Sie frei in Ihrer Arbeit oder hat der Bund<br />
als Auftraggeber ein Interesse, dass Sie bestimmte<br />
Themen bearbeiten<br />
Koch Der Bund ist in erster Linie Zuwendungsgeber<br />
und hat das Interesse, dass die Mittel,<br />
die wir von ihm erhalten, erfolgreich umgesetzt<br />
werden, er hat sozusagen die Rechtsaufsicht.<br />
Das ist ja das Raffinierte an einer öffentlichrechtlichen<br />
Stiftung. Wir verfügen über einen<br />
Stiftungsrat, der sich bei uns Kuratorium nennt,<br />
besetzt mit Vertretern der Bundesregierung, des<br />
Bundestags und der Länder; wir haben des Weiteren<br />
einen wissenschaftlichen Beirat, der Empfehlungen<br />
abgibt und uns berät. Wir möchten,<br />
dass dieses Haus sich erfolgreich in unserer Kulturlandschaft<br />
als nationales Geschichtsmuseum<br />
behauptet, in einem Land, das vom Kulturföderalismus<br />
geprägt ist. Wir liegen sozusagen<br />
quer zum Föderalismus, und trotzdem sehe ich<br />
mich und mein Haus natürlich im Bunde mit<br />
den Ländern.<br />
Wir unterstützen die Länder und auch die<br />
Kommunen in ihren Aktivitäten. Wir sind für viele<br />
Museen Leihgeber bei Wechselausstellungen,<br />
wir sind wahrscheinlich eines der in dieser Hinsicht<br />
begehrtesten Geschichtsmuseen in Europa<br />
überhaupt.EinAnliegen,das ich verfolge,ist, dass<br />
wir unsere Umsetzungen im Ausstellungsbereich<br />
in die Länder tragen, also auch Ausstellungen<br />
weitergeben. Was wir präsentieren, ist deutsche<br />
Geschichte im Kontext, die oft gleichermaßen<br />
auf Bundesländerebene wie in kommunalen<br />
Zusammenhängen präsentierbar ist. Das hat mit<br />
Geben und Nehmen zu tun, und ich glaube, gerade<br />
in dieser Ausgewogenheit ist ein solches<br />
Bundesmuseum eine wertvolle Einrichtung.<br />
MJ Lässt sich bei den beiden größeren Sonderausstellungen<br />
»Unter Bäumen. Die Deutschen und<br />
der Wald« und »Friedrich der Große. verehrt, verklärt,<br />
verdammt«, die seit ihrem Amtsantritt hier<br />
stattgefunden haben, ihre Herangehensweise bereits<br />
erkennen<br />
Koch Für mich ist bei der Erarbeitung eines Ausstellungsprojekts<br />
relevant, dass es als Arbeit<br />
eines Teams begriffen wird, von Anfang an, von<br />
der ersten Idee bis zur Umsetzung sind viele<br />
Meinungen und Köpfe gefragt.<br />
MJ War das früher anders<br />
Koch Das war früher anders, es wurde anders gehandhabt.<br />
Meine Herangehensweise und Grundkonzeption<br />
basiert auf einem ausgefeilten Projektmanagement.<br />
Von der ersten Idee bis zur<br />
Umsetzung bedarf es vieler Einwürfe, Nachdenkens<br />
und Diskutierens, vor allem Ringens um<br />
den richtigen Kurs. Eine Ausstellung ist ein dreidimensionaler<br />
Erfahrungsraum, der zeitlich befristet<br />
ist. Für wenige Monate werden Räume<br />
kreiert und man wird mit Themen und Inhalten<br />
konfrontiert, und es geht nun darum, diese<br />
Themeninhalte adäquat zu vermitteln. Ich bin<br />
ein großer Freund davon, dass solche Konzepte<br />
auch von verschiedenen Seiten beurteilt werden:<br />
aus wissenschaftlicher oder kuratorischer<br />
Perspektive, aus der Perspektive von Museumspädagogen,<br />
von Gestaltern, Marketingexperten,<br />
solchen der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Experten,<br />
die die Besucherinteressen widerspiegeln.<br />
Dabei kommt es darauf an, diese verschiedenen<br />
Sichtweisen zu bündeln und eine belastbare<br />
Grundlage zu schaffen. Für mich steht das<br />
Einbinden eines größeren Kreises hier am Haus<br />
mit Kick-off-Sitzungen am Anfang jedes Projekts,<br />
um die verschiedenen Kompetenzen an<br />
Bord zu holen, zu informieren. Das ist eine Herangehensweise,<br />
die ich mit großem Erfolg an<br />
anderen großen Häusern umgesetzt habe und<br />
die zur Identifikation mit einem Projekt beiträgt.<br />
Das bedeutet auch, dass sich eine Ausstellung<br />
kritischen Worten stellen muss, und auch ein<br />
Wissenschaftler muss darlegen, wieso er meint,<br />
etwas so machen zu müssen und nicht anders.<br />
MJ Was heißt das für die Friedrich-Ausstellung<br />
Koch Für die Friedrich-Ausstellung heißt das,<br />
dass wir uns der räumlichen Gestaltung widmen,<br />
Dingen wie der Betextung, der Beschriftung, der<br />
Besucherführung, der Beleuchtung, der Architektur,<br />
dem roten Faden, der Exponatauswahl,<br />
3 6 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
775 Jahre <strong>Berlin</strong> – 25 Jahre Deutsches Historisches Museum<br />
der Exponatzahl, der Einbringung der Exponate<br />
in den Raum und natürlich der Botschaft der<br />
Ausstellung. Wir suchen nach Möglichkeiten,<br />
dass der Besucher auch verschnaufen kann, mal<br />
etwas anfassen, etwas ausprobieren kann. Wie<br />
können wir – immer unter der Maßgabe, dass<br />
sich manche eine Dreiviertelstunde oder auch<br />
drei Stunden in einer Ausstellung aufhalten –<br />
die Besucher zufriedenstellen Es geht darum,<br />
auf mögliche Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse<br />
einzugehen. Und das ist unter manchen<br />
Vorzeichen ein Paradigmenwechsel hier<br />
am Haus. Wenn Sie allein aus kuratorischer Perspektive<br />
agieren und die Besucher, den Konsumenten<br />
außen vor lassen, dann arbeiten Sie<br />
aus meiner Perspektive leicht fahrlässig; denn<br />
es geht um die Verwendung öffentlicher Mittel.<br />
Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu<br />
erfahren, was mit ihren Mitteln geschieht, und<br />
sie hat auch ein Recht darauf, dass diese Mittel<br />
so eingesetzt werden, dass die Gesellschaft etwas<br />
davon hat.<br />
MJ Wie fragen Sie die Besucher ab<br />
Koch Wir evaluieren Ausstellungen, fragen Besucher<br />
und Nichtbesucher, veranstalten während<br />
der Laufzeit Diskussionsrunden im Mitarbeiterkreis.<br />
Wir haben am Haus eine große Zahl<br />
an Museumspädagogen, die Führungen durchführen,<br />
legen Besucherbücher auf und wollen<br />
ein Feedback, weil wir uns als lernende Einrichtung<br />
begreifen.<br />
MJ Das bekommen Sie auch in einer repräsentativen<br />
Zahl<br />
Koch Ja, Repräsentativität ist eine Frage der statistischen<br />
Größe, die wird bei uns regelmäßig<br />
erreicht. Insofern fühle ich meine Überlegungen<br />
und die Diskussion, die ich darüber führe,<br />
auch gut gedeckt durch das Meinungsbild, das<br />
wir regelmäßig erhalten. Manche Ausstellungen<br />
in diesem Haus, ich meine hier die erfolgreiche<br />
»Wald«-Ausstellung (mj 1/2012), war im Bereich<br />
der bildenden Kunst aus meiner Sicht zu dicht.<br />
Es gab ein Ungleichgewicht. Die Ausstellung definierte<br />
sich eigentlich als kulturgeschichtliche<br />
Ausstellung und wir hatten doch grosso modo<br />
75 Prozent Gemälde. Dort hätte ich gerne noch<br />
etwas ausgedünnt.<br />
MJ Ist der Kindergrundgang in der Friedrich-Ausstellung<br />
bereits Teil des Paradigmenwechsels<br />
Koch Ich denke schon. Das Thema Friedrich<br />
oder auch die Wald-Ausstellung eignen sich<br />
wunderbar, um sie den Jüngeren und Jüngsten<br />
zu vermitteln. Ich definiere dieses Haus ja als<br />
ein »Haus für alle« und das heißt auch, dass<br />
wir darauf achten müssen, die nachfolgenden<br />
Generationen an das Museum frühzeitig heranzuführen,<br />
auch unter dem Stichwort Besucherbindung.<br />
Wem es als Kind Spaß gemacht<br />
hat, hier durch die Gänge zu laufen, das eine<br />
oder andere zu erfahren, der wird womöglich<br />
auch in späteren Jahren daran Interesse haben<br />
und es auch so weitergeben. Insofern ist das eine<br />
Investition in unsere eigene Zukunft, aber auch<br />
in die Zukunft der Gesellschaft. Deshalb werden<br />
wir diesen Zielgruppen eine zunehmend stärkere<br />
Aufmerksamkeit widmen.<br />
MJ Spielt für sie das Medium Malerei bei der Vermittlung<br />
von Geschichte eine besondere Rolle,<br />
wie es die Jubiläumsausstellung »Im Atelier der<br />
Geschichte« suggeriert<br />
Koch Die Malerei, oder ich würde es allgemeiner<br />
sagen, das Bild als solches ist sicherlich eines der<br />
prägendsten Dinge. Das visuelle Erfassen von<br />
Bildern prägt unsere Geschichte, unsere Gesellschaft,<br />
aber auch die Wissenschaft, auch gerade<br />
die Geschichtswissenschaft wie keine andere.<br />
Das Sehen von zweidimensional erfassbaren<br />
Dingen unter dem Aspekt von Geschichtsbildern<br />
ist von großer Bedeutung. Was wir haben<br />
und ausstellen, sind Konstruktionen von Geschichtsbildern.<br />
In Szene gesetzt von Künstlern<br />
mit bestimmten Motiven und Aussagen, oftmals<br />
hergestellt im Auftrag bestimmter Auftraggeber.<br />
So entstehen Fragestellungen, die selbstverständlich<br />
kritisch zu überprüfen sind, etwa<br />
wenn Bismarck 1871 in einem großformatigen<br />
Gemälde von Anton von Werner zu sehen ist.<br />
MJ Sie können damit eigentlich keine Geschichte<br />
mehr präsentieren, sondern nur noch die Zweifel<br />
an der Geschichte und die kritische Hinterfragung<br />
von Geschichte. Ist das die Aufgabe eines historischen<br />
Museums<br />
Koch Die Aufgabe eines Geschichtsmuseums<br />
dient immer der Verständigung und der Aufklärung.<br />
Und es ist natürlich eine Form der Aufklärung,<br />
die genau diesen Bereich ins Visier nimmt.<br />
Es geht um das gemeinsame Erinnern, aber auch<br />
das kritische Hinterfragen von Erinnerungskulturen<br />
und Geschichtsmodellen. Deshalb sage<br />
ich mir: Nichts davon ist sakrosankt, es ist das<br />
Produkt von Vorstellungen, von Menschen ersonnen,<br />
Künstlern, Wissenschaftlern, und insofern<br />
auch eine Frage der Perspektiven, aber<br />
auch des Wissens und der Quellen.<br />
Unsere Vorstellungen von der DDR beispielsweise<br />
werden mit Blick auf die Zugänglichkeit<br />
von Quellen in den nächsten Jahrzehnten noch<br />
manche Veränderung und manche Erweiterung<br />
erfahren können und müssen. Wir als Museum<br />
sehen es als Aufgabe an, uns diesen neuen Erkenntnissen<br />
zu stellen und sie in unseren Darstellungsformen<br />
einzubinden. Obwohl wir wissen,<br />
dass wir von unserem gesellschaftlichen<br />
und wissenschaftlichen Umfeld geprägt werden.<br />
Ein Franzose wird einen anderen Blick auf<br />
den Ersten Weltkrieg haben als wir. Insofern ist<br />
Geschichte immer etwas, das aus verschiedenen<br />
Perspektiven zu beleuchten ist, und gerade<br />
die Erkenntnis darüber müssen wir im Museum<br />
vermitteln: die Bedingtheit unserer Vorstellungen,<br />
das Nachdenken über Geschichtsbilder.<br />
MJ Sie sind Wissenschaftler und Ausstellungsmacher,<br />
ergänzen sich diese beiden Kompetenzen<br />
oder stehen sie sich zuweilen im Wege<br />
Koch Das sind zwei Seiten derselben Medaille<br />
und zwei Aspekte, die mir wichtig sind. Diese<br />
Ambivalenz genieße ich außerordentlich, wozu<br />
selbstverständlich auch das universitäre Engagement<br />
im Bereich der Lehre gehört. Das, was ich<br />
sozusagen wissenschaftlich erworben habe, aber<br />
auch, was ich im Museumsalltag kennenlerne,<br />
anderen weiterzugeben, macht Spaß.<br />
MJ Herr Koch, wir danken für dieses Gespräch.<br />
Die Fragen stellten Elisabeth Moortgat und Christoph<br />
Tempel.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 37
Aus den Sammlungen
Aus den Sammlungen<br />
Deutsches Historisches Museum<br />
Im Atelier der Geschichte<br />
Die Gemäldesammlung des DHM<br />
25. Oktober 2012 bis 21. April 2013<br />
Das Deutsche Historische Museum feiert seinen<br />
25-jährigen Geburtstag und blickt mit einer<br />
Ausstellung auf die Gemäldesammlung. Aus<br />
ihr stellen wir eine Auswahl von einhundert Erwerbungen<br />
vor. Beim Aufbau aller Sammlungen<br />
seit 1987 hat sich aus vielen Einzelerwerbungen<br />
inzwischen ein komplexes Geschichtsbild konstituiert.<br />
Orientiert am Museumskonzept, war<br />
es auch geprägt von den Geschichtsbildern jener<br />
Menschen, die am DHM sammeln durften.<br />
Weitläufig und zugleich begrenzt war es durch<br />
die Angebote des Kunsthandels seit 1987. Ein<br />
Ausschnitt aus dieser Tätigkeit ist seit 2006 in<br />
der Ständigen Ausstellung zu sehen: ein auf siebentausend<br />
Quadratmetern ausgebreitetes Panorama<br />
der deutschen Geschichte im europäischen<br />
Kontext. Manchen Besuchern bieten wir<br />
zu viele Eindrücke, anderen Besuchern zu wenige<br />
Erläuterungen – aber alle Besucher, so hoffen<br />
wir, verlassen das Haus gewitzter als bei ihrem<br />
Eintreten. Die Sonderausstellung »Im Atelier<br />
der Geschichte« will am Beispiel der Gemälde<br />
das Einzelwerk etwas mehr zu Wort und Anschauung<br />
kommen lassen, als es die Ständige<br />
Ausstellung mit ihren Kurztexten pro Objekt<br />
ermöglicht.<br />
Gemälde auszustellen ist eine gängige und<br />
nicht mehr zu begründende Praxis. Eine Gemäldeausstellung<br />
in einem historischen Museum<br />
steuert allerdings auf das politische Selbstverständnis<br />
der Nation zu. Das kann eine schwierige<br />
Gratwanderung werden. Denn die Botschaften<br />
in den Gemälden von einst müssen nicht<br />
mehr die Argumente von heute sein, wir lehnen<br />
sie ab, wir finden sie antiquiert, wir übernehmen<br />
sie unreflektiert oder wir verkennen<br />
sie. Ein Gemälde in einem historischen Museum<br />
ist also erklärungsbedürftiger als in einer Gemäldegalerie.<br />
Gemälde aus der Zeit des Nationalsozialismus<br />
oder des DDR-Sozialismus müssten<br />
in historischen Museen – schon bevor die<br />
Besucher hinschauen – mit einem Achtungszeichen<br />
versehen werden: »Vorsicht! Hinter der<br />
Leinwand lauern die deutschen Diktaturen.«<br />
Diese Unruhe beschreibt eine Angst vor Bildern,<br />
die explizit als politische Botschaften in<br />
ihrer Zeit gedacht waren und in die Öffentlichkeit<br />
hinein wirken sollten. Es sind aber eben<br />
jene »sprechenden Bilder«, die wir für unsere<br />
Arbeit vorrangig suchen. Und schon stehen wir<br />
selber drin, mitten »im Atelier der Geschichte«.<br />
Aber vor uns waren es erst einmal die Maler,<br />
die mit ihren Werken Rede und Gegenrede eröffneten.<br />
Im Atelier der Geschichte blicken wir<br />
zuerst auf den Maler. Aber was für ein Maler<br />
ist er Schöpft er aus sich heraus und erfindet<br />
uns neue Bildwelten, denen wir lieber nicht trauen<br />
sollten Liest er die aktuelle Presse, um seinen<br />
Stoff zu finden oder informiert sich in der<br />
Historie, um sich über die bedeutenden Ereignisse<br />
zu informieren und schöpft in seinem Atelier<br />
den bedeutenden historischen Moment für<br />
sein Publikum Man möchte glauben, am liebsten<br />
seien uns die Augenzeugen, die an den Ort<br />
des Geschehens eilen, Skizzen anfertigen und<br />
uns Wahrhaftiges schildern. Aber wollen wir<br />
das wirklich Erwarten wir nicht eine schlüssige<br />
Zusammenfassung, wie im Wort, so auch im<br />
Bild Auch der Maler soll doch die Ereignisse zu<br />
einer Erzählung verdichten und uns auch seine<br />
Meinung »sagen«.<br />
Betrachten wir unsere »Gregorsmesse« von<br />
Thoman Burgkmair (um 1444–1523) aus dem späten<br />
15. Jahrhundert. Das Ereignis liegt damals<br />
schon über 900 Jahre zurück. Papst Gregor I.<br />
4 0 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Deutsches Historisches Museum | Aus den Sammlungen<br />
(540–604) kniet um 600 in der Kirche Santa Croce<br />
in Rom, als ihm der gekreuzigte Jesus über<br />
dem Altar erscheint. Alle Marterwerkzeuge, die<br />
ihn ans Kreuz brachten, werden aufgezählt. Sie<br />
dokumentieren akribisch seinen Opfergang. Die<br />
Botschaft ist eindeutig: Er ist für uns gestorben,<br />
mehr noch, er hat sich ans Kreuz schlagen lassen,<br />
um uns von unserer Schuld zu erlösen. Und<br />
als Beweis fließt sein Blut in den Kelch des Papstes.<br />
Daran erinnert die Holztafel mit der Gregorsmesse<br />
aus dem Jahr 1496 und verkündet in<br />
einem Textteil: »Wer in Reue und Andacht fünf<br />
Vaterunser spricht, der erwirbt dreizehntausendfünfzehn<br />
Jahre Ablass und muss sich nicht sorgen.«<br />
Gemeint sind damit also nicht nur der Betende<br />
und seine lange Zeit in der Vorhölle bis zum Ende<br />
der Welt, sondern auch alle Vorfahren, die nicht<br />
um Ablass beten konnten. Eigentlich eine tolle<br />
Erfindung. Musste man früher persönlich nach<br />
Rom reisen, um den Ablass zu erwirken, trat nun<br />
ein Kniefall mit Gebet vor diesen mobilen Bildern<br />
an die Stelle der weiten Romreise. Man<br />
konnte zu Hause bleiben und seiner Arbeit nachgehen.<br />
Wurde einem das Beten zu lang, konnte<br />
auch eine Geldspende für den Bau von Sankt Peter<br />
in Rom Gleiches bewirken. Aber dies bot<br />
Sprengstoff: Diese finanziellen Transferleistungen<br />
aus dem Deutschen Reich in Richtung Italien<br />
und Mittelmeer wurden um 1500 den Landesfürsten<br />
nördlich der Alpen zuviel. Sie wollten<br />
den Ablasshandel einschränken. Luther kam ihnen<br />
gerade recht, der nun den nächstbesten Verkäufer<br />
von Ablassbriefen im Raume Wittenberg<br />
für alle Zeit an den protestantischen Pranger<br />
stellte: Es handelte sich um den Dominikanermönch<br />
Johann Tetzel (um 1460–1519), der seinen<br />
von links nach rechts:<br />
Philipp Fleischer, Schichtwechsel<br />
beim Bau des Gotthard-Tunnels,<br />
1886. Öl auf<br />
Leinwand, 250 × 488 cm.<br />
Deutsches Historisches<br />
Museum<br />
Amtspflichten nachging. Richtig berühmt wurde<br />
Tetzel nicht im 16., sondern erst im 19. Jahrhundert.<br />
Auf den Historiengemälden, die den<br />
Protestantismus in ihrer Zeit feierten, wird der<br />
Dominikaner als ein feister, fetter Nichtsnutz<br />
dargestellt, der die Gläubigen narrt und ihnen<br />
das Geld aus der Tasche zieht.<br />
Dass Bildnisse in ihrer Zeit ein Affront sein<br />
konnten, sieht man ihnen heute teils nicht mehr<br />
an. Das Ehebildnis von Martin Luther (1483–<br />
1546) und seiner Frau Katharina von Bora (1499–<br />
1552) schreckt die meisten von uns heute nicht<br />
mehr. Aber als strenggläubiger Katholik, und<br />
es gab in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
kaum Andersgläubige, sah man in diesem Ehebildnis<br />
den Augustinermönch, der eine aus dem<br />
Kloster entflohene Nonne geheiratet hat – ein<br />
Skandalbild aus der Werkstatt der Cranachs. Es<br />
machte den Gemeinden der Protestanten so viel<br />
Freude, dass es vermutlich hundertmal nachbestellt<br />
worden ist und folglich heute in fast jeder<br />
größeren Gemäldegalerie hängt. Das »Porträt<br />
des toten Luther« ist schon seltener. Aber<br />
auch dieses Werk aus dem Atelier der Geschichte<br />
war in seiner Zeit der Beweis dafür, dass er<br />
nicht vom Teufel geholt worden ist. Ein bildhafter<br />
Beleg für Gegner in Rom, die Luther als vom<br />
Teufel besessen gebrandmarkt und prophezeit<br />
Thoman Burgkmair,<br />
Gregorsmesse, 1496.<br />
Öl auf Holz, 143,5 × 133 cm.<br />
Deutsches Historisches<br />
Museum<br />
Francois Gérard,<br />
Napoleon I., Kaiser der<br />
Franzosen (1804–14/15), im<br />
Krönungsornat, 1806–10. Öl<br />
auf Leinwand, 223 × 146 cm.<br />
Deutsches Historisches<br />
Museum<br />
Alle Abbildungen:<br />
© Deutsches Historisches<br />
Museum. Foto: Arne Psille<br />
hatte, dass in seiner Todesstunde der Teufel aus<br />
ihm fahren würde.<br />
Die Ausstellung »Im Atelier der Geschichte«<br />
widmet sich hundert solcher Erzählungen aus<br />
500 Jahren. Sie will ein wenig belehren, viel unterhalten,<br />
von der Arbeit aus der Sammlung der<br />
letzten 25 Jahre erzählen und die Besucher ins<br />
Atelier der Geschichte des DHM locken.<br />
Dieter Vorsteher-Seiler<br />
Dr. Dieter Vorsteher-Seiler ist Abteilungsleiter Sammlungen<br />
und Stellvertreter des Präsidenten. Er hat die<br />
Ausstellung »Im Atelier der Geschichte« mit Dr. Sabine<br />
Beneke und Dr. Brigitte Reineke kuratiert.<br />
Anlässlich der Ausstellung erscheint die Publikation:<br />
Im Atelier der Geschichte. Aus der Gemäldesammlung<br />
des Deutschen Historischen Museums mit ca. 320 Seiten<br />
zum Museumspreis von 25 €.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 4 1
Aus den Sammlungen<br />
<strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
Lebensverflechtungen<br />
Das restaurierte Adressbuch von Hannah Höch<br />
Sie hat den Federhalter mit leichter Hand geführt.<br />
Ihre Schrift ist klar und schnörkellos, jeder<br />
Eintrag sauber, bei keinem wurde die Tinte verwischt.<br />
Um 1917 nahm Hannah Höch (1889–1978)<br />
eine unlinierte Kladde, um in selbst angelegter<br />
alphabetischer Ordnung die Adressen und,<br />
wenn vorhanden, Rufnummern der Freunde zu<br />
fixieren, die sie nach ihrer Übersiedlung aus<br />
Gotha und dem 1915 bei Emil Orlik an der Unterrichtsanstalt<br />
des Kunstgewerbemuseums aufgenommenen<br />
Studium bereits in <strong>Berlin</strong> gewonnen<br />
hatte. Gerade durch die Vermittlung von<br />
Raoul Hausmann, dem umtriebigen Dadasophen,<br />
mit dem sie von April 1915 bis 1921 eine<br />
dramatische Liebesbeziehung führte, war sie<br />
in Kreise der künstlerischen Avantgarde eingeführt<br />
worden. Durch ihn hatte Höch beispielsweise<br />
den erfolgreichen Grabmalsarchitekten<br />
Johannes Baader kennengelernt, der unter dem<br />
Stern der auch Höch zugehörenden Antikunst-<br />
Kunstbewegung Dada nicht nur zum Schöpfer<br />
der ersten Assemblage der Kunstgeschichte<br />
wurde, sondern sich auch zum »Präsident des<br />
Erd- und Weltalls, Leiter des Weltgerichts. Wirklicher<br />
Geheimer Vorsitzender des intertellurischen<br />
oberdadaistischen Völkerbundes« ausrief.<br />
Unter der für die bürgerliche Öffentlichkeit bestimmten,<br />
megalomanisch-dadaistischen Nar-<br />
Hannah Höchs Adressbuch<br />
vor der Restaurierung<br />
renkappe war Baader aber ein feinsinniger und<br />
verständnisvoller Freund für Höch geworden,<br />
der ihr gerade bei der Amour fou mit Hausmann<br />
zur Seite stand. »Baader« ist eine der ersten Eintragungen<br />
in Hannah Höchs Adressbuch, seinerzeit<br />
wohnhaft: »Steglitz Fregestr. 39 E«.<br />
Papierne Adressbücher oder Kalendarien erscheinen<br />
in unseren Tagen angesichts der multifunktionalen<br />
Smartphones, die mit ihren Speicherkapazitäten<br />
neben Tausenden und Abertausenden<br />
Kontaktdaten auch noch Fotografien der<br />
potenziellen Adressaten oder Gesprächspartner<br />
aufnehmen können und darüber hinaus Platz<br />
bieten, Shakespeares gesammelte Werke vorrätig<br />
zu halten, zunehmend anachronistisch. Vermeintlich<br />
überkommen sind sie auch angesichts<br />
von Internetplattformen wie Facebook, die eine<br />
annähernde Echtzeitkommunikation offerieren<br />
und dem Einzelnen, wo auch immer in der Welt<br />
er beheimatet ist, individuelle Präsenz auf dem<br />
digitalen Globus gewähren, ohne dass eine persönliche<br />
Bekanntschaft mit den Menschen, de-<br />
4 2 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
<strong>Berlin</strong>ische Galerie | Aus den Sammlungen<br />
ren Kontakt er oder sie sucht,gegeben sein muss.<br />
Die sogenannte Snailmail, der geschriebene und<br />
frankierte Brief, eingeworfen in einen der mittlerweile<br />
raren Postkästen und per Hand transportiert,<br />
ist im Aussterben begriffen und mit ihr<br />
das Verzeichnis der handschriftlich fixierten Namen<br />
und Adressen. Damit stirbt eine Form von<br />
Geschichtlichkeit aus, die an das Papier gebunden<br />
ist. Der elektronische Zugriff kennt nur das<br />
»Ganz oder Gar nicht«: Ist eine Information gelöscht,<br />
verschwindet das vormals Vorhandene<br />
gänzlich, mithin spurlos. Über Jahre erfolgte Änderungen,<br />
Durchstreichungen, grafische Ergänzungen,<br />
Hervorhebungen, die als Metatext in einem<br />
analogen Informationsträger lesbar bleiben,<br />
sind nicht mehr nachvollziehbar, ebenso<br />
wenig das Prozessuale, das Gewachsene der<br />
persönlichen Bezüge, die alphabetisch kategorisiert<br />
wurden.<br />
Als Hannah Höch mit 28 Jahren ihr Adressbuch<br />
anlegte, wird sie nicht geahnt haben, dass<br />
dasselbe sie bis zu ihrem Lebensende, also über<br />
den erstaunlichen Zeitraum von über sechs Jahrzehnten,<br />
begleiten würde. Die ersten Einträge<br />
stammen aus der Zeit, als Deutschland noch ein<br />
Kaiserreich im Ersten Weltkrieg war. Höch er-<br />
oben: Floris M. Neusüss, Hannah Höch, 1962.<br />
Fotografische Sammlung, <strong>Berlin</strong>ische Galerie.<br />
© Floris M. Neusüss<br />
gänzte Adressen in den nicht immer so »Goldenen<br />
Zwanzigern«, hielt das Buch fest im sogenannten<br />
Dritten Reich, als sie sich als »Kulturbolschewistin«<br />
gebrandmarkt in ihrem kleinen<br />
Domizil im äußersten Norden <strong>Berlin</strong>s von der<br />
Welt vergessen machte, und las die ehemaligen<br />
Adressen ihrer Freunde, die aus Nazi-Deutschland<br />
bereits emigriert waren, nicht wissend, wie<br />
sie den Krieg überlebt haben. Die Künstlerin<br />
führte das Adressbuch konstant weiter, als Dada<br />
in den späten 1950er-Jahren in Deutschland<br />
kunsthistorische Weihen erfuhr, als die jungen<br />
Fluxus-Künstler sie in Heiligensee besuchten,<br />
als der erste Mensch den Mond betrat – ein Ereignis,<br />
das Höch dermaßen bewegte, dass sie<br />
es mehrfach künstlerisch thematisierte. Unmöglich<br />
zu sagen, welcher der letzte Name ist,<br />
den sie mit Bleistift oder Kugelschreiber fixierte,<br />
nicht klar zu bestimmen, welche die letzte Visitenkarte<br />
war, die Hannah Höch ihrem Adressbuch<br />
einverleibte. Entstanden ist ein biografisches<br />
»Florilegium«, eine Blütenlese einzigartiger<br />
Güte, das nicht nur ein, sondern zwei Alphabete<br />
umfasst und dessen Umfang durch die<br />
zahlreichen, eingelegten Zettel letztlich nur<br />
noch durch Pappumschlag und Paketschnur gebändigt<br />
werden konnte.<br />
links: Beispiel minimalinvasiver<br />
Restaurierung<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 4 3
Aus den Sammlungen | <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
Paul Schuitema, De Berkel Cyclope,<br />
Werbung für eine Präzisionswaage der<br />
Firma Berkel, 1928/29. 22,5 × 30,5 cm.<br />
Hannah-Höch-Archiv, <strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
In dem rund 12 000 Dokumente umfassenden<br />
Nachlass der Avantgardistin, der sich in der<br />
<strong>Berlin</strong>ischen Galerie befindet, ist dieses Verzeichnis<br />
ein unikales Sammlungsobjekt, das in<br />
seiner Anmutung und Materialität viel über die<br />
mentale Gestimmtheit der berühmten Collage-<br />
Künstlerin aussagt. Zugleich stellt es ein zwar individuell<br />
angelegtes, gleichwohl aussagekräftiges<br />
kunst- und kulturgeschichtliches Who-is-<br />
Who des 20. Jahrhunderts dar. Schlägt man das<br />
Verzeichnis bei »Sch« auf, so sind dort beispielsweise<br />
die Adressen des neusachlichen Malers<br />
Rudolf Schlichter, der wie Höch zum linken Flügel<br />
der Novembergruppe gehörte, des 1911 nach<br />
<strong>Berlin</strong> gezogenenBrücke-KünstlersKarl Schmidt-<br />
Rottluff oder jene des Niederländers Paul Schuitema<br />
eingetragen, der insbesondere als Gebrauchsgrafiker<br />
Bekanntheit erlangte und, wie<br />
Hannah Höch, 1931 mit Arbeiten an der ersten,<br />
ausschließlich dem neuen Medium der Fotomontage<br />
gewidmeten Ausstellung in den Räumen<br />
des heutigen <strong>Berlin</strong>er Martin-Gropius-Baus<br />
vertreten war. Höch hatte Schuitema wahrscheinlich<br />
über ihren engsten Künstlerfreund Kurt<br />
Schwitters kennengelernt, der zusammen mit<br />
dem holländischen Kollegen Mitglied im 1928<br />
gegründeten »ring neuer werbegestalter« war.<br />
Unter dem Buchstaben »O« finden sich die Anschriften<br />
ihres Lehrers Emil Orlik, in dessen Klasse<br />
für Graphik und Buchkunst Höch sich den<br />
souveränen Umgang mit Linie und Fläche angeeignet<br />
hatte; außerdem die des Architekten J. J.<br />
P. Oud, Mitbegründer der Künstlervereinigung<br />
»De Stijl«, den sie anfänglich noch lautmalerisch<br />
»Aut« buchstabiert hatte und zu dem sie ebenso<br />
wie zu den »Stijl«-Künstlern Gerrit Rietveld und<br />
Vilmos Huszár insbesondere von 1926 bis 29, als<br />
sie in Den Haag lebte, in verstärktem Austausch<br />
stand. Auch die Adresse »Babelsbergerstr. 52« ist<br />
vermerkt, damaliger Wohnort von Heinz Ohff,<br />
dem langjährigen Feuilleton-Chef des Tagesspiegels<br />
und Autor der ersten Monografie zu<br />
Hannah Höch, die 1968 im Gebr. Mann Verlag erschien.<br />
Ohff – Orlik – Oud vereint auf einer der<br />
rund 350 Seiten des Höch’schen Adressbuchs:<br />
Das ist eine (be)greifbare Gleichzeitigkeit des<br />
Ungleichzeitigen, sortiert nach Buchstaben.<br />
In Hinblick auf eine kommentierte Edition<br />
dieses einzigartigen Verzeichnisses wurde eine<br />
konservatorische Stabilisierung des Objekts unumgänglich.<br />
Zahlreich vorhandene mechanische<br />
Schäden erlaubten keine sichere Handhabung<br />
mehr, eine Digitalisierung stand wegen der Fragilität<br />
nicht zur Diskussion. Die besondere Herausforderung<br />
bei der Restaurierung bestand darin,<br />
den Charakter des über Jahrzehnte Gewachsenen<br />
zu erhalten und dieser Adressbuch-Collage<br />
durch die Behandlung gleichsam nicht die<br />
Stimme zu nehmen. Finanziert durch die Koordinierungsstelle<br />
für die Erhaltung des schriftlichen<br />
Kulturguts, die auf Initiative von Kulturstaatsminister<br />
Bernd Neumann im August 2011 bei der<br />
Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet<br />
wurde, konnte das Adressbuch Hannah Höchs<br />
als Modellprojekt über einen Zeitraum von drei<br />
Monaten minimalinvasiv restauriert werden. Die<br />
teils holzschliffhaltigen,brüchigen und feuchtigkeitsempfindlichen<br />
Papiere von unterschiedlichen<br />
Alterungszuständen wurden Blatt für Blatt<br />
individuell bearbeitet. In Vorbereitung der restauratorischen<br />
Maßnahmen ist ein wasserarmer<br />
Klebstoff ermittelt worden, der in Verbindung<br />
mit dem Ergänzungspapier eine flexible Rissschließung<br />
gewährleistet. Knicke wurden, soweit<br />
notwendig und ästhetisch vertretbar, geglättet,<br />
Risse geschlossen und ausgewählte Fehlstellen<br />
ergänzt, der Pappumschlag wurde schließlich<br />
trocken gereinigt. Sowohl vorhandene Klebestreifen<br />
als auch Klammern und Stecknadeln sind<br />
als originaler Bestandteil des Adressbuchs begriffen<br />
und beibehalten worden. Um Korrosion<br />
zu vermeiden, wurden diese mit einem alterungsbeständigen<br />
Kunststoff überzogen und wieder<br />
an die Ursprungsstelle positioniert.<br />
Das Ergebnis ist in seiner annähernden Unsichtbarkeit<br />
spektakulär zu nennen: Das Sediment<br />
eines Künstlerinnenlebens ist nachhaltig<br />
stabilisiert und wird als Exponat ein ums andere<br />
Mal nicht nur vom Wesen der genuinen Sammlerin<br />
und Collagistin Hannah Höch künden, sondern<br />
die Betrachter auch vor die Frage stellen,<br />
ob die Nutzung eines Bleistifts nicht dem Aufladen<br />
eines Akkus vorzuziehen ist.<br />
Ralf Burmeister<br />
Der Autor ist Leiter der Künstler-Archive der<br />
<strong>Berlin</strong>ischen Galerie.<br />
Die Präsentation des Adressbuchs findet am 6. Oktober,<br />
dem »Nationalen Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen<br />
Kulturguts«, um 16 Uhr in der BG statt.<br />
4 4 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Aus den Sammlungen<br />
Kunstbibliothek<br />
Funktionelle Dynamik im Modell<br />
Die Architekturmodelle Erich Mendelsohns<br />
in der Sammlung Architektur<br />
Vor 125 Jahren wurde einer der bedeutendsten<br />
Architekten der Moderne in Allenstein (Ostpreußen)<br />
geboren. Erich Mendelsohn baute in<br />
Deutschland, Norwegen, England, der Sowjetunion,<br />
Palästina und den USA. Bereits mit seinen<br />
ersten Projekten – Einsteinturm Potsdam<br />
(1920), Hutfabrik Luckenwalde (1923), Verlagshaus<br />
Mosse <strong>Berlin</strong> (1923) – katapultierte er sich<br />
in die erste Liga der Avantgarde-Architektur.<br />
Nach dem Architekturstudium in <strong>Berlin</strong> und<br />
München arbeitete Mendelsohn zunächst als<br />
freischaffender Architekt in München, bis er 1918<br />
ein eigenes Architekturbüro in <strong>Berlin</strong> eröffnen<br />
konnte. Bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten<br />
1933 nach London baute er zahlreiche<br />
Fabrikgebäude und Warenhäuser. Berühmt wurden<br />
insbesondere seine Kaufhäuser, allen voran<br />
das Kaufhaus Schocken in Stuttgart. Zahlreiche<br />
Großprojekte dieser Jahre finden sich auch in<br />
<strong>Berlin</strong>: das Columbushaus am Potsdamer Platz,<br />
das Haus des Deutschen Metallarbeiterverbandes<br />
oder der Woga-Komplex mit Universum-<br />
Kino (heute Schaubühne am Lehniner Platz).<br />
Nach der Emigration aus Deutschland unterhielt<br />
Mendeslohn für einige Jahre Büros in London<br />
und Jerusalem. 1939 kehrte er Europa jedoch<br />
endgültig den Rücken: Er emigrierte zunächst<br />
nach Palästina, 1941 dann in die USA. Diese letzte<br />
Arbeitsphase zeichnet sich durch zahlreiche<br />
Synagogenbauten in verschiedenen amerikanischen<br />
Städten aus.<br />
Erich Mendelsohn starb 68-jährig am 15. September<br />
1953 in San Francisco. Seit 1975 befindet<br />
sich der umfangreiche Nachlass des Architekten<br />
in der Sammlung Architektur der Kunstbi-<br />
Unbekannter Fotograf,<br />
Erich Mendelsohn, o. J.<br />
Kunstbibliothek.<br />
© bpk/Kunstbibliothek SMB<br />
bliothek: nahezu alle Handskizzen, seine Vortragsmanuskripte,<br />
Originalabzüge der Fotos seiner<br />
Bauten, sein schriftlicher Nachlass und die<br />
Diasammlung. Weniger bekannt ist, dass die<br />
Kunstbibliothek 1988 außerdem sieben Architekturmodelle<br />
aus dem Atelier Mendelsohn erwerben<br />
konnte, die nach dem Tod seiner Frau<br />
Luise auf den Markt kamen. Sie zählen heute zu<br />
den Glanzstücken der insgesamt rund 320 Architekturmodelle<br />
umfassenden Sammlung der<br />
Kunstbibliothek. Neben Entwurfsmodellen –<br />
Ideenmodellen, Arbeits- und Ausführungsmodellen<br />
zu realisierten und nicht realisierten Bauten<br />
– kann die Sammlung der Kunstbibliothek<br />
mit Modellen gebauter Architekturen, die beispielsweise<br />
als Lehr- bzw. Anschauungsmodelle<br />
oder als Erinnerungsmodelle nachträglich entstanden<br />
sind, aufwarten. Sie hat damit, neben<br />
den Fantasiemodellen, die beiden grundsätzlich<br />
unterschiedenen Arten von Architekturmodellen<br />
in ihrem Sammlungsbestand.1<br />
Die Entwurfsmodelle aus dem Büro Mendelsohn<br />
entstammen alle der letzten Schaffensphase<br />
des Architekten. Mendelsohn realisierte in<br />
den USA vier Synagogen.Von dreien befinden sich<br />
die Modelle in der Sammlung: B’Nai Amoona in<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 4 5
Aus den Sammlungen | Kunstbibliothek<br />
Erich Mendelsohn, Monument for 6 Million Jews,<br />
1951. Modell, Holz, Pappe, 147 × 84 × 30 cm.<br />
Kunstbibliothek. © bpk/Kunstbibliothek SMB.<br />
Foto: Dietmar Katz<br />
Erich Mendelsohn, B’Nai Amoona<br />
Synagoge in St. Louis (Missouri), 1946. Modell,<br />
Holz, Pappe, 38 × 33,11 cm. Kunstbibliothek.<br />
© bpk/Kunstbibliothek SMB<br />
Erich Mendelsohn, Maimonides-Hospital<br />
in San Francisco (Kalifornien), 1946–50. Modell,<br />
Holz, Pappe, 112 × 71 × 46 cm. Kunstbibliothek.<br />
© Kunstbibliothek SMB. Foto: Dietmar Katz<br />
St. Louis (Missouri, 1946–50), Mendelsohns erster<br />
Bau in den USA, Emanu-El in Grand Rapids<br />
(Michigan, 1948–54), Mount-Zion in St. Paul<br />
(Minnesota, 1950–54, erster und zweiter Entwurf)<br />
sowie das Modell der nicht realisierten Synagoge<br />
Emanu-El in Dallas (Texas, 1951).<br />
Mendelsohns Synagogenbauten in den USA<br />
trugen wesentlich zur Neudefinition der Gattung<br />
bei und zeigen die zentralen Merkmale<br />
dieses Gebäudetyps nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
in den USA: Die Synagoge besteht in der<br />
Regel aus Andachtsraum, Schule und Gemeindezentrum.<br />
Die Vogelperspektive auf die Modelle<br />
zeigt nicht nur die gekonnte Einbindung<br />
in die Topografie des jeweiligen Standortes, die<br />
Verbindung von räumlicher Offenheit und Geschlossenheit,<br />
sondern auch, dass jede Anlage<br />
als gesellschaftliches und soziales Zentrum einen<br />
Kosmos für sich darstellt, der bis hin zu der<br />
nicht realisierten Synagoge in Dallas immer ausladender<br />
wird. Auch das für Mendelsohns Schaffen<br />
bereits in Europa zentrale Prinzip der funktionellen<br />
Dynamik lässt sich beim Blick auf die<br />
Modelle wiederfinden: in den geschwungenen<br />
Dachformen der hervorgehobenen Andachtsräume<br />
oder in Baudetails, die bei den Betrachtern<br />
Schiffsassoziationen hervorrufen, wie den<br />
Bullaugenfenstern. 1949 reichte Mendelsohn einen<br />
Wettbewerbsentwurf für ein Mahnmal in<br />
New York ein, das an die sechs Millionen jüdischen<br />
Opfer des Nationalsozialismus erinnern<br />
sollte. Das Projekt wurde nicht realisiert; zwischen<br />
1949 und 1951 entstanden im Büro Mendelsohn<br />
jedoch Modelle. Der erste Modellentwurf<br />
befindet sich ebenfalls in der Architektursammlung.<br />
Er unterscheidet sich signifikant<br />
vom endgültigen Entwurf, weist jedoch ähnliche<br />
Symbole und eine deutliche formale Parallele zu<br />
Mendelsohns Synagogenprojekten dieser Zeit<br />
auf. Durch den Nachlass gelangte außerdem das<br />
Modell des ersten nicht sakralen Projekts, das<br />
Mendelsohn in den USA realisierte, in die Sammlung:<br />
das Maimonides-Hospital in San Francisco<br />
(Kalifornien, 1946–1950). Das Modell vermittelt<br />
einen Eindruck der ursprünglichen Bauform mit<br />
den tiefen, am Sonnenstand orientierten Balkonen<br />
an der Südfassade. Bereits 1952 wurden die<br />
Balkone, um Platz zu gewinnen, verglast und in<br />
den Raum integriert.<br />
Ergänzt werden die Originalmodelle durch<br />
zwei für Ausstellungen nachgebaute Objekte:<br />
Zum einen das städtebauliche Ensemble<br />
der Wohnhausgrundstücksverwertungs A.G.<br />
(Woga) mit dem Universum-Kino am Kurfürs-<br />
4 6 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Kunstbibliothek | Aus den Sammlungen<br />
tendamm (1925–31), das im Rahmen der Ausstellung<br />
»Erich Mendelsohn. Ideen, Bauten, Projekte«<br />
der Kunstbibliothek 1987 entstand, zum<br />
anderen das Modell der Villa Weizmann in Palästina<br />
(1934–36), das für die Ausstellung »Die<br />
neuen Hebräer« im Martin-Gropius-Bau (mj 2/<br />
2005) gebaut wurde und sich als Dauerleihgabe<br />
in der Sammlung der Kunstbibliothek befindet.<br />
Exemplarisch stehen sie für Mendelsohns erste<br />
und zweite Schaffensperiode.<br />
Den Modellen gelingt es, den Kerngedanken<br />
