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„Berliner Erklärung“ - Vo-saar.de

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Der <strong>Vo</strong>rsitzen<strong>de</strong><br />

Oberstudiendirektor Dr. Rainer Stein-Bastuck<br />

Bun<strong>de</strong>svereinigung <strong>de</strong>r Oberstudiendirektoren<br />

Bun<strong>de</strong>sdirektorenkonferenz (BDK)<br />

PRESSEKONFERENZ<br />

„Berliner Erklärung“<br />

Rotes Rathaus Berlin, 10. November 2010<br />

- Text <strong>de</strong>r Berliner Erklärung auf Seite 4 -<br />

<strong>Vo</strong>r fast 40 Jahren äußerte sich die Bun<strong>de</strong>svereinigung <strong>de</strong>r Oberstudiendirektoren in Würzburg am<br />

21. Oktober 1971 in einer Entschließung „Zur Harmonisierung <strong>de</strong>s Schulwesens“. Grund waren die unterschiedlichen<br />

Versetzungsordnungen <strong>de</strong>r damals 11 Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r.<br />

Zitat: „Die Gleichheit <strong>de</strong>r Chancen ist für die Schüler <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgebietes nicht gegeben, …“<br />

„An <strong>de</strong>r Notwendigkeit <strong>de</strong>r Harmonisierung hat sich bis heute nichts geän<strong>de</strong>rt - im Gegenteil. Die Bun<strong>de</strong>sdirektorenkonferenz<br />

(BDK) stellt fest, dass <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralismus im Bildungswesen in dramatischer Weise negative<br />

Auswirkungen in <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologisieren<strong>de</strong>n Diskussion um die Entwicklung <strong>de</strong>r Schulstrukturen hat“, so <strong>de</strong>r<br />

BDK-<strong>Vo</strong>rsitzen<strong>de</strong> Dr. Rainer Stein-Bastuck.<br />

Bildungspolitik ist Län<strong>de</strong>rsache<br />

Stein-Bastuck: „Da Bildungspolitik eines <strong>de</strong>r wenigen Fel<strong>de</strong>r ist, auf <strong>de</strong>nen Lan<strong>de</strong>spolitik gestalten kann, hat<br />

eine überzogene Gestaltungswut die Bildungspolitik zum Spielball <strong>de</strong>r Parteien gemacht. Schulstruktur<strong>de</strong>batten<br />

bestimmen zunehmend Wahlkämpfe in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn. Die nach <strong>de</strong>n Wahlen als Resultat<br />

von Koalitionsverhandlungen gefun<strong>de</strong>nen Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit oft als faule Kompromisse<br />

empfun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sind von <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung inhaltlich kaum nachvollziehbar.“<br />

Oftmals ist <strong>de</strong>r kleinste gemeinsame Nenner <strong>de</strong>r unterschiedlichen Entwürfe die Diskreditierung <strong>de</strong>s Gymnasiums<br />

- <strong>de</strong>r erfolgreichsten <strong>de</strong>utschen Schulform, die <strong>Vo</strong>rbild für die schulpolitische Entwicklung in vielen<br />

an<strong>de</strong>ren Staaten <strong>de</strong>r Welt war und ist. Dabei ist die Argumentation eher von i<strong>de</strong>ologisch geprägter Überzeugung<br />

als von Fakten bestimmt. Hamburg, Nie<strong>de</strong>rsachsen, Nordrhein-Westfalen o<strong>de</strong>r das Saarland sind<br />

aktuelle Beispiele.<br />

Ständig wer<strong>de</strong>n neue Schulformen kreiert, in die Kin<strong>de</strong>r nach Abschluss <strong>de</strong>r Grundschule gehen können. In<br />

<strong>de</strong>r Namensgebung sind die Län<strong>de</strong>r höchst erfin<strong>de</strong>risch: Regionalschule, Erweiterte Realschule, Realschule<br />

plus, Mittelschule, Oberschule, Regelschule, Sekundarschule, Stadtteilschule, Werkrealschule, Gemeinschaftsschule<br />

- neben <strong>de</strong>n Schulformen Hauptschule, Realschule, Gesamtschule und Gymnasium.<br />

