14.11.2012 Aufrufe

Festpredigt zum Abschied von Pfarrer Heinz Schulte

Festpredigt zum Abschied von Pfarrer Heinz Schulte

Festpredigt zum Abschied von Pfarrer Heinz Schulte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Festpredigt</strong> am 22. Juni 2008<br />

<strong>zum</strong> <strong>Abschied</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Pfarrer</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Schulte</strong><br />

nach fast 27 Jahren aus der Pfarrei<br />

St. Franziskus Bochum-Riemke


- 1 -<br />

Gewöhnlich beginne ich gerne meine Predigten mit „liebe Schwestern und Brüder“.<br />

Heute sage ich liebe Pfarrgemeinde <strong>von</strong> St. Franziskus Bochum-Riemke und alle, die<br />

Sie zu diesem Gottesdienst gekommen sind.<br />

44 Jahre bin ich nun Priester und fast 27 Jahre da<strong>von</strong> als <strong>Pfarrer</strong> in der St. Franziskusgemeinde<br />

in Bochum-Riemke. Mit dem heutigen Tag gehe ich in den Ruhestand!<br />

„Ruhestand“ ? - Da steht im Lexikon: Sich lösen aus seinem Berufsleben. Und das<br />

mit Freude und Dank annehmen. Jeder Tag, der nun beginnt, ist für sich selber da<br />

und er kann jede Stunde als seine freie Zeit nutzen. Für viele eine herrliche Zeit. Ich<br />

kann mir das für mich nicht vorstellen.<br />

Wer mich kennt, weiß: „Es ist nicht wichtig, wie alt man ist, sondern wie man alt ist!.“<br />

So brachte ich mich ein bei den Kindern, Jugendlichen, bei den Erwachsenen, bei<br />

den Gesunden und Kranken.<br />

Es ist hier in Riemke eine richtige Pfarrfamilie: Jeder ist für den anderen da und alle<br />

zusammen bilden wir eine Gemeinschaft, mehr noch eine Familie.<br />

Da sage ich allen einen herzlichen Dank, dass das gelungen ist in unserer Gemeinde<br />

und das als selbstverständlich gilt.<br />

So sage ich allen, die mitgeholfen haben und dazu beigetragen haben, dass wir eine<br />

solche Gemeinde sind, ein besonderes Dankeschön. Entschuldigen Sie, wenn ich<br />

keine Namen sage. Fühlen Sie sich bitte alle angesprochen. Wir haben ja immer alle<br />

zusammengearbeitet! Und die Gemeinde St. Franziskus Bochum-Riemke wird weiter<br />

eine blühende Kirchengemeinde sein mit ihrem Pastor Thomas Quadt, der sich als<br />

guter Seelsorger in der Gemeinde vorgestellt hat und der am 1. September Ihr Pastor<br />

ist.<br />

Gott „hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen (2. Tim 1,9). Mit diesem<br />

Wort hat uns Paulus heute erinnert, dass am Anfang unserer Lebenswege Gottes<br />

Ruf stand. Was der Apostel seinem Schüler Timotheus sagt, geht uns alle an.<br />

Denn Gott hat jeden <strong>von</strong> uns aus seine persönliche Lebensbahn gerufen.<br />

Denn: Immer steht am Anfang der rufende Gott; am Anfang des Lebensweges und<br />

auch, wenn auf diesem Weg etwas anderes und Neues beginnt.<br />

Es ist gut, dann immer wieder zurückzuschauen, damit wir unser Leben und damit<br />

uns selbst verstehen. Der dänische Philosoph Kierkegaard sagt: „Das Leben wird<br />

vorwärts gelebt, aber rückwärts verstanden.“<br />

Ich darf auf meine 71 Lebensjahre zurückschauen. Diese Jahre sind für mich erfüllte<br />

Jahre durch den rufenden Gott. Er hat mich ins Leben gerufen; er hat mich in die Kirche<br />

berufen; vor 50 Jahren nach meinem Abitur „hat er mich gleichsam in die Haare<br />

gepackt und gesagt: Da gehörst du hin“, so wurde ich 1964 ins Priestertum berufen.<br />

Immer stand er am Anfang und brachte durch seinen Ruf mein Leben voran und gab<br />

ihm seine Richtung.