des Entwurfs, seine wesentlichen Aspekte zu<br />
vermitteln, ohne sich in Details zu verlieren.<br />
Während Mendelsohns Skizzen die Ideen deutlich<br />
machen und die Pläne die Komplexität der<br />
Bauten wiedergeben, vermitteln die Modelle<br />
als dreidimensionale Kommunikationsmedien<br />
die Raumstruktur und die Einbindung der Bauobjekte<br />
in ihre Umwelt. Die im Modell verwendeten<br />
Materialien lassen bei den Betrachtern ein<br />
Bild der tatsächlich verwendeten Materialien<br />
entstehen und transportieren den sinnlichen<br />
Eindruck der physischen Architektur. Als Manifestierung<br />
einer Idee stellen sie ebenso wie die<br />
Skizzen und Pläne in der Architektursammlung<br />
Kulturgut dar, das dazu beiträgt, das Werk des<br />
Architekten umfassend zu erschließen. Die neun<br />
Erich Mendelsohn-Modelle werden derzeit restauriert<br />
und gereinigt, sodass sie zukünftig im<br />
Rahmen von Ausstellungsprojekten präsentiert<br />
werden können.<br />
In der Sammlung Architektur der Kunstbibliothek<br />
werden seit rund 40 Jahren Modelle,<br />
überwiegend zur Architektur des 20. Jahrhunderts,<br />
gesammelt. Das Sammeln von Architekturmodellen<br />
an sich hat in <strong>Berlin</strong> jedoch bereits<br />
eine lange Tradition, da schon für die Kunstkammer<br />
im ehemaligen Stadtschloss im 17. Jahrhundert<br />
Architekturmodelle erworben wurden.<br />
Den Ausgangspunkt der Sammlungstätigkeit<br />
der Kunstbibliothek stellen die 22 Entwurfsmodelle<br />
des Wettbewerbs für die Bebauung des<br />
Kulturforums 1965/66 dar, die vor 1973 übernommen<br />
wurden. Darunter befinden sich die<br />
Ideenmodelle von Rolf Gutbrod, Eldar Sharon<br />
und Max L. Cetto. Neben Modellen wie dem<br />
Hochhaus von Luciano Baldessari aus dem Interbau<br />
Wettbewerb (1957) und dem Modell der<br />
Olympiabauten in München nach dem Entwurf<br />
von Behnisch & Partner (1972) zählt die Kunstbibliothek<br />
auch neuere Objekte wie die Wettbewerbsbeiträge<br />
von Norman Foster zum Umbau<br />
des Reichstages oder die Entwürfe zur Bebauung<br />
der Museumsinsel, darunter die Entwürfe von<br />
Frank O. Gehry und von David Chipperfield, zu<br />
ihrem Sammlungsbestand.<br />
Svenia Schneider<br />
Dr. Svenia Schneider ist wissenschaftliche Museumsassistentin<br />
i. F. in der Kunstbibliothek SMB.<br />
Anmerkung<br />
1 Vgl. zum Begriff Architekturmodell H. Ludwig Heydenreich:<br />
Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte,<br />
Band 1, 1973, Spalte 918 ff. sowie Ekhart Berkenhagen:<br />
Architekturmodelle, in Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz,<br />
Band XX, S. 61–90, hier S. 62.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 4 7
Ausstellungen
Ausstellungen<br />
Ägyptisches Museum und Papyrussammlung<br />
Im Licht von Amarna<br />
Ein Ausblick in verschiedene Richtungen<br />
7. Dezember 2012 bis 13. April 2013<br />
Farbige Modellbüste der<br />
Königin Nofretete, Neues<br />
Reich, 18. Dynastie, Amarna-<br />
Zeit um 1340 v. Chr. Kalkstein<br />
und Gips, 49 × 24,5 × 35 cm.<br />
Ägyptisches Museum und<br />
Papyrussammlung.<br />
© Ägyptisches Museum und<br />
Papyrussammlung SMB.<br />
Foto: Sandra Steiß<br />
Die weltberühmten Skulpturenfunde der unter<br />
Leitung von Ludwig Borchardt durchgeführten<br />
Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft<br />
in Tell el-Amarna gehören seit ihrer ersten Präsentation<br />
im Jahre 1913 zu den besonderen Publikumsmagneten<br />
des Ägyptischen Museums<br />
und der Papyrussammlung <strong>Berlin</strong>. Dieses einzigartige<br />
Konvolut unvergleichlicher Beispiele<br />
altägyptischen Bildhauerhandwerks hat an allen<br />
Standorten der bewegten<br />
Geschichte der <strong>Berlin</strong>er<br />
Sammlung eine besondere<br />
Würdigung erfahren und mit<br />
seiner exquisiten Inszenierung<br />
im Neuen Museum eine<br />
herausragende Präsentation<br />
erhalten. Wohl an keinem anderen<br />
Ort als auf der eigens<br />
geschaffenen »Amarna-Plattform«<br />
können Skulpturen aus<br />
Achet-Aton so im Licht präsentiert<br />
werden, dass durch<br />
den Geniestreich einer unvergleichlichen<br />
modernen<br />
Architektur der Eindruck eines sonnendurchfluteten<br />
Aton-Heiligtums entsteht. Was hier von<br />
David Chipperfield Architects und Dietrich Wildung<br />
mit seinem Team geschaffen wurde, kann<br />
nicht genug gelobt werden. Es lässt die Amarna-<br />
Kunst im wahrsten Sinne des Wortes in einem<br />
besonderen Licht erglänzen. »Amarna« ist daher<br />
immer und in vollstem Glanze in <strong>Berlin</strong> präsent,<br />
und dennoch versteht es sich in diesem Jahr von<br />
selbst, dass der Grabung und den Funden dieser<br />
Unternehmung aus Anlass des sich am 6. Dezember<br />
2012 zum einhundertsten Mal jährenden<br />
Auffindungsdatums der weltberühmten Büste<br />
der Nofretete eine Sonderausstellung gewidmet<br />
wird.<br />
Da nun diese wohl bekannteste Skulptur<br />
der <strong>Berlin</strong>er Sammlung aus konservatorischen<br />
Gründen nicht bewegt werden kann, ergibt sich<br />
zwangsläufig die Konsequenz, die Jubiläumsausstellung<br />
um die Nofretete und den Nordkuppelsaal<br />
im Neuen Museum zu installieren. Dies bedeutet<br />
wiederum einen enormen zusätzlichen<br />
Aufwand, da mangels ausreichender Sonderausstellungsfläche<br />
im Neuen Museum die Flächen<br />
der Dauerausstellung vorübergehend geräumt<br />
und anschließend zurückgebaut werden müssen.<br />
Dieser Umstand macht besonders anschaulich,<br />
wie sehr die James-Simon-Galerie, d.h. das<br />
neue Eingangsgebäude, das auch als Sonderausstellungsfläche<br />
genutzt werden soll, herbeigesehnt<br />
wird.<br />
Um der Amarna-Ausstellung neben den berühmten<br />
und immer präsenten »Highlights«<br />
einen zweiten Akzent zu verschaffen, wird sich<br />
die Konzeption insbesondere der Borchardt’<br />
schen Grabung und den zahlreichen Funden<br />
widmen, die bislang nur vereinzelt oder noch<br />
gar nicht gezeigt werden konnten. Hierzu gehört<br />
die Präsentation sämtlicher, noch vorhandener<br />
Objekte aus dem Bildhauerwerkstattbereich<br />
der Häuser P 47.1, P 47.2 und P 47.3 in den Raumkomplexen<br />
unmittelbar vor dem Nordkuppelsaal.<br />
Selbst die kleinsten Funde wie Materialproben,<br />
Scherben und Bruchstücke sollen hier<br />
5 0 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Ägyptisches Museum und Papyrussammlung | Ausstellungen<br />
Vorratsgefäß aus der<br />
Residenzstadt des Pharao<br />
Echnaton. Neues Reich,<br />
18. Dynastie, 1351–34 v. Chr.<br />
Blau bemalte Keramik mit<br />
floralen Motiven, Gefäß<br />
34 × 23,7 cm (NL), Höhe 35 cm.<br />
© Ägyptisches Museum und<br />
Papyrussammlung SMB.<br />
Foto: Sandra Steiß<br />
mit den Grabungsunterlagen gezeigt werden,<br />
um den Gesamtkomplex des Grabungsbefundes<br />
zu vermitteln.<br />
Weitere Einführungen in die Lebenswelten<br />
der Stadt Achet-Aton mit der Darstellung der<br />
diversen Gewerke, den Siedlungen, den Tempeln<br />
und Palästen werden nach Themen gegliedert<br />
präsentiert, wobei zu Anfang der Wechsel<br />
desLebensmittelpunktes vonTheben nachAmarna<br />
sowie die chronologische und dynastische<br />
Einordnung thematisiert werden.<br />
Da die Ausstellung bewusst das Fundmaterial<br />
der Grabung der Deutschen Orientgesellschaft<br />
in den Vordergrund stellt, wurden nur wenige<br />
ergänzende Leihgaben angefragt, die aus<br />
gesicherten Kontexten der Grabungen Petries<br />
und der Egypt Exploration Society stammen und<br />
somit aus den von Borchardt nicht ausgegrabenen<br />
Tempel- und Palastarealen. Da der Fokus<br />
der Ausstellung auf der Stadt Achet-Aton liegt,<br />
zudem der vorhandene Raum nur begrenzte Präsentationsmöglichkeiten<br />
bietet, werden die frühen<br />
Bauaktivitäten in Theben und der Totenkult<br />
nur am Rande gestreift.<br />
Bei den entsprechenden Themenkomplexen<br />
wird versucht, einen Brückenschlag zwischen<br />
den Grabungen vor einhundert Jahren und den<br />
aktuellen Ergebnissen des unter Leitung von<br />
Barry Kemp durchgeführten »Amarna-Project«<br />
(University of Cambridge, GB) herzustellen, um<br />
Gegenwart und Zukunftsperspektiven dieses<br />
Ausgrabungsortes veranschaulichen zu können.<br />
Abgesehen von diesem der Grabung und<br />
der Kulturgeschichte Achet-Atons gewidmeten<br />
Ausstellungsbereich im Obergeschoss des Neuen<br />
Museums wird ein zweiter Themenbereich<br />
zum Fundjubiläum der Nofretete-Büste im Untergeschoss<br />
des Museums präsentiert. Hier wird<br />
die Grabung der Deutschen Orientgesellschaft<br />
unter der Leitung von Ludwig Borchardt und seiner<br />
Mitarbeiter sowie die herausragende Rolle<br />
des Mäzens James Simon, die Fundteilung von<br />
1913, die ersten Ausstellungen und die Implikationen<br />
der Rückgabegesuche seit 1923 sowie<br />
die Kultur-, Inszenierungs- und Vermarktungsgeschichte<br />
der berühmten Büste während des<br />
20. Jahrhunderts bis heute dokumentiert.<br />
Mit dieser, durch die räumlichen Bedingungen<br />
vorgegebenen Zweiteilung der Ausstellung<br />
wird eine klare Trennung<br />
zwischen Zeitgeschichte<br />
und antiker Kulturgeschichte<br />
ermöglicht, die beiden<br />
Anliegen der Ausstellung<br />
die notwendige Eigenständigkeit<br />
verleiht.<br />
Aber nicht nur die hier<br />
kurz umrissene Sonderausstellung<br />
gehört zu diesem<br />
Jubiläumsjahr, sondern auch<br />
der Beginn der systematischen<br />
Aufarbeitung des gesamten<br />
Grabungsmaterials<br />
in engster Verbindung mit den Kollegen des<br />
»Amarna Project« unter Leitung von Barry Kemp.<br />
Im Rahmen eines durch den Staatsminister für<br />
Kultur und Medien gewährten Forschungsprojektes<br />
kann nun die gezielte wissenschaftliche<br />
Aufarbeitung und Publikation der <strong>Berlin</strong>er<br />
Amarna-Bestände in Angriff genommen werden.<br />
Bislang sind nur wenige Objektgruppen – so z.B.<br />
die Lederfunde durch A. Veldmeijer und die Gefäßverschlüsse<br />
durch J. Kuckertz – neben dem<br />
umfassenden Band Borchardts und Rickes zu<br />
den Wohnhäusern publiziert worden. Aus diesem<br />
Anlass fand Anfang Juli dieses Jahres ein internationaler<br />
Workshop zur Bestandsaufnahme<br />
der Wünsche und Ziele der involvierten Fachkollegen<br />
in <strong>Berlin</strong> statt, der die Perspektiven der<br />
zukünftigen Zusammenarbeit im Blick hatte.<br />
Durch die enge Vernetzung mit den Fachkollegen<br />
des »Amarna-Project«, die den Kern der Tagungsteilnehmer<br />
ausmachten, hat auch das Ausstellungsvorhaben<br />
in vielfältiger Weise profitiert.<br />
Nicht nur maßgebliche Katalogbeiträge<br />
gehen auf diese Gruppe zurück, auch die Objektauswahl<br />
und konzeptionellen Maßstäbe<br />
wurden gemeinsam erarbeitet.<br />
Insofern beschert das Jubiläum dem <strong>Berlin</strong>er<br />
Ägyptischen Museum zum 100-jährigen Auffindungsdatum<br />
der Nofretete-Büste in mehrfacher<br />
Hinsicht Anknüpfungspunkte an die eigene Grabungsgeschichte<br />
und eröffnet neue Perspektiven<br />
für eine internationale Zusammenarbeit.<br />
»Im Licht von Amarna: 100 Jahre Fund der<br />
Nofretete« bietet daher als archäologische Sonderausstellung<br />
nicht nur die Möglichkeit, die<br />
Kulturgeschichte der Amarna-Zeit anhand des<br />
<strong>Berlin</strong>er archäologischen Materials zu präsentieren,<br />
sondern gewährt gleichzeitig Einblicke<br />
in die <strong>Berlin</strong>er Forschungs- und Grabungsgeschichte,<br />
indem sie Vergangenes mit Gegenwärtigem<br />
verknüpft.<br />
Friederike Seyfried<br />
Prof. Dr. Friederike Seyfried ist Direktorin des<br />
Ägyptischen Museum und Papyrussammlung SMB.<br />
Es erscheint ein 600-seitiger Katalog »Im Lichte von<br />
Amarna: 100 Jahre Fund der Nofretete« zum Preis<br />
von 29,90 €.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 5 1
Ausstellungen<br />
Antikensammlung<br />
Die ägäische Bronzezeit im Alten Museum<br />
Zurück zu den Anfängen<br />
Schätze früher Hochkulturen der Ägäis<br />
29. Juni 2012 bis 7. Juni 2013<br />
Wie durch den Ariadne-Faden, an dem sich<br />
Theseus im Labyrinth des Minos festhielt, um<br />
dem Untier, dem Minotauros, zu entgehen und<br />
den Weg zurückzufinden, führt die Schau im<br />
Obergeschoss des Alten Museums am Ende<br />
des Rundganges durch die griechische und römische<br />
Antike im wahrsten Sinne des Wortes<br />
zurück zu den Anfängen, zu den Ursprüngen<br />
der griechischen Zivilisation: in die Welt der<br />
Ägäis während der Bronzezeit.<br />
Dorthin, wo nicht nur die ersten Werkzeuge<br />
und Waffen, sondern auch die frühesten europäischen<br />
Sagen und Mythen geschmiedet wurden.<br />
Nach Delos zum Beispiel, die winzige, weltberühmte<br />
Insel und Zentrum der Kykladen. Oder<br />
weiter südlich nach Kreta, wohin der Zeus-Stier<br />
mit der aus Phönizien entführten Europa ritt und<br />
sich zurückverwandelte, um sie zu lieben. Drei<br />
Kinder, Minos, Rhadamanthys und Sarpedon,<br />
wurden geboren: Die ersten mythischen Könige<br />
Kretas und frühesten Figuren der minoischen Zivilisation.<br />
Die durch blaue Rahmen gekennzeichnete<br />
Ausstellung zeigt annähernd 50 Originalobjekte<br />
aus dem Bestand der Antikensammlung als frühe<br />
Lebenswelten der Ägäis. Diese hochkarätigen<br />
Exponate, teils weltberühmt, teils selbst Fachpublikum<br />
unbekannt, dienen als Bindeglied zwischen<br />
der Schau der griechischen Kunst im Alten<br />
Museum und der Trojasammlung und zyprischen<br />
Kunst im Neuen Museum. Die Objekte umfassen<br />
die Zeitspanne von den ersten Zeugnissen der<br />
Kykladenkultur in der Frühbronzezeit bis zum<br />
Höhepunkt und Ende der Palastkulturen in der<br />
Spätbronzezeit. Die Schau ist unterteilt in vier<br />
Themenbereiche: Minoisch-mykenische Kultpraxis,<br />
Menschenbilder der ägäischen Bronzezeit,<br />
minoisch-mykenische Palastkultur und<br />
Meisterwerke spätbronzezeitlicher Töpferkunst.<br />
Zwei ausgestellte Grabkomplexe umschließen<br />
den Rundgang: Der Grabfund von der Kykladeninsel<br />
Syros des 3. Jahrtausends v. Chr. sowie Funde<br />
des 13. Jahrhunderts v. Chr. vom Değirmentepe-Friedhof<br />
bei Milet an der türkischen Westküste.<br />
Beide stellen reiche Bestattungen dar und<br />
geben Einblicke in die für die jeweilige Epoche<br />
typischen Grabsitten und -beigaben.<br />
Man wird somit in die ägäische Bronzezeit<br />
(ca. 3200 bis 1200/1100 v. Chr.) geleitet, die ihren<br />
Namen als Folge einer herausragenden Neue-<br />
Abb. 1: Der sogenannte Grabfund von der Kykladeninsel<br />
Syros, 2700–2400/2300 v. Chr. Verschiedene<br />
Materialien. Antikensammlung. © Antikensammlung<br />
SMB. Foto: Johannes Laurentius<br />
Abb. 2: Kapitellfragment des sog. Schatzhaus<br />
des Atreus, Mykene, etwa 13. Jh. v. Chr. Kalkschiefer,<br />
20,5 × 27 × 25 cm. Antikensammlung. © Antikensammlung<br />
SMB. Foto: Johannes Laurentius<br />
Abb. 3: Siegel aus Hämatit. Zwei Löwen in Wappenschema,<br />
die an das Relief des Löwentors von Mykene<br />
erinnern. Angeblich aus Kreta, 15.– 14. Jh. v. Chr.<br />
Hämatit, Durchmesser: 2,17 cm. Antikensammlung.<br />
© Antikensammlung SMB. Foto: Ingrid Geske<br />
Abb. 4: Kultisches Tongefäß bzw. Rinngefäß, ca.<br />
1400 –1350 v. Chr. Ton, Höhe: 35,5 cm. Antikensammlung.<br />
© Antikensammlung SMB. Foto: Ingrid Geske<br />
5 2 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Antikensammlung | Ausstellungen<br />
rung in der Metalltechnologie erhielt: das Ersetzen<br />
von reinem Kupfer durch die härtere Legierung<br />
Bronze. Am Anfang dieser Zeit, in der Frühbronzezeit<br />
(ca. 3200 bis 2200/1900 v. Chr.), kam<br />
es auf den agäischen Kykladeninseln zu einer<br />
kulturellen Blüte. Einer der wichtigen Grundsteine<br />
für diese Entwicklung und den Aufstieg<br />
zu Hochkulturen war der Bau der ersten Langboote,<br />
die mit ihrer höheren Ladekapazität und<br />
Reichweite unter anderem den ertragreichen<br />
Fernhandel ermöglichten.<br />
Die Steinbearbeitungsfertigkeiten der Inselbewohner<br />
fanden Ausdruck in qualitätsvollen<br />
Steingefäßen sowie in den ersten Menschendarstellungen<br />
der ägäischen Bronzezeit: den sogenannten<br />
Kykladenidolen. In der Regel in Marmor<br />
gehauen, stellen sie meist weibliche Figuren dar<br />
und wurden oft in Gräbern gefunden, wie die drei<br />
Exemplare des Grabfundes von der Insel Syros<br />
(Abb. 1) und möglicherweise die weiteren Figuren<br />
wohl von den Inseln Delos, Seriphos und<br />
Amorgos veranschaulichen. Abstrakte, schlichte,<br />
elegante Darstellungen aus weißem griechischen<br />
Marmor – dieses ist die gängige, jedoch<br />
falsche Vorstellung von diesen Figuren. In der Tat<br />
zeichnen sich die Idole durch eine klare Formensprache<br />
aus, aber sie waren nicht strahlend weiß,<br />
sondern bunt bemalt, wie Forschungen nachgewiesen<br />
haben. Im 19. Jahrhundert wurden sie als<br />
»kleine Scheusale aus Marmorsplittern« betitelt;<br />
erst durch Künstler der Moderne wie Pablo Picasso,<br />
Alexander Achipenko, Hans Arp, Costantin<br />
Brâncuşi und Henry Moore erfuhren sie Anerkennung<br />
als Werke von ewiger Schönheit.<br />
In der späten Bronzezeit im 2. Jahrtausend v.<br />
Chr. erreichte die Entwicklung in der Ägäis einen<br />
Höhepunkt mit der Entstehung der Palastkultur:<br />
Es wurden zuerst die minoischen und von diesen<br />
beeinflusst wenig später auf dem griechischen<br />
Festland, die mykenischen Paläste gebaut. Diese<br />
teilweise imposanten Anlagen waren Sitze von<br />
Fürsten, wichtige Orte für das umgebende Territorium<br />
und vereinten mehrere Funktionen; sie<br />
umfassten Handelsplätze, Werkstätten und waren<br />
auch Kultorte. Darbringung von Gaben an<br />
die Götter und Kultmahle fanden hier aber auch<br />
in Höhlen, auf Berggipfeln und in Naturheiligtümern<br />
statt, wie zum Beispiel einige vor Ort gefunden<br />
Kultgefäße (Rhyta) verdeutlichen. Diese<br />
fein bemalten Rinngefäße in verschiedenen Formen<br />
sind typisch für die minoisch-mykenische<br />
Kultpraxis und in der Schau in konischer, Stieroder<br />
in Kannenform zu bestaunen (Abb. 4). Alle<br />
sind mit einer Öffnung im Boden versehen, die<br />
für das Trankopfer (etwa Blut von einem geschlachteten<br />
Stier) bestimmt war.<br />
Einst waren die Paläste in Knossos, Phaistos<br />
auf Kreta und auf dem Peloponnes, in Mykene,<br />
Tyrins und Pylos mit prächtigen Wandmalereien<br />
geschmückt. Auch imposante Bauten und reiche<br />
Gräber im Umfeld dieser Zentren zeugen<br />
vom Reichtum der Epoche. Dazu zählen die eindrucksvollen<br />
Kuppelgräber von Mykene: Am berühmtesten<br />
ist das sogennante Schatzhaus des<br />
Atreus, ein gewaltiges Grab mit einem ca. 40 m<br />
langen Gang (Dromos), aus dessen ursprünglich<br />
farbig gefasster Vorderseite das ausgestellte<br />
Kapitellfragment stammt (Abb. 2). Möglicherweise<br />
aus den Gräbern hochrangiger Personen,<br />
die wahrscheinlich in Verbindung mit dem Palast<br />
eine wichtige Rolle spielten bzw. ein Amt<br />
bekleideten, stammen einige der akribisch fein<br />
gearbeiteten Schmuckobjekte und Siegel (Abb.<br />
3), die wohl eine kultische Bedeutung, aber auch<br />
eine rechtliche Funktion hatten.<br />
Vor allem von den Palast- und Hochkulturen<br />
des östlichen Mittelmeerraums wurden vielerlei<br />
Anregungen übernommen, wie die Schrift,<br />
die zu Wirtschafts- und Verwaltungszwecken<br />
verwendet wurde und uns in Tontafeln mit eingeritzten<br />
Zeichen überliefert ist.<br />
Die fein bemalte mykenische Keramik war<br />
nicht nur an ihren Ursprungsorten zu finden,<br />
sondern auch an vielen Orten im Mittelmeerraum.<br />
Sie wurde nach Ägypten, Zypern, Rhodos,<br />
Kleinasien und in die Levante exportiert und<br />
teilweise auch an diesen Orten produziert.<br />
Gewaltige Zerstörungen um 1200 v. Chr. markierten<br />
den Anfang vom Ende der Palastgesellschaften<br />
und der Bronzezeit in der Ägäis.<br />
Homers weltberühmte Epen, Ilias und Odyssee,<br />
reichen bis in die Spätbronzezeit zurück und<br />
erinnern an diese Ereignisse: an den Kampf um<br />
Troja und die Irrfahrten des Odysseus.<br />
Laura-Concetta Rizzotto<br />
Die Autorin ist Ausstellungskuratorin und wissenschaftliche<br />
Museumsassistentin in der Antikensammlung SMB.<br />
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Ausstellungen<br />
Abguss-Sammlung Antiker Plastik<br />
… von gestern bis morgen …<br />
Zur Geschichte der <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlung(en)<br />
13. Oktober 2012 bis 26. Mai 2013<br />
Bereits in der Antike wurden von<br />
berühmten Skulpturen Abgüsse<br />
hergestellt. Dazu nimmt man<br />
noch heute von einem originalen<br />
Kunstwerk eine oder mehrere<br />
Negativformen ab, setzt diese<br />
zusammen und gießt sie, in der<br />
Regel mit Gips, aus. So entstehen<br />
maßgleiche Reproduktionen,<br />
die in der Form mit dem Original<br />
(fast) identisch sind.<br />
Mit der seit der Renaissance<br />
aufkommenden Antikenbegeisterung<br />
spielten Gipsabgüsse erneut<br />
eine wichtige Rolle. Durch<br />
sie wurden die beliebten und begehrten<br />
antiken Skulpturen in<br />
ganz Europa verbreitet. Als Anschauungsmaterial<br />
und Studienobjekte<br />
gehörten Abgüsse von<br />
nun an zur Ausstattung der Ateliers<br />
von Bildhauern und Malern<br />
und waren Teil der großen Kunstakademien.<br />
Darüber hinaus wurden<br />
sie seit dem 16. Jahrhundert<br />
zunehmend selbst zu Sammlungs-<br />
Historischer und beschädigter<br />
Abguss der Aphrodite von<br />
Arles (Original: Paris, Louvre MA<br />
439), Abguss: Abguss-Sammlung<br />
Antiker Plastik der FU <strong>Berlin</strong>.<br />
Foto: Antonia Weiße<br />
objekten. Zur herrscherlichen Selbstdarstellung<br />
gehörte die Ausstattung der Schlösser und Gärten<br />
mit antiken Skulpturen. Da diese in Mittelund<br />
Nordeuropa nur schwer zu erwerben waren,<br />
griff man zunehmend auf Abgüsse zurück, die in<br />
diesen Fällen oft aus Bronze gegossen wurden.<br />
Sowohl in den Kunstakademien als auch in der<br />
höfischen Repräsentation wollte man teilhaben<br />
an den berühmtesten Stücken der Antike, insbesondere<br />
an den »opera nobilia« im Belvedere des<br />
Vatikan. Und dies war nur mit Abgüssen möglich.<br />
Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert steigerte sich<br />
die Abguss-Begeisterung. Viele Künstler sahen<br />
in den Gipsabgüssen eine ästhetische Qualität,<br />
die der des Originals vorzuziehen sei. Im weißen<br />
Gips lasse sich die »reine Form« besser beurteilen,<br />
die für den idealistischen Geschmack des<br />
18. und frühen 19. Jahrhunderts als Ausdruck<br />
des wahrhaft Schönen galt.<br />
Das 19. Jahrhundert erlebte einen regelrechten<br />
Abguss-Boom. Als Symbole bürgerlicher Bildung<br />
entstanden viele Privatsammlungen, und<br />
zugleich eroberten die Abgüsse auch die großen<br />
Museen. Die Gründe für die Beliebtheit änderten<br />
sich jedoch. Zunehmend weniger wegen ihres<br />
geschmacksbildenden Wertes, als vielmehr<br />
bedingt durch ein positivistisches Bemühen, die<br />
Geschichte der Skulptur möglichst vollständig<br />
in den Museen präsentieren zu können, wurden<br />
die Sammlungen an vielen Orten stark erweitert.<br />
Doch dieser Hang nach größtmöglicher Vollständigkeit<br />
»im Gips« förderte auch den Überdruss.<br />
Zwei Entwicklungen leiteten den Niedergang<br />
der Wertschätzung von Abgüssen ein: zum<br />
5 4 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Abguss-Sammlung Antiker Plastik | Ausstellungen<br />
einen die großen europäischen Ausgrabungen,<br />
durch die zahlreiche originale Skulpturen in die<br />
Museen gelangten, und zum anderen der Verlust<br />
der Vorbildhaftigkeit der Antike für die zeitgenössische<br />
Kunst, worunter weniger die Aura des<br />
Originals als das Medium des Abgusses zu leiden<br />
hatte. All dies führte in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts zunächst zur Auslagerung von<br />
Gipsabgüssen aus den großen Museen, später<br />
dann sogar zur Zerstörung ganzer Sammlungen.<br />
Besonders im Zusammenhang mit dem sich<br />
schrittweise etablierenden Fach der Klassischen<br />
Archäologie waren Abguss-Sammlungen im<br />
deutschsprachigen Raum früh auch an den Universitäten<br />
entstanden. Zahlreiche universitäre<br />
Sammlungen führen bis heute diese Tradition<br />
fort. Seit den 1970er-Jahren werden ausgehend<br />
von diesen Lehrsammlungen die Abgüsse neu<br />
entdeckt: als Arbeitsmittel für Wissenschaft,<br />
Lehre und museale Didaktik. Wissenschaftliche<br />
Themen lassen sich mit Abgüssen leichter und<br />
kostengünstiger umsetzen, ungewöhnliche Projekte,<br />
wie etwa die Konfrontation von Antike<br />
und zeitgenössischer Kunst, können mit Abgüssen<br />
spielerisch durchgeführt werden. Das Medium<br />
Abguss bietet hier viele Möglichkeiten,<br />
und vor diesem Hintergrund zeichnet sich heute<br />
ein neuer Abguss-Boom ab.<br />
Die Abguss-Sammlung Antiker Plastik der<br />
Freien Universität <strong>Berlin</strong> zeigt in der Ausstellung<br />
zentrale Etappen aus der wechselhaften Geschichte<br />
der <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlungen.<br />
Höhen und Tiefen, Verehrung und Zerstörung<br />
dieses Mediums können hier besonders gut und<br />
exemplarisch aufgezeigt werden. Gleichzeitig<br />
will die Ausstellung auf die Möglichkeiten und<br />
Chancen hinweisen, die ein Arbeiten mit Abgüssen<br />
ermöglicht. Anhand historischer und<br />
neuer Abgüsse visualisiert die Ausstellung die<br />
großen Phasen der <strong>Berlin</strong>er Abguss-Sammlungen<br />
vom späten 17. Jahrhundert bis heute:<br />
Die Akademie: Im Rahmen der Gründung der<br />
Akademie der Künste 1696 durch den späteren<br />
Abguss eines hadrianischen<br />
Tondos vom<br />
Konstantinsbogen in<br />
Rom, Abguss: Antikensammlung<br />
SMB.<br />
Foto: Antonia Weiße<br />
König Friedrich I. in Preußen wurde die erste Abguss-Sammlung<br />
in <strong>Berlin</strong> eingerichtet. Sie umfasste<br />
bereits berühmte »opera nobilia« wie den<br />
Laokoon oder den Herakles Farnese.<br />
Das Neue Museum: Nach Übergabe der Sammlung<br />
an die Königlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> waren<br />
die Abgüsse griechischer und römischer Skulpturen<br />
ab 1855 im Treppenhaus und im 1. OG des<br />
Neuen Museums zu sehen. Sie standen damit im<br />
Zentrum der <strong>Berlin</strong>er Museumslandschaft. Bald<br />
jedoch litten die Räume durch den rasanten Zugang<br />
neuer Stücke an einer Überfülle, die auch<br />
durch veränderte Aufstellungskonzepte nicht<br />
behoben werden konnte. Auch Abgüsse ägyptischer,<br />
vorderasiatischer und mittelalterlicher<br />
Skulpturen waren in den verschiedenen Abteilungen<br />
der Königlichen Museen zu sehen.<br />
Die Gipsformerei: Seit dem frühen 19. Jahrhundert<br />
etablierte sich als Teil der königlichen<br />
Museen die Gipsformerei, die im Laufe ihrer Geschichte<br />
einen Fundus von über 7000 Formen<br />
und Modellen zusammenstellen konnte.<br />
Die Universität: Geschmackswandel und<br />
Raummangel führten zu einer Verlagerung der<br />
Abgüsse aus dem Neuen Museum an die <strong>Berlin</strong>er<br />
Friedrich-Wilhelms-Universität. Ab 1921 waren<br />
die Gipse der griechisch-römischen Skulptur<br />
im Westflügel der Universität Unter den Linden<br />
großzügig ausgestellt und damit Bestandteil der<br />
akademischen Lehre im Fach der Klassischen<br />
Archäologie.<br />
Zerstörung – Wiederaufbau – Perspektive:<br />
Während und vor allem nach dem Krieg wurden<br />
unzähligeAbgüsse zerstört oder beschädigt.1977<br />
wurde in West-<strong>Berlin</strong> eine Kooperationsvereinbarung<br />
zwischen den Staatlichen Museen Preußischer<br />
Kulturbesitz und der Freien Universität<br />
<strong>Berlin</strong> zum Wiederaufbau der Abguss-Sammlung<br />
Antiker Plastik beschlossen. Seit 1988 ist die<br />
Sammlung als Museum öffentlich zugänglich<br />
und verfügt mittlerweile wieder über rund 2000<br />
Objekte. Ein Teil der alten <strong>Berlin</strong>er Sammlung ist<br />
heute unter anderem im Winckelmann-Institut<br />
der Humboldt-Universität zu sehen, der größte<br />
Teil liegt in einem Depot der Staatlichen Museen.<br />
Im Rahmen des Projektes »<strong>Berlin</strong>er Skulpturennetzwerk«<br />
konnten die Stücke in den letzten<br />
Jahren in einer Datenbank erschlossen und<br />
auf diese Weise zusammengeführt werden.<br />
Die Ausstellung wurde mit Studierenden der<br />
Klassischen Archäologie der Freien Universität<br />
erarbeitet und umgesetzt. Sie entstand in enger<br />
Kooperation von Freier Universität, Humboldt-<br />
Universität, Gipsformerei und Antikensammlung<br />
der Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong>.<br />
Nele Schröder und<br />
Lorenz Winkler-Horaček<br />
Dr. Nele Schröder ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am <strong>Berlin</strong>er Skulpturennetzwerk und am Institut für<br />
Klassische Archäologie der Freien Universität <strong>Berlin</strong>,<br />
PD Dr. Lorenz Winkler-Horaček ist Kustos der Abguss-<br />
Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität <strong>Berlin</strong><br />
und lehrt dort am Institut für Klassische Archäologie.<br />
Der Begleitband zur Ausstellung erscheint im Verlag<br />
Marie Leidorf, Rahden/Westf., ca. 330 Seiten mit zahlreichen<br />
Abbildungen.<br />
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Ausstellungen<br />
Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />
Russen und Deutsche<br />
Der Weg zur Ausstellung – Eine gemeinsame Idee<br />
6. Oktober 2012 bis 13. Januar 2013<br />
»Die Ausstellung soll die Vielfältigkeit der Beziehungen<br />
zwischen Russen und Deutschen, die vielseitigen<br />
Kontakte der beiden Nationen und deren<br />
wechselseitigen Einfluss darstellen. Die Hauptaufgabe<br />
ist es, deutsche Spuren in Russland und russische<br />
Spuren in Deutschland aufzuzeigen.« Dieser<br />
Ausschnitt aus dem erstenProtokoll der gemeinsamen<br />
deutsch-russischen Arbeitsgruppe vom<br />
März 2010 beschreibt sehr konkret die gewählte<br />
Alexej von Jawlensky,<br />
Frauenkopf, 1912. Öl<br />
auf Pappe, 61 × 51 cm.<br />
Nationalgalerie. © bpk/<br />
Nationalgalerie SMB.<br />
Foto: Jörg P. Anders<br />
Herangehensweise. Es geht um eine Spurensuche.<br />
Welche Spuren haben Deutsche in Russland<br />
und Russen in Deutschland hinterlassen<br />
Es geht nicht primär um eine Geschichte der Beziehungen<br />
zwischen den Ländern Deutschland<br />
und Russland, sondern um die Menschen dahinter,<br />
um Deutsche und Russen. Der zeitliche Rahmen<br />
wurde bereits damals »vom Jahr 1000 bis<br />
in das 20. Jahrhundert« festgelegt.<br />
Eine Ausstellung, die einen so großen zeitlichen<br />
Bogen spannt, steht schnell in der Gefahr,<br />
dass die jüngeren Abschnitte die älteren überlagern<br />
und in den Schatten stellen. Insbesondere<br />
die zahlreichen großen und häufig opulenten<br />
Objekte, die für das 18. und 19. Jahrhundert zur<br />
Verfügung stehen, können eine Ausstellung dieser<br />
Art dominieren. Daher lag ein besonderes<br />
Augenmerk auf der Darstellung der älteren Epochen,<br />
die bisher im Gegensatz zu Themen des 19.<br />
und 20. Jahrhunderts noch nicht in einer Ausstellung<br />
präsentiert worden sind.<br />
Die Moskauer Ausstellung wurde am 21. Juni<br />
2012 als eine der ersten im ehemaligen Leninmuseum<br />
in der Nähe des Roten Platzes eröffnet,<br />
das nun als Ort für große Sonderausstellungen<br />
des Historischen Museums dient. Große<br />
graue Kuben symbolisierten Häuser, in denen<br />
sich die deutsch-russischen Verbindungen abspielten.<br />
Als besonderes grafisches Element waren<br />
die Kuben mit deutschen und russischen<br />
Sprichwörtern bedruckt. Außerdem wurden große<br />
Kabinette insbesondere für Gemälde und<br />
Grafiken genutzt. Der große Saal im Obergeschoss<br />
war den herausragenden Gemälden vorbehalten<br />
und vermittelte zugleich das Thema<br />
der dynastischen Beziehungen.<br />
Für die <strong>Berlin</strong>er Ausstellung bot sich eine<br />
einmalige Chance. Da die Präsentation des Museums<br />
für Vor- und Frühgeschichte (Steinzeit–<br />
Eisenzeit) im 3. Obergeschoss nach einer zunächst<br />
temporären Aufstellung bis Frühjahr<br />
2014 als Dauerausstellung neu eingerichtet<br />
wird, steht die dritte Ebene des Neuen Museums<br />
nur dieses eine Mal für eine Sonderausstellung<br />
5 6 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Museum für Vor- und Frühgeschichte | Ausstellungen<br />
zur Verfügung. An prominenter Stelle und im<br />
Herzen der <strong>Berlin</strong>er Museumslandschaft erfährt<br />
dieses Projekt dadurch eine besondere Würdigung.<br />
Die dritte Ebene ist für die Ausstellung<br />
besonders geeignet. Die als Rundgang konzipierte<br />
Raumfolge ermöglicht eine chronologisch<br />
und thematisch stringent geführte Ausstellungskonzeption.<br />
Damit geht ein spannungsreicher<br />
Wechsel der Exponatgattungen einher,<br />
der die Aufmerksamkeit der Besucher stets aufs<br />
Neue weckt.<br />
Die Gliederung ist zugleich eine Einladung,<br />
über die wichtigsten Städte einen Zugang zur<br />
russischen Geschichte zu finden. Die Zeit bis um<br />
1800 ist in drei Abteilungen aufgeteilt: Nowgorod<br />
steht für die hoch- und spätmittelalterlichen<br />
Handelskontakte, Moskau für das aufstrebende<br />
Zarenreich, Petersburg für die Hinwendung<br />
Russlands zu Europa am Beginn des<br />
18. Jahrhunderts.<br />
Mit der Wahl der Städte ist auch ein Wechsel<br />
der Objektarten verbunden. Im Nowgoroder<br />
Raum dominieren archäologische Funde und<br />
das herausragende Gestühl der Rigafahrer aus<br />
der Stralsunder Nicolaikirche. Bei Moskau binden<br />
die Werke der Goldschmiedekunst die Aufmerksamkeit,<br />
die als diplomatische Geschenke<br />
in die Schatzkammern des Kreml gelangt sind.<br />
Der folgende große Saal ist St. Petersburg und<br />
den intensiven Verbindungen im 18. Jahrhundert<br />
gewidmet. Schwerpunkte bilden dabei in der<br />
Zeit Peters des Großen die Forschungsreisen<br />
und die Gründung der Akademie der Wissenschaften<br />
sowie die Gemälde aus den von Katharina<br />
der Großen erworbenen Kunstsammlungen,<br />
die den Grundstock der Sammlungen<br />
der Petersburger Eremitage bilden.<br />
Um wie vieles schwieriger ist es, die Beziehungen<br />
im 19. Jahrhundert darzustellen! Die Zahl<br />
und Vielfalt von Verbindungen und Exponaten<br />
nimmt dramatisch zu, eine lineare Erzählung erscheint<br />
nicht mehr möglich. Daher ist hier das<br />
Raumbild anders gewählt worden. Drei bankartige<br />
Einbauten gliedern längs den Raum. Ihnen<br />
sind Oberthemen zugeordnet: »Politik und<br />
Gesellschaft«, »Wirtschaft und Wissenschaft«,<br />
»Kunst und Kultur«.<br />
Die Besucher sind frei in der Wahl ihrer Zugänge,<br />
Durchlässe in den Bänken ermöglichen<br />
Fjodor S. Rokotow,<br />
Katharina im Zarenornat,<br />
1770, Öl auf<br />
Leinwand, 264 × 198 cm.<br />
Staatliches Historisches<br />
Museum Moskau.<br />
© bpk/Staatliches<br />
Historisches Museum<br />
Moskau. Foto: Alfredo<br />
Dagli Orti<br />
den Wechsel von einem Erzählstrang zum anderen<br />
und zeigen, wie verwoben die vielen Entwicklungslinien<br />
miteinander sind. Hier sei nur<br />
ein zunächst unscheinbares und kaum fingernagelgroßes<br />
Exponat genannt. Es ist der noch<br />
heute in <strong>Berlin</strong> im Naturkundemuseum bewahrte<br />
Diamant, den der russische Kaiser aus Dank<br />
für die Forschungen im Ural an Alexander von<br />
Humboldt sandte.<br />
Die Zäsur<br />
Wie ein Keil ragt eine schräg gestellte, spitze,<br />
metallisch beschlagene Wand in den Raum. Sie<br />
unterbricht die bisherigen Verbindungsstränge.<br />
Die Architektur deutet die große Zäsur in<br />
den deutsch-russischen Beziehungen an, die der<br />
Erste Weltkrieg und die Revolution bedeuten.<br />
Der im öffentlichen Bewusstsein viel präsentere<br />
Zweite Weltkrieg verdrängt häufig die Erinnerung<br />
an diesen folgenreichen Krieg und die folgende<br />
kurze Zwischenkriegszeit, in der keine<br />
stabilen Strukturen entstehen konnten. Der zunehmende<br />
Terror unter Stalin in Russland und<br />
die nationalsozialistische Machtübernahme in<br />
Deutschland führten direkt in die nächste Katastrophe.<br />
Der Hitler-Stalin Pakt und das geheime<br />
Zusatzprotokoll dokumentieren in der Ausstellung<br />
die Verbindung der beiden Diktatoren,<br />
bis mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion<br />
die schrecklichste Phase der Deutsch-Russischen<br />
Geschichte begann.<br />
Der Krieg<br />
Wie kann man sich diesen vier Jahren, in denen<br />
25–30 Millionen Einwohner der Sowjetunion und<br />
fünf Millionen Deutsche im Osten ums Leben<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 5 7
Ausstellungen | Museum für Vor-und Frühgeschichte<br />
kamen, in einer Ausstellung annähern, ohne vor<br />
dem Grauen zurückzuschrecken oder dem Banalen<br />
zu erliegen Wir haben uns für eine fotografische<br />
Annäherung entschieden, die Raum<br />
für eigene Gedanken lässt. Der Fotograf Volker<br />
Kreidler ist im Herbst und Winter 2011/12 an<br />
die Orte gefahren, an denen der Krieg besonders<br />
heftig geführt wurde und Unvorstellbares<br />
geschah. Anhand der Karten der Frontverläufe<br />
hat er Stellen bei Petersburg, Stalingrad, Kursk,<br />
Nowgorod und auf den Seelower Höhen aufgesucht.<br />
Es sind Ansichten von heute. 70 Jahren liegen<br />
zwischen heute und dem Krieg. Das zeigen<br />
die Aufnahmen deutlich, aber sie lassen erahnen,<br />
dass unter der scheinbar so normalen Oberfläche<br />
der Krieg seine Spuren hinterlassen hat.<br />
Vom Kalten Krieg zur Perestroika<br />
Die Besucher werden in diesem Raum erst am<br />
Ende wieder auf Exponate stoßen. Der Schritt<br />
in die Gegenwart soll mit anderen Medien gelingen.<br />
So wird auch deutlich, dass die Besucher<br />
sich immer stärker der, je nach Lebensalter, selber<br />
bereits erlebten Geschichte annähern und<br />
selber zu einem Bestandteil der Beziehungen<br />
zwischen Deutschen und Russen werden.<br />
Uns hat die Frage geleitet, wie das Bild des<br />
jeweils anderen sich nach dem Krieg in der individuellen<br />
und in der kollektiven Wahrnehmung<br />
herausgebildet hat. Der Krieg hat viele Menschen<br />
in das andere Land verschlagen, als Soldaten,Kriegsgefangene<br />
und Zwangsarbeiter.Die<br />
