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Ein Bericht von der 2. Stadtexpedition<br />
u<strong>nd</strong> Kurzfilmnacht<br />
Text & Fotos: Marian Dörk<br />
Die ganze Sache schien mir schon von<br />
Anfang an recht unkonvention<strong>el</strong>l zu sein.<br />
Mir wurde auf der Stiftungsparty der<br />
FestungMark ein Filmstreifen in die Ha<strong>nd</strong><br />
gedrückt u<strong>nd</strong> gesagt: „Wir machen am<br />
Mittwoch eine Kurzfilmnacht u<strong>nd</strong> werfen<br />
die Filme an Häuserwä<strong>nd</strong>e. Kommt<br />
doch auch!“ Filme an Wä<strong>nd</strong>e werfen? Ich<br />
musste an Farbbeut<strong>el</strong> denken. Wir würden<br />
kommen. <strong>Der</strong> Filmstreifen hatte alle<br />
nötigen Details verraten, so dass wir uns<br />
dann am Mittwochabe<strong>nd</strong> bei herbstlichem<br />
Nies<strong>el</strong>regen (mittem <strong>im</strong> Juli) zum S-Bahnhof<br />
Hass<strong>el</strong>bachplatz begaben. Trotz der<br />
meteorologischen Spannungen warteten<br />
dort doch knapp 50 Anhänger der Cinematographie,<br />
die sich gern auf den Straßen<br />
dieser Stadt entführen lassen wollten.<br />
Entführen in die W<strong>el</strong>t der Kunstdisziplin<br />
des urbanen Kurzfilmwa<strong>nd</strong>wurfs, die<br />
es etwa an diesem Abe<strong>nd</strong> zu erfi<strong>nd</strong>en galt?<br />
Nein, da gestehen die fünf studentischen<br />
Filmaktivisten sich ein. Erfu<strong>nd</strong>en haben sie<br />
diese Art von Aktionskunst nicht. In Hamburg<br />
haben sie zum ersten Mal an einem<br />
solchen Filmru<strong>nd</strong>gang teilgenommen.<br />
Dieser wurde dort von Filmstudenten <strong>im</strong><br />
Rahmen eines Kurzfilmfestivals veranstaltet.<br />
In Magdeburg wurde das Konzept Kinoenthusiasten dem Kurzfilm hinterher<br />
auf die hiesige Situation angewe<strong>nd</strong>et u<strong>nd</strong><br />
perfektioniert.<br />
Die Expedition begann mit einer kleinen<br />
<strong>Wa</strong><strong>nd</strong>erung über die Straßen einem<br />
Auto folge<strong>nd</strong>. Dieses st<strong>el</strong>lte für die nächsten<br />
20 Minuten die Leinwa<strong>nd</strong> dar. Ein<br />
Spannbettlaken wurde geschickt über die<br />
offene Heckklappe gespannt u<strong>nd</strong> dahinter<br />
wurde ein <strong>Wa</strong>gen mit Batterie für Beamer<br />
u<strong>nd</strong> Lautsprecher geschoben. Dem außenstehe<strong>nd</strong>en<br />
Passanten bzw. LKW-Fahrer<br />
bot sich so ein recht interessantes Bild: Ein<br />
Mob junger Menschen folgte bli<strong>nd</strong>lings<br />
einem <strong>im</strong> Schritttempo fahre<strong>nd</strong>en Film.<br />
Sollte dies etwa die kulturkritische Botschaft<br />
der Organisatoren sein? Das kümmerte<br />
uns in diesem Moment nicht. Wir<br />
sahen den Kurzfilm „Hinten scheißt die<br />
Ente“ von Sabine Mich<strong>el</strong> (HFF, Potsdam)<br />
u<strong>nd</strong> bekamen ein wenig auch davon mit.<br />
Im Gespräch mit den Machern, fünf<br />
Studiere<strong>nd</strong>en des Fachs Cultural Engineering,<br />
wird mir erklärt, dass ein solcher<br />
Kurzfilmru<strong>nd</strong>gang eine a<strong>nd</strong>ere <strong>Wa</strong>hrnehmung<br />
schaffen kann. Dadurch kann<br />
man Menschen für verschiedene Plätze<br />
sensibilisieren. Währe<strong>nd</strong> alle von Leersta<strong>nd</strong><br />
u<strong>nd</strong> Zersied<strong>el</strong>ung reden, probt die<br />
Gruppe eine neue Form, sich die Stadt<br />
anzueignen. Wenn es dunk<strong>el</strong> wird, u<strong>nd</strong><br />
das Treiben vom Tag sich legt, werden Filme<br />
an Wä<strong>nd</strong>e geworfen. Dabei interagiert<br />
der Film aber auch die mobilen Zuschauer<br />
mit der Umgebung.<br />
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