Vorschläge der VOS zur Förderung des achtjährigen Gymnasiums ...

Vorschläge der VOS
zur Förderung des achtjährigen Gymnasiums (G8)
im Saarland
Senkung des Klassenteilers
Die Senkung des Klassenteilers in der Klasse 5 auf 29 bereits zu Beginn des Schuljahrs
2008/09 war ein erster wichtiger Schritt zur adäquaten Förderung der auch in den
Gymnasien heterogenen Schülerschaft und insbesondere im Interesse einer differenzierten
Begabtenförderung dringend erforderlich. Ab dem nächsten Schuljahr wird der
Klassenteiler auch in Klasse 6 auf 29 gesenkt (d. h. der Klassenteiler der jetzigen Klasse 5
bleibt erhalten).
Unterrichtsorganisation im achtjährigen Gymnasium (G8)
Schulzeitverkürzung bedeutet nicht Unterrichtszeitverkürzung. Im G9 betrug die
Gesamtstundenzahl bis zum Abitur 265 Wochenstunden, im G8 sind dies 260
Wochenstunden - entsprechend der Mindeststundenanforderung der
Kultusministerkonferenz (KMK) für den fachbezogenen Unterricht. Die Stunden sind lediglich
über die Jahrgangsstufen anders verteilt - mit der Konsequenz von moderatem
Nachmittagsunterricht ab Klasse 7. In den Klassen 5 und 6 gibt es – seit Einführung von G8 -
im Saarland - im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern - keinen verpflichtenden
Nachmittagsunterricht. G8 mit dem Abitur in 12 Jahren bedeutet eine begabungsgerechte
Förderung und mit der Verkürzung der Schulzeit ein effizienterer Umgang mit der
schulischen Lernzeit.
Empfehlungen
An Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht wird empfohlen, diesen Unterricht in
Doppelstunden zu organisieren. Nachmittagsunterricht in den Kernfächern sollte vermieden
werden.
Dies bedeutet, dass dann in den Klassen 7 und 8 nur an einem Tag in der Woche, in den Klassen 9
und 10 nur an zwei Tagen in der Woche Nachmittagsunterricht stattfindet. Viele Gymnasien im
Saarland haben dies bereist realisiert.
An Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht wird empfohlen, in den
Klassenstufen 5 bis 9 keine schriftlichen Hausaufgaben aufzugeben. Einige Gymnasien im
Saarland haben damit bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. (Die Variante mit der
Einschränkung „keine schriftlichen Hausaufgaben für den nächsten Schultag" kann man in
das Ermessen der Einzelschule stellen.)
In der Klassenstufe 5 wird empfohlen die jeweils 6. Stunden in den Fächern Deutsch,
Mathematik und Fremdsprache etwa für Methodentraining, Projekte, Klassenleiterstunde
(fachbezogen) zu nutzen.

Förderstunden für individuelle Förderung
Das Gymnasium im Saarland erhält erstmals in seiner Geschichte Förderstunden zur individuellen
Förderung der Schülerinnen und Schüler in den Klassenstufen 5 bis 9 (wünschenswert bis 10) im
Umfang von einer Wochenstunde je Klasse.
Damit wird das Gymnasium bezüglich der individuellen Förderung den anderen Schulformen
gleichgestellt und eine oft gestellte Forderung auch der Bundes-Direktoren-Konferenz (BDK) erfüllt.
Die Einzelschule entscheidet über die Verwendung der Förderstunden. Die Förderstunden können
generell nur für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler verwendet werden.
Die Förderstunden ermöglichen eine individuelle Förderung - insbesondere in den
sprachlichen sowie mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern - sowohl von Schülern
mit Lernrückständen als insbesondere auch von besonders begabten Schülern. Mit der
individuellen Förderung ist damit auch eine Motivierung verbunden.
Individuelle Förderung bedeutet zu fragen „Wen, Was, Wie“ und erfordert vor allem eine
sorgfältige Schüler- und Unterrichtsdiagnostik.
Es ist bekannt, dass in leistungsheterogenen Lerngruppen die leistungsstärkeren Schüler
immer besser und gleichzeitig die leistungsschwächeren immer schwächer werden, sofern
Vorkenntnis- bzw. Wissensdefizite nicht rechtzeitig beseitigt werden. Dies wird in der
Wissenschaft gern als „Matthäus-Effekt“ bezeichnet („Wer hat, dem wird – noch mehr –
gegeben“). Dies gilt für alle Schulformen.
Für Schüler mit Lernrückständen bedeuten eine andauernde Überforderung bzw. häufige
schulische Misserfolge negative Auswirkungen nicht nur auf die kognitive Lern- und
Leistungsentwicklung. Sie beeinträchtigen auch in zunehmendem Maße das schulische
Selbstvertrauen und die Anstrengungsbereitschaft. Wenn dieser Teufelskreis nicht
rechtzeitig gestoppt wird, verstärkt dies zusätzlich noch die Wissensdefizite und gefährdet
schließlich den Klassenerhalt. Individuelle Lernrückstände haben die unterschiedlichsten
Ursachen und sind sicher nicht auf G8 zurückzuführen. Individuelle Förderung in Klasse 5
kann z. B. Vorkenntnisunterschiede aus der Grundschule ausgleichen.