Die Schulformen haben nicht nur verschie<strong>de</strong>ne Namen son<strong>de</strong>rn sind auch in <strong>de</strong>r inneren Struktur sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt. Wie erklärt man das Eltern<br />

Nicht nur dieser Namenswirrwarr ist Ausdruck <strong>de</strong>ssen, was Eltern an <strong>de</strong>r Schulstruktur nervt. Je<strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sland „kocht sein eigenes bildungspolitisches Süppchen“, ohne sich dafür zu interessieren, was<br />

außerhalb seiner Lan<strong>de</strong>sgrenzen „gekocht“ wird. Für Eltern mit ihren Schulkin<strong>de</strong>rn wird ein Umzug in ein<br />

an<strong>de</strong>res Bun<strong>de</strong>sland zunehmend problematisch.<br />

Schulstrukturän<strong>de</strong>rungen im Vier- o<strong>de</strong>r Fünfjahresrhythmus zermürben die besten Schulen, sind bildungspolitisch<br />

eine Katastrophe und nicht zu rechtfertigen.<br />

Seite 1


Der Mehrheit <strong>de</strong>r Deutschen wi<strong>de</strong>rstrebt laut einer Umfrage <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralismus in <strong>de</strong>r Schulpolitik. 75,5<br />

Prozent for<strong>de</strong>rn, dass <strong>de</strong>r Bund mehr Verantwortung übernehmen muss. 72 Prozent plädieren außer<strong>de</strong>m<br />

für eine „grundsätzliche Reformierung <strong>de</strong>s Schulsystems“.<br />

Wir brauchen <strong>de</strong>n großen Schulkompromiss<br />

Viele Kompromisse liegen bei <strong>de</strong>r Schulpolitik auf <strong>de</strong>r Hand. Äußere Differenzierung - wie im mehrgliedrigen<br />

Schulsystem - dient <strong>de</strong>r teilweisen Homogenisierung <strong>de</strong>r Gruppen. Sie ist keineswegs nur i<strong>de</strong>ologisch<br />

begrün<strong>de</strong>t und schon gar nicht in erster Linie ein Auswahlinstrument. Homogenere Gruppen erleichtern das<br />

Lernen. Je<strong>de</strong> Lehrkraft wird bestätigen, dass es schwierig ist, <strong>de</strong>n besten und <strong>de</strong>n schwächsten Schülern<br />

einer Lerngruppe immer gleichermaßen gerecht zu wer<strong>de</strong>n - Binnendifferenzierung als durchgängiges Unterrichtsprinzip<br />

ist von einer Lehrkraft nicht zu leisten.<br />

Das Gymnasium ab Klasse 5 ist beliebt und erfolgreich<br />

Stein-Bastuck: „Das Gymnasium ab Klasse 5 ist nicht nur die bei Weitem beliebteste Schulform, es ist auch<br />

die erfolgreichste. Alle nationalen und internationalen Studien <strong>de</strong>r vergangenen Jahre zeigen seinen überwältigen<strong>de</strong>n<br />

Erfolg. Und <strong>de</strong>swegen wird je<strong>de</strong> Schulreform, die das Gymnasium zerschlagen will, zu Recht<br />

scheitern. Die klassische Hauptschule wird von Eltern nicht mehr akzeptiert, weil sie seit mehr als 25 Jahren<br />

politisch nicht mehr gewollt ist und nicht mehr unterstützt wird, und das macht es, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />

Entwicklung, immer schwieriger o<strong>de</strong>r gar unmöglich, die Hauptschule zu erhalten.“<br />

Die BDK stellt ausdrücklich fest: Nach <strong>de</strong>n nunmehr vorliegen<strong>de</strong>n Erfahrungen bewährt sich das achtjährige<br />

Gymnasium (G 8) ab Klasse 5 in einer wachsen<strong>de</strong>n Anzahl von Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn. Eine weitere Verkürzung <strong>de</strong>r<br />

gymnasialen Schulzeit wird die Ziele <strong>de</strong>r gymnasialen Bildung dramatisch gefähr<strong>de</strong>n.<br />