Erzählungen der Rückkehrer prägten die Wahrnehmung<br />
des jeweils anderen für lange Zeit.<br />
Die Geschichte des Russlandbildes im geteilten<br />
Deutschland ist komplex. Eigentlich werden<br />
hier zwei Beziehungen erzählt. Das Bild der verordneten<br />
Deutsch-Sowjetischen Freundschaft<br />
in der DDR, die doch so oft eine leere Phrase<br />
blieb, und die Bedrohung aus dem Osten, die im<br />
Westen mit der Sowjetunion verbunden wurde.<br />
Trotzdem blieb eine Sehnsucht nach russischer<br />
Kultur und nach russischer Landschaft erhalten;<br />
dies zeigt sich im neuen Medium Fernsehen.<br />
Ausschnitte aus Ost- und Westprogrammen rufen<br />
sicher bei vielen Besuchern wieder Erinnerungen<br />
wach.<br />
Der nächste Abschnitt führt uns in die Gegenwart.<br />
Deutsche, die in Russland leben, und<br />
Russen, die in Deutschland wohnen, schildern<br />
ihre Eindrücke vom Gastland. Deutsche und Russen<br />
– so die Botschaft – bleiben miteinander<br />
verbunden.<br />
Die letzte Einheit führt zurück zu den Objekten<br />
und zeigt, dass der Umgang mit den Kriegsfolgen<br />
auch heute noch eine Rolle im Verhältnis<br />
zwischen Deutschen und Russen spielt. Es geht<br />
dabei sowohl um deutsches Engagement beim<br />
Lorenz I. Biller,<br />
Schauplatte<br />
»Gefangene<br />
Türken«, 1683/84.<br />
Silber, teilvergoldet,<br />
93 × 78 cm. Staatliches<br />
Kulturhistorisches<br />
Museumsreservat<br />
Moskauer<br />
Kreml (Moskau).<br />
Foto: S. Baranow<br />
Rahmen aus Bernstein mit der Kopie des Halbedelsteinmosaiks<br />
»Geschmack«, 2008. Bernstein,<br />
Halbedelstein, 142,5 × 116,5 cm. Bernsteinwerkstatt<br />
Zarskoe Selo (Puschkin)<br />
Wiederaufbau kriegszerstörter Denkmäler als<br />
auch um das große Thema der Beutekunst. Insofern<br />
steht das einzige erhaltene Mosaik aus<br />
dem Bernsteinzimmer geradezu symbolhaft am<br />
Ende des Rundgangs.<br />
Die Geschichte der Deutschen und Russen,<br />
das zeigt diese Ausstellung, ist eine Geschichte<br />
intensiver Kontakte und anhaltender Freundschaften<br />
und gleichzeitig auch enormer Konflikte<br />
und Konkurrenzen. Es ist vor allem aber eine<br />
Geschichte, die stets von einer Faszination und<br />
gegenseitigen Anziehungskraft geprägt war.<br />
Kaufleute und Händler, Prinzen und Zarinnen,<br />
Diplomaten und Handwerker, Generäle und Industrielle,<br />
Revolutionäre und Reaktionäre, Maler<br />
und Architekten, Schauspieler und Dichter,<br />
sie alle haben Zeugnisse dieser Faszination hinterlassen,<br />
von denen einige hier wirken können.<br />
Matthias Wemhoff<br />
Der Autor ist Direktor des Museums für Vor- und<br />
Frühgeschichte SMB.<br />
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Ausstellungen<br />
Bode-Museum<br />
Klage um einen verstorbenen Prinzen<br />
Die Pleurants vom Grabmal des Herzogs<br />
Jean sans Peur in Dijon<br />
27. September 2012 bis 3. Februar 2013<br />
Das Musée des Beaux-Arts in<br />
Dijon, das zurzeit wegen Sanierungsarbeiten<br />
in Teilen geschlossen<br />
ist, hat großzügigerweise<br />
einen seiner Schätze auf Reisen<br />
geschickt: Die »Pleurants« (Klagefiguren)<br />
vom Grabmal des Herzogs<br />
von Burgund, Johann Ohnefurcht.<br />
Es sind 37 Alabasterfiguren,<br />
die der Hofbildhauer Juan de<br />
la Huerta zwischen 1443 und 1456<br />
anfertigte. Jede Figur ist etwa<br />
40 cm hoch und verkörpert ein<br />
Mitglied der spätmittelalterlichen<br />
Gesellschaft in individueller<br />
Trauerhaltung.Die Pleurants zählen<br />
zu den überragenden Werken<br />
spätmittelalterlicher Plastik.<br />
Nachdem die Skulpturen in verschiedenen<br />
amerikanischen Museen<br />
ausgestellt waren, gibt es<br />
jetzt die besondere Gelegenheit,<br />
sie an drei Orten in Europa zu sehen.<br />
Kürzlich waren sie im Memling-Museum<br />
in Brügge ausgestellt,<br />
und jetzt kann man sie im<br />
Bode-Museum bewundern. Nach<br />
einem letzten Aufenthalt im Musée<br />
de Cluny in Paris werden die<br />
Skulpturen wieder in das Grabmal<br />
von Johann Ohnefurcht integriert.<br />
Im 15. Jahrhundert zählte das<br />
Herzogtum Burgund, das sich<br />
von der Gegend um Dijon bis<br />
zur Nordsee erstreckte, zu den<br />
mächtigsten Staaten Europas.<br />
Herzog Philipp II. der Kühne (reg.<br />
1363–1404) aus dem Haus Valois<br />
hatte das Territorium 1363 von<br />
seinem Vater König Johann II.<br />
von Frankreich zugewiesen bekommen.<br />
Seine Nachfolger Johann<br />
Ohnefurcht (reg. 1404–<br />
1419), Philipp III. der Gute (reg.<br />
1419–1467) und Karl der Kühne<br />
(reg. 1467–1477) wussten das<br />
Herzogtum durch Eheschließungen,<br />
Erbfolgen und militärische<br />
Unternehmungen stets zu erweitern.<br />
Besonders der Besitz<br />
der flämischen Städte trug zu<br />
dem enormen Reichtum der Herzöge<br />
bei. In Ihrer Prachtentfaltung<br />
waren die burgundischen<br />
Herzöge unübertroffen, und das<br />
sowohl zu Lebzeiten als auch in<br />
den Denkmälern, die die Erinnerung<br />
an sie auch nach ihrem<br />
Tod bewahren sollten.<br />
Um eine angemessene Grabstätte<br />
für seine neue Dynastie<br />
zu schaffen, stiftete Philipp der<br />
Kühne 1377 die Kartause von<br />
Champmol auf einem westlich<br />
der Stadt Dijon gelegenen Gelände.<br />
Im Laufe eines Jahrhunderts<br />
wurde dort ein Klosterkomplex<br />
errichtet und ausgestattet,<br />
der zu einem Gesamtkunstwerk<br />
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Ausstellungen | Bode-Museum<br />
wurde, an dem die bedeutendsten Architekten,<br />
Bildhauer, Maler und Goldschmiede ihrer Zeit<br />
arbeiteten. 1381 beauftragte Philipp der Kühne<br />
seinen Hofbildhauer, Jean de Marville, ein Grabmal<br />
»aus Alabaster« zu fertigen. Die Arbeiten<br />
verzögerten sich über 30 Jahre. 1389 wurde die<br />
Leitung Claus Sluter übertragen, dem genialen<br />
Bildhauer aus Haarlem, der gleichzeitig an dem<br />
Figurenschmuck des Portals der Kartause sowie<br />
an dem großen Kreuz im Hauptkreuzgang, das<br />
heute als Mosesbrunnen bekannt ist, arbeitete.<br />
Als der Herzog im Jahre 1404 starb, waren nur<br />
das architektonische Rahmenwerk des Grabmals<br />
und zwei Pleurants fertig. Zwei Jahre später<br />
verstarb auch Claus Sluter, und so übernahm<br />
sein Neffe Claus de Werve die Arbeit. Er vollendete<br />
die Pleurants und schuf den »Gisant« (die<br />
Figur des Liegenden) des Herzogs. 1410 wurde<br />
das Grabmal im Chor der Kartause errichtet.<br />
Direkt darauf äußerte Herzog Johann Ohnefurcht<br />
den Wunsch, »für sich ein Grabmal ähnlich<br />
dem seines verstorbenen Vaters« errichten<br />
zu lassen. Aber erst 1435, 16 Jahre nach dem Tod<br />
Johanns, beauftragte sein Sohn, Philipp der Gute,<br />
Claus de Werve mit der Ausführung, der aber<br />
1439 starb, ohne das Projekt vorangetrieben zu<br />
haben. 1443 wurde endlich ein Vertrag mit dem<br />
spanischen Bildhauer Juan de la Huerta geschlossen.<br />
Das Grabmal für Johann Ohnefurcht sollte<br />
»genauso gut oder besser« sein als das Philipps<br />
des Kühnen. 1456 verließ Juan de la Huerta Dijon,<br />
und ein Jahr später wurden die fertigen Teile des<br />
Monuments – darunter die Pleurants – zur Kartause<br />
von Champmol gebracht. Von 1466 bis<br />
1469 vollendete der Bildhauer Antoine le Moiturier<br />
die Gisants und die Arkaden. Das Grabmal<br />
Johann Ohnefurchts wurde schließlich 1470 im<br />
Chor der Kartause von Champmol hinter dem<br />
seines Vaters aufgebaut.<br />
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Bode-Museum | Ausstellungen<br />
Jean de la Huerta, vier Pleurants<br />
aus dem Grab von Johann Ohnefurcht,<br />
1443–70, Alabaster, Musée des Beaux-Arts,<br />
Dijon. Foto: François Jay, Dijon<br />
sieht, während die Pleurants auf unserer Augenhöhe<br />
stehen. Darüber hinaus sind sie nicht als<br />
Relieffiguren, sondern vollplastisch konzipiert<br />
und laufen durch reich verzierte Arkaden, wie<br />
durch einen Kreuzgang. Diese Konzeption, die<br />
die dreidimensionale Wirkung der Figuren so<br />
sehr hervorhebt, geht wahrscheinlich auf Claus<br />
Sluter zurück.<br />
Bei den 37 männlichen Figuren in dieser Ausstellung<br />
dominieren Kleriker. Die Prozession<br />
wird am Kopfende von Chorknaben und Diakonen<br />
eröffnet, dann folgen ein Bischof und vier<br />
Vorsänger. Die folgenden Klagenden sind hauptsächlich<br />
Karthäusermönche, die an ihrer breiten<br />
Kapuze erkennbar sind, dazwischen einige Laien.<br />
Der Ablauf bleibt durch die Variationen und<br />
den ausgewogenen Rhythmus der Figuren spannungsvoll.<br />
Erstaunlich ist es, wie jede Figur eine<br />
individuelle Haltung und einen eigenen Gemütszustand<br />
zeigt – allerdings handelt es sich<br />
hier nicht um Porträts. Die Figuren drücken ihre<br />
Trauer durch ihre Gestik und die komplexe Anordnungen<br />
ihrer Draperien aus. Einige der beeindruckendsten<br />
Figuren sind diejenigen, deren<br />
Gesichter ganz hinter ihrer Kapuze versteckt<br />
sind. Obwohl die Pleurants in einen konkreten<br />
historischen Kontext gehören, sind sie für die<br />
heutigen Betrachter immer noch besonders ergreifend.<br />
Da die Trauer zu den universellen und<br />
bestürzendsten Emotionen zählt, erkennen wir<br />
uns in den Pleurants des Grabmals Johann Ohnefurchts<br />
wieder und werden an Zeiten erinnert,<br />
in denen wir am verwundbarsten waren.<br />
Das ikonografische Programm des Grabmals<br />
Johann Ohnefurchts folgt dem des Monuments<br />
seinesVaters getreu,mit dem einenUnterschied,<br />
dass Philip allein, während Johann zusammen<br />
mit seiner Gemahlin Margarete von Bayern dargestellt<br />
ist. Die Anwesenheit von Pleurants –<br />
Mitglieder der Gesellschaft, die um den Verlust<br />
des Verstorbenen trauern und für sein Seelenheil<br />
beten – auf Grabmälern hat eine lange Tradition.<br />
Beispiele dafür gibt es bereits Mitte des<br />
13. Jahrhunderts in der Abtei Saint Denis nördlich<br />
von Paris. Was aber bei den beiden Grabmälern<br />
der burgundischen Herzöge völlig neu ist,<br />
ist die Tatsache, dass die Pleurants nicht mehr<br />
als Relieffiguren eine Nebenrolle spielen, sondern<br />
zum Hauptteil des Figurenschmucks geworden<br />
sind. Die Grabmäler sind so hoch, dass<br />
man die Gisants nur im Profil, etwas von unten,<br />
Julien Chapuis<br />
Der Autor ist Leiter der Skulpturensammlung und des<br />
Museums für Byzantinische Kunst SMB.<br />
Die Ausstellung wurde vom Musée des Beaux-Arts Dijon<br />
mit Unterstützung von Frame und in Kooperation mit<br />
der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische<br />
Kunst, den Musea Brugge und dem Musée National<br />
du Moyen-Âge, Paris, organisiert. Mit Unterstützung<br />
von Museum und Location.<br />
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: Sophie Jugie,<br />
»Die Pleurants. Die Klagefiguren an der Grabmälern der<br />
Burgundischen Herzöge«, Uitgeverij Lannoo, 128 Seiten,<br />
175 Farbabbildungen, 29,99 €.<br />
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Ausstellungen<br />
Centrum Judaicum<br />
Mädchenhandel zwischen 1860 und 1930<br />
Ein unbekanntes Kapitel Auswanderungsgeschichte<br />
19. August bis 30. Dezember 2012<br />
Marie Haase ist um 1840 in <strong>Berlin</strong> geboren. Rund<br />
20 Jahre später verschlägt es die junge Frau in<br />
ein Bordell in Hamburg, und dort unterbreitet<br />
ein älterer Kaufmann ihr eines Tages ein verlockendes<br />
Angebot: Er könne ihr eine Stelle in einem<br />
»Weingeschäft« in St. Petersburg verschaffen.<br />
Marie Haase ist einverstanden. Über Lübeck<br />
reist sie in Begleitung des Kaufmannes Tröger<br />
mit dem Schiff nach St. Petersburg.<br />
Es kommt wie es kommen musste: Kaum angekommen,<br />
stellt die 21-Jährige fest, dass sie<br />
wieder in einem Bordell gelandet ist – und dort<br />
geht es schlimmer zu als in Hamburg. Doch an<br />
eine Rückkehr nach Deutschland ist nicht zu<br />
denken, sie ist bei Tröger unter anderem durch<br />
die Reisekosten hoch verschuldet. Und sogar<br />
die russische Polizei will sie dazu zwingen, im<br />
Bordell zu bleiben. Hilfe findet sie schließlich in<br />
der preußischen Vertretung in St. Petersburg:<br />
Deren Gesandter heißt Otto von Bismarck. Noch<br />
im selben Jahr, 1862, wird er aus der russischen<br />
Hauptstadt nach <strong>Berlin</strong> berufen und dort zum<br />
preußischen Ministerpräsidenten ernannt.<br />
Bismarck wusste schon damals, dass Marie<br />
Haase kein Einzelfall war. Doch bis heute gehört<br />
der Handel, der mit jungen Frauen aus Preußen<br />
in russische Bordelle getrieben wurde, zu den<br />
unbekanntesten Kapiteln einer ohnehin unbekannten<br />
Geschichte. 1894 griff August Bebel<br />
diese »Menschentransporte zu Lustzwecken« von<br />
Frauen aus Österreich-Ungarn und Preußen<br />
nach Russland in einer Rede im Reichstag noch<br />
einmal auf. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte der<br />
Mädchenhandel bereits andere Richtungen genommen:<br />
Aus Mittel- und Osteuropa ging es vor<br />
allem nach Nord- und Südamerika. Manche der<br />
jungen Frauen wurden durch märchenhafte Versprechungen<br />
verführt, andere hofften zumindest<br />
vage auf ein besseres Leben in Übersee, wieder<br />
andere wussten genau, was sie erwartete.<br />
Diesem Kapitel der Auswanderungsgeschichte,<br />
aber auch der jüdischen Sozialgeschichte,<br />
widmet sich eine gemeinsame Ausstellung des<br />
<strong>Berlin</strong>er Centrum Judaicum und des Deutschen<br />
Auswandererhauses Bremerhaven. Ziel ist es,<br />
den Lebensgeschichten der Mädchen und Frau-<br />
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Centrum Judaicum | Ausstellungen<br />
von links nach rechts:<br />
Gelber Schein, offiziell<br />
»Medizinisches Billet«,<br />
für Julia Mendik, St. Petersburg 1875.<br />
© Staatliches Historisches Archiv,<br />
St. Petersburg<br />
Innenseiten eines<br />
Gelben Scheins, 1894.<br />
© Staatliches Historisches Archiv,<br />
St. Petersburg<br />
Rosa Nelken mit zwei Männern,<br />
auf der Reise von Lemberg nach<br />
New York, um 1920. © UNOG Library,<br />
League of Nations Archive<br />
en, ihrem sozialen Hintergrund, ihren Motiven,<br />
Hoffnungen und Ängsten möglichst nahezukommen.<br />
Denn während die Aktivitäten diverser<br />
Komitees, die sich um 1900 zur »Bekämpfung<br />
des Mädchenhandels« bildeten, zumindest umfangreich<br />
dokumentiert sind, weiß man über<br />
die Lebensrealität ihrer Zielgruppe bis heute<br />
sehr wenig.<br />
Ein Dutzend Lebensschicksale, die für <strong>Berlin</strong><br />
und Bremerhaven jeweils unterschiedlich ausgewählt<br />
sind, stehen im Zentrum der Ausstellung.<br />
Da geht es zum Beispiel um die 18-jährige<br />
Dorothea Louise Ludwig, die 1864 aus Hessen als<br />
Tanzmädchen nach Kalifornien ging. Von den<br />
1000 Gulden »Kaufpreis«, der an ihre Eltern entrichtet<br />
wurde, bezahlten diese ihre Schulden.<br />
Oder um Sophia Chamys: Sie wurde ihrem Vater<br />
als 13-Jährige in Warschau »abgekauft«, um als<br />
Dienstmädchen nach Łódź zu gehen – wenige<br />
Monate später befand sie sich in einem Bordell<br />
in Buenos Aires. Fani Wajner und Liza Kowal<br />
schrieben 1906 einen erschütternden, im Original<br />
erhaltenen Brief aus Bombay: Aus Lemberg<br />
waren sie über Rio de Janeiro bis nach Indien verschleppt<br />
worden. Meta Stecher wiederum reiste<br />
als 14-Jährige aus Bremerhaven auf einem Passagierdampfer<br />
ganz allein nach New York. Anderthalb<br />
Jahre später wurde sie dort krank und völlig<br />
erschöpft aufgefunden: Mehrere Männer hatten<br />
sie vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen.<br />
Meist sind nur wenige Fragmente dieser Lebensgeschichten<br />
erhalten. Das Ausstellungsteam<br />
fand sie in Archiven unter anderem in <strong>Berlin</strong>,<br />
Buenos Aires, Genf, Odessa, Wien und St. Petersburg.<br />
»Der Gelbe Schein« – so der Titel der<br />
Ausstellung – steht für einen besonderen Aspekt<br />
der Lebensrealität dieser Mädchen und<br />
Frauen: Im vorrevolutionären Russland mussten<br />
Frauen, die der Prostitution nachgingen, einen<br />
solchen Ausweis beantragen oder bekamen ihn<br />
polizeilich aufgezwungen. Im Tausch dafür hatten<br />
sie ihre Personalpapiere abzugeben und verloren<br />
ihre bürgerliche Identität. Ein Rücktausch<br />
war fast unmöglich. Den Prostituierten wurden<br />
bestimmte Verhaltensmaßregeln und häufige<br />
medizinische Kontrollen auferlegt, jedoch eine<br />
gewisse Freiheit bei der Wahl ihres Wohnortes<br />
zugestanden. Für jüdische Frauen in Russland<br />
bildete dieser »Gelbe Schein« fast die einzige<br />
legale Möglichkeit, aus dem Ansiedlungsrayon<br />
für Juden in Großstädte wie Moskau oder St. Petersburg<br />
umzuziehen. Laut zeitgenössischen Berichten<br />
sollen Tausende jüdischer Frauen den<br />
»Gelben Schein« und ständige Gesundheitskontrollen<br />
auf sich genommen haben, ohne je<br />
als Prostituierte zu arbeiten. Das Sujet wurde<br />
vom jiddischen Theater um 1910 und in der Folge<br />
auch in verschiedenen internationalen Spielfilmen<br />
aufgegriffen. Nach aufwendigen Recherchen<br />
hat das Ausstellungsteam mehrere Exemplare<br />
des »Gelben Scheins« in einem Archiv in<br />
St. Petersburg gefunden; in der Ausstellung werden<br />
sie jetzt erstmals gezeigt.<br />
Nicht alle Lebensgeschichten, die in der<br />
Schau und dem zeitgleich erscheinenden Begleitband<br />
thematisiert werden, handeln von jüdischen<br />
Frauen, und nicht alle spielen in Russland.<br />
Gemeinsam aber ist allen, dass die Frauen<br />
der Armut und Ausweglosigkeit ihrer Lebenssituation<br />
nur entkommen konnten, indem sie<br />
neue Ausgrenzung auf sich nahmen. Sie mussten<br />
sich von ihrem vertrauten Umfeld, von den<br />
dort geltenden Werten und Moralvorstellung<br />
trennen und zogen oft um die halbe Welt. Manchen<br />
von ihnen gelang nach ein paar Jahren im<br />
Sexgewerbe der Ausstieg in ein ganz normales<br />
Familienleben. Manche wurden als Unternehmerinnen<br />
im Rotlichtmilieu reich. Doch die Umstände,<br />
unter denen ihre Lebenswege verliefen,<br />
sind bis heute so tabuisiert, dass es so gut wie<br />
keine mündliche oder private Überlieferung<br />
dazu gibt.<br />
So wirft die Ausstellung ganz bewusst mehr<br />
Fragen auf, als sie beantworten kann. Die von<br />
Andreas Heller Architects and Designers (Hamburg)<br />
gestaltete Schau lädt dazu ein, die großformatigen<br />
Porträts der Mädchen und Frauen<br />
auf sich wirken zu lassen, in Briefen, Polizeiprotokollen<br />
und alten Zeitungsartikeln zu lesen,<br />
Audiodokumente zu hören und in zehn Dossiers<br />
mehr über die Hintergründe des Mädchenhandels<br />
um 1900 zu erfahren. Eine filmische Installation<br />
des in <strong>Berlin</strong> lebenden, argentinischen<br />
Regisseurs und Filmemachers Ciro Cappellari<br />
stimmt mit Bildern aus dem heutigen Buenos<br />
Aires und Odessa auf die Beschäftigung mit einem<br />
vergessenen Aspekt der Zeitgeschichte<br />
ein – der überraschend aktuell wirkt.<br />
Irene Stratenwerth<br />
Irene Stratenwerth lebt als Journalistin, Autorin und<br />
Ausstellungskuratorin in Hamburg. Zuletzt erschien ihr<br />
Kriminalroman »Im wilden Osten dieser Stadt« (Rowohlt<br />
2012). Für die Stiftung Neue Synagoge – Centrum Judaicum<br />
realisierte sie seit 2001 mehrere große Ausstellungen,<br />
darunter »Wo ist Lemberg« im Jahr 2007.<br />
»Der Gelbe Schein. Mädchenhandel 1860 bis 1930«<br />
ist eine gemeinsame Ausstellung der Stiftung Neue<br />
Synagoge <strong>Berlin</strong> – Centrum Judaicum und des Deutschen<br />
Auswandererhauses Bremerhaven, ermöglicht durch die<br />
Kulturstiftung des Bundes. Es erscheint eine gleichnamige<br />
Publikation, hg. von Simone Eick und Hermann<br />
Simon, edition DAH, zum Preis von 14,80 €.<br />
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Ausstellungen<br />
Aktives Museum in der Akademie der Künste am Pariser Platz<br />
Letzte Zuflucht Mexiko<br />
Gilberto Bosques und das deutschsprachige Exil nach 1939<br />
3. Dezember 2012 bis 14. April 2013<br />
»Fremdes Land, wo nichts mir angehört,<br />
Weder Haus noch Baum noch Vogelnest.<br />
Land, dem ich wie Strangut angeschwemmt.<br />
[…]<br />
Für das Land, das wahllos mich verstieß,<br />
Tausche ich Dich ein, Du Paradies.«1<br />
Diese Zeilen stammen aus einen Gedicht von<br />
Paul Mayer mit dem Titel »Dank an Mexico«, das<br />
1943 in der New Yorker Emigrantenzeitschrift<br />
»Aufbau« veröffentlicht wurde. Der Autor und<br />
Verleger Paul Mayer (1889–1970) gehörte zu den<br />
etwa Tausend deutschsprachigen Emigranten,<br />
die zwischen 1933 und 1945 in Mexiko Zuflucht<br />
fanden. Das Aktive Museum bereitet in Kooperation<br />
mit der Akademie der Künste <strong>Berlin</strong>, dem Iberoamerikanischen<br />
Institut <strong>Berlin</strong> und dem Instituto<br />
deInvestigaciones Interculturales Germano-<br />
Mexicanas eine Ausstellung vor, die sich exemplarisch<br />
mit der Geschichte von <strong>Berlin</strong>er Emigrantinnen<br />
und Emigranten in Mexiko befasst.<br />
Ähnlich wie Varian Fry, dessen Arbeit als<br />
Fluchthelfer Tausender Emigranten eine Ausstellung<br />
des Aktiven Museums 2006 ebenfalls<br />
in der Akademie der Künste dokumentierte, hat<br />
der mexikanische Generalkonsul jener Jahre,<br />
Gilberto Bosques, ab 1939 zunächst in Paris und<br />
dann von 1940 bis 1942 in Marseille durch die<br />
Erteilung von Visa vielen deutschen und österreichischen<br />
Emigranten noch in letzter Sekunde<br />
das Leben gerettet. Unter ihnen waren zahlreiche<br />
Mitglieder der Akademie der Künste sowie<br />
Künstler und Schriftsteller, deren Nachlässe im<br />
dortigen Archiv bewahrt werden. Zu ihnen gehören<br />
unter anderem Hanns Eisler, Egon Erwin<br />
Kisch, Rudolf Leonhard, Anna Seghers, Steffie<br />
Spira und Paul Westheim.<br />
»Dieses Mexiko hat<br />
einfach die Tür aufgemacht …«2<br />
MexikosAußenpolitik in den1930er-Jahren zeichnete<br />
sich durch eine konsequent antinazistische<br />
Haltung aus: So verweigerte das Land 1938 dem<br />
»Anschluss« Österreichs die Anerkennung und<br />
protestierte 1939 vor dem Völkerbund gegen<br />
die Zerschlagung der Tschechoslowakei. Im Juni<br />
1938 erklärte der mexikanische Präsident Lázaro<br />
Cárdenas die Bereitschaft seines Landes, den<br />
politischen Flüchtlingen vor der nationalsozialistischen<br />
Verfolgung in Europa die Tore zu öffnen.<br />
Waren es zunächst insbesondere die rund<br />
15 000 republikanischen Spanienkämpfer, denen<br />
die Regierung Mexikos zur Befreiung aus der Internierung<br />
in Frankreich und zur Ausreise aus<br />
Europa verhalf, so kamen bald auch zahlreiche<br />
deutschsprachige Emigranten hinzu, die noch<br />
in der Region Marseille festsaßen. Viele von ihnen<br />
hatten in den Internationalen Brigaden der<br />
Spanischen Republik gekämpft und waren nach<br />
deren Niederschlagung ebenfalls in Frankreich<br />
interniert worden. Aufgrund einer ersten Liste<br />
wies Präsident Cárdenas am 9. September 1940<br />
den mexikanischen Generalkonsul Gilberto Bosques<br />
in Marseille an, für zwanzig prominente<br />
deutsche politische Flüchtlinge und ihre Familienangehörigen<br />
Visa zu erteilen. Zu dieser ersten<br />
Gruppe gehörten neben Anna Seghers unter anderem<br />
die Schriftsteller Franz Werfel, Alfred Döblin,<br />
Walter Mehring und Emil Julius Gumpel sowie<br />
die Mutter von Hermann Kesten. Nicht alle<br />
Genannten gingen dann auch nach Mexiko, aber<br />
das Visum ermöglichte ihnen angesichts des<br />
Vormarsches der deutschen Wehrmacht und der<br />
drohenden Besetzung des zunächst noch freien<br />
Süden Frankreichs die Ausreise. Mexiko wurde<br />
so zu einem der letzten Auswege aus Europa.<br />
Von 1940 bis 1942 wurde Gilberto Bosques<br />
Teil eines Netzwerkes von Hilfsorganisationen<br />
in Marseille. Zur Unterbringung der Flüchtlinge<br />
mietete er zwei Schlösser in Reynarde und<br />
Montgrand, sorgte für Lebensmittel, medizinische<br />
Versorgung und juristische Beratung und<br />
organisierte eine Arbeitsvermittlung bis zur<br />
Ausreise. Nach der deutschen Besetzung Südfrankreichs<br />
und der Schließung des Konsulats<br />
Ende 1942 wurde Gilberto Bosques selbst nach<br />
Deutschland deportiert und über ein Jahr im<br />
»Rheinhotel Dreesen« in Bad Godesberg interniert.<br />
Bei seiner Rückkehr nach Mexiko bereiteten<br />
ihm die noch dort lebenden deutschen Emigranten<br />
einen begeisterten Empfang.<br />
»Dies ist ein Land, in dem<br />
ein Kunstmensch leben kann.«3<br />
Es waren vor allem die politisch Verfolgten unterschiedlichster<br />
Gruppierungen, unter ihnen<br />
viele Schriftsteller und Künstler, die in Mexiko<br />
eine neue politische Heimat suchten. Anders<br />
als in den meisten Exilländern war es in Mexiko<br />
nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht,<br />
dass sich die aufgenommenen Flüchtlinge poli-<br />
6 4 |<br />
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Aktives Museum in der Akademie der Künste am Pariser Platz | Ausstellungen<br />
tisch engagierten. So entstanden zahlreiche Zirkel<br />
und Organisationen wie der »Heinrich-Heine-Club«<br />
oder die »Bewegung Freies Deutschland«<br />
mit der gleichnamigen Zeitschrift »Freies<br />
Deutschland« und der Verlag »El Libro Libre«<br />
(das freie Buch). Wie unter einem Brennglas eskalierten<br />
in Mexiko folglich auch die politischen<br />
Konflikte untereinander, nachdem die von Moskau<br />
abhängigen KPD-Mitglieder versuchten, in<br />
den Exil-Organisationen die Oberhand zu gewinnen.<br />
»Wir kamen nach Mexiko mit<br />
den Ideen Humboldts in unserem<br />
geistigen Gepäck.«4<br />
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der<br />
Darstellung von 25 Biografien ausgewählter Mexiko-Emigrantinnen<br />
und -Emigranten aus <strong>Berlin</strong>,<br />
die möglichst unterschiedliche Aspekte des mexikanischen<br />
Exils repräsentieren, also sowohl<br />
prominente wie bisher weitgehend unbekannte<br />
Emigranten als auch Flüchtlinge der verschiedenen<br />
politischen Lager. Diese Biografien erzählen<br />
mit autobiografischen Texten, persönlichen Dokumenten<br />
und privaten Fotografien jener Jahre<br />
vom Überleben im Exil, von Hoffnungen und<br />
Konflikten, vom Verhältnis von Kunst und Politik<br />
und schließlich von den Schwierigkeiten und<br />
Unwägbarkeiten der Rückkehr nach <strong>Berlin</strong>. Anhand<br />
des historischen Beispiels der mexikanischen<br />
Flüchtlingshilfe zwischen 1939 und 1944<br />
thematisiert das Projekt implizit auch die Frage<br />
der Aufnahme politisch und weltanschaulich<br />
Verfolgter heute in Deutschland und Europa.<br />
»Schwierigkeiten mit<br />
der Wahrheit«5<br />
Abschließend widmet sich die Ausstellung der<br />
Geschichte der Mexiko-Remigranten. Nur wenige<br />
von ihnen entschieden sich für die Bundesrepublik,<br />
unter ihnen der spätere Geschäftsführer<br />
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Otto<br />
Klepper und die Verlagsleiterin der FAZ, Babette<br />
Gross. Die meisten der eher linkspolitisch engagierten<br />
Emigranten aus Mexiko gingen in die<br />
DDR, in der sie ihre politische Heimat sahen. Als<br />
»West-Emigranten« waren sie dort jedoch später<br />
häufig Verdächtigungen und Verfolgungsmaßnahmen<br />
ausgesetzt. So zum Beispiel der<br />
Verleger Walter Janka, der in Mexiko den von<br />
Visum von Gilberto Bosques für<br />
den Verleger Walter Janka.<br />
Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />
Emigranten gegründeten Verlag »El Libro Libre«<br />
geleitet hatte. Er kehrte 1947 nach Ost-<strong>Berlin</strong><br />
zurück und übernahm die Leitung des Aufbau-<br />
Verlags. 1957 wurde er in einem Schauprozess<br />
zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt und erst<br />
1990 rehabilitiert.<br />
Christine Fischer-Defoy<br />
Die Autorin ist Vorsitzende des Aktiven Museums und<br />
Kuratorin der Austellung.<br />
Die vom Hauptstadtkulturfonds geförderte Ausstellung<br />
wird von einer Arbeitsgruppe des Aktiven Museums<br />
erarbeitet. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch<br />
und es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm.<br />
Anmerkungen<br />
1 Aufbau, Jg. 9, 1943, Nr. 15 vom 9.4.1943, S. 32.<br />
2 Lenka Renerova, Interview mit Ulrike Schätte,<br />
15.2.1994, Prag.<br />
3 Zitiert nach: Ines Rotermund, »Dies ist ein Land, in<br />
dem ein Kunstmensch leben kann.« Paul Westheim im<br />
mexikanischen Exil, in: Hermann Haarmann (Hg.),<br />
Katastrophen und Utopien. Exil und Innere Emigration<br />
(1933–1945), <strong>Berlin</strong> 2002, S. 153–166.<br />
4 Alexander Abusch, Mit offenem Visier. Memoiren,<br />
<strong>Berlin</strong> 1986, S. 41.<br />
5 Walter Janka, Schwierigkeiten mit der Wahrheit,<br />
<strong>Berlin</strong> 1989.<br />
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Ausstellungen<br />
Bröhan-Museum<br />
»Die Welt will Grunewald von mir«<br />
Bilder von Walter Leistikow aus dem<br />
Nachlass Werner und Irmgard Küpper<br />
19. Oktober 2012 bis 27. Januar 2013<br />
Irmgard Küpper in ihrer Wohnung im Jahr 2005.<br />
Foto: Cordia Schlegelmilch<br />
Als die <strong>Berlin</strong>er Sopranistin Irmgard Holler (1913–<br />
2012) den Kaufmann Werner Küpper heiratete,<br />
ahnte sie wohl nur ungefähr, dass sie sich mit<br />
einem wirklich passionierten Sammler zusammengetan<br />
hatte. Das schöne große Haus in <strong>Berlin</strong>-Dahlem<br />
füllte sich über Jahrzehnte mit Kunst<br />
der klassischen <strong>Berlin</strong>er Moderne. Bronzen von<br />
August Gaul,Gemälde,Gouachen und Aquarelle<br />
von Walter Leistikow, Gemälde von Ludwig von<br />
Hofmann, eine eigene Kunstbibliothek wurden<br />
von Werner Küpper in unermüdlicher Leidenschaft<br />
zusammengetragen. Auf dieser Pirschjagd<br />
nach Kunstobjekten dauerte es nicht lange,<br />
bis Küpper auf einen Gleichgesinnten, aber damit<br />
natürlich auch auf einen Konkurrenten stieß.<br />
Karl H. Bröhan, der in den 1970er-Jahren seine<br />
Sammlung von Malern der <strong>Berlin</strong>er Secession<br />
aufbaute, hatte das gleiche Interesse an Leistikow,<br />
und nicht überliefert sind die wohl unumgänglichen<br />
Erwerbungskonflikte, die sich daraus<br />
ergaben. Küpper bewunderte und akzeptierte<br />
aber als echter Sammler die Zielstrebigkeit Bröhans,<br />
zumal dessen Sammlung zunächst als Privatmuseum<br />
in der Max-Eyth-Straße gezeigt und<br />
später institutionalisiert wurde als Bröhan-Museum,<br />
Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco<br />
und Funktionalismus und damit ihren Platz in<br />
der Museumslandschaft fand. Die kontinuierliche<br />
Pflege der Maler der <strong>Berlin</strong>er Secession, besonders<br />
durch Margrit Bröhan betrieben, die<br />
Ausstellungen und Publikationen, die das Bröhan-Museum<br />
diesen Malern widmete, gaben<br />
Werner Küpper die Überzeugung, dass seine<br />
Leistikow-Bilder einmal den richtigen endgültigen<br />
Platz finden würden. Das Ehepaar Küpper<br />
war sich einig, Leistikow, der wichtige Maler der<br />
<strong>Berlin</strong>er Secession, würde als Vermächtnis dem<br />
Bröhan-Museum zugedacht. Irmgard Küpper<br />
überlebte ihren Mann um Jahrzehnte. Mit ein<br />
wenig Glück hätte sie im nächsten Jahr ihren<br />
100. Geburtstag feiern können. Bis zum Schluss<br />
war sie freundlich, aufgeschlossen und heiter.<br />
Inmitten ihrer Kunstschätze, jetzt verkleinert in<br />
einer Wohnung in Charlottenburg lebend, erfreute<br />
sie sich auch im hohen Alter noch an den<br />
Tierbronzen Gauls, den Landschaften Leistikows.<br />
Als großzügige Leihgeberin unterstützte<br />
sie unsere Ausstellung »Stimmungslandschaften«,<br />
eine Retrospektive zum Werk Walter Leistikows<br />
im Jahr 2008 (mj 4/2008). Mit großer<br />
Freude kam sie als Besucherin in die Ausstellung<br />
ins Bröhan-Museum und war ganz ergriffen von<br />
der musealen Präsentation ihrer Bilder.<br />
Walter Leistikow (1865–1908) gilt als einer<br />
der bedeutendsten Landschaftsmaler des frühen<br />
20. Jahrhunderts. Seine melancholischen,<br />
oftmals symbolistischen, mehrdeutigen Ansichten<br />
des märkischen Umlands <strong>Berlin</strong>s, die stillen,<br />
magischen Grunewaldseen, die menschenleeren<br />
Wälder prägten wie keine anderen Bilder die<br />
Vorstellung von dieser spezifischen Landschaft.<br />
Seinem Werk ist es zu verdanken, dass die eigentümliche<br />
Schönheit dieser stillen Landschaft<br />
gesehen wurde und wird – ein eigener Zauber,<br />
6 6 |<br />
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Bröhan-Museum | Ausstellungen<br />
Walter Leistikow, Märkische Landschaft mit See, um 1905. Öl auf Leinwand, 63,5 × 76,5 cm.<br />
Bröhan-Museum. © Bröhan-Museum. Foto: Martin Adam<br />
Walter Leistikow, Abend an der Nordsee, ohne Jahr.<br />
Pastell auf Pappe, 54 × 69 cm. Bröhan-Museum. © Bröhan-Museum. Foto: Martin Adam<br />
den diese Bilder ungebrochen auf die Betrachter<br />
ausüben.<br />
Nicht nur als Maler war Walter Leistikow so<br />
bedeutend für die Kunst der Jahrhundertwende.<br />
Auch als Vorkämpfer der Moderne, zusammen<br />
mit Max Liebermann, gilt er als Begründer der<br />
<strong>Berlin</strong>er Secession, die 1898 von fortschrittlichen<br />
Künstlern als Opposition zu der Kunstpolitik<br />
der konservativen Kräfte von Akademie und<br />
Kaiserhaus ins Leben gerufen worden war. <strong>Berlin</strong><br />
konnte sich damit als führende Metropole der<br />
modernen Kunst etablieren und München den<br />
Rang als erste Kunststadt streitig machen.<br />
Zusammen mit dem Bestand des Bröhan-<br />
Museums kann jetzt eine beeindruckende Werkschau<br />
gezeigt werden. Über die frühen Gemälde,<br />
wie »Der Hafen« (Bröhan-Museum), den Bild-<br />
Teppich »Corvi Noctis« (Bröhan-Museum) über<br />
die klassischen Grunewald-Landschaften bis hin<br />
zu den hellen Sommerlandschaften, die auch<br />
in der Schenkung Küpper vorhanden sind und<br />
eine eher unbekannte Facette seines Werkes<br />
zeigen: helle, sonnendurchflutete Landschaften,<br />
die Leistikow in Dänemark, seinem bevorzugten<br />
Ferienaufenthaltsort, malte. Die fünf Aquarelle,<br />
die ebenfalls mit der Schenkung Küpper ins Haus<br />
kamen, sind auch ein Beleg für die technische<br />
Fertigkeit dieses Künstlers.<br />
Ein bewegender Moment war die Auflösung<br />
der Charlottenburger Wohnung und das Einpacken<br />
der Bilder. Hatte Irmgard Küpper doch<br />
2008, anlässlich unserer Retrospektive, noch darum<br />
gebeten, nicht alle ihre Schätze als Leihgabe<br />
zu entführen, da sie sich nicht so lange davon<br />
trennen und nicht auf eine weiße Wand schauen<br />
wollte, so blieben jetzt die weißen Wände zurück<br />
und der dauerhafte Platz ihrer Leistikow-Bilder<br />
ist nun im Bröhan-Museum.<br />
Wir sind Irmgard und Werner Küpper zu großem<br />
Dank verpflichtet, dass ihre Leistikow-<br />
Sammlung in unser Haus gekommen ist. Die<br />
Gemälde, Gouachen, Aquarelle bereichern unseren<br />
Bestand an Kunstwerken von Walter Leistikow<br />
aufs Schönste und geben damit auch den<br />
Anlass, die erweiterte Sammlung angemessen<br />
zu zeigen.<br />
Ingeborg Becker<br />
Die Autorin ist Direktorin des Bröhan-Museums.<br />
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Ausstellungen<br />
Käthe-Kollwitz-Museum <strong>Berlin</strong><br />
Käthe Kollwitz und Russland<br />
… eine Wahlverwandtschaft<br />
26. Oktober 2012 bis 20. Januar 2013<br />
Sergei F. Adamowitsch,<br />
Frauenkopf, 1960. Illustration<br />
zu Olga Kobyljanskaja »Erde«.<br />
Linolschnitt, 20,3 × 20,2 cm.<br />
Kupferstichkabinett.<br />
© bpk/Kupferstichkabinett SMB.<br />
Foto: Volker H. Schneider<br />
Käthe Kollwitz (1867–1945), die Grafikerin und<br />
Bildhauerin von niemals nachlassender Intensität,<br />
hat sich in mitleidender Zuwendung den sozialen<br />
Zuständen und den politischen Konflikten<br />
ihrer Mitmenschen gestellt und mit ihrem bedeutenden<br />
Werk ein kompromissloses künstlerisches<br />
Vermächtnis hinterlassen. Die Künstlerin<br />
lebte in einer Zeit gewaltiger sozialer und politischer<br />
Umbrüche. Sie war von den Ideen der russischen<br />
Oktoberrevolution 1917 begeistert.<br />
»Russland berauschte mich«, schrieb Käthe<br />
Kollwitz in ihrem Tagebuch in Erinnerung an<br />
ihren Moskau-Besuch 1927 anlässlich der Feierlichkeiten<br />
zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution.<br />
Die Einladung zu diesem Ereignis<br />
wurde von der »Assoziation Revolutionärer<br />
Künstler Russlands« ausgesprochen. Zu Beginn<br />
des Jahres 1928 folgte dann eine große Bilder-<br />
6 8 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Käthe-Kollwitz-Museum <strong>Berlin</strong> | Ausstellungen<br />
Käthe Kollwitz, Nachdenkende<br />
Frau, 1920. Kreidelithografie,<br />
28,7 × 26,5 cm. Käthe-Kollwitz-<br />
Museum <strong>Berlin</strong>.<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012.<br />
Foto: Studio Bartsch<br />
schau im heutigen Staatlichen Puschkin-Museum<br />
in Moskau, die dem 60. Geburtstagsjubiläum<br />
der deutschen Künstlerin gewidmet war.<br />
Zwei weitere nennenswerte Ausstellungen<br />
mit Werken von Käthe Kollwitz, die 1924 und<br />
1932 in der sowjetischen Hauptstadt gezeigt<br />
wurden, gehören in die Zeit großer Vielfalt und<br />
Intensität, die das Deutsche Reich und die Sowjetunion<br />
auf unterschiedlichen künstlerischen<br />
Gebieten miteinander verband. Ihre Aufmerksamkeit<br />
galt nicht allein dem Zeitgeschichtlichen<br />
und Politischen, auch die russische Literatur<br />
begeisterte sie. Käthe Kollwitz las Dostojewski,<br />
Tolstoi und vor allem Gorki, dessen »Nachtasyl«<br />
im Hause Kollwitz unter Beteiligung aller Generationen<br />
der Familie und ihrer engsten Freunde<br />
zur Aufführung gelangte.<br />
DasInteresse derKünstlerin Kollwitz an Russland<br />
wird in der Ausstellung in einem historischkünstlerischen<br />
Zeitverständnis untersucht. Die<br />
sozialkritische Kunst und Literatur in Russland<br />
um die Jahrhundertwende gewinnt in diesem<br />
Zusammenhang ebenso starke Bedeutung wie<br />
die Ereignisse in der Sowjetunion nach 1917 und<br />
die Entwicklung deutsch-russischer Beziehungen<br />
in den zwanziger und dreißiger Jahren des<br />
20. Jahrhunderts.<br />
In der Ausstellung wird Käthe Kollwitz’ Wahlverwandtschaft<br />
mit Russland aus drei Perspektiven<br />
betrachtet: Zum einen haben wir es mit<br />