- 2 -<br />

Und wenn Sie auf Ihr Leben zurückschauen, werden Sie ebenfalls entdecken, wie<br />

Gottes Ruf auch Sie auf Ihrem Lebensweg vorangebracht und geführt hat.<br />

Wir leben unser Leben vorwärts, aber verstehen es rückwärts. Das gilt nicht nur für<br />

die großen Linien, sondern auch für die einzelnen Vorgänge des Lebens mit ihren<br />

jeweiligen Besonderheiten. Der Apostel Paulus sagt in der Lesung zu seinem Schüler<br />

Timotheus: „Leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft“. Wie konnte<br />

ich das immer neu erfahren. Daraus ist Freude erwachsen, Freude am Leben,<br />

Freude am Dienst für den Herrn und für die Menschen. Dafür bin ich rückschauend<br />

unbeschreiblich dankbar.<br />

Gottes Ruf ist immer ein Ruf nach vorne und damit ein Ruf, das Bisherige zu verlassen.<br />

Beispielhaft wird dies in der Abrahamsgeschichte sichtbar. Da sagt Gott zu ihm:<br />

„Zieh weg aus deinem Land, <strong>von</strong> deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus<br />

in das Land, das ich dir zeigen werde“. Abraham folgt dem Ruf Gottes. Er geht weg<br />

aus seiner Heimat, lässt Verwandtschaft und Vaterhaus zurück und zieht in eine unbekannte<br />

Zukunft. Er weiß nicht, wohin ihn Gottes Ruf führen wird. Er weiß nur, dass<br />

Gott es weiß und es gut mit ihm meint. Das genügt ihm, seine Wurzeln aus dem heimatlichen<br />

Boden zu lösen, <strong>von</strong> dem er bisher gelebt hat. Wissen Sie, so geht es mir<br />

ähnlich mit meinem <strong>Abschied</strong>. - Ja, alle gehen wir in eine unbekannte Zukunft. Wir<br />

stecken uns zwar Ziele, machen Pläne. Doch was die Zukunft bringt, liegt im Dunkeln.<br />

Wir wissen nur, dass Gott es weiß und dass er es gut mit uns meint.<br />

Gott sagte dem auf sein Wort hin wegziehenden Abraham: „Ein Segen sollst du<br />

sein“. Das war eine Verheißung. So durfte ich auch erfahren, dass Gottes Segen auf<br />

meinem Wirken ruhte. So sagte mir gestern noch eine Frau: Die vergangenen 27<br />

Jahre waren für unsere St. Franziskusgemeinde gesegnete Jahre. Und ich darf hinzufügen,<br />

es waren auch für mich gesegnete Jahre.<br />

Der Apostel Paulus schrieb an die Gemeinde <strong>von</strong> Thessaloniki: Wie können wir Gott<br />

euretwegen genug danken für all die Freude, die uns um euretwillen vor unserem<br />

Gott erfüllt?“ Diese Worte des Apostels mache ich mir heute zu eigen: Wie kann ich<br />

Gott genug danken für all das, was er uns besonders in diesen 27 Jahren meines<br />

priesterlichen Wirkens hier geschenkt hat, Ihnen und mir?<br />

Dietrich Bonhöffer schreibt: „Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist<br />

die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in stille Freude. Man<br />

trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares<br />

Geschenk in sich.“ Übrigens allen, die meine, ich hätte sie nicht beachtet oder sogar<br />

weh getan habe, bitte ich um Verzeihung. Maria Nels hat recht, wenn sie sagt: „Man<br />

müsste die Behutsamkeit eines Engels haben, um alles im Leben richtig zu machen.“<br />

Zum Schluss möchte ich Ihnen das Wort aus dem Evangelium zurufen: Steht auf,<br />

habt keine Angst!“ Ja, habt keine Angst vor der Zukunft! Machen wir uns miteinander<br />

an der Hand des Herrn auf den Weg und lassen wir uns <strong>von</strong> ihm führen, wo er daheim<br />

ist, in die ewige Geborgenheit seiner Liebe.<br />

Amen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!