Die BDK unterstreicht die unverzichtbare Rolle <strong>de</strong>s Gymnasiums ab Klasse 5 im Bildungssystem <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik.<br />

„Das Gymnasium sichert in herausragen<strong>de</strong>r Weise <strong>de</strong>n Fortbestand von Spitzenleistungen in Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft. Es schafft die schulischen <strong>Vo</strong>raussetzungen für gut ausgebil<strong>de</strong>te<br />

Leistungsträger in allen Bereichen und trägt dadurch wesentlich zur technisch-wissenschaftlichen Entwicklung<br />

und zum weiteren wirtschaftlichen Wohlstand unseres Lan<strong>de</strong>s bei“, sagt Stein-Bastuck.<br />

Stein-Bastuck bekräftigt, dass die BDK gleichzeitig entschie<strong>de</strong>n für gerechte Bildungschancen überall im<br />

Lan<strong>de</strong> eintrete. „Es ist ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Merkmal <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mokratischen Bildungswesens, allen leistungsfähigen<br />

und leistungsbereiten Schülerinnen und Schülern unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund<br />

Chancen zu eröffnen.“ Begabte junge Menschen müssten sich entfalten können. „In diesem Sinne ist das<br />

Gymnasium auch die Schule <strong>de</strong>s sozialen Aufstiegs, in <strong>de</strong>r eben nicht Herkunft, son<strong>de</strong>rn vorrangig Begabung<br />

und Leistung über <strong>de</strong>n Bildungserfolg entschei<strong>de</strong>n. Viele individuelle Lebenswege bestätigen: Eliteför<strong>de</strong>rung<br />

ist soziale Gerechtigkeit“.<br />

Die Professionalität <strong>de</strong>r Lehrkräfte ist <strong>de</strong>r Dreh- und Angelpunkt, um die Qualität <strong>de</strong>r Schulbildung unserer<br />

Kin<strong>de</strong>r sicherzustellen. Gut ausgebil<strong>de</strong>te und motivierte Lehrer sind entschei<strong>de</strong>nd, sagen alle internationalen<br />

Studien. O<strong>de</strong>r: „Auf <strong>de</strong>n Lehrer kommt es an!“<br />

Zwei Schulformen - Gymnasium und Oberschule<br />

Die BDK als Vertreterin von mehr als 2200 Gymnasien in Deutschland for<strong>de</strong>rt aus Anlass ihres 40-jährigen<br />

Bestehens in ihrer „Berliner Erklärung“ die Parteien und die Verfassungsorgane <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland auf - in kreativer Interpretation <strong>de</strong>r im Grundgesetz verankerten Kulturhoheit <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r - <strong>de</strong>n<br />

Schulstrukturen in Deutschland endlich eine einheitliche Basis zu geben. Auch die Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) ist zur Erreichung dieses Ziels gefragt. Es muss Schluss sein mit <strong>de</strong>m Schulchaos in Deutschland!<br />

Seite 2


Es ist bedauerlich, dass diese von <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung gesehene Notwendigkeit von <strong>de</strong>n regieren<strong>de</strong>n<br />

Koalitionen aller Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r ignoriert und ihre Lösung nicht angepackt wird. Die Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />

hat die „Bildungsrepublik Deutschland“ ausgerufen - wenn es nicht auf Län<strong>de</strong>rebene zu einem gemeinsamen<br />

Han<strong>de</strong>ln kommt, ist <strong>de</strong>r Bund gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Die BDK stellt fest:<br />

In Deutschland muss dringend eine in <strong>de</strong>n Grundstrukturen übereinstimmen<strong>de</strong> und für alle Bürgerinnen<br />

und Bürger verständliche Schulstruktur geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Stein-Bastuck: „Die Schullandschaft in Deutschland transparenter und einheitlicher zu gestalten und die<br />

Qualität und Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Abschlüsse sicherzustellen, ist im Hinblick auf die <strong>de</strong>mografische Entwicklung,<br />

die Bildungsgerechtigkeit und die Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Wirtschaftsstandort Deutschland unabdingbar.“<br />

Eine wesentliche Säule einer solchen bun<strong>de</strong>seinheitlichen Struktur ist das achtjährige Gymnasium ab<br />