einer Rekonstruktion der 1928 in Moskau, dem<br />
damaligen Leningrad und Kazan gezeigten Ausstellung<br />
ihrer Werke zu tun. Die Auswahl der Objekte<br />
kann als typisch für die damalige Wahrnehmung<br />
ihrer Kunst in der Sowjetunion angesehen<br />
werden. Diese rekonstruierte Ausstellung wird<br />
ergänzt um Werke der Künstlerin, die damals außer<br />
Acht gelassen wurden, unser heutiges Kollwitz-Bild<br />
aber entscheidend prägen. Dazu gehören<br />
Bilder mit Motiven, die der christlichen Bildtradition<br />
entlehnt sind, aber auch die plastischen<br />
Arbeiten der Künstlerin, die in Russland bis heute<br />
weitgehend unbekannt sind. Der dritte Teil<br />
der Ausstellung bietet die Erweiterung der Kollwitz-Exponate<br />
um Werke russischer Künstler,<br />
die sich durch Käthe Kollwitz angeregt fühlten<br />
oder sich mit eigenen Bildfindungen auf sie berufen:<br />
W. Faworskij (1886–1964), N. Gontscharowa<br />
(1881–1962), A. Krawtschenko (1889–1940),<br />
V. Sidur (1924–1986), D. Moor (Orlov) (1883–<br />
1946) und andere. Neben den Kunstwerken veranschaulichen<br />
Dokumente unterschiedlicher<br />
Art sowie historische Kataloge die Beziehung<br />
zwischen Käthe Kollwitz und Russland.<br />
Gudrun Fritsch<br />
Die Autorin ist Kuratorin der Ausstellung.<br />
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im E. A. Seemann<br />
Verlag Leipzig, ca. 208 Seiten mit über 100 meist<br />
farbigen Abbildungen und enthält Beiträge russischer<br />
und deutscher Kunstwissenschaftler (Ivan Czeczot,<br />
Peter H. Feist, Gudrun Fritsch, Uwe Hartmann).<br />
Die Realisierung des Projekts wird aus Mitteln der<br />
Stiftung Deutsche Klassenlotterie <strong>Berlin</strong> ermöglicht.<br />
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Ausstellungen<br />
Bauhaus-Archiv<br />
Phantastiken<br />
Die Bauhäuslerin Lou Scheper-Berkenkamp<br />
31. Oktober 2012 bis 14. Januar 2013<br />
»Phantastiken« – mit dieser Wortschöpfung von<br />
Lou Scheper-Berkenkamp (1901–76) kann man<br />
die meisten ihrer sehr unterschiedlichen Kunstwerke<br />
kennzeichnen: ihre Schilderungen imaginärer<br />
Weltreisen in fantastische Länder, ihre<br />
Bilderbögen, die in himmlische Gefilde führen,<br />
ihre Kinderbücher, in denen unglaubliche Abenteuer<br />
geschildert werden, aber auch viele ihrer<br />
nur auf den ersten Blick naturalistisch erscheinenden<br />
farbigen Bilder der Nachkriegszeit.<br />
Es sind Phantastiken einer Bauhäuslerin, die<br />
möglich wurden, weil am Bauhaus neben systematischen<br />
Untersuchungen zu Funktionen, Farben,<br />
Formen und Materialien durchaus – nach<br />
Lou Schepers eigenen Worten – »die schöpferischen<br />
Eigenschaften phantasiebegabter Persönlichkeiten<br />
sorgfältig gepflegt und Spiele ernst genommen«<br />
wurden. Unter diesen Umständen<br />
und geprägt von den Besonderheiten ihres bewegten<br />
Lebens entwickelte Lou Scheper einen<br />
sehr persönlichen Stil und hinterließ ein Werk,<br />
das nun erstmals in seiner Vielfalt im Bauhaus-<br />
Archiv <strong>Berlin</strong> zu sehen sein wird.<br />
Lou Scheper-Berkenkamp hat nicht nur die<br />
Gründerjahre des Weimarer Bauhauses miterlebt,<br />
an dem sie zwischen 1920 und 1922 Schülerin<br />
von Lyonel Feiniger, Paul Klee und Georg<br />
Muche war und die Werkstatt für Wandmalerei<br />
besuchte, sondern arbeitete später auch an der<br />
von Oskar Schlemmer geleiteten Bühne am Bauhaus<br />
Dessau. Dorthin war ihr Mann, Hinnerk<br />
Scheper, 1925 als Leiter der Werkstatt für Wandmalerei<br />
berufen worden.<br />
Ihre frühen künstlerischen Arbeiten sind<br />
deutlich von verschiedenen Bauhausmeistern,<br />
vor allem von Paul Klee, beeinflusst und zeigen<br />
ihren bereits damals und später immer wieder<br />
auftauchenden Wunsch, Traumwelten sichtbar<br />
werden zu lassen.<br />
Ab 1922 begann sie, ihre Freunde mit einfallsreichen,<br />
humorvollen »Bilderbriefen« zu erfreuen,<br />
in denen auch ihre sprachliche Begabung<br />
sichtbar wird. Es sind überwiegend Glück- und<br />
Genesungswünsche, auch Reisegrüße, bei denen<br />
neben kolorierten Zeichnungen – manchmal<br />
auch Collagen – die Schrift ein wesentliches Gestaltungsmerkmal<br />
darstellt.<br />
Schon seit ihrer Kindheit von der Atmosphäre<br />
der Jahrmärkte, der Zirkuswelt und des Theaters<br />
fasziniert und durch ihre Arbeit an der Bauhausbühne<br />
sowie einen dreimonatigen Aufenthalt<br />
in Ascona angeregt, malte sie Bilder aus diesen<br />
Bereichen, die in der Schwerelosigkeit einiger<br />
Figuren an Arbeiten von Marc Chagall erinnern,<br />
andere durch wechselnde Perspektiven und die<br />
Statik der Personen eher an naive Malerei.<br />
Zwischen 1929 und 1931 wurde ihr Leben am<br />
Bauhaus durch zwei längere Aufenthalte in Moskau<br />
unterbrochen, wohin ihr Mann als Spezialist<br />
für Farbe in der Architektur berufen worden<br />
war. Sie unterstützte ihn bei seinen vielfältigen<br />
Aufgaben und schrieb für die deutschsprachige<br />
Moskauer Rundschau kritische Kommentare<br />
7 0 |<br />
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Bauhaus-Archiv | Ausstellungen<br />
zu kulturellen Ereignissen. Außerdem fertigte<br />
sie ausdrucksstarke Tuscheskizzen von Menschen<br />
in Moskaus Straßen an, die sie später teilweise<br />
zu Bildern mit Gruppen von Personen mit<br />
karikaturistisch dargestellten Gesichtern in ungewöhnlichen<br />
Ausschnitten ausarbeitete. Dabei,<br />
wie auch bei verschiedenen Häuserbildern<br />
und späteren Arbeiten, stellen Experimente mit<br />
Farben und deren Auftrag auf die Bildfläche ihre<br />
in der Wandmalerei erworbenen Kenntnisse unter<br />
Beweis. Daneben ließ Lou Scheper ihrer Fantasie<br />
freien Lauf beim Erfinden skurriler Lebewesen,<br />
Geister und Gespenster, die sie, mit<br />
sche Gefilde verweisen oder aber die Hoffnung<br />
auf eine bessere Welt wecken sollen. Damit lässt<br />
Lou Scheper Sehnsüchte der Romantik wieder<br />
aufleben, und es gelingt ihr, den Betrachter zu<br />
eigenen Interpretationen anzuregen.<br />
Viele dieser Arbeiten waren auf Ausstellungen<br />
der Nachkriegszeit zu sehen – vor allem in <strong>Berlin</strong>,<br />
wohin die Familie 1934 umgezogen war und wo<br />
Hinnerk Scheper unmittelbar nach Kriegsende<br />
zum Landeskonservator ernannt wurde.<br />
Lou Scheper konnte sich neben einer anspruchsvollen<br />
Haushaltsführung, der Betreuung<br />
ihrer drei Kinder und der Pflege eines wach-<br />
Lou Scheper in ihrer Wohnung,<br />
um 1925. Foto: Privatbesitz<br />
Lou Scheper, Normen-Menschen …<br />
männlichen Geschlechts, 1930.<br />
Gouache und Tuschfeder auf Briefpapier.<br />
20,9 × 29,5 cm. © Nachlass Scheper,<br />
<strong>Berlin</strong>. Foto: Bauhaus-Archiv <strong>Berlin</strong><br />
feiner Feder gezeichnet, zurückhaltend kolorierte<br />
– darunter ein »Zoo-lou-gischer Garten«<br />
sowie ein Vorschlag an die Natur, sich zu normieren<br />
und einen zusammenklappbaren, zweidimensionalen<br />
Menschentypen zu schaffen.<br />
Ihren Kindern schickte sie ähnlich gestaltete<br />
Blätter mit Figuren aus Zirkus und Jahrmarkt und<br />
Bezeichnungen, die Wortspielereien enthielten,<br />
die sie vermutlich noch nicht verstehen konnten.<br />
Sie zeichnete ihnen auch das Bilderbuch<br />
von Jan und Jon, die per Schiff eine Abenteuerreise<br />
antreten – ein Thema, das Lou Scheper<br />
1946/47 wieder aufgriff, variierte und zu einem<br />
Kinderbuch ausarbeitete. Es wurde – zusammen<br />
mit drei weiteren kleinen Bildgeschichten – 1948<br />
veröffentlicht. Mit ihren ideensprühenden, unsentimentalen<br />
und nur in begrenztem Umfang<br />
belehrenden Kinderbüchern schuf sie eine Gattung,<br />
in der Wort und Bild eine Einheit darstellen<br />
–ähnlich wie bei ihren »Bilderbögen«, die<br />
sie im selben Jahr unter dem Titel »Luftpost<br />
der Seligen« bei ihrer ersten Einzelausstellung<br />
in Rudolstadt zeigen konnte. Die humorvollen<br />
Unterschriften erläutern jeweils eine zugehörige<br />
Zeichnung, auf der himmlische und irdische<br />
Wesen der verschiedensten Epochen zusammentreffen,<br />
wodurch eine überraschende Konfusion<br />
entsteht. Als Mittler zwischen Dies- und<br />
Jenseits betrachtete sie »Vögel und sonstige<br />
Flügelwesen«, die sie überwiegend in minutiös<br />
gestrichelten, schwarz-weißen Federzeichnungen<br />
darstellte.<br />
Neben diesen Arbeiten malte sie seit den<br />
1950er-Jahren viele auf den ersten Blick naturalistisch<br />
wirkende Bilder. Da sieht man in diffuses<br />
Licht getauchte, verlassene Häuser in menschenleeren<br />
Straßen, die wie Kulissen wirken.<br />
Einsame Strände mit Architekturrelikten und<br />
Schiffswracks könnten das Ende der Welt darstellen,<br />
wären da nicht am Himmel zartfarbige,<br />
kristalline Gebilde, die entweder auf außerirdi-<br />
senden Freundeskreises bald auch an der Wiederbelebung<br />
des Ausstellungswesens in <strong>Berlin</strong><br />
beteiligen. Sie trat dem Berufsverband Bildender<br />
Künstler bei, wurde in dessen Vorstand tätig<br />
und betreute die in der Regel alljährlich stattfindende<br />
Große <strong>Berlin</strong>er und Juryfreie Kunstausstellung.<br />
Nach dem frühen Tod ihres Mannes<br />
im Jahr 1957 befasste sie sich wieder mit architektonischen<br />
Farbgestaltungen wie zum Beispiel<br />
in der <strong>Berlin</strong>er Philharmonie von Hans<br />
Scharoun und in der von Walter Gropius entworfenen<br />
Ganztagsschule mit Kindergarten in<br />
<strong>Berlin</strong>-Rudow. Ihre Farbgebung in der <strong>Berlin</strong>er<br />
Staatsbibliothek war noch nicht abgeschlossen,<br />
als sie im April 1976 überraschend starb.<br />
Renate Scheper<br />
Die Autorin ist Kuratorin der Ausstellung.<br />
Zur Ausstellung, in der eine Hörstation auch Beispiele<br />
ihrer Dichtkunst vermittelt, erscheint ein Katalogbuch<br />
mit 72 S., ca. 75 Abb. zum Preis von 15 €; außerdem liegen<br />
Reprints zweier Kinderbücher von Lou Scheper-<br />
Berkenkamp vor.<br />
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Ausstellungen<br />
Jüdisches Museum<br />
Kitajs Obsessionen<br />
R. B. Kitaj – Die Retrospektive<br />
21. September 2012 bis 27. Januar 2013<br />
Das Jüdische Museum <strong>Berlin</strong> zeigt in Zusammenarbeit<br />
mit den <strong>Kulturprojekte</strong>n <strong>Berlin</strong> die<br />
erste umfassende Retrospektive von R. B. Kitaj<br />
(1932–2007) nach seinem Tod. Mit den Leihgaben<br />
bedeutender Museen und Privatsammlungen<br />
aus aller Welt, unter ihnen das MoMA in<br />
New York, die Tate Gallery in London und die<br />
Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid, kann<br />
eine Ausstellung mit über 130 Gemälden, Druckgrafiken<br />
und Zeichnungen aus allen Perioden<br />
seines Werkes realisiert werden. Die Ausstellung<br />
gibt außerdem erstmals Einblick in sein<br />
privates Text- und Bildarchiv in der Charles E.<br />
Young Research Library der University of California<br />
Los Angeles (UCLA), das Inspirationsquelle<br />
für seine Gemälde und Collagen war.<br />
Als einer der Wegbereiter der britischen Pop-<br />
Art in den 1960er-Jahren leistete Kitaj zusammen<br />
mit seinen Künstlerfreunden David Hockney,<br />
Eduardo Paolozzi, Lucian Freud und Frank<br />
Auerbach einen entscheidenden Beitrag zum<br />
Aufbruch der Kunst aus der Abstraktion.<br />
Seit Mitte der 1970er-Jahre verstand Kitaj<br />
sein Werk zunehmend als Beginn einer modernen<br />
jüdischen Kunst. In seinem Porträt »Marrano<br />
(The Secret Jew)« von 1976 (Abb. 2) reflektiert<br />
er das eigene Judesein im Spiegel der Erfahrung<br />
des 20. Jahrhunderts zwischen spielerischer Travestie<br />
und tödlicher Bedrohung. Nach seinen<br />
eigenen Worten ist es ein Selbstporträt vor dem<br />
Hintergrund der Geschichte der spanischen<br />
Marranos(spanisch fürSchwein),die als zwangsgetaufte<br />
Christen ihr Judesein verbergen mussten.<br />
Mit dem Bild des gesellschaftlichen Außenseiters<br />
der 1970er-Jahre, den Kitaj mit den Marranos<br />
des 15. und 16. Jahrhunderts in Beziehung<br />
setzt, thematisiert er 1976 das ganze Spektrum<br />
von Nonkonformität und Anpassung, Doppelleben<br />
und Mehrdeutigkeit. »Marrano (The Secret<br />
Jew)« ist der Beginn einer Reihe von Gemälden,<br />
in denen Kitaj – zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
43 Jahre alt – seinen ihm selbst verborgenen<br />
Juden erscheinen lässt.<br />
Als Teenager ist Kitaj aus der amerikanischen<br />
Provinz aus- und aufgebrochen in die Fremde –<br />
er ist Matrose in Mittel- und Südamerika, Soldat<br />
in Deutschland und Frankreich, Student in New<br />
York, Wien, Oxford und London, Dozent und<br />
Künstler in England, Kalifornien, Paris, Katalonien<br />
und Amsterdam. Indem er sich mit fremden<br />
Kulturen beschäftigt, entwickelt Kitaj die<br />
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Jüdisches Museum | Ausstellungen<br />
Fähigkeit, sich in vergangene Zeiten zu versetzen<br />
und Erfahrungen der Gegenwart mit der<br />
Vergangenheit zu vergleichen und zu verstehen.<br />
Das Leben in fremden Kulturen gehört zu den<br />
Grunderfahrungen des Diasporisten, aus der Kitaj<br />
seine Methode einer diasporistischen Kunst<br />
entwickeln wird. »Ein Diasporist lebt und malt in<br />
zwei oder mehr Gesellschaften zugleich«, schreibt<br />
er 1988 in seinem ersten Manifest des Diasporismus.<br />
Diese diasporistische Kunst, warnt er, »ist<br />
von Grund auf widersprüchlich, sie ist internationalistisch<br />
und partikularistisch zugleich. Sie kann<br />
Abb. 1: R. B. Kitaj, Unpacking my Library, 1990–91.<br />
Öl auf Leinwand, 122 × 122 cm. © R. B. Kitaj Estate<br />
Abb. 2: R. B. Kitaj, Marrano (The Secret Jew), 1976.<br />
Öl und Kohle auf Leinwand, 121,9 × 121,9 cm.<br />
© R. B. Kitaj Estate. Collection of Michael Moritz &<br />
Harriet Heyman<br />
zusammenhanglos sein – eine ziemliche Blasphemie<br />
gegen die Logik der vorherrschenden Kunstlehre<br />
–, weil das Leben in der Diaspora oft zusammenhanglos<br />
und voller Spannungen ist; ketzerischer<br />
Einspruch ist ihr tägliches Lebenselixier«.<br />
Kitaj will keine jüdische Kunst, sondern ausdrücklich<br />
eine diasporistische Kunst schaffen.<br />
Das Leben in der Diaspora ist eine Grundbedingung<br />
der Moderne. Menschen werden nicht nur<br />
durch rassistische, politische, ethnische Gewalt<br />
ins Exil gedrängt, sondern auch aus sozialen und<br />
beruflichen Gründen. Diasporisten, Nomaden<br />
und Flaneure sind nicht nur Juden. »Ganz und gar<br />
Amerikaner, im Herzen Jude, zur ›London School‹<br />
gehörig, verbringe ich meine Jahre weit entfernt<br />
von den Ländern, an denen mein Herz hängt […].<br />
So spricht einiges, denke ich, dafür […], das Herzland<br />
der Juden in ihren Gedanken anzusiedeln und<br />
nicht in Jerusalem oder gar New York. […] In der<br />
Diaspora habe ich erfahren, dass man frei ist, alles<br />
zu wagen.« Walter Benjamin (1892–1940) war<br />
für ihn der Archetyp des Diasporisten. Ihm hat er<br />
sein Gemälde »The Autumn of Central Paris (after<br />
Walter Benjamin)«, 1972/73 (Abb. 5), gewidmet<br />
und erklärt: »Benjamin und ich, wir sind beide<br />
leidenschaftliche Büchersammler, Rotlicht-Flaneure,<br />
Großstadtkreaturen, Obskurantisten und,<br />
in der Art, wie wir ein Kunstwerk komponieren,<br />
›Montagisten‹, wie ich es nennen würde. Ich liebe<br />
seinen Stil, seine kultische Verehrung des Fragments.«<br />
Ein Foto (Abb. 3) zeigt Kitaj als Gast des<br />
Café Les Deux Magots an der Place Saint-Germain<br />
des Prés. Auf dem Gemälde platziert er<br />
Benjamin unter die weite Markise dieses bekannten<br />
Künstlertreffs in das Zentrum einer heterogenen,<br />
beziehungslosen und sozial segmentierten<br />
Gesellschaft. Mit geschlossenen Augen<br />
hinter den dicken Brillengläsern träumt der <strong>Berlin</strong>er<br />
Jude ein letztes Mal von Paris, »seiner«<br />
Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, deren labyrinthischen<br />
Passagen er sein Fragment gebliebenes<br />
Hauptwerk widmete. Dann beginnt der Albtraum<br />
des Flaneurs, der zum Flüchtling wurde.<br />
Mit dem letzten Zug verlässt Benjamin Mitte<br />
Juni 1940 Paris und stirbt am 26. September im<br />
spanischen Grenzort Portbou an Morphiumtabletten,<br />
die er angesichts seiner aussichtslosen<br />
Lage am Vorabend eingenommen hatte.<br />
Auffallend ist der rote Arbeiter mit Spitzhacke<br />
in der Mitte unten, der im Rücken des<br />
breitschultrigen Mannes mit dem Hörgerät –<br />
den Kitaj als »Polizei-Spitzel/Geheimagent« bezeichnet<br />
– seiner Arbeit nachgeht, aber hier<br />
nicht mehr wohnt. Die Vertreibung des Proletariats<br />
aus dem Zentrum von Paris ist das Thema<br />
des Buches »The Autumn of Central Paris.<br />
The Defeat of Town Planning 1850–1970« von<br />
Anthony Sutcliffe, das dem Bild seinen Titel gab.<br />
In den Jahren, in denen Kitaj an dem Bild gemalt<br />
hat, wurden die alten Markthallen im Zentrum,<br />
Zolas »Bauch von Paris«, abgerissen. Die zerbrochenen<br />
Scheiben im Hintergrund könnten zusammen<br />
mit der Spitzhacke im Vordergrund ein<br />
visueller Hinweis auf diese Zerstörung des alten<br />
Paris von Baudelaire und Benjamin sein. Vor<br />
dem blauen, offenen Horizont ist die kleiner<br />
werdende Rückenfigur eines Mannes zu sehen,<br />
mit der Kitaj die letzte Reise des Flaneurs in<br />
den Tod imaginiert.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 7 3
Ausstellungen | Jüdisches Museum<br />
Die Figur des Walter Benjamin aber – von<br />
dem Kitaj bereits 1966 eine Lithografie angefertigt<br />
hatte – trägt nicht Benjamins Gesichtszüge,<br />
sondern, wie ein Ausriss im Nachlass zeigt,<br />
den markanten Kopf mit der hohen Stirn von<br />
George S. Kaufman. Unverkennbar ist der ausholende<br />
Gestus der rechten Hand des rauchenden<br />
Theaterkritikers, Theaterautors und Filmregisseurs,<br />
der in Hollywood Drehbücher für<br />
die Marx Brothers schrieb (Abb. 4). Mit dieser<br />
für ihn charakteristischen, verdeckten Operation<br />
würdigt der Filmenthusiast Kitaj Benjamins<br />
Theorie des Films als »Kunstwerk im Zeitalter<br />
seiner technischen Reproduzierbarkeit«.<br />
Bild- und Textquellen, Texte im Bild und Textkommentare<br />
zu seinen Bildern gehören für Kitaj<br />
von Anfang an untrennbar zusammen. Denn, angeregt<br />
durch Benjamin, will er die Kunst wieder<br />
Abb. 3: Kitaj im Deux<br />
Magots, Vorlage zu<br />
»The Autumn of Central<br />
Paris«<br />
Abb. 4: Zeitungsausriss,<br />
George S. Kaufman after<br />
winning his second Pulitzer<br />
Prize in 1937. Kitaj Papers,<br />
R.B. Kitaj Estate<br />
zu einem Reflexionsmedium machen, das die<br />
»Schranke zwischen Schrift und Bild« überwindet.<br />
Nur im Austausch von Gedanken, Erinnerungen<br />
und Gefühlen mit Anderen, Betrachtern seiner<br />
Bilder, Freunden, mit denen er spricht und korrespondiert,<br />
imaginären Gesprächspartnern, gelingt<br />
es ihm, diesen Weg zu gehen. Von daher<br />
rührt vielleicht sein obsessives Mitteilungsbedürfnis,<br />
der Wunsch, seine Bilder zu kommentieren.<br />
Seine erste Ausstellung nennt er 1963<br />
»Pictures with Commentary/Pictures without<br />
Commentary«. Zugleich wächst seine Wut auf<br />
Kritiker seines Werks, in dem er Einblicke in<br />
seine Identitätsfindung gewährt.<br />
Kitajs langer künstlerischer Weg zu seinem<br />
jüdischen Selbstverständnis, seiner »Jiddischkeit«,<br />
wie er es nennt, bleibt nicht ohne Widersprüche<br />
und Umwege. So beschäftigt er sich immer<br />
wieder mit seinem Status als Amerikaner in<br />
England, etwa in Bildern wie »Amerika (John<br />
Ford on his Deathbed)«, 1983/84, und »Amerika<br />
(Baseball)«, 1983/84, nach dem Gemälde »Königliche<br />
Jagd« von Velázquez.<br />
Auf seinem Selbstporträt »Unpacking my Library«<br />
von 1990/91 (Abb. 1) zeigt sich Kitaj beim<br />
Auspacken seiner Bücherkisten. Der Titel des<br />
Bildes spielt auf Walter Benjamins berühmten<br />
Essay»Ich packe meineBibliothek aus. Eine Rede<br />
über das Sammeln« von 1931 an, den Kitaj in der<br />
ersten, auf Englisch erschienenen Benjamin-<br />
Ausgabe »Illuminations« 1968 gelesen hat. Kitaj<br />
identifiziert sich mit Benjamin als Buchsammler,<br />
indem er sich auf dem Bild sogar dessen Brille<br />
aufsetzt und dessen Schnurrbart trägt. Der Zustand<br />
lose herumliegender Bücher beim Auspacken<br />
löst, so Benjamin, bei einem echten<br />
Sammler eine »Springflut von Erinnerungen« aus,<br />
bevor die »leise Langeweile der Ordnung« auf<br />
Regalbrettern wieder einen Damm dagegen errichtet.<br />
Wie Benjamin fällt auch Kitaj zu jedem<br />
Buch die abenteuerliche Geschichte seiner Entdeckung<br />
und Erwerbung ein. Als Diasporist betrachtet<br />
er die Bücher, die er von seinen Reisen<br />
und Aufenthalten in New York, London, Amsterdam,<br />
Paris oder Jerusalem mitbringt, als Gesprächspartner,<br />
mit denen er jeden Morgen in<br />
seinem Lieblingskaffeehaus plaudert. Sie werden<br />
zu Bausteinen seiner Biografie. Alle seine<br />
Eindrücke, was er gelesen, was er gesehen hat,<br />
was ihm aufgefallen und was ihm zugestoßen ist,<br />
versammelt er in seinen Bildern. In diesem Sinne<br />
sind sie »alle autobiografisch«. So werden für ihn<br />
die Bilder und Bücher seiner Bibliothek zu seinem<br />
eigentlichen Zuhause, zu seiner Heimat.<br />
Eckhart J. Gillen<br />
Dr. Eckhart J. Gillen ist Kurator der Ausstellung und<br />
Mitarbeiter der <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH.<br />
Kitaj wird in der Ausstellung auch selbst zu Wort<br />
kommen: Über den Audioguide können die Besucher<br />
Kommentare des Künstlers zu seinen Werken hören.<br />
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Kerber Verlag<br />
in einer deutschen und einer englischsprachigen<br />
Edition. Er enthält ca. 200 Bilder, Vergleichsabbildungen<br />
und fünf Klapptafeln und wird 256 Seiten umfassen.<br />
Anlässlich des 80. Geburtstages von R. B. Kitaj in<br />
diesem Jahr veranstaltet das Jüdische Museum <strong>Berlin</strong><br />
in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste am<br />
25./26. Oktober ein Symposium mit Referenten aus<br />
Deutschland, Großbritannien und den USA.<br />
74 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Jüdisches Museum | Ausstellungen<br />
Abb. 5: R. B. Kitaj, The Autumn of Central<br />
Paris (after Walter Benjamin), 1972/73.<br />
Öl auf Leinwand, 152,4 × 152,4 cm.<br />
© R. B. Kitaj Estate<br />
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Ausstellungen<br />
Deutsches Historisches Museum<br />
Verführung Freiheit<br />
Kunst in Europa seit 1945<br />
XXX. Europaratsausstellung<br />
17. Oktober 2012 bis 10. Februar 2013<br />
Es begann im Jahr 2007, mit einer Idee. Der Europarat<br />
hatte eine Ausstellung europäischen<br />
Formats angeregt, die den zeitlichen Anschluss<br />
an die 1995/96 in London, Barcelona und schließlich<br />
im <strong>Berlin</strong>er DHM gezeigte Ausstellung »Kunst<br />
und Macht im Europa der Diktaturen. 1930–<br />
1945« (mj 3/1996) herstellen sollte. Gedacht war<br />
folgerichtig an eine Ausstellung mit dem Thema<br />
René Magritte,<br />
La mémoire/<br />
Die Erinnerung, 1948.<br />
Öl auf Leinwand,<br />
59 × 49 cm.<br />
Propriété de l’État<br />
belge en dépôt au<br />
Musée d’Ixelles,<br />
Brüssel. © VG Bild-<br />
Kunst, Bonn 2012.<br />
Foto: Vincent Everarts<br />
»Kunst und Kalter Krieg«. Aber selbst wenn dieser<br />
Konflikt Europa nach 1945 geprägt hat, hätte<br />
dieses Thema doch nur wieder die Gegensätze<br />
zwischen Ost und West betont. Interessanter<br />
war die Frage: Was eigentlich verband die verfeindeten<br />
Blöcke Historisch legitimiert sahen<br />
sich beide Systeme in der Aufklärung. Wie heftig<br />
auch immer der Kalte Krieg diesseits und jenseits<br />
des Eisernen Vorhangs gewesen sein mag,<br />
beide haben die Aufklärung, Freiheit, Gleichheit<br />
und Menschenrechte für sich proklamiert und<br />
behauptet, den Menschen das Glück bringen zu<br />
können. Mit dem Fall der Mauer 1989 wurde offenbar,<br />
dass der Sozialismus sein Versprechen<br />
nicht hatte halten können. Entscheidend zum<br />
Untergang beigetragen hat die Unfähigkeit zu<br />
Kritik und Krise. Die Verheißung, Sozialismus<br />
bedeute die Verwirklichung der Menschenrechte,<br />
blieb bis zu seinem Ende im Jahr 1989 unerfüllte<br />
Fiktion.<br />
Auch die Demokratien sind krisengeschüttelt.<br />
Es scheint allerdings, dass vor allem die alten<br />
Demokratien die Krisen relativ gut überstanden<br />
haben. Sind Demokratien also tatsächlich<br />
krisen- und kritikfähige Systeme Können<br />
wir davon ausgehen, dass die Möglichkeit, Kritik<br />
und Krise auszuhalten, Demokratien nicht nur<br />
entstehen ließ, sondern auch relativ stabil zu<br />
halten vermochte und vermag<br />
Ausgehend von der These, dass die Freiheit<br />
der Kritik soziale und politische Krisen bewältigen<br />
hilft, ist das große Thema der Ausstellung<br />
»Freiheit«. Wie wird dieser Begriff gedeutet, verstanden<br />
und verteidigt Was heißt Freiheit in<br />
Europa nach 1945 In zwölf Kapiteln diskutieren<br />
Ausstellung und Katalog dieses Thema.<br />
Zum Auftakt erinnert René Magritte in seinem<br />
Bild »La Mémoire« an das spätestens durch<br />
den Ersten Weltkrieg und den Nationalsozialismus<br />
beschädigte Glücksversprechen der Vernunft,<br />
Ian Hamilton Finlay hält mit seiner Arbeit<br />
»Je vous salue Marat« Gericht über die Aufklärung<br />
und Fernand Léger entwirft mit seinem Bild<br />
76 |<br />
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Deutsches Historisches Museum | Ausstellungen<br />
»Les Constructeurs« eine heitere, sozialistische<br />
Utopie. Er konnte oder wollte nicht wissen, dass<br />
der Versuch, diese zu verwirklichen, in die Gulags<br />
führte.<br />
Anselm Kiefer und andere suchen historische<br />
Verdrängungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />
zu rücken. Der Blick in die Folterkammern<br />
zeigt, dass »Schrecken und Finsternis« real sind.<br />
Doch nicht nur in Diktaturen, auch in Demokratien<br />
herrschen Gewaltverhältnisse. Die Allgegenwart<br />
von Gewalt thematisiert etwa Sabina<br />
Shikhlinskaya. Auch Kinder können jederzeit<br />
Opfer von Gewalt werden, wie es Tadeusz Kantor<br />
zeigt. Den massiven Einschränkungen, denen<br />
sich die Menschen im Sozialismus ausgesetzt<br />
sahen, bringt Mladen Stilinović in seinem Wörterbuch<br />
zum Ausdruck. Es gibt keine Wörter<br />
mehr – nur noch das eine: »Schmerz«.<br />
Nach den eher abstrakten, gesellschaftlich<br />
relevanten Kategorien in den Kapiteln eins bis<br />
sechs gerät ab Kapitel sieben der Mensch immer<br />
mehr in den Blick: Wie denken die Künstler über<br />
den unaufhaltsamen Fortschritt, der unter dem<br />
Namen »Moderne« eine komplexe Struktur des<br />
Marktes, der Finanz- und Wirtschaftswelt hat<br />
entstehen lassen Andreas Gursky zeigt eine<br />
Welt, in der alles Konsum und jede Differenz nivelliert<br />
ist. Selbst die Natur scheint dem Diktat<br />
des Marktes unterworfen zu werden, womit die<br />
Frage aufkommt: Ist der Mensch Herr, Bewahrer<br />
oder Zerstörer der Schöpfung Im neunten Kapitel<br />
geht es um die Hülle bzw. um das Futteral<br />
der menschlichen Existenz. Dazu zeigt Donald<br />
Rodney in der Arbeit »Im Haus meines Vaters«<br />
die Zerbrechlichkeit des Lebens. Im zehnten Teil<br />
dann sehen die Künstler den Menschen schutzlos,<br />
wenn ihm die Alternativen verloren gehen:<br />
Sie denken sich in eine andere Welt, weshalb<br />
Lucio Fontana nach der Schreckenserfahrung<br />
des Zweiten Weltkriegs mit dem »Spazialismo«<br />
die Unendlichkeit des Universums erfahrbar<br />
machen wollte. Im elften Kapitel ist der Mensch<br />
mit sich selbst beschäftigt, aber auch mit seinen<br />
Ian Hamilton<br />
Finlay, Je vous<br />
salue Marat/<br />
Gegrüßet seist<br />
Du Marat, 1989.<br />
Neonröhren,<br />
Plexiglas,<br />
46 × 61 ×9cm.<br />
Mit freundlicher<br />
Genehmigung<br />
der Kewenig<br />
Galerie, Köln.<br />
© Estate of Ian<br />
Hamilton Finlay,<br />
Kewenig Galerie,<br />
Köln. Foto:<br />
Simon Vogel<br />
Grenzen. Francis Bacon wie andere Künstler setzen<br />
sich in einer kaum denkbaren Radikalität mit<br />
sich auseinander. Das zwölfte Kapitel schließlich<br />
widmet sich der künstlerischen »Welt im Kopf«.<br />
Hier stößt die Einbildungskraft des Künstlers,<br />
stoßen die Gegenwelten seiner »Kopfgeburten«<br />
abermals auf Vernunft, Utopie und Geschichte,<br />
Schrecken und Finsternis. Und wie viele Ideen<br />
haben etwa Joseph Beuys oder Erik Bulatov in<br />
die Welt gebracht<br />
Von der »Welt im Kopf« nehmen die Ideen<br />
ihren Lauf wieder hinaus in die Welt; eine Art<br />
Kreislauf entsteht. Die Themen der Künstler sind<br />
unabhängig von Zeit und Ort, kehren in sich verändernden<br />
Vorstellungen und Zusammenhängen<br />
immer wieder zurück und exponieren immer<br />
neu die Grundfragen unserer Existenz: Wie lebt<br />
der Mensch, wie organisiert, wie orientiert er<br />
sich Es geht um die Freiheit im gesellschaftlichen<br />
wie im individuellen Leben. Und darum,<br />
welche Verantwortung der Mensch teilt.<br />
Die »moderne« Kunst, da sind sich die meisten<br />
Kunsthistoriker einig, ist eine Folge der<br />
Aufklärung und war lange Zeit mit der Idee des<br />
Fortschritts verbunden. Von der Kunst stammt<br />
zumeist schon sehr früh der Einspruch der Vernunft,<br />
die ins Bild gesetzte Erkenntnis der Probleme.<br />
Goyas »Schlaf der Vernunft« ist die Ikone<br />
dieser Fragestellung geworden. Kunst hat Krisen<br />
thematisiert, Tabus gebrochen, Erstarrungen gelöst,<br />
Diskussionen erzeugt. Sie durchschneidet<br />
die Trennlinie zwischen den Generationen und<br />
Territorien, verbindet die Zukunft mit der Gegenwart.<br />
Kunst hat dazu beigetragen, Erkenntnisse<br />
über die Fehlentwicklungen der Moderne<br />
zu gewinnen und zugleich die Moderne durch<br />
ihre Kritik zu verteidigen. Und klärt uns die<br />
Kunst nicht über die gesellschaftlichen Deformationen<br />
auf<br />
Sie präsentiert nicht das richtige, sie erfindet<br />
ein mögliches Leben. Anders als die Historienbilder<br />
(die das richtige Leben zeigen wollen), decken<br />
die Werke in unserer Ausstellung die Probleme<br />
unserer Zeit auf. Sie machen die Idee der<br />
Freiheit nicht nur sichtbar, sondern befragen<br />
sie. Es könnte auch alles ganz anders sein (oder<br />
kommen), lautet die gar nicht so unterschwellige<br />
Devise. Bildende Kunst ist, anders als das<br />
Wort, eine universelle Sprache, die ohne Übersetzung<br />
überall (und überall anders) gedeutet<br />
werden kann. Sie lässt sich von keiner Mauer,<br />
von keinem Eisernen Vorhang davon abbringen,<br />
die Idee der demokratischen und künstlerischen<br />
Freiheit in ungeahnte Weiten zu tragen.<br />
Monika Flacke<br />
Prof. Dr. Monika Flacke ist Sammlungsleiterin am Deutschen<br />
Historischen Museum und Gesamtleiterin der<br />
Ausstellung. Sie hat die Ausstellung zusammen mit<br />
Henry Meyric Hughes und Ulrike Schmiegelt kuratiert.<br />
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, in dem ca. 250<br />
Kunstwerke ausführlich beschrieben werden. Der <strong>Berlin</strong>er<br />
Kunst- und Bildhistoriker Horst Bredekamp hat die<br />
zwölf Kapitel in einer vorangestellten Übersicht<br />
zusammengefasst. Der Katalog bedeutet in seiner Art<br />
ein Novum: Er erscheint sowohl in einer ausführlichen<br />
elektronischen als auch in einem knapperen Printformat.<br />
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Ausstellungen<br />
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> – Ephraim-Palais<br />
Johannes Grützke:<br />
»die ganze Welt in meinem Spiegel«<br />
Hannah-Höch-Preis des Landes <strong>Berlin</strong> 2012<br />
16. November 2012 bis 17. Februar 2013<br />
Johannes Grützke,<br />
Das Tablett, 1997. Öl auf<br />
Leinwand, 110 × 110 cm.<br />
Sammlung Jaeschke.<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012.<br />
Foto: Andreas Kunert<br />
Johannes Grützke, Benno<br />
Ohnesorg greift zum Gewehr,<br />
1968. Öl auf Leinwand,<br />
120 × 130 cm. Stiftung Haus<br />
der Geschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Bonn.<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012.<br />
Foto: Stiftung Haus der<br />
Geschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Bonn<br />
Grützkes Bilder gelten als »einzigartige, freilich<br />
extravagante Beiträge zu einer Gesellschafts- und<br />
Sittengeschichte der Bundesrepublik« (Eduard<br />
Beaucamp). Sie zeigen auf bizarre Weise banale<br />
Situationen und meinen existenzielle Zustände.<br />
Sie bedienen sich der Erhabenheit historischer<br />
Vorbilder und stehen in einem ironischen Verhältnis<br />
zu ihnen. Sie wirken realistisch, lassen<br />
aber bewusst alle Deutungen zu.<br />
Grützke (Jg. 1937) ist Maler, Zeichner, Grafiker<br />
und Plastiker, aber auch Musiker, Schriftsteller,<br />
Performer, Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner<br />
und Verleger. Seit 1965 ist er Mitglied<br />
des anarchisch-dadaistischen Musikensembles<br />
»Die Erlebnisgeiger«. 1973 gründete er mit Manfred<br />
Bluth, Matthias Koeppel und Karlheinz Ziegler<br />
in Anspielung auf Künstlerbünde des 19. Jahrhunderts<br />
die »Schule der Neuen Prächtigkeit«<br />
und verfasste das Theaterstück »Die Maßregelung<br />
auf dem Floß der Medusa«. 1979 begann die<br />
fast zwei Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit<br />
mit dem Regisseur und Intendanten Peter<br />
Zadek. Seit 1980 tritt er in Filmen von Robert van<br />
Ackeren, Wolf Gremm, Ulrich Schamoni, Werner<br />
Schroeter und Otto Waalkes auf. 1995 gründete<br />
Grützke mit Tilmann Lehnert den Goethe Verlag,<br />
1998 mit Christoph Haupt die Literaturzeitschrift<br />
»Der Prager«.<br />
Das Land <strong>Berlin</strong> ehrt ihn nun mit dem Hannah-Höch-Preis<br />
für sein Lebenswerk – und das<br />
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> mit einer Bilderschau, die<br />
über das bloße Dekor einer Preisvergabe weit hinausgeht.<br />
Es ist die erste Retrospektive Grützkes<br />
in seiner Heimatstadt seit 1974. Sie konzentriert<br />
sich zum einen auf das malerische Œuvre,<br />
zum anderen auf grafische Zyklen, entstanden<br />
ab den 1960er-Jahren bis heute. Die gezeigten<br />
Gemälde erlauben nicht nur einen Überblick<br />
über Grützkes stilistische Entwicklung, sondern<br />
veranschaulichen auch sein gesamtes thematisches<br />
Spektrum. Die ausgewählten Papierarbeiten<br />
konzentrieren sich auf erzählerische, buchkünstlerische<br />
und bühnenbildnerische Aspekte<br />
seines Werkes. Als Linolschnittfolge ist überdies<br />
Grützkes 1991 vollendetes Hauptwerk, der<br />
monumentale Zug der Volksvertreter von 1848<br />
in der Frankfurter Paulskirche, präsent.<br />
Zunächst begegnet man in zahlreichen Bildnissen<br />
Grützke selbst. Man erkennt ihn sofort an<br />
den abgerundeten Brillengläsern oder den charakteristischen<br />
Augenbrauen. Meist erscheint<br />
er auf einen Kopfausschnitt reduziert, bisweilen<br />
um den Oberkörper oder um Doppelung seiner<br />
Person erweitert. Mal hält Grützke eine Maske,<br />
mal betrachtet er eine Philosophenbüste<br />
oder einen abgeschnittenen Gänsehals. Er blickt<br />
amüsiert, nachdenklich, versonnen, skeptisch,<br />
grimmig, leidend, verzweifelt. Sodann erscheint<br />
Grützke oder jemand, der ihm ähnelt, in verschiedenen,<br />
absurd anmutenden Situationen.<br />
78 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> – Ephraim-Palais | Ausstellungen<br />
gen, Duktus und Form wirken gestischer. Damit<br />
geht eine verstärkte Verarbeitung christlicher<br />
und mythologischer Themen einher. Ist es Blasphemie,<br />
die badende Batseba aus ihrem alttestamentarischen<br />
Zusammenhang zu reißen oder<br />
beim »Einzug nach Jerusalem« eine Frau den Esel<br />
reiten zu lassen Grützkes Denkweise ist eine<br />
andere. Wenn bei ihm Jesus eine nackte Frau ist,<br />
so deshalb, weil das Bild nicht dadurch authentischer<br />
würde, wenn er ein Modell nähme, das<br />
Albrecht Dürer ähnlich sähe.<br />
Die wichtigste mythologische Gestalt ist für<br />
Grützke Prometheus, der Sage nach Schöpfer<br />
Johannes Grützke,<br />
Prometheus, 1980.<br />
Pastell, 180 × 100 cm.<br />
Ladengalerie <strong>Berlin</strong>.<br />
© VG Bild-Kunst,<br />
Bonn 2012.<br />
Foto: Marie Walter<br />
Johannes Grützke,<br />
Darstellung der Freiheit,<br />
1972. Öl auf Leinwand,<br />
170 × 200 cm. Privatbesitz.<br />
© VG Bild-Kunst,<br />
Bonn 2012. Foto:<br />
Bildarchiv Foto Marburg<br />
Da tritt er als dreifacher Riese auf, spielt mit seinem<br />
Alter Ego auf einer Wiese Mikado, balanciert<br />
einen Muskelkopf, drückt einen Säugling<br />
an sich oder stemmt zusammen mit einer – seiner<br />
– Frau ein Tablett in die Höhe; er mit weiblicher<br />
Brust, sie mit männlicher Armmuskulatur.<br />
Die Erwartungshaltung wird auf eine harte Probe<br />
gestellt, insbesondere die gewählte Draufsicht,<br />
eine sich nach unten hin verjüngende Perspektive<br />
und widernatürliche Körpertorsionen<br />
konterkarieren gängige Sehgewohnheiten.<br />
Grützke spiegelt sich, selbst wenn im Spiegel<br />
andere erscheinen. Die Darstellung des Menschen,<br />
anfangs ausschließlich von Männern,<br />
wurde Ende der 1960er-Jahre zum Thema großformatiger<br />
Kompositionen. Der Kontrast zwischen<br />
seriöser Aufmachung und kindischem<br />
Verhalten, zwischen detailgetreuer Abbildhaftigkeit<br />
und verrätselter Raumsituation, birgt bei<br />
nicht geringem Unterhaltungswert ein Element<br />
tiefer Irritation.<br />
1972 betritt mit der »Darstellung der Freiheit«<br />
die erste weibliche Nackte eine Leinwand Grützkes.<br />
Seine »Freiheit« ist eine sexuell emanzipierte,<br />
selbstbestimmte Frau. Aber die Botschaft<br />
des Künstlers erschöpft sich nicht in der Hinterfragung<br />
stereotyper Geschlechterrollen. Grützke<br />
führt quasi ein Stück auf, ein Lehrstück, das<br />
von einem Befreiungsakt in allgemeinem Sinn<br />
handelt: »Wenn ich die Menschheit male, nehme<br />
ich gewöhnlich eine nackte Frau.« Was im Umkehrschluss<br />
heißt: Eine unbekleidete weibliche<br />
Figur ist nicht das, was sie vordergründig vorgibt<br />
zu sein, sondern steht für eine übergeordnete<br />
Aussage. Dem Zugriff auf den Fundus ikonografischer<br />
Muster – hier Eugène Delacroix’<br />
