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Station Kohlenmeiler Physik Oberstufe

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Gewichtsverlust) und außerdem mehr Hitze erzeugt. Heute braucht man Holzkohle nur noch im<br />

Sommer zum Grillen, wenn man einen ganz besonders hochwertigen Stahl schmieden will oder für<br />

das Weihrauchfassl. Aber früher hat die Industrie große Mengen an Holzkohle verbraucht. Daher gibt<br />

es auch heute noch so viele Leute, die auf den Nachnamen Köhler oder Meiler hören, denn die Köhler<br />

haben im Wald die <strong>Kohlenmeiler</strong> betrieben. Der <strong>Kohlenmeiler</strong> funktioniert so, dass eine Menge Holz<br />

möglichst dicht aufgeschlichtet wird, dann mit Zweigen und Erde bedeckt und durch einen<br />

freigehaltenen Abzug angezündet wird. Nun ist es die Kunst des Köhlers, das Holz zum Verglühen zu<br />

bringen. Das Feuer darf nicht aus gehen, aber der Meiler darf nicht abbrennen. Das erreicht der<br />

Köhler dadurch, dass er mit einem Stecken Löcher in den Meiler sticht, die gezielt die Luftzufuhr<br />

beeinflussen. Diese Köhler waren oft ein wenig seltsam, denn sie lebten meist lange allein im Wald.<br />

Außerdem waren sie von der Kohle natürlich immer dreckig. Das Spiel „Wer hat Angst vorm<br />

Schwarzen Mann“ bringt das noch zum Ausdruck. Auch haben sie wohl oft schaurige Geschichten<br />

erzählt, so dass man noch heute, wenn man jemanden nicht glaubt, sagt: „Du willst mich wohl<br />

verkohlen!“ Es gibt viele Sagen, in denen Köhler vorkommen. Die berühmteste hat Wilhelm Hauff<br />

aufgeschrieben. Sie heißt „Das kalte Herz“. „Kohlenberußt und den Menschen ein Abschaum“ ist der<br />

arme Köhler Peter Munk, der natürlich seinem Schicksal entrinnen will und auf der Suche nach<br />

Reichtum seine Warmherzigkeit verliert.<br />

Im Oberpfälzer Freilandmuseum kann man im Mühlental ein Modell von einem <strong>Kohlenmeiler</strong><br />

besichtigen. Alle zwei Jahre wird Anfang Mai ein richtiger <strong>Kohlenmeiler</strong> entzündet, der dann ungefähr<br />

zwei Wochen vor sich hin glüht. In der Oberpfalz hat es im späten Mittelalter viele Köhler gegeben,<br />

denn die Region war voller Eisenhütten, seit dem 16. Jahrhundert gab es auch Glashütten. Und beide<br />

brauchten viel Hitze um das Eisen und das Glas zu schmelzen. Man spricht von der Oberpfalz auch<br />

vom Ruhrgebiet des Mittelalters. Das Eisen brauchte man weniger für Gebrauchsgegenstände, als<br />

hauptsächlich für Kanonen, Rüstungen und sonstige Waffen aber auch für technische Instrumente,<br />

wie Zirkel, Uhren und so weiter. Um einen Zentner Eisen zu gewinnen, braucht man 6 t Holzkohle, die<br />

gewinnt man aus 30 t Holz, was etwa 30 ausgewachsenen Fichten entspricht. Natürlich führte das auf<br />

Dauer zu Problemen. Der Wald, der einst so reichlich vorhanden war, der undurchdringlich und mit<br />

wilden Tieren besetzt war, zog sich mehr und mehr zurück. In der Oberpfalz haben wir aus dem Jahre<br />

1512 eine erste Waldverordnung, denn schon am Ende des 14. Jahrhunderts war der Wald auf ein<br />

Drittel zusammengeschrumpft. Diese Waldverordnungen sind die frühesten Gesetze für ein ökologisch<br />

nachhaltiges Wirtschaften, die wir kennen. In Parkstein bestimmte die Obrigkeit, dass systematisch<br />

neue Bäume angepflanzt wurden und sie verboten die Waldweide. Auf diese hatten die Bauern<br />

besonders gerne ihre Schweine gebracht, die sich im Herbst den Bauch mit Eicheln und Bucheckern<br />

füllten, so dass man sie gut gemästet im Winter schlachten konnte. Früher besaß jeder Ort eine<br />

sogenannte Allmende, ein unbebautes Wald- oder Wiesengebiet, was jeder nutzen durfte. Besonders<br />

für die armen Leute war das eine große Einschränkung ihres Einkommens als der freie Gebrauch der<br />

Allmende zugunsten der Wiederaufforstung des Waldes untersagt wurde.<br />

Holz war bis in das 19. Jahrhundert hinein der wichtigste Energielieferant, vergleichbar mit dem Erdöl<br />

heute und so ist es auch nicht verwunderlich, dass manche Historiker behaupten, das der Sieg des<br />

Abendlandes über den Islam darin begründet ist, dass das Abendland über größere Energiereserven,<br />

also mehr Holz verfügte.<br />

Birgit Angerer<br />

Aufbau eines Holzkohlemeilers Ein Holzkohlemeiler wird angezündet Um 1840: Häufung von Kohlemeilern<br />

und industrielle Kohleproduktion<br />

Erstellt durch:<br />

Arbeitsgemeinschaft Oberpfälzer Gymnasiallehrer<br />

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