hutbe 11.03.2011 Zwangsheirat - DiTiB Selimiye Camii Wernau
hutbe 11.03.2011 Zwangsheirat - DiTiB Selimiye Camii Wernau
hutbe 11.03.2011 Zwangsheirat - DiTiB Selimiye Camii Wernau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
َ<br />
َ<br />
ُ<br />
َّ<br />
ُ<br />
ٍ<br />
َ<br />
ً<br />
َ<br />
َ<br />
ْ<br />
ِ<br />
َ<br />
ْ<br />
ِ<br />
Freitagspredigt<br />
<strong>11.03.2011</strong><br />
<strong>Zwangsheirat</strong><br />
ً َ ْ<br />
ب ِسم ِ االلهِ ال ْرحمن ِ ال ْرحي م ِ<br />
َ َ ً َّ َ َ ْ ُ ْ َ َ َ َ َ َ ْ َِ ُ ْ ِ َ<br />
َ<br />
ْ ُ ُِ َ<br />
ْ ُ َ َ َ ْ َ ِ َ َ<br />
و آ ِ أن أ أزْوا ا إ و دة ور <br />
إن ذ ِ َّ ِ َِ َ ٍ ِ َ ْ َ َ َ<br />
ت م ون<br />
”Zu Seinen Zeichen gehört, dass Er euch aus euch selbst Partner schuf, damit<br />
ihr bei ihnen ruht, und dass Er zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit gesät<br />
hat. Wahrlich, hierdrin sind Zeichen für Leute, die nachdenken.”<br />
Verehrte Gläubige,<br />
[Sure “Rum”, Vers 21]<br />
innerhalb der Bestimmungen, die das Leben des Menschen regeln, gilt das<br />
Augenmerk des Islam besonders der Ehe. Denn die Familie, die gegründet wird<br />
durch die Eheschließung, sollte nach islamischer Vorstellung geeignet sein, für<br />
Frieden und Harmonie in einer ganzen Gesellschaft zu sorgen. So heißt es hierzu im<br />
Koran: ”Zu Seinen Zeichen (den Zeichen Seiner Existenz und Seiner Macht)<br />
gehört, dass Er euch aus euch selbst Partner schuf, damit ihr bei ihnen ruht,<br />
und dass Er zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit gesät hat. Wahrlich,<br />
hierdrin sind Zeichen für Leute, die nachdenken.” [1] Und unser Prophet (s.a.v.)<br />
ließ uns dazu wissen, dass das Wichtigste in der Ehe dieser Frieden ist, als er in<br />
einem Hadis sagte: “Die Welt ist ein vorübergehendes Gut. Die beste Gabe<br />
hierdrin ist eine rechtschaffene Frau.” [2]<br />
Verehrte Brüder und Schwestern,<br />
das Wichtigste für ein glückliches Familienleben ist zweifelsohne die Wahl des<br />
richtigen Partners hierfür. Aus islamischer Sicht ist bei der Wahl des Partners die<br />
Meinung und der eigene Wille der Ehekandidaten sehr wichtig. Auch<br />
Familienberater betonen dies mit Nachdruck. In der heutigen Zeit, in der den<br />
individuellen Freiheiten so weit wie möglich versucht wird die Bahn zu brechen und<br />
jedwede Gewalt sowie alle möglichen Zwänge und Einschränkungen, die die<br />
Menschenrechte und die Grundfreiheiten berühren, versucht wird einzudämmen, ist<br />
es nicht hinnehmbar, den Weg zu einer lebenslangen Partnerschaft über eine<br />
<strong>Zwangsheirat</strong> anzustrengen und diese gutzuheißen. Die DIYANET, das türkische Amt<br />
für Religionsangelegenheiten, hat hierzu nach der Versammlung der Obersten<br />
Rechtsgelehrten (Muftis) der türkischen Provinzen im ostanatolischen Van die<br />
sogenannten Van-Kriterien formuliert. Demnach entbehrt das zwangsweise<br />
Verheiraten junger Menschen jeglicher religiöser Grundlage. Ein Zurückführen<br />
dessen auf den Islam ist inakzeptabel. Heiratswillige junge Männer und Frauen<br />
müssen vielmehr selbt ihren Heiratswillen bekunden. Andernfalls ist eine Ehe, die<br />
sie ohne eigenen Willen und ohne ihr Einverständnis eingehen und zu der sie
Freitagspredigt<br />
vielmehr durch ihre Familie gezwungen werden, aus religionsrechtlicher Sicht<br />
ungültig. [3]<br />
Verehrte Gläubige,<br />
das eigentliche Ziel der Eheschließung liegt darin, eine Familie zu gründen, in der<br />
die Ehepartner miteinander sich verstehend, in Verbundenheit und Liebe<br />
zueinander diese Familie zu einem Hort des Glücks gestalten. Abgesehen davon ist<br />
die Eheschließung auch eine Angelegenheit des Herzens. Daher kann man die<br />
Herzen nicht dazu zwingen, wenn keine Liebe vorhanden ist und man diese Ehe<br />
nicht eingehen will. Folglich wird der Islam, der gesandt wurde, um der Menschheit<br />
Glückseligkeit zu bringen, niemals einer <strong>Zwangsheirat</strong> zustimmen, die die<br />
Ehepartner nur unglücklich macht - und dies ein Leben lang - oder die sogar in den<br />
meisten Fällen mit einer Scheidung endet. Hinreichlich bekannt ist zudem, dass<br />
solche Ehen nicht lange dauern, die Familien innerhalb weniger Jahre<br />
auseinandergehen und ihre Kinder ohne die Liebe ihrer Eltern aufwachsen müssen.<br />
Jedes Individium sollte seinen Ehepartner nach freiem Willen auswählen können, so<br />
dass er den Grund für später eventuell auftretende Probleme bei sich selbst suchen<br />
kann.<br />
Verehrte Brüder und Schwestern,<br />
festzuhalten bleibt: Fehler sind Fehler, ganz gleich von wem und wo auch immer<br />
sie begangen werden. Leider ist auch die <strong>Zwangsheirat</strong> eine unislamische Handlung,<br />
die dann wie die Ehrenmorde auch dem Islam angelastet werden. Wobei dies<br />
vielmehr daraus resultiert, dass man den Islam nicht richtig kennt oder mehr noch<br />
den Traditionen folgt, als dem Islam. Dabei ist im Islam - wie in allen anderen<br />
Offenbarungsreligionen auch - die Gründung einer Familie und die Familie selbst<br />
sowie ihr Schutz heilig. Von Fortdauer ist eine solche heilige Institution aber nur,<br />
wenn sie mit eigenem Willen gegründet wird. In diesem Sinne bete ich für die<br />
Gründung und den Fortbestand von glücklichen Familien, in der alle Beteiligten:<br />
Vater, Mutter wie Kind glücklich sind und wünsche Ihnen allen ebenso ein<br />
glückliches segenreiches Leben.<br />
[1] Rum, 30/21.<br />
[2] Muslim, Rada 17.<br />
[3] Hukuk-i islamiye ve Istılahat-ı Fıkhiyye Kamusu, 2: 55-8.<br />
Ahmet ALTINTAŞ<br />
Religionsbeauftragter der DITIB Mehmet Akif Ersoy Moschee in Harburg