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Station Kohlenmeiler Physik Oberstufe

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PROJEKT: <strong>Physik</strong> (<strong>Oberstufe</strong>)<br />

„Der <strong>Kohlenmeiler</strong>“<br />

Zwischen Waldlerdorf und Mühlental findest Du einen <strong>Kohlenmeiler</strong> zur Herstellung<br />

von Holzkohle.<br />

Aufgaben<br />

Lest euch den Artikel (Anhang 2) bitte aufmerksam durch und beantwortet folgende<br />

Fragen!<br />

1) Welche waren die Hauptverwendungszwecke von Holz im Mittelalter und in<br />

der vorindustriellen Zeit<br />

2) Wofür wurde die Holzkohle in der vorindustriellen Zeit hauptsächlich<br />

verwendet<br />

3) Welchen Vorteil hat die Verbrennung von Holzkohle gegenüber der von<br />

reinem Holz Was ist der wesentliche Unterschied zwischen Holzkohle und<br />

normalem Holz<br />

4) Schätzt das Volumen des Holzes im <strong>Kohlenmeiler</strong> ab.<br />

Beschreibt genau, welche Abschätzungen ihr macht und wie ihr auf das<br />

Ergebnis kommt!<br />

Entnehmt aus untenstehendem Anhang 1, welchem Energiegehalt dieses<br />

Volumen entspricht.<br />

Wie vielen Litern heutigen Heizöls entspricht dies<br />

5) In Ländern der dritten Welt geht man davon aus, dass pro Mensch für Heizung<br />

und Kochen etwa 1,0 t Holz im Jahr verbraucht wird.<br />

Diese Zahl kann annähernd für die Bevölkerung in der vorindustriellen Zeit<br />

verwendet werden.<br />

Wie viel Energie (in kJ) hatte ein Mensch im Mittelalter also im Durchschnitt<br />

zur Verfügung<br />

Wie viel mehr Energie ‚verbraucht’ ein heutiger Mensch Berechnet auch den<br />

prozentualen Anteil!<br />

1


Anhang 1<br />

Datenblatt zu obigen Fragen<br />

Grund:<br />

Bei trockenem Holz muss keine Energie mehr verbraucht werden, um das im Holz vorhandene<br />

Wasser zu verdampfen. Die im Holz enthaltene Energie steht also zur Erzeugung von Hitze zur<br />

Verfügung. Holzkohle enthält beinahe keine Feuchtigkeit mehr, weil diese durch die Verkohlung aus<br />

