Predigt zur Silbernen Konfirmation am 11.6.2006 - Evangelische ...
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(Es gilt das gesprochene Wort)<br />
<strong>Predigt</strong> <strong>zur</strong> <strong>Silbernen</strong> <strong>Konfirmation</strong> <strong>am</strong> <strong>11.6.2006</strong><br />
Liebe silbernen Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe F<strong>am</strong>ilien und Angehörige und<br />
natürlich auch: liebe Gemeinde,<br />
neulich habe ich einem befreundeten Pfarrer davon erzählt, dass ich <strong>am</strong> heutigen Tag<br />
gleich zweimal Gottesdienst <strong>zur</strong> silbernen <strong>Konfirmation</strong> halte, zunächst heute morgen in<br />
Gedern und dann <strong>am</strong> Abend auch noch in Eichelsachsen.<br />
„Was, das gibt es bei euch noch?“, hat mein Freund aus Frankfurt daraufhin überrascht<br />
gefragt.<br />
„Das kriegen wir bei uns gar nicht mehr hin. Die melden sich einfach nicht und die meisten<br />
von ihnen sind ohnehin aus der Kirche ausgetreten. Bei euch auf dem Land ist halt die<br />
Welt noch in Ordnung.“<br />
Naja, ob die Welt bei uns immer so in Ordnung ist, wie es mein Frankfurter Kollege sagte,<br />
lasse ich einmal dahin gestellt, aber eines muss ich dann doch noch sagen und zwar:<br />
Herzlichen Dank, liebe Jubiläumskonfirmandinnen und Jubiläumskonfirmanden, dass sie<br />
ihrem einstmals gegebenen <strong>Konfirmation</strong>sversprechen, nämlich <strong>zur</strong> Kirche zu gehören,<br />
treu geblieben sind.<br />
Das ist, wie man ja aus den Worten meines Kollegen sieht, nicht selbstverständlich.<br />
Da gründet man vielleicht eine F<strong>am</strong>ilie, baut man ein Haus oder sein Geschäft auf,<br />
verdient sein erstes Geld und will eben an der Kirchensteuer sparen, da entfernt man sich<br />
nach und nach von der seiner Kirche, weil die Zeiten sich ändern und weil man sich selbst<br />
verändert hat, da hat man im Laufe der Jahre vielleicht auch einfach den Kontakt <strong>zur</strong><br />
Kirchengemeinde und <strong>zur</strong> Kirche verloren und fragt sich, was das eigentlich alles soll.<br />
Wie auch immer, darum von mir, euch und ihnen allen, ein herzliches Dankeschön.<br />
Nun sind sie also nicht mehr Konfirmandinnen und Konfirmanden, auch wenn die<br />
Erinnerung an d<strong>am</strong>als heute noch einmal besonders stark gewesen ist, sondern silberne<br />
Konfirmandinnen und silberne Konfirmanden, oder wie man sagt: <strong>Konfirmation</strong>sjubilare.<br />
Bei den Worten könnte man ja schon erschrecken. Silberne Konfirmanden, das klingt nach<br />
grauen Haaren, na ja und ein Jubilar ist man gemeinhin auch nicht, wenn man noch<br />
taufrisch ist.<br />
Aber so ist es nun einmal. Das ist nun tatsächlich 25 Jahre her, dass sie konfirmiert<br />
wurden.<br />
Eine lange Zeit. Vieles ist geschehen. Sie haben ihr Leben in die eigene Verantwortung<br />
nehmen müssen, sie haben ihre Erfahrungen mit Beziehungen und Partnerschaften<br />
gemacht, teils gute, teils haben sie auch Enttäuschungen erlebt.<br />
Sie haben ihr Leben aufgebaut, Ziele verwirklicht, aber genauso Realitäten akzeptieren<br />
müssen, die fernab ihrer Hoffnungen und Träume vergangener Zeiten sind.<br />
Die meisten von ihnen sind nun 40 Jahre alt/jung geworden. Eine heilige Zahl in der Bibel.<br />
Vierzig Jahre zog das Volk Israel durch die Wüste, bis es ins gelobte Land k<strong>am</strong>, vierzig<br />
Tage fastete Jesus in der Wüste, bis er sich genug vorbereitet hatte um öffentlich<br />
aufzutreten.<br />
Vielleicht auch ein gutes Bild, was 40 Jahre des Lebens bedeuten, nämlich dass nun doch<br />
etwas Neues beginnt. Die Zeit des Aufbaus ist vorbei, der Platz im Leben ist gefunden, die<br />
Zeit der Wanderung durch das Leben ist vorbei, nun soll man in seinem Leben sesshaft<br />
werden, aber wie geht das und was kommt jetzt noch im Leben ?<br />
In Zeiten der Fußballweltmeisterschaft – die muss ja in diesen Tagen fast zwanghaft in<br />
einer <strong>Predigt</strong> vorkommen- könnte man es auch so sagen:
Sie haben Halbzeit. Zeit eine Pause zu machen, Zeit zu überlegen und sich zu besinnen.<br />
Was war gut, was war schlecht? Was habe ich falsch gemacht und was möchte ich<br />
ändern, d<strong>am</strong>it die ich in der zweiten Halbzeit meines Lebens, nicht die gleichen Fehler<br />
wieder mache, und sich mein Spiel, besser mein Leben verbessert.<br />
Sie haben Halbzeit ihres Lebens, - wenn es gut läuft ist dies etwa die Halbzeit – es ist Zeit<br />
neue Kraft zu s<strong>am</strong>meln, sich zu stärken, für die Zeit die kommt.<br />
Dazu sind wir hier zus<strong>am</strong>men in der Kirche und beim gemeins<strong>am</strong>en Gottesdienst.<br />