Jahrgangsstufe 5. Das Gymnasium führt auf <strong>de</strong>r Grundlage schon heute bestehen<strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweit einheitlicher<br />

Bildungsstandards und Abiturprüfungsanfor<strong>de</strong>rungen zur Allgemeinen Hochschulreife, <strong>de</strong>m Abitur. Es<br />

vermittelt in einem ganzheitlichen Bildungsgang ab Klasse 5 eine vertiefte Bildung und sichert die allgemeine<br />

Studierfähigkeit für leistungsfähige und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler.<br />

„In diesem Sinne ist das Gymnasium aufgrund seiner Öffnung für alle Schichten unserer Gesellschaft eine<br />

Schule für viele, aber keine Schule für alle“, so Stein-Bastuck.<br />

Als weitere Säule dieser Struktur ist in allen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>r Grundschule ein gleichwertiger,<br />

einheitlicher Bildungsweg zu schaffen, <strong>de</strong>r differenzierte Schulabschlüsse bis hin zum Hochschulzugang<br />

nach neun Jahren ermöglicht.<br />

Die BDK hält einen in allen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn i<strong>de</strong>ntischen Namen für diese neue Schulform neben <strong>de</strong>m<br />

Gymnasium für geboten, damit diese zweite Säule neben <strong>de</strong>m Gymnasium als feste pädagogische Größe<br />

erkennbar ist. Die BDK schlägt <strong>de</strong>n Namen Oberschule vor.<br />

Zwischen Gymnasium und Oberschule muss es im Interesse <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler Übergangsmöglichkeiten<br />

in bei<strong>de</strong>n Richtungen geben. Wichtig ist, dass für geeignete Schülerinnen und Schüler direkte<br />

Anschlussmöglichkeiten nach oben gegeben sind.<br />

Stein-Bastuck: „Eine Festschreibung dieser Schulformen in <strong>de</strong>n Verfassungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r ist erstrebenswert,<br />

um bei<strong>de</strong>n Schulformen Verlässlichkeit und Berechenbarkeit sowie Kontinuität als <strong>Vo</strong>raussetzung<br />

für eine zukunftsorientierte Qualitätsentwicklung zu bieten.“<br />

Den Län<strong>de</strong>rn bleibt genügend Freiraum<br />

Innerhalb eines solchen Kompromisses sind immer noch viele offene Fragen zu klären, die im fö<strong>de</strong>ralen<br />

Wettbewerb von <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn selbst entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Dazu gehört zum Beispiel, mit welchen<br />

äußeren und/o<strong>de</strong>r inneren Differenzierungen die weitere Säule neben <strong>de</strong>m Gymnasium arbeiten soll. Diese<br />

Fragen sind für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Schulen von viel größerer Be<strong>de</strong>utung als Kräfte zehren<strong>de</strong> Struktur<strong>de</strong>batten.<br />

Berlin, 10. November 2010<br />

Dr. Rainer Stein-Bastuck<br />

Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Seite 3


Schluss mit <strong>de</strong>m Schulchaos!<br />

Berliner Erklärung<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sdirektorenkonferenz <strong>de</strong>r Gymnasien (BDK)<br />

aus Anlass ihres 40-jährigen Bestehens im Frühjahr 2011<br />

Schulstruktur<strong>de</strong>batten bestimmen zunehmend Wahlkämpfe in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn. Die nach <strong>de</strong>n Wahlen<br />

als Resultat von Koalitionsverhandlungen gefun<strong>de</strong>nen Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit oft als<br />

faule Kompromisse empfun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sind von <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung inhaltlich kaum nachvollziehbar.<br />

Oftmals ist <strong>de</strong>r kleinste gemeinsame Nenner <strong>de</strong>r unterschiedlichen Entwürfe die Diskreditierung <strong>de</strong>s<br />

Gymnasiums - <strong>de</strong>r erfolgreichsten <strong>de</strong>utschen Schulform, die <strong>Vo</strong>rbild für die schulpolitische Entwicklung<br />

in vielen an<strong>de</strong>ren Staaten <strong>de</strong>r Welt war und ist. Dabei ist die Argumentation eher von i<strong>de</strong>ologisch geprägter<br />