dem Holz entfernt wird.<br />

Mittlere Heizwerte von lufttrockenem Holz mit 15% Restfeuchte<br />

Die Holzkohle-Ausbeute betrug ca. 1700 kg.<br />

Der Heizwert von trockenem Holz mit ca. 20 %<br />

Feuchte ist annähernd doppelt so hoch, wie der<br />

von frischem Holz mit ca. 60 %.<br />

Baumart Rohdichte Heizwert<br />

Laubholz g/dm³ kWh/fm kWh/rm kWh/kg<br />

Ahorn 600 2.600 1.900 4,1<br />

Birke 640 2.700 1.900 4,3<br />

Buche 680 2.800 2.100 4,0<br />

Eiche 680 2.900 2.100 4,2<br />

Pappel 410 1.700 1.200 4,1<br />

Weide 520 2.000 1.400 4,1<br />

Umrechnung:<br />

1 kWh = 3,6 MJ (Megajoule)<br />

1000 MJ = 1,000 GJ (Gigajoule)<br />

Energiegehalt von Holz: 15–17 MJ/kg<br />

Primärenergieverbrauch pro Person in Deutschland (1999): 141 GJ<br />

Primärenergiebedarf gesamt in Deutschland (2000): ~ 485 Mio t SKE<br />

( 1 Tonne SKE (t SKE) = 29,3076 GJ Energie)<br />

Mittlere Heizwerte im Vergleich<br />

Trockenzeiten<br />

Lufttrockener Zustand wird bei grünem Holz etwa nach<br />

folgenden Lagerzeiten problemlos erreicht:<br />

Holzart Heizwert<br />

kWh/rm<br />

Buche<br />

Eiche<br />

Birke<br />

Ahorn<br />

1850<br />

1890<br />

1810<br />

1675<br />

Heizwert<br />

MJ/rm<br />

6.660<br />

6.804<br />

6.516<br />

6.030<br />

Heizölmenge<br />

162 Liter<br />

166 Liter<br />

159 Liter<br />

147 Liter<br />

Erdgasmenge<br />

185 m³<br />

189 m³<br />

181 m³<br />

168 m³<br />

Holzart Lagerzeit<br />

Pappel, Fichte 1 Jahr<br />

Linde, Erle, Birke 1,5 Jahre<br />

Buche, Esche, Obstgehölze 2 Jahre<br />

Eiche<br />

2,5 Jahre<br />

Umrechnung: Raummeter in kg<br />

1rm Buche = ca. 484 kg<br />

1rm = 1 Raummeter = 1 m 3 in loser<br />

Lagerung (wie im Kohlemeiler)<br />

Energiepreis<br />

5–6 rm Laubholz oder 7–8 rm Nadelholz<br />

ersetzen ca. 1000 l Heizöl!<br />

Der Baum als Leistungsträger<br />

- Eine ausgewachsene Buche entzieht der Luft ca. 400 g CO2/Tag<br />

- Dieser Baum nimmt ca. 900 bis 1.300 l Wasser/Tag auf und<br />

verdunstet es wieder.<br />

- Dieser Baum hat eine Blattoberfläche von 1.200 m² und produziert<br />

soviel Sauerstoff, wie ein Mensch am Tag benötigt.<br />

2


Anhang 2<br />

Nichts ging ohne Holz<br />

Als die Germanen noch ähnlich wie Asterix und seine Freunde in ihren Dörfern lebten, war<br />

Deutschland zu 90% mit Wald bedeckt. Ein paar hundert Jahre später, gegen Ende des 14.<br />

Jahrhunderts, war diese Fläche auf ein Drittel zusammengeschrumpft. Womit hing das zusammen<br />

Erst einmal stieg die Bevölkerung an, so dass die Bauern Wald roden mussten, um sich dort neu<br />

anzusiedeln. Die gefällten Bäume konnte man gleich zum Hausbau benutzen. Dazu steckte man<br />

Baumstämme in die Erde und umwand sie mit Weidengeflecht, das man dann mit Lehm beschmierte<br />

und schon war das Haus fertig. Die Pfähle, die man in die Erde steckte, faulten rasch durch, so<br />

musste man bald ein neues Haus bauen. Solche Pfahllöcher können die Archäologen heute noch im<br />

Boden finden und auf diese Art vollständige Dörfer rekonstruieren. Die neuen Siedlungen entstanden<br />

oft unter der Anleitung von Klöstern. Dazu gehört auch das Zisterzienserkloster Waldsassen und aus<br />

diesem sogenannten Stiftland kommen alle Häuser, die im ersten Dorf im Oberpfälzer<br />

Freilandmuseum stehen. Die Felder reichten bis zum Waldrand und so hat man die Landschaft auch<br />

im Museum nachgebaut. Wenn ein Ortsname mit Reut, Rode oder Roding aufhört, dann weiß man,<br />

auf welche Art es entstanden ist. Nur ganz reiche Städter, die Burgherren und die Kirche konnte es<br />

sich leisten, ihre Gebäude in Stein zu errichten, deshalb nennt man sie auch „steinreich“. Solche<br />

steinreichen Kaufleute gab es zum Beispiel in der Stadt Regensburg.<br />

Im Laufe des Mittelalters stellten die Zimmerleute die Häuser dann auf einen Steinsockel, so dass sie<br />

länger hielten. Entweder bauten sie ein Gerüst aus Balken, das dann nach wie vor mit Weiden und<br />

Lehm ausgefacht wurde, zu sehen ist das im Stiftlanddorf und im Juradorf des Museums, oder sie<br />

bauten sogenannte Blockhäuser, die ganz aus Holz waren, die sieht man im Waldlerdorf des<br />

Museums. Im Stiftlanddorf kann man auch sehen, dass die Dächer oft aus Holzschindeln gefertigt<br />

waren. Aber nicht nur die Häuser waren aus Holz. Nahezu alle Gebrauchsgegenstände waren es<br />

auch. Das Essen löffelte die Familie mit einem Holzlöffel aus einer Holzschale, die Füße steckten in<br />

Holzschuhen und fast alle Werkzeuge waren aus Holz. Es gab aber auch Gegenstände, für die Holz<br />

nicht widerstandsfähig genug war. Eine Axt zum Beispiel musste natürlich aus Eisen sein und auch<br />

ein Pflug war aus Holz zu schwach. Den hat man aber trotzdem aus Holz gebaut und dann die<br />

wichtigen Stellen, wie das Streichbrett, mit Eisen verstärkt. Im Denkenbauernhof steht eine große<br />