»La Liberté guidant le peuple« – entspricht die<br />
akademische Methode von Modell-Arrangement<br />
und gründlichem Vorstudium.<br />
Als Schüler der »Neuen Prächtigkeit« greift<br />
Grützke die im 19. Jahrhundert beliebte Gattung<br />
des Historien- bzw. Ereignisbildes auf, freilich<br />
unter überraschender Wendung des geschilderten<br />
Geschehens. Bei ihm wird Benno Ohnesorg<br />
nicht erschossen, vielmehr greift dieser ein Jahr<br />
nach seinem Tod zum Gewehr. Das eigentlich<br />
leicht erkenn- und benennbare Bildgeschehen<br />
entzieht sich einfacher Deutung, zumal Grützke<br />
in den 1970er-Jahren begann, seine bevorzugten<br />
Sujets um narrative Elemente zu bereichern und<br />
alltägliches Tun durch Rückgriff auf hergebrachte<br />
Bildtypologien zu adeln.<br />
Mit den 1980er-Jahren wandelte sich Grützkes<br />
Stil. Die Malschicht wird pastoser aufgetra-<br />
der Menschheit, mit dem er sich als Erzeuger<br />
von Kunst und Leben identifiziert. Wenn Prometheus<br />
seine Entwürfe zerstört, für die Menschheit<br />
das Feuer stiehlt und von Zeus zur Strafe<br />
angekettet wird, so geht es auch immer um persönliche<br />
Ängste und Wünsche des Künstlers. In<br />
solchen Momenten schlüpft Grützke gar nicht<br />
in eine Rolle – »nein, ich bin es wirklich«.<br />
Dominik Bartmann<br />
Prof. Dr. Dominik Bartmann ist Ausstellungsdirektor des<br />
Stadtmuseums <strong>Berlin</strong>.<br />
Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre, die an der<br />
Museumskasse für 2 € erhältlich ist.<br />
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Ausstellungen<br />
Kunstverein KunstHaus Potsdam<br />
Emma Stibbon<br />
Potsdam – <strong>Berlin</strong>. Changing cities<br />
2. September bis 14. Oktober 2012<br />
Potsdams historische Mitte befindet sich im<br />
Wandel. Der Alte Markt erlebt eine Renaissance<br />
seiner friderizianischen Platzanlage. In enger<br />
Anlehnung an die architektonische Formensprache<br />
des Stadtschlosses entsteht der Brandenburgische<br />
Landtag, die Sanierung des Alten<br />
Rathauses zum neuen Standort des Potsdam<br />
Museums ist abgeschlossen (mj 3/2012) und<br />
auch die weitere rekonstruierende Bebauung<br />
der Havelseite ist auf Grundlage eines Leitbautenkonzepts<br />
entschieden. Erweitert wird die<br />
aktuelle Diskussion um zentrale Bauten der Moderne:<br />
Das Regattahaus von Reinhold Mohr ist<br />
am Luftschiffhafen soeben grundgesichert worden,<br />
um den Erhalt des Musikpavillons als architektonisches<br />
Kleinod der Moderne wird derzeit<br />
gerungen. Das Zentrum für Zeithistorische<br />
Forschung in Potsdam hat den Fokus auf die<br />
DDR-Architektur und die Brüche im Stadtbild<br />
gerichtet. Das Mercure Hotel ist als ehemaliges<br />
Interhotel derzeit im Visier der Öffentlichkeit.<br />
Potsdam zählt also ebenso wie seine benachbarte<br />
Metropole <strong>Berlin</strong> zu den »Changing Cities«.<br />
Beide Städte sind durch die Architekturen der<br />
Hohenzollern geprägt, kontrastierend hierzu<br />
haben die Diktaturen des 20. Jahrhunderts ihre<br />
Spuren im Stadtbild hinterlassen. Radikalstes<br />
Zeichen ist die ab 1961 erfolgte Teilung <strong>Berlin</strong>s,<br />
die Potsdam als benachbarte Stadt in eine unerreichbare<br />
Ferne rückte. Die Glienicker Brücke<br />
hat sich unwiderruflich als Bindeglied zwischen<br />
Potsdam und <strong>Berlin</strong>, als Ort der Grenzziehung<br />
und Stätte des Agentenaustausches zwischen<br />
Ost und West im öffentlichen Gedächtnis verankert.<br />
Abb. 1: Emma Stibbon, Allegorie der Erde, Sanssouci,<br />
2012. Tinte auf Papier, 82 × 112,5 cm. © Emma Stibbon,<br />
mit freundlicher Genehmigung von upstairs berlin<br />
In dieser vielfachen Bedeutung steht die Glienicker<br />
Brücke als zentrales Motiv für die Kooperationsausstellung<br />
des KunstHauses Potsdam<br />
und des Potsdam Museums. Die Zusammenarbeit<br />
gründet sich auf das zentrale Thema der<br />
Ausstellung, das den Stadtraum und das Stadtbild<br />
künstlerisch ins Visier nimmt. Die Brüche<br />
im Stadtbild, die Entwicklungen und Veränderungen<br />
der Urbanität, die immer auch mit städtischer<br />
Identität verbunden sind, bieten die Basis<br />
für eine künstlerische Auseinandersetzung.<br />
Wie wertvoll ein Blick von außen, jenseits nationaler<br />
Grenzen sein kann, zeigt die eigens für die<br />
Ausstellung entstandene Werkserie der britischen<br />
Künstlerin Emma Stibbon (geboren 1962).<br />
Emma Stibbon besuchte <strong>Berlin</strong> erstmals 1979,<br />
entdeckte ihre Faszination für die zerrissene und<br />
widersprüchliche Stadt, mit der sie sich ab 2003<br />
in Arbeitsaufenthalten vor Ort intensiv auseinandersetzte.<br />
Diese Beschäftigung mündete<br />
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Kunstverein KunstHaus Potsdam | Ausstellungen<br />
Abb. 2: Emma Stibbon, Mercure<br />
Hotel, 2012. Tinte auf Papier,<br />
102 × 140 cm. © Emma Stibbon,<br />
mit freundlicher Genehmigung<br />
von upstairs berlin<br />
2009 in die Ausstellung »StadtLandschaften«<br />
der <strong>Berlin</strong>er Stiftung Stadtmuseum (mj 3/2009).<br />
Ein Interesse für Potsdam entwickelte Emma<br />
Stibbon bereits damals. 2011 begannen ihre ersten<br />
Studienaufenthalte in Potsdam, die sie für<br />
die aktuelle Werkserie 2012 fortsetzte.<br />
Die wesentlichen Antriebsmotive für das auf<br />
die Stadt bezogene Werk Stibbons sind die Geschichtsbrüche,<br />
die sich in <strong>Berlin</strong> und Potsdam<br />
manifestieren und gleichermaßen einen steten<br />
Wandel initiieren. Die Künstlerin strebt keineswegs<br />
eine Dokumentation der städtischen Topografie<br />
an, die Realität dient ihr vielmehr als<br />
Ausgangspunkt für die künstlerische Wiedergabe.<br />
Innerhalb der Werkgenese setzen verschiedene<br />
Formen der Abstraktion ein. Emma Stibbon<br />
transformiert Bauten in flächige Strukturen,<br />
wählt Details aus großen, städtebaulichen Zentren<br />
aus und verwendet oftmals ungewöhnliche<br />
Perspektiven.<br />
Durch die Konzentration auf die künstlerischen<br />
Techniken Kreide- und Kohlezeichnung<br />
sowie Holzschnitt und Mischtechnik erzeugt<br />
Emma Stibbon Werke größter Intensität. Mit<br />
den begrenzten Farbwerten greift Stibbon auf<br />
die Wirkung der klassischen Schwarz-Weiß-<br />
Fotografie zurück und distanziert sich zugleich<br />
von ihr: Trotz der motivischen Wiedererkennbarkeit<br />
sind ihre Arbeiten nie abbildhaft. Der<br />
reale Ort besitzt eine Authentizität, den die<br />
Künstlerin vor Ort für ihre Ideenfindung benötigt;<br />
in der künstlerischen Umsetzung löst er sich<br />
zunehmend auf und wird zur Fiktion.<br />
Architekturen werden als geometrische Formen<br />
lesbar, wie ihre Kreidezeichnung »Treppenhaus<br />
Tempelhof« von 2009 belegt. Plätze füllen<br />
als scheinbare Leerfläche fast ganze Bildformate<br />
und schieben die Bebauung – wie am Beispiel<br />
der Grafiken »Alexanderplatz« von 2005 oder<br />
»Neues Palais« von 2012 (Abb. 3) – an den Bildrand.<br />
Ein weiteres künstlerisches Prinzip kennzeichnet<br />
die urbanen Landschaften Emma Stibbons:<br />
Sie sind generell menschenleer. Gerade<br />
bei den zuletzt genannten Beispielen tritt die<br />
menschliche Abwesenheit unmittelbar ins Bewusstsein,<br />
sind diese Orte doch in der Realität<br />
stark bevölkert.<br />
Abb. 3: Emma Stibbon, Neues Palais, 2012.<br />
Tinte auf Papier, 45 × 63,5 cm. © Emma Stibbon,<br />
mit freundlicher Genehmigung von upstairs berlin<br />
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Ausstellungen | Kunstverein KunstHaus Potsdam<br />
Abb. 4: Emma Stibbon, Konferenzraum Cecilienhof,<br />
2012. Kreide auf mit Gesso grundiertem Papier,<br />
72 × 139 cm. © Emma Stibbon, mit freundlicher<br />
Genehmigung von upstairs berlin<br />
Nach eigener Aussage arbeitet Emma Stibbon<br />
wie eine Regisseurin, die für jede Szene<br />
eine neue Einstellung sucht. Besonders anschaulich<br />
wird das Vorgehen am Beispiel ihrer großformatigen<br />
Kreidezeichnung »Konferenzraum<br />
Cecilienhof« (Abb. 4) von 2012. Den Betrachterstandpunkt<br />
wählt die Künstlerin auf Bodenniveau;<br />
langsam ansteigend lässt sie den Blick<br />
über die dunkle Freifläche auf die extrem hohe,<br />
im oberen Drittel des Bildes angeordnete leere<br />
Stuhlgruppe um den Konferenztisch gleiten. Die<br />
Stühle nehmen eine Art Stellvertreterfunktion<br />
für die Akteure und damit für die Entscheidungen<br />
und Beschlüsse der Potsdamer Konferenz<br />
ein. Die Dunkelheit der Zeichnung verleiht ihr<br />
zusätzlich Expressivität.<br />
Die aktuelle Serie zu Potsdam ist durch starke<br />
Gegensätze geprägt. Stibbons lavierte Tuschezeichnungen<br />
zu den Statuen im Park von<br />
Sanssouci (Abb. 1) und dem Teehaus-Pavillon<br />
sind durch eine besondere Lichtregie, durch<br />
Spiegelungen und ungewöhnliche Perspektiven<br />
stimmungsvoll aufgeladen. Als Sehnsuchtsorte<br />
kontrastieren sie zu den nüchternen, bedrohlich<br />
anmutenden Zeichnungen der Leistikowstraße,<br />
der Glienicker Brücke oder des Cecilienhofes.<br />
Gefragt nach der inneren Motivation für Ihre<br />
künstlerische Arbeit antwortet sie: »I draw to<br />
understand how something has arrived, how the<br />
topography of a city comes to be now.«<br />
Die künstlerische Auseinandersetzung als<br />
Verarbeitungsprozess! Gerade ihre Zeichnung<br />
zur Leistikowstraße legt davon Zeugnis ab. Aber<br />
auch ihre Arbeiten zum Abriss des Palastes der<br />
Republik von 2009, zum »Plattenbau« von 2012<br />
und ihre Tuschzeichnung zum Potsdamer »Mercure<br />
Hotel« von 2012 (Abb. 2) belegen ihre Triebkraft.<br />
Das besondere Interesse der britischen<br />
Künstlerin gilt den unterschiedlichen zeitlichen<br />
Ebenen einer Stadt, die sie versucht zu erfassen,<br />
bevor sie unwiderruflich verschwunden sind.<br />
Anschaulich beschreibt Stibbon die Vorgänge<br />
der städtischen Erneuerung mit dem Terminus<br />
Palimpsest, der den Vorgang des Wiederbeschreibens<br />
bezeichnet. Eine Stadt wird im übertragenen<br />
Sinn wie eine beschriebene antike<br />
Manuskriptseite durch Schaben oder Waschen<br />
gereinigt und danach erneut beschrieben. Die<br />
Ausstellung zeigt, wie essenziell es ist, dass die<br />
Künstlerin als Beobachterin diese urbanen Prozesse<br />
verfolgt und aufbereitet.<br />
Jutta Götzmann<br />
Dr. Jutta Götzmann ist Direktorin des Potsdam Museums<br />
– Forum für Kunst und Geschichte und hat gemeinsam<br />
mit Renate Grisebach die Kooperationsausstellung im<br />
KunstHaus Potsdam kuratiert.<br />
Die Ausstellung wird von der Galerie upstairs berlin<br />
unterstützt.<br />
Zur Präsentation von »Potsdam-<strong>Berlin</strong>. Changing Cities«<br />
erscheint eine Begleitpublikation mit etwa 32 Seiten<br />
und 17 Abbildungen in Deutsch und Englisch zum Preis<br />
von 8 €.<br />
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Potsdam<br />
Museum – Forum für Kunst und Geschichte und des<br />
Kunstvereins KunstHaus Potsdam. Sie findet in dessen<br />
Räumen im Ulanenweg 9 statt.<br />
Öffnungszeiten: Mi 11–18 Uhr, Do 15–18 Uhr,<br />
Sa und So 12–17 Uhr. www.kunsthaus-potsdam.de<br />
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Ausstellungen<br />
<strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
»Die zerstörte Stadt war meine Chance«<br />
Hilde Weström zum 100. Geburtstag<br />
26. September 2012 bis 25. Februar 2013<br />
Hilde Weström, Richtfest<br />
Planufer 75/76, <strong>Berlin</strong>-<br />
Kreuzberg, 1952.<br />
© Foto: Günter Machus<br />
Haus Hanke-Förster,<br />
Teltower Damm 139,<br />
<strong>Berlin</strong>-Zehlendorf, 1965.<br />
© Foto: Friedhelm<br />
Hoffmann, 2000<br />
Hilde Weström, 1912 in Neisse, Oberschlesien,<br />
(heute Nysa) geboren, wirkte neben Architekten<br />
wie Werner Düttmann, Klaus Müller-Rehm und<br />
Hans Scharoun im <strong>Berlin</strong> der Nachkriegszeit. Beeinflusst<br />
von den Grundsätzen des »Neuen Bauens«<br />
und einer vom Wiederaufbau geprägten<br />
Gegenwart hat sie der Stadt einige konzentrierte,<br />
klug durchdachte Gebäude hinterlassen.<br />
Studium und erste Berufserfahrungen führten<br />
Hilde Weström unter anderem nach <strong>Berlin</strong>,<br />
Dresden und Breslau. 1948 wurde sie als eine<br />
der ersten Frauen in Deutschland in den »Bund<br />
Deutscher Architekten« aufgenommen. Ein Jahr<br />
später gründete sie in <strong>Berlin</strong> ihr eigenes Büro,<br />
das sie bis 1981 führte.<br />
Ihr Architekturverständnis dokumentieren<br />
zahlreiche, meist überregional ausgerichtete<br />
Wettbewerbsentwürfe u.a. für Schulen, kirchliche<br />
Einrichtungen und Verwaltungsgebäude.<br />
Vorrangig setzte sich Weström jedoch für den<br />
Wohnungsbau ein und hier im Besonderen für<br />
die Belange der berufstätigen Frau und der Familie.<br />
Erste Realisierungen im Sozialen Wohnungsbau<br />
führten zu ihrer Berufung als Mitglied<br />
im Beirat für Wohnungsgestaltung beim <strong>Berlin</strong>er<br />
Senat, wo sie 1953 die Mindestanforderung<br />
für Einbauküchen (din 18022) entscheidend mit<br />
erarbeitete. 1957 wurden ihre Musterentwürfe<br />
für ein variables Wohnen in der Sonderausstellung<br />
»die stadt von morgen« im Rahmen der<br />
»Interbau« als richtungsweisend vorgestellt.<br />
Gemeinsam mit den Innenarchitekturen von<br />
Wera Meyer-Waldeck repräsentierten sie die<br />
»gute Form« des Deutschen Werkbunds und bedeuteten<br />
einen Höhepunkt in der Entwicklung<br />
des Wohnens der 1950er-Jahre. In der Folgezeit<br />
machte sie sich vor allem durch Neubauten im<br />
Bereich des privaten Wohnungsbaus und von<br />
Sozialeinrichtungen einen Namen. Heute lebt<br />
die Architektin in dem nach ihren Plänen 1963–<br />
64 erbauten Altenwohnheim »Haus Christophorus«<br />
in <strong>Berlin</strong>-Tiergarten.<br />
Hilde Weström zu Ehren erinnern Zeichnungen,<br />
Fotografien und Modelle aus ihrem Vorlass<br />
in der <strong>Berlin</strong>ischen Galerie, aus Privatbesitz und<br />
aus Besitz des Verborgenen Museums an die<br />
wichtigsten Themen ihres Lebenswerks.<br />
Ursula Müller<br />
Die Autorin ist Leiterin der Architektursammlung der<br />
<strong>Berlin</strong>ischen Galerie.<br />
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Ausstellungen<br />
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen<br />
Martin Scorsese<br />
8. November 2012 bis 7. April 2013<br />
Martin Scorsese ist ein großer Stilist und<br />
Archäologe des Kinos. Als einer der bedeutendsten<br />
amerikanischen Regisseure erzählt<br />
er in seinen Filmen von den Menschen<br />
und den Konflikten seines Landes. Die Ausstellung<br />
zeigt, wie sehr seine individuelle<br />
künstlerische Erzählweise das moderne<br />
amerikanische Kino geprägt hat, und legt<br />
zugleich seine Inspirationsquellen und Arbeitsweisen<br />
offen. Scorsese hat in New<br />
York Film studiert, und das Spektrum seines<br />
Œuvres reicht von experimentellen<br />
Anfängen über den Dokumentar- und Musikfilm<br />
bis zum Psychothriller. Zahlreiche<br />
Stoffe sind autobiografisch motiviert, und<br />
ein zentraler Schauplatz ist Scorseses Geburtsstadt<br />
New York.<br />
Die Gestaltung der Schau wird raumgreifende<br />
Videoinstallationen und emblematische<br />
Originalobjekte in Beziehung<br />
setzen. Es ist die weltweit erste Ausstellung<br />
über Martin Scorsese anlässlich seines<br />
Robert De Niro (Travis Bickle), »Taxi Driver«, USA 1976.<br />
70. Geburtstags am 17. November 2012. Sie Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen<br />
wird unter anderem die persönliche Sammlung<br />
des Regisseurs, die Robert De Niround<br />
Paul Schrader-Collection sowie die Sammlung<br />
seines Production Designers Dante Fer-<br />
zugleich eine Studie über das Leben der italonet<br />
der Regisseur ein Porträt seiner Eltern und<br />
retti auswerten.<br />
amerikanischen Einwandererfamilien in den<br />
In den Filmen von Martin Scorsese mögen USA. Der Begriff »Familie« meint zugleich die<br />
die Schauplätze und Zeiten wechseln, bestimmten<br />
Figurenkonstellationen begegnen wir im-<br />
und Orientierung bietet. Filme wie »Good Fel-<br />
»Mafia«, die den jungen Männern scheinbar Halt<br />
mer wieder. Die Familie mit ihren patriarchalischen<br />
Strukturen bildet das Fundament der itaed«<br />
(2006) zeigen, wie schwer es ist, sich aus<br />
las« (1990), »Casino« (1995) oder »The Departlienischen<br />
Einwanderer. Mit »Italianamerican« diesem System zu lösen. Im Zentrum vieler Scorsese-Filme<br />
stehen Bruderpaare, bei denen (1974), seinem zweiten Dokumentarfilm, zeich-<br />
einer<br />
für den anderen Verantwortung trägt. Ob<br />
die beiden Männer blutsverwandt sind,<br />
ist weniger von Bedeutung, doch sie sind<br />
scheinbar aneinander gefesselt. Die Annäherungen<br />
zwischen Männern und Frauen<br />
erscheinen hingegen oftmals wie ein<br />
unsicheres Tasten. Scorsese inszeniert<br />
Männer, die Schwäche zeigen wollen,<br />
doch hierfür die Gesten und das Vokabular<br />
nicht kennen. Und so stehen im Zentrum<br />
vieler seiner Filme einsame Helden,<br />
»lonely heroes«, deren Unsicherheit von<br />
Wut und Aggression überlagert wird.<br />
Martin Scorsese wuchs in Little Italy<br />
Downtown Manhattan auf, einem italienischen<br />
Mikrokosmos, der nur aus wenigen<br />
Häuserblocks bestand – eine Miniaturgesellschaft<br />
innerhalb des amerikanischen<br />
Mainstreams mit eigener Kultur<br />
und eigenen Gesetzen. Die bestimmenden<br />
Kräfte waren die Mafia und die katholische<br />
Kirche. Als Scorsese Mitte der<br />
1960er-Jahre sein Filmstudium an der<br />
New York University aufnimmt, empfiehlt<br />
ihm sein Lehrer Haig Manoogian, Geschichten<br />
aus diesem Milieu zu erzählen. So<br />
entsteht sein Spielfilmdebüt »Who’s That Knocking<br />
at My Door« (1967), und schließlich der<br />
Film, der Scorsese zum geachteten Regisseur<br />
macht: »Mean Streets« (1973). In beiden Filme<br />
steht ein Held im Zentrum, um ihn herum die<br />
normierende, zugleich Halt bietende Familie.<br />
Diese kleinste Zelle wiederum ist Teil der abgeschotteten<br />
italienischen Community, die inmitten<br />
des Molochs New York liegt. Dieses »ande-<br />
8 4 |<br />
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Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen | Ausstellungen<br />
re« New York kann wie in<br />
»Taxi Driver« (1976) oder<br />
»Bringing Out the Dead«<br />
(1999) der transitorische Raum<br />
mit den schmutzigen, vom<br />
Elend der Obdachlosen, Junkies<br />
und Prostituierten geprägten<br />
Straßen »Downtown«<br />
Manhattans sein, oder im<br />
scharfen Gegensatz dazu, wie<br />
etwa in »The Age of Innocence«<br />
(1993), das New York<br />
der Reichen und Mächtigen in<br />
»Uptown« Manhattan.<br />
Die ersten Filme sah Martin<br />
Scorsese als Kind auf dem<br />
Schwarz-Weiß-Fernseher seiner<br />
Eltern. Später ging sein<br />
Vater mit ihm ins Kino. Diese<br />
frühen Seherfahrungen legten<br />
die Grundlage für Scorseses<br />
Begeisterung für das Kino und<br />
seine eigene künstlerische<br />
Arbeit. Für den »Score« (die<br />
Filmmusik) zu »Taxi Driver«<br />
engagiert Scorsese Bernard<br />
Herrmann und erweist sowohl<br />
dem großen amerikanischen<br />
Filmkomponisten seine Reverenz<br />
als auch dem Kino von<br />
Regisseuren wie Alfred Hitchcock,<br />
der oft mit Herrmann zusammenarbeitete.<br />
Der Einsatz<br />
von Musik spielt immer wieder<br />
eine große Rolle in Scorseses<br />
Werk. »New York, New York«<br />
(1977) ist zum Beispiel eine<br />
Hommage an das amerikanische<br />
Filmmusical der 1940erund<br />
1950er-Jahre. Die Filmgeschichte selbst wird<br />
zum Bestandteil der Erzählung, wenn in »The<br />
Aviator« (2004) die Biografie des filmbesessenen<br />
Flugpioniers Howard Hughes (Leonardo<br />
DiCaprio) erzählt wird.<br />
Nachdem der Cineast Martin Scorsese bereits<br />
Anfang der 1980er-Jahre eine Kampagne<br />
zum Erhalt von verblassenden Farbfilmkopien<br />
gestartet hatte, gründete er 1990 zusammen<br />
mit anderen berühmten Kollegen wie Steven<br />
oben: Martin Scorsese mit seinen Eltern Charles und Catherine Scorsese,<br />
»Italianamerican«, USA 1974. Martin Scorsese Collection, New York<br />
unten: Leonardo DiCaprio (Howard Hughes) und Cate Blanchett (Katharine Hepburn),<br />
The Aviator, 2004. Martin Scorsese Collection, New York<br />
Spielberg, Francis Ford Coppola und Stanley Kubrick<br />
die »Film Foundation«, die sich dem Erhalt<br />
des internationalen Filmerbes widmet. Mit seinem<br />
leidenschaftlichen Engagement für die Bewahrung<br />
des bewegten Bildes und der eigenen<br />
künstlerischen Arbeit als Filmregisseur schlägt<br />
Scorsese seit Jahrzehnten eine Brücke zwischen<br />
der Geschichte und der Zukunft des Kinos.<br />
Auf der Grundlage seiner Studien über die<br />
Sprache des Kinos und über die Menschen, ihre<br />
Antriebe und Wünsche, hat<br />
Martin Scorsese eine eigene<br />
filmische Handschrift entwickelt.<br />
Die Inszenierung von<br />
Gewalt am Rande des Wahnsinns<br />
steht im Zentrum vieler<br />
seiner Filme, aber auch die Suche<br />
nach Spiritualität. Souverän<br />
wählt er für jeden Stoff die<br />
adäquate ästhetische und formale<br />
Lösung. Bei aller Brutalität<br />
der Handlung zeichnen<br />
sich viele Filme Scorseses<br />
durch eine spielerische Leichtigkeit<br />
aus. Dies liegt sowohl<br />
am Inszenierungsstil des Regisseurs<br />
als auch an der virtuosen<br />
Kameraarbeit von Kameramännern<br />
wie Michael Ballhaus<br />
oder Robert Richardson.<br />
Leichtfüßig gleitet man in<br />
»The Age of Innocence« durch<br />
die opulenten Säle des New<br />
Yorker Bürgertums des 19.<br />
Jahrhunderts oder durch ein<br />
labyrinthisches Spielcasino im<br />
Las Vegas der 1970er-Jahre in<br />
»Casino« (1995). Auch Kampfszenen<br />
werden von Scorsese<br />
stets virtuos inszeniert. In<br />
»Raging Bull« (1980) experimentiert<br />
er mit einer Kamera,<br />
die dicht bei Jake La Motta<br />
(Robert De Niro) im Ring<br />
bleibt, er setzt Zeitlupe und einen<br />
experimentellen Ton ein.<br />
Häufig enden die gewalttätigen<br />
Auseinandersetzungen<br />
in wahren Blutorgien, oftmals<br />
durch eine christliche Symbolik – beispielsweise<br />
das Motiv der Kreuzigung – aufgeladen. Scorsese<br />
hegte als Kind den Wunsch, Priester zu werden.<br />
Er wird schließlich Filmregisseur, aber die<br />
existenziellen Fragen nach Glaube und Religion<br />
begleiten ihn ein Leben lang.<br />
Kristina Jaspers und Nils Warnecke<br />
Die Autoren sind Kuratoren der Deutschen Kinemathek<br />
– Museum für Film und Fernsehen.<br />
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Ausstellungen<br />
Literaturhaus <strong>Berlin</strong><br />
Helmut Heißenbüttel<br />
30. November 2012 bis 8. Februar 2013<br />
Helmut Heißenbüttel (1921–96) zählt zu den wenigen<br />
Autoren, die nach 1945 an die abstrakte<br />
Moderne anknüpften und sie konsequent weiterentwickelten.<br />
Wieder und neu zu entdecken<br />
ist sein experimentelles Werk, das Literatur als<br />
offene Form neu erfindet. Heißenbüttel war Mitglied<br />
der Gruppe 47, Kritiker, Theoretiker, Essayist,<br />
Rundfunkredakteur, konkreter Dichter sowie<br />
Urheber der »Autorenmusik«. Geboren als<br />
Sohn eines Gerichtsvollziehers in Rüstringen bei<br />
Wilhelmshaven wuchs er in Papenburg auf. Als<br />
Kriegsversehrter kehrte er 1941 aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg zurück. Von 1942–45 studierte er<br />
Germanistik und Kunstgeschichte in Dresden,<br />
Leipzig und Hamburg. In den Jahren 1954–57 war<br />
er Lektor und Werbeleiter eines Hamburger Verlags<br />
und erhielt 1956 ein Stipendium aus dem<br />
Lessing-Preis der Hansestadt Hamburg.<br />
1954 erschienen seine »Kombinationen« im<br />
Esslinger Bechtle Verlag beim Verleger Kurt<br />
Leonhard (1910–2005). 1956 folgten die »Topographien«.<br />
Eine Art Durchbruch waren seine<br />
sechs »Textbücher« aus den Jahren 1960–67,<br />
die im avantgardistischen Umfeld einschlägige<br />
Lektüre wurden. Von 1959–81 arbeitete Heißenbüttel<br />
als Redakteur des Radio-Essays beim<br />
Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart und förderte<br />
viele junge Autoren. 1963 hielt er seine<br />
Frankfurter Poetikvorlesungen »Grundbegriffe<br />
einer Poetik im 20. Jahrhundert«. 1969 bekam er<br />
für sein poetisch-experimentelles Werk den<br />
Georg-Büchner-Preis, 1970 kamen der Hörspielpreis<br />
der Kriegsblinden und 1984 der Literaturpreis<br />
der Stadt Köln hinzu.<br />
Nach seinen Erfolgen im avantgardistischen<br />
Feld der 1960er-Jahre fristeten Heißenbüttels<br />
Arbeiten lange Zeit unter dem Verdikt grammatikalischer<br />
Reduktion und unverständlicher<br />
Sprachpoesie ein nahezu unbeachtetes Dasein.<br />
Seit einigen Jahren wird er als zentraler Vertreter<br />
der bundesrepublikanischen Neoavantgarde<br />
wiederentdeckt, sei es als »Sammler und Erfinder«<br />
oder »Integrationsfigur der neuen Avantgarden in<br />
den 1960er-Jahren«, wie denn auch sein experimentelles<br />
Werk mehr in den Blick rückt.<br />
Heißenbüttels Literaturbegriff kreist um die<br />
Reduktion des Inhalts und die Auflösung der<br />
Form aus ihren traditionell erzählenden Funktionen.<br />
An erster Stelle steht die interaktive »Beziehung<br />
zwischen Literatur und Leser, Kunst und<br />
Publikum«. Das Vorbild hierfür lieferten die abstrakte<br />
Prosa, Portraiture und Wortkompositionen<br />
Gertrude Steins (1874–1946). Heißenbüttel<br />
entdeckte in Steins Texten musikalische Techniken<br />
der Etüde, Komposition und Kadenz. Ihren<br />
»insistence«-Stil der Jahre 1906–08 übertrug<br />
er auf seine eigenen experimentellen Texte als<br />
Wiederholungen von Sätzen und Phrasen und<br />
als rhythmische Qualitäten. Auch Steins serielle<br />
Verfahren wie das »continuing of paragraphing«<br />
übernahm Heißenbüttel mit mathematischer<br />
Exaktheit und einer manischen Vorliebe für die<br />
Zahl 13. Aus dem Wechsel von Fortgang und Wiederholung<br />
einzelner Wortkombinationen verschwimmen<br />
die Grenzen zwischen Poesie und<br />
Prosa zu einer poetologisch »offenen Literatur«.<br />
Mit dem bekannten Text »Politische Grammatik«<br />
aus dem »Textbuch« bereicherte er die<br />
ästhetische Neoavantgarde und konkrete Dichtung<br />
um eine politische Dimension. Diese betraf<br />
die allfällige Auseinandersetzung mit der<br />
8 6 |<br />
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Literaturhaus <strong>Berlin</strong> | Ausstellungen<br />
Alternativ zum literarischen Mainstream arbeitete<br />
Heißenbüttel in den 1970er-Jahren einen<br />
literarischen Gegenkanon heraus. Hierzu zählt<br />
sein Konzept einer »Offenen Literatur«, die sich<br />
aus Gattungskonventionen löst sowie die Autorenmusik,<br />
einer offenen Textsorte als Artefakt<br />
zwischen Literatur und Musik. Zusammen mit<br />
Franz Mon (geb. 1926) gab er die »Anti-Anthologie«<br />
heraus, die Gedichte nach der Anzahl ihrer<br />
Wörter versammelte.<br />
Ein breiteres Publikum erreichte er in den<br />
späten 1970er-Jahren als Erzähler mit »Eichendorffs<br />
Untergang und andere Märchen« von<br />
1978 und »Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht<br />
gewonnen hätte« von 1979. Die anfänglichen<br />
Stein’schen Experimente modifizierte er in autobiografischen<br />
experimentellen Quasi-Selbstentwürfen<br />
neu. Das bislang von der literaturwissenschaftlichen<br />
Forschung kaum gewürdigte<br />
Antiwerk, Heißenbüttels modernes großes<br />
Romanprojekt »d’Alemberts Ende«, harrt weiterhin<br />
eines gründlichen Gelesenwerdens durch<br />
die Leser.<br />
Versucht man, Heißenbüttels literarisch-ästhetisches<br />
Konzept der Grenzüberschreitung<br />
der Formen, Gattungen und Stile zu erfassen,<br />
bietet bereits die Lektüre der wunderbar klaren<br />
programmatischen Titel seiner poetischen und<br />
literarhistorischen Essays eine gute Orientierung.<br />
So reichen diese von »Grenzformen der<br />
Dichtung [Über Ausbruchsversuche aus dem traditionellen<br />
Poesieverständnis]«, »13 Thesen über ästhetische<br />
Grenzüberschreitung«, »Von Stockhausen<br />
bis zum Western« über »Spielregeln des Kriminalromans«<br />
bis zur beinahe popartigen »Integration<br />
des Banalen«, bei der er schon den –<br />
mittlerweile längst im literarischen Kanon etablierten<br />
– Comic im literarischen Fachblick hatte.<br />
Bleibt zuletzt auf die wichtigen methodischen<br />
und theoretischen Diskussionen hinzuweisen,<br />
die Heißenbüttel in der Auseinandersetzung auf<br />
dem Gebiet von »literature & science« zu den<br />
Thesen C. P. Snows (1905–1980) entwickelte,<br />
über die sich herausbildenden zwei Kulturen der<br />
von links nach rechts:<br />
Helmut Heißenbüttel<br />
(5. von links) beim Bielefelder<br />
Colloquium, 1997.<br />
Literaturhaus <strong>Berlin</strong><br />
Helmut Heißenbüttel,<br />
Fotografie aus dem Nachlass.<br />
Stiftung Archiv der Akademie<br />
der Künste, <strong>Berlin</strong> 2006<br />
Helmut Heißenbüttel, Selbstporträt<br />
aus dem Nachlass<br />
Helmut Heißenbüttel. Stiftung<br />
Archiv der Akademie der<br />
Künste, <strong>Berlin</strong><br />
Vergangenheit und Erinnerung. Für den Lyriker<br />
Ernst Jandl (1925–2000, mj 2/2011) stellte deshalb<br />
diese Poesie-Prosa-Mischform das »vielleicht<br />
schönste deutsche Jagdgedicht« dar:<br />
»Verfolger verfolgen die Verfolgten. Verfolgte aber<br />
werden Verfolger. Und weil Verfolgte Verfolger<br />
werden werden aus Verfolgten verfolgende Verfolgte<br />
und aus Verfolgern verfolgte Verfolger. Aus<br />
verfolgten Verfolgern aber werden wiederum Verfolger<br />
[verfolgende verfolgte Verfolger]. Und aus<br />
verfolgenden Verfolgten werden wiederum Verfolgte<br />
[verfolgte verfolgende Verfolgte]. Machen<br />
Verfolger Verfolgte. Machen verfolgende Verfolgte<br />
verfolgte Verfolger. Machen verfolgende verfolgte<br />
Verfolger verfolgte verfolgende Vervolgte.<br />
Und so ad infinitum. […]<br />
Als Verfolger des Verfolgens in Verfolgern wie Nichtverfolgern<br />
werden sie verfolgt von Verfolgern wie<br />
Verfolgten. Als Verfolger des Nichtverfolgens des<br />
Verfolgens werden sie verfolgt von Nichtverfolgern<br />
wie Nichtverfolgten. Verfolger des Verfolgens und<br />
Nichtverfolgens wären sie die eigentlich Verfolgten.<br />
Nicht verfolgende Verfolgte und verfolgte Verfolger.<br />
Sondern Verfolger und Verfolgte zugleich.«<br />
Auch seine »Kalkulation über was alle gewußt<br />
haben« stellt die Wörter Wissen, Mitwissen, Mitmach[er],<br />
Mittäter heraus. Diese Alltagsphrasen<br />
spiegeln ein latentes, verdrängendes Täterbewusstsein.<br />
Nahezu zwangsläufig reagiert der kritische<br />
und emanzipierte Rezipient darauf mit<br />
einem kritischen Bewusstsein.<br />
Natur- und Geisteswissenschaften. Sein Anliegen,<br />
Kunst und Wissenschaften anzunähern und<br />
als »vergleichbare Tätigkeiten« aufzufassen, war<br />
in seiner gesamtkünstlerischen Poetik ein weiteres<br />
der zahlreichen, von ihm maßgeblich<br />
selbst entdeckten Themenfelder.<br />
Die Ausstellung im Literaturhaus <strong>Berlin</strong> widmet<br />
sich den reichhaltigen Aspekten des experimentellen<br />
Werks und Wirkens Helmut Heißenbüttels<br />
im bundesrepublikanischen, neoavantgardistischen<br />
Kontext.<br />
Johanna Bohley und Lutz Dittrich<br />
Dr. Jonanna Bohley ist Literaturwissenschaftlerin und<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU <strong>Berlin</strong>.<br />
Lutz Dittrich ist Projektleiter beim Literaturhaus <strong>Berlin</strong>.<br />
Beide konzipieren die Reihe »Experimentelle Werke«,<br />
in der seit 2011 vier Ausstellungen zu Franz Mon, der<br />
Neoavantgarde um 1960, zu Bohumila Grögerová und<br />
schließlich zu Helmut Heißenbüttel gezeigt wurden.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 8 7
Ausstellungen<br />
Schwules Museum<br />
Mädchen in Uniform<br />
Christa Winsloe (1888 –1944)<br />
30. November 2012 bis 4. März 2013<br />
»Mein Leben lang habe ich Tiere gezeichnet und<br />
modelliert und ein paar hübsche kleine Geschichten<br />
zusammengeschrieben. Jetzt wollte ich doch<br />
bloß mal versuchen, ob ich lebendige Menschen<br />
zustande bringe. Und da kommen nun auch noch<br />
all die Frauen, die keine Männer mögen und wollen<br />
mir einreden, ich hab dieses Stück für sie geschrieben.<br />
Ich fahr wieder heim nach München,<br />
da kenn ich mich besser aus.« So kokett reagierte<br />
Christa Winsloe im November 1931 nach der Premiere<br />
von »Mädchen in Uniform« im <strong>Berlin</strong>er<br />
Kino Capitol. Ihr zugrundeliegendes Theaterstück<br />
»Ritter Neréstan« wurde in Leipzig uraufgeführt<br />
und im folgenden Jahr unter dem Titel<br />
»Gestern und heute« an Bühnen in <strong>Berlin</strong>, Wien<br />
und Zürich inszeniert. Doch der durchschlagende<br />
Publikumserfolg kam erst mit der filmischen<br />
Bearbeitung. Das Drehbuch erstellte Christa<br />
Winsloe mit Leontine Sagan und Carl Froelich.<br />
Leontine Sagan, die das Stück bereits in <strong>Berlin</strong><br />
inszeniert hatte, führte unter der künstlerischen<br />
Oberleitung von Froelich Regie. Der Film galt<br />
als einer der besten des Jahres 1931, erzielte Preise<br />
und wurde weltweit gefeiert. Die zeitgenössische<br />
Filmkritik interpretierte den Film als Anklage<br />
gegen den preußischen Erziehungsdrill –<br />
Lotte H. Eisner, Herbert Ihering und Rudolf Arnheim<br />
ließen den lesbischen Subtext weitgehend<br />
unbeachtet. In der Lesbenzeitschrift »Die Freundin«<br />
wurde der Film euphorisch besprochen und<br />
eindeutig bewertet: »Die Lehrerin und die Schülerin<br />
lassen nicht mehr voneinander.« Der Film<br />
war sehr populär. So ging die Protagonistin Doris<br />
in Irmgard Keuns Roman »Das kunstseidene<br />
Mädchen«, der im Juni 1932 erschien, ins Kino:<br />
Sie sah »Mädchen in Uniform«. In diesem Jahr<br />
gab es in zahlreichen deutschen Städten erneut<br />
Inszenierungen des Theaterstücks.<br />
Christa Winsloe ist heute fast vergessen. Im<br />
AvivA-Verlag erscheint in diesem Herbst die<br />
erste Biografie »Meerkatzen, Meißel und das<br />
Mädchen Manuela« von Doris Hermanns. Neu<br />
aufgelegt wird auch der 1933 in Amsterdam erschienene<br />
Roman »Das Mädchen Manuela« bei<br />
Krug & Schadenberg. Das Schwule Museum<br />
nimmt dies zum Anlass, die Autorin und Bildhauerin<br />
Christa Winsloe in einer Ausstellung<br />
zu präsentieren.<br />
Christa Winsloe besuchte in Potsdam ein<br />
Mädcheninternat – Erlebnisse, die sie später literarisch<br />
verarbeitete. Sie zog zum Bildhauerstudium<br />
nach München und verkehrte in der<br />
Schwabinger Bohème. 1913 lernte sie den ungarischen<br />
Schriftsteller Lajos Hatvany kennen, den<br />
sie im gleichen Jahr heiratete. Zum Schreiben<br />
kam sie über die Bildhauerei. Eine Veröffentlichung<br />
in der renommierten Kulturzeitschrift<br />
»Querschnitt« erzählte von ihren Skulpturen:<br />
»Ich modelliere Tiere«. Neben ihrer bildhauerischen<br />
und journalistischen Arbeit verfasste sie<br />
Theaterstücke: Ihr erstes hieß »Ritter Nerestan«.<br />
1932 verliebte sie sich in die Journalistin<br />
und frühe NS-Kritikerin Dorothy Thompson. Sie<br />
gingen zusammen auf Reisen und Christa Winsloe<br />
zog zu ihr in die USA. Die Beziehung scheiterte<br />
nach zwei Jahren. Christa Winsloe tat sich<br />
mit ihrer weiteren Lebensplanung schwer. Sie<br />
reiste, lebte in München und in Frankreich. Ihre<br />
Bücher wurden nach 1933 in Deutschland nicht<br />
mehr verkauft. 1938 schrieb sie das Drehbuch für<br />
Unbekannter Fotograf, Christa Winsloe,<br />
ohne Jahr. Sammlung Renate von Gebhardt<br />
den Pabst-Film »Jeunes filles en détresse«. In<br />
den folgenden Jahren ließ sie sich in Cagnes,<br />
Südfrankreich, nieder und lebte dort mit der<br />
Schweizer Pianistin Simone de Gentet. Als die<br />
beiden aus Frankreich in ihre Herkunftsländer<br />
aufbrechen wollten, wurden sie 1944 in Cluny<br />
von Kriminellen erschossen. Lange hielt sich das<br />
Gerücht, sie seien als deutsche Spioninnen von<br />
der Résistance hingerichtet worden.<br />
8 8 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Schwules Museum | Ausstellungen<br />
Winsloes Nachlassverwalterin Renate von<br />
Gebhardt wird für die Ausstellung zum ersten<br />
Mal Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien, Manuskripte<br />
und Briefe zur Verfügung stellen. Nur<br />
wenige Bücher und künstlerische Werke von<br />
Winsloe sind in öffentlichen Institutionen erhalten.<br />
Wir bemühen uns um Ergänzungen, die das<br />
Umfeld beleuchten. Lebensbegleiterinnen, wie<br />
die Geliebte und Journalistin Dorothy Thompson,<br />
die Kinderbuchautorin Hertha von Gebhardt<br />
und die Journalistin Hilde Walter, sowie<br />
»Mädchen in<br />
Uniform« –<br />
Deutschland<br />
1931, Regie:<br />
Leontine Sagan.<br />
Dorothea Wieck<br />
(vierte von<br />
links). Quelle:<br />
Deutsche<br />
Kinemathek –<br />
Museum für<br />
Film und<br />
Fernsehen<br />
»Mädchen in<br />
Uniform« –<br />
Deutschland<br />
1931, Regie:<br />
Leontine Sagan.<br />
Annemarie von<br />
Rochhausen,<br />
Hertha Thiele.<br />
Quelle:<br />
Deutsche<br />
Kinemathek –<br />
Museum für<br />
Film und<br />
Fernsehen<br />
der Ehemann Lajos Hatvany, der sie zeitlebens<br />
finanziell unterstützte, werden präsentiert.<br />
Der andere Schwerpunkt der Ausstellung gilt<br />
der Rezeption ihrer Werke: Der Film von 1931<br />
wird immer noch im Kino und Fernsehen gezeigt,<br />
Bearbeitungen des Stücks und des Romans werden<br />
aktuell auf Bühnen gebracht. Haben sich<br />
die Interpretationen verändert Christa Winsloes<br />
Theaterstück »Gestern und heute« ist dreimal<br />
verfilmt worden: In der ersten Fassung von<br />
1931 spielte Hertha Thiele die Schülerin Manuela<br />
und Dorothea Wieck die geliebte Lehrerin.<br />
Erika Mann trat in einer kleinen Rolle auf. In der<br />
Nachkriegsverfilmung übernahmen die Rollen<br />
Romy Schneider und Lilli Palmer. Die Nebenrollen<br />
waren prominent mit Therese Giehse und<br />
Blandine Ebinger besetzt. Schon 1951 gab es eine<br />
mexikanische Version »Muchachas de uniforme«,<br />
die allerdings recht freizügig mit der Vorlage<br />
verfuhr.<br />
Wir zeigen zu den Filmen Werk- und Szenenfotos,<br />
Szenenentwürfe und weitere Raritäten<br />
wie Drehbuch und Plakate. Zitate von Hertha<br />
Thiele über die Produktion, die Rezeption und<br />
