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Pfarrblatt April 2005 - Pfarre Feldkirchen

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2<br />

FeldKIRCHner Bote<br />

Filialkirche Rottendorf<br />

Die Filialkirche Hl. Wolfgang und Hl. Magdalena in Rottendorf liegt, vom gesamten Stadtbereich aus sichtbar,<br />

am steilen Nordhang der Pollenitzen.<br />

Im Jahre 1461, also knapp vor den Türkeneinfällen<br />

(1473 bis 1480), erlaubte Kaiser Friedrich<br />

III. „ain Hültzlein Pethaus an der Polantzen bei<br />

Veldkirchen, Saltzburger Bistumb, dartzu nun<br />

die kristenmenschen begirlich komen und in<br />

andacht verpringen.“ Schon 1495 wird eine<br />

neue, eben die heutige steinerne Kirche, erwähnt.<br />

Der massive Turm ist von Schießscharten und<br />

Schallfenstern durchbrochen und mit einem<br />

hohen Pyramidenhelm gekrönt. Die im Renaissancestil<br />

gehaltene Glocke wurde 1644 in der<br />

Villacher Werkstätte des David Polster gegossen.<br />

Chor und Langhaus werden durch kräftige,<br />

im stufigen Rhythmus ansteigende Pfeilervorlagen<br />

gestützt. Die zweiteiligen Spitzbogenfenster<br />

kommen mit ihrem gotischen Steinmaßwerk<br />

aus Fischblasen- und Dreipassmustern<br />

von innen noch besser zur Geltung.<br />

Die Westfassade zeigt den groben und trutzigen<br />

Charakter einer Wehrkirche. In diese<br />

Frontmauer sind drei Schießscharten und ein in<br />

Kärnten einzigartiger Gusserker eingebaut. Er<br />

diente dazu, heißes Wasser oder heißes Harz<br />

auf die Angreifer hinunterzuschütten. Die rundbogige,<br />

von außen zugängliche Turmtür ist als<br />

Leitereinstieg ziemlich hoch angesetzt. Zu den<br />

Wehrkammern gelangt man über einen hoch<br />

Hochaltar der Kirche Rottendorf<br />

über der Sakristei gelegenen rundbogigen Einstieg.<br />

Das Steinportal ist mit Rillen und einem<br />

Mittelwulst profiliert. Zwischen seinem Segmentbogen<br />

und Rahmen bilden die Achselstücke<br />

eine skulptorisch interessante Übergangslösung.<br />

Das spitzbogige Tonnengewölbe des weiträumigen<br />

Langhauses leitet den Blick über das<br />

ostseitige Fenster und die eingezogenen Stichkappen<br />

zum gotischen Triumphbogen hin. Dahinter<br />

erstreckt sich auf erhöhtem Niveau über<br />

drei Joche der gotische Chor. Vom Boden weg<br />

laufen halbrunde, in der Sockelzone verstärkte<br />

steinerne Dienste, die sich über den Kapitellen<br />

in ein stark profiliertes Kreuzrippengewölbe<br />

verzweigen. An zehn über den ganzen Chorraum<br />

verstreuten Stellen lassen sich in Augenhöhe<br />

die farbig markierten Steinmetzzeichen<br />

acht verschiedener Steinmetzmeister entdecken.<br />

Die Sakristeitür ist mit Eisenbändern<br />

beschlagen, von denen je eines in eine Spirale<br />

und einen Anker ausläuft.<br />

Der Hochaltar aus 1633, <strong>Feldkirchen</strong>s einziger<br />

Renaissancealtar, entspricht dem Typus eines<br />

einfachen Brettaltars. Am Unterbau irritiert ein<br />

stark verwittertes, mit der Stifterlegende umschriebenes<br />

Tafelgemälde. Vielleicht stellte es<br />

die Anbetung des Jesuskindes dar. Rechts und<br />

links dieses Mittelteiles sind die Bilder des<br />

Evangelisten Markus und des hl. Leonhard gemalt<br />

Zwei leicht vorgestellte Säulen stellen das<br />

dazwischen stehende Altarbild in eine gewisse<br />

räumliche Tiefe.<br />

Die erwähnte Legende bezeugt als Stifter<br />

„Hieronymus Foregger Ratsbürger und Handelsmann<br />

zu Veldtchürchen sambt seiner geliebten<br />

Hausfrauen Eva“. Hieronymus Foregger<br />

sen. war (ab 1618) der erste seiner Familie, die<br />

ein Jahrhundert lang dem Bamberger Fürstbischof<br />

die <strong>Feldkirchen</strong>er Amtleute stellte. 1618<br />

verlieh der Bamberger Bischof seinem Amtmann<br />

„Hieronimus Foregger den Thurn zu<br />

Veldtkhirchen, so jetzt der Ambthoff genandt<br />

würdet“. 1629 wurde Hieronymus geadelt und<br />

führte seitdem das Adelsprädikat „von Greifenthurn“.<br />

Die Foreggers amtierten bis 1756.<br />

Standbild Hl. Maria Magdalena mit<br />

Salbölgefäß<br />

Das Altarbild zeigt die Gestalten der Heiligen<br />

Wolfgang, des Kirchenpatorns (mit Bischofsstab),<br />

Clemens (mit Tiara und Papstkreuz), Antonius<br />

(mit Buch und Schwein) und Magdalena,<br />

der Kirchenpatronin (mit dem Ölgefäß). Das<br />

groß gemalte Schwein ist ein Sinnbild der unreinen<br />

Sinnlichkeit, die Antonius der Einsiedler<br />

in der arabischen Wüste durch Fasten und Beten<br />

überwand.<br />

Von der Nordwand grüßt eine gotische, von der<br />

Augsburger Holzschnitzerschule beeinflusste<br />

Konsolfigur der Kirchenpatronin Magdalena<br />

mit dem Salbölgefäß. Ihr nach oben gewendetes<br />

Gesicht ist von besonderem Liebreiz geprägt.<br />

Der hl. Wolfgang wurde 972 zum Bischof von<br />

Regensburg ernannt. In der dortigen Kirche St.<br />

Emmeram ist er begraben. Sein Heiligenattribut<br />

ist das Zimmermannsbeil, das auf seine Klostergründungen<br />

hinweist. Sein Patrozinium<br />

wird am 31. Oktober gefeiert. Maria Magdalena<br />

ist die reuige Sünderin, die ihre Tränen auf<br />

Christi Füße vergoss.<br />

Dr. Hans Neuhold<br />

Fotos: © H. G. Kalian

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