Sammlung solcher Pflüge. Die meisten Handelswaren wurden in Holzfässern transportiert, die hatten<br />

ähnliche Vorzüge wie unsere Container, denn ihre Größen waren genormt. Das Fass war viel<br />

praktischer als eine Kiste. Es war nämlich stabiler, man konnte es rollen und aufeinander stapeln.<br />

Viele Gegenstände, die heute aus Kunststoff sind, waren früher aus Leder und auch die Gerber, die<br />

aus Tierhäuten das Leder produzierten, brauchten viel Holz und vor allem Baumrinde, um ihre<br />

Gerberlohe anzusetzen. Ein anderer, wichtiger Stoff, den man aus dem Holz gewinnt ist das Pech.<br />

Das war der viel gebrauchte Klebstoff des Mittelalters. Schon der vor über 5000 Jahren verstorbene<br />

Ötzi trug ein Päckchen Birkenpech in seiner Tasche. Mit Pech haben die Handwerker ihre Fässer und<br />

ihre Boote wasserdicht gemacht und wenn sie das Pech mit Fett vermischten, hatten sie eine<br />

ausgezeichnete Wagenschmiere, ohne die sich kein Rad früher gedreht hätte. Wenn man Baumharz<br />

durch Destillierung in seine flüssigen und festen Bestandteile trennt, hat man Terpentin und<br />

Kolophonium, mit welchem noch heute jeder Geiger seinen Bogen einstreicht. In den Küstenstädten<br />

bauten die Bewohner aus Holz riesige Schiffe, mit denen ein Christoph Columbus sogar bis nach<br />

Amerika fahren konnte, aber auch in der Oberpfalz brauchten die Menschen Boote zum Fischen und<br />

Lastkähne, um Waren über die Flüsse zu verschiffen.<br />

Viel Holz brauchte die Hausfrau zum Kochen. Das Kochen fand am offenen Feuer statt, in einem<br />

kleinen gemauerten Raum mit Rauchabzug, der sogenannten Rußküche. Im Denkenbauernhof des<br />

Museum kann man eine solche Küche anschauen. In Deutschland hatte man genügend Holz um<br />

ganze Tiere am Spieß zu braten und so ist ja auch heute noch der Schweinebraten die<br />

Lieblingsspeise der Deutschen. Es gibt aber auch Länder, die nur ganz wenig Holz hatten und viel<br />

sparsamer damit umgehen mussten. Die haben ihre Nahrung erst kleingeschnitten und dann ganz<br />

kurz gebraten, was auch gut schmeckt, wie wir aus jedem Chinarestaurant wissen.<br />

Auch im Mittelalter gab es Industriebetriebe, die richtig viel Energie verbrauchten. Das waren die<br />

Ziegeleien, die Kalkbrennereien, die Salinen und die Eisenverhüttung. Um zum Beispiel die<br />

Salzpfannen der Saline in Lüneburg am Kochen zu halten, haben die Menschen soviel Holz<br />

umgehauen, dass eine einzigartige Kulturlandschaft entstanden ist, die Lüneburger Heide.<br />

Nun ist es aber so, dass es sehr mühsam ist, die schweren Holzstämme aus dem Wald<br />

herauszubringen und dann bis zu ihrer Verwendung weiter zu transportieren. Viel besser ist es, das<br />

Holz bereits im Wald zu Holzkohle zu verarbeiten, weil sie zum Transportieren viel leichter ist (60 %<br />

3


Gewichtsverlust) und außerdem mehr Hitze erzeugt. Heute braucht man Holzkohle nur noch im<br />

Sommer zum Grillen, wenn man einen ganz besonders hochwertigen Stahl schmieden will oder für<br />

das Weihrauchfassl. Aber früher hat die Industrie große Mengen an Holzkohle verbraucht. Daher gibt<br />

es auch heute noch so viele Leute, die auf den Nachnamen Köhler oder Meiler hören, denn die Köhler<br />

haben im Wald die <strong>Kohlenmeiler</strong> betrieben. Der <strong>Kohlenmeiler</strong> funktioniert so, dass eine Menge Holz<br />

möglichst dicht aufgeschlichtet wird, dann mit Zweigen und Erde bedeckt und durch einen<br />

freigehaltenen Abzug angezündet wird. Nun ist es die Kunst des Köhlers, das Holz zum Verglühen zu<br />

bringen. Das Feuer darf nicht aus gehen, aber der Meiler darf nicht abbrennen. Das erreicht der<br />