über Christa Winsloe ergänzen die Exponate.<br />
Auf besondere Weise ist Leontine Sagan mit dem<br />
Film »Mädchen in Uniform« verbunden. Die<br />
Schauspielerin und Regisseurin brachte das<br />
Stück nicht nur in <strong>Berlin</strong> auf die Bühne und inszenierte<br />
den Film, sondern sie führte auch<br />
in London und Südafrika in dem Theaterstück<br />
Regie. In Südafrika spielte sie sogar das Fräulein<br />
von Bernburg. Kurzfristig erhielt sie Engagements<br />
in London und Hollywood.<br />
In der feministischen Rezeption stellte sich<br />
die Frage nach Christa Winsloes Bezug zur lesbischen<br />
Liebe. US-amerikanische Feministinnen<br />
erklärten Sagans Film zum Lesbenklassiker. Für<br />
die Schriftstellerin Christa Reinig war die Auseinandersetzung<br />
mit »Mädchen in Uniform«<br />
von zentraler Bedeutung. 1983 gab sie im Verlag<br />
Frauenoffensive nicht nur Winsloes Roman »Das<br />
Mädchen Manuela« heraus, sondern adaptierte<br />
und montierte Sequenzen aus dem Film in ihre<br />
Erzählung »Die ewige Schule«. Christa Winsloe<br />
bekannte in »Life Begins«, im homosexuellen<br />
Thema ihr literarisches Zuhause gefunden zu<br />
haben: »Meine Geschichte wird die Geschichte<br />
des Jungen, der seine Homosexualität bekämpft.<br />
[…] Ich bin so glücklich, wieder bei meinem Thema<br />
zu sein. Und fühle, dass ich nur dann gut bin. Diese<br />
Sache ist in einer Linie mit Manuela und meinem<br />
Buch.«<br />
Heike Stange und Wolfgang Theis<br />
Die beiden Autoren haben die Ausstellung kuratiert.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 8 9
Ausstellungen<br />
Museum Europäischer Kulturen<br />
Weihnachtspyramiden<br />
Tradition und Moderne<br />
30. November 2012 bis 3. Februar 2013<br />
Die sich durch Kerzenwärme drehende Weihnachtspyramide<br />
gehört vermutlich zu den<br />
bekanntesten weihnachtlichen Symbolen in<br />
Deutschland. Zunächst verbindet man sie mit<br />
dem Erzgebirge. Dabei gab es pyramidenartige<br />
Lichtergestelle auch in anderen Regionen. Auf<br />
dem <strong>Berlin</strong>er Weihnachtsmarkt waren die »Perjemiden«<br />
im 19. Jahrhundert nicht wegzudenken.<br />
Neben dem Stadtschloss am Petriplatz und später<br />
am Lustgarten gab es ganze »Wälder« von<br />
Pyramiden. Sie bestanden aus vier Stäben, die<br />
oben zu einer Spitze zusammenliefen und unten<br />
in einem Brettchen steckten. Meist waren<br />
es Kinder oder ärmere Leute, die sich mit dem<br />
Verkauf dieser Lichtergestelle etwas Geld verdienten.<br />
So auch <strong>Berlin</strong>s berühmter »Eckensteher<br />
Nante«, dem Adolf Glassbrenner die Worte<br />
in den Mund legte: »Am Weihnachtsfeste hab<br />
ick Ruh / von wegen meiner Ollen; / … Sie macht<br />
Rosinenmänner dann / un ick bau Perjemieden.«1<br />
Mit Zweigen, Bändern oder Papierstreifen geschmückt<br />
und mit Äpfeln, Nüssen, Rosinen und<br />
Zuckerzeug behängt, dienten die Pyramiden zur<br />
Beleuchtung des Gabentischs und waren gleichzeitig<br />
eine bescheidene Form der Bescherung.<br />
Erst als es mit den Eisenbahnen möglich wurde,<br />
frisch geschlagene Weihnachtsbäume in die<br />
Städte zu bringen, übernahmen diese die Beleuchtung<br />
des Gabentisches. Fast wären die<br />
Weihnachtspyramiden ganz in Vergessenheit<br />
geraten, hätte es nicht aus dem Erzgebirge die<br />
drehbare Pyramide mit Flügelrad gegeben.<br />
Diesem Thema widmet sich nun eine Ausstellung<br />
im Museum Europäischer Kulturen. Neben<br />
erzgebirgischen Pyramiden zeigt sie auch<br />
Dieter Huch, Engel Weltall haltend, Zwönitz,<br />
2008–11. Museum Europäischer Kulturen SMB.<br />
Foto: Ute Franz-Scarciglia<br />
weniger bekannte Varianten weihnachtlicher<br />
Lichtergestelle wie Holdenstedter Engelstöcke,<br />
Sebnitzer Schattenspiele, Lausitzer Weihnachtsleuchter<br />
oder einen Hiddenseer Bügelbaum.<br />
Viele Pyramiden sind Einzelanfertigungen, hinter<br />
denen eine ganz besondere Geschichte<br />
steht. Erich Gille beispielsweise hat seine Lebenserinnerungen<br />
auf seiner »Lebenspyramide«<br />
dargestellt. Im Osterzgebirge, in der Region um<br />
Seiffen, entstanden unter dem Einfluss der dortigen<br />
Gewerbefachschule Pyramiden, die zu<br />
Klassikern geworden sind, beispielsweise die<br />
von Max Schanz entwickelte Dreistabpyramide<br />
oder die Göpelpyramide von Walter Werner.<br />
Schon um 1900 begannen die Vorläufermuseen<br />
des Museums Europäischer Kulturen Weihnachtspyramiden<br />
zu sammeln. Etwa 100 Objekte<br />
dieser umfangreichen Sammlung sind nun<br />
erstmals gemeinsam zu sehen. Ergänzt wird die<br />
Ausstellung durch Neuerwerbungen moderner<br />
Pyramiden. Sie belegen die Innovationskraft der<br />
Gestalter und zeigen, in welch sensiblem Bereich<br />
zwischen Kunst und Kunsthandwerk sich Weihnachtspyramiden<br />
heute bewegen. Als größte Pyramide,<br />
mit über drei Metern Höhe, wird die 1964<br />
erbaute Cunersdorfer Ortspyramide im Außenbereich<br />
des Museums zu sehen sein. Nicht zuletzt<br />
diese Großpyramiden tragen dazu bei, dass<br />
die Ausstrahlung der Weihnachtspyramiden inzwischen<br />
weit über Sachsen und Deutschland<br />
hinausgeht.<br />
Tina Peschel<br />
Die Autorin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />
Museum Europäischer Kulturen SMB und Kuratorin der<br />
Ausstellung.<br />
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit englischsprachigen<br />
Zusammenfassungen.<br />
Anmerkung<br />
1 Zitiert nach: Kurt Pomplun, Weihnachten und Neujahr<br />
im alten <strong>Berlin</strong>. Ein Beitrag zur Volkskunde der<br />
Großstadt (= <strong>Berlin</strong>er Forum, Heft 14), Presse- und<br />
Informationsamt des Landes <strong>Berlin</strong>, <strong>Berlin</strong> 1969, S. 18.<br />
9 0 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
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28. Oktober 2012 / 19 bis 22 Uhr / Eintritt frei
In aller Kürze
In aller Kürze<br />
Neue Nationalgalerie<br />
Paul McCarthy: The Box<br />
6. Juli bis 4. November 2012<br />
Paul McCarthy, The Box, 1999. Mischtechnik,<br />
Holz, 594 × 1666 × 404 cm. Friedrich Christian<br />
Flick Collection im Hamburger Bahnhof.<br />
© Paul McCarthy. Foto: Wolfgang Siesing<br />
Der amerikanische Künstler Paul McCarthy (geb. 1945 in Salt Lake City) ist mit körperbetonten<br />
und gesellschaftskritischen Performances und Installationen bekannt geworden.<br />
Die Nationalgalerie zeigt nun mit »The Box« ein Hauptwerk dieses Künstlers und verweist<br />
auch auf den realen wie mythisch besetzten Schaffensort, an dem viele seiner Werke entstanden<br />
sind: das Studio. In der äußeren Gestalt so unscheinbar wie eine Transportkiste,<br />
zeigt sich im Inneren von »The Box« eine verblüffende und kaum zu überschauende Vielfalt<br />
an Dingen und Relikten des Künstlers. Es handelt sich um das reale Atelier McCarthys,<br />
das er in diese Kiste eingebaut hat – allerdings um 90 Grad gedreht. Ausgestellt als singuläres<br />
Großobjekt im quadratischen Mies-Bau, ergibt sich die Situation einer »Box in der<br />
Box«, eine vielschichtige Überlagerung von Architektur und Kunst.<br />
Georg-Kolbe-Museum<br />
BIOS – Konzepte des Lebens in der zeitgenössischen Skulptur<br />
26. August bis 11. November 2012<br />
Patricia Piccinini, The Comforter, 2010. Verschiedene<br />
Materialien, 60 × 80 × 80 cm. Olbricht Collection.<br />
Foto: Graham Baring. Mit frdl. Genehmigung<br />
des Künstlers und Haunch of Venison<br />
Die Ausstellung versammelt Arbeiten von internationalen Künstlern. Bindeglied ist ihre<br />
Auseinandersetzung mit dem Lebendigen, insbesondere vor dem Hintergrund radikaler<br />
Umwälzungen in den modernen Lebenswissenschaften durch die fortschreitenden Entwicklungen<br />
der Gentechnologie wie der Mikrobiologie. Der Blick der Ausstellung richtet<br />
sich auf das Organische und Pflanzliche als ein vom Menschen bereits vielfach deformiertes<br />
und wissenschaftlich durchdrungenes Feld, das seine Fremdheit und Autonomie durch<br />
den technischen Zugriff des Menschen auf die Natur bereits verloren hat, aber uns genau<br />
dadurch umso rätselhafter geworden ist.<br />
Teinehmende Künstler: Brandon Ballengée, Peter Buggenhout, Lee Bul, Mark Dion, Brad Downey, Thomas<br />
Feuerstein, Eli Gur Arie, Tue Greenfort, Patricia Piccinini, Donato Piccolo, Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger,<br />
Günter Weseler, David Zink Yi.<br />
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – <strong>Berlin</strong><br />
Lothar Wolleh: Joseph Beuys im Moderna Museet Stockholm, 1971<br />
4. September bis 25. November 2012<br />
Lothar Wolleh, o.T. [Joseph Beuys im Moderna<br />
Museet, Stockholm], 1971. © Oliver Wolleh<br />
Die Ausstellung der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart –<br />
<strong>Berlin</strong> präsentiert 58 s/w-Fotografien des Fotografen Lothar Wolleh (1930–79), die er im<br />
Januar 1971 in Stockholm aufgenommen hatte. Die Fotos zeigen Joseph Beuys inmitten<br />
seiner Werke beim Aufbau seiner ersten Auslandsausstellung im Moderna Museet. Später<br />
im Jahr haben Wolleh und Beuys 51 der gezeigten Bilder zu einem Buch aus PVC-Folien<br />
gebunden, das Beuys in ein mit Wasser gefülltes Metallbassin legte und mit einer Unterwasserlampe<br />
anstrahlte; es entstand das sogenannte »Unterwasserbuch«. Ein Buch der<br />
Kleinserie befindet sich in der Sammlung Erich Marx und wird nun erstmalig im Zusammenhang<br />
mit den Fotos präsentiert. Wolleh hatte sich als Künstlerporträtist bereits<br />
einen Namen gemacht, als er Beuys im Januar 1971 auf eigene Initiative ins Moderna<br />
Museet begleitete.<br />
9 4 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
In aller Kürze<br />
Neuer <strong>Berlin</strong>er Kunstverein (n.b.k.)<br />
Arno Brandlhuber – Archipel<br />
8. September bis 4. November 2012<br />
Arno Brandluber, Archipel, Ausstellungsansicht<br />
Neuer <strong>Berlin</strong>er Kunstverein, 2012. © Neuer<br />
<strong>Berlin</strong>er Kunstverein. Foto: Jens Ziehe<br />
»Archipel« ist die erste Einzelausstellung des <strong>Berlin</strong>er Architekten Arno Brandlhuber (geb.<br />
1964) in einer Kunstinstitution. Sein Projekt für den n.b.k. besteht darin, den Ausstellungsraum<br />
in eine insulare Stadtlandschaft aus Beton zu verwandeln und dabei vorgefundene<br />
Elemente vorgängiger Ausstellungsarchitekturen zu verwenden. Der Titel ist der Debatte<br />
um Oswald M. Ungers’ städtebauliches Konzept »Die Stadt in der Stadt. <strong>Berlin</strong> – Das Grüne<br />
Stadtarchipel« (1977) entlehnt, sowie den Diskussionen um die Vision eines »Grünen Archipels«.<br />
Im vereinigten <strong>Berlin</strong> von heute lässt sich die Umgestaltung der Stadt mit sozialpolitischen<br />
Fragen verbinden, aber auch mit Fragen der Architektur der <strong>Berlin</strong>er Republik<br />
sowie internationaler Diskurse um urbane Entwicklungen. Was für eine Stadt als Natur-<br />
Kultur-Raum ist heute möglich, ließe sich in Anlehnung an Ungers’ Konzeption fragen.<br />
Ibero-Amerikanisches Institut (IAI)<br />
Mexikanische Druckgrafik – Sammlungen des IAI<br />
7. September bis 27. Oktober 2012<br />
Arturo García Bustos, Demonstrierende Bauern,<br />
2010. Holzschnitt, 65 × 57 cm.© Museo Nacional<br />
de la Estampa/IAI/Arturo García Bustos<br />
Unter dem Titel »Estampas de la Independencia y la Revolución« (Drucke von der Freiheit<br />
und der Revolution) vereint das IAI aktuelle Werke renommierter zeitgenössischer mexikanischer<br />
Künstler wie H. Escobedo, L. Carrington und R. Turnbull mit älteren Werken der<br />
einflussreichen mexikanischen Grafikwerkstatt Taller de Gráfica Popular.<br />
Den Anstoß für die Ausstellung lieferte eine Schenkung des mexikanischen Staates:<br />
Anlässlich der 200-jährigen Unabhängigkeit Mexikos und des 100-jährigen Jubiläums der<br />
mexikanischen Revolution im Jahr 2010 haben sich 52 mexikanische Künstler in Auftragsarbeiten<br />
mit dem Thema Freiheit auseinandersetzt. 50 der 100 Editionen signierter Originale<br />
aus diesem Projekt des Museo Nacional de la Estampa in Mexiko wurden an je eine<br />
Institution in verschiedene Staaten weltweit vergeben, in Deutschland an das IAI.<br />
Schloss Sacrow<br />
ParadeStücke<br />
30. September bis 4. November 2012<br />
Carsten Hensel, silberschirm, 2012,<br />
Rauminstallation<br />
Aus Anlass des 300. Geburtstages von Friedrich dem Großen zeigt die Ausstellung »ParadeStücke«<br />
ausgewählte Positionen aller 19 im Neuen Atelierhaus Panzerhalle vertretenen<br />
Künstlerinnen und Künstler. Mit vielfältigen künstlerischen Medien und Strategien werden<br />
Themen wie Macht, Militär, Musik, Wissenschaft, Architektur, Glanz, Mythos und<br />
Nachruhm sowie Nähe und Ferne der von Absolutismus und Aufklärung geprägten Epoche<br />
aus heutiger Perspektive beleuchtet. Eine Vielzahl der Werke wird eigens für die Räume in<br />
Schloss Sacrow konzipiert und dort erstmals präsentiert. Mit der Ausstellung »Parade-<br />
Stücke« wird Schloss Sacrow nach längerer Schließung wieder für das Publikum geöffnet.<br />
Schloss Sacrow, Krampnitzer Straße 33, Potsdam.<br />
Öffnungszeiten: Sa., So. und Feiertage (3.10. und 31.10.) von 11 bis 17 Uhr.<br />
Mehr Informationen unter: www.neues-atelierhaus-panzerhalle.de und www.ars-sacrow.de<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 9 5
In aller Kürze<br />
Museum Europäischer Kulturen<br />
Elisabeth Tietmeyer wird neue Direktorin des MEK<br />
Elisabeth Tietmeyer. Foto: Klam/<strong>Berlin</strong><br />
Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat Dr. Elisabeth Tietmeyer einstimmig<br />
zur neuen Direktorin für das Museum Europäischer Kulturen SMB bestimmt. Sie<br />
ist seit Oktober 2000 bereits Stellvertretende Direktorin dieses Museums und wird Prof.<br />
Dr. Konrad Vanja, der Ende des Jahres 2012 in den Ruhestand geht, unmittelbar nachfolgen.<br />
Sie tritt ihr Amt zum 1. Januar 2013 an.<br />
Elisabeth Tietmeyer studierte Völker- und Volkskunde sowie Soziologie in Münster.<br />
1990 promovierte sie zum Thema »Die soziale Institution der Frauen/Frauen-Heirat bei<br />
den Gikuyu in Kenia«. Sie kam 1993 als Leiterin der Abteilung Europa ins damalige Museum<br />
für Völkerkunde (heute Ethnologisches Museum). 1999 wechselte sie zum Museum Europäischer<br />
Kulturen, das kurz zuvor aus dem Museum für Volkskunde und der europäischen<br />
Sammlung des Museums für Völkerkunde hervorgegangen war. Sie kuratierte die neue<br />
Dauerausstellung »Kulturkontakte – Leben in Europa« des MEK.<br />
Elisabeth Moortgat in die Welt entlassen<br />
Aussagekräftiges Regal am Arbeitsplatz,<br />
Klosterstraße 68, <strong>Berlin</strong>-Mitte, September 2012.<br />
Foto: Redaktion<br />
Erst seit Jahrgang drei, Heft drei listet das Impressum dieser Zeitschrift die einzelnen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auf. Vorher vermerkte man nur den Verantwortlichen, unter<br />
»Redaktion« den Chef und schließlich den Gestalter. Somit ziert der Name Elisabeth<br />
Moortgats erst seit Juli 1989 das Impressum, auch wenn sie an den ersten Jahrgängen schon<br />
geschmackssicher und mit profunder Kenntnis kräftig mitgewirkt hatte.<br />
Sie, die im Westen West-<strong>Berlin</strong>s aufgewachsen ist und seit Ewigkeiten im Stadtteil der<br />
berühmten Wilmersdorfer Witwen wohnt, hat die durch den Mauerfall begünstigte inhaltliche<br />
wie räumliche Ostwanderung des Journals mitgemacht: mit dem Museumspädagogischen<br />
Dienst vom Steinplatz gegenüber der HdK in die Chausseestraße, die Brunnenstraße<br />
und schließlich in die Klosterstraße und die <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH. Anders als die<br />
Witwen reist sie mit dem Auto, die U-Bahn ist ihr nichts. Sie kann sich prächtig über die<br />
schlechten Straßenanbindungen von West und Ost ereifern, über den verstopften Potsdamer<br />
Platz, die volle Friedrichstraße, und kommt jetzt – Ironie des Schicksals –, da der<br />
Durchbruch der Axel-Springer-Straße zur Leipziger einen veritablen west-östlichen Verkehrsfluss<br />
zulässt, nicht mehr in die Redaktion. Hier hat Elisabeth Moortgat genug gearbeitet!<br />
Alle drei Monate ein Journal, und das seit mehr als 25 Jahren, dazu immer wieder Publikationen<br />
wie die Reihe »gegenwart museum« oder das »PreußenJahrBuch« zum<br />
gleichnamigen Jubeljahr, um nur zwei zu nennen, largement assez! Den zunehmend auch<br />
an sie herangetragenen Flexibilisierungsansinnen hat sie sich entzogen. Sie hat fürs Journal<br />
die Fotoartikel bearbeitet, die Texte der <strong>Berlin</strong>ischen Galerie, des Schwulen Museums<br />
und immer die archäologischen Themen, wurde gesucht, um Autorinnen und Autoren zu finden,<br />
Geliefertes einzuschätzen, zu kürzen. Das hat sie mit großer Freude, scharfem Verstand<br />
und spitzem Bleistift getan und nicht zum Schlechten der jeweiligen Texte. Großes<br />
Lob kam von allen Seiten, zum Schluss sogar von Preußen im Ruhestand.<br />
Dass Elisabeth Moortgat nicht im Verborgenen weiterwirken wird, hat mit dem Verborgenen<br />
Museum zu tun, das sich – die geneigte Leserschaft ist informiert – der Kunst von<br />
Frauen widmet und besonders von Fotografinnen. Hier setzt sie ein Leben fort, das sie weit<br />
über <strong>Berlin</strong> hinausführt, nach Köln, Winterthur, Amsterdam. Und gerne immer wieder nach<br />
Paris, wo man sich mittags Zeit nimmt und Wein trinkt, eine Gewohnheit, die in <strong>Berlin</strong> nur<br />
schwer durchzuhalten ist, von durchzusetzen ganz zu schweigen. Elisabeth Moortgat muss<br />
nicht mehr arbeiten und wird es dennoch mit Verve tun. Wir freuen uns mit ihr! | red<br />
9 6 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
In aller Kürze<br />
Schloss Britz<br />
Marc Chagall – Originalgrafiken aus sieben Jahrzehnten<br />
1. September 2012 bis 6. Januar 2013<br />
Marc Chagall, Die Engelsbucht, 1962.<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012. Foto: Florian Fetzer<br />
Schloss Britz präsentiert das grafische Œuvre aus sieben Jahrzehnten eines der berühmtesten<br />
Maler seiner Zeit. Eine Auswahl von rund 100 Werken aus der Sammlung der Galerie<br />
Fetzer in Sontheim zeigt die verschiedenen Schaffensperioden Marc Chagalls (1887–1985),<br />
der vor 125 Jahren in Russland geboren wurde.<br />
Chagall wird häufig als der »Maler-Poet« bezeichnet. Seine unerschöpfliche Schaffenskraft<br />
ließ ihn auch Bühnenbilder, Kirchen- und Synagogenfenster und Mosaike entwerfen.<br />
Seine eigenen frühen Gedichte illustrierte er 1968 mit Farbholzschnitten. Die in der Ausstellung<br />
präsentierten Holzschnitte behandeln Themen wie Liebe, Einsamkeit, seine Heimat<br />
Russland und biblische Ausschnitte.<br />
Jüdisches Museum <strong>Berlin</strong><br />
Audioguide mit Hörspiel für Kinder<br />
© Jüdisches Museum <strong>Berlin</strong>.<br />
Foto: Nadja Rentzsch<br />
Im Jahr 2011 besuchten 60 000 Kinder und Jugendliche das Museum, die nicht an Gruppenführungen<br />
teilnahmen. Um dieser Klintel gerecht zu werden, hat das Jüdische Museum<br />
<strong>Berlin</strong> jetzt eine interaktive Hörspieltour entwickelt, mit der 8- bis 12-jährige Kinder die<br />
Dauerausstellung individuell und unabhängig von Erwachsenen entdecken können. Der<br />
Audioguide wird auf einem iPod angeboten, der mit einem Lesegerät ausgestattet ist. Zuerst<br />
gilt es, alle Objekte zu finden, manchmal geht es dafür durch Tunnel und in geheime<br />
Höhlen. Das Hörspiel startet automatisch, sobald ein Objekt entdeckt und der iPod an das<br />
Audioguide-Logo gehalten wird. Geschichten zu 14 Objekten können abgerufen werden,<br />
die in drei Minuten über die Ausstellungsthemen, die Exponate, über jüdische Religion und<br />
Tradition wie deutsch-jüdische Geschichte informieren. Der gesamte Rundgang führt zu 22<br />
Stationen und dauert anderthalb Stunden. Er wird begleitet von 45 Minuten Hörspiel.<br />
Staatliches Institut für Musikforschung<br />
berlin summt – Honig vom Dach des Musikinstrumenten-Museums<br />
Bee <strong>Berlin</strong> mal anders: Die kleine Biene summt<br />
nicht nur für <strong>Berlin</strong>, sie produziert auch Honig<br />
Neben dem Gutshof Schloss Britz, dem <strong>Berlin</strong>er Dom, dem Abgeordnetenhaus, dem Haus<br />
der Kulturen der Welt und dem Deutsch-Russischen Museum steht jetzt auch ein Bienenkorb<br />
auf dem Dach des Staatlichen Instituts für Musikforschung, in dem sich das Musikinstumenten-Museum<br />
befindet.<br />
Seit Frühjahr 2011 werden – im Rahmen einer gemeinschaftlichen Aktion – an mittlerweile<br />
16 repräsentativen Standorten der Hauptstadt Bienenstöcke aufgestellt und unterhalten.<br />
Dies geschieht in Kooperation mit erfahrenen <strong>Berlin</strong>er Imkern und den Hausbesitzern.<br />
Die Bereitstellung eines Gebäudes für die Bienen ist ein öffentlich sichtbares Signal<br />
der Hausherren: »Wir wertschätzen und anerkennen die große Bedeutung der Bienen für<br />
unsere Stadt und die gesamte Gesellschaft.« Der Honig vom Dach des Musikinstrumenten-<br />
Museums kann am Verkaufstisch des Museums erstanden werden.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 9 7
In aller Kürze<br />
Nachruf<br />
Imgard Wirth<br />
Irmgard Wirth und <strong>Berlin</strong> – das gehörte einfach zusammen. In Charlottenburg wurde sie am<br />
14. November 1915 geboren. Als eine der ersten immatrikulierte sie sich 1946 nach Wiederaufnahme<br />
des Lehrbetriebs an der Humboldt-Universität. 1950 ging sie mit einem Stipendium<br />
der französischen Regierung an die Sorbonne, um über Selbstbildnisse der Romantik<br />
in Frankreich zu forschen. 1951 wurde sie in Kiel promoviert. Anschließend kehrte sie nach<br />
<strong>Berlin</strong> zurück, wo sie zunächst in der Denkmalpflege arbeitete. Innerhalb kurzer Zeit verfasste<br />
sie die Inventarbände der Bauwerke und Kunstdenkmäler des Bezirks Tiergarten sowie<br />
der Stadt und des Bezirks Charlottenburg.<br />
Nach dem Mauerbau gehörte Irmgard Wirth zu den Initiatoren des <strong>Berlin</strong> Museums,<br />
dessen Leitung sie von 1967 bis 81 innehatte. Das wieder aufgebaute Kammergericht in der<br />
Lindenstraße eröffnete sie 1968 mit einem Paukenschlag: Eduard Gaertner, dem sie nicht<br />
nur eine für damalige Verhältnisse üppige Ausstellung, sondern zehn Jahre später auch<br />
eine Monografie mit Werkverzeichnis widmete. Irmgard Wirth hat Maler wie Julius Jacob,<br />
Franz Skarbina und Paul Paeschke wiederentdeckt, während sie die Sammlung und Pflege<br />
der zeitgenössischen Kunst der später gegründeten <strong>Berlin</strong>ischen Galerie überließ. Wichtig<br />
waren ihr aber nicht nur künstlerische, sondern auch topografische und sozialgeschichtliche<br />
Themen. 1971 realisierte sie aus Anlass des 300-jährigen Bestehens der Jüdischen<br />
Gemeinde zu <strong>Berlin</strong> die Ausstellung »Leistung und Schicksal«, Beginn einer Jüdischen Abteilung<br />
am <strong>Berlin</strong> Museum und Keimzelle des heutigen Jüdischen Museums. Ihre unermüdliche<br />
Beharrlichkeit zahlte sich auch bei den Erwerbungen aus, wobei Irmgard Wirth<br />
dem großen Kunstwerk wie dem historisch gewordenen Alltagsgegenstand gleichermaßen<br />
Beachtung zuteil werden ließ.<br />
Seit ihrer Pensionierung hat sich Irmgard Wirth auf die wissenschaftliche Arbeit konzentriert<br />
und als Quintessenz ihres Wirkens eine Publikation zur <strong>Berlin</strong>er Malerei im 19.<br />
Jahrhundert vorgelegt. Die durch die Wende 1989 möglich gewordene Vereinigung des <strong>Berlin</strong><br />
Museums mit dem Märkischen Museum zur Stiftung Stadtmuseum <strong>Berlin</strong> erfüllte sie<br />
mit großer Genugtuung. Am 11. Juli 2012 ist sie in <strong>Berlin</strong> gestorben. Irmgard Wirth hat sich<br />
bleibende Verdienste um die Bewahrung der Kultur und Geschichte <strong>Berlin</strong>s erworben.<br />
| Dominik Bartmann<br />
Impressum<br />
Das MuseumsJournal ist eine Publikation der <strong>Berlin</strong>er Museen.<br />
www.museumsjournal.de<br />
Herausgeber<br />
<strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH<br />
Geschäftsführer Moritz van Dülmen<br />
Klosterstraße 68 | D-10179 <strong>Berlin</strong><br />
Telefon (030) 247 49-700<br />
Telefax (030) 247 49-853<br />
www.kulturprojekte-berlin.de<br />
Chefredaktion Nina Szymanski<br />
Redaktion Emilie Buri (Volontariat),<br />
Elisabeth Moortgat, Christoph Tempel<br />
Kalender Julia Böhmler<br />
museumsjournal-kalender@<br />
kulturprojekte-berlin.de<br />
Gestaltung Ines Ebel<br />
Satz Darius Samek<br />
Gesamtherstellung<br />
Buch- und Offsetdruckerei<br />
H. Heenemann GmbH & Co. <strong>Berlin</strong><br />
Copyright<br />
© 2012 <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH<br />
ISSN 0933-0593<br />
Vertrieb Yvonne Frenkel<br />
vertrieb@kulturprojekte-berlin.de<br />
Telefon (030) 247 49-736<br />
Vertriebskennzeichen A 12947<br />
Anzeigenverwaltung<br />
Runze & Casper, Andrea Murre<br />
Telefon (030) 280 18-144<br />
Das MuseumsJournal erscheint<br />
vierteljährlich, jeweils zu Beginn<br />
eines Quartals.<br />
26. Jahrgang<br />
Preis des Heftes 6,90 Euro<br />
Jahresabonnement (4 Hefte)<br />
27,60 Euro einschl. Versandkosten<br />
Abonnement-Bestellungen<br />
<strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH<br />
Telefon (030) 247 49-888<br />
Telefax (030) 247 49-737<br />
abo@kulturprojekte-berlin.de<br />
Bankverbindung<br />
<strong>Berlin</strong>er Volksbank<br />
Konto 8 261 186 005<br />
BLZ 100 900 00<br />
IBAN DE22 1009 0000 8261 1860 30<br />
BIC BEVODEBB<br />
Dieser Ausgabe liegt der MuseumsTip<br />
bei – das Museumsprogramm (für <strong>Berlin</strong><br />
und Brandenburg) der <strong>Kulturprojekte</strong><br />
<strong>Berlin</strong> von Oktober bis Dezember 2012.<br />
9 8 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Ausstellungskalender
Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />
Öffnungszeiten<br />
an den feiertagen<br />
staatliche Museen<br />
Am 24. dezember sind alle Häuser<br />
geschlossen. Am 25. und 26.<br />
dezember sind alle Häuser geöffnet<br />
wie an einem Werktag.<br />
Am 31. dezember von<br />
10 bis 14 Uhr geöffnet:<br />
Pergamonmuseum, Neues Museum,<br />
Altes Museum, Bode-Museum,<br />
Alte Nationalgalerie<br />
Friedrichswerdersche Kirche.<br />
Am 31. dezember geschlossen:<br />
alle Häuser der Staatlichen Museen<br />
zu <strong>Berlin</strong> in Charlottenburg, Dahlem,<br />
am Kulturforum Potsdamer Platz,<br />
in Köpenick und der Hamburger<br />
Bahnhof – Museum für Gegenwart –<br />
<strong>Berlin</strong>.<br />
Am 1. Januar sind alle Häuser ab<br />
12 Uhr bis zur normalen Schließzeit<br />
eines Werktages geöffnet.<br />
schlÖsser<br />
Am 24. dezember geschlossen.<br />
Am 25. dezember regulär geöffnet:<br />
Charlottenburg und Sanssouci.<br />
Am 26. dezember regulär und<br />
am 1. Januar ab 11 Uhr geöffnet:<br />
Charlottenburg, Sanssouci, Neue<br />
Kammern, Cecilienhof,<br />
Marmorpalais, Pfaueninsel,<br />
Glienicke, Grunewald, Schönhausen,<br />
Rheinsberg, Königs Wusterhausen<br />
Oranienburg, Caputh, Paretz.<br />
Am 31. dezember von 10–14 Uhr<br />
geöffnet: Charlottenburg, Sanssouci,<br />
Neue Kammern, Cecilienhof,<br />
Schönhausen und Rheinsberg.<br />
Für die sonderöffnungszeiten der<br />
übrigen häuser wenden Sie sich<br />
bitte an die Museumsinformation<br />
<strong>Berlin</strong> unter Tel. 030-247 49 888.<br />
Wir danken 3pc für die<br />
großzügige Unterstützung<br />
bei der Gestaltung und<br />
Realisierung der Webpräsenz<br />
von <strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
<strong>Berlin</strong><br />
a<br />
abguss-saMMlung<br />
antiker Plastik<br />
Schloßstr. 69b<br />
14059 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-342 40 54<br />
Do–So 14–17 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
»...von gestern bis morgen...«<br />
Die <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlung(en)<br />
13.10.2012–26.5.2013<br />
(Journal, S. 54 f.)<br />
ägyPtisches MuseuM und<br />
PaPyrussaMMlung<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Neuen Museum<br />
führungen Highlights des Ägyptischen<br />
Museums, jeden Sa im Oktober und<br />
November, 16 Uhr<br />
Kunst im alten Ägypten, jeden So im<br />
Oktober und November, 16 Uhr<br />
familienführungen Auf den Spuren der<br />
Pharaonen, So, 15 Uhr<br />
führungen für kinder Leben im alten<br />
Ägypten, 2. und 4. So im Monat, 11 Uhr<br />
führung für blinde und sehbehinderte<br />
Mo, 12.11., 15 Uhr<br />
Im Licht von Amarna<br />
100 Jahre Fund der Nofretete<br />
7.12.2012–13.4.2013<br />
(Journal, S. 50 f.)<br />
führungen Do, 18 Uhr und<br />
Sa/So, 16 Uhr<br />
akadeMie der künste<br />
Pariser Platz<br />
Pariser Platz 4<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-200 57-10 00<br />
Di–So 11–19 Uhr<br />
≤<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Der Alchimist. Heinz Hajek-Halke.<br />
Lichtgrafisches Spätwerk<br />
8.9.–4.11.2012<br />
Letzte Zuflucht Mexiko<br />
Gilberto Bosques und das deutschsprachige<br />
Exil nach 1939<br />
3.12.2012–14.4.2013<br />
(täglich 10–22 Uhr)<br />
(Journal, S. 64 f.)<br />
akadeMie der künste<br />
hanseatenweg<br />
Hanseatenweg 10<br />
10557 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-200 57-20 00<br />
Di–So 11–19 Uhr<br />
≤<br />
Douglas Gordon<br />
Käthe-Kollwitz-Preis 2012<br />
15.9.–4.11.2012<br />
Ausgewählt. Hannes Kater<br />
»überbrechen«<br />
15.9.–14.10.2012<br />
Wagner 2013. Künstlerpositionen<br />
7.12.2012–17.2.2013<br />
kunstsaMMlung<br />
Archiv der Akademie der Künste<br />
Luisenstr. 60<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-200 57-40 00<br />
Besuch nach Vereinbarung<br />
zentraler lesesaal<br />
Archiv der Akademie der Künste<br />
Robert-Koch-Platz 10<br />
10115 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-200 57-32 47<br />
Mo–Fr 9–17 Uhr, Do 9–19 Uhr<br />
≠ Anna-Seghers-Gedenkstätte<br />
≠ Brecht-Weigel-Gedenkstätte<br />
alliiertenMuseuM<br />
Clayallee 135<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-81 81 99-0<br />
Do–Di 10–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Wie aus Feinden Freunde wurden<br />
Fair Play. Die Alliierten und der Sport<br />
26.7.2012–8.4.2013<br />
(MJ 3/2012)<br />
alte nationalgalerie<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Bodestr. 1–3<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />
≤<br />
führungen Do, 18 Uhr und So, 15 Uhr<br />
familienführungen Sa, 15 Uhr<br />
führungen für rollstuhlfahrer<br />
Mi, 10.10. und 21.11., 11 Uhr<br />
Romantik und Mittelalter<br />
Architektur und Natur in der Malerei<br />
nach Schinkel<br />
14.9.2012–6.1.2013<br />
(MJ 3/2012)<br />
altes MuseuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Am Lustgarten<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr,<br />
ab. 1. November Do 10–20 Uhr<br />
≤<br />
≠ Antikensammlung<br />
anna-seghers-gedenkstätte<br />
Archiv der Akademie der Künste<br />
Anna-Seghers-Str. 81<br />
12489 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-677 47 25<br />
Di/Do 10–16 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
Arbeits- und Wohnräume von<br />
Anna Seghers<br />
anne frank zentruM<br />
Rosenthaler Str. 39<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-288 86 56-00<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Anne Frank. hier & heute<br />
antikensaMMlung<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Alten Museum<br />
führungen jeden 2. und 4. So im<br />
Monat, 14 Uhr<br />
familienführungen jeden 1. und 3. So<br />
im Monat, 14 Uhr<br />
Antike Welten. Griechen, Etrusker<br />
und Römer im Alten Museum<br />
(MJ 2/2011)<br />
Zurück zu den Anfängen<br />
Schätze früher Hochkulturen der Ägäis<br />
in der Antikensammlung<br />
29.6.2012–7.6.2013<br />
(Journal, S. 52 f.)<br />
antikensaMMlung<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Pergamonmuseum<br />
anti-kriegs-MuseuM<br />
Brüsseler Str. 21<br />
13353 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-45 49 01 10<br />
täglich 16–20 Uhr<br />
Anmeldung von Gruppen und<br />
Schulklassen unter Tel. 030-402 86 91<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
Historisches und Aktuelles zu<br />
Krieg und Frieden<br />
KRIEG<br />
Wie Väter ihre Söhne verführen<br />
20.10.2012–6.1.2013<br />
arboretuM der huMboldtuniversität<br />
zu berlin<br />
Späthstr. 80/81<br />
12437 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-636 69 41<br />
Oktober Mi/Do, Sa, So/Feiertage<br />
10–18 Uhr, November/Dezember<br />
geschlossen<br />
≤<br />
1 0 0 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />
architekturMuseuM der<br />
technischen universität<br />
berlin<br />
Straße des 17. Juni 150/152<br />
10623 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-314-231 16<br />
Mo–Do 12–16 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
(MJ 1/2012)<br />
≥<br />
b<br />
bauhaus-archiv/<br />
MuseuM für gestaltung<br />
Klingelhöferstr. 14<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-25 40 02-0<br />
Museum: Mi–Mo 10–17 Uhr<br />
Bibliothek und Dokumentenarchiv:<br />
Mo–Fr 9–13 Uhr<br />
führungen durch Sammlung und<br />
Sonderausstellungen So, 14 Uhr<br />
≤<br />
Die Sammlung Bauhaus.<br />
Originale der Klassischen Moderne<br />
DMY Awards & Jury Selection 2012<br />
Junges Design im Bauhaus-Archiv<br />
12.9.–15.10.2012<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Werner David Feist: Bauhausfotos<br />
24.10.–25.11.2012<br />
Phantastiken. Die Bauhäuslerin Lou<br />
Scheper-Berkenkamp<br />
31.10.2012–14.1.2013<br />
(Journal, S. 70 f.)<br />
berliner Medizinhistorisches<br />
MuseuM der charité<br />
Charitéplatz 1<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-450 53 61 56<br />
Di–So und Feiertage 10–17 Uhr,<br />
Mi/Sa 10–19 Uhr<br />
führungen Sa, 15 Uhr und nach Vereinbarung<br />
unter Tel. 030-450 53 61 22<br />
≤<br />
Dem Leben auf der Spur<br />
berliner u-bahn-MuseuM<br />
Rossitter Platz 1<br />
14053 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-25 62 71 71<br />
jeden 2. Sa im Monat, 10.30–16 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung auch<br />
außerhalb der Öffnungszeiten<br />
berliner unterwelten-<br />
MuseuM<br />
im U-Bahnhof Gesundbrunnen<br />
Brunnenstr. 105<br />
13355 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-49 91 05-18<br />
Besuch nur mit Führung, Termine<br />
bitte erfragen<br />
berlinische galerie<br />
Landesmuseum für Moderne Kunst,<br />
Fotografie und Architektur<br />
Alte Jakobstr. 124–128<br />
10969 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-789 02-600<br />
Mi–Mo 10–18 Uhr<br />
≤<br />
Museumsdienst-führungen durch die<br />
Sammlung Sa/So, 15 Uhr<br />
führungen für Jugendliche und<br />
Erwachsene und workshops für<br />
Jugendliche nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Kunst in <strong>Berlin</strong> 1880–1980<br />
»Die zerstörte Stadt war meine<br />
Chance.« Hilde Weström<br />
26.9.2012–25.2.2013<br />
(Journal, S. 83)<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Geschlossene Gesellschaft. Künstlerische<br />
Fotografie in der DDR 1949–89<br />
5.10.2012–28.1.2013<br />
Tue Greenfort<br />
GASAG Kunstpreis 2012<br />
2.11.2012–1.4.2013<br />
bezirksMuseuM<br />
friedrichshain-kreuzberg<br />
Adalbertstr. 95a<br />
10999 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-50 58-52 33<br />
Mi–So 12–18 Uhr<br />
Bibliothek und Archiv:<br />
Di/Mi 10–16 Uhr, Do 12–18 Uhr<br />
≤<br />
Geschichte wird gemacht!<br />
<strong>Berlin</strong> am Kottbusser Tor<br />
ortsgespräche.<br />
stadt – migration – geschichte<br />
Vom Halleschen zum Frankfurter Tor<br />
29.1.2012–31.12.2013<br />
(MJ 2/2012)<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Augenblicke. Stillstand und Bewegung,<br />
Fotografien aus <strong>Berlin</strong>-Kreuzberg<br />
3.11.–1.12.2012<br />
bezirksMuseuM<br />
Marzahn-hellersdorf<br />
Haus 1: Alt-Marzahn 51<br />
Haus 2: Alt-Marzahn 55<br />
12685 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-54 79 09 21<br />
Di–Do 10-17 Uhr, So 11–17 Uhr<br />
Archiv: Di–Do 10–17 Uhr nach<br />
vorheriger Anmeldung<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
21. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Haus 1:<br />
Nicht allein das A-B-C… Aus der<br />
Marzahn-Hellersdorfer Schulgeschichte<br />
31.1.2012–10.3.2013<br />
Haus 2:<br />
Marzahn-Hellersdorf von den<br />
Anfängen bis 1970<br />
bildungszentruM berlin<br />
der Bundesbehörde für die Stasi-<br />
Unterlagen (BStU)<br />
Zimmerstr. 90/91<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-23 24-79 51<br />
Mo–Fr 10–18 Uhr<br />
geschlossen an Feiertagen<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Stasi. Die Ausstellung zur<br />
DDR-Staatssicherheit<br />
(täglich 10–18 Uhr)<br />
Täuschen und Vertuschen<br />
Die Stasi und die Mauertoten<br />
(täglich 10–18 Uhr)<br />
Die Gedanken sind frei<br />
Bilder von Uwe Fehrmann<br />
7.9.–2.11.2012<br />
<strong>Berlin</strong>er Mauer: Fotos verboten!<br />
Fotografien von Detlef Matthes<br />
9.11.2012–12.1.2013<br />
blinden-MuseuM<br />
≠ Deutsches Blinden-Museum<br />
bode-MuseuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Am Kupfergraben 1<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />
Studiensaal und Bibliothek des<br />
Münzkabinetts: Di–Fr 10–16.30 Uhr<br />
≤<br />
≠ Münzkabinett<br />
≠ Skulpturensammlung und<br />
Museum für Byzantinische Kunst<br />
botanischer garten und<br />
botanisches MuseuM<br />
Königin-Luise-Str. 6–8<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-838-501 00<br />
Besuchereingänge zum Garten:<br />
Königin-Luise-Platz, 14195 <strong>Berlin</strong> und<br />
Unter den Eichen 5–10, 12203 <strong>Berlin</strong><br />
Museum: täglich 10–18 Uhr<br />
Bibliothek: Mo–Fr 9–18 Uhr (in den<br />
Semesterferien teilweise verkürzt)<br />
Garten: Oktober tägl. 9–18 Uhr,<br />
November/Dezember tägl. 9–16 Uhr<br />
Letzter Einlass jeweils 30 Min. vor<br />
Gartenschließung<br />
≥<br />
Floras Schätze. Die Erfassung der<br />
grünen Welt<br />
27.4.2012–24.2.2013<br />
(MJ 2/2012)<br />
brecht-weigel-gedenkstätte<br />
Archiv der Akademie der Künste<br />
Chausseestr. 125<br />
10115 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-200 57-18 44<br />
Besuch nur mit Führung:<br />
Di 10–11.30 sowie 14–15.30 Uhr,<br />
Mi/Fr 10–11.30 Uhr,<br />
Do 10–11.30 sowie 17–18.30 Uhr,<br />
Sa 10–15.30 Uhr und So 11–18 Uhr<br />
Arbeits- und Wohnräume von<br />
Bertolt Brecht und Helene Weigel<br />
