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Der Wa nd el im - Der Amateur

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Photo: Photoarchiv Dura<strong>nd</strong>-Ru<strong>el</strong>, Paris<br />

"Ich bin Impressionist<br />

u<strong>nd</strong> werde es <strong>im</strong>mer<br />

bleiben"<br />

Die Seerosen unter der Brücke<br />

Dieser Ausspruch Monets bewahrheitete sich beso<strong>nd</strong>ers in den letzten<br />

30 Jahren seines Schaffens, als er sich nach langer „Reise“ nun letzte<strong>nd</strong>lich<br />

in Giverny niederließ.<br />

Dort hatte er nun e<strong>nd</strong>lich mehr Zeit u<strong>nd</strong> G<strong>el</strong>d, um sich sein Paradies zu<br />

schaffen. Er st<strong>el</strong>lte sechs Gärtner an, die ihm halfen mit dem angrenze<strong>nd</strong>en<br />

Sumpfgebiet einen fernöstlichen <strong>Wa</strong>ssergarten zu schaffen. Dieser<br />

Garten sollte später Motiv für über 500 Bilder werden.<br />

So zum Beispi<strong>el</strong> die japanische Brücke, die er 1899 über die schmalste<br />

St<strong>el</strong>le seines Sees bauen ließ, als alles ringsherum gut zugewachsen<br />

war. Diese Brücke war Ausdruck seiner Bewu<strong>nd</strong>erung für Japan. Monet<br />

beschränkte sich auf quadratische Ausschnitte dieses Motives, wobei die<br />

Brücke in seinen frühen Werken zunächst sehr scharf konturiert von ihm<br />

dargest<strong>el</strong>lt wurde u<strong>nd</strong> eine durchgehe<strong>nd</strong>e Kurve von einem Bildra<strong>nd</strong><br />

zum a<strong>nd</strong>eren ergab. Die Seeoberfläche unter der Japanbrücke malte er<br />

mit zahlreichen kurzen Pins<strong>el</strong>strichen, was den Ei<strong>nd</strong>ruck räumlicher Tie-<br />

fe vermitt<strong>el</strong>t. Bei späteren Werken der Brücke verschwi<strong>nd</strong>en die Konturen<br />

<strong>im</strong>mer mehr, was nicht nur Ausdruck künstlerischen Schaffens war,<br />

so<strong>nd</strong>ern auch von der Tatsache best<strong>im</strong>mt wurde, dass er langsam sein<br />

Augenlicht verlor. Diese Bilder wirken dadurch wild, dynamisch u<strong>nd</strong><br />

tragen erste ungewollte expressionistische Züge, bei denen die ruhige<br />

Schönheit verschwu<strong>nd</strong>en ist.<br />

Wohl am berühmtesten u<strong>nd</strong> bekanntesten si<strong>nd</strong> Monets Seerosenteichbilder.<br />

Das <strong>Wa</strong>sser faszinierte ihn seit jeher. Er entdeckte diese Liebe in<br />

seiner Juge<strong>nd</strong>zeit in<br />

Le Havre u<strong>nd</strong> all seine verschiedenen Wohnorte lagen wie Giverny<br />

an der Seine. <strong>Der</strong> Seerosenteich war Monet eine stä<strong>nd</strong>ige Qu<strong>el</strong>le der<br />

Inspiration. Das Gru<strong>nd</strong><strong>el</strong>ement seiner Faszination war die Spieg<strong>el</strong>ung<br />

des <strong>Wa</strong>ssers, das einen flüchtigen Augenblick darst<strong>el</strong>lt, den es einzufangen<br />

gilt. So zum Beispi<strong>el</strong> die Verä<strong>nd</strong>erung des Augenblicks durch einen<br />

Wi<strong>nd</strong>hauch, der das <strong>Wa</strong>sser bewegt, oder eine Wolke, die sich vor die<br />

Sonne schiebt. Die St<strong>im</strong>mungen der Bilder si<strong>nd</strong> sehr unterschiedlich,<br />

einige si<strong>nd</strong> in sehr h<strong>el</strong>len Farben gehalten u<strong>nd</strong> wirken zart, währe<strong>nd</strong><br />

a<strong>nd</strong>ere eine kraftvolle, fast aggressive Intensität besitzen, die mit sehr<br />

kräftigen Farben wie ultramarin, kobaltblau- oder violett ausgedrückt<br />

wird.<br />

Das größte Projekt seines Lebens war die Schaffung eines Gemäldes<br />

des Seerosenteichs, das einen ganzen Raum ausfüllen sollte u<strong>nd</strong> auf zwei<br />

Meter hohen u<strong>nd</strong> beweglichen Staff<strong>el</strong>eien entsta<strong>nd</strong>. Monet verzweif<strong>el</strong>te<br />

bei dieser Arbeit oft u<strong>nd</strong> zerstörte vi<strong>el</strong>e seiner Bilder für dieses Projekt,<br />

auch aus Angst, es nicht fertigst<strong>el</strong>len zu können. Aufgru<strong>nd</strong> des grauen<br />

Stars erbli<strong>nd</strong>ete er <strong>im</strong>mer mehr. 1923 war er praktisch völlig bli<strong>nd</strong>, erhi<strong>el</strong>t<br />

aber durch eine Spezialbrille u<strong>nd</strong> zwei Operationen sein Sehvermögen<br />

teilweise wieder zurück. Bis zu seinem Tod 1926 arbeitete er an diesen<br />

Bildern u<strong>nd</strong> verschob <strong>im</strong>mer wieder die Ablieferungstermine. Ein Jahr<br />

nach seinem Tod g<strong>el</strong>angten die Bilder in zwei ovale Räume des Musée de<br />

ĺOrangerie. Diese Räume werden von Kunstexperten sowie Kunstliebhabern<br />

auch als Sixtinische Kap<strong>el</strong>le des Impressionismus bezeichnet.<br />

Von Christin Knobloch<br />

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