Und nun möchte ich ihnen als Wegzehrung, als Bekräftigung eine Geschichte aus dem<br />
Lukasevangelium lesen, eine Wundergeschichte.<br />
Denn Wunder geschehen jeden Tag. Wunder sind in der Regel ja nicht die Sensationen,<br />
die sich über den Alltag erheben, Wunder sind ganz alltäglich, wenn man nur in seinem<br />
Leben das Staunen nicht verlernt hat, über all dem Segen und dem Guten, das einem<br />
widerfährt und widerfahren ist.<br />
Aber nun die Geschichte:<br />
11 Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, dass er durch S<strong>am</strong>arien und<br />
Galiläa hin zog.<br />
12 Und als er in ein Dorf k<strong>am</strong>, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; die<br />
standen von ferne<br />
13 und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich<br />
unser!<br />
14 Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern!<br />
Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein.<br />
15 Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um<br />
und pries Gott mit lauter Stimme<br />
16 und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war<br />
ein S<strong>am</strong>ariter.<br />
17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind<br />
aber die neun?<br />
18 Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben,<br />
als nur dieser Fremde?<br />
19 Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen.<br />
Nur einer kehrt um. Nur einer ist dankbar. Das ist der Clou dieser Geschichte.<br />
Müßig danach zu fragen, was all die anderen getan haben. Sie werden ihre Gründe und<br />
vielleicht sogar gute Gründe gehabt haben, nicht <strong>zur</strong>ück zu kommen.<br />
Vielleicht wollte sie erst einmal zu ihren F<strong>am</strong>ilien, für die sie lange Zeit als Aussätzige so<br />
gut wie tot waren, vielleicht wollten sie erst einmal ihr Glück genießen und ein wenig<br />
feiern.<br />
Entscheidend ist doch in dieser Geschichte, dass einer <strong>zur</strong>ückkommt. Darum wollen wir<br />
nicht fragen, warum die anderen alle nicht <strong>zur</strong>ückkommen, sondern warum dieser eine<br />
<strong>zur</strong>ückkommt.<br />
Ich denke dass er der Glücklichste war, weil zum Glücklichsein, liebe<br />
Jubiläumskonfirmandinnen und Jubiläumskonfirmanden, eben nicht nur die Tatsache<br />
gehört, dass einem Gutes widerfahren ist, sondern auch dies, dass man darum weiß wem<br />
man Gutes und Segen zu verdanken hat.<br />
Ich denke, erst die Dankbarkeit gegenüber Gott, erhebt das Gute, das wir empfangen, aus<br />
dem Status der Selbstverständlichkeit, erst die Dankbarkeit verhilft zu einem Leben, im<br />
dem Glück auch zu einem Glücklichsein führt.<br />
Und sicherlich haben Sie in den vergangenen 25 Jahren neben Enttäuschungen auch<br />
Glück und Gutes erfahren, ja manchmal steckte im manchem Leid sogar ein Segen.
Sie haben in ihrem Leben alle schon genügend Erfahrungen ges<strong>am</strong>melt und das ist die<br />
Unterschied zu ihrer <strong>Konfirmation</strong>, dass man sie heute getrost als lebenserfahren<br />
bezeichnen kann.<br />
Die Silberne <strong>Konfirmation</strong> bietet ihnen gute Gelegenheit die Erfahrungen ihres Lebens in<br />
Dankbarkeit zu verwandeln.<br />
Ja, Gott, ich danke dir für mein Leben, für das Gute, das mich glücklich gemacht hat und<br />
für das Schwere, das mich nachdenklich machte und mir den Blick dafür gab, dass<br />
Gesundheit und Wohlergehen, keine Selbstverständlichkeit ist.<br />
Sie sind heute in die Kirche gekommen. Ich weiß von einigen, die kommen recht<br />
regelmäßig zum Gottesdienst und von anderen, die eher selten den Weg in die Kirche<br />
finden.<br />
Heute aber sind sie gekommen und ich hoffe ein Stück Dankbarkeit gegenüber Gott, ist<br />
auch dabei.<br />
Denn das können wir von dem einen Geheilten lernen, der <strong>zur</strong>ückk<strong>am</strong> und Jesus dankte.<br />
Mit diesem Dank begann er sein neues Leben.<br />
Darum wünsche ich ihnen und euch von Herzen, dass ihr in der Halbzeit des Lebens, die<br />
Gelegenheit ergreift, die zweite Hälfte des Lebens, mit der Dankbarkeit gegenüber Gott<br />
beginnen zu lassen.<br />
Heute ist dazu gute Gelegenheit, den neuen Tag, die eigene Gesundheit und die der<br />
Kinder, die materielle Sicherheit, in der die meisten von uns leben, eben nicht als Zufall<br />
oder als Selbstverständlichkeit anzusehen, sondern als ein Geschenk Gottes.<br />
Wenn ich sage, es ist der Beginn eines neuen Lebens, dann meine ich nicht dass sich<br />
augenscheinlich heute und morgen etwas Grundlegendes verändert, außer vielleicht dies,<br />
dass man das eigene Leben mit anderen Saugen betrachtet und dabei Gott in den Blick<br />
nimmt und ihm dankbar ist.<br />
Amen.