brÖhan-MuseuM<br />
Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco<br />
und Funktionalismus (1889–1939)<br />
Schloßstr. 1a<br />
14059 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-32 69 06-22<br />
Di–So und Feiertage 10–18 Uhr<br />
≤<br />
familiensonntage am 21.10., 18.11. und<br />
16.12., 11 Uhr<br />
Museumsdienst-führungen für kinder<br />
und Jugendliche sowie workshops für<br />
kinder nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
»Die Welt will Grunewald von mir«<br />
Bilder von Walter Leistikow<br />
19.10.2012–27.1.2013<br />
(Journal, S. 66 f.)<br />
brücke MuseuM<br />
Bussardsteig 9<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-831 20 29<br />
während der Ausstellungen:<br />
Mi–Mo 11–17 Uhr<br />
≤<br />
führungen So, 11.30 Uhr<br />
Museumsdienst-führungen für<br />
Jugendliche und workshops für kinder<br />
nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Die eigene Sammlung. Gemälde und<br />
Plastik der »Brücke«-Künstler<br />
4.11.2012–9.6.2013<br />
buchstabenMuseuM<br />
Schaudepot im <strong>Berlin</strong> Carré, 1. OG<br />
Karl-Liebknecht-Str. 13<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Do–Sa 13–15 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung per<br />
Mail: visit@buchstabenmuseum.de<br />
≤<br />
Neue Blicke – Tolle Stücke<br />
Neugestaltung des Museums durch<br />
die Hochschule Coburg<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 1
Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />
c<br />
centruM JudaicuM<br />
Stiftung Neue Synagoge <strong>Berlin</strong><br />
Oranienburger Str. 28–30<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-880 28-300<br />
Oktober So/Mo 10–20 Uhr,<br />
Di–Do 10–18 Uhr, Fr 10–14 Uhr,<br />
November/Dezember So–Do 10–18 Uhr,<br />
Fr 10–14 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-880 28-316<br />
≥<br />
Tuet auf die Pforten<br />
Der Gelbe Schein<br />
Mädchenhandel 1860 bis 1930<br />
19.8.–30.12.2012<br />
(Journal, S. 62 f.)<br />
»Mir bleibt keine andere Wahl«<br />
Raoul Wallenberg<br />
10.10.–11.11.2012<br />
Moses Mendelssohn: Freunde, Feinde<br />
und die Familie<br />
26.11.2012–31.3.2013<br />
coMPutersPieleMuseuM<br />
Karl-Marx-Allee 93a<br />
10243 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-60 98 85 77<br />
Mi–Mo 10–20 Uhr<br />
führungen Sa/So, 13 und 15 Uhr sowie<br />
nach Vereinbarung<br />
≤<br />
(MJ 3/2012)<br />
Computerspiele.<br />
Evolution eines Mediums<br />
Cosplay. Fotos von Jörg Pitschmann<br />
30.8.–22.10.2012<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Thibault Brunet: Vice City<br />
18.10.–26.11.2012<br />
d<br />
daiMler conteMPorary<br />
Haus Huth<br />
Alte Potsdamer Str. 5<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-259 41-420<br />
täglich 11–18 Uhr<br />
führungen 14-täglich Sa, 16 und 17 Uhr<br />
≤<br />
Private/Corporate VII. Die Doron<br />
Sebbag Art Collection, Tel Aviv<br />
und die Daimler Kunst Sammlung<br />
17.10.2012–März 2013<br />
das verborgene MuseuM<br />
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.<br />
Schlüterstr. 70<br />
10625 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-313 36 56<br />
während der Ausstellungen:<br />
Do/Fr 15–19 Uhr, Sa/So 12–16 Uhr<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
17. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />
≥<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Anita Neugebauer – photo art basel,<br />
Porträt einer Fotografin, Galeristin<br />
und Sammlerin<br />
18.10.2012–27.1.2013<br />
ddr MuseuM<br />
Karl-Liebknecht-Str. 1<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-84 71 23 73-1<br />
täglich 10–20 Uhr, Sa 10–22 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-84 71 23 73-0<br />
≤<br />
Alltag eines vergangenen<br />
Staates zum Anfassen<br />
denkMal für die<br />
erMordeten Juden euroPas<br />
Cora-<strong>Berlin</strong>er-Str. 1<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-26 39 43-36<br />
Stelenfeld jederzeit zugänglich<br />
Ort der Information: Di–So 10–19 Uhr,<br />
letzter Einlass 45 Min. vor Schließung<br />
führungen So, 15 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
≤<br />
deutsch-russisches<br />
MuseuM berlin-karlshorst<br />
Zwieseler Str. 4/Ecke Rheinsteinstr.<br />
10318 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-50 15 08-10<br />
≤<br />
Bis April 2013 bleibt das Museum<br />
geschlossen, die Dauerausstellung wird<br />
überarbeitet. Der historische<br />
Kapitulationssaal kann Sa und So<br />
jeweils um 11, 13 und 15 Uhr im Rahmen<br />
einer Führung besichtigt werden.<br />
deutsche guggenheiM<br />
Unter den Linden 13–15<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-20 20 93-0<br />
täglich 10–20 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
führungen täglich 18 Uhr<br />
führungen mit Mittagessen Mi, 13 Uhr<br />
kurzführungen Mo, 11–20 Uhr<br />
≤<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Gabriel Orozco: Asterisms<br />
6.7.–21.10.2012<br />
Visions of Modernity. Impressionismus<br />
und Klassische Moderne in den Sammlungen<br />
des Guggenheim Museums<br />
15.11.2012–17.2.2013<br />
deutsche kineMathek/<br />
MuseuM für filM und<br />
fernsehen<br />
Potsdamer Str. 2<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-30 09 03-0<br />
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr<br />
Bibliothek: Di, Mi, Fr 14–18 Uhr,<br />
Do 16–20 Uhr<br />
≤<br />
Museumsdienst-führungen So, 14 Uhr<br />
führungen und workshops für kinder<br />
und Jugendliche nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
führungen für blinde und<br />
sehbehinderte am 5.12., 15 Uhr und<br />
nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Helden. Eine Ausstellung für Kinder<br />
29.3.–21.10.2012<br />
(MJ 3/2012)<br />
Martin Scorsese<br />
8.11.2012–7.4.2013<br />
(Journal, S. 84 f.)<br />
40 Jahre SESAMSTRASSE<br />
13.12.2012–7.4.2013<br />
deutscher doM<br />
Gendarmenmarkt 1<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-22 73 04 31<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
führungen zwischen 11 und 17 Uhr<br />
alle 30 Min. und nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Wege – Irrwege – Umwege<br />
Die Entwicklung der parlamentarischen<br />
Demokratie in Deutschland<br />
deutsches blinden-MuseuM<br />
Rothenburgstr. 14<br />
12165 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-79 70 90 94<br />
Mi 15–18 Uhr<br />
führungen jeden 1. So im Monat, 11 Uhr<br />
Sechs Richtige. Louis Braille<br />
und die Blindenschrift<br />
deutsches<br />
historisches MuseuM<br />
zeughaus<br />
Unter den Linden 2<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-203 04-444<br />
täglich 10–18 Uhr<br />
führungen Sa/So, 14 Uhr<br />
sowie nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-203 04-751<br />
≤<br />
Deutsche Geschichte in Bildern<br />
und Zeugnissen<br />
ausstellungshalle<br />
von i.M. Pei<br />
Hinter dem Gießhaus 3<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
täglich 10–18 Uhr<br />
≤<br />
Fokus DDR. Aus den Sammlungen des<br />
Deutschen Historischen Museums<br />
7.6.–25.11.2012<br />
(MJ 3/2012)<br />
führungen Mo, Mi und Sa, 14 Uhr<br />
Verführung Freiheit. Kunst in Europa<br />
seit 1945<br />
17.10.2012–10.2.2013<br />
(Journal, S. 76 f.)<br />
führungen Mo und So, 12 Uhr sowie<br />
Do und Sa, 15 Uhr<br />
Im Atelier der Geschichte<br />
Die Gemäldesammlung des DHM<br />
25.10.2012–21.4.2013<br />
(Journal, S. 38 f.)<br />
führungen Fr, 15 Uhr und Sa/So, 14 Uhr<br />
führung für ältere besucher Di, 14 Uhr<br />
deutsches technikMuseuM<br />
Trebbiner Str. 9<br />
10963 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 54-0<br />
Di–Fr 9–17.30 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr<br />
Bibliothek und Archiv:<br />
Di–Do 10–17.15 Uhr, Fr 10–14 Uhr<br />
≤<br />
führungen Information und<br />
Anmeldung unter Tel. 030-902 54-124<br />
familienführungen So, 14 Uhr<br />
führungen für kinder jeden 2. So im<br />
Monat, 11 Uhr<br />
führungen für blinde und<br />
sehbehinderte Erwachsene: So, 6.10.<br />
und 2.12., 11 Uhr, Kinder: So, 4.11., 11 Uhr<br />
führungen für gehörlose und<br />
hörgeschädigte nach Anmeldung<br />
Mensch in Fahrt – unterwegs mit<br />
Auto & Co<br />
(MJ 2/2011)<br />
Luft- und Raumfahrt<br />
Pillen und Pipetten u.a.<br />
Windstärken<br />
Vom Wind und seiner Energie<br />
26.10.2011–28.2.2013<br />
(MJ 1/2012)<br />
lehrdruckerei<br />
Anmeldung für Gruppen unter<br />
Tel. 030-902 54-218<br />
≠ Spectrum – Science Center<br />
≠ Zuckermuseum<br />
dokuMentationszentruM<br />
ns-zwangsarbeit<br />
berlin-schÖneweide<br />
Britzer Str. 5, 12439 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-639 02 88-0<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
≤<br />
1 0 2 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />
Museumsdienst-führungen für<br />
Jugendliche und Erwachsene jeden 1. So<br />
im Monat, 15 Uhr u. nach Vereinbarung<br />
unter Tel. 030-639 02 88-0<br />
Bausteine. Geschichte und Perspektiven<br />
des Dokumentationszentrums<br />
NS-Zwangsarbeit<br />
Zwangsarbeit in <strong>Berlin</strong> 1938–1945<br />
doMäne dahleM<br />
Stiftung Domäne Dahlem<br />
Landgut und Museum<br />
Königin-Luise-Str. 49<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-66 63 00-0<br />
Mi–Mo 10–18 Uhr<br />
führungen nach Anmeldung unter<br />
Tel. 030-66 63 00-50<br />
Alt und Jung. Vom Älterwerden in<br />
Geschichte und Zukunft<br />
24.3.2012–6.1.2013<br />
e<br />
ePhraiM-Palais<br />
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />
Poststr. 16<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-240 02-162<br />
während der Ausstellungen:<br />
Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr<br />
≤<br />
BERLINmacher<br />
775 Porträts – ein Netzwerk<br />
18.4.–28.10.2012<br />
(MJ 2/2012)<br />
führungen So, 11 Uhr<br />
workshops für kinder und Jugendliche<br />
nach Vereinbarung<br />
Johannes Grützke: »die ganze Welt in<br />
meinem Spiegel«<br />
16.11.2012–17.2.2013<br />
(Journal, S. 78 f.)<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Herbert Maschke: Kalter Krieg und<br />
Wirtschaftswunder<br />
16.11.2012–17.2.2013<br />
erinnerungsstätte<br />
notaufnahMelager<br />
Marienfelde<br />
Stiftung <strong>Berlin</strong>er Mauer<br />
Marienfelder Allee 66–80<br />
12277 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-75 00 84 00<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
führungen Mi und So, 15 Uhr sowie<br />
nach Vereinbarung<br />
führungen für kinder nach Anmeldung<br />
am 21.10.,18.11. und 9.12., 14 Uhr<br />
≤<br />
Flucht im geteilten Deutschland<br />
Freigekauft. Wege aus der DDR-Haft<br />
8.8.2012–31.3.2013<br />
ethnologisches MuseuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Lansstr. 8<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–Fr 10–18, Sa/So 11–18 Uhr<br />
≤<br />
führungen Porträt der Nordwestküstenindianer,<br />
Sa, 6.10. und 20.10., 15 Uhr<br />
familienführungen Sa, 10.11., 17.11.,<br />
22.12. und 29.12., 15 Uhr<br />
familienworkshops jeden letzten So<br />
im Monat, 14 Uhr<br />
Welten der Muslime<br />
(MJ 4/2011)<br />
Mythos Goldenes Dreieck<br />
Bergvölker in Südostasien<br />
(MJ 4/2011)<br />
Kulturwandel unter dem Einfluss der<br />
Europäer u.a.<br />
Indianische Moderne<br />
Kunst aus Nordamerika<br />
3.3.–28.10.2012<br />
(MJ 2/2012)<br />
JuniorMuseuM<br />
im Ethnologischen Museum<br />
Arnimallee 23<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–Fr 9–18 Uhr (bis 13 Uhr nur angemeldete<br />
Gruppen), Sa/So 11–18 Uhr<br />
führungen und workshops für kinder<br />
So, 14 Uhr nach Anmeldung<br />
Das essen wir. Wir essen Reis. Erlebnis-<br />
Ausstellung für Kinder von 4–8 Jahren<br />
19.11.2011–23.6.2013<br />
f<br />
feuerwehrMuseuM berlin<br />
Veitstr. 5<br />
13507 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-38 71 09 33<br />
Di/Do 9–16 Uhr, Mi 9–19 Uhr,<br />
Fr/Sa 10–14 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
300 Jahre Feuerwehrgeschichte<br />
friedrichswerdersche kirche<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Werderscher Markt<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
täglich 10–18 Uhr<br />
≥<br />
g<br />
gedenkstätte<br />
berlin-hohenschÖnhausen<br />
Genslerstr. 66<br />
13055 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-98 60 82-30<br />
Ausstellungen täglich 9–18 Uhr<br />
Besuch der Gedenkstätte nur mit<br />
führung: Mo–Fr stündlich 11–15 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage stündlich 10–16 Uhr<br />
gruppenführungen tägl. zwischen 9<br />
und 16 Uhr nach vorheriger Anmeldung<br />
führungen für blinde und<br />
sehbehinderte jeden 3. Mi im Monat,<br />
15 Uhr<br />
Zeit meines Lebens<br />
Die Kinder von Hoheneck<br />
Inhaftiert in Hohenschönhausen<br />
gedenkstätte berliner Mauer<br />
Bernauer Str. 111/119<br />
13355 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-467 98 66 66<br />
Oktober Di–So 9.30–19 Uhr, November/<br />
Dezember Di–So 9.30–18 Uhr<br />
führungen So, 15 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
≤<br />
<strong>Berlin</strong>, 13. August 1961<br />
(MJ 3/2011)<br />
Grenz- und Geisterbahnhöfe im<br />
geteilten <strong>Berlin</strong>. Ausstellungsmodul<br />
im S-Bahnhof Nordbahnhof<br />
(MJ 4/2009)<br />
gedenkstätte<br />
deutscher widerstand<br />
Stauffenbergstr. 13–14<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-26 99 50-00<br />
Mo–Fr 9–18 Uhr, Do 9–20 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />
führungen So, 15 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
≤<br />
Widerstand gegen den<br />
Nationalsozialismus<br />
gedenkstätte kÖPenicker<br />
blutwoche Juni 1933<br />
Puchanstr. 12<br />
12555 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 97-56 71<br />
Do 10–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung auch<br />
unter Tel. 030-902 97-33 50<br />
Köpenicker Blutwoche im Juni 1933<br />
gedenkstätte PlÖtzensee<br />
für die Opfer des Nationalsozialismus<br />
aus dem In- und Ausland<br />
Hüttigpfad<br />
13627 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-26 99 50-00<br />
Oktober tägl. 9–17 Uhr, November/<br />
Dezember tägl. 9–16 Uhr<br />
der Ort dient dem stillen Gedenken,<br />
führungen finden nicht statt<br />
≤<br />
gedenkstätte stille helden<br />
Stiftung Gedenkstätte Deutscher<br />
Widerstand<br />
Rosenthaler Str. 39<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-23 45 79 29<br />
täglich 10–20 Uhr<br />
≥<br />
geMäldegalerie<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Matthäikirchplatz 8<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />
≤<br />
führungen Do, 18 Uhr (im Oktober<br />
auch 19.30 Uhr) sowie Sa, 11 Uhr<br />
und So, 14 Uhr<br />
familienführungen Sa, 14 Uhr<br />
führung für rollstuhlfahrer<br />
Mi, 19.12., 11 Uhr<br />
führung für blinde und sehbehinderte<br />
Sa, 27.10., 16 Uhr<br />
Kinder-Reich in der Gemäldegalerie<br />
Die Werkstatt des Malers<br />
führungen für kinder jeden letzten So<br />
im Monat, 14 Uhr<br />
Goldene Leisten. Schinkel rahmt Bilder<br />
4.9.2012–6.1.2013<br />
georg-kolbe-MuseuM<br />
Sensburger Allee 25, 14055 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-304 21 44<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
führungen So, 14 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
workshops für kinder und Jugendliche<br />
Sa, 3.11. und 1.12., 14.30 Uhr<br />
führungen für blinde und<br />
sehbehinderte nach Anmeldung unter<br />
Tel. 030-76 76 99 09<br />
≤<br />
Kunstkammer im Georg-Kolbe-Museum<br />
No. 16: Ilona Kálnoky<br />
10.8.–21.10.2012<br />
BIOS. Konzepte des Lebens in der<br />
zeitgenössischen Skulptur<br />
26.8.–11.11.2012<br />
(s. Kurzbericht)<br />
Kunstkammer im Georg-Kolbe-Museum<br />
No. 17: Reijiro Wada<br />
26.10.2012–20.1.2013<br />
Zauber des Aktmodells –<br />
Blick ins Atelier<br />
18.11.2012–10.2.2013<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 3
Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />
Meisterschülerpreis des<br />
Präsidenten der UdK<br />
2.12.2012–10.2.2013<br />
Café K, Sensburger Allee 26:<br />
»Arbeiten und dabei in die Wolken<br />
schauen …« Der Nachlass Blumenthal<br />
17.3.–28.10.2012<br />
Fackelträger, Fisch und Menschenpaar<br />
Die Skulpturen vom Maschsee<br />
ab 3.11.2012<br />
giPsforMerei<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Sophie-Charlotten-Str. 17/18<br />
14059 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-32 67 69-0<br />
Verkaufsraum: Mo–Fr 9–16 Uhr,<br />
Mi 9–18 Uhr<br />
führungen durch die Produktions- und<br />
Lagerstätten jeden 1. und 3. Mi im<br />
Monat, 10 Uhr und nach Vereinbarung<br />
unter Tel. 030-266 42 42 42<br />
≥<br />
grünauer<br />
wassersPortMuseuM<br />
Sportmuseum <strong>Berlin</strong><br />
Regattastr. 191-223<br />
12527 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-674 40 02<br />
bis 6. Oktober Sa 14–16.30 Uhr<br />
weitere Öffnungszeiten und<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
Sporthistorischer Blick auf 132 Jahre<br />
Ruderregatten in Grünau<br />
14.4.2012–12.4.2013<br />
gründerzeitMuseuM<br />
iM gutshaus Mahlsdorf<br />
Hultschiner Damm 333<br />
12623 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-567 83 29<br />
Mi und So 10–18 Uhr<br />
Besuch nur mit Führung<br />
gutshaus steglitz<br />
Wrangelschlösschen<br />
Schloßstr. 48<br />
12165 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 99-39 24<br />
Di–So 14–19 Uhr<br />
≥<br />
Der Mensch ist flüchtig wie die<br />
Schatten. Martin Noll, Malerei<br />
3.11.–2.12.2012<br />
h<br />
haMburger bahnhof<br />
MuseuM für gegenwart<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Invalidenstr. 50/51<br />
10557 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 11–20 Uhr,<br />
So 11–18 Uhr<br />
≤<br />
thematische führungen Di–Fr, 12 und<br />
16 Uhr sowie Sa/So, 14 Uhr<br />
familienworkshops jeden 2. So im<br />
Monat, 11 Uhr sowie jeden 4. So im<br />
Monat, 16 Uhr<br />
workshops für kinder jeden 1., 3. und<br />
5. So im Monat, 14 Uhr<br />
Die Sammlungen.<br />
The Collections. Les Collections<br />
Hans-Peter Feldmann. Die Toten<br />
9.2.2012–6.1.2013<br />
Architektonika 2<br />
5.4.2012–13.1.2013<br />
Secret universe III. Morton Bartlett<br />
11.5.–14.10.2012<br />
Ingeborg Lüscher. Die andere Seite<br />
11.7.2012–6.1.2013<br />
Lothar Wolleh. Joseph Beuys im<br />
Moderna Museet Stockholm, 1971<br />
4.9.–25.11.2012<br />
(s. Kurzbericht)<br />
MIXART. Ausstellung von Jugendlichen<br />
für Jugendliche<br />
15.9.–21.10.2012<br />
Martin Honert. Kinderkreuzzug<br />
7.10.2012–7.4.2013<br />
hanf MuseuM berlin<br />
Mühlendamm 5<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-242 48 27<br />
Di–Fr 10–20 Uhr, Sa/So 12–20 Uhr<br />
≤<br />
haus aM checkPoint charlie<br />
≠ Mauermuseum<br />
haus aM kleistPark<br />
Grunewaldstr. 6–7<br />
10823 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 77-69 64<br />
Di–So 10–19 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
Konstellationen. Ausstellung zum 10.<br />
Tempelhof-Schöneberger Kunstpreis<br />
17.8.–14.10.2012<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Jerry Berndt: Sacred/Profane<br />
2.11.–16.12.2012<br />
haus aM waldsee<br />
Argentinische Allee 30<br />
14163 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-801 89 35<br />
während der Ausstellungen:<br />
Di–So 11–18 Uhr<br />
Erik Schmidt. Downtown<br />
5.10.–30.12.2012<br />
haus der kulturen der welt<br />
John-Foster-Dulles-Allee 10<br />
10557 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-39 78 71 75<br />
Ausstellungen: Mi–Mo und Feiertage<br />
11–19 Uhr<br />
≤<br />
Über Grenzen. 18 Fotografen der<br />
Agentur OSTKREUZ<br />
9.11.–30.12.2012<br />
haus der<br />
wannsee-konferenz<br />
Gedenk- und Bildungsstätte<br />
Am Großen Wannsee 56–58<br />
14109 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-80 50 01-0<br />
täglich 10–18 Uhr<br />
Bibliothek und Mediothek:<br />
Mo–Fr 10–18 Uhr<br />
führungen Sa/So, 16 und 17 Uhr<br />
führungen für gruppen und Seminare<br />
nach Vereinbarung 6–8 Wo. im Voraus<br />
≤<br />
Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />
an den europäischen Juden<br />
heiMatMuseuM reinickendorf<br />
Alt-Hermsdorf 35<br />
13467 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-404 40 62<br />
Mo 9–13.30, Di–Fr und So 9–16 Uhr<br />
Archiv: Do 12–16 Uhr nach Anmeldung<br />
unter Tel. 030-40 00 92 70<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Last call TXL. Geschichte eines<br />
Flughafens und einer Nachbarschaft<br />
1.6.2012–21.4.2013<br />
Reinickendorfer Ansichten<br />
Druckgrafik aus einer Privatsammlung<br />
7.9.–28.10.2012<br />
heiMatMuseuM zehlendorf<br />
Clayallee 355<br />
14169 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-802 24 41<br />
Museum und Archiv:<br />
Mo/Do 10–18 Uhr, Di/Fr 10–14 Uhr<br />
an Feiertagen geschlossen<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
Vom Bauerndorf zur Vorortgemeinde<br />
»Ja, mach nur einen Plan.« Der<br />
unvollendete Dorfanger Zehlendorfs<br />
7.9.2012–31.1.2013<br />
helMut newton stiftung<br />
≠ Museum für Fotografie<br />
hugenottenMuseuM<br />
im Französischen Dom<br />
Gendarmenmarkt 5<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-229 17 60<br />
Di–Sa 12–17 Uhr, So 11–17 Uhr<br />
≤<br />
(Journal, S. 26 f.)<br />
huMboldt-box<br />
Schlossplatz 5<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 01805-03 07 07<br />
Oktober tägl. 10–20 Uhr, November/<br />
Dezember tägl. 10–18 Uhr<br />
≤<br />
Box mit Ausblick.<br />
Auf dem Weg zum Humboldt-Forum<br />
(MJ 3/2011)<br />
J<br />
Jagdschloss grunewald<br />
Hüttenweg 100<br />
14193 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-813 35 97<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Sa, So/Feiertage 10–16 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
Cranach in Grunewald<br />
(MJ 4/2011)<br />
Kurfürsten und Könige im Porträt<br />
Bildnisse der Hohenzollern vom 16. bis<br />
19. Jahrhundert<br />
seit 1.4.2012 bis auf Weiteres<br />
(MJ 2/2012)<br />
Das Jagdzeugmagazin ist zurzeit<br />
geschlossen.<br />
Jüdisches MuseuM berlin<br />
Lindenstr. 9–14<br />
10969 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-259 93-300<br />
täglich 10–20 Uhr, Mo 10–22 Uhr<br />
letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />
Lesesaal der Bibliothek und des<br />
Archivs: Mo und Mi 12–19 Uhr, Di, Do<br />
und Fr 10–17 Uhr nach schriftlicher<br />
Anmeldung<br />
führungen nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-259 93-305<br />
≤<br />
Zwei Jahrtausende deutsch-jüdische<br />
Geschichte<br />
R. B. Kitaj (1932–2007): Obsessionen<br />
21.9.2012–27.1.2013<br />
(Journal, S. 72 ff.)<br />
1 0 4 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />
k<br />
käthe-kollwitz-MuseuM<br />
berlin<br />
Fasanenstr. 24<br />
10719 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-882 52 10<br />
täglich 11–18 Uhr<br />
≥<br />
Museumsdienst-führungen sowie<br />
workshops für kinder nach<br />
Vereinbarung: Museumsinformation<br />
<strong>Berlin</strong>, Tel. 030-247 49-888<br />
führung für blinde und sehbehinderte<br />
am 26.11., 15.30 Uhr nach Anmeldung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Käthe Kollwitz: Zeichnungen,<br />
Grafiken, Plakate und das gesamte<br />
plastische Werk<br />
Käthe Kollwitz und Russland ...eine<br />
Wahlverwandtschaft<br />
26.10.2012–20.1.2013<br />
(Journal, S. 68 f.)<br />
keraMik-MuseuM berlin<br />
Schustehrusstr. 13<br />
10585 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-321 23 22 oder 0177-321 23 22<br />
Fr–Mo 13–17 Uhr<br />
führungen, Bibliothek und Archiv<br />
nach Vereinbarung<br />
≥<br />
Gertraud Möhwald und Umfeld der<br />
Burg Giebichenstein Halle. Schenkung<br />
Barry und Thomas McDaniel<br />
13.4.2012–6.5.2013<br />
Haël-Keramik 1923–1933<br />
Margarete Heymann-Loebenstein und<br />
ihre Werkstätten in Marwitz<br />
15.6.–22.10.2012<br />
Form – Funktion – Ideologie<br />
Keramik in Deutschland 1933–1945<br />
26.8.2012–28.1.2013<br />
Keramiker – Publizist – Philosoph<br />
Gustav Weiß zum 90. Geburtstag<br />
2.11.2012–28.1.2013<br />
knoblauchhaus<br />
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />
Poststr. 23<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-240 02-162<br />
Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr<br />
<strong>Berlin</strong>er Leben im Biedermeier<br />
koMMunale galerie berlin<br />
Hohenzollerndamm 176<br />
10713 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 91-67 04<br />
Di–Fr 10–17 Uhr, Mi 10–19 Uhr,<br />
So 11–17 Uhr<br />
≥<br />
SCHAULUST – Teufelsberg<br />
Rotraut von der Heide, Fotografie<br />
7.9.–21.10.2012<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
12 Antworten auf <strong>Berlin</strong><br />
21.10.–25.11.2012<br />
Kunstgruppe Rosa Reiter – aktiv<br />
gegen Aids. Zum 20. Geburtstag<br />
26.10.–18.11.2012<br />
ÜberMaß. Katharina Moessinger,<br />
Skulptur / Elisabeth Matthewes, Video<br />
25.11.2012–6.1.2013<br />
URBANE KUNST RUHR 2012<br />
Reflexionen, Positionen und Ausblicke<br />
14.12.2012–27.1.2013<br />
kPM-welt<br />
Wegelystr. 1<br />
10623 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-390 09-0<br />
Mo–Sa 10–18 Uhr<br />
führungen Sa, 15 Uhr<br />
führungen für kinder Sa, 11 Uhr nach<br />
Anmeldung<br />
≤<br />
kreuzberg MuseuM<br />
≠ Bezirksmuseum<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
kunst-rauM des deutschen<br />
bundestages<br />
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus<br />
Schiffbauerdamm<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-22 73 20 27<br />
Di–So 11–17 Uhr<br />
kunstbibliothek<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Matthäikirchplatz 6<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Sonderausstellung:<br />
Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr<br />
Lesesaal: Mo–Fr 9–20 Uhr<br />
Studiensaal–Sondersammlung:<br />
Mo 14–20 Uhr, Di–Fr 9–16 Uhr<br />
≤<br />
Erik Steinbrecher. Über Alles<br />
8.11.2012–17.2.2013<br />
führungen So, 16 Uhr<br />
kunstforuM der<br />
berliner volksbank<br />
Budapester Str. 35<br />
10787 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-30 63-17 44<br />
≤<br />
Wegen Umbauarbeiten geschlossen.<br />
kunstgewerbeMuseuM<br />
kulturforuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Matthäikirchplatz<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
≤<br />
Wegen umfangreicher Baumaßnahmen<br />
bis ca. Ende 2013 geschlossen.<br />
≠ Skulpturensammlung und Museum<br />
für Byzantinische Kunst<br />
kunstgewerbeMuseuM<br />
schloss kÖPenick<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Schlossinsel 1<br />
12557 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Do–So 10–17 Uhr<br />
thematische führungen jeden 1. und<br />
3. So im Monat, 15 Uhr<br />
≤<br />
Porzellane für die Schlösser<br />
Friedrichs des Großen<br />
15.6.–28.10.2012<br />
(MJ 2/2012)<br />
Erinnerungsstücke. Friedrich II. in den<br />
hauseigenen Sammlungen<br />
(Foyerausstellung)<br />
bis Ende 2012<br />
kuPferstichkabinett<br />
saMMlung der zeichnungen<br />
und druckgrafik<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Matthäikirchplatz 8<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Sonderausstellung: Di–Fr 10–18 Uhr,<br />
Sa/So 11–18 Uhr<br />
Studiensaal: Di–Fr 9–16 Uhr<br />
≤<br />
führungen Schatzkammer Kupferstichkabinett,<br />
Do, 4.10., 11.10., 1.11., 8.11. und<br />
13.12., 10 und 14 Uhr sowie Mi, 5.12.,<br />
14 Uhr und Do, 6.12., 10 Uhr nach<br />
Anmeldung<br />
≠ Sonderausstellungshallen<br />
Kulturforum<br />
kw institute for<br />
conteMPorary art<br />
Auguststr. 69<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-24 34 59-0<br />
Di–So 12–19 Uhr, Do 12–21 Uhr<br />
führungen Do, 19 Uhr<br />
Wael Shawky. El Araba El Madfuna<br />
Kunstpreis der Schering Stiftung 2011<br />
26.8.–21.10.2012<br />
ONE ON ONE. Gruppenausstellung<br />
18.11.2012–20.1.2013<br />
l<br />
labyrinth kinderMuseuM<br />
berlin<br />
Osloer Str. 12<br />
13359 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-800 93 11-50<br />
Fr/Sa 13–18 Uhr, So/Feiertage 11–18 Uhr,<br />
in den Ferien: Mo–Fr 9–18 Uhr,<br />
Sa 13–18 Uhr, So/Feiertage 11–18 Uhr<br />
für Gruppen nach tel. Anmeldung:<br />
Mo–Fr 9–11 und 11.15–13.15 Uhr,<br />
Nachmittagstermine ab 13.30 Uhr<br />
≥<br />
Ganz weit weg – und doch so nah<br />
Eine Abenteuerreise in ferne Länder<br />
und Kulturen für Kinder von 3–11 Jahren<br />
17.8.2012–30.3.2014<br />
landesarchiv berlin<br />
Eichborndamm 115–121<br />
13403 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 64-0<br />
Mo–Fr 10–17 Uhr<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
24. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Sektoren(ein)blicke. Alliiertes Leben in<br />
West- und Ost-<strong>Berlin</strong><br />
9.11.2012–28.2.2013<br />
lieberMann-villa aM wannsee<br />
Colomierstr. 3<br />
14109 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-805 85 90-0<br />
Mi–Mo 11–17 Uhr<br />
führungen Sa, So/ Feiertage, 14 Uhr<br />
≤<br />
Frauen der Secession<br />
Käthe Kollwitz, Sabine Lepsius, Dora<br />
Hitz und Clara Siewert<br />
25.11.2012–4.3.2013<br />
luftwaffenMuseuM der<br />
bundeswehr<br />
≠ Militärhistorisches Museum der<br />
Bundeswehr – Flugplatz <strong>Berlin</strong>-<br />
Gatow<br />
m<br />
MachMit! MuseuM für kinder<br />
Senefelderstr. 5/6<br />
10437 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-747 78-200<br />
während der Ausstellungen:<br />
Di–So und Feiertage 10–18 Uhr<br />
führungen und Gruppenangebote<br />
nach Vereinbarung<br />
≤<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 5
Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />
ene-mene-muh-welches RECHT hast<br />
DU 2o Jahre UN-Kinderrechtskonvention/2o<br />
Jahre MACHmit! Museum<br />
3.1.–9.12.2012<br />
Märkisches MuseuM<br />
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />
Am Köllnischen Park 5<br />
10179 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-240 02-162<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
≥<br />
führungen jeden 2. und 4. So im<br />
Monat, 14 Uhr<br />
familienführungen jeden 1. und 3.<br />
So im Monat, 14 Uhr<br />
vorführung der mechanischen<br />
Musikinstrumente So, 15 Uhr<br />
workshops für kinder und Jugendliche<br />
nach Vereinbarung<br />
Hier ist <strong>Berlin</strong>. Schätze und<br />
Geschichte(n) aus der Sammlung<br />
des Stadtmuseums<br />
geSchichten und beFunde. Mittelalterliche<br />
Sakralkunst neu entdeckt<br />
(MJ 3/2011)<br />
Frag deine Stadt!<br />
<strong>Berlin</strong> für junge Entdecker<br />
(MJ 4/2011)<br />
Tore mitten in der Stadt<br />
Stadterkundungs-Projekt einer 7. Klasse<br />
30.8.2012 bis auf Weiteres<br />
Kaiser, König, Bettelmann<br />
Spielen in Alt-<strong>Berlin</strong> 1871–1933<br />
2.12.2012 bis auf Weiteres<br />
Martin-groPius-bau<br />
Niederkirchnerstr. 7<br />
10963 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-254 86-0<br />
Mi–Mo 10–19 Uhr, an Feiertagen<br />
geöffnet<br />
≤<br />
Museumsdienst-führungen sowie<br />
workshops für kinder und Jugendliche<br />
nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Mythos Olympia. Kult und Spiele<br />
31.8.2012–7.1.2013<br />
(MJ 3/2012)<br />
Museumsdienst-führungen<br />
Sa/So, 14 Uhr<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Dennis Hopper: The Lost Album.<br />
Vintage-Fotografien aus den<br />
1960er-Jahren<br />
20.9.–17.12.2012<br />
Museumsdienst-führungen So, 15 Uhr<br />
MauerMuseuM<br />
Museum Haus am Checkpoint Charlie<br />
Friedrichstr. 43–45<br />
10969 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-25 37 25-0<br />
täglich 9–22 Uhr<br />
≥<br />
Die Mauer. Vom 13. August bis zu<br />
ihrem Fall<br />
Von Gandhi bis Walesa. Gewaltfreier<br />
Kampf für Menschenrechte<br />
Es geschah am Checkpoint Charlie<br />
Medizinhistorisches MuseuM<br />
≠ <strong>Berlin</strong>er Medizinhistorisches<br />
Museum der Charité<br />
Mendelssohn-reMise<br />
Jägerstr. 51<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-81 70 47 26<br />
tägl. 12–18 Uhr<br />
≤<br />
Die Mendelssohns in der Jägerstraße<br />
Mies van der rohe haus<br />
Oberseestr. 60<br />
13053 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-97 00 06 18<br />
Di–So 11–17 Uhr<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
23. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />
führungen durch Haus, Garten und<br />
Ausstellung So, 7.10. und 4.11., 11.30 Uhr<br />
≤<br />
Ray Malone. Zwischenraum<br />
9.9.–18.11.2012<br />
Giorgio Griffa<br />
25.11.2012–24.2.2013<br />
Militärhistorisches MuseuM<br />
der bundeswehr – flugPlatz<br />
berlin-gatow<br />
Am Flugplatz Gatow 33<br />
14089 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-36 87-26 01 oder -26 08<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Geschichte der deutschen<br />
Militärluftfahrt seit 1884<br />
Es geht mir gut<br />
Deutsche Feldpost von 1870 bis 2010<br />
1.4.2012–31.5.2013<br />
Mitte MuseuM<br />
Regionalgeschichtliches Museum für<br />
Mitte Tiergarten Wedding in <strong>Berlin</strong><br />
Pankstr. 47<br />
13357 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-460 60 19-0<br />
Ausstellungen: So–Mi 10–17 Uhr,<br />
Do 10–20 Uhr<br />
Archiv und Bibliothek: Mo, Di und Do<br />
10–16 Uhr nach Anmeldung unter<br />
Tel. 030-460 60 19-25 und -23<br />
führungen durch die Dauerausstellung<br />
Do, nach Voranmeldung<br />
Geschichte des Bezirkes Mitte<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Wanderungen. Die Grenzmark Posen-<br />
Westpreußen in Fotografien von 1925<br />
11.11.2012–31.8.2013<br />
Gute Geschäfte<br />
Kunsthandel in <strong>Berlin</strong> 1933–1945<br />
20.11.2012 bis Sommer 2013<br />
Mori-Ôgai-gedenkstätte<br />
Luisenstr. 39<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-282 60 97<br />
Mo–Fr 10–14 Uhr<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
20. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />
TSUWANO. Kindheitsorte des Dichters<br />
Ôgai MORI Rintarô (1862–1922)<br />
17.2.2012–17.2.2013<br />
Münzkabinett<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Bode-Museum<br />
Für 8 Groschen ist's genug …<br />
Friedrich der Große in seinen Münzen<br />
und Medaillen<br />
24.1.–14.10.2012<br />
(MJ 1/2012)<br />
Ein ABC des Geldes<br />
Von der Muschel zur Banknote<br />
Kinderausstellung<br />
26.9.2012–30.6.2013<br />
Translatio Nummorum<br />
Die zwölf ersten römischen Caesaren in<br />
der Renaissance<br />
23.11.2012–15.3.2013<br />
MuseuM berggruen<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Schloßstr. 1<br />
14059 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
≥<br />
Das Museum erhält einen Erweiterungsbau<br />
und ist zurzeit geschlossen.<br />
MuseuM berlin-karlshorst<br />
≠ Deutsch-Russisches Museum<br />
<strong>Berlin</strong>-Karlshorst<br />
MuseuM blindenwerkstatt<br />
otto weidt<br />
Stiftung Gedenkstätte Deutscher<br />
Widerstand<br />
Rosenthaler Str. 39<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-28 59 94 07<br />
tägl. 10–20 Uhr<br />
führungen So, 15 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
≤<br />
Ereignisse in der Blindenwerkstatt<br />
Otto Weidt<br />
»… und immer wieder bewundern wir<br />
Eure mit aufopfernder Liebe prima<br />
gepackten Pakete.« Postkarten aus dem<br />
Ghetto Theresienstadt 1943–1944<br />
MuseuM<br />
charlottenburgwilMersdorf<br />
in der Villa Oppenheim<br />
Schloßstr. 55<br />
14059 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 92-41 08<br />
Di–Fr 10–17 Uhr, So 11–17 Uhr,<br />
ab 3. November auch Sa 11–17 Uhr<br />
familiensonntag jeden 1. So im<br />
Monat, 11 Uhr<br />
≤<br />
(MJ 1/2012)<br />
SammlerStücke. Kunstsammlung<br />
Charlottenburg<br />
»Sorgenfrei«<br />
Die Familien Mendelssohn und<br />
Oppenheim in Charlottenburg<br />
22.1.–31.12.2012<br />
Einblicke – Ausblicke<br />
Planungen zur Dauerausstellung<br />
»Von der Residenz zur City West«<br />
22.1.–31.12.2012<br />
MuseuM der<br />
unerhÖrten dinge<br />
Crellestr. 5–6<br />
10827 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-781 49 32<br />
Mi–Fr 15–19 Uhr<br />
≤<br />
MuseuM euroPäischer<br />
kulturen<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Arnimallee 25<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr<br />
führungen jeden 1. und 3. So im Monat,<br />
16 Uhr<br />
≤<br />
Kulturkontakte. Leben in Europa<br />
(MJ 4/2011)<br />
Der Mechanische Weihnachtsberg aus<br />
dem Erzgebirge<br />
Comicleben<br />
5.5.–28.10.2012<br />
Weihnachtspyramiden<br />
30.11.2012–3.2.2013<br />
(Journal, S. 90)<br />
MuseuM für<br />
asiatische kunst<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Lansstr. 8<br />
14195 <strong>Berlin</strong><br />
1 0 6 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr<br />
führungen So, 15 Uhr<br />
≤<br />
Auf Grünwedels Spuren<br />
Restaurierungsforschung an<br />
zentralasiatischen Wandmalereien<br />
10.12.2011–31.12.2012<br />
(MJ 1/2012)<br />
China und Preußen. Porzellan und Tee<br />
8.6.–31.12.2012<br />
(MJ 2/2012)<br />
Farbwelten. Holzschnitte des 18.<br />
Jahrhunderts<br />
14.8.–25.11.2012<br />
Chinesische Lackkunst<br />
Eine deutsche Privatsammlung<br />
5.10.2012–3.1.2013<br />
MuseuM für<br />
filM und fernsehen<br />
≠ Deutsche Kinemathek<br />
MuseuM für fotografie<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong> /<br />
Helmut Newton Stiftung<br />
Jebensstr. 2<br />
10623 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr<br />
führungen Do, 18 Uhr und So, 16 Uhr<br />
≤<br />
Helmut Newton’s Private Property<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Helmut Newton: White Women/<br />
Sleepless Nights/Big Nudes<br />
2.6.–18.11.2012<br />
(MJ 3/2012)<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Das Koloniale Auge. Frühe Porträtfotografie<br />
in Indien<br />
20.7.–21.10.2012<br />
(MJ 3/2012)<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Bogomir Ecker: Idyllen und Desaster<br />
16.11.2012–17.2.2013<br />
MuseuM für islaMische kunst<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Pergamonmuseum<br />
führungen Highlights des Museums,<br />
jeden 3. Sa im Monat, 15 Uhr<br />
MuseuM für<br />
koMMunikation berlin<br />
Leipziger Str. 16<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-202 94-0<br />