Köhler dadurch, dass er mit einem Stecken Löcher in den Meiler sticht, die gezielt die Luftzufuhr<br />

beeinflussen. Diese Köhler waren oft ein wenig seltsam, denn sie lebten meist lange allein im Wald.<br />

Außerdem waren sie von der Kohle natürlich immer dreckig. Das Spiel „Wer hat Angst vorm<br />

Schwarzen Mann“ bringt das noch zum Ausdruck. Auch haben sie wohl oft schaurige Geschichten<br />

erzählt, so dass man noch heute, wenn man jemanden nicht glaubt, sagt: „Du willst mich wohl<br />

verkohlen!“ Es gibt viele Sagen, in denen Köhler vorkommen. Die berühmteste hat Wilhelm Hauff<br />

aufgeschrieben. Sie heißt „Das kalte Herz“. „Kohlenberußt und den Menschen ein Abschaum“ ist der<br />

arme Köhler Peter Munk, der natürlich seinem Schicksal entrinnen will und auf der Suche nach<br />

Reichtum seine Warmherzigkeit verliert.<br />

Im Oberpfälzer Freilandmuseum kann man im Mühlental ein Modell von einem <strong>Kohlenmeiler</strong><br />

besichtigen. Alle zwei Jahre wird Anfang Mai ein richtiger <strong>Kohlenmeiler</strong> entzündet, der dann ungefähr<br />

zwei Wochen vor sich hin glüht. In der Oberpfalz hat es im späten Mittelalter viele Köhler gegeben,<br />

denn die Region war voller Eisenhütten, seit dem 16. Jahrhundert gab es auch Glashütten. Und beide<br />

brauchten viel Hitze um das Eisen und das Glas zu schmelzen. Man spricht von der Oberpfalz auch<br />

vom Ruhrgebiet des Mittelalters. Das Eisen brauchte man weniger für Gebrauchsgegenstände, als<br />

hauptsächlich für Kanonen, Rüstungen und sonstige Waffen aber auch für technische Instrumente,<br />

wie Zirkel, Uhren und so weiter. Um einen Zentner Eisen zu gewinnen, braucht man 6 t Holzkohle, die<br />

gewinnt man aus 30 t Holz, was etwa 30 ausgewachsenen Fichten entspricht. Natürlich führte das auf<br />

Dauer zu Problemen. Der Wald, der einst so reichlich vorhanden war, der undurchdringlich und mit<br />

wilden Tieren besetzt war, zog sich mehr und mehr zurück. In der Oberpfalz haben wir aus dem Jahre<br />

1512 eine erste Waldverordnung, denn schon am Ende des 14. Jahrhunderts war der Wald auf ein<br />

Drittel zusammengeschrumpft. Diese Waldverordnungen sind die frühesten Gesetze für ein ökologisch<br />

nachhaltiges Wirtschaften, die wir kennen. In Parkstein bestimmte die Obrigkeit, dass systematisch<br />

neue Bäume angepflanzt wurden und sie verboten die Waldweide. Auf diese hatten die Bauern<br />

besonders gerne ihre Schweine gebracht, die sich im Herbst den Bauch mit Eicheln und Bucheckern<br />

füllten, so dass man sie gut gemästet im Winter schlachten konnte. Früher besaß jeder Ort eine<br />

sogenannte Allmende, ein unbebautes Wald- oder Wiesengebiet, was jeder nutzen durfte. Besonders<br />

für die armen Leute war das eine große Einschränkung ihres Einkommens als der freie Gebrauch der<br />

Allmende zugunsten der Wiederaufforstung des Waldes untersagt wurde.<br />

Holz war bis in das 19. Jahrhundert hinein der wichtigste Energielieferant, vergleichbar mit dem Erdöl<br />

heute und so ist es auch nicht verwunderlich, dass manche Historiker behaupten, das der Sieg des<br />

Abendlandes über den Islam darin begründet ist, dass das Abendland über größere Energiereserven,<br />

also mehr Holz verfügte.<br />

Birgit Angerer<br />

Aufbau eines Holzkohlemeilers Ein Holzkohlemeiler wird angezündet Um 1840: Häufung von Kohlemeilern<br />

und industrielle Kohleproduktion<br />

Erstellt durch:<br />

Arbeitsgemeinschaft Oberpfälzer Gymnasiallehrer<br />

4

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