Überzeugung als von Fakten bestimmt.<br />

Die BDK als Vertreterin von mehr als 2200 Gymnasien in Deutschland for<strong>de</strong>rt aus Anlass ihres<br />

40-jährigen Bestehens die Parteien und die Verfassungsorgane <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland auf - in<br />

kreativer Interpretation <strong>de</strong>r im Grundgesetz verankerten Kulturhoheit <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r - <strong>de</strong>n Schulstrukturen<br />

in Deutschland endlich eine einheitliche Basis zu geben. Auch die Kultusministerkonferenz (KMK) ist zur<br />

Erreichung dieses Ziels gefragt. Es muss Schluss sein mit <strong>de</strong>m Schulchaos in Deutschland!<br />

Es ist bedauerlich, dass diese von <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung gesehene Notwendigkeit von <strong>de</strong>n regieren<strong>de</strong>n<br />

Koalitionen aller Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r ignoriert und ihre Lösung nicht angepackt wird. Die Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />

hat die „Bildungsrepublik Deutschland“ ausgerufen - wenn es nicht auf Län<strong>de</strong>rebene zu einem gemeinsamen<br />

Han<strong>de</strong>ln kommt, ist <strong>de</strong>r Bund gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Die BDK stellt fest: In Deutschland muss dringend eine in <strong>de</strong>n Grundstrukturen übereinstimmen<strong>de</strong> und<br />

für alle Bürgerinnen und Bürger verständliche Schulstruktur geschaffen wer<strong>de</strong>n. Dies ist im Hinblick<br />

auf die <strong>de</strong>mografische Entwicklung, die Bildungsgerechtigkeit und die Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland unabdingbar. Ein Wechsel von einem Bun<strong>de</strong>sland in ein an<strong>de</strong>res muss mit Blick<br />

auf die Schule für Eltern und ihre Kin<strong>de</strong>r unproblematisch sein.<br />

Eine wesentliche Säule einer solchen bun<strong>de</strong>seinheitlichen Struktur ist das achtjährige Gymnasium ab<br />

Jahrgangsstufe 5. Das Gymnasium führt auf <strong>de</strong>r Grundlage schon heute bestehen<strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweit einheitlicher<br />

Bildungsstandards und Abiturprüfungsanfor<strong>de</strong>rungen zur Allgemeinen Hochschulreife, <strong>de</strong>m<br />

Abitur. Es vermittelt eine vertiefte Bildung und sichert die allgemeine Studierfähigkeit für leistungsfähige<br />

und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler.<br />

Als weitere Säule dieser Struktur ist in allen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>r Grundschule ein gleichwertiger,<br />

einheitlicher Bildungsweg zu schaffen, <strong>de</strong>r differenzierte Schulabschlüsse bis hin zum Hochschulzugang<br />

nach neun Jahren ermöglicht.<br />

Die BDK hält einen in allen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn i<strong>de</strong>ntischen Namen für diese neue Schulform neben <strong>de</strong>m<br />

Gymnasium für geboten, damit diese zweite Säule neben <strong>de</strong>m Gymnasium als feste pädagogische<br />

Größe erkennbar ist. Die BDK schlägt <strong>de</strong>n Namen Oberschule vor.<br />

Zwischen Gymnasium und Oberschule muss es im Interesse <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler Übergangsmöglichkeiten<br />

in bei<strong>de</strong>n Richtungen geben.<br />

Eine Festschreibung dieser Schulformen in <strong>de</strong>n Verfassungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r ist erstrebenswert, um<br />

bei<strong>de</strong>n Schulformen Verlässlichkeit und Berechenbarkeit sowie Kontinuität als <strong>Vo</strong>raussetzung für eine<br />

zukunftsorientierte Qualitätsentwicklung zu bieten.<br />

Die BDK steht allen an Bildung und allen an einer Entwicklung eines endlich einheitlichen <strong>de</strong>utschen<br />

Schulsystems Interessierten auch im fünften Jahrzehnt ihres Bestehens als kompetente Ansprechpartnerin<br />

zur Verfügung.<br />

Berlin, 10. November 2010

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