Di 9–20 Uhr, Mi–Fr 9–17 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />
führungen Mi/So, 15 Uhr sowie<br />
nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-202 94-204<br />
≤<br />
Geschichte, Gegenwart und Zukunftsperspektiven<br />
der Kommunikation<br />
Glücksfälle – Störfälle. Facetten<br />
interkultureller Kommunikation<br />
12.10.2012–24.2.2013<br />
führungen jeden 1. Di im Monat,<br />
18.30 Uhr<br />
Luka im Lichtland<br />
2.12.2012–14.4.2013<br />
MuseuM für naturkunde<br />
Invalidenstr. 43<br />
10115 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-20 93-85 91<br />
Di–Fr 9.30–18 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
führungen nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-20 93-85 50<br />
≤<br />
Evolution in Aktion<br />
Wissenschaf(f)t Zukunft<br />
1.10.–31.12.2012<br />
Taxon. Biodiversität erfassen<br />
1.10.–11.11.2012<br />
MuseuM für<br />
vor- und frühgeschichte<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Neuen Museum<br />
führungen Highlights des Museums,<br />
jeden 1. und 3. Mi sowie jeden 2. Sa im<br />
Monat, 14.30 Uhr<br />
thematische führungen zur Vor- und<br />
Frühgeschichte, So, 28.10., 25.11. und<br />
9.12., 14.30 Uhr<br />
familienführungen jeden 1. und 3. So<br />
sowie jeden 4. Sa im Monat, 14.30 Uhr<br />
Russen & Deutsche. 1000 Jahre Kunst,<br />
Geschichte und Kultur<br />
6.10.2012–13.1.2013<br />
(Journal, S. 56 ff.)<br />
führungen So, 15.30 Uhr<br />
MuseuM iM bÖhMischen dorf<br />
Kirchgasse 5<br />
12043 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-687 48 80<br />
Do 14–17 Uhr,<br />
1. und 3. So im Monat 12–14 Uhr,<br />
am 27. Dezember 2012 geschlossen<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
(Journal, S. 28 f.)<br />
Geschichte der böhmischen Exulanten<br />
von 1737 bis in die Gegenwart<br />
100 Jahre Denkmal Friedrich<br />
Wilhelm I. 1912–2012<br />
1.6.–20.12.2012<br />
MuseuM iM wasserwerk<br />
Wasserwerk Friedrichshagen<br />
Müggelseedamm 307<br />
12587 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-86 44-76 95<br />
So–Do 10–16 Uhr<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
20. Dezember 2012 bis 31. Januar 2013<br />
führungen Di–Do nach Anmeldung<br />
vorführung der dampfmaschine<br />
So, 11 und 14 Uhr sowie bei jeder<br />
Gruppenführung<br />
≥<br />
Wasser für <strong>Berlin</strong><br />
Achtung Foto! <strong>Berlin</strong>er Wasser-<br />
Menschen in Bildern<br />
14.9.2011–April 2013<br />
MuseuM kesselhaus<br />
herzberge<br />
Herzbergstr. 79<br />
10365 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-54 72 24 24<br />
Di 14–16 Uhr, Do 14–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
MuseuM kÖPenick<br />
Alter Markt 1<br />
12555 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 97-33 51<br />
Di/Mi 10–16, Do 10–18, So 14–18 Uhr<br />
Archiv: Do, nach tel. Voranmeldung<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Köpenick von den Anfängen<br />
bis zur Gegenwart<br />
MuseuM lichtenberg<br />
iM stadthaus<br />
Türrschmidtstr. 24<br />
10317 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-57 79 73 88-12<br />
Ausstellungen: Di–Fr und So 11–18 Uhr,<br />
Feiertage geschlossen<br />
Archiv: Mo–Fr 10–16 Uhr<br />
nach Voranmeldung<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
In den Zeiten. 700 Jahre<br />
Stadtgeschichte Lichtenberg<br />
Faszination Archäologie. Funde aus<br />
der Vor- und Frühgeschichte<br />
Lichtenbergs<br />
25.8.–30.12.2012<br />
(MJ 3/2012)<br />
MuseuM neukÖlln<br />
Gutshof Britz<br />
Alt-Britz 81<br />
12359 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-62 72 77-727<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
99 x Neukölln<br />
(MJ 2/2010)<br />
BeLichtung. Porträtfotografien von<br />
Oliver Möst und Florian von Ploetz<br />
12.10.–31.12.2012<br />
MuseuM Pankow<br />
heynstrasse<br />
Heynstr. 8<br />
13187 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-481 40 47<br />
Di, Do, Sa/So 10–18 Uhr,<br />
Feiertage geschlossen<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
Bürgerliches Wohnen um 1900<br />
MuseuM Pankow<br />
Prenzlauer allee<br />
Prenzlauer Allee 227<br />
10405 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 95-39 17<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
Archiv: Tel. 030-902 95-39 51,<br />
Di, Mi 8–13 Uhr, Do 13–18 Uhr<br />
prenzlauer227. Von der Gemeindedoppelschule<br />
bis zum Bildungszentrum<br />
Zeitbilder. Leben in Pankow, Prenzlauer<br />
Berg und Weißensee 1949 bis 1990<br />
Gegenentwürfe. Der Prenzlauer Berg<br />
vor, während und nach dem Mauerfall<br />
Dinge des Lebens. Sammlungsstücke<br />
17.6.2012–7.4.2013<br />
Zwischentöne. Zur Geschichte der<br />
Pankower Musikschulen<br />
26.10.2012–31.3.2013<br />
MuseuM trePtow<br />
Sterndamm 102<br />
12487 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 97-56 71<br />
Di/Mi 10–16 Uhr, Do 10–18 Uhr,<br />
So 14–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Aus 250 Jahren Treptower Geschichte<br />
MuseuMsdorf düPPel<br />
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />
Clauertstr. 11<br />
14163 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-240 02-162<br />
bis 14. Oktober Do 15–19 Uhr,<br />
So/Feiertage 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />
führungen nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-802 66 71<br />
≥<br />
Mittelalterliche Dorfanlage<br />
MusikinstruMenten-MuseuM<br />
Tiergartenstr. 1<br />
Eingang Ben-Gurion-Str.<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 7
Ausstellungskalender | <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-254 81-178<br />
Di–Fr 9–17 Uhr, Do 9–22 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
≤<br />
führungen mit Klangbeispielen<br />
Do, 18 Uhr und Sa, 11 Uhr<br />
gruppenführungen nach Vereinbarung<br />
unter Tel. 030-254 81-139<br />
vorführungen der Wurlitzer<br />
Kino-Orgel Sa, 12 Uhr<br />
Museumsdienst-workshops für kinder<br />
und Jugendliche nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Europäische Musikinstrumente vom<br />
16. Jahrhundert bis heute<br />
Die Trompete. Kabinettausstellung<br />
2.11.–25.11.2012<br />
n<br />
neue gesellschaft<br />
für bildende kunst e.v.<br />
Oranienstr. 25<br />
10999 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-61 65 13-0<br />
während der Ausstellungen:<br />
tägl. 12–19 Uhr, Do–Sa 12–20 Uhr<br />
≤<br />
A Burnt-Out Case<br />
1.9.–14.10.2012<br />
DESERTMED. Ein Projekt über<br />
unbewohnte Inseln im Mittelmeer<br />
27.10.–2.12.2012<br />
neue nationalgalerie<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Potsdamer Str. 50<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr,<br />
Sa/So 11–18 Uhr<br />
≤<br />
führungen Sa/So, 15 Uhr<br />
workshops für familien jeden 3. Sa<br />
im Monat, 15 Uhr<br />
workshops für kinder jeden 2. und 4.<br />
Sa im Monat, 15 Uhr<br />
Der geteilte Himmel. 1945–1968<br />
Die Sammlung der Nationalgalerie<br />
11.11.2011–31.7.2013<br />
(MJ 4/2011)<br />
Paul McCarthy. The Box<br />
6.7.–4.11.2012<br />
(s. Kurzbericht)<br />
neuer berliner kunstverein<br />
Chausseestr. 128/129, 10115 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-280 70 20<br />
während der Ausstellungen:<br />
Di–So 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr<br />
≤<br />
Arno Brandlhuber. Archipel<br />
8.9.–4.11.2012<br />
(s. Kurzbericht)<br />
Agathe Fleury<br />
11.9.–2.11.2012<br />
(Di–Fr 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr)<br />
Boundary Objects<br />
1.12.2012–27.1.2013<br />
Jens Ziehe<br />
4.12.2012–25.1.2013<br />
(Di–Fr 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr)<br />
neues MuseuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Bodestr. 1–3<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
tägl. 10–18 Uhr, Do–Sa 10–20 Uhr<br />
(MJ 4/2009)<br />
≤<br />
führungen Das Neue Museum.<br />
Geschichte und Architektur, jeden Do<br />
im Oktober und November, 18 Uhr<br />
≠ Ägyptisches Museum<br />
≠ Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />
nikolaikirche<br />
Stadtmuseum <strong>Berlin</strong><br />
Nikolaikirchplatz<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-240 02-162<br />
täglich 10–18 Uhr, vom 25. bis 28.<br />
Oktober für den Besucherverkehr<br />
geschlossen<br />
führungen Fr, 16 Uhr<br />
workshops für kinder n. Vereinbarung<br />
≥<br />
Vom Stadtgrund bis zur Doppelspitze<br />
800 Jahre <strong>Berlin</strong>er Nikolaikirche<br />
(MJ 1/2010 und MJ 3/2011)<br />
nolde MuseuM berlin<br />
Nolde Stiftung Seebüll,<br />
Dependance <strong>Berlin</strong><br />
Jägerstr. 55<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-40 00 46 90<br />
während der Ausstellungen:<br />
tägl. 10–19 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Der Berg ruft. Emil Nolde und<br />
die Schweiz<br />
19.10.2012–7.4.2013<br />
p<br />
PergaMonMuseuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Am Kupfergraben 5, 10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
täglich 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr<br />
≥<br />
führungen Monumentalarchitektur<br />
im Pergamonmuseum, Do, 18 Uhr<br />
(am 18.10., 15.11. und 20.12:<br />
Von Uruk bis Babylon)<br />
Rundgang durch die Sammlungen<br />
Sa/So, 15 Uhr<br />
≠ Antikensammlung<br />
≠ Museum für Islamische Kunst<br />
≠ Vorderasiatisches Museum<br />
Polizeihistorische<br />
saMMlung iM<br />
PolizeiPräsidiuM berlin<br />
Platz der Luftbrücke 6<br />
12101 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-46 64-99 47 62<br />
Mo–Mi 9–15 Uhr, für Gruppen auch<br />
Do/Fr nach Anmeldung<br />
≥<br />
PuPPentheater-MuseuM<br />
berlin<br />
Karl-Marx-Str. 135<br />
12043 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-687 81 32<br />
Mo–Fr 9–15.30 Uhr, So 11–16 Uhr<br />
≥<br />
Spielraum der Phantasie<br />
Danza Macabra:<br />
Hexen, Furien und Dämonen<br />
r<br />
regionalMuseen<br />
≠ Bezirksmuseum<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
≠ Bezirksmuseum<br />
Marzahn-Hellersdorf<br />
≠ Heimatmuseum Reinickendorf<br />
≠ Heimatmuseum Zehlendorf<br />
≠ Mitte Museum<br />
≠ Museum Charlottenburg-<br />
Wilmersdorf<br />
≠ Museum Köpenick<br />
≠ Museum Lichtenberg<br />
im Stadthaus<br />
≠ Museum Neukölln<br />
≠ Museum Pankow<br />
≠ Museum Treptow<br />
≠ Stadtgeschichtl. Museum Spandau<br />
≠ Steglitz-Museum<br />
≠ Tempelhof Museum<br />
rotkreuz-MuseuM berlin<br />
Bachestrasse 11<br />
12161 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-850 05-255<br />
Mi 17–20 Uhr und nach Vereinbarung<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
24. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
s<br />
saMMlung<br />
scharf-gerstenberg<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Schloßstr. 70<br />
14059 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–So 10–18 Uhr, jeden 3. Do im Monat<br />
verlängerte Öffnungszeit bis 20 Uhr<br />
wegen des Filmprogramms<br />
≤<br />
führungen So, 15 Uhr<br />
workshops für kinder jeden 3. So im<br />
Monat, 13 Uhr<br />
Surreale Welten<br />
schloss britz<br />
Alt-Britz 73<br />
12359 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-609 79 23-0<br />
Di–So 11–18 Uhr<br />
führungen So, 14 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
≥<br />
Marc Chagall. Originalgrafiken aus<br />
sieben Jahrzehnten<br />
1.9.2012–6.1.2013<br />
(s. Kurzbericht)<br />
schloss charlottenburg<br />
Spandauer Damm 10–22<br />
14059 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-320 91-0<br />
Altes Schloss:<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />
Neuer Flügel (Knobelsdorff-Flügel):<br />
bis 31. Oktober Mi–Mo 10–18 Uhr,<br />
ab 1. November 2012 wegen Sanierung<br />
geschlossen<br />
letzter Einlass jeweils 30 Min. vor<br />
Schließung<br />
führungen durch das Alte Schloss<br />
nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
≥<br />
Altes Schloss:<br />
Kronschatz und Silberkammer<br />
der Hohenzollern<br />
(MJ 1/2011)<br />
neuer Pavillon<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Juwel der Schinkelzeit<br />
(MJ 1/2012)<br />
belvedere<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Sa, So/Feiertage 12–16 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
1 0 8 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
<strong>Berlin</strong> | Ausstellungskalender<br />
MausoleuM<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
schloss und landschaftsgarten<br />
glienicke<br />
Hofgärtnermuseum<br />
Königstr. 36<br />
14109 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-805 86 75-0<br />
Schloss: Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember Sa, So/<br />
Feiertage 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Di–Fr und im Winter Besuch nur mit<br />
Führung<br />
Garten: tägl. von 6 Uhr bis zum<br />
Einbruch der Dunkelheit<br />
Leben und Wirken der Hofgärtner<br />
in Brandenburg-Preußen<br />
schloss und landschaftsgarten<br />
Pfaueninsel<br />
Nikolskoer Weg<br />
14109 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-80 58 68 31<br />
Schloss: Oktober Di–So 10–17.30 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
Meierei: Oktober geschlossen,<br />
November/Dezember Sa, So/Feiertage<br />
11–15.30 Uhr<br />
letzter Einlass jeweils 30 Min. vor<br />
Schließung, Besuch nur mit Führung<br />
Garten: Oktober tägl. 9–18 Uhr,<br />
November/Dezember tägl. 10–16 Uhr<br />
≥<br />
schloss und garten<br />
schÖnhausen<br />
Tschaikowskistr. 1<br />
13156 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-40 39 49 26 22<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Di–Fr und im Winter Besichtigung nur<br />
mit Führung<br />
Garten: tägl. 5–19 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung unter<br />
Tel. o331-96 94-200<br />
≤<br />
Zeit(ge)schichten aus 350 Jahren<br />
(MJ 4/2009)<br />
schloss tegel<br />
Humboldt-Museum<br />
Adelheidallee 19<br />
13507 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-886 71 50<br />
Oktober bis Dezember geschlossen<br />
≥<br />
schÖneberg MuseuM –<br />
Jugend MuseuM<br />
Hauptstr. 40/42<br />
10827 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 77-61 63<br />
Mi/Do 15–18 Uhr, Sa/So 14–18 Uhr,<br />
für Schulklassen und Gruppen auch<br />
nach Vereinbarung<br />
Wunderkammern. Wunderkisten<br />
Villa Global. Im Labyrinth der Kulturen<br />
schul- und stadtteilMuseuM<br />
friedenau<br />
Perelsplatz 6–9<br />
12159 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 77-79 10<br />
Besichtigung nach tel. Vereinbarung<br />
Die optischen Werke C. P. Goerz in<br />
der Rheinstraße<br />
schwartzsche villa<br />
Grunewaldstr. 55<br />
12165 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 99-22 15<br />
Di–Fr und So 10–18 Uhr, Sa 14–18 Uhr<br />
neu zu voll. Süheyla Asci, Malerei und<br />
Ingolf Seidel, Fotografie<br />
26.9.–11.11.2012<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Geheim! Die Stasi fotografiert Steglitz<br />
und Zehlendorf<br />
17.10.–11.11.2012<br />
Verraten und Verkauft. Jüdische<br />
Unternehmen in Steglitz und<br />
Zehlendorf<br />
28.11.2012–30.1.2013<br />
schwules MuseuM<br />
Mehringdamm 61, Gartenhaus<br />
10961 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-69 59 90 50<br />
Mi–Mo 14–18 Uhr, Sa 14–19 Uhr<br />
Bibliothek und Archiv: Mo, Mi und Fr<br />
13–17 Uhr, Do 13–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit<br />
Trans*_Homo<br />
17.8–19.11.2012<br />
Chronist des DDR-Alltags<br />
Jürgen Wittdorf<br />
4.10.2012 bis Frühjahr 2013<br />
Mädchen in Uniform. Christa Winsloe<br />
30.11.2012–4.3.2013<br />
(Journal, S. 88 f.)<br />
skulPturensaMMlung<br />
und MuseuM für<br />
byzantinische kunst<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Bode-Museum<br />
führungen Meisterwerke im Bode-<br />
Museum, jeden 1. So im Monat, 15 Uhr<br />
themenführungen So, 15 Uhr<br />
familienführungen jeden 1. und 3. So<br />
im Monat, 14 Uhr<br />
führungen für rollstuhlfahrer<br />
Mi, 28.11. und 12.12., 11 Uhr<br />
führungen für blinde und<br />
sehbehinderte Sa, 20.10., 17.11. und<br />
8.12., 16 Uhr<br />
Schätze des Glaubens. Meisterwerke<br />
aus dem Dom-Museum Hildesheim<br />
und dem Kunstgewerbemuseum <strong>Berlin</strong><br />
30.9.2010–1.4.2013<br />
(MJ 4/2010)<br />
Klage um einen verstorbenen Prinzen<br />
Die Pleurants vom Grabmal des<br />
Herzogs Jean sans Peur in Dijon<br />
27.9.2012–3.2.2013<br />
(Journal, S. 59 ff.)<br />
Josef Strzygowski und die <strong>Berlin</strong>er<br />
Museen<br />
19.10.2012–20.1.2013<br />
sonderausstellungshallen<br />
kulturforuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
Matthäikirchplatz 4<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr,<br />
Sa/So 11–18 Uhr<br />
≤<br />
Karl Friedrich Schinkel. Geschichte<br />
und Poesie<br />
7.9.2012–6.1.2013<br />
(MJ 3/2012)<br />
führungen Do und Sa, 15 Uhr<br />
kuratorenführungen jeden 3. Di<br />
im Monat, 11.30 Uhr<br />
führung für rollstuhlfahrer<br />
Mi, 17.10., 11 Uhr<br />
sPandovia sacra<br />
Museum der St. Nikolai-Gemeinde<br />
Spandau<br />
Reformationsplatz 12<br />
13597 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-333 80 54<br />
Mi und Fr–So 15–18 Uhr,<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
24. Dezember 2012 bis 1. Januar 2013<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
»Sonderlich die Musica …« (Martin<br />
Luther) 550 Jahre Kirchenmusik<br />
6.5.–18.11.2012<br />
Ton in Ton. Keramikkrippen<br />
1.12.2012–2.2.2013<br />
sPectruM – science center<br />
Möckernstr. 26<br />
10963 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 54-284<br />
≤<br />
Das Spectrum wird modernisiert und<br />
ist bis Sommer 2013 geschlossen.<br />
≠ Deutsches Technikmuseum<br />
sPortMuseuM berlin<br />
Olympiapark <strong>Berlin</strong><br />
Hanns-Braun-Str.<br />
14053 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-305 83 00<br />
Mo–Fr 10–14 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
2500 Jahre Marathon.<br />
Keep on Running. Mythos Marathon<br />
und <strong>Berlin</strong>er Lauferfindungen<br />
75 Jahre Olympische Spiele<br />
100 seltene und unbekannte Fotos<br />
15.8.2011–31.12.2012<br />
≠ Grünauer Wassersportmuseum<br />
staatsbibliothek zu berlin<br />
unter den linden<br />
Unter den Linden 8<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 43 36 66<br />
Allgemeine Lesesäle: Mo–Fr 9–21 Uhr,<br />
Sa 9–17 Uhr<br />
≥<br />
staatsbibliothek zu berlin<br />
PotsdaMer strasse<br />
Potsdamer Str. 33<br />
10785 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-266 43 23 33<br />
Sonderausstellung: Mo–Sa 11–19 Uhr,<br />
am 22. und vom 27.–29.12. 11–17 Uhr<br />
Lesesäle: Mo–Fr 9–21 Uhr, Sa 9–19 Uhr<br />
≤<br />
Rotkäppchen kommt aus <strong>Berlin</strong>!<br />
9.11.2012–5.1.2013<br />
stadtgeschichtliches<br />
MuseuM sPandau<br />
zeughaus der zitadelle<br />
Am Juliusturm 64<br />
13599 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-35 49 44-297<br />
tägl. 10–17 Uhr, Feiertage geöffnet<br />
Archiv nach Anmeldung unter<br />
Tel. 030-35 49 44-287<br />
≤<br />
Museumsdienst-workshops für kinder<br />
und Jugendliche nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Das Beste aus 20 Jahren. Das Stadtgeschichtliche<br />
Museum im Zeughaus<br />
26.10.2012–1.9.2013<br />
gotisches haus<br />
Breite Str. 32<br />
13597 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-333 93 88<br />
Mo–Sa 10–18 Uhr<br />
Vielfalt statt Einfalt<br />
Arbeitskreis Spandauer Künstler<br />
21.9.–24.11.2012<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 0 9
Ausstellungskalender | Potsdam<br />
stadtMuseuM berlin<br />
Landesmuseum für Kultur und<br />
Geschichte <strong>Berlin</strong>s<br />
Poststr. 13/14<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Infoline Mo–Fr 10–18 Uhr: 030-240 02-162<br />
führungen bitte 10 Tage im Voraus<br />
unter Tel. 030-240 02-162 anmelden<br />
≠ Märkisches Museum<br />
≠ Ephraim-Palais<br />
≠ Knoblauchhaus<br />
≠ Nikolaikirche<br />
≠ Museumsdorf Düppel<br />
Museumsdienst-führungen So, 14 Uhr<br />
seminare für Jugendliche und<br />
Erwachsene sowie weitere führungen<br />
nach Vereinbarung:<br />
Museumsinformation <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Topographie des Terrors<br />
Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt<br />
in der Wilhelm- und<br />
Prinz-Albrecht-Straße<br />
Die Wilhelmstraße 1933–1945<br />
Aufstieg und Untergang des<br />
NS-Regierungsviertels<br />
19.6.–25.11.2012<br />
werkbundarchiv/<br />
MuseuM der dinge<br />
Oranienstr. 25<br />
10999 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-92 10 63-11<br />
Fr–Mo 12–19 Uhr<br />
Archiv und Bibliothek:<br />
Mo–Do 9–14 Uhr nach Anmeldung<br />
unter Tel. 030-92 10 63-55<br />
führungen So, 14 Uhr und nach<br />
Vereinbarung<br />
≥<br />
Neue Schausammlung. Offenes Depot<br />
(MJ 1/2012)<br />
Rudolf-Breitscheid-Str. 203<br />
14482 Potsdam<br />
Tel. 030-78 70 55-11<br />
geöffnet am 13. und 14. Oktober sowie<br />
10. und 11. November, 11–17 Uhr<br />
Geschichte der <strong>Berlin</strong>er S-Bahn<br />
filMMuseuM PotsdaM<br />
Marstall/Breite Str. 1a<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-271 81-12<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
stasiMuseuM berlin<br />
Forschungs- und Gedenkstätte<br />
Normannenstraße ASTAK e. V.<br />
Ruschestr. 103, Haus 1<br />
10365 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-553 68 54<br />
Mo–Fr 11–18 Uhr, Sa/So 12–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
steglitz MuseuM<br />
Drakestr. 64a<br />
12205 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-833 21 09<br />
Di–Fr und So 15–18 Uhr,<br />
Schließzeit zum Jahreswechsel:<br />
16. Dezember 2012 bis 5. Januar 2013<br />
Archiv und Bibliothek: Di–Fr 15–18 Uhr<br />
führungen jeden 1., 2. und 4. So im<br />
Monat, 15 Uhr<br />
Gründer und Erfinder der<br />
Industriegeschichte<br />
14.10.2012–28.4.2013<br />
t<br />
teMPelhof MuseuM<br />
Alt-Mariendorf 43<br />
12107 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-902 77-61 63<br />
Mo/Mi 10–16 Uhr, Di/Do 10–18 Uhr,<br />
Fr 10–14 Uhr, So 11–15 Uhr<br />
für Schulklassen und Gruppen<br />
auch nach tel. Anmeldung<br />
führungen Mi, 15 Uhr und So, 11 Uhr<br />
Zwischen Feldern und Fabriken<br />
the kennedys<br />
Auguststraße 11–13<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-31 00 77-6<br />
Wiedereröffnung Ende 2012.<br />
toPograPhie des terrors<br />
Niederkirchnerstr. 8, 10963 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-25 45 09-50<br />
tägl. 10–20 Uhr,<br />
Außenbereiche bis Einbruch der<br />
Dunkelheit (spätestens 20 Uhr)<br />
≤<br />
tränenPalast<br />
Stiftung Haus der Geschichte der<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Reichstagufer 17<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-467 77 79-0<br />
Di–Fr 9–19 Uhr, Sa, So/Feiertage sowie<br />
vom 25.–30.12. und 1.–6.1. 10–18 Uhr<br />
führungen Sa/So, 12, 15 und 16 Uhr<br />
sowie nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 030-467 77 79-11<br />
≤<br />
GrenzErfahrungen.<br />
Alltag der deutschen Teilung<br />
(MJ 3/2011)<br />
v<br />
verborgenes MuseuM<br />
≠ Das Verborgene Museum<br />
villa oPPenheiM<br />
≠ Museum Charlottenburg-<br />
Wilmersdorf<br />
vorderasiatisches MuseuM<br />
Staatliche Museen zu <strong>Berlin</strong><br />
im ≠ Pergamonmuseum<br />
familienführungen jeden 2. Sa im<br />
Monat, 15 Uhr sowie jeden 4. So im<br />
Monat, 11 Uhr<br />
w<br />
waldMuseuM Mit waldschule<br />
grunewald der sdw<br />
Königsweg 04 / Jagen 57<br />
14193 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-813 34 42<br />
Oktober Di–Fr 10–15 Uhr, So 13–18 Uhr,<br />
November/Dezember Di–Fr 10–15 Uhr,<br />
So 13–16 Uhr<br />
letzter Einlass 1 Std. vor Schließung<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
Lebensraum Wald,<br />
seine Bäume und Tiere<br />
To Go or Not to Go. Kooperation mit<br />
der marcel-breuer-schule<br />
8.9.–15.10.2012<br />
z<br />
zille MuseuM<br />
Propststr. 11<br />
10178 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-246 32-500<br />
Oktober tägl. 11–19 Uhr, November/<br />
Dezember tägl. 11–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Heinrich Zille. Leben und Werk<br />
zitadelle sPandau<br />
Bastion Kronprinz<br />
Am Juliusturm 64<br />
13599 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-35 49 44-0<br />
tägl. 10–17 Uhr<br />
≤<br />
Kunstherbst Zitadelle. Malerei<br />
28.9.–25.11.2012<br />
Indien entdecken! Kunst der<br />
klassischen Moderne und Gegenwart<br />
8.12.2012–1.4.2013<br />
≠ Stadtgeschichtliches Museum<br />
Spandau<br />
zucker-MuseuM<br />
Amrumer Str. 32<br />
13353 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030-31 42 75-74<br />
Mo–Do 9–16.30 Uhr, So 11–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Zur Kulturgeschichte des Zuckers<br />
Potsdam<br />
berliner s-bahn-MuseuM<br />
im Unterwerk am S-Bahnhof<br />
Griebnitzsee<br />
Traumfabrik<br />
100 Jahre Film in Babelsberg<br />
(MJ 1/2012)<br />
Der falsche Fritz. Friedrich II. im Film<br />
25.1.–28.10.2012<br />
(MJ 2/2012)<br />
Meisterwerke. Filmstudenten<br />
inszenieren berühmte Gemälde<br />
11.11.2012–3.3.2013<br />
Foyerausstellung:<br />
Von Märchenschlössern und<br />
Schurkenwinkeln. Die Filmräume der<br />
DEFA-Szenenbildner<br />
12.10.2012–3.3.2013<br />
(Di–So 10–20 Uhr)<br />
haus der brandenburgisch-<br />
Preussischen geschichte<br />
Kutschstall/Am Neuen Markt 9<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-620 85-50<br />
Di–Do 10–17 Uhr, Fr 10–19 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Land und Leute. Geschichten<br />
aus Brandenburg-Preußen<br />
König & Kartoffel. Friedrich der Große<br />
und die preußischen »Tartuffoli«<br />
20.7.–28.10.2012<br />
(MJ 3/2012)<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Struktur und Architektur. Das postindustrielle<br />
Kulturerbe Oberschlesiens<br />
16.11.2012–6.1.2013<br />
MuseuM alexandrowka<br />
Russische Kolonie 2<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-817 02 03<br />
bis 15. Oktober Di–So 10–18 Uhr, danach<br />
verkürzt, im Dezember geschlossen<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
MuseuM fluxus+<br />
Schiffbauergasse 4f<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-60 10 89-0<br />
Mi–So 13–18 Uhr u. nach Vereinbarung<br />
1 1 0 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
Potsdam | Ausstellungskalender<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
führungen jeden 2. Fr im Monat,<br />
16 Uhr und jeden letzten So im Monat,<br />
14 Uhr<br />
≤<br />
Fluxus und die Anfänge der<br />
Medienkunst<br />
8.9.–21.10.2012<br />
Kunstprojekte der Hans und<br />
Charlotte Krull Stiftung<br />
27.10.–11.11.2012<br />
Treasure Trove<br />
Ann Noel und Emmett Williams<br />
17.11.2012 bis Januar 2013<br />
naturkundeMuseuM<br />
Breite Str. 13<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-289-67 01<br />
Di–So 9–17 Uhr,<br />
jeden 1. Mo im Monat 9–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≤<br />
Tierwelt Brandenburgs<br />
Schauaquarium<br />
In der Spur des Menschen<br />
Biologische Invasionen<br />
22.5.2007–31.12.2012<br />
Tiere im Garten<br />
Biologische Vielfalt vor der Haustür<br />
1.1.2009–31.12.2012<br />
PotsdaM MuseuM<br />
Forum für Kunst und Geschichte<br />
Am Alten Markt 9 (Altes Rathaus)<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-289-68 21<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
führungen jeden 1. und 3. Sa im Monat,<br />
15 Uhr und nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 0331-289-68 07<br />
≤<br />
Friedrich und Potsdam.<br />
Die Erfindung (s)einer Stadt<br />
20.8.–2.12.2012<br />
(MJ 3/2012)<br />
gedenkstätte<br />
lindenstrasse 54/55<br />
für die Opfer politischer Gewalt<br />
im 20. Jahrhundert<br />
Lindenstr. 54<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-289-61 36<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
villa schÖningen<br />
<strong>Berlin</strong>er Str. 86<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-200 17 41<br />
Di–Fr 11–18 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
Spione, Mauer, Kinderheim.<br />
An der Brücke, zwischen den Welten<br />
Grenzgänge. Gruppenausstellung<br />
18.9.2012–6.1.2013<br />
einsteinhaus caPuth<br />
Am Waldrand 15–17<br />
14548 Caputh<br />
Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
Gruppen über 10 Personen nach<br />
Voranmeldung unter Tel. 0331-271 78-0<br />
Park Sanssouci<br />
schloss sanssouci<br />
Maulbeerallee<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
≥<br />
daMenflügel<br />
Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
belvedere auf deM klausberg<br />
An der Orangerie 1<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-242<br />
Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Friedrichs Traum von einem Weinberg<br />
Historie und Vision der ehemaligen<br />
Nutzgartenanlage<br />
10.5.–12.10.2012<br />
(Ort: Klausberg, Altes Heizhaus,<br />
Di/Do 10–14 Uhr)<br />
bildergalerie<br />
Im Park Sanssouci 4<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-181<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
(MJ 1/2011)<br />
chinesisches haus<br />
Am Grünen Gitter<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-225<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr<br />
November/Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
friedenskirche<br />
Am Grünen Gitter 3<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
1. bis 14. Oktober Mo–Sa 11–17 Uhr,<br />
So 12–17 Uhr, ab 15. Oktober<br />
Sa 11–16 Uhr und So 11.30–16 Uhr<br />
historische Mühle<br />
Maulbeerallee 5<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-55 06-851<br />
Oktober tägl. 10–18 Uhr,<br />
November Sa/So 10–16 Uhr,<br />
Dezember geschlossen<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
neue kaMMern<br />
Park Sanssouci<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-206<br />
Oktober Mi–Mo 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Mi–Mo 10–17 Uhr,<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
≤<br />
neues Palais<br />
Am Neuen Palais<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
bis 28. Oktober Mi–Mo 10–19 Uhr,<br />
Fr/Sa 10–20 Uhr, 29. Oktober bis<br />
31. Dezember 2012 geschlossen<br />
letzter Einlass 90 Min. vor Schließung<br />
führungen nach Anmeldung unter<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
≥<br />
FRIEDERISIKO. Friedrich der Große<br />
28.4.–28.10.2012<br />
(MJ 2/2012)<br />
orangerieschloss<br />
An der Orangerie 3–5<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-280<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Besuch nur mit Führung<br />
≥<br />
rÖMische bäder<br />
Park Sanssouci<br />
14471 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-225<br />
≥<br />
Aus betriebstechnischen Gründen<br />
zurzeit geschlossen.<br />
schloss charlottenhof<br />
Geschwister-Scholl-Str. 34a<br />
14471 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-228<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Besuch nur mit Führung<br />
daMPfMaschinenhaus/<br />
Moschee<br />
(außerhalb von Park Sanssouci)<br />
Breite Str. 28<br />
14471 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-225<br />
Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
Mittagspause von 12.30 bis 13 Uhr<br />
Besuch nur mit Führung<br />
Neuer Garten<br />
schloss cecilienhof<br />
Historische Gedenkstätte des<br />
Potsdamer Abkommens<br />
Im Neuen Garten 11<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember Di–So 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
≤<br />
MarMorPalais<br />
Im Neuen Garten 10<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-550<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Sa, So/Feiertage 10–16 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
≤<br />
belvedere<br />
auf deM Pfingstberg<br />
Nähe Neuer Garten<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-200 57 93-0<br />
Oktober tägl. 10–18 Uhr,<br />
November Sa/So 10–16 Uhr,<br />
Dezember geschlossen<br />
führungen nach Vereinbarung<br />
≥<br />
PoMonateMPel<br />
Auf dem Pfingstberg<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-200 57 93-0<br />
Oktober Sa, So/Feiertage 15–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
Park Babelsberg<br />
schloss babelsberg<br />
Park Babelsberg 10<br />
14482 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-250<br />
≥<br />
Wegen Sanierungsarbeiten im Rahmen<br />
des Masterplans zurzeit geschlossen.<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 1 1 1
Ausstellungskalender | Potsdam<br />
flatowturM<br />
Park Babelsberg 12<br />
14482 Potsdam<br />
Tel. 0331-600 94 94<br />
Oktober Sa, So/Feiertage 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember geschlossen<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Weitere Schlösser<br />
Jagdschloss stern<br />
Jagdhausstraße<br />
14480 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
Oktober bis Dezember geschlossen<br />
≥<br />
schloss caPuth<br />
Straße der Einheit 2<br />
14548 Caputh<br />
Tel. 033209-703 45<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Di–Fr und im Winter Besuch nur mit<br />
Führung<br />
Schlossgeschichten. Adel in Schlesien<br />
12.8.–31.10.2012<br />
schloss<br />
kÖnigs wusterhausen<br />
Schlossplatz 1<br />
15711 Königs Wusterhausen<br />
Tel. 03375-211 70-0<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember Di–Fr 10–16 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
Besuch nur mit Führung<br />
schlossMuseuM oranienburg<br />
Schlossplatz 1<br />
16515 Oranienburg<br />
Tel. 03301-53 74 37<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr,<br />
November/Dezember Di–Fr 10–16 Uhr,<br />
Sa, So/Feiertage 10–17 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
≤<br />
schloss Paretz<br />
Parkring 1<br />
14669 Ketzin<br />
Tel. 033233-736 11<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Sa, So/Feiertage 10–16 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
≥<br />
Kutschen, Schlitten und Sänften des<br />
preußischen Königshauses<br />
schloss rheinsberg<br />
Mühlenstr. 1<br />
16831 Rheinsberg<br />
Tel. 033931-72 6-0<br />
Oktober Di–So 10–18 Uhr, November/<br />
Dezember Di–So 10–17 Uhr, im Winter<br />
Mittagspause von 12.30 bis 13 Uhr<br />
letzter Einlass 30 Min. vor Schließung<br />
im Winter Besuch nur mit Führung<br />
≤<br />
Friedrich ohne Ende<br />
4.8.–28.10.2012<br />
schloss sacrow<br />
Krampnitzer Straße 33<br />
14469 Potsdam<br />
Tel. 0331-96 94-550<br />
Schloss: während der Ausstellungen<br />
Sa, So/Feiertage 11–17 Uhr<br />
führungen sowie weitere Öffnungszeiten<br />
nach Vereinbarung unter<br />
Tel. 0331-60 14 98 77<br />
Heilandskirche: Oktober<br />
Di–So 11–15 Uhr, November/Dezember<br />
Sa/So 11–15 Uhr<br />
ParadeStücke. Künstlergruppe Neues<br />
Atelierhaus Panzerhalle<br />
30.9.–4.11.2012<br />
(s. Kurzbericht)<br />
weitere inforMationen/<br />
anMeldung zu führungen<br />
Museumsinformation berlin<br />
Tel. 030-247 49-888<br />
Mo–Fr 9–16 Uhr, Sa/So und<br />
Feiertage 9–13 Uhr<br />
Auskunft und Beratung rund<br />
um die <strong>Berlin</strong>er Museen.<br />
Information und Anmeldung zu<br />
Führungen des Museumsdienstes<br />
und anderen Angeboten der<br />
<strong>Kulturprojekte</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH.<br />
www.kulturprojekte-berlin.de<br />
besucher-dienste der staatlichen<br />
Museen zu berlin<br />
Tel. 030-266 42 42 42<br />
Fax 030-266 42 22 90<br />
Mo–Fr 9–16 Uhr<br />
Allgemeine Informationen zu den<br />
Häusern und Ausstellungen der<br />
Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong>.<br />
Auskünfte zum Führungsangebot.<br />
Anmeldung für Gruppenführungen.<br />
service@smb.museum<br />
besucherzentrum der<br />
stiftung Preußische schlösser<br />
und gärten berlin-brandenburg<br />
an der historischen Mühle<br />
Tel. 0331-96 94-200<br />
Fax 0331-96 94-107<br />
April–Oktober tägl. 8.30–18 Uhr,<br />
November–März 8.30–17 Uhr<br />
Allgemeine Informationen zu den<br />
Schlössern der Stiftung.<br />
Auskünfte zum Führungsangebot.<br />
Anmeldung für Gruppenführungen.<br />
Schloss Charlottenburg:<br />
Tel. 030-320 91-1<br />
besucherzentrum@spsg.de<br />
vorschau<br />
hinweise zur barrierefreiheit der<br />
berliner Museen erhalten Sie bei<br />
Mobidat unter Tel. 030-74 77 71 15<br />
www.mobidat.de<br />
Die Auswirkungen<br />
der nationalsozialistischen Diktatur<br />
auf das gesellschaftliche Leben in <strong>Berlin</strong><br />
sind Thema verschiedener Ausstellungen<br />
im Jahr 2013. Anlass ist der 80.<br />
Jahrestag der Machtübergabe an die<br />
Nationalsozialisten und der 75. Jahrestag<br />
der Novemberprogrome. An beide<br />
Daten erinnert ein Themenjahr unter<br />
dem Titel »Zerstörte Vielfalt«.<br />
Neben Stadtmarkierungen und einer<br />
Open-Air-Ausstellung ist der zentrale<br />
Anlaufpunkt das Deutsche Historische<br />
Museum, das sich ab Ende Januar mit<br />
einer Ausstellung dem Jahr 1933 und<br />
den Bedingungen wie auch den Folgen<br />
fackelzug durch das brandenburger tor,<br />
berlin, 30. Januar 1936. © dhm, berlin<br />
des Machtantritts Hitlers und der NS-<br />
Diktatur widmet. Von hier führen die<br />
Wege in die zahlreichen Museen und<br />
Gedenkstätten, die je unterschiedliche<br />
Aspekte »zerstörter Vielfalt« untersuchen,<br />
darunter u.a. das Jüdische Museum<br />
und das Bröhan-Museum sowie das<br />
Technikmuseum und das Stadtmuseum.<br />
Ihre Ausstellungen stellen wir im<br />
Schwerpunkt des nächsten Heftes,<br />
aber auch in den darauf folgenden Ausgaben<br />
des kommenden Jahres vor.<br />
Die nächste Ausgabe des Museums-<br />
Journals erscheint am 2. Januar 2013.<br />
hinweise zur barrierefreiheit der<br />
schlösser erhalten Sie bei der<br />
Stiftung Preußische Schlösser und<br />
Gärten unter Tel. 0331-96 94-194<br />
oder handicap@spsg.de<br />
hinweise für rollstuhlfahrer<br />
im vorliegenden Heft:<br />
≤<br />
geeignet, eventuell ist eine<br />
Begleitperson erforderlich<br />
≥ bedingt geeignet, nicht alle<br />
Räume des Hauses können<br />
besucht werden, eine<br />
Begleitperson ist erforderlich,<br />
eine telefonische Anmeldung<br />
wird empfohlen<br />
1 1 2 |<br />
M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2
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